Demonslayer von Thuja ================================================================================ Kapitel 1: Prolog ----------------- Mit ausdrucklosen Augen sah sie hinaus aufs Meer. Die Wellen berührten ihre Fußspitzen, dennoch wich sie nicht zurück. Sie wollte die Nähe zum Wasser spüren, nicht nur in Form des Windes, der ihr die dunklen Haare aus dem Gesicht wehte, sondern auch durch die Berührung des Meeres, diese sanfte und kaum zu spürende Berührung. Eine Berührung, wie sie es vor langer Zeit bekommen hatte. Doch die Erinnerung daran war so schwach, dass es nicht mehr als ein angenehmes Kribbeln war, welches in ihr die unbeschreibliche Sehnsucht nach Zärtlichkeit auslöste. „Über was denkt ihr nach, Alexandra?.“, erklang eine wohlbekannte Stimme neben ihr. Die Jugendliche warf einen schnellen Blick auf den Sprecher. Kopfschüttelnd schob sie ihre Gedanken zur Seite. Sie hatte sich für den Weg einer Dämonenjägerin entschieden, und als solche durfte sie keine Schwäche zeigen. Niemals! Sie hatte sich mit ihrer Einsamkeit abgefunden, seit sie begonnen hatte Dämonen auszulöschen. Sie lebte für den Kampf und vielleicht würde sie auch eines Tages im Kampf sterben ohne das jemand um sie trauerte, aber sie würde um keinen Preis ein anderes Leben wollen. Schließlich hasste sie alle Dämonen aus tiefster Seele und kein einziges dieser Wesen hatte es verdient zu Leben. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Der Moment der Schwäche war in der nächsten Minute völlig vergessen. „Hey ich habe dich was gefragt!“, ergriff der Mann wieder das Wort. Alexandra oder Alex, wie sie es bevorzugte genannt zu werden, sah den Menschen an. Der Erwachsene lächelte. Diesen kalten und scheinbar ausdrucklosen Blick kannte er sehr gut bei ihr. Sie brannte förmlich darauf den nächsten Dämon zu töten. Und er gab ihr immer die schwersten Aufträge, denn sie war die Beste des Dorfes, obwohl sie kein wirkliches Mitgliede des Clans war, sondern nur eine Waise, die es irgendwann in diese Gegend verschlagen hatte. Dennoch, der nächste Auftrag dürfte selbst für sie schwer werden. Sein Lächeln beibehaltend überreichte er ihr den Zettel, welcher den Namen des Opfers beinhaltete. Schweigend nahm die Jugendliche das Stückchen Papier entgegen. Ebenso stumm faltete sie es auseinander und las den in ordentlicher Druckschrift geschriebenen Namen: „Sesshomaru.“ Kaum, dass sie den Namen ausgesprochen hatte, erstarb das Lächeln des Ältesten. Er hatte plötzlich ein ungutes Gefühl bei der Sache. In seinen Augen spiegelte sich ernste Besorgnis wieder. „Du musst es nicht tun, wenn du nicht willst.“ Alex blickte verwundert von dem Zettel auf. So etwas hatte Salvador noch nie zu ihr gesagt. „Ist er so stark?“ Der Gefragte nickte. Auf Alex sonst so verschlossenen Gesicht bildete sich ein leichtes Lächeln „Gut!“ Sie wandte sich zum Gehen ab um ihre Ausrüstung zu holen. „Warte kurz“ Genervt hielt sie inne. „Was noch?“, fragte sie ohne sich umzudrehen. „Darf ich dich zum Abschied drücken.“, bat er. Kommentarlos ging das Mädchen weiter. Seit wann war sie denn so sentimental, dass sie darauf Wert legte sich zum Abschied drücken zu lassen? Is weiß, dass war jetzt ein sehr kurzes Kapitel, doch werd dafür bald weiterschreiben und das nächste wird auch länger :) Kapitel 2: Die Jagd ------------------- Seufzend ließ Alex sich an den herausragenden Wurzeln eines Baumes nieder. Seit drei Tagen jagte sie schon der Spur des Dämons nach und noch immer hatte sie ihn nicht eingeholt. Ihr Blick fiel auf den sternenübersäten Himmel. Es war schon weit nach Mitternacht und sie war am Ende ihrer Kräfte. Ehe sie weiter reiste, musste sie ein wenig schlafen. Schließlich konnte sie unmöglich gegen einen Dämonen kämpfen, wenn sie vor Müdigkeit fast umfiel, vor allen nicht, wenn der Dämon so stark war, wie der Älteste befürchtete. Müde lehnte sie ihren Kopf gegen das raue Holz des Baumstammes. Wenn sie allein unterwegs war, schlief sie stets im Sitzen. Denn so verhinderte sie, dass sie in einen tiefen Schlaf fiel und somit zur leichten Beute für Dämonen, aber auch für Menschen wurde. Als Jägerin hatte sie gelernt, dass sie stets so wachsam wie möglich sein musste, selbst wenn sie schlief. Und im Halbschlaf nahm sie wenigstens noch einigermaßen die Geräusche ihrer Umgebung war. Nachdenklich nahm die 18jährige ihr Schwert zur Hand. Ihr Gesicht spiegelte sich in der blankpolierten Klinge. Es grenzte fast an ein Wunder, dass die Arbeiterinnen des Dorfes ihr Schwert stets so reinigen konnten, dass nicht ein Tropfen des vergossenen Blutes mehr an der Waffe klebte. Wie viele Dämonen waren durch ihr Schwert schon gefallen? Unzählige. Und schon bald würde es einer mehr sein, einer mehr, den sie erledigte und einer weniger, der diese Welt mit seinen Atem verpestete. Selbstsicher schwang sie ihre Waffe durch die Luft. „Genieß deine letzten Stunden, Dämon!“ Mit diesen Worten legte sie das Schwert behutsam zur Seite, achtete aber darauf es stets griffbereit zu haben, falls ein nächtlicher Besucher sie überraschen sollte. Schließlich schloss sie müde die Augen. „Bereite dich schon mal auf dein Ende vor!“, schoss es der Jägerin durch den Kopf, als sie nur wenige Stunden später ein lautes Scharren vernahm. Ihre sensiblen Sinne verrieten ihr, dass der Dämon höchstens fünf Schritte von ihr entfernt stand. Dennoch ließ sie die Augen geschlossen und stellte sich schlafend. Die 18jährige wollte den Überraschungseffekt auf ihrer Seite haben. Sie konzentrierte sich auf die Geräusche vor ihr. Blätter raschelten, ein Knacken, der das Durchbrechen eines Astes verriet, ertönte. Es war geradezu eine Flut von Geräuschen, die sie meinte zu hören und dennoch, er war nur einen Schritt gegangen. Das hieß noch 4 Schritte Abstand von ihr. Sie konnte nicht sagen, weshalb sie die Entfernung zwischen sich und dem Dämon so genau bestimmen konnte, allerdings wusste sie, dass es keine menschliche Fähigkeit war. Ihre Instinkte waren außergewöhnlich, ein Grund warum sie so oft gemieden wurde. Viele hatten Angst vor ihr. Und ihre unnahbare Art half nicht unbedingt die Furcht vor ihr zu mindern. Der Dämon hielt inne, anscheinend wollte er es auskosten so eine leichte Beute zu haben. Sie spürte seinen gierigen Blick auf ihrer Haut. Es war so ein leichtes Kribbeln, dass wohl jeder verspürte, der wusste, dass ein Dämon ihn beobachtete, dessen Ziel lediglich in der Ausschaltung seiner Beute lag. Wieder hörte sie das leise Rauschen des Grases, ausgelöst durch das Schleifen der Füße über den Boden. Noch drei Schnitte, zwei, einer... Die Klaue des Dämons schellte nach vorne. Ruckartig schlug Alex die Augen auf, packte reaktionsschnell mit der rechten Hand ihr Schwert und mit der anderen ihre Tasche und sprang, sich mit den Füßen vom Boden abdrückend, auf den Ast über ihr. Der Dämon starrte überrascht nach oben. Es war ihm mehr als nur deutlich anzusehen, dass er damit nicht gerechnet hatte. Doch es dauerte nicht lange bis er sich wieder gefasst hatte und sich seine Überraschung in Zorn umwandelte. Er hatte sich auf eine leicht erlegte Mahlzeit gefreut. Nun musste er kämpfen, ehe er bekam, was er wollte. In seinen Augen blitzte es gefährlich auf. Er wollte Menschenfleisch, auf der Stelle Alex, entging nicht, dass der Dämon versuchte sie einzuschüchtern, doch der bloße Augenkontakt mit solch einem Wesen hatte ihr noch nie Angst gemacht. Gelassen warf sie ihre Tasche über den nächstbesten Ast, der sich in ihrer Höhe befand. Zwar war sie noch nicht wieder im Vollbesitz ihrer körperlichen Kräfte, allerdings war das für diese Sorte von Dämon auch nicht nötig. Ihr Gegner, ein Reptilartiger Dämon, der einer Echse mit aufrechtem Gang glich, setzte bereits zum Sprung an. Glaubte dieses Vieh wirklich, dass es eine Chance gegen sie hatte, wenn sie seinem vorangegangen Angriff sogar mit geschlossenen Augen ausgewichen war? Ihr Feind stürzte, mit seinen Krallen nach vorne, auf sie zu. Die Dämonenjägerin vollführte einen eleganten Salto um über den Angreifer zu springen und landete sanft mit dem Rücken zu der Kreatur auf dem Boden. Natürlich glaubte der Dämon das, er glaubte es nicht nur, er war sich wahrscheinlich sogar todsicher sie besiegen zu können. Alle Dämonen dachten immer, dass sie bei einem jungen Mädchen leichtes Spiel hatten. Doch diesen Fehler begingen sie nur einmal. Wieder spürte sie dieses Kribbeln in ihrem Nacken, die Schlitzaugen ihres Konkurrenten ruhten auf ihr. Die Teenagerin warf einen Blick über ihre Schultern. Der Dämon befand sich auf dem Ast, auf welchen sie vor wenigen Sekunden noch gestanden hatte. Seine ganze Körperhaltung war angespannt. Es schien, als würde er so langsam verstehen, dass sie kein normales Mädchen war. Entschlossen umfasste sie den Schaft ihres Schwertes. Sie hatte genug gespielt, zumindest für ihre Verhältnisse. Normalerweise machte sie sich bei niederen Dämonen niemals die Mühe überhaupt auszuweichen. Provozierend langsam drehte sie sich zu ihrem Gegner. Dieser bereitete sich schon auf den nächsten Angriff vor. „Du verdammtes Menschenkind wirst mich nicht töten.“, zischte es voller Wut. Und dennoch sie konnte die Unsicherheit, die sich in dem Reptil breit machte, aus seiner Stimme heraus hören. Im nächsten Augenblick kam er auf sie zu gesprungen, seine Klauen gefährlich nach vorne gestreckt. Allerdings, und das war sein Fehler, zielte er auf ihren Kopf. Mit Leichtigkeit duckte sie sich rechtzeitig weg, so dass das Wesen nur in die erwärmte Nachtluft schlug. In geduckter Haltung schlug sie mit dem Bein nach seinen Füßen und brachte ihn somit zur Fall. Noch eher er sich wieder aufrichten konnte, stand sie über ihn und senkte rasend schnell die Klinge. Der kalte Stahl drang erbarmungslos in die schuppige Haut des Dämons. Blut spritze. Das Wesen schrie auf. Seine Augen quollen nach vorne. Mit letzter Kraft hob es seinen Arm um Rache zu nehmen. Vergeblich. Kraftvoll rammte sie das Schwert noch weiter in den Körper der Kreatur, deren Arm geräuschvoll ins Gras zurücksank. Seine Augen waren inzwischen ungläubig geweitet, so als könnte er es nicht fassen, dass sein Leben so plötzlich endete und dann noch durch die Hand eines Menschen. Ein letztes Röcheln entwich aus der Kehle des Sterbenden, dann forderte die Wunde ihren Tribut. Der Dämon war tot. Ohne jegliches Mitleid sah die Jägerin auf die Leiche herab, unter welcher sich eine Blutlache bildete. Langsam zog sie die Waffe aus dem toten Körper. Dunkelrotes Blut tropfte von der Scheide auf den Boden. Doch obwohl ihr Gegner besiegt war, verspürte sie noch ein gewisses Unbehagen, so als wäre die Gefahr noch nicht vorbei. Zwar konnte sie keine dämonische Präsens mehr wahrnehmen, dennoch wurde sie das starke Gefühl nicht los, dass sie seit einer Weile beobachtet wurde. Misstrauisch sah sie sich um. Genau in diesem Moment flog ein Wurfmesser auf sie zu. Der Jugendlichen, welche die Gefahr erst zu spät erkannte, gelang es nicht mehr auszuweichen. Die Waffe streifte ihren linken Oberschenkel. Gequält verzog die 18jährige das Gesicht. Warmes Blut lief ihr Bein herunter. Trotz des Schmerzes gab sie keinen Klagelaut von sich. Stattdessen sprang sie, den Schmerz in eine dunkle Ecke ihres Bewusstsein schiebend, mit einem Satz zurück auf den Ast. Mit einer schnellen Handbewegung hatte sie ein Wurfmesser aus der Tasche gefischt und warf es in das Gebüsch, aus welchen der Angriff gekommen war. Wie erwartet rettete der Messerwerfer sich, indem er sein Versteck verließ und in ihr Sichtfeld trat. Alexandra musterte ihren Kontrahenten kurz. Allerdings konnte sie keine Einschätzung abgeben, ob ihr Feind stark war oder nicht. Sie wusste nicht mal, ob es sich hier um einen Dämon handelte. Den Konturen nach zu urteilen konnte es ein Mensch sein, jedoch war die Person in einen schwarzen Kapuzenumhang gehüllt, weshalb es ihr schwer fiel ihn eindeutig einzuordnen. Hinzu kam, dass sie bei ihm weder eine menschliche, noch eine dämonische Aura wahrnehmen konnte. Aber warum hatte sie seine Anwesenheit nicht gespürt? „Es ist sinnlos sich zu wehren, du hast keine Chance gegen mich, einem Diener des großen und unbesiegbaren Dämons Ryudo, der dir Ehre zuteil lassen wird seine Gefangene zu sein.“, riss eine männliche Stimme sie aus den Gedanken. Die Jägerin antwortete nicht. Wie viele Dämonen hatten ihr schon gesagt, dass sie keine Chance hatte. Fast so viele, wie sie getötet hatte. „Und tut es weh?“, fragte ihr Widersacher spöttisch, wobei er lächelnd auf den roten Fleck auf ihrer Kleidung sah, der schnell größer wurde. Sie reagierte nicht auf die Frage, sondern sah ihm offen ins Gesicht, das einzige Körperteil, was halbwegs enthüllt war. Doch gerade daraus konnte sie so einiges über ihren Gegner erfahren. Augen verrieten mehr als die meisten glaubten. Der Mann, falls es einer war, konzentrierte sich darauf Blickkontakt zu halten und die Teenagerin ahnte warum. Dieses Wesen wollte sie um keinen Preis aus den Augen verlieren. Wahrscheinlich hatte es mehr Angst vor ihr, als es sich eingestehen wollte. Doch das würde ihm nicht gelingen. Ein kurzes Blinzelns ihres Konkurrenten reichte aus und sie war aus seinem Blickfeld verschwunden. Erschrocken blickte dieser sich um. Was war geschehen? Im nächsten Augenblick standen die beiden Gegenspieler Rücken an Rücken. Durch die plötzliche Berührung zuckte der Mann zusammen. Die 18jährige stieß ihr Schwert nach hinten. „Nicht so sehr wie das“, bemerkte sie sarkastisch. Mit einem kräftigen Ruck zog sie die Waffe zurück. Ihr Gegner fiel sofort leblos zu Boden. Tief durchatmend drehte sie sich um. Der Name Ryudo sagte ihr nichts. Warum sollte jener sie also gefangen nehmen lassen? Weil sie eine gefürchtete Dämonenjägerin war? Möglich wäre es. Anderseits Gründe raten brachte sie nicht weiter. Sie hatte einen Auftrag zu erfüllen Seufzend versuchte sie ihr verletztes Bein zu belasten. Glücklicherweise war die Wunde nur ein langer, dafür aber nicht besonders tiefer Schnitt. So konnte sie wenigstens, wenn auch unter Schmerzen, normal auftreten. Dennoch war die Verletzung ein erheblicher Nachteil für den Kampf der ihr demnächst bevorstand, allerdings würde sie deswegen die Jagd nicht abbrechen. „Vielen Dank Mistkerl!“, wandte sie sich an den Toten. Wenn die Verletzung wenigstens nicht so unglaublich Brennen würde. Schlafen konnte sie jetzt auf keinen Fall mehr, nicht ehe der Schmerz nicht einigermaßen abgeklungen war. Sobald sie sich selbst verarztet hatte, würde sie weiter reisen. Natürlich würde sie ihr Zielobjekt nicht angreifen, bevor sie nicht eine weitere Rast gehabt hatte, schließlich war sie noch nicht ausgeschlafen. Aber sie rechnete eh nicht damit, Sesshomaru am nächsten Tag zu finden. Ihr Blick fiel wieder auf die Leiche zu ihren Füßen. Es wurde Zeit ihren Angreifer zu enttarnen. Ohne Ekel, wie es die meisten anderen Mädchen in ihren Altere gehabt hätten, packte sie die Leiche an der Schulter um sie auf den Rücken zu drehen. Ruckartig zog sie ihre Hand zurück. Gerade noch rechtzeitig um sich nicht im Feuer zu verbrennen, dass den Körper aus Haut und Knochen in ein Häufchen Asche verwandelte. Grimmig sah Alex in den Himmel „Du willst mich also finden und ich soll solange im Unklaren bleiben.“ Im Gedanken versunken holte sie ihre Tasche vom Baum. Sie hätte zu gerne mehr über diesen Ryudo erfahren, doch anscheinend wollte dieser nicht mehr als seinen Namen preisgeben. Egal, sie würde später versuchen mehr Informationen zu sammeln. Außerdem fürchtet sie ohnehin keine Dämonen. Sollte er ruhig kommen. Wenig später saß die 18jährige, sich noch ein paar Minuten Ruhe gönnend, im weichen Gras. Um ihren linken Oberschenkel trug sie einen Verband. Doch ihre Aufmerksamkeit galt schon längst nicht mehr der Verletzung. Stattdessen hielt sie nachdenklich den Zettel mit ihrem Auftragsziel in der Hand. Die Hinweise die man ihr gegeben hatte, waren spärlich. Sie wusste lediglich dass sie einen Hundedämon mit einem Sichelmond auf der Stirn suchte. Doch auf dem Papier stand weder Auftragsgeber, noch Gehalt. Normalerweise wurden diese Informationen mitgeliefert. Warum sollte ihr Auftraggeber auch anonym bleiben? Das ganze war mysteriös. Jetzt wurde es erstmal Zeit die Jagd fortzusetzen. Sie wüsste nur zu gern, ob sie überhaupt noch die richtige Richtung einschlug. Nur sehr wenige Menschen hatten ihr über den Aufenthaltsort von Sesshomaru Auskunft geben können, als sie sich durchgefragt hatte und die meisten hatten den Dämon nur kurzzeitig gesehen und waren sich nicht einmal sicher, dass es sich dabei wirklich um das gesuchte Geschöpf handelte, da sie ihm nicht ins Gesicht gesehen hatten, sondern nur aus einem Versteck heraus beobachtet hatten. Auf jeden Fall war ihr Opfer in ständiger Bewegung und schien nie länger als einen Tag an einen Ort zu verharren. Die Frage war nur was sein Ziel war? Hatte er überhaupt eins? Mit einem Satz war Alex auf den Beinen. Sehr weit entfernt von ihr spürte sie eine starke Aura. War er das? Sie warf sich ihre Tasche über die Schulter. Vielleicht würde sie ihn schneller finden als geglaubt. Die aufgehende Morgensonne tauchte den Himmel in ein sanftes Rosa und kündigte den Beginn eines neuen Tages an. Verschlafen rieb sich Rin die Augen. Direkt neben ihr ruhte Jaken, der Krötendämon. Ihr Blick durchforstete die Landschaft. Zu ihrer Enttäuschung war Sesshomaru wie so oft nicht anwesend. Natürlich war sie es gewohnt mit Jaken oder Ah-Un alleine gelassen zu werden, trotzdem war es ihr lieber ihren Meister in der Nähe zu haben und sei es nur deswegen, weil sie sich dann sicherer fühlte. Müde streckte sie sich noch einmal, ehe sie auf allen vieren zu Jaken krabbelte. Dieser schlief noch tief und fest. Ohne darauf Rücksicht zu nehmen, packte das kleine Mädchen den Dämon an der Schulter und begann ihn wach zu rütteln. „Hey Jaken, aufstehen! Los!“ Der Gnom reagierte nicht, sondern stellte sich weiter schlafend, Er wollte seine Ruhe haben. Wieso musste sie jedes Mal, wenn sie aufwachte, ihn mit aufwecken? Wie als hätte er seine Frage laut ausgesprochen, schrie sie ihm die Antwort ins Ohr: „Los, was soll ich denn alleine machen, außer mich langweilen?“ Jaken grunzte verärgert. Wieso verstand dieses Kind nicht, dass er schlafen wollte?! „Jetzt steh schon auf!“ Noch immer rüttelte sie unaufhörlich an dem Krötenyokai, doch vergeblich, Er machte sich nicht einmal die Mühe sie zu verscheuchen, denn das war sie einfach nicht Wert. Schließlich war sie nur ein Mensch und stand somit weit unter ihm. Zwar hasste er das Mädchen nicht, aber es war auch nicht so, dass er irgendwelche positiven Gefühle mit ihr verband. Nur seiner Loyalität zu Sesshomaru wegen akzeptierte er sie in seiner Nähe. Wäre sie nicht eine Begleiterin seines Herrn, er hätte sie schon längst allein im Wald gelassen Erneut beugte sie sich zu seinem Ohr um ihn etwas zu sagen, doch in diesem Moment tauchte ihr Meister zwischen den Bäumen auf. Er warf nur einen kurzen Blick auf seine Anhänger, dann wandte er sich ab. „Wir gehen weiter.“ Es klang wie eine einfache Feststellung, aber jeder der ihn kannte wusste, dass es ein Befehl war. Wie vom Blitz getroffen sprang Jaken auf. Seine Müdigkeit schien plötzlich völlig verschwunden zu sein. „Jawohl, mein Herr.“, reagierte er auf die Worte seines Meisters, der ihn wie so oft ignorierte. Sesshoamru wollte sich schweigend wieder in Bewegung setzen, doch in diesem Augenblick landete ein junges Mädchen wenige Meter vor ihm. Auf ihrem Gesicht zeichnete sich ein triumphierendes Lächeln ab. „Gefunden!“ So das wars erstma, hab doch nicht so lange gebraucht wie ich gedacht hatte. Wofür aber eher die Hitze verantwortlich ist, wegen der ich nicht schlafen konnte und deswegen letzte Nacht schön fleißig war. Hoffe es gefällt euch einigermaßen. Bis zum nächsten Kapitel kann es dann aber etwas länger dauern. Kapitel 3: Der Kampf -------------------- Dank einem Wochenende in der Natur konnte ich schneller weiter schreiben als geplant war. Bin zwar nicht wirklich zufrieden mit dem Kapitel, aber bekomms irgendwie nicht besser hin. Hoffe aber euch gefällt es einigermaßen und vielen Dank für all eure Kommis. Jetzt viel Spaß beim Lesen ----------------------------------------------------------------- Alexandra verlagerte ihr Gewicht auf ein Bein und stemmte eine Hand in die Hüfte. „Du solltest mehr töten, dann hätte die Suche weniger länger gedauert“, gab sie in einem Tonfall von sich, der schwer erraten ließ, ob sie es ernst meinte oder nicht. Doch der Dämon reagierte nicht auf ihre Worte. Stattdessen sah er sie mit seinen kalten Augen schweigend an. Die Jugendliche spürte wie es ihr eiskalt den Rücken runter lief. Solche Augen hatte sie noch nie bei einem Dämon gesehen. Dieser Ausdruck von Gleichgültigkeit und Gefühlskälte gegenüber der Umwelt und dann dieses stechende golggelb….Es fiel ihr schwer seinen Blick stand zu halten…. Doch warum? Verärgert schob sie das beklemmende Gefühl zur Seite. Weshalb sollte sie sich darüber Gedanken machen? Schon in wenigen Minuten würden diese Augen nicht mehr strahlen, sondern nur noch leblos auf irgendeinen Punkt starren. Dann war es egal, was sie gefühlt hatte, als er sie angesehen hatte, zumal Gefühle doch immer ein Zeichen von Schwäche waren. Sie behinderten ihre Arbeit nur, mit Ausnahme des Hasses auf Dämonen, denn dieser beflügelt sie und gab ihr Kraft. „Was willst du?“, unterbrach die kalte Stimme Sesshomarus die eingetretene Stille. Mit einem geübten Handgriff zog die Jägerin ihr Schwert aus der Scheide. Drohend zerschnitt sie damit die Luft vor ihrem Gesicht. „Dich töten“, antwortete sie kurz und wäre ihre Stimme nicht so entschlossen gewesen, hätte der Inuyokai geglaubt, sie würde scherzen. Seine Sinne verrieten ihm, dass dieses Mädchen nur ein gewöhnlicher Mensch war und selbst wenn sie ein wenig kampferprobt war, so stellte sie keine Herausforderung für ihn dar. Wieso glaubte dieses Kind gegen ihn, einen mächtigen Dämon, bestehen zu können? „Warum so still Hat es dir die Sprache verschlagen?“, versuchte die 18jährige zu provozieren, da er erneut nicht antwortete, doch auch diesmal ignorierte ihr Gegenüber das Gesagte. Ganz im Gegensatz zu seinem Reisenbegleiter, einem kleinen grünen Gnom, der schützend vor seinen Herrn sprang, als müsste er dessen Ehre verteidigen. „Was bildest du dir ein du freche Göre. Entschuldige dich sofort bei meinen Mei….“, fuhr er die Kämpferin mit krächzender Stimme an. Doch bevor er zu Ende sprechen konnte, spürte er den kalten Stahl ihrer Waffe an seiner Kehle. Sofort verstummte der Yokai und verzog sich ohne ein weiteres Wort zurück in den Hintergrund und in seiner Meinung nach sicherer Entfernung von der Kriegerin. Vielleicht war es doch besser, wenn sein Herr diese Sache erledigte. Dieser war zwar meist sehr schweigsam, dafür sprachen seine Kampffertigkeiten umso mehr für ihn. Diese Göre würde es schon noch bereuen, seinen Meister beleidigt und ihn, Jaken, bedroht zu haben. Er sah ihre Niederlage schon vor seinem geistigen Auge. Freudig rieb er sich die Hände. Hoffentlich würde es schmerzhaft werden. Voller Erwartung warf er einen Blick auf Sesshomaru, der sich noch immer nicht von der Stelle gerührt hatte. Auch die Jugendliche schenkte ihre ungeteilte Aufmerksamkeit wieder ihrem Missionsziel. Dieser Dämon war anders, als ihre vorigen Gegner, nicht nur von der äußeren Erscheinung, obwohl diese, was sie sich selber eingestehen musste, äußerst attraktiv war und ganz im Gegensatz zu dem stand, was sie von früheren Aufträgen gewohnt war. Ihre vorangegangenen Opfer glichen meist Riesenwürmern, Echsen, Spinnen und anderen abartigen Kreaturen. Überdies war sie es gewohnt, dass ihr Gegner sie mit überheblichen Sprüchen zu textete, doch dieser schien einfach nur auf den Beginn des Kampfes zu warten. Eine seltene Freude mal nicht zu hören, dass sie keine Chance hatte. Selbstsicher erwiderte sie seinen Blick. Sie war bereit, der Kampf konnte beginnen. Trotz, dass kein Wort mehr ihre Lippen verließ, spürte Sesshomaru, dass sie darauf brannte anzufangen. Folglich musste er diese lästige Auseinandersetzung austragen, obwohl der Sieger von vorne herein klar stand. Allerdings würde er diesen Mensch nicht vor seiner Begleiterin töten. Sie war zu jung und zu weich um das zu verkraften. Deswegen war es besser, wenn sie in einiger Entfernung auf ihn wartete. Genervt legte er seine Hand auf den Schaft seines Schwertes. Eine letzte Warnung für die Schwarzhaarige. Allerdings zeigte diese keine Regung. Er kam also nicht um einen Kampf herum. Diesem Mädchen meinte es doch tatsächlich ernst! Wenigstens würde es ihre letzte Dummheit sein. „Rin“ Seine Stimme war schneidend. Doch die bloße Erwähnung ihres Namens reichte dem Kind aus um zu verstehen. Wenn sie jetzt hier blieb, dann wäre sie nur ein Hindernis für ihn und brachte sich selber nur unnötig in Gefahr. Gehorsam schwang sie sich auf den Rücken von Ah-Un, der sich sogleich in die Lüfte erhob um seine Reiterin vom Kampfgeschehen weg zu tragen. Natürlich hasste sie das Warten auf ihren Meister, aber es war unvermeidlich. Und die Hauptsache war, dass er immer wieder zu ihr zurückkam. Aus den Augenwinkeln beobachtete die Dämonenjägerin das Verschwinden des Mädchens, das die ganze Zeit schweigend an der Seite gestanden hatte. Wieso lief sie mit einem Dämon rum? Sorgte er etwa für sie? Wenn ja, dann brauchte die Kleine ab heute einen neuen Pfleger. Ein metallenes Geräusch ließ die Teenagerin wissen, dass auch der Yokai seine Waffe gezogen hatte. Endlich konnte es losgehen. Tief durchatmend schloss Alex ein letztes Mal die Augen. Die Spannung, welche in der Luft lag, war regelrecht zum Greifen dick. Um sie herum war es totenstill geworden, fast so als würde selbst der Wald erwartungsvoll auf den Kampf warten. Ruckartig schlug die 18jährige die Augen auf. Dann wollte sie ihn nicht länger warten lassen. Kraftvoll vom Boden abspringend, erschien sie über dem Wesen und griff es aus der Luft heraus an, das Schwert senkrecht nach unten gerichtet. Ihr Gegner wehrte die Attacke mit Leichtigkeit ab und schlug sie zurück, so dass sie wenige Schritte von ihm entfernt wieder auf der Erde landete. Noch bevor sie zu einem neuen Angriff ansetzen konnte, jagte Sesshomaru auf sie zu. Doch als er zustechen wollte, vollführte sie eine halbe Drehung und rettete sich so in letzter Sekunde vor dem tödlichen Schlag. Sofort schlug der Dämon mit der Klinge zur Seite, doch auch diesmal traf er ins Leere, denn seine Konkurrentin hatte sich mit einem Rückwertsalto in Sicherheit gebracht. Auf der Stelle verharrend schwang das Wesen seine freie Klaue durch die Luft. Eine hell leuchtende Energiepeitsche surrte durch die Luft. Die Jägerin, die mit dieser Attacke nicht gerechnet hatte, versuchte auszuweichen, konnte jedoch nicht verhindern, dass der helle Faden ihren Oberarm streifte und ihr somit ins Fleisch schnitt. Von Schmerz getrieben kniff sie kurz die Augen zusammen. Dadurch verzögerte sich ihr nächster Angriff. Ihr erfahrener Gegner nutzte die Chance. In Sekundenschnelle überbrückte er die Entfernung zu seiner Feindin. Allerdings nicht schnell genug, denn Alex gelang es in allerletzter Sekunde seinen Angriff abzuwehren. Die Schwerter schlugen klirrend gegeneinander. Irgendwo in der Nähe schossen Vögel verängstigt in die Luft. Mit aller Kraft die sie aufbringen konnten, übten die Kämpfer Druck auf die jeweilige andere Waffe aus. Alex sah dem Yokai ins Gesicht, dass sich nun nur wenige cm von ihr entfernt befand. Er gab noch längst nicht alles, denn seine Gesichtszüge wirkten noch immer relativ entspannt, sie hatte allerdings auch noch Reserven. Dennoch konnte sie nicht verhindern, dass ihr Schwert leicht nach unten gedrückt wurde. Sie würde diese Kraftprobe verlieren. Ehe das eintreten konnte, zog die Jugendliche ihre Waffe zurück und duckte sich vor der heransausenden Klinge weg. Wie schon bei dem Kampf gegen den Echsendämon in der Nacht, versuchte sie ihren Rivalen mit dem Fuß zu Fall bringen, doch es schien als hätte ihr Gegenspieler damit gerechnet, denn dieser sprang zurück und ging dadurch wieder auf Entfernung. Für einen Menschen war sie mehr als gut, fast zu gut würde er meinen. Kaum ein normaler Sterblicher hatte solche Fähigkeiten. Aber seine ausgeprägten Sinne konnten sich unmöglich irren. Erneut griff er die Kriegerin mit dem Schwert an, doch sie war im Schwertkampf genauso talentiert wie er. Nicht nur in der Beinarbeit, sondern auch in der Schwertführung stand sie ihm in nichts nach. Wie konnte das sein? Sie war ein Mensch! Zudem hatte er sie schon an der Schulter verletzt und sie tat als wäre nichts geschehen. Nach einer Weile gelang es dem Mädchen aus der Verteidigungsposition herauszubrechen und selber in den Angriff über zu gehen, weshalb er mit einem Rückwärtssprung den Abstand aufs Neue erhöhte. Wieder jagte seine Lichtpeitsche durch die Luft, doch diesmal wich die 18jährige mit einem Sprung nach oben aus, wodurch die Peitsche auf den Boden aufschlug und Staub aufwirbelte. Alex, die nun auf einen Ast hockte sah nach unten. Der Angriff hatte einen kleinen Krater im Erdboden hinterlassen. „Scheint, als hatte er wesentlich mehr Kraft in seine Attacke gelegt als beim ersten Mal“, schoss es dem Mädchen durch den Kopf. Gut, dass sie diesmal vorbereitet gewesen war. Jetzt war sie wieder an der Reihe. Sie wusste auch schon wie sie es angehen wollte. Sie würde mit einem Satz hinter ihm landen und ihm dann den Todesstoß verpassen, schnell, aber durchaus nicht schmerzlos. „Stirb“, zischte die Jugendliche dem Dämon zu, indes sie mit einem gewaltigen Sprung über seinen Kopf hinweg flog. Ruckartig wirbelte der InuYokai herum, in der Hoffnung noch einen Konter starten zu können. Doch wider Erwarten griff Alexandra nicht sofort an, wie sie es geplant hatte, denn als ihre Füße den Boden berührten, wurde ihr ihre Verletzung wieder schmerzlich ins Bewusstsein gerufen. Ihr verwundetes Bein knickte leicht ab. Die Jägerin stöhnte leise auf. Im nächsten Augenblick spürte sie die Klinge des gegnerischen Schwertes an ihrer Kehle. „Lass das Schwert fallen“, zischte Sesshomaru ihr zu. Zwangsweise gehorchte die Jugendliche. Der Dämon packte sie an der Schulter und drehte sie zu sich um, so dass er ihr in die Augen sehen konnte. Er empfand leichte Bewunderung für dieses Mädchen. Denn bei dieser Attacke hatte sich das bestätigt, was er die ganze Zeit vermutet hatte. Ihr Bein war verletzt, deswegen hatte sie bei ihrem Auftauchen ihr ganzes Gewicht auf das rechte Glied verlagert, um das andere zu schonen. Dass sie zusammengesackt war, bestätigte seine Vermutung. Wie konnte man nur so dumm sein und auch noch mit einer Beinverletzung gegen einen Dämon antreten, obwohl sie auch unverletzt gegen ihn verloren hätte, dessen war er sich sicher. Stumm hielt er ihr die Schneide an die Kehle. Sollte sie sich bewegen, wäre es ihr Ende. Normalerweise würde er sie sofort töten, anstatt sie erst mit seiner Klinge zu bedrohen, doch er wollte heraus rausfinden, wer der Auftragsgeber dieser Jägerin war. Seltsamerweise zeigten ihre Augen keinerlei Furcht, wie er es erwartet hatte. Schließlich war sie so gut wie Tod und dennoch strahlte sie eine enorme Selbstsicherheit aus. Aus den Augenwinkeln bemerkte er wie etwas helles in ihrer Hand aufblitzte. Energie! Verwundert riss er die Augen auf. Es gelang ihm nicht mehr rechtzeitig sie zu töten, indem er ihr die Kehle durchschnitt. Eine Energiekugel schlug in seine Magengegend ein, wodurch er einige Meter zurückgeschleudert wurde und dort in leicht gekrümmter Haltung stehen blieb. Glücklicherweise hatte sie nicht genug Zeit gehabt den Angriff stark genug zu machen, da sie sonst Tod gewesen wäre. Dennoch spürte er einen Schmerz in der Magengegend, allerdings nicht so stark, dass ihn das in irgendeiner Weise beeinträchtigen könnte. Jedoch konnte kein normal Sterblicher Energie in der Hand sammeln „Ich dachte ich hätte es mit einem Menschen zu tun“, sprach er seinen Gedanken laut aus „Das hast du auch“ Sesshomaru schüttelte den Kopf. „Wohl kaum“ „Alle deine Sinne verraten dir, dass ich einer bin, warum also Zweifel. Hat es dich so sehr überrascht, dass ich Energie gebündelt habe?“ „Ja“, gab er ehrlich zu, wobei seine Stimme noch immer so gleichgültig wie am Anfang des Kampfes klang. „Du wirst leider nie erfahren, weshalb ich solche Fähigkeiten hab, aber sei geehrt, denn du bist der erste an dem ich sie ausprobieren durfte“ Während sie sprach bildete sich in ihrer Hand ein Feuerball. Sesshomaru suchte nach Anzeichen dämonischer Energie, doch er fand nichts. Warum? Seine Sinne waren so sensibel, wenn sie irgendetwas Unmenschliches an sich hatte hatte, so musste er es doch spüren. Alex lächelte leicht. Dieser Dämon war so mächtig, dass er glaubte genau zu wissen, dass ein Mensch vor ihm stand und das irritierte ihn sichtlich, obwohl er seine Gesichtszüge so perfekt im Griff hatte, dass sie keine Gefühlsregung verrieten. Allerdings betrogen seine Instinkte ihn nicht, wie er dachte, sie war wirklich ein Mensch. „Zerbrich dir nicht den Kopf darüber, du bist sowieso so gut wie tot“, bemerkte sie bösartig. Ehe er wieder anfangen konnte zu sprechen, sprang sie hoch in die Luft und jagte anschließend im Schrägflug auf ihn zu. Den Feuerball noch immer in ihrer Hand haltend. Sesshomaru stellte sich verteidigungsbereit hin. Plötzlich spürte die Teenagerin einen kraftvollen Schlag in die Seite. Mit voller Wucht wurde sie gegen einen Baum geschleudert. Die Kämpferin stöhnte hörbar auf. Vergeblich versuchte sie sich aufzurichten, indem sie sich am Stamm nach oben zog. Doch der Schmerz raubte ihr zu viel Kraft. Halb bewusstlos sank sie wieder auf die Knie. Ihr Kopf dröhnte schrecklich. . Das Blut rauschte in ihren Ohren. Außerdem spürte sie wie etwas ihren Nacken hinunterlief. Sie griff sich mit der Hand an den Hinterkopf und fühlte das, was sie befürchtet hatte. Blut. Verwundert sah Sesshomaru in die Luft. Ein Dämon in Menschengestalt schwebte wenige Meter über den Boden. Der Mann schenkte dem Inu Yokai keine Beachtung. Stattdessen bereitete er zwischen seinen Klauen einen neuen Zauber vor, welchen er anschließend auf die 18jährge abfeuerte. Alex sah das grelle Licht in rasend schneller Geschwindigkeit auf sie zukommen. Leider war sie zu geschwächt, als dass sie die Attacke hätte abwehren können. Sich innerlich auf ihr Ende vorbereitend, schloss sie die Augen und wartete Doch nichts geschah. Kein Zauber zerriss ihren Körper in tausend Einzelteile oder bohrte sich in ihr Fleisch. Zaghaft riskierte sie einen Blick. Ihr Gegner würde sie doch wohl kaum verfehlt haben? Zu ihrer Verwunderung stand Sesshomaru schützend vor ihr. Den Angriff schien er zerschlagen zu haben. Warum hatte er sie gerettet? Das ergab keinen Sinn. Schließlich wollte sie ihn töten. Wut stieg in ihr hoch. Lieber starb sie, als von einem Dämon beschützt zu werden. „Du Vollidiot, misch dich nicht ein!“, brachte sie keuchend hervor. Der Yokai warf einen Blick über seine Schulter. Dankbarkeit war nicht ihre Stärke, allerdings hatte er es auch nicht für sie, sondern für sich selber getan, denn er hatte dieses Mädchen als eine würdige Gegnerin anerkannt und als solche wollte er sie besiegen. Sie war seine Feindin und nur er besaß das Recht sie zu töten. Doch durch den Aufprall war sie nicht mehr kampffähig. Und da er nicht der Auslöser der letzten Attacke gewesen war, konnte er sich nicht als Sieger fühlen. „Was mischt ihr euch ein“, beschwerte sich der neu hinzugekommen, als hätte Sesshoamru und nicht er den Kampf unterbrochen. „Sie ist doch eure Gegnerin, seid froh, wenn ich sie für euch erledige“, sprach er den Gedanken der am Boden Liegenden aus. Der Dämon schwang drohend sein Schwert in der Luft. „Lass die Finger von ihr. Das hier ist mein Kampf und ich werde ihn beenden“, warnte er den Mann. Dessen Augen verengten sich zu Schlitzen. „Das glaube ich nicht. Mein Meister hat mir den Auftrag gegeben!“, entgegnete er wütend darüber, dass der Inuyokai nicht widerstandslos aus dem Weg ging. Zwischen seinen Händen bildete sich ein neuer Zauber. Sesshomaru steckte sein Schwert zurück. Er wollte diesen Störenfried mit seinen eigenen Klauen zerfetzen. Niemand mischte sich ungestraft in seine Angelegenheiten ein, vor allen nicht so ein niederer Dämon. Die Aura, die dieses Wesen umgab war ziemlich schwach, deswegen hatte diese Kreatur die Jägerin aus dem Hinterhalt angegriffen. Wahrscheinlich seine einzige Chance überhaupt gegen sie zu gewinnen. Der Inuyokai sprang ebenfalls in die Luft. Gleichzeitig feuerte der niedere Dämon seinen Zauber auf den Angreifenden ab. Allerdings wich sein Ziel ohne Probleme aus. Ein lauter Schrei ertönte. Sesshomarus Hand durchbohrte den Körper des Fremden. „Du Bastard“, röchelte der Getroffene, wobei er nach dem Sprechen Blut spucken musste, dass sich in seinem Mund angesammelt hatte. Nur langsam zog der Weißhaarige seine Klaue zurück, damit der Sterbende noch mehr Schmerzen verspüren musste. Aus dem Gesicht des Verletzten wich das letzte bisschen Rest an Farbe. Wie ein Stein fiel er zu Boden und knallte hörbar auf. Auch Sesshoaru landete, kümmerte sich aber nicht weiter um den Fremden, der dabei war seine letzten Atemzüge zu nehmen. Wer sollte daran Interesse haben einen Menschen zu jagen, falls sie das überhaupt wirklich war. Er dachte an ihren Feuerball. Es war einfach unmöglich, dass sie Zauber beherrschte und solche Kräfte freisetzen konnte. Kein normaler Mensch war so stark wie es dieses Mädchen war, schließlich hatte sie sich sogar mit Beinverletzung gut gegen ihn behauptet. Jaken kam hinter den Bäumen hervor gerannt. „Oh Meister, was für ein wundervoller Kampf“, schleimte er, wofür einen bösen Blick erntete, der ihn warnte, seine nächsten Worte überlegter zu wählen. Sesshomarus Augen fielen auf die Jugendliche, die inzwischen bewusstlos am Boden lag. Unter ihren Kopf quoll Blut hervor. Doch wenn sie wirklich so stark war, wie er sie einschätzte, würde sie das überleben. Würdevoll wandte er sich ab und verließ Lichtung in der Richtung in der er Rin wahrnahm. Ein lautes „Aber Herr, wollt ihr sie nicht töten. Schließlich ist sie eine Jägerin, die es auf euch abgesehen hat.“, entfuhr seinem Diener. Sesshomau beachtete ihn gar nicht. Er schuldete Jaken keine Erklärung und er selber kannte die Antwort auf die Frage seines Untergebenen. Wenn, dann wollte er sie aus eigener Kraft besiegen und töten. Ihr jetziger Kampf war unterbrochen wurden und sie jetzt zu vernichten wäre unter seiner Würde, denn jedes Kind konnte eine Bewusstlose zum Seelenfluss schicken. Außerdem war er sich sicher, dass es ein nächstes Mal geben würde und dann würde er es beenden. Der Krötenyokai ließ die Schultern hängen. Zwar war sie besiegt, aber eigentlich hatte er gehofft sie würde für ihre Dreistheit mit dem Leben zahlen müssen. Sein Rachegefühl war alles andere als befriedigt. Schlecht gelaunt schlug er die ohnehin schon Bewusstlose mit seinen Kopfstab auf die Seite. „Jaken“, erklang es scharf und drohend. Sofort stand der Gerufene hinter seinen Herrn, seine Miene gespielt unschuldig aussehend lassend. „Ich komme“, flötete er einigermaßen versöhnt. Kapitel 4: kurze Atempause -------------------------- So bevor es losgeht, erstmal ein Dankeschön an alle Kommischreiber. Und ich verweise nebenbei auf einen neuen Charakter in der Charakterbeschreibung, nur falls es jemanden interessiert. Jetzt wünsch ich euch viel Spaß beim Lesen. Und für alle deren Erwartung erfüllt werden, denen sei gesagt "Danke, Danke." Für die, die entäuscht sind "Pech für euch :P" ( nicht ernst nehmen) und für die, die keine hatten "Ihr glücklichen" ---------------------------------------------------- Der Regen prasselte Alex ins Gesicht. Der Geruch von nassem Gras stieg ihr in die Nase. Benommen schlug sie die Augen auf. Ihr Blick fiel in den Himmel. Dicke Wolken hatten sich vor die Sonne geschoben, so dass nicht ein heller Strahl durch das Blättermeer dringen konnte. Seufzend richtete die 18-jährige sich auf. Fast jeder ihrer Bewegung schmerzte, weshalb sie sich anfangs noch am Baum abstützte, um nicht erneut auf den Boden zu fallen. Sie hatte also überlebt. Eine Tatsache, die sie nicht unbedingt glücklich machte, denn sie hing nicht am Leben. Es hatte schon vor langer Zeit an Wert verloren. Seit ihrer Kindheit vegetierte sie eher vor sich hin. Zwar tötete sie Dämonen, was viele wohl als eine nützliche Tätigkeit ansehen würden, doch tat sie es nur um die Leere, die bei der Zerstörung ihrer Heimat in ihrem Herzen entstanden war, mit befriedigten Rachegelüsten zu erfüllen. Leider reichte das nicht aus um auch nur einen Hauch von Zufriedenheit zu spüren. Hätte ihr Gegner sie wenigstens vernichtet, so hätte sie dem Albtraum, namens Leben, endlich entgehen können. Aber nun musste sie weiter warten bis ein Stärkerer sie im Kampf besiegte und sie somit endlich starb. Natürlich war Selbstmord die schnellere und auch einfachere Variante, doch irgendwie hatte sie das seltsame Gefühl, dass dies unter ihrer Würde war. Als Kriegerin wollte sie im Kampf sterben. Und noch nie war sie so kurz davor gewesen, dass Zeitliche zu segnen, wie vor wenigen Stunden. Verdammter Dämon! Wieso hatte er sie nur gerettet? Sie war seine Feindin! Eine Jägerin! Ihre Hände ballten sich Fäusten. Dafür hasste sie ihn aus tiefster Seele. Sie wollte keinen Schutz von einem Dämon. Das hatte sie nicht nötig. Stolz stellte sie sich aufrecht, darauf bedacht ihr verletztes Bein nicht all zu sehr zu belasten. Das würde er ihr büßen. Sie wusste zwar nicht, wie lange sie bewusstlos gewesen war, doch seine Aura war noch mehr als deutlich zu spüren, fast schon zu deutlich, wenn es nach ihrer Meinung ging. Nicht, dass sie etwas dagegen hatte, wenn ihr die Arbeit erleichtert wurde, doch in diesem Fall wirkte es beinahe so, als wollte dieses Wesen, dass sie ihn erneut fand und herausforderte. Aber vielleicht bildete sie sich das nur ein und er war nur nicht fähig seine Aura zu senken. Wenn sie sich sofort auf den Weg machte, würde sie ihn bald eingeholt haben. Allerdings gab es da immer noch ein mehr oder weniger kleines Problem. Ihre Beinverletzung hatte sie schon bei ihrer ersten Auseinandersetzung behindert und sie war in den wenigen Stunden kein bisschen verheilt. Schließlich war sie nur ein Mensch und besaß nicht die starken Selbstheilungskräfte von Yokais. Das nächste Mal sollte sie die Wunde besser in ihre Kampfstrategie mit einplanen. Mit ihren Fingern tastete die 18-jährige vorsichtig den Kopf ab. Ihr Haar fühlte sich verklebt an und sie wusste auch wovon. Blut. Doch weder die Kopfwunde noch der Einschnitt an ihrer Schulter, der durch die Energiepeitsche ihres Gegners verursacht worden war, würden ihre Kampffertigkeiten maßgeblich beeinträchtigen. Und die Schmerzen, die sie dadurch verspürte, waren ertragbar. In ihrem Leben hatte sie schließlich schon Schlimmeres aushalten müssen. Als Jägerin durfte man nicht zimperlich sein. Ansonsten hatte sie ihre Niederlage scheinbar gut überstanden, zumindest spürte sie keine weiteren Verletzungen. Um sicher zu gehen glitten ihre Finger an ihrem Körper hinunter. An ihrem Bauch stockte sie kurz. An beiden Seiten fühlte sie trotzt ihrer sanften Berührung einen kaum merkbaren Schmerz. Vorsichtig schob sie ihr Oberteil nach oben. Auf der rechten Seite befand sich ein ziemlich großer blauer Fleck. Ein verhältnismäßig kleiner Schaden. Immerhin war der Schlag, der aus dem Hinterhalt ausgeführt wurden war, ziemlich heftig gewesen. Obwohl der Aufprall auf den Boden sich viel schmerzhafter als die Attacke selbst angefühlt hatte und die Kopfverletzung letztendlich der Grund für ihre Ohnmacht gewesen war. Auf ihrer linken Hüfte befand sich ein wesentlich kleinerer blauer Fleck, der die Jugendliche fast zu einem spöttischen Lächeln bewegte. Natürlich gehörten Hämatome zu keiner seltenen Erscheinung, wenn man ständig kämpfte, doch war sie sich sicher, dass sie in letzter Zeit niemand dort auch nur berührt hatte. Folglich musste sie irgendein sehr schwacher Dämon während ihrer Bewusstlosigkeit versucht haben anzugreifen. Augenscheinlich hatte er nicht sehr viel erreicht. Aber warum hatte er dann aufgehört sie zu attackieren? Schulter zuckend fuhr sie mit ihrer Untersuchung fort. Doch weitere Merkmale, die sie an den Kampf erinnerten, konnte sie glücklicherweise nicht finden. Demnach wurde es höchste Zeit die Verfolgung wieder aufzunehmen. Eine Ruhepause wäre zwar in dieser Situation vernünftiger, vor allen Dingen da sie nun wusste, wie mächtig ihr Gegner war. Aber mit ein wenig Geschick würde sie ihn schon in die Knie zwängen. Je schneller sie den Auftrag erledigte, desto eher konnte sie sich eine richtige Pause gönnen. Solange ihr noch so ein Kampf bevorstand, würde sie eh nicht die Ruhe finden und sich richtig entspannen können. Vorsichtig versuchte sie ein paar Schritte zu gehen und stellte anschließend erfreut fest, dass ihr Bein noch immer gleich belastbar war, wie vor dem Kampf. Also war die Wunde trotz der Anstrengungen nicht schlimmer geworden oder gar wieder aufgerissen. Gesundheitlich war sie insgesamt gesehen noch zu einem Kampf fähig. Gut für sie, schlecht für ihr Missionsziel. Dieser verdammte Dämon würde es bereuen, sie gerettet zu haben. Dank würde er von ihr jedenfalls nicht erwarten können, denn durch seine Rettung hatte er sie nicht nur persönlich beleidigt, sondern auch ihre Ehre als Dämonenjägerin beschmutzt, weil sie nun theoretisch in der Schuld einer solchen Kreatur stand, in der Schuld von Abschaum. Suchend sah Alex sich nach ihrem Schwert um und entdeckte es neben einem Häufchen Asche. Asche?! Der Anblick erinnerte sie stark an den verbrannten Diener von Ryudo, dem sie die Beinverletzung verdankte. Was wollte dieser Dämon nur von ihr, dass er ständig seine Untertanen ausschickte um sie zu fangen. Obwohl dieser hier seinen Auftrag nicht richtig verstanden hatte, denn hätte seine Attacke sie getroffen, wäre sie, wehrlos wie sie zu dem Zeitpunkt gewesen war, sicher gestorben. Doch wahrscheinlich reichte der IQ dieser Bestie nicht aus um soweit voraus zu denken. Die Kriegerin bückte sich um ihr Schwert aufzuheben. Der Regen hatte noch immer nicht aufgehört, was für sie nur von Vorteil war. So wurde wenigstens das Blut aus ihren Haaren gewaschen. Sich gen Norden wendend ließ sie ihre Waffe zurück in die Hülle gleiten. Schon bald würde sie Sesshomaru wieder gegenüber stehen, aber diesmal konnte es nur einen Sieger geben. Ryudo zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Dieser schwache Dämon ist kein Verlust für mich“, erklärte er seinem Berater, der ihn soeben die Botschaft überbracht hatte, dass auch sein zweiter Ausgesandter das Zeitliche gesegnet hatte. Entspannt lehnte er sich in seinem Sessel zurück. Genau mit dieser Nachricht hatte er gerechnet. Außerdem, je stärker sie war umso besser für ihn. So lohnte es sich wenigstens Spielchen mit ihr zu spielen. Die zwei Diener die er bis jetzt verloren hatte, waren aufgrund ihrer geringen Macht sowieso wertlos gewesen. Lächelnd reichte er seinem Berater ein Blatt Papier. „Sendet diesen Yokai als nächstes aus, und sagt ihm, er soll erzählen, dass sein Herr Ryudo, ehemals Saheran, ihn ausschickt. Das wird ihr Gedächtnis ein wenig auffrischen.“ Sein Gegenüber nahm gehorsam den Zettel und las ihn sich sorgsam durch. Zweifelnd runzelte er die Stirn. „Verzeiht vielmals mein Herr, aber dieser Dämon ist doch nur ein wenig stärker als seine Vorgänger. Glaubt ihr wirklich, dass er den Auftrag sie gefangen zu nehmen ausführen kann.“, äußerte er seine Bedenken vorsichtig. Ryudo erhob sich. Auf seinem Gesicht bildete sich ein gehässiges Grinsen. Würdevoll schritt er zur Tür. „Das braucht er gar nicht, ich rechne mit seinen Tod und der Nächste der ihr einen Besuch abstattet, werde ich persönlich sein.“, erklärte er seinem Untergebenen, dem vor Erstaunen die Kinnlade nach unten klappte. Aus Respekt ersparte er sich ein „Ihr?“, da sein Meister niemals zuvor solche Kleinigkeiten, und als was anderes konnte er dieses Mädchen ja unmöglich ansehen, alleine erledigt hatte. Ohne ein weiteres Wort verließ der mächtige Yokai den Raum. Sicher würde sie sich freuen ihn wieder zu sehen, er zumindest tat es. Ohne Eile überquerte die kleine Gruppe die weite Ebene, deren Ende mit dem Auge noch nicht zu sehen war. Rin, die trotz der langen Strecke, die sie am Tag zurück gelegt hatten, noch nicht müde war, spielte mit Jaken „Ich seh etwas was du nicht siehst“. Da der Gnom allerdings meist nur ein genervtes Grunzen oder ein „Sei doch endlich still, du nervst“, von sich gab, war sie die Gewinnerin jeder Runde und obwohl der Kobold nicht richtig mitspielte, freute sie sich über jeden Sieg. Schließlich, als die Sonne den Horizont berührte, hielt die Gruppe an. „Hier rasten wir.