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I lose myself in you

verwirrende gefühle und noch mehr chaos
von

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Colonel

Ich bin eine normale junge Frau.

Naja, sagen wir fast. Aber eigentlich bin ich ganz normal, wie jede andere junge Frau auch, habe ich eben meine Probleme und Ängste bei gewissen Sachen.

Man kann schon sagen, dass ich ein wenig geschädigt aus meiner Vergangenheit bin, aber was soll es schon.

Aber wer ist das nicht?

Wer hat keine Narben, die er aus der Vergangenheit mit sich schleppt?

Man nimmt das Leben so wie es kommt, wie es ist und man versucht nun mal immer das Beste daraus zu machen.

Ich bin 23 Jahre alt und heiße Marron Kusakabe.

Ich bin Tiertherapeutin. Es war wohl immer mein Traumberuf viel mit Tieren zu arbeiten und ihnen zu helfen. Den Menschen wird heute genug geholfen aber wer versteht denn schon was unser Haustier uns sagen will, dabei ist es oft ziemlich offensichtlich. Wir müssen nur hinhören und es auch verstehen, aber da hapert es ja schon bei den meisten Menschen. Sie nehmen sich nicht die Zeit auf ihr Haustier einzugehen.

Ich habe mich vor allem auf die Tierpsychologie von Pferden spezialisiert, aber ich kümmere mich auch um kleine Tiere.

Ich weiß das klingt bescheuert, aber letztendlich versuche ich den Tieren zu helfen, die ein wenig verhaltensauffällig sind, die nach einem schlimmen Ereignis keine Beziehung mehr zu ihrem Menschen aufbauen können.

Es ist ein sehr umfangreicher Job, man nennt mich auch die Pferdeflüsterin.

Okay, nur Maya und Miyako nennen mich so. Die beiden sind meine besten Freundinnen. Miyako kenn ich schon seit wir klein sind. Wir haben eine Menge durchgemacht.

Ich lebe auf einen Gestüt. Meine Freundin Maya und ihr Mann Nico leiten es.

Sie ist eine gute Pferdezüchterin. Nico ist eher für das Geschäftliche zuständig. Wir ergänzen uns aber alle Recht gut.

Es macht sehr Spaß und es ist was anderes, als in einer Stadt zu leben.
 


 

Die brünette Marron Kusakabe stand am Fenster ihres kleinen Apartments und begutachtete das Abladen ihres neuen Kunden.

Es war ein schöner brauner Hengst. Aber von seiner ursprünglichen Schönheit sah man nicht mehr viel.

Er hatte einen Unfall, einen schlimmen Unfall gehabt.

Es würde nicht leicht werden, dass wusste sie vorher schon, aber sie wollte sich der Sache dennoch stellen. Sie war die letzte die so leicht aufgeben wollte. Für viele Menschen die zu ihr kamen, war sie die letzte Rettung.

Manchmal war es dann wirklich besser, das Tier einzuschläfern, aber Marron wollte immer erst mal anfangen und dann konnte sie immer noch dieses Wort aussprechen `Einschläfern´.

Marron stellte die hellblaue Kaffeetasse auf das Fensterbrett, ging an den kleinen Esstisch und schaute noch mal in die Akte des Tieres. „Colonel“, den Namen des Pferdes fand sie gleich vorne auf dem Deckblatt der Mappe.

Die Besitzer dieses Pferdes waren die Familie Nagoya.

Eine reiche Familie. Das Oberhaupt der Familie besitzt ein gutlaufendes Krankenhaus, Kaiki Nagoya. Mit ihm hatte sie telefoniert. Seine Frau Amy Nagoya, war eine sehr gute, berühmte Reiterin.

Die Tochter, Kaya, hatte mit ihren 10 Jahren den Unfall. Sie hatte den Unfall gehabt und lag noch immer im Krankenhaus in einer Reha-Klinik.

Das Pferd würde vom Sohn Chiaki Nagoya hier hergebracht werden. Er würde dann auch Marrons Ansprechpartner für die Behandlung und weitere Informationen sein.

Marron ging mit der Akte ihres neuen Patienten ans Fenster und beobachtete den jungen fremden Mann. Er hatte blaues Haar, er fiel somit relativ schnell auf.
 

Der Hengst war ängstlich, das konnte sie ihm auch von weiten ansehen. Das würde ein schwieriger Fall werden.

Colonel würde ihre ganze Aufmerksamkeit benötigen.

Sie blickte noch einmal in die Akte.

Colonel und Kaya Nagoya hatten einen Unfall im Wald, an einer Straße stießen sie mit einem LKW zusammen, deswegen hatte Colonel diese schweren Verletzungen.

Sie seufzte, blickte sich das Pferd noch mal an und ging dann aus ihrer Wohnung.
 

Marron Kusakabe hatte veranlasst, dass man Colonel in die Außenstallungen brachte.

Vermutlich war das Pferd lange genug in eine dunkle Box eingesperrt gewesen, weil sich keiner mehr an ihm heran getraut hatte. Außerdem war er hier erst mal von den anderen Pferden getrennt, sie würden ihm vermutlich bei den Behandlungen nur nervös machen.

Marron brauchte die ganze Aufmerksamkeit des Pferdes auf sich, wenn sie ihm helfen sollte. Und er brauchte die ihre.
 

Sie stand vor der großen, hellen Box und schaute ihn an.

Colonel stand einfach nur in der Box, mittig, bewegte sich nicht, wich auch ihrem Blick aus.

Er schaute sie nicht an, was selten war für Pferde, denn die meisten suchten immer sofort Blickkontakt. Aber dieser hier nicht. Dieser hier hatte Angst und fühlte sich unsicher.

Sie schrieb auf die Tafel der Box mit weißer Kreide den Namen des Pferdes, die Besitzer und die Futtersorte die er bekommen sollte. Er brauchte Kraftfutter, das Training, was sie mit ihm vorhatte, würde sehr an seinen Nerven ziehen. Sie musste ihn deswegen körperlich schon fit machen.

„Hallo...“

Sie drehte sich um und sah in das freundliche Gesicht von Hijiri. Er stellte sich zu ihr und blickte da Pferd an. „Sieht ja nicht gut aus.“

Marron nickte ihm nur zu und blickte wieder zu Colonel. „Das Pferd hatte einen Unfall mit einem LKW“, erklärte sie ihm.

Hijiri blickte auf den Namen des Pferdes und auf den des Besitzers. „Ist das nicht da Pferd mit dem die Tochter verunglückt ist?“

Marron nickte.

„Sie soll wohl immer noch im Krankenhaus sein.“

„Vermutlich.“, sagte Marron nur abwesend. Die Familiengeschichte interessierte sie nicht besonders.

„Naja, mal schauen, dass du dir da nicht zu viel zumutest.“

Sie blickte ihn fragend an. Dann lehnte er sich lässig gegen die Tür der Box und blickte sie an. „Sag mal“, fing er an und strich ihr eine ihrer verwegenen Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Wollen wir heute Abend...“

Marron wich ihm aus und schlug ihm seine Hand aus ihrem Gesicht. „Hijiri. Ich hab zu tun. Tut mir Leid. Aber ich hätte heute eh nicht Lust auf eine von diesen Partys.“

„Was heißt denn, auf eine von diesen Partys?“

„Du weißt schon sehr genau was ich meine.“, sagte sie zu ihm und blickte den Hengst weiterhin an.

Sie bekam den Blick den Hijiri ihr zu warf gar nicht richtig mit.

Sie wusste auch nicht, dass er schon seit einer langen Zeit scharf auf sie war. Marron bekam so etwas selten mit. Sie hatte nie was mit Männern zu tun. Sie hatte auch nie das Bedürfnis danach gehabt. Sie brauchte keinen an ihrer Seite. Marron musste, seit sie mit 10 Jahren von ihren Eltern verlassen wurden war, sich alleine durchs Leben schlagen und das hatte bisher auch immer prima geklappt gehabt. Sie wusste das Hijiri viele Freundinnen und Gespielinnen hatte, wie Miyako und Maya es gerne ausdruckten.

Es war ihr egal, solange er seine Arbeit machte. Die einzige auf dem Gestüt, mit der Marron mehr als ein rein freundschaftliches Verhältnis pflegte, waren Maya und Nico. Maya war so etwas wir ihre große Schwester geworden. Und Maya passte auch immer auf Marron auf, als wäre sie ihre kleine Schwester.

Nico war fast so etwas wie ein Bruder. Er war immer für Marron da und griff ihr gerne unter die Arme. Er mochte sie und sie mochte ihn.
 

„Vielleicht ein anderes Mal.“, sagte Marron zu Hijiri und lächelte ihn an.

„Marron, du weißt, dass ich mehr als nur Freund...“ Sie blickte ihn mit großen, fragenden Augen an. Dann blickte sie an ihm vorbei und sah den Besitzer des Pferdes. Der junge Mann, der Colonel hergebracht hatte.

Marron lächelte ihm zu, da er zu ihnen kam.

Chiaki Nagoya trat zu den Beiden.

An den Blick wie Hijiri und Chiaki sich anschauten, konnte sie erkennen, dass die beiden sich kannten. „Hallo Chiaki.“

„Hallo Hijiri.“ Chiaki blickte Marron an.

„Chiaki, darf ich dir Marron Kusakabe vorstellen. Marron, dass ist Chiaki Nagoya.“, stellte Hijiri die beiden einander vor.

Marron reichte dem jungen Mann die Hand, er schüttelte sie mit einem leichten Druck. „Freut mich Sie kennen zu lernen.“

„Ganz meinerseits. Ich hatte ja mit ihrem Vater schon telefoniert gehabt.“, sagte sie und blickte wieder in die Box herein.

„Ja er kann leider nicht hier sein. Er hat momentan geschäftlich eine Menge zu tun.“

Marron nickte und blickte Chiaki wieder an. „Wie geht es ihrer Schwester?“

Chiaki lächelte. Er war sichtlich erleichtert, dass sie das Thema zuerst anschnitt. Er musterte die junge Frau. Er hatte sie sich ein wenig anders vorgestellt. Älter, nicht so gut aussehend. Weniger anziehend. Er war sichtlich erstaunt, Hijiri merkte das, denn er kannte seinen Kumpel, mit dem er immer durch die Clubs zog eben schon etwas länger.

„Danke für ihre Nachfrage. Meine Schwester Kaya geht es so weit gut. Sie wäre am liebsten auch mit her gekommen. Aber unsere Mutter hielt es nicht für angebracht.“, erzählte ihr Chiaki. Er blickte in die Box hinein. „Denken Sie, Sie bekommen ihn wieder hin?“ Er hatte ein trauriges Seufzen in der Stimme.

Marron blickte den Hengst an. „Naja, das kann ich ihnen jetzt noch nicht sagen. Aber ich werde mein Bestes geben. Es hängt ganz von Colonel ab.“

„Sie ist ja auch eine der Besten.“, sagte Hijri.

Marron blickte ihn ermahnend an.

„Ja, das wissen wir. Deswegen haben wir Colonel ja auch zu Ihnen gebracht.“

Marron errötete und blickte weg. Sie wollte solche Komplimente nicht hören. Sie ließen sie nervös werden und dann hatte sie sich nicht unter Kontrolle und das hasste sie, mehr als alles andere.

Chiaki konnte es sich nicht verkneifen und blickte sie an. Er hatte schon lange keine Frau mehr gesehen, die noch bei leichten Komplimenten errötete. Dabei hatte er ihr nicht ja mal ein Kompliment als Frau gemacht, sondern auf ihre Arbeit.

„Wie gesagt, ich kann Ihnen nicht versprechen, dass Colonel wieder das Alte wird. Es ist jetzt schwer einzuschätzen. Ich weiß noch nicht, wie er auf die einzelnen Therapiemethoden anspricht.“

Chiaki hörte ihr zu und nickte. Er blickte auf die Uhr. „Ich muss mich entschuldigen, aber ich muss sie wieder verlassen. Ich muss zu meiner Schwester, sie bittet darum. Ich werde heute Abend aber noch mal vorbei schauen, vielleicht können Sie mir dann ja noch mehr sagen. Dann können wir ja auch ihr Vorgehen durchsprechen.“

„Ja, das ist in Ordnung.“, sagte Marron mit einem Lächeln.

Chiaki Nagoya verabschiedete sich höflich und in einem freundlichen Ton von ihr.
 

Sie blickte ihm nach. „Woher kennst du ihn Hijiri?“, fragte sie ihn ein wenig interessiert, ließ es ihm aber nicht zeigen.

„Unsere Familien kennen sich schon lange. Wir ziehen oft um die Häuser, warst du noch nie mit, wo er auch dabei war?“, fragte er sie und blickte sie fragend an.

Sie schüttelte den Kopf. „Scheinbar nicht.“ Marron zog sich nun ein Haargummi aus ihrer Brusttasche ihrer Bluse und band ihre Haare zu einem Zopf zusammen.

„Du willst heute schon anfangen?“, fragte er sie skeptisch.

Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich will heute nur raus finden, wo ich bei ihm anfangen kann.“, sagte sie und öffnete die Box.

„Gut ich geh dann mal, ich hab gleich Schüler.“

Sie blickte ihm nicht hinterher, nickte auch nicht, sondern blickte in die offene Box. Marron stand dem einst sehr schönen Hengst gegenüber. Sie sah, dass er Angst hatte und sich absolut nicht wohl fühlte. „Ist schon gut, mein Großer.“, sagte sie und versuchte es mit einem ruhigen und sanften Ton.

Doch Colonel ließ sich davon nur wenig beeindrucken.
 

Wie versprochen tauchte am Abend Chiaki Nagoya wieder auf. Marron stand gerade wieder an der Box von Colonel und füllte ihm das gewünschte Kraftfutter in die Box.

Sie hatte auch eine Extraportion Stroh für ihn beantragt gehabt. In der Akte stand, dass er sich nicht mehr hinlegte. Sie sah das auch an seinen Knöcheln und Knie. Sie waren wund und hatten leicht Wasser gesammelt. Was nicht gut war, aber das würde schnell verheilen, wenn er auf der Wiese sein könnte und wild rum rennen würde. Die Bewegung wird ihm generell gut tun.

„Hallo.“, sagte Chiaki und lächelte, als er zu ihr heran trat.

„Herr Nagoya.“ Erst jetzt blickte sie um sich und merkte auch erst jetzt, dass es schon dunkel wurde. Sie war ganz schön lange mit Colonel auf der Koppel gewesen. Aber sie war nicht wirklich einen Schritt weitergekommen. Er ließ sich zwar von ihr führen, aber mehr auch nicht. Wenn sie ihn los ließ, blieb er einfach nur stehen. Er ging nicht weiter, sondern blieb stehen. Er schaute sich auch nicht die fremde Umgebung an, sondern blieb einfach nur stehen, schnaubte kurz und blickte auf den Boden. Er roch nicht mal an dem frischen Gras, wollte es auch nicht essen.

Marron schloss die Box wieder, blickte kurz herein, widmete sich dann ihrem Kunden zu.

„Und was sagen Sie?“, kam er gleich zur Sache.

Marron ertappte sich dabei, dass sie fand, dass ihr Geschäftspartner sehr gut aussah. Hijiri sah auch gut aus, aber dieser Herr Nagoya hatte mit den blauen Haaren, die ihm ins Gesicht hingen, etwas Verwegenes und für sie interessantes.

Sie errötete und blickte schnell weg, damit er es nicht bemerkte.

„Was ich Ihnen schon mal sagen kann Herr Nagoya ist, dass wir einen langen Weg vor uns haben.“

„Das heißt?“, fragte er sie.

„Naja, ich kann es Ihnen nicht genau sagen, es kommt auf Colonel an.“

Chiaki nickte, dass er verstanden hatte, was sie sagte. Er seufzte ein wenig. Dann blickte er sie wieder an, er musste lächeln. „Sie haben was im Haar.“, sagte er sanft und wollte ihr ein Strohfussel aus dem Haar ziehen.

Als er sie berührte, zuckte Marron zusammen.

Sie blickte ihn erschrocken an.

„Entschuldigen Sie, ich wollte sie nicht erschrecken.“, sagte Chiaki, der durch ihre Reaktion auch ziemlich erschrak.

Sie nickte und versuchte ruhig zu bleiben. „Ist schon okay.“, meinte sie und ging an ihm vorbei. Ihr Herz klopfte ganz wild, das lag aber nicht an der Berührung von eben. Doch eigentlich schon, aber das war eine lange Geschichte.
 

Chiaki war ein Frauenheld, das wusste jeder. Ja, er selber wusste das. Frauen, war für ihn nie etwas Besonderes gewesen. Wenn er sie am Abend, an dem er sie kennen gelernt hatte, ins Bett bekommen hatte, dann wollte er sie am nächsten Tag bestimmt nicht noch mal mit ihr treffen.

Doch diese Marron, die er sehr anziehend fand, schien ein wenig anders zu ticken. Er mochte die Frauen, die gut aussahen, nichts dachten und nichts sagten.

Sie gaben ihm keine Widerworte, was ihn nur noch mehr in seiner Art bestätigte.

Er blickte ihr hinterher.

„Kommen Sie, wir besprechen den Vertrag.“

Chiaki nickte und folgte ihr.

Der Anfang der Therapie

Marron Kusakabe blickte in das Gesicht ihres Geschäftspartners.

Es war komisch.

Doch sie riss sich zusammen und besprach mit dem Erbe der reichen Familie Nagoya, Chiaki Nagoya, ihren Trainingsplan für das Pferd Colonel.

„Und sie denken, wirklich dass es noch Hoffnung gibt?“ Er blickte sie leicht skeptisch an.

Marron mochte das nicht. Sie blickte ihn überrascht an. „Wenn sie das nicht denken, warum haben sie ihn dann zu mir gebracht?“ Sie war gut im kontern. Aber sie musste es wissen. Wenn die Familie dem Pferd keine Chance mehr gab, dann hatte das alles eh kein Sinn.

Chiaki musste schmunzeln. „So hatte ich das nicht gemeint.“ Aber er musste lächeln. „Meine Schwester Kaya und ich sind in Pferde vernarrt. Ich selber reite zwar nicht, aber sie schon. Wir wollten Colonel nicht einschläfern lassen. Es ist ihr Lieblingspferd.“

Marron hörte ihm zu und nickte zustimmend. „Pferde sind gute Geschöpfe und sie wollen ihre Reiter, wenn sie gut behandelt werden, nur beschützen. So sind viele Tiere wenn sie eine feste Beziehung zu ihrem Besitzer haben. Ich vermute, dass Colonel das auch tat.“

Sie blickte ihren Gegenüber fragen an. „Also ich meine bei dem Unfall mit ihrer Schwester. So wie aus dem Bericht entnehmen konnte, ist er hochgegangen, als der LKW auf die Beiden zu raste.“

Chiaki nickte. „Ja er ist gestiegen.“ Er seufzte. „Ich hätte meine Schwester nicht alleine ausreiten lassen.“ Gab er sich die Schuld und fuhr sich mit einem schweren Seufzer durch seine blauen Haare. „Sie meinen also er wollte sie beschützen?“

Marron nickte. „Hat ihre Schwester seit ihrem Unfall Colonel besucht?“

Dies war eine sehr wichtige Frage. Sie war wichtig für die Therapie.

Chiaki blickte sie an. Sie merkte, dass er nachdachte, dann schüttelte er den Kopf. „Nein unser Vater hatte es ihr verboten. Er wollte es nicht. Er hält generell nicht viel von…“

„Verstehe.“, sagte sie und seufzte ein wenig.

Marron notierte sich etwas auf.

Er blickte sie an. „Hätte sie es tun sollen?“

Sie blickte ihn wieder an. Sie wusste nicht Recht wie sie es ihm sagen sollte. „Wissen Sie, Colonel hat ihre Schwester beschützt bei dem Unfall. Sie hatten diesen Unfall zusammen. Er hat ihr vertraut. Sie waren Freunde. Sie waren Vertraute. Er wusste, dass sie klein ist und hat sich deswegen gegen den LKW aufgerichtet. Es war vermutlich egal, ob er was erreichen könnte oder nicht, aber er wollte sie beschützen, auch mit dem Gedanken, dass er vielleicht für sie sterben würde. Aber er wollte sie beschützen.“ Sie stoppte kurz ihre Worte. „Und nun hatte man ihm in einen kleinen dunklen Stall eingesperrt, er sieht es als Strafe. Es geht ihm schlecht. Er ist verwirrt. Und die die er beschützt hat, kam ihn noch nicht besuchen. Verstehen Sie worauf ich hinaus möchte?“

Chiaki Nagoya nickte. „Ich werde tun was ich machen kann. Kaya wird sich freuen, Colonel wieder zu sehen.“

„Aber es wird nicht spaßig für sie, das kann ich ihnen schon jetzt sagen. Er hat kein Vertrauen mehr zu den Menschen.“, sagte sie zu ihm langsam. „Es wird schwer sein. Ich hatte schon mal ein Traumaopfer derart und es hat sehr lange gedauert, bis es wieder Vertrauen bekommen hatte.“

Chiaki nickte und sagte: „Hijiri hat mir gesagt, dass sie das machen könnten. Wenn es jemand schaffen würde Colonel zu retten, dann wären es sie.“

Marron wurde rot. „So gut bin ich nicht. Ich höre nur einfach auf das was die Pferde mir sagen wollen und versuche einfach zu helfen und das zu sehen, was die meisten Menschen nicht sehen.“ Verlegen blickte sie weg.

Chiaki lächelte sie an.

Er machte Frauen oft Komplimente, doch keine wurde so süß rot vor Verlegenheit wie sie. Die meisten wurden überhaupt nicht mehr verlegen. Aber Chiaki fand, dass es sehr schön aussah.

Er lächelte sie weiter an und blickte sich dann in der kleinen Wohnung um. „Hier wohnen Sie also?“

Sie blickte sich um und merkte, dass es nichts Besonderes war. Zumindest nicht für so jemanden wie einen Nagoya. Die Wohnung war schlicht und klein. Es war ihr irgendwie peinlich. Es war alles andere als luxuriös, aber sie fühlte sich hier immer sehr wohl.

Es war das erste Zuhause, in dem sie sich wohl fühlte. „Sie sind bestimmt was anderes gewöhnt.“

Er blickte sie überrascht an. „Sie meinen, weil ich ein Nagoya bin?“

Sie blickte ihn erschrocken an. „Entschuldigen Sie, ich wollte ihnen nicht zu nahe treten.“, sagte sie schnell. Sie war leider einer der Menschen, die leider immer gerne, in Fettnäpfchen traten. So wie auch in diesem Fall.

„Nein, Sie müssen sich nicht entschuldigen. Sie haben ja schon Recht. Und wenn ich ihnen sagen würde, dass ich nicht wirklich auf da Geld meiner Familie stehe, klingt das wie eine Lüge.“

Sie musste schmunzeln, schließlich war er mit einem schicken BMW angefahren gekommen.
 


 

Marron hatte es geschafft, dass Colonel aus der Box kam und mit ihr auf die Weide ging.

Sie hatte ihn im Stall bei der großen Weide untergebracht. Er kam nicht weit raus. Er fühlte sich wohl unwohl.

Marron hatte kein Seil genommen oder Ähnliches, sie wollte schließlich das Vertrauen wieder gewinnen. Sie wusste selber, dass es nicht einfach werden würde.

Er sollte selber raus kommen. Er sollte selber für sich entscheiden, wann er wieder etwas sehen wollte.

Sie saß auf einem Holzstamm.

Der Baum wurde vor 4 Jahren gepfählt. Sie fand es unnötig damals, aber es musste wohl sein. Bestimmungen. Regeln. Gesetzte.

Jetzt nutzte sie ihn als Sitzgelegenheit und saß ihm gegenüber und blickte das Pferd an.

Colonel stand ein wenig schwach ihr gegenüber, zumindest schien dies so.

Sie begutachtete seine Wunden in der Sonne. Er hatte eine Brandnarbe im Gesicht und auf der Brust. Vermutlich von der Reibung auf dem Asphalt oder gegen den LKW. Er hatte einen Verband um sein rechtes Knie am Vorderhuf. Man hatte ihn dort nähen müssen um eine Aderblutung zu stillen.
 

Es war ein schönes Wetter. Der Wind wehte um die beiden herum, doch sie blickten sich einfach nur an. Keiner bewegte sich oder änderte seine Position. Sie wusste, dass es schwer werden würde. Sie war auf alles vorbereitet.

Colonel bewegte sich nicht, er vertraute ihr nicht. Dann sah sie, wie sich seine Nüstern bewegten.

Er bewegte den Kopf Richtung Boden. Er roch am Gras, ließ Marron aber nicht aus den Augen. Er roch nur dran und beobachtete sie weiter.

Marron lächelte.

Colonel hob wieder den Kopf. Seine Ohren bewegten sich nach hinten. Er hörte etwas.

Marron würde sich gerne um schauen, ob jemand zur Weide kam, aber sie konnte sich momentan nicht bewegen, das würde ihn nur erschrecken.
 

„Frau Kusakabe .“

Colonel zuckte zusammen. Aber er blieb stehen.

Marron drehte den Kopf und sah am Rand Chiaki Nagoya stehen. Er stand am Zaun und winkte ihr zu.

Sie seufzte, blickte zu Colonel, doch er hatte sich ihr abgewendet.

Marron seufzte, nun war es eh vorbei.

Sie stand von ihrem Baumstumpf auf und ging zu Chiaki Nagoya. „Mr. Nagoya. Hat man ihnen nicht gesagt, dass wenn ich mit einem Pferd übe, dass man mich in Ruhe lässt.“

„Hab ich die Therapie gestört?“, fragte er sie.

Sie blickte zu Colonel. Er stand auf der Weide, blickte zu den Beiden, aß dann vom Gras. „Das weiß ich noch nicht. Er scheint sie aber zu kennen, sonst hätte er vermutlich anders reagiert.“ Marron kletterte über den Zaun. „Haben sie Colonel besucht gehabt, als er im in dem dunklen Raum war?“, fragte sie ihn.

Er half ihr über den Zaun und blickte dann nach ihrer Frage zu Colonel. Er nickte. „Ja. Ich war da. Ich weiß, dass er ein gutes Pferd ist. Er ist ein gutes Pferd. Also hab ich ihn besucht.“

Marron nickte. „Ja, das ist er.“
 

Chiaki Nagoya saß am Abend des Tages in einer Kneipe.

Er war eigentlich nicht der Mann für eine Kneipe. Er war eher der Clubgänger. Doch es war ihm im Moment ziemlich egal.

Er blickte auf das braune Getränk in seinem Glas und hörte die Eiswürfel knacken.

Er nahm das Glas an seine Lippen und trank es in einem Zug herunter.

„Noch einen.“, bestellte er beim Barkeeper und schob ihm das Glas hin, dass er ihm wieder das Glas mit der gleichen braunen Flüssigkeit füllte.

Dieser nickte und füllte es wieder auf.

„Was sehen meine Augen denn da?!“

Chiaki drehte sich um und blickte in das grinsende Gesicht von seinem Freund Hijiri. „Oh.“, sagte Chiaki nur und blickte wieder in sein Glas.

Hijiri setzte sich neben ihn auf den Stuhl an der Theke. „Einen Doppelten bitte.“, Bestellte er beim Barkeeper. „Was ist denn dir über die Leber gelaufen, Chiaki?“

Chiaki blickte ihn an und seufzte. „Was weiß ich...“

„Ist es Marron?“

„Wer?“

„Na deine Pferdeflüsterin.“, meinte Hijiri nur und bekam sein Getränk.

„Was soll mit ihr sein?“ Chiaki blickte ihn an und seufzte nur.

„Sie ist heiß.“, meinte Hijiri.

„Ist das nicht die, bei der du es schon ewig versuchst, aber noch nicht gelandet bist?“, hakte Chiaki nach und machte sich mit dieser Bemerkung über ihn lustig. Aber es war ihm gerade egal.

Er blickte wieder in sein Getränk.

Hijiri seufzte. „Ja, das ist sie.“

„Marron...“, wiederholte Chiaki den Namen und ließ ihn sich über die Zunge zergehen. „Sie packt das mit Colonel, da bin ich mir sicher.“

„Ja, das schafft sie bestimmt. Sie ist gut.“

„Klingt so, als warst du schon mit ihr im Bett.“, sagte Chiaki nur.

„Noch nicht. Aber lange dauert es bestimmt nicht.“

„Meinst du?“

„Ja. Langsam lässt sie mich immer näher an sich ran.“

„Ich wette, dass sie nie mit dir schlafen wird. Sie ist nicht so eine.“

„Du kennst sie doch nicht mal.“

„Ich weiß, dass sie mit Colonel umgehen kann und ihn retten kann, also kann sie auch meiner Schwester helfen. Das ist das Wichtigste was ich von ihr weiß.“, antwortete Chiaki und trank sein Getränk wieder aus.

„Du stehst auf sie.“, meinte Hijiri.

Chiaki blickte ihn an. „Und wenn...“, meinte Chiaki nur. Er hatte im Moment genug von seinem Junggesellen-Leben. Seit das mit seiner Schwester war, hatte er aufgehört ständig und jeden Abend durch die Clubs zu tanzen. Er liebte seine Schwester, sie war alles für ihn.
 

Marron stand mal wieder vor der Box von Colonel und blickte ihn an. „Und?“

Die Brünette drehte sich um und sah in das Gesicht ihrer besten Freundin, Miyako. „Was machst denn du hier?“, fragte sie und umarmte sie. „Dachte du und Yamato seit bei seinen Eltern.“

„Ja, waren wir auch. Aber wie du siehst, sind wir wieder da. Maya hat mir eben von deinen neuem Auftraggeber erzählt.“, meinte Miyako und blickte nun auch das Pferd an.

„Colonel, heißt er.“

„Er gehört den Nagoyas?“, fragte Miyako nach.

Marron nickte. „Die Tochter ist immer noch im Krankenhaus, der Sohn, Chiaki, kommt jeden Tag hier her und schaut nach meinen Fortschritten.“

„Chiaki? Wirklich?“

Marron sah den skeptischen und überraschten Blick ihrer Freundin. „Kennst du ihn?“

Miyako zuckte mit den Schultern. „Ein wenig.“, sagte sie nur.

Sitzen gelassen

Chiaki stand am Gatter der Weide von Colonel und blickte seinen Hengst an.

Marron stand in der Nähe von Colonel und blickte das Pferd an. Sie versuchte ihn nicht anzulocken oder zu verscheuchen. Sie standen einfach nur da und blickten sich an. Marron strahlte eine innere Ruhe aus, die Colonel wohl auch spürte, denn seit er hier war, gab es noch keinen Ärger oder Rückschritte mit ihm.

Sie kamen langsam, wenn auch nur langsam immer einen Schritt voran.

Chiaki beobachtete Marron und seinen Hengst. Es war ein schönes und ruhiges Bild. Nichts schien daran Falsch. Auch wenn er immer wieder seinen unbewussten Drang Marron anzuschauen nicht nachgeben wollte, schaute er sie dennoch immer wieder an und bewunderte sie regelrecht. Sie war wunderschön, dass wusste er.
 

Der Blauhaarige hörte Schritte auf dem Schotterweg hinter sich.

Er drehte sich um und sah Hijiri. Dieser kam zu ihm und lehnte sich ebenfalls gegen den Zaun. Er hatte seine roten langen Haare wieder mal zu einem Zopf gebunden. Es stand ihm gut, aber Chiaki hielt nichts von Männern die lange Haare trugen, auch wenn Hijiri ein guter Freund von ihm war. So war es nun mal, aber das wusste Hijiri aber auch.

„Wie kommt Sie voran?“, fragte er seinen Freund.

Chiaki Nagoya blickte wieder zu Marron und seinem Pferd.

Warum interessierte sich Hijiri für Marrons Arbeit? Er tat doch eh bloß nur so.

„Sie meint, ich kann Kaya bald herbringen.“

„Das ist doch gut, oder?“

Chiaki nickte ohne zu ihm zu blicken. Er blickte wie gebannt auf die junge Frau.

„Sie ist sexy.“, meinte Hijiri dann nur, weil den abwesenden Blick seines Freundes merkte.

Chiaki blickte ihn fragend an. Wie kam er jetzt auf so was?

„Aber sie steht nicht auf Männer wie uns.“

Chiaki zuckte mit den Schultern und blickte wieder zu ihr. „Sie kümmert sich um mein Pferd. Das ist das einzige was mich an ihr interessiert.“

„Als wäre das der Einzige Grund warum du jeden Tag hier bist.“, meinte Hijiri mit einem Schmunzeln zu ihm.

Chiaki Nagoya zuckte mit den Schultern und fuhr sich durch die Haare. „Ich weiß nicht was du meinst, Hijiri.“

„Du stehst auf Brünette junge Mädchen.“

Chiaki seufzte. „Marron ist einfach…“

„Ja sie ist etwas Besonderes. Das weiß sie auch selber.“, meinte Hijiri.

Chiaki blickte ihn an.

„Glaub mir mein Freund, die ist ein harter Fall. Die lässt dich abblitzen, immer und immer wieder. Die kann man nicht so einfach knacken.“

Chiaki kannte diese Sprache. Und er sprach selber auch oft so, vor allem über Frauen. Er war jemand und ist jemand der seine Abenteuer brauchte. Was er nicht brauchte, ist eine Beziehung mit einer Frau. Eine Beziehung in der es Diskussionen und Probleme gab. Chiaki wollte einfach nur sein Spaß, nichts anderes. Die einzige Frau in seinem Leben war seine Schwester. Für Kaya tat er alles. Sie war sein kleiner Engel.

„Sie kümmert sich um mein Pferd. Nein um das Pferd meiner Schwester. Deswegen bin ich hier, wegen meiner Schwester, weil sie nicht hier sein kann.“

„Das soll ich dir glauben?“

„Tu was du nicht lassen kannst, Hijiri.“, meinte der Blauhaarige nur und fuhr sich durch die Haare. Er lehnte sich wieder gegen den Zaun.

Colonel trat auf Marron zu.

Dann blieb er wieder stehen.

„Du hast es auf sie abgesehen, mein Freund. Ich kenne diesen Blick.“

Chiaki blickte ihn an, drehte sich dann um und ging von dannen.

Auf solche Gespräche hatte er nun echt keine Nerven.

Hijiri sollte ihn mit dem Thema Marron in Ruhe lassen. Er wollte nichts von so einer Frau. Sie passte nicht zu ihm und nicht in sein Schema.
 

Maya kam zu Marron.

Sie hatte noch ihre Reitklamotten an und war über und über mit Schlamm beschmiert.

Marron grinste als sie ihre Kollegin und Freundin so sah. „Was ist dir denn passiert?“

Maya grinste auch. „Lach du nur. Aber unser kleines Hengstfohlen, was ich bereiten soll, meinte heute, sein Spaß mit mir treiben zu müssen.“

„Ja, das sehe ich.“, sagte Marron und schloss die Box von Colonel nachdem sie ihm sein Futter in die Futterbox geschüttet hatte. Sie blickte hinein und lächelte zufrieden, als sie sah, dass er das Futter von ihr aß.

Er tat sich am Anfang sehr schwer und wollte das Kraftfutter was sie ihm verabreichte nicht anrühren. Inzwischen aß er davon. Wenn auch nicht alles, aber er aß aber davon. Für Marron zählten nun mal vor allem die kleinen Schritte im Leben.

Und sie hatte durch ihre Arbeit mit Tieren gelernt, dass sie es zu nichts bringt, wenn sie hetzt. Sie sollte ihr Leben für den Moment genießen und das tat sie auch.

„Ich hab gesehen, dass der BMW immer noch da steht.“, meinte Maya nun. Marron zuckte mit den Schultern. „Seid ihr verabredet oder so?“

Marron blickte sie an. „Er bezahlt mich dafür, dass ich mich um das Pferd kümmere.“

„Das schließt das Eine vom Anderen wohl nicht aus.“, meinte Maya.

Marron blickte sie nur fragend an. „Ich weiß nicht, was er von mir möchte.“

„Ich wäre erstaunt, wenn er nichts von dir möchte.“, meinte Maya und ging in den Stall. Marron blickte ihr hinterher. Sie seufzte.

Maya versuchte sie gerne mit Männern zu verkuppeln, aber sie gab auch meistens wieder auf, weil Marron nie anbiss.
 

Nach einer Weile klopfte es an ihrer Tür.

Marron kam gerade aus der Dusche, hatte ihren Bademantel noch an und war gerade dabei einen Kakao zu trinken, den sie nun aber wieder auf den Tisch stellte und an die Tür ging.

Als sie die leichte Holztür öffnete, staunte sie mit offenem Mund den Gast an.

Vor ihr stand Chiaki Nagoya.

Im Anzug. In einem schicken maßgeschneiderten, keinen Stangen Anzug. Nein, ein Richtiger. Er trug sogar ein Hemd darunter und eine Krawatte.

Marron wusste absolut nicht was sie sagen sollte.

„Wir waren verabredet.“, meinte er zu ihr.

„Wir waren was?“ Sie wusste nicht ob sie sich verhört hatte oder die Frage nicht richtig verstanden hatte.

„Wir wollten doch essen gehen.“, meinte Chiaki zu ihr.

Sie hatte ihn immer noch nicht zu sich rein gelassen und blickte ihn immer noch an.

Nun fing es auch noch an zu regnen. Sie sagte immer noch nichts.

„Möchtest du mich nicht rein lassen?“, fragte er sie dann vorsichtig.

Perplex von dieser Frage und von seinem ganzen Auftreten, ließ sie ihn dann einfach rein.

Sie vergaß sogar vollkommen, dass sie nur im Bademantel vor ihm stand.

Er trat in ihre Wohnung und schloss die Tür hinter sich.

Marron stand immer noch vor ihm und blickte ihn an. Sie hatte ihn versetzt?
 

Chiaki wusste auch nicht wie er sich jetzt verhalten sollte.

Er wurde ein wenig rot, als er Marron so im Bademantel vor sich sah. Er wusste nicht ob er stehen bleiben sollte oder ob er sich hinsetzten sollte. Ob er sie fragen sollte, warum sie ihn versetzte hatte. Ob sie es einfach vergessen hatte. Wie sie mit Colonel weiter kam.

Er wusste es nicht und das verwirrte ihn nur noch viel mehr. So was hatte er noch nie durchmachen müssen. Diese Frau verwirrte ihn komplett.
 

Marron blickte ihn fragend an. Sie wusste ebenfalls nicht was sie sagen sollte.

Männer waren ihr ohne hin ein Rätsel. Wann hatten Sie denn ein Date ausgemacht gehabt? Marron wäre die letzte gewesen die mit einem Mann essen gehen würde.

„Es tut mir Leid.“, brachte sie dann plötzlich hervor. In ihrer Stimme lag Unsicherheit. Das hörte er sofort heraus.

Er blickte sie an und nickte. Er seufzte innerlich. „Naja, vielleicht hab ich ja den Termin nicht so deutlich gemacht.“

Nun blickte sie ihn fragend an. „Ich hab es vergessen.“

Er nickte. „Verstehe.“

Sie zog ihren Bademantel enger zusammen.

Sie fühlte sich unsicher und unwohl in ihrer Haut.

„Marron ich…“, wollte er anfangen, doch er stoppte, als er ihren Blick sah. Warum fühlte sie sich so unsicher in seiner Nähe, das hatte er noch nie gehabt?!

„Ich hätte nicht gedacht, das jemand wie du mit mir…“ Sie wusste nicht wie sie es sagen sollte.

„Du meinst Einen wie mich aus hohem Haus?“

Sie blickte ihn überrascht. Ja, das wollte sie sagen. Marron nickte und blickte zur Seite.

„Ich hab noch nie Abfuhr bekommen.“, gestand er sich. Er sprach es laut aus und war überrascht darüber.

Sie blickte ihn an und erkannte ihn nicht wieder. Es klang so arrogant.

Vermutlich war er das auch. Vermutlicht hatte sie seinen Stolz verletzt. Dann sollte es doch ganz Recht sein, dass sie ihn vergessen hatte. Auch wenn sie es eigentlich nicht vor gehabt hatte.
 

Er setzte sich hin.

Er musste sich einfach hinsetzten. Irgendwie lief gerade alles aus den Fugen. Er wollte das doch gar nicht sagen. Chiaki blickte dann Marron an.

„Ich weiß nicht, was du getan hast. Aber du hast mich verhext.“

Marron war erschrocken über diese Worte. Vermutlich sollten sie schön und romantisch klingen, vermutlich taten sie das auch, aber irgendwie vernahm sie es anders war.

„Ich denke, Sie sollten jetzt gehen, Mr. Nagoya.“, versuchte sie es förmlich.

„Ich weiß, dass du nicht viel von Männern hältst und ich kann dir auch nicht versichern, dass ich anders bin als die Männer die du kanntest und die dir so wehgetan haben.“ Er blickte sie an.

Sie war schon auf den Weg zur Tür gewesen und stand nun mitten drin, mit dem Rücken zu ihm. „Vermutlich bin ich nicht anders. Ich bin Jemand der abends in Clubs geht und dann mit einer wildfremden nach Hause geht. Ich bestell ihr dann am nächsten Morgen ein Taxi ohne ihren Namen gekannt zu haben.“ Er stand auf. „Ja du hast Recht. Ich bin es nicht wert mit jemand wie dir auszugehen.“

Sie drehte sich und blickte ihn an.

Er hatte etwas Verwegenes und Trauriges an sich. Er war nicht verletzt, er war traurig über die Tatsache. Er war wirklich traurig.

Doch sie konnte nichts sagen.

Er ging zur Tür und schloss sie hinter sich wieder.

Marron blickte erschrocken auf die Tür, die sich vor ihren Augen geschlossen hatte.

Sie sackte in sich zusammen und wusste nun gar nichts mehr.

Sie wollte doch nie mit einem Arbeitskollegen etwas anfangen, außerdem nicht mit einem wie mit diesem Chiaki, er war doch genauso wie dieser Hijiri. Was sollte das alles hier?

Sie hatte doch gar nichts gemacht und warum fühlte sie sich jetzt dennoch so schrecklich schuldig?

Kaya

Ich weiß ja selber nicht, wie ich mir unsere weiter gemeinsame Arbeit nun hätte vorstellen sollen. Irgendwie sind wir nun entblößt voreinander.

Da ist nicht mehr die Wand, die ich immer vor mir aufgebaut hatte. Mein Schutzwall ist irgendwie weg. Zumindest ist sie nicht mehr so undurchsichtig.
 

Ich wollte nicht bei dir das Gefühl erwecken, dass ich etwas empfinden könnte. Ich wollte dir nie Hoffnung für Etwas machen, was wir zusammen haben könnten. Eine Beziehung oder was weiß ich.

Das wollte ich doch nie.
 

Und wenn ich es tun würde, es würde doch eh nicht gehen.

Erstmal kommen wir aus unterschiedlichen Leben.

Du bist der Sohn eines reichen Mannes, du entstammst einer reichen Familie, du bist selber reich. Du kommst aus einer wohlbehüteten warmen Familie. Du hast immer alles bekommen was du wolltest.

Du musstest nie um irgendwas kämpfen, nicht?

Ich bin… ich bin jemand ganz anderes.

Wir passen nicht zusammen.

Du bist reich, kannst alles erreichen, ich bin, ja, ich bin nur Marron Kusakabe, einfach Pferdepsychologin. Ich habe das was ich an meinem Leib trage, in meinem Schrank habe oder in dem kleinen Zimmer, in dem ich wohne mir gehört. Mehr gehört mir nicht. Ich habe all das und meine Träume, die aber nie zu erfüllen sein werden.

Ich habe weder Geld noch Träume die ich mir immer erfüllen kann.
 

Du wirst vermutlich nicht verstehen, aber wir können nicht zusammen sein.

Wir wären nie glücklich.

Wie stellst du dir denn eine Beziehung vor?

Wir sind zu verschieden.
 

Außerdem sind wir Arbeitskollegen. Ich schätze meine Arbeit und ich will, dass man mich meiner Arbeit wegen schätzt, nicht aus anderen Gründen, wie zum Beispiel, dass ich gut aussehen würde.

