Micha von Terrormopf ================================================================================ Kapitel 23: Tea-Time -------------------- Hallo =) Erst einmal: Es tut mir leid, dass ich nicht auf alle Kommentare antworten konnte, aber ich war ab Dienstag nicht mehr zu Hause und habe es erst jetzt wieder geschafft ins Internet zu kommen. Also bedanke ich mich jetzt noch einmal recht herzlich für die vielen Kommentare, ihr seid toll! *allen einen Keks geb* Und dann noch ein Wort zum Titel: Ich bin ja eigentlich grundsätzlich gegen englische Titel, aber die Tey-Time gibt es im Deutschen nun einmal nicht... Nun aber viel Spaß =D Es war Samstag. Es lag Schnee. Und Micha stapfte neben Gero in voller Snowboardmontur, mit Brett unter dem Arm, den kleinen Hang am Heiligenberg hinauf. Micha hatte ja mit dem Seillift fahren wollen, doch Gero hatte gemeint, dass das noch nichts für die ersten Versuche war. Und nachdem sie den halben Berg hinaufgestiefelt waren, fragte sich Micha, wie er sich hatte dazu überreden lassen können. Und weswegen seine Eltern ausgerechnet jetzt mal nicht die Spießer raushängen lassen mussten. Gero stoppte bei der kleinen Geraden und Micha tat es ihm gleich, sah sich um, sich nicht ganz wohl in seiner Haut fühlend, denn außer ihnen schienen hier nur kleine Kinder zu üben. Gero jedoch klopfte ihm aufmunternd auf die Schultern und grinste: „Mach dir nichts draus, jeder fängt mal klein an.“ Warum mussten ihm auch noch die Sachen von Bennes kleinem Bruder so gut passen? Das grenzte doch schon an eine Verschwörung gegen ihn. „Jetzt schnall dir erst mal dein Brett an“, sagte Gero gelassen und legte sein eigenes sicher in den Schnee, mit der Bindung nach unten, sodass es keinesfalls Gefahr lief den Hang hinunterzurutschen. Seufzend ließ sich Micha daraufhin in den Schnee fallen und bemühte sich, die Bindungen über den Schuhen festzuschnallen, was sich jedoch als recht schwierig erwies, weil er noch die dicken Handschuhe trug. Gero neben ihm stöhnte entnervt auf, kniete sich vor ihm in den Schnee, zog sich die Handschuhe mit den Zähnen aus, behielt sie zwischen diesen und schloss Michas Bindungen nun selbst, wobei er es sich jedoch offensichtlich nicht verkneifen konnte noch einen Kommentar zum Besten zu geben: „Wenn man dich zum Freund hat, braucht man echt keine kleine Schwester mehr!“ Dann richtete er sich wieder auf und zog sich die Handschuhe wieder an. „Also los, aufstehen!“ Micha allerdings konnte diesem Befehl nicht folgen, egal wie sehr er sich anstrengte, denn dass die Füße auf diesem Brett befestigt waren, war ihm vollkommen fremd und es brachte seinen Gleichgewichtssinn vollkommen durcheinander. Nach dem dritten Versuch erbarmte sich Gero erneut und streckte ihm die Hände entgegen, die der Blonde dankbar ergriff und sich von Gero auf die Beine ziehen ließ. Auch das Stehen war schwerer als erwartet und er war heilfroh, dass Gero ihn nicht sofort wieder losließ. Doch der sagte ihm, ihm fest in die Augen blickend: „Du versuchst jetzt mal das Hügelchen hier herunter zu fahren, zu rutschen, was auch immer du willst, Hauptsache dich haut’s nicht auf die Fresse.“ Damit ließ er Micha los und trat einen Schritt zur Seite. Der allerdings dachte im ersten Moment gar nicht daran diesen von hier oben viel zu steilen und langen und hohen Abhang hinab zu fahren, sondern blieb, wie angewurzelt, stehen. „Was is jetzt?“, hakte Gero genervt nach. Micha warf ihm einen scheuen Blick zu und fragte: „Und was ist, wenn ich doch hinfalle?“ „Keine Ahnung, wenn du Pech hast, brichst du dir was, wenn du Glück hast, passiert gar nichts. Allerdings bezweifle ich, dass du es schaffst, dir auf diesem Hügelchen was zu brechen.