Micha von Terrormopf ================================================================================ Kapitel 8: Kalte Wickel und Zitronentee --------------------------------------- Hallo^^ Ich muss zugeben, dass ich mich recht lange nicht mehr hier gemeldet habe und es tut mir leid uû Aber ich war mir nicht ganz sicher, ob ich dieses Kapitel so, in der Form, hochladen konnte. Jetzt habe ich mich dazu entschlossen und wünsche euch viel Spaß ^__^ ____________________________________________________________________________________ Das angenehm warme Wasser plätscherte auf seinen geschundenen Körper und wärmte seine verfrorenen Gliedmaßen wieder auf. Er griff nach dem Shampoo, das da stand und wusch sich gründlich die Haare. Das Bad war durch das heiße Wasser von Nebelschwaden durchzogen und die Luftfeuchtigkeit musste mindestens bei 90 Prozent liegen. Plötzlich wurde der Duschvorhang ein wenig zur Seite geschoben und eine Person streckte ihren Fuß prüfend hinein. Micha bemerkte es nicht, bis eine Stimme hinter ihm erklang: „Na, mein Bärchen? Wie wäre es zur Begrüßung mit einer Nummer unter der Dusche?“ Erschrocken drehte er sich um und konnte das Bein sehen, das sich in die Dusche gestellt hatte. Nicht fähig zu sprechen beobachtete er, wie nun auch der Rest der Person in die Dusche kam. Es war eine blonde, junge Frau, durchaus sehr hübsch und ihre Stimme hatte sinnlich lüstern geklungen, doch als sie nun entsetzt in sein Gesicht starrte, kreischte sie schrill auf und versuchte verzweifelt ihre Blöße zu bedecken. Abrupt lief Micha puterrot an und drehte sich blitzschnell um, während er um Entschuldigung bat und sich die Augen zuhielt. Beide noch etwas rot im Gesicht, saßen sie sich am Esstisch gegenüber und wagten es nicht die Blicke zu heben. Eine peinliche Stille war eingetreten. Gero war offensichtlich nicht zu Hause. Schließlich unterbrach die Blonde diese Stille: „Wer bist du eigentlich, dass du bei meinem Freund duschst? Ich kenne dich nicht, also kannst du nicht aus seiner komischen Clique stammen…“ „Ich heiße Micha“, erwiderte er schüchtern und schielte nach oben. Sie sah ihn nun doch forschend an. Das war also die Freundin Geros, Elena. „Und was machst du hier, Micha?“, erkundigte sie sich weiter, doch bevor er antworten konnte, sprang er auf, lief in die Küche und riss sich ein Stück der Küchenrolle ab. Gerade noch im letzten Moment, denn nur einen Augenblick später nieste er heftig. Und noch einmal und noch einmal. Er konnte gar nicht mehr aufhören und bekam kaum noch Luft, außerdem herrschte ein grausamer Druck auf seinen Ohren, der einen penetranten Tinnitus und ein Übelkeit erregendes Schwindelgefühl zur Folge hatte. Elena hatte sich, so wie Gero es zu tun pflegte, in den Türrahmen gelehnt, mit den Armen vor der Brust verschränkt, und musterte ihn mitleidig. „Armer Junge; hast du dich erkältet?“ Aus tränenden, verquollenen und geröteten Augen sah Micha sie an, das Küchentuch immer noch vor der Nase, aber Gott sei dank nicht mehr niesend, und nickte kaum merklich. „Am besten, ich mache dir eine heiße Zitrone und du erzählst mir solange, wie du an Gero geraten bist.“ Erneut nickte Micha, putzte sich noch einmal ausgiebig die Nase und warf das durchgeweichte Tuch dann weg. Für ein paar Minuten sah er ihr zu, wie sie mit den Zitronen hantierte - hatte Gero die etwa auch neu gekauft? - und begann dann mit sehr heiserer und kaum noch hörbarer Stimme: „Vorgestern hab ich Gero gefunden, als er betrunken war… da hab ich ihn nach Hause gebracht und bin hier eingeschlafen. Gestern ist dann die Erkältung gekommen und Gero wollte mich nicht gehen lassen.“ „Betrunken?“ Elena drehte sich zu ihm um, das gefährlich aufblitzende Messer noch in der Hand umklammert, und funkelte ihn an. „Wie betrunken?