One and a half Lovesong von -Yue (Wie alles begann) ================================================================================ Kapitel 11: ------------ Reita hatte sich nach der Nacht mit dem Gitarristen den Kopf darüber zerbrochen, was er Ruki sagen sollte, ob er sich entschuldigen oder ihn nicht direkt darauf ansprechen sollte, doch diese Frage löste sich von selbst. Er dachte es würde ihm unglaublich schwer fallen wieder normal mit dem Sänger umzugehen, aber Ruki signalisierte von sich aus wie es zwischen ihnen laufen sollte. Reita wusste nicht was Aoi dem kleinen Blonden gesagt hatte, denn nie war Ruki so souverän mit gefühlsmäßig überladenen Situationen umgegangen wie er es jetzt tat. Er verlor kein Wort über den Abend, verhielt sich die kommenden Wochen wie zuvor und fast war es so als wäre nie etwas vorgefallen. Es war wie die Ruhe vor dem Sturm nur ohne das Gefühl davon erfasst und davon gewirbelt zu werden. Denn Ruki heuchelte ihm keine Freundschaft vor, es war ihm ernst, das wusste der Bassist. Aber mit Sicherheit war es auch nur eine Frage der Zeit bis Ruki ihn zur Rechenschaft ziehen würde. Kaum hatten sie ihren ersten Plattenvertrag unter Dach und Fach, fanden sie sich auch schon in einem Haufen Arbeit wieder. Eine Single wurde aufgenommen, bearbeitet und Reita ging das Herz vor Freude über als er endlich ihren ersten Tonträger in den Händen hielt. „Und? Spürst du das Wesen der Musik? Die Seele?“, neckte Aoi den Bassisten, der die Platte nun seit gut zehn Minuten in den Händen hin und her balancierte ohne den Blick davon abzuwenden. So in Gedanken versunken schien er nicht einmal zu registrieren, dass Aoi mit ihm sprach, sodass dieser mit einem langgezogenen Seufzer neben Yune in die Polster sank. „Diese Träumer“, grinste er, doch Yune warf ihm nur einen langen, undeutbaren Blick zu. Aoi zog die Brauen zusammen. Ihm gefiel nicht wie der Drummer sich seit Tagen verhielt. Unkameradschaftlich versuchte er sich aus allem herauszuhalten was sie besprachen. Er mied die Nähe der anderen und es grenzte an ein Wunder, dass er sich hatte überreden lassen heute bei Uruha auf ihre erste Platte anzustoßen. Doch ihnen allen waren die Hände gebunden. Niemand wollte es ihm vorwerfen, denn er war zuverlässig was seine Arbeit als Musiker anging und in stillem Einvernehmen hatten sie beschlossen, dass es besser wäre abzuwarten bis Yune sich von selbst beruhigt hatte. Ein und derselbe Verdacht hatte sich bei allen eingeschlichen. Dass das heutige Auftauchen des Drummers das Fundament der Band erschüttern und das Warten ein Ende haben würde, ahnte bis zum frühen Abend niemand. „Ich spüre keinen Puls“, sagte Yune ehe er den Blickkontakt abbrach. Es kam Aoi wie eine Ewigkeit vor und Yunes Worte schienen seine Lippen so langsam zu verlassen, dass er ihre Bedeutung nur schwer erfassen konnte. Der Schlagzeuger drückte seine Zigarette im Aschenbecher vor sich aus. „Es ist keine Seele in dieser Musik.“ „Du redest von unserer Musik?“ Ungläubig hob Ruki die Brauen und auch Reita hielt in seiner Bewegung inne und schien das Geschehen um sich herum wieder wahrzunehmen. „Ganz richtig“, nickte Yune und schob den Aschenbecher mit einer geschmeidigen Handbewegung über den Tisch zu Uruha, der ihn bis zu diesem Moment schweigend beobachtet hatte. „Und was willst du dagegen tun?“, fragte er ruhig, sich sicher die Antwort zu kennen. „Ich steige aus.