Experimente mit dem Wahnsinn. von LichterSchrei (music: tool/parabol[a]) ================================================================================ Kapitel 1: Gedankenriss. ------------------------ Experimente mit dem Wahnsinn. Ich sitze hier, in deinem Wagen. Die untergehende Sonne knallt mir ins Gesicht. Lilane Schlieren am Himmel vermischen sich mit grellen Rottönen, warme Farben die ihre Kälte unter einem Deckmantel aus Licht verbergen. Wir waren schon oft hier, du liebst diesen Platz. Ich fand es immer schrecklich, wegen dieser kalten Farbe die sich in mein Herz gebohrt hat. Aber ich hätte es dir niemals gesagt, weil du es hier liebst. Das Licht der Amaturenbeleuchtung ist längst erloschen. Ich warte hier, in deinem Wagen. Auf dich. Du stehst dort, am Rand der Klippe. Würde ich dich jetzt rufen würdest du dich umdrehen, mich anlachen und zu mir kommen. Warum tue ich es nicht einfach? Ich weiss, du liebst es hier, es war schon immer dein Lieblingsplatz. Hier hast du mit deinen freunden getobt, hier habt ihr zusammen die erste Zigarette geraucht, hier habt ihr euch ewige Freundschaft geschworen. So viel gutes. Trotzdem mag ich es hier nicht. Und trotzdem. Ich liebe dich, ich würde hier ewig sitzen und auf dich warten. Ich weiss, du würdest immer zu mir zurückkommen, egal wie weit wir entfernt sind. Der Himmel färbt sich grau, ich höre den Wind rauschen. Eine Möwe sitzt entfernt auf einer Düne. Die Vegetation. Auch das stößt mich hier ab. Es ist kalt, windig, klar, dass hier kaum Pflanzen wachsen. Dürre, verdorrte Gewächse erheben ihre knorrigen Arme aus dem endlosen Sand. Es kommt mir vor, als würden meine Füße, sobald sie den Boden ertasten darin versinken. Dieser für ihn magische Ort bleibt mir verweht, ich würde hier zu Grunde gehen. ich werde nur geduldet, weil er mich liebt. Weil er mich braucht. Alles hier lebt, es strahlt eine bedrohliche Energie aus. Die Pflanzen und Tiere hier sind alle darauf aus einen zu verschlingen, ich spüre es. Soll ich dich rufen? Würdest du mich überhaupt hören, oder würden das Meer und der Wind sich gegen uns wenden und meine Worte verschlucken? Würde die genannte Möwe durch das geöffnete Fenster fliegen, mir ihren Schnabel in den Hals picken und meine Stimmbänder zerfetzen? Ich warte, hier in deinem Wagen. Ewig. Für immer. Selbst wenn die Möwe doch einen Weg finden würde mich zu zerfetzen, ich würde dennoch auf dich warten. Unsere Geister sind verknüpft. Du stehst dort, an der Klippe, dein Körper getaucht in die letzten Strahlen des Sonnenskeletts. Angst. Wie lange wird es dauern bis unsere gestorbene Lebensquelle wiederaufersteht? Nacht. Der Mond, kalter Gott, Krater zieren das alte, zerfurchte Gesicht. Dort waren die Menschen? Erde. Krater, Wärme, Kälte. Wir Menschen vereinen alles in uns. Soll ich dich rufen? Ich vermisse deine warme Umarmung. Aber ich weiss, du brauchst diesen Ort, dein Lebensquell. Wirklich? Oder hat dich diese Möwe hypnotisiert? Haben sie dich rekrutiert mich zu vernichten? Nein, niemals, du würdest mir nie schaden. Ich werde hier ewig auf dich warten. Die Zeit die du brauchst. Du musst hier sein. Ich spüre es, dieser Ort lädt dich auf. Dein Körper scheint zu leuchten, selbst jetzt, wo die letzten Strahlen gestorben sind, du bist der Lichtquell. Bist du die wahre Sonne? Meine Sonne. Der Mond. Ich bin der Mond. Nein. Ich bin der Mensch. Der Mensch ,der dich braucht, mein Lebensquell. Ich bin abhängig. Rekrutierst