Rote Augen von abgemeldet (Die Fortsetzung von Familienbande) ================================================================================ Kapitel 14: Say it if it's worth savin' me ------------------------------------------ „Wo sind wir hier?”, fragte ich Glenn. „Hier sind wir in meiner Welt“, erklärte er stolz und nahm meine Hand. Ich staunte nicht schlecht, als er mich durch labyrinthartige Gänge führte, wir im nächsten Moment über Wiesen liefen und als nächstes durch einen dunklen Wald stolperten. „Das ist unglaublich“, murmelte ich, als wir an einem Strand ankamen. Das Meer glitzerte im Licht der untergehenden Sonne und zu meinem Erstaunen, glitzerte meine Haut nicht mit dem Meer um die Wette. „Wie kommt das?“, fragte ich Glenn, den das überhaupt nicht irritierte. „Das hier ist nicht die reale Welt, hier gelten andere Gesetze – meine Gesetze.“ Er zwinkerte mir zu und zog mich zum Meer. Ich zog meine Schuhe aus und ließ das Wasser meine Knöchel umspielen. „Aber jetzt sag mir doch einmal, wie bist du darauf gekommen, dass es funktionieren könnte?“, fragte ich ihn, während wir die kühle, vom Meer kommende Brise genossen. „Dass ich dich hierher mitnehmen kann? Deine Gabe. Du kannst Gedanken lesen und Bilder sehen, die andere Menschen im Kopf haben. Als wir uns aufeinander konzentriert haben, während ich in diese Welt eintrat, habe ich dich sozusagen mitgenommen.“ „Das ist fantastisch“, murmelte ich und war erstaunt darüber, wie real es war. Seit einer scheinbaren Ewigkeit hatte ich nicht mehr geträumt. Mein letzter Traum war der einer Familie gewesen – und dieser Traum hatte sich erfüllt. Ich sah wieder Glenn an, doch sein Blick weilte in der Ferne. Ein Schatten zog sich über sein Gesicht. „Was ist los?“ „Ich versuche über diese Welt etwas über mich herauszufinden, aber es will nicht funktionieren. Ich erinnere mich nicht.“ Er verstummte kurz. „Ich lasse häufig die Kontrolle über diese Welt aus meinen Händen gleiten, damit sie mir vielleicht offenbart, wer ich bin, aber da kommt nichts. Diese Welt hat sich zu sehr an das Jetzt gewöhnt und kehrt nicht zurück in die Vergangenheit.“ Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. In zwischenmenschlichen Dingen war ich nie besonders gut gewesen, denn so etwas konnte man nicht erlernen. „Ich weiß nicht, wer ich bin, noch weiß ich, wo ich wirklich herkomme. Ich habe früher scheinbar nie mit Jasper darüber gesprochen, oder er liebt es einfach, mich leiden zu sehen.“ Ich musste mir ein Lachen verkneifen, zuzutrauen war es Jasper. „Ich weiß einfach nicht, ob ich es wert bin, zu leben.“ „Was?“ Ich schnappte nach Luft. „Es gibt keinen Platz, an den ich gehöre. Der Himmel ist sowieso für mich verschlossen und in die Hölle kann ich auch nicht kommen. Und auf der Erde… da gibt es auch nichts.“ „Es gibt doch einen Platz. Bei uns.“ „Klar, Jasper würde dich abknutschen, wenn er jetzt dabei wäre. Nein, ich trinke Menschenblut. Ihr Tierblut. Das sind zwei Welten.“ „Aber…“ Er legte seinen Finger auf meine Lippen, um mich zum schweigen zu bringen. „Sag mir nur eines. Ist es wert, mich zu retten?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)