Who Will Survive, and What Will Be Left of Them
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Das Lied war vorbei und sofort ließ Nami Zorro los, doch das beruhte nicht auf Gegenseitigkeit. Das nächste Lied war ein Tango.
Bitte nicht!
Sein Gesicht verzierte ein heimtückisches Lächeln. "Danke, dass Sie mit mir tanzen wollen." … "Ich will nicht!"
"Und ob du das willst."
"Gar nicht wahr!"
"Halt die Klappe und geh in Tanzhaltung."
"Seit wann kannst du eigentlich tanzen?" fauchte sie, als sie sich, seufzend und Blitze schießend, fügte.
"Ich hatte einen Privatlehrer."
"Oh, der verhätschelte kleine Junge."
Sie starteten.
Eins, zwei... Wiege, Schritt... vor, seit, ran.
"Ach ja! Warum gehst du mit Sarahs Mutter aus?"
"Wieso gehst du mit Jazy-Bazy aus?" entgegnete er und sah noch finsterer drein. "Nenn ihn nicht so! Er ist sehr nett. Und außerdem höflich, im Gegensatz zu gewissen anderen Leuten." fügte sie hinzu.
"Wie toll, dass ihr euch versteht."
"Hör auf so sarkastisch zu sein!"
"Wann werden die Hochzeitsglocken läuten? Vergesst nicht mir eine Einladung zu schicken." Bildete sie sich das ein, oder war er tatsächlich… Eifersüchtig? Aber das Thema musste sie erst einmal auf Eis stellen. Die Frau an der Theke, die sich mit Jass unterhielt, sah gar nicht aus wie eine Mutter, geschweige denn Ärztin.
"Warum gehst du mit Robin aus?" fragte sie noch einmal.
"Ich gehe mit ihr aus, wenn es mir passt, okay?"
"Du nimmst Sarah ihre Mutter weg!"
"Das Mädchen ist bei ihrer Großmutter und längst im Bett!" Wütend machten sie die Promenade. "Und zerr nicht so rum!"
"Du bist doch derjenige, der führen muss!"
"Und du bist diejenige, die sich nicht führen lässt!"
Sie schnaubte. "Das ist lächerlich. Das Mädchen braucht eine Mutter. Sie bekommt nicht einmal gute Worte zu Ohren. Sie ist allein! Vielleicht möchte sie, dass Robin ihr eine Gutenachtgeschichte vorliest! Aber nein, stattdessen sitzt sie hier in diesem Club!" … "Robin ist noch jung."
"Na und? Das entschuldigt das Ganze überhaupt nicht!"
"Ich wüsste nicht, was dich das sonst noch angehen sollte." sagte er kühl.
"Sarah fühlt sich einsam!" fauchte sie. "Ihre Mutter könnte ruhig ein wenig Zeit mit ihr verbringen."
"Dann sag ihr das doch."
"Mach dich auf was gefasst! Das kann doch wohl nicht wahr sein."
"Warum regst du dich darüber so auf?"
"Du bist ein Mann und du bist blöd. Du verstehst das nicht."
Er zuckte mit den Schultern. Dann fiel sein Blick wieder auf Jass, der Nami mit einer Spur von Sehnsucht musterte. "Du näherst dich dem Kerl keinen Zentimeter mehr, verstanden?" knurrte er.
"Was, wieso denn ?!"
"Weil ich es dir sage."
"Oh ja, jetzt werde ich natürlich auf die Knie gehen und deine Füße küssen!" rief sie. "Das hoffe ich doch für dich. Der Kerl tut nur so nett, der legt dich nur rein."
"So, so."
"Wir waren zusammen auf dem College."
"Ja, das erklärt natürlich die Feindseligkeit."
"Wir waren und sind immer noch Rivalen."
"Das könnte interessant werden."
"Er hat mir meine damalige große Liebe ausgespannt. Aus Rache war ich mit seiner Schwester zusammen."
"Das ist überhaupt nicht nett, Zorro!"
"Ach, und mir meine Freundin auszuspannen ist natürlich sehr nett, was?"
"Und deswegen kannst du ihn nicht leiden?" fragte sie ungläubig.
