Bester Freund von abgemeldet (Taichi/Sora) ================================================================================ Kapitel 4: Gefühlschaos ----------------------- Ein bester Freund? Jemand, dem man all seine Probleme und Sorgen mit gutem Gewissen anvertrauen kann? Eine Person, die jemanden nimmt, so wie man wirklich ist und die selbst Fehler zu schätzen weiß? So jemanden kannte sie in jenen Zeiten nicht und sie hätte sich auch nie zu träumen gewagt, dass sich diese Tatsache einmal zum genauen Gegenteil wenden würde. Sora war glücklich mit ihrem Leben gewesen, alles lief reibungslos perfekt und abgesehen davon, dass jeder einmal seine Phasen hatte, in denen er sich von der ganzen Welt verbarrikadierte, konnte sie sich nun wirklich nicht beklagen. Sie war verliebt und hatte damals das große Los gezogen, dass diese Person ihre Gefühle erwiderte - Yamato Ishida. Niemals hatte sie sich getraut ihn anzusprechen, oder ihm wohlmöglich ein Geständnis zu machen und umso überraschter war sie letztendlich gewesen, als er eines Tages auf sie zuging und ihr klar machte, dass da weitaus mehr war, als nur eine einfache Freundschaft. Ihre darauffolgende Beziehung verlief blendend und Sora war insgeheim stolz gewesen, wenn ihnen jedes mal neidische Blicke nachgeworfen wurden - Hauptsächlich von Yamatos unzähligen Verehrerinnen. Sie liebte und wurde geliebt, doch war da auch noch etwas anderes, wofür sie noch lange Zeit dankbar sein würde. Sora hatte Freunde, um genauer zu sein einen besten Freund, dem sie vollstes Vertrauen schenkte und mit dem das Mädchen durch dick und dünn gehen konnte, egal zu welcher Zeit, oder Situation. Beide waren auf der genau gleichen Wellenlänge und selbst an jenem Tag, als sie gemeinsam mit fünf anderen Freunden in die Digiwelt gelangt waren, fühlte sie sich trotz der ihr völlig fremden Welt sicher und beschützt - Praktisch gesehen sah Sora in Taichi einen älteren Bruder, den sie nie hatte. Und dann war da noch ihre Familie, die sie mit ihrer wunderschönen, wenn auch manchmal schwierigen Kindheit in Verbindung brachte. Mit Toshiko hatte sich das Mädchen relativ selten verstanden und sie hasste sich im Nachhinein dafür, dass sie lange Zeit in dem Glauben gelebt hatte, ihre Mutter würde sie nicht lieben, geschweige denn akzeptieren. Ganz im Gegenteil. Zu ihrem Vater, Haruhiko, hatte Sora nie wirklich eine Beziehung aufbauen können, da dessen Beruf eine Menge Zeit beanspruchte und er somit selten Zuhause war. Weihnachten, Geburtstage, Neujahr.. Er war niemals der Vater gewesen, wie andere Menschen eine solche Person beschrieben, doch sie hatte sie sich mit den Jahren damit abgefunden und nahm es letztendlich einfach so hin, wie es war. Erschrocken starrte Sora in das Gesicht ihres besten Freundes und noch immer berührten ihre Lippen einander, während ihr Herz kräftig gegen ihren Brustkorb schlug. Auf ihren Wangen lag ein leichter Rotschimmer und obwohl es sich ungemein gut anfühlte, war da dennoch eine laute Stimme in ihrem Hinterkopf, die sie davon abhielt, sich noch länger diesem Gefühl hinzugeben. Schließlich war die Person, die sie da gerade küsste, schon seit vielen Jahren ihr bester Freund gewesen und dann tauchte auch noch Yamato vor ihrem geistigen Auge auf. Nein, es war einfach nicht richtig, was sich hier abspielte. "Nicht!", stieß sie heiser hervor und schubbste Taichi unsanft von sich. Er fiel rücklings nach hinten und starrte das Mädchen ebenso erschrocken an, verwundert darüber, was er gerade getan hatte. "Was.. was sollte das..?", fragte sie leise und sah ihn dabei undurchdringlich an. Dieser stand vorsichtig auf und versuchte die unglaubliche Röte in seinem Gesicht zu verbergen. Taichi wandte seinen Blick beschämt zur Seite und suchte verzweifelt nach den richtigen Worten. Auch Sora richtete sich langsam wieder auf und realisierte, wie sehr ihr Kopf eigentlich vor Scham glühte. "Es..", begann er nervös und schaute langsam wieder zu ihr rüber. "Es tut mir Leid - Ich weiß selber nicht wie..