Zum Inhalt der Seite

Internats-Chaos

Now Join everyone
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Part 1 - Driving Trains -

*Kyo's p.o.v*

Doch etwas müde hieve ich meine Reisetasche in den schmalen Gang neben den Abteilen, wie jedes Jahr zu dieser Zeit, wenn die Sommerferien vorbei sind und ich wieder ins Internat fahren muss. Nachdem ich die Tasche in meinem Abteil in der Gepaeckablage verstaut habe, lasse ich mich auf die Sitzbank fallen, ziehe dieses Buch hier heraus und beginne zu schreiben.

Vorbeifliegende Landschaft und ein muffeliger Schaffner, dazu das ohrenbetäubende Rattern des Zuges erinnern mich daran, dass meine freie Zeit wohl oder übel mal wieder vorbei ist. Jetzt heißt es früh aufstehen und nach den straffen Disziplinen leben, die andere vorgeben und das sind für jemanden wie mich nicht unbedingt rosige Aussichten, denn ich liebe es nun einmal, mein eigenes Leben zu führen und zwar so, wie ich, und nur ich, es will.

Schon wieder kommt der Schaffner vorbei und fragt nochmals nach meiner Fahrkarte. Wenn ich eines hasse, dann ist es, beim Schreiben unterbrochen zu werden. Dieser Mann kennt mich jetzt schon so lange und er hat es nach all den Wutausbrüchen meinerseits immer noch nicht verstanden, was kann ich dazu noch sagen, gut, nichts eben.

Vor zwei Jahren haben mich meine Eltern auf ein Jungeninternat geschickt, damals noch in dem sicheren Glauben, meine Leistungen würden sich bessern, wenn ich nicht dauernd mit Mädchen unterwegs wäre. Das ist ja an sich gar kein schlechter gedanklicher Ansatz, muss ich meinen Eltern in Bezug auf diese Idee schon lassen, es gibt da allerdings eine ziemlich groß klaffende logische Lücke:

Ich, Kyo Kara, 17 Jahre alt und in voller jugendlicher Blüte, bin seit mehr als 1 Jahr schwul. Tja, damit habt ihr wohl nicht gerechnet, liebe Erziehungsberechtigte.
 

*Kira's p.o.v*

Meine ultimativ mörderschwere Tasche hieve ich mit größter Anstrengung in den schmalen Gang neben den Zugabteilen. Den Architekten oder Designer, was auch immer er war, der das damals für die Bahn vorgeschlagen und konstruiert hat, möchte ich gerne mal ins Diesseits schicken, ich gehe nicht davon aus, dass er nach all den Morddrohungen meinerseits noch lebt, ich tendiere zu Herzinfarkt, Schlaganfall finde ich unpassend, immerhin wird er ja wohl kein allzu helles Köpfchen gewesen sein, wenn er sowas fabriziert hat. Allerdings scheint auch meine Tasche nicht ganz unschuldig bei meiner Mühe zu sein. Was auch immer meine Mutter da reingestopft hat - Bücher, die ich eh nie lesen werde, Schmuddelheftchen, bei denen das schon wahrscheinlich wäre, Ziegelsteine, die man leider noch nicht lesen kann - es ist verdammt noch mal schwer!

Urplötzlich, nachdem ich 99% des Zuges bereits begutachtet - durchquert - und die Arschitektur bewundert - verflucht - habe, springt mir die Zahl meines eigenen Abteils in hieroglyphischer Nanoschrift förmlich entgegen.

Ich ziehe die Tür auf, versuche mit letzter Kraft meine Tasche hinein zu wuchten und stolpere, die es dem liebenswert tolpatschigen Kira so ziemlich täglich ergeht, über meine eigenen Füße. Kann man sich eigentlich vorstellen, wie demütigend es ist, als voll ausgestattener Visual Kei (A.d.A. aufgrund mangelnder Kreativität meinerseits stellt euch einfach Kaito Niikura aus "In the end" copyright Pink Psycho vor, so in etwa sieht Kira aus, ist auch irgendwie immer mein Vorstellungsausrichtungspunkt von Visual Kei, klingt komisch, ist aber so.. ^^') dauernd hin zu fallen, sich zu stoßen, verbrennen und sich - unabsichtlich wohlgemerkt - dauernd alles ausschneidet. Sicher, es gibt Meinesgleichen, die aus einer immerzu fröhlich-trottelig-ich-hab-alle-und-jedes-lieb-Verhaltensweise ihre Vorteile ziehen, ich allerdings bevorzuge die ich-bin-ein-cooler-unnahbarer-Visu-Art, welche mir leiderwegs nur allzu selten gelingt.

"Alles klar da unten?", höre ich plötzlich eine Stimme über mir fragen und da fällt mir dann auch wieder ein, dass ich immer noch auf dem Boden des Abteils liege, was wahrscheinlich nicht allzu anregend aussieht, meine Tasche zur Hälfte auf dem Gang.

"Jep, alles klar, alles klar!", ich rappele mich auf, in diesem Moment macht ein nicht gerade umsichtiger und zukünftig dauerhaft in Lebensgefahr schwebender Zugführer eine ungeplante Bremsung, ich verliere selbstverständlich - wie könnte es bei mir anders sein - das Gleichgewicht und falle mehr oder minder elegant auf die zur unbekannten Stimme gehörende Person. Erschrocken blicke ich in zwei erstaunt dreinblickende kristallklare blaue Augen, die mein Gesicht aus der Close-up-Perspektische durchdringend mustern.

Mensch, Kira Naoya, das ist der bei weitem beste erste Eindruck, den du seit langem hinterlassen hast.
 

*Kyo's p.o.v*

Neben der Tatsache, dass es mehr lebensmüde als ungesund ist, mich beim Schreiben zu unterbrechen, muss ich noch eines einräumen: Ich HASSE trottelige/tollpatschige Menschen. Die meisten können ja nicht mal was dafür, dennoch finde ich es einfach nervtötend, wenn andere sich so anstellen wie das Prachtexemplar des Volltrottels, der gerade buchstäblich auf mir gelandet ist. Er erfüllt sogar beide Hass-Tatbestände und dass muss man erstmal schaffen. Die Hände zu beiden Seiten neben mir aufgestützt, steht dieser Typ, durch meinen Kennerblick selbstverständlich sofort als Visual Kei identifiziert, direkt vor mir.

"Wärst du so gütig, dich wieder in eine normale Position zu bewegen?", frage ich, nicht nur leicht genervt, sondern vielmehr stinkewütend, was sich auch eiskalt in meiner Stimme niederschlägt.

"Ähhh...ja, natürlich", er lässt sich nach hinten auf die mir gegenüberliegende Sitzbank fallen, was auch nicht unbedingt anmutig aussieht. "Entschuldige bitte dieses -"

"Deine Tasche steht im Weg", falle ich im ins Wort, bevor weitere Gebrabbel die Gelegenheit bekommt, aus seinem Mund zu entweichen. Tja, Kyo Kara ist halt nicht unbedingt die Höflichkeit in Persona.

"Wie? Oh, ja!", mein Gegenüber steht wieder auf, zieht seine Tasche ins Abteil und hievt sie mit größter Mühe auf die Gepäckablage. Warum ich ihm nicht helfe? Ganz einfach: Jeder ist selbst für das, was er - oder nahe Familienangehörige - einpacken, verantwortlich.

Ich habe mich inzwischen wieder meinem Buch hier zugewandt und schreibe friedlich vor mich hin, so friedlich, wie man(n) im Zug eben schreiben kann, merke allerdings nach ca. 15 Minuten, dass mich dieser Kerl anstarrt. Okay, Kyo, einfach ruhig weiteratmen und schreiben, ignorier ihn, er stört dich doch überhaupt nicht. Du kannst keine morphischen Wellen spüren, nein, nein kannst du nicht. Dieses vor mich hin denken halte ich gute 20 Minuten aus, danach reißt mein Geduldsfaden etwa zu zwei Dritteln ein. Bedrohlich, aber noch nicht unbedingt ungesund gefährlich, wenn sich mein Gegenüber jetzt ins Harmlose rettet.

"Hast du irgendein Problem?!", frage ich wütend und hoffe, dass er die Gefahr in meinem funkelnden, blauen, Gefriertruhenblick Güteklasse A erkennt.

"Nein, warum sollte ich?", fragt er, inzwischen schon etwas ruhiger, aber augenscheinlich immer noch nervös. Das wäre ich auch, wenn ich mir gegenüber sitzen würde.

"Weil du mich die ganze Zeit blöd anstarrst. Also, was ist?", wenn er jetzt einfach mit einem verlegenen 'Nichts' antworten und sich dann wegdrehen würde - noch sicherer wäre es, um Hilfe rufend und weinend weg zu laufen - dann wäre ich ja noch mit meiner unendlichen Geduld noch mal bereit, die Sache zu vergessen. Vielleicht, wenn heute kein nachtragenden Tag ist.

"Du bist ein Emo, oder?", will er zögernd wissen.

"Nein, ich will zum Karneval. Ja, bin ich, und?", das war nicht die Reaktion, die ihn in Sicherheit gebracht hätte und meine Geduld nähert sich bedrohlich ihrem endgültigen Ende.

"Weiß du, was Visual Kei ist?", lieber Gott, wie blöd kann man eigentlich sein? Okay, ich werde Gnade vor Recht ergehen lassen, immerhin ist er mit sich selbst schon fast genug gestraft.

"Noch nie davon gehört", Achtung, Achtung, Sarkasmus im Tiefflug. "Ich muss weg." So schnell ich kann, stehe ich auf, schnappe meinen Rucksack und das Buch und verlasse das Abteil, bevor mich der Volltrottel noch weiter in ein Gespräch verwickeln kann. Sicherheitshalber flüchte ich in den Speisewagen, der am anderen Ende des Zuges liegt. Nicht ganz Gentleman, sicherlich, aber egal.
 

*Kira's p.o.v*

Also das nenne ich mal einen Abschlug. Schneller als ich gucken konnte, war der Typ verschwunden, inklusive dekorativem Rauchwölkchen. Wobei mir da einfällt, dass ich seinen Namen gar nicht kenne, weil ich noch keine Gelegenheit hatte, danach zu fragen. Allerdings, wenn er, so wie ich das vermute, auch auf das Internat geht, welches meine neue Schule sein soll, werden wir uns schicksalshaft trottelig bestimmt noch öfters begegnen, bei dem Glück, dass ich immer habe. Aber warum ist er eigentlich verschwunden, und das auch noch so fix?

Okay, vielleicht hat es ihn ja etwas genervt - aber wirklich nur vielleicht und etwas - dass ich ihn die ganze Zeit angesehen habe, aber das hatte doch auch seinen Grund, alles bei mir hat seinen Grund, auch wenn der meistens nicht ganz normal und verständlich ist.

Ich habe über dem Gedanken, ob dieser kühl zurückweisende Emo, so wäre ich ja manchmal selbst gerne, vielleicht auch auf meine neue Schule geht -ich bin mir inzwischen zu 99% sicher, dass es so ist, ich kenne das Regenwölkchen über meinem Kopf doch - nämlich glatt nicht bemerkt, dass ich ihn ansehe. Ja klar, das ist mehr als blöd und auch nicht unbedingt die beste Art, neue Leute kennen zu lernen, ich gebe es ja zu, aber so bin ich eben. Naiv und ein bisschen sehr trottelig - ein bisschen?! - aber immer noch liebenswert.

In meinem Rucksack, der nicht unbedingt weniger schwer ist als meine Reisetasche, finde ich, nach mehrmaligem reinfallen, dann auch endlich das Buch, das ist gesucht habe. Irgendwas mit Nietzsche, von dem meine liebenswerte Mutter - im Übrigen nicht weniger tollpatschig als ich, ach ja, die Vererbung - dachte, es könnte mir helfen, ein bisschen Langeweile zu überbrücken - wie kommt sie bloß auf die Idee, mir könnte langweilig werden - da nichts langweiliger ist als eben dieses Buch. Ein bisschen widerwillig fange ich an zu lesen, denn ich habe schließlich nichts Besseres zu tun.

Komischerweise vergeht die Zeit dadurch relativ schnell, obwohl ich mich kaum auf den Text konzentriere, sondern vielmehr auf die Landschaft draußen. Dabei wird mir bewusst, dass ich mich irgendwie schon darauf freue, auf eine neue Schule zu kommen, obwohl ich meine alte natürlich ebenso sehr vermisse. Dennoch verunsichert mich der Gedanke, dass es dabei auf ein Jungeninternat gehen soll.
 

*Kyo's p.o.v*

Ich habe mich sicherheitshalber in den Speisewagen zurück gezogen, dem Wagon, der am weitesten von unserem Abteil entfernt ist. Ja, sicher, es hört sich übertrieben an, ich bezweifle aber, dass es das ist. Ich brüte über dem Buch und lasse meiner Gedankenflut freien Lauf, neben mir eine dampfende Tasse Tee. Wir haben Mitte August, es ist brütend heiß draußen, man sucht eigentlich die Steine um einen Aufguss für die Sauna im Gartenteich zu machen, und ich trinke Tee. Ich gehöre nun mal zu der Sorte Menschen, die unabhängig aller Jahreszeiten und ihrer stereotypischen Eigenschaften ihre gesamten Gewohnheiten beibehalten, und wenn es manchmal auch bloß zum Trotz ist. Tee zu trinken gehört bei mir dazu, das ist aber nicht so, weil ich trotzig bin, sondern einfach, weil ich zu den elenden Tee-Junkies gehöre. Andere Leute sind Kaffee-Junkies - gut, das war ich auch mal, aber ich bin dann auf Tee umgestiegen - und ich trinke eben gerne Tee. Manch einer macht sich darüber lustig, das aber meistens nicht lange, sobald dieser jemand einen Wutanfall meinerseits erlebt hat, von dem man übrigens auch nicht mehr als einen erleben sollte, wenn man ein langes und gesundes Leben haben möchte. Vor allem an die Tasse Tee, die dauerhaft und immer gefüllt neben mir steht, sollte man sich gewöhnen, wenn man es mit mir aushalten will.

Die Kellnerin - ein junges, aufgedrehtes, viel zu blondes Mädchen, das in einem Zug, der zu einem angesehen Jungeninternat fährt, eigentlich nichts zu suchen haben sollte - kommt schon wieder an und fragt stinkefreundlich - es kommt fast die Decke runter - ob ich vielleicht noch etwas essen möchte. Es dürfte das inzwischen vierte oder fünfte Mal sein, dass sie zu mir kommt und ich hege allmählich den Verdacht, dass das nicht nur an ihrem Job liegt. Okay, mir steht das "Achtung, Homo!!!" ja nun nicht gerade auf der Stirn geschrieben, das ist mir schon klar, aber dennoch könnte man als Angestellte einer Bahngesellschaft doch wenigstens ein bisschen weniger aufdringlich sein - fehlt nur noch, dass sie versucht, mir ihre Telefonnummer zu zustecken - Entschuldigung! Da unsereins aber ja immer schön nett bleiben soll, auch wenn es mal schwer fällt - ich meine hierbei nicht die Schwulen-Gesellschaft, sondern die Schüler unseres Internats, es steht sogar in unserer Schulordnung, dass wir immer freundlich zu allen sein sollen, und das bei einer ausgeschriebenen Jungenschule, die damit sofort als schwuchtelig hingestellt wird, na aber hallo! - gebe ich mir also die größte Mühe mit ihr, obwohl sie mir, ehrlich gesagt, zum Hals raushängt und zwar mehrfach. Mit dem freundlichsten Lächeln, das ich entbehren kann - Normalsterbliche erkennen da wohl gar keines, aber sie interpretiert ja sowieso in alles zuviel hinein - verneine ich und widme mich, indem ich sie bestmöglich ignoriere, erneut dem Schreiben.

Kurz darauf, gefühlte und gesegnete Stunden später, kommt ein Schaffner an. Super, noch einer, der nichts Besseres zu tun hat, als in seiner Arbeitszeit arme kleine Jungs zu terrorisieren. Also wirklich!

"Entschuldigung", er steht direkt neben mir und starrt arrogant herunter - ich sitze ja -.

"Was ist denn?", habe ich nicht schon erwähnt, dass ich es hasse, beim Schreiben gestört zu werden? Warum kapiert das hier keiner??!

"Könnten Sie wohl bitte in Ihr Abteil gehen?", der Herr mittleren Alters, nicht unbedingt attraktiv selbst für Frauen gleichen Status, deutet zur Tür des Wagons. Das ist doch jetzt ein Witz oder? Da komme ich doch flüchtend her, warum soll ich jetzt bitte zurückgehen?! Bestimmt hat sich die kleine, blöde, hormonsüchtige Kellnerin über mich beschwert, weil ich nicht auf ihre hüftenschwingende Anmache reingefallen bin, aber schwul zu sein ist doch kein Verbrechen, zumindest nicht mehr, früher war's das ja mal.

"Warum das?", ich klinge erstaunt, aber noch halbwegs ungefährlich, fürchte ich. Man will mir meine letzte Ruhe nehmen und mich zurück zu dem Volltrottel, der sich hier ebenfalls Fahrgast nennen darf, schicken. Niemals werde ich das zulassen, zumindest nicht ohne Kampf! - Achtung, Raubtier, bitte nicht füttern!! -

"Sie sitzen im Speisewagen, aber Sie essen nichts", lasche Geste auf das nicht von Lebensmitteln gesäumte Tischchen vor mir. Na gut, wenn das so ist.

"Aber ich trinke etwas", ebenso lasche Geste, Handbewegung - mehr schlecht als recht als solche identifizierbar - zur noch fast vollen Tasse. Na, was kommt jetzt, Herr Schaffner??

"Den Tee können Sie auch in Ihrem Abteil einnehmen, andere Fahrgäste möchten hier wirklich etwas essen und für diese ist der Speisewagen bestimmt." Okay, ich bin inzwischen davon überzeugt, dass es sich hierbei um einen Witz - zumindest um eine Verschwörung - handeln muss. Nicht allein deshalb, weil der Speisewagen so gut wie leer ist - wenn man von mir und ein paar Strebern der untern Jahrgänge unserer Schule einmal absieht, dieser Zug hier fährt nämlich ausschließlich zum Internat - mutet das ganze wie eine Lachnummer an.

"Werfen Sie mich raus, wenn ich mich weigere, freiwillig in mein Abteil zurück zu gehen und darauf bestehe, meinen Tee hier zu trinken?", frage ich herausfordernd. Leider ist mir nicht nach Wut, sondern eher nach Heulen oder Lachen zumute, je nachdem, was letztendlich den besseren Eindruck macht, deshalb sehe ich meine Chancen, meinen Platz hier zu verteidigen, bereits schwinden.

"Es wäre äußerst schade, wenn Sie sich weigern würden", meint der Typ daraufhin nur. Alles klar, er will mich rauswerfen lassen, dabei haben wir meine Heimatstadt schon lange hinter uns gelassen, meine Eltern würden eine Ewigkeit brauchen, mich hier irgendwo auf zu sammeln. Es ist im Übrigen schon vorgekommen, dass Mitschüler von mir den Zug unfreiwillig verlassen haben. Okay, darauf habe ich nun wirklich keine Lust, holt mir den sauern Apfel her, ich bin bissbereit.

"Wissen Sie was? Auch wenn ich nicht so aussehe, aber ich muss mich nicht dauernd mit anderen anlegen", mit diesen äußerst diplomatischen Worten stehe ich auf, schnappe mir meine Tasse und mein Buch und verlasse hoch erhobenen Hauptes - was sich ändert, sobald ich die Tür hinter mir geschlossen habe - den Speisewagen.
 

*Aya's p.o.v*

"Ayaro, wo ist mein Block?", seit fast 20 Minuten stellt Akio unser Abteil komplett auf den Kopf und das nur wegen seines dämlichen Pseudo-Blocks. Ich sitze relativ gelassen - ich bin stinkwütend - auf meinem Platz und beobachtete, wie diverse Kleidungsstücke von mir durch die Gegend fliegen und ihren neuen Platz auf dem Fußboden finden. Ach ja, ich liebe meinen Bruder, das ist wahrscheinlich auch der einzige Grund, warum ich nicht mit Mörderblick über ihn herfalle oder zur Abwechslung mal anfange, seine Tasche auszuräumen.

"Das fragst du mich nicht zum ersten Mal, ich keine Ahnung, Mann!", grummele ich, nachdem eines meiner Lieblingst-shirts direkt auf meinem Kopf gelandet ist. So langsam ist es nicht mehr lustig, beim besten Willen nicht. In diesem Moment huscht ein schwarz-grün gestreifter Schatten mit dekorativem Rauchwölkchen hinter sich an unserer Tür vorbei. Pfeilschnell und mit einer Tasse in der Hand - es kann nur Kyo sein -.

"Guck mal, da war unser Tee-Emo", ruft Akio aus, wedelt mit einer meiner Hosen in Richtung der Tür rum und starrt die Glasscheibe an. Mein Brüderchen ist quasi der Meister der sinnvollen Gestiken, erst recht, wenn Kleidungsstücke meinerseits integriert werden können.

"Ach echt? Ich hätte gewettet, dass es ein alkoholisiertes Wiesel war, dass mit der Grinsekatze Fangen spielt. Ich geh mal eben zu ihm rüber!", in der Hoffnung, Akio ist so ein Blitzmerker wie immer, stehe ich schon an der Tür und habe ebendiese bereits geöffnet, stehe zur Hälfte schon im Gang, als er reagiert. Heute ausnahmsweise - und zu meinem Leidwesen - mal ohne Zeitverzögerung.

"Nichts da, du gehst erst, wenn ich meinen Block gefunden habe!", ruft er aus und reißt mich ins Abteil zurück. Ich wusste es, der Pseudo-Block hat ihn total verändert!
 

*Kira's p.o.v*

Ich brüte immer noch über meiner Einstiegslektüre für das neue Schuljahr - man sollte Nietzsche für Schüler verbieten, oder zumindest für ihre Eltern - als plötzlich die Abteiltür aufgeht - sie wird aufgerissen, um genau zu sein, und ich hab mich fast zu Tode erschrocken, vor allem bei den leuchtend roten/eigentlich blauen Augen, die mich sofort anfunkeln - und mein Emo-Mitfahrer, dessen Namen ich ja aus verhaltenstechnischen Gründen meinerseits nicht kenne, mit einer Tasse Tee in der Hand hereinkommt.

"Ist es für Tee nicht ein bisschen zu heiß?", frage ich lachend und stecke einen Finger zwischen die Seiten, was nicht wirklich viel bringt, weil ich trotzdem nie die Stelle finde, bei der ich vorher war. Okay, vielleicht hätte ich das nicht sagen sollen, denn er sieht mich nur einen Nano-Moment mit seinem Eisblick an - er wirkt ein bisschen harmloser, wenn man ihn schon kennt - dann setzt er sich, schlägt sein Buch auf und fängt an, zu schreiben, wobei er zwischendurch immer wieder einen Schluck aus der dampfenden Tasse trinkt. Einen Augenblick warte ich noch, danach komme ich zu dem Schluss, dass Ignoranz ja auch irgendwie eine Antwort - eine, die er verdammt gut zu beherrschen scheint - ist. Auf eine Gesprächsform, die wenigstens anteilig aus Worten bestimmt, scheine ich nicht gefasst sein zu müssen.

Vielleicht eine Viertelstunde sitzen wir so, als schon wieder mehr als plötzlich die Abteiltür aufgerissen wird - ich falle fast von meinem Platz, kann nicht mal jemand die Tür langsam und ruhig aufmachen?! - und ein rot-schwarzer großer öhm...Verrückter hineinspringt. Er stürzt sich auf mein Gegenüber - ich würde wegen versuchten Mordes gerne die Polizei alarmieren, ich weiß nur noch nicht, wer eher tot ist, der andere oder ich - drückt ihn auf die Sitzbank - okay, der andere - und knuddelt ihn wie wild - wohl doch eher ich.

"Kyo! Wie gehts dir, Kyo? Aaaaaaaaahhhhhhh, mein Kyo!!!", ruft der Fremde, fuchtelt dabei so wild herum, dass er sich fast selber den roten Pulli auszieht - es sieht einfach nur affig aus, noch affiger als ich im Normalzustand, das will was heißen -.

"Wenn du nicht von mir runtergehst, Ayaro, dann gleich nicht mehr allzu gut", der, der namentlich offenbar Kyo ist, versucht sich von der Kuschelbestie zu befreien, allerdings eher mit wenig Erfolg, das diese um einiges größer ist als ihr ich-guck-immer-böse-Opfer.

"Naja, das wollen wir ja nicht", lachend steht Ayaro - wenn er denn überhaupt so heißt - auf und lässt sich neben den Emo fallen. "Wie waren deine Ferien Kyo-chan?"

"Bis jetzt ganz gut", moment mal, war das da eben auf seinem Gesicht etwa ein Lächeln?? Ich hätte nicht mal erwartet, bei diesem Typen überhaupt mal etwas Lächel-Ähnliches zu sehen, alle Achtung, für offenbar wenig Übung in Gesichtsgymnastik war das echt gut - ein bisschen unpassend für sein Gesicht, aber echt gut, nee, nur Spaß, zu lächeln steht ihm viel besser als der Eisblick -.

"Bis jetzt? Kyo-chan, die Ferien sind endgültig vorbei", lacht der andere - bei mir setzt Wehmütigkeit ein beim Gedanken an mein Ferienende - und stupst Kyo in die Rippen - ein Gefrierschrank und ein Spielkind, ein hübsches Bild -.

"Du weißt doch, meine Ferien dauern das ganze Schuljahr!", einen Moment bitte, verdammt, ich glaube, das war ein Witz. Es ist nahezu atemberaubend.

"Alles klar. Und wer ist das hier?", will Ayaro - ? - nun wissen und wendet sich mir zu - ja, gib mir soziale Anerkennung!! -.

"Irgendjemand, der mich beim Schreiben stört", wieder ein Eisblick zu mir - nicht die soziale Art, an die ich eigentlich gedacht hatte -.
 

*Aya's p.o.v*

Mein Kennerblick bezüglich Kyo erkennt natürlich sofort, dass er den anderen, der mit ihm im Abteil sitzt, absolut nicht leiden kann - bis jetzt hat unserer Schule es immer geschafft, genau die Leute im Zug zusammen zu setzen, die sich auf den Tod nicht ausstehen können, oder bei denen dieser Zustand noch einsetzen wird, alle Achtung -. Okay, beurteilen wir den Rest, wenn wir ihn persönlich kennen gelernt haben, so wie es sich für einen anständigen Menschen wie mich - hab ich das gerade gesagt? - wie mich gehört.

"Er mag es nicht, wenn man ihn beim Schreiben unterbricht", sage ich wohlwollen und deute auf Kyo, ich bin der Meister der grenzenlosen Untertreibungen. "Er ist aber eigentlich nicht so schlimm, wie es den ersten Eindruck macht. Also, wie heißt du?"

"Kira Naoya, freut mich, dich kennen zu lernen. Ähm, Ayaro, richtig?", fragt er lächelnd und mit ausgestreckter Hand zurück - westliche Einflüsse lassen grüßen -.

"Eigentlich nur Aya, aber die meisten sagen Ayaro zu mir, Ayaro Kuuya!", ich ergreife seine mir dargebotene Hand und lache - wenn hier jemand die Grinsekatze ist, dann bin auf jeden Fall ich es! -. "Und die Sozialschleuder hier neben mir ist Kyo Kara."

"Aya, das geht den überhaupt nichts an! Warum musst du dauernd allen meinen Namen auf die Nase binden?!", ruft dieser plötzlich und springt wütend auf. "Ich gehe zu Akio, inzwischen wird er seinen Block ja wohl gefunden haben."

"Und weg war er!", grinse ich, als sich die Tür knallend schließt, diesmal leider ohne das sonst Kyo begleitende theatralische Rauchwölkchen.
 

*Kyo's p.o.v*

Sollen diese beiden Trottel doch machen, was sie wollen! Das Ayaro ein Idiot ist, das wusste ich ja schon - und ich nehme es ja auch gerne in Kauf, meistens zumindest - aber dass er sich jetzt auch noch mit dem Volltrottel Kira anbändelt - Verräter!! -.

Vor mich hinfluchend laufe ich den engen Gang entlang, bis ich endlich das Namensschild entdecke, auf dem "Akio meets Ayaro - für den unsinnigen Notfall" steht. Das ist so typisch für die beiden Zwillinge, machen sie jedes Mal auf der Fahrt nach den Sommerferien ins Internat - und es würde allen fehlen, wenn sie es nicht täten -.

Ich klopfe, etwas zögerlich, muss ich zugeben und warte, bis ich die Stimme von Akio höre: "Komm rein, Kyo!"

"Woher wusstest du, dass ich es bin?", will ich wissen, als ich im Abteil stehe. Mitten im puren Chaos sitzt Akio in aller Ruhe und kritzelt Trivals in seinen Block. Anscheinend musste er erst alle Tasche ausräumen, um seinen heiß geliebten Pseudo-Block zu finden, überall liegen seine und Aya's Sachen in der Gegend herum, nicht unbedingt sehr dekorativ.

"Nii-san ist zu dir gegangen, da wusste ich schon, dass du früher oder später herkommen würdest. Aber eher wild rummachend mit ihm als alleine, was ist denn los?", will er wissen und deutet auf die Sitzbank ihm gegenüber, allerdings ohne aufzusehen. Na dann: Auf zur Therapiestunden bei Doktor Akio!

"Ach, da ist bloß so ein Volltrottel, mit dem ich mir das Abteil teilen muss und Ayaro versteht sich viel zu gut mit ihm", antwortete ich seufzend und lehne mich gegen einen der Pullover, von dem ich mir relativ sicher bin, dass er nur nicht eines von Aya's, sondern auch eines meiner Lieblingsstücke ist - also wenn er es anhat, versteht sich -.

"Und du bist scharf auf den Trottel, oder was?", Akio macht immer noch mit seinem Trival weiter, ohne wirklich auf mich zu achten.

"Auf Ayaro oder wie?", ich verstehe nicht, was er meint, immerhin war ich schon mal mit dem zusammen, bzw. bin es eigentlich immer noch irgendwie.

"Nein, ich meine auf den. der bei dir im Abteil sitzt", antwortet er kopfschüttelnd - ach ja, ich mag es übrigens auch nicht, wenn man mit mir spricht und mich dabei nicht ansieht, Akio ist dabei meistens eine wohlwollende Ausnahme, weil er einen nur selten bei Sprechen anschaut -.

"Bist du wahnsinnig? Wieso sollte ich auf jemanden, der nicht mal seine eigenen Füße unter Kontrolle hat, scharf sein?!", Entsetzen steht in meinem Gesicht geschrieben.

"Volltreffer", meint Akio nur.

"Wieso Volltreffer?", Entsetzen wandelt sich in Erstaunen um, nur der Anfangsbuchstabe bleibt gleich.

"Du findest den trotteligen Typen niedlich, er weckt deinen Beschützerinstinkt", stellt unser inoffizieller Schultherapeut nüchtern fest.

"Du hast echt 'ne Vollmeise. Ich bin mit Aya zusammen, zumindest so, dass ich mich für niemand anderen interessiert. Und selbst wenn es nicht so wäre, warum sollte jemand, der nicht mal ein Zugabteil betreten kann, ohne dabei Schaden an sich und Mitmenschen anzurichten, mein Interesse wecken?"

"Weil du auch nur ein Mann bist."

"Ja und?", erneutes Erstaunend Sorte 'Was willst du eigentlich?'.

"Jeder Mann hat einen Beschützerinstinkt. Frauen wecken den bei ihrem Partner, wenn sie auf süß und niedlich tun, vor allem aber auf hilflos. Und bei dir wird er eben durch deinesgleichen geweckt, die auch irgendwie hilflos sind, trottelig zum Beispiel", Doktor Kuuya hat gesprochen.

"Ich glaube, ich bin hier bloß von Verrückten umgeben", seufze ich - ich will nicht mal daran denken, was ist, wenn das, was er eben von sich gegeben hat, auch nur im Ansatz stimmt.

"Du bist doch selber einer, Kyo-chan!", Akio sieht zum ersten Mal während dieses Gesprächs von seinem Trival, das mal wieder ein Meisterwerk werden wird, auf und grinst mich breit an. Na gut, wo er Recht hat, da hat er wohl doch Recht.
 

*Kira's p.o.v*

Ich sitze immer noch mit Aya im Abteil, Kyo bleibt weiterhin verschwunden. Nicht das ich mir um die Sozialschleuder - ich finde den Begriff, den Ayaro für ihn verwendet hat, nicht nur passend, sondern einfach geil - Sorgen machen würde und außerdem habe ich ja auch wesentlich nettere Gesellschaft als vorher, dennoch finde ich sein Verhalten irgendwie affig. Dauert raus zu rennen, wieder zu kommen und dann nochmals wegzulaufen ist einfach nur merkwürdig, naher blöd.

Ich habe inzwischen allerdings in Erfahrung gebracht, dass alle, die jetzt im Zug sitzen - außer dem Personal natürlich - auf das Jungeninternat gehen, das ich meine neue Schule nenne, auch Aya und Kyo. Demnach hat sich zumindest meine Starrerei von vorhin irgendwie bezahlt gemacht.

"Und, erwartet mich die Hölle?", will ich lachend wissen - mal ehrlich, wie stellt ihr euch das Leben in einem Internat vor? Ich möchte nicht mit der Frage beginnen, ob es da auch Lehrerinnen gibt -.

"Wenn du mit Kyo-chan zusammen in ein Zimmer kommst, dann schon", erwidert Ayaro, allerdings plötzlich irgendwie ziemlich ernst, was mich verwundert - es macht mir Angst -.

"Ähm, warum das?", frage ich, dann doch leicht nervös - wundert es jemanden, der Kyo bereits kennen gelernt hat? -. Ob es wirklich so schlimm ist, wie sein Gesichtsausdruck vermuten lässt?

"Naja, er ist nicht unbedingt der Sozialste, weißt du? Aber das scheinst du ja bereits mitbekommen zu haben. Und Außerdem müsstest du dann ständig unser Gekuschel ertragen", jetzt lacht er wieder - es ist einfach nur beruhigend - und lehnt sich zurück, ein Bein auf der Sitzfläche angezogen.

"Wieso ständig, ist das von vorhin etwa Normalzustand bei euch?", frage ich lachend - wär schon irgendwie komisch -.

"Ja klar. Kyo und ich, wir sind seit, auf den Tag genau übrigens, 13 Monaten zusammen", ein Hammerschlag ist bei Weitem nichts dagegen.
 

*Akio's p.o.v*

"Gesundheit Kyo", sage ich ruhig und schaue auf, als mein Kumpel plötzlich eine Niesattacke bekommt - sieht lustig aus -. "Was denn, redet mein Nii-san etwa wieder schlecht über dich?", bei dem Gedanken pruste ich los, unwillkürlich selbstverständlich. Wäre ja nicht das erste Mal.

"Ja, wahrscheinlich schon", meint er nur und starrt weiter gelangweilt aus dem Fenster. Wo ich da gerade seinen Blick sehe, fällt mir was ein.

"Du, sag mal, hat sich Niko mal bei dir gemeldet in der letzten Zeit?", ich sehe von meiner Arbeit auf - ein Wunder geschieht -.

"Unser kleiner Pseudo-Russe? Nein, Nikolai hat sich während der Ferien nicht bei mir gemeldet. Wahrscheinlich lassen seine Eltern wieder sein Handy überwachen. Und den Computer sowieso", antwortet er bloß und sieht zu mir herüber. "Ich hatte allerdings erwartet, dass er sich mal bei dir meldet, immerhin, naja." Weil ich seinen Blick, der inzwischen nicht mehr allzu kalt, sondern vielmehr brennend ist, etwas zu deutlich spüre - und leider auch genau weiß, was er meint - schaue ich schnell aus dem Fenster. Leider stehe ich nicht so sehr auf Plastiklandschaft, deshalb ist das Vergnügen auch ganz schnell wieder vorbei.

"Nein, er hat sich nicht gemeldet. Naja, wahrscheinlich hast du Recht und seine Eltern beschatten wieder mal alles. Wundern würde es mich nicht", ich muss seufzen beim Gedanken an Nikolai's erbarmungslose Eltern. Wer seinen Kindern verbietet, Kontakt zu sämtlichen Schulfreunden zu haben, sollte eigentlich eingesperrt werden - soziale Einkerkerung für Tyrannen quasi -.

"Naja, er hatte mir zumindest am Anfang der Ferien eine Mail geschickt, aber danach kam dann nichts mehr. Du weißt nicht zufällig, welches Abteil er hat, oder, Herr der unsinnigen Notfälle?", Kyo lacht, immer noch ein viel zu seltenes

Geräusch - aber wenn man gedenkt, was er alles durchgemacht, auch verständlich, dass ihm nicht oft nach Lachen zu mute ist -.

"Aber sicher doch", antworte ich und ziehe meine allwissende Liste heraus, denn eigentlich habe ich auch nur nach einer Gelegenheit gesucht, mich selbst zu belügen und nachzusehen.
 

*Kyo's p.o.v*

Ich habe Akio hinter mir gelassen, weil ich ihm versichert habe, nach Nikolai zu sehen. Er meinte nur, ich möchte ihn dann mal bitte zu ihm schicken, er würde solange weiter an seinem Trival arbeiten, es hätte eh keinen Sinn, wenn er selbst nach ihm suchen würde. An sich kann ich ja verstehen, warum er so reagiert, dennoch finde ich es nicht unbedingt passend. Sowieso finde ich die Verhaltensweise meiner Mitmenschen fast nie passend. Nicht, dass es immer richtig ist, wie ich mich gebe, aber es ist zumindest schonend für die eigene Person.

Als ich letztendlich - ich habe es nach einiger Beruhigungsarbeit dann doch geschafft, Akio mit seinem endlosen 'Geh nicht!'-Geschrei von meinem Bein abzuschütteln - auf dem Gang stehe und zu Nikolai will, kommt mir eben dieser dann auch entgegen. Also ehrlich, Zufälle - Gedankenlesen - gibt's!

"Kyo! Nach dir habe ich gesucht!", ruft er und bleibt genau vor mir stehen - die liebe Zufälle halt -.

"Ich wollte auch gerade zu dir", antworte ich und richte meine Frisur wieder hin, indem ich alles im Zugfenster begutachte - muss ja nicht gleich jeder sehen, dass ich gerade erst einem Wahnsinnigen entflohen bin -.

"Echt? Hm, klönnten wir vielleicht in dein Abteil gehen? Bei mir werde ich noch wahnsinnig!", er seufzt und sieht sich um. Auf Akio's Liste konnte ich unter anderem sehen, dass Niko sich sein Abteil mit drei wesentlich jüngeren Schülern teilen muss, was meistens denen passiert, die ganz unten in der Liste der Schule stehen, normalerweise wird nach Jahrgängen sortiert. Naja, vielleicht hat er kurz vor dem letzten Schuljahresende auch nur wieder irgendeine dämliche Regel gebrochen und das ist jetzt die Strafe - aber hallo? Ich bin schließlich auch gestraft mit meinem Mitfahrer, warum müssen wir ausgerechnet zu mir. Lieber auf dem Gang stehen bleiben und riskieren rausgeschmissen zu werden oder neben den schreienden Kleinkindern als gegenüber dem Volltrottel und seinem neuen besten Freund Ayaro, der Grinsekatze!!! -.

"Müssen wir wirklich zu mir, ich werde da auch schon wahnsinnig, geht denn nicht auch.....na gut, egal, komm mit", ich greife - grabsche - nach seinem Arm - viel zu dünn, die Ferien scheinen nicht gerade wohlnährend gewesen zu sein - und ziehe ihn in unsere Kabine.
 

