Scherben von NaokoSato ================================================================================ Kapitel 3: ... gescheitert? --------------------------- Und nach einer etwas längeren Kreativ-Pause hier nun das Ende (Ich weiß selbst, dass ich hierfür ungewöhnlich lange gebraucht habe, aber ich schiebs einfach auf die Stadt in der ich grade bin und die nicht gut zum Schreiben geeignet ist, jedenfalls nicht für mich...) Viel Spaß beim Lesen Eure Naoko ^^ … gescheitert? Schmerzen waren das erste, was ich am nächsten Morgen spürte. Unerträgliche Kopfschmerzen. Dazu kamen noch die Sonne und der Schnee, der sie vom gegenüberliegenden Dach direkt in mein Gesicht weiterleitete. Aber… gegenüber meinem Zimmer standen doch gar keine Häuser… und ich hatte keine schwarze Bettwäsche… oder vier Füße, die unter der Bettdecke hervorschauen konnten… Langsam drehte ich mich um und sah direkt in Lis Gesicht. Auch er schien gerade aufzuwachen. Er sah mich kurz an, schloss die Augen und schlief wieder ein. Doch nur wenige Sekunden später riss er sie weit auf und saß plötzlich aufrecht im Bett. „Was… was machst du hier?“, fragte er erschrocken. „Schlafen?“, meinte ich unsicher. Konnte er sich etwa nicht erinnern? „Aber… wenn du hier nur geschlafen hast, warum guckst du dann so schuldig? Und warum liegen unsere Klamotten im ganzen Zimmer verstreut?“ „Weil du sie dahin geworfen hast.“ „Wieso sollte ich?“ „Vielleicht weil… weil es so einfacher für uns war, mit… miteinander zu… zu schlafen…“ Meine Stimme wurde innerhalb dieses Satzes immer leiser, war zum Schluss kaum noch zu hören. „Wir haben WAS?“ Dafür wurde Li immer lauter. „Miteinander geschlafen“, flüsterte ich unsicher während sich mein Kopf auf seine eigene bevorstehende Explosion vorbereitete. „Nein, haben wir nicht!“ „Doch.“ „Du weißt, dass ich nicht auf Männer stehe, also kann das nicht sein!“ „Aber… na ja, du hast angefangen…“ „Hab ich nicht!“ „Du kannst mir ruhig glauben und, wenn es dir nichts ausmacht, aufhören hier rumzubrüllen, das tut weh.“ Er schwieg eine Weile in Gedanken versunken. Dann fragte er leise: „Warum sollte ich mit dir…?“ „Woher soll ich das wissen? Du hast es getan und ändern lässt sich das nicht mehr.“ „Aber ich kann mich nicht einmal daran erinnern…“ „Kein Wunder, so voll wie du warst.“ „Voll? Echt?“ „Sturzbesoffen.“ „Dann wissen wir ja, was los war.“ „Was?“ „Du weißt besser als ich, dass ich nur Scheiße baue, wenn ich betrunken bin. Das gestern war dann sicher keine Ausnahme.“ Ich sah ihn kurz an, dann stand ich auf. „Ich geh duschen.“ Das Wasser war so heiß, dass es mich fast verbrühte aber das merkte ich nicht einmal. Und Li merkte offensichtlich nicht, dass er immer Scheiße baut, egal ob er getrunken hat oder nicht… Dieser verdammte Idiot. „Alles in Ordnung?“, rief er plötzlich durch die geschlossene Tür. „Ja, verdammt.“ „Dann komm da raus, du duschst seit über einer Stunde und hier kommt schon Dampf unter der Tür durch.“ „Mecker nicht rum, ich komm ja schon.“ Ich wickelte mich in meinen Bademantel, verließ das Bad und ging ohne ihn auch nur anzusehen in mein Zimmer. Er sagte noch irgendetwas, aber ich hörte ihn nicht. Einige Stunden später spürte ich eine zögernde Hand auf meiner Schulter aber ich sah ihn nicht an, starrte nur auf die verschneiten Bäume auf der anderen Straßenseite. Falls er schon etwas gesagt hatte, so war es verklungen bevor ich es gehört hatte. „Was ist los? Warum redest du nicht mit mir?“, fragte er leise, irgendwie ängstlich. „Keine Lust.“ „Hör wenigstens zu, ja?“ „Meinetwegen“, seufzte ich. „Es tut mir Leid.“ „Was?“ „Das, was gestern passiert ist. Es war dumm. Aber ich weiß auch nicht, was ich mir dabei gedacht habe.“ „Dann sind wir ja schon zwei.“ „Weißt du, ich erinnere mich jetzt daran, und du hattest Recht. Tut mir Leid, dass ich dir nicht geglaubt habe.“ „Passiert.“ „Warum redest du so? Bist du sauer deswegen? Ich hab mich doch schon entschuldigt, mehr kann ich doch auch nicht tun.“ Ich antwortete nicht. „Ich verspreche dir, dass so etwas nie wieder vorkommen wird.“ Ich schwieg. „Bitte, sag was“, flehte er mich regelrecht an. „Ich sagte doch schon, dass ich keine Lust habe zu reden. Reicht dir das nicht?