Das sind Dinge, die für mich unwichtig sind.

Ich habe immer für das gekämpft, was ich brauche.

Ich musste hart kämpfen und das Gefühl etwas selber erreicht zu haben, will ich mir nicht wieder nehmen lassen.

Ich will meinen Traum, den ich mir hart erkämpft habe. Nämlich meine Arbeit und das sie akzeptiert wird… das ist alles was ich habe und das will ich um nichts verlieren…

Bitte, versteh das irgendwie.
 

Maya klopfte an der Tür von Marrons Appartement.

Sie hatte eben den Wagen von Chiaki Nagoya wegfahren sehen und das zu einer relativ späten Stunde. Sie dachte, er wäre schon längst weg gewesen. Aber da hatte sie sich wohl geirrt.

Und so wie er davon gebraust war, war er irgendwie wütend, zumindest schien es für so, als sie aus dem Fenster geschaut hatte.

Nico hatte sie in der Wohnung gelassen, sie wollte mit Marron alleine reden. Sie wusste, dass sie so eher an sie ran kam, was oft schwer genug war.

Sie mochte Marron sehr, aber in der Sache sich anderen zu öffnen, um Hilfe zu bitten, jemand ansprechen, war sie zu schüchtern. Das war nun mal Marron, das wusste sie.

Maya wusste wie sie an Marron am ehesten heran kommen konnte.

Sie kannte sie nun schon eine zeitlang.
 

Marron, immer noch in ihrem Bademantel und nassen Haar, öffnete ihr die Tür, Maya McSundaee blickte sie fragend und überrascht an.

„Marron, was ist denn…?“

Marron ging zurseite und ließ sie herein, ohne ein Wort zu sagen.

Maya trat in das 2-Zimmer-Apparment und schloss die Tür hinter sich. Sie hatte nur eine Jogginghose an und sich eine Jacke übergezogen gehabt, schließlich hatte sie schon im Bett gelegen.

Maya blickte Marron an, die einfach nur da stand. Ihre Augen waren leer und leblos.

Maya schien es sogar, als würde Marron zittern. Maya stand ihr gegenüber. „Ich habe sein Wagen wegfahren gesehen.“, fing sie das Gespräch mit ihrer Partnerin und Freundin an.

Marron zuckte ein wenig zusammen, blickte Maya aber nicht an. Diese ging auf sie zu und drückte ihre Freundin an sich.

Sie nahm sie einfach nur in den Arm. „Marron, red mit mir. Wie soll ich dich verstehen, wenn du nicht mit mir redest.“ Ihre Bitte klang flehend.

Marron war so etwas wie ihre kleine Schwester und sie machte sich oft Sorgen um sie.

Doch Marron stand nur resigniert da und ließ sich an Maya drücken. Sie erwiderte die Umarmung nicht, stieß sie aber auch nicht von sich.

Maya ließ ihre Freundin mit einem Seufzer los und blickte sie an.

Sie strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht, Marron zuckte zusammen, wich erschrocken zurück. Maya zog genauso erschrocken über Marrons Reaktion ihre Hand zurück. „Marron…“

Diese blickte sie nun an. „Ich… ich…“

Maya wusste nicht was sie tun sollte, was sie sagen sollte. Sie wusste mal wieder gar nichts. Sie stand vor dem großen Rätsel Marron Kusakabe und hatte mal wieder Angst alles falsch zu machen. Marron war ihre Freundin, ihre beste Freundin, aber dennoch hatte sie immer das Gefühl nie wirklich an sie heran zu kommen.

Manchmal schaffte sie es, einen Schritt näher auf sie zu zugehen und dann, so wie jetzt, fiel sie wieder ein, manchmal sogar zwei Schritte zurück und dann musste sie wieder von vorne anfangen.

Aber sie kämpfte für ihre Freundschaft und das würde sie immer tun.

Marron brauchte sie und sie brauchte Marron.
 

Chiaki Nagoya fuhr aufgebracht, wütend, er war nicht mal sicher, ob er wütend war und wenn er es war, auf wen er wütend war.

War er auf sich wütend oder auf Marron?

Er wusste eigentlich gar nichts über Sie.

Sie war ein Rätsel, soviel hatte er schon mitbekommen.

Hijiri konnte ihm dabei auch nicht helfen. Der war schon so lange auf Marron scharf, aber sie hatte ihn ja nicht mal in die Nähe von sich gelassen. Sie hielt die Kerle von sich fern, soweit war er schon.

Er hielt den Wagen ruckartig an, er rutschte auf dem Kies des Familienparkplatzes, zog die Handbremse an und stieg aus.

Er warf die Tür seines Autos zu und ging mit wütenden Schritten ins Haus.

Es brannte noch Licht im Saloon.

Vermutlich saß sein Vater mit ein paar Freunden dort, spielten Poker, Skat oder Sonstiges und tranken mal wieder ihre Scotchs und Cognards.

Oder seine Mutter saß mit ihren Tratschfreundinnen dort und ließen sich Tee, Kaffee und Gebäck auftragen.

Er hatte auf keine von beiden Parteien große Lust.

Er wollte weder seinen Vater sehen, der ihn nur fragen würde, wie sein Tag auf der Arbeit war oder seine Mutter, die ihn fragen würde wie es um Colonel stand.
 

Chiaki Nagoya wurde vom Hauspersonal, das ihn begegnete, freundlich begrüßt.

Eigentlich hasste er dieses Getue, doch jetzt war es ihm einfach nur egal.

In diesem Moment war ihm so ziemlich alles egal.

Ihm ging diese Marron einfach nicht aus dem Kopf.

Er ging mit raschen und leicht stampfenden Schritten die Wendeltreppe hinauf und wollte direkt in sein Zimmer stürmen.

Dann sah er aber, dass das Licht bei seiner Schwester noch an war. Kaya ließ ihre Tür immer einen Spalt weit auf.

Er hatte sein Zimmer direkt neben ihrem, so hörte er sie, wenn sie nachts einen Alptraum hatte. Er war meist eh der Einzige der sich um Kaya kümmerte.

Sein Vater hütete sie zwar wie seine Prinzessin, aber er zeigte nie wirklich Interesse an Kaya.

Seine Mutter, suchte nur ihren Nutzen aus ihr zu ziehen. Sie nahm sie meist auf Veranstaltungen nur mit, damit sie zeigen konnte wie toll ihre Tochter aussah oder aus anderen unpersönlichen Gründen. Sie kannten ihre Tochter doch gar nicht und von ihrem Sohn wussten sie auch nichts.

Chiaki und Kaya hingegen hatten schon immer ein gutes Verhältnis.

Er liebte seine kleine Schwester und sie himmelte ihn an. Er war schon immer ihr Held gewesen und das wollte er auch weiter hin bleiben.

Er klopfte an ihrer Tür und trat herein. „Kaya?“, fragte er hinein.

Sie hatte ihr Nachtischlicht an.

Als sie seine Stimme hörte, drehte sie sich sofort zu ihm und setzte sich aufrecht ins Bett. Sie lächelte ihn an. „Chiaki.“, sagte sie strahlend.
 

Dieser schloss die Tür hinter sich und setzte sich neben sie an den Rand ihres Bettes. „Wie geht’s dir?“ Er strich ihr übers Haar.

„Danke, mir geht’s gut. Wie geht’s Colonel?“, fragte sie aufgeregt und wissensdurstig.

„Er macht Fortschritte sagt Frau Kusakabe.“ Er seufzte innerlich. Er wollte heute Abend eigentlich nicht mehr an Marron denken und doch schon passierte es wieder, dass sie wieder in seinen Gedanken war.

„Ja, das ist super. Vater hat mir erlaubt morgen mit zum Gestüt zu kommen.“

„Oh…“ Eigentlich wollte Chiaki Morgen gar nicht hinfahren. Er wollte Marron und sich erst mal Zeit geben, wieder neutral zu werden, wenn man das überhaupt konnte. Er konnte es vermutlich nicht.

Dann setzte er ein Lächeln auf. „Das freut mich Kaya. Dann machen wir morgen gleich einen Ausflug zum Gestüt und besuchen Colonel. Na, was hältst du davon?“

Sie sprang ihm in die Arme. „Du bist toll, Chiaki. Du bist der beste Bruder den man sich wünschen kann.“, sagte sie und kuschelte sich in seine Arme.

„Und du bist die beste kleine Schwester, Kaya.“, sagte er und strich ihr übers Haar.

„Warum hast du denn einen Anzug an?“, fragte sie nun plötzlich, als sie es merkte.

Er sah an sich herunter. Ja, was sollte er ihr jetzt sagen.

„Warst du wieder mit deinen Kumpels weg?“, fragte sie ihn fordernd. Sie mochte nicht wenn er den ganzen Abend weg war und Kaya am Morgen in seinem Zimmer eine fremde Frau im Bett fand.

Sie ging oft zu ihm ins Zimmer, morgens und legte sich dann zu ihm ins Bett. Es machte beiden Spaß, dann erzählten sie sich einfach irgendwas. Lustige Geschichten und Abenteurer. Kaya erzählte aus der Schule und Chiaki erzählte von seinem Tag.

„Ich wollte mit Jemand Essen gehen.“, sagte er und lächelte sie an, er hoffte, sie würde sich damit zu Frieden geben. Es war ja nicht gelogen.

„Mit einer Frau?“, hakte sie jedoch weiter nach.

Chiaki nickte. „Ja, mit einer Frau.“

„Geschäftlich?“, wollte sie nun wissen.

„Kaya, es ist spät.“, sagte er nur und wollte aufstehen, doch sie hielt ihn fest.

„Sag es mir.“, forderte sie. Sie war nun mal die kleine Prinzessin ihres Vaters.

Er seufzte. „Nein Privat.“, antwortete er trotzig. „Aber es ist nichts daraus geworden.“

„Ja?“, fragte sie. Ein wenig erfreute sie das.

„Ich wollte mit Frau Kusakabe ausgehen.“, sagte er weiter.

„Mit der Therapeutin von Colonel?“ Sie blickte ihren Bruder fragend an.

Dieser nickte. „Ja, mit der Therapeutin von Colonel.“, gab er ihr nickend zu verstehen. „Aber, sie wollte wohl nicht.“

Kaya nickte nur. „Bist du deswegen so traurig?“

Chiaki blickte sie fragend an.

Ja, war er das wirklich?

War er traurig, weil sie das Date vergessen hatte?

War er wirklich traurig?

Setzte es ihm doch so sehr zu?

Er wusste es selber nicht.
 


 

Marron stand am Gatter von der Weide, auf der Colonel stand.

Sie blickte zufrieden, als sie ihn über die Wiese gehend sah.

„Hallo.“

Marron drehte sich um und schaute in das Gesicht von Chiaki.

Innerlich seufzte sie. Das gestern Abend hatte ihr gereicht.

Doch er kam nicht alleine.

An seiner Hand lief ein Mädchen, sie musste 10 Jahre in etwa sein, schätze Marron. Sie dachte an Kaya. Konnte es sein?

„Hallo Herr Nagoya.“, sagte sie freundlich, aber distanziert zu gleich.

Dieser bemerkte dies, lächelte aber. „Darf ich ihnen meine Schwester vorstellen. Das ist Kaya. Kaya, dass ist die Ärztin von Colonel.“, sagte er mit einem Lächeln. Es war ein charmantes und ruhiges Lächeln. Es war nicht aufgesetzt oder überheblich.

Hatte sie sich vielleicht doch in ihm getäuscht? Nein, alle waren gleich.

Marron Kusakabe lächelte und ging auf das Mädchen zu, streckte ihr die Hand aus. „Hallo Kaya. Es ist schön, dass ich dich kennen lerne. Das wird Colonel helfen, dass du hier bist und mir auch bei der Arbeit mit ihm.“, sagte sie freundlich.

„Ja, ich konnte meinen Vater endlich überreden, dass ich meinen Bruder begleiten kann.“, sagte sie lächelnd, sie strahlte fast.

ann blickte sie auf die Weide, an Marron vorbei. „Wie geht’s ihm?“, fragte sie nun traurig.

Ja, Trauer und Schmerz lag in der Stimme der Kleinen, das hörte Marron sofort heraus.

Marron richtete sich wieder auf und blickte ebenfalls zu Colonel, dabei streiften sich Chiakis und ihr Blick, doch sie wich aus und schaute zum Pferd.

„Ja… weißt du.“ Dann blickte sie wieder zu Kaya und in deren fordernden Blick. „Jetzt wo du da bist, wird es ihm besser gehen.“, sagte sie und nickte sich selber zu und der kleinen Kaya.

Chiaki lächelte.

Ihm war nicht ganz wohl, aber er blieb wegen seiner Schwester. Er wollte sie nicht schon wieder alleine lassen.

Freunde

Ich bin mir echt nicht sicher, warum ich das hier eigentlich mache.

Warum ich das überhaupt noch mache, meine ich.

Ich weiß warum ich Hijiris Bitte angenommen habe, mit ihm auf die Party zu gehen.

Das weiß ich selber.

Ich möchte diese Marron vergessen. Sie geht mir einfach nicht aus dem Kopf und das geht nicht. So was hat noch keine Frau mit mir gemacht.

Es ist ja schon fast so, als hätte sie mich an der Leine und das kann ich nicht akzeptieren.

Ich bin Chiaki Nagoya und bestimmt keiner, der sich so leicht anketten lässt und dann nicht von so eine.

Eine, die keinen Wert auf ein Date mit mir legt.‘

Eine, die nicht mal die Schönste auf der Welt ist.

Eine, die auf einem Pferdehof wohnt.

Das würde doch meinem Ruf schaden.

Aber warum verschwindet sie nicht einfach aus meinem Kopf?

Bei jeder anderen Tussi hab ich den Namen eh immer schon am nächsten Tag vergessen!

Warum geht sie mir also nicht aus dem Kopf?

Warum ist sie da immer noch drin?

Diese Frau hat mich wirklich verhext.

Aber wo soll dass den enden?

Wenn ich keinen klaren Kopf kriege, dann zerstörte ich auch noch das Arbeitsverhältnis und da geht nicht. Sie macht ihre Arbeit gut, Colonel geht es immer besser.

Kaya braucht sie.
 

Chiaki Nagoya hatte sich bereit erklärt Hijiri auf die Party eines guten Freundes zu begleiten. Er wollte seinen Frust ersaufen und sich wo anders das holen, was er bei Marron nicht bekam.

Sie wollte ihn nicht, das war eines der schlechtesten Gefühle, die in ihm waren.

Dieses Gefühl der Abstoßung hatte er sonst nur bei seinen Eltern kennen gelernt, daran hatte er sich aber gewöhnt.

Warum behandelte Marron ihn also so?

Chiaki Nagoya tanzte wild umschlossen von mehrer jungen, Gutaussehenden Frauen. Aber irgendwie konnte er sich nicht ganz auf sie einlassen.

Er wurde wütend.

Das durfte nicht sein. Er konnte nicht so abhängig von ihr sein. Sie wollte ihn ja nicht mal. Warum machte er also nicht das, nachdem sich sein Körper so sehr sehnte. Chiaki wusste schon immer was er tat, dass er dabei Menschen, Frauen, verletzte, war ihm egal.

Er wollte seinen Willen haben, seine Gier befriedigen, seinen Durst stillen, das war ihm wichtig. Vermutlich kannte er wahre Liebe gar nicht.

Er hatte sie nicht bei seinen Eltern kennen gelernt und auch sonst nicht.

Wie also sollte er reagieren?
 

Chiaki drückte eine fremde Frau, die bei ihm tanzte und gut aussah, an sich, presste seine Lippen auf die ihre.

Als sie den Kuss erwidern wollte, stieß er sie wieder von sich. Er blickte sie entsetzt an und sie wusste gar nicht was geschehen war.

„Komm mein Freund.“, sgte Hijiri und zog seinen Freund Chiaki mit an die Theke. „Zwei Doppelte.“, bestellte er gleich, schob Chiaki auf einen Hocker und setzte sich neben ihn.

Chiaki grummelte nur vor sich hin und nahm den Doppelten gleich mit Schluck hinunter.

Er verzog das Gesicht, schluckte, stellte das Glas wieder hin. Er trank normalerweise nicht gleich so harte Sachen und vor allem nicht pur.

Doch gerade war es ihm ziemlich egal.

„Was ist los?“, fragte Hijiri.

„Ich weiß nicht, was du willst.“

„Du bist nicht wie sonst.“

„Das bildest du dir nur ein.“, gab Chiaki lose zurück. „Noch einen Doppelten.“, sagte er, hob das Glas zum Barkeeper und stellte es wieder ab.

„Trink nicht so viel. Ist doch sonst auch nicht deine Art.“

„Lass mich in Ruhe. Kümmere dich um deinen eigenen Kram.“, meinte Chiaki abweisend zu ihm. Warum ging ihm nun auch noch Hijiri auf den Geist?

Chiaki drehte sich auf den Hocker, als er das nächste Glas in der rechten Hand hielt, blickte durch die Menge.

Er setzte das Glas an die Lippen und schüttete das Zeug wieder auf Ex in sich herein. Dann stellte er es auf den Tresen zurück.

„Ich will mich ablenken.“

„Ja? Merkt man gar nicht.“, meinte Hijiri sarkastisch. „Hab dir doch gesagt, dass Marron dich nicht ran lässt.“

Chiaki blickte Hijiri an, er funkelte ihn regelrecht wütend und böse an.

„Hab ich was Falsches gesagt?“, fragte Hijiri mit einem Grinsen. „Marron will halt nichts von dir und du… sag mir nicht du hast dich in sie verliebt.“

Chiaki war aufgesprungen und hatte Hijiri mit der Faust ins Gesicht geschlagen.

Der Schlag war so heftig und überraschend, das Hijiri vom Stuhl gefallen war.

Chiaki stand da, hielt sich mit der anderen Hand die Faust, es tat doch etwas weh.

Er schlug normalerweise niemanden. Die Zeiten waren vorbei wo er der rüpelhafte Teenager war. Er war aus der Übung gekommen, merkte er.

Hijiri blickte seinen Freund überrascht an. Er berührte mit den Fingern der rechten Hand seine Lippe. Er blickte die Finger an und sah, dass er blutete.

Chiaki hätte ihm helfen können, schließlich war er angehender Arzt, aber er wollte einfach nicht helfen.
 

Chiaki drehte ihm den Rücken zu und ging von ihm weg.

Ein wenig war er über sich selber erschrocken. Er war nie einer gewesen, der schnell ausrastete. Aber in diesem Moment hatte er einfach nur Rot gesehen. Er wusste gar nicht warum. Vermutlich wollte er mit dem Schlag eigentlich sich selber schlagen, weil diese Marron immer noch nicht aus seinem Kopf ging. Aber Hijiri kam ihm irgendwie zuvor. Er schlängelte sich an den Leuten vorbei.

Dann spürte er wie jemand am Po packte, rein kniff.

Erregt wie er noch war, drehte er sich ruckartig um und griff blitzschnell nach dem Arm, dessen Hand ihn angefasst hatte. Er blickte zum Körper und sah in das Gesicht einer jungen Frau. Sie sah gut aus und lächelte ihn verführerisch an. Sie hatte einen tiefen Ausschnitt und er hatte somit einen wundervollen Blick auf ihr großes und üppiges Dekolletee. Vielleicht er sich doch ihr einfach hingeben.

„Hi.“, fing Chiaki das Gespräch mit ihr an.

Wenig später, saßen die Beiden in einer Ecke knutschten wild, ihre Hand war zwischen seinen Beinen, massierte ihn, während seine eine Hand unter ihrem Rock war und die anderen unter ihrem Top.
 

Marron Kusakabe war früh aufgestanden.

Sie wusste selber nicht was sie heute so früh aus dem Bett trieb. Es war noch frisch und Morgennebel umhüllte die Stallungen und das Gestüt der McSunidaees.

Marron zog sich ihre Reitklamotten an und ging aus ihrem Zimmer.

Leise und noch im Halbdunkeln, es war gerade mal halb 5, sattelte sie Shania, eine Stute auf sie oft ausritt um ihren Frieden mit sich wieder zu finden und um Ruhe zubekommen. Sie gehörte selber Maya, aber sie erlaubte Marron sie zu reiten, da sie selber oft nicht genügend Zeit für jedes einzelne Pferd hat, da war sie schon sehr froh, wenn Marron ihr beim Reiten der Pferde half, sie hatte zwar noch Angestellte, die auch oft ritten, aber am liebsten war es wenn Marron ihre Shania ritt, denn dieses war eines ihrer besten Pferde in ihrem Stall.

Sie führte Shania in das offene Gelände, das zum Gestüt hörte und stieg auf. Es war wieder ein sehr befreiendes Gefühl für sie.
 

Miyako und Yamato Minazuki, beide sehr gute Freunde von Marron, waren an diesem Morgen mit ihr zum Frühstück verabredet.

Marron wusste zwar noch nichts von ihrem Glück. Aber sie waren sich sicher, dass sie sich freuen würde.

Marron trabte nun auf Shania, einer großen Rappstute aufs Gestüt herein.

Sie lächelte als sie ihre Freunde sah. Sie ließ Shania vor den beiden anhalten.

Yamato der ein wenig Angst vor Pferden hatte, ging einen Schritt zurück, in Sicherheit, lächelte Marron aber an.

„Was macht ihr denn hier?“, fragte Marron überrascht.

„Wir holen dich zu einem Frühstück ab“, erklärte Miyako ihre Freundin und lächelte ihr zu.

„Ja? Das ist aber sehr nett. Aber ich kann nicht.“

„Doch du kannst. Maya hat uns gesagt, dass du heute Vormittag keine Therapiestunden geben musst.“, sagte Miyako.

Yamato nickte nur.

Marron seufzte: „Du sollst doch hinter meinem Rücken, nicht irgendwelche Entscheidungen über mich treffen.“

„So ist es nun mal mit Freunden.“, sagte Miyako mit einem gestellten Seufzer. „Nun steig ab, geh duschen, zieh dich um, wir warten hier.“, sagte sie und setzte ein großes Lächeln auf.
 

Marron beeilte sich und rannte deswegen mit nassen Haaren zurück zu ihren Freunden, die schon sehnlichst auf sie warteten. „Da bist du ja.“, sagte Yamato.

„Dann kann es ja losgehen.“, vollkündete Miyako Minazuki strahlend.

Marron sah ihrer besten Freundin an, dass diese irgendetwas vor hatte, wusste aber nicht was, stieg deswegen ohne Widerworte in den Wagen von den beiden ein.

Auch weil sie ein schlechtes Gewissen hatte weil sie in letzter Zeit immer weniger Zeit für die beiden hatte. Sie waren wenige ihrer Freunde, dem sie ihre ganze Vergangenheit anvertraut hatte und die wussten warum sie nicht viel mit Männern zu tun haben wollte, vor allem nicht mit solchen wie Chiaki Nagoya. Ja, die beiden wussten das.

Es fiel Marron damals nicht sehr leicht, sich jemanden anzuvertrauen, aber es war irgendwann einfach nötig gewesen.
 

Sie hielten bei einem Cafe. Es lag zentral in der Stadt, gegenüber des Rathauses und dem Stadtbrunnen, der schon seit dem Mittelalter dort stand.

Yamato parkte den Wagen und alle drei stiegen aus dem Wagen.

„Warst du hier schon mal?“, fragte Yamato Marron.

Marron war angesichts, dass sie eh sehr selten in der Stadt war, noch nie hier gewesen. Sie mochte es nicht in großen Menschenmengen zu sein. Auf dem Gestüt fühlte sie sich immer sehr wohl.

Sie schüttelte den Kopf auf die Frage von Yamato, dabei wirbelte ihr leicht feuchtes offenes Haar ihr ums Gesicht.

Miyako lächelte. „Na komm, das ist ein wundervolles Cafe und man kann hier wundervoll frühstücken. Yamato und ich gehen oft hier frühstücken.“

Sie lächelte und ließ sich von ihren Freunden in das schicke und sehr elegante Cafe hinein ziehen. Sie setzten sich an einen runden Vierertisch und bestellten gleich einen Kaffee bevor ihnen die Speisekarte gebracht wurde.

„Das ist nicht in meiner Preisklasse.“, sagte Marron, als sie die Preise in der Karte sah.

Normalerweise würde sie sich das günstigste bestellen, aber das waren ihre Freunde, sie würden es verstehen.

„Marron du bist eingeladen.“, sagte Yamato.

„Ja, das bist du. Wir wollen nur Zeit mit dir verbringen und mit dir frühstücken. Mach es jetzt nicht kaputt.“, bettelte Miyako.

Marron gab klein bei und blickte wieder in die Speisekarte.

„Entschuldigt, dass ich zu spät bin.“, sagte nun Jemand und setzte sich zu Ihnen an den Tisch.

Marron blickte von der Karte auf und blickte in das Gesicht, was sie eigentlich nicht sehen wollte.

Vor ihr saß Chiaki Nagoya.

Auch er blickte sie verblüfft an.

Dann blickten Chiaki und Marron fragend zu Miyako und Yamato.

„Ihr kennt euch?“, fragte Yamato überrascht.

Marron schaute zu Miyako. Die hatte das also hier eingefädelt und so unschuldig wie sie gerade schaute, traute Marron es ihr noch eher zu.

„Ja, Frau Kusakabe…“ Er blickte Marron an. „Ich meine Marron, ist die Therapeutin von Colonel.“, sagte Chiaki erklärend.

„Wusstest du das Miyako?“, fragte Yamato seine Frau. Marron die neben Miyako saß, blickte sie fragend an.

Miyako schüttelte den Kopf. „Nein.“, log sie.

Marron trat ihr auf den Fuß, sodass Miyako aufschrie und sie aufgebracht anschaute.

Doch Marron stand auf. „Ich danke für die Einladung. Aber ich habe noch einen Termin.“, sagte sie eilig und eilte noch schneller aus dem Cafe wieder heraus.

Yamato blickte Miyako an. „Was hast du wieder angestellt?“

Chiaki stand ebenfalls auf und ging Marron hinterher.
 

„Lass mich in Ruhe.“, bat Marron.

Chiaki wehrte ab und schüttelte den Kopf. „Marron.“

Sie blieb stehen, stand aber noch mit dem Rücken zu ihm zugewandt. „Was ist? Wir sind Geschäftspartner, mehr nicht.“

Chiaki kochte wieder vor Wut. Er erinnerte sich an die Frau, neben der er heute aufwachte. Wobei er keinen One-Night-Stand mehr haben wollte, Kaya zu liebe. Er erinnerte sich, dass er Hijiri geschlagen hatte und warum das alles. Wegen ihr!

Und sie wollte nicht mal was von ihm wissen!

„Du bist eine verwöhnte Göre.“, meinte er zu ihr.

Empört drehte sie sich um. „Und was bist du?“

Er ignorierte ihre Gegenfrage und sprach weiter: „Das würde ich sagen, wenn du aus reichen Haus kämest. Doch das tust du nicht. Ich versteh dein Verhalten nicht und weiß nicht was du gegen mich hast.“

Sie blickte ihn überrascht und erstaunt an. „Lass mich einfach in Ruhe.“

Er blickte auf und sah in ihr trauriges Gesicht.

„Es ist besser für dich.“, sagte sie mit leiser Stimme weiter und ging dann weiter.

Ein Hauch der Vergangenheit

Chiaki eilte ihr hinterher, doch er blieb stehen als man ihm festhielt.

Er blickte auf seine Hand, die von einer anderen um griffen wurde. Als er auf blickte, sah er in das Gesicht von Miyako Minazuki.

Dann blickte er wieder zu Marron. Er schaute ihn sehnsüchtig hinterher.

„Vergiss sie.“, sagte Miyako zu ihm. Es klang wie eine Bitte aus ihrem Mund.

Er blickte sie fragend an. „Warum?“

„Chiaki…“ Sie wollte es ihm nicht sagen. Sie hatte es Marron versprochen.

„Du bist ein Snob.“, sagte Yamato.

Miyako blickte ihn überrascht an. Sie hatte nicht erwartet gehabt, dass er so etwas sagen würde.

Chiaki blickte Yamato genauso überrascht an. „Ich ein Snob?“

Yamato nickte. „Du hast Geld, du hast nie für deine Träume kämpfen müssen, bist eitel und ein Frauenverschlinger.“, zählte Yamato auf.

„Das ich Geld hab, dafür kann ich ja nichts. Das Geld gehört meinen Eltern.“, antwortete Chiaki, aber er wusste das Yamato Recht hatte.

„Weißt du Chiaki, Marron ist eine nette Freundin und mir sehr wichtig. Sie hatte es im Leben nie leicht und sie verabscheut Menschen, die nie etwas für ihre Träume tun mussten, den alles in den Schoß gelegt wurde.“

Chiakis Blick richtete sich wieder in die Richtung, wo er Marron das letzte Mal gesehen hatte.

„Sie ist nicht wie die Frauen die du sonst kennst und deine Freundinnen nennst, Chiaki.“, sagte Miyako weiter.

„Das weiß ich. Ich weiß, dass sie anders ist.“, sagte er zu Miyako.

Dann ging Chiaki zu seinem Auto.

„Und was ist mit unserem Frühstück.“, meinte Yamato und seufzte, als Chiaki einstieg und weg fuhr.

Miyako lächelte ihn an und lehnte sich gegen Yamatos Körper.

„Er ist wohl in sie verliebt.“, meinte Yamato.

„Das glaube ich erst wenn ich es sehe, dass er sie wirklich liebt, Yamato.“, sagte sie entschlossen und ging wieder zurück in das Cafe.

Marron war ihre Beste Freundin. Sie hatte Miyako in so vielen Dingen geholfen und Marron ließ kaum Hilfe an sich heran. Sie war immer alleine in ihrem Leben gewesen. Sie kannte es nun mal nicht anderes.

Miyako seufzte. Sie blickte Yamato an, der sich zu ihr setzte.

Er griff nach ihrer Hand, die auf dem Tisch ruhte und streichelte diese sanft mit seinem Daumen.

„Du machst Dir Sorgen wegen Marron?“

„Wegen Chiaki bestimmt nicht.“, gab sie scharf zurück. „Entschuldige.“

Er nickte. „Ich versteh dich doch.“

Sie blickte ihn an und sah in seine fürsorglichen Augen. „Danke.“

„Aber du kannst Marron nicht ewig beschützen.“

Sie nickte. „Das weiß ich doch. Ja, das weiß ich nur zu gut. Aber ich kann sie vor solchen Kerlen wie Chiaki schützen.“, sagte sie lächelnd und mit sich selbst zufrieden.

Yamato seufzte. „Hast nicht du ihn eingeladen? Vielleicht hat Chiaki sich wirklich geändert.“

Miyako blickte ihn verwirrt und mit einem ironischen Blick an. „Glaub mir, bis der Tag kommt, an dem Chiaki sich ändern sollte, würde Marron ihm erst ihr Geheimnis sagen, was sie nie machen wird.“

Yamato seufzte, zog seine Hand wieder zu sich und schaute aus dem Fenster. „Du machst es uns aber auch nicht immer leicht.“

Miyako blickte ihn fragend an.
 

Marron war wütend und empört. Vermutlich auch enttäuscht.

Im Moment sprudelten einfach zu viele Gefühle in ihrem Inneren herum. Sie erreichte das Gestüt und war dessen sehr erleichtert.

Hier fühlte sie sich einfach sicher und geborgen. Hier war sie, sie selbst.

Und weder Chiaki, noch Miyako und Yamato waren ihr gefolgt.

Erschöpft setzte sich Marron Kusakabe, die junge Frau, die in ihrer Welt mit den Tieren immer so selbstsicher erscheint, die nun mit den Nerven ein wenig am Ende war, auf eine blau gestrichene Bank und schaute auf die Weide auf der Colonel stand. Er graste und stand friedlich an seinen Platz. Er fühlte sich sichtlich wohl. Sie musste an das Pferd denken. Sie sollte sich nicht ablenken lassen. Sie hatte hier einen Job und eine Aufgabe zu erledigen.

Marron stand auf. Sie sollte es noch mal mit ihm versuchen.

Sie kletterte über das Gatter und ging mit langsamen Schritten auf Colonel zu.

Es hatte viel gebracht, das Kaya hier war. Er registrierte jetzt mehr als sonst die Besucher und Marron. Vermutlich spürte er jetzt, dass sie ihm nur helfen wollte.

Kaya war für ihn ein gutes Zeichen, ein gutes Symbol. Kaya selber hatte sich auch gefreut und sie wollte sehr gerne wieder kommen, was Marron nur befürwortete.

Marron stand nun noch 2 Meter vor dem großen Pferd. Es sah wunderschön aus, man sah die einzelnen Muskeln, auch wenn viele schon zurückgegangen waren. Das Wasser in den Beinen hatte auch nach gelassen. Seinen Hufen ging es auch wieder gut. Die oberste Schicht war weich geworden, das kam davon, weil er zu lange in der Box stand und sie lange nicht entmistet wurde, weil sie keiner darein getraut hatte. Doch seit Colonel bei ihr war, ging es ihm täglich besser. Seine Wunden im Gesicht heilten auch.

Marron hatte ihm einen Sud aus Kräutern gemacht und ihn aufgelegt. Sie hielt zwar viel von der heutigen Medizin, aber oft reichte es auch schon, wenn man den natürlichen Weg nahm. Und hier wusste sie auch genau, was sie ihm gab und es half sehr gut.

Man sah kaum noch etwas. Die Narbe würde bleiben, aber an seiner Schönheit hatte er nichts verloren.

Sie ging noch einen Schritt auf Colonel zu.

Er hob den Kopf vom Gras und blickte sie an.

Dann legte er seine Ohren nach hinten. Nein, er lauschte nur.

„Marron.“ Es war die Stimme von Maya, die nach ihr rief.

Marron Kusakabe seufzte. Die Brünette drehte sich um und blickte zu Maya, die ihr zu winkte. „Marron, du hast Besuch.“, sagte sie zu ihr.

„Ich hab keine Zeit.“, sagte Marron. Sie vermutete, dass es Chiaki, Miyako oder Yamato war. Zumindest einer von ihnen. Und auf keinen von ihnen hatte sie jetzt Lust. Sie sollte sich auf ihre Arbeit konzentrieren, deswegen war sie hier. Deswegen würde sie bezahlt werden.

Sie blickte wieder zu Colonel.

„Aber Marron, es ist dein Onkel.“

Schlagartig drehte sich Marron um. Entsetzten huschte ihr übers Gesicht. Jegliche Farbe die sie je im Gesicht hatte, verlor sich, verschwand, als sie sie die Person sah, die hinter Maya mit kam.

Sie kannte dieses Gesicht. Sie kannte es nur zu gut. Ihr wurde schlecht. All ihre Erinnerungen kamen ihr wieder hoch. Ihre Knie wurden schwach.

Sie schüttelte diese Kälte von sich ab. Sie durfte nicht klein bei geben. Sie durfte nicht in sich zusammen sacken und ihre Erinnerungen überhand gewinnen lassen. Sie musste Stärke zeigen. Sie musste jetzt für das gerade stehen, was sie hier machte. Das sie hier ihr eigenes Leben führte. Ohne Erinnerungen.
 

„Marron.“, holte Maya sie wieder aus ihrer Gedankenwelt.

Marron war inzwischen am Gatter angekommen. Sie umklammerte den Pfosten. Sie blickte den Mann an. Ja sie erkannte ihn wieder.

Wie sehr hatte sie diese braunen Augen gehasst. Sie waren kalt und hässlich. So wie alles an ihm. Seine Art. Er hatte schwarze Haare. Er trug eine Vokuhila. Wie damals.

Warum war er hier?

Wie konnte er sie wieder finden?

„Marron, erkennst du deinen Onkel nicht wieder? Es ist doch schön, dass er hier ist, nicht?“

Marron blickte Maya an.

Oh, wenn du nur wüsstest, schoss es ihr in den Kopf.

Marron kletterte ohne eine Antwort auf Mayas Aussage über das Gatter und stand vor ihren Onkel. Sie blickte ihn nicht in die Augen, sie konnte es nicht.

„Hallo Marron. Schön dich wieder zu sehne.“

Marron schloss die Augen und versuchte ihre Tränen zu unterdrücken und auch den Brechreiz der sie am Schlucken hinderte. Sie versuchte ihren Atem wieder unter Kontrolle zu bringen und ruhig zu bleiben.

„Marron?“ Maya blickte sie fragend an.

Doch Marron blickte sich nur suchend, hilfesuchend, um. Sie musste einen Weg finden, hier weg zu kommen.

Dann hörte sie einen Wagen vor fahren.

Sie erkannte den Motor und auch wie der Fahrer das Auto über den Kies fuhr. Marron rannte in dessen Richtung.

„Marron!“, hörte sie nur noch Maya schreien.

Doch sie konnte es nicht ertragen. Sie musste hier weg.

Als sie auf den Eingang des Hofes trat, sah sie Chiaki. Er wollte gerade aussteigen, da war Marron schon auf den Beifahrersitz gestiegen.

„Fahr los!“, erklang sie bittend und blickte ihn an.

„Aber Marron, ich wollte zu Colonel.“

„Fahr los!“, schrie sie, als sie sah, dass ihr Onkel näher kam. „Bitte!“, flehte sie ihn an.

Es war ihr gerade egal, in wessen Auto und mit wem sie darin saß. Sie wollte einfach nur von diesem Kerl weg. Sie musste von ihm weg. Es war ihr alles egal.

Chiaki Nagoya fuhr los und verließ das Gestüt.
 

Sie schaute auf ihre Hände, die auf ihren Schoss lagen, verkrampft und die sich zu Fäusten bildeten. Die Knöchel waren schon weiß geworden.

Sie spürte auch schon nicht mehr ihre Fingernägel, die sich in das eigene Fleisch gedrückt hatten. Sie spürte auch nicht mehr das Blut, was zwischen ihren Fingernägeln und ihrer Handinnenfläche hervor quollen.

Sie blickte nicht auf die Straße.

Das Fenster war auf. Sie spürte den kalten Wind. Es war heute wirklich kalt. Sie hatte nur ein T-Shirt an und ihre schwarze Reithose. Man sah das Blut nicht, was von ihren Händen lief.

Aber ihr war kalt. Sie zitterte ja eh schon. Das durfte nicht wahr sein.

Sie war doch damals abgehauen, hatte in mehreren Ländern gelebt, warum fand er sie wieder.

Warum konnte das kein Ende haben?

Sie merkte nicht mal die stummen Tränen die über ihre Wangen liefen. Sie saß einfach nur in einem leblosen Körper auf dem Beifahrersitz.

„Marron.“ Er wusste nicht was er sagen sollte, aber er war erschrocken, als er ihre Tränen sah und auch sah, dass sie zitterte und ihre Hände schon ganz weiß waren.

Er fuhr rechts ran.

Seine Hand berührte ihr Gesicht und wollte die Träne weg streichen.

Doch Marron erschrak dabei so sehr, dass sie seine Hand weg schlug. Dabei sah er, dass sie blutete an den Händen.

Doch er konnte nichts sagen und nichts machen. „Marron…“

Sie blickte ihn immer noch nicht an. Dann blickte sie aus dem Fenster. „Danke, fürs Fahren.“, sagte sie nur und stieg aus.

„Aber Marron.“

Er stieg auch aus. Aber da war sie schon durch das Feld gerannt und rannte Richtung Wald. „Marron!“, schrie er ihr hinterher. „Es tut mir Leid.“

Er war sich nicht mal sicher ob sie es noch hörte oder ob er der Schuldige war.

ber als er sie so anschaute, sie war zart und verletzlich, starr in ihrer Position, konnte er nicht anderes.

Er hatte ein schlechtes Gewissen. Er wollte sie an sich drücken, sie trösten. Aber vermutlich würde er sogar das versauen.

Er blickte der brünetten, jungen Frau hinterher und sah sie schon gar nicht mehr.

„Marron.“ Seine Stimme war nur noch kleinlaut.

Er seufzte und stieg ins Auto. Chiaki schaute auf die Straße und schlug dann aufs Lenkrad ein. „Warum kann ich nie was richtig machen?!“, schrie er.
 

Es war noch kälter geworden und es regnete aus Eimern als Miyako mit ihren kleinen Mitsubishi Colt auf das Gestüt fuhr. Sie hatte heute den ganzen Tag noch versucht Marron zu erreichen.

Doch weder auf ihrem Handy noch auf ihrem Festanschluss war sie zu erreichen. Nun wollte sie doch selber vorbei schauen und nach dem Rechten sehen. Als sie am Gestüt vorbei fuhr sah sie, dass man die Pferde schon reingeholt hatte. Es war auch schon 7 Uhr abends und es regnete seit 2 Stunden durchgehend.

Als Miyako ausstieg, fluchte sie, denn sie war genau beim Aussteigen in eine große braune Pfütze getreten.

Sie schloss schnell das Auto hinter sich und eilte ins Haupthaus. Sie sah, dass bei Marron in der Wohnung kein Licht brannte also eilte sie zu erst zu Maya. Als Miyako anklopfte, war sie schon klatschnass.

Maya öffnete ihr. „Oh Hallo.“, sagte sie freundlich.

„Hallo Maya. Ich suche Marron.“

„Da bist du nicht die Einzige.“, sagte Maya und ließ sie herein kommen.

Miyako trat überrascht ein. „Was meinst du damit?“

„Ihr Onkel ist hier.“, fing Maya an als sie gerade da Wohnzimmer betraten.

„Ihr Onkel?“, fragte Miyako überrascht und blickte den Mann an, der im Wohnzimmer auf der Couch saß. Sie konnte es nicht glauben. Sie sah den gelangweilten und nichts wissenden Blick des Mannes.

Sie wurde wütend. Sie stürmte auf ihn zu und schubste ihn. „Was wollen Sie hier?“

„Aber Miyako.“ Maya musste Miyako zurück halten, weil sie keine Verletzten haben wollte, in ihrer eigenen Stube. „Miyako. Mach mal Halblang. Was erlaubst du dir eigentlich?“

Entrüstet blickte Miyako Maya an.

Dann fielen Miyako wieder Marrons Worte ein. Sie hatte Maya nie was von ihrer Vergangenheit erzählt. Ihr Blick wanderte wieder zu dem Onkel von Marron. Ja, er sah genauso aus, wie sie ihn immer beschrieben hatte.

„Dieser Kerl…“, wollte sie anfingen zu erklären.

Da trat Hijiri ins Wohnzimmer. „Chiaki weiß auch nicht wo Marron ist.“

„Aber sie ist doch mit ihm mitgefahren.“, meinte Maya.

„Sie ist was?“, fragte Miyako überrascht.

Maya nickte. „Ich war selber überrascht. Aber sie ist einfach los gerannt, als sie ihren Onkel wieder sah.“

Miyako blickte ihn an. „Und er weiß auch warum.“, sagte sie nur. Sie zog Hijiri aus dem Wohnzimmer. „Was hat Chiaki gesagt?“

„Er sucht sie.“, antwortete Hijiri.

„Wo?“, hakte sie nach.

„Er hat gesagt, sie ist in ein Waldstück gerannt.“

„Wo? Verdammt, lass dir nicht alles aus der Nase ziehen!“, schrie sie.

„Miyako was ist hier eigentlich los?“, fragte Maya, die junge Frau und Marrons beste Freundin.

„Frag doch Marrons Onkel, warum sie vor ihm geflohen ist.“, sagte Miyako fordernd und verließ das Haus mit einem Knall, als die Tür einrastete.

Maya blickte Hijiri fragend an, dann blickten beiden wieder zu dem Mann im Wohnzimmer, der nur fragend die beiden anschaute. Er tat so als wüsste er nichts.

Wenn Miyako das gesehen hätte, wäre sie ihm wirklich an die Gurgel gesprungen, aber jetzt stand Wichtigeres an.

Sie musste Marron finden.

Es war kalt und es regnete. Sie war sicherlich durchnässt und fror. Sie würde sich unterkühlen.