"Er ist auch Anwalt."
"Ich weiß."
"Er hatte mal Whitney Houston als Mandantin."
"Aha, du bist eifersüchtig auf ihn."
"Halt deine Klappe."
Sie blitzte ihn an. "Du standest immer in seinem Schatten und musstest dir eingestehen, dass du so etwas wie ein Versager bist."
"Lass uns das Thema wechseln." brummte er.
"Nein, dieses Thema gefällt mir durchaus."
"Das kann ich mir vorstellen."
"Erzähl mir mehr."
"Vergiss es." Dann grinste er sie hämisch an. "Wir könnten über die nächsten drei Tage reden. Ich habe dir übrigens verschwiegen, dass sie erst an deinem Geburtstag wieder kommt."
"WAS?" Die Umstehenden drehten sich zu ihr um. Sie senkte die Stimme zu einem gefährlichen Flüstern. "Wieso?"
"Woher soll ich das wissen?"
"Das geht aber nicht! Ich bleibe nicht alleine bei dir. Ich werde Jass fragen, ob ich bei ihm übernachten darf."
"Den Teufel wirst du tun!" Er umklammerte sie fester, als hätte er Angst, sie würde ihm weglaufen.
"Dir ist doch wohl klar, was passieren wird?"
"Ja, das ist mir sehr klar."
"Das ist noch lange kein Grund so glücklich auszusehen! Bei dir geht es doch nur um Sex!" … "Stimmt nicht. Meine Arbeit ist auch wichtig."
"Und wie ich sehe, hast du gestern sehr viel gemacht! Ich schlafe mit niemandem, der mich nicht mag und der mich nicht kennt. Außerdem kenne ich dich auch nicht so richtig."
"Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich mag!"
Sie lachte trocken. "Du hast mich dabei angeschrieen."
"Ja, weil du mir nicht glauben wollest."
"Und das tue ich jetzt immer noch nicht."
"Magst du mich denn?"
"Nein."
"Du lügst." sagte er, fest davon überzeugt.
"Tue ich das?"
Er nickte triumphierend. "Wenn du lügst, blinzelst du nicht."
"Stimmt nicht."
"Du hast mich also gern?"
"Das habe ich nicht gesagt!"
"Du kannst es ruhig zugeben. Und auch, dass du verrückt nach mir bist und die Finger nicht von mir lassen kannst. Hab ich recht?"
"Kein Kommentar."
Die streitsüchtige Atmosphäre war verschwunden und jetzt lächelte er sie an.
"Du weißt was passieren wird, Honey. Wir ziehen uns an, wie zwei Magnete."
"Ich weiß gar nichts."
"Und dann ziehen wir uns aus."
"Zorro!"
"Ist es nicht so? Ich gebe es zu, dass ich dich jetzt am liebsten nehmen würde."
"Kläre das erst mal mit dem bösen Schwanz."
Er seufzte. "Hast du denn irgendeinen Vorschlag?"
"Ich unterhalte mich nicht mit dir darüber, ob wir miteinander schlafen." sagte sie kurz angebunden.
"Wir müssen nicht miteinander schlafen." gab er schließlich nach. "Wir könnten uns erst kennen lernen. Das heißt aber nicht, dass ich dich nicht befummeln werde."
"Ohne meine Erlaubnis machst du gar nichts!" sagte sie scharf.
"Wie findest du denn meinen Vorschlag?"
"Punkt eins ist in Ordnung, Punkt zwei gefällt mir nicht."
"Ich weiß gar nicht, was daran so schlimm sein sollte. Aber gut, ich hab noch einen Plan B. Wir lernen uns jeden Tag kennen, dann aber steigern wir auch die Sex- Skala."
"Sex- Skala?" fragte sie ungläubig. Der Junge war wirklich besessen.
Er räusperte sich. "Sie geht von eins bis sechs, weil es sechs Tage sind. Eins ist küssen…" … "Das ist viel zu schnell!" beschwerte sie sich.
"Eins ist... Händchen halten?" Sie sagte nichts darauf, also nahm er an, dass sie nichts dagegen auszusetzen hatte. "Zwei ist streicheln, oberhalb und angezogen, drei ist ein kurzer Kuss, vier ist ein richtiger Kuss, fünf ist streicheln, aber nackt, sechs ist miteinander schlafen."