“ Micha wich einen Schritt zurück. Hätte er das nicht sagen sollen? „Nicht soo sehr…“, versuchte er den Rothaarigen herauszureden und betonte das ‚So’ besonders. „Lüg mich nicht an.“, fauchte Elena scharf und drehte sich wieder um. „Er lag doch irgendwo bewusstlos in der Ecke, stimmt’s? Schlafend wie ein Baby!“ Daraufhin schwieg Micha. Und aus ihrem Seufzen deutete er, dass sie sein Schweigen richtig gedeutet hatte. „Na der soll mir nach Hause kommen!“, zischte sie und fügte dann leicht geladen an Micha gewandt hinzu: „Und du gehst jetzt endlich mit den nackten Füßen von den kalten Fliesen runter, schließlich bist du schon krank!“ Er erwiderte nichts, sondern tapste aus der Küche, während sie weiter sprach: „Setz dich an den Esstisch, die Zitrone ist gleich fertig und dann mach ich dir noch ein Fußbad, damit deine Füße, die du dir gerade selbst unterkühlt hast, wieder auftauen. Hach, was sich Gero doch immer für leichtsinnige Freunde anlacht!“ Der letzte Satz war mehr an sie gerichtet, als an Micha, der inzwischen auf einem der großen, gepolsterten Holzstühle Platz genommen hatte. Sie hatte ihm eine Tasse mit einer trüben, dampfenden Flüssigkeit unter die Nase gehalten und eine Kanne auf den Tisch vor ihm abgestellt. „Trink!“, forderte sie ihn forsch auf und ging dann wieder in die Küche, um das Fußbad, das sie ebenfalls schon vorbeireitet hatte, zu holen. Er nahm einen großen Schluck und verzog anschließend das Gesicht. Es war sauer! Es war, als beiße er in eine pure Zitrone. Außerdem hatte er sich die Zunge verbrüht. Schon kam sie wieder mit einer Schüssel dampfenden Wassers in Händen, die sie ihm vor die Füße stellte mit der Aufforderung: „Jetzt stell deine Füße da rein.“ Nun doch etwas vorsichtiger tippte Micha mit dem großen Zeh ins Wasser, zog ihn allerdings gleich zurück und murmelte: „Das ist aber zu heiß…“ „Ach, papperlapapp! Das muss so heiß sein, sonst bringt es nichts! Also keine Widerworte, sondern Augen zu und durch!“ Mit aufeinander gepressten Lippen stellte er seine Füße in das heiße Wasser und versuchte es auszuhalten, doch er hatte das Gefühl auf glühenden Kohlen zu stehen und zog seine Füße so schnell es ging wieder heraus. „Aua, aua, aua! Das ist so heiß!“, jammerte er und strampelte leicht mit den Füßen, um sie zu kühlen. „Dann warte eben noch einen Moment, trink deine heiße Zitrone aus und stell sie dann ins Wasser. Herrgott, normalerweise sind Geros Freunde doch nicht solche Waschlappen…“ Ob sie wusste, dass sie den letzten Satz laut ausgesprochen hatte? Micha tat, als hätte er ihn nicht vernommen, schließlich stimmte es ja, er war wirklich sehr wehleidig, trank, sich bemühend keine Miene zu verziehen, das Glas in einem Zug aus und stellte danach, die Zähne eisern aufeinander beißend, die Füße wieder ins Wasser. Er hielt den Atem an, doch nach ungefähr einer Minute hatte er sich daran gewöhnt und es war ein herrliches Gefühl; diese Wärme, die seine Füße umgab und langsam in den Rest seines Körpers kroch. „Danke, Elena.“, flüsterte er. Auch wenn er anders gewollt hätte, seine Stimme taugte nicht zu mehr als zu dieser leisen Tonlage. Die Blonde winkte allerdings ab und entgegnete: „Nicht der Rede wert und nenn mich doch Ella.“ Mit diesen Worten erhob sie sich und erklärte noch, als sie aus der Tür ins Treppenhaus ging: „Ich werd mal hochgehen und mich ein wenig frisch machen…“ Dann war sie auch schon verschwunden. Er blieb regungslos; plätscherte nur ein wenig mit den Füßen in dem nun wohlig warmen Wasser. Das Geräusch wirkte beruhigend auf ihn. Wieso war sie eigentlich vorhin zu ihm ins Bad gekommen? Hatte sie ihn tatsächlich für Gero gehalten? Wahrscheinlich. Wahrscheinlich war sie ins Haus gekommen und hatte dann das Plätschern der Dusche vernommen. Wahrscheinlich hatte sie angenommen, dass es Gero war, da er sonst nirgendwo im Haus aufzufinden