Miyako Minazuki rief Chiaki an. Sie musste ihn sprechen.

Nur er konnte ihr jetzt helfen.
 

„Marron!“

Chiaki, Miyako und Yamato hatten sich in dem Wäldchen auf die Suche nach ihr gemacht.

Miyako wollte im Moment weder Maya noch Hijri die Sache erklären. Sie hatte Wichtigeres zu tun.

Sie machte sich Sorgen um ihre beste Freundin.

Es war nass und klitschig. Sie rutschten oft aus.

Sie gingen getrennt.

Chiaki suchte getrennt von Miyako und Yamato. So groß war dieses Waldstückchen nicht. Sie würden sie schon finden, hatten sie sich Hoffnung zugeredet. Sie würden sie finden. Jeder gab sich an dieser Misere die Schuld, wobei nur Miyako und Yamato den wahren Grund ihres Verschwindens wussten und es auch verstanden. Aber sie wussten auch, wenn sie Marron heute Morgen nicht so hintergangen hätte, wäre sie zu Ihnen gekommen.
 

Es war kalt.

Marron zitterte wie espenlaut. Ihre braunen Haare, die sonst leicht lockig um ihren Kopf schwebten, klebten nun nass an ihrem Kopf und die Tropfen liefen ihren Rücken herunter.

Sie saß auf dem Boden. Sie konnte nicht mehr.

Sie war über eine Wurzel gestürzt und hatte sich den rechten Knöchel umgeknickst. Er war geschwollen. Nun kam sie auch nicht mehr in die eh schon nassen Schuhe.

Ihre Reithose war klatschnass und auch das T-Shirt, was an ihr wie eine zweite Haut klebte, machte nicht die geringsten Anstallten sie zu wärmen. Sie zitterte. Ihre Fingerkuppeln waren schon leicht hellblau.

Ihre Haut war weiß, kalt und nass.

Sie wollte hier weg, aber wer sollte sie schon suchen. Sie hatte gerufen, als sie umgeknickt war.

Aber es war keiner da. Warum auch?

Aber hier war sie wenigstens vor ihm sicher. Hier würde er sie nicht finden. Hier war sie vor ihm sicher. Egal, hier würde sie auch sterben, ohne dass er davon Wind bekommen würde. Hier war es gut. Wenn auch kalt und nass.

Sie wusste nicht mehr, wie lange sie schon an dieser Stelle in dieser Stellung verweilte.

Sie war müde und ihr war schrecklich kalt. Der kalte Wind peitschte ihr auch noch die Kälte ins Gesicht.

„Marron.“ Sie hörte Jemanden ihren Namen rufen. Es war zuerst weit von ihr entfernt.

Dann kam es immer näher.

Aber sie hatte nicht mal mehr dir Kraft zu antworten. Sie wollte es auch nicht. Er würde sie ja sonst finden.

„Marron.“ Sie kannte die Stimmen.

Es waren Miyako und Yamato.
 

„Ich hab sie!“, hörte sie jemand sagen.

Sie spürte nichts mehr. Sie spürte auch nicht die Decke, die man ihr um die Schultern legte. Sie spürte auch nicht, wie man sie auf den Arm nahm, sie an sich drückte. Ihre Augen fielen zu.

Man drückte sie an sich und versuchte sie wieder zu wecken.

Aber sie schlief. Sie schlief davon, in eine andere Welt.

In eine Welt wo ihr Onkel nicht war. In einer Welt wo sie sicher war. In einer Welt wo sie nicht mit ihrer Vergangenheit leben musste. In einer Welt wo sie sicher war.

Sie wusste nicht, in wessen Armen sie lag. Sie hörte Stimmen, aber sie war zu müde und entschlief wieder.
 

„Sie muss ins Krankenhaus.“, sagte der Blauhaarige, dessen Haaren, wie die der anderen an dem Kopf klebten.

Miyako und Yamato nickten ihm zu. Sie halfen ihn, den steinigen und stolprigen Weg mit Marron auf den Arm entlang zu gehen. Es war klitschig und er gab sich mühe nicht hinzufallen.

Sie war eiskalt. Zu kalt nach seinem Geschmack. Sie war leblos, hatte keine Farbe in ihrem Gesicht und keinen Ehrgeiz in ihren Augen, den er sonst bei ihr kannte.

Aber er kannte diesen Blick.

Es war der Blick des Aufgebens. Sie wollte alleine sein. Sie wollte dort liegen. Sie wollte auch nicht gefunden werden.

Aber Chiaki drückte sie jetzt noch mehr an sich. Er wollte ihr zeigen, dass er da war.

Egal was los war und der Grund ihres Abhauens war. Er wollte es sich auch selber beweisen. Er wollt es ihr beweisen.

Es war einmal...

Why are there so many songs about rainbows

And what's on the other side?

Rainbows are visions, but only illusions,

And rainbows have nothing to hide.

So we've been told and some choose to believe it

I know they're wrong, wait and see.

Someday we'll find it, the rainbow connection,

The lovers, the dreamers and me.
 

„Wie geht’s ihr?“, fragte Miyako, die mit Yamato im Flur der Notaufnahmestation.

Chiaki, fuhr sich durch seine blauen Haare. Er hatte einen weißen Kittel an, er sah wie ein Arzt aus. Er war ja auch schließlich angehender Internist.

Er kam mit langsamen und schweren Schritten auf die Beiden zu.

Er blickte sie nicht an. Er konnte es nicht.

Es stand nicht unbedingt zum Besten mit Marron.

„Chiaki, sag schon was.“ Miyako stand vor ihm und zog an seinem Kittel. Ihre Hände umfassten den weißen Stoff und blickten ihn flehend und mit einer großen Sorge in ihren Augen an.

Chiaki nickte. Er wusste dass er es ihnen sagen sollte. Er holte tief Luft und ein Seufzer verließ seine Lippen. Sie waren spröde und rissig, er hatte lange nichts getrunken.

Zu große Sorgen hatte er sich um Marron gemacht.

„Chiaki…“

„Miyako, Yamato…“, fing Chiaki Nagoya an zu sprechen. Erst jetzt hatte er den Mut gehabt Ihnen in die Augen zu sehen. „Marron hat eine Hypothermie.“

„Das heißt?“, fragte Miyako empört. „Red verdammt noch mal Klartext.“, forderte sie ihn auf.

Chiaki nickte.

Er versuchte und wollte es ja selber. Sie waren ihre Freunde und irgendwie gab Chiaki sich selber die Schuld, dass er nicht auf sie aufgepasst hatte, dass er ihr nicht hinterher gerannt war. Doch jetzt war es ja eh zu spät.

Yamato legte seine Hand auf Miyakos Schultern und hoffte, sie würde sich ein wenig dadurch beruhigen. Er spürte sie zittern, sie zitterte innerlich.

„Hypothermie oder auch Unterkühlung genannt, ist ein Zustand nach Kälteeinwirkung auf den Körper eines Lebewesens, das heißt die Wärmeproduktion war über längere Zeit geringer als die Wärmeabgabe.“, erklärte Chiaki langsam. So gut es ging.

Er vernahm seine Worte selber und hörte auf sie. Er registrierte Marrons Zustand erst Jetzt, als er es selber aussprach.

„Hat es Folgen für sie?“, fragte Yamato.

Miyako blickte ihn fragend an. Dann blickte sie zu Chiaki. Sie blickte ihn flehend an. „Bitte.“

„Der menschliche Körper hat die Fähigkeit, seine Körpertemperatur auch bei Schwankungen der Umgebungstemperatur konstant bei rund 37 °C zu halten, was man als Thermoregulation bezeichnet. Dieser Normalwert unterliegt geringen Schwankungen je nach Tätigkeit und Tageszeit. Hierzu zählen die verstärkte Wärmeabgabe durch Schwitzen bei körperlicher Anstrengung und die Wärmeproduktion durch Kältezittern, beispielsweise in Form von Schüttelfrost bei beginnendem Fieber.“, sprach er weiter. Es war die Theorie. So hatte er es aus seinen Büchern gelernt.

„Das heißt?“, fragte Yamato.

Miyako zog an Chiakis Kittel. „Verdammt Chiaki!“, schrie sie ihn an.
 

Chiaki blickte sie an und sie hatte ihn anscheinend aus einer Traumwelt geholt.

Erst jetzt registrierte er das alles.

Marron lag unter Wärmedecken und unter Zugabe von angewärmten Kochsalzlösungen im Krankenhaus. Er hatte sie hierher gebracht.

„Wie geht’s ihr jetzt?“, fragte Miyako. „Wird sie wieder? Können wir zu ihr?“

Er nickte, nahm ihre Hand und ließ sie los.

Ihre Hand senkte sich.

„Es gibt drei Stadien der Unterkühlung.“, fing er wieder an.

Miyako hörte ihm zu.

„Die Erste, ist das Abwehrstadium. In diesem versucht der Körper die Temperatur zwischen 34° und 37°C zu halten. Durch Zittern versucht der Körper die Wärme zu behalten. Zusätzlich ziehen sich die Blutgefäße in den Extremitäten zusammen und verringern die Durchblutung der äußeren Körperregionen (Zentralisation). Es entsteht eine Schale, in der das kalte Blut bleibt. Ein Wärmeaustausch zwischen Schale und Körperkern findet dann kaum noch statt. Dieses Stadium ist nicht schlimm. Es regeneriert sich schnell wieder.“

„Ist Marron in diesem Stadium?“, fragte sie ihn.

Er blickte in ihre Augen.

Sie hatte Tränen in den Augen.

Chiaki blickte weg, als er den Kopf schüttelte. „Dann gibt es das Zweite, das Erschöpfungsstadium. Ab einer Körpertemperatur von weniger als 34 °C beginnt das Erschöpfungsstadium. Das Bewusstsein des Patienten trübt immer mehr ein. Diese Bewusstseinsstörung kann soweit gehen, dass man von Kälteidiotie spricht. Ein Erfrierender ist in diesem Stadium nicht mehr in der Lage, sich selbst zu retten.“ Er blickte Miyako und Yamato an. „In diesem Stadium befindet sich Marron.“ Er blickte in Miyakos erschrockene Augen. Sie waren geweitet, vor Schreck.

Yamato drückte Miyako an sich und sie ließ sich schweigend auch an ihn drücken.

„Aber sie ist nicht im dritten Stadium.“, sagte Chiaki nun und blickte den Gang entlang, zur Tür, in der Marron lag. „Deswegen hatte sie diese Bewusstseinstrübung als wir sie gefunden hatten. Kalte, blasse Haut und die blauen Lippen sind typisch. Ebenso der Flache Atem und der schwache Puls.“, sagte Chiaki mit einem Seufzer.

Dann blickte er wieder zu Miyako. „Ihrem Kreislauf geht es aber wieder so weit gut, sie ist stabil und wird wieder aufgewärmt.“

Miyako fiel ein Stein vom Herzen. Sie blickte Chiaki an.

Er wusste, dass er es den beiden hätte gar nicht sagen sollen. Es hätte es nur zu Verwandten sagen sollen. Aber das hier waren wohl die Einzigen die Marron hatte, dass hatte er schon gemerkt.

„Kommt ich bring euch zu ihr. Ihr könnt noch nicht gleich zu ihr ins Zimmer. Aber bald.“

Miyako umarmte Chiaki. „Ich danke Dir. Danke…“

Sie weinte wieder. Aber dieses Mal waren Freudentränen.
 

Who said that every wish would be heard and answered

when wished on the morning star?

Somebody thought of that

and someone believed it,

and look what it's done so far.

What's so amazing that keeps us stargazing?

And what do we think we might see?

Someday we'll find it, the rainbow connection,

the lovers, the dreamers and me.
 

All of us under its spell,

we know that it's probably magic....
 

Ihre Augen, ihre schweren Lider öffneten sich nur langsam. Es war hell und warm.

Nur schwer bekam Marron ihre Lider auseinander.

Sie wusste absolut nicht wo sie war und was sie hier machte. Sie lag in einem Bett in einem hellen Zimmer. Zuerst erschien alles verschwommen, dann wurde es nach und nach klarer.

Sie hörte Musik.

Sie drehte ihren Kopf nach links und blickte aus einem Fenster. Es roch nach Krankenhaus. Sie blickte nach rechts, da stand noch ein Bett, es war leer. Sie war alleine in dem Zimmer. Neben ihr standen zwei Blumensträuße in Vasen. Einer mit gelben Nelken und ein bunt gemischter. Es roch gut aus der Ecke.

Dann klopfte es an der Tür.

Marron wollte sprechen. Doch ihr Hals und ihr Rachen waren zu rau. Sie hatte wohl lange nichts getrunken. Sie fühlte sich am Hals ganz ausgetrocknet.

Als sie sah wer rein kam, weiteten sich ihre Augen.

„Hallo…“ Es war Chiaki Nagoya. Er blickte sie aus seinen braunen Augen an und kam zu ihr ans Bett.

Sie wusste gar nicht, dass seine Augen so gütig schienen. „Ich…“ Es kam ein Krächzen aus ihr heraus.

Chiaki lächelte. „Du hast sicherlich Durst.“ Er ging an den Tisch, an der Wand ihr gegenüber.

Auf ihm standen eine durchsichtige Karraffe mit Wasser und 3 umgedrehte Gläser. Er drehte eines der Gläser um füllte es mit Wasser.

Dann trat er wieder zu ihr ans Bett und legte ihr das Glas an die Lippen.

Sie blickte ihn unsicher an, trank dann aber zwei, drei Schlucke.

Es tat gut und ihre Kehle fühlte sich auch gleich besser an. „Wo bin ich?“, fragte sie ihn.

Er hatte sich kurz von ihr abgewendet gehabt, um das Glas auf ihren Nachtisch zu stellen, dann blickte er sie an. „Marron, du bist im Krankenhaus. Im Nagoya Hospital.“, sagte er lächelnd. „Weißt du noch was passiert ist?“

Marron dachte nach.

Das Einzige an was sie sich erinnern konnte, war dass sie ihren Onkel wieder gesehen hatte. Er hatte ihr gegenüber gestanden und sie angegrinst.

Schlagartig überkam eine Angst sie und sie fing wieder an zu zittern.

Chiaki, der das merkte, setzte sich zu ihr ans Bett und hielt sie an den Schultern fest. Er blickte ihr fest und tief in die Augen. „Marron.“, sprach er ihren Namen fast liebevoll aus. „Es ist gut. Es ist alles in Ordnung.“, versuchte er sie zu beruhigen.

Ihr Atem wurde wieder langsamer und gleichmäßig, ihr Brustkorb senkte sich nicht mehr so schnell und ruckartig. Sie blickte ihn an.

Sie war ihm eine Erklärung schuldig. Vermutlich auch eine Entschuldigung.

Sie blickte ihn an und dann doch nicht.

Sie blickte ihm in die Augen und erkannte den Chiaki, den sie bisher kannte, gar nicht wieder.

Dieser hier war ein anderer. Dieser hier machte sich Sorgen um sie. Er sorgte und kümmerte sich um sie. Das passte nicht in das Bild, was sie von ihm gehabt hatte.

Schließlich war sie doch noch eine ziemlich Fremde Person für ihn
 

Chiaki Nagoya legte Marron wieder behutsam gegen das Kissen. „Miyako und Yamato haben sich große Sorgen um dich gemacht. Ich musste sie zwingen nach Hause zu gehen.“

Marron schaute auf seine Lippen, wie gebannt, und vernahm seine Worte. „Es tut mir Leid.“, sagte sie darauf.

Er blickte sie überrascht an.

Als sich ihre Blicke trafen, sah er in ihr eine ungeheure Traurigkeit. Die hatte er schon mal gesehen. Ihr muss schlimmes widerfahren sein, dachte er. „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen.“

Sie nickte und wehrte seine Aussage damit ab. „Doch. Ich bin einfach so in dein Auto gestiegen und du hast mich ohne Fragen weg gefahren.“

Er lächelte. „Na ja, man hilft wo man kann.“ Er wusste, dass dieser Kommentar ziemlich unpassend war.

Doch als er sah, dass ein kleines Lächeln über Marrons Lippen huschte, gab er die Hoffnung doch noch nicht ganz auf.

Sie blickte aus dem Fenster. „Weißt du… Chiaki.“, fing sie an, ohne ihn anzuschauen. „Vermutlich, bist du ein netter Mensch. Und vermutlich hast du eine Chance verdient von mir.“

„Marron…“, wollte er sie stoppen. Er wollte ihr widersprechen.

So nett und toll war er ja nun doch nicht. Er hatte die ganze Nacht im Krankenhaus verbracht, weil er ein Schlechtes Gewissen hatte und sich Sorgen machte. Aber er gab sich dennoch auch die Schuld daran.

„Chiaki… ich habe damit noch nie mit einem Fremden gesprochen. Nicht mal Maya weiß über die Sache. Sonst hätte sie meinen Onkel bestimmt nicht auf das Gestüt gelassen.“, sagte Marron mit einem Schmunzeln. „Ja vermutlich wäre es anders gelaufen, wenn ich allen die Wahrheit über mich erzählt hatte.“, sagte sie.

Ja, es war Ironie, die sie erkannte.
 

Chiaki saß noch immer an ihrem Bett und blickte sie an.

Sie war wunderschön. Sanft, schwach und doch stark. Sie hatte traurige aber auch gütige und hoffnungsvolle Augen. Sie blickte nie zurück. Sie schaute nach vorne und ließ sich nicht unterkriegen. Und doch war sie geflohen. Er wusste wie schwer es war.
 

„Nur Miyako und Yamato kennen meine ganze Geschichte.“

Sie blickte ihn kurz an, dann schaute sie wieder aus dem Fenster, wo der Wind die Blätter eines Baumes tanzen ließ. „Als ich 5 Jahre alt war, starben meine Eltern.“

„Das tut mir Leid.“

Sie redete einfach weiter: „Man wusste nichts von nahen Verwandten von mir und schickte mich ins Kinderheim. Es war keine schöne Zeit. Ich fand keine Freunde und war alleine.“ Sie seufzte. „Aber letztendlich war es sogar da schöner als bei ihm.“, gab sie von sich.

„Du musst es mir nicht erzählen.“, sagte er.

Sie blickte ihn an, mit einem Lächeln. „Doch ich habe das Gefühl dir eine Erklärung schuldig zu sein.“, gestand sie ihm. „Es meldete sich ein Verwandter von mir. Mein Onkel. Er wollte mich zu sich nehmen. Ich freute mich sehr. Ich wollte aus dem Heim raus. Er war der Bruder meines Vaters. Er schien nett und war freundlich. Er schenkte mir so viel und kaufte mir eine Menge Sachen. Als ich sieben Jahre alt war fing es an. Er verlor seine Arbeit und trank viel. Er schlug mich. Mit dem Gürtel, mit einer Peitsche.“ Tränen rannen ihr über die Wange.

Er wollte sie in die Arme nehmen. Sie trösten, wie er es immer mit seiner Schwester tat, wenn sie wegen ihren Eltern, die sich oft stritten traurig war.

„Ich kam damals in die Schule und lernte Miyako kennen. Wir waren von da an seit der ersten Klasse zusammen. Wir waren die besten Freundinnen, aber sie erfuhr mein Geheimnis erst sehr viel später. Aber diese Schläge. Er war sehr jähzornig und das auch noch sehr oft. Ich musste nicht mal was angestellt haben, er kam auch so zu mir mit dem Gürtel, wenn ihm irgendetwas nicht in den Kram passte. Aber das war vermutlich noch nicht mal das Schlimmste. Er gab mir die Schuld, dass meine Mutter nichts von ihm wissen wollte. Er war wohl auch in meine Mutter verliebt, aber sie hatte sich damals wohl eben für meinen Vater entschieden. Ich war damals weder unterwegs noch in den Gedanken meiner Eltern. Aber er gab mir die Schuld dennoch. Dann kam er nachts in mein Zimmer und wollte, dass ich mit ihm schlief.“

Die Tränen liefen Marron immer noch über die Wange und Chiaki konnte gar nichts tun.

Er blickte sie nur an. Er war schockiert. So etwas hatte er nie erwartet.

„Als ich 15 Jahre alt war, hatte ich meinen Entschluss gefasst, ich wollte abhauen. An diesem Zeitpunkt erzählte ich Miyako von der Sache. Sie wollte mich unterstützen. Wir zogen zu ihren Verwandten in die USA. Sie floh mit mir. Sie war immer da.“

Dann umkam es Chiaki doch und er drückte sie einfach an sich. Er drückte sie an sich und streichelte ihr übers Haar. „Oh Marron.“

Sie drückte ihr Gesicht in sein Hemd und weinte. Sie weinte und sie war ihm irgendwie so dankbar, dass er ihr zugehört hatte.

Es tat gut, dass er da war, dass er ihr zu hörte und dass er sie nun in den Arm nahm.

Das Erklimmen neuer Mauern

„Du packst schon?“ Chiaki oder besser gesagt Dr. Nagoya, trat ins Zimmer, denn er hatte seinen weißen Kittel an, dieser brachte seine blauen Haaren nur noch besser zur Geltung.

Marron blickte von ihrer Tasche auf, die sie gerade packte.

Sie schaute in seine braunen Augen, die sie anblickten, forschend und erwartungsvoll, dann blickte sie auf seinen Namen, der in blauer Bedruckung auf seinen weißen Kittel links über der Brusttasche stand. Das Stethoskop hatte er sich locker um den Hals gelegt gehabt.

Sie wendete ihren Blick von ihm ab und packte weiter. Sie legte gerade ihren hellblauen Pulli zusammen, sorgfältig, dass keine Falten entstanden.

„Marron, ich wollte…“, wollte Chiaki ein Gespräch anfangen.

Doch Marron hatte ihn mit ihren bittenden Worten „Chiaki, nicht…“ zum Schweigen gebracht.

Sie zog den Reißverschluss ihrer Tasche zu und hängte sich die Tasche um die Schulter, sie drehte sich zu ihm um.

Es fiel ihr schwer ihn anzuschauen, sie fühlte sich unwohl bei den Worten die sie auf ihrer Zunge für ihn hatte. Sie seufzte und versuchte seinen Blicken auszuweichen. „Das was da vor 2 Tagen passiert ist…“, fing sie an. „Tut mir Leid. Ich wollte Dir keine Umstände bereiten.“

Chiaki konnte nicht glauben was er da hörte. Wie konnte sie so etwas nur sagen.

Hatte er sich das nur eingebildet, dass sie doch mehr für ihn empfand.

„Ich will mein altes Leben zurück und wir sollten auch einfach wieder Geschäftspartner sein. Nicht mehr und nicht weniger.“, sagte sie mit ernster gestellter Stimme.

Sie hoffte zumindest, dass es auch ernst gemeint rüber kam, denn ihre Stimme zitterte und nicht nur ihre Stimme. Es war ihr ganzer Körper der zitterte.

Aber sie musste so handeln. Sie war immer alleine gewesen, immer auf sich gestellt gewesen und es war besser so gewesen. Sie hatte früh gelernt, dass die Menschen die man liebt, einen wieder verlassen. Deswegen wollte sie sich nicht verlieben. In ihr waren zu viele Narben und nicht nur in ihr. Sie wollte ihren Mitmenschen weiteren Schmerz und Kummer ersparen. Sie wollte keinen mehr verletzten oder selber verletzt werden.
 

Chiaki packte Marron an den Schultern, ruckartig und zu fest, wie er merkte, er lockerte seinen Griff, hielt sie aber weiterhin fest. „Blick mich an!“

Doch sie schaute ihn nicht an.

„Schau mich an!“, sagte er noch mal. „Du sollst mich anschauen.“ Er wurde lauter, aber nur weil er so verzweifelt war.

Sie spürte Tränen in ihren Augen.

Er ließ sie los, als er das sah. „Oh Marron…“ Er stand selber kurz vor den Tränen.

Warum war sie nur so abweisend zu ihm?

Er dachte, dass er ihr jetzt einen Schritt näher gekommen war und nun, war er wieder sehr weit von ihr entfernt.
 

Es klopfte an der Zimmertür.

Miyako trat ein. Keiner blickte sie an. Miyako merkte sofort, dass sie zum falschen Zeitpunkt in das Zimmer gekommen war. Sie seufzte.

Sie wusste inzwischen, dass Chiaki es ernst mit Marron meinte und keine seiner Spielchen mit ihr vorhatte. Aber da hatte er noch nicht mit Marron gerechnet. Und so wie die Stimmung gerade in diesem Zimmer donnerte und brodelte, wusste Miyako wie Marron sich entschieden hatte.

Miyako hatte gehofft, dass Marron Chiaki eine Chance geben würde, aber danach sah es wohl eher nicht aus.

„Bist du fertig?“

Marron nickte ohne Miyako oder Chiaki anzuschauen. Sie zog am Striemen ihrer Tasche, die sie um die Schulter trug und ging an Chiaki vorbei, ohne ein weiteres Wort, ohne ihn noch mal anzuschauen.

Chiaki schaute starr auf die Stelle wo Marron eben noch gestanden hatte, dann blickte er zu Marron, er wollte noch was sagen, sie bitten ihm eine Chance zu geben, doch da schloss sich die Tür auch schon. Wieder war eine Wand zwischen ihnen. Er wusste nicht welche größer war, die vorher oder diese hier.

Beide waren aber kalt und abweisend.

Es würde ein langer und steiniger Weg werden, dass wusste er, aber so leicht wollte er nicht aufgeben.
 

„Marron, warum hast du ihm den keine Chance gegeben?“, fragte Miyako sie irgendwann während der Fahrt vom Krankenhaus zum Gestüt zurück. Miyako fuhr.

„Ist mein Onkel weg?“, stellte Marron nur eine Gegenfrage. Sie ging nicht auf Miyakos Frage ein.

„Mensch Marron. Ich hab dich was gefragt.“ Sie seufzte. „Ja er ist weg.“, sagte Miyako. Sie wusste das Marron starrköpfig und stur war, aber sie war es ebenso.

„Sicher?“, fragte Marron noch mal.

„Verdammt Marron.“, meinte Miyako aufgebracht und schlug gegen das Lenkrad. „Ich habe dir lange genug zugesehen. Nimm endlich Anteil an deinem Leben. Schau nicht immer nur zu wie es an dir vorbeiläuft.“

Marron blickte ihre Freundin an. „Es ist besser so.“

„Besser für wen? Für ihn? Oder für dich?“ Miyako seufzte wieder. Sie fuhr sich durch die Haare. „Ich sag dir was, es ist für keinen von euch gut.“ Sie fuhr in den Hof des Gestüts ein.

„Gut, dass du das so genau weißt, wo ich es ja nicht mal weiß.“, sagte Marron und stieg aus, als Miyako angehalten hatte.

Sie blickte noch mal ins Auto. „Ich danke Dir fürs Herfahren.“, sagte Marron nur und schloss die Tür des Autos.

Miyako lehnte sich genervt in ihren Sitz zurück. „Oh Marron…“
 

Liebes Tagebuch.

Es ist viel passiert, seit meinem letzten Eintrag. In mir und um mich ist eine Menge passiert.

Ich bin sogar jetzt an den Punkt in meinem Leben angekommen, an dem ich nicht mal mehr weiß ob alles richtig ist, was ich getan habe und auch noch tue.

Mein Traum von meinem Gestüt, meine Arbeit.

Es kommt mir so falsch und unecht vor.

Ich fühle mich leer, nutzlos und ausgelaugt und dann ist da noch dieser Kerl, Chiaki.

Ich weiß nicht was ich über ihn denken soll.

Es ist alles so wirr in meinem Kopf im Moment. Alles scheint so unecht, wie in einem simplen Traum. Wir können nur vorwärts gehen, wenn wir all die Trauer und die Schmerzen die in uns sind hinter uns lassen. Als ich meinen Traum verwirklicht hatte, dachte ich, ich hätte all dies hinter mir gelassen, doch jetzt…

Jetzt weiß ich es nicht mehr.

Ich weiß gar nichts mehr.

Aber ich muss dennoch weitermachen. Ich darf nicht aufgeben, dafür habe ich schon zu lange gekämpft. Es darf hier nicht enden.

Ich darf mich nicht von IHM ablenken lassen!

Ich bin Therapeutin! Ich habe Patienten und Verpflichtungen.

Das ist das Einzige was zählen sollte!


 

„Bitte bleib hartnäckig! Bleib am Ball.“

Chiaki blickte die beste Freundin von Marron an.

Er war sehr überrascht gewesen, dass sie ihn besuchte nach Marrons Abgang von vor 2 Tagen im Krankenhaus. Seit dem war er auch nicht mehr bei Colonel auf dem Gestüt gewesen. Er wollte Marron aus dem Weg gehen, ihr Abstand von ihm geben.

„Miyako.“, fing er an und trag aus dem einem Glas, das halbvoll mit Cognac gefüllt war, die Eiswürfel darin knackten. „Marron hat mir sehr deutlich zu verstehen gemacht, dass sie nicht an mir interessiert ist.“, sagte er und stellte das Glas wieder hin. Er blickte Miyako an.

Miyako ging auf ihn zu. „Das hat dich doch sonst auch nicht davon abgehalten Frauen anzumachen.“

Chiaki blickte sie überrascht an. Er seufzte.

Ja, das wusste er ja selber aber Marron war anders. Sie war komplett anders. Sie war Jemand anders. Sie war keine, die er auf seiner Liste haben wollte. Er hatte das Verlangen sie ganz zu haben. Ja, eine Beziehung zu ihr zu haben. Er wollte sie nicht ausnutzen. Er wollte im Moment nichts mehr als ihr Freund sein. Dieses Verlangen hatte er vorher noch nie in sich gehabt. Er war selber über sich erschrocken. Dieses Gefühl kannte er nicht, deswegen auch der Cognac.

„Chiaki…“, fing Miyako wieder an.

Er blickte sie wieder an. „Miyako, was soll das hier bringen. Du solltest nicht mit mir reden, sondern mit Marron. Die solltest du überzeugen. Nicht mich.“, sagte er langsam und leise.

Er hatte nicht die Kraft zu schreien oder wütend zu sein.

Ihm war nicht danach.

Seit Marron mit ihm gesprochen hatte, fühlte er sich leer, ausgelaugt. Es war nichts in ihm, außer die Hülle um ihn herum. Er fühlte sich schrecklich und allein gelassen.

„Du kennst nun Marrons Geheimnis. Bitte…“ Sie flehte ihn an. Ihre Augen sagten es ihm. „Bitte… kämpfe weiter um Marron.“ Sie senkte den Kopf und ließ seinen Kragen wieder los.„Entschuldigung.“

Chiaki nickte. „Es ist okay.“, sagte er und lächelte sie an. Er kannte Miyakos Beweggründe nicht, er wollte sie auch gar nicht wissen.

Er war froh über ihr Vertrauen. Das reichte ihm. Niemand setzte ihm eigentlich so viel Vertrauen entgegen und hier ging es um ihre Beste Freundin.

„Ich weiß, dass du gut für sie sein kannst. Bitte versuch es. Gib nicht auf.“, bat sie ihn und drehte ihm dann den Rücken um und ging zur Ausgangstür.

Chiaki blickte ihr hinterher. „Miyako.“

Diese drehte sich um und blickte ihn an.

Chiaki sagte nichts, sondern nickte nur. Er gab nur ein einfaches Nicken von sich, aber das reichte ihr als Antwort.

Sie nickte ebenfalls, mit einem Lächeln und verließ da Zimmer.
 

Marron stand Colonel gegenüber.

Sie hatten es in den Therapiestunden schon so weit gebracht, dass er ihr hinter her ging, dass er von ihrer Hand Leckerlis nahm. Er hatte wieder Vertrauen.

Sie musste bald mit den gemeinsamen Stunden mit Kaya anfangen.

Aber sie wusste noch nicht ob Colonel schon so weit war. Nur weil er jetzt ihr vertraute, hieß es noch lange nicht, dass er Kaya auch wieder vertraute.

Außerdem war Chiaki auch schon lange nicht mehr da gewesen um nach ihm zu schauen oder um Neuigkeiten zu erfahren. Er war seit ihrem Krankenhausbesuch nicht mehr hier gewesen, was Marron seltsamerweise traurig stimmte.

Sie konnte sich einreden was sie wollte, sie mochte Chiaki. Sie konnte gut mit einander reden. Er war nett und freundlich und er hatte ihr geholfen.

Marron schüttelte den Kopf, ihr Haar wehte um ihren Kopf, es kitzelte, aber sie wollte die Gedanken loswerden.

Colonel blickte sie fragend an.

Marron nahm das Zaunzeug in die Hand was auf einem Baumstumpf lag. Sie beobachtete seine Reaktion.

Er blickte sie nur an. Das war ein gutes Zeichen, so hoffte Marron zumindest.

Sie ging einen Schritt auf ihn zu.

Er wich nicht zurück.

Sie hob ihm das Zaunzeug unter die Nase.

Seine Nüstern bebten. Er roch an dem Leder.

Sie wollte, dass er es wieder erkannte. Es war seines noch vor dem Unfall.

Er ging einen Schritt zurück.

Marron seufzte. Sie versteckte ihre Hand hinter ihren Rücken und somit auch das Zaunzeug, mit der anderen Hand, streichelte sie Colonel über die Stirn. Die Wunde sah viel besser aus. Ihr Kräutersud schien seine Wirkung zu entfalten. „Colonel, ist alles gut.“

Sie ging wieder einen Schritt zurück und hielt ihm das Zaunzeug wieder hin. „Schau, das ist nichts Schlimmes.“, sagte sie mit ruhiger und sanfter Stimme. Sie hielt es ihm diesmal nicht unter die Nase.

Und sie lächelte, als er von selber daran schnupperte.

„Gut.“, sagte sie zufrieden und reichte ihm ein Zuckerstückchen, das er mit Genuss verschlang.

„Marron.“

Marron drehte sich um, ihr Haar, das sie heute offen trug, wirbelte um ihren Kopf, Maya stand am Gatter.

Marron legte das Zaunzeug wieder auf den Baumstumpf und ging zu Maya.

„Du arbeitest ja schon wieder.“

Marron lächelte und nickte ihr zu. „Ja, warum sollte ich auch nicht. Die Arbeit erledigt sich bekanntlich nicht von alleine.“

„Ja, das stimmt zwar schon, aber…“

„Nichts aber.“, sagte Marron und blickte zu Colonel. „Es macht mir Spaß und es lenkt mich ab.“

„Marron, dass mit deinem Onkel…“, fing Maya an.

„Maya, lass gut sein. Du wusstest es nicht, weil ich es dir nicht gesagt habe. Dich trifft keine Schuld.“

„Ich fühle mich aber dennoch schlecht.“

Marron nickte darauf nur. „Dagegen kann ich aber nicht viel tun.“

Maya nickte. „Mir reicht es, wenn du ehrlich zu mir bist. Ich will nicht, dass so etwas noch Mal vorkommt.“

„Ich will es genauso wenig.“, gestand Marron ihr. Sie fuhr sich durch ihre Haare und strich einige lockeren Strähnen wieder zurück.

„Wie läuft es mit diesem Nagoya? Er ist lange nicht mehr hier gewesen.“, sagte Maya. „Habt ihr euch gestritten?“, fragte sie nach.

„Nicht direkt, Maya…“

Maya merkte, dass Marron herumdruckste. Sie wollte sie auch nicht zwingen. „Es ist sein Pferd.“

„Nein, es ist das seiner Mutter und das seiner Schwester. Er ist Arzt.“

„In deinem Krankenhaus?“

„Was heißt hier mein Krankenhaus?“

„Na, in dem wo du gelegen hast. Du weißt schon, was ich meine.“

Marron seufzte. „Ja, da ist er Arzt. Er hat mich da ja hingebracht.“

„Ein Glück auch.“

Marron nickte. Ja, sie musste sich bei ihm bedanken.

Die Entschuldigung kam Falsch an, das wusste sie.

Ein Dankeschön wäre besser gewesen. Aber das hätte er vermutlich auch wieder Falsch aufgefasst, dessen war sie sich sehr sicher.

Marron seufzte schwer.

„Alles okay?“

Marron lächelte sie nickend an.

„Oh, schau mal.“, sagte Maya überrascht und blickte an Marron vorbei.

Diese drehte sich um und entdeckte Chiaki, der zu ihr kam.

An seiner Hand hatte er seine Schwester.

Ja, so war es gut. So wäre es für sie beide leicht ein Gespräch zuführen, ein normales Gespräch.

„Hallo Marron.“, sagte Kaya strahlend und rannte zu ihr.

Marron, die inzwischen über den Zaun geklettert war, lächelte Kaya an. „Schön, dich zu sehen.“

„Ja, Chiaki hat mich mitgenommen.“, erklärte Kaya.

Marron richtete sich wieder auf und sah zu Chiaki, der nun vor ihr stand. Ihre Blicke wichen einander aus. „Hallo.“, sagte sie dann freundlich.

Chiaki nickte. Er hatte verstanden. „Hallo Marron.“ Es fiel ihm schwer ihren Name so auszusprechen.

Warum konnte er nicht mit ihr zusammen sein?

Warum gab sie ihnen keine Chance?

Verachtete sie denn so sehr die Männer?

„Wie geht’s Colonel?“, fragte Kaya, die sich auf den Zaun stellte und drüber schaute.

„Ich geh dann mal Marron.“, sagte Maya und ging in die Stallungen.

Marron lächelte Kaya an. „Es geht ihm gut. Ich denke morgen werde ich ihm das erste mal wieder Zaunzeug umlegen.“

„Ja?“, fragte Kaya überrascht.

„Ist er denn schon so weit?“, fragte Chiaki, der nun neben Marron, ebenfalls am Zaun lehnend, stand.

Marron nickte. „Ja, wir haben heute die ersten Annäherungsschritte mit dem Zaunzeug gemacht. Er erkennt es zumindest wieder und hat sich nicht davor erschreckt. Was meiner Meinung nach ein gutes Zeichen ist, ich kann mich auch irren.“

Chiaki nickte nur. Er blickte Marron nicht an, sondern sah zu Colonel.

„Darf er bald zu den anderen Pferden?“, fragte Kaya.

Marron blickte von Kaya zu Colonel. „Das weiß ich noch nicht Kaya. Es kommt drauf an, wie er Morgen auf das Zaunzeug reagiert. Wenn es klappt, wird er in zwei Tagen bei den anderen auf der Außenkoppel sein können. Das wird ihm auch gut tun.“

„Mit anderen zusammen zu sein?“, fragte Chiaki.

Marron erschreckte. Sie senkte den Kopf. „Ja, das wird ihm gut tun.“

Chiaki schubste sich von dem Zaun weg und ging in Richtung Stallungen. „Ich gehe spazieren.“, sagte er nur.

Marron blickte ihm hinterher. Sie wusste nicht ob sie ihm hinterher gehen soll.

Sie blickte fragend zu Kaya.

„Er ist traurig.“, sagte Kaya.

„Wie?“

Kaya nickte und blickte zu Colonel. „Ich weiß nicht warum. Er redet nicht mehr mit mir. Wir haben immer über alles geredet. Er sagt, er ist nicht traurig. Aber ich sehe das doch.“

Marron blickte ihm hinterher. „Ich bin gleich wieder da.“, sagte sie schnell zu Kaya und rannte ihm hinterher.
 

„Chiaki…“

Dieser drehte sich überrascht um und blickte in das Gesicht von Marron.

Sie war ihm hinterher gerannt. Aber er kannte sie inzwischen schon so gut, dass er sich nicht zu früh freuen sollte.

Sie ging neben ihm her.

Keiner sagte etwas. Sie schwiegen beide und gingen den Feldweg entlang.

Sie gingen in Richtung Wald ohne das einer was sagte.

„Chiaki ich…“

„Ja?“ Er blieb stehen und blickte sie an.

Sie schaute verlegen zur Seite.

Er lächelte. „Entschuldige.“

„Wie?“ Sie blickte ihn überrascht und fragend an.

„Das ich dich eben unterbrochen hab.“

„Ach so… ja…“ Sie nickte. Sie standen immer noch an der Stelle. Sie blickten sich nicht an. „Chiaki…“, wollte sie wieder anfangen.

Er lächelte.

Sie blickte ihn immer noch nicht an. „Danke sehr.“, sagte sie leise. Aber er hatte es gehört. „Dafür, dass du mich ins Krankenhaus gebracht hast.“

Er nickte. Er wollte eigentlich seufzen, ließ es aber sein. Er wollte sie nicht drängen. Er versuchte es zumindest.

Auch wenn ihre Lippen ihn verführerisch an lächelten. Alles an ihr war erschreckend verführerisch und anziehend.

Warum fühlte er sich plötzlich so anders in ihrer Gegenwart?

„Marron…“

Sie blickte ihn an.

Sein Magen fing an zu kribbeln als er ihre Augen sah, sie waren groß, aber nicht mehr so traurig wie früher. „Marron..“ Er ging auf sie zu und streichelte ihr über die Wange.

Sie wollte etwas sagen, sich wehren, zurückgehen. Aber sie konnte nicht. „Chiaki ich…“

„Psst, sag nichts… Ich bin jetzt dran.“

Sie nickte und blickte ihn erwartungsvoll an, während seine Hand ihre Wange streichelte. „Marron… ich bin dir für so vieles dankbar.“

Sie war überrascht darüber. „Wie?“

Er schüttelte den Kopf. „Ich habe Frauen nie wirklich gut behandelt, dass weiß ich selber, aber bei dir… Du bist so anders. Du bist stur und starrsinnig, hast deinen eigenen Stil, deine eigene Art. Du machst dir nichts daraus, was andere über die denken, du lebst in den Tag hinein. Ich bewundere dich. doch wirklich.“

Ihre Augen weiteten sich. So was hatte noch nie einer zu ihr gesagt.

„Du bist der wundervollste Mensch, den ich kenne.“, sagte er. Sein Daumen berührte sanft ihre Lippen. Er blickte ihre rosafarbenen Lippen starr an.

„Chiaki…“

„Psst.“

Seine Berührungen durchfuhren ihren Körper wie Blitze. Ein Glück, dass er sie festhielt, dachte sie in diesem Moment. Er kam ihr näher. „Marron, ich habe es endlich eingesehen. Ich habe mich in dich verliebt.“

Ihre Augen weiteten sich erschrocken, doch da berührten seine Lippen schon die ihren. Sie wollten ihn wegdrücken. Sie hatte Angst, keine Luft zu bekommen.

Doch in diesem Moment, war es ihr egal. Es war ihr so egal.

Als er sie küsste, fühlte es sich so an, als würde eine riesige Last von ihren Schultern fallen. Als nahm er sie mit in eine unbekannte Welt. Ja, diese Welt war für sie unbekannt und fremd und doch hatte sie keine Angst.

Denn der Kuss fühlte sich wundervoll an. So etwas hatte sie noch nie erlebt.

Aufgeben

Marron blickte ihn immer noch an.

Ihre Augen hatten sich während des Kusses langsam wieder geöffnet. Langsam lösten sich seine Lippen von den ihren.

Er schaute sie forschend und fragend an.

Sie wurde verlegen, sie spürte wie ihre Wangen wärmer wurden, vermutlich auch rot. Sie blickte weg.

„Marron…“ Er hatte nicht vorgehabt sie zu küssen. Es war einfach über ihn gekommen. Er wollte ihr ja eigentlich Abstand geben. Aber irgendwie hatte es ihn übermannt.

Sie traute sich immer noch nicht ihn anzuschauen. „Was?“

Er blickte sie an Marron, fuhr sich durch die Haare. „Marron, ich habe dich geküsst.“

Sie nickte nur. Sie wusste absolut nicht, was sie sagen sollte, wie sie handeln sollte. Sie war sich unsicher.

Aber in ihr war noch ein anderes Gefühl. Glück!

Er war selber überrascht, dass er sie geküsst hatte. Aber er war vor allem darüber überrascht gewesen, dass sie es zugelassen hatte.

Sie hatte ihn nicht weggestoßen oder ihm eine Ohrfeige gegeben oder ihm auf die Lippe gebissen. Nichts der Gleichen.