*Kira's p.o.v*

Ich scheine den ersten Schreck überwunden zu haben, denn inzwischen unterhalte ich mich schon sehr anregend - absolut nervös - mit Ayaro über das Leben eines homosexuellen Pärchens in einem Jungeninternat. Es ist faszinierend - erschreckend -.

"Ist das eigentlich erlaubt, also eine Beziehung allgemein, in einem Internat?", frage ich gerade, als die Tür aufgeschoben wird - zum wievielten Mal heute eigentlich?? - und Kyo hereinkommt, im Schlepptau noch einen anderen Mitschüler hinter sich herschleifend.

"Wenn man vom Teufel spricht. Ja klar ist es das, außer man erzählt den Lehrern oder Aufsehern davon", Aya lacht und zieht Kyo neben sich, küsst ihn leicht auf die Wange.

"Ihr redet doch nicht etwa über mich?", Kyo lehnt sich an ihn und sieht ihn von der Seite an. Irgendwie sieht er dabei faszinierend - erschreckend - zärtlich aus.

"Doch, Schnuffel, klar tun wir das. Ich habe Kira gerade davon erzählt, dass wir seit genau 13 Monaten ein glückliches Pärchen sind", Ayaro wuschelt ihm durch die pechschwarzen - sehen aus wie frisch gestylt - Haare, ich hätte dabei Angst, ein überraschtes Mordopfer mit Eigenverschuldung zu werden.

"Habe ich dir nicht vorhin schon gesagt, dass ihn das nichts angeht?", wahrscheinlich soll es grummelig aussehen, allerdings mutet das Ganze verdammt nach Schlafzimmer an, verliert deshalb wie geplante - ungeplante? - Wirkung.

"Schon, aber macht das einen Unterschied?"

"Ähm, Leute, habt ihr vergessen, dass ich noch da bin? Es wäre toll, wenn ihr eure Beziehungskisten auf nachher verschieben könntet", meint der andere plötzlich und lässt sich seufzend - es klingt wie ein altes Sofa - neben mich fallen - wahrscheinlich war es doch nur die Sitzgarnitur der dubiosen Bahngesellschaft, was ich gehört hab -.

"Oh, sorry, Niko, war keine Absicht. Ähm, sag mal, was machst du eigentlich hier?", Ayaro wendet sich mit fragendem Blick dem neben mir zu. Niko heißt er also, hm, aber irgendwie sieht er anders aus als wir - anders ist ein verdammt weit definierbarer Begriff -.

"Ich wollte nur in Ruhe mit Kyo sprechen und in meinem Abteil geht das nicht unbedingt so gut", Niko fährt sich nervös durch die Haare, zumindest würde ich es als unruhig einstufen, aber ich glaube, nach dem heutigen Tag ist mein Gestik-Wahrnehmungs- und -Einschätzungsvermögen schon ziemlich gestört - vielen Dank der Sozialschleuder und ihrem Freund, der außerirdischen Grinsekatze -. Gibt es eigentlich eine Richterskala fürs sich-durch-die-Haare-fahren?

"Dann schieß los, ich höre!", Kyo wirkt mal wieder leicht gereizt - ich gehe vorsichtshalber schon mal in Deckung, denn es wird sich garantiert auf mich entladen - warum auch immer. Vielleicht wäre er nur einfach viel lieber mit Ayaro alleine, wer weiß.

"Warst du heute schon bei Akio?", was ist das denn für eine passende Frage, um ein Gespräch, bei dem es augenscheinlich um ihn gehen soll, anzufangen? Kyo nickt jedenfalls bloß, na gut, auch okay.

"Er ist nicht ganz zufällig sauer auf mich?", inzwischen sieht Niko mehr ängstlich als nervös aus.

Die Tür wird aufgerissen - so langsam bekomme ich Mitleid mit ihr, so viel, wie sie heute arbeiten muss - und jemand, den ich noch nicht kenne, aber wohl bald kennen lernen werde, wie ich das hier kenne, steht im Rahmen angelehnt und starrt auf Niko neben mir herunter. Wie viele werden das eigentlich noch?

"Klar bin ich das, was denkst du dir eigentlich, Nikolai?"

Super, jetzt gibt's ne Schlägerei - Krieg - hier oder wie?
 

*Aya*s p.o.v*

Meinen Schatz Kyo neben mir, sitze - liege - ich da und beobachte die Szenerie vor mir. Es ist einfach atemberaubend komisch, zumindest wenn man Bescheid weiß. Tut man das nicht, sollte man jetzt entweder schreiend weglaufen, oder wie ich die 3D-Brille aufsetzen und das Popcorn rausholen.

"Ich gebe ihnen zwei Minuten, maximal", flüstere ich Kyo grinsend ins Ohr und sehe, wie sich seine Nackenhaare aufstellen, ich weiß schließlich, wie empfindlich seine Öhrchen sind.

"Weniger, viel weniger?", antwortet er lässig. Ach ja, so liebe ich mein Schnuffelchen!

Sicherheitshalber werfe ich einen Blick auf Kira und prust los. Er sieht aufgeregt zwischen Nikolai und Akio, den er wohl noch nicht kennt, hin und her und fragt sich entweder, wo er hier gelandet oder aber, wo hier der nächstgelegene Fluchtweg samt Notausgang ist.

"Ich...es....es tut mir Leid", stottert Niko - so kenne ich ihn ja gar nicht - und sieht Akio von unten mit seinem meisterhaften Reh-im-Scheinwerferlicht-Blick an - so kenne ich ihn schon eher, also wenn Akio da widerstehen kann, verleihe ich ihm einen Orden für absolute Standhaftigkeit -.

Akio scheint nur einen Moment zu zögern, was einfach nur dämlich aussieht, weil eh alle außer unserm Neuling wissen, wie er reagieren wird, dann stürzt er sich auf Nikolai und die beiden fangen wie immer sofort an, wie wild rumzuknutschen. Wenn Schwule wie die beiden sich endlich mal ein bisschen in der Öffentlichkeit zusammenreißen würden, dann würde unsereins auch nicht dauernd so sehr durch den Prosecco gezogen werden.

Ein bemitleidenswerter Kira sitzt geschockt daneben und starrt kategorisch aus dem Fenster - ich bewundere ihn, ich hätte längst ganz unverhohlen hingeglotzt -.

Ich stupse ihn mit dem Fuß am Knie an, grinse, als hätte ich irgendwas geschluckt, was man eigentlich nicht schlucken sollte - Normalzustand der Grinsekatze namentlich Ich - und meine: "Herzlich willkommen im Homo-Paradies, Schnucki!"
 


 

---End of Part 1 - Driving Trains - ---

Part 2 - First Chaos -

Juhu Leutz ^^

Also, erstmal natürlich gaaaaaanz lieben Dank für die Ermunterung durch die Kommis, es hat mich ja schon gewundert, dass ich überhaupt Kommis kriege ^^"

Hier kommt dann also Part 2 und ich hoffe, der gefällt euch genauso wie der erste und ihr lest fleißig weiter ^^ Bei Stimmungen, Meinungen und Ergänzungen Kommi, GB, ENS oder was auch immer und bei Fragen und Anwendungen sowieso immer gleich an mich wenden ^^

Warning: Die Charaktere gehören alle mir und nur mein Nii-chan hat das Recht zu Zeichnen ^^ Ansonsten: Have Fun und enjoy yourself XDDD

Und jetz viel Spaß an der Freude *chu* =3 *winkz* ^^// eure Aina ^^
 

Part 2 - First Chaos -
 

*Kira’s p.o.v*

Irgendwie scheine ich diese schier endlose Zugfahrt zwischen Grinsekatze, Sozialschleuder und Knutschbestien ja doch überlebt zu haben - das Charavoting, wer davon am schlimmsten zu ertragen war, haben eindeutig die Knutsch- und Fummelbestien neben mir gewonnen - denn jetzt sitze ich doch tatsächlich seit bereits einer Stunde in meinem neuen Halbzuhause. Das Internat ist ein großes - es ist gigantisch - altes Schloss mitten im Wald - Fluchtversuch zwecklos - und ich könnte die altertümliche, romantische Atmosphäre, die im Moment noch auf mir wirkt ja sogar fast genießen, wenn ich nicht seit einer Ewigkeit auf meiner Reisetasche - die nicht unbedingt bequem ist - hocken und darauf warten würde, gnädige - verfluchter - Weise zu erfahren, mit wem ich denn nun in einem Zimmer eingesperrt werden sein werde - vorläufig zumindest -.

Um mich herum hüpfen größere und kleinere Mitschüler - warum sind hier denn alle so verdammt gut gelaunt? Leute, eure Ferien sind vorbei! Buh!! - in allen Formen, Größen und Farben - nein, ich bin nicht rassistisch, das bezieht sich auf die Kleidung, da die Schuluniform auch erst am ersten Schultag getragen werden muss und jeder hier noch herumläuft, wie er will - ich bleibe viel lieber entspannt - deprimiert - auf meinem tollen Täschchen - diesem überdimensionalen Monstervieh - hier sitzen, denn es ist ja immerhin gemütlich in der riesigen, marmornen Eingangshalle mit der überirisch großen - für wen wurde die denn bitte gebaut, für einen Riesen etwa? - Steintreppe, die da äußerst dekorativ - völlig deplaziert - hingestellt wurde.

"Kira Noaya?", Moment, wurde ich da nicht eben gerufen? Nein, ich habe es mir in der Hoffnung, endlich in mein Zimmer zu kommen, bestimmt bloß eingebildet. Mensch Kira, jetzt hör doch endlich auf, dich selbst zu verarschen!

"Ja, hier!", rufe ich, springe auf - es grenzt an ein Weltwunder der Moderne, dass sowohl Tasche als auch Füße genau das tun, was sie sollen - und entdecke einen Jungen mit einem herumwedelnden Klemmbrett - es sieht etwa so aus wie ich, wenn ich mich gerade an einer Banane verbrannt habe -. Das Klemmbrett kommt auf mich zugetorkelt, lächelt freundlich - absolut schmierig - und meint: "Dein Zimmer ist 305. Dritter Stock, zweiter Flur links, vierter Gang rechts und dann die fünfte Tür vom Ende aus auf der rechten Seite. Du kommst klar, oder?", ähm, Entschuldigung, was kam bitte nach die Treppe rauf?!

"Sicher", ich habe keine Ahnung, ob man den unterschwelligen Verzweiflungsseufzer meiner Antwort heraushört, das Klemmbrett ignoriert diese Tatsache auf jeden Fall und wendet sich seinem nächsten erbarmungswürdigen Opfer zu. Mit hängenden Schultern - und es liegt nicht bloß an meinen gefühlten 1500 Kilogramm Gebäck auf dem Rücken - steige ich Stufe um Stufe um Stufe um Stufe die riesige Treppe hoch und arbeite mich schrittweise die hoffentlich doch irgendwie endlichen Weiten dieses mir unbekannten Universums Schule vor - für einen Menschen wie mich, mit dem Orientierungssinn wie eine Grapefruit ist das nicht nur ein bisschen abenteuerlich, sondern ein Alptraum für jeden Expeditionsleiter -.

Vielleicht, wenn ich Glück gleich einem Achter im Lotto habe, finde ich mein Zimmer noch vor den Winterferien.
 

*Kyo's p.o.v*

Meine Güte, ist das heiß hier!! Nachdem ich den letzten Atemzug Sauerstoff in meinem Zimmer verbraucht habe, reiße ich alle Fenster - gleichzeitig wohlgemerkt - auf und wende mich erneut dem Auspacken meiner wenigen Sachen zu. Eigentlich ist es ja ganz praktisch, dass man während der Schulzeit nichts anderes tragen darf als die rot-schwarze Uniform - ich war begeistert, als ich die Farbauswahl gesehen habe, wenigstens etwas, was mir an der sonst absolut hässlichen Einheitskleidung hier zusagt - und Schlafzeug - aber mal ehrlich, wer will schon im Pyjama im Unterricht sitzen?! - so muss man sich wenigstens nicht dauernd darüber zerreißen, was man(n) denn nun bitte anziehen soll, um dann nicht bloß angezogen auszusehen - ich kenne dieses Problem zur Genüge von zu Hause und sollte anfangen, als mein eigener Farb- und Typberater zu arbeiten. Ob mir Frühlingstöne stehen? -. Meiner Meinung nach sind es nicht unbedingt immer die weiblichen Wesen unseres Planeten, die länger zum Styling brauchen - außer natürlich, ich habe das Geschlecht verfehlt -.

Die Klamotten, die ich jetzt gerade in den Kleiderschrank - mehr eine Art Spind zu Vietnamkriegzeiten - räume, sind für die Parties am Wochenende, wenn wir Ausgang haben. Ausgang hört sich immer so an, als wenn wir hier eingesperrt wären und ich bin der festen Überzeugung, dass dem wirklich so ist - also der Teil meines Verstandes, der sich der Gehirnwäsche erfolgreich widersetzt hat, denkt das - weil man zwar körperlich nicht eingesperrt ist, dafür aber nur über eine eingeschränkte seelische Freiheit verfügt. Man kann nicht einfach tun und lassen, was man will, nicht einfach mal abends ein oder zwei Stunden nach draußen gehen - und sei es nur aus Bedarf an frischer Luft - ohne vorher zu viele Regeln beachten zu müssen, als dass es noch als entspannt durchgehen könnte.

Sicher, so ein Internatsleben hat auch so einige Vorteile - von denen mir nur leider gerade zufällig keiner einfällt - dennoch, für einen dauerhaft deprimierten - wegen Haft in Erziehungsanstalt namentlich Schule auch brandgefährlichen - pessimistischen und immerzu nachdenklichen - mein Gott, ist meine Selbstdarstellung heute wieder positiv ausgefallen, aber ich bin eben Realist - Emo wie mich ist es einfach nur eine Strafe, hier zu leben - meistens zumindest -.
 

*Kira's p.o.v*
 

3464...3465.........3466..............bin ich hier tatsächlich richtig?? Grapefruit flieg und zeige mir den Weg!!!!!!!

Okay, ich könnte schwören, dass ich hier schonmal vorbeigekommen bin. Also das liegt entweder daran, dass jede Tür gleich aussieht - die Schildchen mit den Nummern sind so klein, dass ich sie nicht mehr lesen kann, fortgeschrittenes Alter eben - oder ich bin wirklich zu blöd, mein eigenes Zimmer zu finden....Es wird wohl letzteres mein Problem sein.
 

*Kyo's p.o.v*

Als ich einen Stapel Handtücher wegräume, den mir der Schüler gebracht hat, der Wäschedienst machen muss - armes Schwein - fällt mein Blick auf das noch leere Bett. Vorher, bis Ende des letzten Schuljahres, habe ich hier zusammen mit Ayaro gewohnt, der jetzt aber mit Akio - Zwillinge unter sich, fast - und Nikolai - er ist nicht zu beneiden - in einem Zimmer lebt, weil dort ein Platz frei geworden ist und die Verteilung der Zimmer nur in einem sehr komplizierten Ordnungssystem funktioniert, das nicht einmal die zuständigen Leute bei der Schulleitung so wirklich verstehen - Schülergerücht, versteht sich -.

Trotz der Tatsache, dass ich innerhalb des kommenden Jahres noch mindestens viermal Wäschedienst werde machen müssen, verfluche ich meinen Mitgefangenen, der heute dran ist - mein Mitleid sinkt schlagartig, als mein Farberkennungssinn wieder zu sich kommt und anfängt zu arbeiten - denn er hat es doch tatsächlich gewagt, mir rosane Handtücher zu geben. Mal ganz abgesehen davon, dass ich mich schon seit Jahren frage, was rosarote Handtücher und allgemein Textilien, unpersönliche Gegenstände in einem Jungen-!!!!!!!!-internat zu suchen haben, ist es doch nun wirklich nicht zu viel verlangt, jemandem, der homosexuell ist, so tolerant gegenüber zu sein und ihm nicht noch aus Spaß an der Freude eine so dämliche Farbe zu zu ordnen, oder??

Leider gibt es noch keine schwarzen Handtücher hier, die würde ich sofort abonnieren, aber rot oder blau oder irgendwas neutrales wäre ja auch noch da gewesen, aber nein, ich muss mich ja wieder darüber aufregen dürfen!! Okay, ja, normalerweise bin ich ein sehr ruhiges, dafür aber ungleich sarkastischer Mensch, ich werde grundsätzlich nur in meinen Gedanken richtig wütend und wenn es dazu kommt, dass ich diese Agression offen zeige, ist es schon zu spät.

Aber bevor unsere Schule noch von einem Vulkan namens Kyo in Schutt und Asche gelegt wird - man sollte es sich eigentlich wünschen - widme ich mich lieber wieder dem Personieren meines Raumes zu. Eigentlich sollte man sich ja darüber wundern, wie ordentlich ich bin, denn normalerweise lege ich mehr Wert auf die unwichtigeren Dinge des Lebens - also die, die anderen meistens unwichtig erscheinen, wie ein Marienkäfer auf einem hübschen Stein - während Ordnung ja für die meisten Menschen zumindest oberflächlich sehr wichtig ist und ich sie demnach als unbedeutend einstufen sollte, weil ich halt immer ein bisschen anders ticke als die oberflächliche Mehrheit an Mitmenschen. Dennoch gibt es mehrere Gründe, warum ich sooo - verdammt extrem irgendwas penibel - ordentlich bin. Der erste dafür ist, dass ich es nicht gerne sehe, wenn mein Seelenleben ausgebreitet wird. Das fängt schon bei meinem Namen an - ich könnte Aya immer noch erwürgen, weil er sich mit diesem Volltrottel, Kari oder so, über mich unterhalten hat - denn Anonymität kann einem heutzutage durchaus manchmal das Leben retten. Und all meine Sachen, Klamotten und andere persönliche Gegenstände, vor allem mein Buch, liegen eben besser an ihrem ganz eigenen Stammplatz, wo nicht jeder sie sofort findet, wenn er nicht speziell danach sucht - und das sollte man(n) nicht tun, wenn man(n) weiterleben und noch Kinder bekommen möchte -.

Und außerdem versuche ich über dieses äußere Bild der Ordnung - sie ist komplett systematisiert, man suche den Tag, an dem nur ein Stück nicht dort liegt, wo es hingehört, ich bin eben ein verdammter Perfektionist - das Chaos, das vor allem IN mir herrscht, zu verbergen, so gut es eben geht, denn das geht nun wirklich niemanden etwas an. Manchmal, naja eher meistens, klappt das auch ganz gut, bloß bei meinen Freunden hat es nicht funktioniert und genau deshalb sind sie auch meine Freunde geworden.

Okay, wahrscheinlich ist es inzwischen schon wieder Zeit, sich fertig zu machen, im Zug habe ich auch nicht wirklich schlafen können, von daher. Während ich mein Lieblingsschlafshirt - drauf steht "Emo Kid - Born to be sleepy" und dadrunter ist eine Zeichnung on mir, das Shirt hat Akio für mich entworfen, unser Künstler - aus dem Schrank ziehe, es auf einen Stuhl lege und den Pulli, den ich noc anhabe, ausziehe - ich setze Streifen über alles - muss ich wieder an meinen zukünftigen Mitbewohner denken. Oh Gott, hoffentlich ist das nicht so ein Knirps aus den unteren Klassen - als Strafe dafür, dass ich letzten Jahr so böse war und jede Schulregel mindestens viermal gebrochen habe - oder noch viel schlimmer: so ein Volltrottel wie dieser....dieser...ach, die heißt er denn noch gleich?

Als ich das Klopfen an der schweren Tür höre, macht mein Magen automatisch einen Satz. Okay, entweder es ist der Briefträger, mit ich eine Affäre habe und mein Mann weiß noch nichts davon - so ein Quatsch, Kyo! - oder es ist mein neuer Mitgefangener. "Herein!", rufe ich laut, denn Erfahrungswerte haben gezeigt, dass man durch diese Türe nicht allzu viel hören kann.

"Ähm, Entschuldigung", höre ich, nachdem das Monsterding von Tür gerade mal ein paar Zentimeter geöffnet wurde. Nein Kyo, lass sich deinen Stimmenerkennungssinn bitte geirrt haben...doch leider muss ich erkennen, dass er sich - trotz wiederholtem Bitten zuzüglich Stoßgebet - mal wieder nicht vertan hat - so ein Mist aber auch!! -.

"Bin ich hier richtig in Zimmer 305?", im Türrahmen - kann der nicht ganz aus Versehen mal eben ein paar tödliche Splitter schleudern?! - steht dieses Volltrottel-Kari-Ding - hey, mir ist sein Name wieder eingefallen - und glotzt - ja, es ist der richtige Ausdruck dafür - mich fragend an. Liebe Schulleitung, womit habe ich mir DIESE Strafe verdient - denn ich ahne das Schlimmste, aber es wird sicherlich noch schlimmer kommen - so böse können meine Regelverstöße doch nicht gewesen sein!

"Ich wünschte, ich könnte mit NEIN antworten, aber meine Eltern haben mir beigrbacht, immer die Wahrheit zu sagen", ja doch, der Sarkasmus ist wohl gut spürbar, wenn man nicht gerade auf seinem Gehirn sitzt - was ich ihm auf jeden Fall zutrauen würde -.

"Also, das heißt, das hier ist Zimmer 305 und ich bin hier richtig, ja?", als er geschaffen wurde, war Scharfsinnigkeit gerade ausverkauft.

"Ja, verdammt und jetzt mach endlich die Tür zu und machs dir ungemütlich!", mit immer noch nacktem Oberkörper - es ist mir nicht nur egal, weil ich zwar rattenscharf aussehe, aber irgendwie doch vergeben bin - so sicher bin ich mir bezüglich der Sache mit Ayaro nicht, das dürfte schon aufgefallen sein - sondern auch, weil mein Wut im Moment wichtiger ist - gehe ich zu meiner Anlage - ich habe sie unter Lebensgefahr hereingeschmuggelt - und lege [Coll:Set] von D'espairs Ray rein. Ich schalte gleich auf "Garnet" durch, weil ich dringend Beruhigung brauche - wer diese Band kennt, der weiß, dass ich ausschließlich von Entspannung à la Despa spreche - und dieser Track mir das eigentlich immer verschafft, wenn ich mir heute das Mitschnurren auch verkneifen muss, die Texte aber im Kopf sowieso alle parat habe - Music is my way of thinking - und ziehe mir mein Shirt an.

(Anmerkung meiner schmuddeligen SA-und-Bishie-süchtigen multiplen Persönlichkeit: Jaaaaaaaa, Nii-chaaaaaaaaan, du hattest Recht, sie sind einfach geil *mitschmacht* *sabber* *Zero und Karyu anschmacht* *megasabber* hehe ^//////^)
 

*Kira's p.o.v*

Aha, so darf ich mir also in Zukunft eine nette Begrüßung vorstellen oder wie? Ich bin ja sowieso ein gaaaaanz großer Fan von Menschen, die die "Schuld" nicht mal ansatzweise bei sich selbst suchen, auch nicht bei den eigentlichen Verantwortlichen sondern bei denjenigen, die gerade in der näheren Umgebung sind und demnach ein viel besseres Ziel für einen Wutausbruch und sei es auch nur, dass er sich durch übermäßigen Sarkasmus äußert, abgeben. Ja, normalerweise reagiere ich nicht so stinkig auf jegliche Formen von Ironie, Sarkasmus oder Wut - alles die Dinge, die ich sonst gegen mich selbst richte - aber ich habe eine lange Zugfahrt hinter mir und einen noch viel längeren Weg durch diese verdammte Schule und bin im Moment wohl ansatzweise doch mit der menschlichen Form der animalischen Kratzbürste Katze - Kater, Entschuldigung, ich konnte mein Geschlecht noch nie sehr gut zuordnen - zu vergleichen. Planlos + müde = Reizbar....miau!!!!

Laut Aufforderung - so unfreundlich sie auch war - mache ich es mir auf dem Bett, das anscheinend mir gehören wird - ich stehe eigentlich nicht so auf selbstgehäkelte Bettwäsche, aber was soll's - (un)gemütlich, meine Tasche neben dem Kopfende stehen lassend.

"Warum hast du Infection nicht angelassen?", Kyo wuselt im Zimmer umher und wenn mich meine Augen nicht eines Besseren belehren würden, könnte man glatt meinen, dass die Musik so laut ist, dass sie sein T-Shirt immer in dieselbe Richtung weht, egal wo er hinläuft.

Doch jetzt bleibt er abrupt stehen und dreht sich halb zu mir um.

"Weil ich dafür bezahlt wurde", liebes Tagebuch, von nun an schreibe ich dir nur noch als Leiche, da Blicke ja bekanntlich töten können.

Und irgendwo, in den unendlich tiefen Schluchten meiner Großhirnrinde hat es tatsächlich mal plink gemacht und ich weiß jetzt, dass es wohl besser ist, ihn in Ruhe zu lassen und Sicherheitsabstand zu wahren, so gerne ich vor dem Schlafen auch noch ein bisschen Unterhaltung hätte - man könnte auch sagen, ich suche soziale Kontakte, finde aber keinen passenden Pluspol...ich bin so negativ -.

Da ich nicht den geringsten Ehrgeiz verspüre, meine Sachen noch vor mir selbst hier einzuräumen, öffne -rupfe - ich den Reißverschluss....und die Knöpfe....und die Laschen....und die Sicherheitsgriffe an meiner offenbar perfekt für einen Atomkrieg oder spionagetechnischen Überfall gesicherten Tasche - so langsam wird sie mir wirklich unheimlich, auch, weil ich mich frage, wer von uns beiden mehr Intelligenz besitzt und dabei erschrocken feststelle, dass ich den Sieger dieser offenkundigen Auslosung ansehen kann, ohne dabei einen Spiegel verwenden zu müssen - ziehe irgendetwas, dass nach T-Shirt oder zumindest nach Stoff aussieht und - im Gegensatz zur Zwei-Drittel-Mehrheit meiner Kleidung - sogar noch heil ist, hervor und wechsle schneller die Sachen als andere "Klimax, Correctio, Paradoxon, Parallelismus, Allegorie, Alliteration, Neologismus, Metapher, Anapher, Akkumulation und Oxymoron sind Bezeichnungen für rhetorische Mittel, die nicht nur in der Interpretation lyrischer und episch-fiktionaler sondern auch in der textbezogenen, teilweise auch in der rezeptions-ästhetischen Erörterung epischer, nicht fiktionaler Texte eine Rolle spielen und die eigentlich nie jemand gebrauchen, geschweige denn verwenden kann, ausgenommen er ist seiner eigenen Muttersprache nicht mächtig" sagen können. So, fertig!!

Und eine Nanosekunde später liege ich dann auch schon quer über meinem Bett - es wäre wohl nicht unwahrscheinlich, wenn ich irgendwann mal mit dem Kopf auf dem Boden und den Beinen oben aufwachen würde - und es dauert wie immer nicht lange, bis ich friedlich im Reich der Träume verweile. Man sagt ja eigentlich, dass das, was in der ersten Nacht in einem neuen Zuhause träumt, wahr wird und demnach hätte ich demnach auch eine Informationspflicht, aber mal ehrlich: Nein, das wollt ihr echt nicht wissen!!
 

*Kyo's p.o.v*

Okay, bis auf einige merkwürdige Geräusche aus der anderen Gegend des Zimmers - memo an mich selbst: Dringend Absperrband kaufen, sicher ist sicher!!- ging es, wieder auf der knüppelharten - naja Matratze kann man das eigentlich gar nicht nennen - Brett - meiner Ansicht nach waren die Betten im Mittelalter kompfortabler, ich muss es wissen, wenn man mich aufweckt, sehe ich aus, als wenn ichs miterlebt hätte - zu schlafen, wenn man das überhaupt Schlaf nennen kann, zumindest war es ein halbwegs wutloser Zustand, was bei mir nicht allzu oft vorkommt.

Ich spreche die Warnung am besten jetzt schon aus, bevor es zu Katastrophen zwischenmenschlicher nichtfreundschaftlicher Beziehungen kommt: Ich bin ein Morgenmuffel, das wird auch immer so bleiben und man sollte nie den Fehler begehen, mich morgens vor der 15. Tasse Tee anzusprechen, es könnte fatale Folgen haben, wenn man dann nicht nur eine Antwort für 3,50€ sondern für 4,10€ erwartet. Gemäß der Tatsache, dass heute der erste Schultag ist, ist also ein Sicherheitsabstand von mindestens 500 Kilometern angesagt, was natürlich bedeuten würde, dass Kira - ich fände Kari noch passender, aber leider haben sich seine Eltern Mühe gegeben, hätten sie doch gar nicht gemusst - von hier verschwinden müsste und das natürlich auch meinem vollen Wunsch entspricht. Falls ich nicht anderweitig dazu kommen sollte, ihn verschwinden zu lassen (Anm. frei nach Paniruto: nein, ich will dich nicht töten, ich will dich nur verschwinden lassen =DDDDDD), muss ich dringend eine Memo an mich schreiben, die mich daran erinnern soll, dass in meinem letzten - oder vorletzten - Willen zu verfügen, miterleben würde ich es dann doch ganz gerne.

Im Bad versuche ich den letzten Rest an gutem Aussehen trotz Müdigkeit aus mir heraus zu locken - ist eben blöd, wenn sich das gute Aussehen immer versteckt, weil es ihm noch so hell ist -, was mir allerdings nur mäßig gelingt und nachdem ich mich dann auch noch in die unförmige - naja, auf enge Klamotten stehe ich ja eigentlich, aber es wäre dennoch schön, wenn sie nicht so steif wären, dass man sie an die Wand lehnen kann und diese dann stehen bleiben - Schuluniform gezwängt habe, ist alles zu spät. Zu spät, dass denke ich auch, als mein Blick auf den immer noch schlafenden Kira - wie kann man denn bitte so liegen?? - fällt und danach auf die Wanduhr, die mir verrät, dass auch ich mich beeilen sollte, um einen der besseren Sitzplätze in der dritten Reihe zu kriegen - folgendes System gilt als weithin akzeptiert: in der ersten Reihe sitzen die Lehrerschleimer, in der zweiten die Streber, denn in der ersten wird man ja bekanntlich oft übersehen, in der dritten Reihe am Fenster und den daneben liegenden Plätzen bis zum Gang die coolen Leute so wie ich und in der vierten Reihe dann die, die nachts bessere Dinge zu tun haben als zu schlafen, was für Dinge das sind, darf ich leider nicht erläutern, denn wir müssen ja jugendfrei bleiben - auch wenn Ayaro eigentlich immer so lieb ist und mir einen eben dieser guten, sonst teuer zu bezahlenden Plätze reserviert, denn Aya ist Frühaufsteher und demnach nicht nur als Erster wach, sondern auch einer der Ersten, bei dem Hefte und Bücher auf dem Tisch plaziert und später dann von mir ordentlich sortiert werden, denn bekanntlich hasse ich Unordnung jeder Form. Meine Tasche liegt bereits halb gepackt auf dem gemachten Bett und wartet darauf, dass noch meine Federtasche und das letzte Buch verstaut werden - eine allzeit geliebte Arbeit natürlich - und nachdem ich ebendies vollbracht habe, schwinge - im hohen Bogen, über den sich jeder Pfeil freuen würde - sie mir um und verlasse mit einem letzten Blick auf diesen Tölpel, der dann wohl zu spät kommen wird, mein Reich - denn es ist und bleibt meines, egal wer da kommt und geht, ich bin zu dominant, um meine Macht nicht voll auszunutzen. Das hört sich krass an, ist aber so!!-.
 

*Kira's p.o.v*

Der Typ, der mich immer anstarrt, sobald ich in die Nähe eines Spiegels komme, ist ein verdammter Langschläfer und das Erste, was ich ihm demnächst mal sagen muss, ist, dass er sich gefälligst einen zuverlässigeren Wecker beschaffen muss!! Denn der, den er bzw. den ich im Moment noch habe, scheint nicht nur faul, sondern auch bestechlich zu sein und so wurde er wohl dahingehend manipuliert, dass er sich weigert mich an meinem ersten - überaus bedeutsamen ersten - Schultag zu wecken, ohne mir eine Streick-Fähnchen entgegen zu halten - und das geht nun wirklich nicht -. Und da ich selbstverständlich keine innere Uhr besitze - und selbst wenn, dann ist sie sehr schlecht gestellt - wache ich auch nicht zu der Zeit auf, zu der man es sollte, wenn man mit der Erziehungsanstalt Schule konfrontiert ist. Darauf folgt: Das Einzige, was sich in der Lage sieht, mich zu wecken, ist die Klingel. Und wie Schulklingeln das nun einmal an sich haben, klingelt auch diese nur um Anfang und Ende von Stunden und Pausen bekannt zu geben und sich damit bei den Aufenthaltsberechtigten sehr beliebt oder das akute Gegenteil zu machen. Langschläfer hin oder her, das Attribut Trottel kommt bei mir noch hinzu und diese Sorte Homo Sapiens Sapiens Sapiens Idiot hat ja bekanntlich meistens noch Glück im Unglück und offenkundig besitze ich davon eine ganze Menge - wenn auch von Verstand gleichermaßen wenig -, denn ich wache pünktlich zum Beginn der ersten Stunde auf, wie mir ein schneller - in Ausnahmesituationen kann ich auch mal schnell reagieren - Blick auf die verräterische Wanduhr - sie ist garantiert einen Pakt mit meinem Wecker eingegangen - bestätigt.

Der nachfolgende Zeitablauf geschiet in weniger als 5 Minuten - die Weltwunder der Antike sind leider schon ausgebucht, also ist es mal wieder ein modernes -: Zähne putzen, Haare kämmen - ich verfluche meine langen Haare zum ersten Mal an diesem Tag -, Uniform anziehen, irgendwelche Bücher, Blöcke und meine Federtasche in meine Umhängetäsche pfeffern - es würzt richtig gut, muss ich schon sagen - und den Raum verlassen. Ich bin so schnell damit fertig, dass das Einzige, was mich davon abhält, doch nicht allzu viel vom ersten Tag hier zu verpassen, meine Orientierungslosigkeit ist - denn die Grapefruit macht auch an solchen Tagen keine Ausnahme, so was aber auch!! - und so dauert es denn auch noch ein ganzes Weilchen, bis ich in diesem Labyrinth - wer kommt eigentlich auf die Idee, hier so viele Gänge und Räume mit viel zu kleinen Schildchen hinzubauen?! - endlich den Klassenraum gefunden habe, in dem ich eigentlich schon zeit geraumer Zeit sitzen sollte.

Nun doch ganz schön nervös - wie sollte es auch anders sein bei mir, wenn ich auch noch zu spät bin - stehe ich vor der schweren Holztür und bewundere die vielfältige Maserung, die so viel mehr an sich hat als ich - denn bekanntlich bin ich in etwa so vielfältig wie eine Murmel - und ringe doch tatsächlich mit der Frage, ob ich klopfen soll oder nicht. Okay, wägen wir einmal ab:

1. Möglichkeit: Wenn ich klopfe, wird mein Lehrer oder meine Lehrerin sauer, weil ich zu spät bin - oder weil die Stunde zu früh angefangen

je nachdem, welche Sichtweise man bevorzugt - (Anmerkung: und näht mir den Mund zu, ne wahr Nii-chaaan?? XDDD)

2. Möglichkeit: Wenn ich nicht klopfe, wird mein Lehrer oder meine Lehrerin sauer, weil ich zu spät bin.

Die Ausgewogenheit dieser beiden Varianten ist so intensiv, das mir dabei gleich noch ein paar andere einfallen. Also frage ich mich wieder selber: Soll ich klopfen?

3. Möglichkeit: Vielleicht.

4. Möglichkeit: Später ganz sicher.

5. Möglichkeit: Ich komme einfach nächstes Jahr noch mal wieder.
 

(Anmerkung: Das Vorhergehende stammt nicht von mir, das Copyright demnach auch nich, dennoch: KOPIEREN VERBOTEN!! im namen von meinem Nii-chan übermittele ich dies ^^ *chu*)
 

Alles in allem also doch recht ausgewogen. Irgendwann - ein Tag wie eine Sekunde später - klopfe ich dann doch noch, wenn auch zaghaft und demnach kaum hörbar. Trotzdem erklingt das vertraute - denn das ist nicht die erste Verspätung, meine Liste umfasst inzwischen mehrere Kapitel - "Herein!" und durch Millimeter Holz zwischen Holz quetsche ich mich in den Unterrichtsraum. Groß, hell erleuchtet - zu nachtschlafender Stunde, es ist immerhin erst um 8 Uhr!! - nur leider mit einer verwunderten Klasse und einem nicht unbedingt freundlich - das beziehe ich allerdings auf meine Unpünktlichkeit - aussehenden Lehrer - warum habe ich eigentlich erwartet, dass auch Frauen in einem Jungeninternat unterrichten? Naja, vielleicht gibt es hier ja tatsächlich auch Professorinnen und ich habe bis jetzt bloß noch keine gesehen, auf meiner Odyssey dafür schon die komplette Schule zuzüglich umliegendem Gelände - was mich nicht besonders ermutigt.

"Setzen!", befiehlt er und ich habe ja eh keine andere Wahl, denn "Ich komme nächstes Jahr noch mal wieder" hat sich jetzt erledigt. Meinen Platz finde ich links neben dem Gang - rechts stehen Tische für je 5 Schüler und links für je 2 - neben einem mir noch unbekannten Mitschüler. Indem ich meine Tasche neben den Stuhl stelle und auf selbem Platz nehme, bemerke ich im Augenwinkel, dass fast die gesamte dritte Reihe von den Leuten besetzt ist, die ich im Zug schon kennen gelernt habe, also Kyo, Ayaro, Akio und Nikolai und wer der Fünfte ist, weiß ich nicht. Kyo sitzt am Fensterplatz und schaut böse grinsend nach draußen - ich wusste doch, dass er mich hätte wecken können, es aber aus Boshaftigkeit nicht gemacht hat - und frage mich ganz nach dieser Erkenntnis, was ich ihm eigentlich getan habe, außer ich zu sein.
 


 

---End of Part 2 - First Chaos - ---
 


 

So, das wars denn auch schon ^^ Hoffe, es gefällt euch =3

Part 3 - Just some stuff named school - Erster Teil

*Akio’s p.o.v*

Es gibt im Leben eines jeden Schülers einen Tag, den er ganz besonders hasst - mehr noch als alle normalen Tage, an denen er zur Schule gehen muss, an das Mitleid, das man von allen anderen bekommt, gewöhnt man sich irgendwann - und das ist der erste Schultag. Denn man kann sich doch wirklich nichts Schöneres vorstellen, als nach Wochen des Friedens wieder in der Krieg ziehen zu müssen - hört sich drastisch an, ist aber so - und endlich wieder mehr über die Dinge zu erfahren, von denen niemand etwas wissen will und die uns unser Leben lang begleiten werden - zwar in der Schublade "Verbannt aufs lebenslänglich - Bitte füttern aber nie benutzen", aber immerhin -. Und heute ist mal wieder so ein Tag, an dem ich mir wünsche - und ich weiß, dass 99,99% aller Schuldpflichtigen unter 20 Jahren mir beipflichten, der Rest heißt Streber und sitzt in der zweiten Reihe - dass ich einmal zu meiner Entscheidung stehe und einfach liegen bleibe, wenigstens einmal. Grundsätzlich gibt es auch mehrere Arten, geweckt zu werden - jemanden in den Unterricht schleifen, der eigentlich noch schläft und dann darauf warten, dass der Lehrer ihm den Gnadenwachstoß gibt, gehört nicht in die Kategorie Weckmanöver - und ich bevorzuge eigentlich die, einen Wecker zu hören, der nicht gerade im Stimmbruch steckt - also weder das verrostete alte Teil, das meine Mutter mir eingesteckt hat, noch mein kleiner Bruder und ich meine im Übrigen nicht Ayaro, nein, ich habe noch einen anderen kleinen Bruder. Ich bin im Detail genau 7 Minuten älter als Ayaro, es ist immer gut zu wissen, dass es immerhin 7 Minuten gab, in denen man einfach da und die Welt noch in Ordnung war - was leider darauf hinausläuft, dass ich bis früh morgens ausschlafe, also bis circa 14 Uhr.