war. Wahrscheinlich hatte sie sich dann ins Bad geschlichen und seine Silhouette hinter dem Duschvorhang und durch die Nebelschwaden für die Geros gehalten. Wahrscheinlich hatte sie dann leicht in sich hinein gekichert, sich geräuschlos ihrer Kleidung entledigt und war dann zu ihm in die Dusche gekommen… Das Klicken der Wohnungstür, als sie sich öffnete riss ihn aus seinen Gedanken. Im nächsten Moment streckte Gero den Kopf durch die Tür und sah sich aufmerksam um, nachdem er den ganzen Raum unters Visier genommen hatte, atmete er erleichtert auf und trat hastig ein. Er würdigte Micha keines Blickes, sondern huschte zur Küchentüre, öffnete diese einen Spalt breit und sah sich auch in der Küche misstrauisch um. Schließlich schloss er die Tür wieder, sah unglaublich erleichtert aus und wandte sich doch Micha zu: „Puh, sie ist noch nicht da… Na? Fertig geduscht? Und hast dir ’ne Heiße Zitrone und ’n Fußbad gemacht, wie ich sehe… Moment, das macht sie doch immer, wenn ich erkältet bin… ist sie etwa doch…?“ Er schaffte es nicht mehr seinen Satz zu beenden, denn er wurde durch ihre säuselnde Stimme hinter ihm unterbrochen: „Oh Bärli… Mein Bärli…“ Es klang eher nach dem Singsang eines Horrorstreifens und Geros Gesichtsausdruck entgleiste. Mit flehenden Augen sah er Micha an und formte mit den Lippen die Worte: „Sag, dass sie nicht hinter mir steht!“ Doch eben das tat sie und als sie die Hand sanft auf seinen Oberarm legte, drehte er sich mit einem sehr gequälten Lächeln zu ihr um und begrüßte sie: „Mein Schatz! Du bist schon zu Hause?“ Micha lief es kalt den Rücken hinunter; was war das für eine Person, die es schaffte Gero so in Bedrängnis und Angst zu versetzen? „Ja, Bärli. Und ich war sehr erstaunt den Kleinen da in der Dusche vorzufinden und nicht dich“, lächelte sie weiterhin kindlich unschuldig; auch ihre Stimme glich der eines kleinen Mädchens. Gero warf Micha einen undefinierbaren Blick zu, teils stinksauer, teils hilfesuchend, wandte sich dann aber wieder seiner Freundin zu und erklärte: „Ja, ich weiß, ich hätte es dir sagen sollen, es tut mir leid. Aber eigentlich dachte ich, dass ich zu Hause bin wenn du da bist und dir dann alles…“ Abermals ließ sie ihn nicht ausreden, sondern flötete weiter: „Und dann habe ich mich ein wenig mit ihm unterhalten. Auch über dich…“ Nun war der Blick, den Gero Micha zuwarf nur noch panisch und angsterfüllt. „Er sagte, er habe dich vorgestern betrunken aufgelesen…“ „Nein! So war das nicht, glaub mir!“ Gero sah wieder verzweifelt seine Freundin an und versuchte sich herauszureden, doch sie übertönte ihn: „Du weißt, was das bedeutet?“ „Nein! Elena! Alles, nur das nicht! Tu mir das nicht an!“ Geros Stimme klang so verzweifelt, wie Micha sie noch nie vernommen hatte. Gut, er hatte Gero noch nie verzweifelt gesehen, oder gehört, doch er war sich ziemlich sicher, dass nicht mehr viel fehlte, bis er auf Knien vor ihr im Staub rutschte. „Zwei Wochen keinerlei Sex, Petting oder sonst etwas, mein Bärli.“ Ihre Stimme war ebenso zuckersüß wie ihr Lächeln. Von Geros Seite war nur noch ein Wimmern zu vernehmen. So brachte man den großen Gero also ins Wanken? Zwar lief Micha leicht rot an, als er diese doch sehr intime Strafe vernahm, doch er fand es zugleich hochinteressant. „Aber das kannst du mir nicht antun! Du warst doch jetzt schon eine Woche bei deinen Eltern! Das heißt drei Wochen kein Sex! Das halte ich nicht aus! Mein Schatz, meine Ella, mein Leben! Sei nicht so grausam!“ „Kannst dir ja einen von deinen verkappten Freunden ran nehmen, wenn du’s so dringend brauchst, mir ist’s gleich!“, fauchte sie den Rothaarigen an, der inzwischen wirklich vor ihr in die Knie gegangen war und zu ihr aufsah, selbstquälerisch ihre Hände umklammert haltend. „Bitte!