“ „Nichts ist unmöglich“, gab Micha etwas beleidigt von sich, woraufhin Gero ihn nur anfuhr: „Jetzt hör auf Toyota Slogans zu zitieren und beweg deinen Arsch den scheiß Hügel runter! Wird’s bald oder muss ich nachhelfen?“ „Nein!“, rief Micha auf und fand sich im nächsten Moment in Bewegung wieder. Ob er nun selbst losgefahren war, oder Gero ihn angeschubst hatte, konnte er nicht ausmachen, allerdings rutschte er nun auf der hinteren Kante den Berg hinunter. Eigentlich klappte es ganz gut, vielleicht sollte er doch mal eine Kurve probieren? So verlagerte er vorsichtig etwas mehr Gewicht auf sein linkes Bein und drehte so langsam es ging, das Board. Allerdings nahm dieses immer mehr Geschwindigkeit auf, je paralleler es zum Berg stand und dann überrollte ihn Panik. Er wollte dieses verfluchte Brett nur noch anhalten! Was wäre denn, würde ihm nun ein Eisbrocken darunter geraten? Hastig versuchte er das Bord weiter zu drehen, sodass es um 180 Grad gedreht war, doch anstatt dass er die Kurve ganz schaffte, verkantete sich nun sein Board und er stürzte, schlug einen Purzelbaum und landete Bäuchlings auf dem letzten Stück Hang, den er noch herunterrutschte, bis er endlich liegen blieb und ein gequältes „Au.“ von sich gab. „Alles OK?“, vernahm er nun Geros Frage und zwang sich, sich auf den Rücken zu drehen. Allerdings musste er dafür auch wieder enorm Schwung aufbringen, damit er die Beine hoch genug bekam. Langsam und etwas benommen schnallte er sein Board ab, erhob sich und stapfte, wie schon zuvor, den Berg hoch. Sich in diesen riesigen Stiefeln zu bewegen war schon eine Kunst für sich, aber damit auch noch Berge hinauflaufen oder ein Snowboard steuern… Micha bezweifelte, dass er es jemals lernen würde. „Sag mal?“, fragte er, als er schnaufend wieder neben Gero stand und sich die Mütze vom Haupt nahm, sodass seine nun strubbeligen blonden Haare zum Vorschein kamen, woraufhin Gero die Sonnenbrille etwas hob und erwartungsvoll zu ihm hinabblickte. „Wie kommt es eigentlich, dass ich, jedes Mal, wenn ich mit dir zusammen bin, mit blauen Flecken nach Hause komme?“ Gero lachte daraufhin allerdings nur auf und entgegnete, die Sonnenbrille wieder an ihren Platz schiebend: „Jedes Mal ist aber übertrieben und jetzt hopp, Mütze wieder aufsetzen und Snowboard anschnallen!“ Seufzend leistete Micha seiner Aufforderung Folge und versuchte diesmal selbst aufzustehen, was ihm auch fast gelang, doch konnte er sich kaum halten. Glücklicherweise griff sich Gero allerdings seine Handgelenke und als Micha erstaunt aufsah, erklärte er: „Pass auf, wir versuchen das jetzt anders, weil du nach dem dritten mal Hinfallen wahrscheinlich eh aufgeben wirst.“ „Und wie?“, fragte Micha, der es nicht ganz schaffte die Unsicherheit aus seiner Stimme zu verbannen. „Ich halt dich fest und ‚schleudere’ dich um die Kurven. Glaub mir, das funktioniert!“ Micha hatte gar nicht mehr die geringste Chance etwas zu erwidern, denn Gero zog ihn schon in Richtung Abhang. Am liebsten hätte er geschrieen, aber damit hätte Gero ihn doch wieder nur aufgezogen, so biss er sich stattdessen auf die Lippen und ließ Gero fürs Erste die Arbeit tun. Eigentlich war es ganz angenehm; er musste nicht bremsen, nicht beschleunigen, einfach nur Geros Handgelenke umklammert halten, während er nervös auf sein Board linste. „Gut und jetzt ’ne Kurve!“, rief der Größere, offensichtlich schon ganz schön außer Atem. „Bereit?“ Erschrocken sah Micha daraufhin auf und schüttelte energisch den Kopf, aber Gero ließ ihm keine Wahl, sondern lenkte ihn ein wenig ein, sodass er mehr Fahrt aufnahm und schließlich kam es Micha vor, als schleuderte Gero ihn schier um die Kurve. Aber es funktionierte und er stand noch. Freudig strahlte er Gero an und der grinste zurück: „Na, wie war deine erste Kurve? Bock auf ’ne zweite?