“, legte Sesshomaru fest. Rin hob verwundert den Kopf. Schon? Meist liefen sie doch bis weit in die Nacht hinein. Sie wusste, wenn sie Pausen einlegten, dann nur wegen ihr, weil sie zu schwach war um lange Reisen ohne Schlaf zu überstehen. Doch zurzeit hatte sie noch genügend Reserven in sich „Ich kann aber noch weiter, Meister.“ Ihre Stimme war klar und freundlich. Der Inuyokai bedachte sie mit einem kurzen Blick, ehe er zurück zu dem Wald sah, aus welchen sie gekommen waren. Er unterbrach die Reise zwar wie üblich aufgrund eines Menschen, doch nicht wegen Rin. Die Jägerin müsste in wenigen Minuten hier sein. Zugegeben hätte er gedacht sie würde sich eine längere Pause gönnen oder gar ganz von ihm ablassen, aber scheinbar hatte er sich getäuscht. Dieses Mädchen war dümmer als sie aussah, wenn sie glaubte mit ihren Verletzungen auch nur den Hauch einer Chance gegen ihn zu haben. Er würde den Kampf schnell für sich entscheiden, weshalb es auch nicht notwendig war Rin erst fort zu schicken. Zwar tötete er nicht gern in ihrer Anwesenheit, doch in der Umgebung spürte er überall Dämonen, die teilweise tief in der Erde oder in der Luft auf ein wehrlosess Opfer lauerten. Ihr Level war höher als das von Ah-Un oder Jaken, folglich würde er das Kind nur in Gefahr bringen, wenn er sie wegschickte. Konzentriert schloss er die Augen. Zeit das zu Ende zu bringen, was er begonnen hatte. Als Alexandra gegen Abend endlich den dicht bewachsenen Wald verließ und ein sich bis zum Horizont erstreckendes Feld erreichte, erspähten ihre Augen endlich ihr Missionsziel. Nachdem sie am späten Nachmittag wieder zu sich gekommen war und die Verfolgung erneut aufgenommen hatte, war ihr schnell bewusst geworden, dass sie den Dämon noch vor Ablauf des Tages einholen würde. Anfangs hatte sie gezweifelt, ob es nicht doch vernünftiger wäre wenigstens vorher eine Runde zu schlafen, doch jetzt wo sie ihn wieder sah, loderte Hass in ihr auf. Ein Hass, der keinen Platz mehr für diese Zweifel ließ. Diese Kreatur sollte sterben, und sei es nur wegen der Demütigung, die sie wegen ihm erlitten hatte. Und es würde ein qualvoller Tod für diese Bestie werden. Mit einem großen Satz stand sie direkt vor dem Dämon, der scheinbar schon auf sie gewartet hatte, da ihr Auftauchen keinerlei Verwunderung oder ein sonstiges Gefühl bei ihm auszulösen schien. Mit einer unbeschreiblichen Gleichgültigkeit bemusterte er das Mädchen. Fast so als wäre sie nur eine lästige Fliege und keine kampferprobte Kriegerin. Ihr Blick verfinsterte sich. Seine arrogante Art verstärkte ihren Zorn nur noch. Sie konnte an seinen Gesichtzügen ablesen, dass er sich für etwas Besseres hielt. Aber sobald sie mit ihm fertig war, würde er anders denken. „Verzieh dich Menschenweib. Noch einmal wird mein Meister dich nicht verschonen“, mischte der kleine grüne Reisebegleiter des Yokais sich ein. Doch dieses Mal würdigte Alex ihn nicht einmal eines Blickes. „Was sollte das?! Wieso hast du mich nicht getötet?!“, fuhr sie Sesshomaru an, die Worte des Gnoms ignorierend. Doch bevor ihr Gegenüber antworten konnte, erklang die krächzende Stimme seines Gefährten, der es nicht ertragen konnte von einem Menschen wie Luft behandelt zu werden, erneut. „Weil du es nicht wert bis, so schwach wie du bist.“, warf er dem Mädchen voller Genugtuung vor, im Glauben sie damit provozieren zu können. Doch zu seiner Enttäuschung blieben ihre Gesichtzüge unverändert. Nichts deutete daraufhin, dass sie seine Worte überhaupt gehört hatte. Was er dabei nicht bemerkte war, dass es in Alex Augen für einen sehr kurzen Moment gefährlich aufblitzte. Lediglich Sesshomaru entging diese unausgesprochene Drohung nicht. Jaken befand sich in größerer Gefahr als er ahnte. „Und außerdem….“, setzte der Krötenyokai zu einem neuen Versuch sie zu beleidigen an. Doch seine Worte wurden durch ein scharfes „Schweig“, seines Herren unterbrochen. Enttäuscht zog der Angesprochene sich daraufhin zurück. Er verstand zwar nicht, weshalb sein Meister ihm das Wort abgeschnitten hatte, allerdings würde er sich hüten, gegen den Willen von jenem zu handeln. Das käme einem Todesurteil gleich. Stattdessen gesellte er sich zu Rin. Von hier würde er ihre Niederlage gut beobachten können ohne selbst in Gefahr zu raten. Seine Augen wanderten von der Jägerin zu seinen Herrn und wieder zurück. Bis jetzt hatten sie sich nur schweigend angesehen, fast so als würden sie eher einen stummem Kampf austragen, doch sicher würde es schon bald losgehen, das spürte er an der Spannung die sich in der Luft aufgebaut hatte. Genau wie bei der ersten Begegnung der beiden war es um sie herum totenstill geworden, wenn man vom Geräusch des Windes absah, der sanft über die Felder strich. Endlich, nach einer halben Ewigkeit, antwortete Sesshomaru. „Ich dachte du wolltest einen fairen Kampf“ „Ihr Dämonen kennt das Wort fair?“, erwiderte die 18-jährige im sarkastischen Tonfall. Wie erwartet sparte der Inu-yokai sich die Antwort auf die Frage. Inzwischen war sie daran gewöhnt, dass er sehr wortkarg war. Es wäre sowieso egal gewesen, was er darauf entgegnet hätte. Sie hatte ein feststehendes Bild von Dämonen in ihrem Kopf, so wie er eins von Menschen zu haben schien und nichts auf der Welt würde ihre Einstellung gegenüber der anderen Rasse ändern können. Doch ihr brannte dem ungeachtet noch eine weitere Frage auf der Zunge. „Wieso wolltest du, dass ich dich schnell finde? Deine Aura ist meilenweit gegen den Wind zu spüren“, sprach sie ihren Gedanken aus. „Ich will diese lästige Angelegenheit so schnell wie möglich aus der Welt geschafft haben“, vernahm sie seine emotionslose Stimme. Und trotz, dass er keinerlei Gefühle in seine Worte legte, entging ihr nicht die kaum hörbare Betonung auf „lästige Angelegenheit“. Als wäre sie Papierkram oder so etwas Unbedeutendes in der Art. Auf ihrer Handfläche bildete sich eine kleine Flamme. „Und ich dachte schon das hier“ Das Feuer wuchs von einer kleinen faustgroßen Kugel zu einem beachtlichen Feuerball heran. „hätte dein Interesse geweckt.“ Bevor der Yokai wieder das Wort ergreifen konnte, sprang sie mit einem Salto zurück und schmetterte gleichzeitig ihren Zauber auf ihren Feind. Der Angegriffene streckte seinen rechten Arm (im übrigen hat er bei mir noch beide Arme) nach vorne. Die Flamme zerfiel in tausend kleine Funken lange bevor sie ihr Ziel erreicht hatte. Sesshomaru senkte den Arm wieder. Das war zu einfach gewesen. Er hatte das Gefühl einer wesentlich schwächeren Jägerin als heute Morgen gegenüber zu stehen und er wusste auch den Grund dafür. Nicht nur, dass ihre Verletzungen sie behinderten, in der kurzen Zeit war es für sie unmöglich gewesen neue Kraft zu sammeln. Ihre Energie war aufgebraucht, weshalb es ihr nicht mehr ermöglich war so starke Zauber wie bei ihrer ersten Auseinandersetzung anzuwenden. Die wenigen Stunden die zwischen ihren beiden Kämpfen lagen, waren für einen Menschen einfach zu wenig um sich ausreichend zu erholen. „Du hättest warten sollen, bis dein Körper sich erholt hat“, stellte er fest. Ein weiterer Feuerball war die Antwort. Wiederum wehrte ihr Feind die Attacke mit Leichtigkeit ab. „Oh nein, das konnte ich dir doch nicht antun, wo du den Kampf unbedingt so schnell hinter dich bringen wolltest“, führte die 18-jährige den Dialog fort. Während sie sprach, sprang sie in die Luft um einer von ihm abgeschossenen Energiekugel auszuweichen. Kaum, dass sie wieder gelandet war, fischte sie aus ihrer Umhängetasche mehrere Wurfmesser. Schließlich wollte sie dieses Mal den Nahkampf vermeiden. Ihre Tasche achtlos auf den Boden fallen lassend, bereitete die Jugendliche den nächsten Angriff vor. Die Fernkampfwaffen wurden von einem hauchdünnen Feuermantel umgeben. In rascher Folge warf sie die Messer auf ihren Konkurrenten, der ohne Probleme auswich, indes er mit seiner Energiepeitsche nach ihr schlug. Allerdings hatte sie genauso wenig Probleme wie er den Angriffen zu entkommen. Zu ihrem Pech hatte der Inu-Yokai ihren Plan schon längst durchschaut. Die Jägerin wollte ihm nicht zu nahe kommen, denn im Nahkampf waren schnelle Reaktionen und Bewegungen wesentlich wichtiger als in der Distanz. Doch diesen Gefallen würde er ihr nicht tun. Nicht, dass er nicht fähig war auf Entfernung zu kämpfen, aber wozu sollte er ihre Ende unnötig hinauszögern. Zum zweiten Mal feuerte der Dämon eine Energiekugel auf die Kriegerin ab, allerdings diesmal mit der linken Hand, da er mit der anderen die Lichtpeitsche kontrollierte. Erwartungsgemäß wich sie zur Seite aus. Noch während sie sich auf seinen Zauber konzentrierte, ließ er die Peitsche auf sie nieder fahren. Reaktionsschnell zog die Teenagerin ihr Schwert und verteidigte somit ihren Körper. Schon im nächsten Moment wurde dem Mädchen ihr Fehler bewusst. Obgleich der Faden mehrere Meter lang war, konnte der Yokai jeden mm davon kontrollieren. Einer Schlange ähnlich wickelte sich die aus purer Energie bestehende Waffe um ihre Klinge. Im selben Moment jagte ein weiterer Zauber auf sie zu. Alex wusste, dass sie sich entscheiden musste. Wenn sie das Schwert los ließ, dann hatte sie die Waffe wahrscheinlich für den Rest des Kampfes verloren, anderseits, wenn sie es nicht tat… Die Dämonenjägerin entschied sich gegen ihre Waffe. In letzter Sekunde sprang sie zur Seite. Ihr Gegner zog die Peitsche zu sich und ließ das Schwert zu seinen Füßen fallen. Sollte sie es wieder haben wollen und daran zweifelte er nicht, da es sich gut für die Verteidigung eignete, wie sie selbst gerade erlebt hatte, dann musste sie einen Nahkampf wagen. Abwartend beobachtete er sie. Die Kämpferin verharrte zunächst ruhig auf der Stelle. Ihr schwerer Atem war ein erstes Anzeichen dafür, dass sie nicht mehr lange durchhalten würde. Sie gestand es sich nicht gerne ein, doch ihr Gegner hatte Recht gehabt, sie hätte eine längere Pause gebraucht. Leider kam diese Einsicht zu spät. Aber selbst wenn sie fast am Ende ihrer Kräfte war, so hatte sie noch nicht verloren und das Wort aufgeben kannte sie nicht. Entschlossen streckte sie beide Hände nach vorne. Normalerweise hatte sie kein Problem damit mehrer Kämpfe hintereinander zu bestreiten, normalerweise würde sie jedoch auch nicht zaubern. Schließlich hatte sie niemals zuvor bei einem Widersacher Angriffe verwendet, bei denen sie freigesetzte Energie nutzte. Und an diesem Tag hatte sie deutlich zu oft die waffenlose Kampftechnik angewandt. Kein Wunder das ihr Körper jetzt streikte. Ihr blieb nur die Wahl alles in einen finalen Angriff zu legen, damit der Kampf schnell endete. Vor ihren Händen sammelte sich eine riesige Menge Energie an. Dieser Angriff würde darüber entscheiden, wer von ihnen als Sieger hervorging und wer als Verlierer, wer leben und wer sterben würde. Dieser Angriff würde den Kampf ein für alle mal beenden. ------------------------------------------ Ich hab diesmal allen geschrieben, die irgendwann ein Kommi bei der Geschichte hinter lassen haben. Aber da ich nicht aufdringlich erscheinen will, falls machne das nicht wollen, fertige ich diesmal eine Liste an und wer diesmal schreibt, dass er immer ne Nachricht haben will, bekommt zukünftig immer eine. Bye blackheart_ Kapitel 5: Ende des Kampfes --------------------------- Alexandra schloss für einen Moment die Augen. Innerhalb weniger Sekunden setzte sie eine riesige Menge Energie frei, wohlwissend, dass ihr Körper nach dem Angriff so gut wie unbrauchbar sein würde. Doch zumindest hatte sie so eine Chance zu überleben und, was für sie noch viel wichtiger war, sie würde gewinnen. Das war den hohen Preis, denn sie zu zahlen hatte, wert. Zwar könnte sie dann in den nächsten Tagen nicht mehr kämpfen, weil sie eine längere Auszeit brauchen würde um ihre Kräfte zu regenerieren, was vor allen viel Schlaf bedeutete. Aber auch wenn sie somit länger als für gewöhnlich von ihrer Heimat wegblieb, die Dorfbewohner würden sie sowieso nicht vermissen. Dafür hatten die meisten zu große Angst vor ihr. Das einzige was sie an ihr mochten, war das Geld, welches sie dem Dorf einbrachte. Nicht mehr und nicht weniger. Ihre Person war verhasst. Tief durchatmend öffnete sie die Augen wieder. Ihre Beine drohten langsam unter ihr nach zu geben. Aber sie musste durchhalten, nur noch ein paar Sekunden. Ihre Augen streiften das Menschenkind. Der Dämon schien die Verantwortung für sie übernommen zu haben. Mit einem eiskalten Lächeln streckte sie ihre Arme nach links aus und zielte genau auf das Mädchen. Es tat ihr zwar Leid, dieses in Gefahr bringen zu müssen, doch nur so hatte sie eine Chance zu gewinnen. Denn wenn sie den Zauber auf ihren Gegner abfeuerte, so würde er ausweichen, da es ihrer Energiekugel aufgrund der Größe an Schnelligkeit mangelte. Die Kleine hingegen war zu schwach und zu langsam um sich selbst zu verteidigen oder in Sicherheit zu bringen, folglich musste der Yokai sie beschützen. Trotz, dass die Jägerin zuversichtlich war, dass er das Kind nicht im Stich lassen würde, zögerte sie noch einen Moment. Was wenn sie sich irrte? Was wenn ihm sein Leben wichtiger war als ihres? Schließlich war er ein Dämon! Durfte sie das Risiko eingehen? Tief in ihrem Inneren kannte sie die Antwort: Nein! Es war egoistisch den Sieg über das Leben eines anderen Menschen zu stellen, doch anderseits…. Ehe sie sich weiter Gedanken darüber machen konnte, feuerte sie ihre Attacke ab, wobei sie eine kaum zu hörende Entschuldigung murmelte, die dem Mädchen allerdings nichts nützen würde, wenn ihr Angriff sie wirklich traf. Ihr Herz raste vor Aufregung. Doch als sie sah, wie Sesshomaru in weniger als einem Bruchteil einer Sekunde reagierte und sich in letzter Sekunde schützend vor seiner Reisegefährtin stellte, atmete sie für einen kurzen Moment erleichtert auf. Damit würde sein Ende besiegelt sein. Sesshomaru erkannte gerade noch rechtzeitig, dass nicht länger er, sondern Rin ihr Ziel war. In übermenschlicher Geschwindigkeit überquerte er die Entfernung zwischen sich und seinen Anhängern und baute sich vor ihnen auf. Ein leises Knurren erklang aus seiner Kehle. Er war ihr Gegner, wieso zog sie einen wehrlosen Menschen mit hinein?! Glaubte sie so gewinnen zu können? Wenn ja, beging sie einen großen Fehler. Die Energiekugel prallte gegen sein Schwert. Mit aller Kraft stemmte er sich gegen den Boden und hielt dagegen. In seinem Rücken hörte er Rin erschrocken Luft holen. Die Attacke drückte ihn zwar leicht zurück, dennoch würde sie ihn damit ihn nicht besiegen können. Auch wenn der Zauber deutlich stärker war, als er angenommen hatte, so würde er nicht ausreichen ihn zu vernichten. Hätte sie so einen Angriff am Anfang mit ihrer vollen Energie gestartet, würde er sie vielleicht nicht abwehren können. Aber so. Seine Youki im Arm konzentrierend zerschlug er den Energieball, indem er ihn mit seinem Schwert zerteilte. Die Überreste der Lichtkugel flogen in kleinen Funken zu Erde. Sein Blick fiel auf seine Gegnerin. Sie kauerte, ihren Kopf gesenkt haltend, am Boden. Ihre Hände krampften sich um einige Grashalme, ob aus Trauer oder Wut, dass wusste er nicht und es war ihm auch egal. Er würde es jetzt sowieso beenden, jegliche Gefühle die sie jetzt verspürte spielten keine Rolle mehr, denn in wenigen Sekunden würden sie verschwunden sein. Für immer! Erschöpft und völlig entkräftet fiel die Jugendliche auf die Knie. Ihr Blick war starr auf das Gras gerichtet. Sie brauchte ihren Gegner schließlich nicht länger im Auge behalten, da sie sowieso nicht mehr fähig war, sich ernsthaft zu verteidigen. Außerdem ging ihr in diesem Moment nur ein Gedanke durch den Kopf und es war nicht der des bevorstehenden Todes. Sie hatte versagt!! Doch nicht Trauer, sondern Wut machte sich in ihr breit, Wut auf sich selber. Wie hatte sie nur gegen einen Dämon verlieren können? Warum war sie nach all den Jahren harten Trainings noch immer so schwach? Warum nur? Nur zu gerne würde sie die Schuld für ihre Niederlage bei ihrem Feind anstatt bei sich suchen, doch diese Last hatte sie alleine zu tragen. Sie war einfach zu unvernünftig und siegessicher gewesen. Dafür musste sie nun mit dem höchsten Preis, denn die meisten sich vorstellen konnten, zahlen. Ihren Leben. Aus den Augenwinkeln erkannte sie eine schnelle Bewegung. Im nächsten Augenblick stand Sesshomaru neben ihr, das Schwert erhoben um den letzen Schlag auszuführen und somit ihr Ende zu besiegeln. Erbarmungslos ließ er die Waffe auf sie nieder fahren. Rin schrie auf und schloss die Augen. Sie wollte es nicht sehen. Alex reagierte blitzschnell. Sie warf sich auf die Seite, so dass die Klinge nur knapp neben ihr auf den Boden einschlug. An ihrem Bauch spürte sie den Windzug, der durch die schnelle Bewegung des Schwertes verursacht wurde und der ihr zeigte, dass sie der Attacke nur um Haaresbreite entkommen war. Noch eher er seine Waffe zurückziehen und einen neuen Angriff starten konnte, umfasste sie, jede Vernunft missachtend, die Schneide. Sofort lief dunkelrotes Blut in feinen Striemen am Schwert hinunter. Die Jägerin biss sich auf die Unterlippe. Der Schmerz war überwältigend, aber nur so konnte sie sich noch etwas Zeit verschaffen. „Warte!“ Es klang wie eine Mischung aus Befehl und Bitte. Doch der Yokai ignorierte ihre Worte. Es machte für ihn keinen Sinn ihr Ende noch länger hinaus zu zögern. Ohne Rücksicht zog er kraftvoll sein Schwert nach oben, wodurch die Klinge tiefe Einschnitte in ihrer Hand hinterließ. Blut und kleinere Hautfetzen spritzten nach allen Seiten. Kalt sah er ihr in die Augen, die zu seiner Verwunderung kein Anzeichen von Angst zeigten. Noch immer sprach der pure Hass aus ihrem Blick. Die Jugendliche spürte seinen musternden Blick. Gequält lächelte sie ihn an. Wenigstens hielt er für eine Sekunde inne. Das hatte sie erhofft zu Erreichen. Denn jetzt konnte sie ihm sagen, was ihr noch auf der Seele brannte. „Ich hoffe du weißt, dass ich gewonnen hätte, wenn ich bei vollen Kräften gewesen wäre.“ Und obwohl sie die Worte nur noch mit Mühe hervor brachte, hätte ihre Stimme kaum provokanter klingen können. „Meinst du?!“ „Ich weiß es“, hauchte sie. Gleichzeitig spürte sie einen schrecklichen Schmerz, der ihr fast das Bewusstsein raubte. Der InuYokai hatte ihr das Schwert in die Seite gerammt. Die Getroffene schrie kurz auf, schrie ihren Schmerz in die Welt hinaus. Keuchend presste sie ihre Hand auf die Wunde, was nicht verhinderte, dass Blut durch ihre Finger quoll und das grüne Gras rot färbte. Ihre Umgebung verschwamm zu einem Wirbel aus Farben und trotz des kaum aushaltbaren Schmerzes verlor sie nicht ihr Bewusstsein. Eine Leistung die selbst Sesshomaru bewundern musste, angesichts der Tatsache, dass sie nur ein Mensch war. Allerdings würde sie nicht mehr lange mitmachen. In einer guten halben Stunde würde sie verblutet sein, es sei denn sie bekam bis dahin ärztliche Hilfe. Sein Schwert einsteckend wandte er sich von ihr ab. „Ich gebe dir noch eine Chance deine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Solltest du überleben, trete ich noch mal gegen dich an“ erklärte er der Jugendlichen, obwohl das nur die halbe Wahrheit. Er wollte IHR beweisen, dass er der Stärkere war. Noch während er sprach, nahm er eine neue Aura ganz in der Nähe wahr. Normalerweise hätte ihn das nicht gestört, da es in der Umgebung nur so von Dämonen wimmelte, doch diese Energie kam direkt auf sie zu. Stets zum Kampf bereit, drehte er sich noch mal zu der Verletzten und somit in die Richtung, aus welche die Aura kam. Wie erwartet landete kurze Zeit später ein Yokai nur wenige Meter vor ihm. In seinem Aussehen glich er, wenn man von den Krallen absah, einen Menschen. Allerdings war er nicht viel stärker als das Wesen, was sich heute Morgen in seinen Kampf eingemischt hatte. Demzufolge konnte er den Typen mit Leichtigkeit vernichten, zumindest falls das nötig sein würde. Der niedere Dämon beachtete den Inuyokai zunächst nicht, sondern blickte auf die Jugendliche. Auf seinem Gesicht breitete sich ein erfreutes Lächeln aus. Sesshomaru konnte deutlich spüren, wie ein Gefühl der Angst von seinem Gegenüber abließ. War er etwa auch wegen dem Mädchen hier `Hatte er sich davor gefürchtet gegen sie, einen Menschen, kämpfen zu müssen? Wie erbärmlich! Seine Vermutung bestätigte sich wenige Sekunden später, als der Fremde unterwürfig auf die Knie fiel. „Ich danke euch von ganzen Herzen. Ihr habt mir sehr viel Arbeit abgenommen.“ Auf allen vieren kroch er zu dem Mädchen, dass scheinbar kaum noch wahrnahm, dass ein Dämon ihr so nahe kam. Sie kämpfte immer noch den aussichtslosen Kampf gegen die drohende Ohnmacht. Der Unbekannte kauerte inzwischen genau neben ihr. Seine Krallen fuhren über ihren Rücken. Die Jugendliche machte keine Anstalten sich zu wehren, kein Wunder mit der Verletzung. „Was wollt ihr von ihr?“, mischte der Herr des Westens sich ein. Der Angesprochene sah auf. „Ich will gar nichts von ihr. Mein Herr Ryudo wünscht sie zu sehen.“ Während er sprach beugte er sich leicht zu ihren Ohr. „Im übrigen soll ich dir sagen, dass er früher Saheran hieß“, flüsterte er ihr ins Ohr. Und obwohl er so leise gesprochen hatte, dass eigentlich nur sie es hätte hören können, bekam der InuYokai seine Worte mit. Schließlich waren seine Sinne so ausgeprägt, dass sie fast jedes Geräusch aus der Umwelt wahrnehmen konnten. Doch nicht so sehr, was dieses niedere Wesen sagte, sondern vielmehr die Reaktion des Mädchens erregte seine Aufmerksamkeit. Von einer auf die andere Sekunde änderte sich ihr Verhalten vollkommen. Ihre Augen weiteten sich, als würde die Erwähnung des Namens bei ihr Panik auslösen, zudem zitterte sie plötzlich, aber nicht vor Schwäche. Wie in Trance drehte sie ihren Kopf zu dem Fremden, der sie noch immer angrinste. Und endlich gab sie sich freiwillig der gnädigen Ohnmacht hin, der sie zumindest zeitweise von ihren Schmerz befreien würde. Ryudos Untergebene stieß sie noch mal an. Doch sie rührte sich nicht mehr. „Gut, so kann ich sie mitnehmen.“, stellte er zufrieden fest, aber als er sie anfassen wollte, spaltete die Energiepeitsche von Sesshomaru seinen Körper in zwei Hälften. Emotionslos sah der InuYokai dabei zu, wie der Körper des Verstorbenen verbrannte und ein Häufchen Asche zurück blieb. Dieser Ryudo schien ein Feuerdämon zu sein, da seine Untergebenen nach ihrem Ableben immer in Flammen aufgingen. Anscheinend hatte er sie mit einem Zauber belegt, aus welchem Grund auch immer. Das hatte ihn nicht zu interessieren. Er fragte sich nur, ob es Zufall war, das der Dämon der sie suchte genau wie sie Feuerzauber besaß. Sein Blick fiel auf die Bewusstlose. Er hätte nicht zulassen können, dass diese Kreatur sie mitnahm. Sonst hätte er ihr Leben umsonst verschont. Seine Augen wanderten an ihrem Körper entlang und blieben an der Wunde haften. Der Geruch von Blut wurde immer intensiver, doch nicht nur das. Je mehr Blut sie verlor, desto mehr konnte er etwas wittern, was nicht menschlich war. Konnte das sein?! Im nächsten Moment kauerte er bei ihr. Mit seinen Klauen fuhr er durch die Blutlache. Er hatte sich nicht geirrt. Es war nur sehr schwach wahrzunehmen, doch es war da: Dämonenblut. Sie hatte ihn angelogen. Sie war nicht einfach nur ein Mensch. Aber warum war das erst bei so einer großen Menge an Blut zu spüren. Außerdem verstand er nicht, weshalb sonst alles an ihr nach Mensch roch. Kopfschüttelnd hob er sie an, ignorierend das das Blut auf ihn abfärbte. Obwohl sie bewusstlos war, zuckte sie bei der Berührung zusammen. Wenn er sie hier liegen ließ, würde der nächste Diener von diesem Ryudo sie mitnehmen und das konnte er auf keinen Fall zulassen. Schließlich war sie seine Gegnerin und als solche sollte sie durch seine Hand sterben, egal ob jetzt oder später. „Meister?“, erklang Jakens Stimme direkt hinter ihm. „Was tut ihr da?“ Sesshomaru beachtete ihn nicht. Mit einem Satz stand er neben Rin und Ah-Un. Unsanft legte er sie auf den Rücken des Drachendämons. „Rin, du wirst sie ins nächste Dorf bringen!“ Die Kleine verzog das Gesicht. Sie hasste es in Menschendörfer zu gehen, nicht das sie was gegen Menschen hatte, aber Dämonen waren ihr manchmal lieber. Denn durch Menschen waren ihre Eltern gestorben. Allerdings würde sie niemals einen Befehl ihres Herrn verweigern, dafür respektierte und achtete sie ihn viel zu sehr. Außerdem, solange sie wusste, dass er sie wieder abholte, war das okay für sie. Gehorsam stieg sie auf den Rücken des RyouYokais. „Kommt ihr später nach?“, wandte sie sich fragend an ihren Meister. „Jaken wird dich begleiten!“ „In ein Menschendorf? Bitte nicht! Wieso sollen wir dieses Menschenweib auch in ein Dorf bringen. Lasst sie doch hier sterben.“ Ein kalter Blick seines Meisters reichte aus um jeden weiteren Widerspruch im Keim zu ersticken. So schnell wie es seine kleinen Beine erlaubten flitze er zu Ah-Un und stieg ebenfalls auf. Rin griff nach den Zügeln des Drachen, wobei sie darauf achtete mit einer Hand die Verletzte gegen den schuppigen Oberkörper ihres Reittieres zu drücken, so dass diese nicht runterfallen konnte. Jaken grummelte hinter ihr. Wie ein beleidigtes kleines Kind verschränkte er die Arme ineinander und sparte sich jede Mühen seiner Gefährtin beim Festhalten der Jägerin zu helfen. Sollte sie doch runterfallen und sich das Genick brechen. Schließlich erhob sich der Yokai in die Lüfte. Sesshomaru sah ihm nicht nach, sondern begab sich in den Wald. Natürlich würde er in der Nähe des Dorfes bleiben um darauf zu achten, dass keine stärkeren Yokais während Rins Aufenthalt dort einfielen, doch in ein Menschendorf gehen wollte er sicher nicht. Dafür verachtete er Menschen viel zu sehr. Kapitel 6: Der Tag danach ------------------------- jaa Leute nach längerer Zeit ist mal wieder ein Kapitel da. Hoffe ihr seid nicht zu sehr enttäuscht, denn Sess kommt hier drin nicht vor, aber im nächsten Kapitel ist er 100% wieder mit dabei ----------------------------------------------------------------------- Als ein feuerroter Himmel den nächsten Morgen ankündigte, erwachte die Jägerin aus ihrer Ohnmacht. Der Schmerz ihrer Verletzungen brannte noch immer tief in ihrem Körper. Geschwächt drehte sie ihren Kopf zur Seite und blickte direkt auf eine Holzwand. Eine Holzwand? Wo war sie? Das war nicht die Wiese auf der sie gekämpft hatte, noch schien sie tot zu sein, dafür fühlte sie ihre Verletzungen zu deutlich. Leicht benebelt und deswegen unfähig einen klaren Gedanken zu fassen, griff sie sich an ihren Bauch. Doch zu ihrer Verwunderung spürte sie nicht getrocknetes Blut oder eine Wunde, sondern den rauen Stoff eines Verbandes. Mit einem Schlag war sie hellwach und saß kerzengerade im Bett. Frauenhände drückten sie sanft, aber bestimmt zurück in das weiche Lager. „Ganz Ruhig, meine Kleine.“, erklang eine leicht brüchige Stimme neben ihr, die das Alter der Sprecherin ansatzweise preisgab . Die faltigen Hände ließen sie los und leises Knarren von Holz verriet der Jugendlichen, dass die Frau sich wieder vom Lager entfernte. Müde wandte die Verletzte den Kopf zur Seite um sich einen Eindruck zu verschaffen, wo sie eigentlich war. Auf jeden Fall nicht mehr an dem Ort, an welchem sie ihr Bewusstsein verloren hatte. Soweit sie erkennen konnte, befand sie sich in einer kleinen Hütte, gebaut aus Holz und Lehm. Außer einem Holztisch, und einer Feuerstelle besaß das Haus keine weiteren Einrichtungsstände, abgesehen von den Decken natürlich auf denen sie lag, bzw mit denen sie zugedeckt war. Ihr Blick fiel auf die Alte, welche an der Feuerstelle in der Mitte des Hauses kauerte und mit Steinen den Saft aus einer Pflanze drückte. Diese Frau schien sich um ihre Verletzungen gekümmert zu haben. Scheinbar war sie Medizinerin und stellte mit Hilfe der Pflanzen ein Heilmittel her. Doch wer hatte sie hierher gebracht? Sesshomaru? Dieser arrogante Dämon? Wohl kaum! Wortlos schloss Alexandra ihre Augen wieder. Ihr Kopf dröhnte schrecklich, fast so als hätte sie einen Abend mit zuviel Alkohol hinter sich, wobei das immer noch besser war, als der starke Schmerz, der von der Bauchwunde ausging. Aber was hatte sie erwartet; ihr Körper war von einem Schwert durchbohrt wurden. Nicht gerade das, was einem jeden Tag passierte. In nächster Zeit würde der Schmerz wahrscheinlich zu ihrem ständigen Begleiter werden. Kein angenehmer Gedanke, aber einer den sie akzeptieren musste. Ihre Finger fuhren abermals über den Stoff des Verbandes. Es fiel ihr schwer nachzuvollziehen, was geschehen war. Warum war sie hier, in einem Menschendorf? Hatte ein Dorfbewohner sie gefunden und mitgenommen oder.... Die Teenagerin brach den Gedanken ab. Er war zu schwachsinnig. Dieser Dämon hatte sie sicher nicht hier her gebracht. Wirklich nicht? Schließlich war es nicht sehr wahrscheinlich, dass ein Bauer sie auf einer Wiese fand, die weit abseits von irgendeinem Feldweg war und auf der es nur so von Dämonen wimmelte. Leider hatte sie keine Ahnung was passiert war, nachdem sie das Bewusstsein verloren hatte. Nur eines wusste sie genau; Sesshomaru hatte sie zum zweiten Mal verschont. „Dieser räudige Hund“, schoss es ihr durch den Kopf, eine Beleidigung die es Angesichts seiner Rasse ganz gut traf. Für eine Dämonenjägerin gab es keine größere Schande als von einem Yokai gerettet oder verschont zu werden. Das müsste sogar er wissen. Ihr Hass auf ihn loderte wie ein Feuer, das neue Nahrung bekommen hatte, erneut auf. Wie konnte er ihr das nur antun? Ihr Wille ihn zu töten wuchs mit jeder Sekunde, aber diesmal würde sie warten bis sie dazu auch in der Lage war. Das war es doch auch was er gewollt hatte. Angestrengt versuchte sie sich an seine Worte zu erinnern. Gleichzeitig wurde ihr bewusst, das er sie zumindest nicht am Leben gelassen hatte, weil sie es nicht wert war. Das war ein Trost, wenn auch nur ein schwacher. Denn immerhin schien dieser Dämon sie als würdige Gegnerin anerkannt zu haben, sonst würde er ihr nicht noch eine Chance geben. Aus diesem Grund hatte er sie „nur“ schwer verletzt, anstatt sie zu töten. Doch das erklärte immer noch nicht, weshalb sie in einem Menschendorf war. Vorsichtig setzte sie sich aufrecht. „Ihr sollt doch liegen bleiben.“, schaltete die Ärztin sich vorwurfsvoll ein, doch die 18-jährige ignorierte es. Stattdessen stellte sie die Frage, die ihr auf der Zunge lag: „Wer…?“ Sie kam nicht dazu zu Ende zu sprechen, denn in diesem Moment stürmte die Antwort in Form eines kleinen Kindes zur Tür herein. „Lady Salome, ich habe…“ Das Mädchen stockte. Erstaunt nahm sie zur Kenntnis, dass die junge Frau aufgewacht war. Leider hatte sie keine Ahnung, wie sie mit dieser umspringen sollte. Freundschaft mit ihr schließen? Zögernd trat sie an das Lager heran. Es war ihr mehr als deutlich anzusehen, dass sie nicht wusste wie sie sich verhalten sollte, geschweige denn, was sie sagen sollte. Schließlich hatte dieses Mädchen versucht ihren Meister zu töten. Und dennoch. Im Gegensatz zu all den anderen Personen und Monstern, die sie zuvor angegriffen hatte, wirkte diese nicht wirklich böse. Wahrscheinlich war sie das auch nicht, sonst hätte Sesshomaru ihr nicht geholfen. Ihre Angst vor der Fremden überwindend, fiel sie neben dem Lager auf die Knie. Die Kämpferin beobachtete ihre Handlungen kommentarlos, was es für das Kind nicht gerade einfacher machte sich der Älteren zu nähern. Doch trotz der abweisenden Art der Jägerin streckte die 7-jährige ihr die Hand entgegen. „Mein Name ist Rin und wie heißt du?“ Alex Augen verengten sich leicht. Sie würde den Anhängern ihres Gegners nicht ihren Namen verraten. Sicher waren Namen nichts wichtiges, sie gaben keinerlei Informationen über den Charakter, Stärken oder Schwächen von einer Person preis und dennoch… Schweigend betrachtete sie die zu ihr hingestreckte Hand. Ein Schatten fiel über sie. Die Medizinerin war aufgestanden und hatte sich neben Sesshomarus Begleiterin gestellt. „Seid nicht so schüchtern. Immerhin hat diese kleine Lady euch gerettet.“, versuchte sie ihre Patientin, deren Verhalten sie falsch interpretierte, zu ermutigen. Doch sie erzielte damit genau die entgegengesetzte Wirkung. Der Blick der 18-jährigen wurde so eisig, dass er selbst Feuer hätte einfrieren können. „Warum habt ihr mich nicht sterben lassen?“ „Weil es die Anweisung von Sesshomaru war“, kam sofort die Antwort, doch nicht von Rin. Am Eingang erschien der Krötenyokai. Wahrscheinlich war er mit dem Mädchen in diesem Dorf aufgetaucht und deswegen glaubten die Dorfbewohner, dass er ein freundliches Wesen war und duldeten ihn. Außerdem sah er nicht wirklich bedrohlich aus, weswegen keiner einen Grund hatte ihn zu verscheuchen, solange er nichts anstellte. Auf seinen Stock gestützt betrat der Gnom die Hütte. „Jaken.“, begrüßte seine Reisegefährtin ihn erleichtert und in der Hoffnung, dass ihr Freund das Eis zwischen ihr und dem anderen Mädchen brechen könnte. Ihre braunen Augen ruhten erwartungsvoll auf dem Gnom. Vielleicht wusste er, wie er mit ihr umgehen sollte. Schließlich war er weitaus älter und erfahrener als sie. Auch Alex schenkte ihre ungeteilte Aufmerksamkeit dem Dämon, womit für ihn wahrscheinlich ein Wunsch in Erfüllung ging, denn genau diese hatte er doch am Vortag versucht von ihr zu bekommen „Natürlich war das ein Befehl von ihm, selbstständig handelt ein Zwerg wie du sicher nicht. Aber warum hat er das getan?“ Der Yokai zuckte mit den Schultern. „Ich sehe keinen Grund warum ich dir das sagen sollte.“ Die Kriegerin seufzte. „Du weißt es also nicht.“ „Wir haben ihn seitdem nicht mehr gesehen. Aber er kommt bestimmt und holt uns bald ab.“, meldete die 7-jährige sich wieder zu Wort, wobei ihre Stimme fast nur ein leises Flüstern war. Die Jägerin nickte als Zeichen dafür, dass ihr diese Antwort genügte, auch wenn sie daraus keine hilfreiche Information nehmen konnte. Mehr durfte man anscheinend nicht von den beiden erwarten. Dafür war der eine zu dumm und der andere zu jung. Rins Mundwinkel zogen sich nach unten. Sie hatte gehofft, dass die Frau ein wenig freundlicher werden würde, wenn man ihr entgegen kam, doch diese hatte sie nicht einmal angesehen, als sie gesprochen hatte. Außerdem nagte sie immer noch daran, dass die Ältere ihr weder ihren Namen gesagt, noch ihr die Hand gereicht hatte . Scheinbar war sie nicht gerade dankbar. Dabei hatte sie gehofft Freundschaft mit ihr schließen zu können. Enttäuscht sah sie nochmals zu Jaken, dessen Augen noch immer auf der Verletzten ruhten. Doch nicht nur sie ärgerte sich über die junge Frau. Der Gastgeberin gefiel das Verhalten der Verwundeten genauso wenig. Immerhin verdankte sie den beiden ihr Leben. „Ihr solltet wirklich etwas freundlicher sein.“, wandte die Ärztin sich an die Sitzende. Sowohl ihre Wortwahl als auch ihre Stimme hatten eine gewisse Schärfe. Alex beachtete sie nicht, allerdings war es in diesem Fall nicht aus Unhöflichkeit. Der Grund dafür war Jaken. Denn genau als Salome gesprochen hatte, war der Jugendlichen aufgefallen, dass Jakens Augen nicht auf ihrem Gesicht, sondern ein gutes Stück weiter unten ruhten. Und sie wusste auch warum. Als sie sich aufgesetzt hatte, war die Decke ihr natürlich automatisch in den Schoß gefallen. Das an sich wäre natürlich kein Grund sie anzustarren, aber die Medizinerin hatte ihr das Oberteil ausgezogen, als sie die Wunde verbunden hatte. Glücklicherweise hatte die Frau den Verband so angelegt, dass er von ihrem Unterleib bis kurz über ihre Brüste und schräg über ihre Schulterverletzung gelegt war. Dennoch, wenn man es mit den Kimonos verglich, welche die meisten Frauen trugen, war das wahrscheinlich das Freizügigste was er in der letzten Zeit gesehen hatte. Dieser nervige kleine Gnom, glaubte er sie merkte das nicht. „Jaken, du musst nicht alles anstarren, was gerade auf deiner Augenhöhe ist! “ Ihre Stimme klang drohend. Und tatsächlich erzielte sie damit die erwünschte Wirkung. Der Angesprochene zuckte kurz zusammen, als wäre er mit den Gedanken woanders gewesen , dann sah er ihr in die Augen „Wenn ihr schon so nett ward mich hier her zu bringen…“ Die Ironie aus ihrer Stimme hätte selbst ein Tauber raushören können „…habt ihr wenigstens meine Tasche oder mein Schwert mitgenommen?“ Der Gnom grinste bösartig. Er genoss es, wenn sie eine Frage stellte, denn so konnte er sie leicht ärgern. „Vielleicht“, antwortete er, wobei er im falschen Glauben lag, dass die Kriegerin sich aufregen würde oder ihn früher oder später um eine Antwort anbetteln würde, doch da hatte er seine Rechnung ohne Rin gemacht. Der fordernde Blick der Kämpferin wanderte zu dem Kind, die peinlich berührt weg sah. „Entschuldigung das haben wir ganz vergessen.“ Zu ihrer Verwunderung wurde die 18jährige nicht wütend, vielmehr das Gegenteil geschah. Ihre Gesichtszüge entspannten sich leicht. Der schuldbewusste Tonfall der Kleinen hatten der Jugendlichen verdeutlich, dass dieses Mädchen auch wenn sie eine Gefährtin von Sesshomaru war, nur ein Kind war, das sich zudem noch bemühte so freundlich wie möglich zu sein. Die Kämpferin rang sich ein „Danke Rin“ ab. Die 7jährige war davon so überrascht, dass sie erfreut lächelte und „Keine Ursache“, erwiderte. Auch Alex schenkte ihr ein Lächeln, zwar ein erzwungenes, aber das merkte die Jüngere nicht. Vielmehr schien jene sich mit einem Mal wieder wohler in ihrer Haut zu fühlen, was sich dadurch äußerte, dass sie nicht mehr ängstlich zusammengekauert da hockte, sondern aufrecht saß und lächelte. Die Jägerin kümmerte sich nicht weiter um sie. Kinder waren so leicht zufrieden zu stellen. Und wenn die Kleine so glücklicher war. Abgesehen davon hatte sie die freundliche Schiene nicht für diese Göre ausgefahren, sondern für sich. Schließlich könnte sie das Mädchen als Informationsquelle eventuell noch brauchen, aber das wusste Jakens Gefährtin ja nicht. Sollte sie ruhig im falschen Glauben bleiben, dass sie Freunde werden konnten. Am Eingang erklang ein verärgertes Grummeln von dem Krötenyokai. Sein Plan hätte so gut aufgehen können. Irgendwie müsste er dieses Weib doch provozieren können. Wütend setzte er zu einem neuen Versuch an sie zu reizen. „Im Übrigen komme ich gerade von meinem Meister. Ich soll dir ausrichten, dass eine kleine Dämonin wie du ihn nicht länger reinlegen kann.“ Und das erste Mal in Jakens Leben erreichten seine Worte die gewünschte Wirkung. Die Augen der Jägerin schienen Feuer zu fangen, so viel Hass sprach in diesem Moment aus ihnen. Doch sie drückten nicht nur Hass aus, da war noch etwas anderes, ein tiefer Schmerz, der kaum in Worte zu fassen war. Etwas schien sie zu quälen, doch während jeder anderer Mitleid gehabt hätte, war der Gnom zufrieden mit seinem Werk. Scheinbar hatten seine Worte einen wunden Punkt getroffen. Ihre Hände umkrampften unbewusst den dünnen Stoff der Decke „Wo ist er?!“, knurrte sie und Jaken hatte das Gefühl, wenn sein Herr jetzt im Raum wäre, wäre sie ihm augenblicklich an die Kehle gesprungen. Doch statt einer Antwort beherrschte plötzlich eisiges Schweigen die Hütte. Keiner sagte etwas, denn niemand kannte die Antwort. Am allerwenigstens die Heilerin, welche schon lange nicht mehr verstand um was es eigentlich ging. Waren die drei keine Freunde? Nur eines wusste oder besser gesagt spürte sie klar und deutlich und das war die Anspannung in der Luft die zum Greifen dick war. Ein seltsamer Umstand, wenn man bedachte, dass die zwei das Mädchen doch scheinbar gerettet hatten. Zu ihrem Entsetzen sah sie, wie die Verletzte sich schwerfällig erhob. Mit einer Schnelligkeit, die man ihr in ihrem Alter nicht zugetraut hatte, stand sie direkt neben der Jugendlichen und drückte sie an den Schultern wieder in den Sitz. „Wo wollt ihr hin?“ „Ich muss mit jemanden reden.“ „Ihr würdest es nicht einmal bis zum Dorfeingang schaffen ohne zusammenbrechen. Eure Wunden sind zu schlimm.“ Alex zögerte einen Moment und es wirkte fast so als würde sie widersprechen wollen, doch dann sank sie zur Überraschung der Medzinerin zurück auf das Kissen. „So ist es vernünftig.“, stellte jene zufrieden fest, obgleich sie ehrlich davon überrascht war, dass ihre Patientin so schnell nachgegeben hatte. Selbst wenn sie das Mädchen erst seit wenigen Minuten kannte, so machte diese eher den Eindruck, als würde sie das tun, was sie wollte. „Ruht euch noch ein wenig aus“, ergriff die Alte erneut das Wort. Allerdings reagierte die Jugendliche nicht mehr darauf. Sie war bereits wieder in Gedanken versunken. Sicher wollte sie mit diesem Dämon reden, aber zurzeit hatte diese Frau wohl oder übel Recht. Schon als sie sich hingesetzt hatte, hatte sie so starke Schmerzen verspürt, dass es ihr fast die Tränen in die Augen getrieben hatte. Die Verletzung war zu tief, als das sie nach einer Nacht Schlaf verheilt sein könnte. Dennoch hoffte sie nicht zu lange ans Bett gefesselt zu sein. Sie wollte diese Mission schnellstmöglich zu Ende bringen und sich danach um das Problem kümmern, dass sie seit einiger Zeit verfolgte. Ryudo! Der Kerl wegen dem sie überhaupt angefangen hatte Yokais zu jagen. Wenn es eine Steigerung von abgrundtiefen Hass gab, dann empfand sie genau das für diesen Dämon. Niemals würde sie vergessen, was dieses Wesen ihr angetan hatte. Niemals! Seufzend ließ sie sich zurück ins Kissen sinken und rollte sich auf die Seite. „Ihr seht noch immer sehr erschöpft aus. Eurer Körper musste so einiges mitmachen, ich werde euch einen Trank brauen“ „Danke“, murmelte die Angesprochene, scheinbar schon im Halbschlaf. Salome wandte sich an Rin. „Es ist besser ihr zwei gönnt ihr jetzt Ruhe. Man sieht es ihr zwar nicht an, doch sie hat noch immer starke Schmerzen und muss unbedingt schlafen.“ Die Kleine nickte verständnisvoll. So lautlos wie möglich erhob sie sich und verließ mit Jaken auf Zehenspitzen die Hütte. Kapitel 7: Reisegefährten ------------------------- so nach langer Zeit hab ich endlich mal wieder ein Kapitel fertig gestellt. Und wie versprochen ist auch Sess wieder dabei "g" Und da sich soviele sorgen um die arme Rin machen merk ich gleich mal an, dass das Verhältnis zu ihr ja nicht immer so bleiben wird, aber im Moment würde es schlecht passen, wenn sie mit der kleinen Süßen Blumen pflücken geht. So genug gelabbert, viel Spaß beim Lesen und danke für die vielen Kommis -------------------------------------------------------------------------- Alex hielt die Augen geschlossen. Schritte ertönten im Haus und verrieten ihr Salomes Anwesenheit. Die Ärztin hatte sich in den letzten Tagen nach Leibeskräften um sie gekümmert und eine Menge Heilkräuter dafür verschwendet nur um ihre Schmerzen ein wenig lindern zu können und trotzdem hatte die Schwarzhaarige kaum ein Wort mit ihr gewechselt, was sicher nicht die Schuld der alten Dame war. Inzwischen konnte die Jugendliche schon wieder aufstehen und eine Runde im Dorf drehen. Ihre Kräfte kehrten allmählich zurück. Nach einer Weile entfernten die Schritte sich endlich. Salome hatte das Haus verlassen. Mit einem leisen Seufzer erhob die Jägerin sich. Sie wollte nicht noch länger ihre Zeit hier verschwenden. Sich vergewissernd, dass die Heilerin gerade nicht in der Nähe war, verließ sie die Hütte und folgte den breiten Weg zum Dorfeingang. Schätzungsweise hielt Sesshomaru sich im angrenzenden Wald auf, denn von dort aus war er schnell genug hier, falls sein Schützling in Gefahr geriet. Wenn er seine Aura nicht all zu sehr unterdrückte würde sie ihn ohne Probleme innerhalb kürzester Zeit gefunden haben. Und selbst wenn es etwas länger dauern sollte, dann hatte sie wenigstens mal Ruhe um über alles nachzudenken. Mehrere Fragen beschäftigten sie im Moment aber im Haus von Salome war sie nicht dazu gekommen darüber nachzudenken, dafür lenkten die Geräusche der Umgebung sie zu sehr ab. Nicht nur, dass häufig Kunden und Kranke das Heim der Medizinerin besuchten und sich mit ihr unterhielten, auch der Lärm von der Straße, wie spielende Kinder, unterbrachen ständig ihren Gedanken. Aber im Wald würde sie die Stille finden, die sie sich wünschte. Schnellen Schrittes folgte sie dem breiten Weg, der links und recht von kleinen bäuerlichen Hütten geziert war. Schon nach kurzer Zeit erreicht sie den Dorfeingang. Aber gerade als sie an der Statue vorbeiging, die an jedem der Ausgänge in diesem Ort stand, weil die Einwohner meinten, dass die Anbetung dieser Skulptur sie vor Dämonen schützte, rief eine Stimme laut „Warte“ Die Jugendliche blieb zwar stehen, doch sie drehte sich nicht um. Der junge Mann, der ihren Namen gerufen hatte, kam schnaufend zum Stehen. Die Hände auf die Knie gestützt, könnte er sich eine kurze Verschnaufpause. Alex warf einen kurzen Blick über ihre Schultern, auch wenn sie ihren Verfolger schon an der Stimme erkannt hatte, denn jener hatte sie mehrmals besucht, während sie sich auskuriert hatte. Rin verbrachte die Nächte bei diesem Typen, der sich ihr bei der ersten Begegnung mit dem Namen Duncan vorgestellt hatte, da das Haus der Ärztin nicht genügend Platz für drei Personen bot. Der Feldarbeiter ließ seinen Atem ein wenig zur Ruhe kommen, eher er anfing zu sprechen: „Ich wollte euch gerade besuchen, aber leider ward ihr nicht mehr da…“ „Das brauchst du mir nicht zu sagen, dass weiß ich selber.“, schoss es ihr durch den Kopf, aber sie behielt es für sich und ließ ihn weiterreden „Glücklicherweise hat Rin gesehen in welche Richtung ihr gegangen seid.“ „Was für ein Glück“ „Ich habe nämlich eine Bitte an euch“, fuhr er unbeirrt fort, völlig ignorierend das sie, da sie sich nicht mal umdrehte, ihn wortwörtlich die kalte Schuler zeigte. „Ihr seid doch eine Dämonenjägerin?