Mädchen + Jungs von Sasuke-chan (SasuSaku - HinaNaru - ShikaTema - InoIta - TenNeji - GaaraOC) ================================================================================ Kapitel 19: Aller Abschied ist schwer ------------------------------------- Kapitel 19 Aller Abschied ist schwer ~*~ Ino lümmelte auf ihrem Sitzkissen. Sie blätterte in einem Modemagazin, ohne überhaupt zu realisieren, was sie da las. Alle zwei Zeilen schaute sie auf die Uhr, die stetig im Sekundentakt tickte. Doch immer, wenn sie aufschaute, waren erst ein paar Sekunden vergangen. Sie gab das Lesen schließlich auf, weil sie sich sowieso nicht konzentrieren konnte. Seufzend legte sie die Zeitschrift zur Seite. Gerade dann hörte sie das erwartete Klingeln des Telefons. Sie sprang auf und stürzte zum Apparat. “Ja?”, hauchte sie. Am anderen Ende der Leitung ertönte ein Lachen. “Wieso so atemlos, Ino?” Wie sie den klang seiner Stimme vermisst hatte. Dabei war es erst wenige Tage her, seit sie sie zum letzten Mal gehört hatte. “Ich freue mich auch, dich zu hören!”, erwiderte sie nur bissig. “Mach den PC an!”, forderte Itachi. Ino, die sich gerade wieder gesetzt hatte, stand nun zum zweiten Mal auf und holte den Laptop, den sie nach erneutem Hinsetzen auf ihren Oberschenkeln platzierte. “Kannst du mir mal sagen, was das soll?” “Ja, kann ich.” Ino verdrehte die Augen. “Tust du es auch?” “Sich zu sehen ist doch besser, als sich zu hören, oder?” “Aber beides ist besser.” “Das habe ich ja gerade vor.” Ino schmunzelte. “Seit wann hast du denn für so etwas Zeit?” “Seit mein werter Herr Papa einen Außentermin für eine Vertragsschließung hat und ich mich in meinem Büro verbarrikadiert habe.” Ino meldete sich beim Messenger an und schaltete Webcam sowie Mikrofon an. Sie nahm den Anruf an, sobald das Tuten ertönte. “Bis gleich”, lachte sie in den Hörer und drückte den Anruf weg. Schon wenige Sekunden später sah sie Itachi auf dem Bildschirm. “Die Krawatte steht dir”, grinste sie. Itachi ließ nur ein Grummeln von sich hören, lockerte dann aber eben diese und knöpfte ein oder zwei Knöpfe seines Hemdes auf. “Wird da nicht jemand eifersüchtig, wenn du dich so präsentierst?”, neckte sie ihn weiter. “Klar. Die heiße Mieze von gestern klebt schon fast an der Scheibe.” Wenn Itachi dann zurück-austeilte musste man sich auf etwas gefasst machen. Ino ging nicht auf dieses Thema ein. Er wusste, dass es Tabu war, auch nur irgendetwas mit anderen Frauen zu unternehmen. Da wurde sie zur Furie. Aber sie vertraute ihm. “Ich vermisse dich.” Er lächelte. Mein Gott, wie sehr sie dieses Lächeln liebte. Und wie sehr sie es vermisste. Und wie verdammt sie dieses Idioten liebte. Aber er konnte ja nichts dafür. Sie musste eben damit leben, ihn nun drei Monate nicht zu sehen. Außer eben via Internet. Aber das war nicht dasselbe. Auf dem Bildschirm drehte sich Itachi zur Seite. Er bewegte die Lippen, aber sie hörte nicht, was er da sagte. Anscheinend war das Mikrofon stumm geschaltet. Als es wieder an war, hörte sie eine Tür zuschlagen. “Was war das denn?” “Ich muss los. Eine Besprechung. Neuerdings schreiben sie schon Zettel und halten sie an die Glasscheibe zum Büro, damit ich sie nicht ignoriere.” Ino lachte, aber er seufzte nur. Irgendwie sah er enttäuscht und traurig aus, was sie schmunzeln ließ. “Ist schon okay.” “Ich liebe dich. Vergiss das nicht.” Ihr wurde warm ums Herz. “Ich dich auch.” Dann war das Video-Gespräch beendet. Sie klappte den Laptop zu, legte ihn zur Seite und lehnte sich zurück. Sie würden das schon durchhalten. Irgendwie. Es waren ja nur drei Monate. Drei Monate waren nicht die Ewigkeit, auch wenn schon ein paar Tage sich so anfühlen konnten. Dann gäbe es Herbstferien und sie würde zu ihm fliegen. Selbst er als neuer Personalchef durfte sich ja wohl zwei Wochen Urlaub nehmen. Sie nahm das eingerahmte