Familienbande von abgemeldet (Ich glaube an die Möglichkeit, auch wenn es nicht möglich ist, daran zu glauben) ================================================================================ Kapitel 3: Nächtlicher Besuch ----------------------------- Als ich abends mit meinen Pflegeeltern aß, bekam ich noch immer nichts runter. Ich stocherte wieder lustlos in meinem Essen herum und mein Blick war auf das Gemälde an der Wand gerichtet, dass ich eigentlich gar nicht sah. Stattdessen sah ich Jasper, Alice und Edward dort. Edward wirkte immer noch unruhig, Alice lächelte mich an und Jasper wirkte, als wäre er gar nicht wirklich anwesend. Lilly machte sich fürchterliche Sorgen um mich, aber ich nahm es kaum wahr. Nach dem Essen stand ich wortlos auf und ging auf mein Zimmer. Das tat ich immer nach dem Essen. Ich war kein Familienmensch, der sich nach dem Essen noch mit den anderen unterhielt. Meistens lernte ich, aber dieses Mal nahm ich einfach nur mein Kissen und kauerte mich aufs Bett. Die Cullens und Bella, vor allem aber Edward, hatten etwas in mir ausgelöst, das ich vorher nicht kannte. Ich war mir sicher, dass es ein gutes Gefühl war, aber im Moment schmerzte es einfach nur. Ich fühlte mich nicht wirklich wohl in diesem Haus von Menschen, die sich zwar meine Pflegeeltern nannten, bei denen ich mich aber wirklich nicht wohl fühlte. Bei Bella hatte ich eine seltsame Wärme gespürt, die ich noch nie zuvor bemerkt hatte und nun war sie krank. Ich erinnerte mich an Bellas Lächeln, als sie mich vor einer Woche begrüßte. Sie starrte mich nicht an, wie die anderen, sondern behandelte mich, als wäre es nichts neues, dass es eine Neue gab. Die Neue. Die war ich. Noch hangen sie an meinen Fersen, aber ich hoffte, dass die anderen bald damit aufhören würden. Meine Gedanken schweiften zu Edward. Noch immer traute ich mich nicht, die Gedanken zu denken, die gedacht werden wollten. Für einen kurzen Moment jedoch, überwältigten sie mich, aber ich verdrängte sie sofort. Plötzlich hörte ich draußen ein lautes Rumpeln und ich schrak zusammen. Ich sprang auf und rannte zum Fenster, um hinauszusehen, aber das einzige, das ich sah, war das flachgedrückte Gras unter meinem Fenster. Ich sah auf und mein Blick streifte die schwere Eiche vor meinem Fenster. Ich holte rasch eine Taschenlampe und leuchtete auf den Ast, der meinem Fenster am nächsten war. Eine gewaltige Schramme war im Holz zu sehen, als hätte jemand etwas hineingebohrt. Ich erschrak, zog meinen Kopf ein und schloss das Fenster schnell wieder. Einen Augenblick lang hatte es ausgesehen, als wäre es ein Handabdruck gewesen. Ich schüttelte energisch den Kopf, um mich selbst davon zu überzeugen, dass es unmöglich war. So kräftig konnte niemand sein. Edward stand mit halb geöffnetem Mund an der Innenseite der Haustür. Jasper kam gerade die Treppe runter und sah ihn fragend an. „Was ist los, Edward?“, fragte er und kam auf ihn zu. Edward murmelte nur etwas vor sich hin, das so leise war, dass nicht einmal Jasper es verstand und rauschte an ihm vorbei. Jasper sah ihm einen Moment noch verwirrt nach, ging dann aber zu Esme, die ihn gerufen hatte. Edward stand im nächsten Augenblick bereits vor Alice’ Zimmertür und klopfte an. „Seit wann klopfst du?“, fragte Alice durch die Tür und Edward trat ein. „Ich… ich bin ein wenig verwirrt“, meinte Edward und setzte sich auf das Sofa, das in Alice’ Zimmer stand. Ein Bett war nicht im Zimmer. Es wäre unsinnig gewesen, wenn man bedachte, dass sie ja sowieso nicht schlief. Alice sah Edward neugierig an. Sie saß ihm gegenüber. „Siehst du diese Faye in unserer Zukunft?“, fragte Edward und beugte sich ein wenig vor. „Wie kommst du denn jetzt auf sie?“, wollte Alice überrascht wissen. „Riecht sie für dich etwa schmackhafter als Bella?“ Edward funkelte sie wütend an. „Das war nicht witzig. Außerdem liebe ich Bella mehr als alles andere. Siehst du sie nun, oder nicht?“ Alice schloss für einen Moment die Augen, aber bevor sie überhaupt etwas hätte sehen können, sah sie Edward scharf an. „Erst sagst du mir, was in deinem Kopf vorgeht.“ Edward lauschte kurz den Gedanken seiner Familie, um sich zu versichern, wo sie waren, dann schaltete er sie der Höflichkeit wegen wieder aus. Sie waren alle außer Hörweite, solange er nicht zu laut sprach. Mit leiser Stimme erzählte er Alice von Fayes Gedanken, die er gehört hatte, als er, der Neugier halber, vor ihrem Zimmerfenster auf einem Ast gesessen hatte und wie ihre Gedanken ihn so sehr aus der Bahn geworfen hatten, dass er vom Ast gefallen war. Er hatte selbstverständlich Lärm gemacht und verschwinden müssen, denn Faye war schneller am Fenster gewesen, als er erwartet hätte. Er hatte sich erst hinter einem Baum versteckt, aber ihr schien außer dem tiefen Handabdruck, den er am Ast hinterlassen hatte, nichts aufgefallen zu sein. Alice’ Augen weiteten sich, als er ihr davon erzählte. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass die Möglichkeit besteht?“, fragte sie ihn, als er endete. „Wäre ich hier, wenn ich es für Unsinn halten würde? Ich habe nie danach gefragt und möglicherweise weiß Carlisle es gar nicht.“ Alice seufzte und schloss die Augen. „Was siehst du?“, stellte Edward die alles entscheidende Frage und als Alice die Augen öffnete, kannte er die Antwort. Doch wahrhaben, wollte er es noch nicht. „Sag bitte niemandem etwas davon“, meinte Edward leise beim hinausgehen. „Weder Esme, noch Jasper und schon gar nicht Bella. Versprichst du mir das?“ „Ich verspreche es. Ich werde schweigen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)