“ Er wartete nicht erst auf eine Antwort. „In der Nähe treibt sich seit längeren eine Diebesbande rum, welche die Menschen, die den Wald passieren, ausraubt und arme Frauen schändet. In meinem Dorf gibt es nur Bauern und Handwerker, keiner würde sich einem bewaffneten Bandit gegenüber stellen, aber ihr…“ „Ich jage Dämonen, keine Menschen…“, beantworte sie seine Frage, ehe er sie richtig stellen konnte. Ihre Worte waren zwar schärfer gewählt als sie eigentlich gewollt hatte, immerhin war dieser Kerl bei seinen häufigen Besuchen sehr freundlich zu ihr gewesen, aber im Moment hatte sie andere Sorgen. Und es gab genug Krieger, die solche Aufträge erledigen würden. „Wir bezahlen dafür“, versuchte er es erneut, woraufhin Alex genervt stöhnte. Und wenn sie ihr ein Schloss dafür schenken würden, das machte keinen Unterschied. Damit konnte man sie nicht überzeugen. Schließlich mordete sie nicht aus finanziellen Gründen, sondern um ihr Rachegefühl zu befriedigen oder, was aber eher seltener vorkam, aus Notwehr. Der Sprecher überging ihre Reaktion einfach. Die Bande war eine zu große Plage für das Dorf, deshalb konnte er sich nicht einfach mit einem Nein zufrieden geben. In diesen abgelegenen Fleck der Welt kamen nur selten Krieger, weshalb sie bis her noch niemanden hatten anheuern können, zumindest niemanden der sich mit der geringen Bezahlung die sie boten, zufrieden geben würde. Das nächste Dorf lag einfach zu weit weg und kaum einer nahm den langen Weg für ein paar lausige Münzen auf sich. Das Schicksal hatte diese Kriegerin sicher nicht umsonst hier her geführt. Sie war hier um diese Banditen in die Schranken zu weisen, dessen war er sich sicher. „Ach kommt, gebt euch einen Ruck. Ihr schuldet dem Dorf doch sowieso etwas…“ Ehe er zu Ende sprechen könnte, sprang Alex mit einem gewaltigen Satz auf den Kopf der Statue. Duncan fiel vor Erstaunen die Kinnlade herunter. Ein weiterer großer Sprung folgte und das Mädchen landete gezielt auf dem Ast eines Baumes. In der nächsten Sekunde war sie aus seinem Blickfeld verschwunden. Enttäuscht sanken die Schultern des Mannes nach unten. Wie konnte sie das ihm und den Dorf antun, nach all der Mühe, die man für sie geopfert hatte. Jedoch war er nicht nur enttäuscht, weil sie das Dorf im Stich ließ, sondern auch weil er sich so in sie geirrt hatte. Als er sie das erste Mal gesehen hatte, auf dem Bett sitzend und eine Suppe löffeln, hatte er gedacht, dass könnte die Frau sein, die er mal heiratete, so sehr hatte sie ihm gefallen. Leider war er nie dazu gekommen sie näher kennen zu lernen, allerdings hätte er auch nicht geglaubt, dass seine Menschenkenntnis so versagen konnte. Wut stieg in ihm auf. Schlecht gelaunt kickte er einen auf dem Weg liegenden Stein ins Gebüsch. Hoffentlich kam dieses Weib nie wieder und falls ja, würde er ihr ordentlich die Meinung sagen. Mit ausladenden Schritten kehrte er der Statue den Rücken zu. Sanft wie eine Katze landete die 18-jährige im Gras, das sofort unter ihren Füssen nachgab. Ohne Hast folgte sie der Aura, von der sie glaubte, dass sie zu Sesshomaru gehörte. Einzelne Sonnenstrahlen fanden ihren Weg durch das Blättermeer und erzeugten so ein Spiel zwischen Licht und Dunkelheit im Wald. Ein bezaubernder Anblick für den, der darauf achtete. Alex Gedanken kreisten allerdings um ganz andere Dinge als die Natur. So viele Fragen brannten ihr auf der Seele und so wenig Antworten wusste sie dafür. Während sie durch den Wald schritt, versuchte sie ihre Gedanken zu ordnen. Zunächst wollte sie wissen, weshalb Sesshomaru dafür gesorgt hatte, dass ihre Wunden behandelt wurden. Seine Begründung war, dass er ihr noch eine Chance geben wollte. Dabei war es gar nicht ihre Absicht gewesen ihn herauszufordern, als sie sagte, dass sie gewonnen hätte. Es war einfach so aus ihr herausgekommen. Ob das der Wahrheit entsprach, konnte sie schwer einschätzen, immerhin war dieser Dämon sehr mächtig. Jetzt verstand sie auch die Sorge des Dorfältesten. Sie fragte sich, ob sie ihn besiegt hätte, wenn sie bei ihrem ersten Kampf nicht schon am Bein verwundet gewesen wäre. Immerhin war sie nur wegen der Verletzung bei der entscheidenden Attacke zusammen gezuckt und nur deswegen hatte sich der Angriff zu sehr verzögert. Im Gedanken schickte sie einen Fluch an dem Diener von Ryudo, dem sie das verdankte. Dem ungeachtet verstand sie diesen Sesshomaru einfach nicht. Jeder andere hätte sie getötet, völlig gleich wie stark sie gewesen wäre. Die meisten Dämonen suchten Macht und nicht die Herausforderung. Anderseits konnte man nicht abstreiten, dass er ersteres schon hatte und wohl selten auf gleichstarke Gegner griff. Verdankte sie ihr Leben der Langeweile dieser Kreatur? Eine Frage, die sie sich nicht beantworten konnte. Doch es gab noch etwas, was sie nicht begriff: Weshalb sollte sie ihn jagen? Er schien nicht sinnlos Menschen zu töten. Zwar zweifelte sie nicht daran, dass er ohne mit der Wimper zu zucken Leben auslöschen konnte, doch er sah scheinbar keinen Sinn darin. Also warum sollte sie ihn töten? Dieser Yokai war nicht so wie die, die sie kannte, in keinerlei Hinsicht. Schon seine Ausstrahlung war vollkommen anders. Er strahlte keine Mordlust aus, vielmehr eine unerschütterliche Ruhe und Gleichgültigkeit. Sie dachte an seinen Augen. Auch wenn sie so kalt wirkten, hatten sie etwas Faszinierendes und Fesselndes an sich. Er hatte diesen stechenden Blick, der einem eine Gänsehaut über den Rücken jagen konnte. Abrupt blieb die Jugendliche stehen. Ohne es zu merken, war ihr Hass plötzlich ein wenig abgeklungen. Einerseits nahm sie ihm übel, dass er sie gerettet hatte, anderseits war sie so positiv überrascht von diesem Verhalten, dass sie so etwas wie Dankbarkeit entwickelt hatte. Was nicht hieß, dass sie ihn schonen würde, wenn sie das nächste Mal kämpften. Allerdings würde dieses Ereignis nicht vor Ablauf eines Monates eintreten. Ihre Verletzungen heilten zwar recht gut, aber ehe sie wieder genügend Energie regeneriert hatte um erneut gegen ihn anzutreten, mussten noch etliche Sonnenaufgänge verstreichen. Sie seufzte innerlich. Außerdem hatte sie noch ein viel größeres Problem, obwohl die Bezeichnung „Problem“, wohl eine deutliche Untertreibung war. Saheran verfolgte sie und sie wusste was er wollte. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Nur mit Mühe drückte sie eine längst vergessen geglaubte Panik herunter. Sie war nicht mehr so schwach wie damals, sie konnte sich jetzt wehren. Sie dachte an den Augenblick, als der Diener des Yokais den vergangenen Namen von Ryudo gesagt hatte. Aufgrund ihrer körperlichen Schwäche in diesem Moment hatten ihre Gefühle die Oberhand gewonnen. Sie war in Panik geraten. Das sollte ihr nicht noch mal passieren. Doch solange er weiterhin so schwache Diener ausschickte, hatte sie nichts zu befürchten. Aber warum tauchte er gerade jetzt auf, wo sie schon einen anderen starken Gegner hatte?! Der Zeitpunkt war denkbar ungünstig. So viele Jahre hatte sie nichts von ihm gehört, weshalb trat er nun wieder in ihr Leben. Worauf hatte dieser Dämon gewartet? Kopfschüttelnd schob sie den Gedanken zur Seite. Sie musste wohl warten bis der Yokai seinen nächsten Zug machte, was hoffentlich nicht in nächster Zeit sein würde, denn leider konnte sie im Moment nichts unternehmen. Wenn er wirklich auftauchen würde, dann hätte sie nicht die Kraft um gegen ihn zu kämpfen. Die Aura von Sesshomaru wurde immer stärker und ließ sie vorerst an was anderes denken.. Schon bald würde sie ihm gegenüber stehen. Unbeirrt setzte sie ihren Weg fort, der sie stets bergauf führte, wobei sie noch immer tief im Gedanken versunken war. Schließlich erreichte sie eine Klippe. Schon von weitem erkannte sie die Gestalt Sesshomaru´s. Er starrte auf irgendeinem unbestimmten Punkt am Horizont und schien selbst gerade geistig woanders zu sein. Sie betrachtete ihn eine Weile aus der Ferne, ehe sie das letzte Stückchen Weg auf sich nahm. In einigen Schritten Entfernung von ihm blieb sie stehen. Keine Bewegung zeigte, dass er sie bemerkt hatte, trotzdem war sich Alex sicher, dass er ihre Aura bereits wahrgenommen hatte, als sie den Wald betreten hatte. Endlich, nach einer halben Ewigkeit, drehte er sich langsam zu ihr um. Sein Blick war musternd und dennoch ohne jegliches wirkliches Interesse. „Für einen Dämon brauchst du ziemlich lange um dich zu erholen“ Mit einem Schlag war der 18-jährigen wieder klar, warum sie so wütend auf ihn war und weshalb es ihr so wichtig gewesen war, ihn aufzusuchen und zu sprechen. „Ich sagte dir bereits, dass ich ein Mensch bin. Nur weil ich Fähigkeiten habe, die…“ „Dein Blut“, berichtigte er sie. Verblüfft hielt die Jugendliche inne. Ihr Blut? Hatte er das tatsächlich bemerkt, obwohl der Anteil des Yokaiblutes, das durch ihre Adern floss, nicht einmal 5% betrug, wenn man von der Gesamtmenge ausging. Schlagartig wurde der Ausdruck in ihren Augen anders, trauriger. Dennoch sah sie ihn offen ins Gesicht. Der Wind streichelte sanft ihre Wangen und blies ihre Haare nach hinten, als sie erwiderte „Ich bin keine Dämonin, sondern ein Mensch.“ Trotz ihres veränderten Gesichtsausdrucks war ihre Stimme fest und ließ keinen Zweifel an der Wahrhaftigkeit ihre Aussage. Der InuYokai schwieg. Dieses Mädchen war ihm ein Rätsel. Wenn sie wirklich seiner Rasse angehörte, hätte sie keinen Grund es zu verleugnen, aber weshalb hatte er den Geruch eines Yokais bei ihr wahrgenommen. Oder log sie ihn nur an um im Kampf den Überraschungseffekt auf ihrer Seite zu haben. Seinen Augen schienen sie zu durchdringen. So wie sie ihm in diesem Moment gegenüberstand hatte sie wirklich nichts Dämonenartiges an sich. Warum? Er verstand es nicht. Alex wartete eine Weile, doch dann fuhr sie fort. „Denk von mir was du willst. Halt mich für schwach, dumm hässlich, egal, aber unterstell mir niemals, dass ich zu der abartigen Rasse gehöre, zu der du auch zählst“ Sesshomaru überhörte die Beleidigung. Denn egal was sie nun war, auf jeden Fall stand sie unter ihm. Er musste sich von ihr nicht beleidigen lassen. Sie trat ihm zwar momentan furchtlos gegenüber, aber das war sie nicht. Er dachte an ihre Reaktion auf die pure Erwähnung des Namens. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem verspottenden Lächeln. „Saheran scheinst du mehr zu fürchten als mich.“ Ruckartig änderte sich der Ausdruck ihrer Augen wieder. Alle anderen Gesichtszüge hatte sie perfekt im Begriff, sie zeigten fast nie ein Gefühl, doch ihre Augen glichen einem offenen Buch und erlaubten einen Blick in ihre Seele. „Misch dich nicht in Angelegenheiten ein, die dich nichts angehen!“, knurrte sie. Er wandte sich von ihr ab und blickte wieder auf einen Punkt am Horizont. „Keine Sorge, dass hatte ich auch nicht vor.“ Dann schwieg er wieder. Für einen kurzen Augenblick wurde es totenstill. Keiner der beiden sagte mehr etwas. Erst ein lautes Gebrüll durchbrach diese Ruhe. Alex warf einen kurzen Blick über ihre Schulter. Eine Horde von 9 Männern kam hinter den Bäumen vorgestürmt. „Die Räuberbande“, schoss es der Jugendlichen durch den Kopf, wobei sie weder Angst noch sonst ein Gefühl dieser Art verspürte. Schließlich war sie kein wehrloses Mädchen, sondern eine erfahrene Kriegern, die es trotz zahlenmäßiger Überlegenheit der Feinde und geschwächten körperlichen Zustand ohne Probleme mit ihnen aufnehmen konnte. Der Gedanke war eine bloße Feststellung gewesen, ähnlich wie wenn man bei den ersten Regentropfen „es regnet“ dachte. Das Auftauchen der Banditen ließ sie völlig kalt und da auch Sesshomaru sich nicht einmal die Mühe machte sich umzudrehen, ihn scheinbar auch. Genau wie man es von einem Dämon mit seiner Macht erwarten konnte. Leicht genervt verdrehte sie die Augen. Diese Idioten hatten mit ihrem Erscheinen ihr Ende besiegelt. Mit lautem Gebrüll verließ die Gruppe den Schutz der Bäume. Endlich hatten sie wieder zwei Opfer gefunden. Und dabei hatten sie geglaubt, dass dieser Tag langweilig werden würde, da sich kaum noch jemand in den Wald traute, abgesehen von Reisenden die nicht aus der Umgebung stammten. Natürlich waren sie irritiert, weil sich weder das Mädchen, noch der Silberhaarige umdrehte, dennoch stoppten sie ihren Lauf nicht. Es konnte nur von Vorteil sein, wenn sie das Mädchen, welches sie zuerst erreichen würden, niederschlagen konnten ohne das jenes sich wehrte. Als die Räuber ihr schon bedrohlich nah waren, seufzte die 18-jährige hörbar. Sie brauchte ihre Energie um ihre Verletzungen vollständig aus zu kurieren. Jetzt wieder zu kämpfen würde den Heilungsprozess nur verlängern. Ihr Blick fiel auf den Rücken des Dämons. Sollte er sie doch erledigen. „Sesshomaru, du weißt, dass ich im Moment nicht kämpfen kann.“ Es klang wie eine bloße Feststellung, aber darin lag eine Aufforderung enthalten, die er sofort verstand. Es lag ihm zwar nicht unbedingt daran sie zu schützen, aber da die Männer danach sowieso ihn angreifen würden, konnte er sie auch ein paar Sekunden eher vernichten. Obwohl die Kerle inzwischen nur noch eine Armlänge von ihr entfernt waren und somit die Gefahr bestand, dass einer der Männer sie innerhalb der nächsten Sekunden erstach oder als Geisel nahm, wandte der Yokai sich ohne Hast um. Dann ging alles ganz schnell. Alex spürte einen Windzug einmal links und einmal recht an ihrem Ohr vorbeizischen und sah das Licht der Energiepeitsche aufleuchten, kurz danach fielen die Männer tot um, bis auf einer, den Sesshomaru beabsichtig verschont hatte. Einfach nur aus dem Grund, dass er sehen wollte, ob sie fähig war, Menschen zu töten und das ohne mit der Wimper zu zucken. Sicher hatte sie auf Rin gezielt, aber wahrscheinlich geplant, dass er die Attacke abbekam. Noch immer fand er diese Vorgehensweise verachtungswürdig, jedoch konnte er sie dafür zahlen lassen, wenn sie das nächste Mal kämpften. Warum tat er das eigentlich? Warum gab er einem Menschen noch eine Chance? Natürlich war sie ein interessantes Individuum, schon allein wegen der kleinen Menge Yokaiblut, die sie in sich hatte, obwohl sie behauptete, ein Mensch zu sein. Dennoch hätte er normalerweise anders gehandelt. Vielleicht lag es einfach daran, dass sie ihn herausgefordert hatte und da er nun mal ein wenig von ihren Fähigkeiten beeindruckt war, hatte er es im Stillen angenommen. Eine fast ebenbürtige Gegnerin war einfach zu selten. Eine neue Welle des Schweigens breitete sich auf der Klippe aus. Der letzte Überlebende starrte fassungslos auf seine toten Kameraden? Ein kurzer Blick über ihre Schulter, verriet Alex, dass der Kerl unter Schock stand. Wahrscheinlich hatte er seinen Augen nicht trauen können, als alle seine Kameraden neben ihn leblos ungefallen waren. Es dauerte eine ganze Weile ehe der Räuber sich wieder einigermaßen gefasst hatte. Was nicht hieß, dass er mit dem Anblick seiner Freunde, die zu seinen Füßen lagen, zu Recht kam, sondern lediglich, dass er langsam begann seine Situation zu begreifen, wodurch in ihm ein Urtrieb geweckt wurde: Sein Überlebensinstinkt. Er wollte nicht der Nächste sein, nicht hier und vor allen nicht jetzt sterben. Im Moment wurde seine Trauer von einer alles beherrschenden Todesangst überdeckt und erst wenn er wieder alleine und in Sicherheit sein würde, würden seine Gefühle ihn überwältigen, würde er begreifen was es eigentlich bedeutete, dass alle seine Freunde tot waren. Selbst wenn er jetzt schon die Gefallenen beweinte und scheinbar handlungsunfähig schien, so würde er automatisch trotzdem alles tun, damit er überlebte. Eine Begebenheit die die Jugendliche auch bei vielen Dämonen beobachtet hatte und an seiner Körperhaltung konnte die Teenagerin erkennen, dass auch er von diesem Willen zum überleben kontrolliert wurde. Alex atmete die Luft tief ein. Sie hörte ihn schluchzen, mochte es aus Angst oder Trauer sein, sie würde ihn bald erlösen, da sie nicht davon ausging das er abhauen würde oder das Sesshomaru den letzten auch noch tötete. Der Bandit hielt zitternd sein Schwert fest. Was sollte er tun? Gegen so einen mächtigen Dämon hatte er keine Chance. Tränen bahnten sich seinen Weg nach unten. Verdammt sie hatten gedacht leichtes Spiel zu haben, nun waren alle außer er ermordet wurden. Die Leute mit denen er gestern noch einen erlegten Vogel gegessen hatte, würden nie mehr auch nur ein einziges Wort miteinander wechseln. Sie würden nie mehr zusammen trinken, lachen, andere Menschen quälen. Das konnte einfach nicht wahr sein!? Die Bande war seine Familie, ohne sie war er nichts! Doch bevor er sich in seiner Trauer verlieren konnte, keimte ein neuer Gedanke in ihm auf. Er würde der Nächste sein, wenn er hier nur heulend rumstand und nichts tat. Irgendetwas musste er unternehmen. Aber was? Abhauen? Wahrscheinlich würden diese beiden ihn töten, sobald er ihnen den Rücken zuwandte. Das durfte er nicht riskieren. Aus einem Überlebungsinstinkt handelnd, hielt er die Waffe an den Rücken des Mädchens. Mit ihr als Geisel würde er überleben. Das war der einzige Weg. Und falls es ihm nicht gelang, konnte er sie wenigstens als Rache mit in den Tod reißen. Die Jugendliche zuckte nicht einmal zusammen, als die Schwertspitze ihren Rücken berührte. „Das war Absicht.“, sagte sie an Sesshomaru gewandt. Nicht das das ein Problem für sie war, schließlich hatte der Kerl keine besonderen Fähigkeiten und für einen einfachen Menschen reichte ihre regenerierte Energie locker aus. Ihr blieb wohl keine Wahl als ihn zu töten. „Ich geb dir drei Sekunden.“ „Waaas?“ Der Mann wurde nur noch nervöser. „1“ „Halt die Klappe, oder ich bring dich um. Du bist nicht in der Position mir zu drohen.“ „2“ Jegliche Farbe wich aus seinem Gesicht. Sein Herz raste so schnell, als würde es in seiner Brust zerspringen. Angst, er hatte furchtbare Angst. Aber er durfte sich seine Panik nicht anmerken lassen, er musste ruhig bleiben. Noch hatte er die Oberhand. Diese Göre bluffte nur. Was sollte sie schon ausrichten können? Sobald sie sich bewegte, würde er sie einfach töten. Anderseits, dann war er dem Dämon schutzlos ausgeliefert. „Beruhig dich“ Immer wieder rief er sich diesen Satz ins Bewusstsein. „Soweit geht sie schon nicht“ Es half nichts. Seine Nerven lagen total blank. Er spürte, dass er nicht Herr der Situation war. Dennoch rührte er sich nicht, denn die Verzweiflung lähmte seinen Körper und so wartete er nur gespannt auf die nächste Zahl, welche nur einen Atemzug später folgte: „3“ Der Mann hinter ihr hörte vor Spannung auf zu atmen. Dennoch war er bereit sie jederzeit zu töten, zumindest glaubt er das. Aber seine Bewegungen waren für ihre Verhältnisse viel zu langsam. Blitzschnell trat sie einen Schritt nach vorne und als er zustechen wollte, vollführte sie eine halbe Drehung, wobei sie ihm einen schmerzhaften Fußtritt in die Magengegend verpasste. Der Dieb stolperte hustend rückwärts. Die Jägerin verpasste ihn einen Faustschlag ins Gesicht, wodurch seine Lippe aufsprang und stark anfing zu bluten. Ein leises Knacken, das bei manchen für Übelkeit gesorgt hätte, ertönte und verriet der Schwarzhaarigen, dass sie ihm die Nase gebrochen hatte. Von Schmerz getrieben schrie der Mann auf und ließ sein Schwert los. Alex fing es auf und durchbohrte damit den Körper des Angreifers. Der Schrei erstarb von einer Sekunde auf die nächste und wandelte sich in ein ekelhaftes Röcheln und Gurgeln um, verursacht dadurch, dass Blut aus dem Mund des Sterbenden quoll. Allerdings litt er nicht einmal eine Minute. Seine Augen brachen, noch während er rückwärts auf den Boden fiel und sich das Leben mit letzen Zuckungen seiner Arme aus seinem Körper verabschiedete. Die 18-jährige ließ das Schwert in der Leiche stecken. Zum einen war es zu billig und somit im Kampf gegen Dämonen unbrauchbar, zum anderen war es ein Kurzschwert und damit total nutzlos in ihren Augen. Sie drehte sich zu Sesshomaru um. Sie freute sich schon auf den Tag, an dem sie ihn töten konnte. „Ist noch was?“ Alex strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und trat einen Schritt näher an ihn heran. Wie sie seine überhebliche Art hasste? Allerdings brauchte sie ihn, denn ein neuer, quälender Gedanken war während des Angriffs der Banditen in ihr hochgekommen. Sie konnte nicht so einfach durch die Welt spazieren, während sie zu schwach für ernsthafte Kämpfe war. Wenn Saheran einen starken Diener ausschickte, woran sie nicht zweifelte, dann würde er sein Ziel erreichen und sie bekommen. Gegen Menschen konnte sie sich wehren, aber gegen einen mächtigen Yokai…. Bis zu ihrem Dorf war es zu weit, als das sie dort Schutz bekommen könnte. Ryudo würde sie sicher schon auf den Weg dorthin abfangen. Deswegen ergab sich nur eine Schlussfolgerung. Sie brauchte Sesshomaru. Zwar nur solange, bis es ihr gut ging, aber trotzdem. Im Moment fiel ihr keine andere Möglichkeit ein, als ihn um Hilfe zu bitten. „Sesshomaru?“ Er sah ihr in die Augen. Es schien als würde er bereits erwartet haben, dass sie noch etwas sagte. Ob es eine Genugtuung für ihn sein würde, wenn sie ihn um Schutz bat? Würde er ihr überhaupt helfen? Wohl eher nicht „Ich werde in deiner Nähe bleiben, damit ich deine Spur nicht verliere“, log sie schnell, wobei ihr noch im selben Augenblick bewusst wurde, wie leicht durchschaubar ihre Lüge für ihn sein musste. Grimmig sah sie ihn an. Der Dämon erwiderte zwar nichts, doch er lächelte wissend. Eine Geste die mehr als tausend Worte sagte. „Was ist?“ Im nächsten Moment stand er direkt vor ihr. Als er sprach, konnte sie seinen warmen Atem in ihrem Gesicht spüren. „Tu was du willst, nur rechne nicht mit meinem Schutz.“ Alex hielt seinem Blick stand. „Nie würde ich den Schutz von einem aus deiner Rasse wollen.“ Wieder schwieg er, doch sie spürte, dass er sich seinen Teil dazu dachte. Sie verfluchte ihn innerlich. Warum musste er sie durchschauen? Konnte er nicht so dumm sein, wie er mächtig war. Sie wirbelte herum um zu gehen. Eigentlich war alles gesagt wurden, schließlich wusste er jetzt, dass sie kein Dämon war und deswegen hatte sie ihn ja hauptsächlich aufgesucht. Es wunderte sie zwar, dass er nicht hinterfragte, obwohl er ihr Yokaiblut gerochen hatte, aber umso besser. Nur sollte sie ihn jetzt nicht mehr aus den Augen lassen. Sicher, er hatte gesagt, dass er ihr nicht helfen würde, doch im Grunde genommen reichte es aus, wenn er sich und seine Gruppe verteidigte. Sollte Saheran oder einer seiner Untergeben angreifen, würde ihr schon eine Möglichkeit einfallen ihn in den Kampf mit hinein ziehen. Nicht unbedingt ehrenhaft, aber was hatte sie schon für eine Wahl. Sie wollte Ryudo diesen Triumph auf keinen Fall können, dann doch lieber den Schutz eines anderen Dämons annehmen. Verdammte Verletzung. Wenn diese nicht wäre… „Warum hast du eigentlich zugestochen, wenn du mich gar nicht töten wolltest? Mich bewusstlos schlagen, hätte doch gereicht.“ Sie erschrak als sie seinen Atem in ihrem Nacken spürte. Es machte ihr bewusst, wie nah er ihr stand. „Als Erinnerung“ Sie strich über die Stelle, an der sich die Wunde befand. Das würde zweifellos eine Narbe werden. Nichts was sie leicht vergessen würde. Dennoch schreckte sie das nicht vor einem weiteren Kampf ab. „Ein Bild von dir hätte gereicht. Ich kenne einen guten Maler.“, konterte sie grimmig. Während sie sprach, fiel ihr Blick auf die Banditen. Theoretisch könnte sie sich nun den Lohn für ihre Vernichtung einholen. Sesshomaru folgte mit seinen Augen ihrer Kopfbewegung, die ihm verriet, dass die 18-jährige auf die am Boden liegenden Leichen sah. „Die Banditen sind wie du. Schwächere oder zumindest solche die sie für schwächer halten greifen sie an, aber sobald jemand kommt, der stärker ist, kriegen sie Panik und verlieren ihren Charakter total.“, bemerkte er, wobei er an ihre Reaktion auf den Namen Saheran dachte. Trotz der Beleidigung blieb die Jägerin ruhig. Sie wusste, dass er sie damit nur provozieren wollte. So antwortete sie kühl: Sie gleichen mir in keinster Weise, denn ich habe keine Angst vor Stärkeren und ich vergreife mich nicht nur an Schwächeren, es sei den du hast grade ein Geständnis abgegeben. Nett das du dich selber in den Dreck ziehst.“ Er knurrte leise, trotzdem klang seine Stimme ruhig und gefasst als er sagte: Meine Stärke kanntest du nicht, die von Saheran anscheinend schon.“ Ruckartig wirbelte sie herum, wobei sie sich beherrschen musste ihm nicht eine zu knallen.. „Du mischt dich schon wieder ein! Du hast keine Ahnung, wer Saheran ist, aber ich weiß es, besser als ich wollte. Er hat mir Dinge angetan, von denen du nicht einmal träumst. Denn als ich…“ Es schien als wollte sie ihm gerade ihre Geschichte ins Gesicht schreien, jedoch ging er an ihr vorbei, Richtung Wald. „Behalt es für dich. Es interessiert mich nicht, welche Erfahrung du mit sonst wem gemacht hast.“ Seine Worte holten sie zurück auf den Boden. Sie hasste es, wenn sie ihre Gefühle nicht im Griff hatte, aber ihr Groll gegen Ryudo war so tief verankert, dass es ihr schwer fiel sich zu beherrschen, wenn sie nur an ihn dachte. Allerdings brauchte sie sich zum jetzigen Zeitpunkt keine Sorgen um diesen Dämon machen, immerhin spürte sie weder ihn noch einen seiner Diener in ihrer Nähe. Außerdem brauchte sie erstmal dringend neue Waffen Sie betrachtete Sesshomaru, der bereits am gehen war. Sie musste ihn um noch etwas bitten. Heute war wirklich ihr Pechtag. Leider konnte sie ohne ihn nicht an ihre Tasche oder an ihr Schwert herankommen. „Eins noch, ich brauche mein Schwert wieder. Im Dorf war nichtmal ein Waffenladen.“, rief sie ihm nach. Der InuYokai hielt kurz inne „Dann hol es dir doch einfach“ „Sehr witzig, an diesem Ort wimmelte es nur so von Dämonen“ „Pech für dich“ Damit war das Gespräch beendet. Alex schickte ihm einen Fluch nach. Ohne Waffe war sie noch wehrloser als mit. Aber sobald sie an einem Dorf mit Waffenladen vorbeikamen, konnte sie sich ja eins holen. Bis dahin musste sie einfach hoffen, dass sie sich auf ihn verlassen konnte. Einen Moment dachte sie noch daran sich selber ihre Ausrüstung zu holen, verschlug die Idee jedoch sofort wieder. Immerhin bestand dann die Gefahr, dass er ohne sie weiter gereist war und außerdem war es unnötig ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Es reichte aus, wenn sie ein Schwert hatte, sobald sie auch wieder kämpfen konnte. Kapitel 8: Aufbruch ------------------- Erstmal sorry an alle meine Leser und vor allen an die, die diese Fanfic mit Begeisterung verfolgen (falls es solche gibt "g") Ich weiß es hat diesmal ziemlich lange gedauert, aber dafür ist es auch nicht so kurz wie die vorigen. Also ich bin mal wieder nicht besonders zufrieden mit dem Kapitel, aber irgendwie krieg ich es bei dieser Fanfic vor allem vom Ausdruck her nicht so gut auf die Reihe. Naja ich hoffe euch gefällt es trotzdem, also viel Spaß beim Lesen und nochmals danke für die vielen kommis. Schön, wenn man weiß, dass manche die Geschichte lesen. -------------------------------------------------------------------------- Niedergeschlagen kehrte die Jägerin zum Dorf zurück. Die ganze Zeit hatte sie ihm unbedingt sagen wollen, dass sie keine Dämonin war. Doch obwohl sie das nun getan hatte, fühlte sie sich kein Stückchen besser als vorher, was nicht zuletzt daran lag, dass sie nicht wusste, ob er ihr glaubte oder nicht, obgleich ihr das eigentlich egal sein sollte. Aber das war es nicht. Hinzu kam, dass sie von ihm abhängig geworden war, natürlich nur für die nächsten paar Tage, in welchen sie ihre Kräfte regenerieren wollte. Allerdings war das schon schlimm genug. Es wäre ihr wesentlich lieber ins Dorf der Dämonenjäger zurückzukehren und sich dort auskurieren, aber das ging nun mal nicht. Der Weg war einfach zu weit. Zugegeben war sie sich nicht mal sicher ob sie bei Sesshomaru geschützter war, als wenn sie alleine reisen würde. Immerhin hatte er ihr mehr als deutlich gesagt, dass sie nicht mit seiner Hilfe zu rechnen brauchte. Sie fragte sich, was er entgegnet hätte, hätte sie ihn tatsächlich direkt um seinen Schutz gebeten, anstatt ihm zu sagen, dass sie ihn im Auge behalten wollte. Hätte er abgelehnt? Höchstwahrscheinlich! Ihr Überleben ging ihm ja schließlich nichts an. Außerdem hatte sie ihm ja selbst gesagt, dass er sich nicht in ihre Angelegenheiten einmischen sollte, also konnte sie auch nicht verlangen, dass er für sie kämpfte, denn das sie das Zielobjekt eines Dämons war, war ja eindeutig IHRE Angelegenheit. Hinzu kam, dass sie ihn ebenso wenig verteidigen würde, wenn er in ihrer Lage wäre, völlig gleich ob er sie auf Knien anflehen würde, was eine völlige absurde Vorstellung war. Sie gehörten nun mal zwei völlig unterschiedlichen Rassen an, Rassen die sich gegenseitig auslöschten und sich nur in den seltensten Fällen beschützten. Sie wüsste, wie sie reagiert hätte, wenn Sesshomaru sie darum gebeten hätte, dass sie auf ihn aufpasste. Ihre Antwort wäre ein verspottendes Lächeln gewesen und genau das hätte auch sie gekriegt, wenn sie nicht schnell eine andere Ausrede gefunden hätte. Leider war dieser Yokai nicht auf den Kopf gefallen. Er hatte sie ohne Probleme durchschaut. Dennoch hatte er nichts dagegen gesagt, dass sie mit ihm reiste. Allerdings ahnte die Jägerin, weshalb er ihr gestattete in seiner Nähe zu bleiben. Und es lag nicht daran, dass er um ihre Sicherheit besorgt war. Der Grund war schlicht und ergreifend der, dass er so die Gewissheit hatte, dass sie sich nicht vor dem nächsten Kampf, denn er genauso unbedingt wollte wie sie, drückte. Allerdings war sie weit davon entfernt vor ihm zu fliehen. Sie brannte darauf ihren Auftrag mit seinem Tod zu Ende zu bringen. Ein so starker Gegner war einfach eine Herausforderung und nur an einer solchen konnte man wachsen. Seufzend sah sie in den Himmel. Doch bis sie noch mal gegen ihn antreten konnte, würden mehrer Monde vergehen. Die nächsten Tage würden so unangenehm werden, wie fast noch keine zuvor in ihrem Leben. Immerhin hatte sie ständig einen Dämon in der Nähe und für jemanden wie sie, der diese Rasse derart verabscheute, war das mehr als eine Qual. Sollte sie sich das wirklich antun? Alles in ihr sträubte sich dagegen, aber sie hatte keine große Wahl, wenn sie den nächsten Monat lebend überstehen wollte. Wollte sie das überhaupt? Alex blinzelte. Die Sonne, die für einen Moment hinter den Wolken verschwunden war, bestrahlte ihr Gesicht. Geblendet schirmte die Jugendliche ihre Augen mit der Hand ab. Im Gedanken wiederholte sie die Frage noch mal. „Wollte sie wirklich überleben, selbst wenn das bedeutet in nächster Zeit von einem Dämon abhängig zu sein? Was hatte sie schon von der Zukunft zu erwarten?“ Die Antwort kam noch im selben Moment aus ihren Inneren. „Sie durfte jetzt noch nicht sterben. Wie sonst könnte sie an Ryudo Rache nehmen und das wollte sie mehr als alles andere auf dieser Welt. Ihr war alles egal, solange sie dieses Ziel erreichen konnte. Dieser Yokai hatte ihr damals alles genommen, dafür sollte er bluten. Nur dafür hatte sie die ganzen Jahre so hart trainiert. Ihr halbes Leben lang hatte sie Dämonen gejagt und getötet um ihr Rachegefühl ein wenig zu stillen, doch nur selten war ihr das auch wirklich gelungen. Letztendlich wusste sie, dass sie dieses grässliche Gefühl, das so oft ihre Gedanken beherrschte und das sich in ihr Herz gefressen hatte, nur loswerden konnte, wenn sie Saheran tötete. Einst wurde sie von dem Dorfältesten gefragt, ob sie nicht von ihrer Rache ablassen könnte. Ob Rache denn wirklich alles in ihrem Leben sei? Anlass für diese Frage war gewesen, dass der Anführer meinte, dass dieses Lebensziel ihr Herz erkalten ließ und sie damit wahrscheinlich auf ewig alleine bleiben würde, weil sie nicht fähig war sich zu verlieben, solange ihr Herz so eine große Sehnsucht nach Rache hatte. Seine Worte waren damals nicht wirklich zu ihr durchgedrungen. Sie hatte ihm geantwortet, dass sie über Leichen gehen würde um ihr Ziel zu erreichen. Daraufhin hatte der Dorfälteste traurig den Kopf geschüttelt. Er war enttäuscht von ihr gewesen. Das war vor vier Jahren gewesen. Damals hätte sie nicht geglaubt, dass der Mann derart Recht behalten würde. Die Rache bestimmte ihr Leben, war ihr einziger Trieb zum Überleben. Schon lange hatte sie keine Zuneigung oder sonstiges in dieser Richtung zu einer anderen Person gespürt. Was allerdings auch den Grund hatte, dass tief in ihr die Angst verwurzelt war, nochmals so einen Verlust erleiden zu müssen wie es vor vielen Jahren der Fall gewesen war. Das wollte sie nie mehr durchmachen und so blieb sie lieber alleine. Den Schmerz würde sie nicht ein zweites Mal ertragen. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Wieder spürte sie diesen unbeschreiblich großen Hass. Saheran trug die Verantwortung für ihr Leben. Natürlich hatte sie sich für diesen Weg entschieden, doch die Begegnung mit ihm hatte die Weichen für ihre Richtung gestellt. Mit einer grimmigen Entschlossenheit sah sie Richtung Klippe. Der Wind blies ihr die Haare aus dem Gesicht, ihre Haltung war aufrecht und zeugte von Stolz. Vor ihrem geistigen Auge erschienen Sesshomaru und Ryudo. Ihre größten Gegner bisher. „Ihr beide werdet sterben, das schwöre ich bei meinem Leben“ Der Gedanke erweckte ihre Kampflust aufs Neue, aber vorerst musste sie sich zurück halten, sonst würde sie ihn niemals in die Tat umsetzten können. Der Inu-yokai hatte sie einmal verschont, doch er würde es sicher kein zweites Mal machen. Kopfschüttelnd setzte sie ihren Weg fort. Und das würde auch nicht noch mal nötig sein. Salome stemmte die Hände in die Hüfte, als Alexandra die bescheidene Hütte der Heilerin betrat. Ihr Gesichtsausdruck glich der einer besorgten Mutter. „Ihr hättet das Dorf nicht verlassen sollen. Das war sehr leichtsinnig bei eurem körperlichen Zustand. Was wenn die Räuber euch angefallen hätten“, warf sie ihrer Patientin vor, die Stärke des Mädchen falsch einschätzend. Gleichzeitig spiegelte sich in ihrem Gesicht ehrliche Erleichterung wieder, eine Gefühlsregung, die die Kriegerin nicht verstehen konnte. Salome schien sich wirklich ernsthafte Sorgen um sie gemacht zu haben. Warum? So nah stand sie der Heilerin auch wieder nicht. Abgesehen davon war sie nur hier um sich zu verabschieden. Denn als sie das Dorf betreten hatte, waren ihr Rin und Jaken entgegengekommen. Die Kleine hatte es wohl als ihre Pflicht angesehen, sie darüber zu informieren, dass Sesshomaru noch heute weiterreisen würde. Folglich war sie das letzte Mal in dem Dorf. Dieser Besuch war reine Höfflichkeit. Normalerweise würde sie abreisen ohne Auf Wiedersehen zu sagen, aber nach all der Mühe, die sich Salome mit ihr gegeben hatte und das ohne Geld zu verlangen, war das hier das mindeste. Ohne diese Frau und ihren medizinischen Kenntnissen wäre sie höchstwahrscheinlich tot. Die Teenagerin verbeugte sich leicht. „Habt Dank für alles. Ich werde das Dorf nun verlassen.“ Als die Jugendliche sich wieder aufrichtete und in das Gesicht der Alten blickte, sah sie etwas, was sie nicht erwartet hätte. Ehrliche Bestürzung. Etwa weil sie ging? Die Heilerin schnappte geschockt nach Luft. Ihr Gesicht wurde ganz blass, was die Jägerin in ihrem Verdacht nur verstärkte. „scho…Schon“, stammelte sie, scheinbar unfähig das Gesagte richtig aufzunehmen. „Aber ich will, dass ihr….“ Mitten im Reden schüttelte sie den Kopf. „Ich meine bleibt doch noch eine Weile. Wenigstens bis die Wunden verheilt sind.“, korrigierte sie sich selber. Doch es war leicht durchschaubar, dass sie anders dachte, als sie redete. Sogar die Sprecherin selbst merkte, dass jeder ohne Probleme merken konnte, was sie wirklich wollte. Nämlich das dieses Mädchen hier blieb. So lange wie möglich. In den letzten Jahren war es sehr einsam in ihrem Haus gewesen. Ihren Mann hatte sie kurz nach der Geburt ihres ersten und einzigen Kindes verloren und ihre Tochter, die zufällig fast im selben Alter wie die 18-jährige war, hatte mit ihren Lebensgefährten vor 4 Jahren das Dorf verlassen. Seitdem war sie nicht mehr hier aufgetaucht und nur über einen teuer geschickten Boten hatte Salome überhaupt erfahren, dass ihr Kind inzwischen Zwillinge zur Welt gebracht hatte. Doch ihre Enkel würde sie niemals sehen, denn der Weg zu Florentina, der Stadt wo ihr Nachkomme wohnte, war mehr als eine dreiwöchige Reise. Und dafür war sie mit ihren 50 einfach zu alt. Hätte sie das Kind doch nur nicht in einem solch hohen Alter bekommen. Nicht nur, dass ihre Tochter eine Risikoschwangerschaft gewesen war, denn kaum eine Frau, gebärde im Alter von 32 Jahren noch Kinder, jetzt war diese späte Schwangerschaft auch noch der Grund, dass sie das Mädchen nie mehr wieder sehen würde. Außerdem lebte sie nun schon seit dem Wegzug ihres einzigen Sprösslings alleine. Natürlich taten das viele Menschen und bis vor wenigen Tagen war sie auch noch ganz gut damit zurecht gekommen, zumindest hatte sie das immer geglaubt, aber inzwischen waren ihr die Augen geöffnet wurden. Sie litt unter der Einsamkeit. Nachdem sie mehrer Tage die Anwesenheit dieses Mädchen genießen durfte, selbst wenn dieses meistens sehr schweigsam gewesen war, wollte sie das Gefühl, dass noch jemand anders da war, nicht mehr vermissen. Sie wollte wenn sie nachts aufwachte, den ruhigen Atem einer anderen Person hören, anstatt totenstille. Sie wollte nicht nur für sich kochen, sondern auch für jemand anderen, der ihr vielleicht mal sagte „Danke, das schmeckt gut“. Vielleicht ertrugen andere die Einsamkeit, aber die meisten hatten Verwandte oder ihre Männer. Und sie war nicht so stark, als dass sie das ewig aushalten konnte. Im Gegenteil sie war zwar selbstbewusst und trat gegenüber ihren Umfeld selbstsicher auf, aber sie war nicht der Art Mensch, der es lange alleine aushielt. Mit zwei großen Schritten stand sie direkt vor der 18-jährigen, so dass diese schon jede Falte in ihrem alternden Gesicht sehen konnte. „Bleibt bitte noch eine Weile!“ Ihre Stimme war flehend und Alex glaubte es verräterisch in den Augen der Ärztin aufblitzen zu sehen. Dennoch schüttelte sie stumm den Kopf. Sie konnte unmöglich länger oder, wie es diese Frau eigentlich wirklich wollte, für immer hier bleiben. Das hier war nur eine Rast- und nicht die Endstation in ihrem Leben. Nicht im Traum hätte sie daran gedacht, dass sie der Alten so wichtig geworden war. In ihr regte sich so was wie Mitleid. „Ich werde euch einmal besuchen“, versprach sie notgedrungen. Was anderes halbwegs Tröstendes fiel ihr im Moment nicht ein. Trotz der Festigkeit ihrer Stimme, die ihre Worte an Glaubhaftigkeit verleihen sollten, dachten beide in diesem Moment das gleiche „Lüge“ Dennoch sprach keiner diesen Gedanken aus. Die Ärztin schluckte schwer. Es rührte sie, dass das Mädchen das sagte. Immerhin hatte sie den Charakter der Teenagerin in den letzten Tagen kennen gelernt und dieser Zug war keines ihrer alltäglichen Umgangsformen gewesen. Mit den Tränen kämpfend wandte sie sich ab. „Auf Wieder sehen. Passt gut auf euch auf“ Ernste Augen bemusterten die Frau. Erst nach einer Weile verließ die Jägerin das Haus. Selbst wenn sie gewollt hätte, sie wusste nicht, was sie noch hätte sagen sollen. Sie hatte ja nicht geahnt, wie schwer der Abschied für die Medizinerin werden würde. Seufzend setzte die Jugendliche sich in Bewegung. Kaum hatte sie sich ein paar Schritte von der Hütte entfernt, sah sie einen wütenden Duncan auf sich zu kommen. Schon komisch, das Wut und Trauer so nah nebeneinander lagen. Salome weinte weil sie ging, Duncan würde feiern. „Ihr seid sehr egoistisch. Das Dorf hat euch seinen Beistand in eurer schwersten Stunde gegeben“ polterte er sofort los, jegliche höffliche Begrüßung außer Acht lassend. Mit nichts anderem hatte sie gerechnet. Er war wütend und aus seiner Sicht betrachtet war das auch verständlich. Dennoch konnte sie seine Ansichten nicht teilen. Nicht das Dorf, nur Salome war für sie da gewesen. Allerdings behielt sie diesen Gedanken für sich und ließ ihn weiterreden. „Doch unser Schicksal ist euch völlig egal. Diese Räuber…“ Zum zweiten Mal an diesem Tag redete jemand mit vorwurfsvoller Stimme zu ihr. Allerdings war vorwurfsvoll nicht gleich vorwurfsvoll, denn bei ihm war er aus negativen Gefühlen geboren, bei der Heilerin hingegen aus Sorge. Außerdem regte dieser Kerl sich umsonst auf. Doch bevor er ihr eine endlose lange Ansprach halten konnte, beendete sie seinen Satz mit einem „…sind tot“ Dem jungen Mann klappte vor Erstaunen die Kinnlade nach unten. Urplötzlich sprach aus seinem Gesicht eine unendliche Dankbarkeit. „Ein Dämon hat sie getötet“, fügte sie noch schnell hinzu, ehe dieser Typ anfangen konnte eine lange Dankesrede zu halten, worauf sie ganz und gar keine Lust hatte. Ruckartig änderten sich seine Gesichtszüge wieder, was die Kriegerin zu der Feststellung veranlasste, dass sein Stimmungsumschwung von Wut zur Dankbarkeit und dann zur Panik wirklich schnell von statten ging. Das hatte sie bisher selten erlebt. Inzwischen war er zudem ziemlich blass geworden. Die Botschaft schien ihn einen ganz schönen Schrecken eingejagt zu haben. Gut, dass sie neben dem Haus einer Heilerin standen, denn Duncan sah so aus, als würde die Nachricht ihn wortwörtlich umhauen. „Ein..Ein Dämon“, hauchte er ungläubig. „Wie wie stark?“ „Kein Mensch könnte ihn auch nur einen Kratzer hinzufügen“, antwortete sie wahrheitsgemäß, fügte allerdings im Gedanken hinzu „außer mir“ Jedoch waren ihre Fähigkeiten, trotz das sie ein menschliches Dasein fristete, übermenschlich, womit die Aussage als richtig durchgehen konnte. Hinzu kam, dass sie es bis jetzt tatsächlich noch nicht geschafft hatte, ihn auch nur ansatzweise zu verletzen. Klar sie hatte ihn einmal mit einer Attacke getroffen und das hatte den Dämon geschwächt und vielleicht sogar Schmerzen bereitet, aber verletzt war er durch den Angriff nicht gewesen. Aber was nicht war konnte und würde auch noch werden. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf ihrem Gesicht. Doch da Duncan nicht ahnen konnte, dass sie nie aus wirklicher Freude lächelte, schüttelte er ungläubig den Kopf. Es schien als wüsste er nicht ob er ihr glauben sollte, was wohl mit daran lag, dass ihre Stimme so gleichgültig geklungen hatte. Für einen kurzen Moment lachte er auf, aber es war das Lachen eines Verzweifelten. „Ihr scherzt. Ihr wollt mir Angst einjagen“ „Warum sollte ich das tun? Davon abgesehen müsst ihr euch keine Sorgen um ihn machen, er zieht noch heute weiter“ Wieder dieser gleichgültige Tonfall, als redete sie übers Wetter. Der junge Mann war völlig irritiert. Schweigend starrte er sie an, ohne eine Ahnung zu haben, was er sagen oder tun sollte. Die 18-jährige kümmerte sich nicht weiter um ihn. Einen verblüfften Duncan zurücklassend, setzte sie ihren Weg fort. „Wartet!“ Sie war kaum drei Schritte gegangen, doch der junge Mann hatte sich schnellstmöglich wieder gefasst „Woher wollt ihr wissen, dass er weiter zieht?“, schrie er der jungen Frau nach. Alex wirbelte herum. Ihre Haare schwangen mit ihrer Bewegung mit. Ihre Augen glitzerten gefährlich und in ihrer Stimme lag eine für den Arbeiter ungewohnte Schärfe, als sie sagte: „Weil ich ihn begleite und wenn ich noch eine Frage höre, könnt ihr euch gewiss sein, dass eine mordende Diebesbande oder ein mächtiger Dämon eurer geringstes Problem sein wird“ Mit diesen Worten wandte sie sich ab und ging weiter. Es war eigentlich nicht ihre Art so ungehalten zu werden, aber ihre Nerven waren sowieso schon strapaziert genug, da brauchte sie nicht noch jemanden, der ihr Löcher in den Bauch fragte. Nicht nur das Ryudo sie verfolgte, sondern auch, dass sie Sesshomaru nachlaufen musste, bereitet ihr im wahrsten Sinne des Wortes Kopfschmerzen. Hinzu kam, dass ihre Verletzung noch immer höllisch wehtat. Es konnte also wirklich keiner von ihr verlangen, dass sie gut gelaunt durch die Gegend hüpfte. Obwohl sie das natürlich auch in keiner anderen Situation tun würde. Am Eingangtor standen zu ihrer Überraschung Rin und Jaken. Scheinbar warteten sie auf jemanden oder genau gesagt auf ihren Herrn. Alex ging zielstrebig auf sie zu. Sie hätte nicht gedacht, dass der Yokai sie hier abholen würde, allerdings war es günstig, dass sie die beiden hier traf. So konnte sie es sich sparen den Dämon zu suchen. Ihr Blick wanderte von dem Krötenyokai zu dem Menschenmädchen. Beide waren sie Untergebene Sesshomarus, doch jeder reagierte anders auf ihr Erscheinen. Während der Gnom sich wegdrehte und ihr die kalte Schulter zeigte, lächelte die Kleine sie freundlich an, als sie jene auf sich zukommen sah. Die Jugendliche sah, diese freundliche Geste mit Absicht übersehend, an ihr vorbei. Dieses Mädchen verstand einfach nicht, dass sie keine Freundschaft mit ihr wollte. Denn sonst würde es ihr nur Leid tun, wenn sie den Yokai töten musste, schließlich liebte die 7-jährige ihren Herren von ganzen Herzen. Eine solche Situation wollte sie auf jeden Fall vermeiden, immerhin war Mitleid nicht die unbedingt die beste Voraussetzung für einen Kampf auf Leben und Tod. Rin senkte enttäuscht über die erneute Abweisung den Kopf. Was hatte sie den Mädchen den getan? Hatte sie etwas falsch gemacht? Lag es daran, weil sie die Tasche und das Schwert der Kriegerin nicht mitgenommen hatten? Vielleicht war da etwas Wichtiges drin gewesen. Schuldbewusst sah sie auf ihre Finger. Eine Hand berührte sie plötzlich sanft an der Schulter. Erschrocken zuckte das Kind zusammen. Ängstlich blickte sie auf und direkt in Alex Gesicht. Die Kämpferin hatte die Entfernung, die grade noch zwischen ihnen gewesen war, rasend schnell überbrückt und hockte nun vor ihr. „Das Ganze hat nichts mit dir zu tun, also nimm es dir nicht zu Herzen. Tu einfach so, als gebe es mich nicht, das wäre für uns alle das Beste“, erklärte sie mit ruhiger Stimme. Rin nickte eingeschüchtert. Hatte diese Frau ihren Gedanken erraten oder war es Zufall, dass sie genau darauf reagierte? Dennoch erreichten die Worte der Älteren nicht die gewünschte Wirkung. Anstatt das die Trauer aus den braunen Augen verschwand, kam nun auch noch Enttäuschung hinzu. „Ich möchte aber eure Freundin sein, weil ich spüre, dass ihr ein ganz besonderer und ganz lieber Mensch seid“, erwiderte sie. Alex hob erstaunt die Augenbrauen. Nie zuvor hatte jemand so etwas zu ihr gesagt und schon gar niemand wollte unbedingt ihr Freund sein. Zu ihrer Verwunderung spürte sie keine Falschheit bei dem Kind. Dieses Mädchen meinte das ernst. Aber es ging nun mal nicht. Das könnte sie mit ihren Gewissen nicht vereinbaren. Ihre Gesichtszüge nahmen wieder die gewohnte Härte an. Eine Eiswand, an welcher Gefühle abzuprallen schienen. Schweigend lehnte sie sich an einen in der Nähe stehenden Zaunpfahl und verschränkte die Arme ineinander. Die 7-jährige folgte mit den Augen ihren Bewegungen. Sie deutete das Schweigen als eine Ablehnung des indirekten Freundschaftsangebots. Und obwohl die Waise nun noch deprimierte als vorher war, nahm sie sich vor, in nächster Zeit öfters ein Gespräch mit dieser Kämpferin anzufangen. Sicher würde die Jägerin irgendwann freundlicher werden. Und dann konnten sie zusammen Spaß haben. Sie würden zu fünft, anstatt zu viert reisen und sie hatte jemanden außer Jaken mit dem sie in der Abwesenheit ihres Meisters reden konnte. Der Gedanke zauberte ein Lächeln auf das kleine Gesicht. Schon bald würden sie bestimmt Freunde sein. Alex schloss die Augen. Sie hatte nicht das Gefühl, dass das Kind ihre Worte annehmen würde. Glücklicherweise wollte sie ja nicht mit der Gruppe gehen, sondern nur in einigen Abstand folgen. So ging sie wenigstens lästigen Unterhaltungen aus dem Weg. Abrupt öffnete die Schwarzhaarige ihre Augen wieder. Sesshomaru näherte sich der Gruppe. Er würde in wenigen Minuten da sein. „Da ist sie!“, hörte die Jugendliche plötzlich die Stimme eines jungen Mannes. Ihr Blick wanderte zu einem der Häuser, in dessen Schatten zwei Bauern, etwa im Alter zwischen 20 – 25, standen und sie beobachteten. Eine Weile lang rührte sich keiner der beiden von der Stelle, doch schließlich näherte sich der eine, dicht gefolgt von seinem Kameraden. Die Jägerin spürte ihre musternden Blicke. Sie fühlte sich unwohl in ihrer Haut, wie ein Ausstellungsobjekt. Wieso starrten diese Typen sie so an? Inzwischen waren sie nur noch wenige Schritte entfernt und obwohl sie flüsterten, unterhielten sie sich nicht leise genug, weshalb Alex jedes ihrer Worte verstehen konnte. „Und sieht sie nicht Bombe aus? Ich hab die Wette gewonnen. Krieg ich das Geld“ „Na mein Geschmack ist sie nicht. Du sagtest, sie sei die schönste Frau der Welt, aber meine Gattin gefällt mir besser“, bemerkte der andere, nicht weniger lautstark. Der, welcher zuerst gesprochen hatte, verzog das Gesicht. „Das sagt du nur, damit du mich nicht bezahlen musst“, gab er zurück, woraufhin der zweite loslachte. „Nein sie ist wirklich nicht mein Typ, aber wenn du sie dazu bringst, mit dir zu Abend zu essen, gestehe ich dir zu, dass du die Wette gewonnen hast, ansonsten….“ Den Rest des Satzes verstand die Jägerin nicht, allerdings reichte ihr das, was sie gehört hatte, mehr als aus. Glaubten die beiden, sie war taub? Genervt verdrehte sie die Augen. Sie ahnte was nun gleich kam. Nicht einmal eine halbe Minute später bestätigte sich ihre Vermutung. Einer der Dorfbewohner kam auf sie zu. Dabei lächelte er sie charmant an. Die Kriegerin stieß sich vom Zaunpfahl ab. Mit noch immer verschränkten Armen, und ihr Gewicht auf ein Bein verlagert, stellte sie sich Richtung der Männer. Wenn jetzt ein blöder Anmachspruch kam, dann konnte sie für nichts mehr garantieren. Der Feldarbeiter, nicht böses ahnend, stand nun direkt vor ihr. Der kurze Weg hatte ihm gereicht um sich zu überlegen, was er sagen wollte. Das Schicksal hatte ihm diese Worte praktisch in den Mund gelegt, als er ihren mürrischen Gesichtsausdruck gesehen hatte. Damit würde er ihre Laune schon bessern. Eine andere Art sie anzusprechen fiel ihm spontan nicht ein. Er hoffte nur schnell das Eis zwischen ihnen brechen zu können. Aber welche einsame Frau in ihrem Alter sagte schon zu einem Abendessen nein. Außerdem wenn er sich jetzt überwand, dann hatte er heute nicht nur eine schöne Frau zu Besuch, sondern nebenbei ein wenig Geld gewonnen. Die Welt schien sich gegen sie verschworen zu haben. Gerade als sie dachte, dass er sie nicht dumm anreden sollte, legte er prompt mit: Hey meine Süße, wollt ihr jemanden umbringen oder warum guckt ihr so böse....? los. Ihrer Meinung nach war das das Blödeste, was er in diesem Moment sagen konnte. Am liebsten würde sie ein „Ja, Dich“, zurückgeben, die Antwort, die ihr noch während seiner Frage durch den Kopf geschossen war, allerdings sprach sie diesen Gedanken lieber nicht laut aus. Obwohl das ihr völliger ernst war. „Verzieh dich!“, erwiderte sie stattdessen. Das war nicht viel freundlicher, als das was sie gedacht hatte, jedoch wollte sie ja auch nicht freundlich sein. Würdevoll wandte sie sich ab. Ihr Herz machte einen Sprung. Sesshomaru stand direkt vor ihr. Sie hatte sein Auftauchen gar nicht gemerkt. Musste er sie so erschrecken? Ihre Laune lag inzwischen etwa beim Nullpunkt. „Was?!“, blaffte sie ihn an. Wie zu erwarten war, blieb der Yokai die Ruhe in Person. Scheinbar war er derzeit sehr ausgeglichen, allerdings würde er das wahrscheinlich auch nicht sein, wenn er unter Verletzungen, idiotischen Menschen und dem Wissen verfolgt zu werden, zu leiden hätte. „Denk dran, dass ich dich nicht unter meinen Schutz nehme. Und wage es dir nicht einen meiner Gefolgsleute in Gefahr zu bringen.