„Marron…“ Er griff nach ihrer Hand.

Sie blickte ihn an, dann auf die Hand, die ihre umfasste. Sie wehrte sich nicht. Ihr Körper gehorchte ihr noch nicht wirklich wieder. Er wurde gelenkt. Das war eine andere Person, die Marron nicht kannte. Marron hätte Chiakis Kuss nicht zugelassen. Aber die Sehnsucht nach Zuneigung und Liebe hatte gewonnen gegenüber der Angst.

Sie blickte in seine Augen. Sie waren nicht mehr so kalt. Sie zogen sie richtig an. Doch das machte ihr wieder ein wenig Angst.

„Du hast mich nicht weg gestoßen“, sagte er nur.

„Wie?“, fragte sie überrascht.

„Ich meine, du hast mich dich küssen lassen.“

Sie blickte wieder weg. Dann nickte sie.

Er ging auf sie zu, legte ihre Hand auf seine Brust. „Marron.“

Sie blickte immer noch weg. Da war etwas, dass ihr sagte, dass sie ihn noch mal küssen sollte. Es war ein so wundervolles Gefühl. Aber die Angst wuchs doch.

Sie entzog sich ihm ihre Hand.

Er blickte sie überrascht an. „Aber…“

Sie schaute in seine Augen. „Weißt du Chiaki. Wir sind Arbeitskollegen. Ich arbeite für dich.“

„Marron, das ist doch…“

Sie schüttelte den Kopf. „Lassen wir es darauf beruhen“, sagte sie schließlich und drehte sich von ihm weg.

„Nein…“, sagte Chiaki ernst und hielt sie an ihrem Handgelenk zurück.

Sie stand mit dem Rücken zu ihr.

„Du kannst mir nicht sagen, dass der Kuss nichts für dich bedeutet hat.“

Marron spürte wie ihr Herz schneller schlug und ihr Magen rumorte. Sie versuchte ihren Atem unter Kontrolle zu bringen.

„Marron…“ Seine Stimme klang bittend. Klein und schwach. Sie bedeutete ihm was, das wusste sie inzwischen. Sie war ihm nicht egal. Aber sie konnte doch nicht einfach so alles anders machen. Von einen Tag auf den anderen, alles vergessen, was ihr so wichtig war. So würde sie sich selber verraten. Aber sie traute sich auch nicht um zu drehen und ihn zu bitten, sie gehen zu lassen.

„Marron…“ Er drehte sie zu sich um.

Sie blickte ihn nicht an.

Aber er sah auch so, dass sie den Tränen nah war. Als die erste Träne über ihre zarte Wange rollte, ließ er sie los. Seine Hand ließ ihre los.
 

Sie blickte ihn nicht an, drehte sich einfach um und ging zurück zu Colonel, seiner Schwester und ihrem Leben. So sollte es sein.

Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und auch die folgenden aus den Augen und blickte gerade aus.

Der kühlte Wind schlug ihr ins Gesicht und neue Tränen kamen.
 

„Marron.“ Es war Mayas Stimme.

Marron stand gerade an der untersten Treppe und wollte ihr ihre Wohnung. Es war mal wieder spät geworden heute. Es war dunkel und kalt. Sie war lange bei Colonel gewesen und dachte über vieles nach.

Als Chiaki nach ihr zurückkehrte, fuhr er direkt mit Kaya nach Hause.

Es war wohl besser so, redete sich Marron zumindest ein. Sie hoffte, wenn sie es sich oft genug sagte, würde sie auch selber daran glauben.

Marron lächelte, als Maya näher bei ihr war. „Wie geht’s dir?“, fragte sie ihre Kollegin.

Maya lächelte zurück. „Gut. Und wie läuft die Arbeit mit Colonel?“

„Ich denke, das Gröbste haben wir hinter uns. Ich fang ab Morgen mit der Feinarbeit an, vielleicht kann er in zwei bis Drei Tagen auch auf die Koppel zu den anderen.“

„Ja, das wäre eine gute Idee. Es würde ihm selber bestimmt auch helfen.“

Marron nickte. Sie blickte Maya an. Sie wusste, dass Maya sich die Schuld an Letztens gab. Aber Marron suchte die Schuld bei Jemand anders. Nämlich bei ihr selber.

„Ich weiß nicht was ich tun soll“, sagte Maya plötzlich.

„Wie?“, fragte Marron überrascht und mit dieser plötzlichen Frage aus dem Nichts überfordert.

Maya blickte Marron Hilfe suchend an. Sie strich sich ihr kurzes braunes Haar hinters Ohr. „Ich möchte dir eine Freundin sein, mit der du über alles reden kannst.“

Marron nickte. „Ich weiß Maya. Ich werde mein bestes geben.“

„Nein, es ist auch meine Schuld.“

„Warum?“

„Weil ich immer so viel Zeit mit Nico verbringe.“

Marron musste schmunzeln. „Aber Maya, er ist doch dein Mann.“

Maya nickte. „Aber du bist meine Freundin.“

Marron nickte wieder. Sie lächelte Maya an. „Ja, wir sind sehr gute Freunde und ich bin froh dass ich dich habe, Maya.“

Maya blickte sie überrascht an. „Ja?“

Marron nickte. „Und jetzt würde ich gerne ins Bett gehen. Ich bin müde. Ging heute doch länger als erwartet.“, erklärte sie ihr.

Maya nickte. „Ja, es ist spät.“
 

Chiaki saß am Pool des Hauses.

Er hatte einen Drink in der Hand. Es war ein Long IceTea. Eigentlich war er kein großer Alkoholtrinker, aber im Moment tat es ihm gut. Er trank eh nur ein Glas. Dabei blieb es dann meistens.

Hinter ihm im Poolhaus knisterte das Feuer im Kamin. Er hatte seinen Morgenmantel um und blickte ins Wasser. Dann blickte er gen Himmel und sah die vielen hellen Sterne auf dem dunklen Teppich von Himmel.

Er wusste nicht mehr weiter.

Keine Frau reizte ihn so wie Marron. Aber keine Frau verwirrte ihn auch so wie Marron. Sie war einerseits zielstrebig, wunderschön, anziehend, fröhlich und andererseits traurig, melancholisch, unsicher und scheu. Sie war anders als all die Frauen, die er bisher kennen gelernt hatte. Sie war anmutig und bezaubernd. Aber auch ängstlich und unsicher. Sie zog ihn an und stieß ihn immer wieder von sich.

Er konnte überlegen wie er wollte, er kam nicht darauf, was sie so faszinierend machte.

Chiaki blickte auf.

Er hörte Stöckelschuhe über den gepflasterten Weg vom Haupthaus zum Poolhaus. Er drehte sich um und sah in das strahlend und perfekte Gesicht einer jungen Frau.

Er seufzte und stellte das Glas zur Seite.

Es war Lysann.
 

Marron konnte nicht schlafen. Sie lag jetzt seit 2 Stunden im Bett und drehte sich links, und rechts, auf den Bauch, auf den Rücken, hatte sich ein Glas Milch geholt, hatte es auch mit Schäfchenzählen versucht, aber nichts half.

Sie war müde, aber konnte nicht einschlafen. Zu aktiv und lebendig war es in ihrem Körper. Der Gedanke und die Sinnlichkeit des Kusses waren noch ihr und gingen einfach nicht weg. Sie konnte ihn auch nicht abschütteln.

Marron hatte beschlossen einen kleinen Spaziergang zu machen. Sie hatte lange keine Nachtspaziergänge mehr gemacht. Normalerweise fiel sie nach ihrer Arbeit und der Dusche direkt in ihr weiches Bett und schlief ein.

Früher war sie mit Miyako nachts noch unterwegs gewesen und machten gemeinsam einen Rundgang. Sie quatschten dann. Sie hatten oft tagsüber wenig Zeit füreinander gehabt, jede hatte seine Interessen und einen anderen Beruf.

Aber das hielt die beiden nicht davon ab, weiterhin feste Freunde zu sein. Marron blickte sich um. Sie war in Richtung des Waldes.

Hörte sie Schritte?

Sie blieb stehen.

Nichts!

Sie ging weiter. Da war es wieder!

Sie blieb stehen und drehte sich um. Nichts!

Bildete sie sich das alles nur ein?

Sie bekam es mit der Angst zu tun, aber sie blieb auf ihren Weg und ging weiter. Sie wollte sich ihren Ängsten stellen.

Sie dachte, dass sie es sich eh nur einbildete. Blühende Fantasie halt.
 

Chiaki war von seinem Stuhl aufgestanden und stand nun vor der jungen Frau.

Sie trug ein Kleid im chinesischen Stil, ihr Dekolletee war schön freizügig und offen.

Wie er Lysann McPhee nun mal nicht anders kannte. Sie gehörte zu der Art Frauen, die ihren Körper und ihr Aussehen gerne für ihre berufliche Karriere und ihre Ziele einsetzten.

Solche Frauen verabscheute er.

Marron hatte das nicht nötig. Er seufzte, er kam schon wieder auf sie.

„Hallo Chiaki.“ Ihre Stimme klang freundlich und wollend.

„Was willst du?“

„Chiaki…“ Sie ging auf ihn zu und strich ihm über das Hemd, was er anhatte. „Ich wollte dich sehen.“, sagte sie und lächelte ihn verführerisch an.

Doch Chiaki nahm ihre Hand und ließ sie fallen.

„Was ist denn los?“

„Lysann ich hab darauf keine Lust.“

„Wie? Auf was? Wir hatten doch sonst immer so viel Spaß miteinander.“

„Lysann.“ Er seufzte und drehte ihr den Rücken zu, nahm sein Glas und trank ein Schluck. „Ich habe darauf keine Lust mehr.“

Lysann lächelte. „Also scheinen die Gerüchte um dich zu stimmen.“

Er drehte sich wieder zu ihr und blickte sie fragend an. „Was für Gerüchte?“

„Tja…“, sagte Lysann, setzte sich an den Rand des Pools und ließ ihre Beine hinauf baumeln, nachdem sie ihre Sandaletten ausgezogen hatte. Sie lächelte ihn an.

„Lysann!“, erklang seine Stimme fordernd.

Lysann McPhee war eine wunderschöne Frau, dass wollte er jetzt auch nicht bestreiten. Die beiden hatten eine besondere Beziehung zu einander. Sie holten sich oft ihren Spaß beim Anderen. Es war nicht mehr als eine Bettgeschichte. Eine langwierige Affäre, wie man es auch immer nennen mag. Chiaki hatte darauf keine Lust mehr.

„Hijiri hat uns einiges erzählt.“

„Was hat er erzählt?“

„Dass du dich in ein Bauernmädchen verliebt hast.“, sagte sie und lachte.

„Sie ist kein Bauernmädchen.“, Schrie er sie an. Er seufzte. So hatte er es ja zugegeben.

Er trank noch einen Schluck von seinem Long Icetea.

„Also stimmt es?“ Sie stand wieder auf. „Du kannst dich doch gar nicht verlieben.“

Er blickte sie fragend an. „Wie?“

„Dazu bist du doch gar nicht fähig.“

„Sei still.“

„Solche Leute wie wir, können nicht lieben.“, sagte sie lächelnd und zog sich ihre Sandaletten wieder an.

„Geh!“, schrie Chiaki und warf das Glas nach ihr. Er traf sie absichtlich nicht.

Das Glas zerbrach in 100 kleine Stücke auf den Pflasterstein.

Lysann drehte sich nicht noch einmal um, sondern ging zum Haupthaus zurück.

Chiaki blickte ihr nach und blickte zum Himmel. Er fluchte.

Aber warum gingen ihm Lysanns Worte so nahe?
 

Marrons Schritte wurden immer schneller. Sie war auf den Weg zurück zum Gestüt.

Inzwischen war sie sicher, dass sie verfolgt wurde.

Es war dunkel, außer die Sterne war kein Licht da. Nicht mal der Mond war heute zu sehen.

Sie hatte Angst. Ihr Herz schlug schneller und ihr lief es eiskalt den Rücken runter als sie eine Eule rufen hörte.

Sie konnte nichts erkennen, aber sie hörte die Schritte. Es war wie damals als sie von zu Hause abgehauen war.

Da war es ihr Onkel der sie verfolgt hatte, aber damals konnte sie entkommen. Der Wald war groß und sie kannte jeden Baum, auch in der Nacht.

Sie konnte schon das Licht des Gestüts hören.

Dann wurde sie zu Boden gerissen.

Ihr Gesicht wurde in den Sand gedrückt. Es war eine große Hand. Sie spürte ein Gewicht auf ihren Körper. Es war ein anderer Körper.

„Na, hast du mich vermisst?“

Marrons Augen weiteten sich, als sie die Stimme erkannte.

Sie schloss die Augen.

Nun war alles vorbei. Nun hatte sie alles verloren, wofür sie gekämpft hatte. Sie wehrte sich nicht mehr, sondern lag nun auf dem Bauch auf dem Sandweg.
 

Chiaki klopfte sturm an der Tür von Marron.

Er wollte bei ihr sein. Er wollte ihr alles von ihm erzählen. Sie sollte alles von ihm wissen. Er wollte, dass sie ihn mochte.

Ja, er hatte sich in sie verliebt und er wollte aller Welt, Lysann, seinen Eltern, Hijiri und alle anderen dies ihm nicht glauben würden, ja, diesen Menschen wollte er zeigen, dass er lieben konnte.

Er liebte nämlich Sie.

Doch sie öffnete die Tür nicht.

Chiaki zog sein Geldbeutel aus seiner Hosentasche am Hintern. Er fischte nach einer der Visitenkarte und versuchte somit das Schloss zu knacken.

Das Schloss sprang auf, die Tür öffnete sich.

Doch als Chiaki die Tür ganz öffnete und in die Wohnung schaute, sah er, dass sie leer war. Das Bett war zerwühlt, also hatte sie schon darin gelegen.

Er blickte sich um, wo konnte sie denn sein.

Er ging die Treppe herunter und lief die Stallungen entlang, auf der Suche nach Marron.
 

Marron wehrte sich nicht mehr.

Ihr Onkel hatte ihr die Hose und ihre Jacke ausgezogen. Er hatte ihr ein Klebeband auf den Mund geklebt. Aber sie hätte auch so nicht geschrieen. Sie konnte nicht mehr schreien, dazu war keine Kraft mehr in ihr.

Sie war leer.

Ihre Augen waren gefüllt mit Tränen, sie liefen leise, ohne schluchzen ihre Wangen herunter. Der Boden wurde nass von ihren Tränen.

Sie hielt ihre Augen offen, denn immer wenn sie ihre Augen schloss, sah sie Chiaki vor sich und sie spürte seine Lippen auf die ihren.

Sie wollte so gerne hier weg. Aber er hatte ihr die Hände zusammen geklebt und saß auf ihren Beinen, so dass sie nicht wegrennen konnte. Er saß so auf ihr, dass sie ihn auch nicht treten konnte. Und wenn, sie hätte es vermutlich eh nicht tun können.

Sie war leer.

In ihr war kein Leben mehr. Da war nur noch eine Hülle von einem Körper, nicht mehr.

„Das hast du nicht erwartet. Denkst du ich lass mich von deinen kleinen Freunden vor jagen?“

Marron musste an Miyako denken. Sie hatte es ihr doch versprochen gehabt.

Ihre Augen wurden müde. Sie hoffte, dass sie einschlafen würde und von alle dem Nichts mehr mitbekommen würde.

Sie hatte nur noch ihr Nacht-Top und ihre HotPans an, diese immer zum schlafen anhatte. Snoopy und hellblaufarben waren beide.

Ihr Onkel lachte. Es war ein schreckliches Lachen.

Sie hasste es und hatte so oft gehofft und Gott angefleht, dass er dieses Lachen aus ihrem Kopf verschwinden ließ. Da war es wieder! Dieses schreckliche und unerträgliche Lachen.

Sie spürte wie sich Übelkeit in ihrem Körper breit machte, sie wusste, wenn sie sich übergeben musste, würde sie ersticken.

Der Boden war kalt.

Ihr Onkel zog an ihren Haaren, durchwurschtelte sie. Er streichelte über ihren Körper. Seine Hände waren überall. Er streichelte ihr die Tränen weg, über die Hände, über den Bauch, über die Beine, packte sie an ihren Brüsten. „Sind größer geworden.“

Die Übelkeit wurde stärker.

Marron schloss ihre Augen. Sie wünschte sich jetzt Chiaki herbei.

Und unter ihren Lidern, war es nicht ihr Onkel, sondern Chiaki, der sie liebevoll berührte.

Es waren seine Lippen, die sich auf ihren pressten und nicht die ihres Onkels.

Sie wollte aus dem Alptraum einen Traum machen. Sie wollte es verdrängen.

Es kamen mehr Tränen.

„Marron, Süße, du musst doch nicht weinen. Dein Onkel ist doch jetzt wieder bei dir. Dir passiert schon nichts, so lange ich da bin.“

Der Brechreiz war fast unabdingbar. Sie sehnte ihn sich sogar herbei. Ja, ersticken. Es war ein grausamer Tod, aber besser als das hier.

Ihr Onkel zog an ihren HotPants.

Nun lag sie nackt vor ihm. Das Top hatte er mit seinen Messer entzweit.

Sie lag nackt und völlig ausgeliefert vor ihm.

Es war vorbei.

Marron blickte gen Himmel und betete zu den Sternen.
 

Lieber Gott,

lass als das hier beenden.

Ich bin unrein. Das war ich schon von klein auf.

Doch bitte lass es aufhören. Bitte, ich kann nicht mehr.

Beende es indem du mich zu dir holst.

Bitte.

Ich ertrage es nicht mehr.
 

Sie hörte nur noch einen Schlag.

Es klang als würden Knochen brechen. Sie spürte, dass das Gewicht von ihr gewichen war.

„Verdammtes Arschloch!“, hörte sie Jemand schreien. Es war Chiakis Stimme.

Tränen liefen ihr über die Wange.

Sie konnte sich nicht bewegen. Sie lag weiterhin auf den Boden.
 

„Du bist ein verdammtes Arschloch.“ Chiaki hatte Marrons Onkel am Kragen, dessen Hemdes und schlug auf ihn mit der anderen Hand ein.

„Lass mich los!“, flehte der Mann.

Chiaki war wütend. So wütend war er noch nie gewesen.

Er hatte ihn erwischt. Zuerst wusste er nicht, was er da sah, dann erkannte er Marron unter dem Kerl. Er war sofort auf ihn gestürzt.

Marrons Onkel blutete, hatte ein blaues Auge, so viel war sicher.

Chiaki ließ ihn los.

„Danke.“

Doch statt aufzuhören, trat er ihn in den Magen. „Sie ist deine Nichte!“, schrie er.

Chiaki blickte zu Marron.

Sie lag immer noch wie versteinert auf den Boden. Sie schien tot und leblos.

Chiaki eilte zu ihr, kniete sich neben sie. „Marron… Marron…“, sagte er immer wieder ihren Namen.

Er sah die Tränen aus ihren Augen strömen.

Sie zitterte. Sie war nackt. Er zog sein Jackett aus und legte sie um ihren Köper. Er blickte zu ihren Onkel, doch der war in den Gebüschen verschwunden.

Chiaki blickte wieder zu Marron.

Zärtlich streichelte er ihr über die Stirn, Sie zuckte zusammen.

Er zog seine Hand zurück.

„Ich mache das Klebeband jetzt weg.“

Ein leichtes Nicken vernahm er von ihr. Mit einem Ratsch war es weg.

Ihre Lippe blutete, sie muss sich auf die Lippe gebissen haben.

Kurz nachdem er das Klebeband entfernt hatte, rollte sie sich auf die Seite und übergab sich.

Chiaki nickte.

Es war gut so, das kannte er von seiner Arbeit im Krankenhaus.

Auch wenn sie nur die Galle auskotzte.

Sie zog sich zusammen, wie ein Embryo lag sie da.

Chiaki kniete sich hin und zog sie an sich. „Wir gehen nach Hause.“, sagte er, nahm sie auf den Arm und stand auf. „Wir gehen jetzt nach Hause.“
 

Vorsichtig legte er die kalte, leblose Marron in ihr Bett.

Chiaki deckte sie zu. „Marron…“, sagte er leise und setzte sich neben sie.

Sie blickte mit einem leeren Blick die Decke an.

Chiaki stand auf. Doch da griff eine Hand nach ihm, es war Marrons. Als er ihr ins Gesicht schaute, sah er Tränen.

Chiaki setzte sich wieder hin und zog sie an sich. Er drückte ihren Körper an sich und wollte sie mit seinen wärmen.

Sie weinte in sein Hemd.
 

Als sie eingeschlafen war, vor Anstrengung, stand er auf und nahm sein Telefon.

Er wählte eine Nummer. Er drehte sich wieder zu Marron um. Er wollte sie nicht mehr aus den Augen lassen.

„Hallo Miyako… Es geht um Marron. Du musst sofort herkommen!“, sagte er und legte auch so gleich wieder auf.

Chiaki ging wieder zu Marron ans Bett.

Er fühlte an ihrer Stirn. Sie bekam Fieber.

Alles nur ein Traum

Es war das Satin ihres Bettes das sie um sich spürte.

Es war ein bekanntes Gefühl, es war ihr Bett. Es roch auch nach ihrem Bett. Es roch ihrem Waschmittel mit Vanilleduft. Manchmal roch es für sie sehr intensiv, aber jetzt in diesem Moment fühlte sie sich unschlagbar wohl in diesem Bett.

Es war ihr Bett.

Ihr zu Hause und ihr Zufluchtsort. Das Fenster musste offen sein, sie konnte die Blumen in dem Blumenkasten an ihrem Fenster riechen, Vergissmeinnicht und Stiefmütterchen hatte sie dort wachsen. Außerdem spürte sie einen leichten Wind der ihr an der Nase kitzelte.

Marron bekam all das von ihrem Umfeld mit, aber ihre Augen blieben verschlossen.

Chiaki stand am Fenster am anderen Ende des Schlafzimmers.

Er stützte sich gegen das Fensterbrett und seufzte schwer.

Er war nun seit einem Tag hier bei Marron.

Chiaki wich ihr nicht von der Seite.

Miyako, Yamato und auch Maya wollten ihn abwechseln, doch er wollte nicht. Er hatte auch nur wenig geschlafen.

Nachts hatte er Angst, dass Marron wieder Alpträume bekam. Sie hatte welche, schlimme.

Sie schlug um sich und rief immer wieder >Nein<. Er konnte sich nur ausmalen wie es in ihr aussah und was sie durchmachte.

Wenn sie wieder einen schlimmen Alptraum hatte, setzte er sich zu ihr, streichelte ihr übers Gesicht, befeuchtete ihre Stirn mit einem nassen Lappen und redete ihr beruhigend zu, in der Hoffnung sie würde sich beruhigen.

Oft klappte es. Manchmal, es kam ein –zweimal vor, ließ sie sich nicht so leicht beruhigen.

Er war aufgeschreckt, Chiaki war in diesem Moment kurz eingenickt gewesen und als sein Blick sofort zu Marron wanderte, sah sie erschreckend an, sie saß in ihrem Bett. Und obwohl sie schlief, jammerte und wimmerte sie und Tränen liefen ihr über die Wangen. Es war ein schreckliches Bild.

Es tat ihm weh.

Er sah oft im Krankenhaus Vergewaltigungsopfer, doch all diese hatten ihn nie so betroffen. Zu sehr mochte er Marron inzwischen, wenn er sie nicht sogar liebte und zu sehr tat ihm dieser Anblick so schrecklich weh.
 

Chiaki war so in seinen Gedanken versunken, dass er das Klopfen an der Tür zu Marrons Wohnung gar nicht registrierte. Erst beim Zweiten Mal Klopfen hörte er es und erschrak.

Er fuhr sich durch seine inzwischen strähnigen und wilden blauen Haare und ging an die Tür.

„Hallo Chiaki.“ Es war Miyako.

Er nickte, ohne Lächeln, ohne freundliche Begrüßung und ließ sie herein. Sein Weg führte sofort wieder ins Schlafzimmer zu Marron. Doch von dieser kam keine Reaktion.

Sie lag immer noch in ihrem Bett, bedeckt mit ihrer Decke. Ihr Schlaf war ruhig, was für Chiaki ein gutes Zeichen war.

„Wie geht’s ihr?“, fragte Miyako leise und vorsichtig und trat an ihr Bett. Sie setzte sich auf den Stuhl, der neben dem Bett stand und blickte ihre Freundin an.

„Sie schläft momentan ruhig.“

Miyako nickte stumm. „Ist sie schon mal wach geworden?“

Chiaki blickte Miyako an, dann schaute er wieder zu Marron, er schüttelte den Kopf. „Nein, sie ist noch nicht von ihrem Alptraum aufgewacht.“

„Hast du ihr was zutrinken…?“

Chiaki nickte. „Ja, ich versuche ihr alle zwei Stunden was zum Trinken zu geben. Manchmal trinkt sie, manchmal nicht.“

Miyako nickte wieder nur stumm. Als Miyako ihren Blick von ihrer besten Freundin abwendete und Chiaki anschaute, sah er in ihren Augen Sorge. Ja, sie machte sich verdammt große Sorgen.

Doch Chiakis Blick war nicht besser. Da war noch mehr als Sorge in seinen Augen, zumindest meinte Miyako dass zu erkennen.

Er gab sich selber die Schuld. Er gab sich die Schuld an dieser Sache.

„Chiaki…“

Als er zu ihr schaute, sah er eine große Trauer in seinen Augen. Sie überkam auch Miyako und sie fühlte sich schlecht und kalt.

„Ich hätte bei ihr bleiben sollen.“

Miyako schüttelte den Kopf. „Nein, du hättest nichts tun können.“

„Ich hätte ihren Onkel in den Knast bringen sollen! Das hätte ich tun können“, sagte er aufgebracht. Ja, er war wütend. Wütend auf sich selber. Er gab sich die Schuld. Die Schuld an allem.

„War ein Arzt bei ihr?“, fragte Miyako und wollte die Aussage von ihm umgeben. Sie gab sich auch selber die Schuld. Ihr Vater war Polizist. Es wäre für sie so leicht gewesen ihren Onkel in den Knast zu bekommen, aber sie hatte es ignoriert, vergessen. Es war ihr zu dem Zeitpunkt unwichtig. Marron ging vor.

„Ja, ich hatte meinen Vater hergebeten.“ Seine Stimme klang schwach und müde.

„Wann hast du das letzte Mal richtig geschlafen?“

Chiaki blickte sie an und zeigte ihr mit seinen Blick, dass es was Wichtigeres im Moment für ihn gab als Schlafen.

Sie nickte und blickte wieder zu Marron. „Ihr Onkel ist nun im Gefängnis. Aber im Moment in Untersuchungshaft solange Marron nicht aussagt.“

„Sie soll aussagen?“, fragte er skeptisch.

„Es lässt sich leider nichts umgehen.“ Miyako seufzte „Sonst haben wir nichts in der Hand. Ich weiß selber, dass es eine schlimme Farce für sie sein wird und ich will selber nichts sehnlichster als sie vor dieser Sache zu schützen. Aber es geht wohl nicht anders.“ Miyako nahm die Hand von Marron und streichelte diesen. „Oh Marron. Es tut mir so schrecklich Leid.“

Miyako spürte eine Hand auf ihrer Schulter. Sie blickte auf und ihre braunen Augen sahen in Chiakis besorgtes und müdes Gesicht. Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass er zu ihr getreten war.

„Marron ist stark, das habe ich in der Zwischenzeit schon mitbekommen.“

Miyako nickte. „Ja, das war sie schon immer. Auch wenn sie vieles in sich hinein frisst.“

„Wie geht es Maya und Yamato?“, fragte Chiaki. Er hatte sich an die Bettkante gesetzt, blickte Marron an.

Miyako strich Marron eine Haarsträhne aus der Stirn. „Maya macht sich Vorwürfe. Sie bringt dir nachher eine Suppe vorbei, dass du bei Kräften bleibst.“

„Das ist lieb, wenn auch nicht nötig.“

„Sie möchte aber auch was tun. Und Yamato… Yamato und Marron hatten von Anfang an, als sie sich kennen lernten ein geschwisterliches Verhältnis zueinander.“

„Ja?“, fragte Chiaki skeptisch. Es interessierte ihn nicht wirklich, aber er hörte gerne Geschichten über Marron, auch wenn viele davon traurig waren. Er hoffte auf die schönen Momente in ihrem Leben.

„Ich hatte ihn über mein Studium kennen gelernt. Marron und ich hatten ein Zimmer im Wohnheim. Wir hatten Glück. Anders wäre es schlimm für uns Beide gewesen. Er war in vielen meiner Kurse und so lernte ich ihn kennen. Als Marron und er sich kennen lernten…“ Miyako schwieg für einen Moment. „Es war nicht ganz leicht. Ich will nicht sagen, dass sie eifersüchtig war. Oder er.“

Sie kämpfte mit den Tränen

„Es war einfach kompliziert. Aber sie mochten sich und sie waren wie Geschwister. Er war ihr großer Bruder und sie seine kleine Schwester. Es war eine schöne Zeit.“

Chiaki lächelte. „Ich hoffe in Marrons Herzen sind gerade die schönen Zeiten in ihrem Leben.“

Miyako blickte ihn fragend an. Allmählich konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten.

Chiaki blickte sie lächelnd an. „Weine nicht. Ihr geht es gut. Wir sind bei ihr, das weiß sie, denk ich.“ Es waren aufmunternde Worte. Ja, sie sollten Miyako aufmuntern und beruhigen.

Marron brauchte jetzt Freunde die ganz bei ihr waren und nicht welche die in Trauer schwelgen. Aber das wusste Miyako selber.

Sie wischte sich die Tränen weg. „Marron wird merken, dass du ihr gut tust.“, sagte sie zuversichtlich.

Chiaki nickte. „Ich hoffe es. Und wenn nicht. Ist es auch nicht schlimm. Marron hat mir auf ihre Art und Weise zu verstehen gegeben, dass man Dinge nicht unbedingt besitzen muss um sie an sich zu binden.“

Miyako lächelte. „Marron lehrt viele Leute Dinge ohne dass sie es merkt.“

„Ich will einfach nur dass sie glücklich ist. Mehr will ich gar nicht mehr. Sie ist ein so wundervoller Mensch und ich … ich will sie nur beschützen, ob als ihr Freund oder als nur ein Freund. Ich will sie beschützen.“

Miyako nickte und lächelte ihn an. Sie stand auf. „Ich weiß, dass Marron es merken wird. Wenn sie es sogar nicht schon weiß. Doch Marron ist schüchtern und hat Angst. In ihr ist es Dunkler als in sonst einen von uns.“ Sie ging in Richtung Tür, nahm ihre Tasche vom Stuhl. „Ich gehe zu Maya und dann nach Hause. Bitte ruf mich an, sobald sie aufwacht.“

Chiaki nickte. „Ja, das mache ich.“

Doch die Tür wurde schon leise ins Schloss gezogen.
 

Seine braunen Augen schauten auf das Wesen vor ihm. Sie war zart und schwach. Sie hatte eine wunderschöne reine und zarte Haut und wildes Haar, das sie selber bändigte.

Marron hatte eine so reine Art und Natur die er noch nie bei Jemand kennen lernte.

Sie lebte ihr Leben. Nein, sie lebte ihren Traum. Sie lebte ihren eigenen Traum vom Leben.

Er bewunderte sie für ihren Stolz und ihren Mut. Er bewunderte sie für ihren Mut, dass sie jeden Tag auf ein Neues aufstand, ohne zu wissen was sie erwartete, was auf sie zu kommen würde.

Er lebte Tag ein Tag aus das gleiche, bis er sie kennen lernte. Sie veränderte alles in seinem Leben und er war sehr froh darum.

Sie ließ ihn aus seiner Traumwelt, in der er bisher behütet und mit viel Geld und Macht aufgewachsen war, erwachen. Er raufte seine Haare und blickte wieder zu Marron.

Ihr Schlaf war ruhig.
 

Als Marron ihre Augen öffnete, fand sie sich mit wehendem Haar auf einer Klippe wieder.

Um sie herum war alles Grün. Riesige Wiesen mit frischem Grünen Gras lagen vor ihr und neben ihr. Die Klippe war nicht hoch und unter ihr war auch Gras. Und Blumen. Wilde Blumen.

Sie schloss die Augen und zog den Geruch des frischen Grases, der wilden Blumen und der freien Natur in sich auf. Als sie an sich herunterblickte, sah sie, dass sie nicht ihre gewohnte Kleidung trug. Sie erkannte aber den Stil.

Sie trug ein Kleid aus der Mode des Empire aus Europa. Die Zeit im Biedermeier. Sie kannte diesen Kleidungsstil aus ihrem ersten angefangenen Studium. Modegeschichte, was sie auch nur ein Semester durchzog, dann wechselte sie. Das Kleid war lang, aus Leinen war der Stoff, aber anschmiegsam und geschmeidig.

Es wirkte wie ein Kleid aus dem griechisch-römische Altertum. Es war weiß, ein schönes, leicht gelblichpastellenes Weiß. Das Kleid war unter der Brust lose gebunden. Die Kleider dieser Epoche wirkten wie hemdähnliche Gewänder, mit Schnüren und Säumen. Marrons Kleid, dass sie an dieser Klippe trug hatte einen weiten Ausschnitt und winzige Ärmel. Der Ausschnitt und die Säume waren mit Kanten, Volants und Spitzen verziert. Ein Schultertuch, ähnlich dem griechischem Himation, in einem leichten Fliederton flatterte um ihre Schultern. Ihr Haar war hochgesteckt, was sie eigentlich nie machte. Einzelne Strähnen, die wild und frech aus dem Zopf gezogen waren, ihres braunen Haares kitzelten sie an der Stirn und im Nacken

Das Kleid wehte ihr um die Füße, es kitzelte an den Knöcheln.

„Marron.“

Sie drehte sich um. Doch durch ihre zu schnelle Bewegung wurde ihr Schultertuch vom Wind mitgenommen und davon getragen. Sie blickte dem lilafarbenen Tuch hinterher.

Dann blickte sie wieder zu der Person die sie gerufen hatte.

„Chiaki…“

Sie traute ihren Augen nicht. Inzwischen war sie sich ziemlich sicher, dass sie träumte. Aber warum war auch er in ihrem Traum vom Freiheit und Wildheit. Als sie ihn beobachtete, wie er auf sie zukam, sah sie, dass auch er Kleidung aus dieser Zeitgeschichte trug. Er trug einen dunklen, zweireihig geknöpften Frack, darunter ein weißes Baumwollhemd und eine lange helle Hose, die aussah wie die heutigen Reiterhosen. Dazu passend die hohen dunklen Stiefel. Sie hatten Stoffstege, um straff zu sitzen, Taschen in den Seitennähten. Sie stand ihm gut, dass musste sie schon zugeben.

Aber sie fragte sich immer noch, was er in ihrem Traum zu tun hatte.

Sie träumte normalerweise, wenn sie sich überhaupt daran erinnerte, nie von den Menschen in ihrer Umgebung oder ihrem nahen Umfeld.

Ihre Träume waren wirklich ihre Traumwelt in der die Welt für sie in Ordnung war und das was in der Realität geschah, nicht zu ihr durchdrang.

Seine Schritte in den großen Stiefeln waren mächtig und gezielt, er kam auf sie zu.

Seine Hand suchte nach ihrer und ganz wie von selbst, umfasste er dann ihre Hand. Er streichelte diese.

Langsam hob sie ihren Kopf wieder und blickte ihn an. „Marron…“

Seine Stimme klang nah, vertraut und doch sehr fern. „Marron…“ wieder diese Stimme.

Doch es schien als würde der Wind sie rufen. Marron blickte in den Himmel.

„Marron…“
 

„Marron…“

Mühsam hoben sich ihre Lider und blickten in die braunen Augen von Chiaki Nagoya.

Sie blickte sich um. Sie hatte wirklich geträumt und fand sich nun wieder in ihrem Bett wieder.

Ja, es war ihr Bett und Er war hier. Sie blickte ihn fragend an. Marron wollte etwas sagen, ihre Lippen öffneten sich auch, doch mehr als ein leises Krächzen kam nicht über ihre Lippen.

„Vermutlich ist dein Hals zu trocken. Hier.“ Er reichte ihr ein Glas Wasser. „Trink. Ich hab versucht dir immer wieder was zum Trinken zu geben. Aber du wolltest meistens nichts zu dir nehmen.“

Sie blickte ihn immer noch durchdringend an, auch als sie das Glas austrank.

Als er ihr das Glas abnahm und ihre Fingerspitzen sich berührten, zuckte Marron schier zusammen. Ein Glück das Chiaki das Glas schon in seiner Hand sicher hatte.

„Tut mir Leid.“, meinte er nur und stellte das Glas zur Seite.

Marron nickte nur.

„Nein, das meine ich nicht.“

„Wie?“ Ihre braunen, kastanienbraunen, Augen blickten ihn fragend an. Es war für sie sichtlich komisch und merkwürdig, ihn so nah bei sich zu haben, nicht, dass sie sich unwohl fühlte. Aber es war dennoch komisch. Sie hatte ihn nun schon so oft abgewiesen und abgewimmelt und dennoch war er immer wieder da. Er tauchte immer wieder auf und ließ einfach nicht locker.

Vielleicht sollte sie sich doch langsam an den Gedanken gewöhnen, dass dieser Mann hier sich für sie interessierte und immer bei ihr bleiben würde, egal was sie vermutlich tun würde.

„Die Polizei will mit dir reden.“, sprach er vorsichtig und blickte sie an.

Ihre Augen weiteten sich. Erschrecken stand darin geschrieben. Auch wenn er blind gewesen wäre, man hätte es ihr dennoch angemerkt, dass sie sich dafür fürchtete.

„Miyako hat ihren Vater gebeten, dass er eine gute Kollegin von ihm auswählte, die nachher hier her kommen wird“, sprach er ruhigen Tones weiter. Er ließ nicht los und saß weiterhin bei ihr.

Wenn sie ihn brauchte, wollte er da sein. Ganz da sein.

Sie würde vermutlich nicht um eine Umarmung betteln oder beten, dafür war sie zu stolz und zu schüchtern, aber er blieb dennoch hier.

Vielleicht reichte es ihr auch, wenn sie sah, dass er für sie da war.

„Ich dachte, du möchtest dich darauf vielleicht vorbereiten?“

„Mein Onkel…“, stoppte sie ihn.

Er blickte auf ihre Hände, die krampfend in die Decke griffen. Die Knöchel wurden weiß.

„Er ist in Untersuchungshaft.“

Ihr starrer Griff löste sich und ihre Knöchel am Handrücken bekamen auch wieder Farbe. Sein Blick wanderte zu ihrem Gesicht. Ihr Atem wurde gleichmäßiger.

„Marron, ich…“

Doch Marron schüttelte nur ihren braunen Haarschopf. „Ich danke dir.“ Ihre rechte Hand, leicht zitternd, suchte nach seiner und umfasste diese. „Ich bin dir sogar sehr dankbar. Du hast mich jetzt schon so oft aus für mich brenzlichen Situation befreit und gerettet.“ Als sich ihre Blicke begegneten, sah er einen kleinen Funken Hoffnung für seine Gefühle in ihren Augen. „Wie kann ich dir danken?“

„Marron, hier geht es nicht darum, wie du mir danken kannst. Ich möchte dir zeigen, dass ich dein Freund bin. Dass du auf mich zählen kannst. Verstehst du das?“

Sie lächelte. „Ich werde etwas finden, wie ich dir danken kann.“

Chiaki seufzte innerlich. Hatte sie ihm überhaupt zugehört, fragte er sich.
 

Es klopfte an der Tür.

Chiaki stand auf. „Das wird bestimmt Miyako, mit ihrem Vater und der anderen Polizistin sein.“

Marron nickte und zog ihre Bettdecke wieder hoch.

Chiaki ging an die Haustür des Appartements und öffnete die Tür. Wie erwartet traten Miyako, ihr Vater und eine Kollegin von ihm ein.
 

„Wie geht’s ihr?“

Der Blauhaarige stand an der Koppel von Colonel. Es nieselte leicht und der Regen ließ die blauen Haare an seinem Kopf kleben.

Chiaki drehte sich um und sah Hijiri. Seufzend blickte Chiaki wieder zu Colonel. „Den Umständen entsprechend.“

Hijiri stellte sich zu ihm und blickte zum Pferd. „Sie hat gute Arbeit geleistet.“

Chiaki ignorierte ihn und auch diese Aussage seinerseits.

„Ich meine mit Colonel. Ihr Ruf eilt ihr voraus. Sie ist die Pferdeflüsterin.“

Chiaki blickte ihn an. „Hirji… lass das!“, bat er ihn, aber mit ernster Stimme, die auch laut hätte werden können.

„Was soll ich lassen?“

„Diese Art von Gespräche mit mir zu führen.“

„Welche Art?“

„Diese Gespräche als wäre nichts gewesen und wir wären Freunde.“

„Sind wir das nicht?“

„Nein, nicht mehr. Ich bin auch froh drum.“

„Lysann war bei Dir, wie ich gehört habe.“

„Lysann…“ Chiaki zischte den Namen fast über seine Lippen.

„Wart ihr nicht mal beste Freunde und Spielgefährten?“ Hirjri spielte auf die Bettaffäre an.

Chiaki seufzte. In seinem Kopf waren momentan ganz andere Dinge als diese hier. In seinem Kopf war nur Marron. Und keine Gedanken konnten sich durchdringen, diese zu verdrängen. „Lysann ist Vergangenheit.“

„Also stimmt es also wirklich, dass Marron auch dich bezaubert hat.“

Chiaki versuchte sich unter Kontrolle zu behalten.

„Naja, wie war das eigentlich mit ihrem Onkel? Der hat gesagt, sie sei ganz gut im Bett, stimmts?“

Hijiri konnte gar nicht so schnell reagieren, als die Faust von Chiaki seine Lippe traf.

Als Hijiri ihn anschaute sah er nur Wut in dessen Augen.

„Noch ein einziges Wort und du bist der Nächste der im Krankenhaus liegt, Hijiri. Unsere Freundschaft ist beendet. Ein für alle Mal und wenn ich noch einmal was höre, was du oder Lysann über Marron sagt, dann seid ihr fällig.“, drohte Chiaki ihm und blickte kurz zum Pferd und ging dann in Richtung des Appartements von Marron.
 

Miyako kam die Treppe des Appartements herunter und blickte Chiaki an.

Dieser blieb stehen als er sie sah. „Wie geht’s ihr?“, fragte er sie.

„Sie unterhält sich noch mit der Polizistin.“, sagte sie und trat zu ihm. Sie war schwach, müde und erschöpft. Sie hatte kaum ein Auge zu gemacht, die Nächte als es Marron schlecht ging. „Mein Vater ist bei ihr.“

„Muss sie vor Gericht?“

„Weiß ich nicht.“

„Ich werde ihr den besten Anwalt besorgen.“

„Ja, das weiß ich.“, sagte sie mit einem Schmunzeln. „Marron hat gesagt, dass du bei ihr bist.“

Chiaki nickte. „Ich hab ihr gesagt, dass ich immer bei ihr sein werde.“

„Ja, sie weiß es und sie wird es auch zulassen, wenn du ihr Zeit lässt.“

„Ich werde ihr all die Zeit geben, die sie braucht.“

Miyako nickte. Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter an. „Marron schafft das.“

„Ja, wenn wir bei bleiben.“

„Das sind wir.“, sagte Miyako lächelnd.

Chiaki legte den Arm um sie und nickte.

Beide blickten zum Appartement hinauf.

Ein Hauch vom Glück

„Marron…“

Marron erkannte die Stimme. Sie kam ihr vertraut vor. Sie war weiblich und ruhig. Es war die Stimme ihrer Mutter.

Aber sie hörte nur ihre Stimme. Sie erinnerte sich nicht mehr an das Gesicht ihrer Mutter, deswegen erschien ihr nur ihre Stimme in ihrem Traum.