So eine ähnliche Skala hatte sie mit ihren Freundinnen in der Jugend gemacht, aber nicht mit einem siebenundzwanzigjährigen Amerikaner.
"Na, ich weiß nicht."
"Ach, komm schon."
Sie dachte ernsthaft darüber nach. Ja, er sah gut aus und ja, er sie war verrückt nach ihm, was aber nicht gleich heißen sollte, dass sie mit ihm schlief. Aber wenn sie unauffällig ihre eigenen Regeln mit einbringen könnte, natürlich ohne ihm davon zu berichten, war sein Vorschlag durchaus fair.
Aber warum sollte sie ihn so leicht gewinnen lassen?
Sie ließ ihn los. "Nein, ich glaube nicht. Du musst dir schon etwas Besseres einfallen lassen." Er stöhnte. "Wehe, du gehst zu Jazy- Bazy."
"Ich kann hingehen, wohin ich will!"
Sie drehte sich abrupt um, wo sie auch schon von Jass empfangen wurde. Zorro folgte ihr, wagte es aber nicht, das Thema wieder anzusprechen, da er ja Robin hatte.
Nami wollte mit ihr allein sein, damit sie sich mit ihr über Sarah unterhalten konnte, aber Zorro ließ das natürlich nicht zu. Andauernd zog er Robin demonstrativ zu sich, streifte wie zufällig ihre Brust und seine Hand lag auch nicht nur aus Spaß auf ihrem Oberschenkel.
Natürlich störte es Nami, aber da sie Zorro sowieso nur als Sexspielzeug benutzen wollte, genau wie er sie, sollte es eigentlich nicht so weh tun.
Irgendwann gab sie es auf und sprach die ganze Zeit mit Jass, den Rücken Zorro zugewandt, damit sie nicht sehen konnte, wie sie sich küssten und flirteten. Kussgeräusche konnte man wegen der lauten Musik zum Glück nicht hören, aber sie war sich sicher, dass er sie die ganze Zeit ableckte.
Eigentlich komisch, weil er Sie ja haben wollte.
"Jass? Können wir bitte raus?" fragte sie und rollte mit den Augen zu Zorro.
Er verstand sofort und nickte. Er bezahlte und sie konnte Zorros verachtenden Blick sehen, als sie den Club verließen.
Draußen war es kühl, aber da sie fast die ganze Zeit getanzt hatten, war es recht angenehm. Nami streckte die Arme aus, atmete die frische Luft ein und seufzte zufrieden.
Wer brauchte schon Zorro?
"Ich muss mich entschuldigen." Sagte Jass, als sie den Weg zurückgingen. "Für Robin. Sie ist nun einmal so..."
Sie brachte ein müdes Lächeln zustande. "Das macht nichts. Ich hätte dir auch sagen sollen, dass ich bei Zorro zu Besuch bin... ihr scheint euch nicht sehr zu mögen."
"Nein, das tun wir tatsächlich nicht. Wir konnten uns von Anfang an nicht ausstehen."
"Ja, so etwas Ähnliches hat er auch gesagt."
"Und wie sieht es mit dir aus? Ich bin erleichtert, dass du gegen ihn einigermaßen immun bist. Er ist ein echter Kotzbrocken."
Wenn du wüsstest, Jass...
"Das stimmt..."
Und was für einer...
Den restlichen Weg schwiegen sie sich an, betrachteten den sternenklaren Himmel und steuerten wie automatisch auf das Haus der Lorenors zu.
Anscheinend hatten sich Jass und Zorro so oft zum verprügeln getroffen, dass er den Weg nun auswendig wusste.
Nami war es nur recht.
Der Abend hatte so schön angefangen und Jass hatte sich echte Mühe gegeben, dass er auch noch bis zum Schluss ein Erfolg war, aber sie wollte nur noch auf ihr Zimmer.
Das verschwunden Medaillon ging ihr nicht aus dem Kopf.
Wo könnte es nur sein?
