Private Lessons von Mopsbacke (SS/HG; Snamione; wie ihr's auch immer bezeichnen mögt ;)) ================================================================================ Kapitel 10: Kapitel 10: Lektion 1: Disziplin. --------------------------------------------- Kapitel 10: Lektion 1: Disziplin “Wirksames Gegenmittel bei schlimmen Wunden und Verletzungen?“ „Diptam, Sir.“ „Flubberwurmschleim…“ „…dient zum Andicken von Zaubertränken“ „Der mächtigste aller Liebestränke?” „Amortentia, Sir.” „Wirkung des Gregor-Zaubertranks?“ „Er bewirkt, dass der Trinkende denjenigen, der ihm den Trank eingeflößt hat, für seinen besten Freund hält, Sir.“ „Eine Zutat, die in allen Wahrheitselixieren vorkommt?“ „Jobberknoll-Federn, Sir.“ „Zutaten des Tranks der lebenden Toten?“ „Fein gehackte Affodillwurzel, als Sud zerkochtes Wermut, Saft einer Schlafbohne und Baldrianwurzel, Sir.“ Diese Befragung glich mehr einem Kreuzverhör als einer Nachhilfestunde. Und obwohl Hermine sämtliche Fragen, die Snape stellte, beantworten konnte, fühlte sie sich mächtig unbehaglich. Oder eher ohnmächtig. Sie saß auf einem klapprigen Stuhl in der Mitte seines Büros, das genauso kalt und feucht war, wie sie es sich immer vorgestellt hatte – und wie es damals gewesen war, als sie ganz unvermittelt zu ihm gekommen war und ihn zusammengeschrien hatte. Eine kleine flackernde Lampe hing über ihrem Kopf und spendete nur spärliches Licht. Sie hatte die Hände in den Schoß gelegt, hielt den Kopf gesenkt und den Blick auf den Boden gerichtet. Snape lief mit einem kleinen, schwarzen Buch in der Hand um sie herum und stellte seine Fragen: Sie schossen aus ihm heraus, nicht als einfache Worte, sondern mehr wie Pfeilspitzen, die nach einer Lücke in ihrer Verteidigung, in ihrem Wissen suchten. Hermine war sich ziemlich sicher, dass er seine Fragen nicht aus dem Buch ablas, sondern dass sie ihm einfach einfielen und er sie nach Lust und Laune stellte – egal, ob es jemals Stoff der Zaubertrankklasse gewesen war oder nicht. Sie könnte sich jedes Mal in die Zunge beißen, wenn sie sich dieses unterwürfige „Sir“ sagen hörte. Es klang so falsch… Doch sie hatte sich irgendwo tief in ihrem Unterbewusstsein dazu entschieden, es hinter jeden Satz zu klemmen. Ganz automatisch, alles ganz automatisch. Automatisch kamen die Antworten aus ihr herausgeschossen, automatisch wurden sie mit einem ‚Sir’ versehen, automatisch stellte Snape eine neue Frage, automatisch wurde auch die beantwortet und mit ‚Sir’ versehen. Eine ganz automatische Nachhilfestunde, die eigentlich mehr wie ein Test war. Ein sehr, sehr unangenehmer, quälender Test. Eine Foltermethode. Die Minuten strichen nicht weniger quälend, zäh und langsam dahin. Pro Minute drei Fragen oder mehr. Ständige Angriffe, permanente Abwehr… Hermine fühlte, wie ihre Hände unvermeidbar schwitzten und sie sich selbst fest auf den Stuhl presste, als hätte sie Angst, jeden Moment davon losgerissen zu werden. Als könnte Snape jede Sekunde auf sie zustürmen, um ihr etwas anzutun… natürlich würde dann auch ein Klammern an den Stuhl nicht helfen… vielleicht nicht einmal ein Zauberstab. Manchmal war ihr, wenn sie eine Sekunde oder weniger zögerte, als würde Snapes kalter Blick sie streifen und direkt in sie hineinsehen… als würde er