Das einzige an was Marron sich noch erinnerte von ihrer Mutter, war die Stimme, ihr Haar und ihr Duft.

Die Stimme war liebevoll und ruhig. Marron erinnerte sich nicht daran, ob ihre Mutter je geschrieen hatte. In ihren Erinnerungen war die Stimme nur ruhig und sanft. Sie war ihr die perfekte Mutter gewesen. Liebevoll, zärtlich und sanftmütig.

Das Haar. Es war blond. Blonder als das von Marron, aber mit den gleichen wilden Locken. Ja von ihr hatte Marron die Locken. Ihre Mutter hatte langes Haar. Es reichte ihr bis zum Steißbein. Und das Haar roch immer nach ihrem Rosenduft-Shampoo.

Ja, sie roch immer wundervoll. Nach Blumen. Regelrecht nach einer riesig großen Blumenwiese. Es roch in ihrer Nähe immer nach den wildesten und schönsten Rosen von der ganzen Welt.

„Marron, mein Engel…“

„Mama?“ Sie war ein Kind.

Marron war ein kleines niedliches Kind, von 4 Jahren.

Ihre Haare fielen ihr lockig auf die Schultern. Sie trug ein rosa Kleid mit Rüschchen. Es war damals ihr Lieblingskleid gewesen. In den Händen hielt sie eine Puppe. Der Kopf war aus Porzellan und die Haare der Puppe waren blond. Marron erinnerte sich an den Namen der Puppe. Colleen. Ihr Vater hatte sie ihr mitgebracht aus England wo er zu einer Geschäftsreise hinmusste. Ihr Vater war oft unterwegs im Ausland. Aber dafür waren die Momente und Zeiten wo er da war, für Marron immer besonders schön gewesen.

Er brachte ihr Kleider, Puppen und andere Spielzeuge von seinen Geschäftsreisen mit und sie spielten dann immer sehr viel.

„Marron…“ Nun war es seine Stimme die zu ihr sprach.

Doch auch sein Gesicht erschien nicht vor ihr.

Plötzlich wurde es um ihr kalt.

Kalt und Dunkel als es ohnehin schon war.

Sie trug nun einen Mantel, braun mit einem pelzigen Kragen, schwarze Lackschuhe und hatte einen Koffer in der Hand.

Marron erinnerte sich an diesen Moment.

Ihre Eltern waren gestorben. Es fiel ihr schwer es mit 5 Jahren zu verstehen.

Nun würde man sie zu ihrem Onkel schicken.
 

Doch in dem Moment wachte Marron auf.

Schweißgebadet saß sie nun aufrecht in ihrem Bett.

Ihr Atem ging schnell und hektisch, doch als sie merkte, dass sie in ihrem Zimmer und in ihrem Bett lag, beruhigte sich ihr Körper langsam.

Sie lächelte als sie Chiaki auf dem Sofa sah. Er schlief.

Es war ein gutes Gefühl, dass er da war, dass sie nicht alleine war, als sie hier aufwachte. Es war angenehm und warm um sie herum. Ohne es ihm schon gesagt zu haben, war sie ihm sehr dankbar, für alles was er für sie tat und getan hatte.

Marron stand auf, nahm sich eine Decke aus der Kommode und deckte Chiaki damit zu.

Sie kniete vor ihm und musterte sein Gesicht.

Er hatte einen ruhigen Schlaf. Wenn Sie ihn jetzt so an sah, sah er ganz nett aus, so wie er schlief und keine machohaften Kommentare von sich gab. Er sah richtig süß und charmant aus, mit seinen blauen Haaren, seinen schönen Wimpern und seinem zarten aber männlichen Gesicht.

Ja sie hatte ihm Einiges zu verdanken.

Er hatte sie nun schon Zwei Mal gerettet.

Dass er sie mochte, wussten beide, aber dennoch hatte sie ihn jedes Mal wieder erneut in die Schranken gewiesen.

Vorsichtig berührte ihr rechter Zeigefinger seine Lippe.

Sie fuhr sie entlang.

Ihr kamen die Erinnerungen an den gemeinsamen Kuss hoch.

In ihr wuchs bei dem Gedanke an den Kuss ein warmes Gefühl in ihrem Körper.

Sie schreckte zusammen, fiel auf den Po, als er sich bewegte.

Doch er wachte nicht auf.

Marron lächelte, kniete sich wieder zu ihm hin und streichelte ihm durch die Haare. Sie strich eine Strähne hinter sein Ohr.

Ja, vielleicht sollte sie ihm eine Chance geben. Nett war er ja, dass musste sie schon zugeben und er gab nicht so einfach auf, er war regelrecht penetrant, aber auf einer charmanten Art und Weise.
 

Als es klingelte schreckte sie wieder auf.

Es klingelte an der Tür. Sie blickte auf die Uhr die über ihrer Kochnische war.

Es war halb 9 Uhr Morgens.

Wer konnte es denn sein, fragte sie sich.

Marron ging noch mal in ihr Schlafzimmer, zog sich ihren Morgenmantel um und ging in ihren rosa Plüschhausschlappen zur Tür.

Ohne nach der Person zu fragen, die vor der Tür stand, machte sie auf.

Umso erstaunter war sie, dass es nicht Miyako oder Maya war.

Es war ein ihr fremder Mann.

Er trug einen schwarzen Anzug. „Ma`am?“

Sie blickte ihn mit großen fragenden braunen Augen an. „Yes?“

Ein Glück war Ihr English nicht so miserabel. Sie hatte schließlich eine Zeitlang in England gelebt. Sie zog den Morgenmantel enger um ihre Brust.

„Sind Sie Fräulein Kusakabe?“ Man hörte dessen englischen Akzent heraus. Es war irgendwie amüsant.

Marron nickte. „Ja ich bin Marron Kusakabe.“

„So then, I have a letter for you, Miss Kusakabe.“

„A letter for me?“

„Yes, is a letter from your aunt from England.“ Antwortete der fremde, sehr Gutaussehende Mann auf English und zog unter seinem Jackett einen Umschlag hervor.

Marron war sie sich eigentlich sicher, dass sie keine Verwandten mehr hatte.

Er reichte den Brief ihr. „So you can read this letter. I would wait here, if you have any questions.“

Marron nickte und nahm den Umschlag entgegen.

Sie schloss die Tür hinter sich und lehnte sich gegen die Tür.

Ihr Blick ruhte wie gebannt auf dem verschlossenen Umschlag.

Er war an Sie adressiert. Wirklich an Sie. Sie konnte es gar nicht glauben. Sollte sie wirklich noch einen Verwandten haben.

Sie drehte ihn um. Der Umschlag war mit einem Siegel zugeklebt.

Mit roten Wachs und einem Wappen darauf eingedrückt.

Es sah aus wie ein Brief aus dem Mittelalter. Wo die Könige und Herzoge solche Briefe immer schrieben und versendeten.

Sie hatten auch Wachs verwendet und ihren Siegelring.
 

Vorsichtig öffnete Marron den Brief.

Sie tat es so vorsichtig, weil sie das Wachs und den Siegel nicht zerstören wollte. Er sah nämlich sehr schön aus.

Sie zog aus dem Umschlag einen Brief von mehr als einer Seite.

Marron blickte zu Chiaki.

Er schlief noch. Also setzte sie sich an den Küchentisch und begann zu lesen.
 

„Liebste Marron,

Wenn Sie diesen Brief erhalten haben, dann habe ich Sie endlich ausfindig machen können.

Vermutlich fragen Sie sich, zu Recht, wer ich bin. Mein Bote wird Ihnen vielleicht offenbart haben, dass ich ihre Tante bin, mehr aber, so nehme ich doch an, nicht.

Sie wissen aber vermutlich immer noch nicht wer ich bin, weil man sie im Glauben aufwachsen ließ, dass Sie keine lebende Verwandten mehr haben, die sich um Sie sorgen oder interessieren. Das stimmt aber nicht, wie Sie nun hoffentlich, mir glauben werden.

Mir lag besonders daran Ihnen, meine liebste Nichte, durch jede nur mögliche Höflichkeit zu zeigen, dass ich nicht so niederträchtig war, mich nicht für Sie zu interessieren. Das stimmt bestimmt nicht.

Als ihre Eltern, darunter meine liebste Schwester, die ihre Mutter ist, starben, wusste man den Mädchennamen ihrer werten Mutter, meiner Schwester nicht.

Man forschte nach, aber man fand keine Unterlagen, da sie beim damaligen Brand des Westflügels ihres Anwesen, wo ihr liebevoller Vater, Gott habe ihn selig, alle seine Unterlagen aufbewahrte in den Flammen zerstört wurden.

Man suchte also damals nur nach Verwandten ihres Vaters Blutes, da man die Blutlinie ihrer Mutter nicht verfolgen konnte.
 

Als ich damals erfuhr, was meiner liebsten Schwester und ihrem Ehemann passierte, waren schon 2 Jahre vergangen.

Es war schrecklich, es so spät zu erfahren.

Aber seit diesem Moment an suchte ich Sie.

Ich liebte meine Schwester, wir hatten ein sehr inniges Verhältnis.

Ich mochte auch ihren Vater. Er war ein gütiger und herzensfreudiger Mensch.

Beide waren sehr gutmütig und freundlich.

Sie erinnern sich vermutlich nicht an viele Dinge von Damals.

Sie waren schließlich auch sehr jung als dies passierte.

Mein herzliches Beileid diesbezüglich.
 

Meine Boten verstreute ich in die ganze Welt.

Man konnte vor Vier Jahren ihren Onkel, den Cousin ihres Bruders ausfindig machen. Doch da waren Sie schon nicht mehr auf seinem Anwesen.

Also suchte ich weiter.

Man fand ihre Spuren in Frankreich, England und schließlich in Japan, wo sie auch jetzt noch leben.
 

Mein Name ist übrigens Georgina Darcy.

Ich lebe auf dem Pemberly Anwesend in der Nähe von Yorkshire.
 

Vielleicht können Sie es ermöglichen, dass Sie mir einen Besuch abstatten.

Ich würde Sie, meine liebste und einzige Nichte herzallerliebst erwarten und mich darüber freuen.

Ich lebe alleine auf dem Anwesend und würde mich über Gesellschaft erfreuen.

Wir können über ihre Eltern, ihre Mutter und ihren Vater reden.

Ich konnte Ihnen nun und hier nicht viel von Ihnen erzählen, da ich nicht weiß ob danach bei Dir, meine liebe Nichte, Interesse besteht.
 

Mit meinem Boten habe ich Ihnen meinen Adoptivsohn mitgeschickt. Er wird Ihnen ihre Fragen beantworten.
 

In Liebe

Ihre Tante Georgina Darcy von Pemberly.“
 

Marron staunte nicht schlecht und las den Brief noch Zwei Weitere Mal Durch.
 

Ein Strahlen erschien in ihren Augen.

Sie hatte Verwandte. Sie hatte eine Tante und einen Cousin.

Tränen, stille, aber glückliche Tränen rannen ihr über die Wange.

Sie legte den Brief beiseite und legte ihren Kopf in ihre Hände und fing an zu weinen und zu schluchzen. Wie sehr hatte sie sich nach diesem Moment gesehnt. Und nun war er da.
 

„Marron…“

Erschrocken, mit einem verweinten Gesicht, blickte sie auf.

Chiaki stand vor ihr.

Er sah verschlafen aus und hatte auch eine Schlaffalte in seinem Gesicht, welche vermutlich von einem Kissen kam. Diese sah sehr lustig aus.

Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Hab ich dich geweckt?“

Er schüttelte den Kopf, raufte sich die blauen Haare. „Warum weinst du?“ fragte er besorgt. Hoffentlich war nicht wieder etwas passiert.

Sie blickte von ihm wieder zu dem Brief ihrer Tante.

Sie wusste gar nicht was sie sagen sollte. Im Moment war in ihr eine Fülle von Glück. Die Leere die sie vorher immer in sich hatte, war mit einem Mal verschwunden.

Sie blickte ihn wieder an und ihre Augen füllten sich wieder mit Tränen.

Chiaki kniete vor ihr und wischte ihr vorsichtig und sanft die kommenden Tränen aus dem Gesicht. „Marron, was ist denn? Ich kann es nicht mit ansehen, wenn du weinst? Das macht mich traurig und ich komme mir hilflos vor, weil ich nicht weiß, wie ich dir helfen kann, da du mir ja nicht den Grund deiner Tränen nennst.“

Sie schüttelte den Kopf. „Ich… Ich bin glücklich.“ Formte sie vorsichtig die Worte in ihrem Mund brachte sie über ihre Lippen.

Wie gebannt blickte er auf ihre Lippen und vernahm jedes Wort. „Ja? Das freut mich. Hat es mit dem Brief was zu tun.“

Marron nahm den Brief wieder in ihre Hände und lächelte. „Ja. Ich habe eine Familie.“

„Das ist doch wundervoll.“ Er wusste eigentlich noch gar nicht, worum es geht, aber es froh, dass es Marron gut ging.

Sie nickte und wieder wollten Tränen kommen. Freudentränen.
 

Er lächelte. „Du hast also eine Familie.“ Wiederholte er.

Sie lächelte. Er sah sie selten so unbekümmert und frei Lächeln. Marron nickte. „Ja, ich hab eine Familie.“

Marron war so glücklich und Momentan schier überglücklich, dass sie in seine Arme fiel, ihn umarmte und ihn auf den Po warf.

Chiaki von mit diesem körperlichen Übergriff überrascht, sammelte sich aber schnell wieder und drückte sie an sich. Seine Hände fuhren streichelnd über ihren Rücken.

Es fühlte sich so gut an, sie in seinen Armen zu haben.

Er roch an ihrem Haar, es roch wundervoll.

„Ich muss dir noch was sagen.“ Gestand sie ihm flüsternd.

„Ja? Was denn?“ Sie saßen immer noch in der Position.

Beide saßen auf dem Boden, er auf dem Po sie auf ihren Knien, zwischen seinen Beinen und umarmten sich. Sie ließ es zu und drückte ihn auch nicht von sich, wie sie es sicherlich früher nie getan hätte. Es war wundervoll angenehm, auch für Marron.

Marron nickte. „Ich bin dir dankbar. Ich danke Dir, dass du da bist.“

„Marron…“ wollte er sie stoppen. Er hatte Angst, dass sie ihn wieder von sich stieß, auch wenn es körperlich wohl ganz anders aussah.

Sie wich mit ihrem Oberkörper von ihm zurück und blickte ihn nun an. „Nein sag nichts. Jetzt bin ich dran, die reden möchte.“ Bat sie ihn.

Er nickte mit einem charmanten Lächeln und schwieg. Wie gebannt blickte er auf ihre Lippen und auf die lieblichen Züge ihres Gesichts. „Ich bin dir dankbar, dass du da bist was immer auch hier passiert. Es ist in letzter Zeit sehr viel passiert und du warst immer da. Ich habe dich oft zurückgewiesen und doch warst du weiterhin einfach immer da.“ Chiaki hörte ihr mit einem Schweigen zu. Er merkte, dass er jetzt nichts sagen brauchte.

Er griff nach ihrer Hand und streichelte diese mit seinem Daumen.

Marron schaute auf ihre Hand und auf seine, sie war ein wenig verwirrt, blickte ihn dann aber wieder an. „Was ich jetzt sage, fällt mir nicht leicht, aber ich möchte es dennoch aussprechen. Du hast inzwischen viel über mich erfahren und gemerkt, dass es mit mir nicht einfach ist. Aber, wenn du es auch weiterhin möchtest, … also ich möchte dich nicht mehr als Freund missen. Du bist mir sehr wichtig geworden, das ist mir jetzt klar.“

Er blickte sie überrascht an. Hatte er da richtig gehört? Sie wollte, dass er bei ihr blieb.

Ein riesiges Strahlen breitete sich über sein Gesicht, seine Lippen, aus und sogar seine Augen funkelten voller Glück und Zufriedenheit.

Nun war er erleichtert. Sein ganzes Bangen und Warten, war nun erlöst. Sie würde ihm also endlich die langersehnte Chance geben.
 

Marron musste Lächeln.

Sie hatte zwar geahnt, dass er sich freuen würde. Aber sie hätte nicht erwartet, dass er so ins Strahlen kommen würde. „Chiaki…“ Er lächelte und schaute immer noch auf ihre Lippen. „Ich möchte, dass du bei mir bleibst. Ich habe gemerkt, dass mein Vorurteil über dich, dass du nur an mir wegen nichtigen Dingen an mir interessiert bist, falsch ist. Du bist nicht so wie Hiriji.“

Chiaki seufzte. „Marron…“

Sein Strahlen war verschwunden, als sie den letzten Satz über ihre Lippen brachte. „Wie?“ Sie sah seinem Gesicht an, dass etwas nicht stimmte.

Er blickte sie an. Die Blicke der beiden trafen sich, doch obwohl es nicht leicht für beide war diese Dinge auszusprechen, blickten sie sich erwartungsvoll und mit ehrlichem Blicke an.

„Das ist so nicht richtig.“ Fing Chiaki an. Er lächelte, strich ihr über die Wange und übers Haar. „Ich war so. Ja ich war auch mal einer dieser Snobs wie Hijiri es einer ist.“

„Ja?“ Marron schien ein wenig überrascht und dann doch nicht.

„Doch du hast mich eines besseren gelehrt.“

„Ich? Du übertreibst. Ich hab doch gar nichts gemacht.“

Chiaki schüttelte den Kopf. „Nein, Marron. Ich hab an dir und deiner Natürlichkeit und Ehrlichkeit gelernt und gespürt, dass es noch einen anderen Weg gibt, als den, den ich gegangen bin.“ Er lächelte sie an. „Ich habe dich bewundert, für deinen Mut und für deine Kraft. Ja ich habe gesehen, dass du eine Menge Schicksalsschläge bestehen und vor allem überstehen musst, aber dennoch hast du nie aufgegeben. Dass bewundere ich an Dir.“ Plötzlich fiel es ihm so leicht, die Worte über seine Lippen zu bringen.

„Aber… hatte ich denn eine andere Wahl gehabt?“ fragte sie ihn. Sie wusste nicht richtig, wie sie mit seinen Worten umgehen sollte.

„Natürlich hattest du das. Du hättest auch einfach aufgegeben können.“

Ein wenig überrascht blickte sie ihn dann an. „Ja? An diese Möglichkeit habe ich noch nie gedacht gehabt.“

Chiaki lächelte und streichelte ihr wieder über die Wange. „Siehst du, genau das meine ich. Aufgeben gibt es bei dir gar nicht.“ Sagte mit einem Lächeln.

Er beugte sich zu ihr vor und küsste ihre Stirn. „Und nun möchte ich Dir auch etwas sagen. Ich werde bei dir bleiben, egal was kommt. Ich liebe dich Marron. Ich weiß, dass du noch nicht so weit bist, aber ich werde dennoch bei dir sein, wenn es auch nur als dein Freund ist.“

Marron lächelte zufrieden und ihn vor allem sehr warm an. „Chiaki… Danke… Aber du bist inzwischen schon mehr als ein normaler Freund.“

Er traute seinen Ohren gar nicht. „Was meinst du?“

Ja vielleicht wollte er sie ein wenig reizen, die Dinge nun aus ihr heraus kitzeln.

Sie schmunzelte ihn an.

Dann fiel Marron der Bote wieder ein. „Oh Gott, den hab ich ja vollkommen vergessen.“

Sie sprang mit einem Satz auf, eilte zur Tür, riss diese auf und rannte die Treppen herunter.

„Aber Marron…“ Er blickte ihr fragend hinter her, stand dann aber auch auf und folgte ihr langsamen Schrittes. Was hatte den das schon wieder zu bedeuten?

Chiaki stand auf und folgte ihr.
 

„Hello Miss Kusakabe.“

„Hello….“ In dem Moment fiel ihr ein, dass er gar keinen Namen hatte. „Who are you?“

Der Mann lächelte und musterte Marron, da sie immer noch den Morgenmantel und die Plüschschlappen anhatte. „I am Mr. Bennet. But I am only the messenger or courier of Mrs. Darcy.“

Marron nickte und lächelte ihn an.

Ja, sie hatte nun eine Tante. „In the letter…“ Sie wusste nicht wie es Sie es formulieren sollte. „My Aunt has written, I have an Cousin. He is her adopted child and he is here…“

Der Mann im dunklen Anzug nickte ihr zu. „Yes, the count of Pemberly. His name is Richard. Richard Darcy.“

Marron nickte. „Richard Darcy lives in a hotel. Grant Hotel of Spring.“

Marron kannte das Hotel, es war hier in der Stadt.

„Marron, wer ist der Herr?“ Marron drehte sich um und sah Chiaki an. Sie lächelte ihn an.

„Das ist der Bote meiner Tante. Er hat mich ausfindig gemacht und mir den Brief überreicht.“

Chiaki trat näher. „Hello, I am. Chiaki Nagoya. I am a friend of Marron.“ Er sprach ihn English an, weil er schon mitbekommen hatte, das Marron und er in English sprachen.

„Hello I am Mr. Bennet. Attender and Courier of Mrs. Darcy.“

Die beiden reichten sich die Hände und schüttelten diese.

Marron blickte zu Chiaki. „Chiaki.“ Sie lächelte. „Mein Cousin wohnt im Grand Spring Hotel in der Stadt.“

Chiaki verstand worauf Marron hinaus wollte. „Ich fahre dich hin.“

„Oh no. I m here with my car, Miss.“ Sagte Mr. Bennet.

Marron lächelte ihn, winkte aber ab. „No. You can look, i must have a shower.“ Sie blickte auf ihre Uhr. „So can I meet my Cousin in a hour in the Hotel?“

Sie freute sich schon riesig und das sah man ihr auch an.

Mr. Bennet nickte. „In a hour. Thats a good time.“ Sagte dieser.

Er verbeugte sich leicht vor den Beiden und ging dann zu seinem Auto.
 

Marron und Chiaki blickten sich fragend an.

„So ich geh dann mal duschen.“ Sie blickte ihn an. „Und du? Du willst sicher auch eine Dusche nehmen, nicht?“ fragte sie ihn. „Hast du Wechselklamotten hier?“ fragte sie ihn.

Chiaki lächelte. „Du willst, dass ich mit zu dem Treffen komme?“

Marron errötete ein wenig. „Na ja. Miyako ist heute bei ihrem Vater, wegen der Sache mit meinem Onkel. Yamato ist noch arbeiten.“ Sie blickte zum Haupthaus. „Maya ist unterwegs auf der Pferdemesse. Also bleibst nur noch du.“ Sagte sie und lächelte gezwungen.

Er lächelte. „Ich komme sehr gerne mit, wenn ich noch mal duschen kann.“

Marron lächelte mit einem breiten Grinsen. „Ja, natürlich.“ Überschwänglich wie sie im Moment war umarmte sie ihn noch mal, drückte ihn aber gleich wieder von sich, da sie selber von ihrer Reaktion zu sehr überrascht war.

Chiaki lächelte.

Marron schaute verlegen zur Seite und ging wieder zurück ins Appartement.
 

Es war für beide nicht leicht.

Für Marron nicht, weil sie eigentlich eine Abneigung gegen Männer hatte.

Aber inzwischen mochte sie Chiaki sehr gerne und sie hatte Miyako versprochen, ihm eine Chance zu geben, ihr zu zeigen, dass er es wirklich ehrlich mit ihr meinte.

Und diese Chance gab sie ihm auch nun.

Mehr war es erst mal nicht.

Er war ein guter Freund und war immer an ihrer Seite, dass sah sie inzwischen ein.

Chiaki hatte es ebenfalls nicht leicht, weil er nicht wusste, wie sie zu ihm wirklich stand. Ob dieses wirklich nur eine überschwängliche Phase von ihr war.

Und außerdem hatte sie immer noch diese Alpträume und das mit ihrem Onkel war auch noch nicht so wirklich überstanden.

Sie hatten noch eine Menge holprige Steine vor sich.

Aber Chiaki liebte die Momente, wenn sie ihn anlächelte und lachte, wenn sie einfach glücklich war.

Für diese Momente hatte er sich geschworen zu kämpfen.

Er wollte auch für diese Beziehung und die Freundschaft kämpfen.
 

Marron hatte einen schicken Zweiteiler an. Er war rosafarben und hatte große weiße Knöpfe. Sie fühlte sich darin nicht sehr wohl, aber es war sehr schick und es stand ihr sehr.

Chiaki hatte nur einen Anzughose dabei und leite sich bei Nico ein Hemd aus.
 

Marron war sehr mulmig zu mute, als sie das Hotel betraten.

„Hello Miss.“ Es war Mr. Bennet, der die Beiden begrüßte. „Hello Mr. Nagoya.“

Marron und Chiaki nickten ihm freundlich zu.

„Follow me.“ Bat Mr. Bennet die Beiden.

Dieser führte sie durch den Gang hindurch in ein kleineres Zimmer. Es war der Saloon des Hotels.

Als die Beiden im Saloon war, schloss Mr. Bennet die Tür hinter den Beiden.

Sie blickten sich in dem hellen Raum um.

Auf einer Couch saß ein junger blonder Mann, der nun aufstand und auf die Beiden zukam.

Er lächelte sie beide an, machte eine kleine Verbeugung vor Marron.

Beim wieder aufrichten nahm er Marrons Hand und küsste deren Handrücken. „Hallo Marron.“ Sagte er dann lächelnd. „Ich bin Richard. Dein Cousin. Es ist schön dich zu sehen. Wir haben lange nach dir gesucht.“

Er hatte ein charmantes Lächeln, fand Marron.

Chiaki fand dass allerdings nicht.

Ihm kam dieser Schnösel aus England viel zu vornehm und arrogant rüber.

Er spürte sehr wohl, dass mit diesem Kerl etwas nicht stimmte.

Eine Reise ins Ferne England

Da stand Marron nur.

In der rechten Hand hielt sie ihr Ticket. Sie würde nach Groß-Britannien reißen.

Sie würde ihre Tante kennen lernen und etwas über ihre Eltern erfahren.

Wie sehr sie sich darüber freute, konnte man ihr im Gesicht ansehen.

Sie strahlte nur so vor Glück.

Sie drehte sich um und sah in das Gesicht von Chiaki und Miyako.

Marron lächelte.

Sie war den beiden sehr dankbar, dass Sie Marron nach Groß-Britannien begleiten wollten. Aber wer Chiaki und Miyako inzwischen gut kannte, hätten sie Marron nie alleine so weit verreisen lassen. Dafür sorgten sie sich viel zu sehr um ihre Freundin.

Maya wollte auch mit, aber sie konnte das Gestüt nicht alleine lassen und Yamato, musste arbeiten.

Aber er gönnte Marron und Miyako den gemeinsamen Urlaub.

Und irgendwie vertraute er Miyako wohl auch Chiaki an.

Ja die Meinung über einander, in besondere in Bezug auf Chiaki hat sich bei allen um 180° gedreht.

„Los, Marron. Lass uns schon einchecken.“ Meinte Miyako. Die beiden waren schon oft zusammen verreißt, aber dennoch war Miyako sehr nervös. Sie würden schließlich eine Verwandte von Marron kennen lernen und so viel sie erfahren hatte, waren sie aus höherem Stand.

Chiaki lächelte Marron an, als er ihren Blick erwiderte. „Alles okay?“ fragte er sie liebevoll.

Sie nickte mit einem Lächeln.

Chiaki hatte es nicht leicht, seinen Vater dazu zu überreden, ihm zu erlauben, dass er einen Kurztrip nach Groß-Britannien machen konnte und somit das Krankenhaus alleine ließ. Aber Chiaki war diese Sache ein wenig wichtiger.

Er wollte Marron nicht mehr alleine lassen, dass hatte er schließlich auch versprochen.

Er liebte Sie, diese ungewöhnliche Geschöpf, was ihm so sehr den Kopf verdreht hatte.

Er wollte sie nicht verlieren und er würde Sie gewiss auch nicht mit diesem Richard alleine lassen. Er war ihm suspekt und das zeigte er ihm auch. Er ließ ihn nicht nahe an Marron ran. Dieser Kerl und sein ständiger Begleiter Mr. Bennet waren den Dreien die ganze Zeit dicht auf den Fersen, eher waren sie wohl Marron dicht auf den Fersen.

Chiaki merkte und spürte, dass Marron wohl irgendwie in deren Spiel eine wichtige Rolle spielte.

Er wusste aber nicht, was es für ein Spiel war und ob Marron es auch merkte. Vermutlich aber nicht, zu sehr war sie mit dem Traum von einer Familie beschäftigt.

„Marron, nun los.“ Hetzte ihre Freundin.

Marron nickte auf Miyakos Drängeln und ging nun an den Schalter und löste ihr Ticket ein.

Marron und Chiaki saßen an einem Zweisitzer am Fenster. Miyako am Gang. Richard und Mr. Bennet saßen in der ersten Klasse.

Sie hatten Marron ebenfalls einen Platz in der ersten Klasse angeboten, was diese aber abgeschlagen hatte.
 

Marron saß am Fenster und blickte über die Landschaft. Sie hatten einen langen Flug vor sich. Chiaki ließ sie die ganze Zeit nicht aus den Augen. Er war selber ein wenig müde, ließ es sich aber nicht anmerken.

Als Marron sich nach einer Stunde Flug zu Miyako rüber schaute, schlief diese schon.

„Es ist genau wie früher. Wenn Miyako und ich verreist waren in ein anderes Land, dann war sie auch immer gleich eingeschlafen.“

Chiaki lächelte.

Aber er spürte und sah es ihr auch an, dass es nicht ganz die Unbedrücktheit war, die sie vortäuschte. Eben, sie täuschte es nur vor, dass sie keine Angst hatte und dass sie sich freute. Inzwischen kannte er sie doch schon so gut, dass er ihr Spiel durchschaute.

„Marron, was ist los? Ich sehe dir doch an, dass du hier allen was vorspielst.“

Marron ließ ein kleines Schmunzeln auf ihren Lippen erscheinen, es verschwand aber wieder. Sie blickte ihn nicht an, sondern schaute weiterhin aus dem Fenster. „Marron.“ Er klang bittend, aber auch mahnend.

Dann blickte sie ihn an. In ihrem Blick erkannte er eine Bitte, mehr ein Flehen.

Er seufzte. Er sollte sie nicht weiter fragen, also fragte er sie auch nicht weiter.

Sie blickte wieder aus dem Fenster.

Chiaki seufzte und lehnte sich in seinen Sitz zurück.

Dann wurde seine Hand umfasst. Er war überrascht, als ihre Hand, die seine suchte und sie fest drückte.

Sie legte seine Hand auf ihren Schoss und hielt sie dort fest.

Chiaki blickte sie fragend an, doch sie schaute einfach nur aus dem Fenster und ignorierte ihren Blick.

Chiaki streichelte mit seinem Daumen ihren Handrücken.

Es war ein wundervolles Gefühl ihre Hand zu halten und Marron ging es nicht anders, wenn dieses Gefühle ihr aber auch fremd waren.

Sie fühlte sich bei ihm wohl. Er war für sie da und wollte sie immer und überall beschützen, das zeigte Marron sehr, wie viel er doch für sie empfand und dass er ein guter Freund für sie war. Ja, er war ein guter Freund.

Und sie wollte ihn nicht mehr verlieren. Sie hatten ihn schon sehr lieb gewonnen. Er hatte ihr schließlich auch zwei Mal das Leben gerettet. Sie war ihm auch etwas schuldig. Aber darum ging es wohl gar nicht mehr.

„Chiaki…“ fing sie dann an.

„mmh?“

Sie blickte ihn an. „Wie kann ich mich bei dir eigentlich für all das bedanken?“ Sie blickte auf seine Hand und lächelte ihn dann wieder an.

„Was meinst du mit bedanken?“

„Na ja, ich meine du hast mir inzwischen zwei Mal das Leben gerettet und dafür kennen wir uns noch gar nicht so lange. Ich möchte das wieder gut machen.“

Chiaki seufze. „Weißt du Marron, es gibt da schon etwas, was du machen könntest…“ fing er mit einem frechen Schmunzeln an.

„Ja?“ fragte sie naiv wie sie war und mit einem unschuldigen Blick in ihren braunen Augen. Chiaki seufzte, nein, das konnte er nicht von ihr verlangen.

Er würde sie verdammt gerne wieder küssen wollen, aber vermutlich war das hier der falsche Weg dazu.

Er lächelte. „Vergiss es.“

„Nein, nun sag schon.“ Forderte sie ihn weiter auf.

Er lächelte sie an, streichelte ihr vorsichtig über die Wange.

Sie zuckte nicht zurück.

Sie vertraute ihm inzwischen mehr. „Marron, ich bin dir schon so dankbar, dass du mir erlaubt hast, mit dir mit zu kommen.“

Sie lächelte. „Ja, vielleicht werde ich es dennoch wieder gut machen können, auf dieser Reise.“ sagte sie mit einem Lächeln und blickte wieder aus dem Fenster.

Chiaki seufzte innerlich.

Hatte sie ihm eigentlich zu gehört?

Er blickte auf seine Hand, Marron hielt sie immer noch in ihrer.

Ja, vielleicht war er doch auf eine Art und Weise zu ihr durchgekommen, wenn er sich auch noch nicht ganz sicher war, auf welche Art.
 

„Kommen Sie.“ Forderte Mr. Bennet die drei Freunde auf, ihm und Richard zu folgen.

„Der Wagen wartet schon auf uns.“ Fügte Richard hinzu.
 

Marron und Miyako kamen gar nicht aus dem Staunen heraus, als sie mit dem Wagen, mit den dunkel getönten Scheiben durch London fuhren. Chiaki versuchte unbeeindruckt zu erscheinen.

Er wollte diesem Richard zeigen, dass er Marron in Ruhe lassen sollte, egal, was dieser Richard beabsichtigte mit Marron zu tun, Chiaki würde ihn daran hindern, dessen war sich der Blauhaarige sehr sicher.

„Meine Mutter ist im Moment in ihrem Haus in London zu geben.“ Sagte Richard. „Deswegen werden wir heute wohl nicht nach Pemberly fahren.“

„Nein?“ fragte Marron sichtlich enttäuscht.

„Nein, aber wenn die Zeit es gestattet, werden wir morgen dort hinreißen.“ Sagte Richard mit einem Lächeln.

Chiaki bekam Übelkeit von dieser Aussprache dieses Kerls.

Was bildete er sich eigentlich ein, wer er war.

Chiaki versuchte sich zu beruhigen, was leicht war. Er musste einfach nur Marron anschauen und in ihm kehrte eine innere und besonne Ruhe ein.

„Hier lebte also meine Mutter?“ Sie stellte die Frage eher sich selber, als irgendjemand hier im Wagen.

Doch Richard fühlte sich angesprochen. „Meine Mutter, ihre herzallerliebste Tante, wird ihnen sicherlich gerne und mit großen Vergnügen von ihrer Mutter erzählen.“

Marron nickte mit einem Lächeln.

Miyako saß zwischen Marron und Chiaki.

Richard saß ihnen in der kleinen Limousine gegenüber und neben ihn Mr. Bennet, sein Schoßhündchen, wie Chiaki ihn gerne nannte.

Sie selber hatten ja auch im Haus Nagoya angestellte. Eine Köchin, ein Zimmermädchen und einen Chauffeur für seinen werten Vater. Außerdem hatten sie noch einen Gärtner und einen Buttler, der seine Mutter gerne ihre Scotchs selber auftrug. Chiaki vermutete, dass sie eine Affäre mit ihm hatte, aber es war ihm auch eigentlich egal. Seine Familie war ihm eigentlich egal, wenn da nicht seine Schwester war, die er mehr als alles andere auf der Welt liebte.

Er hatte sich schon oft überlegt, ob er nicht mit Kaya ausziehen sollte und mit ihr woanders, in Ruhe und alleine zusammen wohnen sollte.

Seine Eltern hätten bestimmt nichts dagegen. Chiaki hatten sie gerade so noch aufgezogen bekommen und Kaya war ihnen eine Last. Sie hatten keine Lust die Kleine zu erziehen oder sich mit ihr zu beschäftigen. Seine Mutter hätte sie am liebsten gleich in ein Internat geschickt.

Aber dagegen war sein Vater, was Chiaki sehr nett von ihm fand, auch wenn er nicht viel von seinem Vater hielt, dass fand er durchaus sehr sehenswert.
 

„So da wären wir.“ Sagte Mr. Bennet, stieg als erstes aus und hielt den anderen die Tür auf.

Marron und Miyako staunten nicht schlecht.

Es war ein schönes großes Haus, bestimmt drei Stockwerke groß, mit Marmorsäulen.

„Das hier ist die Downing Street.“ Sagte Richard und nahm sein Gepäck aus dem Kofferraum.

Chiaki griff nach Marrons und nach seiner.

„Wohnt in der Downing Street nicht auch der britische Premierminister?“ fragte Miyako.

Richard nickte. „Durchaus. Er wohnt im Haus 10. Wir wohnen auf der anderen Straßenseite. In der Nummer 31.“

„Wow.“ Meinte Miyako nur.

„Kommen Sie.“ Sagte Mr. Bennet, der Miyakos Gepäck hatte.

So dass keiner der jungen Damen, Marron und Miyako ihre Tasche tragen mussten.

Sie gingen die kleine Treppe herauf, die 6 Stufen zählte.

Man öffnete ihnen sofort die Tür, als hätte man sie erwartet, was man vermutlich auch getan hatte. Es war ein heller und hoher Hauseingang, der sie innen erwartete.

Marron und Miyako staunten mit offnen Munden, die Gemälde, die Wandmalereien, die Täfeln in den Wand an und die dunklen Möbel an. Die Sessel waren ebenfalls aus dunklem Holz, aber mit einem weißen samtigen Stoff überzogen, der glänzte und sehr verlockend und weich aussah.

„Mutter.“ Rief Richard ins Haus, als er seine Tasche einem der Bediensteten reichte, die die Tür hintern ihnen wieder schloss.

Man hörte schwere Schritte, aber sie waren schnell.

Eine Tür wurde aufgerissen und eine ältere Frau, mit blonden Locken, die sie zu einer hochgesteckten Frisur trug, trat in den Eingangsbereich. Einige Locken waren aus der Frisur gelöst und wirkten frech, neben dem etwas Älteren Gesicht, dass darunter erschien, aber die blauen, strahlend blauen Augen, machten dies weg.

Sie lächelte als sie Marron erblickte. Sie erkannte sie sofort.

Sie trug ein langes fliederfarbenes Kleid, mit weißen Spitzen und Rüschen versehen. Sie hob den Rock ihres Kleides an und ging auf Marron zu, ihre Schritte waren schnell und bestimmend.

Doch obwohl die Frau Marron fremd war und sie am liebsten nach Chiakis rettende und sichernde Hand gegriffen hätte, blieb sie dennoch einfach stehen und erwartete ihre Tante.

„Hallo Marron.“ Erklang eine nette und hohe Stimme.

Als Marron in die Augen ihrer Tante blickte und sie erkannte, dass sie mit ihrer Tante, endlich ihre Familie gefunden hatte, stiegen Tränen in ihr auf. „Oh Nein mein Kind. Du sollst nicht weinen. Tränen stehen keinen schönen Mädchen und vor allem keiner jungen Frau. Nun komm erst mal her.“ So fremd und adlig die Frau Marron erschien, so freundlich war sie doch, als sie Marron an sich drückte und sie umarmte. „Ich bin so froh, mein Kind, dich endlich gefunden zu haben. Jetzt hat meine Suche endlich ein Ende.“ Sagte sie lächelnd. Sie ließ Marron wieder los und blickte sie an.

„Hallo…“ sagte Marron und unterdrückte ihre Tränen.

„Willst du mir deine Freunde nicht vorstellen, mein Kind?“ fragte ihre Tante Georgina Darcy.

Marron nickte und drehte sich zu Chiaki und Miyako um. „Das hier ist Miyako Minazuki, meine beste Freundin.“

„Sehr erfreut.“ Sagte Miyako, reichte der Dame ihre Hand und machte einen kleinen Knicks. Georgina musste anfangen zu lachen. „Oh Kindchen. Ihr müsst doch keinen Knicks vor mir machen. Ich bin doch nicht die Königin Elisabeth.“ Sagte sie schmunzelnd.

Dann blickte sie zu Chiaki. „Und das ist sicherlich dein Freund?“

Marron errötete, schüttelte aber den Kopf.

Chiaki sah dies und kam Marron schneller mit der Erklärung heraus. Er reichte der Dame die Hand. „Hallo mein Name ist Chiaki Nagoya, ich bin ein guter Freund ihrer Nichte.“ Erklärte er.

Die Dame blickte auf die Hand, die sie hielt. „Ein fester Griff junger Mann. Das lobe ich mir. Wissen Sie, Richard, hat leider nicht so einen festen Händedruck drauf, wobei ich das bei Männern sehr schätze, aber so was kann nun mal nicht lernen, das ist Vererbung."

„Mutter…“ fiel Richard ihr ins Wort.

„Mr. Bennet, nice to see you again.” Sagte Marrons Tante nun zu dem Schoßhündchen von Richard.

„So meine Lieben. Dann lass ich euch mal in eure Zimmer bringen.“ Sie suchte nach einer Angestellten. „Sehr schön, immer wenn man jemand braucht, ist keiner zur Stelle. Für was bezahle ich diese Menschen eigentlich.“ Sagte sie mit einem schweren Seufzer. „Na gut, dann werde ich euch eure Zimmer zeigen.“ Sie ging die Treppe hinauf.

Richard folgte ihr, dann Mr. Bennet und dann die Drei Gäste.

Marron war ganz aus dem Häuschen.
 

„So meine Lieben, lasst es euch schmecken. Ihr müsst ja ganz hungrig vom langen Flug sein. Wie lange seit ihr geflogen, Richard?“ fragte Georgina Darcy ihren Adoptivsohn.

„Mutter wir sind 10 Stunden geflogen.“

„Oje oje. So lange. Ja dann müsst ihr wirklich hungrig sein, langt zu. Und wenn es euch nicht schmeckt, dann lassen wir etwas anderes anrichten.“ Erklärte sie sofort.

Die Gäste mit den Gastgebern saßen an einer langen Tafel.

Georgina saß an der Spitze. Zu ihrer Rechten saß Richard, neben ihm saß Marron.

Zu ihrer Linken saß Mr. Bennet, Chiaki und Miyako.

„Ach wie schön das ist. Ich habe nicht oft Besuch.“ Erklärte sie weiter.

„Mrs. Darcy.“ Wollte Marron ein Gespräch anfangen.

„Aber Kindchen. Ich bin deine Tante, nenn mich bitte Georgina.“ Sie seufzte. „Ja, ich weiß, das hier ist nicht alles leicht und eine große Umstellung, aber du hast nun eine Tante, mein Kindchen.“ Sagte sie mit einem Lächeln. „Ich hätte dich neben mich setzen sollen.“ Sagte sie mit einem Seufzer, in dem sie ihre aufgestellte Sitzposition bereute.

„Tante Georgina…“ Es fiel Marron schwer, das über ihre Lippen zu bringen.

Plötzlich, von einer Nacht auf die andere, hatte sie eine Tante. Und dazu eine reiche Tante, so wie es ihr schien. „Erzählen Sie etwas über meine Eltern.“

„Jetzt?“ Sie blickte auf die Uhr die über die Flügeltür hing. „Nun gut, mein Kindchen. Dann erzähl ich dir etwas über deine Liebe Mutter, meine Schwester.“

Marron hatte eh keinen großen Hunger und blickte aufgereckt und neugierig zu ihrer Tante.

„Deine Mutter war 5 Jahre jünger als ich.“ Georgina lächelte und blickte ihre Nichte an. „Sie sieht genauso aus wie du. Ihre Haare waren blonder, aber die Locken hast du von ihr.“

Marron lächelte.

Es war schön zu hören, dass sie ihrer Mutter ähnlich sah.