Außerdem geisterte Zorros Sexangebot immer noch in ihrem Gehirn herum.
So etwas Unanständiges machte man eigentlich nicht, und beinahe fühlte sie sich wie eine Prostituierte. Die Haustür kam immer näher.
Näher... näher... immer noch kein Wort... und näher... sie waren da.
Sie wandte sich an Jass und sah ihn an. Hoffentlich war er nicht böse auf sie, aus welchem Grund auch immer. Doch ein feines Lächeln umspielte seine Lippen und verwischten diesen irrsinnigen Gedanken.
"Trotz allem war es ein schöner Abend." sagte er zu ihr.
Sie erwiderte sein Lächeln. "Ja, das fand ich auch."
Und das, obwohl es nur eine Art Wiedergutmachung war.
"Bist du noch lange hier?"
"Genau sechs Tage." sagte sie und versuchte nicht zu düster zu klingen.
"Ich glaube, dann werden wir uns noch einmal über den Weg laufen."
"Das glaube ich auch."
"Also, dann... noch einmal vielen Dank für den Abend. Es hat mir wirklich sehr mit dir gefallen."
"Da gibt es nichts zu danken."
Ein letztes Lächeln, ein letzter Blick und er drehte sich um.
Irgendetwas musst du doch noch sagen, dachte sie. Du kannst ihn doch nicht einfach gehen lassen! So endet kein Date!
Aber... das war doch gar kein Date...!
"Jass, bitte warte!" rief sie.
Sie kamen sich auf halbem Weg entgegen, er sah sie erwartungsvoll an, wie ein Junge, der eine spannende Geschichte hören wollte.
"Bitte... bitte, grüß Sarah von mir." krächzte sie.
Bitte was?
Er nickte. "Natürlich."
"Okay."
Plötzlich beugte er sich langsam zu ihr nach vorne und sie spürte seinen Atem auf ihrer Wange.
Er durfte nicht! Er durfte sie nicht küssen! Was sollte sie dann mit Zorro machen?
Seine Lippen berührten ihren Mundwinkel, wanderten zu ihrer Wange und zogen sich dann zurück, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
"Gute Nacht." sagte er schließlich und ging.
Sie sah ihm schweigend nach. Eine dunkle Gestalt, zwischen Himmel und Erde, die immer kleiner wurde und letztendlich gänzlich verschwand.
Nami hockte nur in einem weißen Seidennachthemd auf dem Himmelbett und knabberte am Nagel ihres Daumens herum. Die Hose, die Zorro befleckt hatte, hatte sie ohne noch einmal hinzusehen, in den Müll geworfen.
Es war schon halb eins und dieser Idiot war immer noch nicht da.
Die ganze Zeit hatte sie an Jass denken müssen und sich gefragt, ob sie ihn mochte oder ihn sehr mochte. Bis jetzt war sie noch zu keinem Ergebnis gekommen, aber sie hatte auch keine Lust noch einmal darüber nachzudenken, weil sie doch nur ihren Kopf zerbrach. Nein, sie wollte nicht mehr über ihn nachdenken, auch nicht über Zorro, obwohl sie es sowieso tat. Sie sollte sich mehr Sorgen um ihr Medaillon machen, als um ihr Sexleben.
Aber ihr Sexleben war so ausgetrocknet.
Vielleicht würde es ihr nicht schaden, sich selbst zu berühren.
Dass Zorro es fast jeden Tag tat, war ihr schon klar. Aber sie hatte, seit sie mit Sanji Schluss gemacht hatte, oder eher, er mit ihr, keinen Höhepunkt mehr gehabt.
Sie konnte nicht glauben, wie sehr sie das vermisste.
Zögernd tastete sich ihre Hand in ihrem Schambereich nach vorne.
Ein Druck. Ein Erschaudern.
Sie keuchte.
Wie konnte sie sich nicht nur fünf Jahre nicht befriedigen? In allen Zeitschriften stand geschrieben, dass es normal und okay wäre. Und sie stellte fest, dass es viel besser mit ihr selbst war, als mit Sanji. Beinahe hätte sie gelacht.
Noch ein Erschaudern. Sie bestieg den Gipfel, kam immer näher... gleich würde es passieren... ja, gleich...