Bild von ihm vom Tisch neben ihr und sah es an. Fuhr mit den Fingern die Konturen nach, über seine Lippen. Nur noch drei Monate und sie könnte diese Lippen endlich wieder küssen. Smiling is the second best thing to do with your lips… ~*~ Es war noch hell. Die Sonne neigte sich aber schon dem Horizont entgegen. Ein glühend roter Feuerball, der in nicht einmal einer Stunde mit dem Meer verschmelzen würde. Temari schob die Füße in den warmen Sand, der noch von der heißen Mittagssonne aufgeheizt war. Keine Wolke war am Himmel zu sehen. Das einzige, was die Sicht himmelwärts einschränkte, waren die dächerartigen Blätter hochgewachsener Palmen. Sie schloss die Augen und genoss die letzten Sonnenstrahlen. Als sie plötzlich etwas Eiskalten auf ihrem Bauch spürte, schrie sie erschrocken auf. Shikamaru lachte und ging neben ihr in die Hocke. Er hatte Cocktails (mit vielen Eiswürfeln) von der nahe gelegenen Bar geholt. Als Belohnung gab es einen Kuss auf die Wange. Sie nahm das Glas, trank einen Schluck und stellte es auf den kleinen Beistelltisch, der neben ihrer Liege stand. Sie leckte sich über die Lippen. Sex on the Beach… Temari linste hinüber zu Shikamaru, dessen Blick auf die untergehende Sonne gerichtet war. Er saß mittlerweile auf der Liege neben ihr und so stand sie auf, um sich auf seinen Schoß zu setzen. Als sie seine Stirn küsste sah er sie schmunzelnd an und schlang s eine Arme um ihre Taille. Er beugte sich vor und küsste sie auf die vollen, sinnlichen Lippen. Urlaub hatte eben seine guten… und seine besseren Seiten. ~*~ Sakura saß an ihrem Schreibtisch und füllte einige Formulare aus. Morgen würde sie wohl keine Zeit mehr dazu haben. Schon in weniger als vierundzwanzig Stunden säße sie im Flieger auf dem fast fünfzehnstündigen Flug nach New York City. Soweit weg von alledem, was sie sich hier aufgebaut hatte. Getrennt von ihren Freundinnen und Freunden. Und getrennt von Sasuke. In ihrem Zimmer herrschte immer noch das reinste Chaos. Die Klamotten waren zwar schon in drei Koffern verstaut, aber alle anderen Habseligkeiten waren nur teilweise in die Umzugskartons gepackt. Wenn man sich die Koffer und die Kartons wegdachte, sah dieses Zimmer richtig unbewohnt aus. Als hätte es sie nie gegeben. Ob es wohl auch so sein würde? Okay, ihre Mädels würde sie vermutlich jeden zweiten Tag anrufen, aber trotzdem würde der Kontakt und die Bindung irgendwann locker werden und später meldeten sie sich vermutlich gar nicht mehr. So kannte man das doch. Vor ein paar Jahren noch beste Freunde, verlor man sich dann aus den Augen. Sie tackerte die Blätter zusammen und heftete sie sorgsam in einem Ordner ab, den sie auch in einen ihrer Koffer packte. Dies war ihr letzter Abend und die letzte Nacht in der Konoha-High. Temari und Shikamaru waren gestern wieder angereist. Der Kurz-Urlaub hatte ihnen sichtlich gut getan, aber sie waren absichtlich schon wieder angereist, damit sie an der Überraschungs-Abschiedsparty, die für Sakura organisiert worden war, teilnehmen konnten. Sie hatte sich tierisch darüber gefreut, aber trotzdem war ihr die Abreise schmerzlich in Erinnerung getreten. Aber trotzdem bereute sie ihre Entscheidung nicht. Sie war eindeutig richtig gewesen. Eigentlich war es das Beste, was ihr je hätte passieren können. Das letzte Jahr auf der Highschool machte sie in den USA. Und wenn sie dann ihren Abschluss in der Tasche hatte, konnte sie sich an einer dieser Elite-Unis bewerben. Wer weiß, vielleicht wurde sie sogar in Harvard aufgenommen!? Diese Entscheidungen standen aber noch nicht zur Debatte. Zuerst einmal musste sie heil in Amerika ankommen und ihren Abschluss mit möglichst guten Noten machen… Es klopfte an der Zimmertür. “Ja?” Hinata betrat das Zimmer und pflanzte sich wortlos auf das Bett. “Was ist?” Sakura drehte sich einmal mit dem Schreibtischstuhl