Schon jetzt, nachdem ich gerade mal einen so kleinen Bestandteil des kommenden Schuljahres hinter mir habe, dass ich ihn mit meinem nicht allzu komplexen mathematischen Grundwissen nur schwerlich berechnen könnte, habe ich gestrichen die Nase voll - und sie juckt auch schon -.

Vorne steht so ein Nichtnutz von verzweifeltem Ex-Akademiker und versucht uns desorientiert zu erklären, wie wichtig doch dieses Schuljahr für unsere zukünftige Bildungslaufbahn ist - komisch, das habe ich bis jetzt in jedem meiner 11 Schuljahre gehört, wie merkwürdig und mal ganz ehrlich: Wer von denen, die hier sitzen, hat schon eine Zukunft mit Bildung?! - und ich warte mit Freude auf die Zeit, in der die Tomaten reif werden oder viel eher auf die Zeit danach, wenn wir wieder was zu werfen haben.

Natürlich geht es in der ersten Stunde wirklich ausschließlich um organisatorische Dinge und diesen Gang hätte ich mir echt sparen können, da unser Klassensprecherstreber uns das bei Nachfrage sogar noch ausführlicher erläutern kann als der verruchte Ex-Akademiker - Strafspezialist Fachgebiet Folter -, da er selbstverständlich Wort für Wort mitgeschrieben und Bindestriche wahrscheinlich ausgeschrieben hat.

Gelangweilt überlege ich, einen Blick zur Uhr zu werfen, doch dann erinnere ich mich plötzlich, dass wir uns im Raum unseres ehemaligen Biologieprofessors - wie verfluche ich den Idioten noch heute - befinden und das bedeutet, daraus wird nichts. Es ist ja ein allzu bekanntes Phänomen - eigentlich ist es gar keines mehr, weil es einfach zu alltäglich dazu ist - dass Schüler - egal ob unterfordert, überfordert oder einfach nur anwesend - sehr häufig dazu neigen, bei Langeweile dauernd auf die Wanduhr zu sehen. Dagegen kann man Folgendes unternehmen: Entweder, man nimmt die Uhr ab oder man denkt sich etwas Clevereres aus. Unser Ex-Biologe - Fachgebiet Überreizung der menschlichen Nervenzellen - hat sich für letztere Variante entschieden und einfach noch ein paar Uhren dazu gekauft, bis später ungefähr 25 quer im Raum verteilt hingen, die allerdings alle auf verschiedene Zeiten gestellt waren - ein Klassenraum, in dem die Zeit noch irrsinniger verläuft als in allen anderen sowieso schon -. Jetzt hat er sich natürlich nicht dafür entschieden, die verschiedenen Zeitzonen anzeigen zu lassen, sondern er hat kleinere Unterschiede gewählt, die es einem nahezu unmöglich machen, die richtige zu finden, ohne dabei nachdenken zu müssen - und nachdenken ist im Unterricht strikt untersagt -. Es gibt noch eine andere Lösung für das Problem, die stammt von unserem Geschichtslehrer - Fachgebiet psychologische Kriegsführung - und war dadurch gekennzeichnet, dass die einzige Uhr an der Rückseite des Raumes hing. Dies hatte zur Folge, dass man sich umdrehen musste, um zu erfahren, wie spät es ist - was wiederum sofort bestraft wurde -. Da Schüler ja aber nicht unbedingt dumm sind und zumindest gute Beobachter, fiel uns schnell auf, dass sich der Herr Lehrer fast ausschließlich in Höhe der zweiten Reihe bewegte, die in der ersten mussten sich also umdrehen, um ihn sehen zu können - was dieser sogar immer forderte - und konnten dann den anderen kinderleicht mitteilen, was sie wissen wollten. Lehrer sind vielleicht nicht blöd - nur minderbemittelt solch einen Beruf zu wählen - aber bekanntlich tun ihnen ihre Schüler ihr Verhalten ja nach und dementsprechend sind auch wir nicht von Hintermorgenvorgestern.

Da ich aber immer noch einen gewissen Zeitdrang verspüre, fahre ich kurzerhand meinen rechten Ellenbogen aus, den mein allerliebstes - ähem - Brüderchen zufällig in die Rippen bekommt. "Wie spät?", frage ich, ohne auch nur ansatzweise die Stimme zu senken und beobachte mit Freuden, wie Ayaro gekonnt theatralisch - wie beide waren letztes Jahr zusammen im Kurs "Darstellendes Spiel" und es hat sich wahrhaftig gelohnt - den schwer Verletzten mimt, so als hätte ich ihn eben nicht angestupst, sondern ihm vielmehr ein Messer - Klinge ca. 1,50 m - in die Seite gehievt und einmal durchgeschlitzt, aber ganz ehrlich, schon am ersten Tag zu simulieren, um einen kleineren oder bei seinem Talent auch mittleren - er ist echt verdammt gut geworden - Aufenthalt auf der Krankenstation zu ergattern, finde ich dann doch ein wenig übertrieben. Immerhin gibt es noch genug andere Schultage, an denen man die Gelegenheit ergreifen und sich dort häuslich einrichten kann.

"Ich hab meine Uhr vergessen", murmelt Aya zurück und schaut verzweifelt drein, was mir anzeigt, dass ich nicht der Einzige bin, der die Zeit sucht.

"Dann frag eben Kyo", so schwer wird es ja nicht sein, immerhin sitzt er neben dir, Brüderchen!
 

*Aya’s p.o.v*

Nach Akio's Anfrage drehe ich mich Hilfe suchend zu Kyo, doch schon ein kurzer Blick in Richtung seines Handgelenkes verrät mir, dass Fragen sinnlos, überflüssig und da ich es mit ihm zu tun habe, im Falle der Sinnlosigkeit auch gefährlich wäre. Dementsprechend wende ich mich wieder zu meinem Zwillingsbruder und schüttele resigniert den Kopf. Als ich seinen Blick auffange, wird mir klar, dass es vielleicht doch besser gewesen wäre, mir einfach auszudenken, wie spät es ist, denn auch Akio kann ganz schön brutal werden und das nicht nur, wenn es um seinen heiß geliebten Block geht - ehrlich, eine Beziehung zwischen den beiden würde mich nicht mal mehr aus der Fassung bringen, es ist einfach schon zu offensichtlich -.

„Kannst du dir etwas Langweiligeres als das hier vorstellen, mein Engel?“, mit einem liebevollen Lächeln widme ich meine volle Aufmerksamkeit wieder Kyo - dem „Unterricht“ zu folgen ist im Moment sowieso total zwecklos -.

„Ja“, übrigens: ja, ich weiß, er war schon immer der Meister des kühnsten Sprachgebrauchs.

„Und was, wenn ich mir diese Frage erlauben darf?“, nein, ehrlich, ich weiß auch nicht, wann ich so hochtrabend geworden bin.

„Du darfst“, Achtung, dies ist keine Schleichwerbung für gewisse Pseudo-Produkte, denn wir machen alles ganz offen und so schnell, dass es keine Schleichwerbung mehr ist.

„Also?“

„Was also?“, ich wünschte mir, ich hätte jetzt Biologie, denn mir brennt eine Frage auf der Magenschleimhaut: Wie kurz kann so ein Kurzzeitgedächtnis eigentlich werden?! (Anmerkung der Autorin: Wenn ich mir meins so ansehe: Verdammt kurz!!)

„Na was noch langweiliger als das hier sein soll?“, wiederhole ich, aus Rücksicht gegenüber meiner Wirbelsäule, die im Moment leider keine Lust hat, mehrfach gebrochen zu werden.

„Das und dabei nicht zu wissen, wie lange die Tortur noch dauert“, antwortet Kyo ruhig und kritzelt etwas in sein Heft. Dann reißt er einen kleinen Zettel ab, schreibt wiederum etwas darauf, faltet ihn zusammen und lehnt sich nach hinten.

„Akio!“, die Vorsicht in Persona ist er nun wirklich nicht gerade.

„Was denn?“, wie gerne würde ich jetzt den Kopf auf den Tisch fallen lassen, einfach um bekennen zu können, wie dämlich auffallend Trotteldi 1 - Kyo links neben mir - und Trotteldi 2 - Akio zu meiner Rechten - doch sein können. Und auch, um anzuzeigen, dass ich nichts mit dem zu tun habe, was die da machen.

„Hier“, okay, wie viele ein- oder auch zweiwörtrige Sätze waren das innerhalb der letzten zwei Minuten?

Mein Brüderchen nimmt den Zettel entgegen und fragt: „Was steht da drin?“ Hat er das gerade wirklich gefragt oder muss ich mal wieder zum Schulpsychologen?! (Anmerkung: Dieser Dialog hat mal tatsächlich stattgefunden, als ich einen Zettel geschrieben und jemandem gegeben habe, meine dieser Jemand tatsächlich: „Was steht da drin?“...Mhmmm...wie wär es mit: Aufmachen und lesen, so Buchstabe für Buchstabe?!)

„Lies ihn einfach!“, brummt Kyo und wendet sich wieder dem Fenster - das doppelte Sicherheitsglas scheint heute noch interessanter als sonst zu sein - zu, was ich dann doch etwas schade finde, denn er könnte sich ja genauso gut mir - ich bin mindestens so spannend wie ein bisschen Glas, und durch Akio gibt es mich auch in einer doppelten Sicherheitsvariante - zuwenden.
 

*Kyo’s p.o.v*

Ich bemerke Ayaro’s fordernden Blick sehr wohl und kann mir vorstellen, was in seinem - heute mal relativ aktivem - Kopf vorgeht. Klar, die Ferien waren lang und wahrscheinlich wäre es wirklich gut, wenn wir mal wieder ein bisschen Zeit zusammen verbringen würden, aber man sollte es ja nun auch wieder nicht übertreiben, schließlich ist das Jahr noch lang - nahezu endlos lang -. Ich erinnere mich, dass ich auch im Zug über unsere „Beziehung“ nachgedacht habe und dass ich damals - es war erst gestern! - zu dem Schluss gekommen bin, dass ich das alles irgendwie merkwürdig finde. Ja, okay, ich war einsam und habe mich nach ein bisschen Verständnis gesehnt und das hat er mir als mein bester Freund ja auch vorher schon geschenkt, aber musste es denn wirklich so enden? Ich meine, wenn er nicht so ein Kuschelmonster - wie ein Plüschtier - wäre, würden wir uns wahrscheinlich nicht mal ansatzweise berühren und viel mehr als eine hauptsächlich körperliche Beziehung verspreche ich mir davon auch nicht. Das klingt natürlich jetzt hart ihm gegenüber, aber so wie Aya drauf ist, findet er schnell Ersatz für mich - ich bin ja sowieso sehr leicht zu ersetzen -.

Ich versuche, keinen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, sondern widme mich dem, was in dem kleinen Brief an Akio stand. Mich würde wirklich zu sehr interessieren, ob Herr Tsukade noch unterrichtet.
 

*Akio’s p.o.v*

Nachdem ich den Inhalt des Zettels identifiziert bzw. vielmehr entziffert - Kyo hat nicht unbedingt das, was man eine lesbare Handschrift nennen könnte, eigentlich passt nicht mal der Begriff Handschrift -, läuft es mir eiskalt den Rücken herunter. Ich habe bereits geahnt, dass Kyo genau das wissen will, aber dass er schon am ersten Schultag fragt, dass ist doch etwas sehr früh - auch für seine Verhältnisse -.

Unterrichtet Tsukade noch?

Kyo
 

Ja, natürlich, sprachgewandt ist er vielleicht nicht unbedingt - vielmehr ist er die lebendig gewordene Horrorvorstellung eines jeden Deutschlehrers -, aber dieser Satz würde ausreichen, um sowohl Nikolai, Ayaro als auch mich sofort in Alarmbereitschaft zu versetzen. Ich möchte es Kyo ja wirklich nicht unterstellen, aber ich glaube, er hat ganz einfach...Angst.

Seufzend drehe ich mich zu Nikolai um und flüstere ihm die Frage ins Ohr. Dass wir nun schon eine ganze Weile zusammen sind, hat den Vorteil, dass wir uns mit sehr wenigen Worten ziemlich gut verstehen. Auf keinen Fall darf dieser verblödete - ich will ihm ja wirklich nicht zu nahe treten, aber es ist eben einfach so - Ex-Akademiker mitbekommen, was wir hier besprechen wollen, sonst können wir schon mal unser Testament aufsetzen - in diesem Falle aber schriftlich -. Auch mein Freund neben mir ist wie erstarrt, als er die Frage hört, bis er sich endlich - ich danke Gott, denn der Beginn einer Reaktion ist wie eine Befreiung aus dem Zustand der Erstarrung, der auch mich erfasst hat, und ich fange doch tatsächlich an, um seine Antwort zu beten - langsam zu mir wendet, mir lange direkt ins Gesicht schaut und schließlich - wie in Zeitlupe - resigniert nickt.

Meine Hand fährt sofort über meinen Pulloverkragen, eine Bewegung, die zwar inzwischen nicht mehr allzu oft vorkommt, aber wenn, dass sitze ich entweder in einer aussichtslosen Prüfung fest - letztes Jahr hab ihr mir bei der Hälfte aller Oberbekleidungsstücke die Kragenpartie aufgerissen - oder ich muss sehr - sehr - vorsichtig sein und im Moment fürchte ich, Letzteres ist der Fall. Das schlichte, silberne Kreuz mit den winzigen blauen Fäden ruht eiskalt in meiner es umschließenden Hand. Ich mag meinen Glauben an Gott zwar schon vor langer Zeit verloren haben, aber an die Kraft von Symbolen - zwar nur von bestimmten - glaube ich immer noch und bis jetzt hat es mir eigentlich immer geholfen.

Ich drehe mich zu Kyo und rufe seinen Namen. Als er es bemerkt, sehe ich, wie seine Augen in kaltem Azurblau aufblitzen - ein absolut untrügliches Zeichen für aufkommende Wut - und er sich wie in Zeitlupe bewegt. Irgendwie bin ich in diesem Moment - er kommt mir verdammt unendlich vor - nicht imstande, meinen Kopf - ich verfluche diesen ausnahmsweise mal für seine Standhaftigkeit - zu einem Nicken zu überreden, aber Kyo hat alles - zu meinem Glück, sodass mir ein Betonklotz vom Stein fällt - bereits an meinem Blick erkannt. Sofort wendet er sich wieder ab und starrt gedankenverloren - oder vielleicht mit noch mehr Gedanken als sonst - auf die zugegebenermaßen nicht allzu hübsche Landschaft.

Den verzweifelten Versuch des mir äußerlich sehr ähnlichen Aya’s, Kontakt zu Kyo herzustellen - er ist so eine ausgeprägte Sozialschleuder, das geht ja bald gar nicht mehr - beobachte ich und stelle fest, dass er komplett misslingt.
 

*Kira’s p.o.v*

Das Getuschel, welches dezent - können die überhaupt leise reden?! - aus der dritten Reihe zu mir dringt, versuche ich, ebenso dezent, zu ignorieren, was mir nur mehr oder minder gelingt. Leiderwegs gehöre ich zu der Sorte Homo sapiens sapiens, die nicht - ich wiederhole nochmals: NICHT - in der Lage ist, sich bei allzu lauten Hintergrundgeräuschen - ausgenommen diverser Schreimusik, wie meine Mutter sie zu nennen pflegt - zu arbeiten und im Moment scheint es mir noch halbwegs ertragbar diesem - mir fehlt ein passendes Wort, um es zu beschreiben - Etwas - das trifft es eigentlich ganz gut - da vorne zuzuhören, auch wenn über die Hälfte meiner Mitleidenden schon in einen komaartigen Tiefschlaf gefallen ist.

Während ich mich von irgendetwas à la „Organisation schwieriger Jahrgangsstufen“ - anscheinend gilt an dieser Schule wirklich jedes Jahr als schwierig und eigentlich gar nicht zu schaffen, komische Form der Motivation - berieseln lasse, wird mir schlagartig - in der nicht für mich typischen Über-Schule-Geschwindigkeit - bewusst, was genau Ayaro meinte, als er im Zug sagte, ich sollte mich nicht zu sehr auf die kommende Saison - bin ich hier im Hotelfachversand gelandet?! - freuen, denn dieser - nicht wirklich gemochte - Teil der kommenden Stunden gehört ja mehr oder weniger auch dazu.

Plötzlich ertönt ein bekanntes Geräusch - die Melodie, die in so ziemlich jeder Mittel- und Oberschule unseres wundervollen Landes anzeigt, dass endlich die Pause beginnt - (A.d.A. was bin ich stolz, dass wir dieselbe Schulklingel haben ^/////^) begleitet von vielfachem Aufseufzen und dem noch bekannterem Ton zahlreicher Taschen, die auf einmal eingepackt werden und so ziemlich alle stehen auf und verlassen schnatternd den Raum, während das Lehrerli doch wieder davon anfängt, dass nicht die Klingel den Unterricht beendet, sondern er - immer wieder sagen sie das, obwohl sie doch eh wissen, dass es nichts bringt. Und ganz ehrlich: Warum hätte man denn bitte sonst die Pausenklingel erfinden sollen? -. An mir vorbei schlendern Händchen haltend Akio und Niko und noch bevor ich die Stöpsel meines MP3-Players in den Plüsch-Öhrchen habe, um mich der betäubenden Wirkung des Schalls hinzugeben, zieht ein über beide Backen - okay, „Wangen“ - grinsender - Normalzustand - Ayaro vorbei, den grimmigen - ebenfalls Normalzustand - Kyo vor sich herschiebend und meint: „Folge uns unauffällig, Nichtwissender!“. Ich muss zugeben - als Tollpatsch kann ich schließlich ganz ehrlich dazu stehen - dass ich irgendwie doch ein bisschen gerührt bin, so schnell mir so aktiv entgegenkommende Freunde gefunden zu haben. Vielleicht bin ich ja doch nicht so sozial-doof, wie ich immer dachte.
 

*Aya’s p.o.v*

Quer durch unzählige Gänge und Flure - eigentlich dasselbe, oder? - bahnen wir uns unserer Weg zur Schülerlounge, um unsere 20 Minuten lange Pause - purer Luxus im Vergleich zu anderen Oberschulen - wenigstens ein wenig zu genießen. Ich weiß ja selbst, dass es gemein ist, Kira so hinter uns herziehen zu lassen, ohne mit irgendetwas zu erklären, aber Erfahrungswerte haben gezeigt, dass Dinge in dieser Schule abgehen, die man erst ein paar Mal gesehen haben muss, um sie zu verstehen - erklären kann man sie dennoch das ganze Leben lang nicht mehr -. Zu unserem Pech ist die komplette Lounge (A.d.A Ich hab so was au anner Schule hehe =3) schon voll, doch zum Glück haben wir ja unsere Geheimwaffe.

„Kyo, wenn ich bitten darf?“, dreht Akio sich um und deutet vielsagend auf ein Grüppchen absolut deplazierter Unterklässler - noch sind sie völlig ahnungslos, aber das wird sich bald ändern -.

„Gebt mir zwei Minuten“, antwortet der nur, lässt meine Hand los - schade - und zieht von dannen.

„Ähm, Leute, hier ist alles voll“, höre ich die ernüchterte Feststellung Kira’s und zum ersten Mal fällt mir auf, dass er es tatsächlich geschafft hat, trotz der absolut braven Schuluniform irgendwie nach Visual Kei auszusehen, genauso wie Kyo es immer wieder gelingt, sofort als Emo erkennbar zu sein.

„Ach, echt?“, entgegnet Nikolai ironisch und man sieht Kira an, dass er nicht unbedingt damit gerechnet hat, Niko überhaupt jemals sprechen zu hören - verständliche Vermutung -, er sieht dementsprechend schockiert aus.

„Lass gut sein, Kira, wundere dich nicht und beobachte einfach den Meister bei der Arbeit“, meint mein Bruder und grinst zu Kyo hinüber.
 

*Akio’s p.o.v*

Soeben ist eine volle Minute vergangen, seit der Meister auf die Kleinen - sie tun mir regelrecht ein bisschen Leid, um ehrlich zu sein - zugegangen ist und das Gespräch - Feuer - eröffnet hat. Jetzt höre ich seinen Eisblick und sehe, wie er „Haut ab jetzt oder ich werde ungemütlich“ wütet und der Letzte der „lieben“ - böse, allesamt böse - den Widerstand aufgibt - seine Uniform als rot-schwarze Friedensfahne benutzt - und sie allesamt schleunigst die Flucht ergreifen - was auch meine Reaktion wäre, wenn ich Kyo nicht kennen würde -.

„Was war das denn?“, fragt Kira erstaunt, Entsetzen steht ihm nahtlos - ohne eine einzige Unterbrechung - ins Gesicht geschrieben, als wir uns auf die nun leeren Sitzpolster niederlassen, das Lachen der anderen Oberschüler hinter uns.

„Unsere Wunderwaffe. Wenn du irgendwann mal nachhaltig Eindruck machen willst, schick am besten Kyo voraus!“, lacht Aya und haucht eben diesem einen Kuss auf die Wange.

„Ey, du da, Neuer“, ruft plötzlich Kaoru (A.d.A. Hehe, Namensklau...*räusper* *räusper* *hust* *hust* ^////^’), den ich noch aus dem Kindergarten kenne, zu Kira hinüber.

„Ähm, ja?“, meine Güte, ist der langsam und unsicher in seiner Reaktionszeit, fast schon tölpelhaft und wenn ich mich mit meiner Vermutung, Kyo findet ihn genau deshalb anziehend, doch geirrt haben sollte, futtere ich des Hausmeisters Bürstensammlung auf, der obligatorische Pflichtbesen macht leider nicht satt, musste ich schon mehrmals feststellen - vielleicht sollte ich doch aufhören, so oft auf sinnlose Wetten einzugehen -.

„Gehörst du auch zu denen?“, fragt Kaoru mit verschmitztem Lächeln und ich bin mir sicher, dass viele in diesem Raum wissen, was er meint, nur Kira selbst nicht.

„Ich...äh“, der Angesprochene scheint nicht ganz sicher zu sein, was er antworten soll und als er hilfesuchend in unserer Runde umher sieht, bin ich es, der die Gelegenheit ergreift.

„Natürlich Kaoru! Nicht wahr, Kleiner?“, wende ich mich erst an meinen ehemaligen Sandkastenfreund, danach an den Tollpatsch in unserer Mitte und sehe gerade noch rechtzeitig, wie Kira rot wird und mit verwirrtem Blick Richtung Kaoru nickt. Das wäre geschafft!

Als wir uns beider wieder umdrehen - ich sitze im Gegensatz zu den meisten anderen männlichen Wesen sehr gerne mit dem Rücken zum Raum - ist es an Kyo zu grinsen.

„Sag mal, Neuer, ist dir eigentlich klar, dass dich jetzt jeder hier im Raum befindliche Kerl für schwul hält?“, die boshafte Art, wie er spricht, beruhigt mein Gemüt - seit ich auf diese Schule gehe, habe ich leider kein Gewissen mehr - und wenn ich ehrlich sein soll, habe ich ihn dafür nur noch mehr gerne - denn ich gehöre mit den anderen zu den Leuten im Umkreis von 27 Kilometern, die ihn für seine Art nicht hassen -.

„Wie bitte?!“, jappst Kira neben mir und starrt mich entsetzt an.

„Hups, kleines Missverständnis meinerseits“, antworte ich und wende mich betont gelangweilt Niko zu.
 

*Kira’s p.o.v*

Ich bin wahrscheinlich - wahrscheinlich nur deshalb, weil ich mich aufgrund einiger Depressionen fast ins Koma gesoffen hätte  kleiner Scherz am Rande! - noch nie so entsetzt und wütend auf einmal gewesen. Schon nach meinem ersten Schultag in einem Jungeninternat - das möchte man sich doch bitte noch mal vor Augen führen!! - hält mich die Hälfte aller Mitschüler - die „Lounge“ war verdammt überfüllt - für schwul, was ich keinesfalls bin! (Anmerkung der Autorin: Das kann man doch ändern, oder? oO) Woher nimmt sich dieser Idiot das Recht, sich so etwas zu erlauben?!

Stinksauer hole ich meinen Player wieder aus der Tasche und schalte sofort zu [Coll:Set] durch. Als die ersten Töne von „Infection“ erklingen, fühle ich mich sofort beruhigt, denn, auch wenn meine Eltern diese Wirkung der „Schrei- und Kreisch“ -Musik absolut nicht verstehen, wenn Hizumi über Wut und Verzweiflung singt, dann brauche ich diese nicht mehr gegen mich selbst zu richten, irgendwann habe ich das mit „alles an der Außenwelt ablassen“ sowieso aufgegeben. Doch in dem Moment, in dem ich Kyo’s Blick auffange, wird mir doch etwas anders. Er schaut zwar in meine Richtung, aber ich habe wirklich eher das Gefühl, dass er durch mich hindurch sieht und alles, was ich in seinen eisblauen Augen entdecke, ist kalte Leere.

„Stimmt irgendwas nicht?“, frage ich und ziehe mir einen Stöpsel aus dem - Plüsch - Ohr.

„Mach das Lied aus“, der monotone Klang seiner Stimme jagt mir einen extrem unangenehmen Schauer über den Rücken.

„Hör mal, ich weiß ja, dass ich ein bisschen laut Musik höre, aber das ist doch kein Grund, so zu -“

„MACH ES SOFORT AUS!!!“, schreit Kyo und springt auf. Wenn es Wut wäre, die ich in seinem auf mich gerichteten Blick spüre, wüsste ich ja, dass das normal bei ihm ist, aber alles, was ich sehe, ist nackte Angst. Wie automatisch greife ich in meine Tasche und drücke auf Stopp.

Ein letzter, fast schon erleichterter, aber dennoch unglaublich gequälter Blick, dann rennt er aus dem Raum, Akio hinter sich, aber leider ohne das kategorische Rauchwölkchen, das ich in dieser Situation fast schon vermisse.

„Was ist denn hier überhaupt los?“, will ich nun von den beiden Verbleibenden, die immer noch wie erstarrt neben mir sitzen, wissen. Beide sehen betreten zu Boden, bis mir Akio schließlich antwortet: „Tu uns allen einfach den Gefallen und mach dieses Lied nie an, solange Kyo sich im Raum befindet oder die Möglichkeit besteht, dass er hereinkommen könnte.“

„Aber warum denn bloß?“

„Das wirst du bald erfahren“, wirft Nikolai ein, doch in seiner Stimme liegt nichts Geheimnisvolles. „Fürchte ich.“
 

*Aya’s p.o.v*

„Kyo, beruhige dich, Kira kann nichts dafür, er kann das doch gar nicht wissen“, ja, ganz ehrlich, ich weiß selbst, dass dieser Versucht, Kyo zu besänftigen, absolut sinnlos ist.

„Ich weiß, dass er nichts dafür kann. Zum ersten Mal gebe ich ihm nicht die Schuld für irgendetwas“, die Art, wie er spricht, macht mir Angst und auch der Anblick, den er zusammengerollt auf seinem Bett macht, ist nicht unbedingt ermutigend.

„Hättest du nicht irgendwie anders reagieren können? Ich meine, musste so ein Szenario denn schon am ersten Tag wirklich sein?“, der vorwurfsvolle Ton meiner Stimme ist mir bewusst, als ich das frage und nebenbei meine Hand über das Bücherregal streifen lasse.

„Das wollte ich ja, aber wie du schon sagst, es ist der erste Tag. Ich wollte anfangen, mich wieder mit dem Lied vertraut zu machen, es hören zu können, ohne dabei Panik zu bekommen, weil ich es doch so sehr mochte, bevor -“, er bricht ab, was selten genug vorkommt. „Aber heute, das kam einfach zu plötzlich, zu früh“, Kyo sieht auf und blickt mich flehentlich an. „Ayaro, es tut mir Leid.“

„Das musst du mir doch nicht sagen, aber versprich mir, dass du mit Kira sprichst. Er ist dein Mitbewohner und er muss es einfach wissen“, verleihe ich meinen Worten Nachdruck.

„Ich weiß“, antwortet er, doch es hört sich nicht allzu überzeugend an.
 

*Kira’s p.o.v*

Den ganzen Tag muss ich über Kyo’s Verhalten nachdenken, besonders, weil er nicht mehr aufgetaucht ist - ich sitze noch immer im verfluchten Unterricht, denn hier gilt vom ersten Tag an volles Programm -.

Als ich das Szenario im Kopf noch einmal durchspiele, brennt sich wieder das Bild von seinem angsterfüllten und verzweifelten Blick in mein Gedächtnis ein und ich bin mir sicher, dass ich noch nie etwas so Verletzliches gesehen habe.

Part 3 - Just some stuff named school - Zweiter Teil

*Kyo’s p.o.v*

Es ist ein polterndes Geräusch, welches mich aus einem viel zu traumreichen - und dafür nicht mal tief genug - Schlaf reißt. Nach einem kurzen - überaus aufschlussreichen, das muss ich schon sagen - Besuch auf der Krankenstation wurde mir vom Vertrauenslehrer die Erlaubnis - und von Ayaro die Pflicht - erteilt, den Rest des ersten Schultages auf meinem Zimmer zu verbringen. Wahrscheinlich hätte ich mich an jedem anderen Tag darüber gefreut und mir noch extra Möglichkeiten zum Schwänzen geschaffen - Schauspielunterricht, er lebe hoch! -, aber angesichts - eine sehr bleiche Visage im Übrigen - der Situation heute fühle ich mich mit dieser Lösung nicht wirklich verbunden - es kommt einfach keine chemische Reaktion zustande -. Aber was heißt eigentlich? Ich fühle mich gar nicht - jawohl - mit ihr verbunden, denn im Moment ist es einfach doof, alleine rum zu sitzen.

Kira zieht sich Schuhe und die Jacke der Schuluniform aus, was ich alles ganz toll in der Scheibe über meinem Bett beobachten kann - na ja, also ich könnte ihn beobachten, wenn ich das wollen würde, das meinte ich natürlich -.

„Also, schieß los!“, meint er nur und lässt sich auf sein Bett fallen. Mal ehrlich: Ich stehe nicht mal drauf, von der Seite angesprochen zu werden, und mein Rücken hat heute erst recht keine Lust auf „Unterhaltung“ - es ist unter dem niedrigsten Niveau, das man halten kann -. Ach, wie schön ist es, zu wissen, dass man der Meister im „sich-schlafend-stellen“ ist.

Einigen Minuten vergehen, dann spricht er weiter: „Kyo, halte mich bitte nicht für bescheuert. Ich hab im Fenster über deinem Bett gesehen, dass du wach bist“, ja, da kann ich nur sagen: Eigentor, wirklich super getroffen, Kyo! „Und ich will wissen, was los ist, also dreh dich um und rede mit mir. Bitte!“ Das letzte Wort klingt schon fast flehentlich, aber ich denke ja gar nicht daran, mit so einem Sozialdoofi über meine Problemchen - ich hab zwar genug davon, könnte damit Wochen voller Psychiatergespräche füllen, aber ich mag Sofas nicht so - zu sprechen, wie kommt dieser Typ eigentlich immer auf diese abwegigen Ideen?!

Zum Glück besitze ich neben Eisblick - wie heißt das Gegenteil von „verdammt tropisch“? Richtig: „fucking cold“ - und der „Schlafen“-Variante noch eine dritte Methode und die heißt - tadaa - Ignoranz! Mittels einschlägiger Verhaltensstudien ermittle ich mal eben Kari’s - langsam macht es sogar Spaß, ihn damit zu ärgern - Igno-faktor und stelle fest, dass er perfekt dafür geeignet ist, das Versuchskaninchen für meine über die Ferien neu erworbenen und - oder - verbesserten Fähigkeiten zu werden: Herzlichen Glückwunsch! Also, dann mal los: er ist nicht da, er ist so was von nicht da - bei so was muss ich immer lachen - er will überhaupt nicht mit dir reden, da ist überhaupt so was von - innerer Lachanfall Klappe die Zweite - niemand, der versucht, mit dir zu reden.

Och, Mensch, jetzt verschwinde halt endlich!

Okay, spätestens, wenn ich selbst anfange, an diesen Quatsch zu glauben, höre ich auf, aber im Moment macht es einfach noch zu viel Spaß, ihn im Geiste zu verarschen - ich könnte in natürlich auch richtig aufs Korn nehmen, aber erstens will ich ja nicht mit ihm reden, er ist schließlich nicht da und zweitens ist auch gar nicht mehr genügend Getreide da -.
 

*Kira’s p.o.v*

Nach gefühlten vier Stunden ohne ein Wort der Gesprächsbereitschaft - eigentlich sollte ich mich ja so langsam daran gewöhnt habe, habe ich aber nicht! - gebe ich mit einem Seufzer auf. Und in dem Augenblick der Niederlage - kurz vor dem Abgrund also -, als ich mich umdrehe, um mich ein wenig musikalischer und literarischer - Songtexte - Kultur zu widmen, trifft mich die Erlösung zwar nicht in Form des obligatorischen Schlages auf den Hinterkopf, dafür aber als ein kleines - eigentlich ziemlich unscheinbares - in schwarzen Stoff gebundenes Buch, welches ich als Kyo’s offenbar sehr heiligen Besitztum - nebst Socken und Klebestreifen - erkenne. Es würde mich glatt wundern, wenn da drin nichts über den heutigen Tag stehen würde (A.d.A Na und mich erst o____O ).

Meinem Gedankengang folgend - ausnahmsweise aber nur, nicht, dass das zur Gewohnheit wird - setze ich mich an den Schreibtisch und schnappe mir das Buch, während ich laut: „Vielleicht finde ich ja HIER die Lösung“ sage. In Ordnung, ich gebe ja zu, es ist ein fadenscheiniger Trick, aber leider bin ich sowieso viel zu treudoof, um wirklich in den - gedanklichen - Sachen anderer zu wühlen. Zum Glück weiß Kyo genau das eben nicht, was ich an seiner plötzlichen Reaktion erkenne.

„Pfoten weg!“, er springt aus dem Bett - wenigstens hat er da nicht die Schuluniform angehabt, die wäre jetzt so richtig schön zerknittert - und stürzt sich auf das Buch in meinen Händen - um die ich auch sofort Angst bekomme, denn hier geht es schlimmer zu als bei der Raubtierfütterung! -.

Im letzten Moment kann ich mich vom Stuhl befreien, das Buch hoch erhoben über meinem Kopf - ist halt blöd, wenn man kleiner ist als andere, was Kyo?! -.

„Gib das sofort wieder her!“, schreit er, geht diesmal nicht auf mich los, wahrscheinlich, weil er weiß, dass ein direkter Zweikampf für ihn eine Niederlage bedeuten würde - denn er ist nicht nur kleiner, sondern sieht auch schwächer aus -. Offenbar bin ich - zumindest noch - klar im Vorteil.
 

*Akio’s p.o.v*

„Hörst du das auch, Ayaro?“, frage ich, als wir auf dem Weg zu Kyo’s und Kira’s Zimmer sind.

„Wenn du mir liebevoller Weise sagen würdest, was du meinst“, entgegnet er und grüßt links und rechts immer mehr Mitschüler, die an uns vorüberziehen - warum kennt er so viele?! -.

„Na, die Geräusche aus der Höllengruft“, schon seit zwei Jahren bezeichnen wir das Zimmer, in dem unser Emo haust - egal mit wem - als Gruft oder Hölle, manchmal auch als die Kombination aus beidem.

„Jep, ich wäre wohl auf dem besten Weg zu taub, wenn ich das nicht mehr mitbekommen würde. Immer dieses Geschrei“, mein Bruder bleibt vor der holzigen Absperrung seines Freundes stehen und legt ein Ohr dagegen. Ganz ehrlich, ich würde das aus Angst, es könnte mir bei der nicht nur sprichwörtlichen Explosion Kyo’s abfallen, ja lieber lassen, aber wenn er meint.

„Ich denke, es ist besser, wir lassen unseren Besuch doch lieber ausfallen“, meine ich und ziehe Aya richtungweisend am Arm. Vielleicht schaffe ich es dann doch, das neueste Werk meines Pseudoblocks zu beenden (A.d.A. Eigentlich ist es nämlich der Block, der so künstlerisch veranlagt ist und die ganze Zeit zum Zeichnen gefoltert wird...so ein Skandal in meiner Geschichte >.<).

„Warum? Also für mich hört es sich so an, als würden sie endlich anfangen, sich miteinander anzufreunden“, Ratlosigkeit steht in seinem Gesicht geschrieben - mit so einigen Rechtschreibfehlern - als ich seine Hand nehme und sie auch nicht loslasse, während wir über den Flur tapern.

„Genau deswegen gehen wir ja auch wieder. Du willst die beiden doch dabei nicht etwa stören?“

„Stimmt, will ich nicht“, die Grinsekatze ist wieder auferstanden und so können wir uns der Beschäftigungstherapie von Nikolai widmen, der chronisch zu wenig zu tun hat (A.d.A. Wie Zero, nich wahr Nii-chaaaaaaaan? =3 ).
 


 

*Kyo’s p.o.v*

„Na bitte, wenn du unbedingt willst, dann lies es doch, nur zu!“, ich lehne mich, äußerlich entspannt - in meinem Inneren könnte man dafür ein Schnitzel braten - an den Doppelschreibtisch, der uns beiden als Arbeitsplatz - wohl eher als Gefechtsstation oder Schützengraben (Anmerkung der Autorin: Aber wenn dann ein Thylakoid-Schützengraben xD)- dienen soll und versuche Kari das Gefühl zu vermitteln, dass es mir total egal wäre, wenn er mein Buch lesen würde. Aber mal ehrlich: Wenn er mir das abnimmt, dann bin ich Jesus! - der hat es auch immer geschafft, anderen den größten Mist vorzumachen -.

Sein Gesicht hellt sich auf, er meint nur: „Na dann kann ich ja gehen“, öffnet die Tür zum Badezimmer und verschwindet.

„Was soll das denn jetzt?“, will ich wissen und bin ehrlich erstaunt - es kommt ja auch selten genug vor, dass einem so viel Dummheit auf einem Haufen begegnet -.

„Ich kann auf dem Klo am besten lesen“, habe ich mich gerade eben verhört oder hat Kari das tatsächlich gesagt - und meint er es vielleicht wirklich ernst - ?!

„Das ist ein Witz oder?“

„Du kannst mich zwar nicht sehen Kyo, aber nein, ich scherze nicht“, kommt die Antwort der mir inzwischen viel zu bekannten Stimme.