ihre Gedanken zu lesen. Also beschloss sie, nicht zu denken. Jedenfalls nichts Persönliches. Keine kleinen rosa Herzchen, die in ihrem Kopf mit Engelsflügeln versehen waren, um munter umherzuschweben. Keine grauen Gewitterwolken, die ihren Frust und Kummer ausdrückten. Keine einzige Emotion sollte in ihren Kopf hinein schlüpfen. Sie rief die Antworten ab wie von einer Datenbank, einer alles umfassenden Datenbank des Wissens. Sie hatte die leise Hoffnung, dass, wenn sie jetzt alle Fragen beantwortete, sie ihm keinen Anlass gab, sich über sie zu beschweren, sodass sie nie wieder – n i e w i e d e r - zu einer Nachhilfestunde bei Snape kommen musste. Hermine hatte Snape schon beim Betreten des eiskalten Kerkerraumes genau gemustert, und sie wusste, dass Snape es ihr gleich getan hatte. Er sah eigentlich aus wie immer; die kalten, schwarzen Augen sprühten nur so vor Abneigung und seine ganze Ausstrahlung bedeutete ein großes: „Ich wäre gerade lieber irgendwo anders und habe absolut keinen Bock auf die Sache“. Seine Haare lagen genauso fettig wie immer auf seinen Schultern und fielen strähnenweise in sein bleiches Gesicht. Aber was hatte Hermine denn auch erwartet? Dass er sich für den heutigen Tag extra gewaschen und gekämmt hatte, oder sogar ein paar kleine Spangen und Blümchen im Haar trug? Das hätte die ganze Sache nur noch gruseliger gemacht… Und so wurde Frage um Frage beantwortet, und Hermine fragte sich, wann es wohl endlich vorbei sein würde und wann Snape sich wohl endlich langweilen würde. Hätte er nicht schon längst einsehen müssen, dass Hermine gut genug war und ausreichend vorbereitet, dass Snape keine Chance gegen sie hatte? Oder war sie es, die chancenlos war? „Warum sind Sie hergekommen?“ Mit dieser einen winzigen Frage – mit vier simplen Worten, mit 23 Buchstaben und einem Fragezeichen - brach Snape Hermines Abwehr das Genick. Und ihrem sowieso instabilen Selbstvertrauen ebenfalls. Hermines Hirn schien länger als sonst zu brauchen, um das Gehörte zu verarbeiten. Was sollte das? Das hatte doch rein gar nichts mit Zaubertränken zu tun! Wie konnte er es wagen, vom Thema abzuweichen. Doch Hermine hätte sich schon selbst für einen Dummkopf halten können, wenn sie davon ausgegangen war, dass er es ihr so angenehm wie möglich machen würde. „Wie bitte?“, fragte sie vorsichtig, nachdem sie die erste Verblüffung überwunden hatte und langsam wieder das Gefühl hatte, atmen zu können. „Warum sind Sie hergekommen?“, wiederholte Snape, und es war beeindruckend wie er es schaffte, es genau in demselben Tonfall wie zuvor zu sagen. Er tat ihr nicht einmal den Gefallen, den Satz umzustellen oder andere Worte zu verwenden, weshalb Hermine sich unglaublich hilflos und dumm vorkam. „Weil…“, Hermine fand die Antwort so einleuchtend, dass ihr schleierhaft war, wie Snape überhaupt danach fragen konnte, „Professor McGonagall gesagt hat, ich solle Nachhilfe bei Ihnen nehmen…“ Ihre Stimme war leise und Hermine schämte sich dafür, dass sie so eine einfache Frage nicht selbstbewusster beantworten konnte. Es war, als ob sie, sobald es zu Privatangelegenheiten käme, völlig hilflos war – und irgendwie war es ja auch tatsächlich so. Hier ging es nicht mehr um auswendig gelernte und verinnerlichte Phrasen und