-" "Und ich habe gedacht, wir wären beste Freunde..", fiel sie ihm leise ins Wort. "Dabei interessiert es dich doch gar nicht, wie es mir geht, oder was ich fühle!" Mit jedem Wort wurde ihre Stimme lauter und die Situation geriet vollkommen außer Kontrolle. "Nein, das ist nicht wahr, Sora! Ich weiß selber nicht, wieso ich dich geküsst habe.. Ich..-" "Du bist das Allerletzte! Wahrscheinlich schert es dich einen Dreck, dass meine Mutter tot ist!" Sie rannte an ihm vorbei, riss die Tür auf und verschwand schließlich aus seinem Zimmer, gefolgt von Taichi. "Das ist doch nicht dein Ernst!? Du glaubst doch nicht wirklich, dass es mich nicht interessiert, dass.." "Lass mich in Ruhe! Mit dir bin ich fertig!" Laut fiel die Haustür ins Schloss und Yuuko schaute verwirrt zu ihrem Sohn rüber. "Was ist denn passiert? Habt ihr euch gestritten?" Er antwortete nicht, sondern stand einfach nur da und kämpfte mit der Wut auf sich selbst. Trotzallerdem konnte er ihre Reaktion irgendwie verstehen - Schließlich wusste Taichi selbst nicht einmal, wieso er ausgerechnet seine beste Freundin in solch einem Moment geküsst, oder was ihn auch nur annähernd dazu getrieben hatte. Sora hatte sich derweil auf den Weg zu ihrer Wohnung gemacht, während ein eisiger Wind um die Häuser zog und der Regen einige Pfützen auf den Straßen hinterlassen hatte. Tränen bahnten sich erneut über ihr gerötetes Gesicht und es tat weh, wenn sie im Nachhinein darüber nachdachte, was geschehen war. Sie hatte Trost und Verständnis bei Taichi gesucht, nichts weiter - Sora liebte ihn nicht einmal, da war sie sich sogar ziemlich sicher gewesen und trotzdem hatte sie noch immer dieses starke Herzklopfen, wenn sie an den Kuss zurückdachte. Traurig wischte sich das Mädchen die Tränen weg und fasste für sich selbst zusammen, dass die Sache mit Taichi vorerst ihr kleinstes Problem auf dieser Welt war. Es gab genug Sorgen, die in der nächsten Zeit nur so auf sie zukommen würden und Sora hatte keine Ahnung, wie sie auch nur annähernd damit fertig werden sollte. Überhaupt stellte sie sich die ganze Zeit die Frage, was aus ihr selbst werden sollte, da sich ihre Eltern erst vor einem Jahr scheiden ließen und das Mädchen seit her allein mit ihrer Mutter zusammen gelebt hatte. Unter Tränen biss sie wütend die Zähne zusammen und ihr war sofort klar, dass sie nicht ohne weiteres zu Haruhiko ziehen würde - Nicht unter solchen Umständen und schon gar nicht mit seiner neuen Freundin unter einem Dach. Außerdem waren es nur noch wenige Monate bis zu ihrem achtzehnten Geburtstag und dann war sie sowieso nicht länger abhängig von ihm. Es galt einfach stark zu sein und die nächsten Wochen so gut wie möglich zu überstehen. Stark sein.. War das überhaupt noch möglich? Schon lange hatte sich Sora nicht mehr so elend gefühlt und es war nichts im Vergleich zu den Problemen, die sie in der Vergangenheit gehabt haben mag. Es war schwer, nicht einfach loszuschreien und sich der Schwäche hinzugeben, aber es tat verdammt nochmal so weh. Die Fußgängerzone endete wieder und Sora marschierte verheult durch den Stadtpark, bis sie bei einer Bank urplötzlich stoppte und sich notgezwungen hinsetzte. Ihr Gesicht vergrub sie vollkommen aufgelöst in den Händen und das Licht der Straßenlaterne fiel auf ihren zierlichen Körper. Sie schaffte es einfach nicht. Das unkontrollierte Schluchzen war leicht gedämpft durch die Hände und sie zitterte wie Espenlaub, während ihr Puls unheimlich schnell raste. Sora fühlte sich aufeinmal so kraftlos und einsam, zweifelnd an ihren eigenen Worten und schwach aufgrunddessen, wie sie hier jämmerlich zu Grunde ging. "Sora." Erschrocken hielt sie inne und verharrte einen Moment lang in ihrer Position, bis sie schließlich die Hände vom Gesicht nahm und zu Taichi sah. Ihr fehlten die Worte. "Hör zu, Sora.. Es tut mir wirklich Leid." Es