Okay, wahrscheinlich sollte ich ganz froh sein, dass wir uns nicht sehen können, denn bei dem Anblick, den ich jetzt biete - eine Hand dramatisch Richtung Bad ausgestreckt, wie im Film in einer Momentaufnahme gefangen - würde ich mich sogar selbst auslachen, so dämlich das auch klingen mag. Doch bei dem Gedanken, dieser Baka (A.d.A. für alle Unwissenheit: baka - jap. für Idiot....eins meiner Lieblingswörter =D) könnte mein Buch tatsächlich lesen, vor allem wenn ich mich an das erinnere, was ich zum heutigen Tag (A.d.A. da haben wir’s ^.^) geschrieben habe, packt mich die Angst - ja, auch ein Eisblock kann sich fürchten, meistens vor dem Auftauen -, denn ich sehe mein Image beträchtlich schwanken - nahezu fallen, bin schließlich Pessimist -.
 

*Aya’s p.o.v*

„Glaubt ihr wirklich, Kyo spricht mit Kira darüber, so, wie ich es ihm gesagt habe?“, als ich meinen Blick durch unser Zimmer schweifen lasse, fällt mir auf, dass Mitsuki, der vierte in unserer Wohngemeinschaft, noch nicht da ist und das ist mir auch ehrlich gesagt ganz recht so.

„Ganz ehrlich?“, wirft Nikolai ein und wechselt einen fragenden Blick mit Akio, besser gesagt, er würde es, wenn der sich nicht unser seinem Pseudo-Papier begraben hätte - vorläufig errechneter Todeszeitpunkt: 15:20 Uhr -.

„Nein, tische mir eine Lüge auf“, Spinner, als wenn ich zum Spaß fragen würde.

„Er wird niemals mit Kira über dieses Problem sprechen“, antwortet Akio anstelle seines Freundes - vielmehr vermute ich, dass er es ist, auch wenn es eher so aussieht, als würde sich sein Block bewegen und sprechen -.

„Und da das eben eine Lüge war...“, lache ich bloß und mache es mir in einem flauschigen Kissenberg gemütlich.

„Das mit der Lüge hast du zu Niko gesagt, es trifft auf mich nicht zu, dementsprechend war das eben die Wahrheit“, nuschelt ein Haufen sinnlosen Zeichenpapiers.

„Na toll, das ist wirklich äußerst motivierend“, kommt es von mir als Antwort.

„Keine Ursache, gern geschehen“, zwischen Papier und Stiften erscheint ein nach oben gereckter Daumen.

„Hab ich mir schon fast gedacht“, seufze ich. Naja, so was hat man eben nur mit Geschwistern - tatsächlich, nach 17 Jahren beginne ich, Akio als meinen Zwilling anzuerkennen. Obwohl, man soll die Hoffnung ja nie aufgeben, vielleicht haben sich die Gentests alle geirrt?! -.
 

*Kira’s p.o.v*

Wer mich kennt, weiß ganz genau, dass ich jetzt im Bad auf der Heizung sitze, das Tagebuch von Kyo liegt unberührt auf dem Toilettendeckel und ich lausche den Worten, die der Besitzer eben diesen Gegenstandes mir durch die geschlossene Tür entgegenschleudert - zwischendurch packt mich immer mal die Angst, das Monstrum von Holzverarbeitung könnte tatsächlich nachgeben -. (Anmerkung der Autorin: Kennt ihr ihn? Also ich kenne Kira überhaupt, so was von =D gar nicht xD). Einen Anfall Kyo’s, bei dem er es sich zum Ziel gemacht hat, das Hindernis - welches mich ja Gott sei Dank schützt - einfach aufzubrechen, habe ich bereits überstanden - wenn auch mit einigen Panikausbrüchen - denn vehementes Rütteln an der Klinke auf seiner Seite der Front - ich bastele mir mal eben in 2958372 kinderleichten Schritten einen Schützengraben, einen Moment bitte - hat nichts gebracht - als wenn ich so doof wäre und vergessen würde, abzuschließen. Obwohl, zuzutrauen wäre es mir -.

Dennoch, die plötzliche Stille, die seit einigen Minuten herrscht, beunruhigt mich irgendwie, ganz alleine deshalb, weil ich überlege, was passieren könnte, wenn der wild gewordene - gebliebene - Irre da draußen sich unterirdische Verstärkung holt. (A.d.A. Es wäre möglich, dass er auch einfach handgestrickte Grubenlampenschoner von Karyu für den Thylakoidenschützengraben besorgt hat xD)

„Kyo, willst du immer noch zurückhaben, was dir gehört?“, ich starte diesen Versuch der kommunikativen Verhandlungen in der Hoffnung, dass er wenigstens irgendwie reagiert - und wenn es ein neuerlicher Angriff getarnt als Wutausbruch ist, sogar der wäre erleichternd -.

„Kira“, Entschuldigung - könnten sie mir bitte den Weg zur Toilette zeigen? Ach Quatsch, da bin ich doch schon! - habe ich mich gerade verhört oder hat mich Kyo eben wirklich das erste - alleralleralleralleralleralleraller erste - Mal mit meinem - sogar richtigen - Namen angesprochen? Und auch dieser flehentliche Ton seiner Stimme, das ist ja fast schon zu niedlich um wahr zu sein - Moment mal, habe ich eben gerade etwas, was ein Kerl gemacht hat, als niedlich bezeichnet?! Hilfe, die Homo-Gemeinde steckt an! Holt die Schutzanzüge raus, ich will nicht pink werden!!! -.
 

*Kyo’s p.o.v*

Ich weiß selbst, dass es ganz und gar nicht zu mir passt, so mitleidig-flehend (A.d.A. und niedlich >//////<) zu klingen, aber ich will - ich möchte nicht, nein, ich will! - um Himmels Willen dieses Buch wiederhaben und inzwischen ist mir dafür jedes - okay, fast jedes, ausziehen würde ich mich nun nicht - (A.d.A. schaaaaaaaaaaaaaaade, das würden wir alle zu gerne lesen wollen Kyo ^/////^) Mittel recht und Betteln finde ich gar nicht mal so unpassend.

„Kira, gib mir das Buch wieder.....Bitte“, wenn ich mir überlege, wie affig das gerade aussehen muss - auch oder gerade deshalb, weil ich schon vor einigen Minuten vor der Badezimmertür zusammengesackt bin - komme ich mir - mich - doppelt bescheuert vor, als ich gegen dieses verfluchte Stück gepresster Sägespäne - direkt durch das Schlüsselloch und ab in Kari’s Ohr - flüstere - ja, verdammt, ausgerechnet ICH FLÜSTERE!!! -.

Plötzlich wird das Monster an moderner Holzverarbeitungstechnik - ob man das noch zu Papier umpolen kann? - aufgerissen und ich robbe demonstrativ zur Seite, um mich noch ungemütlicher als vorher an die Raufasertapete zu kuscheln.

Im Rahmen steht ein mitleidsvoll blickender - Spielziel erfüllt - Kira und starrt auf mich hinunter.

„Ich hätte es nicht mal für möglich gehalten, dass du das Wort ‚Bitte’ überhaupt kennst, geschweige denn jemals aussprichst. Hier, da hast du es wieder“, er kommt zu mir in die Hocke und lässt es in meinen Arm fallen.

„Wie viel hast du gelesen?“, will ich mit - streng monoton - fallender Stimme wissen.

„Kein einziges Wort, das da drin steht, geht mich etwas an“, gibt er mir nur als Antwort. Nach ca. einer halben Nanosekunde springe ich in der Erkenntnis, dass mich dieser Nichtsnutz von einem Vollidioten soeben total verarscht hat, auf, reiße ein Kissen - die einzige greifbare Waffe - vom Sofa - Sozialversicherungsfachangestellte, hahaha ich kenne ein Wort mit mehr als 30 Buchstaben - und schleudere es ihm mit einem kräftigen „MISTKERL!“ entgegen.

Wie üblich, verfehle ich mein Ziel nicht um einen Millimeter.
 

*Kira’s p.o.v*

„Meine Güte, Kyo, wie brutal“, mehr bringe ich als Reaktion nicht hervor, bevor ein heilloser Lachanfall einsetzt. Daraufhin bricht ein Hagel von Schimpfwörtern - eine ganz ausgezeichnete Parade - auf mich herein und nachdem ich mit „Danke für die vielen netten Komplimente“ meinen - mittelscharfen - Senf dazu gegeben habe, stimmt nun auch Kyo mit ein. Mir fällt ein Stein vom Herzen, denn erst recht nach der Situation heute Morgen tut es einfach nur gut, meinen - sonst so grinsgrämigen - Mitbewohner so herzlich lachen zu hören.
 

*Akio’s p.o.v*

Soeben betritt Genosse Mitsuki - ist doch irgendwie doof, wenn man einen Mädchennamen hat, oder? - (Anmerkung der Autorin: Dafür sind wir hier aber ja auch in einem Jungeninternat, nicht wahr? ^^) unser Zimmer, ein fettes Grinsen zwischen den Gehörknöchelchen.

„Was ist denn mit dir los, hast du dich bei Ayaro angesteckt?“, fragt Nikolai von meinem Arm aus. Nachdem wir die konspirative Diskussionsrunde vorhin beendet haben, haben wir es uns zu dritt - jawohl, zu dritt, das nennt man Bruderliebe - in einem Berg aus Kissen gemütlich gemacht.

„Was ist mit mir?“, mein Brüderchen erhebt sich kurz verschlafen von meiner drohenden Sehnenscheidenentzündung - ach das ist schön, so herrlich eingekesselt zu werden - aber als Niko „Nichts, schlaf weiter“ einwirft, lässt er sich spontan zurückfallen - vielen Dank auch, meine Rache wird an deinem Fuße folgen, darauf kannst du Gift nehmen! Nee, lieber nicht, dann macht es keinen Spaß mehr! -.

„Jetzt erzähl schon“, dränge ich Mitsuki, der sich die Schuhe ausgezogen und sich auf sein Bett fallen gelassen hat.

„Ich bin eben an der Gruft vorbeigegangen und hab festgestellt, dass die da jede Menge Spaß zu haben scheinen“, erzählt er atemlos und grinst noch breiter.

„Wie meinst du das?“, hakt Nikolai nach - ach ja, ich liebe ihn für sein Bedürfnis nach Information -.

„Naja, sie haben halt gelacht.“

„Sie? Du meinst, es war nicht bloß eine Person? Ganz unmöglich“, okay, entweder das war Kyo’s böse - fiese - Lache in dem Moment, als er Kira den Gnadenstoß - zwischen die Rippen, total gemein so was - versetzt oder das Opfer mit einer etwas zu großen Portion Lachgas à la Ayaro (A.d.A. ja, auch diese beiden Brüder sind Seelenschwillinge xD).

„Es waren zwei, ich schwöre. Leute, ich kann euch sagen, ich habe Kyo noch nie so herzhaft lachen gehört“, vielleicht sollte ich mir die Broschüre, in der es um den Glauben an wunderliche Wunderswunder ging, doch noch mal ansehen.
 


 

---End of Part 3 - Just some stuff named school - ---

Shortcut 1 - This is our winter time -

Der erste Schneefall ist vor etwa 3 Wochen gekommen, aber da hatten wir noch Unterricht und konnten die Pracht nicht genießen. Gestern sind wieder 20 Zentimeter gefallen und es wird Zeit, endlich die wahren Freuden des Lebens zu spüren.

Ich sitze mit meinem Freund auf einer Bank, die wir freigeschaufelt und trocken gerieben haben, unter den zugeweißten Bäumen.

„Es ist wunderschön hier, oder?“, frage ich und widme mich dem geliebten Gefährten neben mir.

„Wenn die drei Wirbelwinde mittlerer Orkanstärke da nicht wären, könnte ich es noch viel mehr genießen“, er schließt die Augen und lehnt sich an meine Schulter. Die Kette, die ich ihm vor ein paar Tagen geschenkt habe, das Silber mit unseren eingravierten Namen, glitzert an seinem schlanken Hals und spiegelt die weiße Schönheit.

„Kira, du hast deine Deckung aufgegeben!“, ich reagiere zu spät, ein großer fester Schneeball zielt auf mein Gesicht und trifft.

„Na warte, Aya, ich bekomme meine Rache“, sofort springe ich auf, um meiner Drohung Taten folgen zu lassen, obwohl Ayaro, Nikolai und Akio längst weit weg von unserer Bank sind und ich so Einiges an taktischem Geschick aufwenden müsste, um mich an die drei Monster annähern zu können.

Doch mein Liebster hat mir augenblicklich nachgesetzt und von hinten beide Arme fest um mich geschlungen. Sein Kopf lehnt an meinem linken Schulterblatt, weiche Strähnen seines inzwischen roten Haares kitzeln die Haut am Nacken.

„Nein, Kira, geh nicht. Ich möchte, dass du bei mir bleibst“, der Körper hinter mir ist herrlich warm, nichts ist mehr von der Kälte zu spüren, mit der er mir früher begegnet ist.

Früher, eigentlich passt das Wort nicht, denn so lange ist es noch gar nicht her, dass viel zu viel ungesagt blieb. Dennoch hat sich so Einiges zwischen uns verändert. Wir haben uns geändert. Füreinander.

„In Ordnung, mein Engel, wenn du es dir wünscht“, ich drehe mich um und ergreife seine eiskalte Hand. Die langen, zarten Finger werden von den abgeschnittenen Handschuhen nicht bedeckt, daher sind sie den erbarmungslosen Temperaturen schutzlos ausgeliefert, aber meine Hände können sie wärmen, sie haben es schon so oft getan.

„Komm, lass uns reingehen, es ist mir einfach zu kalt hier draußen“, eng umschlungen gehen wir auf unser Zimmer, mit dem handfesten Ziel, uns gegenseitig zu wärmen.
 

„Kira?“, die Stimme klingt gepresst, als ich die Haut unter dem wollenen Pullover seiner Schuluniform streichele.

„Ja?“, so vertieft in mein Tun bin ich dann doch nicht, dass ich ihn nicht mehr hören kann.

„Mir fehlen die Worte, um sagen zu können, wie unendlich meine Gefühle für dich sind“, also, ich kenne da drei, die wirklich passend sind.

„Kyo?“

„Ja?“, sein Herz pocht in der Erwartung schneller unter meinem Ohr.

„Ai shiteru. Ich liebe dich“, flüstert das meine und begibt sich in seine Obhut.

Shortcut 2 - Unterm "Bäumchen"

„Ach Kyo, das ist doch nicht dein Ernst, oder?“, fragt Akio gerade, als ich vom Duschen komme und unser Zimmer betrete. Mit nichts bekleidet als einer Boxershorts - na super -.

„Oh, hey Akio. Wie schön, dass du deinen Besuch angekündigt hast“, ich streife mir schnell ein T-Shirt und nach kurzer Überlegungsphase noch eine schwarze Jeans über - Gott segne die Bekleidungsindustrie -.

„Ich freue mich auch, dich zu sehen. Hübsche Unterwäsche, wusste gar nicht, dass du auf Pünktchen stehst“, grinst er und fängt sich damit eine Schlag ins Genick ein - bin aber nicht allzu brutal, ist ja bald Weihnachten -.

„Zurück zu deiner Frage, Akio: Doch, das ist mein vollster Ernst“, wirft mein Engelchen nun ein und lenkt damit die allgemeine Aufmerksamkeit wieder auf sich - woraufhin ich mich dienstbeflissen neben ihm niederlasse -.

„Aber wir können die Schulweihnachtsfeier nicht einfach schwänzen!“, ruft unser Gegenüber aus, mit diesem „Was-bist-du-nur-für-ein-Trottel“-Gesichtsausdruck.

„Kyo, hast du mir nicht erzählt, dass die Weihnachtsfeier hier im Winter so ziemlich das Wichtigste ist?“, will ich wissen und lege meine Hand - liebevoll Flosse genannt - auf sein Bein, damit er mich ansieht. Akio scheint plötzlich der sicheren Ansicht zu sein, dass ich auf seiner Seite bin, was vielleicht nicht ganz richtig ist - ich verrate doch nicht meinen Freund! - und lehnt sich deshalb ruhig zurück.

„Ja, das habe ich erzählt und das stimmt so auch“, Kyo stützt sich mit einem Arm hinter - an - meinem Rücken ab und zieht die Beine mit auf unser Bett. (A.d.A. Ach, ihr schlaft jetzt schon im selben Bett?! Davon wusste ich ja noch gar nichts >.<)

„Da hast du es doch! Das fällt total auf, wenn wir schwänzen!!!“, Akio ist mehr und mehr empört. Ich kann mir gesagt auch noch nicht so ganz vorstellen, wie wir es vertuschen wollen, dass sieben Leute von dieser unheimlich gruseligen - ähm, ich meinte natürlich „wichtigen“ - Veranstaltung wegbleiben. Es ist Akio also gar nicht mal zu verdenken, aber man sieht seiner Mimik und Gestik das Jahr Theater eben doch an - elender Angeber -.

„Ach Brüderchen, was redest du denn da?“, lacht Ayaro, der soeben das Zimmer betritt - einen Schwall Grünes in den Patschepfötchen -.

„Jetzt sag nicht, dass du mir auch noch in den Rücken fällst!“, empört sich Akio.

„Lieber nicht, da ist für meinen Geschmack einfach zu wenig Platz“, antwortet der andere Zwilling und deutet auf den Minispalt zwischen Akio und der Wand.

„Na herzlichen Dank auch.“

„Bitte, gern geschehen. Weißt du doch“, smilt unsere Grinsekatze zurück.

„Aya, was ist denn aus dem Baum geworden“, Kyo, mein Engel, sieht irgendwie skeptisch aus, als er den Fetzen grün entdeckt, der hinter seinem Ex auf dem Boden platziert ist.

„Naja, sagen wir es mal so: Der Förster ist mir zuvor gekommen und hat den Kranichschredderer nicht für einen Vögelchen genommen sondern stattdessen für dieses bemitleidenswerte Wesen von Baumgestrüpp. Noch Fragen?“, Ayaro schaut kurz in unsere beschauliche - Wortwitz - und mümmelt sich dann zu seinem Bruder.

„Warst du für das bisschen Holz echt im Wald?“, will ich wissen und starre unaufhörlich auf das wirklich bemitleidenswerte Grüngestrüpp.

„Ja, selbstverständlich. Ich sollte einen Baum besorgen und dachte mir, es dürfte im Wald wohl nicht zu schwer sein, einen zu finden“, er grinst und streichelt die Nadeln - die es im mit ein paar süßen kleinen Stichwunden danken -.

„Ich finde es jedenfalls ganz annehmbar. Okay, Leute, dann fangen wir um 17 Uhr an, sagt das bitte noch den anderen, ja?“, Kyo steht auf und schlendert gemütlich ins Badezimmer, um sich für unsere kleine Weihnachtsfeier fertig zu machen - die im Übrigen schon heute Abend ist, hab ich wohl vergessen zu erwähnen -.
 

„Fröhliche Weihnachte, Schnuffel“, Kyo drückt mir einen Kuss auf die Wange - Rücksicht gegenüber Ayaro - und hält mir ein kleines Päckchen hin. Eigentlich wichteln wir nur, das heißt, jeder von uns hat ein Zettelchen gezogen, auf dem steht, wen man beschenken soll. Die Pärchen - Akio und Niko sowie Kyo und mir - haben aber offenbar ausgemacht, sich trotzdem was zu schenken, denn auch die anderen beiden Verliebten machen gerade Bescherung - Kaoru, Mitsuki und Ayaro sitzen schweigend daneben und wichteln herum -.

Nachdem ich auch Kyo mein Geschenk gegeben habe, sehen wir uns einen Moment lang an, dann kommt von ihm eine unerwartete Frage:

„Was ist da drin?“

Ich muss aufpassen, damit ich nicht rücklings in unseren Pseudo-Baum krache, als ich anfange zu lachen.

„Mach es doch einfach auf“, antworte ich, betont ruhig. Und so fängt mein Schatz denn an mit dem Auspacken - das arme Geschenkpapier, wo er doch immer so ungestüm ist -. Zu tage kommt ein silberne Kette mit einem Anhänger, bei dem zwei „K“ ineinander verwoben sind.

„Kira, die ist wunderschön!“, ruft er sofort aus und fängt dann an zu lachen.

„Warum lachst du?“, will ich wissen und sehe ihn verwundert an - mit der Reaktion hab ich echt nicht gerechnet -.

„Mach doch einfach mal dein Päckchen auf!“, er grinst wie wild zwischen den Gehörknöchelchen und weist auf das Geschenk, das noch auf meinen Knien ruht.

Auch bei mir ist eine Kette drin, wie durch ein Wunder genau dieselbe, die ich Kyo geschenkt habe.

„Also das ist mehr als Zufall“, lache ich und lege mir meine und ihm seine um.

„Ich würde auf Schicksal tippen“, entgegnet er und küsst mich, diesmal aber richtig. Im ersten Moment spielt mein Gewissen mir zwar wegen Aya etwas auf den Alarmglöckchen vor, aber das ignoriere ich gekonnt - ist nicht das erste Mal - und gebe mich diesem Moment puren Glückes hin.

„Dann wünsche ich dem Schicksal auch fröhliche Weihnachten. Ihm und seiner ganzen Familie“, obwohl ich nur flüstere, hören mich alle und prusten lauthals los.

Es wird angestoßen und spätestens nach dem dritten „Gläschen“ haben sich alle so oft ein fröhliches Fest gewünscht wie das Jahr Tage hat.
 

In diesem Sinne - Euch und allen euren Lieben: 365,25 Mal FRÖHLICHE WEINACHTEN (jaja, mal soll Wein achten) UND EINEN GUTEN (nicht zu heftigen) RUTSCH NACH 2008!!!!!!!!!!!!!!
 


 

das wünsch ich euch auch =3

Eure Aina ^.^ *chuchu*

Hab euch alle ganz dolle liep ^___________________________^

Part 4 - What I call a heaven like hell -

Yeah, ich bin zurück xDDDDD endlich, nach Monaten in der Versenkung hab ich es geschafft, das neue Chappi ans Tageslicht zu bringen ^^

Gerad deshalb wünsch ich euch doppelt so viel Spaß dabei und hoffe, es gefällt euch genauso gut wie die andern ^^
 

Hier noch ein wichtiger Aufruf: Da meine Charas ein striktes Eigenleben fühlen und lieber selbst zu euch sprechen sollten als durch meine Feder - Tasta - möcht ich gerne ein Interview machen. Dafür will ich eure Ideen haben, brauche schließlich was, worüber ich schreiben kann.

Also: ANREGUNGEN GESUCHT!
 

Und jetzt: Have fun and stay alive
 


 

Part 4 - What I call a heaven like hell -
 

*Kira’s p.o.v.*

Es ist inzwischen gute 3,5472 Wochen her, dass die Schule angefangen hat - mein Zeitgefühl hat sich Richtung Zero aufgelöst - und es gibt doch tatsächlich Fächer, in denen ich neben Kyo sitze. Wie es dazu gekommen ist, weiß ich leider nicht mehr genau, aber ich erinnere mich an Ayaro, (A.d.A Was mir da gerade einfällt: Das „ro“ bei Aya ist tatsächlich eine Nachsilbe im Japanischen und signalisiert am Ende eines Vornamens einen typischen Jungennamen; siehe Peace Maker Kurogane von Nanae Chrono, Band 2, Seite 100. Ich hab ihm das „ro“ nur deshalb gegeben, damit man erkennt, dass er ein Kerl ist, Aya ist nämlich eigentlich ein Mädchenname, genau wie Mitsuki.) der mich mit brutalster Gewaltanwendung auf jeweils den Sitzplatz geschleudert hat, den er für mich passend fand. Die darauf folgenden Gehirnerschütterungen - ja, es waren mehrere!!! - haben gnädigerweise dafür gesorgt, dass ich mich an jene Vorkommnisse nur noch auszugsweise erinnere.

Vor einigen Tagen konnten wir uns unsere Wahlpflichtkurse aussuchen und da ich mich für Darstellendes Spiel - das sah neben „Wie stricke ich mir den perfekten Grubenlampenschoner“ und „Chorsingen für Einzelpersonen“ doch recht angenehm aus - entschieden habe, muss ich mich jetzt mit Nachmittagsunterrichtszeiten - doofes Wort -, die sich komplett von denen meiner neuen Freunde unterscheiden, zufrieden geben, aber damit werde ich mich wohl abfinden können, oder? (A.d.A Was fragst du uns das?!)

Heute habe ich Probe, - warum kriege ausgerechnet ICH immer die Frauenrollen ab?! - (A.d.A. Weil das die Rache dafür ist, dass ich immer die Männerrollen spiele, deshalb! xD) was ich ziemlich schade finde, weil ich mit Akio und Aya in die Stadt fahren wollte. Naja, so ist das eben, wenn man(n) mal eine Intrawurst haben will.

Auf dem Rückweg vom Probenraum zum Zimmer bin ich in den unendlichen Weiten meiner Umhängetasche - die ist übrigens nicht minder gefährlich im Vergleich zum mörderrischen Reisemonstrum - auf der Suche nach etwas zum Lutschen, weil sich eine Erkältung - elendes Pack von Viren und Bakterien - anbahnt (A.d.A vielleicht verträgst du das viele Sprechen vom Theater auch einfach nicht, mein Lieber!), als ich plötzlich etwas Kühles in die Finger bekomme. Nach einem kurzen Moment des Ekels - Iiiiieeeeeeh!!! - fällt mir dann aber doch wieder ein, - plödes, nicht vorhandenes Kurzzeitgedächtnis, wenn ich dich in die Gehirnfalten kriege! - dass das meine Kamera ist, die ich gestern auf Fotosession durch die Schule gebraucht habe, um Erinnerungen zu schaffen (A.d.A. Neben: das ist bei so einem Gedächtnis wie deinem auch echt ratsam; habe ich noch Folgendes anzumerken: Loveless forever - yeah x3).

Die Gelegenheit ist gut - wenn man mal davon absieht, dass ich dadurch zum potenziellen Blindgänger werde, im wahrsten Sinne des Wortes - daher beschließe ich, mir die Schnappschüsse von gestern mal anzusehen - und es sind tatsächlich nicht nur wild gewordene Pärchen dabei -.

In dem Moment, in dem ich um die Ecke zu unserem Zimmer tapere, steigt mir plötzlich die Melodie von „Infection“ ins Ohr, was mich doch etwas sehr verwundert, da Kyo dieses Lied hasst, wie ich ja schnell merken musste.

Dass die Musik aus einem anderem Raum als unserem kommt, glaube ich nicht, denn dann hätte er wahrscheinlich den Kriegszustand erklärt - oder den Kampf sofort begonnen -.

Ich bleibe einen Augenblick vor der offensichtlich verschlossenen Tür stehen - was soll sie auch sonst sein? Wenn sie zu ist, dann ist sie wohl zu - nur um festzustellen - es gelingt mir tatwirklich - dass die Musik doch wirklich aus dem - wie heißt das noch gleich? ach ja, so - Dings - tolles Allzweckwort - vor mir kommt und so langsam fange ich an, an der Aufrichtigkeit meiner Sinneswahrnehmungen zu zweifeln - sie haben mich schon immer verarscht, ich wusste es! -.
 

*Kyo’s p.o.v.*

Als er zu mir kam, wusste ich, dass ich ihn einfach aussperren könnte, doch ich habe es nicht getan. Dabei weiß ich ja ganz genau, dass es nur einen einzigen Grund gibt, aus dem er zu mir kommt.

Fast schon willenlos liege ich auf meinem Bett und lasse über mich ergehen, was ich schon viel zu gut kenne und dass, obwohl ich mich allein bei dem Gedanken daran am liebsten übergeben würde.

„Kyo, ich hab so lange darauf gewartet, dich wieder zu sehen“, flüstert Tsukade mir ins Ohr und der wohlbekannte Brechreiz steigt wieder in mir auf.

Das plötzliche Blitzlicht blendet mich, direkt nachdem ich die sich öffnende Tür gehört habe und sofort springt der Mann über mir auf und dreht sich erschrocken um.

„Verschwinden Sie, aber pronto!“, schreit ein bebender Kira und hält seine Kamera schützend in beiden Händen, wohl vielmehr um die sicherlich provokanten Beweisfotos zu sichern, die er soeben gemacht hat als den Gegenstand selbst.

Tsukade springt auf ihn zu und versucht, ihm die Kamera zu entreißen, aber Kira macht eine geschickte Drehung, weicht ihm damit aus und versetzt dem mir so verhassten Erwachsenen zusätzlich noch einen ordentlichen Schlag ins Kreuz.

„Entweder Sie verschwinden jetzt sofort oder ich prügele Sie grün und blau, dass sie monatelang nicht mehr stehen und sitzen können!!“, ganz ehrlich, ich habe noch nicht einmal erlebt, dass Kira etwas, was Wut auch nur ansatzweise ähnelt, nach außen richtet, aber bekanntlich gibt es ja für alles ein erstes Mal. Und dieses hier ist sogar ein Doppeltes: Ich habe Tsukade noch nie aus unfreien Stücken verschwinden sehen und den kenne ich nun schon etwas länger als Kira.

„Ist alles okay bei dir?“, will er wissen. Das wiederum ist nun nichts Neues: eine unpassende Frage zu einem absolut fehlgegriffenen Zeitpunkt.

„Sehe ich so aus?“, schnauze ich zurück - das kennt er doch inzwischen schon - und flüchte zu Ayaro und dem Rest der Bande, von dem ich etwas mehr Taktgefühl erwarte.
 

*Aya’s p.o.v.*

Kyo hat uns soeben erzählt, was vorgefallen ist und hat sich unter dem Kissenberg auf meinem Bett begraben, wohl mal wieder in dem Versuch, sich darunter zu ersticken. Zeit bis zum Showdown: Ungewiss, kommt auf seine Laune an.

„Und was machen wir jetzt?“, Nikolai klingt unsicher, dreht auf seinem Schreibtischstuhl wilde Runden.

„Was fragst du uns das? Dein Vater ist doch Schulleiter und Ratspräsident!“, kontert mein Brüderchen und sieht stinkewütend aus - es fängt an zu müffeln -. Der Grund ist klar: Er ist es einfach satt, tatenlos rum zu sitzen und nichts gegen das Unrecht tun zu können, welches Kyo beständig angetan wird.

„Hör auf mich anzuschnauzen! Denkst du etwa, ich hätte mich nicht dafür eingesetzt, dass dieser Mist endlich aufhört?“, Resignation spricht aus seinem Blick, als er sich gegen die Wand lehnt und die Augen schließt. Müde mag er zwar sein, aber kein Ignorant.

„Ich schnauze rum, wie ich will“, ein Kissen fliegt quer durch den Raum, direkt auf Niko’s hilflosen Kopf zu. Federn finden ihren Weg in die Freiheit, in der ihnen das Schicksal droht, von einem pflichtbewussten Sauger weggefumpt zu werden.

„Schreit hier gefälligst nicht so rum!“, grummelndes Meckern aus dem Kissenknäuel, eine erhobene Faust schaut heraus und fängt an, uns zu drohen.

„Warum denn bitte, wenn der werte Herr darauf eine Antwort kennt?“, ich stehe gedanklich auf und gehe nochmals alle möglichen Fluchtwege durch, leider ohne als Ergebnis einen passenden zu finden, der schnell genug wäre.

„Weil du die Persönlichkeit eines aufgeweichten Zwiebacks hast, deshalb“, Faust hat sich in die Welt der flauschigen Flusen zurückgezogen.

„Das muss ich mir von jemandem sagen lassen, der so vielseitig ist wie eine Murmel?!“, Niko, der aufgesprungene Stier mit den Federn zwischen den imaginären - Lach - Fältchen.

„Ja, musst du, denn ich stehe immerhin dazu“, als wie wenn (A.d.A das ist Absicht pur) er es damit noch unterstreichen will, erhebt sich Kyo und es ist nicht unbedingt eine freudige Aura, die ihn umgibt. „Ich gebe zu, dass ich mit meinen Problemen nicht fertig werde, aber ich dachte auch, dafür habe ich Freunde, die mich unterstützen. Anscheinend habe ich mich gewaltig geirrt!“, er geht, äußerlich unheimlich ruhig, nach draußen.

Keiner von uns hält ihn auf, denn niemand bezieht von Kyo freiwillig eine Tracht Prügel - die sich jeden Tag wäscht -.
 

*Kira’s p.o.v*

Als die Tür so ruckartig aufgerissen wird, dass die Fusseln sich unter den Betten und Schränken verkriechen und keine einzige Heukugel mehr zu sehen ist, erinnert mich das irgendwie an die Zugfahrt hierher und ich ahne, wer da gerade hereingekommen ist.

„Niemand zu Hause!“, rufe ich und drehe mich zurück zur Wand. Ach, wie schön kann Raufasertapete doch sein!

„Jetzt verarsch du mich nicht auch noch!“, die Zimmertemperatur sinkt um geschätzte 87 °C ab - es war vorher schon nicht besonders warm hier drin, aber im Vergleich zu jetzt haben es Kaiserpinguine richtig kuschelig - und meine Ahnung erweist sich als negativ - aber so was von, schon fast im kirschgrünen Bereich - denn ich habe mit Ayaro gerechnet.

„Kyo?“, wie ungläubig kann man(n) werden?

„Nein, hier ist der verfrühte Weihnachtsmann.“

„Geschenke mitgebracht?“, ich muss mich bei ihm mit der Spracheloquenz-Erkältung angesteckt haben.

„Noch so was und du kriegst eins mit der Rute rübergezogen!“, er lässt sich neben meinem Bett auf den Boden sinken, was mich doch ziemlich verwundert. Schließlich meine ich mich zu erinnern, dass er mir aufgetragen hat, immer den Mindestabstand zu ihm zu halten, aber ganz sicher kann ich mir dank der Gehirnerschütterungen à la Ayaro da wohl nie mehr sein.

„Komischer Weihnachtsmann“, ich setze mich auf, rutsche einmal herum und dann nach unten, direkt neben ihn. Kyo bewegt sich keinen Millimeter weit weg und so langsam wird es mir unheimlich.

„Warum?“, er sieht mich von der Seite an, der Gesichtsausdruck ist keinesfalls wütend oder angsterfüllt so wie vor ein paar Wochen, Kyo sind vielmehr resigniert traurig aus.

„Du bringst keine Geschenke mit und dann willst du mich auch noch verprügeln.“

„Naja, hast du vorher schon mal einen Weihnachtsmann gesehen, der missbraucht wurde?“, die Frage ist irgendwie berechtigt.

„Nein. Seit wann macht dieses Schwein das?“, möchte ich wissen und schaue in die klaren, blauen Augen. Nicht mal seine Trauer kann diese Kristalle trüben.

„Seit dem letzten Schuljahr.“

„Und ihr habt nichts dagegen unternehmen können?“, auf diese Frage hin schüttelt er nur den Kopf und lehnt ihn danach gegen meine Schulter. Obwohl mir diese Berührung irgendwie unangenehm ist, sage ich nichts dazu. Leider gibt mein „Ratgeber für peinliche Situation“ nämlich nichts her, was sich auf unser kleines Szenario anwenden lässt. Ich meine, was soll man denn bitte machen, wenn so jemand wie Kyo plötzlich kuscheln will? Ein Kissen hinreichen? Weggehen? Zurückkuscheln.

Okay, zumindest die letzte Varinate können wir hier schon mal streichen, denn, das möchte ich noch mal betonen: Ich bin nicht schwul - offenbar im Gegensatz zum Rest der Welt - und ich halte allgemein nicht viel von Körperlichkeit zwischen Freunden.

„Kira, ich brauche deine Hilfe“, und wieder ein Satz mit dem ich bei ihm nicht rechnen würde. Die Liste wird heute bestimmt noch voll - da muss ich wohl noch Nachschub an Papier besorgen, damit er weitermachen kann. Kyo starrt weiterhin in die endliche Weite - plötzlich so eng hier - unseres Zimmers - das hat sich im Übrigen nicht verändert, aber das kann ja noch kommen! -.

„Und wie soll ich dir helfen?“, ich will es nicht wissen. Ich will keine Antwort auf diese Frage haben - viel zu wenige Menschen wissen, was rhetorisch wirklich bedeutet -.

Als er aufsteht und sich vor mich hinkniet - wiederum ein wenig zu dicht für meinen Geschmack - kommt da wieder eine Frage nach oben - Achtung, Brechreiz!- : Wer ist das da und was hat er mit dem richtigen, dem normalen Kyo gemacht?

Mit dem Gefühl, im falschen Hollywoodstreifen gelandet zu sein - ich will gefälligst eine Gagenerhöhung! - stütze ich eine Hand auf dem Boden ab, während die andere schlagbereit bleibt - man weiß ja nie, was noch kommt -.

„Indem du mir das Lachen schenkst“, flüstert er. Haha, so da hast du es!

Bevor ich in meinem Inneren überhaupt den Ansatz einer Reaktion erkennen kann - Gehirnzellen heute leider nicht auf Betriebstemperatur - beugt Kyo sich noch näher in meine Richtung - geh weg, geh weg! - und küsst mich.
 

Entschuldigung, können wir bitte die letzten Tage noch mal abspielen, ich meine nämlich, irgendetwas verpasst zu haben. Hallo?!

Kyo hat mich geküsst.

KYO hat mich geküsst!

Kyo hat MICH geküsst!!!

Kyo hat mich GEKÜSST!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Ich bin ein Kerl.

Er ist ein Kerl.

Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaargh!!!!!!!!!!!

Ganz sicher, ich bin falsch in dieser Szene. Irgendjemand muss die stinknormale (A.d.A. meine Stories sind alles andere als normal, lieber Kira!!! *.* ) Schulstory mit einer abgeschmackten Liebes-Verstrickungs-Über-17-Ecken-Geschichte verwechselt haben - wohl mehr mit „Brokeback Mountain“, aber uns fehlen die Cowboy-Kostüme -.

Was zum Henker geht hier ab?!

„Kyo, zur für den Fall, dass du es nicht bemerkt haben solltest: Ich bin nicht schwul“, wir müssen offenbar die Rollen gewechselt haben, denn plötzlich bin ich sprachlich uneloquenter und zugleich sarkastischer als gewöhnlich - leider erinnere ich mich an diesen abnormen Tausch nicht mehr, schade aber auch -.

„Ich weiß“, antwortet er und ich erkenne eine nicht gerade kleine - Schleim - Spur voller Resignation. Doch als er weiter spricht, liegt ein Lächeln auf seinem Gesicht. „Aber das war ich auch nicht, als Ayaro mich verführt hat.“ Na toll, jetzt sind wir schon bei Verführung. Was ist das hier, eine Filmwerkstatt, die sich auf Pornographie ohne Zustimmung der Akteure spezialisiert hat?

ICH WILL HIER RAUS!!!

Kyo steht auf - wie elegant, also wirklich - und begibt sich an einen der großen Schreibtische, was nun wirklich die unpassendste Handlung des Tages ist. Und während er mit einem durchgehenden - selten, selten - Lächeln die anstehenden Hausaufgaben erlegt - schon an sich etwas Annormales - summt er fröhlich die Melodie von irgendeinem absolut schnulzigen Lied nach - äußerst schief im Übrigen, der Typ kann echt nicht singen -.

Und ein verstörter Kira ergreift die Flucht Richtung Badezimmer. Oh ja, ich stehe unheimlich auf kalte Duschen zur Beruhigung - und Desinfektion -.
 

Was zur Hölle geht hier bloß ab?!

*Akio’s p.o.v*

„Na, Kira, du sieht so müde aus. Stress mit der Alten?“, grinse ich den Verzweifelten neben mir an - ich weiß, es ist gemein, aber so bin ich eben -.

„Ich werd’ dir gleich was von wegen Alter!“, bekomme ich als äußerst grimmige Antwort.

„Kann es zufällig sein, dass das, was dir über den Dünndarm gelaufen ist, Kyo heißt?“, hake ich nach - ich liebe die Suche nach sehr, sehr schmutzigen Details -.