herum, stoppte dann aber und sah Hinata an. “Weißt du eigentlich, dass Sasuke heute Geburtstag hat?” “WAS?” Die zwei Jahre, in denen sie nun hier war, hatte sie noch nie einen Geburtstag von Sasuke mitbekommen. Anscheinend hatte er den ja immer strengstens geheim gehalten. Anscheinend mochte er keine Feiern, bei denen er allein im Mittelpunkt stand. Verstand sie zwar nicht, aber es war auch nur reine Spekulation. Widersprüchlich war eben, dass er so gerne Party machte. Aber das war auch wieder etwas anderes als eine Geburtstagsfeier. Vielleicht konnte er es auch einfach nicht ertragen, von jedem Gratulationen, Glückwünsche und sinnlose Geschenke zu erhalten. Eigentlich traurig. Sie mochte Geburtstage. “Aber woher-…” “Naruto”, antwortete Hinata, noch ehe Sakura ihre Frage beendet hatte. Das war mal wieder einer dieser Momente, in denen die eine genau wusste, was die andere dachte. Dasselbe Phänomen, wie das, wenn man jemanden anrufen will. Das Telefon klingelt und genau dieser Jemand ist am Apparat. Sakura hatte sich mal damit beschäftigt und herausgefunden, dass das an gemeinsamen Erinnerungen, wie zum Beispiel einem Lied, das man zusammen gehört hat, liegt. Wenn man dieses Lied, um das Beispiel zu benutzen, wieder hört, denkt man automatisch und unbewusst an diese Person. Und greift zum Hörer. Hinata klopfte mit der Handfläche neben sich auf Sakuras Bett. Sakura folgte der Geste und setzte sich neben sie. “Ich hab Sasuke einen Brief von ‘dir’ geschrieben”, meinte die Blauhaarige beschämt und wagte es im ersten Moment nicht, Sakura anzusehen. Sie wartete auf eine Reaktion seitens Sakura, die auch mit minimaler Verspätung eintraf: “Du hast was?” “Reg dich nicht auf! Ich meine… es ist dein letzter Abend hier. Deine… letzte Chance, Sasuke für dich zu gewinnen. D-Du liebst ihn doch, oder etwa nicht?” Sakura nickte, aber Hinata fuhr schon fort. “Dann musst du auch etwas dafür tun! Das ist deine letzte Chance - für vielleicht Jahre! Vielleicht auch die letzte deines Lebens! Vielleicht siehst du ihn nie wieder! Wenn du ihm jetzt die Augen öffnen kannst…” Sie ließ den Satz unbeendet. Wieso malte Hinata auf einmal alles in den schwärzesten Farben aus? Vielleicht traf sie ihn noch viele, viele Male… Aber möglicherweise auch nicht, meinte ihr Verstand. Auf den hatte sie doch immer trauen können. Und er meinte, sie solle es lassen. Es war doch auch besser so. Besser, als sich zum Affen zu machen. Besser, als sich verarschen und ausnutzen zu lassen. Und Besser, als … ein Versuch? “Jedenfalls… jetzt oder nie, Sakura.” Hinata stand auf und wandte sich zum Gehen. Wenn sie ihr nicht so zur Einsicht verholfen hatte, würde es auch keinen Sinn machen. Sakura war ein Sturkopf. Gegen sie anzureden brachte schlichtweg gar nichts. “Aber falls du nicht kommst, solltest du ihn wenigstens anrufen. Alles andere wäre unfair. Und wenn du dich doch dafür entscheidest - in einer Stunde im Massageraum. Im Erdgeschoss, dritte Tür links, weißt du ja.” Sie öffnete die Tür. Über Sakuras Gesicht huschte ein unsicheres Grinsen. “Danke.” “Du brauchst dich nicht bei mir zu bedanken. Naruto hatte die Idee.” Die Hyuuga schenkte ihr noch ein aufmunterndes Lächeln, ehe sie das Zimmer verließ. Und ließ damit Sakura allein mit ihrem leeren Kopf und ihrem Herzen, das so voll mit den unterschiedlichsten Gefühlen war. Sie lehnte sich zurück, bis sie die Wand im Rücken spürte, legte den Kopf so weit wie möglich in den Nacken und schloss die Augen. Sie war unschlüssig. Was sollte man auch in so einer Situation machen? Gab es für solche Zwickmühlen denn Patentrezepte? Hinata hatte sie quasi vor vollendete Tatsachen gestellt. Sie hatte zwar gemeint, Sakura könne absagen… Aber diese Option war mindestens genauso unmöglich, wie hinzugehen. Und wenn sie sich aufraffte und sich mit Sasuke traf, musste sie ja auch