Rote Augen von abgemeldet (Die Fortsetzung von Familienbande) ================================================================================ Kapitel 13: Immer wieder zu ihm... ---------------------------------- Gesättigt ließ ich den Berglöwen auf den Boden sinken. Sollten die anderen Raubtiere sich um ihn reißen. Das Monster in mir war besänftigt und auch Bella, die aus dem Gebüsch hervortrat, wirkte, als zöge sich das Monster langsam zurück. Die letzten Sonnenstrahlen tanzten soeben über die Wipfel der Bäume und Bella und ich gingen langsam zurück zum Auto. Ich betrachtete eingehend mein Spiegelbild in der Scheibe, bevor ich mich zu Bella reinsetzte. Meine Augenringe waren ziemlich auffällig. Das Jagdfieber war noch in meinen Augen zu sehen. „Das tat gut“, seufzte ich, als ich meinen Kopf an die Lehne drückte. Bella nickte zustimmend und sah aus dem Fenster. „Wir sollten allmählich zurück.“ „Hm…“ Ich drehte den Schlüssel um und der Motor sprang an. Er fauchte regelrecht, als ich ihn von null auf hundert beschleunigen ließ und meine Knöchel traten hervor, als ich das Lenkrad fast zerdrückte. „Du bist wütend?“, fragte Bella verwundert und sah weiter aus dem Fenster. „Wie kommt’s?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung“, knurrte ich und nur der Tatsache, dass ich gerade etwas getrunken hatte, war es zu verdanken, dass das Monster schnurrend in einer Ecke liegen blieb. Ich biss mir auf der Lippe herum, bis wir nach kurzer Zeit am Haus ankamen. „Du vermisst ihn sehr, nicht wahr?“ Bella hatte die ganze Zeit über nichts gesagt. Auch jetzt flüsterte sie nur. Ein Schatten bewegte sich hinter den Fenstern. Der Gestalt nach zu urteilen, Jasper. „Ja“, flüsterte ich und ließ den Wagen draußen stehen. Es war tatsächlich Jasper gewesen, der im Wohnzimmer auf und ab geschritten war. Er war bereits ganz heiß auf die Jagd am nächsten Tag und grummelte nur, als wir rein kamen und ihn begrüßten. Edward kam die Treppe runter und sah genauso fertig aus wie ich vor wenigen Stunden. „Wollt ihr nicht auch schon jagen gehen?“, fragte Bella besorgt und blickte in Edwards schwarze Augen, während Emmett mich gut gelaunt von hinten packte und mich kitzeln wollte. Bald schon kauerte ich lachend auf dem Boden und versuchte mich verzweifelt gegen Emmett zu wehren. „H…hör auf“, kicherte ich und tat so, als wäre ich auf ihn wütend und Emmett ließ tatsächlich ein wenig von mir ab. Er half mir gerade hoch, als Carlisle hereinkam. Lächelnd kam er auf mich zu. „Emmett, irgendwann lacht Faye sich noch zu Tode, wenn du sie weiter so dauerkitzelst.“ Emmett setzte einen entsetzten Gesichtsausdruck auf. „Was? Oh, mein Gott! Bitte nicht. Hör zu, Faye, bitte, lach dich nicht zu Tode!“ Er sah mich panisch an, aber das breite Grinsen konnte er nicht verbergen. „Ich gebe mir Mühe“, schluchzte ich theatralisch, „aber ich kann nichts versprechen.“ Emmett riss mich an sich und zerquetschte mich dabei fast, doch immerhin war ich ein Vampir und so schluchzten wir an der Schulter des anderen. „Ist ja gut“, sagte Rosalie, die mit einem langen, wehenden Mantel die Treppe runterkam. Emmett ließ von mir ab und ich begann meine toten Organe wieder in Form zu bringen. „Wollt ihr weg?“, fragte Bella. Emmett nickte. „Wir gehen heute Nacht schon jagen.“ „Dann nehmt Edward mit.“ ‚Bin ich ein Kleinkind?’, schoss es Edward durch den Kopf. ‚Du hast es erraten.’ Ich streckte ihm die Zunge raus. Edward funkelte mich böse an und ich machte mich vorsorglich aus dem Staub. Ein Fehler. Im Zimmer empfing mich diese Stille. Keines der Geräusche draußen, keines der Gespräche unten drang herein und die Stille fing wieder an zu flüstern. Für jemanden, der immer etwas hörte, sobald er unter Menschen beziehungsweise Vampiren war, selbst wenn diese schwiegen, hatte sogar die Stille einen Klang. Früher hatte sie mir eher weniger ausgemacht. Sie ließ mich endlich nachdenken. Doch ich wollte nicht nachdenken. Alle meine Gedanken führten mich zu Glenn. Und das wollte ich nicht. Ich wollte nicht an ihn denken. Wie konnte er mich nur so verfolgen? Es klopfte und ich rappelte mich vom Bett auf. Ich brauchte zwar rein theoretisch keins, aber es war bequem. Bequemer als ein Sofa. „Ja?“ „Kann ich reinkommen?“ Esmes sanfte Stimme drang durch die Tür. „Klar.“ Sie trat ein und ihr rundes, freundliches Gesicht musterte mich. „Du und Edward seid unmöglich“, lächelte sie. „Er, Rosalie, Emmett, Alice und Jasper sind jetzt weg.“ „Und du und Carlisle?“ Sie setzte sich neben mich und antwortete: „Wir fahren los, sobald es hell wird. Carlisle würde dich vorher gern noch einmal sprechen wegen Newton.“ „Schon klar. Ich geh nachher zu ihm.“ Sie nickte und nahm mich in den Arm. Sie hatte ein Gespür dafür, wann ich das brauchte. Ihre Umarmungen gaben immer so viel Wärme und ein erlösendes Gefühl, das sich in Windeseile im Körper breit machte. Ich erinnerte mich daran, wie wir uns das erste Mal begegnet waren. Damals hatte sie mir Angst gemacht. Meine Instinkte hatten sich damals gemeldet. Meine menschlichen Instinkte, die mich davor warnten, mich einem Vampir zu nähern. Aber ich hatte keine Chance gehabt. Ich hatte ihr Geheimnis, nun auch mein Geheimnis, so gut wie gelüftet und außerdem… außerdem war ich Edwards Verwandte gewesen. Wir waren verwandt und somit für immer miteinander verbunden. Würde in unseren Adern noch Blut fließen, hätte es denselben Geschmack. Ich hatte Carlisle einmal gefragt, wie mein Blut geschmeckt hätte. Er hatte mich angesehen, als hätte ich ihn angeschrien und aufs Übelste beschimpft und sich geweigert, mir nur irgendetwas zu sagen. Mittlerweile wusste ich, wie taktlos diese Frage gewesen war. Es war nicht einfach, einen Menschen zu verwandeln, ohne ihn umzubringen. Ich war zwar nicht die erste gewesen, aber es würde garantiert kein Hobby von Carlisle werden. Esme stand auf und lächelte mich noch einmal lieb an. „Du und Bella… baut keinen Mist, wenn wir nicht da sind.“ Sie zwinkerte und ging hinaus. Ich lachte leise. Wahrscheinlich war das eine Anspielung auf das letzte Mal. Glenn, Bella und ich hatten einfach nur ein Brettspiel spielen wollen, aber irgendwie… Ein tiefer Seufzer entglitt mir. Wie gesagt, all meine Gedanken führten mich zu Glenn. Ich ging runter und setzte mich auf die Veranda. Eine Grille zirpte und etwas huschte am Waldrand entlang. Wenige Minuten später schlich ein Kater auf mich zu. Ich kannte ihn schon. Manchmal besorgte ich ein wenig Katzenfutter aus dem Supermarkt und stellte ihm eine Schüssel hin. Heute stand keine Schüssel im Gras bei den Stufen, die zur Veranda hoch führten. Auf Samtpfoten ging er auf mich zu und wand sich um meine Beine. „Hast du eigentlich eine Ahnung, in welcher Gefahr du schwebst?“, fragte ich ihn leise, umpackte seinen Bauch mit beiden Händen und hob ihn hoch. Er miaute leise und sah mich aus gelben Augen heraus an. Ich war wie er, dachte ich, während ich ihm in das bronzene Fell pustete. Früher vielleicht wie Edward. Aber damals war das Tier noch nicht geboren. Nun war er wie ich. Allein und auf andere angewiesen. Doch das Wort allein drückte es nicht aus. Einsam, war der bessere Ausdruck. Leise summte ich ihm Savin’ Me vor. Jeder Vers hatte eine Bedeutung. Jeder Vers hätte von Glenn stammen können. Einmal hatte er es mir gezeigt. Einmal hatte er mir gezeigt, was er sah, wenn er in den anderen Zustand überging. Einmal hatte er mich mit in die Welt seiner Träume genommen. _______________ Ich hab keine Ahnung, obs da wirklich Berglöwen gibt. x) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)