“ Er sagte es so unberührt, dass kein Zweifel aufkam. Yune war sich sicher. Er hatte seine Entscheidung gefällt und diese schlug ein wie eine Abrissbirne, die ein Loch in die Fassade hämmerte und Risse hinterließ, die wie geplatzte Äderchen einen feinen Schmerz hinterließen und den Raum für Sekunden in Stille tauchte bis Aoi wütend aufsprang. „Das kannst du nicht machen! Nur weil dir die Musik nicht tiefgründig genug ist?! Das ist unsere erste Single, was erwartest du eigentlich?! Wir haben noch nicht einmal richtig angefangen!“ Aufgebracht gestikulierte er mit den Armen und schnappte schließlich nach Luft, die er mit den Worten fast in einem Atemzug verbraucht hatte. Yune wirkte gelassen, so als hätte er schon mit allem abgeschlossen. Aois Ausbruch kam nicht überraschend und genauso wenig wie das Schweigen der anderen. Denn außer Aoi schien es jeder begriffen zu haben. Langsam richtete er sich auf. Nicht die Musik war der Grund, sondern Uruhas Liebe, die nicht ihm galt. Und Uruha wusste es, Reita wusste es, ja selbst Ruki war sein Stimmungswechsel nicht entgangen, seit Reita seinen Gefühlen Luft gemacht hatte. Und der Sänger müsste es ja am besten verstehen, wie es sich anfühlte abgewiesen zu werden. Aber er war selbst schuld, das wusste er. „Ich wünsche euch viel Erfolg.“ „Du kannst doch jetzt nicht einfach so abhauen!“, rief Aoi aufgebracht. Seine Wangen leuchteten rot vor Zorn. „Du hast einen Vertrag unterschrieben!“ Yune stockte in seiner Bewegung und sein Blick traf den schwarzhaarigen Gitarristen so vernichtend wie seine Kundgebung vor wenigen Minuten. „Von dir hätte ich erwartet, dass du auf Freundschaft und nicht auf Verträge setzt“, konterte er eisig bevor er geschmeidigen Schrittes aus der Wohnung verschwand und einen sprachlosen Aoi zurückließ, der davon selbst überrumpelt schien. Nachdem die Nachricht sich gesetzt und sich der erste Schock gelegt hatte brachte Uruha seine Gäste dazu keine halsbrecherischen Aktionen zu starten um Yune in die Band zurückzuholen. „Ich habe fast den Eindruck du bist froh, dass er gegangen ist oder wieso willst du nicht einmal einen Versuch unternehmen ihn wieder für uns zu gewinnen? Ohne uns einen Grund zu nennen einfach zu verschwinden, finde ich, ist das Letzte. Er sollte uns…“ „Halt die Luft an Aoi“, unterbrach ihn der brünette Gitarrist und schnippte seine Zigarette in den Aschenbecher vor sich. Empört über Uruhas Tonfall blies Aoi die Backen auf. „Ich glaube uns allen ist der Grund bekannt. Verstehst du es wirklich nicht?!“ Ruki stieß Aoi mit dem Ellenbogen in die Rippen, der Uruhas Unterbrechung übertrieben ernst nahm und sich weigerte auszuatmen bis dieser ihn darum bat. „Musst du so ein Kindskopf sein?“, brummte er missbilligend, doch Aoi ließ nicht locker. Erst als er ihm mit den Handflächen auf die aufgeplusterten Wangen klatsche, pustete dieser die angestaute Luft mit einem surrenden Geräusch aus. Mit Schmolllippen blickte er Uruha an. „Nein, ich weiß es nicht!“, gab er widerwillig zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Uruhas Gesichtzüge wurden weicher und er leerte sein Sektglas bevor er sich nachschenkte. Reita betrachtete das Ganze mit Unbehagen. Der Gitarrist hatte die Flasche zum Großteil alleine getrunken während die anderen beiden auf Bier und er auf Saft umgestiegen waren. „Lass uns gehen“, forderte Ruki den Schwarzhaarigen auf und erhob sich. Er zupfte seine Hose zurecht und sah den Gitarristen drängend an. „Wenn wir jetzt nicht gehen verpassen wir die letzte Bahn und Uruha hat zu tief ins Glas geschaut als dass er uns noch fahren könnte.