“, warnte er sie. Dann wandte er sich ab und verließ wortlos das Dorf. Rin und Jaken folgten ihn und am Waldrand konnte Alex die Umrisse des Drachenyokais ausmachen. Ohne sich umzudrehen folgte die Jägerin ihm in einigen Abstand. Die nächste Zeit konnte ja lustig werden. Alex folgte Sesshomaru und seinen Anhängern in einigem Abstand. Zu sagen, dass sie sich dabei fehl am Platz vor kam, war noch völlig untertrieben. Was tat sie hier eigentlich? Einen Dämon folgen? War sie völlig verrückt geworden? Es fiel ihr schwer ihr derzeitiges Schicksal zu akzeptieren. Damit hatte sie einen Grund mehr Ruydo zu hassen, denn nur wegen ihm war sie in diese Lage gekommen. Ein Seufzer entglitt aus ihren Mund. So hatte sie sich diese Mission nicht vorgestellt. Der Älteste hatte sie zwar gewarnt, aber sie hätte dennoch nicht geglaubt, dass ihr Gegner so mächtig sein würde. Außerdem war dieser Auftrag komplizierter geworden, als er sollte. Immerhin hatte Sesshomaru ihr Leben schon zweimal gerettet. Einerseits hasste sie ihn dafür, anderseits stand sie nun in seiner Schuld. Sie konnte ihn nicht so einfach umbringen. Doch sie wusste, wenn es zu einem Kampf kommen würde, müsste sie genau das tun. Verdammt! In was war sie nur rein geraten! Ihr Blick fiel nach vorne. Der Yokai lief wie immer in den zwei Tagen, in welchen sie der Gruppe schon folgte, an der Spitze. Er hatte ihre Anwesenheit bisher gekonnt überspielt. Und genau dafür war sie ihm dankbar. Sie wollte kein Kontakt mehr mit ihm und so hatte sie gleichzeitig ihre Ruhe vor Rin. Denn die Kleine blieb stets in der Nähe ihres Herrn und da die 18-jährige immer einen großen Abstand zwischen sich und den anderen wahrte, versuchte auch das Kind keine weiteren Kontakte mehr zu knüpfen. Wieder seufzte sie, wobei ihre Augen zum Himmel wanderten, der in einem ungewöhnlich blutrot erstrahlte. Selbst für einen Sonnenuntergang war die Färbung ungewöhnlich. Die Jägerin hatte ein seltsames Gefühl bei diesem Anblick, als wäre er ein schlechtes Omen, aber vielleicht bildete sie sich das nur ein. Sesshomaru warf einen kurzen Blick über seine Schulter, als seine empfindlichen Ohren einen leisen Seufzer hörten. Schon seit längerem war ihm aufgefallen, dass die Augen des Mädchens sich veränderten hatten. Nicht nur, dass sie trüber geworden waren, sondern auch dieser Funken Hass, den er immer gesehen hatte, wenn sie ihn angeblickt hatte, war vollständig verschwunden. Sie folgte ihn äußerlich, aber innerlich sträubte sich alles dagegen, innerlich schlug sie eine andere Richtung. Aus diesem Grund hatte sie sich innerhalb der letzten zwei Tage immer so weit wie möglich weg und so nah wie nötig an ihn gehalten. Ruckartig blieb er stehen und drehte sich herum. Noch immer waren ihre Bewegungen von ihren Verletzungen geprägt und wirkten deswegen oft schwerfällig. Umso bewundernswerter war es, dass sie nicht einmal gemeckert hatte. „Rasten wir?“, ertönte Rins Stimme. Der Dämon nickte nur als Antwort, während seine Augen noch immer die Jägerin bemusterten, die genau auf ihn zu kam, den Blick in den Himmel gerichtet. Sie schien tief im Gedanken versunken. Erschrocken hielt die Jugendliche an, als plötzlich Sesshomaru vor ihr stand. Wieso hatte er angehalten. Wohl kaum weil er mal Lust hatte auf sie zu warten und zum Abendbrot einzuladen. „Was ist?“ „Das frage ich dich?“ Verständnislos sah sie ihn an. Was sollte mit ihr sein? „Wolltest du nicht Abstand halten?“ Alex sah ihm in die Augen. Das hatte er nicht gemeint, aber anscheinend wollte er es ihr nicht erklären. Schließlich fiel ihr Blick auf die Gefährten des Dämons, die sie anstarrten. „Was erwartest du? Etwa das ich jetzt angstvoll ein paar Meter zurück renne, nur damit ich dir nicht zu nahe komme.“ Er lächelte als Antwort kalt. Doch die 18jährige ignorierte das. Stattdessen ging sie an einen Baumstamm und ließ sich an diesen nieder. Bis jetzt war sie völlig umsonst mit dieser Gruppe gereist. Kein einziger Dämon hatte sie angegriffen. Betrübt legte sie den Kopf in den Nacken. „Kann ich dir helfen?“ Es war Rin, die sie das fragte, wer auch sonst. Die Kleine ließ sich neben der Älteren nieder. Die Beine an den Körper gezogen, sah sie ebenfalls in den Himmel. „Das Angebot war ernst gemeint.“, meinte sie nach einer Weile peinlichen Schweigens, allerdings etwas leiser als zuvor. Alex blickte sie wortlos an, doch dann schüttelte sie den Kopf. „Ich sagte dir bereits, du würdest es bereuen, eine persönliche Bindung mit mir einzugehen, also lass es lieber!““, erwiderte sie, doch zu Rins Verwunderung klang es nicht genervt oder verärgert, sondern wehleidig. Mit einem Mal war die Kleine auf den Beinen. In einer beiläufigen Gestik klopfte sie sich den Dreck vom Kimino, ehe sie sich, die Arme hinterm Rücken verschränkt, vor der Jägerin aufbaute. Ihr Mund war zu einem leichten Lächeln verzogen. „Darf ich dich was fragen?!“ Wieder sah Alex sie mit ihren dunklen Augen an. Die 7-jährige wippte auf ihren Zehen auf und ab. Ihre Wangen waren leicht gerötet, als wäre ihr das, was sie wissen wollte, unangenehm. Ungewollt musste die sonst so kalte Kriegerin leicht Lächeln. Es war irgendwie niedlich, wie das Kind vor ihr stand, mit diesem kleinen Zöpfchen an der Seite und den ungewöhnlich strahlenden Augen, die eine Lebensfreude ausdrückten, die anscheinend kein anderer in der Gruppe besaß. Was wohl daran lag, dass ihre Begleiter Dämonen waren, Wesen deren Leben längst nicht so zeitlich begrenzt war, wie das ihre und somit an Wert verlor. Sesshomarus Gefährtin nahm dieses Lächeln als Aufmunterung. Sie räusperte sich kurz. „Warst du schon mal verliebt?“ Die Jugendliche zog überrascht die Brauen hoch. Mit dieser Frage hatte sie überhaupt nicht gerechnet. „Weshalb fragst du das?“ „Nur soooo!!“, antwortete die Jüngere gedehnt, wobei sie verschwieg, dass es nur darum ging, die Jägerin besser kennen zu lernen, ihre Freundin zu werden. Denn die 18jährige tat ihr so leid, wenn sie immer abseits der Gruppe marschierte. Wenn sie doch den gleichen Weg gingen, warum dann nicht gemeinsam. Und diese Frage war ihr irgendwie gerade in den Sinn gekommen, als sie die Teenagerin von der Seite betrachtet hatte. Sie war so hübsch. Sicher hatte sie schon einen Freund. Doch die Antwort der jungen Frau fiel anders als erwartet aus. „Ich brauche keine Liebe“, gab sie mit eisiger Stimme zurück. Dabei streifte ihr Blick Sesshomaru, der sie genau in diesem Moment ansah. Ein seltsames Gefühl überkam sie. Irgendetwas in ihrem Inneren widerstrebte dieser Antwort. Noch einmal betrachtete sie den Dämon, doch dieser hatte sich bereits wieder abgewandt. Seltsamerweise hatte sie das Gefühl, dass der Yokai hier her geblickt hatte, weil er sich für die Antwort interessierte. Sie überprüfte die Entfernung zwischen sich und ihm. Er stand viel zu weit weg, als das er Rin gehört haben könnte. Oder? Seine Ohren waren immerhin weitaus ausgeprägter als ihre. Seufzend schloss Alexandra die Augen, völlig vergessend, dass Rin noch vor ihr stand. Wahrscheinlich hatte er diesen kurzen Wortwechsel zwar mitverfolgt, aber ohne jegliches Interesse. Sie fragte sich, wofür er lebte? Welche Ziele er verfolgte? „Das glaube ich nicht. Jeder braucht Liebe!“, holte eine Kinderstimme sie aus ihren Gedanken. „Wozu!?“ Ruckartig schlug sie die Augen wieder auf. Ihr Blick hatte etwas beängstigendes. Er war so kalt, so verschlossen. Und gleichzeitig so leidend. Ehe Rin ihre Meinung dazu sagen konnte, erhob sich Alex. Mit gesenktem Kopf ging sie an der Jüngeren vorbei. Die nach unten fallenden Haare legten einen Schatten über ihre Augen. „Schon gut, vergiss es.“ Mit diesen Worten verschwand sie aus dem Sichtfeld des Kindes. Die Zurückgebliebene sah ihr fragend nach. Scheinbar hätte sie die Frage besser nicht stellen sollen. „Rin“ Erschrocken zuckte das Menschenmädchen zusammen, als sie plötzlich die Stimme ihres Meisters direkt hinter sich hörte. Dennoch wirbelte sie lächelnd herum und sah dem Inuyokai in die Augen. Sein Blick durchbohrte sie. Er war ernst und irgendwie erinnerten sie das an die Jägerin. Dennoch blickte sie nach oben, zu ihm auf. Bei ihm war sie es gewohnt und sie wusste, dass er trotzdem für sie da war. Schweigend sah Sesshomaru zu ihr herab. Sie war klein, ahnungslos und naiv. Sie verstand nicht, dass diese Frau seine Feindin war, obwohl sie hinter ihnen herlief. „Halte dich in Zukunft von ihr fern.“ „Aber dann wird sie noch trauriger. Oder etwa nicht?“ Keine Antwort. Nur Stille. Betrübt senkte das Kind den Kopf. Sie vertraute dem Mann, der ihr einst das Leben gerettet hatte. Sicher hatte er seine Gründe. „Verstanden!“ Diese Worte kamen ihr nur schwer über die Lippen, aber wenn ihr Herr es so wollte, war es vielleicht besser so. Es verstrichen weitere Tage, Tage an denen kein feindlicher Dämon ihren Weg kreuzte und somit etliche Stunden, die sie umsonst mit dieser Gruppe reiste, fast unzählbare Minuten, in denen sie einfach nur weg wollte von der Gruppe, von diesem Dämon und tausende von Sekunden, in denen sie eine unbeschreiblich Wut auf Ryudo spürte, wegen dem sie in dieser Lage war. Es war schon spät am Nachmittag als die Gruppe eine kurze Rast einlegte und Sesshomaru, wie so oft, einfach wortlos verschwand. Jaken und Rin schienen sich keine Gedanken über seine Abwesenheit zu machen und Alex nutzte diese Zeit um zu meditieren oder andere Übungen zu machen, die nur wenig Energie brauchten. Das Menschenmädchen hatte in der letzten Zeit nicht einmal den Kontakt zu ihr gesucht und dafür war Alex recht dankbar. Schließlich würde sie in circa einer Woche fähig sein gegen den Yokai zu kämpfen und wenn das Kind dann ihre Freundin wäre, könnte sie diese Kreatur schwerlich kaltblütig ermorden. Immerhin nahm sie ihr dann das, was für das Mädchen schon eine Art Familie geworden war. Dann musste die Kleine wahrscheinlich mit Jaken alleine Leben. Das tat sogar ihr Leid. Der kleine Gnom war weder sensibel, noch konnte er ihr wirklich Schutz bieten. Eine Möglichkeit wäre das Kind mit in ihr Heimatdorf zu nehmen, doch würde dieses wohl kaum mit ihr kommen, nicht nachdem sie Seshomaru auf den Gewissen hatte. Kopfschüttelnd ging sie zu Ah-Un. Darüber konnte sie sich Gedanken machen, wenn sie diesen Dämon besiegt hatte, was sicher nicht einfach werden würde. Der Drachenyokai beachtete gar nicht, dass sie an seinem Sattelzeug herum hantierte. Gemütlich graste er weiter. Scheinbar war er kein sehr kampflustiger Dämon. Noch dazu war es irgendwie ein komisches Bild, dass ein Wesen wie er, Gras fraß. Die Jugendliche kümmerte sich nicht weiter darum, sondern fischte einen Dolch aus der Satteltasche. Zufällig hatte sie einmal gesehen, dass Rin mit dieser Waffe Holz zurecht geschnitzt hatte, um dann einen Fisch über dem Feuer zu rösten. Da der InuYokai nicht in der Nähe war, konnte sie sich den Dolch nehmen, denn selbst wenn Jaken was dagegen sagen würde, so würde sie ihn schon in die Schranken weisen. Außerdem brauchte sie nun mal einen scharfen Gegenstand. Glücklicherweise war Jaken zu sehr mit Rin beschäftigt, weshalb er ihren kleinen Diebstahl gar nicht merkte. Die anderen zwei nicht weiter beachtend, ließ sie sich etwas entfernt von der Gruppe auf die Knie fallen. Sie hatte einst eine Technik entwickelt, die sie dann allerdings nie weiter geübt hatte, weil sie diese für unnötig gehalten hatte. Ihre Kämpfe waren auch vorher nie so schwer gewesen, wie der gegen ihr letztes Missionsziel. Diese Übung war äußerst schwer und kostete nicht unbedingt wenig Energie, aber erst in der letzten Auseinandersetzung mit Sesshomaru hatte sie spüren müssen, wie nützlich es gewesen wäre, diese Kampfkunst zu beherrschen, so trainierte sie in seiner Abwesenheit um ihn dann damit überraschen zu können und sich so einen Vorteil zu schaffen. Die Teleportation. Die Fähigkeit Dinge von weiter weg zu sich zu holen, indem sie die Atome, die Grundbausteine, aus welchen alles bestand, voneinander löste und an ihren Körper zog, wo alles wieder eine Einheit bildete. Hätte sie das vorher gekonnt, wäre es kein Problem gewesen, dass der Dämon ihr das Schwert entwendet hatte. Nicht nur, dass sie dann im Kampf nicht unbewaffnet dagestanden hätte, sie würde auch jetzt nicht ohne Waffe rumlaufen müssen. Leider konnte sie es sich inzwischen nicht mehr zurückholen, selbst wenn sie die Technik besser beherrschen würde, denn dafür war sie zu weit weg. Ihre Waffe hatte sie unwiderruflich verloren. Zum Glück war der Gegenstand nichts Außergewöhnliches gewesen. Für das entsprechende Geld würde sie so ein gutes Schwert in den meisten Schmieden bekommen. Nun galt es erstmal diese Technik auszubauen. Bis jetzt schaffte sie es nur mit Müh und Not Dinge aus einem Umkreis von einem Kilometer zu sich zu holen. Das reichte in einem Kampf aus, dennoch wollte sie ihren Radius erhöhen. Außerdem konnte sie diese Technik noch nicht wirklich perfekt, weshalb sie jedes Mal mehr Energie als nötig verschwendete. Sie seufzte. Das ganze hatte noch einen weiteren Nachteil. Sie konnte nur Gegenstände teleportieren an denen einst ihr Blut klebte, denn die winzige Mengen Youki, die dadurch an dem Gegenstand haftete, erlaubte es ihr die Dinge zu sich zu holen, weil sie sozusagen ihre eigene Kraft anzog. Ohne mit der Wimper zu zucken, ritzte sie sich in den Finger. Sofort quoll eine kaum zu beachtende Menge Blut heraus. Anschließend nahm sie einen Stein, strich mit dem verletzten Finger darüber, so dass eine Blutspur an ihm hängen blieb und warf ihn von sich fort. Konzentriert schloss sie die Augen, indes sie die Hände aufeinander presste. Nur mit viel Mühe konnte sie die in dem vergossenen Blut enthaltene Energie so lenken, dass sie in den Stein eindrang und das Atomgitter aufspaltete. Um sie herum wurde es totenstill, obwohl das nicht ganz die richtige Formulierung dafür war. Doch ihr Geist schaltete ab, ab von dem Vögelgezwitscher und von Jakens nörgelnder Stimme, ab von allen. Nichts um sie herum nahm sie noch war. Jeder Dämon hätte sie jetzt mit Leichtigkeit töten können, aber da keiner in der Nähe war, musste sie sich keine Sorgen darum machen. Erste Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn. Dennoch hielt sie die Augen geschlossen und brach die Übung nicht ab. Sie musste es schaffen. Irgendwie. Um sie herum war es dunkel und still. Weder Zeit und Raum hatten Bedeutung. Inmitten dieser Dunkelheit suchte sie kleine Lichtpunkte, die ihr eigenes Youki anzeigten. Diese Lichtpunkte konnte man nicht direkt sehen, sie wurden durch das Erspüren sichtbar! In einiger Entfernung sah sie das, was sie suchte. Gut, nun musste sie es nur noch zu sich holen. Das Licht bewegte sich auf sie zu. Plötzlich wurden ihre Hände auseinandergedrückt und sie barg den Stein zwischen ihren Fingern. Zufrieden öffnete sie die Augen wieder. Gut es hatte lange gedauert und im Kampf konnte sie wohl nicht erst die Augen schließen, aber nichtsdestotrotz hatte sie es geschafft. Mit dem Handrücken wischte sie sich den Schweiß aus dem Gesicht. Sich vom Boden abstützend, erhob sie sich. In der Nähe gab es einen Fluss. Da sie scheinbar eine längere Rast machten, konnte sie sich ein Bad zur Entspannung können. Die Sonne war bereits zur Hälfte hinter dem Horizont verschwunden, als Alex den Fluss erreichte. Und wieder war der Himmel seltsam blutrot. Irgendetwas in ihr löste bei diesem Anblick ein seltsames Kribbeln aus. Nachdenklich schloss sie die Augen und genoss den kühlen Abendwind und das sanfte Rauschen des Wassers. Eigentlich wirkte alles friedlich, aber nur eigentlich. Trotz, dass es sehr warm war, lief es ihr plötzlich eiskalt den Rücken runter. Ihre Nackenhaare sträubten sich, denn sie spürte eine wohlbekannte Aura, und was am allerschlimmsten war, sie spürte es direkt hinter sich.. „Es freut mich dich wieder zu sehen, Alexandra“, hauchte eine dunkle Stimme in ihr Ohr. Die Jägerin fühlte, wie sich ihr ganzer Körper versteifte. Ihr Herz setzte für einen Schlag aus. Sie kannte diese Stimme! Über all den Jahren hatte sie sie nicht vergessen. Saheran war zurück! ---------------------------------------------------------------- so tut mir Leid, dass Sess schon wieder nicht so oft vorkam. Ab den nächsten Kapitel werd ich das ändern. Bis dahin schreibt schön Kommis cu. blackheart_ Kapitel 9: Wiedersehen mit alten Bekannten ------------------------------------------ hi Leute. ich muss es einfach nochmal sagen: vielen Lieben Dank für eure Kommis. Ihr seid die besten. Ich freu mich echt, dass ihr immer so lieb eure Meinung schreibt. So ich wünsch euch natürlich wieder viel Spaß beim Lesen ---------------------------------------------------------------------- Sein Atem brannte unangenehm auf ihrer Haut, nicht wie der normale Hauch eines Menschen, sondern wie Feuer. Kein Wunder, denn er verkörperte genau dieses Element, er verkörperte das Feuer, und ihrer Meinung nach die Hölle. Tief einatmend versuchte die Jägerin sich zu beruhigen. Es gelang ihr besser, als sie geglaubt hätte. Sie wusste, dass sie ihm ausgeliefert war, dass ein Kampf gegen ihn keinen Sinn hatte und auch, dass Sesshomaru nicht einmal annähernd in der Umgebung war, was letztendlich sowieso keine Rolle spielte, da er sie nicht retten würde und dennoch verspürte sie nicht die Panik, die sie selber von sich erwartet hätte. Was nicht hieß, dass sie bereit war, sich diesem Wesen auf Gedeih und Verderb auszuliefern. Dafür hatte sich der Gedanke an Rache zu sehr in ihr Herz gefressen. Während ihr Blick starr auf den Fluss gerichtet war, arbeitete es in ihrem Kopf. Es musste eine Möglichkeit geben, ihm zu entkommen. Im Augenblick wäre es sinnlos einen Kampf anzufangen. Dafür hatte sie sich zu wenig regeneriert. Sicher eine Weile würde sie zweifellos durchhalten, aber sie hatte nicht all die Jahre trainiert um nach 5 Minuten gegen ihn zu verlieren. Wieso musste er auch gerade jetzt auftauchen? Was wollte er eigentlich von ihr? Er hatte keinen Grund sie zu jagen.. Vor wenigen Monaten hätte sie gedacht, sie würde die sein, die Ryudo sucht, nun war es genau anders herum. Ohne ihren Kopf zu bewegen, analysierten ihre Augen den eingeschränkten Bereich, den sie sehen konnte. Leider erspähte sie nichts Hilfreiches, zumindest nicht gegen so einen Dämon. „Warum so still? Ich hatte mich auf eine freudige Begrüßung gefreut.“ Sein Mund war direkt an ihrem Ohr. Alles was er sagte oder besser wie er es sagte, klang bedrohlich und wieder verspürte sie dieses Brennen, als würde sie ihre Hand über das Feuer halten. Dennoch reagierte sie nicht. Allerdings schien das Saheran nicht im Geringsten zu stören. Noch immer blieb auch er relativ unbeteiligt hinter ihr stehen. Was hatte er vor? Spielte er? Noch einmal atmete sie die Luft tief ein. Ihr Gefühl sagte ihr, dass sie keine Angst haben musste. Sie verstand sich selber nicht. Warum fürchtete sie sich nicht? Die Situation war bedrohlich, doch irgendetwas in ihr sagte ihr, dass es einen Ausweg gab. Zumindest dieses Mal. Nur welchen? Saheran fuhr mit seinen Fingerkuppen ungewohnt sanft über ihre Schulter. „Du bist zu einer schönen jungen Frau herangewachsen und hast dich sehr verändert. Das gefällt mir.“, flüsterte er mit einer süffisanten Stimme „…..“ „Schade eigentlich. Ich hatte auf einen Willkommenskuss spekuliert, aber scheinbar bist du nicht so gut auf mich zu sprechen“ „Reicht dir ein Willkommensschlag ins Gesicht?“ „Ich will dir nicht wehtun, also lassen wir das lieber“ „Keine Sorge, ich hab schon gegen Härteres geschlagen“ Kaum hatte sie zu Ende gesprochen, lachte er plötzlich, und für das Mädchen völlig unerwartet, auf, fast als hätte er gefallen an diesem Schlagabtausch gefunden. Ihre Respektlosigkeit schien ihn nicht zu stören. Den Grund dafür konnte sie leicht erraten. Er war sich seiner Überlegenheit genauso bewusst, wie sie. Sobald er sie mitnahm, konnte er mit ihr machen, was er wollte. Wieder spürte sie die Berührung seiner Finger, die nun an ihrem Arm entlang glitten, ihn streichelten. Es ekelte sie an, dass er sie überhaupt anfasste, aber sie musste es erdulden. Ihre Rache würde kommen, aber nicht heute. Sie würde nicht überstürzt handeln und dadurch alles versauen. „Schön, dass du so brav bist, wenn man von deinem Mundwerk absieht. Ich nehme an du wirst ohne Widerstand mit mir kommen.“ Diesmal ersparte sich Alex eine Antwort. Sie hatte nicht mehr viel Zeit und noch immer blieb der rettende Einfall aus. Die Jugendliche versuchte sich zu konzentrieren und ihre Gedanken zu sammeln, was nicht unbedingt einfach war, angesichts der Tatsache, dass ihr Erzfeind nicht mal einen Meter hinter ihr stand. Immer wieder kam die Frage in ihr hoch, was er mit ihr machen würde? Doch sie durfte sich nicht von Befürchtungen ablenken lassen. Sie musste einen Ausweg finden. Irgendeinen! „Keine Sorge, ich werde dir zunächst auch nicht weh tun“ Die Kriegerin reagierte abermals nicht. Es war zum aus der Haut fahren. Wieso bekam man nie vernünftige Ideen, wenn man sie brauchte? Sie dachte an Sesshomaru, an den Kampf gegen ihn, kramte in ihrer Erinnerung nach einer geeigneten Verteidigungsstrategie, doch vergebens. Ihre Hände wurden schweißig. Ein nervöses Kribbeln machte sich in ihrer Magengegend breit, nicht weil sie Angst hatte, sondern weil sie wusste, dass die Lösung zum Greifen nah war und sie doch nicht drauf kam. Anderseits konnte ihre Intuition sie auch betrügen. Möglicherweise gab es diesen rettenden Einfall nicht. Ihre Gedanken kehrten zu Sesshomaru zurück und von einer Sekunde auf die nächste fiel alle Anspannung von ihr ab. Ihr Herzschlag beruhigte sich, ihre Schultern sanken etwas entspannter nach unten, was selbst Ryudo nicht entging. Verwundert zog er die Brauen hoch. „Man könnte meinen, du hast dich soeben mit deinem Schicksal abgefunden“ „Ich muss mich mit nichts abfinden, was ich selber lenken kann“ „Eine sehr überhebliche Antwort“ Wieder Stille. Alex schloss die Augen. So überheblich war die Antwort gar nicht, immerhin konnte sie entscheiden, ob sie sich ihm einfach hingab oder zumindest vorsorgte, dass jemand ihr half und dieser jemand würde der Inuyokai sein, ob er wollte oder nicht. Für einen Moment vergessend, dass Saheran hinter ihr stand, presste sie die Hände gegeneinander. Natürlich war die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Plan funktionierte nicht höher als 50%, zumindest optimistisch gesehen, aber ein Versuch war es wert. Nun war sie mehr als froh, dass sie die Teleportationstechnik geübt hatte. Bis jetzt war es zwar fraglich, ob ihre Fähigkeiten ausreichten um etwas so großes und weit entferntes her zu holen, aber wenn sie dafür mehr Energie verschwendete als normal, müsste es möglich sein. Im Kampf wäre das natürlich idiotisch auf diese Weise Energie zu vergeuden, anderseits wann kam es schon mal in einem Gefecht vor, dass man so weit entfernte Gegenstände zu sich holen musste. Außerdem lieber vertagte sie die Auseinandersetzung mit ihrem Missionsziel noch ein paar Tage, um die verbrauchte Energie erneut zu regenerieren, als auf ihre Rache zu verzichten. Das Hauptproblem war, dass sie dann mehr als je zuvor in Sesshomarus Schuld stand. Schließlich beanspruchte sie wieder seine Hilfe und auch wenn sie ihm inzwischen einigermaßen dankbar für seine Rettung war, so blieb er ihr Feind. Sie würde ihn töten müssen. Die Tatsache, dass er ihr Leben zweimal gerettet hatte, vereinfachte das nicht unbedingt. Kopfschüttelnd verdrängte sie den Gedanken. Er würde nicht kommen um sie zu retten, das war nur ein Nebeneffekt, der eintreten würde, also schuldete sie ihm keinen Dank. Außerdem gab es wohl bessere Zeitpunkte als diesen um über moralische Angelegenheiten zu philosophieren. Zunächst musste ihr Plan ja erstmal klappen. Mit geschlossenen Augen drehte sie ihren Kopf kaum merklich nach links und nach rechts. Überall nur Dunkelheit. Das worauf sie sich konzentrierte, war nicht zu sehen: Sesshomarus Schwert. Jaken hatte es einmal Tokijn genannt. Eindeutig eine dämonische Waffe. Mit dieser hatte er damals zu gestochen und ihr die Wunde zu gefügt. Folglich klebte dort mehr als genug von ihrem Blut dran. Auch wenn die Klinge inzwischen von dem Krötenyokai gesäubert wurden war, galt die Bedingung als erfüllt. Deshalb müsste es möglich sein, diesen Gegenstand hierher zu teleportieren. Es dauerte eine ganze Weile, ehe sie die Lichtpunkte entdeckte. Sie waren so weit weg, dass sie mit bloßem Auge fast nicht erkennbar waren, aber dennoch in Reichweite, was ihre Fähigkeiten anging. Sie spürte, wie diese Technik an ihren Kräften zerrte, weil sie es nicht gewohnt war, so weit entfernte Dinge zu sich zu holen, aber da das ihre einzige Chance war, akzeptierte sie diese Energieverschwendung. Saheran stand eine Weile regungslos hinter dem Mädchen, welche ihre Hände vor ihrer Brust aneinander presste. Was tat sie? Beten? Scheinbar jagte er ihr mehr Angst ein, als er gedacht hätte, wenn sie es sogar für nötig hielt zu beten, obwohl er nicht geglaubt hätte, dass sie religiös war. Er lächelte überheblich. Schon bald würde sie merken, dass auch ihre Gebete sie nicht retten konnten. Mit einer Hand packte er ihre Schulter und drehte sie zu sich rum. Was er da sah, verwunderte ihn über alle maßen. Zwischen ihren Händen hielt sie den Griff eines Schwertes, dessen Schneide zum Erdboden zeigte. Hatte sie das eben schon in der Hand gehabt? Wie konnte er das übersehen haben? Als hatte sie doch kein Gebet gesprochen, sondern ihre Waffe gezogen. Sein Grinsen wurde noch breiter. Das war ja zu süß. Wahrscheinlich hatte sie gehofft, ihn erstechen zu können. Zugegeben, es war ihm entgangen, wann sie ihr Schwert zur Hand genommen hatte, folglich musste es eine ziemlich schnelle Bewegung von ihr gewesen sein, doch sie war eine Jägerin und er wusste, dass sie immer ein Schwert bei sich trug und so schnell hätte sie ihn nicht angreifen können, ohne das er sich verteidigen hätte können. Schließlich war er bei einem bewaffneten Gegner immer wachsam. Die Jugendliche sah ihn mit ernsten Augen an. Er betrachtete sie von oben bis unten. Ja, sie war wirklich hübsch geworden. Ihre schönen Rundungen und schlanken Kurven, alles erweckte in ihm eine Sehnsucht nach ihrem Körper. Eigentlich hatte er sie nur verfolgt um sich das zu holen, was seiner Meinung nach ihm gehörte, aber warum sollte er vorher nicht noch ein wenig mit ihr spielen. Auffordernd streckte er die Hand aus. „Gib mir das Schwert! Nicht das du auf dumme Gedanken kommst.“ Zu seiner Verwunderung ertönte kein Wort des Widerspruches, eher das Gegenteil war der Fall. Schulterzuckend drückte sie es ihm in die Hand. „Nimm! Ich schenke es dir.“ Der Yokai glaubte sich verhört zu haben. Also war sie doch ziemlich eingeschüchtert. Dass es so einfach sein würde, sie zu entwaffnen, hätte er nicht geglaubt. Kaum hatte er die Waffe in der Hand, spürte er auch die starke dämonische Energie, die durch den Gegenstand strömte. „Du benutzt ein Schwert mit dämonischer Energie. Seltsam!“, sprach er seinen Gedanken laut aus. Sie antwortete nicht darauf, weswegen er diese Tatsache einfach hinnahm. Ihm konnte es egal sein und so eine mächtige Waffe in seiner Sammlung konnte er immer gut gebrauchen. Zufrieden steckte er sich Tokijn neben sein anderes Schwert. „Genug Zeit verschwendet, jetzt lass uns gehen. Ich hoffe du kommst ohne viel Theater mit“ Alexandra wirbelte herum. Ihre Haare schwangen mit ihrer Bewegung mit. Ihre Augen blickten in die Richtung, aus welcher sie Sesshomarus Waffe hergeholt hatte. Irgendwo dort war er. Sie schloss die Augen. Ein sanfter Abendwind umfuhr sie und noch immer hörte man das Wasser friedlich vor sich hin plätschern. In der Hand der 18-jährigen bildete sich ein Feuerball, den sie bevor Saheran reagieren konnte, mit aller Kraft ins Wasser schleuderte. Es zischte laut. Eine Dampfwolke stieg auf. „Komm bald“, schoss es der Waisen durch den Kopf, als sie einen harten und gezielten Schlag in den Nacken spürte, der ihr das Bewusstsein raubte. Der Dämon erkannte, dass sie einen Feuerball in ihrer Hand hielt. Wollte sie doch kämpfen? Gerade als er merkte, dass er gar nicht ihr Ziel war, schlug er ihr in den Nacken, um den Angriff zu verhindern. Bewusstlos kippte sie nach vorne, jedoch fing er sie rechtzeitig auf, warf sie über seine Schulter und setzte sich Richtung seines Schlosses in Bewegung Der Inuyokai zerteilte den Kopf des Dämons, der es gewagt hatte ihn anzugreifen. Unmengen von Blut spritzte wie bei einem Springbrunnen nach allen Seiten. Sesshomaru trat einen Schritt zurück um nicht noch mehr von dem Blut des niederen Dämons befleckt zu werden. Genau in diesem Moment spürte er nicht sehr weit weg von seinem Standort ein ungewöhnlich starkes Youki. Eigentlich würde ihm das egal sein, doch diese Energie befand sich in der Nähe von Rin. Es war wohl besser zurück zu kehren. Jedoch kam er nicht dazu sich in Bewegung zu setzen, denn von einer Sekunde auf der nächsten verschwand Tokijn von seinem Waffengürtel. Der Dämon hielt in der Bewegung inne. Erlaubte sich da jemand ein Scherz mit ihm? Ein Gesicht erschien vor seinem geistigen Auge. Diese Jägerin, irgendwie spürte er, dass sie dafür verantwortlich war, auch wenn er sich nicht erklären konnte, wie sie das angestellt haben sollte. Dennoch, kein anderer würde es wagen ihm dieses kostbare Stück zu nehmen. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Er hatte keine Ahnung, wie sie das angestellt hatte, ihm seine Waffe zu nehmen ohne in seiner Nähe zu sein, doch wenn sie unbedingt jetzt den Kampf austragen wollte, dann sollte sie ihn bekommen. Er jedenfalls würde das nicht wortlos über sich ergehen lassen. Kraftvoll sprang er vom Boden ab und bewegte sich in übermenschlicher Geschwindigkeit zu dem Ort, an welchen er sie wahrnahm. Er wusste nicht, weshalb er sich so sicher war, dass sie die Schuldige war, es war nur eine Vermutung, die er jedoch in keinster Weise anzweifelte. Die Umgebung flog an seinem Auge vorbei. Blätter streiften sein Gesicht, jeder Ast auf den er kurzeitig landete, ächzte unter seinen Gewicht und wippte leicht auf und ab, sobald er sich wieder in die Lüfte erhob. Mitten im Sprung wurde seine Aufmerksamkeit auf eine in den Himmel steigende Dampfwolke gelenkt. Feuer war mit Wasser vermischt wurden. War das ein Zeichen? Ein Zeichen für ihn? Er beschleunigte sein Tempo nochmals. Nicht einmal eine Minute später stand er an einem Fluss. Hier hatte er ihren Geruch am stärksten wahrgenommen und von hier war auch das Rauchsignal gekommen, doch weder die Jägerin noch sonst irgendein Lebewesen befand sich auf dieser Lichtung. Er war zu spät gekommen. Dieses Mädchen war weg, aber sie war nicht freiwillig gegangen. Denn nicht nur ihr Geruch lag in der Luft, sondern auch noch der eines Unbekannten, eines Dämons. Dieses starke Youki schien von diesem Wesen gekommen sein. Man musste kein Hellseher sein, um zu sagen, von wem diese dämonische Energie war. Ryudo. Dieser Yokai hatte sie schließlich verfolgt und dieses Menschenweib hatte sogar Angst vor ihm gehabt und das sicher nicht grundlos, natürlich nur aus ihrer Sicht betrachtet. Das erklärte zwar noch nicht, wie es ihr gelungen war, an seine Waffe zu kommen, doch wenigstens warum. Entweder um sich zu verteidigen, woran er nicht glaubte, denn es gab keine Spur von einem Kampf. Weder sah, noch roch er Blut, oder weil sie es einkalkuliert hatte, dass er ihr nachjagen würde, wenn sie seine Waffe besaß, womit sie nicht ganz unrecht hatte. Tokijn war zu wertvoll und mächtig, als das er es einen Menschen oder einen anderen Dämon überlassen würde. Es war eigens für ihn geschmiedet wurden. Nachdenklich kehrte er zum Lager zurück. Hätte sie nicht seine Waffe, würde er sie ihrem Schicksal überlassen, aber so musste er zu dem Ort, wo Ryudo sie hin gebracht hatte. Allerdings hieß das nicht, dass er ihr helfen würde. Allerhöchstens würde sie für diese Frechheit mit ihren Leben zahlen. „Schön, dass ihr wieder da seid“, empfing ihn eine freundliche Kinderstimme. Er beachtete Rin nicht, sondern ging an dem zu ihm aufschauenden Mädchen vorbei. Er konnte ihre Spur ohne Probleme verfolgen. Allen Anschein rechnete dieser Yokai nicht damit, dass jemand ihm nachjagen würde. „Jaken. Ihr wartet hier!“, befahl er seinen Untertanen, wobei seine Augen noch immer in die Richtung sahen, in welcher er den Dämonen spürte. Der Angesprochene nickte gehorsam, welchen Sinn würde auch ein Widerspruch machen. Außerdem erkannte er an den angespannten Gesichtszügen seines Herrn, dass es gerade jetzt unklug wäre, ihn zu reizen. Ohne eine Erklärung wohin er gehen würde und wie lange er wegbleiben würde, stieß er sich schließlich vom Boden ab und war nicht mal ein Augenzwinkern später aus dem Blickfeld seiner Gefolgsleute verschwunden. Der Gnom sah seufzend auf das Mädchen, das ihm freudig hinter her winkte. Warum nahm sein Herr ihn nicht mit? Immerhin war er nicht Rins Babysitter, die Kleine konnte auch alleine hier bleiben. Mit hängendem Kopf wandte er sich Rin zu, die ihre volle Aufmerksamkeit nun Ah – Un zuwandte. „Wir sollten ihn mal wieder waschen“, meinte sie laut, woraufhin Jaken noch mehr das Gesicht verzog. Wie kam dieses Kind nur darauf, dass der Drachenyokai das überhaupt wollte. Törrichtes Menschenweib. ------------------------------------------------------------------- so und zum Schluss: I wish you a merry christmas an a happiy new year!!! :3 euch allen ein schönes Weihnachtsfest. cu Kapitel 10: Rettung?! --------------------- ich bring zu Beginn mal wieder ein ganz großes Danke schön an meine Kommischreiber. Es ist echt super und total motivierend euch zu haben. Ich hoffe sehr das ich auch weiterhin eure Erwartungen erfüllen kann. Viel Spaß beim Lesen --------------------------------------------------- Alex hielt die Augen geschlossen und konzentrierte sich auf die Geräusche in ihrer Umgebung. Vor nicht allzu langer Zeit war sie aus ihrer Ohnmacht aufgewacht. Danach hatte sie nur wenige Sekunden gebraucht um sich an das Geschehene zu erinnern. Folglich wusste sie, dass sie sich in keiner guten Lage befand. An ihren Händen und Füßen spürte sie kaltes Eisen auf ihrer nackten Haut und den Druck von Metall. Jeder Dummkopf konnte auch mit verbundenen Augen daraus schlussfolgern, dass sie gefesselt war. Zudem vernahm sie am laufenden Band Stimmen, eine davon gehörte Saheran. Wahrscheinlich erwarteten die Anwesenden, dass sie endliche erwachte. Doch den Gefallen würde sie ihrem Entführer nicht tun. Sobald sie die Augen öffnete, würde der Yokai sie sicher nicht mehr in Ruhe lassen. Solange er aber glaubte, dass sie bewusstlos war, konnte sie die Zeit nutzen um ihre Lage einzuschätzen und sich einen Ausweg zu überlegen. Sicher hoffte sie noch immer, dass Sesshomaru schon bald hier eintreffen würde, aber eine Notfallstrategie konnte nie schaden. Beinahe wäre ihr ein Seufzer entglitten, doch in letzter Sekunde hielt sie sich zurück. Ihr Nacken schmerzte von Ryudos hartem Schlag, aber da ihre Hände und Beine gefesselt waren, konnte sie ihn sich schlecht massieren. Unter sich spürte sie eine harte Unterlage. Er hatte sie also auf eine Art Tisch gelegt. Diese Position war zwar nicht gerade unbequem, aber wohl fühlte sie sich deswegen noch lange nicht. Kaum merklich drehte die Jägerin ihren Kopf zur Seite und öffnete ihre Augen nur einen winzigen Spalt. Zu ihrem Leidwesen musste sie feststellen, dass Ryudo sie anstarrte. Schnell schloss sie die Augen wieder vollständig, innerlich hoffend, dass er es nicht gesehen hatte. Allerdings war das Glück ihr nicht unbedingt hold. Das Geräusch von schweren Stiefeln, die auf den Boden aufsetzten, kam schnell näher. „Schön, dass du wach bist. Ich dachte schon du willst Winterschlaf halten“ Er lachte laut auf. Wahrscheinlich fand er das Gesagte witzig, aus welchem Grund auch immer. Ihrer Meinung nach war das nicht mal ein müdes Lächeln wert. Sie fragte sich, ob er wirklich wusste, dass sie wach war. Vielleicht bluffte er nur und war sich gar nicht so sicher. Regungslos blieb sie liegen. Es erwartete sie eh nichts Gutes, wenn sie wach war. Aus diesem Grund war es besser diesen Moment so weit wie möglich hinauszuzögern. Aber auch diesmal hatte sie Pech. Ihre Aktion steigerte seine Laune nicht gerade. Der Dämon schnaubte verächtlich. „Verarsch mich nicht und mach die Augen auf“ Wieder rührte die Teenagerin sich nicht. Im nächsten Moment erhielt sie einen kraftvollen Faustschlag ins Gesicht, der sie aufstöhnen ließ. Gezwungenermaßen öffnete sie die Augen. Über ihr erschien das Gesicht ihres Feindes, welcher seinen Oberkörper leicht nach vorne gebeugt hatte. Er lächelte sie verspottend an. Alex verzog keine Miene. Wortlos drehte sie ihren Kopf in die Entgegengesetzte Richtung. Jede Minute in der sie seine Fratze sehen musste, war eine Bestrafung. Ryudo richtete sich wieder zu voller Größe auf. „Ich hoffe du hast die Kraft, die ich dir geschenkt habe, gut trainiert.“ Schweigen. „Du hast keinen Grund mir böse zu sein. Ich hole mir nur das zurück, was mir zusteht.“ Die Kriegerin lachte verhöhnend auf. „Witzbold!“, entfuhr es ihr. Im nächsten Augenblick spürte sie, wie seine Hand ihr Kinn packte und ihr Gesicht in seine Richtung drehte, so dass sie gezwungen war, ihm in seine Augen zu sehen. „Wenn du nicht ein wenig mehr Respekt zeigst, wird dein Aufenthalt noch weniger angenehm.“ Während er sprach, wuchsen seine Fingernägel zu scharfen Krallen, die ihr schmerzhaft ins Fleisch schnitten. Ryudo verharrte eine Weile in dieser Position, dann ließ er seine Gefangene wieder los. Diese wandte ihr Gesicht allerdings nicht nochmals ab. Er konnte ihr keine Angst einjagen, nicht mehr. Die Zeit war vorbei. „Dein Mund schweigt, dafür sind deine Augen umso rebellischer. Naja ich werde dir diesen Willen zum Widerstand schon noch austreiben. Natürlich könnte ich dir auch einen schnellen Tod schenken, aber dafür müsstest du schon besonders lieb zu mir sein.“ Er beugte sich runter zu ihrem Ohr. Leise, so dass sogar sie Mühe hatte es zu verstehen, flüsterte er ihr zu „Ich glaube ich schenke dir eine Nacht, damit du mir beweisen kannst, dass du dich mir unterordnest.“ Der Dämon stellte sich wieder aufrecht. Ein widerwärtiges Grinsen zierte sein Gesicht und seine Augen wanderten lüstern an ihrem Körper entlang. Alex hatte das Gefühl in diesem Moment alle seine perversen Gedanken an seiner Mimik, wie aus einem offenen Buch, ablesen zu können. Innerlich schüttelte sie sich vor Ekel. Niemals würde sie sich einem Dämon hingeben. Eher würde sie sterben. Wenn sie nur nicht hier gefesselt wäre, dann müsste sie das nicht so über sich ergehen lassen. „Ach im Übrigen, du kennst mich ja noch unter dem Namen Saheran. Bitte sprich mich nie so an. Ich konnte diesen Namen nicht mehr hören und heiße jetzt anders. Mein Diener hat es dir ja schon gesagt.“, wechselte er ruckartig das Thema, wobei er erneut den Augenkontakt mit ihr suchte. „Keine Sorge, ich werde sowieso nicht mit dir reden, wenn es nicht sein muss.“ Ryudo schüttelte den Kopf. Gespielt beleidigt stemmte er die Hände in die Hüfte, wobei er mehr an ein Kleinkind, als an einen mächtigen Dämon erinnerte. „Meine Güte, dieses Mädchen lernt es einfach nicht.“, bemerkte er, mehr zu sich selbst als zu ihr, während er gleichzeitig versuchte genervt zu klingen, allerdings gelang es ihm nicht wirklich gut seine Stimme zu verstellen. Bis jetzt schien ihre Art ihn eher zu amüsieren. Immerhin wusste er, dass er so ein noch besseres Spiel mit ihr treiben konnte. Zähmen war schon immer eine Leidenschaft von ihm gewesen. Grinsend setzte er seine Krallen an ihren Bauch. Nur leicht stach er zu, so sanft, dass nicht einmal Blut hervor quoll, sondern nur eine kaum sichtbare rote Färbung einsetzte. Das war erstmal eine Warnung, nicht mehr und nicht weniger. Schließlich wandte er sich ab. Er wollte sie noch ein wenig zappeln lassen. Aus diesem Grund würde er zunächst anderen Geschäften nachgehen und sich später weiter um sie kümmern. Mit großen Schritten verließ er den Raum Richtung Ausgang. Zwei Diener, welche links und rechts an der Tür positioniert waren, stießen für ihn die zwei Flügel des Tores auf, wobei sie sich leicht verbeugten. Bevor die Dunkelheit des Flures Ryudo verschluckte, drehte er sich noch mal um. „Eins noch. Ich habe ein sehr seltenes Exemplar eines Dämons, der die wunderbare Gabe der vollständigen Heilung besitzt. Nur damit du dich nicht wunderst, warum alle deine Verletzungen verschwunden sind. Ich will nicht, dass andere dir Narben zufügen, nur ich darf das.“ Den letzten Teil des Satzes sprach er mit einem bedrohlichen Unterton. Wieder einmal sah die Kriegerin ihm nur stumm in die Augen. Er war es einfach nicht Wert, dass man seine Stimme benutzte. Außerdem hatte die Drohung sowieso nicht ihr gegolten, sondern Sesshomaru. Schließlich konnte sie nichts dafür, dass jener sie verletzt hatte. Saheran schüttelte den Kopf. Sie hatte zu reagieren, wenn er mit ihr redete. Aber diesmal würde er die Bestrafung nicht übernehmen. „Spielt ein wenig mit ihr!“, befahl er den zwei anwesenden Untertanen, dann schlossen sich wie von Geisterhand die beiden Torflügel und er war verschwunden. Die beiden Yokais grinsten sich an. Es war ein seltenes Vergnügen, seine Krallen an einem Menschen wetzen zu dürfen, da sie fast niemals das Schloss verließen. Bedrohlich langsam schritten sie auf die Gefangene zu. Diese kümmerte sich nicht weiter um die beiden. Stattdessen nutzte sie die paar Sekunden um den Raum genauer in Augenschein zu nehmen. Selbstverständlich wäre sie normalerweise nicht so sorglos gewesen, aber die zwei niederen Dämonen würden schon bald zu spüren bekommen, weshalb sie keine Anzeichen von Angst zeigte. Ihr Blick glitt einmal durch den Raum oder besser gesagt Saal. Das Zimmer war mindestens so hoch, wie sechs Menschen übereinander. Und auch die Ausdehnung war beträchtlich. Umso verwunderlicher war, dass der Raum so spärlich eingerichtet war. Bis auf der Platte, auf der sie angekettet war und die sich im Zentrum befand, gab es keine weiteren Einrichtungsstücke. Wahrscheinlich war der Saal normalerweise zum Kämpfen da, nur das konnte die Größe erklären. An der Wand hingen zwar ein paar Waffen, aber sie sahen nicht besonders brauchbar aus. Alex schätzte, dass sie nur zur Dekoration da waren. Doch nicht nur von der Ausstattung, sondern auch von der Farbe, war das Zimmer sehr eintönig. Überall nur graues Mauergestein. Ziemlich karg. Die Ausnahme bildete ein einziges riesiges Bogenförmiges Fenster zu ihrer rechten und somit genau gegenüber vom Eingang, welches auch gleichzeitig die einzige Lichtquelle war. Ohne dieses hätte die Jugendliche Probleme gehabt die Zeit einzuschätzen. Die Sonne befand sich kurz vorm Zenit, also war es fast Mittag. Sie musste sich ziemlich weit weg von der Gruppe befinden, wenn Sesshomaru noch nicht eingetroffen war. „He Schätzchen, lass uns ein wenig Spaß haben!“, ertönte eine Stimme genau neben ihr. Alex beachtete den Sprecher nicht, sondern blickte weiter zum Fenster. Einer der beiden kletterte auf den tischähnlichen Gegenstand. Mit seinem ganzen Gewicht setzte er sich auf ihre Beine. Erst jetzt wandte die Jägerin ihr Gesicht in seine Richtung. „Ich an deiner Stelle würde den Kopf einziehen“ Der Yokai sah sie verständnislos an. Er hatte keine Ahnung was ihn gleich erwarten würde. Sorglos fuhr er mit seiner kalten Hand unter ihr Oberteil. Der andere stand noch teilnahmslos daneben. Alex Körper verkrampfte sich. Seine Finger näherten sich immer mehr ihrer Brust. Doch bevor er wirklich dazu kam, diese auch nur zu berühren, zerbrach das Fenster klirrend in tausend Einzelteile. Wie ein Regenguss aus Glas fielen die Splitter zu Boden, bevor sie durch den Aufprall in noch kleine Stücke zerbrachen und ein Scherbenhaufen den Boden bedeckte. Vor das Bild der hell leuchtenden Sonne, schob sich ein dunkler Schatten, der die Konturen eines Mannes besaß. Die zwei Untergebenen von Ryudo hatten nicht mal die Chance zu reagieren. Der Eindringling jagte rasend schnell über den Tisch hinweg, wobei seine Krallen mit einer solchen Geschwindigkeit den Kopf des sitzenden Dämons vom Rest des Körpers abtrennten, als würden sie durch Butter und nicht durch einen Hals, samt Knochen und Fleisch fahren. Trotz des Widerstandes, den sie dabei erfuhren, wurden sie nicht abgebremst, sondern stoppten erst, als sie schon tief in die Stirn des bis jetzt nur teilnahmelosen Yokais eingedrungen waren. Alex drehte ihren Kopf zur Seite. Sesshomaru stand mit den Rücken zu ihr, einen zappelnden Dämon in die Höhe haltend. Seine Krallen schnitten tief in die Stirn des noch Lebenden, dessen Gesicht vor lauter Blut schon nicht mehr erkennbar war. Verzweifelt versuchte das Wesen sich zu befreien. Allerdings erfolglos. Kraftvoll wurde er im nächsten Moment mit einer solchen Wucht gegen die Wand geschleudert, dass sein Hinterkopf regelrecht aufplatzte, wie ein gegen den Boden geworfenes Tongefäß. Als sein Körper leblos an dem Gestein nach unten glitt, blieb eine dicke Blutspur zurück, an welcher eine schwer zu definierende Masse herunter rutschte. Alex sah emotionslos auf diese Szenerie. Sie ahnte, dass dieses seltsam aussehende Zeug Gehirn war. Doch als Jägerin hatte sie schon Ekligeres erlebt, abgesehen davon war sie nicht so zart besaitet, dass dieser Anblick bei ihr auch nur ein Fünkchen Übelkeit auslösen könnte. Nichtsdestotrotz schenkte die Jugendliche ihre Aufmerksamkeit wieder dem Dämon, der sich auf sie gehockt hatte. Glücklicherweise war der Yokai zur Seite gekippt, so wurde sie nicht übermäßig mit seinem Blut bespritzt. Leicht hob sie ihren Kopf um den Toten zu sehen, der regungslos neben der erhöhten Platte auf dem Boden lag. Wie sein Freund bot seine Leiche keinen schönen Anblick Hoffentlich hatte Sesshomaru nicht gerade seine Wut an den beiden ausgelassen, ansonsten würde sie gleich ernsthafte Probleme bekommen. Sicherlich wäre sie dann die nächste. Kaum hatte die Jugendliche den Gedanken zu Ende gebracht, drehte er sich zu ihr rum. Gefährlich langsam, wie Alex fand. Eine Weile sah er schweigend auf sie herab. Ihre Sachen waren mit Blut bespritzt. Auf ihrer Wange befanden sich jeweils fünf dünne, eng aneinander liegende Kratzer. Eindeutig die Klauen eines Dämons. Gut er war rechtzeitig gekommen, denn ansonsten war sie relativ unversehrt. Auch Alex nutzte seine kurze Bemusterung für sich. In seinem Gesicht suchte sie nach Anzeichen für Wut, doch sprach nur die gewohnte Gefühlskälte daraus. Nicht deutete darauf hin, dass er sauer war. Vielleicht hatte sie Glück. Verschmitzt lächelte sie ihn an. „Das erste und letzte Mal bin ich froh über deinen Anblick.“ Er reagierte nicht darauf. Stattdessen zerteilte er problemlos die Eisenfesseln. Ehe die Jägerin sich aufsetzen konnte, packte er sie mit seiner Hand am Hals und hielt sie in die Höhe. Ihre Füße baumelten knapp über den Erdboden. Eine äußerst ungute Lage. „Wage es dir nie wieder mein Schwert zu nehmen.“ Kraftvoll drückte er zu. Alex spürte wie ihr die Luft abgeschnitten wurde. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. Einerseits war seine hohe Intelligenz vorteilhaft für sie, ansonsten wäre er ihr nicht gefolgt, weil er nicht gewusst hätte, dass sie es an sich gerissen hatte, anderseits wäre es ihr lieber, wenn er sich nicht so sicher sein würde, dass sie die Schuldige war. Dann würde er wahrscheinlich weniger grob mit ihr umgehen. Nichts desto trotz. Sie würde sich nicht einfach umbringen lassen, weder von ihm, noch von irgendeinem anderen Dämon. Die 18-jährige spürte wie ihr Körper schlaffer wurde, wie er verzweifelt nach Luft verlangte. Folglich musste sie sich beeilen. Mit einer für den Yokai erstaunlichen Ruhe schob sie den Ärmel des Armes, der sie im Würgegriff hielt, leicht nach oben. Anschließend berührte sie mit ihren Fingerspitzen sein Handgelenk. Ein unangenehmes Brennen machte sich auf seiner Haut bemerkbar. Desinteressiert sah der Dämon nach unten. Die Finger des Mädchens waren von einer leichten Feuerschicht überzogen. Noch immer fragte er sich, woher diese Fähigkeit kam. Er vermutete, dass es einen Zusammenhang zu ihrem Verfolger gab, nur welchen konnte er sich nicht erklären. Anderseits ging ihn das sowieso nichts an, zumal es von dem Augenblick, an welchen sie es sich gewagt hatte, sein Schwert zu nehmen, völlig egal geworden war. Er würde sie töten. Letztendlich ersparte er sich dadurch nur Arbeit. So hatte er wenigstens wieder seine Ruhe. Und sie hatte es nicht anders gewollt. Er hatte ihr noch eine Chance gegeben, wenn sie diese so leicht aufs Spiel setzte, war sie selber Schuld. Wiederum warf er einen kurzen Blick auf sein Handgelenk. Das Brennen wandelte sich in einen unangenehmen Schmerz um. Seine Haut färbte sich langsam rot und begann leicht anzuschwellen. Ohne auch nur das Gesicht zu verziehen, sah er ihr wieder in die Augen. Sie strahlten eine altbekannte Stärke aus, die er schon bei ihr verloren geglaubt hatte. Seit sie mit ihm reiste, hatten sie an Glanz verloren, aber jetzt wo sie kämpfte, erkannte er es wieder. Und auch dieser Hass funkelte ihn wieder entgegen. Dennoch, sie konnte nicht gewinnen. Sie war ein Mensch. Er wusste, dass er mehr aushalten konnte als sie. Mit seiner noch freien Hand zielte er auf ihren Bauch. Doch die Kriegerin wehrte den Angriff mit ihrer ungenutzten Hand ab, während sie weiterhin versucht seinen festen Griff durch ihr Feuer zu lösen. Die Zeit wurde knapp. Ihre Luft reichte nicht mehr lange. Hinzu kam, dass sie sich nun zusätzlich darauf konzentrieren musste eine Hand von ihm festzuhalten, sonst würde er sie ohne zu zögern erstechen. Wenn er nicht bald losließ, wäre alles verloren. Ihr Blick fiel auf die verbrannte Haut. Wieso lockerte sich sein Griff nicht? Er musste doch schreckliche Schmerzen haben. Schon allein der Anblick jagte ihr fast eine Gänsehaut über den Rücken, zumindest wenn sie sich vorstellte, dass sie eine solche Verbrennung aushalten müsste. Die Fläche rund um ihre Finger war dunkelrot gefärbt und von schwarz-roten, wahrscheinlich mit Flüssigkeit gefüllten, Brandblasen überzogen, die sich deutlich von der Haut abhoben. Zwischen der dunklen Farbe schimmerte an einigen Stellen sein helles Fleisch durch, da an diesen Stellen die Haut vollkommen verbrannt war. Gleichzeitig leuchtete das pure Fleisch noch heller, da durch die fehlende Epidermis Gewebeflüssigkeit auslief. Erbarmungslos erhöhte sie die Menge des ausströmenden Feuers. Wenn notwendig, würde sie seinen ganzen Arm verkohlen. Genau in diesem Moment spürte sie zusätzlich zu dem Druck, der ihr den Atem abschnitt, ein unangenehmes Ziehen am Hals. Verärgert hob sie ihren Kopf wieder an. „Giftkrallen“, schoss es ihr durch den Kopf. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Wie als könnte der Dämon ihre Gedanken lesen, nickte er kaum merkbar. Seine Fingernägel hatten sich leicht in ihre Haut gebohrt. Doch im Gegensatz zu ihrer Hand, die von einem roten Leuchten eingehüllt war, glühte seine in einem dunklen Grün. Ein Zischen verriet ihr, dass das Gift keine Sekunde brauchte um seine Wirkung zu entfalten. Nicht nur, dass ihre Haut leicht weggeätzt wurde, was allein schon schmerzhaft genug war, das Gift breitete sich in ihren Körper aus. Wenn er nicht bald von ihr abließ, dann würde sie wieder unterliegen. Sobald er seine Klaue wegnahm, würde sich das bisher eingeflösste Gift zwar in ihrem Körper verteilen, aber die geringe Menge würde ihr kaum schaden. Die Augen schließend, konzentrierte sie sich ausschließlich auf die Energie, die in ihren Händen zu Feuer wurde. Während sie äußerlich noch immer keine Anstalten machte aufzugeben und versuchte so zu wirken, als würde sie noch eine Weile durchhalten, hoffte sie innerlich, dass er bald den Schmerz nicht mehr aushalten würde, denn sie konnte nicht mehr. Ihr Körper verlangte nach Luft. Doch er drückte so fest zu, dass sie nicht einmal röcheln konnte. Stattdessen wurden ihre Muskeln immer schwächer Zudem war sie der Bewusstlosigkeit aufgrund des Sauerstoffmangeln ihres Gehirns bedrohlich nah. Lange würde sie ihn also nicht mehr abwehren können. Doch sie wollte nicht, dass er gewann. Sie wollte ihm diesen Triumph nicht gönnen. Dieser Mistkerl ließ sie doch mit Absicht leiden, schließlich bescherte er ihr einen langsamen und qualvollen Tod. Er selbst wollte ihr zeigen, dass er der Stärkere war, nur deswegen spielte er dieses Spielchen mit. Ansonsten hätte er sie innerhalb einer Sekunde töten können, indem er einfach ihren Kehlkopf eindrückte. Dadurch müsste er den Schmerz nicht mehr aushalten, denn sie würde binnen weniger Sekunden sterben. Das kostete zwar viel Kraft, aber an dieser mangelte es ihm nicht. Sicher wäre das auch wesentlich schmerzhafter für sie, allerdings nur im ersten Augenblick. Doch so sah sie langsam ihrem Ende entgegen. Wie lange hielt ein Mensch eigentlich ohne Luft aus? 1 Minute? Oder 2? War nicht schon viel mehr Zeit vergangen? Ihr kam es so vor, als würde sie schon eine halbe Ewigkeit keinen Sauerstoff mehr bekommen. Letztendlich war es eigentlich egal, wie lange sie es aushielt und wie viel Zeit schon verstrichen war. Es änderte nichts. Sie konnte nicht mehr. Die Konturen vor ihren Augen verschwammen bereits, selbst sein Gesicht konnte sie nur noch schwach wahrnehmen. Noch einmal verstärkte sie das Feuer an ihren Fingern. Ein letztes Aufglimmen bevor es erlosch. Allerdings, sei es Zufall oder Schicksal, ließ Sesshomaru sie genau im selben Moment los und zog seinen Arm zurück. Die Verbrennungen waren einfach zu stark. Gezwungenermaßen musste er seinen Angriff abbrechen. Ein Mensch wäre durch diese Brandwunde schon bewusstlos geworden, dass konnte ihm zwar nicht passieren, so schwach war er nicht, dennoch war der Schmerz so übermächtig geworden, dass er seinen Arm zurück ziehen musste. Das hätte er dem Mädchen gar nicht zugetraut. Sie beherrschte das Feuer besser als gedacht. Es war wohl ein Fehler von ihr gewesen, es nicht gleich im ersten Kampf gegen ihn einzusetzen. Der Inuyokai bemusterte die Brandwunde. Um die faltigen Blasen hatte sich eine schwarze Kruste abgesetzt, ebenso am Rand der Verletzung. An vielen Stellen war keine Haut mehr vorhanden, sondern nur noch rohes Fleisch und die darüber liegende leicht schimmernde Gewebeflüssigkeit. Die kleinste Berührung auf der Wunde würde sicherlich noch mehr schmerzen, allerdings begann sich die Verletzung schon jetzt langsam zu schließen. Seine Augen fielen auf die am Boden hockende Jägerin. Es wurde wirklich langsam Zeit es zu Ende zu bringen. Kapitel 11: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben --------------------------------------------- so nach fast einem Monat geht es endlich mal wieder weiter. Ich danke allen Lesern sehr für ihre tatkräfitge Unterstützung in Form von Kommentaren. Ihr seid mir wirklich eine große Hilfe und eh ich jetzt noch weiter die Wörterzahl hochdrücke, wünsche ich euch viel Spaß cu -------------------------------------------------------------------- Hustend sackte Alex auf die Knie, wobei sie mit ihrer linken Hand an ihren schmerzenden Hals griff. Ihr Atem war unregelmäßig, aber sie lebte noch. Begierig zog sie in großen Zügen die Luft ein und versuchte dabei gleichmäßig ein- und aus zu atmen, was ihr anfangs mehr schlecht als recht gelang. Das Leben kehrte allmählich in ihre Muskeln zurück. Mit jedem Zug, den sie nahm, konnte sie wieder klarer denken, fühlte sie sich kräftiger. Das war verdammt knapp gewesen. Ein wenig zu knapp für ihren Geschmack. Sanft fuhr sie sich über den wahrscheinlich geröteten Hals und die Einstichstellen. Der Yokai hatte die Attacke rechtzeitig beendet, so dass das bis her eingedrungene Gift nicht weiter schädlich für sie war. Es war wohl doch keine so gute Idee gewesen, sein Schwert an sich zu reißen. Im Moment verdankte sie ihm zwar wieder mal ihr Leben, das Ryudo ihr nicht mehr lange gelassen hätte, aber wenn sie jetzt durch seine Hand starb, dann nützte ihr diese Rettung auch nicht viel. Sich vom Boden abstützend erhob sie sich, obwohl sie immer noch ein wenig zittrig auf den Beinen war. Ungewollt flogen ihre Augen über den äußerst unschönen Anblick der Brandwunde. Im Nachhinein schmerzte seine Verletzung wahrscheinlich mehr als ihre. Nachdenklich starrte sie auf die Verletzung. Wie hatte er das nur so lange ausgehalten? Die Verbrennung war schon sehr weit fortgeschritten. Innerlich seufzend schüttete sie den Kopf. Was solls? Sie hatte keine andere Wahl gehabt. Sich von dem Anblick losreisend, sah sie ihm in die Augen. Noch immer zeigten sie keine Anzeichen von Wut, dennoch wusste sie, dass er nicht gerade erfreut über ihre Aktion war. Und wenn sie ehrlich war, hätte sie ihn gar nicht mit hinein ziehen dürfen. War sie es nicht gewesen, die ihm damals auf der Klippe gesagt hatte, er sollte sich nicht in ihre Angelegenheiten einmischen? Und nun hatte sie genau das aus eigener Hand herbeigeführt. Leider war ihr nichts anderes eingefallen um Saheran zu entkommen. Zögernd trat sie einen Schritt an ihn heran. Er reagierte nicht. Scheinbar ahnte er, dass jetzt kein Angriff von ihr kommen würde. Warum er allerdings keine neue Attacke startete, war ihr schleierhaft. Oder wartete er nur einen günstigen Augenblick ab. „Sesshomaru?!“ Es war als würde er ihre Worte nicht hören. Wie eine Figur aus Stein, stand er vor ihr. Abwartend, vielleicht aber auch lauernd, sie konnte es nicht wirklich beurteilen. Dieser Dämon war so schwer zu durchschauen. Glücklicherweise war er trotzdem hier erschienen, so wie sie es sich ausgerechnet hatte. „Danke für deine Hilfe.“ Noch immer erfolgte keine Reaktion. Schweigend bemusterte er sie. Es war zwar ungewöhnlich solche Worte aus ihren Mund zu hören, doch das änderte nichts an der Lage. Außerdem hatte er ihr nicht geholfen. Ruckartig schnellte seine Hand nach vorne. Alex reagierte sofort. Mit einem Rückwärtssalto stand sie auf dem Altar. „Unnötig“, vernahm sie seine kalte Stimme. Verwundert runzelte sie die Stirn. Was meinte er? Etwa zu kämpfen, oder… „Der Dank?“, sprach sie ihre Vermutung laut aus. „Ich bin nicht hier, weil ich dir helfen will“ In der nächsten Sekunde verschwand er vor ihren Augen und tauchte direkt hinter ihr auf. Gerade noch rechtzeitig sprang die Jägerin in die Höhe. Doch als sie nach unten blickte, war er bereits wieder verschwunden. Noch während sie sich im Sprung befand, ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen. Trotzdem konnte sie ihn nicht ausfindig machen, was nur bedeuten konnte, dass er nicht unter ihr, sondern über ihr war. Blitzschnell riss sie ihren Kopf nach oben, leider zu spät. Der Dämon verpasste ihr einen kraftvollen Schlag in den Rücken, so dass sie mit voller Wucht auf den Boden geschleudert wurde, wo sie zunächst auf dem Bauch liegen blieb. Aus den Augenwinkeln erkannte sie, dass Sesshomaru leichtfüßig direkt neben ihr gelandet war. So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Sie wollte und würde jetzt gewiss nicht gegen ihn kämpfen. Sicher sie war dank Ryudo wieder im Vollbesitz ihrer Kräfte, zumindest fast, aber selbst wenn sie jetzt und hier gegen ihn gewann, so würde sie nicht mehr von hier fliehen können, da ihre Kräfte dann sicher nicht mehr ausreichen würden um entweder auch noch gegen Ryudo zu kämpfen oder schnell zu fliehen. Außerdem würde der Lärm ihren Erzfeind wahrscheinlich schneller hier her locken, als ihr lieb war. Durch voreiliges Handeln hatte sie erst vor wenigen Tagen eine Niederlage einstecken müssen. Diesen Fehler würde sie nicht noch mal begehen, wozu war sie sonst ein vernunftbegabter Mensch. Schwerfällig stützte sie sich vom Boden ab. Doch wie sollte sie das diesem Inu-Yokai klar machen? Sich den Staub von den Sachen abklopfend, erhob sie sich schließlich wieder. Ihr Gegner stand ruhig auf der Stelle. Warum hatte er eigentlich nicht gleich nachgesetzt? Spielte er mit ihr? Sie hätte gedacht, er wäre nur her gekommen um ihr endgültig das Lebenslicht auszupusten und sein Schwert zurückzuholen, doch irgendwie kämpfte er nur halbherzig, fast so als wollte er sie gar nicht besiegen. An seiner Haltung erkannte sie, dass er gleich wieder angreifen würde. Nicht einmal eine Minute später bewahrheite sich ihre Vermutung. Allerdings startete er diesmal keinen direkten Angriff, sondern streckte seinen rechten Arm zur Seite aus. Ein ihr schon bekanntes helles Leuchten ging von seinen Fingern aus. Folglich wollte er wieder seine Lichtpeitsche verwenden. Sie hatte den Gedanken kaum zu Ende geführt, als eben jene Attacke auf sie nieder fuhr. Mit einem großen Sprung brachte sie sich in sichere Entfernung. Der Zauber traf den Gesteinsboden, anstatt ihren Körper. Ein lauter Knall ertönte. Genau das wollte sie eigentlich vermeiden. Sie musste hier weg, ehe sie kämpfte. „Warte doch mal einen Moment“, fuhr sie ihn im Befehlston an. Sehr zu ihrem Ärgernis schenkte er ihren Worten gar keine Beachtung. Zwar ließ er die Lichtpeitsche wieder verschwinden, doch nicht nur sie, sondern auch er entfernte sich plötzlich aus ihrem Blickfeld. Jedoch kam sie nicht einmal dazu, ihn zu suchen, denn im nächsten Moment spürte sie seine Aura direkt hinter sich. „Wo ist mein Schwert?“, hörte sie seine Stimme ganz nah an ihrem Ohr. Die Jägerin warf einen kurzen Blick über ihre Schulter. Dieser Kerl bewegte sich wirklich schnell. Sie hatte nicht einmal einen Luftzug gespürt, als er hinter ihr erschienen war, anderseits konzentrierte sie sich im Moment nicht auf den Kampf, sondern eher darauf wie sie ihn beenden konnte. „Ich hab es nicht“, gab sie wahrheitsgemäß zurück. „Du hattest es aber!“ „Schon, aber dieser Ryudo hat es mir abgenommen.“ Während sie sprach, schlug sie mit den Ellebogen nach hinten, so dass Sesshomaru sich wieder von ihr entfernte. Es war nicht gut, wenn man den Feind so nah an sich hatte. Allerdings verstand sie jetzt wenigstens, wieso er nicht mit vollem Einsatz kämpfte. Er wollte vorher seine Waffe zurück. Erst dann würde er sie töten. Langsam drehte sie sich zu ihm um. Es wunderte sie, dass er das Schwert nicht spürte, immerhin flossen dämonische Energien durch diese Klinge, anderseits konnte es auch sein, dass Saheran einen Bannkreis um das Schwert gelegt hatte, so dass es nicht sofort gefunden wurde. Wusste er, dass sie nicht der Besitzer dieser Waffe war? Nachdenklich betrachtete sie ihren Gegner. Dieser stand mal wieder nur schweigend auf der Stelle. Er wartete scheinbar auf etwas. Wahrscheinlich darauf, dass sie ihm sagte, wo sich die Waffe befand. Aber sie wusste es nun mal nicht. „Tut mir Leid, dass ich deine Waffe an mich gerissen hab.“ So wie sie es sagte, klang es nicht ehrlich, sondern eher genervt, aber er ignorierte das gekonnt und ließ sie ausreden. „Du wärst sonst ja nicht gekommen.“ Eine Behauptung die sich nicht abstreiten ließ. Welchen Grund hätte er auch gehabt? „Ich bin nicht stolz darauf, aber ich habe deine Hilfe gebraucht. Ich schätze mal er hat das Schwert in seine Waffenkammer getan.“, sprach sie unbeirrt weiter, nicht wissend ob ihre Worte auch wirklich der Wahrheit entsprachen. Um ehrlich zu sein, hatte sie das nur geraten oder besser gesagt war das mehr so etwas wie weibliche Intuition gewesen, aber vielleicht reichte das diesen Typen aus, um erstmal Ruhe zu geben. Tatsächlich und sehr zur Verwunderung der Jugendlichen wandte Sesshomaru sich plötzlich ab und schritt zur Tür. Alex folgte mit den Augen seinen Bewegungen. Gab er sich tatsächlich mit dem Gesagten zufrieden? Mit schnellen Schritten schloss sie zu ihm auf. Schwungvoll stieß er die Tür auf und trat in den dunklen Gang, der nur durch einige wenige Fackeln beleuchtet war. Das Mädchen folgte ihm in einigem Abstand, ohne zu fragen, wohin er ging. Die Antwort lag sowieso auf der Hand. Er wollte zur Waffenkammer, aber woher sollte er wissen, wo sich jene befand. Instinkt?! Der Yokai wandte sich zielstrebig nach rechts und folgte dem langen Gang. Hinter sich hörte er Schritte. Auch ohne sich umzudrehen wusste er, dass sie ihm nachlief. Gut, so musste er sich nicht sorgen, dass sie einfach abhaute. Zugegeben hatte er ihre Bestrafung verschoben, jedoch nur weil sie sich überwunden hatte und sich zum einen bedankt und zum anderen entschuldigt hatte. Normalerweise legte er keinen Wert darauf, er war schließlich kein Kleinkind, aber dieses Menschenweib war so stolz und ihr Hass gegen Dämonen so groß, dass das für sie hart genug gewesen war. Für ihn war das eine Art Triumph über sie gewesen. Hinzukam, dass dieses Mädchen etwas Faszinierendes an sich hatte, was er nicht erklären konnte. Er konnte nicht einmal sagen, ob es ihre Ausstrahlung, ihre Stärke oder einfach ihre Art war, die er so ungewöhnlich fand. Ausschlaggebend war aber letztendlich die Tatsache gewesen, dass sie innerhalb dieses Gemäuers nicht mit vollem Einsatz kämpfte. Doch er spürte den starken Drang sie in einem fairen Kampf zu besiegen. Sonst hätte er ihr Leben schließlich nicht schonen müssen. Also würde er erst hier weg müssen, ehe er sie tötete. Zuerst musste er jedoch Tokujin finden. Die Waffe an sich konnte er zwar nicht spüren, dafür mehrer andere in Gegenständen eingesperrte dämonische Energien auf engen Raum. Dort musste die Waffenkammer sein. Eine ganze Weile war das Echo der Schritte, vermischt mit dem Knistern des Feuers, das einzige Geräusch im Gang, dessen graues Gestein das Licht der Fackeln zu verschlucken schien. Alexandra blickte auf den Rücken des Dämons. Sie wollte es nicht, doch tief in ihr, war sie ihm dankbar, dass er ihr geholfen hatte. Immerhin war sie seine Feindin, nicht jeder oder besser gesagt keiner hätte das sonst getan. Zudem war er auch die ganze Zeit über immer fair zu ihr gewesen. Nicht nur, dass er ihr gestattet hatte, in seiner Nähe zu bleiben, er hatte ihr nicht einmal ständig unter die Nase gerieben, dass sie indirekt gegen ihn verloren hatte. Das zeugte von Größe. Die meisten bildete sich auf ihre Siege etwas ein, er nahm sie lediglich hin. Ungewollt musste sie grinsen. Wenn sie ganz ehrlich war, fand sie ihm zu allen Überfluss auch noch attraktiv. Das vereinfachte ihre Mission nicht unbedingt. Immerhin sollte sie ihn töten, aber inzwischen war sie sich nicht mehr so sicher ob sie das konnte. Allerdings hatte sie auch hier, wie so oft im Leben, nicht die Wahl. Sie schuldete ihm den Kampf. Der einzige Grund, warum sie von ihm verschont worden war, bestand darin, dass er ihre Herausforderung angenommen hatte. Würde sie jene zurückziehen, dann würde dieser Dämon sie zweifellos ohne zu zögern zum Seelenfluss schicken. Kein angenehmer Gedanke. Vor wenigen Tagen hatte sie es noch als akzeptabel angesehen im Kampf zu sterben. Aber seit Ryudo aufgetaucht war, wollte sie ihn unbedingt besiegen, das war ihr Lebenstrieb. Sein Anblick hatte ihn verstärkt. Außerdem hatte sie sich einst geschworen diese Welt von dieser widerlichen Rasse zu befreien. Wie konnte er ihren Vorsatz und ihre Einstellung gegenüber Dämonen nur so sehr ins Wanken bringen? Ein lauter Knall riss sie aus den Gedanken. Sesshomaru war stehen geblieben. Zu seinen Füßen breiteten sich größere Holzsplitter aus. Die arme Tür. Sie hatte die längste Zeit gelebt. Wenigstens schien er die Waffenkammer gefunden zu haben. Mit vier großen Schritten schloss sie zu ihm auf. Schnell warf sie einen Blick über seine Schulter hinweg in das kleine Zimmer. Vor ihren Augen breitete sich ein regelrechtes Arsenal von Waffen aus. Ryudo schien es an nichts zu fehlen. Äxte, Schwerter, Bögen, Lanzen, Armbrüste, Stangenwaffen. Dieser Raum beinhaltet einfach alles. Wortlos schob die Jugendliche sich an dem Yokai vorbei und betrat zuerst den Raum. Besser hätte sie es gar nicht treffen können. Wenn sie hier kein geeignetes Schwert fand, dann nirgendwo. Im nächsten Augenblick stand sie vor einem aufwendig verzierten Schwertständer, der mit einer dünnen Goldschicht überdeckt war. Zweifellos waren das die wertvollsten Schmuckstücke ihres Rivalen. Nicht nur die Knaufe waren mit viel Liebe und in ordentlichster Kleinarbeit hergestellt wurden, auch die Klingen waren aus edelsten Stahl. Vorsichtig zog die Kämpferin ein Schwert aus der Halterung und betrachtete es genauer. Der Knauf war mit feinen Mustern verziert, welche zwar keine tiefere Bedeutung hatten, aber zumindest optisch wirklich eindrucksvoll wirkten. Das Heft hatte ein Geflecht aus feinen Leder. Ihre Hand schloss sich um den Stoff. Er war wesentlich angenehmer an der Haut zu spüren, als die Wicklung aus Metalldrähten von ihrem alten Schwert. Kraftvoll zerschnitt die Jägerin die Luft vor ihrem Gesicht. Die Waffe lag wirklich gut in der Hand. Hinzu kam, dass sie noch einen wesentlicheren Vorteil im Gegensatz zu ihrem verlorenen Besitz hatte. Dieses hier besaß etwas, was nur sehr wenige Schwerter aufwiesen. Eine Hohlkehle. Jene kam nur bei den edelsten Stichwaffen vor und sie selbst hatte noch nie ein zweischneidiges Schwert in der Hand gehabt, das eine solche besaß. Doch die Wirkung dieser war schon beim ersten Probeschwung zu spüren. Zum einen reduzierte die Hohlkehle, welche beidseitig eingeschmiedet worden war, das Gewicht, zum anderen stabilisierte sie die Klinge. Ihr Blick glitt an der Hohlkehle entlang. Die meisten kannten sie unter einer anderen Bezeichnung. Blutrinne. So nannten Unwissend sie, weil sie glaubten, dass sie eine Abflussrinne für das Blut der Gegner war, was natürlich völliger Blödsinn war. Ohne zu Zögern ergriff die 18jährige eine dazu passende Schwertschneide, dann wandte sie sich zu Sesshomaru um. Zu ihrer Überraschung stand er immer noch im Türrahmen. Seinen Augen ruhten auf ihr, schienen sie zu durchdringen und mal wieder hatte sie das Gefühl, dass er in sie hinein sah. Dieses stechende goldgelb war einfach nur faszinierend. Verärgert schob sie diesen Gedanken im nächsten Moment in eine dunkle Ecke. „Lass uns gehen.“, vernahm sie seine kühle Stimme. Verwundert starrte sie ihn an. „uns“ Scheinbar war ein Zorn ein wenig abgeklungen und er erlaubte ihr weiterhin in seiner Nähe zu bleiben. Nur für wie lange? Er wusste, dass sie wieder bei Kräften war. Schon bald musste sie gegen ihn kämpfen. Nur eines war ihr unklar. „Was ist mit deinem Schwert?“, sprach sie ihre Frage laut aus. Doch noch bevor er antworten konnte, falls er das überhaupt getan hätte, bemerkte Alex von selbst, dass sich zwei Schwerter an seinem Waffengürtel befanden. Er hatte es schon wieder? Wieso? Die Jägerin wollte gerade den Mund öffnen um ihre neue Frage zu formulieren, da fielen ihr die Glassplitter zu ihrer rechten auf. Unter den Scherbenhaufen lugte ein Stück Papier hervor. Wahrscheinlich war damit die dämonische Energie versiegelt wurden. Dennoch, wie konnte sie nicht gemerkt haben, dass er sich seine Waffe zurückgeholt hatte. Das zweite Mal an diesem Tag bewunderte sie die Schnelligkeit dieses Yokais. Er war wirklich ein starker Gegner und im Moment ein starker Verbündeter. Lächelnd riss sie sich von dem Anblick des zerstörten Glasbehälters zurück. „Ein Fenster, eine Tür und jetzt auch noch das. Ryudo wird sich freuen.“, bemerkte sie schadenfroh, ehe sie Sesshomaru folgend den Raum verließ. Nicht einmal eine Sekunde später hörte sie das Schreien von Dämonen. Logischweise waren sie durch den Lärm und durch den Geruch von dem Blut ihrer Gefährten angelockt worden. Es grenzte schon an ein Wunder, dass die Diener von Saheran so lange für den Weg gebraucht hatten. Es wurde allmählich Zeit zu verschwinden. Leider schien ihre Begleiter nicht derselben Meinung wie sie zu sein. Mit einer Hand am Schaft seines Schwertes sah er in die Richtung, aus welcher die Horde zu kommen schien. Alex stöhnte auf. Was hatte sie auch erwartet. Er würde nicht einfach fliehen. Und sie normalerweise ja auch nicht, aber die Gefahr, dass Saheran sie dann hörte, war zu groß. Sicher sie wünschte sich nichts mehr als gegen ihn zu kämpfen, aber im Moment brauchten ihre Nerven eine kurze Erholungspause. Ein neuer Gedanke kam in ihr hoch. Was, wenn Sesshomaru genau das erreichen wollte. Er wollte, dass Ryudo hier her kam. „Er gehört mir!“, stellte sie trocken fest, ohne auch noch eine Sekunde daran zu zweifeln, dass der Yokai vor ihr gar nicht mit ihrem Rivalen kämpfen wollte. „Sicher nicht. Er hat sich an meinem Eigentum vergriffen. Das dulde ich nicht. Davon abgesehen, ist er nicht mehr hier. Er wird sich nicht einmischen“ Noch während er sprach, schwang er Tokujin durch die Luft und die Dämonenherde, die eben erst um die Ecke gebogen war, zerfiel regelrecht zu Staub. Eine weitere Horde folgte, doch auch diesen erging es nicht besser als ihren Mitarbeitern. Die Waffe wegsteckend kehrte der Dämon schließlich zu dem Saal zurück, in welchem er die Jägerin befreit hatte. Den Raum mit schnellen Schritten durchquerend trat er ans Fenster. Sie befanden sich hier im zweiten Stock. Für dieses Mädchen eine noch überbrückbare Höhe. Ohne sich nochmals umzusehen, sprang er nach draußen und verschwand für einen kurzen Augenblick im Blättermeer des angrenzenden Waldes. Alexandra folgte ihm. Letztendlich hatte ihr Plan also doch geklappt. „Komm schon. Versuch wenigstens mich zu fangen“, quiekte eine laute Kinderstimme durch die Gegend, ohne sich dabei darüber Gedanken zu machen, dass feindlich gesinnte Dämonen durch ihr Geschrei auf sie aufmerksam werden könnten. Mit großen Sätzen sprang das Mädchen über das Feld und sah immer wieder zurück, nur um enttäuscht festzustellen, dass der Gnom ihr nicht folgte, sondern grummelnd bei Ah-Un stehen blieb. In einem großen Bogen kam die Kleine zurück zu ihren Aufpasser gerannt. Obwohl er nicht mitspielte, zierte ein Lächeln ihr Gesicht.“ Hey, du musst mir nach rennen! Dummer Jaken“, sprach sie den Yokai an, wobei sie ein wenig wie eine Lehrerin klang Der Angesprochene wollte gerade etwas weniger höfliches erwidern, als direkt hinter Rin Sesshomaru erschien. Sein Blick war wie eh und je eisig und verriet nichts darüber, ob er erfolgreich gewesen war, wo auch immer er gewesen war. Doch schon allein sein Anblick reichte Jaken und er schluckte seine Bemerkung ganz schnell herunter. Auf keinen Fall wollte er seinen Herrn verärgern. „Schön, dass ihr zurück seid.“, begrüßte er seinen Meister mit einer leichten Verbeugung, Rin gar nicht mehr beachtend. Als er wieder aufblickte, glaubte er zu träumen, allerdings einen Albtraum. Hinter dem Rücken seines Herrn tauchte plötzlich diese Jägerin auf. Fassungslos starrte er das Menschenweib an. „Mei….Meister….da…“, stammelte er erschüttert, unfähig einen ganzen Satz zu sagen. Was ging hier vor? Nachdem sie so lange weg gewesen war, hatte er gehofft, dass sie tot war und nun erschien sie quicklebendig wieder auf der Bildfläche und das ausgerechnet mit Sesshomaru. Was hatte das zu bedeuteten? Hatte er sie gerettet? War er ihr nachgelaufen? Das konnte nicht sein! Der Inuyokai ignorierte das Gestotter seines Untergebenen und wandte sich von diesen ab. „Wir gehen weiter!“ legte er fest. Rin nickte als Antwort. Mit strahlenden Augen wandte sie sich an die Jägerin. „Werdet ihr uns weiterhin begleiten?“ Schon allein der Gedanke schien sie zu erfreuen, sehr zum Unverständnis ihres kleinen grünen Freundes, welcher sich vor Ekel schüttelte, als Rin die Frage stellte. Alexandra sah auf Sesshomaru. Das war eine berechtigte Frage. Eigentlich wäre es jetzt das Recht des Yokais seinen Kampf einzufordern. Doch er tat es nicht. Anscheinend war ihm, genauso wie ihr, bewusst, dass sie erst etwas zu klären hatten. Denn sie konnte und wollte nicht gegen ihn kämpfen, solange Ryudo diese Welt mit seiner Anwesenheit verpestete, eine Tatsache die er wahrscheinlich schon erkannt hatte. Unterwegs war nicht ein Wort gefallen, weil keiner der beiden Lust zu einem Gespräch gehabt hatte, dennoch musste es früher oder später geführt werden. Alex entschied sich allerdings lieber für später. „Bis heute Abend“, gab sie als Antwort, wobei ihre Augen noch immer auf Sesshomaru hafteten. Für Rin war es eine Feststellung gewesen, doch für den Dämon sollte es eine Frage sein. Jakens Augen quollen förmlich aus seinem Kopf. Er konnte es scheinbar nicht fassen, dass ein Menschenmädchen plante sie auf seinen Weg zu begleiten, nicht einmal, wenn es nur für wenige Stunden war. Erwartungsvoll sah er seinen Herrn an, doch dieser widersprach nicht. Im Gegenteil, er nickte sogar kaum merklich, bevor er sich schließlich in Bewegung setzte. „Und was werdet ihr danach tun?“, bohrte das kleine Mädchen weiter. Allerdings erhielt sie diesmal keine Antwort, denn die junge Frau hatte die Frage zwar gehört, ignorierte aber ansonsten das Kind. Stattdessen schloss sie zu Sesshomaru auf, der schon einige Meter voraus war. Er würdigte sie keines Blickes, als sie mit ihm auf gleiche Höhe zog, ebenso wie auch ihre Augen nur stur gerade aussahen. Ihre Finger jedoch glitten zu ihrem neuen Schwert. Es wurde Zeit es auszuprobieren. „Ich übernehme das.“, sagte sie fast lautlos. Ein Mensch hätte geglaubt, dass sich nur ihre Lippen bewegt hätten, doch für den Hundeyokai waren ihre Worte klar verständlich gewesen. Ohne auf eine Reaktion von ihm zu warten, die wahrscheinlich auch gar nicht gekommen wäre, sprang sie auf einen Baum und verschwand in der nächsten Sekunde im Wald, der an das Feld angrenzte. Rin und Jaken, die sich inzwischen ebenfalls in Bewegung gesetzte hatten, sahen ihr verdutzt nach. „Ich dachte sie bleibt bis heute Abend.“, sprach die 7-jährige das aus, was beide dachten. Sesshomaru reagierte nicht. Schweigend setzte er seinen Weg fort. Der Dämon, der sie seit geraumer Zeit schon beobachtet hatte, würde heute seinen letzten Atemzug tun, dessen war er sich sicher. Wahrscheinlich hatte diese niedere Kreatur geplant sie zu überfallen, sobald sie schliefen. Kurze Zeit später bestätigte sich seine Vermutung in Form eines langen, markerschütternden Aufschreis, der Rin erschocken zusammen zucken ließ. Danach erlosch die Aura des Wesens. Auch Jaken sah sich ein wenig angstvoll um, unsicher wie er diese Situation zu bewerten hatte. Da aber kein weiterer Laut mehr folgte und auch sein Meister gelassen weiter ging, beruhigte er sich schnell wieder und konzentrierte sich lieber darauf, die verlorenen Meter wieder aufzuholen. Wenige Minuten später stieß Alex wieder zu der Gruppe, von ihrer Klinge tropfte Blut. Doch diesmal entfernte sie sich nicht von ihnen, so wie sie es vor der Entführung immer getan hatte. Vielmehr lief sie sogar fast genau neben Sesshomaru. Anscheinend war ihre Abneigung ihm gegenüber nicht mehr so groß. Er warf einen kurzen Blick über seine Schulter. Es ging ihr wirklich besser, ihre Bewegungen waren wieder geschmeidiger, fließender. Ihre Haltung war aufrechter, wirkte stolzer als vor der Entführung. Das Einzige was in Mitleidenschaft gezogen war, waren ihre Kleidung. Aber das kümmerte ihn nicht. Sie würde sich schon Neue besorgen, wenn sie es für nötig hielt. Es knisterte leise. Flammen schossen in die Höhe, als Jaken mit seinem Kopfstab das fast erloschene Feuer, das Rin entzündet hatte, zu neuen Leben erweckte. Alex lehnte gegen einen Baumstamm. Nachdenklich betrachtete sie das rote Element. Der Anblick erinnerte sie an Ryudo. Hatte er ihr Fehlen schon bemerkt? Wahrscheinlich. Dann würde er sicher bald kommen um sie zu holen. Doch diesmal würde sie kämpfen. Keine Wunden hinderten sie daran, das volle Ausmaß ihrer Kräfte zu nutzen. „Komm mit!“, erklang eine kalte Stimme neben ihr. Alexandra stieß sich vom Baumstamm ab. Im nächsten Augenblick war der Yokai aus ihrem Blickfeld verschwunden, doch ihre Instinkte spürten, wohin sich seine Aura bewegte und sie folgte dieser automatisch. Nachdem sie völlig außer Hörweite der beiden Anhänger des Dämons waren, stoppten die beiden. In seiner ruhigen Art lehnte Sesshomaru sich gegen einen Baum. „Also sprich!“ Alex stand ihm genau gegenüber, höchstens 1 Meter entfernt. Ernst sah sie ihn an. „Er wird bald wieder kommen und er wird wissen, dass du es warst, der mich befreit hat. Folglich wirst du sein nächstes Opfer sein“ „Wohl kaum“ Die Jägerin atmete tief die frische Nachtluft ein. Die Bezeichnung Opfer war wirklich nicht besonders treffend. Sich ihr Gegenüber in der Opferrolle vorzustellen, schien ihr absurd. Er ließ sich nicht so leicht unterkriegen. Er war mächtig und dennoch… „Ich will keinen Kampf gegen dich führen, solange dieser Kerl mich verfolgt. Was hätte es für einen Sinn, wenn ich gegen dich gewinne und danach von ihm getötet werden würde, weil meine Kraft nicht ausreicht um zwei so mächtige Gegner zu besiegen. Das gleiche gilt übrigens auch für dich“, erklärte sie ihm. Sesshomaru schnaubte verächtlich. Es gefiel ihm sichtbar nicht, dass sie ihn auf die gleiche Stufe gestellt hatte wie sich. Doch ob er es ihr nun zugestehen würde oder nicht, sie war nicht schwach. Aus diesem Grund hatte er sie doch überleben gelassen. Er hatte sie als würdigen Gegner angesehen, und trotzdem würde er das niemals laut aussprechen. Was nicht daran änderte, dass zumindest die Möglichkeit bestände, dass er nach ihrem Kampf geschwächt wäre und das würde sich Ryudo zu Nutze machen. Was ihr zwar dann egal wäre, aber wenn sie als Überlebende hervorging, dann hätte sie genau dasselbe Problem. Sie würde nicht mehr gegen den Feuerdämon gewinnen. „Du wirst nicht richtig kämpfen, solange er lebt“ Er sah sie durchdringend an. Seine gelben Iriden schienen ihr tief in die Seele sehen zu können. Und obwohl sie glaubte, dass er keine Antwort benötigte, nickte die Gefragte stumm. Zuerst wollte sie Ryudo aus dem Weg schaffen. Zu lange hatte sie einfach darauf gewartet. Sesshomaru war sicher ein interessanter Gegner, aber er blieb trotz allen nur einer der vielen Aufträge, die sie zu erledigen hatte, während Ryudo´s Tod mehr ihr persönliches Lebensziel war. Jetzt, da er wieder in ihr Leben eingetreten war, konnte sie nur an den Kampf mit ihm denken. Der Weißhaarige stieß sich vom Baumstamm. „Du bleibst in meiner Nähe bis ich ihn erledigt hab“, legte er fest, wobei seine Stimme nicht wie bei einem Befehl, sondern wie eine bloße Feststellung klang. Für sie war es allerdings weitaus mehr als das. Sie glaubte fast sich verhört zu haben. Was bildete er sich ein? Wer war sie, dass er ihr Befehle geben konnte? „Vergiss es! Weder bleibe ich weiterhin bei dir, noch lasse ich zu, dass du ihn tötest. Er ist mein Gegner“ Ihre Hand wanderte automatisch zum Griff ihres Schwertes, allerdings zog sie die Waffe nicht. Sie wollte nicht kämpfen, aber wenn er sich einbildete Ryudo gehöre ihm, dann würde sich doch lieber zuerst ihn vorknöpfen. Ihr Gegenüber folgte mit den Augen ihren Bewegungen. Dennoch blieb er regungslos auf der Stelle stehen. „Die zweite Angelegenheit lässt sich auch später klären“ Alex verlagerte ihr Gewicht auf ein Bein. Für wie blöd hielt er sie? Zweifellos beabsichtigte dieser Dämon ihr zuvorzukommen. Anderseits, ein Kampf wäre nach wie vor unklug. Sie würde es schon schaffen vor ihm ihren Rivalen auszuschalten. Womit nur eines der beiden Probleme geklärt wäre. „Ich kehre trotzdem zurück in mein Dorf. Keine Sorge, ich halte mein Versprechen“ Wiederum schüttelte er den Kopf. „Du könntest fliehen.“ „Wieso sollte ich?“ „Aus Angst“ Die Jägerin streckte ihre Hand nach vorne. Ein kleiner Feuerball bildete sich auf ihrer Handfläche. Die Flamme brach sich in ihren Augen, die ebenso leidenschaftlich glühen zu schienen, wie das Feuer, das leicht über ihrer Hand schwebte. Ihr Herz schlug zweifellos fürs Kämpfen „Nicht vor dir. Ich will dir zeigen, dass ich dich besiegen kann“ Sie lächelte leicht, als sie das sagte. Sein Gefühl sagte ihm, dass sie die Wahrheit sprach. Doch wenn er sie jetzt losziehen ließ, dann bestand zudem noch die Gefahr, dass dieser Ryudo sie tötete. Das Risiko wollte er nicht eingehen. Sie war seine Gegnerin. „Wer war dein Auftraggeber?“ Auf Alexandras Gesicht zeichnete sich Verwunderung ab. Warum der plötzliche Themenwechsel? „Keine Ahnung.“ Nun war er an der Reihe leicht zu lächeln. Nicht aus Freude, sondern aus Triumph „Wir haben den selben Weg.“ Die Jägerin drehte sich von ihm weg, ihren Widerspruch verkneifend. Ungewollt musste sie grinsen. Das war verdammt clever von ihm gewesen. Es war nur logisch, dass er herausfinden wollte, wer einen menschlichen Jäger auf ihn angesetzt hatte. Nun hatte er eine gute Begründung, warum er ihr folgte. Dann würde sie halt mit ihm Reisen. Realistisch betrachtet gab es schlimmeres. Doch sobald Ryudo auftauchte, musste sie die sein, die mit jenem kämpfte. Das musste sie irgendwie hinbiegen. Doch darüber würde sie sich Gedanken machen, wenn es soweit war. Ohne einen weiteren Kommentar ließ sie das Waldstück und den Dämon hinter sich. Ryudos schnelle Schritte hallten mehrfach im leeren Gang wieder, der nur sehr spärlich beleuchtet war. Eine große Menge seiner Dienerschaft war Tod, ein kostbares Schwert war ihm entwendet wurden und zu allem Überfluss war diese kleine Göre entkommen. Wie hatte sie das nur gemacht? Niemand, der etwas gesehen hatte, hatte überlebt. Verärgert blieb er an einer Fackel im Flur stehen. Sicher hatte er mit der Kleinen spielen wollen, aber nachdem er sich höchstpersönlich auf den Weg gemacht hatte um sie zu holen, hatte er gehofft, dass er nicht noch mal den Ärger einer Jagd auf sich nehmen müsste. Das Spielbrett sollte seine Burg sein und nicht die ganze Welt. Scheinbar hatte er sie unterschätzt. Einen Fehler, den er nicht noch einmal begehen sollte. Doch vielleicht hatte ihr auch jemand geholfen. Nur wer? Keiner würde es wagen, sich ihm in den Weg stellen. Er musste es auf jeden Fall rausfinden, damit er den Übeltäter bestrafen konnte. Ohne eine Empfindung wie Schmerz oder Hitze zu spüren, hielt er seine Hand über die Fackel, die dank seiner Magie mehrere Wochen brannte. Seine Diener waren Tod, aber so lange die Flamme diesen Gang erleuchtete, hatte er noch einen Zeugen. Die Befragung des Feuers würde ihm Antworten liefern. „Was hast du gesehen?“ Wie eine Schlange wand sich das rote Licht um seine Finger, kroch an seinem Arm nach oben und bewegte sich fort bis zu seinen Augen. In diese tauchte es ein. Der Yokai verzog keine Miene. Ein angenehmes Kribbeln breitete sich in seinem Körper aus. Vor seinem geistigen Auge entstanden erst nur unscharfe Konturen von zwei Personen, die diesen Gang folgten. Schnell wurde ein deutlich erkennbares Bild daraus. Einer der beiden war die Jägerin, der andere ein Dämon und zwar kein unbekannter. Sesshomaru der Herr des Westens. Wie als wäre er selbst als passiver Zuschauer dabei gewesen, sah er, wie der Lord die Holztür zerstörte, die zu seiner Waffenkammer führte und die beiden anschließend das Zimmer betraten. Nur wenig später kamen sie wieder. Der Herr des Westens besiegte einige seiner Diener und die zwei kehrten zu dem großen Saal zurück. Wahrscheinlich waren sie danach verschwunden. Wütend verzog Ryudo das Gesicht. Seine Augen sprühten Funken, im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Flamme verließ seinen Körper wieder und die Fackel begann erneut zu leuchten, als wäre nichts gewesen. Mit wehendem Umhang kehrte der Dämon zu seinem Arbeitszimmer zurück. Das würde Sesshomaru ihm büßen. Niemand mischte sich ungestraft in seine Angelegenheiten ein. Er und das Mädchen. Beide sollten leiden! Kapitel 12: Besorgungen ----------------------- hi Leute ich bins und ich hab ein neues Kapitel im Schlepptau. Ich weiß es hat lange gedauert. Sorry. Aber das nächste ist fast fertig und kommt dann bestimmt schneller. wünsch euch viel Spaß beim Lesen! ------------------------------------------------------------ Alexandra blickte sich nachdenklich um. Sie wusste, in welcher Himmelsrichtung ihr Dorf lag, aber nicht genau welchen Weg sie einschlagen sollten, denn sie hatte keine Ahnung wo sie sich zurzeit befanden. Der Wald wies keine außergewöhnlichen Merkmale auf und da sie seit zwei Tagen auf kein Dorf gestoßen waren, konnte sie auch keine Ortsnamen zur Orientierung nutzen. Blieb ihr also nur, immer weiter Richtung Meer zu marschieren, bis die Gegend ihr bekannt vorkam. Sie hoffte, dass ihr dämonischer Begleiter nichts von ihrer Planlosigkeit bemerkte, denn vor ihm wollte sie sich keine Blöße geben. Seufzend legte die Jugendliche ihren Kopf in den Nacken. Durch das dichte Blättermeer schimmerten unzählige Sterne, allerdings strahlte keiner so hell wie der Vollmond, der ihr einen sicheren Tritt ermöglichte, obwohl es tiefe Nacht war. Nicht, dass sie auf diese Lichtquelle angewiesen war, schließlich konnte sie nicht umsonst das Feuer beherrschen, aber es war zumindest Kraftsparender. Sowieso würden sie bald eine Pause machen. Immerhin war sie nur ein Mensch und brauchte im Gegensatz zu Sesshomaru ihren Schlaf. Rin war schon vor mehren Stunden ins Land der Träume verschwunden. Getragen von Ah-Un, bekam sie nichts von ihrer Weiterreise mit. Die Kleine war widerstandsfähiger als andere Kinder in ihrer Altersklasse. Obwohl sie fast den ganzen Tag marschierten und ihre Nahrung sicher nicht mit der eines Dorfbewohners zu vergleichen war, nörgelte sie niemals. Eher im Gegenteil. Stets war sie gut gelaunt. Das war auf eine Art und Weise auch nervend, aber besser als eine quengelnde Göre. „Es reicht für heute.“, vernahm sie die ruhige Stimme des Dämons. Ruckartig blieben Ah-Un und Jaken stehen. Durch die plötzliche Bewegung erwachte Rin. Müde hob sie den Kopf. Ihre kleinen Augen verrieten, dass sie mehr im Dämmerzustand als wach war. Ohne ein Wort zu sagen rutschte sie von dem Rücken ihres Reittieres, schlenderte stolpernd zu einem Baum und rollte sich an diesem zusammen. Im nächsten Moment war sie auch schon wieder eingeschlafen. Ihr Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig und ihr entspannter Gesichtsausdruck verriet, dass auch der harte Untergrund ihren Schlaf nicht negativ beeinflusste. Alex betrachtete sie kurz. Wahrscheinlich würde sie morgen gar nicht wissen, wie sie von dem Drachenyokai gekommen war. Ihre Handlungen waren eher in einer Art Trance geschehen, fast als hätte sie geschlafwandelt. Auch Jaken legte sich neben seine Reisegefährtin ins Gras. Die Szene hatte nach Alex Meinung etwas angenehm friedliches, wie die beiden nebeneinander auf dem Boden ruhten, die Gesichter vom Licht des Mondes bestrahlt und ihre Körper mit dem Schatten der Blätter überdeckt. Die Jägerin wandte sich von dem Anblick ab. Mit einer Hand griff sie an die Rinde eines neben ihr stehenden Baumes. Sein Stamm war einer der wenigen, der nicht von einem Moosbart überzogen war. Das Holz fühlte sich rau an. Mit den Augen prüfte sie die Höhe des Baumes. Sicher würde sie von oben einen besseren Überblick über die Gegend haben und genau den brauchte sie, wenn sie ihre Orientierung zurückgewinnen wollte. Realistisch gesehen war das nur ein kläglicher Versuch, der kaum von Erfolg gekrönt sein würde, aber in ihrem Leben hatte sie gelernt, dass alles besser war, als die Hände in den Schoß zu legen und nichts zu tun. Leichtfüßig sprang sie auf den Ast über ihr und wiederholte diese Prozedur bis sie einigermaßen über die Baumwipfel sehen konnte. Vor ihren Augen breitete sich nicht der Anblick aus, den sie erwartet hätte. Anstatt ein Meer aus Bäumen, erkannte sie in einiger Entfernung Lichter, klein und unscheinbar, fast schon unwirklich, doch trotzdem waren sie da. Folglich war ein Dorf in der Nähe. Möglicherweise würde sie dort ihre Ausrüstung wieder aufstocken können. Vor allen ihre Sachen mussten erneuert werden. Ihr Oberteil war fast nur noch ein Fetzen, der den Namen „Kleidung“ schon gar nicht mehr verdiente und mehr Haut zeigte, als er sollte, was nach den ganzen Kämpfen auch kein Wunder war. Und da sie kein Flickzeug mit sich trug, war es ihr nicht ermöglicht die Löcher zu stopfen. Davon abgesehen konnte sie aber auch gar nicht nähen. Das hatte sie nie gelernt. Sie war zum jagen ausgebildet wurden und nicht zu einer Hausfrau. Wenn sie Glück hatte, würde der Dorfname ihr auch gleich bekannt vorkommen. Elegant wie eine Katze kehrte sie zum Erdboden zurück und landete genau vor Sesshomaru. Er hatte die Anwesenheit von Menschen wahrscheinlich schon gerochen. In dieser Fähigkeit war er ihr eindeutig voraus. Angehörige ihrer Rasse konnte sie nicht wahrnehmen, denn sie hatten meistens keine Aura oder sie war nur so schwach, dass sie sie nicht spüren konnte. Dämonen hingegen waren meist mächtiger. Ihr Youki verriet sie. Ein Mensch konnte sie demzufolge einfacher aus dem Hinterhalt überfallen, als ein Yokai. Jedoch wollte der Inu-yokai sicher nicht einkaufen gehen. Vermutlich plante er die Siedlung weiträumig umgehen. Ein Umstand, dem sie sich nicht fügen würde. „Ich werde morgen in das Dorf gehen.“, klärte sie ihn auf, als wäre es selbstverständlich, dass sie über die Gruppe entschied. Allerdings geschah genau das, was sie vorausgesehen hatte. Er schüttelte den Kopf. Es störte ihn wahrscheinlich, die Reise wegen ihr zu unterbrechen. „Wir legen keine unnötigen Pausen ein.“ Alex warf ihre Haare in den Nacken. Seine Untergebenen waren ihm zu gehorsam verpflichtet, sie allerdings nicht. Sie war ihr eigener Herr. „Ich habe nicht gefragt.“, stellte sie klar. Keine Reaktion seinerseits. Dennoch war das kein Zeichen dafür, dass er nachgab, soviel hatte sie inzwischen gelernt. Er erlaubte seine Handlungen, anstatt seiner Worte für sich zu sprechen. Sie ahnte, dass Sturheit sie auch nicht weiter bringen würde. Besser sie schlug ihm einen Kompromiss vor. Etwas, wobei sie ebenfalls zurückstecken musste. Vom Boden ertönte ein leichtes Grummeln. Jaken murmelte im Schlaf vor sich hin. Ein Wink des Schicksals. „Ich nehme Rin und Jaken mit.“ Während sie sprach, streckte sie ihm ihre Hand hin. Sesshomaru war ein Dämon, der gewissermaßen die Einsamkeit und die Ruhe liebte. So konnte er mal ganz für sich alleine sein, ohne ein Auge auf die beiden haben zu müssen, zumindest wenn er ihr zutraute, dass sie auf die beiden aufpassen konnte. Aber da er ihre Fähigkeiten kannte, zweifelte sie gar nicht erst daran. Der Weißhaarige sah auf ihre Hand. Eigentlich wollte er nicht länger als geplant in dieser Gegend bleiben, doch ihr Angebot war fair, vor allem wenn man bedachte wie „kinderlieb“ sie war. Außerdem hatte sie es bitter nötig sich neue Sachen zu kaufen. Und ein Tag für sich alleine zu haben, war wirklich ein angenehmer Gedanke. Letztendlich drängte ihn ja nichts. Ob sie ihr Ziel nun einen Sonnelauf früher oder später erreichten, spielte keine Rolle. Mit einem einwilligenden Nicken ergriff er ihre Hand und drückte leicht zu. Sie erwiderte diese Berührung, kraftvoller als nötig. Damit war ihr Pakt besiegelt. Zufrieden kehrte die Jugendliche ihm den Rücken zu und ließ sich ebenfalls an einem Baum nieder, um auch noch ein wenig zu schlafen. Glücklicherweise war dieser Wald sehr eben und der Boden von einer grünen Gras- und Moosschicht überzogen. Auf diesem Untergrund konnte sie bequem ruhen, außerdem erleichterte er das Reisen, da kaum Wildwuchs vorherrschte und sie sich so nicht durch Dornensträucher und Gestrüpp kämpfen musste. Wenn sie alleine unterwegs war, war ihr die Vegetation egal. Denn dann bewegte sie sich von Baum zu Baum und schlief notfalls auch auf diesen. Aber mit der Gruppe passte sie sich lieber an. Zumal sie mit ihrer Fortbewegungsart weitaus schneller wäre und folglich immer auf die anderen warten müsste. Das würde mit der Zeit auch nervig sein. Die Hand auf ihren Schwertgriff legend, schlief sie schließlich ein. Alexandra band sich ihr Haar neu, als jemand an ihrem Oberteil zupfte. Ihre Tätigkeit nicht unterbrechend, sah sie herab. Wie nicht anders zu erwarten, war es Rin gewesen, die mit großen Augen zu ihr aufsah. „Wir gehen wirklich in die Stadt?“, fragte sie mit einer ungläubigen Stimme, gerade so als wäre das, das unnormalste der Welt, dass ein Mensch zu seinesgleichen ging. Gleichzeitig schwang aber auch leichte Erregung mit. Immerhin war die Kleine immer für Abwechslung und Neues. Außerdem musste das für sie auf jeden Fall spannender sein, als den ganzen Tag nur zu laufen. Alex nickte als Antwort, woraufhin das Mädchen laut aufjauchzte. Begeistert klatschte sie in die Hände. Sofort schossen einige Vögel verschreckt in die Höhe und flogen davon. Die 7-jährige bemerkte das gar nicht. „Das wird bestimmt lustig!“ Aufgeregt wirbelte sie zu Jaken herum. „Hast du gehört, wir reisen heute mal nicht, sondern gehen in die Stadt.“, quiekte sie, so dass es mindestens der halbe Wald hörte. Der kleine Gnom reagierte nicht, was die 7-jährige zu der eigentlich lächerlichen Annahme bewegte, dass er sie nicht verstanden hatte. Mehr springend als rennend, stürmte sie auf ihn zu. „Wir machen uns alle zusammen einen schönen Tag“ Ihre Worte überschlugen sich fast, doch ihre Freude wirkte nicht ansteckend, auf kein Mitglied der Gruppe. Das Mädchen störte sich nicht daran. Nichts anderes war sie gewohnt. Ihr Lächeln war so breit, dass ihr ganzes Gesicht davon erstrahlte. Inzwischen stand sie genau gegenüber von dem Krötenyokai. „Freust du dich denn gar nicht?“, fragte sie direkt heraus, wofür sie einen vernichtenden Blick von dem Gleichgroßen erhielt. „Du denkst doch nicht etwa, dass ich mitkomme? Zu Menschen?“, giftete er zurück, jedes Wort einzeln betonend.. Dabei verschränkte er schützend die Arme vor seinen Körper, als würde ihn das vor einem Befehl des Meisters schützen. Unglücklich dachte er gleichzeitig an seinen letzten unfreiwilligen Stadtbesuch, als er diese Jägerin hatte zu einer Heilerin bringen müssen. Bei der Erinnerung rümpfte er angeekelt die Nase um zu verdeutlichen, dass er genug von dem widerwärtigen Duft niederer Kreaturen eingeatmet hatte. Die 18-jähirge nahm diese Gestik aus ihren Augenwinkeln wahr. Mit einem letzten Ruck zog sie ihren Zopf fest, dann schritt sie auf den kleinen Dämon zu. Ihr Deal beinhaltete, dass sie Jaken mitnahm, also musste sie ihn zwingen mitzukommen. Ihr Schatten erschien über Rin, so dass die Kleine verwundert den Kopf in den Nacken legte und der Älteren, die nun direkt hinter ihr stand, ins Gesicht sah. „Jaken will nicht mitkommen“, platzte es prompt aus ihr heraus, obgleich sie nicht glaubte, dass die junge Frau ihr helfen würde. Nachdenklich runzelte diese die Stirn. „Er hat eigentlich nicht die Wahl.