“ Und wieder ließ er dem Blonden nicht die Zeit zum Antworten, sondern drehte ihn, dass er schneller wurde, allerdings wartete er diesmal länger, bis er Micha um die Kurve lotste. Aber nach der Kurve war das Hügelchen zu Ende. „Ich bin Snowboard gefahren!“, keuchte Micha und konnte es kaum fassen. Zwar hatte er Geros Hilfe benötigt und selbst eigentlich nichts dazu beigetragen, dennoch war es ein sagenhaftes, nahezu atemberaubendes Gefühl gewesen. Gero jedoch riss ihn von seiner Wolke hinunter und sagte: „Na dann kannst du mich ja jetzt wieder loslassen und es von ganz oben probieren.“ „Von ganz oben?“ Gero nickte. „Das schaff ich nicht!“ Dennoch ließ er den Anderen langsam los und begann die Bindungen zu lösen. „Wie oft muss ich dir eigentlich noch sagen, dass du die Fresse halten sollst und dass du das schaffst?“ „Offensichtlich noch öfter“, murrte Micha, gerade noch so laut, dass Gero es hören konnte, doch alles was der daraufhin tat, war, hinter ihn zu treten und ihn, die Faust im Nacken, anzuschieben. Als es schon wieder später Nachmittag war, ließ sich Micha erschöpft auf den Beifahrersitz Geros Wagen fallen und überließ dem das Verstauen der Boards. Er fühlte sich wahrlich wie gerädert und wusste schon, dass er morgen unglaublichen Muskelkater haben würde. Dennoch hob er schlaff die Hände, zog sich die Handschuhe und dann die Mütze aus. Durch die Tatsache, dass er noch einige Male gestürzt war, waren einige Haarstränen nun zerzaust und aneinandergeeist. Ächzend lehnte er sich nach vorne und griff in den Fußraum, in den er die Thermoskanne, die ihm seine Mutter, mit heißem Tee gefüllt, mitgegeben hatte; offenbar in weiser Voraussicht. So schraubte er den Deckel ab, öffnete den Verschluss und goss sich die dampfende Flüssigkeit ein, woraufhin er vorsichtig daran nippte, um sich den Mund nicht zu verbrennen. Dann setzte sich Gero neben ihn, zog sich ebenfalls die Mütze ab, Handschuhe hatte er schon keine mehr an, fuhr sich durch die liegenden Haare, bis er nach dem dampfenden Becher-Deckel in Michas Hand griff, diesen an sich nahm und ihn austrank. Dann reichte er ihn an den Blonden zurück und sagte: „Danke, Kurzer.“ Er ließ den Motor an und fuhr gemächlich los. Es herrschte Stille und Micha wärmte sich die Hände am Tee, den er sich erneut ausgeschenkt hatte. Schließlich rang er sich doch zu einem milden Lächeln durch und sagte leise: „Also so dumm hab ich mich doch gar nicht angestellt, oder?“ „Für deine Verhältnisse wirklich nicht… Gib mir noch mal ’nen Schluck Tee“, erwiderte er und hielt Micha erwartungsvoll die Hand hin. Der seufzte und überließ Gero den Becher. „Warum bist du eigentlich nicht gefahren?“ „Was hätt’s mir auf dem Hügelchen gebracht? Da wart ich lieber auf nächstes Wochenende und boarde ordentlich im Fun Park; da gibt’s dann anständige Halfpipes, Kicker und so weiter.“ „Oh Gott! Ich glaube, nächstes Wochenende werde ich sterben!“, stöhnte Micha, doch Gero lachte auf und entgegnete: „Nun stell dich nicht so an, das wird schon klappen. Außerdem fahren wir beide nächste Woche noch mindestens zwei Mal zum Üben und dann passt das.“ Vor dem Übungshang hatte Micha auch keine Angst mehr; was ihm Angst machte, war das Wort Kicker, da er nicht umhin konnte an Ellas Worte zu denken, als sie von Geros Verletzungen gesprochen hatte. „Gib mir bitte noch mal ’n Schluck Tee.“ Micha tat abwesend wie ihm geheißen und als Gero einen Schluck getrunken hatte, reichte er Micha den halbvollen Becher wieder und machte Musik an. Ich hoffe, es hat gefallen, lG, Terrormopf =) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)