„Lass mich in Ruhe!“, faucht Kira. In diesem Moment erlöst ihn das Klingelzeichen - so ein verdammter Mist - und er stürmt nach draußen.

„Jetzt warte doch mal!“, rufe ich ihm nach, packe fix - schneller, schneller!! - meine Sachen zusammen und folge ihm - mal wieder gegen den Strom aller Mitschüler, wie schaffen wir das bloß immer wieder? -.

„Keine Zeit, Theaterprobe!“, zumindest den Sprachgebrauch seines Mitbewohners scheint er sich abgeschaut zu haben, immerhin etwas.

„Schon wieder?“, verwundert bleibe ich stehen, weil er auch eine Pause macht und sich nach dem richtigen Gang umsieht - Vielen Dank, lieber Irrgarten von Schule -.

„Jeden Mittwoch und Donnerstag proben wir, was dagegen?“, ohje, ich befürchte fast, die Überschaum an Wut hat er sich ebenfalls zugelegt, dass ist jetzt nicht ganz so positiv - ich bin mal wieder viel zu optimistisch, eigentlich müsste es heißen: Akio, verzieh dich, bevor es knallt!!! Okay, mach ich, gleich!! -

„Nein, nein“, toller Versuch der Beschwichtigung, wirklich toll. Haha, ich lach mich tot, dann brauch er mich nicht mehr zu verprügeln. Tote sind schließlich so...wehrlos?! „Du Kira, sag mal, hat der Theaterleiter eigentlich schon bekannt gegeben, welches Stück ihr spielt?“

„Nein, warum fragst du?“

„Ach, nur so. Und, hast du den Theaterleiter überhaupt schon mal gesehen?“, ein breites Grinsen muss sich wohl doch in meine hübsche, kleine Visage geschlichen haben, denn Kira sieht ziemlich missmutig aus.

„Jetzt will ich aber echt wissen, warum du das fragst!“, erwidert er und macht einen Schritt auf mich zu - ich bin stolz, er hat endlich erkannt, dass die richtige Richtung die ist, aus der wir kommen -.

„Nur aus reinem Interesse, deshalb“, damit rase ich an ihm vorbei, winke noch mal fix und mache mich dann schleunigst aus dem Staub, bevor ich noch Opfer eines Wutbruchs werden könnte.
 

*Kyo’s p.o.v.*

Das heute ist ein schöner Tag - es regnet aus Kübeln, schon seit über einer Woche - er könnte nicht besser sein - beschissen geschlafen habe ich auch - es ist wirklich unheimlich toll heute - unheimlich war der Anblick, den ich heute Morgen gegenüber hatte, als ich in den Badezimmerspiegel sah, sonst nichts -.

Wer glaubt mir diesen Mist eigentlich?!

Wie gut, dass ich ausnahmsweise mal nicht auf der entsprechenden Liste unterschreiben muss und auch nichts gewonnen habe, das ist ja mal eine echte Überraschung.

An sich hab ich ja nichts gegen die Tatsache, dass ich für die Belange unserer Schultheater-AG verantwortlich bin, aber dass ich nun ganz alleine darüber entscheiden soll, welches Stück zur Auswahl steht, das geht doch nun wirklich zu weit! (Anmerkung der Autorin: Gut, wenn du meinst, dann übernehme ich das eben ^___^)

Die erste Probe im Jahr gestern habe ich standardgemäß versäumt, aus einem einfachen Grund - jetzt kommt’s -: Ich hatte keine Lust.

Kleiner Tipp: Wenn man beim Lügen nicht Ampel ohne Grün und Gelb spielt, kann man auf der Suche nach einer passenden Ausrede auch mal bei der Wahrheit anfangen, zum Beispiel „Ich habe absolut keinen Bock auf Probe, weil...“. Dann wird der komplette - in weniger komplizierten Fällen reichen manchmal auch zwei Drittel - Lebenslauf schön dramatisch ausgeschmückt - äußerst ironisch, wenn es sich beim Gegenüber um denjenigen handelt, der für die Anwesenheit bei der Theatergruppe verantwortlich ist - und schon ist das Versäumnis perfekt.

„Macht endlich die Bühne frei!“, na super, Kaoru, unser Chef in Sachen Auftrittsplanung - und, wie manche munkeln, auch für die Motivation der Darsteller verantwortlich, wobei seine Methoden vielleicht etwas kontrovers sein mögen - scheint heute nicht unbedingt in bester Stimmung zu sein - wohl mal wieder ein doofes Rendez-vous über die Leber gelaufen - und damit wird die allgemeine Befindlichkeit aller Mitwirkenden stark nach unten gedrückt - er kann so gemein sein, wenn er schlecht drauf ist -.

„Kaoru, schrei hier nicht so rum, der Chemiekurs muss ja nicht jedes Mal darüber informiert sein, was wir hier treiben“, ich betrete unser schuleigenes Theater - schon eindrucksvoll, so was, und im Übrigen nicht ganz billig -, spaziere den Gang nach unten zum ersten Rang, wo sich meine Tasche gnädigerweise nieder lassen darf. Direkt daneben ist dann mein Plätzchen frei.

„Ich schreie rum, wie ich will. Vor allem dann, wenn unsere Bühne von so etwas verstopft wird!“, man kann es liebevoll als Grunzen bezeichnen, was Kaoru da von sich gibt, auch wenn es in Anbetracht seines IQs nicht hundertprozentig zu ihm passt. Während des Abgebens abartiges Laute gestikuliert er wild in Richtung der armen Trottel vom Chor, die auf seinen heiligen Brettern rumtorkeln - hol mal bitte jemand eine Tüte Mitleid raus! -.

„Na bitte, dann kannst du auch gleich mal bekannt geben, was wir denn nun spielen sollen. Wo deine Stimme doch jetzt so herrlich eingeübt ist“, antwortet Mitsuki, der sich dieses Jahr ebenfalls schauspielerisch engagieren möchte. Nach eigener Aussage deshalb, weil ihm unsere Auftritte letzte Saison so gut gefallen haben, aber wahrscheinlich sucht er einfach nur einen neuen Freund.

„Wenn wir so weit nur schon wären! Also, Kyo, was hast du dir einfallen lassen?“, er setzt sich auf der Bühne direkt an den Rand - kann ihn mal bitte jemand schubsen, dieses selbstgefällige Grinsen ist ja nicht zu ertragen - und schaut abwartend in die Runde - zu der heute nur ich zu gehören scheine, wobei ich so rund ja gar nicht bin -, so wie jeder andere dieser Gemeinschaft ebenfalls. Jungs, es ist ja wirklich schön, interessant zu sein, aber angestarrt zu werden ist nun echt nicht die netteste Form von äußerer Anerkennung.

„Ich habe mir überhaupt nichts einfallen lassen. Höchstens ein paar Vorschläge. Alles Sachen, die ihr diesmal gefälligst auch lesen werdet“, ich gebe mich betont entspannt, als ich dies sage und sehe genau diejenigen von uns an, bei denen ich weiß, dass sie die Vorschläge der letzten Saison literarisch gesehen komplett ignoriert haben.

„Na dann stell uns diese Sachen doch mal vor, großer Vorleser!“, ich denke, man könnte mein Gesicht durchaus als furchterregend bezeichnen in diesem Moment. Ich stehe nämlich überhaupt nicht auf schlechte Witze.

„Leute, ich fürchte, wir müssen ein bisschen Platz machen. Der Witz des Tages ist gerade zur Tür rein gekommen und möchte sich dazusetzen“, auf Mitsuki’s Spruch hin rutschen tatsächlich einige der Schauspieler von ihrem ursprünglichen Platz auf der Bühne weg, zumindest lachen alle.

„Okay, Schluss mit den Albernheiten. Also, wir hätten da -“, ich unterbreche mich selbst, als die Tür aufgeht. Herein kommt - nicht der Witz des Tages, nein, sondern - Kira.

„Ey, Junge du kannst gleich wieder gehen!“, ruft jemand aus den hinteren Reihen. Jemand sehr Mutiges, weil er meckert, obwohl er eigentlich nichts zu sagen hat. Lass Kira in Ruhe!

„Warum das denn bitte, hm?“, mein Schnuffel hat inzwischen den Weg zur Bühne zurückgelegt, stellt seine Tasche ab und sieht sich alle Gesichter an.

„Weil du zu spät bist“, wirft Kaoru ruhig ein und sieht ihn mit diesem „gewissen“ Lächeln an, während er sich auf die Hände nach hinten stützt - elender Poser -. Seine Gebärde verrät mir, dass ich vorsichtig und aufmerksam sein muss, weil Kira nicht vorzeitig verführt werden soll.

„Und das ist der Weltuntergang oder wie?“, er verschränkt die Arme und sieht argwöhnisch in meine Richtung - NIIIIIIIIIIIIIIIIIIEDDDDDDLICH!!!!!!!!!! -.

„Was denkst du wohl, was es für ein Stück bedeutet, wenn einer der Darsteller zu spät kommt und seinen Einsatz verpasst?!“, mein Auftritt ist betont arrogant, als ich aufstehe und neben Kaoru auf die Bühne springe.

„Hab ja schon verstanden, großer Meister“, oh, juhu, danke für den Sarkasmus, Kiralein.
 

*Kira’s p.o.v.*

Genau so habe ich mir meine allererste - du Spinner, die zweite - Theaterprobe NICHT vorgestellt. Und das nur, weil ich wegen Akio zu spät gekommen bin.

Kyo stellt uns derweil - während meine Wuttirade gegen mich selbst noch in vollem Gange ist - die zur Wahl stehenden Werke für den ersten großen Auftritt vor.

Wir hätten da:

1. Shakespeare’s: „Ein Sommernachtstraum“ - Kaoru’s Kommentar: Oh ja, Kyo, ich wollte dich schon immer mal als schwule Elfe sehen. Dir fehlen ja praktisch nur noch die Flügelchen, die Strumpfhose hast du schließlich schon drunter, davon konnte ich mir ja selbst schon ein Bild machen.

2. Frank Wedekind’s: „Frühlingserwachen“ - Kaoru’s Kommentar: Na klar, dann übernimmt einfach jeder von uns drei Rollen, die wir alle zwei Minuten wechseln und der Rest ist dann ganz einfach.

3. Goethe’s: „Faust“ - Kaoru’s Kommentar: Stimmt, auf seitenlange, ermüdende Monologe steht wirklich jeder Zuschauer!

Und der letzte Vorschlag:

Romeo und Julia.
 

„Das ist es“, rutscht Kaoru aus und klatscht in die Hände.

„Das ist nicht dein Ernst“, kommt es von Mitsuki wie aus der Pistole geschossen. Ich muss ihm da ausnahmsweise mal zustimmen - kommt selten genug vor -.

„Dein Einschätzungstalent in allen Ehren, lieber Kaoru, aber wir stimmen wie immer demokratisch und didaktisch-methodisch ab. Also Jungs, wer ist für ‚Romeo und Julia’?“, wollen wir uns etwa zum -Exbundes- Klops der Nation machen und wirklich solchen geistigen Durchfall spielen?!

Als ich das Ergebnis sehe, stelle ich resigniert fest:

Offenbar wollen wir genau das.
 

*Aya’s p.o.v*

Ich fang pflichtbewusst unsere Pseudo-Amateurschauspieler direkt vor dem Eingang zum Theater unserer Schule - schon beeindruckend, was? - ab und führe die Widerwilligen zur Mensa. Bei zu viel dramatischer und dramaturgischer Ertüchtigung - wahrscheinlich auch noch welcher anderer Art - muss man zwischendurch auch mal was Essen - behauptet jeder Biologieprofessor hartnäckig -.

Schon nach kurzer Zeit fällt hier selbst dem letzten Idioten - also mir - auf, dass irgendetwas in der Luft liegt - und es ist ausnahmsweise mal nicht der Geruch des miesen Kantinenfraßes - und dem muss ich als Detektiv Ayaro natürlich sofort auf die Spur gehen.

Tatsachenbericht:

1. Akio - mein Schwilling - kuschelt im Gehen - ein anatomisches und motorisches Wunder,

man stellt es immer wieder fest - mit Niko rum und lässt sich darüber aus, wie sehr er seinen

Pseudoblock - verfluchtes Ding mit eigenem allgemeinem Volkswillen - doch vermisst

 normal

2. Niko lässt sich bequatschen  auch normal

3. Kira brodelt und brutzelt vor sich her wie ein Stück Grillfleisch medium auf dem Weg zu

mehr als gut gar

 nani?!

4. Kyo versprüht eisige Abwehrwölkchen  bei dem ist sowieso alles normal, was eigentlich

total ungewöhnlich für die Rasse Mensch ist

5. Ich bin mit detektivieren beschäftigt

 wertungsfrei, hab ja eh nicht bei ganz alle beisammen.
 

Und, was fällt uns bei der Schlussfolgerungsbetrachtung auf? Richtig, Kira ist das Objekt des

Bösen.

„Mensch Kira, was ist denn los mit dir, Schwubbelchen?“, ein kleiner Boxschlag zwischen die Rippen - die direkte Art -.

„Nichts und nenn mich nicht Schwubbelchen“, okay, anhand des ruhigen, neutralen Tons: Versuch Nummer 1 ist gescheitert. Neue Runde - neues Glück -.

„Wirklich?“

„Wirklich.“

„Wirklich, wirklich?“, Typ Nummer 2: die nervige Tour. Wirkt so gut wie immer, nur bei Kyo nicht.

„Ja, Mann!“, die mittlere Reizung setzt ein.

„Wirklich, wirklich, wirklich, wirklich?“, Achtung, Achtung, Plüschbär auf Konfrontations-Kuschel-Kurs.

„Ist gut jetzt, Aya!“, grummelt Kyo mich von der Seite an und drückt meine Hand auf seinem Bein ein bisschen zu fest, selbst für meinen Geschmack.

Mit schlapp herunterhängenden Plüschöhrchen (Anmerkung der Autorin: Ich bin ein Ohrenfetichist, vor allem solche wie bei Utawarerumono habens mir angetan, yeah x3) schlurfe ich weiter. Kyo hat mich noch nie angeschnauzt.

Okay, zumindest nicht mehr, seit wir fest zusammen sind.
 

*Kira’s p.o.v.*

Irgendwie plagt mich das miese - fiese - Gewissen - guter Teufel, böser Engel, das Übliche halt - weil ich so schlechte Laune verbreite, wo ich auch hinkomme.

Es ist einfach - piep - (A.d.A. Wir wollen ja jugendfrei bleiben, ne? =D), wenn alle um einen herum so fröhlich und normal sind und man selbst kleine - aber verdammt gemeine - Pessimismuswölkchen ausstößt. Wo zum Henker hab ich die denn her?

Inzwischen sitzen wir zu 6 an einem Tisch in der Mensa und beobachten das geschäftige Herdenleben. Wir hätten da die Alphamännchen - Machotypen, leider am sogar demonstrativ groß zusammengestellten Tisch neben uns -, die Lernerschleimer und Streber - alle fein säuberlich über ihren Hausaufgaben sortiert -, die Subkulturer mitsamt Mitläuferbündnis - wir -, die Gaijins - gut gekennzeichnete Ausländer oder Kinder solcher, sogar mit Gütesiegel - und den Rest der Welt, der sich hauptsächlich in den Fluren bei seinesgleichen tummelt.

„Kira, jetzt erzähl doch mal was Schönes!“, seit einer Ewigkeit geht er mir heute schon auf die - piep -, kann der mich nicht mal in Ruhe lassen?! Die anderen gucken im Übrigen auch schon nicht mehr allzu begeistert drein im Angesicht seiner Nervtour.

„Und was?“, oh ja, Reden ist doch was herrlich Doofes. Liebe Kinder: Wörterverschwendungen lohnt sich nicht.

„Irgendwas!“, der feiert ja schon wieder rum. Hab ich einen Klecks im Gesicht oder so? Wie kann man bitte den ganzen Tag so gut drauf sein, während andere Trübsal pusten?! Es ist absolut unterrealistisch.

„Okay, irgendwas“, ich weiß, ich bin unheimlich gesprächig. Krieg ich jetzt endlich den Nobelpreis für Rhetorik?

„Meine Güte, du bist total stinkig. Wie ein mies gelaunter Keks, dem was über die Schokokrümel gelaufen ist!“, meint Ayaro und scheint plötzlich beleidigt - wohl, weil seiner Taktik nicht funktioniert -. (Anmerkung der Autorin: Der Läufer wird dann wohl Prinzessin Uchi gewesen sein =D)

„Jetzt lass Kira endlich in Ruhe, der Keks kriegt ja schon Möhren in den Ohren!“, regt Kyo sich mit einmal auf. Aya sieht mehr als nur ein bisschen ungläubig aus, was die momentane Situation anbelangt.

Es ist förmlich in seinem Gesicht geschrieben:
 

Lieber Kyo, ich verstehe nicht, warum du mich ausschimpfst. Bitte hilf mir doch mal auf die Sprünge. In Liebe, dein Aya.
 

Ganz ehrlich: Zum Glück steht das da nicht, sonst hätte ich nämlich keinen Grund mehr, mich als dümmer als alle andere zu befinden und feierlich zum Trottel des Tages zu ernennen.

Und das wäre wirklich schade.
 

*Kyo’s p.o.v*

Es mag vielleicht übertrieben erscheinen, aber in diesem Moment kann ich Ayaro absolut nicht ausstehen und das alleine deshalb, weil er Kira auf die Nerven geht.

Total bekloppt oder?

Es geht mir einfach nicht aus dem Kopf, schwirrt quasi schon den ganzen lieben langen Tag in mir herum, ohne jegliches Ziel - nicht mal mit einer festen Bahn -.

Um ganz ehrlich zu sein, habe ich Kira nur aus einem einzigen Grund geküsst: Ich wollte es ausprobieren. Ich war damals, als Aya mich nach einem Date - und mehr - gefragt hat, nicht sofort schwul oder so, man kann sich das vielleicht nicht ganz einfach vorstellen, aber ich dachte mir wahrscheinlich: Warum nicht?

Mit Mädchen hatte ich sowieso schon immer Probleme, weil ich im Vergleich zu allen anderen Kerlen vielleicht total cool, dafür aber eben auch absolut unverständlich war und wenn ich etwas brauche, dass ist das vermutlich ein Mensch, der mich mal eben so versteht - und zwar ohne großes Frage- und Antwortspiel -. Von daher ist es ja im Prinzip logisch, dass man sich überlegt, mal etwas Anderes auszuprobieren, um zu sehen, ob man damit besser zurechtkommt oder nicht.

Wie man - Frau - sich jetzt wohl denken kann, bin ich bis jetzt mit Ayaro immer sehr gut ausgekommen, weil ich mir eben all das gibt, was ich mir immer gewünscht habe:

Jemanden, der mich versteht, ohne dauert nachfragen zu müssen, der mich so hinnimmt wie ich bin und es dann auch noch schafft, eben diesem Blödian Wärme und Geborgenheit zu schenken.

Aber jetzt -

ICH HAB KEINE AHNUNG WAS JETZT!!!

Bis vor ein paar Monaten hat mir das alles gereicht, ich hatte zusätzlich sogar noch einen körperlichen Ausgleich - ich meine nicht Sex, ich meine Kuscheln - (A.d.A. richtig so, Kyo, immer schön jugendfrei, feiner Junge, kriegst einen Keks ^.^) und auf seelischer Ebene bringt eine intakte Beziehung natürlich ebenfalls viele Vorteile mit sich. Wohlgemerkt:

Eine intakte Beziehung. Naja, und seit ich Kira getroffen habe, hat sich mehr oder weniger mein Weltbild geändert - quasi von „Aya-Kyo-zentrisch“ zu „huhu-da-gibt’s-noch-mehr-zentrisch“ - und das ist jetzt mit so einigen Komplikationen verbunden - schwere Geburt -.

Zum einen ist mir eben aufgefallen, dass Ayaro, auch wenn er den Großteil meiner Macken toleriert und eher lustig als schlimm findet, eben doch nicht so ganz das ist, was ich mir unter einem perfekten Partner vorstellen würde. Denn etwas fehlt: die Wellenlänge.

Man könnte fast sagen, er schwingt anders als ich, obwohl sich das komisch anhört. Es ist einfach so. Er weiß nur aus Erzählungen, wie es in der Emo-Szene aussieht, nicht aus Erfahrungen, während Kira eben diese hat und „mitreden“ kann, vielleicht nicht ganz hundertprozentig, aber immerhin.

Mit jedem Tag, an dem ich neben meinem Freund - dem Kuschelbären - hergehe, wir Händchen halten, zusammen über allen möglichen Unsinn lachen - davon gibt es jede Menge - und uns küssen und eigentlich einfach nur lieb haben sollten, wächst in mir das Gefühl, dass mir immer noch etwas fehlt, um endlich glücklich sein zu können. Und das jetzt schon seit dem ersten Schultag.

So langsam - was heißt hier bitte so langsam, hm?! - platze ich vor Selbstverwirklichungsdrang...

Und da gibt es dann jemanden, der offenbar auch mit mir klarkommt, obwohl oder vielleicht gerade weil ich eben so...so.... - komplex wäre gut, ja - komplex bin, der sich in meiner Gegenwart wohl fühlt und dieses Gefühl auf mich überträgt.

Deshalb der Kuss.

Ich wollte nur wissen, ob das Kribbeln da ist. Die Salsa tanzende Armee an Riesenschmetterlingen.

Und, was soll ich sagen?

Verdammt noch mal, und wie das alles da war!!!
 

*Akio’s p.o.v*

(Anmerkung der Autorin: Wird mal wieder Zeit für einen „äußerst objektiven“ Beitrag vom lieben zweiten Zwillingen - dem guten diesmal -. =3 )

Und die Luft wird dicker und dicker in unserer Mitte. Hat mal jemand ein Messer? Wir könnten ja mal gucken, ob sie sich schon durchschneiden lässt, so sehr ist der Ehekrach zwischen Aya und seinem geliebten Kyo jetzt schon ausgebrochen. Schlimm so was, zum Glück haben Nikolai und ich nicht solche Probleme.

Und neben den zwei Bekloppten sitzt der Dritte im Bunde, offenbar auch noch der Verursacher des Ganzen, auch wenn ich nicht die geringste Ahnung habe, wie er das geschafft hat, so als Neu-Dazugestoßener. Will es sowieso nicht wissen, bei Beziehungskisten schalten sich Neugier und Wissensdurst bei mir meistens nach unten in den Stand-by-Modus, allerdings nur, wenn es sich um die negativen Aspekte im Liebesleben anderer Leute handelt. Ansonsten bin ich für alles so was von offen, für alle gut sichtbar als Antenne gekennzeichnet.

„Forscht ihr gerade nach einer mentalen Variante zur Erzeugung einer Gewittersturmfront oder was ist hier los? Ist seid doch sonst nicht so verkatert, meine Freunde“, unterbricht ein Eindringling plötzlich das Gegrummel. Und ganz ehrlich: So wie wir vermutlich aussehen, hat er wohl gar nicht so Unrecht mit seiner Gewitter-Vermutung. Ganz schön schade, dass es kein Blitzlichtgewitter ist.

„Wir sind nicht deine Freunde, Kaoru“, keift Niko neben mir sofort los und es bedarf einer strengen Geste meinerseits, ihn auch gleich wieder zum Schweigen zu bringen.

„Sogar du wirkst ein wenig betrübt, mein kleiner russischer Freund“, entgegnet der Störenfried und ignoriert gekonnt aufmerksam die gegebenen Warnhinweise, den Sohn des Schulleiters doch besser nicht unnötig - nicht mal, wenn es wirklich nötig wäre - zu reizen.

„Sag, was du willst und dann gehst du besser wieder, Meister der Beurteilung“, wirft Kyo sarkastisch ein und wirft einen suchenden Blick Richtung Kira, ganz so, als befürchtete er ein Unheil. (A.d.A. Ich bin ja mal gespannt, wie es jetzt weitergeht, ihr auch? oO Ich freu mich doch immer so auf das Ende eines Parts xD)

„Die Frage lautet nicht, was ich will, sondern viel mehr, von wem ich etwas will. Und sobald ich mit Kira gesprochen habe, gehe ich auch wieder. Versprochen und sei es wegen des Friedens unter Schauspielern“, gibt der Letztsemester zurück und lässt sich neben den Besprochenen auf dem bis dahin freien Platz nieder.

„Was willst du von mir? Kurz und schmerzlos, wenn ich bitten darf“, ich hätte schwören können, dass es bei all dem Sarkasmus Kyo sein muss, dem diese Worte enthüpfen, aber nein, es ist tatsächlich Kira, der da spricht. Schlechtes Benehmen färbt also doch ab - ich wusste es schon immer -.

„Okay, kurz bekomme ich hin, aber ob es schmerzlos ist, musst du selbst entscheiden“, beginnt der Größere der beiden. „Ich will ein Date mit dir.“
 

Ticktackticktackticktackticktack...Naja, irgendwas muss ich dazu schließlich sagen.
 

*Aya’s p.o.v*

Och, der kleine Kira wird endlich als Erwachsener ins unsere Kreise aufgenommen.
 

*Kyo’s p.o.v*

Mein neues Weltbild fängt gerade frisch an zu zerbröckeln und wird vermutlich innerhalb kürzester Zeit vollständig in sich zusammen fallen. Na vielen herzlichen Dank auch.
 

*Kira’s p.o.v*

Warum ist nie ein Messer zur Hand, wenn man(n) mal eins braucht?!
 


 

---End of Part 4 - What I call a heaven like hell - ---
 


 

~~~~~
 

Ending: So, das wars leider auch schon wieder von meiner Seite. Ich hoffe es hat euch gefallen und ich wünsch mir ein paar kommis...so etwa fünf von dem wenigstens eins nich von meinem nii-chan is, dann gibts wie versprochen irgendwann das interview.. ^^

schreibt, was ihr lesen wollt XDD

baba, chuchu hab euch alle ganz dolle liep

eure aina ^^
 

~~~~~

Part 5 - The Date Battle Plan

*Kyo’s p.o.v*

Wie bereits erwähnt, hat es mein neues Weltbild nicht einfach gehabt in den letzten Tagen, dabei hat es doch gerade erst das Licht der Welt erblickt.

Mal ganz davon abgesehen, dass es schon schwer ist, einen Kerl, der sich ziemlich sicher ist, nicht schwul zu sein - Kira - davon zu überzeugen, dass man(n) seine feste Meinung ganz schnell ändern kann, hat sich jetzt auch noch Kaoru dazwischen gedrängelt.

Es ist vom ersten Augenblick an klar gewesen, dass der eine Auge auf Kira werfen wird und sich wahrscheinlich einen Keks gefreut hat, als der Tollpatsch dann auch noch zu uns zum Theater kommt aber trotzdem.

Kira gehört mir, nur damit das klar ist.

Wie ich den Betroffenen überzeugen will? Da bin ich mir noch nicht ganz schlüssig - ich habe noch nicht mal einen Schlüsselzahn gefunden, in Wahrheit stehe ich also total am Anfang - aber irgendwie wird sich schon alles ergeben. Wozu spielen wir in dieser Saison denn bitte Romeo und Julia, wenn nicht dazu?

An sich würde es mich ja gar nicht stören, dass Kaoru Kira nach einem Date gefragt hat, gebe es da nicht einen winzigen Haken:

Kira hat „Ja“ gesagt.

Bakayaro.
 

*Kira’s p.o.v*

Keine Ahnung, welcher Teufel mich geritten hat (Anmerkung der Autorin: Naja, wahrscheinlich Mephisto, wa? xD), als ich Kaoru - noch so einer, als wenn ich nicht schon genug Schwule um mich herum hätte - die Antwort auf seine Datefrage gegeben habe.

Eigentlich ist es fast so eine Art Rache. Ich bin nämlich nicht unbedingt ein Fan von Leuten, die mich mal eben ungefragt in irgendwelche Knutschereien verwickeln und außerdem muss ich mal einen Nachmittag raus hier.

Dass Kaoru es definitiv als Date - wie bei einem Pärchen - versteht und ich viel mehr als simplen Stadtausflug mit einem Kumpel ist ja nicht so wichtig - nein, überhaupt nicht Kira, nein, nein -.

Okay, wem mache ich denn bitte etwas vor damit? Ich bin ein seelisches Wrack - klingt komisch, ist aber so -. Zusätzlich bin ich aber auch noch ein seelisches Wrack, das morgen eine Verabredung hat. Ein männliches Wrack. Mit einer männlichen Verabredung?

Wo bin ich hier gelandet? (Anmerkung der Autorin: In meinem Jungeninternat, in dem ich die Geschehnisse bestimme, du Honk; was hast du denn da bitte erwartet?! -.-“)

Und jetzt hätten wir da noch die Frage, die mich noch mehr gen Höllenschlund treibt (A.d.A. hierzu ein Zitat: „Immer wenn ich denke, dass ich den tiefsten Punkt erreicht habe, wirft mir jemand eine Schaufel zu.“ © danke nii-chaaan =3) und die da wäre:

Was zieht man zu so was eigentlich an?

Es darf natürlich nicht zu aufreizend sein - damit fällt die Notlösung, nur Unterwäsche anzuziehen, schon mal weg - schließlich definiere ich das Treffen ja als ganz-und-gar-kein-Date. Aber auch nicht zu schlicht, sonst kann ich gleich die Schuluniform anbehalten, wenn ich mich als Langweiler hinstellen will - Selbstprojektion muss sein -. Okay, werfen wir doch mal einen Blick in unseren - heiß und innig geliebten - Ikea-Kleiderschrank Benni. Was haben wir denn da? Mhm, zu bunt, zu einfarbig, zu kariert - ist von Omi -, zu große Streifen, zu kleine Streifen, gar keine Streifen wiederum sind auch nicht gut, zu langweilig, zu aufreißerisch - bin schließlich nicht zu Hause oder im Puff - zu normal, zu extravagant, zu - JA WAS DENN NOCH ALLES?!

Das Resultat der Suchaktion steht eindeutig - resignierend - fest: Ich, Kira Naoya, habe schlichtweg nichts - wirklich NICHTS - Vernünftiges anzuziehen, zumindest lässt es sich in Benni nicht ausfindig machen. Benni, hast du nicht vielleicht einen guten Tipp für mich? Oh mein Gott, ich rede mit meinem Kleiderschrank, schlimmer kann es nicht mehr kommen. Moment, doch, natürlich kann ich das: Benni stammt ja von Ikea und hat seine Freundinnen Anneliese - Kyo’s Bett - und Friederike - mein Bett - gleich mitgebracht.

Na toll, ein ausgewachsener Kerl wie ich - bin immerhin nicht gerade klein geraten - scheitert an so einer femininen Frage - kein Wunder, dass ich nur noch von Schwulen umgeben bin, diffundiert offenbar ziemlich stark hier-. Und da gibt es nur eine einzige Lösung, die in Frage kommt, um das gewaltige Hindernis der Textilindustrie zu bewältigen:

Ich rufe meine Schwester an.

Habe ich vergessen zu erwähnen, dass ich so etwas wie nähere Verwandte überhaupt besitze? Für den Fall, das ja: Ich habe noch mehrere Geschwister, die ich nicht sonderlich vermisse, seit ich hier bin, da sie mir noch nie wirklich nahe standen. Man versteht sich ja meistens nicht so gut mit den Menschen, die persönliche Gegenstände - am liebsten den passenden zweiten Socken zum bereits gefundenen ersten - verstecken - Wäscheleine, sag ich nur, total raffiniert - und sich dann darüber lustig machen, dass man(n) sich eben nicht freut, dass zum 15. Mal im Jahr Ostern ist - und der März hatte noch nicht angefangen -.

Und was macht man mit so unreifen Klopsen? Richtig: Sie zu den nassen Socken auf die Wäscheleine hängen - wohin auch sonst? -. Und meine Mutter meinte immer, ich würde nichts für unseren Haushalt tun, also wirklich.

Nach erneuter - mehrmaliger - Odyssey durch die nahezu grenzenlose Unendlichkeit unseres Bildungssystems - ich hasse diese Schule, aber meine Grapefruit-Orientierungslosigkeit noch mehr - habe ich dann tatsächlich ein Telefon gefunden - Wunder, oh herrliches, göttliches Wunder - (Anmerkung der Autorin: Was hat Nase Senior denn bitte damit zu tun? o.O)

es gibt nur einen winzigen - wirklich minimal - Haken, der darin besteht, dass dieses verdammte Ding nicht funktioniert. UND JETZT?!!!

Soll ich etwa in Unterwäsche zu der Verabredung gehen oder wie? Ich meine, die kann ich mir schließlich schon alleine heraussuchen, seit ich 3 bin. (A.d.A. Also noch nicht lange -..-)

Kaoru würde sich ja wahrscheinlich darüber freuen, aber ICH persönlich halte nicht allzu viel davon - also wird das auch nicht gemacht -. Immerhin ist das meine Verabredung und da werde ja wohl noch ICH alleine entscheiden dürfen, was ich anziehe und nicht dieser dahergelaufene Typ da. Aber genau das ist ja das Problem: Ich kann es eben nicht entscheiden.

Wo sind die Frauen, wenn man sie mal braucht - so selten es auch vorkommt -?

In - exakt - diesem Moment dringt eine äußerst penetrante - Tinnitus mit Mopscharme - Stimme an mich heran und es kann nur eine einzige Person sein, da es sich hierbei um Frauentöne handelt und wir uns bekanntlich in einem Internat für Kerle befinden: Die böse Seele der Schule - die Sekretärin.

„Naoya-kun?!“, warum quatscht mich hier das gesamte Personal mit meinem Nachnamen an? Heißt der Vorname nicht eigentlich auch RUFNAME?! Naja, egal.

„Ja?“, traritraratraralala.... - Vielleicht hätte ich mich ja doch bei „Chorsingen für Einzelpersonen“ einschreiben sollen, ich habe zweifelsohne kein Talent -.

„Vorhin kam ein Anruf von Ihrer Familie. Sie möchten bitte so schnell wie möglich zurückrufen“, immer diese Forderungen, die nahe Verwandte so stellen - unfassbar -.

„Ja, da gibt es nur ein Problem: Das Telefon hier unten funktioniert nicht“, konnte meine Schwester nicht genau in dem Moment anrufen, in dem ich sie erreichen wollte? Das wäre dann Schicksal gewesen und alles wäre gut - nichts ist gut, immerhin hast du morgen ein Homo-Date -.

„Dann müssen Sie den Apparat oben bei Sekigawa-san benutzen“, bitte was?! Ich quäl mir hier unten - weit entfernt der zimmerlichen Heimat - eins ab und damit gibt es oben auch ein Telefon? Ja, genau so muss das Fegefeuer aussehen: Treppensteigen bis zur Auferstehung.

„Bei wem bitte?“

„Bei Kaoru, Ihrem Schulsprecher“, ich habe mich - mal wieder - geirrt: DAS ist die Hölle.
 

*Aya’s p.o.v*

Ich war total unvorbereitet, als die Langeweile mich hinterrücks überfallen hat - Gemeinheit -. Dabei bin ich doch in letzter Zeit so ein lieber Junge gewesen und dann kommt so was. Also echt.

Und jetzt sitze ich hier...und sitze...und sitze immer noch. Ach ja und zwischendurch sitze ich auch noch ein bisschen herum. Womit habe ich so ein verdammt langweiliges Schicksal verdient? Ich bin mir doch relativ sicher, dass ich kurz vor meiner Geburt auf die Wunschliste des Lebens direkt neben „Viele nette und hübsche Frauen“ - was hab ich denn da gemacht?! Muss ein Schreibfehler sein, ganz sicher - noch „KEINE LANGEWEILE“ gekritzelt hab. Wahrscheinlich liegt der Schlüssel - das Riesen-Monster-„Ich krieg jede Tür auf“-Ding - zum Rätsel der Nichtszutunheit genau hier: gekritzelt. Och nein, bestimmt konnte das von den Aufsehern da oben keiner lesen und hat sich gedacht, dass ich mir ganz viel von diesem nervigen, glibberigen, nicht zu identifizierenden Gewurschtel möchte - wer will das so etwas bitte?! -.

Hallo, ich möchte bitte etwas Spannenderes als das! Keine Ahnung was, Hauptsache, es gibt mir eine Profession und ich habe endlich etwas, womit ich die dämliche Zeit totschlagen kann - der Monsterschlüssel täte sich dazu ja vielleicht ganz gut -.

In diesem Moment latscht Kira an unserer geöffneten - sowohl für Frischluft- als auch Gesellschaftszufuhr sehr gut geeignet - Zimmertüre vorbei und es ist:

DIE CHANCE!!!

Augenblicklich werde ich von Arbeitseifer - als wenn ein Organismus der Spezies Homo sapiens sapiens jemals freiwillig etwas tun würde, was auch nur entfernt nach Arbeit stinkt - gepackt und schleiche - Schnüffeln nennt man das im Volksmund manchmal - ihm hinterher. Dabei bleibt meine Uniformjacke - die schöne, gute Jacke...mhm... - leiderwegs in unserer beschaulichen Gruft liegen, sodass ich mich von meinen Mitschülern, die alle in ihrer kompletten Schuluniform rumlaufen - Jungs, was ist in euch gefahren? - unwillkürlich etwas - nur etwas, ja klar, wohl vielmehr so ziemlich etwas stark - abhebe. Wo sind diese Jacken, wenn man(n) sie mal braucht?!

Und wohin führt mich mein neugieriger Weg? Zu - ich muss mich mal irgendwo schnell festhalten - Kaoru Sekigawa. Unserem nicht immer vertrauenswürdigen Schulsprecher - nicht immer und nicht mal immer öfter -.

Also wirklich, Kira, hätte nicht gedacht, dass du es so fix angehst mit dem - immerhin, als Neuling - und wer weiß, was für Unheil damit noch alles auf uns zukommt.
 

*Kyo’s p.o.v.*

Da wir ja ein netter und rücksichtsvoller Mensch sind - wer hat das denn gerade gesagt?! - regen wir uns nicht auf, als wir ein verlassenes - aber offenes - Zimmerchen ohne jegliche Spur - man sehe hier bitte von der äußerst dekorativ hingeschmissenen Schultasche zuzüglich aller anderen möglichen Bekleidungselemente ab - von meinem Kira.

Na toll und was soll ich hier jetzt ganz alleine machen?! So was gibt’s doch gar nicht, da plant man ihn zum ersten Mal in seine Nachmittagsplanung - romantischer Ausflug ins nahe gelegene Wäldchen, total kitschig, aber trotzdem eine geniale Erfindung - und das ist dieser Kerl einfach... weg.

Uns - mir, ich sollte wirklich aushören, von mir in der Mehrzahl zu sprechen. Dieses Lehrerphänomen steckt anscheinend an - (Anmerkung der Autorin: Kennt ihr das auch, dass Lehrer dauernd von sich in der Mehrzahl sprechen? Beziehungsweise, sie reden auch total gerne von sich selbst in der dritten Person und das tut beim Hören richtig weh, oder? >.< Also, wenn ihr das kennt - ihr wisst ja, wo man mir schreiben kann, ich tippe es hier nicht schon wieder nieder auf schwarz-Animexxhintergrund xD) bleibt also nichts Anderes übrig, als uns in der Schule auf die Suche nach menschlicher - normaler - Existenz zu begeben - Mission impossible, ein Vorhaben, das jetzt schon zum Scheitern verurteilt ist -.
 

Und was offenbart sich uns nach einigen Minuten, als wir bei Ayaro und den anderen vorbeischauen - allerdings nur, weil wir natürlich hoffen, dort Kira zu finden -? Oh, wie schön, noch ein offenes, aber leeres Zimmer - heute muss wirklich mein Glückstag sein -.