"Nami?"
Erschrocken riss sie ihre Hand weg, putzte sie umständlich an der Bettdecke ab und musste erst einmal tief Luft holen. Dieser Idiot!
"Ich weiß, dass du da bist!"
Er drückte die Klinke herunter. "Nein! Nicht! Stopp! Warte!" rief sie schnell und sprang vom Bett. Ehe er das Zimmer betreten konnte, war sie durch die Tür geschlüpft und hatte sie hinter sich zugemacht.
Er sah sie misstrauisch an. Dann, als hätte er einen Geistesblitz, schob er sie energisch zur Seite und riss die Tür weit auf.
Mit einem lauten Knall flog sie gegen die Wand.
Er sah sich um, schaute unter dem Bett, sogar im Schrank, bis sie ihn wieder aus dem Zimmer bugsierte.
"Geht's noch?" fragte sie ihn.
"Ich dachte, du hättest jemanden versteckt."
Sie hob ihre Augenbrauen. "Aha, zum Beispiel Jass?"
"Ja, zum Beispiel Jass! Du kannst von Glück reden, dass er nicht hier ist, denn dann wäre er tot."
"Ich kann es mir vorstellen. Was wolltest du von mir?"
"Ich habe über das nachgedacht, was du gesagt hast."
Also, hatte er sich auch seine Gedanken gemacht.
"Und?" hakte sie nach.
"Bitte komm in mein Zimmer."
"Nein, ich glaube nicht..." sagte sie.
"Ich glaube doch." erwiderte er.
Er nahm ihre Hand, ausnahmsweise Mal ohne sie zu zerquetschen und öffnete seine Zimmertür.
Sie staunte, als sie das Zimmer betrat.
Die Wände waren in einem sanften Rot gestrichen und an den großen Fenstern hingen weiße, schwere Vorhänge. Auf dem Boden war ein weicher Teppich, der einen etwas kräftigeren Rot-Ton hatte, als die Wände, so dass sie mit einander harmonierten.
Das Himmelbett, das am Ende des Raums stand, war genauso weiß wie die Vorhänge. Alles war aufeinander abgestimmt.
Rechts und links vom Bett standen Nachttische aus hellem Holz und ganz links im Raum stand ein Meterlanger Schrank.
Es war ein wirklich riesiges Zimmer. Rechts von ihr war ein Kamin, in dem ein Feuer brannte, davor waren zwei große Sessel und in der Mitte stand ein runder Holztisch, auf dem zwei Gläser standen. Und obwohl es sehr gemütlich war, kam es Nami doch vor, wie das Zimmer einer Hure.
Zorro führte sie zu einem der Sessel und bedeutete ihr mit einem Blick, dass sie sich hinsetzen sollte. Sie gehorchte ihm wortlos und sah zu, wie er sich ebenfalls auf den anderen Sessel fallen ließ.
"Möchtest du etwas trinken?" fragte er sie.
"Nein, danke."
Was hatte er wohl mit ihr vor? Wollte er den perfekten Kavalier spielen und sie anschließend ins Bett zerren?
"Ich habe am 28.09. Geburtstag." sagte er einfach so.
"Aha. Dann wirst du also achtundzwanzig."
"Genau. Mein Vater ist ein Star-Anwalt. Die ganze Prominenz kommt zu ihm. Meine Mutter dagegen war eher ein unbedeutsamer Mensch. Sie war Tänzerin in einem Nachtclub." Wieso erzählte er ihr das? Zorro sah sie an. "Er verliebte sich in sie, aber sie wollte zunächst nichts von ihm wissen. Letztendlich hat sie aber doch nachgegeben. Die Macht der Liebe, ja, ja."
Langsam begriff sie. Er wollte, dass sie mehr über ihn erfuhr! Hieß das aber nicht, dass sie schon bei Punkt eins waren?
"Was machst du gerne in deiner Freizeit?" fragte sie.
"Freunde treffen, Musik hören... als ich sechzehn war, habe ich sogar Gesangsunterricht genommen."