irgendetwas planen. Sie konnte Sasuke ja schlecht in den Massageraum bestellen und dann… naja, eben nichts machen. Das war eine festgefahrene Situation. Sie kam nicht vorwärts und erst recht nicht rückwärts. Da blieb natürlich noch der Fluchtweg, aber allein der Gedanke daran war… kindisch. Sakura seufzte und ging zu ihrem Kleiderschrank. Sie hatte quasi keine Wahl. Und davor drücken würde sie sich erst recht nicht. Hinata hatte richtig gelegen. Es war vielleicht die allerletzte Chance. Und die musste sie nutzen. Koste es, was es wolle. Wie könnte sie morgen abreisen, ohne es auch nur ein einziges Mal versucht zu haben? Wie könnte sie ihn vergessen, wenn er ihr doch immer noch im Kopf herumspukte. Wie könnte sie ihn loslassen, ohne dass er ihr jemals gehört hatte. Und wenn es auch nur für eine Nacht gewesen wäre… Das grüne Cocktailkleid? Zu glamourös. Jeansröhre und T-Shirt? Zu legère. Minirock und Neckholdertop? Zu… nuttig. Sie hatte noch höchstens eine halbe Stunde für ihr komplettes Styling. Schließlich musste sie mindestens fünfzehn Minuten für die Vorbereitungen einplanen. Das hatte alleine wohl keinen Sinn. Das hatte ohne Ino wohl keinen Sinn. Sie klopfte an Inos Zimmertür und trat ein. Die Blondine telefonierte gerade. Wahrscheinlich mit Itachi. Mit wem auch sonst? Dieses Liebesglück, was die anderen fünf hatte, schien Sakura fast zu erdrücken. Wieso konnte es bei ihr nicht auch so… einfach gehen. Aber Sasuke war wohl einfach nicht der simple Typ. “Ino, es ist ein Notfall!” Sie wurde nur wissend angesehen. Also wusste Ino schon Bescheid. Zwangsläufig hieß das, dass auch die anderen ‘davon’ wussten. Sakura seufzte. “Schatz, ich muss Schluss machen… Ja. Okay. … Ich liebe dich auch.” Es gab zwei Möglichkeiten: Entweder hatte Ino alle Einzelheiten aus Hinata herausgequetscht oder die Hyuuga wurde langsam zu einer waschechten Tratschtante. Sakura tippte eher auf die erste Variante. Vor der zweiten hatte sie Angst. Ino legte ihr Handy beiseite und schlug die langen Beine übereinander. Wie gern hätte sie auch so eine Ausstrahlung. “Was gibt es?” “Ich brauche deine Hilfe.” Ino grinste. “Verstehe.” Sie erhob sich und ging zu ihrem Kleiderschrank. Sogar beim Gehen behielt sie ihre Eleganz bei. “Bedien dich!” “Ich weiß ja nicht, was.” “Hm”, machte Ino und nickte verstehend. “Warte.” Im Nu war Ino in ihrem begehbaren Kleiderschrank verschwunden und kam Sekunden später wieder heraus, um verschiedene Outfits auf dem Bett auszubreiten. “Das geht gar nicht!” Sakura deutete auf ein knallrotes Spaghettiträgerkleid. “Hm, stimmt.” Ino tippte sich nachdenklich ans Kinn und inspizierte die zwei anderen Outfits. “Ich denke, das schwarze Bandeaukleid…” Sie wurde allerdings von Sakura unterbrochen: “Es ist perfekt.” “Zieh es an!” Und Sakura zog es an. Kritisch betrachtete sie sich im Spiegel und fragte, ob es nicht ein wenig zu kurz sei. Ino, die schon dabei war, die langen, rosafarbenen Haare hochzustecken, verneinte: “Quatsch. Genau richtig.” Sie setzte die letzte silberne Klammer in den Haarbüschel und kramte rosanen Lipgloss und Wimperntusche aus einer Schublade. “Hier! Ich schau schon mal nach passenden Schuhen.” Wie praktisch es doch war, wenn die beste Freundin die gleiche Schuhgröße hatte. Und bei der Kleidergröße gab es auch kaum unterschiede, bloß, dass Sakura eben ein wenig kurviger war. Sakura tuschte ihre Wimpern und trug den Lipgloss auf und als sie fertig war, lagen ihre auch schon Balerinas mit einem leichten Absatz zu Füßen. Sie schlüpfte hinein. Perfekt. “Du bist ein Schatz!” Völlig emotional umarmte sie ihre Freundin, die nur abwinkte und etwas wie “Nicht der Rede wert!” murmelte. Lächeln verschwand Sakura in ihrem Zimmer, suchte ein Handtuch, unzählige Duftkerzen und ein Feuerzeug zusammen und verließ Appartement Nummer sieben. Im Erdgeschoss huschte sie schnell in den Raum, den Hinata ihr genannt hatte. Was sie erst bemerkte, als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, war, dass Sasuke sich bereits im Raum befand. Mit dem Rücken ihr zugekehrt saß er auf der Massageliege. Sakura schluckte, aber die Anspannung, die sich von einer Sekunde auf die andere aufgebaut hatte, verschwand nicht. Ob er sie schon bemerkt hatte? Nichts deutete darauf hin, aber sie konnte sein Gesicht schließlich nicht sehen. “Augen zu”, flüsterte sie und dabei klang ihre Stimme noch viel leiser, als sie es beabsichtigt hatte. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass er ihrer Anweisung gefolgt war, platzierte sie Kerzen in dem kleinen Raum und zündete sie an. Schon bald duftete es nach Vanille. Sie zog die Balerinas aus, weil sie bei jedem Schritt nur unnötigen Lärm auf den Bodenfliesen machten. Sie ging wieder zu ihm hin. Betrachtete sein makelloses Gesicht. Die markanten Gesichtszüge, die dunklen Augen, die sie sich nun, da sie geschlossen waren, nur vorstellen konnte. Die süße Stupsnase. Aber sie hatte sich nicht nur in seine Äußerlichkeiten verliebt, wie es bei einigen oberflächlichen Liebschaften seinerseits wohl gewesen war. Sondern in den Sasuke, der hinter der Fassade steckte. Der kam zwar selten zum Vorschein, aber manchmal, wenn auch nur eine Sekunde lang, gewährte er ihr einen Einblick in sein Inneres. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, als sie die Handhob, um ihm eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen. Seine Haare waren seidig, glatt. Er zuckte kurz, unternahm aber nichts dagegen. Ihre Hände zupften am Saum seines Oberteils. Mit ein bisschen Mut beugte sie sich vor und flüsterte ihm ins Ohr: “Ausziehen…!” Er schwieg und folgte ihrem Befehl, zog sich das T-Shirt über den Kopf, wobei er seinen Oberkörper entblößte. Auch die schwarze Bermuda machte einen Abgang. Sasuke nur in Boxershorts. Da konnten einem schon einmal die Knie weich werden. Dennoch bemühte sie sich, ihre Stimmlage beizubehalten. “Und jetzt… auf den Bauch legen!” Er tat das Verlangte, bevor sie etwas Massageöl auf seinen Rücken gab und es anschließend mit ihren zierlichen Händen verteilte. Währenddessen bettete er den Kopf auf seinen verschränkten Armen und und schloss zum erneuten Male die Augen. Nach der Massage entwickelten sich ihre Berührungen eher zu Streicheleinheiten und er seufzte wohlig auf, als sie seine Wirbelsäule herunterfuhr. “Gehört das auch zur Massage?”, fragte er, während sich ein Grinsen auf sein Gesicht stahl. Sie beugte sich weiter zu ihm herunter, sodass ihr Atem seinen Nacken streichelte, als sie redete: “Wozu denn sonst?” Sasuke setzte sich schweigend auf und zwang sie somit, sich wieder normal hinzustellen, jedoch zog er sie mit den Armen näher zu sich heran. Sie ließ ihn gewähren. “Vielleicht… hierzu.” Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie. Sakura schloss die Augen und legte die Hände in seinen Nacken, wobei seine suchend über ihren Rücken fuhren. Wahrscheinlich hätte sie sich wegen ihres Kleides gar nicht so eine Mühe machen müssen, denn jetzt landete es relativ schnell auf dem Boden und sie stand nur noch in Unterwäsche vor ihm. Er unterbrach den Kuss kurz, damit sein Blick einmal über ihren halbnackten Körper wandern konnte. Mit einem zufriedenen Grinsen sah er ihr wieder in die Augen, bevor ihre Lippen zu einem weiteren, nun leidenschaftlicheren Kuss verschmolzen. Wieder seufzte er leise, als ihre Hände über seinen Oberkörper fuhren, allerdings bemerkte er auch, dass sie eine Gänsehaut bekam, als er wieder über ihren Rücken strich, diesmal aber den Verschluss ihres BHs suchte - fand und öffnete. Ein weiterer Kuss folgte, bei dem Sasuke von der Liege rutschte und auf den Füßen landete. Er tauschte mit Sakura die Position, indem er sie - als wäre sie