“, gab sie laut zu bedenken. Eine Aussage, die den Zwerg nur noch wütender machte. Erweckte es doch für ihn den Anschein, als wollte gerade SIE ihm Befehle erteilen. Aufgebracht fuchtelte er mit seinem Stab vor ihren Augen herum, auch wenn er ihr mit dieser Waffe nicht wirklich Angst einjagen konnte, sie war seine einzige Chance wenigstens im Ansatz bedrohlich zu wirken. „Ich tue was ich will. Und wenn ich sage, dass ich hier bleibe, dann bleibe ich auch hier und damit basta!“ Die 18jährige hob die Hand, als wolle sie Fliegen verscheuchen. Sie wusste, man konnte nicht viel auf das geben, was ihr Gegenüber sagte. Letzten Endes gehorchte er immer den Befehlen seines Herrn und mit diesem hatte sie diese Sache schließlich schon vereinbart. Eigentlich war es nicht fair, dass sie über seinen Kopf hinweg entschieden, aber bei seiner Größe, und dabei dachte sie nicht nur an die körperliche, war das einfach zu leicht. Er widersprach ja nie. „Hey ich rede mit dir. Weib!“ Er legte seine Betonung extra auf das letzte Wort, als könnte er sie damit kränken. Doch Alex reagierte nicht. Auffordernd sah sie Sesshomaru an, damit er das Gequengle beendete. Obwohl er der Gruppe den Rücken zugewandt hatte, schien er ihren Blick zu spüren. Denn im nächsten Moment richtete er seine Stimme an Jaken. „Geh mit ihnen!“ 3 einfache Worte, die für den Krötenyokai eine Welt zusammen brechen ließen. Seine Lippen formten ein gequältes „Warum?“, doch er sprach es nicht laut aus, sondern ließ resignierend die Schultern sinken. „Sicher Herr!“, gab er zurück, dann drückte er sich mit gesenktem Haupt an der Jägerin vorbei. Scheinbar war es ihm peinlich, dass sein eben Gesagtes so schnell an Kraft verloren hatte. Auf seinen Stock gestützt ging er schon ein paar Schritte Richtung Stadt, sein Rücken war dabei leicht gekrümmt. Alex blickte ihm nach. Er sah plötzlich um Jahre gealtert aus. Klein und zerbrechlich, doch eigentlich war es noch derselbe Dämon, wie vor wenigen Minuten, dessen Haltung von dem Scham gedrückt wurde, welchen er empfand. Vielleicht würde sie in der Stadt ein wenig netter zu ihm sein Das würde dem kleinen Kerl sicher gut tun. Mit einem letzten Blick auf Sesshomaru, der ihr noch immer den Rücken zugedreht hatte, folgte sie dem Gnom. Alexandra konnte ihr Glück kaum fassen. Sie war nicht in einem kleinen bäuerlichen Dorf gelandet, sondern in einer Stadt, besser gesagt, in einer ihr bekannten Stadt. Und das Gute war, dass zurzeit auch noch ein Markt statt fand. Hier würde sie neue Kleidung finden. Außerdem, da sie nun wusste, wo sie war, kannte sie auch den Weg zu ihrem Dorf. Nach den letzten eher schlechten Tagen, gab es endlich mal wieder ein Lichtblick. Zufrieden sah sie auf ihre zwei Schützlinge herab, die vor ihr liefen. Rin konnte sich gar nicht satt sehen, an den Ständen die von Waren fast überliefen. Ihre Augen strahlten vor Begeisterung, mal wieder, während ihr Kopf unruhig von links nach rechts und wieder zurück wanderte, als hätte sie Angst irgendetwas verpassen zu können. Jaken war das genaue Gegenteil. Beschämt blickte er nur auf die staubige Straße. Sein Auftreten lenkte die Blicke vieler Menschen auf die Gruppe und er verstand wahrscheinlich nicht, weshalb er mitgehen musste. Er fühlte sich unwohl in seiner Haut. Aber sie konnte und wollte ihm nicht helfen. Hätte er nur mal widersprochen. Es war seine Schuld. „Junge Dame, wie wäre es mit wunderbaren Tontöpfen, Handarbeit, versteht sich“, sprach sie ein Händler an, an dessen Stand sie gerade vorbei lief. Alexandra beachtete ihn nicht. Sie wusste, sie musste ihn nur anschauen und würde ihn dann eine halbe Ewigkeit nicht loswerden, weil er den Blickkontakt als Bekundung ihres Interesses sehen würde. Stattdessen beschleunigte sie sogar noch ihren Schritt, was bei dieser Menschenmenge kein einfaches Unterfangen war. Die Geräuschkulisse an diesem Ort war unangenehm und wirkte überfüllt. Aus allen Richtungen priesen Markschreier ihre Ware an und übertönten damit sogar noch die schwatzende Menschenmenge. Außerdem war die breite Straße mehr als nur überfüllt. Die Stände und Karren, an welchem die Waren angeboten wurden, standen zwar nur links und rechts des Weges, doch die Menschenmasse, die sich auf diesem kleinen Stück Land befand, war beachtlich. Der Markt war nur ein paar Mal im Jahr und viele aus den umliegenden Siedlungen kamen ebenfalls um hier Einkäufe zu tätigen, doch hätte sie nicht gedacht, dass die Leute so dicht an dicht stehen würden. Es war nicht leicht die zwei Kleinen dabei im Auge zu behalten und gleichzeitig die Waren zu prüfen. Das Sortiment, was angeboten wurde, war riesig. Es reichte von Kochkesseln aus Eisen und Kupfer, über geschnitzte Kochlöffel und Becher, bis hin zu Tüchern, in jeglicher Farbe und Nahrungsmitteln. Wahrscheinlich wäre es klüger die zwei erstmal in eine Unterkunft zu schaffen und dann alleine das Notwendigste zu holen. Ihre Augen durchforsteten die Umgebung. Die Markstände waren auf der einzigen und geraden angelegten Hauptstraße aufgebaut wurden. An die Hütten hinter den Ständen war kein rankommen. Doch öfters führten kleine Gassen zwischen den Häusern zu den Nebenstraßen. Folglich musste sie also versuchen, Rin und Jaken baldmöglichst aus dem Menschenstrom zu bekommen. Gerade wollte sie Sesshomarus Gefährten einen Stoß in den Rücken geben, damit sie aus dem Gedränge ausbrachen, da quiekte das Kind auf. Mit ihren Fingern zeigte sie geradeaus. „Was sind das für Zelte?“ Alex sah auf und stöhnte hörbar. Sie hatten fast das Ende des Marktes erreicht und an einem Ende versammelte sich meist eine bestimmte Bevölkerungsgruppe, obwohl Berufsgruppe der passendere Begriff wäre. Die schäbig aussehenden Zelte, die meist nur aus alten Stoffresten zusammengeflickt waren, gehörten den Huren. Sie witterten hier ein gutes Geschäft. Denn wo viele Menschen waren, da gab es auch viele Männer. Die Jugendliche sah sich in ihrer Vermutung bestätigt, als sie das männliche Geschlecht kurz beobachtete. Zwar liefen diese nicht direkt zu den Huren, doch taten sie so, als würden sie sich die Auslagen bei den Ständen ansehen, die nahe der Zelte waren, während ihre Blicke immer wieder zu den Zelten huschten. Diese Kerle prüfte die Ware, aber nicht die der Händler. „Guck da gehen ein Mann und eine Frau in ein Zelt. Dort drinnen gibt es ganz bestimmt was. Können wir uns das auch mal ansehen?“ Erwartungsvoll blieb Rin stehen und sah zu ihrer Aufpasserin Alexandra stemmte die Hände in die Hüfte. Sie würde dem Kind selbstverständlich nicht erklären, was es dort zu entdecken gab. Irgendwie könnte sie sich auch nicht vorstellen, dass Sesshomaru das Recht wäre. Also schüttelte sie entschieden den Kopf. „Das ist zu teuer“, gab sie als Erklärung dazu. „Aber Jaken hat Geld einstecken“, kam es prompt zurück. Alexandra presste die Lippen aufeinander. Sie hätte nicht so weit gehen sollen. Das war ein Fehler gewesen, aber ein einfaches Kommando reichte aus um sie hier weg zu bringen. Schließlich war das Kind sehr folgsam „Wir suchen uns jetzt eine Unterkunft!“ Rin senkte enttäuscht den Kopf. Sie war es gewohnt, statt einer Antwort einen Befehl zu bekommen, aber sie hätte zu gerne ihre Neugier gestillt. Doch im nächsten Moment kamen ihr wieder all die anderen tollen Dinge in den Sinn, die sie gesehen hatte und sie lächelte glücklich vor sich hin. Die ganzen Eindrücke musste sie erstmal verdauen. Ohne zu murren folgte sie der Älteren in eine dunkle Seitengasse und schließlich auf eine Nebenstraße. Suchend sah Alex sich um. Und wieder einmal war das Glück ihr Hold. Nur wenige Meter entfernt stand eine Herberge. Dort würde sie Rin und Jaken eine Weile lassen. Glücklicherweise hatte der Gnom Geld, so war die Finanzierung nicht ihre Sorge. Ihr Erspartes befand sich leider in der Tasche, die sie beim Kampf gegen Sesshoamru verloren hatte. Sie würde es wohl nie wieder sehen. Zu allem Überfluss würde sie den Dämon auch noch fragen müssen, ob er ihr die neuen Sachen bezahlte, schließlich war sie keine gemeine Diebin. Doch das würde sie auf später verschieben. Hinter der Unterkunft ragten die Bäume des angrenzenden Waldes in die Höhe, in welchem sie die letzte Nacht verbracht hatte. Aber die nächste würde sie mal wieder auf einer weichen Decke verbringen können. Das letzte Mal hatte sie diesen Luxus bei Salome bekommen. Kurz gegen den Türrahmen klopfend, um ihre Anwesenheit anzukünden, trat sie dicht gefolgt von ihren Reisebegleitern in die Holzhütte. Mit einem schnellen Blick prüfte sie den Zustand der Herberge und befand ihn als gut genug, auch wenn das Gebäude nicht sonderlich groß war. Eher genau das Gegenteil. Um eine Feuerstelle waren kreisförmig 8 Decken verteilt, die den Schlafplatz der Gäste kennzeichneten. Ansonsten zierten keine weiteren Gegenstände das Gebäude, doch da sie ja wirklich nur hier schlafen wollte, reichte das aus. Außerdem war der Preis dann wahrscheinlich dementsprechend niedrig. Nun konnte sie nur hoffen, dass die Unterkunft noch nicht ausgebucht war, eine begründete Befürchtung, wenn sie an die Menschenmassen auf dem Markt dachte. Ein älterer Herr saß auf einer der Decken. Sein Gesicht war ausgemergelt und dünn. Die meisten Haare befanden sich in seinem Bart, denn über der hohen Stirn trennten ihn nur noch einige graue Härchen von der Bezeichnung „Glatzkopf“. Als er das Mädchen eintreten sah, sprang er sofort auf um ihr entgegen zu eilen. Mit einem Lächeln, das seine Ohren nicht erreichte, begrüßte er sie. Alexandra erwiderte dieses pure Höflichkeitsgegrinse nicht. Zumal sie den Anblick seines dreckigen Gebisses als nicht sehr angenehm empfand. „Womit kann ich dienen?“, nuschelte er schwer verständlich in seinen Bart. Alex musste sich räuspern um das bissige Kommentar, das ihr auf der Zunge lag, nicht auszusprechen. Dieser Kerl war eindeutig zu alt um eine Herberge zu leiten. Und auch wenn ihre Ohren gut waren, so hatte sie dennoch Probleme den fast zahnlosen Greis zu verstehen. Normalerweise respektierte sie das Alter, doch fiel es ihr schwer nachzuvollziehen, wieso dieser Mann noch arbeitete, wo selbst das aufstehen ihm schon Probleme bereitete. Anscheinend hatte er keine Familie, die seinen Betrieb fortführen konnte und ebenso wenig genügend Geld um sich einen ruhigen Lebensabend zu machen. Dabei müsste er ausreichend verdienen. Immerhin brachte der Markt viele Reisende in die Stadt. Darunter gab es auch arme Schlucker, die auf Schnäppchenjagd waren und hier eine billige Unterkunft brauchten, weil sie von weit her kamen. Wiederum grinste der Mann, doch dieses Mal ehrlich. Seine Augen glitten an ihren Körper hinab. Schlagartig wurde ihr klar, weshalb der Greis so wenig Geld hatte und sie verstand auch, weshalb der Respekt, den ein in seinem Alter arbeitender Mann gebührte, ausblieb. Es war zwar nur eine Vermutung, aber sie würde ihr neues Schwert darauf verwetten, dass sie Recht hatte. Am liebsten wäre sie wieder umgekehrt, allerdings machte sie sich bewusst, dass sie nicht wegen ihm, sondern wegen dem, was er anbot, hier war. „Wieviel kostet eine Nacht?“, reagierte sie nach einer Weile auf seiner Frage. Dabei trat sie einen kleinen Schritt zur Seite, damit er gleich erkannte, dass sie für drei Leute reservieren wollte. Der Alte reckte ihr das Ohr entgegen. „Waaas?“ Sie stöhnte, wiederholte das gesagte dennoch lauter. Ihr Gegenüber nickte als Zeichen das er verstanden hatte und nannte ihr einen annehmbaren Preis. Halbwegs zufrieden nahm sie das Angebot an. Schließlich wandte sie sich an Rin. „Würdest du hier auf mich warten?“ Sie bemühte sich ihre Stimme freundlich klingen zu lassen, damit die Kleine nicht merkte, dass sie genervt davon war, Aufpasserin zu spielen, jedoch hatte sie keine Ahnung, wie gut ihr das gelang. Sie hoffte einfach, das Mädchen würde gehorchen. Aber die 7-jährige schob die Oberlippe leicht nach vorne. Beleidigt verschränkte sie die Arme vor der Brust. Vor wenigen Tagen hätte sie es sich nicht gewagt zu kuschen. Inzwischen empfand sie die Jägerin aber nicht mehr als mysteriöse Fremde, bei der sie nicht wusste, wie sie sich Verhalten sollte. Immerhin reisten sie schon eine kleine Weile miteinander. Auch wenn sie keine Freunde geworden waren, so wie es sich Rin noch immer heimlich wünschte, so war doch die Beklemmung ihr gegenüber verschwunden. Und das ihr Meister ihre Anwesenheit schon so lange erduldete, bestärkte sie in ihren Gefühl, dass diese junge Frau eine nette Person war. Aus diesem Grund erlaubte sie sich dieses Mal Widerstand. „Ich will nicht den halben Tag hier drin bleiben. Ich durfte schon nicht das Angebot sehen, dass die Frauen in ihren Zelten hatten, jetzt will ich nicht noch zusätzlich hier Zeit absitzen“ Ihre Augen huschten kurz zu dem Mann. Ein Ausdruck des Ekels spiegelte sich auf ihrem Gesicht. Alex verstand diese Gestik. Es wäre unfair, sie mit diesem Kerl alleine zu lassen, aber sie wollte genauso wenig weiterhin die Babysitterin spielen. Obwohl genau das der Inhalt des Abkommens gewesen war. Gezwungenermaßen ergab sie sich ihrem Schicksal. „Na gut“ Sie machte keinen glücklichen Eindruck, als sie das sagte, doch dafür zauberten diese 2 Worte das Lächeln zurück auf das Gesicht des Menschenkindes. Wortlos kehrte die Jägerin der Herberge den Rücken zu. Hinter sich hörte sie, wie die 7-jährige „Bis heut abend“ rief und ihr dann sofort nachsetzte. Dann musste sie eben doch das Kunststück meistern, ein Auge auf die Waren und eines auf ihre Schützlinge zu werfen. --------------------------------------------------------------------------- erstmal danke fürs Lesen. ich weiß ist nichts spannendes passiert, aber ohne solche Kapitel gehts bei mir nicht. Hoffe das schreckt euch nicht ab :D Das nächste mal wird es leider auch nicht viel besser, soviel kann ich schon verraten. Wollt ja eigentlich das nächste Kapitel und das in eins stecken, aber dann wäre es zu lang geworden und das wollt ich auch nicht antun. Na gut, eh ich euch weiter mit falscher Planung nerve, hör ich lieber auf zu labbern, bzw. zu schreiben. Hinterlasst schön Kommis -_^ Kapitel 13: Die letzte große Pause ---------------------------------- Hi Leute. Es hat ewig gedauert und einige mögen mich schon abgeschrieben haben, aber endlich hab ich ein neues Kapitel fertig. Tut mir Leid, das ihr solange warten musstet. Ich habs einfach nicht richtig auf die Reihe gekriegt und jetzt bin ich nicht wirklich zufrieden damit, weil nichtmal die Hälfte davon passiert ist, von dem was ich eigentlich eingeplant hab. Na gut eh ich euch noch mehr abschrecke, sag ich danke für eure bisherige Unterstützung und wünsch euch viel Spaß ------------------------------------------------------ Nachdenklich blieb Alex einige Meter von der Unterkunft entfernt stehen. Was sollte sie nun tun? Zurück zum Markt erschien ihr unklug, zumindest solange Rin ihr hinterher dackelte. Dennoch wollte sie ihre Besorgungen nicht ganz aufgeben. Ansonsten hätte sie sich den kleinen Ausflug ja sparen können. Zuallererst brauchte sie einen Schneider. Das besaß höchste Priorität. Wenn sie sich recht erinnerte, was fast ein Wunder gleich käme, da ihr letzter Aufenthalt hier 5 Jahre her war, dann gab es in dieser Stadt einen und sie ersparte es sich, ihr neues Outfit auf der Straße auswählen zu müssen. Das hätte nicht nur den Nachteil, dass an Ständen die Qualität der Stoffe meist geringer war, als in einem Laden, sondern auch, dass sie nicht wirklich die nötige Ruhe fände sich etwas Ordentliches auszuwählen. Wie auch? Bei dieser Menschenmasse! Ein Bellen riss sie aus ihren Gedanken. 3 Augenpaare wanderten gleichzeitig zu der Gasse, aus welcher das Geräusch gekommen war. Im nächsten Moment bog eine junge Mutter mit ihrem Kind und einem kleinen Welpen um die Ecke. Der Vierbeiner sprang aufgeregt durch die Gegend. Als seine schwarzen Augen Jaken erblickten, glaubte er wohl etwas zu Essen oder ein großes Spielzeug zu sehen, denn mit wedelnden Schwanz stürmte er auf den Yokai zu, wobei er erfreute Laute, die eine bunte Mischung zwischen Fiepen und Bellen waren, von sich gab. Die Miene des Dämons verfinsterte sich zunehmend. Der Hund brachte das Fass bei ihm zum Überlaufen. Nicht nur, dass er mit diesen Weibern durch die Stadt ziehen musste, nun wagte es auch noch ein kleines Tier, das sich in der Rangordnung sogar noch unter der menschlichen Spezies befand, ihn überhaupt anzublicken. Sich vergessend, streckte er seinen Stab von sich weg, bereit das Fellbündel bis auf die Knochen abzufackeln. Eine Tat, die ihm im Ansatz Genugtuung für den versauten Tag verschaffen würde. Zu seinem Pech nahm die Jägerin seine Bewegung aus den Augenwinkeln wahr. Einen leisen Fluch knurrend, hielt sie ihre Hand vor die Öffnung des Kopfes. „Wage es dir nicht!“ Ihre Stimme war so schneidend, dass es Jaken eiskalt den Rücken runter lief, vor allen da er schon eine Demonstration ihrer Macht gesehen hatte. Dennoch wollte er sich vor ihr nicht die Blöße geben. Ohne Rücksicht auf die Kämpferin zu nehmen, die seiner Meinung nach selbst Schuld war, wenn sie sich verletzte, entfachte er die Kraft des Feuers. Alex kniff die Augen zusammen. Dieser Idiot! Wollte er sie mit einer schwachen Ausführung IHRES Elementes besiegen? Ein Kräftemessen mit Sesshomaru war für sie interessant, aber sein kleiner Diener konnte ihr gar nichts entgegensetzen. Eine eigene Flamme bildete sich auf ihrer Hand und drückte gegen die, welche aus dem Stab ausbrechen wollten. Doch ihr Zauber war wesentlich stärker und verschlang seine Attacke, wie ein gieriger Wolf einen kleinen Hasen. Ruckartig brach Alex die Attacke ab, damit sie den Zwerg nicht verletzte. Schließlich musste sie auf beide aufpassen. Leider! Der Welpe war inzwischen bei Jaken angekommen. Er schien die Feindseligkeit, die der Yokai ausstrahlte, gar nicht zu merken. Spielerisch biss er in die Sachen des Grünlings und umrundete ihn, als wollte er ihn auffordern mitzuspielen. Selbstverständlich konnte er den Dämon nicht dazu bewegen. Wie sollte er auch etwas schaffen, woran selbst Rin so oft scheiterte? Allerdings fruchtete sein Verhalten dafür bei einer ganz anderen Person. Das dritte Mitglied der Gruppe beobachte entzückt den braunen Welpen, mit dem schwarzen Ohr. Ein lautes „Och wie süß“ und Rins kleine Hände, die den Hund liebevoll streichelten, retteten den Gleichgroßen vor weiteren Spielaufforderungen. Grummelnd wandte Jaken sich ab, indes die 7-jährige ihre ganze Aufmerksamkeit dem Rüden zukommen ließ. Zärtlich tätschelte sie alle Stellen, die sie mit ihrer Hand erreichen konnte. Alex betrachtete mit hoch gezogenen Brauen ihre Begleiterin. Sie konnte die überschwängliche Freude, die die Kleine versprühte, nicht nachempfinden. Das war doch nur ein Welpe. Davon gab es abertausende auf dieser Welt. „Dante!“ Der Rüde horchte auf, spitzte die Ohren und warf den Kopf zurück, rührte sich allerdings nicht von der Stelle. Der Junge, der ihn gerufen hatte, streckte dem Tier die Hand entgegen. „Komm her, mein Kleiner!“ Doch der Welpe machte keine Anstalten sich zu bewegen, stattdessen rollte er sich auf den Rücken, eine deutliche Aufforderung an Rin dort mit ihrer Berührung fortzufahren. Sichtlich genoss er ihre Streicheleinheiten. Der Knabe seufzte hörbar auf, rief noch einmal den Namen, sah dann aber ein, dass es keinen Zweck hatte. Zusammen mit seiner Mutter kam er zu der kleinen Gruppe hin. Die Frau lächelte freundlich. „Verzeiht dem kleinen Racker. Er muss noch gezähmt werden.“ Alex machte eine Handbewegung als verscheuche sie Fliegen. Ihr war das doch egal. Dieses Tier war ja Jaken und nicht ihr auf die Nerven gegangen. „Ihr seid sicher wegen dem Markt hier?!“, ergriff ihr Gegenüber nun wieder das Wort. Die Jägerin lächelte in sich hinein. Es schien als würde sie das Glück heute anziehen, wie der Honig die Bienen. Zwar hatte sie keine Lust auf ein Gespräch, während diese Frau den Eindruck erweckte, dass sie zu gerne Fremden über ihr Heimatdorf erzählte, doch wenn sie die 7-jährige loswerden wollte, war sie die perfekte Lösung. So antwortete sie nach einer kurzen Schweigepause: „Ja, da habt ihr Recht. Allerdings kann ich mich leider nicht in Ruhe dort umsehen.“ Ihre Augen wanderten kurz zu dem Kind. Die Dorfbewohnerin nickte verständnisvoll. Sie kannte dieses Problem nur allzu gut. Ihr 9-jähriger Sohn war ihr vor 1 Jahr bei diesem Gedrängel verloren gegangen, obwohl sie nur für eine Sekunde nicht auf ihn, sondern auf einen Stand mit schönen Kopftüchern, geachtet hatte. Ihre Angst war unbeschreiblich groß gewesen. Schließlich gab es auch viele Diebe auf dem Markt. Glücklicherweise hatte das Ganze gut geendet. Aber wenn die Frau umsonst hier her gekommen war, und das nur weil sie die Menge auf dem Markt unterschätzt hatte, tat es ihr Leid. Ihrer Kleidung nach zu urteilen, hatte sie entweder einen sehr weiten oder einen sehr beschwerlichen Weg hinter sich. Sie tippte auf Zweiteres. Wahrscheinlich begleitete deswegen ein Dämon diese zwei Mädchen. Die Jugendliche musste ihn zum Schutz angeheuert haben. Allerdings war der kleine Zwerg seine Aufgabe nicht gewachsen gewesen, zumindest ließ ihre zerstörte Kleidung darauf schließen. Neugierig überlegte sie, was diesem armen Mädchen wohl zugestoßen war. Doch bevor sie sinnlos weiterrätselte, fragte sie, alle Höflichkeit in den Wind schießend, nach. Vielleicht verbarg sich dahinter eine interessante Story, die sie ihren Nachbarn erzählen konnte. Sie erlebte ja sonst nicht viel, schließlich gehörte zu ihrer wichtigsten Aufgabe das Haus zu hüten und für die Kinder zu sorgen. Das war nun mal das Schicksal einer einfachen Mutter. „Was ist mit euch geschehen? Ohne euch beleidigen zu wollen, aber eure Kleidung ist eines Bettlers unwürdig.“ Eine pure Übertreibung wie Alex fand. Ihre Sachen waren weit über dem Standard eines Bettlers. Auch wenn sie Löcher, Gras-, Blut- und Dreckflecken aufwiesen und vor allem ihr Oberteil ziemlich zerfetzt war, so trug sie das alle mal lieber, als das Leinengewand eines Bettlers. Dennoch zwang sie sich zu einer Antwort. Immerhin brauchte sie das Wohlwollen dieser Frau auf ihrer Seite. „Ich wurde unterwegs von Räubern angefallen. Sie wollten mir schon Gewalt antun, doch glücklicherweise wurde ich gerettet.“ Die Dorfbewohnerin riss die Augen auf. Wie grausam diese Welt doch war. Einem unschuldigen Mädchen ihr junges Leben nehmen zu wollen oder sie zu vergewaltigen. Eine leichte Röte überzog ihr Gesicht. Obwohl sie mit genau so einer Antwort gerechnet hatte, war es ihr unangenehm, sie nun wirklich zu bekommen. Unbemerkt schielte sie zu dem grünen Zwerg. Er musste es gewesen sein, der sie vor dem Schlimmsten bewahrt hatte. Deswegen sagte man also: Klein aber oho. Das rückte den Dämon in ein ganz anderes Licht. Äußerlich war er nicht der strahlende Held, aber in seinem Inneren schien er ein großes Herz zu haben. Ihre Gedanken wanderten wieder zu der Fremden. Durch ihr Kind oder ihre Schwester, was wahrscheinlicher war, fand sie nicht einmal hier Entspannung. „In welcher Unterkunft seid ihr denn?“ Die Gefragte deutete mit dem Kopf Richtung ihrer Herberge, woraufhin die Frau seltsam das Gesicht verzog. Es war eine Mischung aus Ekel und Mitleid, welche aus ihrer Mimik sprach. Wie nicht anders von der Dorfbewohnerin zu erwarten war, wusste sie gleich etwas dazu zu erzählen. „Der Besitzer, Herr Miratori, ist keine sehr angenehme Gesellschaft für ein junges Mädchen.“ Die Sprecherin legte eine kurze Sprechpause ein, allerdings zeigte die Jugendliche keine Reaktion darauf. Dabei mochte sie es, wenn ihre Zuhörer ihr förmlich an den Lippen hingen. Enttäuscht darüber sprach sie weiter. Was sie zu berichten wusste, würde dieses Mädchen bestimmt noch schocken. „Sicher habt ihr schon seine Blicke bemerkt.“ „Eher seine Blickrichtung.“, dachte Alex laut, klang dabei aber immer noch gelangweilt. Sie interessierte nicht, wer was machte. Das war jedem seine Angelegenheit. Die Frau nickte eifrig. „Man sagt sich, dass er nur zu gerne unter jeden Rock krabbelt. Deswegen hat er auch so wenig Kunden. Sein Ruf eilt ihm voraus. Und außerdem ist er ständig arm und nicht fähig Geld anzusparen. Wollt ihr wissen warum?“ Alex nahm an, dass das eine rhetorische Frage war. Selbst wenn sie „Nein“ als Antwort geben würde, die Frau würde so oder so weiterreden. Also sparte sie es sich auch ihren Mund zu öffnen. Die Bewohnerin bemerkte das gar nicht. Munter plapperte sie weiter. Es schien ihr sogar egal zu sein, dass sie so dreist war nur wenige Schritte entfernt von der Herberge über deren Besitzer zu reden. „Miratori verprasst all sein Geld bei dem Markt“ Für einen kurzen Moment hielt sie inne, um zu prüfen ob der Mann auch nicht in der Nähe war, doch dann fuhr sie mit verschwörerischer Miene fort: Aber nicht an den Waren, an welche ihr vielleicht denkt. Wo viele Leute sind, sehen wandernde Huren eine Chance viel Geld zu machen. Deswegen bauen sie ihre Zelte bei den Ständen auf. Und ihr glaubt nicht, wie viele Männer sich mit ihnen vergnügen. Meiner würde das zum Glück nicht tun.“ Sie verzog das Gesicht, als würde sie in einen sauren Apfel beißen. „Doch der meiner Nachbarin geht jedes Mal zu einer diesen Billighuren. Unfassbar, oder? Allerdings noch besser als Miratori. Denn diesem Herrn reichen nicht die menschlichen Weiber, die sich für wenig Geld anbieten, nein, er will das Beste vom Besten. Er zahlt das Doppelte um eine Yokai-dame abzubekommen.“ Alex nickte abwesend. Das Gesagte ging schneller zum anderen Ohr raus, als zum einen rein. Ein Wasserfall war nichts gegen diese Frau. Leider schien ihr Gegenüber noch lange nicht enden zu wollen. Nach einer kurzen Pause, die sie wohl zum Luft holen genutzt hatte, ließ sie es weiter aus ihrem Mund sprudeln. „Ihr wisst ja, wie das mit den Yokais ist. Sie sind meist schöner als Menschenweiber. Und Männer vergreifen sich an ihnen um sich ihre Männlichkeit zu beweisen. Sie fühlen sich dann als starke Bezwinger der dämonischen Huren. Dabei gaukeln diese Weibstücke ihnen doch nur vor, dass sie so toll sind. Aber einige Männer merken das ja nicht. Ganz im Gegensatz zu meinem. Er würde niemals auf so was reinfallen.“ „Wo reinfallen?“ Es war Rin, die sich wieder zu Wort meldete. Anscheinend hatte sie nur die letzten zwei Worte aufgeschnappt und war vorher intensiv mit dem Welpen beschäftigt gewesen. Doch jetzt sah sie erwartungsvoll auf, darauf vertrauend, dass sie mit ins Gespräch eingebunden wurde. Alex stieß einen aus der Tiefe ihrer Brust kommenden Seufzer aus. Wieso kam die Kleine in diesem Dorf andauernd mit diesem Thema in Berührung? Das war doch kein Zufall mehr. Glücklicherweise übernahm es die junge Mutter zu antworten. „Das war kein Thema für eine so bezaubernde junge Dame wie dich“ Liebevoll strubbelte die Sprecherin der Kleinen durch die Haare und setzte einen warmherzigen Blick auf, mit welchen nur Mütter Kinder ansehen konnten. Dann wandte sie sich wieder an die junge Erwachsene. „Wenn ihr wollt, pass ich auf das Mädchen auf, so dass ihr auf den Markt könnt.“ Die Jägerin legte den Finger auf ihre Lippen und legte ihren Kopf leicht schief. Ihre Haltung erweckte den Eindruck, dass sie über das Angebot erst nachdenken müsste. Das war zwar keineswegs der Fall. Schließlich hatte sie genau darauf spekuliert, doch sollte es für die Frau nicht so wirken, als würde sie gedankenlos ihr Kind weitergeben, obwohl es ja nicht einmal ihr eigenes war. „Nun?!“ Die junge Mutter bewies nicht sehr viel Geduld. Alex störte das herzlich wenig. Sie hatte sich ja sowieso schon entschieden. „Es würde mich sehr freuen“, gab sie übertrieben höflich zurück. Unwillkürlich musste sie daran denken, dass ihr Tonfall Sesshomaru gegenüber ganz anders war, obwohl sie diesem nicht nur mehr Respekt, sondern auch mehr Dank schuldig war. Allerdings sparte sie sich jetzt Ursachenforschung zu betreiben. Das Leben war manchmal leichter, wenn man die Dinge so nahm, wie sie waren. Und sie hatte sowieso nicht vor ihr Betragen gegenüber dem Yokai zu ändern. Die Dorfbewohnerin beugte sich unterdessen zu dem Mädchen. „Na meine Süße, willst du noch ein wenig mit dem Hund und meinen Sohn Gino spielen?“ Die 7-jährige warf einen Seitenblick auf ihre Begleiterin. Unentschlossen tippelte sie von einem Fuß auf den anderen. Sollte sie lieber bei der Jägerin bleiben oder mit dem Burschen spielen, was wahrscheinlich mehr Spaß machen würde. Hilfesuchend warf sie einen Blick auf Jaken. Doch der grummelte noch immer vor sich hin. Schließlich nickte sie zögerlich. Eine Reaktion, die Alex aufatmen ließ. Endlich hatte sie ihre Ruhe. „Ich bringe sie heute Abend in die Herberge zurück.“ Die Jugendliche nickte, dann setzte sie sich rasch in Bewegung, ehe es das Mädchen sich umüberlegen konnte. Leider hatte sie ihre Rechnung ohne Jaken gemacht. Denn der dachte nicht im Traum daran, den Rest des Tages mit spielenden Kindern zu verbringen. Mit einem letzten abwertenden Blick auf die Halbwüchsigen, trottete er ihr hinterher. Alex drehte sich nicht um. „Kannst du nicht dort bleiben.“, erwiderte sie wenig freundlich. Sollte er ruhig merken, dass sie von ihm genervt war. Sie hatte sich auf Ruhe gefreut. Doch der Gnom schüttelte stur den Kopf. Mit einer Stimme, die jedem zickigen Weib alle Ehre gemacht hätte, giftete er zurück. „Deine Anwesenheit ist schon der Horror, aber auch noch bei einer Menschenfamilie zu bleiben…“ Er schüttelte sich wie ein nasser Hund „. . .Das muss ich mir nicht bieten lassen. Eigentlich müsste ich nicht einmal mit in eine Stadt, wenn du nicht wärst. Ich versteh nicht, weshalb mein Herr es dir überhaupt gestattet. Meiner Meinung nach bist du Abschaum und man tut besser daran dich am Wegrand liegen zu lassen.“ Ruckartig blieb die 18-jährige stehen. Sie sollte sich angegriffen fühlen, doch seine Worte prallten an ihr ab. Er war es nicht Wert, dass sie sich über ihn aufregte. Anderseits war er ein Lebewesen mit Empfindungen. Der Befehl seines Herrn hatte ihn gekränkt und in seinem Stolz verletzt. Einen kurzen Augenblick lang kämpfte sie mit sich, ob sie ihm nicht etwas Liebes sagen sollte, entschied sich dann aber doch anders. Stattdessen ging sie stumm weiter. Endlich fand sie einen Schneider. Hier würde sie mit Sicherheit bessere Sachen als auf dem Markt finden und sie hatte mehr Ruhe um zu wählen. Gefolgt von einem murrenden Jaken betrat sie den Laden, an dessen Theke ein Mann stand, der seine besten Jahre schon weit hinter sich hatte. An den Wänden hingen an kleinen Haken verschiedene Kimonos, Röcke, Hosen und Oberteile, die sozusagen als Werbung für das Geschäft der Öffentlichkeit gezeigt wurden. Die Jugendliche warf einen kurzen Blick über die Waren und befand sie als angemessen genug. Mit einem Lächeln, das man eben aufsetzte, wenn man etwas von anderen Leuten wollte, schritt sie an die Theke. Der ältere Herr, der dabei war ein Loch in einen grasgrünen, mit hellen Sonnenblumen bestickten, Kimono zu stopfen, sah auf. Ein prüfender Blick, ein ungläubiges Kopfschütteln und ein verächtliches Nase rümpfen, folgten, welches ihr verdeutlichte, was er von ihrer zerfetzten Kleidung hielt. Als wüsste sie nicht selber, dass sie wie ein gerupftes Hühnchen herum rannte. Doch Wissen hatte noch niemanden angekleidet. Ohne auf seine überdeutlichen Gestiken zu reagieren, blieb sie geduldig auf der Stelle stehen. Schließlich legte der Schneider seine derzeitige Arbeit sorgsam zur Seite. Statt Missfallen bekundete sein Gesicht nun eine gespielte Freundlichkeit, die er jeden Kunden entgegen zu bringen hatte, selbst wenn er glaubte, dass dieser, so wie dieses junge Mädchen, nicht zahlen konnte. Es war weniger ihre nicht mehr anziehungswürdige Kleidung, als der Instinkt eines Händlers, der ihm dieses Gefühl gab. „Einen wunderschönen guten Tag meine Dame. Mein Name ist Haseo Toyota. Wir fertigen in diesem Geschäft alles Mögliche an und reparieren es ebenso. Unser Motto lautet: Nichts ist unmöglich. Wie kann ich ihnen helfen?“, leierte er seinen Text herunter und schaffte es dabei sogar nicht gelangweilt, sondern auch noch zuvorkommend zu klingen. Alex sah an sich herunter, was theoretisch schon Antwort genug wäre, nichts desto trotz erwiderte sie. „Ich brauche etwas Passendes zum Anziehen. Es soll aus einem möglichst festen Stoff bestehen, gut aussehen und bequem sein. Außerdem möchte ich, dass es sich beim Kämpfen tragen lässt.“ „Ihr seid eine Kriegerin?!“ Die Gefragte nickte, wobei ihre Hand unbewusst zum Griff ihres Schwertes, ihrer im Moment einzigen Waffe, wanderte. Fest umfasste sie den Schaft des Gegenstandes. Dem Mann klappte die Kinnlade nach unten. Sie war eine Senshi. Das hätte er nicht gedacht. Dann war ihre Kleidung wahrscheinlich gar nicht durch Räuber oder bei der Arbeit zerrissen wurden, sondern im Kampf. Erst jetzt wurde er ihrer Waffe richtig gewahr. Seine Augen hatten sie schon vorher erfasst, doch hatte er sie dennoch nicht bewusst wahrgenommen. Vielleicht hatte sie mehr Geld, als er anfangs angenommen hatte. Und für Kampfkleidung konnte er einen guten Preis verlangen. „Habt ihr schon eine Vorstellung, wie es aussehen soll?“ Alex schüttelte den Kopf. Sicher wusste sie, was gut an ihr aussah, allerdings war ihr bewusst, dass ihre Zeit nicht ausreichte, um etwas nach ihren Wünschen anfertigen zu lassen. Immerhin ging die Reise morgen schon weiter. Und ein einfacher Mensch konnte unmöglich so schnell etwas Annehmbares herstellen. So blieb ihr nur sich etwas aus dem Sortiment auszuwählen. Ihr Blick schweifte ein weiteres Mal über die Auslage. „Ich muss morgen schon weiter.“, erklärte sie ihm seine Situation, während sie zu ihrer Enttäuschung feststellen musste, dass ihr keines der Kleidungsstücke wirklich zusagte. Der Mann schien ihr Mienenspiel richtig zu deuten, denn noch bevor sie ihm wieder das Gesicht zugewandt hatte, ergriffen seine Hände einen Stapel Papiere, der unter der Theke verborgen lag. Sorgsam legte er die bereits vergilbten Unterlagen auf den Tresen. „Hier habe ich eine Auswahl an meinen, wie ich ohne Eigenlob sagen will, Meisterwerken. Sie sind mein ganzer Stolz, deswegen bewahre ich sie nicht im Laden auf. Der Preis ist dementsprechend.“ Alex runzelte die Stirn. Konnte sie Jaken so ausnehmen? Anderseits würde sie sich das Geld nur leihen und bei nächstbester Gelegenheit zurückzahlen. Schließlich befanden sich in ihrem Haus noch ihre Ersparnisse und ihre Heimat würden sie schon bald erreichen. Ohne weitere Bedenken nickte sie und fügte ein „Der Preis spielt keine Rolle“ hinzu. Einen Satz, den sie im nächsten Moment wieder bereute, denn der Händler leckte sich die Lippen, als hätte man ihm einen besonders deftigen Braten vorgesetzt. Wahrscheinlich glaubte er jetzt, mit ihr ein gutes Geschäft machen zu können. Aber sie würde schon mit ihm verhandeln. Erstmal musste sie sowieso etwas finden, was ihr gefiel. Nacheinander betrachtete sie die einzelnen Skizzen, wobei sie sich versuchte vorzustellen, wie das Gemalte an ihr aussehen würde, was nicht immer einfach war. Die Kleidungsstücke waren teilweise sehr abstrakt. Und die, welche gut aussahen, eigneten sich nicht zum Kämpfen. Anderseits war das auch nicht unbedingt notwendig. Zu Hause hatte sie noch andere Kleidung und bis dahin rechnete sie nicht damit noch ernsthaft gegen jemanden antreten zu müssen. Folglich konnte sie auch einmal mehr auf das Aussehen der Sachen achten. Möglicherweise würde sie sonst gar nichts finden. Nachdenklich schob sie eins nach dem anderen zur Seite. Nur kurze Zeit später war der Stapel der bereits betrachteten Zeichnungen wesentlich größer. Der Händler wirkte darüber nicht sehr erfreut. Für ihn erweckte es den Eindruck, dass ihr nichts davon gefiel. Mit jedem Blatt, das sie zur Seite legte, schwand seine Hoffnung auf ein gutes Geschäft. Grüblerisch hob die Jugendliche eine neue Skizze hoch. Mit ihren Fingern fuhr sie an dem Bild entlang. „Ungewöhnlich.“, sprach sie mehr zu sich selber, als das er es hören sollte. Der Mann reagierte trotzdem. „In der Tat, aber sehr schön, nicht wahr? Ich habe mir die Idee bei einem jungen Mädchen geholt, dass mit einem Mönch, Dämonen und einer Senshi durch dieses Dorf kam.“ Alex hörte nur mit halbem Ohr zu. Es spielte für sie keine Rolle, woher er seine Anregung nahm. Wichtiger war, dass ihr gefiel, was sie sah. Die schlecht gezeichnete Frau trug einen sehr kurzen Rock und hohe Stiefel. Dazu ein knappes, aber wirklich schönes Oberteil. „Ich glaube das nehme ich. Könnt ihr es herholen, damit ich es anprobieren kann?“ Der Mann nickte eifrig. Erfreut riss er ihr das Papier aus der Hand, als bräuchte er das um sich ihre Bestellung zu merken und verließ die Hütte. Die 18-jährige wunderte sich, dass er sie mit seinen Waren alleine ließ, doch dann erkannte sie, dass er nur in ein Haus gegenüber rannte. Bei diesem kurzen Weg traute er ihr wahrscheinlich nicht zu etwas mitgehen zu lesen. Naiv, aber sein Problem. Immer ging das bestimmt nicht gut. Solange er weg war, würde sie sich Jaken vorknöpfen. Sie musste ihn überzeugen sein Geld rauszurücken. Zum Glück hatte Rin ihr gesagt, dass er welches bei sich trug Wahrscheinlich würde es nicht einfach sein, ihn dazu zu bewegen, aber wenigstens hatte sie die Waffen einer Frau und es wäre dumm von ihr, wenn sie diese nicht einsetzte. Die Jugendliche ging in die Hocke. Nun war sie mit dem Yokai auf Augenhöhe. „Hab ich dir schon gesagt, dass ich froh bin, dass du hier bist?“ Das war nicht einmal eine Lüge. Ihn um Geld zu fragen, war besser als gar keines zu haben. Jaken wich misstrauisch einen Schritt zurück. Sprach dieses Weib die Wahrheit? Ihre Gesichtszüge waren wie eh und je eine eiserne Maske. Aber selbst wenn. Ihm konnte das doch egal sein. Wieso nervte sie ihn mit solchen Dingen? Als legte er Wert darauf, dass ein MENSCH sich über seiner Anwesenheit freute. Alexandra bemerkte, dass diese Art von einschleimen bei ihm von wenig Erfolg gekrönt war. Die direkte Frage würde mindestens genauso viel bringen. „Würdest du mir dein Geld leihen?“ Sie hasste es ihn so höflich darum zu bitten. Lieber würde sie eine Drohung anhängen, aber das würde seinem Herrn gar nicht gefallen und zurzeit versuchte sie schließlich Konfrontation mit diesem zu vermeiden. Wie nicht anders zu erwarten war, schüttelte der Gnom den Kopf. „Nur über meine Leiche.“, erwiderte er. Ein Wunsch, den Alex ihm zu gerne erfüllt hätte. Doch sie zwang sich ihre Tour beizubehalten „Und wenn ich ganz lieb bitte sage!“ Sie hauchte ihm diese Worte ins Gesicht, wobei sie jedes mehr als nötig betonte. Jaken wurde ungewollt rot. Was auch darin begründet lag, dass sie sich beim Sprechen leicht nach vorne gebeugt hatte und ihm so ein tiefer Einblick gewährt wurde. Der Ausblick, der ihre Haltung ihm verschaffte, war atemberaubend. Schließlich war auch er nur ein männliches Wesen. Und ihr Gesicht war dem seinem so nahe. Das war einfach zu viel. Verlegen drehte er sich weg, doch ihre Zwillinge bekam er nicht aus dem Kopf. Die Situation war ihm unangenehm. Doch er würde ganz bestimmt nicht nachgeben. „So ein starker Dämon wie du kommt doch schnell an Neues.“, fuhr sie fort Der Gnom zog unbehaglich die Schultern hoch. Seine Sinne waren benebelt. Sie hielt ihn also für stark. Ohne darüber nachgedacht zu haben, verließ ein „Na gut“ seine Lippen. Eine Bemerkung, für die er sich am liebsten die Zunge abgebissen hatte. Doch als er plötzlich von hinten umarmt wurde, konnte er nicht mehr zurück. Kurzzeitig durchströmte ihn ein Glücksgefühl. Bis auf von Rin bekam er wenig Liebe zu spüren. Mit gespielter Mürrischkeit entzog er sich ihrer Berührung und reichte ihr das Geld. Wobei sein Gesicht so aussah, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Alex war dennoch zufrieden. „Danke!“ Ohne Gewissenbisse nahm sie das Geld. Dann erhob sie sich. Gerade noch rechtzeitig. Denn der Verkäufer tauchte an der Tür wieder auf. Auf seinen Arm trug er die Sachen und andere Gegenstände um diese ihren Maßen anzupassen. „Im Hinterzimmer könnt ihr euch umziehen.“ Alex nickte. Hoffentlich passte es ihr. Die Dunkelheit schlang sich um die Häuser und löschte das Licht des Tages aus. Alex lag auf der Seite. Um sie herum ertönten leise Schnarchgeräusche und die Stimme eines Besuchers, der im Schlaf murmelte. Die Arme hinter den Kopf verschränkend, drehte sie sich auf den Rücken. Die Herberge war, wie an einem Marktag nicht anders zu erwarten war, vollkommen ausgebucht und alle 8 Betten besetzt. Bei den anderen Gästen handelte es sich um zwei Frauen, mittleren Alters, einer Jugendlichen, die möglicherweise 2 Jahre jünger war als sie selbst und einem Mann. Rin hatte sich, ebenso wie sie selbst, von den anderen Gästen distanziert. Aber bei ihr lag es wohl daran, dass der Tag für sie ermüdend gewesen war. Jetzt schlief sie friedlich. Die Jugendliche seufzte. Sie selbst hatte ebenfalls schon geschlafen, aber seitdem sie wach geworden war, konnte sie nicht zurück ins Reich der Illusionen. Stattdessen starrte sie sinnlos Löcher in die Decke. Morgen schon würde sie wieder aufbrechen. Ihre neuen Sachen hatte sie bereits an. Die Reaktion des Herbergsvaters hatte ihr gezeigt, dass sie damit besser ankam, als in ihren alten Lumpen. Tief durchatmend dachte sie an ihr Eintreten. Mit den letzten Sonnenstrahlen war sie in die Unterkunft zurückgekehrt. Die Mutter hatte mit Rin und ihrem Jungen bereits auf sie gewartet. Ihrer Miene nach zu urteilen fand sie das Outfit nicht so toll und Alex konnte sich genau denken warum, wenn sie an die wenig körperbetonende Arbeiterkleidung der Dorfbewohner dachte. Die Frau musste sie gedanklich als Hure beschimpft haben, denn tatsächlich ging sie kaum weniger freizügig als diese. Und auch auf den alten Mann schien sie einen ähnlichen Eindruck gemacht zu haben. Abgesehen von seiner breiten Grinse, hatte er ihr eine kostenlose Übernachtung angeboten, gegen einen gewissen Dienst. Glücklicherweise hatte er nicht direkt gefragt, ob sie mit ihm schlafen wollte. So hatte Rin nicht so Recht kapiert, was der Greis gemeint hatte. Auch nur eine Nacht mit ihm zu verbringen, war ein Albtraum. Allein bei der Vorstellung musste sie sich vor Ekel schütteln. Dreisterweise war der Typ auch noch kurz davor gewesen ihrer kleinen Begleiterin das Angebot zu machen. Doch sie war rechtzeitig dazwischen getreten um das zu verhindern. Wortlos hatte sie ihr Schwert leicht aus der Scheide gezogen. Eine Drohung, die selbst er verstand. Die anderen Gäste waren seltsamerweise nicht in derselben Weise belästigt wurden. Ob es daran lag, dass sich ein Mann unter ihnen befand. War sie als junge Frau soviel weniger einschüchternd? Ein grimmiges Lächeln stahl sich auf ihr Lippen. Die Antwort war ein eindeutiges Ja. Ohne ihre Waffe würden sie viele nur halb so ernst nehmen, als es sowieso schon der Fall war. Nachdenklich drehte die 18-jährige ihren Kopf zu dem Fenster, das Richtung Wald zeigte. Da sie lag, konnte sie zwar nur den Himmel sehen, doch das spielte letztendlich keine Rolle. Einen Augenblick lang überlegte sie, ob sie nicht trainieren gehen sollte, wenn sie sowieso nicht schlafen konnte, verwarf die Idee aber im nächsten Moment wieder. Für das was ihr bevorstand, musste sie Kräfte sparen. Anderseits, nutzte man die Ruhe vor dem Sturm nicht um Barrikaden zu bauen und sich so gut wie möglich gegen ihn abzusichern, wenn man wusste, dass er kam. Sollte sie dann nicht auch lieber stärker werden? Bis zu ihrem Dorf würde sie sich schon wieder erholt haben. Immerhin ging sie beim Training ja nicht bis ans Ende ihrer Kräfte. Eine aufflammende Aura unterbrach ihre Überlegungen. Natürlich gab es im Wald verschiedene Dämonen, doch das Youki kam direkt auf das Dorf zu. Misstrauisch schlug sie die Decke beiseite. Glücklicherweise schliefen alle anderen noch. So ging sie unnötigen Fragen aus dem Weg, zu denen die meisten Geschöpfe leider neigten, wobei sie sich davon nicht ausnahm. Es war nervig, dass man oftmals sprach ohne selbst nachzudenken, gehörte aber dazu, irgendwie zumindest. So lautlos wie möglich erhob die Jägerin sich, wobei sie beim ersten Schritt leicht zusammen zuckte. Ein seltsames Stechen breitete sich in ihrem rechen Fuß aus, fast als wäre sie auf etwas Spitzes getreten. Einen lauten Fluch unterdrückend, verlagerte sie ihr Gewicht kurz auf das andere Bein. Doch der Schmerz verschwand nicht einmal eine Minute später, so dass sie, das Ereignis nicht weiter beachtend, ihre Stiefel, die am Fußende der Decke lagen, an sich zog und leise hinein schlüpfte. Sie würde morgen, wenn sie dank der Tageshelligkeit mehr sah, prüfen, auf was sie getreten war. Bevor sie in den rechten Stiefel fuhr, strich sie mit ihrer Hand über den Fuß. Doch konnte sie weder Blut, noch sonst eine Unebenheit, die auf eine Verletzung deutete, entdecken. Beruhigt zog sie sich den Schuh an, dann ergriff sie ihr Schwert und ging zu dem Fenster. Zum Glück war es nicht durch Holzbretter verriegelt, sondern konnte für sie als besserer Ausgang genutzt werden. Vor der Tür hingen an mehreren nebeneinander hängenden Seilen kleine Glöckchen. Diese sollten den Hausbesitzer vor Eindringlingen warnen. Alex war sich sicher, dass der alte Herr sie selber hergestellt hatte. Und sicher waren sie sehr wirksam, allerdings nicht, wenn sie nur an der Tür hingen. Jeder der wollte, konnte ungehindert durch das Fenster kommen. Zumal, selbst wenn der Mann hörte, dass jemand einbrach, wem jagte er schon noch Angst ein. Er war ein hilfloses Opfer. Nicht stärker als eine Ameise, die man leichtfertig zertrat. Nur barmherzige Nachbarn könnten seine Rettung sein. Doch bei seinem Ruf zweifelte sie stark daran, dass ihm jemand zu Hilfe eilte. Wäre der Kerl nicht selbst Schuld, hätte sie vielleicht Mitleid, aber sein Charakter machte es schwer ihn zu mögen und ihr kam seine Dummheit gelegen. Obwohl sie auf Zehenspitzen schlich, knarrte das Holz leicht unter ihren Füßen. Glücklicherweise wachte keiner dadurch auf. Ebenso leise schwang sie sich aus dem Fenster. Abermals zuckte sie zusammen, als mit dem rechten Fuß auftrat. Doch diesmal verging der Schmerz nicht so schnell. Eher breitete sich eine seltsame Müdigkeit in ihrem Körper aus. Sie hatte das Gefühl, dass ihre Glieder schwerer waren als sonst. Leicht vorn über gebeugt, stützte sie sich mit einer Hand gegen die Hauswand. Was zum Teufel war mit ihr los? Das Youki hatte inzwischen angehalten. Sie konnte den Dämon nicht sehen, war sich aber aus einem inneren Instinkt heraus sicher, dass er am Waldrand stand und sie anstarrte. Angestrengt blickte sie in die tiefe Finsternis der Natur, welche durch nicht ein Fünkchen Licht erhellt wurde. Während die Bäume am Tag noch leicht als einzelne zu unterscheiden waren und ihr grün in unterschiedlichen Farben gestrahlt hatte, bildete der Wald nun eine dunkle Einheitsfront, die wie ein massiver Felsblock aus der Erde herausragte und nur die im Winde schwankenden Wipfel, hoben sich von der Masse ab. Ein leichtes Rauschen drang an ihr Ohr. Der Wind spielte mit den Blättern sein monotones Lied. Die Jägerin schloss die Augen. Je mehr sie versuchte etwas erkennen zu können, desto mehr verschwamm das Bild zu einem undeutlichen Gemisch aus Farben. Zudem war ihr heiß. Natürlich waren warme Nächte nichts Ungewöhnliches, aber sie hatte das Gefühl, als wäre sie zu lange in der Sonne gewesen, so stark brannte ihre Haut. Ihre Sinne verloren sich. Das Rauschen der Blätter wurde unangenehm laut, dafür vernahm sie kein anderes Geräusch mehr. Sie spürte das Holz, an welchem sie sich abstützte, doch hatte kein Gefühl mehr dafür, ob der Dämon noch in der Nähe war. Das war schlecht. In dem Zustand konnte sie nicht kämpfen. „Sesshomaru, komm her.“ Sie wusste nicht, ob er überhaupt in der Umgebung war, doch da sie ein Mensch war und er Menschen nicht besonders viel zutraute, glaubte sie, dass er sich nicht zu weit von der Gruppe entfernt hatte. Davon mal abgesehen, dass er ein sehr gutes Gehör hatte und ihren Ruf sicher auch in einiger Entfernung vernehmen konnte, obgleich sie nicht sehr laut gesprochen hatte, war ihm bestimmt nicht entgangen, dass ein Yokai sich dem Dorf näherte. Eine Weile lang geschah nichts. Niemand erschien hinter ihr und sie spürte auch nicht, wie er sich annäherte. Allerdings lag das mehr an ihrem Zustand, dessen Ursprung sie sich nicht erklären konnte. Doch dann änderte sich plötzlich die Richtung des Windes. Hatte er vorher noch vom Wald her geblasen und somit seitlich gegen sie gedrückt, wurden ihr ihre Haare plötzlich ins Gesicht geweht. Jedoch nur für einen kurzen Augenblick. Die Strähnen, die sie sanft auf der Wange kitzelten, verrieten ihr, dass er aufgetaucht war. Beinahe hätte sie sich erleichtert mit der Schulter gegen die Wand gelehnt, aber der Gedanke, dass er sich dann so fühlte, als wäre er ihr Retter in einer Notlage, ließ sie in ihrer alten Stellung bleiben. „Der Dämon?