“ Es war ganz leise gewesen, mehr ein Winseln. „Hör gefälligst auf dich aufzuführen als wären drei Wochen Enthaltsamkeit die Welt und steh auf! Schließlich hast du’s dir selbst eingebrockt. Wir haben die klare Abmachung getroffen, dass du dich nie wieder bis zur Besinnungslosigkeit besäufst! Erinnerst du dich noch daran? Als ich im Krankenhaus neben dir saß und du fast an einer Alkoholvergiftung verreckt wärst?“ Nun brüllte sie und ihr Gesicht war wutverzerrt. Diese Frau passte wirklich zu Gero. Im Temperament stand sie ihm in nichts nach und wahrscheinlich konnte sie, trotz ihrer zierlichen Statur, ziemlich kräftig zuschlagen. „Fang doch nicht wieder damit an!“, jammerte Gero, erhob sich allerdings, wie sie es ihm geboten hatte. „Das ist doch schon so lange her…“ „Mag sein, dass seit diesem Vorfall ein Jahr vergangen ist, aber was denkst du, wie ich mich damals fühlte, als deine Großmutter ganz aufgelöst bei mir anrief und meinte, du lägst im Sterben…“ „Ich hab’s doch überlebt…“, murmelte er und streifte mit der Ferse über den Boden. „Natürlich hast du es überlebt mit deinem Dickkopf!“, blaffte sie ihn an. „Aber mir läuft es heute noch kalt den Rücken runter, wenn ich daran denken muss!“ Nun wurde ihre Stimme wieder sanfter. Sie zog ihn sich in die Arme und flüsterte mit warmer, ehrlicher Stimme: „Versteh doch, dass ich dachte, ich würde dich nie wieder sehen; dich verlieren.“ „Tut mir leid.“ Gero legte auch seine Arme um sie; in seiner Stimme war Reue mitgeklungen. Anscheinend hatte er Michas Anwesenheit wieder vollkommen vergessen. Diesem war die ganze Situation unglaublich peinlich, schließlich waren das private Details aus Geros Leben, die ihn nun wirklich nichts angingen. Als er ihr dann durch die Haare strich und zärtlich küsste wandte Micha seinen hochroten Kopf ab. „Gibt es jetzt wirklich zwei Wochen keinen Sex?“, fragte er kaum hörbar. Sie stieß ihn von sich und brüllte ihm nächsten Augenblick wieder: „Noch ein Wort darüber und es werden drei Wochen; der Kleine ist ja schon ganz verlegen!“ Sie deutete auf Micha und Gero, der sich der Anwesenheit des Jüngeren erst jetzt wieder gewahr wurde, wandte sich erstaunt zu ihm um. „Nun entschuldigt mich, die Fahrt war lang und ich wollte eigentlich noch duschen. Und du, Bärli, machst dem Jungen noch einen kalten Halswickel!“ „Aber…“, wollte der sich gerade widersetzen, da sagte sie wieder mit diesem zuckersüßen Lächeln auf den Lippen: „Keine Widerrede.“ Damit drückte sie ihrem Freund noch mal ein Küsschen auf die Wange und ging ins Treppenhaus. Als das Wort ‚duschen’ fiel, schoss dem Blöndling das restliche Blut seines Körpers in seinen Kopf und er musste unweigerlich daran denken, wie sie nackt vor ihm in der Dusche gestanden hatte. Gero schien nicht darauf zu achten, sondern rief ihr nach: „Dazu brauche ich aber ein Handtuch!“ Und als er die Tür zum Treppenhaus wieder öffnete, um eines zu holen, warf sie ihm vom oberen Stockwerk eins ins Gesicht. Als er so Micha fixierte, überkam diesen ein unangenehmer Schauer. Gero schnaubte vor Wut und sicher würde er das alles jetzt an dem Blöndling auslassen. Er schluckte schwer, als er den Zorn aus Geros Blick auf sich spürte und rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Doch Gero wandte sich ohne ein Wort zu verlieren von ihm ab und ging in die Küche. Kurze Zeit später kam er wieder hinaus, mit einem zusätzlichen Küchenhandtuch bewappnet. „Reck deinen Hals!“, befahl Gero ihm und musste sich offensichtlich arg zusammenreißen, um nicht zu brüllen. Prompt tat Micha was Gero gesagt hatte und erwartete das nun Kommende. Gero kam ihm ganz nahe und während er das Küchehandtuch um Michas Hals legte zischte er: „Wie konntest du es wagen ihr davon zu erzählen?“ Als er das eiskalte Handtuch an seinem Hals spürte, zuckte Micha unwillkürlich zusammen und zog die Schultern hoch. „Halt gefälligst still!