“ „Aber…“ „Geh!“ „Was?“ „Du sollst gehen. Ich will allein sein, also geh…“ „Aber…?!“ „Hau ab“, brüllte ich ohne ihn anzusehen. „Ich hab gesagt, du sollst gehen!“ Ich drehte mich noch etwas weiter von ihm weg. Um nichts in der Welt wollte ich, dass er meine Tränen sah. Und als die Tür leise ins Schloss fiel, brach ich heulend wie ein Kleinkind zusammen. Die letzte Nacht war die beste meines Lebens gewesen. Obwohl ich wusste, wie viel er getrunken hatte. Obwohl ich wusste, dass es für ihn nur ein Spiel war. Aber seine Reaktion schmerzte einfach nur. Wie konnte er das nur einfach so abtun? Wie konnte er alles einfach so von sich schieben? Wie konnte er mir das antun? Wie…? Ich liebte ihn für das, was er war. Ich hasste ihn für das, was er gesagt hatte. Und aus diesem Grund konnte ich nicht in seiner Nähe sein. Nicht solange er die Sache so betrachtete, solange er so tat als wäre es nichts gewesen. Er ahnte ja gar nicht, wie viel mir dieses Nichts bedeutete… aber sagen konnte ich es ihm einfach nicht. Jede Nacht ging ich allein weg, und fast jedes Mal mit einem anderen nach Haus, um nicht in unsere Wohnung zu müssen, um ihm nicht zu begegnen. Schlafen konnte ich sowieso nicht. Immer wenn ich die Augen schloss, sah ich ihn vor mir. Wie er heulend auf meinem Bett liegt. Wie er versteinert vor Marie steht. Wie er Grimassen schneidet als unser Direktor auf unserer Abschlussfeier zu seiner ‚Bitte-schlafen-Sie-jetzt-alle-mal-ein,-das-was-ich-sage-interessiert-eh-niemanden’-Rede ansetzte. Wie er mit einer Riesenpackung ‚Merci’ vor mir steht nachdem ich sein Zimmer überarbeitet habe und meint, dass das nicht annähernd genug sei, um sich bei mir zu bedanken, aber das sei leider die größte Packung, die es gab (sie war ungefähr so groß wie unsere gesamte Wohnung…). „Leg dich endlich hin und schlaf“, murmelte der Typ auf dessen Bett ich saß und dessen Namen ich schon längst wieder vergessen hatte. „Nein, ich gehe.“ Ich stand auf und zog mich wieder an. „Es ist fast drei Uhr nachts und draußen ist es minus 20 Grad kalt.“ „Lass das mal meine Sorge sein.“ Draußen war es wirklich eiskalt, aber das war mir egal. Es war mittlerweile Ende Januar und ich hatte seit Weihnachten nicht mehr mit Li gesprochen. Er entschuldigte sich ständig bei mir, ohne auch nur zu ahnen, dass ihm das falsche Leid tat. Dennoch konnte ich es ihm nicht sagen, es ging einfach nicht. Ich hatte Angst, er würde es genauso abtun wie diese eine Nacht. Oder, dass er mich hassen würde. Dass ich zuviel von mir preisgeben würde, mit dem Resultat, ihn endgültig zu verlieren. Zwei Stunden brauchte ich nach Hause, aber ich wollte laufen, wollte das Gefühl haben jederzeit erfrieren zu können. Wahrscheinlich hätte ich nicht einmal etwas dagegen gehabt zu sterben. Ich weiß es nicht. In unserer Wohnung war es stockduster als ich ankam, und ich beließ es dabei. Alles, was auch nur annähernd hell und freundlich war, schreckte mich in letzter Zeit ab. Die Vorhänge in meinem Zimmer zog ich extra zu, damit nicht noch aus Versehen Tageslicht herein kommen konnte. „Du kannst mir nicht ewig aus dem Weg gehen.“ Mein Herz blieb fast stehen als die leise Stimme hinter mir ertönte. „Was tust du hier?“ „Ich habe auf dich gewartet.“ „Wieso?“ „Weil ich mit dir reden will.“ „Keine Lust. Ich bin müde und will schlafen.“ „Du wirst dir anhören, was ich dir zu sagen habe. Und keine Widerworte.“ „Rede, vielleicht höre ich dir ja wirklich zu.“ „Du wirst, da bin ich mir ganz sicher.“ Die Siegesgewissheit in seiner Stimme machte mir irgendwie Angst. „Dass wir seit über einem Monat nicht mehr vernünftig miteinander reden können… ich glaube, ich weiß jetzt woran es liegt.“ „Woran denn?“ Ich hatte mich immer noch nicht umgedreht und starrte weiter die Vorhänge an. „Ich habe den dringenden Verdacht, dass du in mich verliebt bist.“ Mein Herz übersprang diesmal gleich mehrere Schläge. „Du bist nicht sauer, wegen dem was IN dieser Nacht passiert ist, oder?“ Warum schüttelte ich den Kopf? Warum konnte ich ihn nicht einfach anlügen? „Was ist es dann?“, flüsterte er. „Ich will dich nicht verlieren.