“ Die Jugendliche formulierte die Frage nicht aus. Es war ein seltsames gegenseitiges Verständnis, das sie untereinander hatten. Sie mochten sich nicht besonders, dennoch wusste der jeweils andere oft, wie er die Worte zu verstehen hatte. So auch jetzt. „Eine Art Wildschwein. Er zögert noch.“ Alex atmete tief durch, in der Hoffnung wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Die Methode trug allerdings keine Früchte. Dennoch stieß sie sich von der Wand ab und drehte sich zu dem Inuyokai um. Die Menschenmasse, die sich zurzeit in der Stadt befand, musste das Tierchen angelockt haben. Wahrscheinlich duftete es so stark nach Essen, da viele sich ein Mahl zubereitet hatten, dass der schwache Yokai sich dadurch angezogen fühlte. Seufzend fuhr sie sich durch die Haare. Selbst wenn das Wesen nicht wirklich bösartig war, so stellte es im Moment eine Bedrohung dar, denn diese Art gehörte zu jener, die mehr mit dem Magen als mit dem Verstand dachte. Da der Dämon scheinbar Hunger hatte, würde er nichts unversucht lassen um an Essen zu kommen. „Wie unpraktisch“ Sesshomarus abwertende Stimme riss sie aus den Gedanken. Unverständnis flackerte in ihren Augen auf. Fragend sah sie ihm ins Gesicht. Ihre eisblauen Iriden trafen auf seine goldenen und nicht einmal eine halbe Sekunde später verstand sie seine Bemerkung. Sein Blick war kurzzeitig an ihren Körper entlang geglitten. Ihre Kleidung eignete sich nicht für den Kampf und genau diesen Gedanken hatte er ausgesprochen. Er war zwar ein Mann, doch reagierte er so anders als dieser alte Greis. Dennoch ihr gefiel die Kleidung und so „unpraktisch“ fand sie sie nicht. Das kurze Oberteil, dessen dünne Träger hinter ihrem Hals zusammenliefen, war größtenteils weiß. Nur von ihrer Brust ging ein spitzwinkliges Dreieck nach unten, welches in einem hautfarbenen Ton gehalten war und mit schwarzen Schriftzeichen zusätzlich verschönert wurde. Es eignete sich für den Kampf ebenso gut wie jedes andere Oberteil. Anders sah es da bei dem extrem kurzen Rock aus, der ihr nicht einmal bis zur Hälfte ihres Oberschenkels reichte. Seine Farben waren dieselben wie bei dem Shirt. Dazu zierte ein brauner Gürtel den Rock. Das Outfit wurde mit langen braunen Stiefeln abgerundet. An dem Gürtel befand sich noch eine Halterung für ihr Schwert, die einzige Waffe, die sie zurzeit noch besaß. In ihrem Dorf würde sie neue bekommen, kostenlos. Zwar gab es auch hier welche im Angebot, doch nach noch mehr Geld hatte sie Jaken nicht fragen wollen. Allein die Lebensmittel, die sie sich gekauft hatte, waren ihr dumm genug gewesen von ihm zu erbitten. Natürlich hätte sie auch das zu sich nehmen können, was die Natur ihr bot, aber nur ungern verzichtete sie auf gutes Essen. Zumal es für ein kleines Mädchen wie Rin ebenfalls gut war, wenn sie kräftigere Mahlzeiten zu sich nahm. Kopfschüttelnd verscheuchte sie ihre Gedanken. Das war nicht der richtige Moment dafür. Leider verschwand der Schleier vor ihren Augen nicht. Angestrengt kniff sie kurz die Augen zusammen. „Was ist?“ Wieder dieser abwertende Tonfall. Als wäre ihr Zustand nur deswegen, weil sie ein schwächlicher Mensch war. Zu gerne würde sie ihm „Nichts“ entgegenschleudern, aber die Lüge war so leicht durchschaubar und damit so sinnlos, wie wenn sie versuchen würde, sich hinter einer Wand aus Glas zu verstecken. So beschloss sie einfach gar nicht darauf einzugehen. „Erledige du das bitte!“ Sie konnte nur noch schlecht sehen, denn mit jeder Minute die verstrich, schien ihr Augenlicht schwächer zu werden, doch ein metallenes Geräusch verriet ihr, dass er sein Schwert gezogen hatte. Sie nickte zufrieden, obwohl ihr bewusst war, dass er das nicht für sie tat, sondern um Rin zu schützen. Mit gehemmten Bewegungen tastete sie sich zurück zum Fenster und stellte einen Fuß auf das Fensterbrett. Im Moment wollte sie nur schlafen, in der Hoffnung, dass es ihr morgen besser gehen würde. Doch bevor sie wieder in die Hütte eintreten konnte, spürte sie eine Hand auf den Schultern. Da ihre Sinne nur eingeschränkt funktionierten, fühlte sie nicht die trockene und faltige Hand, die sie berührte, sondern nur den leichten Druck. Und so zog sie die einzige logische Konsequenz. „Sesshomaru?!“ Es klang leicht verärgert. Was wollte er denn noch. Doch als sie sich umdrehte, erkannte sie, dass sie den falschen Namen in den Mund genommen hatte. Scheinbar hatten nicht alle geschlafen, als sie das Haus verlassen hatte. „Herr Miratori?“, sprach sie den Namen des Wirtes vor Überraschung laut aus. ------------------------------------------ Ihr habt es geschafft. Und ab dem nächsten Kapitel ist Sess auch wieder richtig mit dabei. So ihr wisst ja ich freu mich immer sehr über eure Feedbacks ach ja ein Bild zu ihrem neuen Outfit (meine Beschreibung war ja nicht so tolle :D) gibt es in der Charakterbeschreibung oder unter dem Link http://s204.photobucket.com/albums/bb223/angelgirl10112/anime%20girl/?action=view¤t=normal_city_scape.jpg cu Kapitel 14: Kleinvieh macht auch Mist ------------------------------------- hi ich bring mal wieder ein neues Kapitel und wie immer ein Dankeschön an mein ganzen treuen Kommischreiber. Ich freu mich das ihr diese Fanfics lest besonderen Dank gilt: Mrs-Hiwatari-Nara Arkansaw Sarai-san Astala7 Lana111 Geany-chan _Corchen_ Eanna night-blue-dragon dilba nivana Carcajou MissKitty Merusahe-chan tae-chan searose jasminchen Aoko_ Vampir-Wolf-Girl die mir bis hier hin immer oder meistens mit ihrer Meinung treu zur Seite standen. Ihr seid wunderbar. Und ich danke euch für die Mühe und die Zeit. so jetzt aber viel Spaß beim Lesen ------------------------------------------------------------------------------------- Es klang leicht verärgert. Was wollte er denn noch. Doch als sie sich umdrehte, erkannte sie, dass sie den falschen Namen in den Mund genommen hatte. Scheinbar hatten nicht alle geschlafen, als sie das Haus verlassen hatte. „Herr Miratori?“, sprach sie den Namen des Wirtes vor Überraschung laut aus. Als ihr bewusst wurde, wessen Hand sie da berührte, verkrampfte sich ihr ganzer Körper. Sie hatte eher das Gefühl einem Feind und nicht einem harmlosen Greis gegenüber zu stehen. Ihre Nerven waren zum Reißen gespannt, einer Bogensehne gleich, die zum Abschuss bereit war. Normalerweise reagierte sie nicht so überempfindlich, aber ihr körperlicher Zustand versetzte sie in keine gute Position, obgleich sie wusste, dass sie mit einem einfachen Schwerthieb, zu welchem sie immer noch fähig war, den Mann jede Flausen aus dem Kopf treiben konnte. Und mit den dummen Gedanken würde auch das Leben seinen Körper verlassen. Doch wenn möglich wollte sie das vermeiden. Keiner konnte mit ihr machen, was er wollte, allerdings würde sie nicht voreilig zu ihrer Waffe greifen. Tief durchatmend schloss sie die Augen. Ihre Hand massierte ihre Schläfe. War dieser Typ an ihrem Zustand Schuld? Ihr Instinkt sagte eindeutig „Nein“, aber wie viel konnte sie zurzeit auf ihre Intuition geben? Wahrscheinlich nicht mal eine Strähne ihres Haares. „Mädchen, du wirst mir jetzt folgen!“ Alex schlug die Augen auf. Stumm sah sie den Mann an, doch in ihren Gesichtszügen lag ein deutlicher Widerspruch. Dem Alten schien das nicht zu stören. Er vermittelte den Eindruck, dass er sich, trotz seiner körperlichen Schwäche, sicher war, dass sie gehorchen wurde. Obwohl der Abstand zwischen ihnen kaum eine Armlänge betrug, trat er noch einen Schritt näher an sie heran. Ein unangenehmer Mundgeruch schlug ihr entgegen. Zumindest ihre Nase ließ sie nicht im Stich. Für gewöhnlich vertraute sie lieber auf ihre Augen. Leicht drehte sie ihr Gesicht von ihm weg. Der Kerl hatte Alkohol getrunken und das nicht zu knapp. „Ich hab heute schlecht verdient und wenn du mir nicht willig bist, dann deine kleine Begleiterin, denn falls du es nicht bemerkt hast: Sie befindet sich in meiner Gewalt.“ Die Jugendliche bezweifelte, dass er in seinem Alter noch von Gewalt reden konnte. Kraft seiner Wassersuppe war er doch nicht mal fähig einen Sack Kartoffel zu tragen. Dennoch ließ das Gesagte sie wachsam werden. Obwohl ihre Sicht noch immer sehr verschwommen war, warf sie einen Blick über ihre Schulter. Im Dunkel konnte sie kaum erkennen, ob das Mädchen sich noch im Zimmer befand, anderseits war sie sich sicher, dass sie es gemerkt hätte, wenn er sie woanders hin gebracht hatte. Außerdem war da ja auch noch Jaken. Man konnte viel gegen den kleinen Kerl sagen, aber schon aus Angst vor seinem Herrn warf er stets ein Auge auf Rin. Folglich bluffte ihr Gegenüber nur. „Sie ist in ihrer Hütte.“, stellte sie trocken fest. Ein hysterisches Lachen war die Antwort. Wüsste sie nicht, dass er betrunken war, hätte sie geglaubt, er wäre verrückt. Möglicherweise kam aber zu diesem Zeitpunkt auch beides zusammen. „Ich rate euch zur Seite zu treten.“ Miratori reagierte gar nicht auf ihre Worte. Schwankend hob er einen Finger und fuchtelte damit vor ihrem Gesicht rum „Wie du schon sagst. Sie ist in MEINER Hütte. Also in meiner Gewalt.“ Alex glaubte sich verhört zu haben. So verpeilt konnte man doch gar nicht sein. Das war die lächerlichste Drohung, die sie in ihrem ganzen Leben gehört hatte und als Jägerin hatte sie schon so einige an den Kopf geworfen bekommen. Ein verächtliches Schnauben drang an ihr Ohr. Ihre Augen blickten an dem Mann vorbei. Unscharf nahm sie die Konturen von Sesshomaru wahr. Er war also noch immer nicht gegangen. Herr Miratori war aufgetaucht, bevor der Yokai verschwunden war um den Feind zu erledigen. Wenn er die Worte des Alten mitgehört hatte, woran es gar keinen Zweifel gab, musste das seiner Einstellung gegenüber Menschen nicht gerade gut getan haben. Wie konnte der Greis überhaupt so dreist sein? Hatte der Alk ihn so sehr die Kontrolle verlieren lassen, dass er zu ihr kam, obwohl hier ein Dämon stand. Dabei klang seine Stimme gar nicht so betrunken. Doch sein Verhalten war Beweis genug. „Sie sollten wirklich besser gehen.“ Es war ihr letzter nett gemeinter Ratschlag, den sie ihm heute noch gab. Wie nicht anders zu erwarten interessierte ihn dieser Tipp herzlich wenig. Lachend torkelte er ein paar Schritte rückwärts, wobei es einem Wunder gleich kam, dass er nicht auf seinem Hinterteil landete, sondern auf seinen zwei Beinen blieb. Zum Unglauben der Jägerin hielt er genau neben Sesshomaru an. Allein das war schon schlimm genug, doch mit seiner nächsten Handlung war der 18jährigen klar, dass er sein Ende besiegelt hatte. Glucksend schlug er mit der Handfläche gegen die Brustpanzerung des Inu-Yokais. Seine Augen ruhten weiterhin auf ihr. „Das ist wohl dein Freund. Werd den Schwächling aus den Weg räumen, dann wirst du schon noch mein Bettchen wärmen können.“ Bevor die Angesprochene auch nur mit der Wimper zucken konnte, ertönte ein knackendes Geräusch, dem ein dumpfer Knall folgte. Sesshomaru hatte ohne Probleme mit seiner Kralle den Körper des Mannes durchbohrt. Alex ersparte sich jeden weiteren Kommentar. Das war ihrer Meinung nach eine übertriebene Reaktion. Anderseits war der Greis mehr als nur respektlos zu ihm gewesen, zumal er Menschen hasste und keiner ihn einfach mal so auf die Brust schlagen durfte. Zu dem Leidwesen des Verstorbenen war der Dämon niemand, der erst eine Warnung aussprach. Mitleidlos sah sie auf die Leiche. Die Dunkelheit verschluckte den grausigen Anblick, den sie nur erahnen konnte. Selbst das Blut sah aus wie schwarzes zähflüssiges Wasser. Im Grunde war dieser Mann nicht anders als der hungrige Dämon, der noch immer im Schutz der Dunkelheit lauerte. Er verfolgte nur seine Instinkte. „Hol Rin!“ Ein Windhauch, verursacht durch eine schnelle Bewegung, streifte ihr Gesicht. Jetzt war Sesshomaru wirklich verschwunden. Abermals rieb sich die Kriegerin die Schläfe. Eigentlich hatte sie wieder schlafen wollen, doch Jaken als Dämon und sie als Kriegerin würden wohl zu den Hauptverdächtigen gehören. Außerdem wäre das ein unangenehmes Erwachen für Rin, wenn sie den Mann am nächsten Morgen tot vor der Hütte sah, denn weder sie noch Sesshomaru würden ihn begraben oder beiseite schaffen. Seufzend kehrte sie in das Haus zurück. Sobald sie im Wald ankamen, würde sie aber ihren Schlaf fordern. Ihr Körper begehrte gegen die Bewegung auf. Er wollte Ruhe. Zumindest hatte sie Recht gehabt. Das Gift oder was immer es auch war, kam nicht von Miratori. Das Wissen half ihr leider nicht weiter. Gegen ihre körperliche Schwäche ankämpfend, schulterte sie das Gepäck und schlich sich anschließend zu Rin und Jaken. Während sie das Mädchen anhob, stieß sie den Gnom lediglich leicht an. Der murmelte zunächst ein paar unverständliche Worte, doch dann riss er die Augen auf. Sie hörte wie er schnupperte. Sein Geruchssinn war bestimmt längst nicht so gut, wie der seines Herrn, aber das Blut entging ihm scheinbar trotzdem nicht. Ohne weitere Erklärung erhob er sich und verschwand aus dem Fenster. Alex, die Rin im Arm trug, folgte ihm. Die 7jährige erwachte kurz, aber in ihrem Dämmerzustand nahm sie glücklicherweise nicht genügend von ihrer Umgebung war. So schmiegte sie sich nach einem erstaunten hochsehen, an die junge Erwachsene. Zwar schlief sie nicht mehr richtig ein, dennoch blieb sie regungslos im Arm liegen. Wäre Alex Sicht besser gewesen, so hätte sie bestimmt gesehen, dass das kleine Geschöpf in ihrem Arm selig lächelte, weil das für sie die erste vertraute Berührung von seitens der Kriegerin überhaupt war. Unausgeschlafen streckte Alex ihre steifen Glieder von sich. Die Sonne hatte ihre Tagesreise schon begonnen und beleuchtete den Wald. Deutlich sah man die einzelnen Lichtstreifen, die sich durch das Blättermeer gekämpft hatten und die Welt in einen helleren, freundlicheren, Ort verwandelten. Der Blick der Jägerin schweifte über Rin und Jaken, die auf dem Boden lagen, zu Sesshomaru, der nicht weit von ihr gegen einen Baum gelehnt stand. Seine Augen waren geschlossenen. Allerdings war sie sich sicher, dass er nicht schlief, falls er das überhaupt im Stehen konnte. Was wusste sie schon über ihn? Gar nichts. Womöglich kannte sie nicht einmal seine ganze Kraft. Jedoch hoffte sie seine Macht erleben zu dürfen, wenn sie gegen ihn antrat. Sie würde auf keinen Fall mehr den Fehler begehen eingeschränkt zu kämpfen. Nachdenklich betrachtete sie sein Gesicht. Seine Gesichtszüge waren so glatt und ebenmäßig und wirkten auf seltsame Weise entspannt. Obwohl er so abweisend war, war ihr noch nie aufgefallen, dass er verkniffen ausgesehen hatte. Seine Miene spiegelte eine gewisse tiefe innere Ruhe wieder, die sie nicht erklären konnte. Fast lautlos erhob die Kriegerin sich. Gleichzeitig öffnete er seine Augen. Beleuchtet durch einen Sonnenstrahlen sahen seine Iriden aus wie flüssiges Gold. Ohne mit der Wimper zu zucken, betrachtete er sie und sie erwiderte seinen Blick. Er war einer der wenigen, die sich nicht nach einer Weile abwandten. Anderseits konnte sie sich bei keinem Dämon vorstellen, dass er peinlich berührt zur Seite sah. Schließlich nickte er. Alex hatte keine Ahnung, weshalb. Möglicherweise hatte er ihren Zustand geprüft, der sich seit dem Erwachen erheblich gebessert hatte um nicht zu sagen wieder ganz der Alte war. In der Nähe spürte sie das Youki einiger schwacher Dämonen. Reflexartig streiften ihre Finger den Knauf ihrer Waffe. Sie hatte Lust zu morden. Die Jagd machte ihr nun mal Spaß und sie hatte das Gefühl ein wenig überschüssige Energie loswerden zu müssen, ehe die Reise weiter ging. Wo konnte man sich besser abreagieren als im Kampf? Wortlos verschwand sie im Schutz der Bäume. Sesshomaru schloss die Augen wieder. Typisch Mensch. Er hielt es für unfair, wenn ein starker Dämon ein Dorf zerstörte, aber kaum gab man ihm ein wenig Macht, verhielt er sich genauso. Die Yokais in der Umgebung hatten keine Chance gegen sie. Sie liebte den Kampf und es störte sie nicht unschuldige Dämonen zu töten. Wahrscheinlich war es nicht das morden, was ihr freute bereitete, sondern einfach einen Gegner zu haben und den konnte sie ja schlecht Leben lassen, dennoch…Ein Wesen seiner Rasse, dass sich nicht anders verhielt, wurde als bösartig beschimpft. Er würde gar nicht auf die Idee kommen, sie deswegen als ein unheilbringendes Geschöpf zu sehen. Die menschliche Rasse und ihr Weltbild war einfach zu unausgereift. Er hatte schon seine Gründe, warum er sie verachtete. Für einen Menschen schätzte er diese Jägerin zwar, aber mehr auch nicht. Ihr Leben zu beenden war sicherlich eine Schande um ihr Talent, doch wenigstens ließ er dieses Kapitel dann endlich hinter sich. Schade, dass er damit warten musste bis dieser Ryudo besiegt war. Gut, er musste gar nichts, allerdings wollte er ihr nicht umsonst eine Chance gegeben haben. Das nächste Mal wollte er ihr zeigen, wer der Stärkere war und sie sollte keine Ausreden mehr haben. In der Nähe erlöschte ein Youki. Wieder einer weniger auf dieser Welt Gemächlich wie immer, schritt die Gruppe auf dem unebenen Waldweg entlang. Der ausgetrocknete harte Boden, mit den teilweise sehr tiefen Schlaglöchern, war sicher für jeden Kutscher ein einziger Gräuel, doch für Rin eine Möglichkeit zum Spielen. Munter hüpfte sie über die Löcher und freute sich jedes Mal, wenn sie es geschafft hatte. Jede Vertiefung verbarg für sie eine neue Herausforderung. Ob auf einem Bein, mit Anlauf oder aus dem Stand heraus. Sie stellte sich jedes Mal ihre eigene Schwierigkeit. Dabei wirkte sie so unbeschwert und frei, wie ein ganz normales Kind. Aber das war sie nicht. Die 18jährige, die dieses Mal leicht hinter der Gruppe ging, aber noch nahe genug ran, dass man sie deutlich als zugehörig einordnen konnte, fuhr sich durch ihren Pony. Der Kleinen war nicht einmal bewusst, wie sehr sich ihr Leben von dem anderer Kinder unterschied. Sie genoss einfach den Tag und nahm die Dinge so wie sie kamen. Sicher sie stand unter dem Schutz von Sesshomaru, aber in seiner Welt zu leben, hieß in einer Welt zu leben, die teilweise aus Gewalt und Blut, aus Kämpfen und Töten bestand. Er konnte sie unmöglich immer fern davon halten. Doch vielleicht würde sie gerade so stark werden. Ihre Zukunft war sicher interessant. Kurz ließ die Jägerin ihre Augen über die Umgebung schweifen. Es war so friedlich, wie ein warmer Sommertag nur sein konnte. Hier und da spürte sie ein paar schwache Auren, doch waren diese nicht sonderlich aktiv. Dennoch… Sie hatte Lust zum kämpfen. In letzter Zeit waren die Auseinandersetzungen mit den Dämonen zu einem unstillbaren Durst geworden. Allerdings hatte sie schon einmal versucht in diesen Sachen zu kämpfen und es war ihr nicht besonders gut gelungen. Glücklicherweise würde sie schon bald wieder in einem Kampfanzug stecken. Bis zum Dorf waren es noch höchstens zwei Tage. Wie es nach ihrer Ankunft weitergehen würde, wusste sie noch nicht und sie hatte auch nicht vor sich darüber Gedanken zu machen. Sollte das Schicksal diesmal die Weichen stellen. Welchen Weg sie auch beschreiten würde, ihr Ziel stand fest. Ryudos Tod. Entschlossen hob sie ihren Kopf. Unbewusst ballten sich ihre Hände zu Fäusten. Im nächsten Moment spürte sie einen Schmerz, der sie wie ein Blitz durchzog. Fast gleichzeitig blieb Sesshomaru stehen und drehte sich um. Mit einem schwer zu deutenden Blick bemusterte er sie von oben bis unten, als würde er ahnen, dass sie beim Auftreten abermals dieses seltsame Stechen bemerkt hatte. Ihn ignorierend sah sie an sich nach unten, nicht daran glaubend, dass sie die Ursache entdecken würde. Doch im Licht des Tagessterns erkannte sie einen seltsamen schwarzen Strich unter ihrem Knie. Er war nicht länger als ihr Finger und man hätte ihn leicht mit Dreck verwechseln können. Nur bei genauerem Hinsehen erkannte man, dass sich das Gebilde unter der Haut befand. Wie eine schwarze Ader stach sie unter der Oberfläche hervor. Fluchend verlagerte Alexandra ihr Gewicht auf das andere Bein. Sie wusste sehr wohl was sich in ihren Körper befand. Ein Dämon – ein Parasiten- Dämon. Damit hatte sie das Rätsel gelöst, worauf sie getreten war, allerdings war sie über die Auflösung nicht besonders glücklich. Bis jetzt war sie dieser Rasse noch nie begegnet, sondern hatte nur in den alten Schriften oder in Erzählungen von ihnen gelesen beziehungsweise gehört. „Wir machen eine Pause!“ Sesshomarus befehlsgewohnte Stimme riss sie aus den Gedanken. Seine Augen hafteten immer noch auf ihr oder besser gesagt auf ihrem Knie. Wie immer hatte er die Situation schnell erkannt. Sekunden des eisigen Schweigens verstrichen, schließlich wandte er sich ab. Für einen Moment verharrte er noch auf der Stelle und schien auf etwas zu warten. Die Jägerin konnte nur erahnen, dass er ihr damit die Chance gab, ihn um Hilfe bei der Beseitigung des Dämons zu bitten. Den Teufel würde sie tun. Am Ende stand sie noch tiefer in seiner Schuld. Das musste ihrer Meinung nach nicht sein. Zumal sie wusste, wie sie dieses Wesen von alleine loswurde. Dafür brauchte sie zwar einen Dolch, aber sie konnte ja einfach wieder den nehmen, den sie sich das letzte Mal geborgt hatte. Zielgerichtet steuerte sie auf Ah-Un zu. Kaum das sie den ersten Schritt getan hatte, hörte sie ein leises Rascheln. Sesshomaru war verschwunden. Er hatte ihre Ablehnung verstanden. Als sie die Stichwaffe aus den Satteltaschen holte, spürte sie die Blicke der zwei Halblinge in ihrem Rücken. Sie schienen noch nicht begriffen zu haben, dass ihr Herr wegen ihr eine Rast beordert hatte. Zum Glück! So blieben ihr Fragen erspart. Sie würde den Parasiten an einem anderen Ort entfernen. Weder das kleine Mädchen noch der Gnom sollten ihr bei ihrer Arbeit zusehen. Ohne sich noch mal umzudrehen, verschwand auch sie zwischen den Bäumen. Auf einem umgestürzten Baum ließ die Jugendliche sich nieder. Das raue Holz kratze unangenehm auf ihrer bloßen Haut. Abermals besah sie sich ihren unerwünschten Gast. Bis jetzt verspürte sie nur ein Ziehen im Bein. Im Gegensatz zu dem, was sie gestern durchgemacht hatte, war das nicht mehr als ein einzelner Regentropfen. Aber ihm würde ein ganzer Sturzbach folgen. Parasitenyokais drangen in den Körper ein ohne eine sichtbare Spur zu hinterlassen. Es waren kleine Würmer, die sich über die Blutgefäße anlagerten und dort begannen eine Verbindung zu der Vene bzw. der Arterie aufzubauen. Wenn dies erstmal geschafft war, saugten sie sich mit Blut voll. Solange sie nur an kleinen Gefäßen , also den Arteriolen, „knabberten“, war das natürlich kein Problem, doch meistens verirrten sie sich früher oder später an eine wichtige Arterie und das wurde dann wirklich gefährlich. Zu allen Überfluss brauchte so ein Wesen schon so einige Liter, bevor es sich zufrieden gab. Zwar hatte sie keine Ahnung, wie viel Blut ein Mensch in sich hatte und sie hatte auch nicht vor es herauszufinden, doch allzu groß konnte die Zahl ja nicht sein. Mit ihren Fingern strich sie sanft über die Hautstelle, unter welcher der Dämon sich befand. Abgesehen von einigen Härchen fühlte die Oberfläche sich glatt an, noch... Zögernd griff die Kriegerin nach dem Dolch. Es war eine Sache sich in den Finger zu ritzen um ein paar Bluttropfen zu bekommen, aber sich einen Wurm aus dem Körper zu schneiden kostete sie ein hohes Maß an Überwindung. Je länger sie wartete, desto schwerer wurde es. Dennoch konnte sie nicht einfach ganz nach der Devise „Augen zu und durch“ verfahren. Nachdenklich wog sie den Gegenstand in der Hand, den Blick auf die Klinge gerichtet, die bedrohlich im Sonnelicht glänzte. Sie kämpfte so oft mit Waffen. Jedes Mal bestand die Gefahr, dass sie einen tiefen Schnitt einkassierte und als Jägerin hatte sie auch schon so einiges einstecken müssen, trotzdem war ihr niemals in den Sinn gekommen den Kampf zu scheuen. Weshalb fiel es ihr dann jetzt so schwer? Möglicherweise hätte sie doch Sesshomaru fragen sollen. Dann wäre das Ganze schon vorbei. Außerdem hätte sie so einem weiteren Problem aus dem Weg gehen können. Der Parasit musste vollkommen aus ihren Körper geschnitten werden. Selbst ein Teil, das nicht größer als ein Fingernagel war, würde zu einer anderen Stelle weiter wandern und seine Arbeit dort fortsetzen. Da es sich bei dem Parasiten um einen Dämon handelte, dauerte die Regeneration des Wesens dementsprechend kurz. Probeweise setzte die Kriegerin die Spitze des Dolches knapp unter ihrem Knie an. Ihre Hände umfassten fest den schwarzen Griff. Zu ihrem eigenen Erstaunen spürte sie, dass ihr Herz wie eine Trommel schlug. Schnell und laut. Nichtdestotrotz. Sie musste es tun. Ohne sich zu verletzen, ließ sie die Spitze an ihrer Haut nach unten gleiten. Lediglich ein weißer Kratzer zeugte von der Berührung. Damit war sie keinen Schritt weiter gekommen, zumindest was das Herausschneiden anging. Anderseits wusste sie nun, dass es ihr nicht weiter helfen würde, den „Ort“, wie die Klingenspitze auch genannt wurde, zum Aufschlitzen zu nutzen. Dann würde sie den Dämon nicht entfernen können, weil die Verletzung zu dünn war. Folglich blieb ihr nur der schmerzhaftere Weg. Nachdem sie umgegriffen hatte, legte die flache Seite des kalten Metalls an ihr Bein, wobei sie diesmal unter dem Parasiten ansetzte. Es war besser nach oben zu schneiden. Wenn sie an den Körper ran zog, brauchte sie weniger Kraft. Die Jugendliche schloss die Augen und versuchte sich vorzustellen, dass sie eine Kartoffel schälte, doch der Gedanke half ihr nicht. Ihr Wissen verdrängte die Vorstellung. Ein letztes Mal atmete sie tief durch, ehe sie mit der Klinge unter die Haut ging. Sie war erst einige cm gekommen, doch der Schmerz trieb ihr fast die Tränen in die Augen. In ihrer Verzweiflung biss die Jugendliche sich auf die Lippe, bis sie den süßlichen Geschmack von Blut in ihrem Mund spürte. Es half nichts. Schweiß rann ihre Stirn herunter. Sie wollte aufhören, doch sie durfte nicht. Keuchend zwang sie sich auf ihr Bein zu sehen. Die Hälfte des Dämons befand sich schon in dem vom Bein abgetrennten Hautteil, der wie ein blutgetränkter Lappen nach unten hang, schlaff und nicht mehr als Haut erkennbar. Mit der Haut trennte sie auch einen Teil der Fettschicht ab, schaffte es aber noch nicht ans Muskelgeflecht zu kommen. Bevor irgendein Zweifel oder weiterer Gedanke sie von der Tat abhalten konnte, zog sie die Waffe in einer schnellen Bewegung nach oben, brach den Widerstand ihres eigenen Fleisches und vollendete ihr Werk. Ein kurzer Aufschrei entglitt ihr. Doch sie hatte es geschafft. Durch zusammengekniffene Augen bemusterte sie die Verletzung. Ein Blutstrom versperrte ihr die Sicht auf die Wunde, dennoch glaubte sie, dass der Dämon nicht mehr in ihrem Körper war. Ihr Blick wanderte zu dem Hautfetzen, der nun am Boden lag. Einen kurzen Augenblick lang überlegte sie, ob sie ihn in die Hand nehmen sollte um zu prüfen, ob der Dämon auch wirklich vollständig außerhalb ihres Körpers war. Aber da dann die Gefahr bestand, dass er durch die Berührung erneut in sie eindrang, unterließ sie es auf Nummer sicher zu gehen. Stattdessen hievte sie ihr Bein mühevoll auf den Baumstamm. Noch immer quoll Blut aus der Wunde. Und obwohl der Schmerz ihre Sinne beeinflusste und es ihr schwer fiel sich überhaupt zu konzentrieren, zwang sie sich dazu, die Verletzung zu behandeln. Auf dem Markt hatte sie glücklicherweise eine neue Tasche, sowie Utensilien zur Behandlung von Wunden gekauft. In der Ausbildung zur Jägerin lernte jeder die Grundlagen um sich im Notfall selber zu verarzten. Dieses Wissen war genauso wichtig, wie die Liste der Gegenstände, die eine Kriegerin immer mit sich führen sollte. Mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht packte sie die Tasche und legte sie neben sich. Ihre Bewegungen waren stockend, ihre Hände zitterten. Aber ihr blieb keine Wahl. Sie konnte nicht ewig warten, ehe sie mit der Behandlung begann. Der Schmerz würde sowieso nicht so einfach nachlassen Ihre vom Blut rot gefärbten Hand fischte eine Feldflasche mit Wein aus der Tasche. Mit ihren Mund entkorkte sie das Gefäß, dann goss sie die Flüssigkeit über ihre Wunde um sie auszuwaschen. Das Brennen auf dem puren Fleisch war wie Feuer. Stöhnend legte sie den Kopf in den Nacken. Ein makellos blauer Himmel schob sich in ihr Blickfeld. Einen unpassenderen Anblick hätte es in diesem Moment nicht geben können. Die Flüssigkeit lief ihr Bein hinunter und da sie nicht hinsah, schüttete sie wohl die Hälfte des Getränkes daneben, doch das störte sie im Moment so gar nicht. Zumal das eh kein guter Wein gewesen war und sie den Trank letztendlich nur für die Behandlung von Verletzungen gekauft hatte. Nachdem kein einziger Tropfen mehr aus der Flasche kam, warf sie sie achtlos zurück in die Tasche und ergriff ein Tongefäß und eine aufgewickelte Verbandsrolle, sowie eine, in einem Stofftuch eingewickelte, Pflanze. Vorsichtig rollte sie das Tuch auf. Hervor kamen die leuchtend weißen Blütenblätter der Scharfgarbe, einer Heilpflanze, die sie auf dem Markt gekauft hatte. Mit Hilfe der Pflanze wurde das eitrig und geschwürig werden verhindert, zudem beschleunigte sie den Heilungsprozess Zwar wuchs diese Blume oft am Wegrand, aber falls nicht, war es immer besser wenigstens einen Bund mit dabei zu haben, als gar keinen. Eine einfache Mathematik, die jedes Kind verstand. Lieber einen Gegenstand umsonst haben, als gar nicht. Eigentlich musste man das Kraut in heißem Wasser kochen, bevor man es über den Verband legte, aber dafür hatte sie jetzt wirklich nicht den Nerv. Natürlich wäre es klüger gewesen das vorher vorzubereiten, denn schließlich war es von Anfang an klar, dass sie nicht unverletzt aus der Sache hervorgehen würde, aber sie hatte nicht daran gedacht Vorkehrungen zu treffen. Dummerweise. Die Wirkung würde bestimmt auch einsetzen, wenn man sie vorher nicht allzu gründlich einkochte. Zumindest hoffe sie das. Nachdem die 18-jährige die Blume in das mit Wasser gefüllte Tongefäß gestopft hatte, ließ sie kurzzeitig eine kleine Flamme über ihre rechte Hand schweben, während sie mit der anderen Hand das Gefäß über dem Feuer hielt. Allerdings wartete sie nicht bis das Wasser kochte. Soviel würde der Behälter sicher nicht aushalten. Nach wenigen Minuten befand sie es einfach als ausreichend. So fischte sie die Pflanze aus der Flüssigkeit, drückte sie kurz aus, und legte sie dann auf den Verband, welches sie um ihr Bein wickelte. Im ersten Moment zuckte sie bei der nicht gerade angenehmen Berührung zusammen, doch dann breitete sich eine wohltuende Wärme in ihrem Bein aus. Es war als würde das Wasser das Brennen in ihrer Wunde löschen. Erleichtert atmete sie durch. Das wäre geschafft. Ihr Gewicht auf das gesunde Bein verlagernd, stand sie auf. An ihrem Bein entlang befand sich eine Blutspur, die schon langsam anfing zu trocknen. Behelfsmäßig goss sie das leicht erwärmte Wasser drüber, allerdings konnte sie sich nicht vollständig säubern. Das würde warten müssen, bis sie an einen Fluss kam. „Fertig?“ Eine Stimme so kalt und gleichgültig, wie ein Kleinkind gegenüber der Politik erklang knapp einem Meter hinter ihr. Alex wirbelte herum. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. Hatte er sie beobachtet? Der Gedanke gefiel ihr gar nicht. „Scheint so.“, gab sie bissig zurück. Sesshomaru ging ohne ein weiteres Kommentar an ihr vorbei, Richtung Rin und Jaken. Er spürte das der Dämon noch immer in ihr war, dennoch dachte er nicht daran, ihr das unter die Nase zu reiben. Sollte sie eben auf die harte Weise lernen, dass ein Mensch manche Dinge nicht allein bewältigen konnte. Sicher wollte er immer noch den Kampf mit ihr und sobald dieser Ryudo tot war, würde er sie ebenfalls aus dem Weg schaffen, aber deswegen übernahm er nicht die Verantwortung für ihr eigenes Fehlverhalten. Außerdem hatte sie sich ihre Auseinandersetzung inzwischen so weit nach hinten verschoben, dass er langsam, aber sicher sein Interesse an ihr verloren hatte. Diese Jägerin war einfach ein zu großes Ärgernis. Wahrscheinlich würde er sich ihrer demnächst entledigen, unabhängig davon, ob sie für einen Kampf bereit war oder nicht. Humpelnd bemühte Alexandra mit seinem Tempo mitzuhalten. Jedes Mal, wenn sie auftrat, fuhr eine Schmerzwelle durch ihr Bein, allerdings nicht stark genug um ihre Bewegung zu beeinflussen. Dennoch der Abstand zwischen ihr und ihm nahm merklich zu. Nicht, dass das ein Problem darstellte. Ganz im Gegenteil. Erstens war sie kein Kleinkind und das er sie beobachtet hatte und jetzt so vor ihr ging, vermittelte ihr das Gefühl, dass er sie abgeholt hatte. Als hätte sie nicht selber zurückgefunden. Zweitens störte es sie nicht im Geringsten, wenn sie den Weg alleine gehen durfte. Wenn er aus ihrem Blickfeld verschwand, dann hatte sie wenigstens wieder ihre Ruhe, denn warten würde er wohl kaum. Sie hatte diesen Gedanken kaum zu Ende gedacht, da blieb er plötzlich stehen. Nur kurze Zeit später war sie wieder mit ihm auf gleicher Höhe. Misstrauisch bemusterte sie seine Gesichtszüge. Er hatte hundertprozentig nicht auf sie gewartet, so freundlich war er nicht. Aber etwas anderes schien seine Aufmerksamkeit erregt zu haben. Etwas was er spürte oder roch. „Ein Dämon?“ Er verzog kaum sichtbar das Gesicht. Für einen Bruchteil einer Sekunde wanderten seine Augen auf ihr Bein, ehe er wieder geradeaus sah. „Wie deines!“ Es klang abwertend. Doch die Worte, verbunden mit seiner Gestik, waren mehr oder weniger aufschlussreich für die Jägerin. Er schien etwas gewittert zu haben und anhand seiner Reaktion würde sie auf Blut tippen, Menschenblut, sonst wäre es nicht wie ihres. Womit ihre Frage allerdings noch nicht beantwortet war. Befand sich ein Dämon in der Nähe oder waren sich nur Menschen wieder einmal gegenseitig an die Gurgel gegangen? Die Augen schließend, konzentrierte sie sich auf ihrer Umgebung. Ihn noch mal zu fragen, würde sowieso zu keiner Antwort führen. Er redete, wann er es für nötig hielt. In einiger Entfernung spürte sie ein schwaches Youki. Vermutlich waren die Menschen seine Beute für heute gewesen. Sie dachte daran die Kreatur den Erdboden gleich zu machen, verwarf den Gedanken jedoch gleich wieder. Mit einer Verletzung ließ es sich niemals gut kämpfen, obwohl das ihre geringere Sorge war. Ihre Kleidung eignete sich einfach nicht für kriegerische Auseinandersetzungen. Die Jugendliche schlug die Lider auf. Die Dunkelheit wurde durch das freundliche Landschaftbild des Waldes abgelöst. Gleichzeitig fiel ihr auf, dass der Inu-yokai sie mit einem gewissen Spott musterte. Die Hand in die rechte Hüfte gestemmt und ihr Gewicht auf das linke Bein verlagernd, blickte sie ihn herausfordernd an. Kein Wort verließ ihre Lippen. Sollte er etwas zu sagen haben, würde er das tun, ganz gleich ob sie ihn dazu aufforderte. Er erwiderte ihren Blick. Schweigend sahen sie sich an, wie festgewachsene Statuen. Der Wind umspielte ihre Körper. Schließlich wandte er sich ab. „Du stürzt dich nicht in den Kampf!“ Es war eine Feststellung, keine Frage, dennoch reagierte sie darauf. „Gerade ungünstig.“ Trotz das er ihr den Rücken zugewandt hatte, überkam sie das Gefühl, dass er lächelte, nicht vor Freude, denn das tat er nicht, eher aus Spott. „In diesem Aufzug lässt es sich wohl nicht sehr gut kämpfen.“ Alex zog die Brauen hoch. Damit hätte sie jetzt nicht gerechnet. Dieser Pragmatiker.„Ich bin eine junge Frau, darf ich nicht auch mal schön aussehen? „Ich dachte, du wärst eine Kriegerin“ „Das eine schließt das andere nicht aus“ „Scheinbar doch“ Mit diesen Worten setzte er seinen Weg fort. Kopfschüttelnd sah sie ihm nach. Fast hatte sie den Eindruck, dass er enttäuscht über ihre Antwort gewesen war, aber wahrscheinlich bildete sie sich das nur ein. Wie sie ihn kannte, interessierte ihn das nicht wirklich. Nichtsdestotrotz spürte sie Wut in sich aufsteigen Er hatte zumindest teilweise Recht. Als Kämpferin kam es auf die Nützlichkeit der Kleidung an. Doch was sie im Moment am meisten störte, war das er damit nur ihr eigenes Gefühl verstärkte. Sie fühle sich in diesen Sachen nicht wirklich wohl. Glücklicherweise würde sie bald wieder in ihrer „Berufskleidung“ stecken. Bis zum Dorf war es nicht mehr weit. Und bis dahin konnte sie es sowieso nicht mehr ändern, also würde sie ihre Zeit nicht damit verschwenden sich zu ärgern. Den Gedanken abschließend folgte sie endlich dem Yokai. Rin aß gerade einen Apfel, den sie- weiß der Himmel wo – gefunden hatte. Das Schicksal schien sie gesegnet zu haben. Egal wo sie hielten, meist fand sie etwas zu Essen. Trotz ihres Alters war sie eine echte Überlebungskünstlerin. Als ihr Herr zwischen den Bäumen auftauchte, schluckte sie den Bissen, an dem sie herum gekaut hatte, herunter, sprang auf und warf gleichzeitig den letzten Rest des Obstes achtlos zur Erde. „Geht es weiter?“ Sesshomaru antwortete ihr nicht, doch sie wusste wohl schon, wie sie seine Reaktion oder besser gesagt Nicht-Reaktion zu deuten hatte. Schnell rannte sie zu Ah-Un und packte ihn beim Zügel. Alex ersparte sich ein Kommentar dazu. Sie glaubte nicht, dass der Drachenyokai abhauen würde. Er blieb bei der Gruppe oder besser gesagt bei seinem Herrn, auch wenn er nicht geführt wurde. Schon seltsam, dass 3 Geschöpfe, deren Charaktere unterschiedlicher nicht sein könnten, in solch einer Loyalität zu dem Inu-Yokai standen, obwohl seine abweisende Art das gar nicht vermuten ließ. Sie selbst könnte sich nicht vorstellen ihr Leben damit zu verbringen ihm nachzulaufen, immer dann auf ihn zu warten, wenn er wortlos von der Gruppe verschwand und nicht anders als ein Diener behandelt zu werden. Das war keine Zukunft. Allerdings stand ihr das glücklicherweise auch nicht bevor. Sie würde ihre Freiheit zurück erhalten, sobald sie Ryudo und Sesshomaru getötet hatte. Natürlich war ihr durchaus bewusst, dass Zweiterer keine einfach Aufgabe werden würde und dabei sprach sie nicht von seinen kämpferischen Talent. Es war seltsam jemanden zu töten, der einen das Leben gerettet hatte und mit dem man zusammen gereist war, aber sie würde aus so einer Gefühlsduselei heraus nicht riskieren, dass ihre Mission scheiterte. Obwohl sie sich mit jeden Tag mehr fragte, wer ihr diesen Auftrag erteilt hatte. Sesshomaru war mächtig und gefährlich, zweifellos, aber er war keine Bedrohung für die Menschheit. Er jagte nicht zum Spaß oder aus niederen Instinkten. „Ich weiß nicht mal wie ihr heißt? Auch wenn ihr uns einmal verlasst, würde ich gerne wissen, wer in mein Leben getreten ist.“ Rin stand mit dem Reittier genau neben ihr. Ihre Stimme klang ungewöhnlich ernst. Ihr schien es wirklich wichtig zu sein. Auf ihrem Gesicht lag ein flehentlicher Ausdruck, den die Jägerin nicht verstehen konnte. Es ging doch nur um einen Namen. Eigentlich wäre es besser ihr ihn nicht zu verraten. Sobald sie den Kampf mit Sesshomaru ausgetragen hatte, würde dieser für die Kleine, egal welchen Ausgang das Kräftemessen hatte, keine Bedeutung mehr spielen. Anderseits, womöglich würde die 7-jährige sonst ewig fragen, bis sie endlich eine Antwort erhielt. „Alexandra“ „Ein untypischer Name?“ De Jugendliche zuckte mit den Schultern. „Ihr seid verletzt?!“ Ihre Stimme klang ehrlich besorgt. Alexandra bedachte sie mit einem langen Blick, dann ging sie, leicht humpelnd, weiter. Das Gespräch hätte sonst kein Ende gefunden, egal wie kurzangebunden sie sich gab. Das Menschenmädchen fand immer wieder ein Thema. Und inzwischen hatte sie ihre Schüchternheit ihr gegenüber abgelegt, weshalb sie auch ganz gern mal über dies uns jenes reden wollte. Zu ihrem Glück war Rin noch ein Kind. Ansonsten wäre sie wohl früher oder später auf Frauenthemen zu sprechen gekommen. An wen aus ihren Gefährten hätte sie sich in der Zukunft wohl gewendet? Wahrscheinlich Jaken. Er war zwar eindeutig ein Mann, aber seine Launen ähnelten teilweise sehr denen eines Waschweibs. In einer flüchtigen Bewegung strich sie sich eine Strähne aus dem Gesicht, die sich aus ihren Zopf gelöst hatte. Ruckartig stoppte sie. Ein bekanntes Ziehen breitete sich in ihrem Unterarm aus. Konnte das sein? Ohne stehen zu bleiben, schließlich sollten die anderen nichts merken, betrachte sie ihren rechten Arm. Ein leiser Fluch entglitt. Ihre Arbeit, ihr Schmerz - er war umsonst gewesen. Sie hatte einen Teil des Parasiten übersehen und nun saugte er an einer Ader in ihrem Arm, dummerweise unweit der Hauptschlagader. Was sollte sie jetzt tun? Bei ihren Arm durfte sie nicht einfach das Schwert ansetzen. Einzig ein gezielter Schnitt würde ihr helfen, dabei sollte sie allerdings auf keinen Fall die wichtige Arterie erwischen. Unerwartet schnell breitete der Schmerz sich aus. Möglichst unauffällig presste sie ihren Arm gegen ihren Oberkörper. Sie musste weg von der Gruppe und es zu Ende bringen. „Alexandra warum kämpft ihr eigentlich?“ Rin trottete wieder neben ihr. Die Kleine hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Es war schwer zu übersehen, dass sie sich langweilte. Aber musste sie gerade heute, gerade jetzt so beharrlich das Gespräch suchen. Das war ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt. „Ihr schwitzt ja! Wenn wir zu schnell laufen, kann ich Meister Sesshomaru bitten eine Rast einzulegen und danach langsamer zu gehen.“ Alex wandte ihren Kopf leicht Richtung Wegrand, damit Rin nicht sehen konnte, wie sie die Augen verdrehte. Glaubte sie ernsthaft, dass sie mit dem Schritttempo Problem hatte. Das wäre wohl ziemlich peinlich. Immerhin konnte selbst sie als Kind mithalten. Wie naiv! Vor ihr blieb Sesshomaru ruckartig stehen, mal wieder. Schien langsam eine Angewohnheit von ihm zu werden. Doch bevor sie in Erfahrung bringen konnte, was diesmal sein Beweggrund war, überkam sie ein Gefühl der Schwäche. Ihre Beine knickten wie trockene Äste unter ihr weg, als vermochten sie ihr Gewicht nicht mehr zu tragen. Im nächsten Moment spürte sie wie sie auf den unebenen Weg knallte. Neben ihr schrie Rin auf und vollführte einen großen Sprung zur Seite. „Ich hab nichts gemacht!“, kreischte sie. Eine Tatsache, die jedem hier bewusst war, doch sie hatte sich so sehr erschrocken, dass ihre erste Reaktion reine Selbstverteidigung gewesen war. Fassungslos starrte die 7-jährige auf die Jägerin, die sich keuchend auf den Rücken rollte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt sie ihren Arm. Rin konnte ihre Augen nicht von ihr lösen, stürzte ihr aber auch nicht zur Hilfe. Nicht weil sie nicht wollte, nein sie konnte nicht. Irgendetwas an diesem Bild, daran, dass diese sonst so stolze junge Frau plötzlich aus heiteren Himmel wie ein Wurm am Boden lag, erschreckte sie, lähmte ihre Glieder. Erst ein metalleneres Geräusch, das ihr seltsam bekannt vorkam, weckte sie aus ihrer Trance. Hilfesuchend sah sie Sesshomaru an. Der hatte sein Schwert gezogen. Rin zwinkerte kurz. Im nächsten Moment stand der Inu-yokai neben der Kriegerin. Mit einer Miene, die in ihrer Gleichgültigkeit einen in Stein gehauenem Gesicht glich, ging er in die Hocke, das Schwert erhoben, bereit das Ärgernis aus der Welt zu schaffen. ------------------------------------------------------------------------- "jubel" vorbei ihr habts geschafft. wie immer sind Kommis sehr erwünscht hel glg blackheart_ Kapitel 15: Ein feuriger Empfang -------------------------------- „Kaffee und Kuchen hinstell“ hey Leute macht es euch gemütlich, lehnt euch entspannt zurück und freut euch mit mir, dass ein neues Kapitel da ist obwohl ich muss ja ehrlich sagen, viel glücklicher bin ich über die Unterstützung in Form von Kommentaren von euch dafür ein Danke!!! und jetzt viel Spaß beim Lesen (wer keinen Kaffee mag kann sich natürlich auch ne Cola nehmen, oder Saft oder was auch immer. Hab Literweise eingekauft ^^) ----------------------------------------------------------------------- Im nächsten Moment stand der Inu-yokai neben der Kriegerin. Mit einer Miene, die in ihrer Gleichgültigkeit einen in Stein gehauenem Gesicht glich, ging er in die Hocke, das Schwert erhoben, bereit das Ärgernis aus der Welt zu schaffen Die Jägerin hatte die Augen geschlossen. Es war schwer zu sagen, wie viel sie noch von ihrer Umgebung mitbekam. Ihr dummer Selbstbehandlungsversuch hatte den Dämon anscheinend angestachelt sich zu beeilen. Möglicherweise befürchtete er ansonsten wirklich noch vorzeitig sein Opfer verlassen zu müssen. Und gerade das war etwas, was diese Kreaturen äußerst ungern machten, um nicht zu sagen normalerweise nie. Sein Blick fiel auf ihren Arm. Knapp unter dem Handgelenk stach der schwarze Strich unter ihrer leicht gebräunten Haut hervor, genau an der Stelle, an welcher man für gewöhnlich die Ader deutlich sah. Er durfte also nicht zu tief schneiden, aber genauso wenig zu flach, immerhin wollte er nicht den gleichen Fehler wie sie begehen. Glücklicherweise hatte er nichts zu verlieren. Selbst wenn sie starb….Das machte letztendlich nichts aus. Unsanft packt er ihren Arm und hielt ihn mit der freien Hand fest. Nicht das sie ihn aus Schmerz heraus wegzog. Es wäre für sie nicht gerade gesund, wenn er abrutschte. Schließlich setzte er die Spitze des Schwertes an ihre Haut. Sicher wäre es mit den Krallen einfacher. Über seinen Körper hatte man eine wesentlich bessere Kontrolle als über eine Waffe, doch er wollte ihr Blut nicht an seinen Krallen kleben habe. Das war sie ihm nicht wert. Nicht einmal einen Dolch würde er für sie verwenden. Zumal der noch immer in ihren Besitz war, obwohl es zu seinen Eigentümern gehörte. Gerade als er zustechen wollte, spürte er einen kaum wahrnehmbaren Gegendruck auf seiner Brust. Sie hatte ihre linke Hand auf seine Panzerung gelegt. „Nicht!“ Ihre Stimme klang ungewöhnlich brüchig. So einen Parasiten in sich zu haben musste ganz schön schmerzhaft für Menschen sein. Diese Rasse war auch so empfindlich auf Fremdkörper in ihrem eigenen Körper. Kalt sah er ihr ins Gesicht. Davon abgesehen, dass es nicht anders ging, war sie selbst Schuld. Immerhin hätte sie ihn fragen können. Wenn sie sich unnötig dagegen wehrte, dauerte es nur noch länger. Außerdem musste sie ruhig liegen bleiben. „Jaken!“ Sein Begleiter hob den Kopf. Bis jetzt hatte er einfach weggesehen, dass Geschehen ignoriert. Ihn ging das Ganze nichts an. Warum sollte er sich auch für einen Menschen interessieren, der noch dazu hochmütig und arrogant war? Eine Frage, auf die es keine Antwort gab. Bis auf eine! Weil sein Herr es wollte. Er sah förmlich das Unheil dunkel über seinem Kopf zusammen brauen. Er würde wieder Dinge tun müssen, die gegen seinen Willen gingen. Um das zu wissen, brauchte es keinen Hellseher. Misstrauisch runzelte er die Stirn. „Halt sie fest!“ Der Krötenyokai konnte sich ein Aufstöhnen nicht verkneifen. Warum immer er? Glücklicherweise schien sein Herr sich momentan nicht auf ihn zu konzentrieren, sonst hätte er für seine Reaktion sicher sein Fett abbekommen. Mit großen Schritten – in seinen Maßstäben gemessen - ging er zu der Jägerin, packte ihren gesunden Arm und drückte ihn zu Boden. Fast synchron baute das Weib einen Gegendruck auf, allerdings so schwach, dass sogar er ihren Arm ruhig halten konnte. Für einen kurzen Moment zuckte ihr Bein, als wollte sie versuchen damit zu zuschlagen, doch dann wurde sie wieder Herr über ihren Körper und nahm Vernunft an. Die einzige Bewegung war nun das Heben und Senken ihres Brustkorbes. Der Inuyokai setzte die Klinge erneut an ihrem Arm an. Ein lautes Rascheln ertönte. Vier Augenpaare richteten sich auf das Gebüsch hinter Sesshomaru. Rins Augen weiteten sich vor Schrecken. Reflexartig schlug sie sich die Hand vor dem Mund, wodurch sie ihren eigenen Schrei abwürgte. Jaken klappte die Kinnlade nach unten. Die Situation hatte seine Konzentration so abgelenkt, dass er den herannahenden Dämon gar nicht bemerkt hatte. Seltsamerweise zeigte keine Regung seines Herrn, dass der Ankömmling ihn überraschte. Er hatte den Oni-yokai wohl schon längst erfasst. Der grüne Riese, mit der Keule in der Hand und den Hörnern auf dem Kopf, blieb überrascht stehen. Es war, als wäre er verblüffter als die zwei Kleinen. Wie zu Eis erstarrt hielt er in seiner Bewegung inne, damit sein Gehirn die unerwartete Wendung verarbeiten konnte. Ein Schrei durchbrach die plötzliche Stille. Und mit ihm schienen alle wieder zum Leben zu erwecken. Der Oni hob die Keule. Sein drittes Mittag war gesichert. Rin drängte sich an Jaken. Seine Nähe gab ihr mehr Sicherheit, wobei ihr aber noch viel wichtiger die Nähe zu ihrem einstigen Retter war. Gegen ihn hatte keiner eine Chance, erst recht nicht so ein großer Kerl, der ohne Sinn und Verstand durch die Welt zog. Natürlich hatte sie Angst, aber sie wusste, dass sie das Gefühl unterdrücken musste. Immerhin stand sie nicht dem ersten feindlichen Dämon gegenüber und bis jetzt war ihr noch nie wirklich was passiert. Zu ihrer Verwunderung drehte sich ihr Meister nicht einmal um. Stattdessen hatte er sein Schwert schon einige cm in die Haut gedrückt. Dunkelrotes dickes Blut quoll hervor. Augenblicklich fiel Rin ein, was ihr geholfen hatte, den ersten Schock, den der Anblick des Oni bei ihr ausgelöst hatte, zu überwinden. Jemand hatte geschrieen. Kein lauter hysterischer Schrei, sondern ein gequälter, ausgestoßen von einer weiblichen Person. Es war Alexandras Stimme gewesen. Daraufhin hatte ihr Meister sofort mit dem Eingriff begonnen. „Was ist passiert?