“, blaffte der Rothaarige ihn daraufhin an und Micha drückte die Schultern nach unten und reckte seinen Hals erneut. „Es tut mir leid, ich wusste nicht, dass du… dass sie…“ Er fand nicht die richtigen Worte sich zu entschuldigen. Was hätte er auch sagen sollen? Was wollte Gero hören? Er hatte ja Recht sauer auf den Blöndling zu sein, schließlich war dieser Schuld an der Bestrafung des Älteren. Als das kalte und nasse Geschirrhandtuch um seinen Hals gewickelt war, band Gero noch das andere Handtuch darum, dass es auch ja an seinem Platz blieb. Er erwiderte nichts auf die Entschuldigung, sondern sagte mit herber Stimme: „Wenn der Wickel warm ist, dann wiederholen wir das Ganze und jetzt trink noch eine Tasse.“ Er wartete nicht auf Michas Antwort, sondern goss ihm einfach noch einmal etwas aus der Kanne in die Tasse. „Aber es ist so sauer“, flüsterte Micha und sah auf seine Füße, die im Wasserbad standen. Erstaunt sah Gero ihn an, nahm sich dann selbst die Tasse und setzte sie sich an die Lippen. Sein Gesicht verzog sich und er machte einen Spitzen Mund. „Bah! Was macht sie auch nie Honig rein?“, fragte er und schüttelte den Kopf, als könnte er dadurch den Geschmack neutralisieren. „Warte kurz“, befahl er und verschwand für einen Moment in der Küche, kam aber nach nicht einmal einer Minute wieder heraus, mit einem Löffel und Honig bewaffnet. Er schraubte das Glas auf, stach mit dem Löffel in den Honig und versenkte ihn anschließend, mitsamt dem Berg Honig, der darauf kleben geblieben war, in Michas heißer Zitrone, der schweigend zusah. Anschließend schraubte Gero das Glas wieder zu und setzte sich dem Blöndling gegenüber. Er sah Micha auffordernd an und erntete nur einen verwirrten Blick dafür. Der Jüngere hatte keine Ahnung was das sollte. Wieso hatte Gero aus seiner Tasse getrunken? War ihm das nicht unangenehm? „Ist das denn nicht ein indirekter Kuss?“, hörte er sich im nächsten Augenblick selbst fragen, doch hätte sich am liebsten dafür geohrfeigt! Was in Dreiteufelsnamen hatte ihn dazu bewegt so eine blödsinnige Vermutung auszusprechen? Gero hob erstaunt die Augenbrauen und entgegnete: „Sag mal, zermatscht dein Fieber dir jetzt schon das Hirn oder was soll der Schwachsinn? Du hast dich beschwert und ich habe probiert, also stell dich nicht so an, schließlich bin ich nicht derjenige, der schwul ist…“ „Und hast du dich jetzt nicht angesteckt?“ „Weil ich aus deiner Tasse getrunken hab?“ Gero lachte schallend auf. „Du bist ja wirklich noch bescheuerter als sonst! Jetzt trink und sei ruhig, oder willst du, dass ich mich totlache?“ Micha wusste genau, wie die Frage gemeint war, dennoch schüttelte er den Kopf. Er nahm die Tasse in beide Hände – sie war schön warm – und trank daraus. Der Honig hatte wahre Wunder gewirkt, jetzt schmeckte diese Heiße Zitrone wirklich gut… „Na, besser?“, fragte Gero, dem Michas Gesichtsausdruck nicht entgangen war. Micha nickte nur und murmelte: „Danke.“ Dann versteckte er sein Gesicht wieder hinter der Tasse. Nach einigen Minuten des Schweigens durchbrach Gero die Stille: „Ist der Wickel schon warm?“ Micha wollte diese Prozedur nicht noch einmal erleben und so schüttelte er bestimmt den Kopf. „Hör mir jetzt mal ganz genau zu, Kleiner. Denk nicht, ich mache das aus Spaß; ich mache das, damit Ella nicht noch saurer wird und außerdem ist es für dich, also stell dich nicht an und beantworte meine Frage gefälligst ehrlich! Ist der Wickel schon warm?“ Seine Stimme war leise aber angriffslustig und Micha schluckte schwer. Er dachte einen Moment darüber nach, ob er Gero noch einmal anlügen wollte, entschied sich dann aber dagegen, weil er wusste, wie zornig Gero würde, wenn er es herausfinden sollte. Also nickte er kaum merklich. Gero erhob sich daraufhin, kaum um den Tisch auf ihn zu, kniete sich vor ihm nieder und löste das Handtuch. Der Blöndling hatte den Kopf leicht in den Nacken gelegt und sah verstohlen zu Gero hinab. Jedoch konnte er nichts sehen, als dessen Rotschopf. „Und wie warm das ist, das kocht ja bald!