Wahrscheinlich könnte ich mich höchstens dann als wirkliches Glückskind bezeichnen, wenn Aya mir jetzt auch noch eine Brotkrümelspur hinterlassen hätte, damit ich ihm nachlaufen kann - sinnlos, aber lieber eine nutzlose Form der Beschäftigung als gar keine -, doch wie sich jetzt vermuten lässt hat er eben genau dies nicht getan - es wäre ja auch zu einfach -.

Darum widme ich mich nunmehr Nikolais Mangaregal, um mir die - wertlose - Zeit zu vertreiben - totschlagen wäre mir lieber, sofern ich dafür einen passenden Knüppel hätte -.
 

*Kira’s p.o.v*

Zwar habe ich die ganze Zeit über das Gefühl, verfolgt - beschnüffelt - zu werden, ich lasse mich davon aber nicht aus der Ruhe bringen und finde - ohne nennenswerte Zwischenfälle - sogar ziemlich schnell das Zimmer unseres Schulsprechers - was wohlmöglich an den zahlreichen Wegweisen und vielleicht auch am riesigen Eingangsbereich liegen könnte -. Und dann findet sich mal wieder etwas, was ich viel lieber auf meine Tun-oder-nicht-tun-Pinnwand (A.d.A. ist geklaut, tut mir Leid TT.TT) batschen würde, als hier darüber nach zu denken. Das Objekt der Zwiespältigkeit ist Folgendes: Klopfen und Reingehen. Soll ich oder soll ich nicht?

Nach kurzer Überlegung entschließe ich mich dann doch zum positiveren Ausgang der Fragesituation - okay, ist jetzt Ansichtssache, aber egal -, schließlich brauche ich eine Lösung, was die Klamottenfrage anbelangt. Dafür gibt es aber wiederum ein Hindernis: Wie soll ich denn bitte in Seinem Zimmer mit meiner Schwester bequatschen, was ich zu dem „Date“ mit Ihm anziehen soll, wenn Er auch noch direkt daneben steht?!

Toll, Kira, da hast du dich ja mal wieder in eine herrlich aussichtslose Situation hinein manövriert.

„Herein“, schreit es mir entgegen, nachdem ich mich schließlich doch geläutet habe - wow, so eine eigene Klingelschnur ist schon beeindruckend - und zumindest bin ich mir jetzt in zwei Sachen sicher. 1. Kaoru weiß, wie man richtig angibt - Luxus vom Feinsten sage ich nur - und 2. Wenn mir tatsächlich ein böser Geist gefolgt sein sollte, dann bin ich ihn jetzt endgültig los - Massivholz ist eine sichere Lösung -.

„Kira, was kann ich für dich tun? Kannst du es etwa nicht bis morgen abwarten?“, meine Fresse, hat der gute Laune - was die meine dafür gen Null killt -.

„Ähm, nee, nicht wirklich. Ich wollte nur mal das Telefon benutzen, das unten ist kaputt.“

„Bedien dich“, er deutet fluchs auf den altertümlichen Apparat - entweder das soll so sein oder aber der feine Herr kann sich doch nicht grenzenlosen Luxus erlauben, also für einen Staubwedel und eine flinke Hand hat es offensichtlich nicht mehr gereicht - und wendet sich dann wieder den Bücherstapeln auf dem Schreibtisch zu.

„Danke. Meine Güte, was liest du denn da alles?!“, bin doch leicht verwundert, zumal ich mich im Jahr maximal an drei Wälzer in der Größenordnung wie er sie da vor sich hat wage und da finden sich so etwa...dreißig?

„Ach, nur ein bisschen leichte Lektüre für zwischendurch. Weißt, eigentlich sollten gute Schauspieler immer viel lesen.“

„Warum das?“, Punkt Nummer 1: von solchem Mist hab ja noch nicht mal ich was gehört - ich, der wandelnde gedankliche Misthaufen; und Nummer 2: Na toll, jetzt darf ich mich auch noch in meiner - im Übrigen nicht vorhandenen - Schauspielerehre verletzt - maximal gestreift, also echt - fühlen. Ist ja ein wirklich toller Nachmittag heute.

„Allgemein schadet Lesen ja nie und außerdem ist es gut für die sprachliche Ausbildung. Die wiederum... -“, tschuldigung, da muss ich abbrechen, das wird mir schon zu hoch.

„Alles klar, hab schon verstanden. Ich telefonier dann mal, ja?“

„Wie gesagt, bedien dich“, und verschwunden ist der Schleimer zwischen all dem alten - und neuen - Altpapier.
 

*Akio’s p.o.v*

„Hallo Kyo!“, platzen Niko und ich in unser Zimmerchen - welches im Übrigen für alle gut sichtbar geöffnet ist, so wie es bei einem vernünftigen Sorgenbüro zuverlässig sein sollte - hinein, in welchem sich der kleine Emoprinz momentan aufhält.

„Hey, ihr beiden. Niko, ich hab mich mal an deine Sammlung rangeschmissen“, informiert er meinen Freund sofort, was leider nichts bringt, da dieser - sowohl geistig als auch körperlich - gerade mitten auf dem Weg zum wöchentlichen Fußballtraining ist. Hierbei handelt es sich um eine Tatsache, die ich nicht nachvollziehen kann, da ich Fußball für das Dämlichste halte, was je ein Mensch erfunden hat - okay, abgesehen von Tupperware und Daumenschrauben vielleicht -. Wieso rennen 22 Kerle - oder Frauen, so was soll es ja mitunter auch geben -, den armen Schiedsrichter mal ausgenommen - einem im Vergleich zu ihrer Körpergröße ziemlich mickrigen Ball hinterher, um ihn sich gegenseitig vor die Birnen zu ballern und ihn - nur wenn sie Glück haben - in einen mit Netz bespannten Kasten zu hauen. Und bei der ganzen Aktion dürfen sie nicht mal ihre Hände benutzen - außer, um gegnerische Spieler vom Spielfeld zu schubsen, aber inzwischen ist ja nicht mal mehr das erlaubt -. Meine Güte, wozu hat uns Mutter Natur denn die gegeben, wenn nicht für solchen Unsinn?!

Egal, jedenfalls sitzt Kyo immer noch in meinem - unserem, ich darf nicht egoistisch sein, ich darf nicht egoistisch sein, eigentlich soll ich nur nicht egoistisch sein, ich bin es aber - Zimmer herum, liest Manga - Füße vom Tisch, du Chaot - und freut sich des - geistig gesehen nicht ganz gesunden - Lebens. Niko hat sich verschwindet, daraus folgt, dass ich mir wohl oder übel eine Alleinunterhaltung suchen darf - muss -. Und wir - ich, weg mit dem Plural, weg damit - beschließen, dass ein lesendes Kyo wie nur für diese Rolle geschaffen wurde.

„Sag mal, warum bist du eigentlich hier?“, will ich wissen, natürlich - NATÜRLICH - gaaaanz ohne Vordergedanken.

„Weil Kira nicht da ist und mir langweilig wurde“, kommt es zurückgebrummelt. Hätte ich mir doch eigentlich denken können oder? Warum stelle ich immer Fragen, deren Antworten ich schon - meistens wortwörtlich - kenne? Vielleicht sollte ich mich mal als Hellseher versuchen, es kommt im Leben offenbar wirklich nur auf die richtigen Fragen an.

„Verstehe, weil Schnuckelchen nicht da ist, hat der feine Herr nichts zu tun. Such dir doch mal ein Hobby, wie wäre es damit?“, gekonnt lasse ich mich in den Kissenberg auf meinem Bett fallen - vielleicht bekomme ich ja doch noch ein bisschen Entspannung gegönnt -.

„Wieso Schnuckelchen?“, will Kyo wissen und wirft mir einen Eisblick zu - leider nur Güteklasse B2, die Qualität wird eben immer miserabler hier im Land -.

„Wieso nicht?“, blöde Frage zieht automatisch noch dümmere Gegenfrage nach sich.

„Weil ich niemals auf die Idee kommen würde, ihn so zu nennen. Deshalb vielleicht?“

„Naja, du würdest ihn vielleicht nicht direkt so nennen, das stimmt. Aber verknallt bist du trotzdem“, meine simple - zudem äußerst trocken - Feststellung bringt den lieben - hä? - Kyo direkt auf den Kaktusbaum - Palmen haben wir heute leider nicht im Angebot, schade aber auch -.

„Wer sagt denn bitte, dass ich verknallt bin?!“, sieht ja irgendwie ganz putzig aus, wie er sich mit ausgefahrenen Krallen - kopfüber - an der Decke festhält.

„Jeder, der mehr als ein halbes Auge und drei Gehirnzellen hat“, jetzt dreht er munter seine Ründchen da oben - auch ganz beschaulich -.

„Ach ja?“

„Yup“, hai, hai hätte es auch getan, aber egal.

„Weißt du was, ich habe keine Lust auf dein dämliches Frage-Antwort-Spielchen und dann kann ich genauso getrost gehen“, er stellt - schmeißt - den halbfertigen Manga - stimmt, der muss erst noch gezeichnet werden - zurück auf das bemitleidenswerte Holzbrettchen, das sich direkt auf seiner Augenhöhe befindet - 1.20 m - und ist schon fast aus der Tür - welche im Übrigen die ganze Zeit über offen stand, was bedeutet, das morgen 17/23 der Schülerschaft darüber lästern werden, wie verknallt Kyo doch ist -, als ich ihm nachrufe:

„Dann willst du also nicht wissen, wo genau dein Kira-Schnuckelchen sich im Moment aufhält? Oder sollte ich vielleicht sagen: Bei wem?“

„Als wenn du so was wissen würdest“, trotz der wörtlichen Abfuhr kommt er zurück und sieht mich neugierig an. Hase, ich muss schon sagen, dass du deine Mimik heute nicht sonderlich gut unter Kontrolle hast, wenn man dir schon an den Löffeln ablesen kann, dass du alles von ihm sofort wissen willst.

„Du weißt doch, ich bin der geborene Hellseher. Und außerdem bin ich sowohl meinem Brüderchen als auch deinem Schnucki und auf Herweg begegnet, rein zufällig natürlich“, so, nun ist der Trumpf ausgespielt und es gibt kein Zurück mehr: Ich muss die volle Ladung Kyo-Wut auf mich nehmen.

„Ach? Und wo sind die beiden hingegangen, wenn ich fragen darf?“

„Zu Kaoru“, schlicht, simpel, überhaupt nicht zweideutig - stimmt, da gibt es schon nur noch diese eine Deutung, das andere denkt doch kein Mensch mehr - und anhand meines Gegenübers megagefährlich - alle Mann in Deckung, Kekse und [Schul]Uniformträger zuerst -.

„Wie bitte?!“, Hilfe, rette sich wer kann!

„Zu Kaoru. Musst wohl mal wieder zum Ohrenarzt, hm?“, ich übertreibe es eindeutig, und dass bei den derzeitigen Umständen - ja, ich bin schwanger -.

„Ganz sicher nicht. Das gibt’s doch gar nicht. Was will mein Kira bei diesem Wichtigtuer?“, Kyo hat sich inzwischen wieder auf einen der - immer noch und überhaupt - freien Stühle fallen lassen - war bestimmt schwer, einen zu bekommen, wo es doch so voll hier drin ist - und stiert missmutig in die Luft - Mitleid, hab doch mal jemand Mitleid mit der armen Luft -.

„Hm, sich einen runterholen?“, lautet mein Lösungsvorschlag. Irgendwann bringt mich meine große Klappe noch ins Gefängnis - oder zumindest in einen schnuckeligen Holzsarg -.

„Ich hol dir gleich einen runter, aber das wird ganz sicher nicht angenehm für dich!!! Hast du vielleicht eine realistische Idee von dem, was Kira bei diesem...diesem...“, meine Güte, da muss man einfach aushelfen.

„Wichtigtuer?“

„Ja genau...will?“, Kyohase, komm bloß nicht auf die Idee, volle Sätze zu sprechen. Abhacken macht ja sowieso mehr Spaß, vor allem dann, wenn das rhetorische Hackebeil schön groß ist.

„Vielleicht telefonieren oder irgendetwas von den Dingen erledigen, bei denen halt nur ein Schulsprecher helfen kann“, okay, bewegen wir uns wieder zurück auf die Schiene des alltäglich Normalen für gewöhnliche Menschen der Sorte Langweiler.

„Aber das darf er nicht“, ich sollte mich wirklich schätzen, dass ich mit meinem Wortschatz dieses Gemurmel überhaupt enträtseln konnte, jetzt können wir uns getrost an den Deutung machen. Frage 1:

„Warum nicht?“, mhm, vielleicht hätte ich mit ‚wer’ anfangen sollen, dass ist sachlicher, oder?

„Weil ich es ihm nicht erlaube, deshalb.“

„Nicht mit ihm zusammen und rasend eifersüchtig, hm?“ (Anmerkung der Autorin: Na, Alex, kommt dir das irgendwie bekannt vor? o.O ich hoffe doch mal =D)

„Erstens: Ich bin überhaupt nicht eifersüchtig. Zweitens: Ich schieb dir dein ‚hm’ gleich dahin, wo du es niemals wieder finden wirst. Und drittens: Lass mich doch!“, nun bekommt das hilflose Regal auch noch einen Tritt in den allzu holzigen Hintern versetzt, also wirklich.

„Ich habe überhaupt nichts gesagt.“

„Du, Akio, was hast du eigentlich bei Kaoru gemacht?“, will Kyo plötzlich wissen. Und jetzt?

„Wie kommst du auf die Idee, dass ich bei Kaoru war?“

„Naja, du hast doch gesagt, dass du Ayaro und Kira begegnet bist und sie auf dem Weg zu Kaoru waren. Entweder haben sie es dir gesagt oder aber, und das ist wahrscheinlicher, es gab einfach keinen anderen Ort, wohin sie hätten wollen können. Kaoru wohnt im Ostflügel, hm? Da ist aber nur dieses eine Zimmer, das andere sind alles Unterrichtsräume. Und wenn du ihnen begegnet bist, wirst du wohl auch von Kaoru gekommen sein, woher sonst? Also, was wolltest du bei ihm?“, oh je, der liebe Kyo hat heute eine Scharfsinnigkeitsphase - ich würde ihm ja wirklich wünschen, er würde mehr davon besitzen, aber da diese immer ziemlich unangenehm sind, lassen wir das mal lieber -.

„Mir eine Liste der Mitglieder aus der Photo-AG holen, was dagegen?“

„Medienschlampe...“, wieder nur unsinniges Gegrummel.

„Wer? Kaoru oder ich?“

„Ihr beide.“

„Ich berichtige dich ja wirklich nur ungern, aber dann heißt es wenn dann schon ‚Medienschlampen’“, dies war mein Todesurteil, das ist schon mal klar.

„Ich gehe.“

„Dann grüß die Schwalben schön“, rufe ich Kyo noch hinterher, bevor er - mitsamt Rauchwölkchen - verpuffen konnte. Schade aber auch, gerade wurde es lustig.
 

*Aya’s p.o.v.*

Als ein mürrisches - ungewöhnlich, sehr ungewöhnlich. Los, Schnüffeln Teil 2! - Kira wieder aus dem Zimmer unseres Schulsprechers - Wichtigtuer - heraus kommt, fange ich es sofort ab.

„Aya, was machst du denn hier?“, Kira scheint - ehrlich - erstaunt zu sein. Verständlich, da sich in diesem Flügel bis auf Kaoru’s Zimmer nur Unterrichtsräume befinden.

„Ich hab dir nachspioniert“, Ehrlichkeit ist immer am besten dafür geeignet, andere zu verwirren.

„Was? Na toll, jetzt bin ich nicht mal mehr vor Spionage sicher. Und, was hast du über mich rausbekommen?“, will er wissen und wir machen uns wieder auf den Weg nach unten.

„Dass du es ganz schön eilig mit Kaoru hast“, grinse ich zurück und stupse ihn in die Seite - was nachweislich niemand leiden kann, aber ich mache es eben trotzdem, ist so was wie ein Hobby -.

„Ich habe es überhaupt nicht eilig mit Kaoru! Ich musste mit meiner Schwester telefonieren und der Apparat unten ist defekt“, ja klar, erzähl mir doch bitte weiter so schöne Märchen.

„Du musstest mit deiner Schwester telefonieren. Ja, natürlich“, jetzt hab ich es: Vielleicht bekomme ich ja heute endlich raus, was neulich - damals, ach quatsch, vorgestern oder so - mit meinem Gesprächspartner und Kyo los war. Nun denn, immer volle Röhre voraus!!

„Ja, wenn ich es dir doch sage.“

„Und was wolltest du von ihr?“, selbst, wenn das stimmt, ist es immer noch eigenartig.

„Ich brauchte ihre Hilfe, weil ich nicht weiß, was ich zu dem Treffen mit Kaoru anziehen soll“, gibt Kira leidlich genervt zu. So, da haben wir es doch!

„Soso, und, was hat sie dir empfohlen?“, da bin ich aber mal gespannt.

„Sie ist auf Studienreise“, noch mehr Nervenwahnsinn und Enttäuschung zwischen seinen Nasenflügeln - wie viel passt denn da hin? -.

„Komisches Outfit, wie sieht das aus?“, vielleicht hab ich es damit ein bisschen übertrieben - aber nur vielleicht und ein bisschen -, aber es macht solchen Spaß, Kira zu ärgern - Kyo auch -.

„Verarschen kann ich mich alleine. Ich mach es auch, aber erst, wenn ich mein Klamottenproblem gelöst habe“, grummelt Kira vor sich hin und sieht sich missmutig um - wahrscheinlich hofft er, der Aya-Falle irgendwie entfliehen zu können, aber das ist absolut aussichtslos, kann ich ihm gleich sagen -.

„Da gibt es wohl nur eine einzige Möglichkeit.“

„Die da wäre?“

„Du musst Kyo um Rat fragen, der kennt sich in Modefragen aus“, antworte ich ihm und Kira sieht noch weniger begeistert aus als zuvor - falls das überhaupt möglich ist -.
 

*Kira’s p.o.v*

Wie bezeichnet man eine solche Situation? Ich glaube, das hieß aussichtslos oder zumindest vertrackt, beschissen wäre aber auch noch eine passable Varinate.

Nur damit das klar ist: Ich habe Kyo nicht um Rat gefragt. Und zwar aus diesem Grund: Ein bisschen wird man sich seinen männlichen Stolz doch erhalten dürfen, oder?

Meine Entscheidung hat aber zur Folge, dass ich mich in meinen Klamotten heute überhaupt nicht wohl fühle und das, obwohl ich mir letztendlich meine Lieblingsteile ausgesucht habe, um vielleicht doch noch ein Fünkchen guten Geschmacks, der sich tief - nein, noch tiefer - in meinem Gedächtnis verkrochen hatte - er will halt nie gefunden werden -, heraus zu ekeln.

„Mensch, du hast dich ja richtig aufgetakelt“, so oder so ähnlich sind die ersten Begrüßungsworte vom Kaoru. Ich hätte das Fünkchen mal doch lieber da lassen sollen, wo es sich vorher aufgehalten hat, denn es hat sich offensichtlich gegen mich verschworen.

„Ach, so gehe ich immer in die Stadt“, im Lebenslauf bei „Ausrichtung des Kleidungsstiles“ Visual Kei stehen zu haben, hat nun einmal den Nachteil, so gut wie immer overdressed in den Augen anderer zu sein. Mein - vorerst innerer - Kommentar: Das muss so, geh sterben!

„Und, was machen wir heute?“, bin ich hier im Quiztaxi gelandet oder wie? Na toll, wenn sich nicht mal er Gedanken gemacht hat, kann das ja nur in die Hose gehen! (Anmerkung der Autorin: Deine „Ausrichtung“ betreffend solltest du lieber dafür beten, dass es genau das eben nicht tut!!! xD) Oder natürlich, das ist eine ganz gemeine Frangfage, die allerdings offen legt, dass mir so ziemlich - piep - egal ist, was mir machen, solange es schnell und ich lebend wieder weg komme. (A.d.A. Mensch, Kira, sag doch bitte nicht immer solche zweideutigen Sachen, sonst sabbern unsre Leser/innen irgendwann nur noch >///<)

„Keine Ahnung, ich dachte, du hast dir was überlegt“, sagen Selbstverteidigungskursleute nicht immer, dass Ehrlichkeit das Entwaffnenste ist, was einem Menschen zur Verfügung steht. Bitte, lass sie Recht haben, bitte lass sie Recht haben.

„Mhm...“, Juhu, Stoßgebet wurde erhört. Yes - Strike - !

Und so stellt sich also Schweigen ein, während wir den Weg vom Internat runter in die Stadt dödeln, was voraussichtlich so lange dauern wird, dass wir, wenn wir überhaupt jemals unten ankommen, sofort umkehren können.

„Kira?“, Hilfe, Herzinfarkt! Mensch, Junge, sprich mich nicht unerwartet von der Seite an, wenn du nicht willst, dass sich danach in meiner Lunge kein Unterdruck mehr aufbaut. Du weißt doch, es ist nur so lange lustig, bis jemand - tot - hinfällt.

„Ja?“, geben wir uns lieber erst mal total ungerührt, auch wenn der Blutdruck bei 1024 zu 1035 liegen dürfte.

„Du bist nicht schwul, oder?“, Mist, er muss mal einen Selbstverteidigungskurs gemacht haben!! Kann mir mal bitte jemand was zu Trinken geben, damit ich mich - wie in jedem kitschigen, absolut grauenhaften Film - verschlucken und meinem Nervensystem die Gelegenheit geben kann, auf das apathische Notaggregat zuzugreifen. Teilnahmslosigkeit wär jetz richtig, richtig schön.

„Ähm, ehrlich gesagt: Nein. Warum fragst du das ausgerechnet, beziehungsweise erst jetzt?“, versuchen wir es doch mal mit rhetorischen Fragen, denn eigentlich - uneigentlich sowieso - will ich die Antwort gar nicht wissen.

„Weil Kyo es mir gestern erzählt hat und ich war einfach neugierig, was an seiner Behauptung dran ist. Hätte ja auch sein können, dass er eifersüchtig ist und mich von dir abbringen will“, woher kommt mit einmal dieses übergalaktische Grinsen? Das ist ja schon am Rand zu widerlich - direkt von grauenvoll abgesprungen und auf der Kante gelandet -.

„Ähm, okay. Nein, also Kyo hat da schon ganz Recht.“

„Schade. Aber da lässt sich ja sicherlich was dran basteln“, okay, spätestens jetzt ist es nicht mehr lustig - und das, obwohl ich noch gar nicht hingefallen bin, aber da habe ich jetzt auch keine Lust zu -. Der Nächste, der an mir rumschrauben will! Danke, aber nein danke, ich bin perfekt, so, wie ich bin!!! - okay, zumindest was das Äußere angeht bin ich zufrieden, am Charakter lässt sich was machen, aber nicht an der sexuellen Ausrichtung, wenn ich bitten darf, nur an der Trotteligkeit -.

„Eher nicht, nein“, das entscheide immer noch ich selbst, damit das klar ist!

„Doppelt schade. Na gut, dann lass uns doch vielleicht einfach nur im Supermarkt bisschen was einkaufen und danach gehen wir wieder zurück?“, schlägt er vor. Aha, so muss ich mir also Gottes Gnade vorstellen. Vielen lieben Dank, auch wenn ich dir da oben das noch nie gesagt habe, weil ich im Prinzip nicht an dich glaube - Hilfe, ich führe schon wieder Selbstgedankengespräche -.

„Ist das dann nicht ein ganz schön weiter Weg, nur um ein bisschen was einzukaufen? Ich meine, das kriegen wir doch auch alles in der Mensa, oder nicht?“, ich tute jetzt mal lieber so, als wäre ich überhaupt nicht erleichtert und megaomnibusmäßigfroh, dass sich die Erlösungstür direkt vor mir geöffnet hat.

„Schon, aber im Supermarkt bezahlen wir für die ganzen Sachen zusammen etwa dasselbe, was wir in der Mensa für einen Kohlehydratquader in der Modefarbe Rotweilerbraun, kurz einen Schokoriegel, hinlegen würden“, offensichtlich sollte das ein Witz sein, aber ich gebe mal vor, dass ich ihn nicht verstanden habe - was nicht ganz der Wahrheit entspricht -. Nur, um die langweile Prozedur abzukürzen.

„Gut, dann gehen wir jetzt einfach einkaufen“, lieber Gott, ich weiß, die Leitung zwischen uns glüht heute tierisch im Vergleich zu sonst, aber bitte: Lass das endlich vorbei sein. Erst hatte ich Schiss, weil Kaoru das Treffen als Date verstanden hat und jetzt ist ein schlichter - stinkend langweiliger - Einkauf daraus geworden. Rette mich, wer kann.
 

*Aya’s p.o.v*

„Was meint ihr? Ob aus Kira und Kaoru ein Pärchen wird?“, hiermit ist die Meinungsabgabe eröffnet. Redefreudige, Besserwisser und Letztes-Wort-Haber zuletzt.

„Mhm“, eindeutiger und einstimmiger Beitrag von meinem Brüder, Niko und Mitsuki.

„Kyo?“, offenbar darf ich heute Gesprächsführer sein, da der Letzte schweigt.

In diesem Moment gibt es eine Durchsage, die Kyo - ausgerechnet meinen Kyo - nach unten ins Sekretariat ruft.

„Muss weg. Wartet nicht mit Abendessen“, vielwörtrig wie immer, mein Schnuffel. Na toll, warum kommen Unterbrechungen immer genau dann, wenn man sie nicht haben will. Wahrscheinlich liegt das in der Art der Sache.

„Jungs, findet ihr eigentlich auch, dass Kyo sich in letzter Zeit merkwürdig benimmt?“, wende ich mich an die beiden Knutschbestien hinter mir - der Blick auf die offene, nicht von Kyo-Hase gefüllte Tür ist zu schmerzhaft -.

„Ja, warum? Fällt dir das erst jetzt auf?“, im Prinzip dürfte Akio erst am Ende dieses Tages etwas sagen - elender Besserwisser -.

„Nein, aber ich komme einfach nicht drauf, was mit ihm sein könnte“, gebe ich zu, nicht widerwillig, ist schließlich Familie.

„Nicht? Also, ich weiß, was mit Kyo los ist“, doppelt Schlaueimer.

„Sagst du es mir?“

„Nein.“

„Warum nicht?“

„Weil du dich offensichtlich nicht an das letzte Mal erinnerst, als er sich fast genauso verhalten hat“, na toll, jetzt hat mein Seelenschwilling mich auch noch an meiner Achillesferse - der absoluten - erwischt: das liebe Gedächtnis.

„Was hat denn mein Gedächtnis damit zu tun?“, machen wir erst mal einen auf pampig, das zieht fast immer.

„Mein liebes Brüderchen, dein Erinnerungsvermögen ist wie ein grobmaschiger Schal: Es hat einen Anfang und ein schnelles Ende und verdammt viele Löcher dazwischen“, Recht hat er ja, aber das simplere Schwammbeispiel hätte es auch getan.

„Und du hast ’nen Verstand wie dein Pullover, also was willst du von mir?“

„Nichts, das ist es ja, was dich stört“, ein Letztes-Wort-Haber ist er heute also auch noch, na prima, es muss mein - eher sein - Glückspreistag mit Überraschungsniete sein.
 

*Akio’s p.o.v*

Auch, wenn es für meinen Bruder völlig undurchsichtig ist, liegt auf der Hand, was mit Kyo ist - zumindest liegt es auf der Hand deren, die ihn lange genug überlebt haben - : Er ist verliebt.

Nur leider nicht mehr in dich, Aya.
 

*Kyo’s p.o.v*

Kommt selten genug vor, dass überhaupt irgendein Schüler - bezieht sich also nicht nur auf mich - sich freut, ausgerufen zu werden. Aber nicht nur, dass es mir gelegen kommt, um mir ein wenig die Stummelbeinchen lang machen zu können, nein, die nervige Klingel und die penetrante Stimme haben mich sogar noch vor etwas Schlimmeren bewahrt: einem äußerst aufdringlichen Ayaro.

Warum kann er mich nicht in Ruhe lassen, wenn er doch merkt, dass ich nicht reden will - wie es ja nicht selten vorkommt -? Wahrscheinlich, weil er so langsam, aber sicher gecheckt hat, dass mein merkwürdiges - mehr als üblich, sonst würde es ja nicht auffallen - Verhalten mit Kira zu tun hat. Irgendwann haben es selbst die Langsamsten begriffen, auch wenn man oft - wie die meisten Lehrer - sehr, sehr, sehr.......... lange darauf warten muss.

„Herein!“, schallmeit es mir nach dem Klopfen an der Sekri-Doppelter-Sicherheitsstahl-Sicherheitstür entgegen, worauf hin ich die Leichehalle schweren Geblüts betrete.

„Sie haben mich ausrufen lassen“, simple, aber noch verständliche - wenn es zu einfach ist, kapiert es immer keiner - Feststellung zur Gesprächseröffnung.

„Ja, das ist richtig“, ausnahmsweise steht - sitzt, was auch immer - mir mal nicht die Sekretärin gegenüber - also sie sitzt schon da, wo sie sonst auch immer ist, an ihrem Schreibtisch halt, redet aber nicht mit mir, klar oder? -, sondern unser Direkter. Die Anwesenheit von Nikolais Vater bringt mich dann doch ein wenig aus der Fassung.

Und wer ist der schnuckelige Typ, der da neben ihm steht? Ein verschollener - haha, wohl eher zurückgelassener - Bruder, der trotz meiner supertollen Spurenverwischerei meine Tarnung hat auffliegen lassen? Ich gucke eindeutig zu viele Filme - also wirklich, das kann alles nur an der Sache mit Kira liegen, ich bin doch sonst nicht so, so, na so eben -.

„Und warum wollten Sie mich sprechen?“

„Wir haben einen Austauschschüler bekommen“, sagt er und deutet auf den Schnucki neben sich, der freundlich - aber nervös - nickt - aha, so ist das also -. „Dean wurde Ihnen und Naoya-kun zugeordnet. Er wird bei Ihnen wohnen und Sie werden auch für ihn verantwortlich sein.“

„Und wie kam es zu dieser Entscheidung?“, Dien scheint gemerkt zu haben, dass ich nicht allzu begeistert bin, denn er schaut irgendwie enttäuscht aus - wär ich aber auch, wenn ich mir gegenüber stehen würde, mach dir nichts draus, Junge! -.

„Nun, Ihr Zimmer ist eines der wenigen, in denen nur zwei Jungs leben. Wir müssen alles gerecht aufteilen und da haben wir spontan an Sie gedacht. Nun, Dean, Sie können Kara-kun dann jetzt begleiten“, nüschelt Nikolai’s Vater in seinen nicht vorhandenen Bart und wendet sich dann von uns ab.

„Danke. Freut mich, dich kennen zu lernen“, okay, eins muss ich Dien lassen: Er spricht perfektes Japanisch und das als Gaijin.

„Mich ebenso. Na dann mal los“, und auf geht die Reise ins Gewisse: ‚Zeig mir den Weg ins Dunkel!’ - ‚Da lang.’.

Auf unserem Weg in die oberen Etagen erfahre ich Folgendes: Dien ist Amerikaner (A.d.A. daher Kyo’s „Problemchen“ mit dem Namen XD) und kommt aus Texas, wo er mit seinen Eltern zusammen ein kleines Restaurant hat. Er wird nur ein paar Monate hier verbringen und dann zur nächsten Schule fahren, um möglichst viel von Land und Leuten - Sprache hat er ja nicht nötig - zu erleben.

Und: Er ist interessant, soviel steht fest. Noch.
 

*Kira’s p.o.v*

„Kyo, ich bin wieder da und ich hab was zu Essen mitgebracht“, brülle ich beim Betreten unseres Zimmers - das ist ja bekanntlich so groß, dass man sich nur sehr schlecht versteht -.

„Hey. Ich hoffe, es reicht auch für drei“, Kyo kommt mir begeistert entgegen und reißt sofort das Tütchen mit der Nudelsuppe von meinem Arm, während ich - wie gewöhnlich - dastehe und überhaupt nichts verstanden habe.

„Wieso für drei?“, frage ich, habe in dem Moment aber das UEO - das unbewusst bzw. unerkannt eingedrungene Objekt - gesichtet.

„Weil wir ab jetzt einen Gast haben“, mit dieser - ja doch, ich hab es kapiert - Antwort deckt er einen der Schreibtische ein und macht sich ans Servieren - seit wann ist Kyo haupt- UND - nebenberuflich Kellner? -.

„Freut mich sehr, dich kennen zu lernen“, der „Gast“ hat sich derweil erhoben und steuert selbstbewusst auf mich zu.

Und ich muss zugeben: Ich habe noch nie jemanden von so außergewöhnlichen Schönheit gesehen. An dieser Schule laufen zwar auch ein paar hübsche Jungs rum - die mir aber eben völlig egal sind -, dieser Mann da jedoch - Junge traue ich mich gar nicht zu sagen - übertrifft alles, was mir in meinem bisherigen Leben passiert ist.

„Na und mich erst“, bringe ich ganz außer mir - ? - vor und reiche ihm die Hand, ganz einfach deshalb, weil ich sehe, dass er ein Gaijin ist und es sich deshalb schlichtweg gehört.

Er nimmt sie und in diesem Moment kurzen Körperkontakt scheine ich alle bisherigen Erinnerungen völlig zu löschen, nur um diesem Menschen Platz zu machen.

Und von dem Gefühl in meinem Bauch mag ich gar nicht erst anfangen, weil es absolut - totalitär - unbeschreiblich ist. Zwar kann ich nicht tanzen, aber die Hirschkäfer in meiner Leberumgebung sind dazu ganz offensichtlich in der Lage - Walzer, Tango, Ballett, ganz egal, Hauptsache, sie machen weiter damit.
 

*Kyo’s p.o.v*

Wenn ich mir die Szene zwischen Dien und Kira so anschaue und vor allem den Gesichtsausdruck des von mir - gedanklich - Vernaschten, fällt mir nur ein Urteil ein, das meine komplette Seelenlage in diesem Augenblick beschreibt:

Na toll.
 


 

---End of Part 5 - The Date Battle Plan - ---

Part 6 - Beloved Romeo

Part 6 - Beloved Romeo
 

*Kira’s p.o.v*

Wenn ich es nicht besser wüsste - und bis jetzt hat sich mir noch keine rationale, Verständnis erzeugende Begründung in den Weg gestellt - würde ich glatt sagen: Ich bin verliebt.

Aber - aber - aber - STOP MAL!!!!

Ich bin doch gar nicht schwul! Oder etwa doch?

Also, wenn ich Aya oder Akio oder Kyo - der bietet sich im Moment geradezu formlos an - oder wen auch immer von meinen Freunden ansehe, habe ich dieses merkwürdige Gefühl nicht. Absolut gar nicht. Ich habe es ja nicht mal im Ansatz gemerkt, als Kyo - die Königin der Knutschdämonen - mich überfallen hat und das müsste doch eigentlich bedeuten, dass ich nicht auf Kerle stehe. Man(n) könnte ja im Prinzip sogar sagen, ich leide an einer besonderen Form der Homophobie, zumindest habe ich das bis jetzt immer gedacht.

Und dann steht plötzlich dieser Adonis mir gegenüber. Und ich könnte mich vergessen, so schön ist allein sein Anblick. Dieses Gesicht - die klaren, grünen Augen; der weiche, leicht geschwungene Mund - und dann noch dieser einfach unglaubliche Körper - die perfekte Harmonie zwischen muskulös und grazil - absolut phänomenal.

Meine Güte, was ist denn nur los mit mir?

Ich hätte jetzt gerne eine einfach, präzise Antwort auf folgende Frage: Bin ich schwul oder nicht?

Ist ja zum Haare raufen - und dabei hänge ich doch so an meiner Mähne -.

„Ähm, habe ich irgendetwas im Gesicht?“, fragt der Fremde und ich sinke aufgrund der ungewöhnlich gewöhnlichen - absolut na SO halt - Stimme innerlich zu Boden. So weich, leise und trotzdem durchdringend, so dass sie bis in die tiefsten Ebenen des Herzens vordringen kann und es gelegentlich - so eben zwischendurch mal - Klick macht.

„Nein, Kira glotzt einfach nur unheimlich gerne“, antwortet Kyo an meiner statt - Danke! -, schließlich bin ich weder seelisch noch körperlich dazu in der Lage - wenn ich jetzt noch anfange zu sabbern, ist das Bild des Vollidioten perfekt -, aber aufgrund der Aussage meines Zimmergenossen sieht unser Gast jetzt skeptisch zwischen uns beiden hin und her - guck zu mir, hier bin ich! -.

„Stimmt, das ist mein Hobby. Entschuldige, war nicht böse gemeint. Also, ich bin jedenfalls Kira und du bist?“, frage ich nach meiner Versicherung - Allianz -, um sicher zu stellen, dass er keine falschen Gedanken über mich transteletiert - oder wie heißt das? - bekommt.

„Schon klar, also das mit nicht böse. Ach so, sorry, ich bin Dean, euer neuer Austauschschüler. Und was ist das da?“, er sieht verwundert auf die Nudelsuppe, die ich mitgebracht und die Kyo inzwischen gekonnt serviert hat.

„Nudelsuppe. Traditionsgericht. Die hier ist mit viel Soja, gebratenem Tofu und Zwiebeln“, erklärt der Ein-Wort-Mensch. (Anmerkung der Autorin: Kitsune-Udon = Fuchsnudeln, so was gibt’s wirklich XD)

„Schmeckt aber“, bestätigt Adonis - ein anderer Name kann niemals zu ihm passen - zwischen zwei Kauschwimmzügen - er ist damit mit Sicherheit der erste Ausländer, dem so etwas auf Anhieb schmeckt. Das mit dem gleichzeitig essen und reden hat er leider noch nicht raus, wie denn auch?! Keine Bange, den kleinen Schönheitsmakel kriegen wir mit viel Gewalt beseitigt! -.

„Freut mich, ich hab schließlich mein Leben dafür riskiert“, Schmerz - äh, Scherz -, zwar offensichtlich, aber egal - und es war auch vielmehr Kaoru’s Heldentat -. Als Dean lacht, geht mir das Herz auf - Willkommen beim Tag der offenen Tür! -.
 


 

*Kyo’s p.o.v*

Aya und die anderen haben sich sofort auf den Neuling gestürzt - Frischfleisch eben, da sind sie wie die Aasgeier auf Nahrungsumstellung -, sodass wir jetzt alle fröhlich - manche mehr, manche weniger - durch die Schule schnecken und ihm alles zeigen - damit er sich so richtig verlaufen kann, versteht sich doch unter Mitschülern -.

„Und wie kommt es, dass du unsere Sprache so gut beherrschst?“, das ist mal wieder die gnadenlos neugierige, mit meiner isolierten Bescheidenheit Händchen haltende Grinsekatze.

„Naja, ich wollte schon immer hierher und da dachte ich, ein paar Sprachkenntnisse sind bestimmt nicht schlecht“, Dien kratzt sich verlegen an der Schädelzwischendecke und entfernt dann eine verirrte dunkelbraune Strähne - einfach widerlich, der Kerl, bäh Kira, bäh bäh!!! -.

„Ein bisschen ist gut, du bist perfekt!“, hör doch auf, dich bei ihm einzukratzen, mein Schnucki. Kira, so jemand ist nichts für dich, versteh das doch!