wunderte sie, dass er so offen und ehrlich war und ihr keine Vorwürfe machte. "Lass uns die ganze Aktion einfach vergessen, okay? Ich will mich deswegen nicht mit dir streiten." Ihr Blick fiel auf die Tasche, die er in der rechten Hand hielt. Anscheinend hatte sie diese in aller Aufregung vergessen mitzunehmen. "Wir sind doch Freunde, oder?" Er zögerte kurz und ging dann etwas näher auf sie zu. "Und ich möchte dir helfen.." Vorsichtig setzte sich Taichi neben sie und hielt ihr schließlich die Tasche hin, die sie wortlos entgegen nahm. Es wurde wieder still zwischen ihnen und Sora war viel mehr damit beschäftigt, sich langsam wieder zu beruhigen. Wahrscheinlich sah sie in ihrem jetzigen Auftreten absolut schrecklich aus - Immerhin brannten ihre Augen schon vom vielen Weinen. "Ist schon in Ordnung.. Ich habe etwas überreagiert, das tut mir Leid", hauchte sie mit leiser Stimme und sah ihm dabei nicht in die Augen. Taichi schüttelte den Kopf. "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Komm, ich bring dich nach Hause." Erst jetzt wandte Sora mutig ihren Blick zur Seite, um ihn anzuschauen. "Danke, aber ich gehe besser alleine.." "Bist du dir sicher?" "Ja." Sie stand auf, hang sich die Tasche über und machte sich erneut auf den Weg, während Taichi ebenfalls aufsprang und ihr besorgt hinterher schaute, noch bevor er etwas erwidern konnte. Irgendwie hatte er in diesem Moment das Gefühl versagt zu haben und obwohl er ihr am liebsten nachgelaufen wäre, ließ er es letztendlich doch bleiben - Warum, wusste er nicht. Als Sora zehn Minuten später endlich ihre Wohnung erreicht hatte, kramte sie nervös in ihrer Tasche und suchte in der Dunkelheit nach dem passenden Schlüssel, ohne dabei zu bemerken, dass jemand neben ihr stand. Erst als sich Sekunden später eine kalte Hand auf ihre Schulter legte, fuhr sie erschrocken zusammen, drehte sich panischkreischend um und ließ dabei ihre Tasche, mitsamt Inhalt zu Boden fallen. "Hey, ganz ruhig! Ich bins!" Anhand der Stimme erkannte sie, dass es Yamato war. "Was.. machst du denn hier?", keuchte sie immernoch erschrocken. "Und das um diese Zeit.." Sora kniete sich hin, um die heruntergefallenden Sachen wieder in die Tasche zu stopfen und sah, wie sie dabei von zwei weiteren Händen unterstützt wurde. Schnell hatten die beiden alles wieder zusammengeräumt und das Mädchen bedankte sich mit einem leisen 'Danke'. "Ich wollte mich bei dir entschuldigen", beantwortete er die Frage und versuchte ihr, trotz Dunkelheit, in die Augen zu schauen. "Du warst nicht in der Schule und als ich vorhin hier her kam, war auch niemand da.. Ich habe mir ganz schön Sorgen um dich gemacht und.. ...Sora?" Yamato hielt überrascht inne, als sich der Kopf des Mädchens leicht sank und sie zu schluchzen begann. "Was ist passiert?" Sora schüttelte den Kopf und klammerte sich im nächsten Moment an ihn, während ihr erneut die Tränen kamen. "Ich schaffe das nicht..", schluchzte sie leise und verstärkte ihren Griff panisch. "Bitte, hilf mir, Yamato!" "..Sora?" Es war mittlerweile nach Mitternacht und der Teekessel zischte leise. Sora saß mit einer Decke auf dem Sofa im Wohnzimmer und hatte beide Beine an ihren Körper herangezogen, als Yamato schließlich mit einer Tasse Tee zurückkehrte und ihr diese fürsorglich hinhielt. "Hier, trink das." Dankend nahm sie den Tee an und nippte ein, zwei mal daran, bis sie die Tasse auf den kleinen Tisch abstellte. Er setzte sich dazu, legte einen Arm um sie und spürte, wie sich ihr Körper an seinen schmiegte. Ruhig streichelte der Blonde über ihren linken Arm und starrte dabei in die Luft. "Hast du eine Ahnung, was du jetzt machen wirst?", fragte Yamato leise. Ihre Augen wurden zunehmend schwerer und Sora hatte inzwischen starke Probleme damit wachzubleiben. "Ich weiß nicht.." Sie lehnte ihren Kopf an ihn und schloss die Augen. "Ich weiß es wirklich nicht.." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)