leicht wie eine Feder - hochhob, sodass er vor ihr stand. Seine Augen weideten sich noch einmal an ihrem Körper und er legte die Lippen diesmal auf ihren Hals, den er hochfuhr, bis er an der Kuhle unter ihrem Ohr angekommen war. Sakura raubte es fast den Verstand. Ihr Körper schien in Flammen zu stehen und jede Berührung hinterließ ein Brandmark auf ihrer empfindlichen Haut. Es kribbelte und sie hatte das Gefühl, dass gleich eine Ladung Sylvesterkracher in ihrem Bauch explodieren mussten. Insgeheim fragte sie sich, ob er genauso fühlte. Ob er auch dieses starke Empfinden hatte, was sie ganz ausfüllte. Oder ob es für ihn einfach nur um Sex ging. Aus seinen Augen konnte sie nichts lesen, wenn sie denn mal einen kurzen Blick auf diese erhaschte, denn im Moment beschäftigte er sich sehr ausgiebig mit ihrem Hals und ihrem Decolleté. Aus seinen Augen konnte sie nur eines lesen. Verlangen… Ihr erstes Mal hatte sie sich immer irgendwie… anders vorgestellt. Aber bis jetzt hatte sie nichts daran auszusetzen. Sie würde diese Nacht wohl nie vergessen. Aber vor dem nächsten Morgen fürchtete sie sich schon… ~*~ Der nächste Tag kam bald. Zu bald. Sakura erwachte allein in ihrem Bett, die andere Betthälfte war nicht angerührt. Sie gähnte und ein müdes Lächeln lag auf hren Lippen, doch ihre Augen spiegelte eine ungekannte Traurigkeit gleich nach dem Aufwachen wieder. Seufzend stand sie auf, schaltete den nervigen Handyklingelton, den sie als Weckton missbraucht hatte, aus und machte sich im Bad fertig. Die Mädchen hatten ihr gestern versprochen, das beste Frühstück aller Zeiten zuzubereiten. Sie hörte schon Stimmen und Geklapper aus der Küche. Je näher sie kam, desto lauter wurden die Geräusche. Der leichte Geruch nach Verbranntem intensivierte sich. Und als sie in der Küche stand, sah sie das ganze Ausmaß der unvermeidlichen Katastrophe: sie hatten allen Ernstes versucht, Pancakes zu machen. Leider war es auch bei einem Versuch geblieben, schließlich waren die Pfannkuchen verkohlt. Amerikanische Pancakes… Amerika würde bald ihr neues Zuhause sein. Welch Ironie des Lebens. Hatten sie dieses Gericht absichtlich ausgesucht - oder war es einfach eine unbewusste Entscheidung gewesen? Wieder kam der Abschiedsschmerz hoch. Sakura wusste aber , dass auch die anderen damit zu kämpfen hatten. Sayuri fiel es am schwersten, ihre Schwester gehen zu lassen. Darüber konnte man sich nicht wundern, schließlich waren die beiden wie Pech und Schwefel. Wobei Sakura das Pech verkörperte. Sie begrüßte die anderen und holte sechs Eier aus dem Kühlschrank. “Lasst das mit den Pancakes lieber bleiben”, schmunzelte sie und schlug die Eier über einer sauberen Pfanne auf. Die Schalen warf sie in den Mülleimer. Als sie am Frühstückstisch saßen und Eier und Toast aßen, sprang Hinata plötzlich auf und eilte in ihr Zimmer. Zurück kam sie mit einem kleinen, silbernen Bilderrahmen in der Hand. Sie stellte ihn vor Sakura auf den Tisch. “Das ist ein Geschenk von uns”, erklärte sie ihr. “Damit du ihn ja nie vergisst.” Sakuras Lippen verzogen sich zu einem schmerzlichen Lächeln. Als ob sie ihn jemals vergessen würde. Selbst wenn sie wollte, würde sie es vermutlich nicht können. “Danke.” Das Foto zeigte sie selbst und Sasuke. Wenn sie sich nicht irrte, waren sie bei einem Fußballturnier der Jungen gewesen. Es war noch gar nicht allzu lange her. Vielleicht im Frühling? Sie truf eine Sonnenbrille und er schien noch leicht außer Puste von Spiel. Die Haare klebten ihm an der Stirn und er grinste unbekümmert in die Kamera. Er hatte den Arm um sie gelegt. Ja, er trug sogar noch das Trikot. Sie würde dieses Bild hüten wie ihren eigenen Augapfel. Es war acht Uhr. Die schlichte Zimmeruhr an der Wand tickte unbarmherzig weiter. Ihre Koffer waren mittlerweile gepackt und schon zum Flughafen gebracht worden. In einem lag