Sie räusperte sich. Das alles war schön und gut, aber immer noch arm. Er musste endlich begreifen, dass sie nicht leicht zu haben war und dass sie erobert werden wollte. "Hör zu..." begann sie. "…Ich will nicht, dass du mir etwas von dir erzählst, nur damit wir später miteinander schlafen können. Das hier ist keine Anzeige für Partnerschaften." … "Du hast Recht." Sagte er und wandte sich von ihr ab. "Deswegen solltest du zu mir." Nami schluckte. "Und... was hast du vor?"
Zorro stand auf und legte sich auf das Doppelbett. Er breitete seine Füße aus, klopfte das Kissen weich und schloss schließlich die Augen. Verwirrt beobachtete sie das Ganze. Sie wagte es nicht, etwas zu sagen, vielleicht würde sie ja seinen komischen Plan durchkreuzen, nur, dass sie nicht wusste, was er vorhatte. Sollte sie einfach auf ihr Zimmer gehen? Stattdessen entschied sie sich dafür dem munteren Toben im Kamin zuzuschauen. Die Wärme kroch ihre Füße hinauf und sie entspannte sich.
Zum Glück hatte sie in den letzten Tagen keine Albträume mehr gehabt, was aber nur Zorro zu verdanken war, der ständig in ihrem Kopf rumspukte.
Sie fragte sich, was sie eigentlich für ihn empfand. Okay, sie mochte ihn. Es war unerklärlich, aber sie mochte ihn. Irgendwie fand sie es anziehend, wie er redete, wie er sich bewegte und wie er sich ihr gegenüber benahm. Und dann war da noch Jass.
Auch ihm war sie nicht abgeneigt, aber sie hatte es im Nachhinein als unangenehm empfunden, als er ihr so nah gekommen war.
Ein Seufzer löste sich aus ihrer Kehle. Sollte Zorro nicht sofort wieder hierhin kommen, dann würde sie aus dem Nuttenzimmer verschwinden.
Sie wartete. Fünf Minuten vergingen. Dann zehn. Schließlich, als es zwanzig wurden, erhob sie sich enttäuscht. Ihr Blick fiel auf ihn und gleichzeitig verpasste es ihr einen wohligen Schauer.
Im Schlaf wirkte er wie ein Junge. Sie schlich näher zu ihm heran, bis sie direkt vor ihm stand. Seine Lippen waren leicht geöffnet und sie musste gleich wieder daran denken, dass diese ihr einen Kussfleck verpasst hatten und sie auch noch wild und stürmisch geküsst hatten. Seine nackte Brust hob und senkte sich. Was wollte er mit ihr anstellen? Hatte er es aufgegeben, als sie ihm gesagt hatte, dass sie nichts von ihm wissen wollte, nur damit er später mit ihr schlafen konnte?
Frustriert setzte sie sich vorsichtig an den Rand des Bettes.
Ach Zorro... wann begreifst du endlich, dass Sex nicht alles auf der Welt ist?
Aber Zorro war die Leidenschaft in Person.
Vielleicht gehörte diese Einstellung einfach zu ihm?
Er war jemand, den sich die Frauen in einem Bett vorstellten. Er war wie eine Skulptur, auf die andere aufblicken würden. Nicht in allen Sachen, aber dennoch in manchen.
Ihre Finger gingen auf Wanderschaft. Zuerst berührten sie ihn scheu auf der Brust. Dann führte ihr Weg hinauf zu seinen sinnlichen Lippen. Ihr Zeigefinger zuckte kurz zurück, als sie die weiche Haut unter der Fingerkuppe spürten.
Sie hatte Sehnsucht. Sie brauchte seine Hände, die sie festhielten.
Aber das Ganze war doch lächerlich. So dachte wenigstens ihr Kopf.
Ihr Herz sagte etwas anderes. Wie immer.
Sie legte sich neben ihn, stützte sich auf ihrem Ellenbogen ab und blickte ihn nun von der Seite an. Sie wollte seine Augen spüren, die ihren Körper begierig in sich aufsaugten. Sie brauchte diese Stimme, die sie immer wieder auf die Palme trieb.
Langsam beugte sie sich über ihn, bis ihre Lippen zärtlich die seinen berührten.
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