„Wir sind in Pemberley bei unserer Mutter aufgewachsen. Unser Vater war ein vielbeschäftigter Mann, wir sahen ihn nicht oft. Aber er reiste viel und brachte uns immer viele schöne Sachen mit.“

Marron musste dabei an ihren Vater denken, es war genauso gewesen. Sie hatte ihren Vater auch nicht oft zu Gesicht bekommen.

„Deine Mutter spielte liebend gerne Klavier und sie liebte das Singen.“ Sie stoppte wieder für einen Moment, trank ein Schluck von ihrem Wein und fuhr dann wieder fort: „Deine Mutter setzte sich für viele Organisationen ein und half Menschen wo sie nur konnte. Unser Vater sah es nicht gerne, wenn sie in Obdachlosenheimen aushalf, aber ihr machte es sehr viel Spaß. Bei einer dieser Aktionen lernte sie deinen Vater kennen. Es stattlicher und gut aussehender junger Mann, er organisierte auch viele Hilfsaktionen und Organisationen.“

Marron seufzte ein wenig innerlich.

Ihr wurde bewusst, dass sie eigentlich gar Nichts über ihre Eltern wusste.

„Mrs. Darcy.“ Wurde sie von einer Bediensten angesprochen.

„Was gibt es denn?“

„Soll das Dessert schon angerichtet werden?“

„Nein, durch aus nicht. Wir sind noch nicht fertig.“ Sagte sie und aß weiter.

Marron lächelte und widmete sich auch ihren Teller wieder zu, wenn sie auch nicht viel davon aß.
 

Marron saß auf dem Bett in dem Zimmer, das man ihr gegeben hatte.

Sie hielt ein Fotoalbum in ihren Händen. Es war voll mit Bildern von ihrer Mutter und ihrer Schwester aus der Kindheit.

Tränen rannen über ihre Wangen, sie konnte sie schon gar nicht mehr kontrollieren.

Sie waren einfach da und kamen, bei all diesen Bildern und Fotos.

Es klopfte an ihrer Tür.

Sie wischte sich schnell ihre Tränen weg und richtete sich in dem Bett auf. „Ja?“

Es war Chiaki der eintrat, die Tür hinter sich schloss und sie ihr ans Bett ging. „Du hast ja schon wieder geweint.“ Sagte er mit einem liebevollen Schmunzeln und Seufzer in der Stimme. Er setzte sich zu ihr ans Bett. „Was hast du da?“

„Es ist ein Fotoalbum von meiner Mutter und Georgina.“ Marron lächelte.

„Marron, das hier…“

„Ja?“

Er lächelte.

So war sie nun mal. Voreilig, aber naiv. Sie wusste nicht, was er wirklich von ihr wollte. Warum er wirklich immer bei ihr war und sie überall hin begleiten würde. Er liebte sie mehr als er sonst jemand liebte. Er hatte ja selber nie von sich geglaubt, dass er fähig war, einen Menschen so sehr zu lieben, wie er Marron liebte und dass er ihr auch Zeit gab. Das hatte er bisher noch nie bei jemand gemacht.

Doch bei ihr tat er es. Es war einfach alles anders.

„Chiaki, noch mal Danke, dass du mit hier her gekommen bist. Yamato wollte ja eigentlich mit, aber er musste arbeiten.“

Chiaki lächelte, er streichelte ihr wieder sanft über ihr Wange. „Marron, ich liebe dich.“

„Ich weiß Chiaki… ich weiß.“ Sie griff nach der Hand, die über ihre Wange streichelte. Sie küsste den Handrücken. „Das weiß ich durch aus.“

Er lächelte und blickte sie einfach nur an.

Sie zog ihn sanft zu sich. Marron wusste ja selber nicht genau, was sie da tat. Aber sie zog ihn zu sich. Und sie war sicher, dass sie das hier wollte.

„Marron… tu nichts, was du nicht willst.

Sie nickte. „Nein, ich tu das was ich will.“ Sagte sie und fuhr mit ihrem Zeigefinger vorsichtig über seine Lippen. „Ich will, das hier.“ Sagte sie und küsste seine Lippen.

Sie küsste sie sanft und zurückhaltend.

Chiaki war zuerst überrascht, drückte sie dann doch an sich und erwiderte ihren Kuss, nicht heftig und verlangend, nur liebevoll und zärtlich. So liebevoll wie er noch nie eine Frau geküsst hatte.

Er hatte sich geschworen, nichts mehr kaputt zu machen.

Langsam lösten sich die beiden mit einem kleinen Schmatzen von einander.

Sie lächelte ihn verlegen und mit roten Wangen an.

Chiaki schmunzelte.

Dann wurde sein Blick fragend.

Und sie deutete und erkannte seine Frage in dem Blick und nickte mit einem Lächeln. „Du bist nicht mehr der einfache Freund, das habe ich inzwischen gemerkt.“

Chiaki lächelte. „Das freut mich.“ Sagte er mit einem Grinsen, zog sie wieder zu sich und küsste sie noch mal und noch mal.

Marron lächelte.

Es war ein wundervolles und warmes Gefühl.

Es fühlte sich nicht so eklig an, wie bei ihrem Onkel.

Hier konnte sie bestimmen, was sie wollte und was nicht.

Hier war nicht ihr Onkel, hier war es Chiaki und er liebte sie. Und sie … ja… liebte sie ihn auch…?
 

Es klopfte an der Tür.

Die beiden lösten sich voneinander und blickten sich verlegen und ein wenig verliebt an.

„Herein.“ Sagte Marron und ließ langsam und nur mit Widerwillen ihren Blick von Chiaki in Richtung Tür wandern.

Richard, ihr Cousin trat ein. „Miss Marron, meine Mutter würde Sie gerne sprechen.“

Marron nickte. „Ja, ich komme.“ Sagte sie und stand auf.

Chiaki hielt sie fest. Sie drehte sich zu ihm und lächelte. „Vergiss das hier nicht.“ Sagte sie lächelnd.

„Und du vergiss es auch nicht.“

Sie nickte.

Beide verließen das Zimmer.

Chiaki ging in sein Zimmer zurück und Marron folgte ihren Cousin in den Saloon, wo ihre Tante sie erwartete.

„Hallo meine Kind.“ Sagte sie liebevoll. „Setz dich doch noch ein wenig zu mir.“

Richard Vs. Chiaki

„Marron, ich hab dich hergebeten, weil ich dir gerne deinen Wunsch erfüllen möchte, dir etwas über deine Eltern zu erzählen.“

Marron lächelte ihre Tante an. „Das ist sehr nett von Ihnen.“ Sagte Marron und blickte dann auch zu ihrem Cousin, der neben ihrer Tante, seiner Stiefmutter saß. Er blickte sie mit seinen etwas kalten blauen Augen starr an. Irgendetwas wollte Richard Marron vermitteln, aber sie kam einfach nicht darauf.

Georgina merkte Marrons Blick zu Richard und blickte ihren Adoptivsohn auch an. Sie merkte, an seinem Blick, dass er irgendetwas im Schilde führte. „Los Richard, lass uns alleine.“

Überrascht blickte er sie an. „Aber ich würde gerne hier bleiben, Mutter.“

„Nein Richard. Das hier geht dich nichts an. Das ist eine Sache zwischen Marron und mir. Sie ist schließlich meine Nichte.“

„Wie du wünschst.“ Sagte er, stand auf und verließ das Zimmer. Aber nicht ohne Marron beim vorbei gehen mit seinem Blick einen Schauer einzujagen. Er machte ihr irgendwie Angst. Sie spürte zwar, dass er ihr generell ja nichts böses wollte, aber dennoch machte er ihr Angst.

„Du musst ihn entschuldigen. Es ist alles neu für ihn.“ Marron lächelte ihre Tante an. Sie hatte bestimmt Recht. „Du weißt nicht viel über deine Eltern, nicht wahr.“ Sie ließ das Thema Richard damit auf sich beruhen.

Marron nickte und seufzte. „Sie starben sehr jung und ich kam dann zu meinem Onkel.“ Es war wie ein Kloß der in ihrem Hals saß, als sie ihren Onkel nannte. Es war eine schlimme Zeit, aber die war ja nun hoffentlich zu Ende.

„Verstehe. Also wo fang ich am besten an.“

„Wie war meine Mutter so?“ fragte Marron interessiert.

„Deine Mutter“ Ihre Tante lächelte. „Sie war eine herzensliebe Frau. Sie hielt viel von Gerechtigkeit und Heldenmut. Sie arbeitete oft in den Heimen der Obdachlosen. Wo sie auch deinen Vater kennen lernte. Er half dort auch oft aus.“ Sie lächelte als sie strahlenden Augen ihrer Nichte sah. „Unser Vater, musst du wissen, hatte sie schon längst verheiratet gesehen. Er liebte uns durchaus, aber er war überfordert mit uns. Wir waren beide zwei Wildfänge, ich weiß nicht wer schlimmer war. Elisabeth war 5 Jahre jünger als ich. Kurz nach ihrer Geburt starb unsere Mutter im Wochenbett.“

„Oh, das tut mir Leid.“ Warf Marron ein, hörte aber gespannt zu.

„Sie war stark, von Anfang an. Unser Vater wollte sie verheiratet sehen und mich ins Nonnenkloster schicken.“

„Ja?“

Georgina nickte. „Er war von der älteren Generation. Er wusste nicht wie man Kinder großzog. Wie hatten zwei Kindermädchen und einen Hauslehrer. Doch Elisabeth brach oft aus und rannte zu den Ställen. Sie war in die Pferde vernarrt.“

„Das muss ich dann wohl von ihr haben.“

„Ja, bestimmt…“ sagte sie lächelnd und dachte an die Zeiten von früher zurück. „Als deine Mutter deinen Vater kennen lernte, war sie schon anderweitig verlobt gewesen. Es war eine Vernunftheirat mit einem Offizier. Dieser war 10 Jahre älter als deine Mutter und würde eh nicht oft zuhause sein. Deine Mutter sagte oft zu unserem Vater, dass sie dies nicht wollte. Aber ihm war es egal. Als sie deinen Vater kennen lernte…“

Georgina hielt kurz an und fasste sich an die Kette, die sie um den Hals trug. „Na ja, sie büxte aus. Sie packte ein paar Sachen mitten in der Nacht zusammen und haute mit deinem Vater ab.“ Sie lächelte. „So war sie eben. Sie ging nun mal ihren eigenen Weg.“

Marron lächelte. „Wie sah meine Mutter aus. Ich erinnere mich nur noch sehr schwach an sie.“

„Ja? Dem können wir abhelfen. Komm, Kind, ich zeig dir ihre Fotoalben.“ Sagte Lady Georgina Darcy, stützte sich an ihre Lehnen ab, damit sie besser aufstehen konnte und ging mit Marron in das Nebenzimmer.
 

„Hey Chiaki.“ Miyako saß in Wintergarten des Hauses. Sie ließ sich gerade Tee bringen. „An so was kann man sich echt gewöhnen.“

Er setzte sich zu ihr.

Sie konnte seinem Gesicht ein breites Grinsen entnehmen. „Sehe ich da richtig?“

„Du sollst dich ein wenig zusammenreißen. Wir sind hier nur Gäste und Freunde von Marron und ihrer Tante.“ Meinte er und ignorierte ihre Bemerkung absichtlich.

„Ja schon gut.“ Meinte sie. „Lass mir doch auch mal meinen Spaß. Und nun sag schon.“ Forderte sie ihn auf und blickte ihn genauso fordernd, wie ihre Worte waren, an.

„Wir haben uns geküsst.“ Sagte er endlich.

„Nein nicht wirklich?“ fragte sie überrascht nach.

„Doch… Es ging von ihr aus. Sie hat mich geküsst.“

„Oh Chiaki. Ich hatte dir doch gesagt, dass du Sie nicht aufgeben sollst.“

„Ja, aber im Moment mach ich mir eher Sorgen um diesen Richard.“ Meinte er nur und blickte die Pflanzen an, die in dem Wintergarten standen.

„Warum? Meinst du wir können ihm nicht trauen?“

Chiaki zuckte mit den Schultern. „Das weiß ich noch nicht. Das weiß ich wirklich noch nicht. Ich behalte ihn einfach im Auge. Er ist mir suspekt. Marron merkt davon sicherlich nichts.“

Miyako nickte. „Ja, wir passen beide auf Marron auf, dann passiert ihr schon nichts.“ sagte sie zuversichtlich.

Chiaki blickte Miyako an, fuhr sich angespannt durch die Haare.

Miyako merkte seine Unruhe und Nervosität. Sie hatte schon gemerkt, dass er immer nervös war, wenn Marron nicht in seiner Nähe war und er sich Sorgen um sie machte. „Ihr wird schon nichts passieren hier. Ihre Tante scheint doch sehr nett zu sein.“

Chiaki nickte. „Ja, du hast Recht. Ich werde wieder in mein Zimmer gehen. Wer weiß was morgen so auf unserem Programm steht.“

Miyako nickte. „Tu das. Ich werde wohl auch bald ins Bett gehen.“
 

„Ich wünsche Dir einen wunderschönen guten Morgen.“

Marron blickte um sich und sah nur Richard vor sich.

Er setzte sich zu ihr an den Frühstückstisch. „Du scheinst ein Frühaufsteher zu sein. Das bin ich auch.“

Marron lächelte. „Ja, ich konnte gar nicht so lange schlafen, weil ich ja so viel von London und England sehen will.“

„Deine Freunde, sie schlafen noch?“

Marron lächelte. „Ja, ich nehme es mal an. Miyako ist zwar eigentlich die Frühaufsteherin von uns gewesen. Aber hier scheint es wohl anders zu sein. Ist ja auch am anderen Ende der Erde, vielleicht ist es hier ein wenig verdreht.“

„Marron ich muss dir was sagen.“ Fing Richard an.

Marron blickte ihn mit großen fragenden braunen Augen an und biss nebenbei in ihr Marmeladebrötchen.

„Möchtest du meine…“

„Oh Hallo Marron.“ Chiaki trat in den Frühstücksraum und lächelte Marron an.

„Guten Morgen.“ Sagte sie und errötete ein wenig, als er sich neben sie setzte.

Er wollte ihr einen Kuss auf die Wange geben, doch dann bemerkte er den Blick von Richard. Er sah aus als würde er innerlich brodeln vor Wut.

Hatte er sie etwa bei etwas gestört?

Er lächelte und nahm sich ein Brötchen aus dem Korb, ohne Marron einen Kuss zu geben.

„Was wollen wir heute machen?“ fragte er sie.

„Ich weiß nicht Chiaki. Durch London gehen. Meine Tante meinte, dass wir morgen erst Pemberley anschauen können.“

Chiaki nickte und lächelte sie liebevoll an.

Richard sah das selbstgefällige Lächeln von Chiaki und stand wütend auf. Er stützte sich auf den Tisch und hatte seinen Stuhl beim Aufstehen nach hinten geschoben.

Marron und Chiaki blickten ihn fragend an.

Wobei Chiaki erkannte das Richard auf Etwas sauer war.

Marron wiederum hatte all dies nicht mitbekommen und war nun überrascht über das rasche Aufstehen und den Blick den Richard den beiden zu warf.

„Ist alles okay bei dir?“ fragte sie ihn.

„Ja natürlich doch.“ Sagte er nur und stürmte aus dem Zimmer.

Im Flur Stoss er mit Miyako zusammen. „Hey, was ist denn das für ein rüpelhaftes Benehmen.“ Meinte sie zu ihm, doch da war er schon weiter marschiert.

Sie blickte ihm nach, zuckte dann aber mit den Schultern und trat ebenfalls ins Esszimmer zu ihren Freunden.
 

„Das ist ja echt interessant.“ Meinte Miyako.

Sie und Marron starrten aus den Fenstern des Autos auf die große Metropole.

Richard und Chiaki saßen ebenfalls noch mit in der Limousine, doch beide waren desinteressiert an der Stadt. Beide hatten nur Marron im Auge, ab und an funkelten sie sich böse an.

„Erzähl uns etwas über London, Richard.“ Bat Marron ihn und lächelte ihn an.

Richard nahm ihr Lächeln an und fühlte sich größer gegenüber Chiaki.

Doch als Marron nach Chiakis Hand suchte und diese fest drückte, war Chiaki wieder überlegen gegenüber Richard.

Richard seufzte. „Die Stadt liegt an der Themse in Südostengland auf der Insel Großbritannien. London ist eines der wichtigsten Kultur-, Finanz- und Handelszentren der Welt (Weltstadt). London gliedert sich in 32 Stadtbezirke (London Boroughs) und die City of London.”

„Sag etwas über die Sehenswürdigkeiten. Was können wir hier sehen?“ fragte Miyako.

Richard blickte nun ebenfalls aus dem Fenster. „Wir haben schöne Theater hier. Im Londoner Westend sind mehr als ein Dutzend Theater zu Hause. Gespielt wird alles von der Klassik bis zur Moderne. Dort wurden unter anderem Andrew Lloyd Webbers weltberühmte Musicals Cats und Das Phantom der Oper uraufgeführt.“

„Wow, das klingt ja toll.“ Sagte Marron begeistert.

Richard nickte, lockerte seine Krawatte etwas und blickte zu Chiaki. „Ein sehr schönes und berühmtes ist das Globe Theatre. Das Globe Theatre am Südufer der Themse ist eine Rekonstruktion des Freiluftschauspielhauses, das 1599 entworfen wurde. Für dieses Theater schrieb Shakespeare viele seiner größten Stücke.“

„Gibt es typische Musik hier? Orchester oder so was?“ fragte Miyako. „So was wollte ich schon immer besuchen.“

„Ja, ich wusste gar nicht, dass du so was magst.“ Meinte Marron zu ihr.

„London beheimatet fünf professionelle Symphonieorchester. Diese sind das London Symphony Orchestra, das London Philharmonic Orchestra, das Royal Philharmonic Orchestra, die Philharmonia und das BBC Symphony Orchestra. Der Höhepunkt eines jeden Jahres ist die von der BBC weltweit übertragene “Last Night of the Proms“ aus der Royal Albert Hall. Konzerthäuser sind die Barbican Hall, die Royal Festival Hall und die Saint John's Church in Westminster.“

„Maya meinte, hier gibt es ein schönes Museum. Aber mir fällt der Name nicht mehr ein.“ Sagte Marron und dachte sichtlich nach.

„Ein Museum?“ fragte Richard skeptisch. „Zu den größten und bekanntesten Museen weltweit zählt das Britische Museum in Bloomsbury. In ihm befinden sich über sechs Millionen Ausstellungsstücke. Berühmt ist auch der Reading Room, ein kreisrunder Lesesaal, in dem schon Mahatma Gandhi und Karl Marx studierten. Rechtzeitig zum Millennium ist der Queen Elizabeth II Great Court (Architekt: Norman Foster) fertiggestellt worden. Es ist der größte überdachte Innenhof Europas. Das Victoria and Albert Museum im Stadtteil South Kensington verfügt über eine Sammlung von Kunstschätzen aus aller Welt, darunter Skulpturen, Kleidung und Kostüme, kostbare Porzellan- und Glasgefäße, Möbelstücke und Musikinstrumente. Nahe befinden sich das Science Museum (Wissenschaftsmuseum) und das Natural History Museum.“

„Ja, ich glaub sie hatte das britische Museum gemeint.“ Meinte Marron und blickte mit großen, wachen und neugierigen Augen aus dem Fenster.

„Dann gibt es da noch die National Gallery, das Imperial War Museum, Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett.“

„Das Wachsfigurenkabinett möchte ich unbedingt sehen.“ Sagte Marron und lächelte Chiaki an. „Sehen wir es uns an?“ fragte sie ihn. „Bitte.“ Setzte sie noch nach.

Chiaki konnte ihrem Lächeln nicht widerstehen und streichelte ihr über die Wange, liebevoll und zärtlich. „Alles was du möchtest.“

Als Miyako das sah, musste sie lächeln, auch wenn es Marron unangenehm war.

„Dann gibt es noch als Sehenswürdigkeit den Trafalgar Square, die Straße Piccadilly, den Tower of London, die Tower Bridge, der Palace of Westminster, der Buckingham Palace, der St. James's Palace, der Hampton Court Palace, der Kensington Palace, das London Eye. Oder was Religiöses, zum Beispiel die Saint Paul’s Cathedral, die St. Margaret's Church, Westminster Abbey, die Westminster Cathedral.“

„Sag mal machst du oft Stadtführungen?“ fragte Chiaki und wollte ihn ein wenig reizen. Chiaki war sich sehr sicher, das dieser Richard etwas im Schilde führte, wenn er auch noch nicht wusste, was es war.

Richard ignorierte diese Bemerkung und blickte aus dem Fenster und von Marron und Chiaki weg zu schauen.
 

„Danke sehr Tante Georgina.“ Sagte Marron und verschwand aus dem Zimmer und hinterließ eine glückliche Tante.

Sie wollte zu Chiaki, der auf sie wartete. Sie wollten was zusammen unternehmen. Man hat ja nicht die oft die Möglichkeit einfach mal so in London zu sein.

Marron eilte die Treppe nach oben, sie wusste, dass es sich nicht gehörte, aber sie war froh.

Sie war froh, dass sie endlich eine Familie hatte und sie war froh, dass sie ihre Freunde Chiaki und Miyako hier bei sich hatte.

„Oh Marron, wohin denn so eilig.“ Sie wurde von Richard gestoppt, der sie vor der Treppe in den nächsten Stock traf.

Marron lächelte ihn an. „Ich bin auf den Weg zu Chiaki. Wir wollen heute was gemeinsam unternehmen, ich bin schon gespannt für was er sich entschieden hat.“ Sie strahlte regelrecht.

„Ich muss dir etwas sagen.“ Richard packte Marron am Arm und schob sie mit in sein Zimmer.

„Ja, aber was denn?“ fragte Marron überrascht, ließ sich aber von ihm mitnehmen.

In seinem Zimmer ließ er sie los und blickte sie an. „Marron, ich…“

Sie lächelte. „Was gibt es denn?“

Richard kniete vor ihr nieder und blickte sie fordernd an.

„Was tust du?“ fragte sie völlig entsetzt. Was hatte er vor?

„Ich weiß es schickt sich nicht, Sie einfach so zu fragen und zu überrumpeln, aber du hast mich ebenfalls überrumpelt.“ Fing er an.

Marrons Augen weiteten sich, als er nach ihrer Hand griff. „Richard…“

„Marron, Marron Kusakabe, wir sind verwandt und doch nicht, wir kennen uns gar nicht und doch denke ich, dass wir uns schon ewig kennen.“

„Richard…“ Ihre Stimme wurde lauter, sie wollte sich ihm ihre Hand entziehen, doch er hielt sie fest. Sie wollte das hier nicht. Was erwartete er von ihr?

„Marron, möchtest du meine Frau werden?“

Ihre Augen weiteten sich. Sie wusste nicht was sie sagen wollte.

Er stand auf und wollte küssen.

Doch in diesem Moment wusste sie sehr wohl, was sie zu tun hatte. Sie entriss sich ihm ihre Hand und ohrfeigte ihm. Dann ging sie einfach weg und verließ das Zimmer, in dem sie die Tür knallen ließ.

„Marron…“ wurde sie von ihrer Tante überrascht, die gerade die Treppe hoch kam.

Sie sah, dass ihre Nichte verstört wirkte.

Marron blieb stehen und wartete, bis ihre Tante bei ihr war. „Mein Kind, was ist denn geschehen?“ fragte sie besorgt.

„Ich… ich sollte hier weg. Das ist nicht das was ich will.“ Sagte Marron und rannte die Treppe hoch, wo sie in ihr Zimmer eilte.

Ihre Tante blickte ihr nach.

Dann ging die Tür hinter ihr auf und ihr Adoptivsohn trat aus. Sie sah den roten Handabdruck auf seiner Wange. „Was hast du getan Richard?“

„Mutter… ihr seht das falsch.“

„Was hast du mit meiner Nichte getan?“

„Ich habe sie gebeten, mich zu heiraten?“

„Du hast was getan?“ Schrie sie ihn fast an.

Sie blickte ihn an und Wut entbrannte in ihren Augen. Sie ohrfeigte ihm nun auch die andere Wange. „Wie kannst du es wagen! Aus meinen Augen.“ Forderte sie. Doch er blieb stehen und sah sie bittend an. „Aus meinen Augen!“ schrie sie ihn an.

Er ging die Treppe herunter.
 

„Marron… Marron…“ Es klopfte an ihrer Tür.

Sie hatte sie abgeschlossen. Sie wusste, dass es Chiaki war, aber sie wollte niemand sehen. Sie saß gegen die Tür gelehnt und Tränen liefen ihr die Wange herunter. Warum war sie nur so naiv gewesen?

Warum sollte sie auch mal Glück haben?

Warum sollte sie auch mal eine normale Familie ohne Sorgen haben, fragte sie sich in dem Moment.

„Marron mach auf. Bitte…“

Sie nickte. Sie wusste, dass sie nicht mehr alles in sich herein fressen sollte. Dass sie die Leute an sie heran lassen sollte.

Marron stand auf und öffnete die Tür.

Chiaki erschrak, als er sie sah. Doch statt irgendetwas zu sagen, drückte er sie einfach nur an sich. „Oh Marron.“

„Chiaki…“ Sie ließ ihren Tränen freien Lauf und sackte in seinen Armen wieder zusammen.

„Psst. Ich bin ja hier.“ Er kniete sich neben sie und drückte sie an sich. „Ich bin ja hier, Marron.“ Sagte er und streichelte ihr über ihr Haar und ihren Rücken. „Sag mir, was ist geschehen.“

Sie blickte ihn an. Aber sie wich seinen Blicken aus. Sie konnte ihm gar nicht in die Augen schauen. „Er hat mich gebeten…“

„Wer?“ fragte er.

„Richard...“ Wusste er es doch. Chiaki wusste doch schon, als er diesen Kerl gesehen hatte, dass mit ihm etwas nicht stimmte.

„Und was hat er gemacht?“ fragte er sie nun und drückte sie wieder an sich.

„Er hat gefragt, ob ich ihn heirate.“

Chiaki blickte sie überrascht an. „Was?“

Das war dann doch was ganz anderes. Was hatte dieser Kerl geplant?

In Chiaki fing die Wut anzukochen. Marron weinte und dieser Kerl war daran schuld. Und er hatte sich geschworen, jeder der sie zum weinen bringen würde, würde es mit ihm aufnehmen müssen. Hijiri hatte er das schon oft genug bewiesen gehabt und es war ihm gerade ziemlich egal, dass dieser Kerl ein reicher englischer Schnösel sei.

Es klopfte wieder an der Tür.

„Marron?“ Es war Miyako.

Chiaki stand auf. Sie kam ihm gerade richtig.

Marron blickte ihn fragend an.

Er öffnete die Tür und blickte Miyako an. „Kümmere dich um Marron, ich muss was erledigen.“ Sagte und rannte auch schon an ihr vorbei, die Treppe herunter.

Miyako blickte ihn fragend hinterher, trat dann aber zu Marrons Zimmer. „Marron…“ sagte sie entsetzt und drückte sie an sich. Sie konnte ihre Freundin einfach nicht weinen sehen.
 

„Wo ist Richard?“ fragte Chiaki eine Bedienstete, die ihm über den Weg lief.

„Der Herr ist im Wintergarten.“

Doch Chiaki war schon auf den Weg dahin.

Er ließ die Tür aufschwingen.

Er war wütend und als er ihn endlich sah, sah er erst recht Rot.

Er eilte zu ihm und packte ihn am Kragen. „Ich hätte dir das glaub ich schon vorher sagen sollen. Wer Marron an fasst, bekommt es mit mir zu tun.“ Sagte er wütend.

„Lass mich los, du da hergelaufener Kerl, du kannst ihr doch gar nichts bieten.“

„Was glaubst du wer du bist? Meinst du Marron fällt auf dein schmalziges Getue oder dein Geld rein.“

„Halt die Klappe du Arsch. Lass mich los. Verdammt.“

„Chiaki…“ hörten beide die Stimme von Marron.

Chiaki drehte sich um und blickte in das Gesicht von Marron. Sein Griff lockerte sich und er ließ ihn los.

Doch als er noch mal zu Marron schaute, hatte Richard ihm auch schon ins Gesicht geschlagen.

Chiaki landete auf den Boden.

„Chiaki.“ Schrie Marron entsetzt und eilte zu ihm. Chiakis Lippe blutete. „Oh Chiaki.“ Marron streichelte ihm über die Wange.

„Was ist hier los?“ fragte Lady Georgina und blickte in das Geschehene.

Dann blickte sie zu ihrem Adoptivsohn. „Richard! Was soll das hier?“ Sie blickte alle an. Dann wieder zu ihrem Sohn. „Richard! Was tust du hier? Warum machst du hier alles kaputt?“

„Weil ich für dich ein Niemand bin.“ Schrie er und eilte an ihr vorbei.

„Richard!“ sagte sie knirschend mit den Zähnen und blickte ihm hinterher.

Pemberley

Liebe Maya,

wie versprochen schreibe ich dir einen Brief aus England, aus London.

Es ist wundervoll hier. Es ist wirklich schade, dass du nicht mit uns hier sein kannst. Aber deswegen hab ich ja versprochen, dir zu schreiben.

Wie geht es Nico?

Zeigt Colonel Verbesserungen in dem Training was ich dir aufgetragen habe?

Hier ist echt Einiges los.

Meine Tante ist eine wundervolle Frau. Sie vrgöttert mich regelrecht, es ist schön eine Familie zu haben. Dieses Gefühl von Geborgenheit ist wundervoll.

Mein Cousin Richard, ist so eine Sache. Er ist wohl ein schwieriger Fall. Aber das erzähle ich dir alles im genauren, wenn ich wieder bei dir auf dem Hof bin.

Miyako und ich genießen alles hier. Wir schauen uns viel von England an. Meine Tante Georgina ist wundervoll. Sie hat nicht viel Zeit, aber sie verbringt jede freie Minute die sie mit uns verbringen kann auch wirklich mit uns.

Ich finde es toll, dass ich Chiaki erlaubt habe, uns zu begleiten. Er ist doch nicht so einer wie ich es vermutet habe. Er ist ein ganz wundervoller junger Mann, der sich sehr um mich sorgt und der mich liebt. Ja,er liebt mich wohl sehr, so wie du es die ganze Zeit schon gesagt hast. Es ist immer wieder schön mit ihm was zu unternehmen.

Er hatte sich sogar für mich geprügelt, aber das werde ich dir dann auch alles erzählen, von wegen, warum es überhaupt so weit kam und was es mit diesem Richard wirklich auf sich hat, wobei ich darüber auch noch nicht so viel weiß.

Irgendwie tut er mir ja schon Leid. Miyako und Chiaki sagen zwar, dass ich mit diesem Kerl absolut kein Mitleid haben sollte, aber du kennst mich ja.
 

Ich hoffe sehr, dass auf dem Gestüt alles in Ordnung ist.

Ich werde die Tage hier wohl noch ein wenig verlängern, ich hoffe, dass es für dich okay ist. Wenn es dir nicht Recht ist oder du mich auf dem Hof brauchst, musst du es mir nur sagen, ich steig dann sofot in das nächste Flugzeug, aber ich muss Dir wirklich sagen, dass es mir hier gefällt.

Nicht, dass ich von zuhause weg will.

Klar, die Landschaft hier ist sehr schön.

Aber ich mag England deswegen, weil ich weiß, dass hier meine Familie existiert.

Hörst du Maya, ich kann wieder von einer Familie reden. Ich weiß das du das verstehst.

Ich will hoffen, dass dieser Traum den ich mometan von einer Familie habe, der genau der Realtität entspricht, nie aufhören wird
 

In Liebe

Marron Kusakabe
 

PS. : Knuddel die Pferde von mir
 

Es klopfte an der Zimmertür von Marron.

Sie blickte von ihrem Brief auf, den sie eben geschrieben und noch mal durchgelesen hatte. „Herein.“

Ihre Augen blickten erwartungsvoll zur Tür und ihre Wünsche die sie hatte, wurden erfüllt, denn Chiaki trat ein. Seine Lippe war immer noch ein wenig dick. Aber er sah schon besser aus.

Als Chiaki von Richard geschlagen wurde, war Marron richtig geschockt, denn sie ahnte den Grund, warum Chiaki all das auf sich einwirken ließ.

Er mochte sie wirklich gerne.

Chiaki Nagoya lächelte, als er Marron am Schreibtisch siten saß.

Er schloss die Tür. „Was machst du denn da?“

Marron blickte wieder auf den Brief, nahm den Zettel in die Hand und lächelte. Ihre Augen hatten sofort die Stelle gefunden, wo sie von Chiaki geschrieben hatte. „Was hast du denn da? Und warum lächelst du so?“ fragte Chiaki sie und setzte sich auf die Kante ihres Bettes.

Sie blickte ihn an. „Weißt du, ich habe Maya einen Brief geschrieben. Ich finde es schade, dass sie nicht mitkommen konnte.“

„Sie hat eben ein Gestüt zu leiten.“

Marron nickte. „Ja, das weiß ich ja, aber sie war immer für mich da und ich wollte ihr auch meine neue Familie vorstellen.“

„Sie wird bestimmt noch genug Gelegenheiten haben, deine Tante kennen zu lernen.“ Sagte Chiaki und lächelte sie an.

Marron war ganz anders, als er sie damals kenne gelernt hatte. Vielleicht lag es daran, dass ihr Onkel endlich im Gefängnis saß, vielleicht lag es daran, dass sie nun doch eine Familie hatte und vielleicht lag es auch ein wenig an ihm und dass sie ihn endlich an sie ran lässt. Was er für sich am schönsten und besten fand.

Marron legte den Brief in den Umschlag und blickte ihn wieder an. „Was wollen wir heute unternehmen?“ fragte sie ihn interessiert. Sie freute sich sehr auf den Abend.

„Deswegen bin ich ja hier. Deine Tante möchte mit Dir zum Pemberley-Anwesend fahren.“

„Ja?“ fragte Marron überrascht und freudig.

Ja, sie freute sich sogar sehr. In diesem Anwesend hatte ihre Mutter gelebt und auch ihr Vater. Hier würde sie endlich hinter den Spuren ihrer Eltern kommen, die sie so früh verloren hatte. Endlich hatte sie eine Familie und eine Geschichte zu den Gesichtern, die ihr immer wieder in ihren Träumen erschienen. Sie lernte nun endlich ihre Eltern kennen.

„Wirst du mitkommen?“ fragte sie ihn.

„Ich habe gehofft, dass du das fragst.“ Sagte Chiaki und lächelte sie verlegen an.

„Ja?“ fragte Marron ein wenig erschrocken.

Chiaki nickte und lächelte sie an. Er griff nach ihrer Hand, umfasste sie und streichelte sie. „Klar, ich will mich dir ja nicht aufdrängen.“

„Das hast du in letzter Zeit ja auch gar nicht getan.“ Sagte sie sarkastisch.

Sie war selber über ihre schnelle Antwort überrascht, vor allem, da sie sarkastisch war. Das war eigentlich gar nicht ihre Art.

Auch Chiaki war ziemlich überrascht, denn das konnte sie ihm auch im Gesicht absehen. „Versteh das jetzt nicht falsch.“

„Nein, es stimmt doch.“ Er zog seine Hand wieder zu sich.

Marron seufzte und griff wieder nach seiner Hand. „Nein, ich bin sehr froh, dass du bei mir nicht aufgegeben hast.“

„Ja?“ fragte er überrascht und blickte auf die Hand, die seine umfasste und streichelte. „Marron…“
 

Es klopfte wieder auf die Tür.

Marron und Chiaki blickten beide auf und schauten zur Tür.

„Hallo, ihr beiden.“ Es war Lady Georgina, die ihren blond-grauen Haarschopf durch die Tür steckte. „Marron… Wollen wir los?“

Marron sprang regelrecht von ihrem Stuhl auf und nickte. „Ja, natürlich. Ich freue mich ja so sehr.“

„Ja, das sehe ich dir an, Kind.“ Sagte sie lächelnd. Lady Georgia war Marron sehr dankbar, dass sie da war. In ihr sah sie ihre geliebte Schwester wieder. Sie wollte Marron nun die Geborgenheit geben, die ihr ihre Mutter gerne gegeben hätte, wenn sie die Möglichkeit dazu gehabt hätte. Sie wäre stolz auf ihre Tochter gewesen, dass wusste Georgina.

„Dann lasst uns mal gehen. Du kommst doch mit Chiaki?“ fragte Lady Georgina.

„Ja, ich begleite Marron überall hin.“

„Das hast du aber schön gesagt, junger Mann.“ Sagte Lady Georgina und lächelte die beiden an, die nach ihr das Zimmer verließen.
 

„Hier lebte also meine Mutter?“ fragte Marron, als Lady Georgina die Beiden durch die große Eingangshalle des Hauses führte.

„Ja hier sind deine Mom und ich aufgewachsen.“

„Es ist ein großes Haus.“

„Ja es ist ein sehr großes Haus. Es gehört schon seit Generationen unserer Familie.“

Marron nickte und blickte sich die Bilder an. „Wer sind all die Menschen hier?“

Lady Georgina lächelte. „Die meisten kenne selbst ich nicht mehr. Wie gesagt, das Haus ist schon seit etlichen Generationen in unserem Besitz. Ich kann dir nur soweit was sagen, dass du eigentlich mit allen von diesen Menschen verwandt bist. Ob das nun irgendwelche Tanten oder Großeltern oder Nichten oder Basen sind, das kann ich dir nicht sagen. Tut mir Leid.“

„Das macht doch nichts.“ Sagte Marron und lächelte.

Chiaki hielt sich gekonnt im Hintergrund, schaute sich aber ebenfalls die Gemälde an und hörte dem Gespräch interessiert zu.

„Darf ich dich etwas fragen?“ fragte Marron nach einer Weile ihre Tante.

„Natürlich mein Kind, ich werde auch versuchen dir so gut zu antworten wie ich kann.“

Marron lächelte, blieb stehen und blickte auf ein Gemälde. Auf dem Gemälde waren zwei Mädchen zu sehen. Sie hatten beide süße weiße Kleidchen an. „Das sind deine Mutter und Ich.“

Marron spürte die Tränen aufsteigen.

Sie blickte Chiaki an und lächelte, da er zu ihr zurücklächelte. Sie fühlte sich verdammt sicher, dass er da war. Sie fühlte sich wohl, ja sie wusste es langsam zu geben, sie mochte es sehr, wenn er bei ihr war. Auch wenn er einfach nur da war, nicht mit ihr redete, das reichte ihr schon, dass sie sich sicher fühlte.

„Du hast mir gesagt, dass Richard dein Adoptivsohn ist.“

Lady Georgina lächelte. „Ich wusste, dass du das fragen wirst oder etwas über ihn wissen willst.“

„Wenn du nicht darüber reden willst oder wenn du meinst, es sollte mich nichts angehen, dann ist es okay.“

Lady Georgina schüttelte den Kopf. „Nein, das stimmt nicht. Ich will dir gerne von ihm erzählen. Komm lass uns dort auf das Sofa setzten.“ Schlug sie vor.

Marron folgt ihr zur Couch und setzte sich mit ihr darauf. Chiaki blieb vor einem Gemälde stehen und schaute es an.

„Richard, ist der Sohn meiner besten Freundin.“

„Ihrer besten Freundin?“

„Ja, sie starb sehr früh und lebte ohne Mann. Niemand wusste wer der Vater von Richard war, nicht mal mir hatte sie sich damals angetraut. Sie starb an Lungenkrebs. Heute hätte man es sicherlich heilen können. Aber damals ging es noch nicht.“

„Du hast ihn also bei dir aufgenommen?“

„Ja, ich habe ihn adoptiert. Ich war seine Patentante. Als Richard 5 Jahre alt war, starb seine Mutter und ich nahm ihn zu mir. Er ist ein liebevoller junger Mann auch wenn er es nicht immer so zeigen kann, dass musst du ihm verzeihen. Er hat Angst, dass jetzt wo du da bist, ich ihn nicht mehr lieben werde, da ich ja jetzt eine leiblichen Nachfolger habe.“

„Nachfolger?“

„Einen Erben.“

„Was meinst du damit?“

Chiaki blickte zu Marron.

Hatte sie es denn gar nicht gemerkt. Warum sollte ihre Tante sie sonst suchen.

Er lächelte. Marron war so naiv und lebte in ihrer kleinen eigenen schönen Welt.

„Marron, ich bin froh, dass ich dich endlich gefunden habe. Jemand, der zu meiner Familie gehört. Der auch mein Blut in sich trägt. Unsere Familie war schon immer auf Tradition bedacht. Aber ich habe dich nicht alleine deswegen gesucht. Ich wollte dich einfach finden, weil ich meine Nichte kennen lernen wollte, weil ich das junge Mädchen, die Tochter meiner geliebten Schwester kennen lernen wollte. Sie war eine gute und tolle Schwester. Die beste die man sich wünschen kann und deswegen wollte ich auch dich kennenlernen.“

Marron lächelte. „Ich bin froh, dass du mich gesucht hast.“

Ihre Tante lächelte. „Ja, Marron… ich auch.“

Zurück Daheim

Liebste Maya,

dies ist mein zweiter Brief aus England an Dich.

Ich bin jetzt hier schon zwei Wochen. Es ist eine wundervolle Landschaft und Gegend.

Es ist ganz anders als bei uns zu Hause.

Du kannst dich ja dann auf die Fotos freuen. Wie versprochen, habe ich ganz viele geschossen.
 

Kommen wir zu den Dingen, die dich wohl am meisten interessieren.

Miyako; Ihr geht’s gut. Sie blüht hier richtig wieder auf. Sie ist froh, dass ich sie mitgenommen habe, so haben wir wieder Zeit für einander. Es ist fast wie früher, wo wir auch zu zweit überall hin gereist sind.

Lady Georgina; Meine Tante… Ich b in immer noch der festen Überzeugung, dass sie eine liebevolle Frau ist. Ich bin mir sogar sehr sicher. Sie ist mir richtig ans Herz gewachsen. Auch wenn sie ihre Macken hat, wie sagt sie, dass ist die britische Ader die durchschlägt. Ich mag sie sehr. Chiaki hat die Befürchtung, dass sie mich nur gesucht hat, damit sie einen rechtmäßigen Erben hat, den sie in ihr Testament benennen kann. Aber das glaube ich nicht. Sie hat doch Richard.

Womit wir zum nächsten Punkt kommen.

Richard; Er ist mir immer noch sehr suspekt. Seit der Sache mit seinem Antrag an mich, geht er mir nun aus dem Weg. Lady Georgina ist sauer auf ihn. Vermutlich ist er deswegen böse auf mich. Ich nehme an, dass er wirklich Angst hat, dass ich die einzige Erbin sein werde und er nichts bekommen wird. Aber ich will doch das Geld gar nicht. Ich bin doch schon froh, dass ich etwas über meine Eltern erfahren durfte.

Ach Maya, das ist alles so verstrickt. Miyako versucht mich zu beruhigen und abzulenken.

Chiaki; Ich weiß gar nicht was ich sagen soll. In mir sind so viele wundervolle Gefühle und Gedanken über ihn, dass ich gar nicht so genau weiß, wo ich anfangen soll. Es ist wirklich unglaublich. Aber er kann mich immer so schnell von meinen Gedanken ablenken und bringt mich zum Lachen. Es macht Spaß mit ihm die Zeit zu verbringen. Ich hab ihn wirklich falsch eingeschätzt. Ich mag ihn sehr. Auch wenn das alles noch sehr neu für mich ist, ich freu mich auf jeden Tag wo ich ihn sehen kann.

Du verstehst das oder?

Miyako ist noch ein wenig skeptisch Chiaki gegenüber. Aber du kennst sie ja. Sie will mich vor allem und jedem beschützen.

Wie läuft es auf dem Gestüt?

Macht Hijiri wieder Dummheiten?

Grüß bitte Nico lieb von mir.
 