“, sagte Gero plötzlich. „Du Idiot! Wärme ist ja gerade das, was schlecht ist, schließlich kann sich die Infektion dann am Besten ausbreiten! Du solltest überlegen aus welchen Gründen du mich anlügst!“ Mit dem Trockentuch verschwand er daraufhin in der Küche und ließ Micha etwas verwirrt zurück. Das hieß Gero war nicht sauer auf ihn, weil er gelogen hatte? „Hier, hab ich vorhin mitgebracht!“ Geros Kopf war hinter der Küchentüre aufgetaucht und er warf Micha ein Hustenbonbon zu. Der fing es, mehr schlecht als recht, auf und bedankte sich bei Gero. Er hätte niemals erwartet, dass dieser so fürsorglich sein könnte. Dieses Mal biss Micha gleich die Zähne zusammen, als Gero ihm das eiskalte Tuch umlegte, auch wenn es ihm nicht ganz gelang das Schlottern zu unterdrücken. Gero jedoch sagte nichts, sondern beugte sich zu Michas Füßen hinunter, als er mit dem Halswickel fertig war, und hielt einen Finger ins Wasser. „Viel zu kalt.“ War seine Meinung, also gebot er Micha die Füße daraus zu nehmen und einen Moment auf ihn zu warten. Micha tat gehorsam, was er gesagt hatte und vernahm aus dem oberen Stockwerk, in das Gero gegangen war seine Stimme: „Schatz, wo hast du denn diese komischen Socken, die du im Haus immer anhast?“ Das Föhngeräusch, das Micha gar nicht bewusst wahrgenommen hatte, hörte für einen Moment auf und Ella rief zurück: „Na da wo sie immer sind; in deiner Sockenschublade!“ „Danke!“ Geros Stimme. Und gleich darauf wieder: „Schatz, ich brauch ein Handtuch, lässt du mich kurz rein?“ Einen Moment später war seine Stimme wütend: „Dann eben nicht! Mach doch, was du willst!“ Er war währenddessen wieder die Treppe hinunter gekommen und brummte, als er ins Zimmer trat: „Störrische Ziege!“ Ein Handtuch hatte er dennoch in der Hand. Das warf er Micha zu, mit der Aufforderung: „Trockne dir die Füße ab!“ Micha tat, was Gero gesagt hatte und fing anschließend auch die Socken auf, die Gero ihm zuwarf. Diese zog er sich an. Seine große Schwester hatte auch immer solche Socken angehabt, als sie noch zu Hause gelebt hatte, und Micha hatte sie sich immer liebend gerne ausgeliehen, aber nun waren seitdem er seine Schwester das letzte Mal gesehen hatte schon fünf Jahre vergangen. Micha erhob sich mit wackeligen Knien und nahm die Schale mit dem Wasser, um sie in der Küche zu entleeren. „Was machst du denn jetzt schon wieder, Volltrottel?“, fauchte Gero und nahm ihm die Schüssel schlecht gelaunt ab, als er strauchelte. „Ich wollte doch nur das Wasser wegschütten. Tut mir leid.“, fügte Micha kleinlaut hinzu. „Verdammt, du machst mich wahnsinnig! Hör endlich auf dich dauernd zu entschuldigen! Das ist ja nicht zum Aushalten!“, fuhr Gero ihn daraufhin an und trug die Schüssel selbst in die Küche. „Entschuldige.“ „Schon wieder!“ Er kippte das Wasser weg, nahm sich dann einen Schwamm und Spülmittel und spülte die Schüssel ordentlich. Ein Glück, dass sie aus Metall war, denn Micha war sich sicher, dass Glas unter der Aggression Geros zersplittert wäre. „Wieso gaffst du mich eigentlich die ganze Zeit so blöd an, hä? Geh doch Fernsehen, oder ins Bett, wo ein Kranker hingehört, aber sieh zu, dass du Land gewinnst!“ Micha zuckte unter den harten Worten zusammen und lief so schnell es ging aus der Küche und Ella damit genau in die Arme. Sie schob ihn sanft hinter sich, trat in die Küche ein und sagte gelassen: „Hör auf den Kleinen so anzubrüllen, für deine Dummheit, dass du dich trotz unserer Abmachung besäufst, kann er auch nichts. Also lass deinen Frust gefälligst nicht an ihm aus.