“ „Aber ich will den Grund wissen!“, ereiferte sich der Älteste und fuchtelte mit dem Finger in der Luft herum um sich auf einen erneuten Ausbruch einzuspielen. „Komm jetzt! Ich erklär’s dir auf dem Weg“, stöhnte Ruki gequält und tatsächlich erhob sich der andere, packte die leeren Bierflaschen und trabte zur Türe. Das alles geschah schneller als Ruki gucken konnte. „Ich stell die dir in die Küche, ja?“, sagte er, verschwand für einen Augenblick und streckte seinen Kopf wieder zur Tür herein als der andere ihm nicht folgte. „Was ist nun, willst du Heim laufen oder was?“ Er tippte mit dem Zeigefinger auf seine Uhr. „Wir verpassen die Bahn!“ Genervt verdrehte der Sänger die Augen. „Danke, dass du mich darauf aufmerksam machst“, brummte er und setzte sich in Bewegung. Grinsend sah Reita den beiden nach. Er mochte die Kabbeleien der beiden, denn sie munterten Ruki auf auch wenn der Sänger vehement versuchte Aoi aus seinem Gefühlsleben herauszuhalten. Doch dafür war es längst zu spät. Gerade die unterschwelligen Sticheleien zeigten Reita, dass sich zwischen den beiden eine Freundschaft anbahnte, die Ruki in schwierigen Situationen den Halt geben würde, den er zuvor von Reita erhalten hatte. Der Bassist wandte sich Uruha zu als die Haustüre ins Schloss fiel und seine freudige Mine wich einem besorgten Ausdruck und er erhob sich umgehen als er Uruha so dort sitzen sah. Seine Schultern waren eingefallen und das Haar hing ihm in wirren Strähnen in sein hübsches Gesicht. Reita ging vor ihm in die Hocke, blickte zu ihm hoch und suchte vergebens seinen Blick. „Uruha?“, fragte er leise und strich sanft über dessen Hand bis diese sich, nach einer schieren Ewigkeit, so kam es Reita vor, um die seine schloss. Doch als Uruha noch immer keine Anstalten machte mit ihm zu sprechen, beschloss er die Sache selbst anzukurbeln. Denn er war sich sicher zu wissen wieso Uruha sich betrunken hatte. „Neulich sagtest du mir, du hast dasselbe wie Ruki erlebt.“ Er blickte ihn forschend an. „Es war Yune, der dich so kalt abblitzen ließ, habe ich Recht? Aber er wollte keine Liebe sondern nur deinen Körper. Und du glaubtest es würde sich ändern und hast dich darauf eingelassen, nicht wahr? Und heute ließ er dich fallen so wie er dich damals fallen ließ. Diesmal aber aus verletztem Stolz, weil du einen anderen Mann vorziehst. Weil du neu liebst. Das ist der Grund wieso er ging. Und du musst dich deshalb nicht schlecht fühlen. Du hast Stärke bewiesen.“ Reita wusste nicht woher er den Mut nahm das alles offen auszusprechen, aber er hatte das Gefühl, dass es ihre Beziehung belasten würde, würden sie nie über dieses Besondere, das zwischen Uruha und Yune geherrscht hatte, reden. Er wollte es aus der Welt schaffen und Yunes Ausstieg hatte den Anstoß dazu gegeben. Endlich hob Uruha den Kopf, erwiderte Reitas Blick und ein mattes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. „Du liest in mir wie in einem Buch“, sagte er leise. Seine Stimme klang heiser und sein Atem roch nach Alkohol. Er schlang die Arme um Reitas Hals und endlich spürte Reita Tränen auf seiner Haut. Uruhas Tränen. ---- Das Kapitel ist etwas kürzer geworden als die Vorherigen, aber es erschien mir am passendsten an dieser Stelle aufzuhören. Ich hoffe ihr verzeiht mir nochmal ^_~ Kommischreiber werden ab sofort über neue Kapitel benachrichtig, soll ja schließlich auch belohnt werden und ich freue mich über positive aber auch negative Kritik! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)