Liebe Grüße

Marron Kusakabe
 

PS: Ich werde bald wieder bei Euch sein
 

„Hast du Maya wieder geschrieben?“

Marron drehte sich überrascht um und blickte ebenso überrascht in das Gesicht von Chiaki Nagoya, der sie an lächelte. Sie war wohl so in ihrem Brief vertieft gewesen, dass sie sein Klopfen und sein Herein kommen gar nicht wahrgenommen hatte. Er sah ihrem Gesicht, ihrem fragenden Blick an, dass sie ihn gar nicht gehört hatte. „Also ich hatte angeklopft.“

Sie nickte. „Ja, ich war wohl zu vertieft gewesen.“ Sagte sie lächelnd. Marron blickte noch mal zum Brief, der auf dem Schreibtisch ruhte, stand dann aber auf und setzte sich zu Chiaki. „Was gibt es denn?“

„Ich wollte mit Dir reden.“

„Ja? Worüber denn?“ Sie sah ihm an, dass es ein ernstes Thema sein würde und dass es ihm auch irgendwie nicht leicht von den Lippen fallen würde.

„Über uns, Marron.“ Er griff nach ihrer Hand. Ihre Augen wanderten sofort zu der Hand, die ihre umfasste. Dann blickte er sie wieder an. Er lächelte.

Aber sie erkannte in seinen Augen eine Traurigkeit die sie vorher nicht erkannt hatte. War sie denn vorher da gewesen? Hatte er Angst, dass jetzt etwas Falsches sagen oder tun konnte?

„Marron…“ Seine Stimme klang zitternd. Er war sich seiner nicht wirklich bewusst. „Ich mag dich, ja ich mag dich sogar sehr. Und die Zeit die ich hier mit dir in England verbringen durfte, ist die schönste überhaupt.“ Sie wusste nicht worauf er hinaus wollte. Sie hörte schweigend seinen Worten zu und streichelte mit ihrem Daumen seine Hand. „Wir sind aber nicht mehr lange hier in England. Wir fliegen bald nach Hause zurück. Und dann bist du wieder das Mädchen, dass das Pferd meiner Familie betreut und ich dein Kunde.“

Sie blickte ihn erschrocken an. Sie konnte seine Worte gar nicht glauben.

Ihre Augen waren geweitet und zeigten pures Entsetzen.

Er erkannte ihren Blick und konnte auch lesen, was er bedeutete. „Nein, versteh es nicht falsch. Ich will gar nicht, dass es so ist.“

„Was?“ Nun war sie wieder überrascht und vollkommen überrumpelt. Was wollte er ihr dann sagen?

„Marron. Ich liebe dich. Das weiß. Ich will nicht, dass wir dann einfach nur Kunden sind. Ich will nicht, dass wir dann einfach nur zusammen arbeiten. Ich will bei dir sein. Immer und immer wieder. Ich will dich bei mir haben. Verstehst du.“ Er klang verzweifelt. Er hatte solche Angst, dass sie es falsch verstehen konnte.

Marron lächelte. Sie nahm ihre andere Hand und streichelte ihm über die Wange. „Chiaki…“ sagte sie leise und mit lieblicher Stimme. Seine Augen schauten wie gebannt auf ihre Lippen. „Ich will doch auch nicht, dass es so ist, wenn wir zurückkehren.“

Das waren die Worte die er so gerne hören wollte und nun hatte Sie, sie ausgesprochen. Ein breites Grinsen huschte über sein Gesicht. Er griff nach ihrer Hand, die seine Wange bis eben noch gestreichelt hatte und küsste sie. „Danke Marron. Danke.“

Sie lächelte und wurde ein wenig verlegen.

Er konnte so süß sein. Sie konnte sich gar nicht vorstellen, dass er so ein Kerl war wie Hijiri.

„Chiaki…“

„Mmmh?“ fragte er nur und blickte in ihre Augen. Sie waren so sanft und gutmütig. Marron hatte die schönsten Augen überhaupt.

„Was ist mit deinem Leben?“

„Was meinst du?“ fragte er überrascht.

„Na ja, Hijiri hatte mir so vieles über dich erzählt. Aber das war nie etwas Gutes was über seine Lippen kam.“

Chiaki nickte und seufzte. „Marron, ich weiß, ich war kein netter Kerl und ich verstehe und kann es nachvollziehen, dass du mir die kalte Schulter gezeigt hast. Ich war nun mal kein Kerl, in dem man sich verlieben kann. Ich war ein Idiot kurz gesagt. Ich habe mit den Frauen gespielt und sie besitzt, mehr war das Nichts. Da waren nie Gefühle. Aber ich dachte immer, dass es okay war. Aber durch Dich“ Er stoppte und küsste ihren Handrücken noch mal. „Durch Dich, habe ich erst gelernt, was Gefühle sind. Das man sich davor nicht fürchten muss.“

Sie lächelte. War das der gleiche Chiaki, der noch vor nicht allzu langer Zeit versucht hatte Marron ins Bett zu kriegen? Nein, das hier war ein anderer Chiaki.

Chiaki lächelte und beugte sich zu ihr herüber. „Ich möchte dich jetzt gerne küssen.“ Sagte er zu ihr und da war es auch schon geschehen. Als sich ihre Lippen berührten schloss Marron und auch Chiaki, beide schlossen die Augen und genossen den Kuss.

Marron lehnte sich nach hinten und zog Chiaki mit sich, so dass beide nun nebeneinander auf dem Bett von Marron lagen und sich küssten.

Als sich ihre Lippen wieder von einander lösten, lächelten sich beide verliebt an.

„Du bist wundervoll.“ Sagte er ihr liebevoll.

„Danke, du aber auch.“ Sagte Marron und küsste ihn noch einmal.

Chiaki nutzte die Gelegenheit, legte den Arm um ihren Rücken und zog sie zu sich. „Ich liebe dich.“ Hauchte er ihr in einem Kuss zu.
 

„Marron, ich glaube Richard möchte sich bei dir entschuldigen.“

Marron wusste, dass es nicht wirklich seine Absicht war, aber es war ihrer Tante sehr wichtig und das wusste er selber.

Richard, stand mit seinen blonden Haaren, die ihm ein wenig wie Zotteln ins Gesicht hingen vor Marron. Chiaki und Miyako brachten schon ihre Taschen zum Auto. Ja, heute war der Tag des Abschiedes.

Marron lächelte. Sie wollte es ihm leicht machen. Auch wenn sie wusste, dass er das selber nicht wollte. Richard war bestimmt kein schlechter Kerl, das wusste sie oder sie ahnte es wohl eher, aber er war ihr auch nicht ganz geheuer. Vermutlich ging es ihm nicht mal um das Erbe sondern einfach um den Platz im Herzen ihrer Tante. Zumindest redete Marron sich das ein.

Chiaki hatte es inzwischen schon aufgegeben, ihr von dem hinterlistigen Cousin zu erzählen, den sie seiner Meinung nach hatte.

Aber für war er nun mal der einzige Cousin und da war es ihr egal, wie er wirklich war. Sie wollte ihn so sehen, wie sie es für am besten hielt und da sie seine wahren Absichten ja gar nicht wusste, belog sie sich ja auch nicht.

„Ja, Marron es tut mir Leid. Es war keine gute Sache, die ich da an den Tag gelegt hatte. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen.“

Marron lächelte ihn an, ging auf ihn zu und umarmte ihn.

Richard war überrascht von ihrer Reaktion. Seine Mutter, Marrons Tante hingegen, lächelte nur zufrieden. Dann widmete sich Marron ihrer Tante.

„Tante Georgina, es war eine wundervolle Zeit hier.“

„Das will ich ja auch hoffen mein Kind und ich hoffe auch, dass du mich wieder besuchen kommst.“

„Davon wird mich nichts abhalten können. Du bist doch meine einzige Verwandte.“

Ihre Tante lächelte und drückte das junge Mädchen an sich. „Bleib genauso wie du bist, mein Kind. Du bist deiner Mutter nämlich sehr ähnlich musst du wissen. Sie hatte auch ein gutes Herz und sah immer nur das Gute im Menschen.“

Marron lächelte und als sich die Beiden aus der Umarmung wieder lösten, sah Marron in den Augen ihrer Tante Tränen. „Es tut mir Leid mein Kind. Ich mag keine emotionalen Abschiede, da ich immer so schnell weinen muss.“

„Aber es ist doch gar kein Abschied.“ Sagte Marron lächelnd.

Ihre Tante nickte. „Ja du hast Recht.“

Marron lächelte. Sie drehte sich um, in der Tür stand Chiaki und wartete auf sie.

„Pass gut auf sie auf.“ Sagte Tante Georgina zu Chiaki. Dieser nickte nur.

„Ich ruf dich an, sobald wir gelandet sind.“ Sagte Marron.

„Mach das mein Kind.“ Sagte Tante Georgina und folgte Marron noch zur Tür.

Ihr Herz wurde schwer als sie sah, wie ihre einzige Nichte in die Limousine stieg.

Nun würde sie wieder mit Richard alleine sein.

Sie blickte ihn an und lächelte. Er war ein guter Junge, das wusste sie.

„Tschüss.“ Sagte Marron noch und stieg ganz in den Wagen ein. Chiaki blickte noch mal zur alten Frau und deren Sohn, stieg dann ebenfalls ein.

„Er ist ein guter junger Mann.“ Sagte Tante Georgina.

„Sie ist eine gute junge Frau.“ Sagte Richard.

„Sie ist ihrer Mutter sehr ähnlich und das obwohl sie sie gar nicht kannte.“ Sagte sie und lächelte den Wagen winkend hinterher.
 

Ich muss sagen, es ist ein verdammt komisches Gefühl wieder hier zu sein.

Als wäre es wirklich nur ein Traum gewesen, dass ich nun eine Tante, also eine Familie habe. Als wäre das alles nur ein Traum, dass Chiaki und ich jetzt zusammen sind.
 

„Machs gut.“

Marron nickte. „Wir sehen uns ja wieder.“ Sagte sie zu ihrer Freundin. Yamato, der die Drei am Flughafen abgeholt hatte, hatte nun gerade Marron und Chiaki am Gestüt abgesetzt und Miyako, die wollte sich gar nicht mehr von ihrer Freundin trennen.

„Morgen Frühstücken wir.“ Forderte Miyako auf.

„Ja, ist okay.“

Yamato, war nicht beleidigt. Er kannte das gute Verhältnis zwischen den beiden und er wusste, wenn er Miyako je vor die Wahl stellen würde, Marron oder Er, wäre er bestimmt Derjenige der gehen dürfte, schon alleine aus dem Grund, da er diese Wahl gestellt hatte.

Er lächelte Marron zu, als Miyako nun endlich ins Auto stieg und Yamato mit ihr nach Hause fuhr.

„Sie ist sehr anhänglich.“ Sagte Chiaki und legte den Arm um Marron.

Sie lächelte und blickte dem Auto noch ein wenig hinterher. „Sie hat mich nun mal sehr gerne.“

„Das hab ich auch.“

„Marron!“

Diese drehte sich um und sah das strahlende Gesicht ihrer Freundin Maya. Hinter hier stand Nico.

„Maya.“ Sagte Marron erfreut und schon hatte sie Chiaki und ihre Taschen links stehen gelassen und eilte zu Maya, die ebenfalls zu ihr eilte und die beiden sich in die Arme fielen.

„Du hast mir so gefehlt.“

„Und du mir erst.“ Sagte Marron und lächelte.

Nico der zu Chiaki trat. „Hallo, Chiaki.“

„Hallo.“ Sagte dieser nur und blickte nicht mal von Marron weg. Er lächelte. Es machte ihn glücklich Marron so strahlend und so froh zu sehen. Er hatte sie auch in anderen, ganz anderen Situationen erlebt, aber daran wollte er nun wirklich nicht denken. Er hoffte sehr, dass dieses Kapitel für immer verschlossen bleiben würde. Auch wenn das vermutlich nur einfaches Wunschdenken wäre, denn für immer kann man Türen nie verschließen, dass wusste er selber. Er blickte auf die Uhr.

Kaya würde auf ihn warten. Aber er wollte er noch mit Marron nach Colonel sehen. Außerdem wollte er gar nicht einfach so von Marron wieder gehen.

Sie hatten eine so schöne Zeit zusammen verbracht und er hatte irgendwie das Gefühl, dass wenn er jetzt gehen würde, auch ein Teil dieser gemeinsamen Zeit verschwindet und das war das Letzte was er momentan wollte.

Als die beiden sich wieder lösten, grinsten sie sich einfach nur an.

„Na komm doch erst mal an.“ Sagte Nico um sich ins Geschehen einzumischen.

Marron stimmte ihm zu. „Ja, aber vorher muss ich nach Colonel schauen.“ Sie blickte zu Chiaki, nahm ihm an die Hand und zog ihn mit sich.

„Sind gleich wieder da.“ Sagte sie noch zu Maya und war auch schon mit Chiaki hinter der Ecke verschwunden.

Nico legte den Arm um Maya und lächelte. „Sie ist verändert.“

Maya lächelte ihm zu und nickte. „Ja, sie ist viel fröhlicher.“
 

Chiaki, der von Marron immer noch gezogen wurde lächelte, denn ihre Haare kitzelten ihn in der Nase. „Marron, langsam.“

Sie nickte und blieb stehen. Sie standen vor der Koppel von Colonel.

Sie blickte zu ihm. Colonel schaute zu ihnen.

„Er erkennt mich.“ Sagte sie lächelnd. Ihre Hand hielt immer noch seine. Er lächelte.

„Er sieht gut aus.“

Sie nickte ihm zu. „Ja, das stimmt.“

Anne, Kaya und noch mehr Probleme

„Liebste Tante Georgina,

nun sind schon 2 Monate vergangen, seit ich bei dir in England war.“

Marron seufzte und warf den Brief wieder in die Ecke, nachdem sie auch dieses Blatt Papier wieder zusammen geknüllt hatte. Das Knäuel Papier landete neben schon vorhandenen Knäuel.

Das braunhaarige Mädchen stand von ihrem Schreibtisch auf und ging ans Fenster. Sie blickte durch die leicht milchigen Scheiben in den Hof. Es waren noch sehr alte Scheiben. Maya und Nico wollten sie austauschen, weil sie noch dem ursprünglichen Bauernhof angehört hatten doch Marron mochte dieses Fenster, genauso wie die alten Holzbalken in ihrer Wohnung. Sie fand sie schön.

Ein Wagen fuhr gerade auf den Hof.

Marron kannte den Wagen nur zu gut. Es war Chiaki Nagoya. Sie freute sich sehr dass er sie heute wieder besuchen kam.

Seit Chiaki und Sie wieder von England zurückgekehrt waren, sahen sie sich nicht sehr oft, denn sein Vater setzte ihm sehr zu und gab ihm immer wieder neue Aufgaben im Krankenhaus wie auch Privat, dann war da auch noch sein Studium. Er wollte Arzt werden. Marron unterstützte ihn, aber sie war auch froh für die gemeinsamen Stunden die sie hatten.

Chiaki musste gar nicht anklopfen, denn Marron hatte ihm schon die Tür geöffnet und lächelte ihn an.

Er drückte sie an sich und legte seine Hände um ihre Taille. Er lächelte sie an. „Hey.“

„Hey…“ sagte sie nun auch.

„Darf ich reinkommen?“ Schließlich standen sie noch in der offenen Tür, halb in der Wohnung halb auf dem Hof.

Marron grinste und zog ihn mit in ihre Wohnung. „Tut mir Leid, dass ich erst heute vorbei komme.“

Sie nickte. Die letzten drei Tage hatten Sie sich nicht gesehen. Er hatte viel zu tun. Marron verbrachte gerne ihre Zeit mit Chiaki, aber es war dennoch alles sehr neu für sie. Außerdem liebte sie ihre Arbeit auf dem Gestüt ebenso. Und sie mochte ihre Arbeit sehr.

„Ich hab dich ganz schön vermisst.“ Sagte Chiaki und küsste sie. Als sich ihre Lippen wieder von einander lösten, blickte er zu der Stelle wo ihr Schreibtisch im Zimmer stand. Er schmunzelte als er die Knäuel Papier sah, die um den Schreibtisch verstreut lagen. „Hast du versucht einen Liebesbrief an mich zu schreiben.“

Marron musste schmunzeln. „Nein, das nicht. Ich hab versucht Lady Georgina einen Brief zu schreiben.“

„Und kann ich richtig deuten, dass es dir schwer fällt.“

Marron lächelte ein wenig verlegen. „Ja, es ist schwer einer Familie zu schreiben, die ich erst seit kurzem habe.“ Ihre Worte waren ein wenig kleinlaut. Chiaki legte den Arm um sie. „Wollen wir zu Colonel gehen?“ fragte sie ihn lächelnd.

„Jetzt bin ich mal hier bei dir, dann will ich die Zeit auch mit dir verbringen. Letztens hast du mir doch gesagt, dass es Colonel gut geht und dass er bald entlassen werden kann.“ Marron nickte ihm zu. „Siehst du, also brauch ich mir um ihn keine Sorgen und Gedanken machen. Weißt du eigentlich, dass ich immer und immer wieder an dich denken muss?“ fragte er sie fordernd und streichelte ihr über den Rücken.

Marron lächelte. „Nein, das weiß ich nicht. Warum musst du denn an mich denken?“ forderte sie nun eine Antwort von ihm.

Er küsste sie liebevoll und leidenschaftlich. „Weil ich dich liebe.“ Hauchte er ihr zwischen einer Menge von Küssen zu.

Sie lächelte und zog ihn mit sich in das hintere Teil der Wohnung, ins Schlafzimmer.

Gerade als sie sich gemeinsam auf ihr Bett legen wollte, klingelte und klopfte es Sturm an ihrer Tür.

Chiaki legte sich mit einem Seufzen auf das Bett. „Muss das jetzt sein?“ fragte er. Diese Frage richtete sich mehr an Gott als an Marron selbst.

Marron schenkte ihm ein Lächeln und huschte aus seinen Armen Richtung Tür.

Als Marron die Tür öffnete stürmte Maya herein. „Oh Marron, ich kann nicht mehr. Es ist schrecklich. Warum muss ich mit so etwas arbeiten? Das ist die größte Katastrophe überhaupt.“ Marron schloss die Tür hinter Maya und lächelte, denn diese hatte sie wohl kaum oder gar nicht mitbekommen. „Maya, hallo.“

Maya drehte sich zu Marron um, sie griff sofort nach deren Hände. „Du musst mir helfen, Marron. Bitte hilf mir. Ich kann das nicht mehr.“

„Wenn du mir sagst, wobei, dann helfe ich dir gerne.“ Sagte Marron und musste sich zwingen ein Grinsen zu verbergen. Sie musste über den emotionalen Ausbruch ihrer Freundin und Partnerin nur lachen, aber sie versuchte dennoch ernsthaft zu bleiben.

„Hallo Maya.“

Maya drehte sich überrascht um und sah Chiaki, der in der Tür zum Schlafzimmer stand. Maya blickte erschrocken zu Marron. „Ich hab euch doch nicht irgendwie bei was gestört oder so. Ich geh wohl lieber wieder.“ Meinte diese und ging zur Tür. Marron stellte sich vor die Tür und hinderte Maya daran, jetzt wieder abzuhauen. „Maya, nun sag schon, was ist los.“ Meinte Marron, sie knirschte ein wenig die Zähne und blickte zu Chiaki, schmunzelte ihm aber dann liebevoll zu.

Maya seufzte. Es war ein schwerer Seufzer der ihr über die Lippen trat. Als Maya ihre Freundin anschaute, konnte Marron Verzweiflung in deren Augen sehen.

„Ach Marron. Du weißt ja gar nicht, was da los ist.“

„Wo? Ist alles okay mit Nico?“

„Ja natürlich. Aber seine Nichte.“

„Seine Nichte?“ fragte Marron überrascht. Nico hatte ihr letzte Woche gesagt, dass seine Nichte herkommen würde und die Ferien hier auf dem Gestüt verbringen würde. Aber wo lag das Problem.

„Ja, seine Nichte. Anne. Sie ist eine Hexe. Eine wild gewordene Hexe.“

„Maya.“ Marron war überrascht wie sie von Nicos Nichte sprach. Solche Worte würde Maya nie in den Mund nehmen, was war da also los.

„Doch, sie ist eine Hexe. Ich komme mit ihr nicht klar. Nico hat sie in meine Obhut gegeben, da er die Woche in der Stadt ist. Ich soll mich um sie kümmern.“

„Was ist denn mit ihr?“ mischte sich nun auch Chiaki ein. Der ein wenig Ahnung von Kindern hatte. Schließlich hatte er eine kleine Schwester und außerdem arbeitete er gerne in der Kinderabteilung im Krankenhaus.

„Ich komme mit ihr nicht klar. Marron du musst mir helfen. Du kannst doch mit Kindern. Du kommst mit ihnen zumindest besser klar, als ich mit ihnen. Bitte hilf mir.“ Bat sie ihre Freundin.

„Ich helfe dir gerne. Colonel verlässt uns ja morgen, ab da kann ich mich dann ganz um sie kümmern.“

„Oh Marron, das wäre wundervoll. Dieses Kind entreißt mir ja echt jeden Nerv. Ich danke dir.“ Sagte Maya und umarmte ihre Freundin. „So ich muss jetzt wieder runter. Ich will die Praktikantin nicht so lange mit Anne alleine lassen. Wer weiß was sie sonst noch so anstellt.“ Und schon war Maya auch wieder verschwunden und ließ zwei verdutzte Menschen, Marron und Chiaki zurück. Diese schmunzelten sich an. „Du willst jetzt also Babysitter spielen?“ fragte er sie und legte den Arm um sie.

„Bleibt mir was anderes übrig?“ fragte sie ihn und küsste ihn. „Komm lass uns mal runter gehen. Wir müssen noch paar Sachen wegen den Transport von Colonel klären.“

„Na ja, der schöne Moment ist jetzt eh verflogen, was?“ fragte er noch ein wenig hoffnungsvoll. Aber als Marron die Tür aufmachte und schon die erste Stufen nach unten gegangen war, wusste er, dass auch keine Hoffnung mehr hegen brauchte.
 

Marron war gerade in ihrem Büro und suchte noch ein paar Unterlagen von Colonel heraus. Chiaki stand währenddessen an dessen Koppel und schaute das Pferd an. Es sah wirklich wieder wunderschön aus.

„Hallo.“ Sagte Hijri.

Chiaki blickte ihn kurz an, schaute dann aber wieder zu Colonel. „Was willst du?“

„Darf man einem Freund nicht mal mehr Hallo sagen.“

„Wir schon lange keine Freunde mehr, das weißt du aber auch selber Hijiri.“ Sagte Chiaki nur kalt.

„Colonel wird morgen abgeholt.“

„Ja, wird er. Marron hat tolle Arbeit geleistet. Meine Mutter wird ihn gar nicht mehr wieder erkennen.“

„Wissen Sie es eigentlich schon?“

„Was wissen Sie?“

„Na das du mit Marron zusammen bist.“

Chiaki blickte ihn an, er zeigte keine Regung in seinem Gesicht. „Nein, Sie wissen es noch nicht.“

„Das hatte mir Lysann schon erzählt.“

„Was hat Lysann damit zu tun?“

„Lysann hatte letztens deine Mutter getroffen und deine Mutter fragte sie, ob bei euch alles okay ist. Sie denkt wohl immer noch, dass ihr zusammen seid.“

„Ich glaub dir kein Wort. Lysann interessiert mich nicht.“

„Und Marron… Was wird Marron denken, wenn sie weiß, dass du zu deinen Eltern noch nicht ehrlich warst. Ich meine, Sie werden doch morgen sicherlich her kommen und dann wird Marron vermutlich ganz nervös sein, sie kennen zu lernen. Sie will sie doch kennen lernen.“

Daran hatte Chiaki noch gar nicht gedacht. Diesen Gedanken hatte er immer übersprungen, wenn er den morgigen Tag in seinem Kopf immer und immer wieder abspielte. Er wollte in seinen Gedanken immer nur das Kaya Spaß hat, an Marron und an seine Eltern hatte er dabei an wenigstens gedacht, besonders in dieser Konstellation.

„Chiaki, ich hab die Unterlagen gefunden.“

Chiaki drehte sich um und sah in das strahlende Gesicht von Marron, die in der Tür von ihrem Büro stand. In ihrem Armen hielt sie eine grüne Mappe.

„Na als dein Freund, werde ich ihr natürlich nichts sagen.“

Chiaki blickte Hijiri noch mal an, ging dann aber ohne ein weiteres Wort an ihm vorbei zu Marron.

„Was wollte er denn?“ fragte Marron ihn.

Chiaki legte den Arm um sie und zuckte mit den Schultern. „Lass uns das Geschäftliche nun abschließen. Ich will nämlich, dass wir keine Arbeitskollegen mehr sind, weil dann sind wir nur noch Liebende.“

Marron lächelte und setzte sich an den Tisch.

Sie schlug die Mappe auf.
 

„Ist alles okay bei dir Marron?“ Diese stand gerade in der Küche von Maya und Nico. Maya hatte Marron zum Essen eingeladen. Maya wollte natürlich auch, dass sie Anne kennen lernte, damit Marron wusste, worauf sie sich einließ, außerdem musste sie auch noch über das Geschäftliche von Morgen reden, nämlich das Colonel morgen abgeholt werden würde. Sie müssten also alles so organisieren, dass alles glatt und für Colonel ohne Stress ablief. Denn Stress war für so ein Tier nie gerade fördersam für dessen weitere Behandlung und Genesung. Die Behandlung, also die Arbeit von Marron mit Colonel war eh noch nicht ganz abgeschlossen, aber sein Aufenthalt bei ihr war abgeschlossen. Marron hatte sich entschieden, dass der nächste Schritt für Colonel darin lag, dass er wieder in seiner eigentlichen Heimat, in seinem eigentlichen Zuhause wieder zu Recht kam. Solange er hier war, ging es ihm gut, aber keiner, nicht mal Marron konnte genau einschätzen wie es Colonel gehen würde, wenn er wieder in seinen alten Stall gebracht werden würde. Sie würde auf jeden Fall den Transport mit begleiten. Dazu gehörte, dass in den Anhänger bringen, der eigentliche Transport und das eigentliche wieder ausladen. Wobei das der schwierigste Punkt werden würde, zumindest schätze Marron es so ein.

„Mir geht’s gut, Maya.“ Sagte die lächelnd und unter hob den Salat mit dem Dressing. „Wo ist denn Anne?“ fragte Marron.

„Die kleine Hexe ist vermutlich in ihrem Zimmer. Sie ist da so oft und sie sperrt sich dann darin ein. Sie will weder hier im Haus noch auf dem Gestüt helfen, reiten will sie auch nicht und die Natur kennen lernen auch nicht.“

Marron lächelte. „Wie alt ist sie eigentlich?“

„Sie ist 10 Jahre alt. Hat zumindest Nico gemeint. Sie spricht ja nicht mit mir.“

„Sie ist also im gleichen Alter wie Kaya. Wir können Sie ja morgen einander kennen lernen, vielleicht mögen sie sich und das einzige was Anne gebraucht hatte, war eine Freundin in ihrem Alter. So was hat sie ja hier nicht auf dem Gestüt.“

„Wenn du meinst Marron.“ Meinte Maya mit einem Seufzer.

„Na ja ich denke einfach, dass es ja einen Versuch wert wäre es auszuprobieren.“

Maya lächelte und nickte. „Wie läuft es mit Chiaki?“ fragte sie nun wieder heiter und interessiert.

„Wundervoll denk ich. Es ist eine schöne Zeit mit ihm. Er ist toll.“

„Ist es nicht schlimm, dass ihr euch kaum noch seht?“

„Na ja, aber wir telefonieren ja jeden Tag. Klar, es ist nicht so toll, wie jeden Tag sehen. Aber wir genießen dann immer umso intensiver die Momente, die wir zusammen verbringen dürfen.“ Sagte sie lächelnd.

„So Essen ist fertig. Komm lass uns das Essen ins Esszimmer bringen. Dann lernst du auch die kleine Hexe kennen.“

„Red nicht so von ihr. Sie könnte dich hören.“

„Soll sie ruhig.“ Sagte Maya und nahm den Topf mit ins Esszimmer. Marron setzte sich an ihren Platz, wo sie immer saß, wenn sie bei Nico und Maya zum Essen eingeladen war, was ja eigentlich doch sehr oft vorkam.

„Anne! Das Essen ist fertig!“ rief Maya und hoffte, dass das Kind diesmal auch wirklich kam. Und aller Erwartung entsprechend kam Anne auch, die Treppe herunter. Sie lächelte Marron zu und setzte sich ihr gegenüber. „Anne, das ist Marron. Sie arbeitet mit mir auf dem Gestüt.“

„Hallo Anne.“

„Hallo.“ Sagte diese nur knapp.

Maya war schon wieder am ausrasten. Marron lächelte und versuchte Maya mit ihrem Blick zu beruhigen und ihr zu sagen, dass alles okay war.

„Gefällt es dir hier bei uns, Anne?“ versuchte Marron das Gespräch mit ihr anzufangen.

„Ein wenig.“ Sagte sie wieder nur sehr knapp. Marron reichte Anne die Schüssel mit den Klößen. „Ja, Anfangs war es für mich auch sehr schwer mich hier einzufinden. Du hast keinen zum Spielen, das macht dich bestimmt traurig.“

„Ein wenig.“ Sagte sie wieder nur.

„Morgen kommt die Schwester von meinem Freund und die ist in deinem Alter. Sie ist ein ganz nettes Mädchen und möchte dich bestimmt gerne kennen lernen und deine Freundin sein.“

„Ja?“ fragte Anne überrascht.

„Klar. Sie heißt Kaya.“

Anne lächelte. Maya war sichtlich erleichtert, dass Marron an Anne heran kam.

„Sag mal, hat Chiaki schon mit dir über seine Eltern gesprochen?“

„Was meinst du?“

„Na ja, will er dich seinen Eltern vorstellen.“

„Darüber haben wir noch gar nicht gesprochen.“ Sagte Marron und aß weiter. Klar, hatte sie darüber schon nachgedacht und sich darüber Gedanken gemacht, aber bei Gedanken alleine ließ sie es bleiben. Sie ließ es einfach sein. Sie machte sich darüber keine besonderen Gedanken, sie ließ im Moment einfach alles auf sich zu kommen und versuchte sich dann darüber Gedanken und weiter Sorgen und Vorgehensmaßnahmen zu treffen.
 

Am nächsten Tag war Anne so etwas wie der Schatten von Marron. Sie ließ Marron nicht allein und freute sich sehr dass sie Kaya kennen lernte. Zu Mayas Überraschung half Anne auch bei der Arbeit. Sie half bei der alltäglichen Arbeit, die Marron immer alleine erledigte. Sie half beim Ausmisten, beim Füttern und beim Striegeln und es machte ihr sogar sichtlich viel Spaß und Marron, sie hatte große Freude mit dem kleinen Mädchen. Sie mochte sie.

Und Marron wusste gar nicht was Maya gegen sie haben konnte.

Marron mochte Anne schon alleine wegen ihren roten Haaren, ja knallrote Haare hatte sie und helle blaue Augen. Sie sah so niedlich aus mit all den Sommersprossen die sie im Gesicht hatte. Maya hatte Marron erzählt, dass Annes Eltern aus der Schweiz sind und dass Annes Mutter ebenso rote Haare hatte. Nico war mit dem Vater von Anne verwandt.

Ein Hupen lenkte Marron von ihrer eigentlichen Arbeit ab.

Sie erkannte das Hupen sofort. Sie wischte ihre Hände an ihrer Jeanshose ab. „Komm Anne, Kaya ist da.“

Und sofort erschien in dem sonst blassen und mit Sommersprossen übersäten Gesicht von Anne, ein großes frohes Strahlen.

Marron nahm die kleine Hand von Anne und ging mit ihr in die Hofeinfahrt, wo der Mercedes von Chiaki parkte. Chiaki kam von Kaya gefolgt zu Marron. Er lächelte.

„Ist sie das?“ fragte Anne.

Marron lächelte. „Ja, das ist Kaya.“ Anne riss sich von Marrons Hand los und eilte zu Kaya. Diese lächelte sie mit einem großen und sehr freundlichen Grinsen an.

Chiaki legte den Arm um Marron. „Alles in Ordnung bei dir?“

„Ja, natürlich.“ Sie wollte ihn küssen zur Begrüßung, doch Chiaki wollte es nicht. Er ging einen Schritt zurück. Marron war sehr überrascht, ließ es sich aber nicht anmerken. Sie dachte, dass es daran lag, dass seine Schwester da war. Er liebte seine Schwester, dass wusste sie. Sie nahm es also hin.

„Chiaki darf ich dir Anne vorstellen. Anne, dass ist Chiaki, der Bruder von Kaya.“

Anne lächelte Chiaki an und reichte diesem auch die Hand.

„Freut mich dich kennen zu lernen kleine Anne. Mit Kaya verträgst du dich bestimmt. Sie ist ein liebes Mädchen.“

Kaya lächelte. „Marron, darf ich Colonel heute wirklich mit nach Hause nehmen?“

Marron lächelte Kaya mit einem Nicken zu. „Ja, Colonel darf heute mit euch mit.“ Damit blickte Marron wieder zu Chiaki. „Wo ist euer Anhänger?“

„Unsere Eltern kommen mit dem Anhänger.“

Marron nickte. „Gut, dann bereiten wir soweit alles weiter vor. Es ist am besten, wenn Colonel bei dem Transport so wenig Stress wie nötig hat.“

„Marron, darf ich Kaya die kleinen Kätzchen zeigen.“

Marron nickte. „Ja, aber geht nicht so weit weg.“ Anne nickte und schon war Anne mit ihrer neuen Freundin Kaya verschwunden. „Sie ist doch sehr nett.“

„Ja, ich weiß auch nicht was Maya mit ihr hat.“ Schmunzelte Marron ihm zu. Chiaki und Marron gingen an die Koppel wo Colonel stand. „Denkst du es wird stressig für ihn.“

„Ich glaube das Einladen und der Transport wird gehen, aber ich weiß noch nicht wie er reagieren wird, wenn wir ihn bei eurem Stall absetzen.“

Chiaki nickte.

„Du Chiaki…“ Auch wenn Marron es nicht aussprechen wollte, hatte Maya ihr doch gestern ein mulmiges Gefühl zugesetzt.“

„Was gibt’s denn?“

„Sag mal, hast du deinen Eltern… Ich meine, wissen Sie von uns…“ Die Worte gingen Marron nur schwer über die Lippen.

„Ach Marron, darüber wollte ich mit dir eh noch reden.“

„Ja?“ fragte sie völlig erwartungsvoll. Also wussten sie es schon. Ein Strahlen, das in Marrons Augen auftauchte, überraschte Chiaki und es tat ihm Leid, das er dieses Strahlen gleich wieder erlöschen würde.

„Nein, Sie wissen es noch nicht. Ich kam irgendwie noch nicht dazu. Ich weiß, das ist eine doofe Ausrede. Aber ich wusste einfach nie wie ich es ihnen hätte sagen sollen unser Verhältnis zu einander war ja eh nie wirklich gut, aber das weißt du ja selber.“

Marron nickte. Aber in ihrem Hals war ein Kloß. Ein verdammt großer Kloß steckte in ihrem Hals und verhinderte das Schlucken, dabei musste sie das doch erst einmal herunter schlucken um es zu verstehen oder zumindest um es zu akzeptieren.

„Marron…“ Er streichelte liebevoll über ihre Wange und lächelte sie liebevoll an.

Doch das erweichte sie nicht im Geringsten.

Warum hatte er es ihnen noch nicht gesagt?

Schämte er sich vielleicht ihretwegen?

Marron hörte wieder einen Wagen vorfahren.

Sie ging an Chiaki vorbei und lief zur Hofeinfahrt.

Zwei ältere Parteien stiegen aus. Das waren wohl seine Eltern. Chiaki, der ihr gefolgt war, ging auf die Beiden zu. „Mutter, Vater, darf ich euch Ma… Miss Kusakabe vorstellen. Sie ist die Ärztin von der ich euch so viel erzählt habe.“

Sein Vater zeigte Marron gleich was er von hier hielt, er zeigte nämlich, dass er sehr desinteressiert war. Er zeigte es ganz offen, dass er nicht viel von ihr hielt. Seine Mutter hingegen, ging auf sie zu und reichte Marron die Hand. „Es freut mich Sie kennen zu lernen. Ich bin ihnen ja so dankbar, für das, was sie alles für Colonel getan haben. Ich kann es noch gar nicht glauben, dass wir ihn jetzt wieder mit uns nehmen können.“

„Kommen Sie, ich zeige Colonel Ihnen. Er hat sich wundervoll entwickelt. Wenn es ihnen nichts ausmacht, werde ich den Transport mit verfolgen und so lange bei ihm sein, bis er in seiner Box steht.“

„Wenn das nötig ist.“ Meinte Chiakis Vater mürrisch.

Seine Mutter hingegen lächelte und nickte ihr zu.

Marron blickte noch mal zu Chiaki, doch der lief hinter seinen Eltern hinter Marron her.

Sie seufzte.

Hatte sie sich von ihn in geirrt?

Meinte er es doch nicht so ernst mit ihr, wie sie mit ihm?

„Er sieht wirklich wundervoll aus.“ Sagte Chiakis Mutter überglücklich und froh ihr Lieblingspferd wieder zu sehen.

„Wie viel kostet uns nun die ganze Behandlung?“ fragte sein Vater. Marron war über diese Offenheit überrascht und wusste nicht was sie sagen sollte.

„Vater, das haben Miss Kusakabe und ich schon längst alles geklärt.“

„Und du meinst, ich lasse dich einfach irgendwelche Geschäfte abschließen. Du Narr.“ Meinte sein Vater sehr gereizt.

„Beruhig dich.“ Versuchte seine Mutter ihn zu beschwichtigen.

„Wo ist Kaya?“ fragte er nun und blickte Chiaki an.

„Mister Sie spielt mit der Nichte meiner Geschäftspartnerin.“

„Mit einem Bauernkind?“ fragte er entsetzt.

Marron wusste nun gar nicht mehr, was sie sagen sollte. So dachte er also über sie. Sie waren für ihn alles nur Bauernleute und nichts als Geschäftspartner.

Marron blickte zu Chiaki.

Deswegen war es ihm also peinlich.

Weil sie eine Bauernmädchen war.

Nun wusste Sie, woran sie war.

Sie versuchte sich aber nichts anzumerken. „Gut, dann machen wir jetzt den Transport klar. Sie öffnen am besten schon mal den Anhänger.“ Sie öffnete Colonels Gatter. „Und ich werde mit ihm kommen und ihn in den Anhänger führen.“

„Das soll meine Frau tun.“ Verlangte Chiakis Vater.“

„Aber Sir.“ Wollte Marron widersprechen.

„Sie wollen uns doch nur noch mehr Geld abknüpfen.“

Marron fühlte sich immer mehr von weitern Dolchen durchstochen. Sie hatte noch nie so einen unfreundlichen Menschen kennen gelernt.

„Nein, Sir, gewiss nicht. Der Preis steht schon fest. Dazu können Sie ihren Sohn fragen.“ Marron griff nach dem Zaunzeug von Colonel und ging von der Familie weg zu Colonel, der sie erwartungsvoll anschaute.

Marron versuchte ihre Tränen zu verbergen und zu unterdrücken.

„Oh es tut mir so Leid, dass ich dich wieder zu dieser Familie schicken muss.“ Sagte sie zu Colonel und legte ihm das Zaunzeug um. Er wieherte kurz und fing an zu kauen, als sie ihm ein Stück Zucker zum Naschen reichte. „Ich habe noch nie eine solche Familie kennen gelernt.“
 

Es war ein leichtes für Marron Colonel ruhig und sanft in den Anhänger zu führen.

Nun saß sie neben Chiaki in seinem Auto. Sie fuhren hinter dem Wagen von seinen Eltern und dem Anhänger hinterher. Beide schwiegen.

Chiaki hatte Angst etwas zu sagen und Marron war zu empört und aufgebracht etwas zu sagen.

„Marron… sag etwas.“

Doch sie sagte nichts, blickte weiter nur geradeaus zum Anhänger.

„Deswegen wollte Ich nicht, dass du sie kennen lernst:“

„Warum? Weil ich für sie ein Bauernkind bin?“ fragte sie ihn und blickte ihn kurz und mit wütenden Augen an.

Kaya saß hinter den Beiden auf dem Rücksitz. Sie schwieg.

Sie wusste eh nicht was los war.

Sie war böse auf ihren Vater als er sie von Anne weggerissen hatte. Kaya mochte Anne wirklich und wollte sie als Freundin haben. Sie hatte nicht viele Freunde, die meistens waren irgendwie von ihrem Vater erkauft, dass wusste sie, denn sie spürte es. Doch Anne kannte Kaya nicht, sie wusste nicht, wer ihr Vater oder ihre Familie war. Anne wollte einfach nur Kaya als Freundin. Anne war für Kaya ihrer erste richtige Freundin, die sie überhaupt gehabt hätte. Und sie verstand ganz und gar nicht, was ihr Vater, der sie sonst mehr als alles andere liebte, gegen Anne hatte. Warum konnte er Anne nicht mögen, weil Kaya sie auch mochte.

Chiaki und Marron schwiegen wieder.

Sie würden auch den Rest der Fahrt zum Anwesend der Familie schweigen.

Marron hatte keine Lust sich mit Chiaki zu unterhalten. Er hatte sie enttäuscht. Von seinen Eltern hielt sie eh Nichts. Miyako hatte sie mal vor ihnen gewarnt, aber Marron wusste nicht, dass sie solche Menschen waren, wenn man sie überhaupt Menschen nennen konnte.
 

„Machen Sie langsam.“ Forderte Marron als zwei Männer vom Gehöft den Anhänger öffnen wollten. Marron merkte schon das Colonel nervös war. Er trampelte im Anhänger und wollte raus. Marron hoffte, dass er sich nicht verletzt hatte als er unruhig im Anhänger auf und ab stampfte.

„Machen Sie langsam!“ schrie Marron nun. Sie wollte es Colonel einfach machen, aber diese Leute waren sehr unsanft. Sie rissen die Tür fast auf.

Marron seufzte.

Kaya war in ihr Zimmer gerannt. Chiaki stand bei seinen Eltern, die am Rand standen und das alles von der Ferne beobachteten.

Marron zwang sich nicht zu Chiaki zu schauen oder an ihn zu denken, was ihr schwer fiel. Sie wollte sich jetzt nur an Colonel konzentrieren.

Er war unruhig. Sie ging zu ihm von vorne in den Anhänger und löste sein Halfter von der Halterung.

„So mein Freund. Wir entfernen jetzt die Stange und lassen dich langsam rückwärts raus.“ Während ihrer Worte streichelte sie ihm über die Nüstern, was er mochte, wie sie ihn kennen lernte. Er war an sich eh sehr schmusebedürftig, doch es dauerte eine lange Zeit bis er es gezeigt hatte und bis er Marron an sich heran ließ. Sie vermutete, dass er hier nicht genug Zuneigung bekam, was bei dieser Familie auch leicht vorstellbar war.

Sie seufzte. Sie sollte nicht so über ihre Geschäftskollegen reden. Genau, mehr war es nicht. Nur ein Geschäft. Dann würde Sie diese Familie nie mehr wieder sehen.

Zumindest diese Eltern. Und sie mochte sie auch nicht mehr wieder sehen.

Sie hatten sie gekränkt und beleidigt und das war etwas was Marron nicht so leicht verzeihen konnte. Und auf Chiaki war sie ebenfalls wütend, er schämte sich für diese Beziehung, dass hatte er ihrer Meinung nach nun sehr offensichtlich gezeigt.

Marron ging an Colonel und streichelte ihn über den Rücken. „Bleib ganz ruhig. Dir passiert nichts. Ich bin ja bei dir.“ Aber nicht mehr lange, spukte es in ihren Gedanken wieder. Sie wollte ihn am liebsten gar nicht hier raus lassen und sofort wieder mitnehmen.