das Foto. Obenauf. Damit sie es gleich beim Auspacken in ihrem neuen Zimmer aufstellen konnte. Gnade dem Gott, der diesen Koffer irgendwo falsch einordnete, sodass er nur über zahlreiche Umwege nach New York kam. In fünfzehn Minuten müsste sie spätestens los. Da Taxi wartete sicher schon am Eingang. Aber das interessierte sie nicht. Sie hatte unbedingt noch einmal hierher aufs Schuldach gemusst. Hatte noch mal die Aussicht auf Tokio genießen müssen. Hatte noch einmal diesen… japanischen Wind spüren müssen, der ihr nun durch die Haare fuhr. Sie lehnte sich über die Brüstung, stützte sich aber mit den Händen ab. Sie hatte sich schon verabschiedet. Von Ino, von Hinata. Von Temari und Tenten. Von Sayuri. Ein Drama war es gewesen. Tränen, Umarmungen, Glückwünsche und noch mehr Tränen. Sie hatte es dann auch so mitgenommen, dass sie sich in Tentens Armen ausgeheult hatte. Hoffentlich würde der Kontakt nicht allzu bald abreißen. Sasuke hatte sie seit gestern nicht mehr gesehen. Sie hatte sich ja auch nicht mehr erhofft als diese eine, durchaus besondere und schöne Nacht. Aber es würde auch die einzige bleiben. Wenn es nach ihm ging. Sie hatte es nicht geschafft, ihn zu ‘erobern’. Sie hatte es nicht geschafft, ihm eine Leine anzulegen wie die anderen. Aber hatte sie überhaupt das bezwecken wollen? Nein. Es war gut so, wie es war. Eine einmalige Sache, die ihr Leben nicht weiter beeinflussen würde. Für einen Moment schloss sie die Augen. Eine einzelne Träne verselbstständigte sich und tropfte von ihrem Kinn herunter in die Tiefe. Wahrscheinlich war sie irgendwo unten auf dem Betonboden zerschellt. Wie ein Schiff, dass auf ein Kliff auffährt. Untergeht. Sakura entfernte sich einige Schritte vom Geländer, als hätte sie plötzlich Angst, es könnte nachgeben. Sie stieß mit dem Rücken gegen etwas. Oder eher; gegen jemanden. “Entschuldigung!” Sie drehte sich um und erstarrte mitten in der Bewegung. Es forderte eine gewisse Selbstbeherrschung ihrerseits, jetzt nicht schreiend davonzulaufen. “Wolltest du dich nicht von mir verabschieden?”, ertönte seine melodiöse Stimme. Worte aus seinem Mund klangen für sie immer wie die schönste Symphonie von der Welt. Sie wandte sich von ihm ab, schaute wieder auf die Hochhäuser von Tokio. “Ich dachte, es wäre nicht nötig.” Wieso war er hier? Sie waren sich doch im Stillen einig gewesen, dass nicht mehr daraus werden würde, oder? Ihr Herz tat einen Hüpfer. Vielleicht hatte er seine Entscheidung noch einmal überdacht? Vielleicht wollte er ja doch… mehr. Sie gebot ihren verwirrten Gedanken Einhalt. Hatte sie sich nicht vorgenommen, möglichst tief zu stapeln? Damit sie später nicht von so hoch fallen musste? Und jetzt tat sie doch genau das Gegenteil. Machte einen Höhenflug auf Wolke sieben. Sie konnte sich wohl nie an ihre selbstaufgestellten Regeln halten, das hatte sie immerhin schon zur Genüge unter Beweis gestellt. Sie setzte sich auf das Geländer, schwang die Beine darüber und ließ sie über dem Abgrund baumeln. Aus den Augenwinkeln hatte sie gesehen, dass Sasuke sich gerade noch zügeln konnte, als er einen Satz nach vorn machen wollte. “Würdest du um mich weinen, wenn ich hier herunterspringen und sterben würde?” Stille. Leere. Nicht einmal die Vögel sangen. Ihr Kopf wandte sich ihm zu, er sah sie nur an und schwieg. Überlegte er? Oder würde er sich gar nicht die Mühe machen, zu antworten? Vielleicht war die Frage nicht angebracht gewesen. Zu tief gehend. Ließ er sie denn soweit hinter die Fassade blicken, dass sie vielleicht schon sein Herz zu sehen bekam? Er trat neben sie und lehnte sich gegen die Balustrade, der bodenlosen Leere den Rücken gekehrt. Sein Blick straff kurz ihren, aber dann begnügte er sich damit, geradeaus zu blicken. “Ich weiß nicht.” Der Wind trug seine leisen Worte an ihr Ohr. Das Rascheln der Blätter war wieder