“ Es hätte mich nicht gewundert, wenn er mich nicht gehört hätte, so leise, wie ich sprach. „Aber du sagst es mir nicht, und bist deshalb genau auf dem besten Wege dahin.“ „Ich will dich nicht verlieren“, wiederholte ich stupide. „Sag, dass ich mich nicht irre, und du wirst mich nicht verlieren.“ „Du irrst dich aber.“ „Ich hörte seine Schritte hinter mir, spürte seine Hände auf meinen Schultern, den sanften Druck, mit dem er mich zu sich umdrehte. „Sag mir das ins Gesicht.“ Er hob mein Kinn, damit ich ihn direkt ansah. „I… ich kann nicht“ entgegnete ich und drehte mich wieder weg. „Also habe ich Recht.“ Seine Arme umfingen mich von hinten, sein Kinn legte sich auf meine Schulter, aber ich konnte mich nicht wehren. „Wie kommst du eigentlich darauf?“, fragte ich leise. „Ich habe viel nachgedacht in den letzten Tagen und Wochen, aber erst gestern ist mir ein Licht aufgegangen. Dein Verhalten seit Weihnachten. Alles, was du seit Marie für mich getan hast…“ „Du…“ „…hast Recht?“ Ich nickte leicht und im selben Moment war ich erleichtert und von riesiger Angst erfüllt. Wie würde er reagieren? Würde er es abtun? Oder mich hassen? „Du bist süß.“ Er löste sich so von mir, dass er mich abermals umdrehen konnte. Und alles was ich tun konnte war, ihn anzustarren wie der letzte Volldepp. Er hatte das wirklich gesagt... und er beugte sich wirklich zu mir und gab mir einen Kuss auf die Wange… und er hauchte mir gerade wirklich ein „Ich liebe dich“ ins Ohr. Und wie reagierte ich Trottel? Ich stieß ihn von mir und schrie ihn fast an: „Sag das nicht, wenn du es nicht so meinst!“ Ich war schon wieder kurz davor zu heulen. „Ich meine es ernst“, sagte er todernst. „Bitte glaube mir. Der letzte Monat hat mir mehr wehgetan als die Trennung von Marie, aber das habe ich erst gestern realisiert.“ „Wir sind ja auch schon seit Ewigkeiten befreundet, da kann das doch gut sein…“ „Auch, wenn mir neben unserer Freundschaft eben auch deine körperliche Nähe fehlt? Unser sinnloses Gequatsche genauso wie dein Lächeln? Wenn ich dir genauso gerne zuhören will wie ich dich berühren will?“ „Aber… du hast doch gesagt, dass…?!“ „Dass es nur ein One-Night-Stand war? Noch dazu vom Alkohol ausgelöst? Das… das war dumm von mir, tut mir Leid.“ „Aber…“ „Kennst das schöne Sprichwort ‚In vino veritas’ nicht? Ich weiß, dass deine Lateinkenntnisse praktisch nicht existent sind, aber ich dachte, soviel hätte ich dir beigebracht?“ „Du meinst…?“ „Es war der Alkohol, ja, aber nur weil er früher wusste, was ich will als ich es selbst wusste.“ Ich sah ihn nur weiter völlig verunsichert an und sein Bild verschwamm vor meinen Augen. Aber er lächelte. „Ist das denn so traurig, dass du gleich weinen musst?“ Den Kopf schüttelnd wischte ich mir ungeschickt die Tränen aus den Augen. „Eine Frage noch: Wie lange schon?“, fragte er vorsichtig. „Seit… seit unserem letzten Schuljahr“, gestand ich auf den Boden starrend. Und innerhalb weniger Augenblicke lag ich wieder in seinen Armen. „Ich… ich wollte dich nicht verlieren. Außerdem hattest du Marie…“ „Das ist vorbei. Und du wirst mich nicht verlieren“, lächelte er. Ich nickte nur leicht und wurde zum Bett geschoben, wo ich an ihn gekuschelt fast augenblicklich einschlief. Ein Traum. Das war alles nur ein Traum. Aber warum lag dann ein Arm über meinem? Und warum konnte ich jemanden neben mir atmen hören? Vorsichtig öffnete ich die Augen und sah, dass meine Hand mit einer anderen verknotet war. An den Zeigefingern identische Ringe, dabei hatte ich meinen seit Weihnachten nicht gesehen, hatte ihn versteckt, damit ich ihn nicht sehen musste… „Den hab ich gestern gesucht und gefunden. Eigentlich hatte ich ihn dir im wachen Zustand geben wollen, aber du warst so schnell weg“, flüsterte Li leise neben meinem Ohr. „Kein Traum…“, murmelte ich nur und drehte mich zu ihm um. „Nein, kein Traum. Und noch etwas, was ich dir schon früher sagen wollte: Ich gebe dir hiermit die Erlaubnis, mich Idiot nennen zu dürfen, wann immer du es für angebracht hältst.“ „Halt die Klappe“, sagte ich nur bevor ich ihn küsste. Und zum ersten Mal war ich wirklich glücklich. The End (Ich hoffe euch hats gefallen. Freu mich auf eure Kommis ^^) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)