“ Micha schwindelte und er taumelte nach hinten. Glücklicherweise war da ein Stuhl, auf den er fiel. Seine Beine hatten einfach nachgegeben und ihm war für einen Moment wieder schwarz vor den Augen geworden. Gero, der das beobachtet hatte, hob skeptisch die Augenbrauen und legte den Kopf etwas schief. Daraufhin drehte Ella sich zu ihm um und sah ihn entsetzt an. Anschließend sagte sie an Gero gewandt: „Na los, jetzt bring ihn nach oben ins Bett und mach ihm noch mal einen kalten Wickel!“ Dieser verdrehte die Augen, leistete jedoch keinerlei Widerstand, sondern kam auf Micha zu, legte sich dessen Arm um seine Schultern und hievte ihn so die Treppen nach oben. Micha hatte nicht mehr die Kraft zum Gehen, sondern ließ sich einfach mitschleifen. Währenddessen brummte Gero vor sich hin. „Na toll, die hat ja echt einen Narren an dir gefressen; du hast wohl ihren Beschützerinstinkt geweckt. Wenn du ihr ein Wort darüber erzählst, wie du zu den Blutergüssen gekommen bist, dann gnade dir Gott!“ Nun waren sie im Schlafzimmer und Gero legte Micha, vorsichtiger, als der das erwartet hatte, auf das Bett. Anschließend deckte er ihn zu. Jedoch hob er noch einmal den Kopf des Kleineren und löste die Handtücher. Mit dem einen verschwand er und kam nach einiger Zeit wieder. Micha wusste, dass es jetzt wieder frisch gekühlt war, doch in diesem Moment war er zu schwach, sich zu wehren. Und so durchfuhr ihn die Kälte als Gero das Geschirrhandtuch um seinen Hals wickelte, unbarmherzig und eisig. Jetzt kam nur noch das Handtuch und dann legte Gero seinen Kopf wieder sachte zurück auf das Kissen. Freundschaftlich klatschte er dem Blöndling auf die Wange und meinte lächelnd: „Das wird schon wieder.“ Doch er hielt in der Bewegung inne, als seine Hand auf Michas Wange traf. Das Lächeln auf seinen Lippen war wie weggeblasen und erschüttert fuhr seine Hand hinauf zu Michas Stirn. „Oh mein Gott, du glühst ja!“ Micha nahm seine Stimme nur noch verschwommen wahr, genau wie seine Umgebung. „Ella! Komm schnell!“ Micha spürte etwas Kaltes auf seiner Brust, was ihn in einen unbewussten Halbschlaf versetzte. Dann wurde das kalte Etwas von seiner Brust entfernt und sein Hemd wieder hinuntergezogen. Eine ihm unbekannte Männerstimme meinte ernst: „Er hat sich eine ordentliche Erkältung eingefangen. Die nächsten paar Tage sollte er auf jeden Fall das Bett hüten. Ich lasse Ihnen noch ein Rezept da für ein fiebersenkendes Medikament; ansonsten können Sie mit den Halswickeln weitermachen und wenn er Kopf- oder sonstige Schmerzen bekommen sollte, können Sie ihm auch eine Schmerztablette geben.“ Er vernahm, wie jemand aufatmete und dann sagte Ella: „Vielen Dank, Doktor Braun, dass Sie sich extra die Mühe gemacht haben und hierher gekommen sind.“ „Nicht der Rede wert.“, gab der Mann, der eben noch gesprochen hatte, etwas verlegen zu. „Schließlich ist das mein täglich Brot.“ „Trotzdem Danke. Wenn Sie nicht da wären, wüssten wir wahrscheinlich nicht…“ Ihre Stimme war leiser geworden, hatte sich entfernt und schließlich konnte sie sie nur noch gedämpft vernehmen, aber keine Worte mehr verstehen. Langsam öffnete er die Augen und trat ins volle Bewusstsein zurück. Was er eben vernommen hatte, kam ihm nun vor wie aus einem weit entfernten Traum. Er fand sich jedoch nicht allein im Zimmer wieder; Gero wippte neben ihm auf einem Stuhl, hatte nun die Füße auf der Bettkante abgestützt und sah Micha mit einem vielsagenden Blick an. Plötzlich nahm er jedoch die Füße vom Bett, stieß hart und geräuschvoll mit den Vorderbeinen des Stuhls auf den Boden auf, lehnte sich nach vorne und flüsterte: „Bist ja endlich wieder wach, Idiot!“ „Micha!“, krächzte der Blöndling kaum verständlich. „Bitte.