Antworten… Die Antwort schien Snape nicht im Geringsten zu befriedigen. Er lupfte eine Augenbraue und starrte sie unverwandt an, als ob er auf eine Fortführung dieser Antwort wartete. Doch Hermine fiel nichts ein, was sie noch hätte anfügen können, also senkte sie den Kopf und starrte auf ihre weißen Hände, die in ihrem Schoß ruhten. Jeder Lehrer der alten Schule wäre stolz auf sie gewesen… sie hatte eine perfekte Sitzhaltung, die Füße hinter die Stuhlbeine, die Hände im Schoß gefaltet, saubere Fingernägel, keine Aufmüpfigkeit, nur schier unendliches Wissen und optimale Vorbereitung. Das ideale Vorbild der femininen Demut. Snape hingegen schien nichts von dem auch nur ein bisschen zuzusagen. Es schien ihn vielmehr nur aufzuregen. Sie mochte all seine Fragen bezüglich Zaubertränke mit Bravour beantwortet haben, doch die eine Frage, auf die er wirklich eine Antwort haben wollte, eine ehrliche, spontane, eine, die nicht aus irgendeinem Buch abgelesen werden konnte, hatte sie so dürftig beantwortet, dass er dachte, er könne jeden Moment ausrasten und einige Wörter durch den Raum schleudern, für die er sich später entschuldigen müsse. Und auf Entschuldigungen hatte Snape erst recht keine Lust. Noch weniger als auf unterwürfige Schülerinnen, die ihm seine kostbare Zeit stahlen. Da hatte er doch lieber ein paar aufmüpfige, verdorbene Schülerinnen, denen er saftige Strafen aufbürden und ihren Häusern bis zum Gehtnichtmehr Punkte abziehen konnte. Für einen kurzen Moment schloss Snape die Augen und Hermine hörte ihn deutlich ausatmen. Sofort stellten sich ihre Haare auf. „Gehen Sie jetzt.“ Diese Information wurde so schnell verarbeitet, dass Hermine schon stand, bevor die letzte Silbe Snapes Mund verlassen hatte. Es war eine solche Erleichterung, dass sie sich fühlte, als ob eine tonnenschwere Last von ihren Schultern gehoben worden wäre und sie nun endlich leicht genug war, um in den Himmel zu steigen, anstatt langsam von Snape in die Höhle gezogen zu werden… jetzt war endlich alles vorbei, die Erlösung war so nah. Hermine wäre am liebsten auf die Knie gefallen und hätte vor Glück geweint, dass sie das alles nun nicht länger durchstehen müsste, doch diese Blöße wollte sie sich nicht vor Snape geben. Sie würde nie wieder vor ihm weinen. Nicht, wenn es sich vermeiden ließ. Vielleicht noch einmal. Und dann nur, wenn es Freudentränen wären. An seinem Grab vielleicht oder so. Ihre Füße fühlten sich seltsam taub an, sodass es sich etwas merkwürdig anfühlte, als sie zur Tür schritt. Fast so, als wolle ihr Körper ihr nicht ganz gehorchen. Sie wollte gerade die Hand zur Tür ausstrecken, zur Tür, die heraus aus diesem Elend führte, als eine ganz bestimmte Person, die zufälligerweise auch noch in diesem Raum war, ihre Euphorie bremste und sie selbst gleich noch dazu. „Ihre nächste Nachhilfestunde findet nächste Woche zur selben Zeit statt.“ „Aber...!“ Das Wort rutschte Hermine so schnell über die Lippen, dass sie es nicht mehr aufhalten konnte, so überrascht und empört war sie. Doch sie fing sich schnell wieder… „Ja… ist in Ordnung.“ Am liebsten hätte sie sich direkt übergeben. Hier und jetzt. Sie riss sich zusammen und verschob das auf später. Und auf einen anderen Ort. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)