“ Sie fragte niemanden bestimmten, es war mehr ein lauter Gedanke. Jaken zuckte ahnungslos mit den Schultern. Sesshomaru reagierte gar nicht darauf. Konzentriert bewegte er die Schneide an dem Wurm entlang, darum bemüht, nicht einen cm tiefer in ihr Fleisch zuschneiden. Denn darunter war die Hauptschlagader und zu ihrem Unglück war der Parasit genau darauf gestoßen. Kein Wunder, dass ihr ein Schmerzensschrei entwichen war. Stück für Stück arbeitete er sich in ihren Arm voran. Ihre Gliedmaße zuckte zeitweise leicht, als würde sie einen schwachen Stromschlag bekommen. Nichtdestotrotz verhielt sie sich so ruhig wie möglich. Hinter ihm ertönte ein Scharren. Die schweren Füße des Onis schleiften über den Boden. Für so einen Schwächling würde er sich jetzt nicht die Zeit nehmen sich umzudrehen, eigentlich würde er das nie bei einem derart rangniederen Gegner. Wenn der Dämon auch nur ein Fünkchen Verstand besaß, würde er die Flucht ergreifen. Während er sich auf den Schnitt konzentrierte, erhöhte er sein Youki, ließ ausnahmsweise seiner Macht freien Lauf. Ein bläulicher Schein umgab seinen Körper, nicht sanft, sondern bedrohlich. Die Luft knisterte. War es vor wenigen Sekunden noch windstill gewesen, blies jetzt eine Böe über das Waldstück, fuhr durch die alten Äste und ließ ein lautes Rauschen der Blätter im Wind ertönen. Die Bäume ächzten, als würden sie leben und könnten dem Druck nicht standhalten. Genauso schnell wie der Windstoß gekommen war, verschwand er auch wieder. Doch die Stille, die darauf folgte, war keine Ruhe nach dem Sturm. Sie war gefährlich, von einer unaussprechlichen Spannung angefüllt, die Rin die Nackenhaare zu Berge stehen ließen. Unbewusst umklammerte sie fest Jakens dünnen Arm. Der Kröten-yokai wehrte sich nicht. Stumm starrte er den grünen Riesen an und wartete auf eine Reaktion. Selbst wenn man Youki nicht spüren konnte, diese Aura war so stark gewesen, dass sogar die Natur sich ihr zu beugen schien. Eindeutiger konnte man es gar nicht machen. Tatsächlich zögerte er. In seinen Augen spiegelte sich Entsetzen und Todesangst. Es schien, als wollten seine Beine wegrennen, doch sein Körper war gelähmt vor Furcht. Dümmlich drein blickend fixierte er den Dai-yokai, als erwartete er zerfetzt zu werden. Nichts geschah. Die Drohung, die in dieser Aura gesteckt hatte, blieb leer. Selbst der Oni schien zu begreifen, dass er entkommen konnte, wenn er kehrt machte. Die Angst wich. Die eisige Hand, die kurzzeitig sein Herz umklammert hatte, schmolz in der warmen Mittagssonne und unter dem übermächtigen Hungers des Riesen. Langsam kehrte wieder Leben in seinen Körper. Mit einem Ruck riss er seinen Kopf hoch. Ein Brüllen, so tief wie ein Donnergrollen, erfüllte den Wald. Dann tat der Oni etwas, was Jaken nie im Leben für möglich gehalten hätte. Anstatt die Beine in die Hand zu nehmen und abzuhauen, schwang er seine mit Stacheln besetzte Keule. Sesshomaru knurrte leicht. Er hatte es also bemerkt, obwohl seine volle Konzentration dem Parasiten galt. Die Arbeit war fast beendet. Dennoch musste er weiterhin auf der Hut sein. Die Hauptschlagader befand sich nur wenige mm unter seiner Schneide. Sein Begleiter konnte genauso wenig was unternehmen, denn der hatte genug mit ihren Arm zu tun, der immer wieder verdächtig nach oben zuckte. Und Rin… Sie hatte die Augen fest zusammen gekniffen. Sie wollte den grünen Riesen nicht sehen und verließ sich lieber hundertprozentig auf ihren sonstigen Beschützer. Er hörte die Waffe durch die Luft pfeifen und wusste instinktiv, dass der Dämon auf ihn zielte. Eine Tat, die er mit seinen Leben bezahlen musste. Dieser Wicht hatte keine Gnade zu erwarten, von ihm hatte das eigentlich fast keiner. Dieses Mädchen war eine einmalige Ausnahme gewesen und es hatte ihm nichts als Ärger gebracht. Er schob den Gedanken beiseite. Geschehen war geschehen und er war nicht der Typ, der einer unveränderlichen Vergangenheit hinterher trauerte. Mit einem letzten sorgfältigen Schnitt war der Parasit endlich aus ihren Körper. Blitzschnell zog er das Schwert von ihrem Arm fort. Gleichzeitig traf ihn die Keule im Rücken. Er zuckte kurz zusammen und verzog das Gesicht, allerdings nur für den Bruchteil einer Sekunde. Den dumpfen Schmerz nicht beachtend, richtete er sich zu voller Größe auf. Seine Miene war gleichgültig wie immer. Niemand, der ihn so sah, hätte auch nur im Traum daran gedacht, dass er eben erst von einer Keule getroffen wurde, die anderen sicherlich die Knochen zerschmettert hätte. Allerdings hatte er die Attacke durch sein Youki abgefangen. Der Oni holte bereits zu einem neuen Schlag aus. Ein Licht leuchtete auf. Das letzte Licht, was er je in seinem Leben sah, nur dass es sicher nicht der Himmel war. Sesshomarus Attacke spaltete den Dämon in der Mitte seines Kopfes. Ein lautes Knacken ertönte als der Schädel in zwei Teile geteilt wurde. Das Wesen taumelte rückwärts, ehe es in ein Gebüsch fiel, der unschöne Anblick von Blättern verdeckt. Einzig das unter dem Gestrüpp hervorlaufende Blut zeugte von der Gewalttat. Jaken klatschte begeistert. Sein Meister ignorierte das. Wieso glaubte dieser Gnom eigentlich, dass er diese Selbstbestätigung nötig hatte? Sein Blick fiel auf Alex. Ihr Körper zitterte. Möglicherweise wegen des Blutverlustes. „Kümmere dich drum!“ Der Inu-yokai fasste seinen Diener ins Auge, damit dieser wusste, dass der Befehl an ihn gerichtet war. Der Halbwüchsige verzog das Gesicht. Wer war er? „Bin ich ein Kindermädchen oder ein Mediziner?!“, murmelte er leise. Im nächsten Moment wurde ihm bewusst, dass er laut gedacht hatte. Ein Fluch, der nichts für Kinderohren war, entglitt ihm. Zu seinem Glück beachtete Sesshomaru ihn nicht mehr. Nur Rin sah ihn mit großen Augen an. Sie schien zu überlegen, wie sie eine Frage formulieren sollte. Er wollte sie gerade anschnauzen, dass sie ruhig sein sollte, da legte sie schon los. „Warum hast du die weibliche Form gebraucht? Du bist doch ein Mann. Ist es da nicht Kinderjunge?“ Hätte ihre Stimme nicht so ehrliches Interesse gezeigt, hätte er darauf geschworen, dass sie ihn ärgern wollte. Aus den Augenwinkeln sah er wie Alexandra auf eine nicht zu beschreibende Art auf ihn herab lächelte und das obwohl sie lag. Verhöhnte sie ihn? Fand sie das auch noch witzig. So schlecht konnte es ihr gar nicht gehen. Dennoch er musste sie verbinden, ansonsten landete er noch neben dem Oni im Gebüsch und das wollte er ganz sicher nicht. Alex strich sich über den schlecht angelegtesten Verband, den sie je in ihren Leben gesehen hatte. Theoretisch würde sie sich sofort neu verbinden, aber soviel Bandagen hatte sie nicht mit. Auf dem Markt hatte sie von den meisten Dingen so wenig wie nötig und soviel wie möglich geholt. Aber da das Geld von Jaken stammte, hatte sie logischerweise nicht mal im Ansatz ausreichend mitgenommen. Wer rechnete schon damit, als halbe Mumie rumlaufen zu müssen? Gut, dass war eine maßlose Übertreibung. Allerdings hatte dieser Parasit sie schlichtweg angekotzt. Von den Verletzungen abgesehen, war sie mal wieder auf Sesshomaru angewiesen gewesen. Sie warf einen Blick neben sich. Er ging an ihrer Seite oder vielleicht war es auch andersherum. Aber das spielte nicht wirklich eine Rolle. Jedenfalls hatte er kein Wort mehr über den Vorfall verloren. Weder eine abfällige Bemerkung, noch eine Anspielung, dass er ein Dankeschön erwartete. Das Ganze war nun einen halben Tag her und sie war sich sicher, dass in der Richtung auch nichts mehr kommen würde. Glücklicherweise. Dieser dämliche Parasit. Wenn sie auch nur an ihn dachte, dann wünschte sie sich ihm jedes Organ einzeln rausreißen zu können, was bei seiner Größe recht schwer geworden wäre. Danach hätte sie ihn in Feuer gebraten, damit er schon mal einen Vorgeschmack auf die Hölle bekommen hätte, in der er inzwischen schmoren musste. Die Lider senkend ordnete sie kurz ihre Gedanken. Schließlich hob sie ihren Kopf, den Horizont entschlossen fixierend. Zeit die Vergangenheit ruhen zu lassen und sich auf die Zukunft zu konzentrieren. Der westliche Himmel begann sich schon langsam rot zu färben. Die Dämmerung brach herein. Schon bald würde es dunkel werden. Bis zu ihrem Dorf war es nicht mehr weit. Wenn sie das Tempo beibehielten, würden sie ihre Heimat gegen Mitternacht erreichen. Alex horchte in sich hinein. Doch da war nichts. Keine Vorfreude darauf, obwohl sie nach so langer Zeit zurückkehrte. Kein Hoffen auf ein Widersehen. Fast, als würde sie sich einer fremden Stadt nähern. Etwas sehr tief in ihrem Inneren band sie an die kleine Ansiedlung an Häusern. Allerdings war es nicht das Gefühl dort Zuhause zu sein. Möglicherweise eher ein Pflichtgefühl. Diese Leute hatten ihr damals das Leben gerettet, ihr das Kämpfen gelehrt und sie bei sich aufgenommen. Sie schuldete ihnen gewissermaßen etwas. Und auch wenn sie die Leute nicht liebte, einige wenige waren ihr nicht völlig egal. Zwischen ihnen und ihr bestand eine emotionale Bindung, nicht besonders tief, aber sie war da. Sie nicht wieder zu sehen, wäre akzeptabel für sie. Doch diese Leute an den Tod zu verlieren, würde sie zweifellos schmerzen. Warum eigentlich? Beides waren Abschiede. In einer flüchtigen Bewegung fuhr sie sich durch die Haare. Sie fühlten sich strähnig an. Es war eine Ewigkeit her, seit sie sich mit Seifenlauge in einem Fluss gewaschen hatte. Für unterwegs nahm sie solche Produkte auch nie mit. Jedoch war sie nur sehr selten so viele Tage weg. Schon die Suche nach Sesshomaru hatte seine Zeit gedauert. Hinzu kam der lange Heilungsprozess und die Entführung durch Saheran. Zweifellos war das eines ihrer längsten Abwesenheiten gewesen. Bei ihrer Ankunft würden die Meisten schlafen. Ein Umstand, der ihr mehr als gelegen kam. Ihr Instinkt sagte ihr, dass der Inu-yokai nicht zögern würde mit ins Dorf zu kommen. So fiel er hoffentlich nicht auf. Anderseits. Wie hoch war die Chance, dass die Wachen ihn nicht meldeten? Minus 10, wenn nicht noch niedriger. Sie sollte sich auf Erklärungen abgeben einstellen. Darauf freute sie sich jetzt schon. Anekdoten aus ihren Leben zu erzählen, gehörte ja auch zu ihren Lieblingsbeschäftigungen. Sie hob die Brauen. Eigentlich müsste das ja ihr freundlicher Begleiter machen, immerhin war es seine Entscheidung gewesen sie zu begleiten. Aber davon mal abgesehen, dass er sich niemanden erklärte, und schon gar nicht Menschen, konnte sie froh sein, wenn er die Bewohner am Leben ließ. Ein Punkt für den sie wahrscheinlich ebenfalls Sorge tragen musste. War halt nicht unbedingt eine gute Idee einen Wolf zu einer Schafherde zu führen. Die letzten Bäume des Waldes kreuzten ihren Weg. Obwohl es dunkel war, hatte sie das Gefühl jeden Winkel ihrer Umwelt zu kennen Wie oft hatte sie sich stundenlang zwischen diesen alten Tannen und Fichten aufgehalten, war als kleines Kind an ihnen hochgeklettert, hatte verborgen vor den Augen anderer hier trainiert oder Nahrung besorgt. In wenigen Minuten würden sie eine Klippe erreichen, von welcher man am Tag einen wunderbaren Ausblick auf das Meer und ihre Heimat hatte. In der Nacht glich das Gewässer einer dunklen Wiese und einzig der salzige Geruch und das Rauschen der Wellen verrieten einem, wo man sich befand. Müde massierte die Kriegerin sich die Schläfen. Sie hatte keine Ahnung, wie spät es war. Weit nach Mitternacht, soviel stand fest. Sie hatten länger gebraucht, als sie geglaubt hatte. Normalerweise konnte sie in diesem Tempo ohne Probleme einen Tag durchmarschieren, aber die Ereignisse der letzten Tage waren nicht spurlos an ihr vorbei gegangen. Selbst im Wirtshaus war ihr kein ruhiger Schlaf vergönnt gewesen. Es war Zeit für eine längere Pause. Ihr Blick fiel auf Sesshomaru. Sein Gesicht war ungewohnt angespannt, sein Mund ein schmaler Strich. Seit einiger Zeit verfolgte sie schon das Gefühl dass etwas nicht stimmte und es war nicht die Übermüdung, die ihren Nerven einen Streich spielte, dessen war sie sich sicher. Sie bemusterte seine Augen, angeblich der Seelenspiegel einer jeden Kreatur. Bei ihm traf das nicht zu. Sie waren so kalt wie immer. Das Tempo beibehaltend, versank sie in Gedanken, erinnerte sich an ihre erste Jagd. Sie war auf diesen Weg zurückgekehrt, aufgeregt und voller Stolz, weil sie Erfolg gehabt hatte. Es war vielleicht 4 Jahre her, sie war damals etwa 14 gewesen, doch ihr kam es wie eine Ewigkeit vor. Mit der Zeit hatte die Aufregung nach gelassen. Ihr war bewusst geworden, dass die Jagd nicht die Befriedigung brachte, die sie suchte. Einzig Ryudos Tod würde ihre Rachegelüste stillen. Ihre Augen sahen auf ein Blatt, das vom Wind getragen zur Erde segelte. Unendlich langsam näherte es sich den Boden, vollführte Saltos und schwebte durch die Luft, fast als würde es tanzen. Für einen Moment herrschte Totenstille. Selbst der stetige Nachtwind ruhte. Das Blatt berührte die kalte Erde. Gleichzeitig erfüllte ein klagevoller Schrei die Luft. Alex hob alarmiert den Kopf Rin, die bis zu diesem Zeitpunkt fest auf Ah-Uhns Rücken geschlafen hatte, zuckte erschrocken zusammen. Verängstigt drückte sie ihren Körper näher an die Schuppen ihres Reittieres. Selbst Jaken wirkte völlig überrascht. Nur Sesshomaru reagierte nicht darauf. Stumm ging er in seinem Tempo weiter. Die 18jährige tat es ihm nach, zumindest eine kurze Zeit lang. Doch dann schien ihre innere Unruhe die Oberhand zu gewinnen. Ohne einen Kommentar beschleunigte sie, verschmolz mit der Dunkelheit. Wenige Minuten später stand sie auf der Klippe. Eine Rauchwolke hob sich finster von dem durch den Vollmond erhellten Nachthimmel ab. Der Qualm war so dicht und dunkel, dass man meinen könnte, der Tod selbst reiste in ihm. Eine Illusion, die gar nicht so falsch war. Denn der Rauch deutete auf Verderben hin. Unter ihr befand sich ein Meer aus Flammen, die meterhoch in die Höhe schossen. Laute Schreie hallten durch die Nacht. In diesem Dorf griff der Tod mit roter Hand um sich und der Anblick des Feuers rief ihr einen bekannten Namen ins Gedächtnis. Saheran hatte ihr einen heißen Empfang bereitet ---------------------------------------------------------------- ich glaube es ist unnötig zu sagen, dass ich hoffe, dass es euch gefallen hat und ich mich schon auf eure Meinung freue ^^, deswegen zieh ich mich stillschweigend zurück und wünsch euch allen ein schönes WE glg blackheart Kapitel 16: Verluste -------------------- Uff mein Sorgenkind ist wieder ein Jahr älter geworden, oder anders ausgedrückt, das nächste Kapitel ist da. Weiß gar nicht wie ich das geschafft hab. Irgendwie immer mal in der straßenbahn und nebenbei im Unterricht. Jedenfalls bin ich froh endlich mal wieder was reinstellen zu können und an alle denen ich noch eine Antwort oder ein Kommi schulde. Keine sorge das kommt schon noch, wenn ich wieder etwas weniger Stress hab ansonsten wie immer Danke für eure tatkräftige Unterstützung. ´ --------------------------------------------------------------------- Kapitel 16 Fassungslos sah sie auf das Feuer, dass alles einhüllte. Zerstörerisch zogen sich die Flammen durch das Dorf. In ihrem Hals bildete sich ein Kloß, so dick, dass sie sich sicher war, in diesem Augenblick nicht ein Wort über die Lippen zu bringen. Sekunden verstrichen, vielleicht auch Minuten, sie verlor das Gefühl für die Zeit, in denen sie nur nach unten blickte. Neben ihr raschelten Blätter. Ein Geräusch, das sie zurück in das hier und jetzt holte und sie daran erinnerte, dass sie ein handlungsfähiger Mensch war und nicht zu Stein erstarrt. Aus den Augenwinkeln nahm sie eine Bewegung war. Sesshomaru tauchte neben ihr auf. Mit einem Ausdruck unendlicher Gleichgültigkeit beobachtete er die rote Bestie, die dort unten alles den Erdboden gleich machte. Alexandra zwang sich weg zu sehen. Stattdessen fixierte sie den Inu-yokai an. Er hatte es gespürt, schon lange vor ihr. Warum hatte er nichts gesagt? Einen Moment rang sie mit sich, ihm ihre Wut ins Gesicht zu schreien, doch dann gewann sie die Beherrschung wieder. Das Ganze war nicht seine Angelegenheit, nicht seine Heimat. Es ging nicht einmal um seine Rasse. Welchen Grund hätte er gehabt sie darauf vorzubereiten. Vielleicht ihretwegen? Das wäre ein lächerlicher Gedanke. Sie waren Feinde. Er hatte es ihr mal wieder allzu deutlich vor Augen geführt. In der Ferne hörte sie Rin etwas mit erstickter Stimme flüstern. Für die Kleine musste der Anblick grausig sein. Doch sie war nicht ihre Mutter oder ihre Erzieherin. Es war nicht ihre Aufgabe sich um sie zu kümmern. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten, so fest, dass ihre Knöchel unter der Haut hervorstachen. Und sie würde auch niemals diese Verantwortung übernehmen. Irgendetwas in ihr sagte ihr, dass sie Rin nicht ins Herz schließen konnte, weil Ryudo es ihr dann nehmen würde. Der Gedanke war eigentlich total albern, doch in dieser Nacht drängte er sich ihr auf. Ein letztes Mal warf sie einen Blick auf den weißhaarigen Dämon, dann verschwand sie auf einen schmalen Pfad, der ins Dorf führte. Auch wenn sie keinem mehr helfen könnte, wofür ihr Erzfeind wahrscheinlich gesorgt hatte, wollte sie nicht tatenlos rum stehen. Das hier war ihre Heimat. Jahre lang hatte sie an diesem Ort gelebt, geweint und gelacht. Ihre Muskeln spannten sich an. Wenn sie Glück hatte, befand er sich noch irgendwo zwischen den Flammen. Ihr Herz schrie danach ihn in Stücke zu reißen. Er sollte leiden. Der erwärmte Nachtwind schlug ihr die Haare um die Ohren. Die ersten Häuser tauchten links und rechts von ihr auf. Häuser. Das waren sie vielleicht einmal. Jetzt war der Begriff „Ruine“ bezeichnender. Balken stapelten sich aufeinander, Balken die einmal ein Dach gestützt hatten. Gegenstände, die nicht mehr zu erkennen war, lagen überall verteilt. Schwarze Rauchwolken zogen in die Höhe und erschwerten ihr die Sicht. Sie wusste, nicht ob sie sich darüber freuen oder es als Hindernis nehmen sollte. Möglicherweise blieb es ihr so erspart die Schrecken mit eigenen Augen zu sehen, die sie sich in ihrer eigenen Fantasie zusammen reimte. Letztendlich siegte die Stimme der Vernunft und sie traf die eigentlich sinnlose Entscheidung, dass die nicht berührbare Mauer ein Störfaktor war, an dem sie allerdings nichts ändern konnte. Einer breiten Hauptstraße folgend, tauchte sie tiefer ins Dorf. Links und recht standen die Häuser in Flammen. Die Hitze war erdrückend. Jeder Schritt kostete sie soviel Kraft, als würde sie mit Gewichten eine Treppe hoch steigen. Und je höher sie kam, desto mehr lud man ihr auf. Allerdings war das Schlimmste anscheinend schon überstanden. Das Feuer hatte sich satt gegessen. Allmählich wurden die Flammen kleiner, weil sie keine Nahrung mehr fanden. Nicht desto trotz brannte der Qualm wie Säure in ihre Lunge und reizte ihren Hals unangenehm. Mit der Zunge befeuchtete sie ihre Lippen. Der Geschmack von Russ breitete sich in ihrem Mund aus. Sie verzog das Gesicht. Die kurze Bewegung ihres Muskels ließ sie bemerken, wie angespannt ihre Züge sein mussten. Selten hatte sie es so wahrgenommen, wenn sie ihre Mimik änderte. Ihr Blick schweifte suchend durch die Gegend. Kurz blieb er an einer verkohlten Leiche hängen, deren Körper zwischen zwei Balken eingeklemmt war. Es war kaum zu glauben, dass das überhaupt mal eine Person aus Fleisch und Blut gewesen sein sollte. Nicht erinnerte mehr daran. Dem Kopf fehlten die Haare und ein Stück des Hinterkopfes. Die sonst so weiße Schädeldecke ragte schwarz nach hinten raus. Mund, Augen Ohren gab es nicht mehr. Dennoch oder gerade vielleicht deswegen schien es ihr, als würde die Leichte sie aus den dunklen Höhlen, die einst die Augen waren, vorwurfsvoll anstarren. Alex zwang sich weg zu sehen und ihren Weg weiter zu folgen. Es war nicht der erste und bei weitem nicht der letzte Tote auf dem Weg, der ihr wie die Vorstufe zur Hölle vorkam. Sie war umgeben von einer unerträglichen Hitze und Körpern, die diese Bezeichnungen nicht mehr verdienten. So gut es ging, ignorierte sie die leblosen Gestalten, die einst Bekannte, Weggefährten, gewesen waren. Schritt für Schritt kämpfte sie sich voran. Die Hauptstraße endete am Haus des Dorfältesten. Von dort spürte sie eine starke Aura, die ihr mehr als nur bekannt vorkam. Der Tag der Rache war gekommen. Tief in ihr rief eine Stimme „noch nicht“, doch sie überhörte sie schlichtweg. Sie durfte ihn nicht entkommen lassen, nicht nach seinem sinnlosen Massaker. Fest trat sie auf, ließ Meter um Meter hinter sich. Kurz bevor sie ihr Ziel erreicht hatte, spürte sie wie der Wind sich änderte. Ryudo ließ seinen Youki freien Lauf. Eine Druckwelle jagte durch das Dorf, schlug wie ein harter Wind gegen ihren Körper und trieb Asche und Staub durch die Straßen. Angestrengt kniff die Kriegerin die Augen zusammen. Sie würde sich nicht einschüchtern lassen, nicht noch mal. Lieber starb sie in einem Kampf als zu fliehen. Sie musste und sie wollte stark sein und ihr Bestes geben, ganz gleich was kam. Das war ihr Weg. Endlich erreichte sie das Ende der Straße. Der Wind hatte wieder umgeschlagen. Er wehte von zwei Seiten, von hinten und von vorne. Sesshomaru unterdrückte seine Aura ebenfalls nicht. Beinahe zum Greifen dick schlug sie gegen die ihres Erzfeindes. Ein Kampf, der vor der eigentlichen Auseinandersetzung begann. Eingeengt in einer Wand von Energien schnitt es ihr fast die Luft zum Atmen ab. Die Beiden waren wirklich mächtig. Doch warum mischte der Inu-yokai sich ein? Dazu besaß er nicht das Recht. Nichts desto trotz: sie würde nicht auf ihn warten um ihm ihre Meinung zu sagen. An manchen Orten drehte man sich besser nicht um, um zurück zu sehen. Schwarze Konturen hoben sich wenige Meter vor ihr ab. Sie war am Ziel! Ihre Hand wanderte zu ihrem Schwert. Der Kampf würde schwer werden, immerhin hatte sie eine tiefe Verletzung am Arm, aber was hatte sie für eine Wahl? „Willkommen daheim!“ Der Yokai vor ihr breitete seine Arme aus, als wollte er sie umarmen. Seine Stimme übertönte das Knistern der Flammen bei weiten. Der Rauch um ihn verzog sich. Der Anblick hatte etwas beängstigendes, doch in diesem Moment gab es in ihrem Herzen kein Platz für so ein schwaches Gefühl. Entschlossen fixierte sie ihn an. Auf seinem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. „Ich habe dir sogar ein besonderes Geschenk zur Seite gelegt.“ Er deutete mit dem Finger zu seiner Linken. Sie hörte aus der Richtung ein Japsen und Keuchen, eine wimmernde Frauenstimme. Doch sie sah aller Neugier zum Trotz nicht hin. Er wollte sie zerbrechen sehen, der Anblick würde sie im Kampf beeinträchtigen. Das durfte sie nicht zulassen. Seine Spielchen funktionierten bei ihr nicht. „Du hast dir dein eignes Grab geschaufelt“ Ihre Augen versprühten Wellen des Hasses. Sie knurrte diese Worte mehr, als das sie es sagte. Ryudo lachte auf. „Vielleicht, aber reinlegen werde ich mich noch nicht.“ „Das kannst du als Leiche auch nicht.“ Selbstsicher fuhr er sich durch seine weißen Haare. Weiß schien ein Merkmal für ihre Feinde zu sein. „Ich werde dir gar nicht die Gelegenheit zu einem Kampf geben, nicht heute. Das ist nur als Wiedergutmachung für den Verlust des Schwertes und einiger meiner treuen Diener. Und außerdem:..“ Sein Blick wanderte an ihr vorbei. „Wollte ich den kennen lernen, der sich zwischen uns gedrängt hat.“ Er klang wie ein neidischer Liebhaber, wahrscheinlich wollte er das auch. Gekonnt überging sie die Bemerkung und warf einen Blick über ihre Schultern, obwohl sein Auftauchen nicht wirklich eine Überraschung war. Davon hatte sie sowieso erstmal genug. Langsam schritt er die Straße entlang, eine blaue Aura umgab seinen Körper. Stolz blickte er nach vorne. Der Rauch schien einen großen Bogen um ihn zu machen, so albern das auch klang. Sogar das Feuer, das mit gierigen Händen alles ergriff, was es bekommen konnte, erweckte den Eindruck, als würde es ihn meiden. Niemals zuvor war dieser Dämon ihr zugleich so majestätisch und so bedrohlich vorgekommen. „Kein schlechter Beschützer!“ „Feind“, berichtigte sie den Yokai. Die dunkle Stimme Ryudos hatte den Bann, den dieser Anblick bei ihr ausgelöst hatte, gelöst. Konzentriert wandte sie sich ihrem eigentlichen Ziel wieder zu. „Was auch immer.“ Er winkte ab, als wäre es beides dasselbe. „Kommen wir zum Punkt. Diesen kleinen Parasiten verdankst du mir. Eine Vorkehrung, damit du dich nicht gleich auf mich stürzt und um etwas Zeit zu gewinnen. Immerhin hat dieser Empfang eine gewisse Vorbereitung benötigt.“ Sein schmieriges Grinsen brachte ihr Blut zum kochen. Zu gerne würde sie ihn aufschlitzen, ihn ermorden, aber sie hätte keine Chance. Hatte am Anfang eine blinde Wut in ihr geherrscht, hatte Sesshomarus Anblick, die Gefasstheit in Person, sie auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Mit der Verletzung war sie nicht die Gegnerin, die sie sein wollte. Überstürzt einen Kampf zu beginnen, hatten ihr schon gegen den Inu-yokai eine Niederlage eingebracht. Der Schwur niemals mehr so einen Fehler zu begehen, kehrte in ihre Erinnerung zurück. Es kostete sie Selbstbeherrschung sich nicht auf ihn zu stürzen, aber sie gehörte zu der Sorte Mensch, die sich lieber auf den Verstand verließ und was der ihr sagte, war eindeutig. Sie sollte warten. Ihre Rache würde kommen. Zähneknirschend freundete sie sich mit dem Gedanken an, während sie ihrem Konkurrenten weiter zuhörte. Der war ihr inzwischen einen Schritt näher gekommen. „Du hast dich bestimmt schon tausendmal gefragt, warum ich dich leben ließ, warum ich dir diese Kraft schenkte?“ Sie antwortete weder mit einem Ja, noch mit einem Nein. Sicher hatte sie früher oft darüber nachgegrübelt und auch jetzt beschäftigte sie die Frage manchmal, aber das ging ihn nichts an. Der Yokai beachtete nicht, dass er praktisch einen Monolog führte. Ungerührt sprach er weiter. „Ich werde dir heute einen Teil der Lösung offenbaren. Den nächsten, wenn du mich wieder in meinem Schloss besuchst und glaub mir, das wirst du. Dafür sorge ich.“ Seine Stimme nahm einen bedrohlichen Unterton an. So leicht, so scharf, dass sie beinahe zusammen gezuckt wäre, wenn sie sich nicht selber so gut im Griff hätte. „Von was träumst du sonst noch“ „Nur von dir meine Schöne, das weißt du doch. Und du? Bestimmt himmelst du mich in deinen niedlichen kleinen Menschenträumen an.“ Seine Mundwinkel zogen sich in die Höhe. Er liebte es so zu reden, weil er wusste, dass es sie es hasste. „Das wäre dann ein guter Grund, warum ich keinen richtigen Schlaf mehr finde.“ Aus dem Flammenmeer brach eine Säule aus. Wie eine Hand griff sie nach der Jugendlichen. Doch erreichte sie ihr Ziel niemals. Denn genau in dem Moment trat der Inu-yokai an ihre Seite. Die Flammen fochten noch immer einen stillen Kampf mit ihm aus, aber sie schafften es nicht seinen Wall aus Energie zu durchbrechen. Einen weiteren Angriff startete Ryudo nicht. Auch wenn er es nicht leiden konnte, wenn jemand ihm dumm kam, war es Zeitverschwendung sie jetzt unter allen Kräfteaufwand bestrafen zu wollen. Zumal diese Zerstörung der Siedlung ihn ziemlich geschwächt hatte. Immerhin war das kein normales schwaches Menschendorf, sondern eines voller Kämpfer. Er war müde und brauchte eine kleine Pause. Es war Zeit für ihn zu gehen. Sie würde er sich sowieso bald ins Schloss holen, damit er ihre Kraft wieder sein Eigen nennen konnte und für diesen Inu-yokai würde er sich auch noch was Nettes einfallen lassen. Eigentlich mochte er keine Hunde, aber mit diesem würde er sicher Spaß haben können, so mächtig wie er war. Selbstsicher fuhr er sich durch seine Haare. Das Leben war zu schön. Gut, dass es immer welche gab, mit denen man sich die Langeweile vertreiben konnte. Doch zurzeit war sein Spielgefährte dieses Mädchen. Abermals kam er einen Schritt auf sie zu. Ein trockener Ast zerbrach unter seinen Füßen. Sie zuckte nicht zurück. Warnend hob er den Finger. „Ich werde mir die Kraft zurückholen. Du hast sie trainiert, nun darf sie wieder zurück zu mir kehren, damit ich stärker werde, ohne selbst einen Finger zu rühren.“ Er streckte die Hand nach vorne aus, als erwartete er, dass sie ihm ein Paket mit der Aufschrift „Energie“ überreichte. Die Kriegerin warf stolz die Haare in den Nacken. Ehe sie tat, was er wollte, musste schon die Hölle gefrieren. Doch sie kam nicht dazu, ihm ihre Meinung zu sagen. Eine Energiekugel jagte auf Saheran zu. Das Wort blieb ihr förmlich im Hals stecken. Die Attacke überraschte sie. Ihr Blick wanderte zu Sesshomaru. Sein Arm war nach vorne ausgestreckt. Dennoch wirkte er eher wie einem desinteressierten Zuschauer, dem das Gerede nun zu langweilig geworden war und nicht wie ein Gegner, der ernst machte. Ein ohrenbetäubender Knall ertönte. Ryudo war zur Seite ausgewichen, eins geworden mit den Flammen und somit verborgen vor ihren Augen. Dafür hatte das hinter ihm stehende, bereits brennende, Gebäude daran glauben müssen. Der Angriff ließ das Haus in sich zusammen fallen, als wäre es aus Papier. Trotz dass der Zauber so mächtig war, hatte sie kaum gespürt, wie sich sein Youki erhöht hatte. Nur für den Bruchteil einer Sekunde war es aufgeflammt. Das konnte leicht zu der Fehleinschätzung führen, dass seine Attache schwach war. Ein Fehler, den Saheran glücklicherweise nicht begangen hatte. Immerhin gehörte dieser Typ ihr. Sesshomarus Kopf drehte sich nach rechts. Sie folgte seinem Blick. Im Gegensatz zu ihr konnte er ihren Konkurrenten riechen, zumindest wenn der Gestank von Qualm, Blut und Verbrannten nicht all zu sehr den Duft ihres Gegners übertünchte. Angestrengt versuchte sie sowohl ihn als auch ihre Umgebung im Auge zu behalten. Der Inu-Yokai würde sie nicht warnen. Hier kämpfte jeder für sich und doch zwei gegen einen. Plötzlich sprang er in die Luft. Durch ihre trainierten Reflexe tat sie es ihm binnen einer Sekunde nach und entkam so einem Feuerspeer, der rasend schnell über die Erde flog. Das Gespräch war wohl beendet, dank Sesshomaru. Hatte sie ihm nicht gesagt, dass er sich raushalten sollte? Leider war er kein braves Schoßhündchen, das ihr nur gehorsam zur Seite stand. Er tat, wie es ihm beliebte und was hätte er für einen Grund den Ausführungen ihres Gegners zu lauschen. Sein einziges Ziel stand in der Ausschaltung des Feindes. Ihre Füße berührten wieder den Boden. Staub wirbelte auf. Der Wind nahm ihn mit sich auf eine kurze Reise. Alex ließ ihre Augen durch die Gegend schweifen. Der Kampfplatz war denkbar ungünstig. Eigentlich hatte sie vorgehabt mit dem Kampf zu warten, aber sich nicht zu verteidigen, kam natürlich nicht in Frage. Ihre Ausweichmöglichkeiten beschränkten sich leider auf die Straße. Sie beherrschte zwar das Feuer, doch nur das, was sie selber zustande brachte. Sie war nicht wie Saheran in den Flammen zu Hause und konnte sie berühren, ohne sich dabei zu verbrennen, wenn es nicht ihr Feuer war. Allerdings erging es ihrem derzeitigen Kampfgefährten – sie hasste es dieses Wort in Verbindung mit dem Inu-Yokai zu verwenden- nicht besser. Auch ihn blieb nur ein kleiner Spielraum, nach oben und ein wenig vor und zurück auf der Straße. Konzentriert bemusterte sie das Feuer und den Rauch. Gleichzeitig behielt sie den Weißhaarigen im Auge. Sollte er eine weitere Attacke starten, würde sie es verhindern, nicht dass er aus puren Glück heraus Saheran ernstlich verletzte. Kaum merklich hob er eine Braue. Beinahe als würde er ihren Gedanken erraten haben und das mit diesem abwertenden Blick kritisieren. Aber vielleicht bildete sie sich das nur ein. Ihn zu verstehen gehörte nicht zu ihren Aufgaben. Ein Lachen ertönte aus den Flammen. Saheran gefiel es anscheinend, dass sie ihm wie auf den Präsentierteller ausgeliefert war. Er spielte mal wieder. Die Kriegerin kniff die Augen zusammen. Sie wusste nicht, woher das Geräusch gekommen war. Wie konnte sie nur den Rauch vertreiben? Gar nicht zu wissen, wo ihr Gegner war, behagte ihr nicht. Neben ihr streckte Sesshomaru die Hand aus. Seine Finger zielten auf eine in Feuer eingehüllte Ruine. Blaues Licht bildete sich an seinen Fingerspitzen. Die Kriegerin fand die Art, wie er seine Attacke anging, verdächtig. Etwas stimmte daran nicht. Warum griff er so langsam an? War das ein Test für sie, ob sie es zulassen würde, oder sammelte er soviel Energie. Ihr Gefühl tippte auf ersteres, aber sie würde es nicht drauf ankommen lassen. Ihr Bein schoss zur Seite. Ein kraftvoller Tritt in die Hüfte würde ihn schon davon abhalten. Er wartete nicht bis sie ihre Attacke ausgeführt hätte. Das wäre auch zu einfach gewesen. Nicht umsonst hatte sie schon eine Niederlage gegen ihn einstecken müssen. Mit der freien Hand packte der Dämon ihren Fuß und drehte ihn ein halbe Runde. Sie spürte wie ihr Körper mitgerissen wurde. Schnell drehte sie sich mit, damit ihre Muskeln nicht zerrten oder ihr Bein brach. Nun stand sie mit dem Rücken zu ihm, das Bein senkrecht nach hinten gestreckt und er hielt sie noch immer am Fuß. Keine sehr angenehme Haltung. Sollte Saheran diesen Moment nutzen, wäre das schlecht für sie. Anderseits wusste sie, dass ihr Erzfeind nicht die Absicht hegte sie zu töten. Seine Pläne gingen in eine andere Richtung. Sie sollte sich also lieber darauf konzentrieren Sesshomaru von seinem Angriff abzuhalten. Alexandra reagierte blitzschnell auf die neue Situation. Ihre Handflächen legte sie auf den Boden, Staub und Gestein ignorierend. Kraftvoll drückte sie ihr Bein von der Straße ab und schlug damit nach seinem Gesicht. Er ließ sie los. Schnell streckte sie beide Beine in die Höhe, damit sie das Gleichgewicht nicht verlor. Schließlich drückte sie sich aus dem Handstand heraus und landete auf beiden Beinen. Ein Blick über ihre Schulter und sie wusste, dass er sie bemusterte. „Er ist entkommen!“ Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Gut!“ Ein selbstzufriedenes Lächeln unterstrich ihre Aussage. Für einen Moment war das nicht mehr ihre Heimat, sondern irgendein beliebiges Dorf, ein Kampfplatz und sie hatte bekommen, was sie wollte. Doch dann holte sie ein Schrei zurück in die Wirklichkeit. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie nicht länger den Leidenden nicht ansehen konnte. Der Kampf war vorbei. Sie musste nun das tun, was Saheran schon vorher von ihr gewollt hatte: sein letztes Opfer ansehen. Möglicherweise konnte sie der Person noch helfen. Eine Hoffnung, die sich nicht erfüllen würde. Dennoch hielt sie daran fest. Der Tod hatte scheinbar fast alles mit sich genommen, was er finden könnte. Wenn sie auch nur einen Einzigen aus seinen Klauen retten konnte, war das ein Gewinn. Aber wie hoch war die Chance in dieser Hölle etwas Gutes zu finden. Ihr Herz zog sich bei der Antwort zusammen. Ihr ganzer Körper war angespannt. Innerlich spürte sie die Angst diesen Menschen anzusehen, der dort lag. Nur mit Mühe kämpfte sie das Gefühl nieder. Den Dämon an ihrer Seite nicht weiter beachtetend, schritt sie zu dem am Boden liegenden Bündel. Der Anblick ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren, lähmte kurzzeitig ihren Verstand. Tief atmete sie ein. Auch wenn die Luft verpestet von Gestank war, half es ihr sich unter Kontrolle zu halten. Sie schloss sich ab, versuchte das alles so distanziert wie möglich zu betrachten. Der Anblick blieb nach wie vor erschreckend und tief in ihr wehrte sich etwas, wollte ein Gefühl der Verzweiflung und der Trauer heraus brechen. Nie zuvor hatte es ihr so weh getan, ihre Gefühle nicht zu zeigen. Die junge Frau, die zu ihren Füßen lag, hatte keine Beine mehr, nur zwei kurze Stummel, die von einem blutdurchtränkten Kimono verdeckt waren. Der Stoff klebte eng an ihrer Haut und auch wenn sie es nicht sah, schien Saheran einen sauberen Schnitt durchgeführt zu haben. Was hatte er für eine Macht, dass er einfach Knochen durchschnitt? Außerdem fehlten der Person zwei Finger an der Hand, ein dritter hing nur noch schlaff dran. Es sah aus, als würde ein sanfter Ruck reichen um ihn zu lösen. Ein zähflüssiges Gemisch aus Haut und Knochen, Muskeln und Gewebe lief aus der offenen Wunde. Selten hatte sie so was sehen müssen. Die Hautfetzen, an den Stellen an denen die Finger waren beziehungsweise noch knapp hingen, waren rot gefärbt. Sie schluckte schwer. Saheran hatte mit ihr sein bitterböses Spiel gespielt. Und er hatte sich dieses Opfer nicht durch Zufall rausgesucht, soviel stand fest. Sie kannte diese Frau nur zu gut. Ihr Mund öffnete sich leicht. „Nina“ Sie hauchte diesen Namen in die Nacht. Es war das letzte Mal, dass sie jemand so ansprechen würde. Sie waren nicht unbedingt das gewesen, was man als feste Freunde bezeichnete, aber zumindest hatten sie sich gut verstanden. Die Blondine war sozusagen ihre Trainingspartnerin gewesen, auch wenn nur in der Anfangszeit. Einige Monate hatten sie sogar in einer kleinen Hütte zusammen gelebt. Hatte Ryudo das gewusst? War sie deswegen auf diese Weise zugerichtet wurden? Der Gedanke setzte sich in ihr fest, sogar noch mehr als es je ein dämonischer Parasit konnte. Sie biss sich auf die Lippe. Keine Entschuldigung der Welt könnte diese Schuld ausgleichen. Leicht berührte die Jugendliche die Blondine an der Schulter. Die Sterbende schlug die Augen auf „Alexandra!?“ Sie nuschelte. Ihr fehlten 4 Zähne. Ihr Zahnfleisch blutete, weshalb der rote Lebenssaft aus dem Mund quoll, als sie sprach. Wo früher Zähne waren, klafften jetzt dunkle Löcher, die unter dem Blut nur schwer zu erkennen waren. Die Kriegerin packte ihre Hand, ohne das Gesicht des Mädchens aus den Augen zu lassen. Das sie nur zwei richtig Finger richtig zu greifen bekam, die den Druck erwiderten, bekam sie nicht wirklich mit. Es schien ans hätte ihr Gehirn sich ausgestellt, damit sie das nicht begreifen musste. Vielleicht wollte sie das auch nicht. „Ich hab Lilia und Nemsis versteckt, bei dir.“ Jedes Wort kostete der jungen Frau neue Kraft. Die Jägerin nickte nur, egal zu was. Sie hörte es, verstand es, wenn auch nur mit Mühe, aber sie verarbeitete es nicht, speicherte es höchstens ab. In ihrem Rücken hörte sie Schritte. Sesshomaru tauchte hinter ihr auf. Sein Schatten fiel auf ihre Freundin. Sie beachtete ihn nicht. Die Sterbende dafür umso mehr. Ihre Augen weiteten sich leicht. Ihr Gesicht verzog sich zu einer Maske aus Hass und Enttäuschung. Sie war nicht mehr ganz bei Verstand. Ihre Verletzungen kosteten ihren Tribut. Aber eins wusste sie noch all zu genau. Dämonen waren Feinde. Mit der ihr noch inne wohnenden Kraft versuchte sie sich aus dem Griff des Mädchens los zu reißen. Sie würde sterben und das Letzte was sie sah, war ein feindliches Wesen. Ewas lief ihre Wangen runter und es war kein Blut. Sie wollte nicht gehen. Und dieser Yokai würde wahrscheinlich lachen. Ihre Augen schlossen sich. „Ein Dämon, du bringst einen Dämon mit. Wie kannst du nur? Du Verräterin! Ich muss meine Kinder verstecken. Sie sollen leben.“ Sie begann plötzlich wie wild zu zappeln, mit der Kraft einer Mutter. Ein letztes Aufbäumen des Lebens. Alex staunte. Sie hätte nicht gedacht, dass sie noch zu solchen Bewegungen fähig war. Wie eine Furie schlug sie um sich, als würde sie damit noch jemanden Schaden können. „Meine Kinder….“ Immer wieder rief sie diese Worte. Ihr Körper wurde von heftigen Schluchzern geschüttelt. Sie glaubte scheinbar wirklich, dass ihre Kleinen durch den Dämon einer neuen Bedrohung ausgesetzt waren. Ihre letzten Minuten wurden von einer sinnlosen Sorge bestimmt. Fast schon sanft drückte die Jugendliche der Frau auf die Brust. „Es ist nicht so…“ Se konnte den Satz nicht zu Ende führen. Ein Schwert jagte knapp an ihrem Ohr vorbei und stach der Blonden in den Bauch. Eine letzte Welle durchfuhr den Frauenkörper. Dann war er ruhig. Fassungslos und mit aufgerissenen Augen sah Alexandra auf die Waffe. Ihr Gesicht spiegelte sich in dem Metall. Für einen Moment war sie wie erstarrt, ungläubig, erschüttert. Doch dann überschwemmte ein Gefühl von Wut alles, entfachte ein Feuer in ihr. Trauer und Schmerz verschwanden. Hass machte sich in ihr breit, schlug neue Wellen, höher als bisher. „Wie konntest du nur?“ Sie presste die Worte mühevoll zwischen ihren Zähnen hervor. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Die letzten Gedanken ihrer Freundin waren, dass sie eine Verräterin war. Sie konnte nichts richtig stellen, gar nichts. Langsam stand sie auf. Mit der gleichen Geschwindigkeit drehte sie sich zu ihm um. Sie standen dicht an dicht. Ihre Gesichter höchstens einen halben Meter entfernt. Zunächst sagte niemand der beiden etwas. Zwischen ihnen baute sich eine Spannung auf, die die Luft zum vibrieren brachte. Alex spürte die ungesagten Worte zwischen ihnen. Saheran hatte sie zu dem gemacht, was sie ursprünglich gewesen waren, was ihr im Laufe der Zeit entglitten war: Zwei Gegner. Schließlich packte Sesshomaru sein Schwert wieder. „Übermorgen kämpfen wir. Das ist deine letzte Frist. Sei vorbereitet.“ Er steckte sein Waffe weg, dann war er verschwunden. Alex hätte ihn am liebsten sofort erwürgt. Stumm sah sie dabei zu, wie er der breiten Straße aus dem Dorf folgte. Sie wusste, dass sie selbst Schuld war. Immerhin hatte sie ihn vorhin zuerst angegriffen und das konnte er nicht einfach dulden. Viel zu lange hatte er ihr Aufschub gewährt und sie dankte es ihm mit…… Mit was eigentlich? Um ehrlich zu sein, auf keiner Weise. Der Angriff auf Saheran war ein Test für sie gewesen und sie war durchgefallen. Er hatte sie angreifen lassen, wie sie wollte, doch sie hatte seine Attacke verhindert. Dabei waren sie in diesem Moment mehr Partner gewesen als Feinde. Sie war ihm sozusagen in den Rücken gefallen. Kaum merklich sanken ihre Schultern nach unten. Dennoch konnte sie ihm deswegen seine Aktion nicht vergeben. Fast war sie ihm nichts desto trotz dankbar für diese Tat. So hatte sie keine Bedenken mehr, wenn sie ihn tötete. Sie schuldete ihm theoretisch nach wie vor etwas, aber nur theoretisch. Weshalb sollte sie einem Dämon Dankbarkeit zollen? Er hatte ihr sowieso immer aus Eigennutz geholfen. Nur für den Fall das Saheran kam, würde sie die Nacht trotzdem in seiner Nähe verbringen. Soviel hatte sie inzwischen gelernt. Er hielt sein Wort. Nur deswegen hatte er sie von dem Parasiten befreit. Er würde den zweiten Kampf mit ihr austragen und wenn die Welt untergehen würde. Das war sein Weg. Nicht immer der Beste, aber es war einer. Sie warf einen Blick auf die tote Frau. Ein Schamgefühl überkam sie. Es war ihre Schuld. Mit Rache konnte sie das hier nicht wieder gut machen, aber sie würde dafür sorgen, dass die Kinder überlebten. „Versprochen“ Sie sagte das Wort so leise und doch aus einer tiefen Überzeugung heraus. Auch sie war jemand der ihr Wort hielt. Nur würde sie die Kinder nicht sofort holen. Ihre zweite Hütte befand sich abseits des Dorfes, versteckt im Wald. Nur die wenigsten kannte sie, nur die, denen sie vertraute. Sie war ihr Rückzugsort gewesen. Bescheiden eingerichtet, da ihr Hauptwohnsitz im Dorf war, aber ausreichend um in Ruhe ihren Gedanken nachzuhängen. Aber was geschah dann? Sie konnte sich nicht um Kinder kümmern. Erstens wären diese bei ihr in ständiger Gefahr und zweitens war sie keine gute Mutter. Wobei das noch nett ausgedrückt war. Lilia und Nemsis würden auf keinen Fall so pflegeleicht wie Rin sein, zumal Lilia auch noch jünger war als Rin. Unbemerkt setzten sich ihre Beine in Bewegung. Was sollte sie mit den beiden machen? Die Lösung sollte ihr schnell einfallen. Immerhin wusste sie nicht, ob sie in drei Tagen noch leben würde. Die gemeinsame Reise mit Sesshomaru endete, egal wer als Sieger hervorgehen würde. Ein seltsames Gefühl überkam sie. Eine Last auf ihren Schultern, die sie niederdrückte. Es war ein seltsamer Gedanke an Abschied. Als hätte sie die Zeit mit ihm mehr genossen, als ihr je bewusst gewesen war. Die Luft um sie herum wurde wieder kühler. Sie hatte das Dorf hinter sich gelassen, und nicht nur das. Ihr Leben würde sich ändern. Sie war erneut ohne Heimat, ohne Wurzeln. Was ihr blieb war ein aller letzter Auftrag. In der Ferne erkannte sie eine dunkle Silhouette. Sesshomaru. Wieder dieser Stich im Herzen, als wollte sie ihn gar nicht hassen. Doch er hatte ihr die letzten Augenblicke genommen, die Chance richtig abzuschließen. Er hatte eine Sterbende erbarmungslos getötet. Das schwach glimmende Lebenslicht einfach ausgepustet. Er hatte sie von ihren Schmerzen erlöst. Ruchartig blieb sie stehen. Ihre Augen weiteten sich leicht. War es das? War das die Wahrheit. Nina hatte nur noch gelitten, ihre Worte waren fast schon im Wahn gesprochen. Hätte sie sie wirklich noch überzeugen können? Wie viel Fünkchen Verstand war den noch in der Frau gewesen? Einmal mehr erkannte sie, dass die Gefühle die Kontrolle über sie gewonnen hatten. Wie hatte sie nur so dumm sein können, es nicht merken können? Letztendlich hatte er Nina doch nur einen Gefallen getan, aber warum. Aus Mitleid? Sicher nicht. War er von dem Gejammer angekotzt gewissen, wahrscheinlicher, aber dennoch nicht die Lösung. Für sie. Nein, die ganz falsche Richtung. Aber was war dann der Grund? Sie verstand es einfach nicht. Aber das hatte sie noch nie. Sein Handeln war für sie immer ein Buch mit sieben Siegeln gewesen. Er hatte seine Gründe, die er anderen nie offenbarte. Einerseits würde sie gerne hinter seine Fassade sehen, aber dafür blieb ihr nicht mehr die Zeit. Übermorgen hatte er gesagt. Dann war das ihre vorletzte Nacht, zumindest womöglich. In den letzten Stunden hatte sie seine Macht mehr zu spüren bekommen, als je zuvor. Sie war gigantisch, dennoch glaubte ein Teil an ihr nicht daran zu verlieren. Dabei war sie eher Realist als Optimist. Die Kriegerin hielt ihre Hand gegen den Vollmond. Schwarzer Ruß bedeckte ihre Haut. Eine Erinnerung an das Geschehen auf ihrem Körper. Allerdings wollte sie nicht daran denken. Ein Bad würde ihr helfen. Indirekt. Die Leere in ihr ließ sich nicht mit Wasser füllen. Äußerlich legte sie eine Maske auf, aber so einfach ging das erlebte nicht an ihr vorbei. Dafür war es zu schlimm. Sie hatte Dinge verloren, die in ihren Leben Wert besessen hatten. Innerhalb weniger Stunden war ein Großteil den Erdboden gleich gemacht wurden und was blieb, war nichts. Fast wünschte sie sich zu weinen, aber sie wusste, dass keine Träne, fast keine Träne ihr Auge verlassen würde. In ihr blutete ihr Herz, beschrie das Leid der Toten. Sie selbst begriff nur langsam die Ausmaße des Verlustes. Ehe die Gedanken zu quälen wurden, setzte sie zum Sprint an. Ein stärkerer Wind kam auf. Schien sie zurück ins Dorf schieben zu wollen. Allerdings beachtete sie das nicht. Ebenso wenig wie Sesshomaru, an dem sie vorbeilief. Der Weg zurück auf die Klippe und in den Wald war steil. Doch gerade das kostete Kraft und sie hatte das Gefühl Energie loswerden zu müssen. Am liebsten hätte sie etwas zerstört, einen Dämon angegriffen, sich nur irgendwie Luft gemacht, die Wut irgendwie rausgelassen. Ja sie war wütend, wütend auf ihre Machtlosigkeit. Nach all den Jahren Training war sie immer noch nicht fähig gewesen jemanden zu beschützen. Wozu die ganze Anstrengung? Alles war umsonst gewesen. Unbewusst beschleunigt sie nochmals, ließ das Dorf hinter sich. Ihr Schritt war fest, trotz der Dunkelheit. Die Umgebung nahm sie gar nicht mehr war. Die Bäume waren in diesem Moment nicht ein Ausdruck der Natur, sie standen einfach nur im Weg. Endlich, ihr kam es vor wie nach einer Ewigkeit, hörte sie es plätschern. Durch den Wald floss ein recht großer Fluss, der ins Meer mündete. Ihr Ziel. ------------------------------------------------------------ das wars dann auch schon wieder wie immer sind Kommis jeglicher Art erwünscht und ganz obenan hoffe ich das es euch gefallen hat, obwohl es zwischen Tür und Angel geschrieben wurde ^^ blackheart_ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)