du mich? Ich warte. Du sprichst mit den Wellen, dem tosenden Sturm, siehst die Gischt, hörst die Melodie, du nimmst alles in dir auf, warum? Bin ich dir nicht genug? Nein. Du würdest alles für mich tun. Du streckst deine Arme aus, fasst das ganze Universum damit. Alles erscheint mir so klein. Du bist der Mittelpunkt von allem. Gott? Für mich gibt es keinen Gott, nur du bist wirklich, nur dieser Moment. Wunderschön erhebst du dich. Ich weiss, du würdest mich niemals verlassen. Deine Füße verlassen den Boden. Du schwebst. Du würdest niemals springen. Dein Körper hängt in der Luft, strahlen schießen aus deinen Poren, die Ewigkeit. Du kannst nicht sterben. Ich lächle. Danke, danke für dieses wunderschöne Bild. Ich behalte es im Herzen. Wir werden für immer hier bleiben, ich muss dich nur rufen, dann bist du bei mir. Ich bin hier, in deinem Wagen, ich warte ewig. Du wirst mich nie verlassen. Ein Knall, der Vogel ist gegen die Windschutzscheibe geflogen. Blutige Schlieren zieren das Plastikglas. Ich betätige die Scheibenwischer. Rot samt Vogel wird weggewischt. Schmutz ist weg. Ich wende mich wieder zu dir um. Gleich wirst du herkommen, dich über den toten Vogel ärgern, mich küssen und wir werden zurückfahren. Doch ich kann dich nicht sehen. Haben sie dich doch rekrutiert? Wurdest du in den Sand gesogen, von diesen armseligen Ärmchen? Nein, du bist zu stark. Du bist das Licht. Sie können dich mir nicht nehmen, du würdest mich nie alleine lassen. Gleich wirst du kommen, mich anlachen, sagen dass du mir Angst einjagen wolltest, dass alles nur ein Scherz ist. Der Vogel. Seine toten Augen starren mich stumpfsinnig an. Panik überkommt mich. Hektisch öffnet sich die Autotür. Ein unsicherer Fuß steigt aus dem sicheren Fahrzeug, versinkt im weichen Wüstensand. ich spüre wie die Wüste sich in mein Herz frisst. der andere Fuß. Ich muss dich finden. Sie haben dich reingelegt! Immer weiter versinkt mein Herz im Wüstensand, die scharfkantigen Körnchen schneiden Risse in mich. Ein Kreischen. Die Möwe, sie fliegt. Sie lacht. Sie lacht mich aus! Ich renne, meine Füße versinken mit jedem Schritt weiter, mein Herz, voller Sand, ich kann es nicht verhindern! Die Klippe, die Klippe! Dort bist du verschwunden! Ich werde dich finden! ich werde dir in die andere Dimension folgen, dorthin können sie mir nicht nach! Ich muss es schaffen, ein paar Meter! Der Sand, der Sand! Mein herz wird schwer, ich höre die Schreie der Möwen, vieler Möwen, das Rauschen, das Meer, der Wind. Abwärts, meine Lunge scheint zu bersten, sie will durch meinen hals aus meinem Mund hinaus, still, Organ, bald bist du frei! Bald ist alles frei! Die andere Dimension, ich werde dich finden! Wir werden beisammen sein, warte auf mich, warte doch! Mein Sichtfeld ändert sich. Ich sehe dich zusammengekrümmt am Boden, unter mir. 3…2…1… Der Aufprall. Jetzt bin ich bei dir. Ich bin entkommen. Gedankenriss. -------------------------- Alles ist anders und seltsamer als ich es haben wollte. Viel zu fanatisch. Der Ich-Erzähler ist übrigens Kyo. Um das alles etwas zu erklären...ich habe Parabola von Tool gehört, während ich das geschrieben habe. Und zwar auf repeat. Deswegen ist es...wahnsinnig. Einfach nur total fanatisch und hektisch und irre. Und das ist nur Momentaufnahme meines Kopfes. Einfach der spontane Gedanke, der Zustand des Versunkenseins. Und die Entfesselung des Unterbewusstseins. 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