Akio scheint meine schlechte Launa - und höchstwahrscheinlich auch den Grund dafür - schnell enttarnt zu haben, aber er hält gewissenhaft diskret die Klappe - wäre auch seine letzte Tat gewesen, wenn er es nicht machen würde -.

„Ach, hör auf!“, Dien tut noch verlogener/verwegener und boxt ihn - nur noch mal zum Mitschreiben für die Dummen: MEINEN HASEN!!! - in die Seite - Pfoten weg, das gehört alles mir, Dreckpflaume! -.

„Naoya-kun! Kyo!“, plötzlich ertönen schneller Schritte - rutsch einfach aus und erspar uns die Plage - und die Stimme unseres lästigen Schulsprechers hinter uns. Aber da Kira sich in diesem Fall von Dien wegdreht und sich mit mir zusammen Kaoru zuwendet, kann ich nur sagen: Ich hätte nie gedacht, dass ich das in Bezug auf diesen Wichtigtuer mal sagen würde, aber: Kaoru, dich schickt der Himmel! (A.d.A. Jaja, so schnell wendet sich das Blatt, wenn man rasend eifersüchtig ist...ich kenn das -.-)

„Was gibt’s denn?“, mal ganz davon abgesehen, dass du kurzzeitige Erlösung versprichst: Verzieh dich und lass Kira in Ruhe!

„Mir kam zu Öhrchen, dass ihr die Texte für die Spielsaison noch nicht bekommen habt. Hier, bitte, Romeo und Julia!“, und da ging der Grinsgram dahin. Tschüss, auf nimmer Wiedersehen, Schleim-möp-!!!

„Kaoru-kun, warte mal!“, ruft Kira und rennt ihm hinterher - bleib stehen, biiiiitte -, wobei er sogar noch pfeifen muss, um ihn zum Anhalten zu bewegen - Wichtigtuer sind verdammt flink, sollte man wissen -. „Was sollen wir denn damit anstellen?“

„Ganz einfach: Text lernen. Du Romeo, Er Julia!“, Kaoru deutet erst auf Kira, danach auf mich. Moooooooment maaaaaaaaaaaal!!!!!!

„Kaoru, Stopp mal. Wann wurde das denn bitte entschieden?“, mische ich mich jetzt doch ein.

„Auf dem kleinen Treffen in der Mittagspause gestern, wo ihr nicht da wart. Durchsage nicht mitgekriegt?“, wegen seiner belustigten Fresse möchte ich ihm am liebsten sofort eine reinhauen und zwar dahin, wo es schön weh tut - Schmerz lebe hoch!!! -.

„Okay, trotzdem. Ich soll Julia spielen? Diese Schlampe?!“, wehe, ihr versucht, mir ein Kleid anzuziehen. Kaoru, du bist tot, wirklich SO TOT!!!

„Ja, das passt bei dir so gut. Warum regst du dich so auf? Make-up steht dir bestimmt gut. Außerdem habt ihr beiden die besten Voraussetzungen, miteinander zu proben. Sorry, ich muss weiter“, und damit ist der Motivationscoach endgültig verschwunden. Wobei, wenn ich es mir recht überlege: Sind bei Romeo und Julia nicht auch Kussszenen drin? Ich glaube, das gefällt mir doch besser als gedacht. Sogar viiiiiiiiel besser!

„Wie kann es eigentlich sein, dass die irgendwas entscheiden, obwohl ihr Theatersprecher nicht anwesend ist?“, fragt Kira plötzlich. Hey, das ist sogar theoretisch gesehen richtig, herzlichen Glückwunsch zu dem Erfolg.

„Das nennt man Bürokratie, Schnucki!“
 


 

*Kira’s p.o.v*

Hilfe, ich will sofort zu „Chorsingen für Einzelpersonen“ wechseln!

Was ist das denn bitte für ein System?!

Ausgerechnet ich, der keine Ahnung vom Theater hat und nur mal Rumprobieren will, soll eine Hauptrolle übernehmen! Und dann auch noch so einen Schürzenjäger!!!!

Und was das Schlimmste ist: Ich muss Kyo wieder küssen. Zweimal, wenn ich mich an den Kontext dieses verfluchten Stückes erinnere. ZWEIMAL!!!!!!

Womit habe ich diese Strafe nur verdient, lieber Gott? War ich in meinem letzten Leben eine Ratte oder eine Katze? (Anmerkung der Autorin: Das bezieht sich auf die Geschichte mit den Tierkreiszeichen, kann man irgendwo ganz am Anfang von FruitsBasket nachlesen, wer mag ^.^ )

Wenn ich mir mich so auf der Bühne vorstelle...rette sich, wer kann - Idioten und Früchte zuerst -.

„Du guckst, als wäre eben eine Wolke auf dich drauf gefallen“, klingt plötzlich Deans herrliche Stimme wieder an meine Flauschöhrchen.

„Naja, das ist das erste Mal, dass ich eine Hauptrolle spielen soll und da bin ich ein bisschen perplex“, gebe ich zu und lächele verlegen. Hoffen wir, dass das teilweise niedlich aussieht und nicht im Ansatz so idiotisch, wie ich mich gerade fühle.

„Glaub ich dir. Ich war mal bei uns im Stadttheater und es kann schon manchmal ganz schön happig sein. Wenn du magst, kann ich euch ja beim Proben helfen.“

„Klar, gerne!“, grinse ich zurück.

Lieber Gott, ich bin im Himmel - ging schneller, als ich dachte, gute Arbeit! -.
 

*Akio’s p.o.v*

„Mensch Kira, hör endlich auf zu jammern und stell dich der Herausforderung“, da Kira mal wieder beschlossen hat, sich ausgerechnet bei mir auszukotzen - kommt in letzter Zeit öfter vor -, sitzt er jetzt vor mir, auf dem Tisch liegt zudem ein mördermäßiges Textbuch und wartet darauf, endlich auswendig gelernt zu werden. Wie man(n) sich vielleicht denken kann, ist der Grund für die Verzweiflung meines Kunden eben genau das Stück, das es sich vor ihm gemütlich gemacht hat - das Ding ist so fett, ich muss Angst haben, dass der Dekotisch einbricht, Ikea hält seine Versprechen schließlich auch nicht immer, eigentlich eher nie -.

„Du hast leicht reden, du musst diesen Mist ja auch nicht spielen“, das Gegrummel geht weiter - Kyo hat tatsächlich keinen guten Einfluss auf neue Mitschüler im Allgemeinen und Kira im Speziellen -. Möglicherweise hat Niko Recht gehabt und ich sollte den Titel meines Büros umändern, oder wenigstens Klauseln einfügen, in welchen Fällen man Ayaro und mich nicht aufsuchen darf. Aber dann kriegen wir keine Kunden mehr, denn die wollen sich in der Regel alle nur auskotzen.

„Stimmt, aber ich bin ja auch nicht freiwillig zu den Theaterfritzen hingerannt und hab schreiend auf mich aufmerksam gemacht.“

„Ich ja auch nicht“, erwidert Kira und stochert in dem Stück Kuchen rum, das er sich aus der Cafeteria mitgebracht hat.

„Dann ist es mir ein Rätsel, wie die Jungs von der Organisation ausgerechnet auf dich gekommen sind, wo du ja vor Talent nicht gerade überschäumst“, Taktik: ich versuche es jetzt einfach mal mit einer ordentlichen Portion Sarkasmus und hoffe, dass er dann abzischt.

„Haha, sehr witzig Akio. Jetzt hör auf mit den dummen Scherzen und hilf mir lieber mit dem Text. Ich kann das nicht mal lesen, wie soll ich es da bitte auswendig hersagen?“, während er redet, klopft es, was Kira allerdings nicht hört. Er bemerkt auch nicht, dass die Tür bereits offen ist und Dean in ebendieser steht und angesichts seiner offensichtlichen Verzweiflung grinsen muss.

Oh ja, das könnte jetzt interessant werden. Endlich kann ich mich wieder zurücklehnen, wurde aber auch Zeit, dass die Ablösung kommt.

„Du sollst es nicht einfach nur hersagen, sondern spielen, da ist ein riesengroßer Unterschied“, fällt Dean Kira ins Wort und lässt sich neben uns auf den Boden fallen. In den zwei Wochen, die er inzwischen schon bei uns ist, hat er seine Beine zumindest soweit in Griff bekommen, dass er eine ganze Weile ruhig neben uns sitzen kann, ohne wahnsinnig zu werden, weil alles ab den Oberschenkeln taub wird.

„Ach ja, und welcher bitte?“, ich bin aufgrund Kira Missmut ziemlich verwundert, immer ist er ja in ... na ja, auch egal, das kann sich ja so und so auswirken, ist wahrscheinlich bei jedem anders.

„Wenn du etwas auswendig sagst, versuchst du einfach nur, eine möglichst gute Betonung hinzubekommen. Beim Theaterspielen kommen die Gefühle mit rein und das macht es so interessant. Hast du einen Moment Zeit? Dann kann ich dir zeigen, was ich meine“, schlägt Dean vor und mein inneres Grinsen wächst von Sekunde zu Sekunde.

„Ja, ich hab Zeit. Aber nur, wenn Akio mich jetzt schon gehen lässt, eigentlich ist die Therapiestunde ja noch gar nicht vorbei“, stimmt auffällig, mein Guter, aber da du nicht bezahlst, ist mir das so was von egal. Dann kann ich wenigstens einmal diese Woche pünktlich Feierabend machen. Therapeut ist echt ein nervenaufreibender Beruf, kann ich jedem nur ans Herz legen.

„Ist schon okay, Kira. Ähm, Dean, ich hab nur noch ganz kurz was mit Kira zu besprechen, kannst du vielleicht schon mal vorgehen?“

„Klar, dann gehe ich zum Schultheater vor, okay?“, schlägt unser kleiner - dafür relativ großer - Amerikaner vor und sieht Kira fragend an.

„Okay, ich komme gleich nach“, entgegnet der und als Dean aus dem Raum verschwunden ist und diskreterweise die Tür zugemacht hat - der Typ hat’s echt drauf, muss man ihm lassen - will er wissen: „Also, was gibt’s denn noch?“

„Was läuft eigentlich so im Moment zwischen dir und Dean?“, Taktik: Offenheit und Ehrlichkeit sind entwaffnender als alles andere, was mir der Gesichtsausdruck meines Gegenübers erneut bestätigt.

„Was soll zwischen uns laufen?“, fragt der und dreht sich verlegen weg. Ja klar, in den Augen kann man sowieso alles ablesen, was ich auch bis eben schon zur Genüge gemacht habe, also nützt dir das jetzt überhaupt nicht weiter - Pech gehabt eben -.

„Kira, jeder kann dir an der Nasenspitze ablesen, dass du ziemlich in ihn verknallt bist, also hör doch endlich auf zu leugnen. Also, gibt es irgendwelche Zeichen dafür, dass er weiß, was du von ihm willst oder dafür, dass er ähnliche oder gleiche Dinge empfindet?“, ich beuge mich leicht über das Tischchen rüber und stütze das Kinn auf die Hände - sieht wahrscheinlich viel intelligenter aus, als ich in Wahrheit bin -.
 

*Kira’s p.o.v*

„Also wirklich, auf so was brauch ich doch nicht zu antworten“, entgegne ich und stehe wutentbrannt auf.

Nachdem ich die Zimmertür gestürmt habe, fällt mir dann aber wieder ein, dass Dean vorausgegangen ist und dass ich dafür, dass ich gleich in seiner vollen Nähe sein werde, die ganze Ruhe brauche, die meine Nervenzellen aufbringen können. Also tief durchatmen und strecken. Tief durchatmen und strecken! TIEF DURCHATMEN UND STRECKEN DU IDIOT!!!!!

Ich weiß, es sieht unendlich bescheuert aus, aber -

„Irgendwas nicht in Ordnung?“, als mein trotz innerem Schreien noch intaktes Gehörzentrum plötzlich diese bezaubernde Engelsstimme vernimmt, läuten bei mir alle Glöckchen. Die klingen aber leider nicht nach Hochzeit - wäre ja auch zu schön, um wahr zu sein -, sondern viel mehr nach Gefahr - verdammt großer Gefahr -.

„Nein, alles okay. Ähm, stehst du schon die ganze Zeit hier, seit du raus gegangen bist?“, frage ich verlegen und schaue mich um, um zu sehen, ob noch mehr schleichende Bedrohung im Anmarsch.

„Ja, aber das hab ich nicht freiwillig gemacht, da gibt es einen guten Grund für“, entschuldigt sich Dean. Egal was es ist, dass dich zum Warten gebracht hat, ich würde dir alles verzeihen.

„Und was für einer wäre das?“, will ich wissen und setze mich schon mal vorsorglich in Bewegung Richtung Theater, das Textbuch vorbildlich in der Hand neben dem Körper in einem Radius von 10 Metern hin- und her schwingend.

„Ich hab den Weg zum Theater vergessen, ganz einfach“, grinst Dean und läuft ruhig weiter. Wow, solche Orientierungslosigkeit muss man erst mal mit Fassung tragen können, Respekt!

Okay, kommen wir jetzt zu einem weitaus wichtigeren Thema: Ob er wohl gehört hat, was Akio gesagt hat? Wenn ich ihn so anschaue, sieht er ganz normal aus, wie immer eben. Er grüßt höflich Mitschüler, mit denen er in Kursen zusammen ist und auch sonst jeden, den er irgendwie kennt. Und ansonsten? Ansonsten ist er doch nich wirklich anders als sonst, oder?

Beleuchten wir das Ganze mal von der anderen Seite: Er stand direkt vor der Tür - wie kann er es da nicht gehört haben?!

Meine Fresse, ich werde noch wahnsinnig. Aber fragen kann ich auch nicht, wie würde sich das denn bitte anhören? Du, Dean, sag mal, hast du eigentlich gehört, dass Akio gefragt hat, ob zwischen uns beiden was läuft?

NEIN SO GEHT DAS NICHT!!!!!

Okay, bleib ganz ruhig, Junge, bleib einfach ruhig. Selbst wenn er es gehört haben sollte, du hast vollkommen richtig geantwortet und das alles heißt überhaupt nichts. DOCH ES HEIßT WAS!! Meine Güte, ich führe schon wieder Selbstgespräche, dann bin ich immer am absoluten Tiefpunkt angekommen - her mit der Schaufel! -.
 

„So, hier können wir rein, hier ist alles leer“, Dean hat sich eben vergewissert, dass niemand im Theater ist. Keine Ahnung, woher er die Schlüssel hat - oder die nötigen Kenntnisse darüber, wie man ein Schloss aufbricht, was im Übrigen gar nicht so einfach ist, wie es im Fernsehen aussieht - (Anmerkung der Autorin: Stimmt, ich hatte damals auch so meine Problemchen damit, nicht wahr, Julchen? ^_______^), auf jeden Fall kommen wir ungesehen rein, was schon mal ein guter Anfang ist.

„Okay, setz dich mal bitte in die erste Reihe und gib mir dein Textbuch“, fordert er mich auf und ich folge seinen Anweisungen selbstverständlich. Als er oben auf der Bühne steht, sagt er: „In Ordnung, und jetzt sag mir bitte eine Stelle, die man gut und schnell auswendig lernen kann. Am besten einen Monolog oder so.“

„Der Schluss ist gut, das, was der Fürst von Verona ganz am Ende sagt“, schlage ich vor und lehne mich in dem roten Sessel zurück - ausnahmsweise mal ein bequemes Möbelstück in dieser Schule -.

Währenddessen wirft Dean einen kurz Blick auf den Text und legt dann los, ohne weiter hineinsehen zu müssen:

„Einen düsteren Frieden bringt dieser Morgen mit sich.

Die Sonne will aus Kummer nicht ihr Haupt zeigen.

Geht fort, um mehr über diese traurigen Dinge zu sprechen.

Einige sollen begnadigt werden und einige bestraft.

Denn nie gab es eine Geschichte von größerem Leid als

die von Julia und ihrem Romeo.“

Nachdem ich fleißig Beifall geklatscht und Dean sich verbeugt hat, springt er gelassen von der Bühne und lässt sich in einen der Sitze neben mir fallen.

„Dann fandest du es also gut, ja? Obwohl es einfach nur aufgesagt war?“, will er wissen und sieht mich fragend an.

„Ja, sicher. Du hast genau das richtig betont, was an diesem Stück so wichtig ist. Es hat genau zu der Situation gepasst und war trotzdem nicht altmodisch. Es war einfach gut“, mir fehlen angesichts seiner Leistung wirklich die Worte. Ich habe noch nie jemanden in unserem Alter so gut rezitieren gehört.

„Aber ich habe in keiner Weise geschauspielert, also wäre es nicht fürs Theater geeignet. Und jetzt möchtest du bestimmt, dass ich dir den Unterschied zeige, von dem ich vorhin gesprochen habe?“

„Klar, sicher“, wenn ich gewusst hätte, was direkt danach kommt, hätte ich wahrscheinlich anders geantwortet, vielleicht mit „Nein danke, ich gehe jetzt“ oder „Frag doch in einem Jahr noch mal“, aber sicher nicht so. Aber zum Glück - oder eben auch nicht - kann niemand von uns in die Zukunft sehen. (Anmerkung der Autorin: Außer vielleicht dem Auraboy Kayashima-san © Hana Kimi by Hisaya Nakajo, absolute Spitzenklasse ^_______^)

„Na dann steht auf“, Dean ist inzwischen aufgestanden, greift nach meiner Hand und zieht mich nach oben. Ich kann mich nicht mal wehren, so stark ist er - oder ich schwach, je nach Standpunkt -.

„Öhm, warum?“, frage ich zaghaft, während er mich beharrlich nach oben auf die Bühne zieht.

„Frag nicht, komm einfach.“

„Okay, Meister“, grinse ich vor mich hin, aber eher nur, um später eine Ausrede für mein knallrotes Gesicht zu haben - das kommt alles nur vom Lachen, natürlich -.

„Meister?“, lacht Dean und lässt sich im Schneidersitz auf den Brettern nieder, die die Welt bedeuten - und in unserem Fall ziemlich viele Splitter haben... aua! -.

„Ja, warum denn nicht?“

„Keine Ahnung, also ist es okay. Setz dich“, auch diesen Befehl meines Adonis befolge ich auf der Stelle - außer weglaufen würde mir ja auch nichts anderes mehr bleiben -. „Hast du das Stück schon gelesen, wenigstens zur Hälfte oder so?“

„Ja, ich hab es gelesen. Ganz“, antworte ich und klopfe mir seelisch gesehen auf die Schulter. Wenigstens zu einer Sache war der ganze Müll gut, den ich lieber als Toilettenpapier benutzt hätte als ihn von vorne bis hinten durchzuackern und dabei ganze 27 Mal einzuschlafen. Kein Wunder bei der Grammatik.

„Gibt es eine Stelle, die dir besonders gut gefällt“, Dean interpretiert meinen Gesichtsausdruck richtig und verbessert sich selbst, „okay, die dir überhaupt gefällt?“

Nach einer ganzen Weile, die ich zum Überlegen - und Füße anstarren - brauche, antworte ich schließlich: „Ja, die gibt es.“

„Eine zwischen Romeo und Julia?“, hackt er nach und hat damit wieder völlig richtig gedeutet.

Ich nicke nur und nehme ihm dann das Textbuch aus den Händen. „Warte, ich suche sie schnell.“ Während ich blättere, stützt Dean sich hinten auf den Händen ab und sieht sich im Theater um, na ja, besser, als wenn er mich ansehen würde, dann würde ich wahrscheinlich noch mehr erröten.

„Hier, ich hab sie. Die Stelle, wo die beiden sich das erste Mal begegnen. Ist die in Ordnung?“

„Die ist wunderbar“, irgendwie kriege ich so langsam eine dunkle Vorahnung, der Dinge, die da hinter dem Vorhang schon auf mich warten.

„Wozu eigentlich?“, fragen kostet ja nichts. Bekanntlich. Eigentlich.

„Zum Spielen“, oh mein Gott, jetzt ist alles aus. „Du spielst deine Rolle, also Romeo, und ich bin deine Julia.“ Das Lächeln auf Deans Gesicht ist inzwischen gigantisch. Wahrscheinlich soll es mich eher ermutigen als verunsichern, aber es verfehlt seine Wirkung um ca. 179,96° und geht voll daneben. Ich krieg Schiss.

„Na gut, wenn’s denn unbedingt sein muss.“

„Den Text lassen wir hier neben uns liegen. Konzentrier dich gar nicht so sehr darauf, dass die Worte richtig sind, sondern mehr auf die Gefühle. Was glaubst du: Wie hat Romeo sich wohl gefühlt, also er Julia zum ersten Mal gesehen hat?“

Wahrscheinlich genau so wie ich, als du mir gegenüber gestanden hast.

„Du musst genau diese Gefühle erkennen und sie zu deinen eigenen machen. Dafür ist es wichtig, dass du dich auf deinen Spielpartner konzentrierst. Stell dir Kyo bzw. heute ausnahmsweise mal mich als Julia vor, aber bitte nicht so, dass du lachen musst. Versetz dich in die Situation hinein und dann sprich einfach. Dann kannst du sogar ablesen und die Gefühle werden trotzdem transportiert“, beeindruckender Monolog, alle Achtung.

„Na gut, ich kann’s ja mal versuchen“, ich befolge Deans Rat, dafür ändere ich die Situation aber ein bisschen. Ich versuche, mich wieder genau so zu fühlen wie an dem Tag, an dem ich diesem wunderbaren Menschen mir gegenüber zum ersten Mal begegnet bin. Ich sehe ihn an und plötzlich ist alles hundertprozentig wieder da: Das Kribbeln; die gewaltigen Monsterschmetterlinge mit einer Mindestspannweiter von 7,5 Metern, die blumig um meiner Leber kreisen; das Crescendo in Herznähe, das mich fast wahnsinnig macht.

Und dann geht es los:

„Wenn ich mit meiner unwürdigsten Hand

diesen heiligen Schrein entweihe,

ist die sanfte Sünde dies.

Meine Lippen, zwei errötende Pilger,

stehen bereit, um diese raue Berührung

mit einem zarten Kuss zu glätten.“

Offensichtlich bin ich nicht so schlecht, wie ich Anfangs dachte, denn Dean antwortet mir, ohne zu zögern. Wir sitzen uns gegenüber und haben uns beide über den Text gebeugt, nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Allein sein Duft ist wunderbar und bringt mich um den Verstand, doch dann fällt mir plötzlich eine Regieanweisung ins Auge, die mich völlig aus dem Konzept bringt: (Er küsst sie.). Okay, nur dass „sie“ in diesem Falle ein Mann ist, ausgerechnet der, in den ich bis über beide Flauschöhrchen verliebt bin. Oh je.

„[...] und Handfläche auf Handfläche ist heiliger Wallfahrer Kuss.“

Fasst verhaue ich meinen Einsatz, kriege die Kurve aber dann doch noch im letzten Augenblick.

„Haben nicht Heilige Lippen, und heilige Wallfahrer auch?“

„Ja, Pilger, Lippen, die sie im Gebet benutzen müssen.“, Dean sieht wirklich heilig aus, wie er mich so ansieht.

„Oh, dann, liebe Heilige, lass Lippen tun, was Hände tun! Sie beten: gewähre du, damit Glaube sich nicht in Verzweiflung verwandelt.“

„Heilige regen nicht an, wenn sie auch um der Gebete willen gewähren.“, das Lächeln auf seinem Gesicht ist einfach zu verführerisch und ich würde ihn zu gerne küssen, aber...

„Dann rege dich nicht, während ich das Ergebnis meines Gebets nehme.“, jetzt kommt die Stelle und...

Ich kann es einfach nicht.
 

„Kira, was ist denn los?“, fragt Dean und sieht mich besorgt an. „Warum spielst du nicht weiter?“

„Ich kann nicht, es tut mir Leid“, ich will gerade aufstehen und einfach weggehen, aber er hält mich mit beiden Händen fest.

„Was kannst du nicht?“, die Art, wie tief er mir die Augen sieht, treibt mir fast Tränen in meine und ich muss mich arg zusammenreißen, um nicht gänzlich zu verzweifeln.

„Ich kann die Regieanweisung nicht umsetzen“, also dafür, dass ich jetzt am liebsten ganz fix in einer sehr, sehr tiefen - nein, noch tiefer! - Erdspalte verschwinden würde, bin ich doch noch relativ ruhig - mal von dem gewaltigen Zittern in meiner Stimme abgesehen -.

„Und warum kannst du mich nicht küssen?“, fragt Dean und kommt mir noch näher. Bei jedem anderen Menschen wäre es inzwischen unangenehm, aber bei ihm ganz und gar nicht.

„Weil ...“, ich sollte mir dringend angewöhnen, meine Sätze zu beenden. Na gut, vielleicht ein andres Mal, sicher nicht heute! Verlegen - wie schafft dieser Kerl das nur immer wieder, ich bin doch sonst nicht so!!! - (Anmerkung der Autorin: Nii-chan, kommt dir das mit dem verlegen irgendwie bekannt vor? =D) drehe ich den Kopf zur Seite, um ihn nicht weiter ansehen zu müssen - so paradox sich das auch anhört: Auf der einen Seite will ich mich in ihm verlieren und auf der anderen hab ich furchtbare Angst davor -.

„Ach deshalb...“, stellt Dean fest und als ich mich wieder zu ihm drehe, weil ich fragen will, welches weshalb er denn meint, tut er folgendes:

Er überbrückt auf fabelhaft künstlerische Weise die letzten Millimeter Luftlinie zwischen uns und küsste mich.

Nein, ich wiederhole jetzt nicht noch mal alles, was ich damals bei Kyo gedacht habe, denn das trifft immerhin auch nur halb zu.

Und ja, es ist wunderbar.

Aus Versehen - jaa, natürlich - stützt Dean sich ein bisschen zu sehr auf mich - totales Versehen, ja klar, Herr Obernaivi -, sodass wir nach hinten überkippen und ich plötzlich unter ihm liege.

Wir lösen uns voneinander, sehen zuerst uns an und danach unsere bestimmt interessant aussehende Position und müssen dann beide aus vollem Herzen lachen. So befreiend, so herrlich, dass es mich sicher macht, dass das kein einmaliges Erlebnis war.

„Entschuldige bitte, ich wollte eigentlich nicht so stürmisch sein, aber ich konnte einfach nicht länger warten“, plötzlich sieht er ganz verlegen aus, nicht ich. „Bist du mir böse?“

Anstatt zu antworten, küsse ich ihn einfach auch noch mal und er versteht die Botschaft sofort.

„Ich verstehe das als nein. Kira, ich würde ja wirklich gerne von dir runtergehen, aber ich hab noch eine Frage.“

„Die da wäre?“, muntere ich ihn auf, zu sprechen und halte mich derweil an seinem Nacken fest. Uih, die Haare sind aber flauschig, richtig kuschelig.

„Sind wir jetzt zusammen?“, er sieht mich wieder mit seinen großen, grünen Augen an und selbst wenn ich etwas anderes denken würde, kann ich doch nichts anderes sagen:

„Ja, denn ich bin furchtbar doll verliebt in dich.“

„Das ist der schönste Augenblick meines Lebens“, erwidert er und verwickelt mich wieder in einen Kuss, diesmal aber viel inniger und leidenschaftlicher als vorher.
 

Ich muss eine Aussage von vor ein paar Tagen wieder rückgängig machen: Also das hier ist jetzt definitiv der Himmel, egal, was andere behaupten - bzw. was ich vorher gedacht habe -.
 

*Aya’s p.o.v*

Allmählich mache ich mir ernsthafte Sorgen um meinen Schatz. Kyo war zwar schon immer ein wenig sonderbar - erst recht eigenwillig - und er überhaupt auch sehr oft, aber dieser Zustand jetzt übertrifft - leider im negativen Sinn - alles bisher da Gewesene.

Er isst fast nichts mehr - nicht mal, wenn ich ihn flehend darum bitte - und hört auch sonst in keiner Weise mehr auf uns andere, obwohl er genau weiß, dass unsere Ratschläge nur gut gemeint sind und wir ihm nichts vorschreiben wollen - er hasst Regeln und Gesetze im Allgemeinen und das akzeptieren wir auch, sind schließlich seine besten Freunde -.

Seit etwa einer Woche verhält er sich so, ist total in sich gekehrt und lässt keinen von uns an sich heran. Wenn sein drastischer Gewichtsverlust nicht wäre, würde ich gar nichts sagen und es als verspätete Pubertät - oder prämentruales Syndrom - abtun. Aber Kyo hat so sehr abgenommen - er war vorher immerhin auch schon ziemlich schlank - dass ich schlichtweg Angst bekomme, wenn ich seine dürren Arme und Beine und sein trauriges, eingefallenes Gesicht ansehe.

„Hey Brüderchen, was für eine Leber ist denn an deiner Laus vorbeigetappert?“, Akio lässt sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen, nachdem er freundlicherweise die Tür geschlossen hat - Störung kann ich jetzt auf keinen Fall vertragen, bin genug mit mir selbst und Kyo beschäftigt -.

„Ich mache mir nur Sorgen“, mit meinem Bruder konnte ich bisher immer offen und ehrlich über alles reden, nur bei Kyo hapert es mit meinem offenen Herzen ein wenig, denn eigentlich bin ich der Meinung, dass etwaige Probleme in unserer Beziehung auch wirklich nur uns etwas angehen - und den Schulpsycho(logen) -.

„Um Kyo?“

„Volltreffer. Ist dir aufgefallen, wie dünn er in den letzten Tagen geworden ist. Gestern hat er nur gefrühstückt, ansonsten hat er nichts gegessen.“

„Ja, das ist mir aufgefallen, es ist ja auch fast unmöglich, so etwas zu übersehen. Ich hab mal eine Frage: Hat sich eure Beziehung in letzter Zeit verändert?“, ich formuliere es mal so: Jetzt ist mal wieder der Punkt erreicht, von dem mein Brüderchen ganz genau weiß, dass ich ihn niemals übertrete - Kyo zuliebe -, trotzdem versucht er es immer wieder.

„Keine Ahnung, nicht wirklich, nein“, ich spiele vorsichtshalber den Ahnungslosen, denn ich hab nun wirklich keinen Bock, dass mein Schatz auch noch auf mich sauer ist und sich wegen einem Vertrauensbruch noch weiter zurückzieht. Mehr Distanz kann ich ehrlich nicht gebrauchen.

„Hmm“, Akio seufzt bloß - im Prinzip kennt er meine moralischen Grundsätze zwar, tastet sie aber doch immer mal wieder ab - und wendet sich dann ab. Für mich das Signal, mich endlich - kann man denn hier überhaupt gar nichts aufschieben?! - den heiß verhassten Hausaufgaben zu widmen.
 

Auf ebendiese kann ich mich aber nicht konzentrieren, denn auch wenn ich ihm keine konkrete Antwort geben kann, hat mir Akio’s Frage dennoch zu Denken aufgegeben.

Hat sich die Beziehung zwischen Kyo und mir in letzter Zeit verändert, mal abgesehen davon, dass er mir aus dem Weg geht, zu gut er kann?

Klar, er war noch nie besonders auf Kuscheln und Co. fixiert - ganz im Gegensatz zu mir -, aber jetzt reden wir ja sogar schon kaum noch miteinander, was durchaus merkwürdig ist.

Früher - was rede ich denn da? Das ist doch erst ein paar Wochen her! Also: Bis vor ein paar Wochen: - hat er mir immer von seinen Problemen erzählt, zumindest dann, wenn ich sie mittels selbstverständlich völlig harmloser Folterpraktiken aus ihm rausgepresst habe. Er hat mir von der nicht ganz so guten Beziehung zu seiner Familie erzählt und anvertraut, dass er mehr als glücklich war, endlich von „Zuhause“ weg zu kommen, auch wenn ihm das Internat wie ein neuer Käfig vorkommt, denn auch hier gibt es schließlich strikte Regeln, an die selbst die Ausbrecher zu halten haben. Der Käfig hier ist aber wenigstens für ihn ertragbar, denn er hat Freunde gefunden, die ihm hinter den Gitterstäben Gesellschaft leisten.

Und jetzt?

Jetzt habe ich nicht die geringste Ahnung, was ihn so sehr bedrückt, dass er mit niemandem darüber sprechen kann. Was ihm so sehr zu schaffen macht, dass er nicht mal mehr essen will.

Und wenn ich einfach hingehe und ihn frage, wird er es mir diesmal vermutlich nicht anvertrauen.

Das ist etwas, was ich an Kyo absolut nicht leiden kann: Er hat immer noch nicht kapiert, dass ich immer für ihn da bin, egal, was passiert.
 

*Akio’s p.o.v*

Es ist mir tatsächlich gelungen, den Grinsgram in einen der Aufenthaltsräume zu bugsieren, wo man relativ ungestört ist. So kann das schließlich nicht weitergehen mit ihm.

Missmutig sitzt er mir gegenüber und starrt auf die - zugegebenermaßen nicht allzu hübscher - Teppichfransen - keine sinnvolle Beschäftigung, aber das enthalte ich ihm großzügigerweise vor -.

„Was willst du von mir? Hat Aya dich geschickt?“, blafft er mich an und fummelt an den Fusseln der Sessellehne - nicht gekauft, aber kurzzeitig beschlagnahmt - rum.

„Nein, mein Bruder hat keine Ahnung davon, dass ich mit dir hier bin. Aber er macht sich wirklich Sorgen um dich und das tue ich auch. Wir können die ganze Geschichte hier sehr stark abkürzen, wenn du mir einfach erzählst, was der Grund dafür ist, dass du dich weigerst zu essen. Ich tippe mal, dass das irgendwie mit Kira zu tun hat?“, so, jetzt nehmen wir ihn mal richtig in die Mangel, damit er auspackt und ich wieder zu Niko kann - der hat mich übrigens „ein wenig überreden“ müssen, herzukommen -.

„Und wenn es so ist? Dann hast du richtig geraten, was deinem Ego zugute kommt und ich kann wieder gehen“, bevor er auch nur die Gelegenheit hat, aufzustehen, bin ich aufgesprungen und halte ihn fest.

„Scheiß auf mein Ego! Meine Güte, was ist bloß los mit dir?!“, als er mich verwundert ansieht - meine Wut bricht nicht sehr oft aus -, spreche ich weiter. „Setz dich gefälligst wieder hin und beantworte mir eine Frage: Hast du das Leben so sehr satt, dass du einfach hungerst, nur weil das Schicksal DEAN mit Kira verkuppelt hat und nicht DICH???!!!“ Das hat gesessen.

„Ich hasse diesen Typen?“

„Dean?“

„Ja, wen sonst?“, als er zu mir rüber sieht, ist der Hass sowohl in seiner Stimme als auch im Blick deutlich erkennbar. Und in diesem einen Moment richtet sich seine Wut auf mich, was ich selbst provoziert habe.

„Warum hast du nicht Kira?“, versuchen wir mal, ihm seinen Fehler auf dem indirekten Weg aufzuzeigen.

„Wie könnte ich ihn hassen, wenn ich gleichzeitig in ihn verliebt bin?“, jetzt kommt Verwunderung aus seinen Augen gepoltert. Der Junge kann wirklich überhaupt nichts verbergen.

„Weil Kira sich bewusst für eine Beziehung mit Dean entschieden hat. Er wusste, dass du in ihn verliebt bist und er hat sich trotzdem für einen anderen Mann entschieden. Es war ganz und gar seine Sache. Dean weiß nicht, was du für seinen Freund empfindest, ihn trifft also keine Schuld. Warum also hasst du Dean und nicht Kira?“, mir ist sehr wohl bewusst, wie stark ich ihn mit Moment provoziere und es ist mir egal, sofern ich damit nur die richtige Reaktion hervorrufen kann.

Kyo steht auf und wendet sich der Tür zu.

„Vielleicht verstehst du es nicht, Akio, aber Liebe ist etwas, das nichts mit dem Verstand zu tun hat. Natürlich weiß ich, dass Kira sich bewusst gegen mich entschieden hat und trotzdem kann ich ihn niemals hassen, ganz einfach, weil ich ihn dafür viel zu sehr liebe. Und es ist mir gleichgültig, was du jetzt sagst, denn ich lebe mein Leben, so wie ich es für richtig halte“, das hatte ich mir eigentlich nicht verhofft.

Als er schon fast draußen ist, springe ich auf, renne ihm nach und rufe: „Hast du eigentlich in den letzten Tagen auch nur eine Sekunde mal nicht an dich, sondern an Aya gedacht? Hast du versucht zu verstehen, wie es sein wird, wenn er erfährt, dass du ihn nicht mehr liebst und vielleicht niemals geliebt hast?“, Wut steigt in mir auf und ich würde Kyo am liebsten verprügeln, so sehr juckt es mich in den Händen, weil ich die folgende Antwort bereits vorausgeahnt habe.

„Er wird lernen müssen, damit klar zu kommen.“
 

Meine Hand ist einfach ausgerutscht. Ich schlage sonst nie zu, ich habe noch nie einen Freund geschlagen, nicht mal grob angefasst, nur weil ich wütend war.

Aber heute war das anders. Nicht meine Wut war der Grund, sondern ein unendlicher Schmerz. Und dieser Schmerz ist nicht mal meiner, er gehört Aya und er wird ihn in dem Moment spüren, wenn er erfährt, wie es um Kyo’s Herz wirklich bestellt ist.
 

*Aya’s p.o.v*
 

Lieber Aya,

ich fürchte, ich kann das Ende unserer Beziehung nicht weiter hinauszögern.

Ich hoffe, der Schlag trifft dich nicht gänzlich unvorbereitet, denn ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich die ganz große Liebe noch immer nicht gefunden habe.

Dennoch möchte ich Danke sagen für die ganzen schönen Momente, die wir geteilt haben und für die Kraft, die du mir bis jetzt geben konntest.

Du bist sehr stark, Aya, und deshalb bin ich sicher, dass du das verkraften wirst. Irgendwann. Irgendwie.

Bis dahin wünsche ich dir alles Glück der Welt und einen Menschen, der deine Liebe mehr verdient als ich. Deine unendliche Liebe und die Geborgenheit, die du schenken kannst, ohne dabei selbst etwas einbüßen zu müssen.

Trotz allem alles Liebe und mehr Glück als heute für die Zukunft,
 

Kyo
 

Die erste Träne ist einsam und kalt, doch sie zieht so viele weitere nach sich, dass ich nicht mehr zählen kann, wie viele es sind.
 


 


 


 

---End of Part 6 - Beloved Romeo - ---
 


 


 


 

~~~~~~

Juhu, Genossen der fleißigen Leserschaft ^_______^

Ich hoffe, euch hat das neue Chappi gefallen und es erfüllt eure wahrscheinlich ziemlich hohen FF-Ansprüche ^^

Ich freue mich natürlich immer über Kommis und hätte auch gerne ein paar mehr davon, falls das möglich ist =3

Leider muss ich diesmal sagen - keine Bange, jetzt folgt keine ausführliche Selbstkritik, das heb ich mir fürs nächste Mal auf xD -, dass das Ende schon in Sicht kommt und ich persönlich hoffe, dass ich bis spätestens Mitte Mai fertig werde, was ich allerdings total bezweifle xD

Ich finde es eigentlich total schade, die Story bald zum Ende bringen zu müssen, weil das Schreiben diesmal echt tierisch schreibt...aber wer weiß, vielleicht kommt ja irgendwann mal eine Fortsetzung der Chaoten ^_____^
 

Bis zum nächsten Chappi, fleißig weiterlesen =3

Schaut dem Leben ins Gesicht und lacht dabei fein à la Grinsekatze, dann kann garantiert nicht mehr viel Schiefgehen - ich werd schon wieder total moralisch heute - ^_____^
 

Hab euch alle mega dolle liep, dicken Knutsch und Nuddel

Eure Aina ^___________________________________________________^

~~~~~~

Part 7 - Where is the love?