da. Oder hatte sie es nur überhört und diese Stille war gar nicht dagewesen? Er war ihr so nah. Nicht so nah, wie gestern. Aber immer noch nah genug, dass sie sein Gesicht hätte berühren können. Sie tat es trotzdem nicht. Ich weiß nicht…, ertönte es wieder. Es war nur der Nachklang. Er hatte nicht Nein geantwortet. Aber auch nicht Ja. Wieso konnte er ihr auf solch wichtige Fragen denn nie eine klare Antwort geben? “Mach keinen Scheiß, Sakura, und geh da runter.” Sie gehorchte ihm, weil sie dann doch lieber wieder festen Boden unter den Füßen haben wollte. Das war ihr zu riskant. War nicht lebensmüde. “Ich muss jetzt gehen”, stellte sie mit einem Blick auf die Armbaduhr fest. Er reagierte erst nicht, aber als sie sich in Bewegung setzte, hielt er sie am Arm fest. “Leb wohl!” Wie sich das anhörte. Altmodisch. Weltfremd. Aber es stimmte. Und dann tat er etwas, das sie nie erwartet hätte. Er küsste sie. Zunächst war sie nur überrascht, aber dann erwiderte sie den Kuss mit größter Hingabe. Wieso war er nur so anders als die ganze Zeit über? Aber sie wollte nicht daran denken, sondern war einfach nur froh, dass er ihr hier hoch aufs Dach gefolgt war. Auch wenn der Kuss für ihn keine Bedeutung hatte, für sie hatte er. Ein letztes Mal schaute sie ihm in die Augen. Prägte sich sein Gesicht mit jedem minimalen Detail ein. Verschloss das Bild in ihrem Herzen, auf dass es nie verschwinden möge. Drehte sich schwermütig um. Und ging. Sasuke hielt sie nicht auf. ~*~ Ein oder zwei Stunden später saß Sakura im Flugzeug. Sie schaltete ihr Handyn aus, wie es verlangt wurde. Als sie aus dem Fenster schaue, wurde ihr mulmig zumute. Sie wusste immer noch nicht, ob diese Entscheidung richtig war oder falsch. Aber nun gab es kein Zurück mehr. Das Flugzeug fuhr schon an. Die ersten hundert Meter in ihre Zukunft. Die ersten hundert Meter in ein neues Leben. Ein leben ohne Sasuke. Das hörte sich schlimmer an, als es tatsächlich war. Hoffte sie zumindest. Er sollte sein Leben leben. Und wenn er es lieber hatte auch ohne sie… Ein Kribbeln bildete sich in ihrer Magengegend, als das Flugzeug immer schneller wurde. Ohne Sasuke… Sie lächelte. Vielleicht war es gar nicht so schlecht. Sie wäre den los, der sie daran gehindert hatte, zu lieben. Der sie daran gehindert hatte, jemand anderen außer ihn zu lieben. Vielleicht war sie mit diesem Entschluss endlich frei und offen für Neues. Vielleicht war sie so nicht mehr an ichn gebunden. Irgendwo in Amerika musste es doch einen Typen geben, der mit Sasuke mithalten konnte. Sie lachte bei diesem Gedanken auf und erntete prompt einen missbilligenden Blick ihres Sitznachbars. Solange er nicht mehr schaute, streckte sie ihm die Zunge heraus. Was wusste der schon. Hatte wahrscheinlich eine verschwenderische Hausfrautussi daheim sitzen, war in der Offentlichkeit ‘glücklich’ verheiratet und musste sich dann auch noch mit drei Bälgern herumplagen. Sie schaute wieder aus dem kleinen Bullauge und grinste. Sie würde sich nicht von ihrer Vergangenheit verfolgen lassen. Das Flugzeug hob ab und sie wurde ein wenig in den Sitz gedrückt. Auf ein Neues… ~*~ Damals ahnte sie nicht, dass sie etwas Wesentliches und Wichtiges vergessen hatte… Etwas, das sie von nun an für immer an ihn erinnern würde. Etwas, mit dem sie immer ein… Stückchen Vergangenheit mit sich herumtragen würde. Etwas, das sie ihr Leben lang begleiten würde. Etwas, das sie wahrlich ihr Eigen nennen konnte. Ein Teil von Sasuke. To bei continued. ~*~ Anm.: Irgendwie macht es mich traurig, dass es jetzt vorbei ist. Und das, obwohl es ja noch die Fortsetzung geben wird. Allerdings werden nur die, die bei diesem Kapitel ein Kommentar schreiben, benachrichtigt, wenn die Fortsetzung on ist. Ich werden den Link dann trotzdem in die Beschreibung kopieren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)