“ Ein klagendes, wimmerndes Flehen entwich seiner Kehle. Er hatte nicht mehr die Kraft um über diese Beschimpfungen hinwegzusehen. Würde Gero ihn noch einmal ‚Idiot’, ‚Trottel’, oder etwas in der Art nennen, würde er jämmerlich in Tränen ausbrechen. Gero biss sich auf die Lippen, offensichtlich verbiss er sich wortwörtlich einen zynischen Kommentar, sondern erwiderte nur: „Micha.“ Es klang herausgepresst, dennoch flüsterte Micha kaum hörbar: „Danke.“ „Hör zu, Micha, Ella ist los um Medizin für dich zu besorgen und ich werde solange bei dir bleiben. Also wenn irgendetwas ist, dann sag es.“ Hatte der Arzt ihnen aufgetragen ihn nicht aus den Augen zu lassen? Ihm jeden seiner Wünsche zu erfüllen? „Hast du Hunger?“, fragte Gero schließlich und sah prüfend in die trüben Augen seines Gegenübers. Dieser schüttelte nur schwach den Kopf; würde er nun etwas Essen, würde er sich mit Sicherheit übergeben müssen. Der Rothaarige seufzte daraufhin und fuhr fort zu sprechen: „Ich versteh dich ja irgendwo… wenn man krank is, hat man keinen Appetit, aber du solltest doch was Essen. Auf was hast du am Meisten Appetit?“ Micha überlegte einen Moment und sagte schließlich: „Ein Apfel.“ Ja, in der Tat; der Gedanke an einen Apfel, knackig und süß, hatte es ihm in diesem Moment angetan. „Ich hab aber keinen Apfel.“, meinte Gero etwas bekümmert. Aber Micha kümmerte es nicht. Er hätte sich schließlich auch zwingen müssen diesen zu essen. „Ist nicht schlimm.“, entgegnete er, da kam Ella reingeplatzt, mit einem Glas Wasser und einer Tablettenschachtel in der Hand. Sie sah Micha durchdringend an und fragte ihn, ob er gegen irgendwas allergisch sei; er schüttelte den Kopf. Daraufhin drückte sie ihm das Glas Wasser und zwei der Tabletten in die Hand und sagte bestimmend: „Los, schlucken!“ Ihre Stimme ließ keine Widerworte zu und so tat er wie ihm geheißen. „Hör zu, Micha.“, sagte die Blonde, als er das Glas in einem Zug geleert hatte. „Die Tabletten machen dich mit Sicherheit müde, deswegen wirst du jetzt wahrscheinlich auch gleich wieder einschlafen. Falls du heute Nacht aufwachen solltest, kannst du jeder Zeit zu uns nach unten ins Wohnzimmer kommen. Versprichst du mir, dass du es uns wissen lässt, wenn du irgendetwas brauchst? Egal wie spät es ist?“ Er nickte und ließ sich wieder in die Kissen sinken. Sie hatte Recht, diese Tabletten machten ihn wirklich müde. Oder lag es an der Krankheit? _________________________________________________________________________________ Das war also das nächste Kapitel .__." Nyo, ein paar Kommentare meinerseits: Als Erstes habe ich das Gefühl, dass geros Esstisch zum Ort der Konfliktlösung verkommen ist, schließlich sitzen sie immer da und schweigen oder reden über Probleme... wobei es glaube ich in jeder Wohnung so einen Ort gibt. Dann mag ich den Anfang total xD Außerdem muss ich sagen, dass gero ja ein ganz schöner Säufer ist, was? Aber leider gibt es eine Menge Leute die sind wie er und ich kenne auch welche uû Dass Ella sich gleich zu Anfang so reizend um Micha kümmert liegt daran, dass Geros Freunde auch ihre Freunde sind und sie eine ausgeprägte soziale Ader hat xD Zu Geros Kosenamen den Ella ihm verpasst hat muss ich sagen, dass ich einen Freund habe, den auch alle so rufen und der etspricht manchmal etwas geros Charakter; außerdem fand ich den Namen so passend, 'Bärli' xD (Wüsste derjenige davon würde ich wohl niewieder auch nur auf eine Taste der Tastatur tippen können o__o") Und Gero kommt irgendwie so rüber, als hätte er Satyriasis, aber ganz so schlimm ist es bei ihm dann doch nicht, ihm graut nur vor zwei weiteren Wochen ohne den Bettfreuden xD Und ich möschte mich bei allen Micha-Fans entschuldigen, dass Gero seinen Frust über die Strafe mal wieder an Micha auslässt; er meint es nicht so uû Das war's also von meiner Seite *Kekse an alle verteil* lG, Terrormopf^^ PS: Tut mir leid wegen der langen Nachrede uû Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)