Part 7 - Where is the love?
 

*Kira’s p.o.v*

“Hi, mein Engel“, ich begrüße Dean standardgemäß mit einem kleinen Kuss - für den Rest haben wir im Verlauf des heutigen Nachmittags noch genug Zeit - und klettere dann zu ihm rauf ins Hochbett. Der Glückspilz hatte heute nur zwei Unterrichtsstunden, der Rest ist ausgefallen - auch Lehrer brauchen ganz offensichtlich mal Hofpause und manche kehren eben einfach nicht zurück - und ich beneide ihn wirklich darum, denn mein Tag war alles andere als amüsant.

„Hi. Und, wie war die Hölle heute?“, er schmunzelt und macht ein bisschen Platz, damit ich mich an seine Schulter kuscheln kann. Ich LIEBE Gemütlichkeit wie diese!!

„Ziemlich heiß. Vor allem dann, wenn ich an dich denken musste“, ich grinse vor mich hin, obwohl ich mir nicht so sicher bin, ob er es sehen kann, möglicherweise hat auch Dean ein bisschen die Augen zugemacht.

„Soso, du musstest also an mich denken.“

„Klar, aaaaaaaandauernd“, ich drehe mich auf die Seite und schaue ihn einfach nur an. Er ist so wunderschön, dass ich das stundenlang tun könnte - was weder Stunden- noch Hausaufgabenplaner tolerieren würden -, ohne irgendeine andere Beschäftigung zu brauchen.

„Ich hab auch an dich gedacht. Um genau zu sein hab ich dich vermisst und bemitleidet, weil du dich umsonst langweilen musst und ich nicht. Und ich hab mich ganz schön alleine gefühlt“, ich liebe diese Art von ihm, wenn er einfach nur vor sich hinjammert, nicht, weil er wirklich gelitten hat oder weil er Schmerzen hat oder so - es ist einfach seine Art und Weise, mir solche Dinge zu sagen.

„Alleine? War Kyo denn gar nicht hier?“, jetzt bin ich aber wirklich erstaunt, denn eigentlich hatte ich vermutet, dass die Sozialschleuder (Anmerkung der Autorin: Da ist es wieder, mein former Lieblingswort =D) sich krankgemeldet hat oder heute Morgen einfach im Bett geblieben ist. Möglicherweise spielt er ja auch Verstecken mit dem Hausmeister, aber das ist nicht sein Stil, also streichen wir das schnell wieder.

„Nein, war er nicht. Ihr seid doch in derselben Klasse, dann müsste er doch im Unterricht gewesen sein“, antwortet Dean und setzt sich plötzlich auf - Umfallmanöver rechtzeitig abgeblockt -.

„Aber im Unterricht war er nicht, deswegen dachte ich, er sei hier geblieben. Merkwürdig, er verschwindet doch sonst nicht einfach so“, das ist wirklich komisch, sonst sagt Kyo eigentlich fast immer Bescheid, wenn er irgendwo hin will, in die Stadt zum Beispiel.

„Sollen wir die anderen mal fragen gehen, ob er sich bei ihnen hat blicken lassen? Möglicherweise hat er denen auch gesagt, wo er hin ist, falls er wirklich weggegangen sein sollte. Vielleicht hat er das Wochenende nach vorne gezogen, um seine Familie zu besuchen, immerhin ist heute schon Donnerstag“, mein Hase zieht mich nach oben und dann klettern wir gemeinsam nach unten und laufen ins Zimmer von Ayaro und Co., das zum Glück auf derselben Etage liegt.
 

Als ich hinter mir die Tür zu mache, fällt mein Blick auf das Bücherregal hinter Kyo’s Bett. Irgendetwas ist da anders, aber was?
 

Dass sein Tagebuch - das innig geliebte Ding - verschwunden ist, bemerke ich nicht, aber die Tatsache schwirrt dennoch in meinem Unterbewusstsein umher.
 


 

*Akio’s p.o.v*

Als Kira und Dean plötzlich bei uns im Zimmer stehen und atemlos erzählen, dass Kyo heute weder im Unterricht noch in der Gruft war, kriege ich mit einmal ein schlechtes Gewissen.

Ist er etwa so wütend gewesen, weil ich ihm eine gescheuert hab - zu Recht! -, dass er einfach abgehauen ist.

„Meine Güte, jetzt regt euch doch nicht so auf. Vielleicht ist er nur bei jemand anderem“, schlägt Niko vor und widmet sich wieder seinem Buch. Klar, er ist kein Fan von plötzlicher Aufregung, aber diese Reaktion ist doch ein bisschen zu kalt angesichts der Situation.

„Den ganzen Tag?! Wie blind muss man eigentlich sein, um nicht zu erkennen, dass dieses Verhalten nicht mehr normal ist?“, eigentlich hätte ich bei Kira mehr mit dieser Art von Antwort gerechnet, aber es ist Dean, der offensichtlich kurz vorm Austicken ist und das, obwohl er Kyo - und seine ungewöhnlichen Eigenarten - nicht sehr lange kennt.

„Dean hat Recht. Was, wenn ihm was passiert ist?“, mischt sich Ayaro jetzt ein. Ich hoffe inständig, dass die beiden eben Dazugestoßenen nicht allzu deutlich sehen, dass er die ganze Zeit geweint hat, seit er den Brief auf seinem Schreibtisch gesehen hat.

„Was soll ihm denn schon groß passieren. Jungs, Kyo ist - fast - erwachsen und kann selbst entscheiden, ob er mal einen Tag schwänzt oder nicht. Regt euch ab, setzt euch und trinkt einen Tee, so wie er es jetzt tun würde“, Niko sitzt immer noch alleine in seiner Ecke, während wir anderen alle am Schreibtisch stehen. In diesem Moment hört man ihm seinen Befehlston, den er von seinem Vater - unserem Schuldirektor - geerbt hat, leider zu sehr an und die andern werden immer wütender.

„Okay, wenn du nicht mitkommen willst, ist es in Ordnung. Ich jedenfalls werde Kyo suchen gehen, wer kommt mit?“, Kira wendet sich Richtung Tür und sofort folgen Dean, Aya, Mitsuki und ich. Nur Nikolai bleibt alleine in unserem Zimmerchen zurück.
 

*Aya’s p.o.v*

Ursprünglich sollte ich mit Akio und Mitsuki zusammen suchen, aber ich habe mich geweigert und wollte lieber alleine gehen. In einem solchen Augenblick schätze ich die Einsamkeit dann doch mehr und wende mich ausnahmsweise mal von der Geselligkeit einer gut funktionierenden Gruppe ab.

Dass Kyo mich einfach so verlässt - natürlich hat mich das verletzt.

Obwohl ich natürlich schon vorher wusste - gleich am Anfang, als unsere Beziehung losging -, dass ich nicht seine große Liebe bin, er meine Gefühle aber wenigstens akzeptiert.

Bis vorhin habe ich mich noch fragen müssen, was der Auslöser dafür war, dass er es nicht mehr ausgehalten hat, allen anderen etwas vorzumachen, wenn man so will. Mir, unseren Mitschülern, sich selbst. Er konnte einfach keine Maske mehr tragen.

Aber dass er sich in Kira verknallt hat - ausgerechnet in jemanden, den er zu Beginn überhaupt nicht ausstehen konnte -, hätte ich nicht gedacht. Akio hat mir von dem erzählt, was er die letzten Wochen für sich behalten hat. Kyo hat es ihm zwar nicht persönlich anvertraut - er ist vielmehr selbst darauf gestoßen -, aber den Grundsatz, Geheimnisse nicht weiter zu erzählen, haben wir beide gemeinsam und da machen wir selbst unter uns Zwillingen keine Ausnahmen.

Trotzdem - warum hat Kyo mir nicht einfach erzählt, wie er empfindet?

Warum hat er immer noch nicht kapiert, dass ich ihn verstehe und alles - wirklich alles - dafür tun würde, nur damit er glücklich ist?

Warum hat er nie begriffen, wie sehr ich ihn liebe?
 

Wieder eine Träne, diesmal aber eine einzelne - einsame. Genauso alleine und verlassen wie ich im Moment.
 

*Akio’s p.o.v*

„Glaubst du, dass es richtig war, deinen Bruder einfach allein gehen zu lassen?“, will Mitsuki plötzlich wissen. Zwar ist es oftmals nervig, dass er sich immer genau dann einmischt, wenn man eigentlich seine Ruhe haben will, aber immerhin tippt er tatsächlich jedes Mal auf die Dinge, die einen gerade beschäftigen.

„Aya ist erwachsen und kann auf sich selbst aufpassen. Im Gegensatz zu Kyo“, antworte ich und schieße ein paar Steine beiseite, einfach nur, um eine Beschäftigung zu haben. Jetzt verstehe ich endlich, warum Leute so was machen, egal, wie sinnlos diese Sache auch ist. Sie sind einfach, warum auch immer, hilflos und wissen sich nicht anders abzulenken.

Ich bin machtlos mir selbst gegenüber, weil ich es war, der Kyo davongejagt hat. Vielleicht mag er den Plan, spurlos zu verschwinden, schon vorher gehabt haben, aber ich war es, der ihm einen konkreten Auslöser geliefert hat.

Ausgerechnet ich, der sonst immer über die Gefühle und Eigenarten anderer urteilen musste, der immer zur Stelle sein musste, um zu helfen - ausgerechnet ich hatte mich diesmal nicht mal selbst unter Kontrolle.

„Akio?“, Mitsuki’s Stimme reißt mich wieder zurück in die Realität.

„Was denn?“

„Warum ist Aya erwachsen und Kyo nicht?“

„Hast du dir Kyo’s Zimmer mal genauer angesehen? Außer die von der Uniform hat er keine einzige warme Jacke mit. Er geht normalerweise niemals nach draußen, wenn es nicht unbedingt erforderlich ist. Und wenn er in die Stadt muss, um irgendwas zu erledigen, borgt er sich von einem anderen eine Jacke, was er in diesem Fall nicht getan hat. Ich fürchte, es steht nicht gut um seinen Drang zur Selbsterhaltung.“
 

*Kira’s p.o.v*

„Du machst dir Sorgen, oder?“, Dean hat einen Arm um meine Taille geschlungen, sodass wir leider nur langsam vorankommen. Ich wäre lieber schneller, aber irgendwie möchte ich auch nicht auf die Stütze, die er mir gibt, verzichten, so albern sich das auch anhört.

„Du dir doch auch, gib’s zu. Und dabei kennst du Kyo erst seit so kurzer Zeit“, entgegne ich und knuffel ihn in die Seite, obwohl mir überhaupt gar nicht nach Scherzen zumute ist.

„Natürlich mache ich mir Sorgen. Ich bin wahrscheinlich einfach zu gutmütig gestrickt und kann nicht tatenlos zusehen, wenn irgendjemand Probleme hat, egal wie nahe ich dieser Person stehe oder nicht. Stop mal kurz!“, plötzlich bleibt er stehen und starrt auf einen See, der sich in ziemlicher Entfernung befindet.

„Was ist los?“, frage ich verwundert und sehe mich um. Weit und breit keine Spur von Kyo und bei dem See kann ich lediglich Bäume erkennen.

„Siehst du das denn nicht?“, er stellt sich hinter mich und hält meinen Arm hoch, um mir die Richtung zu zeigen, in die ich schauen soll.

„Dean, ich kann wirklich nichts erkennen. Was meinst du denn?“

„Man kann am Seeufer zwischen den Baumstämmen unten durchsehen und da ist eine Bewegung im Wasser, so wie Wellen. Aber an einem See gibt es normalerweise keine Wellen. Komm, lass uns nachsehen gehen“, Dean rennt schon los, aber ich bleibe stehen. Als er das bemerkt, fragt er nur erstaunt: „Kira, was ist los?“

Sein ernster Unterton sorgt dafür, dass ich zittere und sich in meinem Hals ein Kloß von der Größe eines Elefantenbabys bildet. Dann spreche ich das aus, was mir durch den Kopf geistert, seit wir festgestellt haben, dass Kyo weg ist - und was schon lange vorher da war -:

„Dean, ich glaube, dass ich daran schuld bin, dass Kyo sich in den letzten Tagen so sehr verändert hat.“

Er kommt wieder zurück und bleibt direkt vor mir stehen. Dann, als er mich auf einmal in den Arm nimmt, zucke ich zusammen und erinnere mich wieder an das wunderbare Kribbeln im Bauch, als wir uns zum ersten Mal geküsst haben. Und sofort verdrängt seine ganze Wärme und Kraft alle Sorgen und Ängste, die vorher in mir waren.

„Was es auch sein mag, von dem du glaubst, dass es der Auslöser für Kyo’s Verschwinden gewesen sein könnte: Wir reden später darüber. Jetzt ist erst mal das Wichtigste, den Blindgänger zu finden, in Ordnung?“

„In Ordnung“, wie schafft er es nur, einem immer wieder Mut zu machen?
 

*Kyo’s p.o.v*

So langsam ist mir kalt geworden. Vielleicht hätte ich mir doch irgendwo einen Mantel besorgen sollen, immerhin haben wir schon Oktober und da sind die Temperaturen ja doch nicht mehr ganz so angenehm wie im Sommer.

Der Tee ist inzwischen auch leer und auch diese Tatsache ist nicht gerade ermutigend: Ich habe kaum noch Taschengeld übrig, von dem ich mir etwas zu essen kaufen könnte.

Eigentlich will ich nur noch weg, die Frage ist nur: Wohin?

Nach „Hause“ kann ich nicht mehr, die würden sich daheim vermutlich nicht allzu sehr freuen, mich zu sehen und von daher ist diese Möglichkeit schon mal gestrichen. Und ins Internat zurück kann ich auch nicht, erst recht nicht nach meinem Verschwinden. Außerdem ertrage ich es einfach nicht mehr, jeden Tag mit ansehen zu müssen, wie glücklich Kira und Dean doch miteinander sind. Aya versteht auch nichts.

Für mich gibt es einfach keinen Platz mehr in dieser Welt.

Und jetzt?
 

*Kira’s p.o.v*

„Ich fasse es nicht, du hattest wirklich Recht. Wie konntest du das nur von da hinten erkennen?“, ich bin fassungslos - im wahrsten Sinne des Wortes, denn mir fehlt zu meinem Glühwürmchen die Fassung zum Reinschrauben, damit mir ein Licht aufgehen kann -, denn tatsächlich sitzt eine kyoähnliche Gestalt auf einem Steg am Seeufer und grummelt vor sich hin - auch wenn man sein Gesicht von unserem jetzigen Standpunkt nicht sehen kann -.

„Ich habe einfach gute Augen und ein bisschen Gespür dafür, wohin man sich gut zurückziehen kann. Also, sollen wir zu ihm hingehen?“, da gibt es eine gewisse Zurückhaltung in der Frage. Klar, es muss schließlich einen Grund für sein Abhauen geben, aber vielleicht ist auch alles ganz harmlos und er wollte nur ein bisschen seine geliebte Ruhe haben und nicht von uns genervt werden. Allerdings sieht es mit seiner Gesundheit schon seit den letzten zwei Wochen nicht allzu gut aus und da ist es doch gerechtfertigt, dass wir uns Sorgen um ihn machen.

„Wenn überhaupt, dann gehe ich alleine zu Kyo“, nanu, wo kommt denn plötzlich diese Selbstsicherheit her? Das kenne ich ja gar nicht von mir.

„Warum soll ich nicht mitgehen?“, Dean ist ebenso erstaunt über meine Entscheidung wie ich selbst, aber die Sache steht fest.

„Ich habe dir doch schon gesagt: Ich bin Schuld daran, dass er weggelaufen ist und deshalb ist das ein Ding nur zwischen UNS BEIDEN, das auch nur WIR regeln können. Alleine. Bitte geh zu den anderen zurück und sag ihnen, dass alles okay ist. Ich komme nachher mit Kyo nach, in Ordnung?“, normalerweise stehe ich ja nicht so auf Rollenspielchen (Anmerkung der Autorin: Nicht? O.O Schade .... TT.TT), aber in diesem Fall hab ich Deans Selbstbewusstsein übernommen und versuche es jetzt anzuwenden, in dem ich es als mein eigenes ausgebe.
 

Am Seeufer ist der gesamte Waldboden von Moos bedeckt, sodass meine Schritte sehr stark gepolstert werden. Ich gehe also einfach mal taub davon aus, dass Kyo mich nicht gehört hat.

Erst als ich nur noch ein paar Schritte hinter ihm stehe, bemerkt er mich plötzlich und dreht sich ruckartig um.

„Was willst DU denn hier?“, Verzweiflung spricht aus seiner Stimme und ich sehe immer noch Tränen in seinen eisblauen Augen glitzern.

„Ich bin hier, um mit dir zu reden“, meine eigene Stimme klingt ruhig und entspannt, sie spiegelt also genau das Gegenteil meines akuten Seelenzustandes wieder.

„Und wenn ich nicht mit dir reden will?“, er wendet sich von mir ab und lässt die Beine über dem Wasser baumeln.

„Dann bleibe ich trotzdem hier stehen, solange, bis zu mit mir zusammen zurück zur Schule kommst.“

„Mach doch.“ Endlose Freude wallt in mir auf angesichts des blühenden Sarkasmus’. Immerhin: Er kann es noch.

„Darf ich mich auch hinsetzen?“, Annäherungsversuch numero uno.

„Wenn du dadurch glücklich wirst“, okay, Annäherungsversuch numero uno gescheitert. Aber so was von.
 

„Ist dir eigentlich klar, was du hier gerade für einen Mist baust?“

„Kira, bitte verarsch mich nicht. Ich bin erwachsen und ich weiß, was ich tue“, ich sitze inzwischen neben Kyo, wovon er ganz offensichtlich nicht sehr begeistert ist, aber es ist mir egal. Denn er weiß eben nicht, was er tut.

„Hast du auch eine Ahnung, was für Sorgen wir uns um dich gemacht haben, als wir überhaupt nicht wussten, wo du steckst?“, ich versuche, so sehr wie möglich die Wut wieder in mir hochsteigen zu lassen, denn am liebsten würde ich ihm jetzt mal so richtig die Meinung geigen. Aber wenn ich daran denke, warum er hier sitzt, wird mir ganz anders und ich kann ihm nicht mal böse sein.

Ich kann ihm einfach nicht böse sein, egal, was er anstellt.

„Ihr braucht euch keine Sorgen machen. Ich komme alleine klar“, antwortet er nur und starrt weiter apathisch auf die spiegelglatte Oberfläche des Sees.

„Das sehe ich ja. Du hast dir nicht mal warme Sachen angezogen, obwohl du ja so genau weißt, dass es arschkalt hier draußen ist. Und dein Teevorrat hat offensichtlich auch nicht allzu lange gehalten“, ich deute auf die leere Tasse zwischen uns - die Wand -, um meine Aussage zu unterstreichen.

„Warum kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen? Warum musst du mir noch mehr wehtun als du es sowieso schon getan hast?“, er ist aufgesprungen und will wahrscheinlich wieder wegrennen, aber ich bin auch sofort oben und lasse ihm keine Chance dazu.

„Ich habe dir niemals mit Absicht wehgetan, Kyo. Ich wusste, wie du für mich empfindest, aber ich konnte deshalb nicht einfach meine eigenen Gefühle ignorieren und leugnen. Glaub bitte nicht, dass mir das einfach gefallen ist“, eigentlich soll es ihn beschwichtigen, aber jetzt ist mein Mitbewohner noch aufgebrachter als zuvor.

„Warum bist du überhaupt in mein Leben gekommen? WARUM BIST DU NUR HERGEKOMMEN???!!!!“, endlich lässt er alle Verzweiflung aus sich heraus und stürmt weinend auf mich ein. Ich lasse es zu, dass er mit beiden Fäusten auf meinen Brustkorb einschlägt - allerdings nicht mit so viel Kraft, dass es für einen Kampfsportler wie mich schmerzhaft wäre - und stehe einfach nur da. Als die Schläge mit einem Mal abflauen, schließe ich meine Arme um ihn und drücke seinen Kopf gegen meine Schulter.

„Ich kann dir dieselbe Frage stellen: Warum hast du dich in mich verliebt? Warum ausgerechnet in mich?“, ein tiefes Schluchzen entfährt mir. Ich konnte noch nie dabei zusehen, wie Freunde leiden. „Aber es wäre ungerecht, dich das zu fragen, denn allein dieser Satz macht es nicht ungeschehen. Ich bin nicht ungerecht dir gegenüber. Aber du bist unfair zu mir. Und ich kann dir deshalb nicht mal böse sein, so gerne hab ich dich“, Kyo’s weiche Haare kitzeln meine Wange, als ich meinen Kopf an seinen drücke, nur, um ihm irgendwie ein Gefühl der Geborgenheit zu vermitteln.

„Wenn du mich so gerne hast, wie du es sagst, dann musst du jetzt eine Entscheidung treffen“, seine Stimme ist nur ein gebrochenes Flüstern - lange wird er nicht so reden können -.

„Was für eine Entscheidung muss ich treffen, Kyo?“, ich lehne mich zurück und blicke tief in seine von Tränen überfüllten Augen.
 

„Du musst dich für jemanden entscheiden. Entweder für den, der dich glücklich macht oder für den, den du glücklich machst.“

Kyo’s Stimme hallt in meinem Kopf nach.

Und leider hat er Recht, das weiß ich.

Er weiß genau, wie es im Moment in meinem Herzen aussieht.

Wie auf einer Baustelle, die leider in zwei Sackgassen endet.

Für welche der beiden soll ich mich entscheiden?

Für wen soll ich meine Entscheidung treffen?

Für Dean? Oder für Kyo?

Mit wem kann ich letztendlich glücklich sein ohne meinen Weg für immer bereuen zu müssen.
 

Irgendwie habe ich Kyo dazu überreden können, mit mir zurück zur Schule zu kommen. Dafür musste ich ihm versprechen, über alles nachzudenken. Das hört sich zuerst mal total bekloppt an, aber offensichtlich gibt es ihm Hoffnung und das ist jetzt erst mal das Wichtigste.

Obwohl ich ihm eigentlich keine falschen Hoffnungen machen will.
 

„Dean, ich muss mit dir reden“, mit diesem Satz hat alles angefangen. Ich habe ihn ein paar Tage ausgesprochen, nachdem Kyo’s Ausbruchsversuch gescheitert ist.

Mein Freund hat gelassen reagiert, viel ruhiger, als ich es jemals von ihm erwartet hätte. Ich habe gedacht, er würde wütend sein, enttäuscht, unendlich traurig. So wie ich mich immer noch manchmal fühle, wenn ich so über mein Leben nachsinne. Über die Asse, die mein Schicksal für mich parat gehalten hat.
 

„Kira, ich gehe jetzt“, Deans Stimme reißt mich zurück in die Wirklichkeit. In eine schmerzhafte Realität voller Leid und Qualen.

„Jetzt schon? Kannst du nicht noch ein paar Minuten warten? Bitte“, ich flehe ihn an, denn ich weiß ganz genau, dass meine große Liebe gleich für immer verschwinden wird. Zu einer anderen Schule, dorthin, wo er nicht dauernd daran erinnert wird, was er vor Kurzem gewonnen und fast augenblicklich wieder verloren hat. Und in einigen Monaten wieder zurück in die Staaten - zu seiner Familie, seinen Freunden - und dann werden keine Erinnerungen mehr da sein, die uns noch zusammen halten.

„Ich kann nicht länger warten. Es tut mir Leid, so unendlich Leid“, Dean hat zwar Tränen in den Augen, aber er weint nicht. Ich dafür umso mehr. Wir stehen an der letzten Bushaltestelle vor der Landstraße und hier kann niemand meine Trauer sehen - niemand außer ihm.
 

Ein letzter, unendlich leidenschaftlicher Kuss - das ist alles, was in meinem Herzen all die Jahre der leeren Erinnerung überstehen wird. Nichts kann das ändern.
 

Und niemand kann etwas an meiner Entscheidung ändern - dafür bin ich ganz alleine verantwortlich.

Ending Part - Love is everywhere

Ending Part - Love is everywhere
 

Zeit heilt alle Wunden. Nicht nur ein leeres Sprichwort, sondern ein Satz, der vieles einfach macht. Er erleichtert es, gewisse Dinge zu ertragen.

Bei Kyo hat die Zeit dafür gesorgt, dass er - mit meiner bescheidenen Unterstützung - nach Jahren der Pein endlich Anzeige gegen seinen ehemaligen Lehrer erstattet hat und sich dafür heute keine Vorwürfe mehr macht.

Mir hat die Zeit dabei geholfen, meine erste große Liebe in einem anderen Licht zu sehen als früher.

Dean wohnt zwar inzwischen nicht mehr in Amerika, sondern hier in Japan, trotzdem haben wir uns seit unserem tränenreichen Abschied damals nicht mehr getroffen.

Ich könnte es einfach nicht. Ich könnte es keinem von uns dreien antun: Weder Dean, noch Kyo, noch mir selbst.

Der Schmerz ist irgendwann verschwunden. Es hat zwar sehr lange gedauert, aber dafür ist wenigstens die Erinnerung an ihn klar in meinem Herzen geblieben.

Ich wünsche Dean jedes Glück der Erde - nur er selbst hat noch ein bisschen Probleme damit. Einmal im Jahr - zu Wein achten - schreiben wir uns einen langen Brief und sowohl mein als auch sein Freund weiß, dass wir immer noch miteinander in Kontakt stehen, wenn auch nur platonisch und pragmatisch.

Mehr kann ich im Moment nicht über mein Herz bringen.

Vielleicht später einmal, wenn wir älter sind. Vielleicht werden wir uns dann noch einmal treffen und gemeinsam die Erinnerung an unsere erste gemeinsame Liebe denken. An etwas, das nur wir beide miteinander teilen können.
 

Kyo und ich sind nach der Schule in ein kleines Appartement gezogen, in dem wir gemeinsam leben und arbeiten. Wir studieren beide - keine Ahnung, wie er mich dazu überreden konnte - und verdienen durch Nebenjobs zumindest so viel, dass es für ein ordentliches Leben reicht.
 

Akio studiert Psychologie, er will tatsächlich Psychiater werden - wer hätte das nur gedacht? -.

Nikolai ist nach Russland gegangen, um wenigstens für ein paar Jahre in seinem Heimatland zu leben.

Mitsuki ist in der Firma seiner Familie angestellt, wo er vermutlich bald die Arbeit seines Vaters vollständig übernehmen wird.

Alle drei schreiben uns regelmäßig E-Mails und Briefe.
 

Nur von Ayaro hören wir selten etwas. Er hat es nie so ganz überwunden, dass seine Beziehung mit Kyo nicht für die Ewigkeit bestimmt war. Trotzdem meldet er sich zu allen Feiertagen, aber wir wissen, wie viel Kraft ihn das jedes Mal kostet und dass das nicht mehr lange so bleiben wird. Er will bald heiraten und wir beide freuen uns mehr als alles andere, dass er doch noch glücklich geworden ist und ihn die Erinnerung nur von Zeit zu Zeit einmal einholt.
 

Mit der Zeit gewöhnt man sich an fast alles.

An Schmerzen, an Verzweiflung.

Aber auch an Liebe und Geborgenheit.
 


 

„Tadaima!!! Schatz, ich bin zu Hause“, Kyo ist endlich da. Er wollte Essen mitbringen und gerade deshalb habe ich ihn schon sehnsüchtig erwartet.

„Na endlich! Was hast du denn mitgebracht?“, ich stürme in den Flur, um ihm die Sachen abzunehmen. Er ist wahrhaftig zur Einkaufsbestie geworden und jede gute Hausfrau hat Angst vor ihm - oder wenigstens jede Menge Respekt -.

„Nudelsuppe.“
 

Als die Schüsseln vor uns auf dem kleinen Holztischchen stehen, wird mir plötzlich warm ums Herz - und das liegt nicht an der kochenden Brühe -.
 

Der erste Tag, an dem ich Dean gesehen habe. Da gab es genau dieselbe Nudelsuppe und damals war es auch Kyo, der sie serviert hat - und ich hatte sie vorher unter Einsatz meines Lebens und Geldes herbeigeschafft -.
 

Freut mich, dich kennen zu lernen.

Na und mich erst.
 

Ich habe dich niemals vergessen können, Dean.

Dein Gesicht begegnet mir noch immer in meinen Träumen und ich weiß nicht, wie ich meine Entscheidung treffen würde, wenn ich noch mehrmals die Gelegenheit dazu hätte.
 

Ich vermisse dich.

Und ich liebe dich.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (18)
[1] [2]
/ 2

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Chia-chan
2008-04-18T17:52:31+00:00 18.04.2008 19:52
Waaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa
*kreisch* *hibbel*
........
oke...das reicht xDDDD
aaaalso...Ich liebe ja ich LIEBE deine geschichte und dein schreibstiel!
einfach nur genial!
ich hab deine story wärend der arbeit gelesen *höhöhöhö* xD
und ich war manchmal so gefesselt, dass ich vergass zu arbeiten und man mich fragte ob alles in ordnung sei...ich glaub ich habe ziemlich an den buchstaben geklebt xDDDD
aber echt ich liebe die orientierungslose grapefruit...das tönt zu genial.
ich hab ein neues lieblingswort : sozialschleuder ^.^
lieblingst-shirt : emo kid - born to be sleepy
zu genial. akio ist wirklich psychiater geworden *lol* xD
ayaro tut mir irgendwie leid....aber noch viel mehr kari (ja ich schreibe es mit absicht falsch =3)
kyo's charakter finde ich äusserst interessant, ich kenne jemand der hat einen ähnlichen....und irgendwiä auch die sälben depri fasen -.- leider ^^
ocheeee ich glaub ich hab genug geschwärmt ^///^
es klingt doof wenn ich sage danke fürs geschichte schreiben...ich sags trotzdem: ARIGATOU!!! *hofknicks*
nur eine frage....was heisst p.o.v. das beschäftigt mich irgendwiä xDDDD
und...wieso kein happy end...oke es hät diä ganz würkig vernichtet....abr happy end für kira will TT^TT
hab disch liiiiiiiiiiiiiiiiiieb
*knuffeluffel"
greez chia ^.^



Von:  Meiri-chan
2008-04-17T13:52:51+00:00 17.04.2008 15:52
*fanfärchen blas*
Ein Epilog wie er im Buche steht, ioch weiß nicht, wie ich das Gefühl beschreiben soll, dass ich beim lesen hatte, aber da wir seelenschwillis sind denke ich, es wird genauso sein wie das deine beim schreiben, irgendwo zwischen Herzklappe und Lungenflügel angesiedelt , mit einem dezenten Abstecher in Richtung Halskloß +hach* das wird also mein letzter dich hier zuspammender Kommentar meiner flauschigkeit an deine Plüschohrigkeit...
Was soll ich noch große Worte verlieren? es war ein lanmger weg, hier endet er, ich bin stolz auf dich T___T *anspring*
(vorsicht, ich hab noch nicht allen schleim weg bekommen, rutsch nicht aus ^^")
ich kann keine Kritikpunkte anbringen.. ich kann einfach nicht ó.ò ich glaub ich lass das so stehen und geh jetzt das lied singen... tschööö---
*nochmal zurückgehoppelt komm*
*kniefall vor chan* *tamalike Rose überreich*
Von:  Meiri-chan
2008-04-17T13:42:46+00:00 17.04.2008 15:42
Oh, Nii-chan mein Nii-chan (<- nachwirkungen von Dead Poets Society...+drop) ich muss gleich schreiben bevor ich den Epilog lese... ich kann nur sagen...buhuu... (folgendes gibt nun das innere Kopfgespräch wider:)
Großhirn an Augen, Großhirn an Augen: fluuuuuuuuuuuuuuten, fluuuuuuten!
Augen: verstanden *fluuuuut*
TT____TT *schnüff* ich höre den geschickten Song in dauerschleife... (der passt ja wirklich die die Hand aufs Plüschöhrchen...) es ist traurig, dass es wirklich fürs erste zuende sein soll... da wird mir sowas von was fehlen... *seuufz* aber das Finale ar wirklch fulminant, es kam zwar nicht mit einem großen Knall, aber gerade diese relativ ruhige Handlungsführung, die aber trotzdem spannend und fesseln ist begeister mich. so...ich geh mal eben die Schleimspur wegwischen und den Epilog lesen...*mopp mopp*
*uschelt sich zum nächsten beitrag rüber*
(PS: der Satz der Entscheidungsfrage von kyo an Kira... *ins gedächtnis einbrenn* der ist toll....)
Von:  Meiri-chan
2008-04-16T18:55:26+00:00 16.04.2008 20:55
*reingerollert komm*
Chahaaan~ Ich bin Zuhause Schatz XDD
Okay, Keks beiseite, ich komm gleich zur Sache: buhuuu... T___T ich wei echt nicht wer mir mehr leid tun soll XD" bittersüßes Kapitel.. hach ja
und davon abgesehen, dass du mir die schnuffelig schönste Sezene (also bald das halbe Kapitel) schon vorab gesenselt hast kann ich gar nciht mehr so viel von mir geben außer: lang lebe Hana Kimi XD
und: du findest immer genau die richtige Mischung zwischen Ernst und lustig, öhrchen hoch^^ nur solltest du vielleicht doch noch mal beta lesen und die paar Winzigkeiten an vertipslern ausbessern, aber soo graviös isses auch net^^
also denn, ich freue mich auf das nächste Kapitel wie der Hund aufs Chappi XDD und stehe schon wieder vor dem Problem: mist ich muss nen chibi zeichnen XD okay, bleibt ja net mehr soo viel auswahl *an den stift renn*
megaplüschige Grüße vom A*beep* der welt an den A*beep* der welt, ich bin nicht dein Vater und das ist auch gut so! ò.ó XDD~ ♥
dein Nii-chan
Von:  Meiri-chan
2008-03-24T12:39:46+00:00 24.03.2008 13:39
soo... also hier in neuer Versuch Nii-chan~
ich hatte so einen schönen kilometerlangen Kommi geschrieben T__T und ich war sogar zufrieden damit und was passiert? XD mexx spinnt und er ist WÄHÄG >.< eine gefühlte (und wahrscheinlich auch gemessene) ewigkeit später also jetzt endlich meine erneute Lobhymne an dich nii-chanigstes aller Nii-chans^^
du hast dich wie immer selbst übertroffen XD (macht das eigentlich spaß, dauernd im wettlauf mit sich selbst zu sein und zu gewinnen? XD)
mir fällt jetzt vor schreck gar nicht mehr ein , welche szenen ich genau so am allerschnöfigsten fand, aber das können wir ja nochmal zusammen im detail ausklambbüsern XD ich werde mich wie versprochen nun ans zeichnen von Dean setzen XD (dessen realem namensvettern ich ab nun auch nie wieder ins icq-fenster schauen werden kann ohne mich halb zu beömmeln vor Freude *drooop*) und.... waaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah wie hast du dir das denn vorgestellt? @@ wie soll ich denn sowas als chibi zeichnen ohgottohgottohgottohnaseohnaseohnase XD naja... versuch macht klug? v:v wünsch mir luck... bababay~~^^
*weguschel*
Von:  sweetvampire
2008-02-29T17:23:25+00:00 29.02.2008 18:23
bin heute mal über deine ff gestolpert
ist echt gut geschrieben, was ja leider nicht sehr oft vorkommt
zwischendurch bin ich zwar immer mal wieder ein bißchen verwirrt, aber das macht nichts
ich freu mich auf viele weitere kapitel und vielleicht der einen oder anderen längeren kuschel-szene ^^

*kekse und kakao dalass*
bai baiii
-sweetvampire
Von:  turbodiver
2008-01-24T15:35:28+00:00 24.01.2008 16:35
Hey, chan...
Ich wollte dich nach einer Karte des Internats fragen... Ich sehe nämlich im moment nicht durch, was die Wege zwischen Theater und Kantine angeht...
Würdist du mir einen winzigen Gefallen tun und schreiben, schreiben , schreiben,schreiben, schreiben, schreiben und noch mehr schreiben um endlich den stuff namened Sozi forgetten????
Konstruktive Kritik kann ich weder bei dir noch bei Resy`s Geschichten anbringen, da mir schlich und weg nix negatives auffällt.

Auf das Interwiev freue ich mich schon riesig und bitte um Chappies mit extraüberlänge... nur für mich (**sabber* ich warte auf Lesestoff**)

Deine Fans sind zahlreich... enttäsche sie nicht!

Ach und P.S.: Ich finde es wirklich voll doof, das Resy mich nicht 10 Minuten auf Animexx lassen kann... (so was unsoziales. =[ )
Bis morjen...
Allerliebstre lieblings Grüße
Deine Juläääääääääää


P.P.S.: Ich will Morgen mal versuchen, ob wir am Montag trotz Sport ausfall mal in die Turnhalle knnen um Fußball zu spielen...
Magst du mit machen...????????????????
Jule
Von:  Meiri-chan
2008-01-19T18:59:34+00:00 19.01.2008 19:59
Hach ja, hallihallo chaan X33
Es ist wie immer, ich hab dir alle Bewertungen ja schon vorher erzählt (diesmal sogar brühwarm im kurzschlusstalk^^)dennoch hier nocheinmal das Lob: Wunderprächtig, schnuffig, lustig und ernst zugleich, wortgewandt wie immer, dafür gibts nen extra- Keks von mir (in FF-Form, wie du weißt^^)
immer weiter so mein Schnuffeltwin~
Die Zeichnung kommt auch noch wie versprochen, ich geb mir Müüheee^^
so, habe ich noch etwas konsequent wichtiges vergessen? naja.. im Interview wird dir schon was einfallen.. ein paar eingestreute insider wie immer fänd ich auch schön X3 da fühlt man sich immer so angesprochen *freu*
That's all~
yours, Meiri/Hina/Guraa etcpp. du kenst ja den Rest *megachu*
Von:  Meiri-chan
2007-11-20T09:01:58+00:00 20.11.2007 10:01
Sou chan, ich hab ja verpromised das ich trotz bereits bestehender Kenntnis nochmal meinen (süßsauren) Senf hierzu abgebe^^
guut, diesmal zuerst der konstruktive Teil bevor ich ins Schwärmen abgleite: es sind teilweise immernoch ein bisschen viel Einschübe find ich, besonders am Anfang, aber es liest sich trotzdem ansonsten gut flüssig und die kleinen Verwechslungsfehler hast du auch ausgemerzt^^
njaa ich liebe wie immer deine Metaphern, Sinnbilder und Eigenkreationen X333 und die Autorenkommentare erst XD nyaa... ich hab mich bei den Zusätzen weggeschmissen XD *in ihren Zimmerschützengraben guck* also.. entweder hier fehlt keiner Karyu hat schon für Nachschub gestrickt...oô (du willst ja gar nicht wissen wie oft ich in letzter Zeit in die Grubenlampenschoner beim lesen aus versehen ein nicht vorhandenes 'sch' gezaubert habe,,*drop*) btw. guck ma auf meine HP da steht was was dir gefallen könnte XDD
Von:  Misuzu
2007-11-15T21:26:33+00:00 15.11.2007 22:26
aah ich bin die erste
und dabei hab ich erst ehute angefang deine Fanfic zu lesen
ja wie gesagt is total toll
aba ich will endlich mehr über Kyo erfahren :(
aba ich will ja nicht drängeln

:) :)
deine Misuzu


Zurück