Aber sie wusste dass sie nicht das Recht dazu hatte über diese Menschen zu urteilen.

Außerdem war es ihnen ja wenigstens gut zu sprechen, dass sie ihn damals nicht gleich zum Schlachter gebracht hatten, sondern erst Marron noch eine Chance bei Colonel gaben.

Das war wohl auch die einzige Sache die Marron hier gut heißen würde.

„Gut, sie können die Stange nun entfernen.“ Sagte Marron und hielt Colonel am Halfter fest und versuchte ihn mit Streicheleinheiten zu beruhigen. Sie wusste, dass er sich nur schlecht auf sie konzentrierte, denn er roch den Geruch dieses Hofes. Er kannte es und er wusste, wo er wieder war. Nun wird sich zeigen ob er hier bleiben will oder nicht.

Der Helfer des Hofes entfernte die Stange.

„So, Colonel. Wir gehen jetzt langsam rückwärts.“ Sprach sie ihm ruhig zu. Und Colonel gehörte.

Ein Schritt nach dem Anderen ging er rückwärts, den Anhänger herunter. „Gut machst du das.“ Versuchte Sie ihn zu beruhigen.

Er blickte die ganze Zeit sie an.

Er vertraute ihr und brauchte auch ihre Hilfe um mit dem allen hier klar zu kommen.

Doch es ging. Es ging wirklich.

Langsam kamen die beiden vom Anhänger herunter.

„So!“

Da standen die beiden nun. Marron mit der einen Hand am Halfter von Colonel, mit der anderen Hand an seinem Hals um ihn zu beruhigen.

Er blickte sich um.

Seine Ohren zuckten und auch seine Augen schauten sich schnell um.

Er wusste wo er war.

„Das war ja eine tolle Arbeit. Er ist noch nie so ruhig den Anhänger herunter gegangen.“ Sagte Chiakis Mutter und kam mit ihren Mann und Chiaki zu den Anderen und Colonel.

Ihre Schuhe klackten laut auf den steinernen Weg.

Colonel wurde nervös-

„Bleiben Sie stehen.“ Forderte Marron.

„Wie reden sie mit uns!“ meinte Chiakis Vater erregt.

Doch da war es schon zu spät.

Colonel stellte sich auf seine Hinterhufe und trat in alle Richtungen aus.

Marron wurde schwer getroffen und landete auf den Boden.

Chiaki wollte zu ihr eilen. „Nein Chiaki. Lass das Bauernmädchen, fang das Pferd ein.“ Kommandierte sein Vater, denn Colonel rannte in Richtung der Koppeln.

Marron lag auf den Boden und hielt sich die Brust.

Sie konnte die Augen noch öffnen und sah dass Chiaki sich über sie beugte. „Marron…“

„Mir tut meine Brust weh.“

„Vermutlich ist eine Rippe gebrochen.“

„Geh weg.“ Forderte sie mit schwacher Stimme.

„Chiaki! Das Pferd!“ schrie sein Vater.

Doch seine Blicke wanderten von Marron zum Pferd.

Gebrochene Rippen

So da bin ich wieder, mit einem neuen Kapitel.

Hoffe sehr, dass es euch wieder gefällt

lieben Gruß
 

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--- Flashback Anfang ---

Da standen die beiden nun. Marron mit der einen Hand am Halfter von Colonel, mit der anderen Hand an seinem Hals um ihn zu beruhigen.

Er blickte sich um.

Seine Ohren zuckten und auch seine Augen schauten sich schnell um.

Er wusste wo er war.

„Das war ja eine tolle Arbeit. Er ist noch nie so ruhig den Anhänger herunter gegangen.“ Sagte Chiakis Mutter und kam mit ihren Mann und Chiaki zu den Anderen und Colonel. Ihre Schuhe klackten laut auf den steinernen Weg.

Colonel wurde nervös-

„Bleiben Sie stehen.“ Forderte Marron.

„Wie reden sie mit uns!“ meinte Chiakis Vater erregt.

Doch da war es schon zu spät.

Colonel stellte sich auf seine Hinterhufe und trat in alle Richtungen aus.

Marron wurde schwer getroffen und landete auf den Boden.

Chiaki wollte zu ihr eilen. „Nein Chiaki. Lass das Bauernmädchen, fang das Pferd ein.“ Kommandierte sein Vater, denn Colonel rannte in Richtung der Koppeln.

Marron lag auf den Boden und hielt sich die Brust.

Sie konnte die Augen noch öffnen und sah dass Chiaki sich über sie beugte. „Marron…“

„Mir tut meine Brust weh.“

„Vermutlich ist eine Rippe gebrochen.“

„Geh weg.“ Forderte sie mit schwacher Stimme.

„Chiaki! Das Pferd!“ schrie sein Vater.

--- Flashback Ende ---
 

„Sei still Vater!“ schrie nun Chiaki. Er hatte nun keine Lust mehr auf dieses falsche Theaterspiel. Ja mehr war es ja nicht. Es war nichts als ein Theaterspiel was sich seine Familie jedes Mal gab, wenn sie das Haus verließen. Sie taten wie eine glückliche Familie, wobei jeder von außen sehen und erkennen würde, dass sie sich damit nur selber anlogen. Marron war das von Anfang an klar, aber sie ließ Chiaki ja gewähren. Sie wollte aber schon ausrasten als sein Vater sichtlich überreagierte als er hörte, dass seine liebe Tochter Kaya mit Anne spielte. Vermutlich hatte er Angst, dass Kaya sich mit dem Bauerngefühl anstecken würde.

Nämlich dem Gefühl der Freiheit und der Gelassenheit, das als Kind zu tun, worauf man Spaß hatte.

„Marron.“ Chiaki strich ihr vorsichtig über die Wange.

Marron hatte Tränen in den Augen. Sie wusste nicht genau ob sie von den Schmerzen in ihrem Brustkörper kamen oder ob sie von der Wut auf Chiaki waren. Sie konnte ihm nur verschwommen ins Gesicht sehen, aber sie erkannte ihn und sie spürte auch seine Wärme und seine Zuneigung, die er ihr geben wollte. Aber das hätte, Marrons Meinung nach, schon viel früher passieren sollen.

Sie versuchte sich auf zu richten, doch ein stechender und bohrender Schmerz ließ sie dann jedoch liegen. „Marron… bleib ruhig liegen. Der Krankenwagen ist schon unterwegs.“ Er blickte sie an, blickte dann auf. Kaya stand neben ihm und Marron. Seine Eltern liefen wie wilde Hühner über das Grundstück und fluchten. Sie fluchten wegen dem Pferd, wegen ihrem verdorbenen und ungehorsamen Sohn, wegen dem Bauernmädchen, dass ihr Pferd abhauen ließ. Sie fluchten eben, weil sie es immer taten. Sie gehörten nicht zu den Menschen, die sich auch mal eingestanden, dass sie mit Schuld an diesem Unglück hatten. Nein, diese Leute waren anders, das wusste Chiaki zu gut. Seine Eltern würden immer die Schuld bei anderen suchen. Wenn die Kinder etwas falsch gemacht hatten, gaben sie sofort dem Kindermädchen die Schuld, wie unfähig es doch war.

„Marron…“ Sie versuchte ihn anzuschauen und wischte sich die Tränen aus den Augen. „Marron, ich fahre jetzt deinen Brustkorb ab, es tut weh, aber so kann ich schauen, welche Rippe verletzt ist.“

Sie nickte und unterdrückte ein Schlucken, dass sie daran hinderte etwas zu sagen.

Sie schloss die Augen und lag nun einfach nur so auf dem Asphalt.

Warum hatte sie sich nur erträumt, dass Chiakis Eltern sie mit offenen Armen empfangen würden. Es war doch immer so. Sie hatte es nun mal nie leicht im Leben gehabt und man würde ihr nie etwas schenken. Sie musste immer um Anerkennung und Ehre kämpfen, egal gegen wen es war.

Nur bei Chiaki und ihrer Tante Georgina war es anders. Natürlich bei Miyako und Maya auch, aber die gehörten schon immer zu ihrer Familie.

Doch Chiaki und Tante Georgina…

Sie waren neu in Marrons Leben und sie wollten Marron kennen lernen, sie wollten sie ihretwegen kennen lernen, nicht aus irgendwelchen anderen nichtigen Gründen.

Sie würden sie nicht als Bauernmädchen abstempeln.
 

„Okay, ich fang jetzt an.“ Sagte Chiaki und holten Marron aus ihren Gedanken wieder raus. „Wenn es zu sehr weh tut, höre ich auf.“ Er blickte sie an und registrierte ihr Nicken. Dann nickte er sich selber noch mal zu. Kaya kniete sich neben Marron und griff nach deren Hand. Überrascht blickte Marron in Kayas zartes Gesicht und ein Lächeln umspielte Kayas Lippen. Sie wollte Marron zeigen, dass sie Marron nicht für ein Bauernmädchen hielt. Sie mochte Marron, denn Marron hatte ihr Colonel wieder gebracht.

Chiakis Hände legten sich langsam auf Marrons Brustkorb, er fing bei der obersten Rippe an. „Die Rippen stehen gelenkig mit der Wirbelsäule in Verbindung. Jede Rippe berührt dabei zwei aufeinander folgende Wirbel. Die erste Rippe liegt zwischen letztem Hals- und ersten Brustwirbel.“ Rief er sich die Seite aus seinem medizinischen Lehrbuch wieder hervor.

Er sagte es um Marron zu beruhigen. Er wusste nicht, ob seine Worte sie beruhigten, aber sie schrie nicht auf bei seiner Berührung.

„Der Mensch hat 12 Rippenpaare, die oberen sieben Rippen sind sternale, die achte bis zehnte asternale und die unteren beiden enden frei in der Muskulatur. Die sternalen Rippenpaare werden auch als "echte Rippen" (Costae verae) bezeichnet, die Rippenpaare 8-12 als "unechte Rippen" (Costae spuriae). Die unteren beiden Rippenpaare (11,12) nennt man auch "fliehende Rippen" (Costae fluctuantes).“ Sagte Chiaki weiter.

„Chiaki…“ Er blickte auf und blickte in das Gesicht seiner Schwester. Dann blickte er auf seine Hände. Er war noch nicht einen Zentimeter fort gekommen. Er hatte Marron noch nie richtig angefasst. Zumindest nicht zärtlich oder im erotischen und anziehenden Sinne. Bisher blieb es bei ihnen immer nur bei Küssen, auch wenn sie schon eine Zeitlang zusammen waren. Und sollte er sie so anfassen.

Er seufzte. Er hatte sich das alles ein wenig anders vorgestellt.

Er nickte seiner Schwester zu und holte noch mal tief Luft. „Ein Rippenbruch oder eine Rippenfraktur ist eine Verletzung einer oder mehrerer Rippen mit teilweisem oder kompletten Bruch (Fraktur) der Knochenstruktur. Sind mehrere benachbarte Rippen der gleichen Seite betroffen, spricht man von einer Rippenserienfraktur.“ Nun fuhr seine Hand über ihren Brustkorb. „Gut, die ersten drei Paare sind in Ordnung. Die vierte und die fünfte auch.“ Da…

„Die sechste ist leicht angeknackst, würde ich jetzt beurteilen.“ Er blickte Marron ins Gesicht. Sie verzog es. „Gut, sie drückt gegen die Lunge, aber noch nichts Schlimmes.“ Hoffte Chiaki zumindest zu dem Zeitraum. Dann hörte er den Krankenwagen. „Kaya, lauf vor an die Straße und zeig dem Krankenwagen wo er hin fahren muss, damit er hier ankommt.“

Kaya nickte, stand sofort auf und rannte los. „Die Siebte und die Achte, sind vermutlich gebrochen.“ Nun griff Chiaki nach Marrons Hand. „Marron…“ Sie öffnete die Augen.

„Chiaki…“

Er lächelte, strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. „Ich liebe dich Marron, hörst du, ich liebe dich. Es tut mir so Leid. Vergiss meine Eltern, vergiss das alles hier. Bitte.“

Sie nickte. Ja, sie würde es vergessen wollen, so gerne so gar.

Die Sirenen des Krankenwagens kamen näher. Es staubte ein wenig als er über den Kies fuhr. Chiaki beugte sich über Marron, damit sie nicht so viel Staub abbekam.

Die Notärzte stiegen aus.

„Wie geht’s ihr? Was ist passiert?“ Es waren zwei junge Männer in roten Jacken, wie sie eben die Rettungssanitäter aus den Krankenwagen nun mal trugen.

„Hallo, ich Chiaki Nagoya. Internist im Nagoya Krankenhaus. Das ist Marron Kusakabe, sie wurde von einem Pferd in den Brustkorb getreten. Die siebte und achte Rippe sind gebrochen. Die Sechste ist nur angeknackst.“ Erklärte Chiaki den momentanen Stand der Dinge nüchtern, wie er es gewohnt war. Er wollte auch keine Ängste und Besorgnis gegenüber Marron zeigen. Er wollte für sie stark sein und nüchtern bei ihr bleiben und das alles ein wenig objektiv sehen, außerdem wollte er auch für Kaya objektiv bleiben. Sie würde sonst Angst bekommen, wenn er hysterisch werden würde. Aber er hatte in vielen Schulungen gelernt, wie man sich benehmen sollte, gerade als Arzt, also tat er es auch in diesem Fall.

„Gut, wir werden versuchen Sie, Miss Kusakabe, auf eine Liege zu bringen.“ Sagte Mr. Julin, wie Chiaki an dessen Namensschild ablas. Marron nickte, sie hielt immer noch Chiakis Hand ganz fest.

„In welches Krankenhaus wollen Sie, Sie bringen?“ fragte Chiaki die beiden. Der eine kam nun mit der Liege.

Man hob Marron sanft auf die Liege, schob sie vorsichtig unter sie drunter und man versuchte sie so wenig wie möglich zu bewegen, man musste verhindern dass die Rippen in die inneren Organe stachen, aber es anhand Marrons Gemütszustand sehr gut aus. Im Krankenhaus würde man sie dann sofort röntgen.

„Wenn Sie wollen, fahren wir Sie ins Nagoya Hospital.“

Chiaki nickte. „Ja, dann werde ich mit Ihnen mitfahren und sie dann sofort dort weiterbehandeln.“ Chiaki wusste, dass er das eigentlich nicht durfte, weil sie eine nahe Bekannte, seine Freundin war, aber das wusste im Krankenhaus ja keiner.

Die beiden Kollegen nickten ihm zu und transportierten Marron in das Innere des Wagens.

Chiaki blickte seine Schwester an. „Kaya hör mir gut zu.“ Sie nickte. „Ich bringe Marron ins Krankenhaus. Du bleibst bei Mom und Dad, vielleicht beruhigen sie sich ja. Wenn nicht, dann rufst du mich an und ich lasse dich dann zu mir bringen, okay?“ Sie nickte wieder. „Okay.“ Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und stieg dann zu Marron in den Wagen.
 

„Wie geht’s ihr?“

Miyako, Yamato und Maya waren bei Chiaki im Krankenhaus angekommen.

„Es ist nicht so schlimm.“ Sagte Chiaki. Das sagte er auch nicht nur zur Beruhigung. „Marron hatte Glück gehabt. Die siebte und achte Rippe sind auf der linken Seite des Brustkorbes gebrochen. Aber anhand der Wucht des Tritts von Colonel hätte es weit aus schlimmer enden können.“

Maya nickte erleichtert.

„Bekommt sie einen Gips oder so was?“ fragte Miyako.

Chiaki schüttelte den Kopf. „Nein, wir können ihr schlecht den Brustkorb eingipsen. Aber der Rippen sind nicht gesplittert, es sieht so aus, als wachsen sie wieder zusammen. Naja Marron hat jetzt erst mal Zwei Wochen Bettruhe.“

„Daran hält sie sich nicht.“ Sagte Maya.

„Das weiß ich.“ Sagte Chiaki und schmunzelte. Er blickte die Freunde an. „Ich… Marron muss wenigstens eine Woche das Bett hüten. Ich weiß, dass sie das nicht so einfach machen wird. Die nächsten 5 Wochen, darf sie nichts schweres Tragen.“

„Ja, das kennen wir. Sag das nicht uns sonder Marron.“ Meinte Yamato.

Miyako nickte. „Sie muss einfach.“

Chiaki nickte. „Ich werde die nächste Zeit, öfters bei euch sein.“ Dabei blickte er Maya an. „Wenn es Nico und dir Recht ist.“

„Natürlich.“ Sie war die Letzte die ihrer Freundin in Sachen Liebe im Weg stehen wollte.

„Darüber wird sie aber nicht begeistert sein.“ Meinte Miyako.

„Was meinst du?“ fragte Chiaki überrascht.

„Na ja du kennst ja Marron, wenn sie raus bekommt, dass du ihr Babysitter oder Krankenpfleger spielen wird, schmeißt sie dich raus.“

„Meinst du?“ fragte er sichtlich überrascht.

Maya und Miyako nickten beide.

„Oh… Na dann, darf sie es eben nicht mitbekommen.“ Sagte er enthusiastisch. Die drei Freunde von Marron nickten ihm zu.

„Können wir zu ihr?“

„Ja, ihr könnt zu ihr. Ich muss noch was erledigen und dringend telefonieren. Sagt ihr, dass ich nachher wieder zu ihr komme.“ Sagte Chiaki und ging auch schon den Gang entlang.

„In seinem weißen Kittel sieht er richtig gut aus.“ Sagte Maya zu Miyako.

„Du bist verheiratet.“ Meinte Yamato.

„Na und, ich darf doch dennoch andere Männer anschauen.“

„Das schon, aber nicht Marrons.“ Sagte Miyako drohend.

„Na ja ich will ja nicht gleich was mit ihm anfangen.“ Sagte Maya und öffnete die Tür zu Marrons Krankenzimmer.
 

„Wie geht’s dir?“

„Das solltest du dir doch selber beantworten können, du bist doch hier der Arzt.“ Sagte Marron schmunzelnd, als Chiaki wieder zu ihr ins Zimmer kam. Er nahm das Krankenblatt, denn die Ergebnisse der letzten Untersuchungen waren nun auch da.

Er schmunzelte sie an. „Also wie ich deinem Humor entnehmen kann, dürfte es dir sehr gut gehen.“

„Na siehst du, geht doch.“ Neckte Marron ihn.

Chiaki setzte sich an Marrons Bett und nahm ihre Hand. „Marron es tut mir Leid, was heute passiert ist.“

„Du kannst doch gar Nichts für Colonels Austreten.“

„Nein dafür natürlich nicht. Aber … du weißt schon was ich meine.“

„Du meinst deine Eltern.“

Er nickte. „Ich wollte sie dir nicht vorstellen, weil ich eben wusste, sie reagieren würden.“

„Du hättest, aber…“ Sie sprach nicht weiter, denn sie konnte seinem Blick entnehmen, dass er genau wusste, was sie nun sagen wollte.

„Ich weiß, ich hätte dich vorstellen sollen und dann hätte ich zu dir stehen sollen.“

„Gut, dass du es wenigstens einsiehst.“

Er lächelte. „Marron, weißt du, das hier ist alles neu für mich. Du weißt, dass ich früher eine Art Casanova war, der nur mit Frauen gespielt hat. Ich hatte sie nie ernst genommen.“ Marron nickte. Ja, sie hatten lange darüber gesprochen. „Mit dir ist das was vollkommenen Anderes, ich wusste nicht wie ich gegenüber meinen Eltern reagieren sollte. Ich hatte es halt vorher noch nie gemacht, ich hatte vorher noch nie so etwas Wichtiges besessen, wie ich es mit dir besitze.“

Marron lächelte und streichelte seine Hand. „Chiaki, es ist okay.“

„Nein, das ist es nicht. Ich fühle mich schuldig. Ich hätte meinem Vater schon von Anfang an sagen sollen, so das hier ist meine Freundin, das hier ist die Frau die ich liebe und sie ist alles andere, nur kein Bauernmädchen. Es tut mir Leid.“

„Entschuldige dich nicht für deinen Vater.“

„Aber ich hab das Gefühl, dass ich es sollte.“ Sie zog ihn zu sich und küsste ihn.
 

Marron lag drei Tage im Krankenhaus. Sie wollte schon lange raus, aber Chiaki zu liebe, blieb sie dann doch noch ein paar Tage drin.

Er war es auch, der sie nach Hause fuhr.

Er war es auch, der sie stützte als sie die Treppe in ihr Apartment hochging.

„Das musst du nicht alles tun.“ Sagte sie lächelnd, als er dann auch noch die Tür aufschließen wollte.

Er küsste sie auf die Stirn. „Also noch mal zum Verständnis, ich bin dein Arzt und du bist die Patientin. Du bist der Patient und hörst auf den Doktor.“ Sagte er lächelnd. „Also auf mich.“

Sie schmunzelte. „Das kriegst du alles wieder zurück, wenn ich wieder fit bin.“

„Das will ich ja auch hoffen.“ Sagte er lächelnd und öffnete nun die Tür.

Marron trat ein und war ein wenig überrascht, denn sie erkannte die Wohnung kaum wieder. Es standen Kisten und Koffer rum. „Was…?“

„Was ich wohl noch nicht erwähnt hatte, ich wohne eine Weile bei dir…“

Sie drehte sich erschrocken um, zu schnell für ihre Rippen. Sie hielt sich die Rippen. „Warum?“

„Weil du dir sonst nicht Ruhe gönnst.“

Sie seufzte. „Maya und Miyako stecken da auch mit drin, was?“

Chiaki nickte. „Wir machen uns halt alle Sorgen um dich.“

„Schon klar.“ Sagte sie und ging in ihr Schlafzimmer, sie schloss die Tür hinter sich und ließ Chiaki draußen.

Er hätte verdutzt geschaut, wenn Miyako ihm nicht davor gewarnt, besser gesagt vorgewarnt hätte. Sie kannte ihre Freundin nun mal gut genug.

Also setzte Chiaki sich auf die Couch und griff nach einem seiner Lehrbücher, dass er aus einer Kiste zog.
 

„Und wie läuft es zwischen Marron und Dir?“

Chiaki saß draußen vor dem Haus auf einer Bank und las in der Nachmittagssonne ein Buch. Marron war auf der Koppel, ihm gegenüber, er beobachtete sie und hatte nur zur Tarnung das Buch in der Hand.

Hijiri hatte sich neben ihm gesetzt.

„Was interessiert es dich?“

„Du wohnst also nun bei ihr?“

„Was dagegen?“

„Sei doch nicht so abweisend mir gegenüber.“

„Tut mir Leid, aber Lysann und du lassen wir da leider keine andere Wahl.“

„Lysann also…“ Hijiri musste schmunzeln. „Was hat sie denn wieder angestellt?“

„Ich habe sie seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen. Das ist auch gut so.“ meinte Chiaki. Marron blickte einen Moment zu den beiden. „Ich sag dir eins, lass ja die Finger von Marron.“

„Weißt du, das hab ich schon aufgegeben. Die ist dir ja regelrecht verfallen und du ihr auch.“

„Hirjii…“ Maya rief ihn zu sich.

Chiaki fand das sehr gut, denn so war das Gespräch beendet.

Hijiri stand auf und verabschiedete sich von seinem Freund, der ihn aber sichtlich ignorierte.

Wenig später setzte sich Anne zu ihm.

„Na wie geht’s dir?“ Chiaki konnte eigentlich gut mit Kindern. Das lag wohl an seiner Schwester, aber auch an seiner Arbeit im Krankenhaus, wo er oft gerne in der Kinderstation aushalf. Wer hätte gedacht, dass Chiaki so etwas Mal zugeben würde. Das lag alles an Marron. Sie hatte ihm zu einem anderen Menschen gemacht, ohne dass sie es merkte.

„Gut, denk ich.“ Antwortete Anne knapp. Sie strich sich eine ihrer dünnen roten Strähnen hinters Ohr.

„Gefällt es dir nun immer noch hier auf dem Gestüt?“ Chiaki wusste das Anne ziemlich alleine hier war. Seine Eltern hatten ihm verboten Kaya mit aufs Gestüt zu bringen. Aber er ließ sich da schon noch was einfallen.

„Na ja, Spaß macht es schon. Marron spielt viel mit mir und lässt mich helfen. Nico auch.“

„Und Maya?“

„Na ja, sie weiß nicht was sie mit mir anfangen soll.“ Chiaki war überrascht über die Auffassungsgabe der Kleinen Rothaarigen. Aber Kinder waren es nun mal. Kaya war genauso schnell. Kinder erkennen oft Dinge, auch wenn sie noch so simple sind, die die Erwachsenen gar nicht mehr sehen.

„Ich würde gerne wieder mit Kaya spielen.“

„ich weiß Anne. Das weiß ich und Kaya würde auch gerne mit dir spielen, aber ihre Eltern, unsere Eltern wollen nicht, dass Kaya hier spielt.“

„Warum nicht?“

Ja, das wusste Chiaki zwar, aber wie sollte er es Anne erklären, ohne dass sie traurig oder verletzt werden würde.

„Weißt du Anne, unsere Eltern, die halten sich für etwas Tolles und Besonderes. Sie haben ihre eigenen Vorstellungen von Kindererziehung und was Kindern Spaß zu haben hat.“ Er seufzte. Ja er sprach aus eigener Erfahrung. „Sie denken, es tut Kaya nicht gut, wenn sie mit dir spielt.“

„Warum?“

„Ja, das weiß ich auch nicht.“ Er konnte schlecht sagen, weil sie eben so sind. Das war keine Erklärung für ein Kind. Besonders nicht für eines wie Anne, so wissendurstig wie sie war.

„Darf Marron schon wieder arbeiten?“ fragte Anne und blickte zu Marron.

„Was heißt darf? Marron lässt nichts befehlen. Deswegen bin ich ja da, dass falls sie sich weh tut, ich, als Arzt ihr gleich helfen kann.“ Ja, das war ein Grund, warum er bei ihr eingezogen war. Der andere war, weil sie sonst zu wenig Zeit miteinander hatten und so bisschen mehr von einander hatten. Er konnte hier genauso gut lernen und hier war er bei Marron, die ihn zwar unbewusst vom konzentrierten Lernen abhielt, aber das war ja nebensächlich.

„Ich verspreche dir, ich lasse mir was einfallen, damit du wieder mit Kaya spielen kannst.“

Anne lächelte. „Ja, das ist toll.“ Sie freute sich wirklich, nein, sie strahlte regelrecht. Sie sprang von der Bank und hüpfte zu den Ställen der Ponys.

Chiaki lächelte und blickte zu Marron.

Diese stand überraschenderweise am Gatter und lächelte ihn an.

Er schmunzelte, denn sie stand mit dem Rücken zur untergehenden Sonne und das Bild sah wundervoll aus. Er stand auf, legte das Buch auf die Bank und ging zu ihr.

„Was habt ihr besprochen?“

„Wer Hijiri und ich oder Anne und ich?“

„Anne und du. Was Hijiri wollte, kann ich mir denken.“

Chiaki nickte. „Anne ist traurig, das Kaya nicht mit ihr spielen darf.“

„Und was lässt du dir da einfallen?“ fragte sie und zog ihn näher zu sich.

„Schauen wir mal. Mir fällt schon was ein.“ Sagte er und küsste Marron. Diese erwiderte liebevoll den Kuss.
 

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So das war es fürs erste mal wieder von mir
 

Hoffe es hat euch gefallen
 

warte auf eure Kommentare

Gibt es für alle ein Happy End?

„Ich habe da keine Lust mehr drauf.“ Chiaki hatte sich lange seine Rede überlegt und nun als er vor seinen Eltern im Saloon stand und es ihnen sagte, wusste er, dass er sich richtig entschieden hatte.

„Was meinst du damit, mein Sohn?“ Es war Chiakis Vater, der ihm diese Frage stellte.

„Ich liebe Marron.“

„Du tust was?“ schrie er seinen Sohn empört an.

„Chiaki, du hast noch nie eines deiner Mädchen geliebt. Du weißt doch gar nicht was Liebe ist.“ Seine Mutter hatte ihre Tasse Tee nun doch endlich weggestellt und merkte, dass es ihrem Sohn ernst war, auch wenn sie es wohl sichtlich nicht so wirklich glauben konnte.

Chiaki grinste schelmisch. Genau, dass war es ja was er ihnen sagen wollte. Er fuhr sich durch seine blauen Haare und strich sie nach hinten, dann blickte er seine Eltern wieder ernst an. Sie verstanden gar nicht was er ihnen gerade gesagt hatte. Er wollte hier raus. Er würde Kaya mitnehmen. Er wollte diese Eltern nicht mehr seine Eltern nennen, er wusste, dass sie überall auf dem Papier seine Eltern sein würden, aber er würde es ignorieren. Er wollte neu anfangen, mit Kaya und mit Marron. Das war alles was er wollte. Warum verstanden Sie nicht? Hörten Sie ihm eigentlich wirklich zu? Vermutlich nicht, das hatten sie ja noch nie getan.

„Ja und weißt du auch warum, Mutter.“ Er Stoppte, sie nahm ihn gar nicht ernst. Chiaki kochte schon fast innerlich vor Wut, dabei hatte er sich doch vorgenommen, dass er ruhig und nüchtern über da Thema mit seinen Eltern sprechen wollte. Dieses Versprechen hatte er Marron zumindest gegeben, diese war gerade bei Kaya in ihrem Zimmer, sie redeten und hatten Spaß, so hoffte zumindest Chiaki. Chiaki wollte, das Marron ihn begleitete, auch wenn sie sich zuerst dagegen gesträubt hatte, ihm war sie eine große Stütze, schließlich war sie es ja auch die ihn wach rüttelte und ihn aus seiner Traumwelt herausgeholt hatte.

„Willst du wissen warum ich nie fähig war zu lieben.“

„Ja, sag es mir mein Sohn.“ Sagte sie und lächelte ihn an. Wie er dieses Lächeln hasste. Es war immer so oberflächlich gewesen und es ließ ihn immer so klein erscheinen. Immer wenn sie ihn so angelächelt hatte, fühlte er sich unwohl und schwach, doch das war nun vorbei.

„Gut, Mutter, ich werde es dir sagen.“ Er grinste, seine Hände steckten wieder in der Hosentasche seiner schwarzen Hose. „Weil ihr die schlechtesten Eltern wart überhaupt.“

Seine Mutter spuckte überrascht den Tee wieder aus.

„Wie redest du mit deiner Mutter.“ Schrie sein Vater ihn an.

Doch Chiaki ließ sich nicht beeindrucken. Nein, nun hatte er endlich die Kraft, die er all die Zeit gesucht hatte. „Ich sage endlich die Wahrheit. Ihr habt mir nie gezeigt was Liebe ist. Eure vorgeheuchelte Ehe, wo einer den anderen nach Strich und Faden belügt und betrügt, war ja wohl das beste Beispiel dafür, nicht?“ sagte er lächelnd. „Und noch was, ich werde Kaya mitnehmen. Ich werde sie bestimmt nicht bei euch lassen.“

„Das kannst du nicht tun.“ Sagte seine Mutter. Er blickte sie an. Sie bettelte nicht aus Angst ihre Tochter zu verlieren, sondern aus Angst um ihren Stolz und um ihr Ansehen. Das war der einzige Grund, der diese beiden Menschen zu irgendetwas bewegte. „Seid doch froh, wahrscheinlich seid ihr das eh schon insgeheim, und spielt hier wieder eines eurer Schauspiele.“

„Chiaki…“

„Unterbrich mich nicht Mutter, ich bin noch nicht fertig.“ Er war erstaunt welchen Mut er nun plötzlich aufbrachte, das lag wohl an der Wut, die sich die ganze Zeit in ihm gestaut hatte. Aber nun wollte sie raus. Und er ließ sie auch raus, versuchte sich aber noch zusammen zu reißen. „Ich werde Kaya mitnehmen.“ Sagte er, drehte sich um und ging in Richtung Tür.

„Chiaki.“ Nun sprach sein Vater mit ihm. Seine Stimme war aufgebracht und genervt, das konnte Chiaki sofort raushören. „Chiaki Nagoya.“

Chiaki blieb stehen, nicht weil sein Vater es wollte, nein weil Chiaki seinen Eltern noch eine Chance geben wollte. Vielleicht würden sie doch zur Vernunft kommen. Er drehte sich um. Seine Mutter vergoss nicht eine Träne, sie saß einfach nur da, fuhr sich über ihr Haar um ihre Frisur zu richten. Wie erbärmlich. Chiaki seufzte und blickte zu seinem Vater, auch dieser zeigte nicht eine Regung von Gefühlen.

„Wie willst du sie ernähren, du hast es doch noch zu gar nichts gebracht und das wirst du auch nicht.“

„Weißt du Vater, ich habe meine Medizinprüfung als bester abgeschnitten, habe ein Stipendium fürs nächste Studienjahr, also brauch ich euer Geld nicht weiter. Ich werde dieses Jahr dann noch in einem anderen Krankenhaus arbeiten.“

„In einem anderen…?“ Kaiki Nagoya war entsetzt.

„Ja Vater. Bestimmt nicht in deinem tollen Familienunternehmen, wo jede Krankenschwester und Ärztin schon mehr als die Farbe deiner Unterwäsche kennt.“ Seine Mutter blickte seinen Vater entsetzt an. Aber sie wusste es doch, warum blickte sie ihn so an. „Und dann werde ich meine eigene Praxis eröffnen.“ Damit drehte er sich wieder um. „Ich werde nicht von euch abhängig sein, diese Zeit ist vorbei.“ Sagte Chiaki, fuhr sich durch seine blauen Haare und ging aus dem Saloon. Im Flur, besser gesagt in der Eingangshalle des Hauses, standen schon Marron und Kaya.

Kaya blickte ihn erwartungsvoll an. Chiaki lächelte ihr zu und nahm ihre Tasche. „Komm Kaya, lass uns hier verschwinden.

Den anderen Arm legte er um Marron. Die ihn nicht fragte, wie das Gespräch war. Sie sah ihm an, dass es ihm doch ganz schön zugesetzt hatte, aber sie sah auch das Lächeln in seinem Gesicht. Ihm ging es gut.

„Lasst uns nach Hause gehen.“ Sagte er lächelnd.
 

Chiaki schloss die Tür des neuen Heims auf. Hier würden er und Kaya wohnen, und wenn Marron wollte, was Chiaki hoffte, würde sie auch dazu ziehen. Es war ein altern Bauernhaus, ganz in der Nähe des Gestüts. Maya und Nico hatten ihm dabei geholfen es zu finden. Sie wollten das Marron glücklich war und beide wussten das sie es mit Chiaki werden würde, also unterstützten sie ihm, bei allen dieser Sachen. Miyako und Yamato hatten ihm auch geholfen, vor allem bei der Renovierung und Einrichtung des Hauses. Sogar Marrons Tante hatte ihm geholfen. Sie hatte ihm Geld überwiesen für die Einrichtung.

Marron hatte das Haus auch noch nicht betreten. Sie wusste noch gar nichts von dem Haus.

„Ich hoffe es gefällt dir, Kaya.“ Sagte er und ließ die beiden das Haus betreten. Er war sehr gespannt wie die Beiden Frauen in seinem Leben es finden würden.

Als Marron und Kaya, beiden hielten sich an der Hand, das Haus betraten, schauten sie nicht schlecht. Sie kamen in den Flur, Decke und Boden waren mit alten dunklen aber sehr schönem Holz besetzt. Die Wände waren orange-pastell gestrichen und ließ den Flur hell erscheinen. Links ging es ab in das Esszimmer. Im Esszimmer stand ein runder Glastisch, mit roten Tischdeckchen drauf und einer großen Blumenvase mit weißen Lilien drin. Vom Esszimmer ging noch eine Tür ab, in eine schöne helle Küche. Die Schränke waren weiß und ließen aber durch das alte Fenster und den Holzpfosten der von der Decke ging den Bauernhausstil nicht verwirken.

Rechts vom Flur ging es in ein schönes offenes Wohnzimmer. Die Fenster waren groß und offen. Dann kam noch ein schönes großes Tageslichtbad, mit einer sehr großen ovalen Badewanne.

Eine Treppe, die nach oben führte, brachte die Freunde zu drei Schlafzimmern und einem weiteren Bad.

Als Kaya die Tür öffnete, die zu ihrem Zimmer führte, strahlte sie, als sie in das Zimmer herein blickte. Sie drehte sich um und hatte Tränen in den Augen. „Woher… wusstest du, dass ich mir so mein Zimmer wünsche?“

Chiaki kniete zu ihr nieder und drückte sie an sich. „Weißt du Kaya, du bist das Wichtigste was ich habe, ich wollte einfach, dass es dir gefällt. Aber Anne hat mir ein wenig geholfen.“

„Anne?“

Chiaki nickte. „Sie wartet übrigens auf dich auf dem Gestüt. Weißt du wie du da hinkommst?“ fragte er sie lächelnd. Kaya nickte. „Danke, Chiaki. Du bist der beste große Bruder den es gibt.“ Sie küsste ihn auf die Wange, verabschiedete sich auch noch von Marron und rannte die Treppe wieder runter.

Chiaki stand wieder auf und blickte Marron an.

Sie lächelte. „Sie hat Recht.“

„Mit was?“ fragte er und führte Marron in Richtung des Schlafzimmers.

„Mit dem, dass du ein toller großer Bruder bist.“

„Ich bin doch aber mehr für dich?“ fragte er vorsichtig.

Sie lächelte und küsste ihn. „Ja, du bist ein wundervoller Mann, den ich liebe.“

„Damit wären wir also beim Thema.“ Sagte schmunzeln und öffnete das Schlafzimmer. Es war wunderschön, das musste Marron zugeben. Es war groß und hell. In der Mitte stand ein Bett in Nussbaumfarben mit einer blauen Bettwäsche und einer weißen Tagesdecke drüber. Am Fenster hingen hellblaue Vorhänge. „Das war Miyako oder?“

„Ja, sie hat mir geholfen, deinen Stil und meinen Stil zu kombinieren.“

„Warum auch meinen?“ Sie ging an eine Tür, die vom Zimmer abging. Ein großer begehbarer Kleiderschrank erschien im nächsten Zimmer. Er war nur zum Teil belegt. Die eine Seite war noch leer.

„Marron…“ Chiaki griff nach ihrer Hand und zog sie zu sich.

Sie lächelte ihn an, streichelte ihm über die Wange und lächelte, da er nicht ganz rasiert war und seine Stoppeln sie kitzelten.

„Marron, du bist mir das Wichtigste und das Tollste was mir passiert ist.“ Fing er an. Er war ein wenig nervös, das konnte Marron erkennen, da er nicht sicher auf einem Bein stand. Sie lächelte, da sie es doch sehr süß und amüsant fand. „Ich will dich nicht mehr verlieren. Mir ist klar geworden, dass du die Frau bist, mit der ich mein Leben verbringen möchte.“

Sie war erstaunt und überrascht, vor allem als sie sah, dass Chiaki sich nun hinkniete und ihre Hand immer noch hielt. Er küsste und streichelte ihre Hand, dann blickte sie wieder mit seinen großen und liebevollen braunen Augen an. „Marron, ich liebe dich. Ich liebe dich mehr als alles andere. Du hast mir erst gezeigt, was es heißt zu lieben. Marron… Willst du meine Frau werden und an meiner Seite sein und mich zum glücklichsten Menschen überhaupt machen?“

Sie errötete.

Noch bevor sie etwas sagen konnte, hatte er ein kleines Kästchen rausgeholt und streifte ihr nun einen Ring über den Finger. Nun wusste sie gar nicht mehr, was sie sagen sollte. „Marron…“

Sie lächelte und nickte. Sie konnte nichts sagen, denn Marron brachte keinen Ton mehr raus. Ihr hatte es die Sprache verschlagen.

Dieser Mann, den sie nun schon seit einer Zeitlang kannte, der so wundervoll und liebevoll zu ihr war, überraschte sie doch immer wieder. Und diesmal tat er es wieder. Sie hätte nie gedachte, dass er um ihre Hand bat.

Chiaki hatte ihre Nicken wohl nicht ganz wahrgenommen, denn er blickte sie immer noch fragend an, doch als sie ihre Tränen sah, die ihr über die Wange liefen, wurde ihm doch mulmig zu Mute.

Dann sagte sie: „Ich will, ja ich will.“

Chiaki stand sofort auf, strahlte so sehr wie jemand nur strahlen kann und drückte Marron an sich. „Oh Marron.“

„Chiaki…“ Sie hatte ihre Sprache zurückbekommen, war aber immer noch ganz perplex und verwirrt. Als er sie los ließ, blickte sie den Ring an. Er war wunderschön. Er war gold und war mit einem Stein besetzt. „Er ist wunderschön.“

„Das hab ich gehofft. Du weißt gar nicht wie schlimm es die letzten 4 Wochen für mich waren. Erstens musste die Wohnung renoviert und eingerichtet werden und dann musste ich mir den Ring aussuchen.“

„Deswegen diese ganze Heimlichtuerei und deswegen haben wir uns so wenig gesehen.“

Er nickte. „Hoffe du bist mir nicht böse.“

Sie lächelte ihn liebevoll an. „Wie könnte ich denn dir böse sein, mein… mein Verlobter.“ Sie sprach das Wort ganz Langsam aus und genoss jede einzelne Silbe davon.

Früher als sie noch ein kleines Mädchen war, wollte sie unbedingt mal einen Verlobten haben, weil sie in einem Buch las, dass es das ewige Glück bedeutete. Und nun war sie sicher, dass es stimmte.

Sie hatte ihr ewiges Glück gefunden. Und sie hielt es ganz fest.

„Was ich dir noch sagen wollte?“

„Gibt’s noch mehr Überraschungen?“ fragte sie ihn und setzte sich nun neben ihn aufs Bett, da er sich darauf gesetzt hatte.

„Ja, klar gibt’s die. Mit mir wird jeder Tag für dich eine Überraschung.“

„Oh ja das stimmt wohl.“ Sagte sie und grinste ihn frech an.

Chiaki erkannte, was sie ihm damit sagen wollte und fing an sie zu kitzeln. „Meine liebste Verlobte, so geht das aber nicht…“ Irgendwann lagen sie dann lachend und schnaufend nebeneinander und schauten sich an, wie sich eben Verliebte anschauten. In ihren Augen lagen noch so viele Träume von einer gemeinsamen Zukunft, die hoffentlich nie zerstört werden sollten.

„Das andere Zimmer…“

„Ja?“ fragte sie ihn.

„Das wird dann für unsere Kinder.“

„Für unsere Kinder?“ fragte sie skeptisch.

„Klar, für unsere Kinder.

„Und wann kriegen wir die?“

„Na ja, wenn du willst, fangen wir jetzt gleich mal damit an.“ Sagte er und küsste sie liebevoll.

„Chiaki…“ sagte sie mit den Zähnen knirschend.

„Ja du hast ja Recht.“ Er blickte auf die Uhr. „Komm, wir sind noch verabredet.“

„Mit wem?“

„Mit den anderen?“

„Warum?“

„Die Anderen wollen wir zu unserer Verlobung gratulieren.“ Sagte er grinsend und stand vom Bett auf.

„Woher wusstest du, dass ich Ja sagen würde?“ fragte sie ihn und richtete sich auf.

Er zuckte mit den Schultern. „Ich hab es einfach gehofft. Na ja, weil ich dich eben so schrecklich liebe.“ Sagte er und zog sie vom Bett hoch.
 

Marron und Chiaki gingen Hand in Hand zum Gestüt, wo die Anderen wirklich auf sie warteten. Sie hatten auf der Wiese einen großen Tisch aufgestellt, an dem alle Freunde saßen und die beiden lachend und winkten begrüßten.

Miyako stand auf und eilte zu ihrer besten Freundin. Sie fielen sich in den Armen.

Chiaki ging weiter zum Tisch.

„Zeig her.“ Sagte Miyako und wollte unbedingt den Ring sehen. „Der ist wundervoll.“ Sagte sie lächelnd.

Marron nickte. „Ja, das ist er.“ Sagte sie lächelnd und drückte ihre Freundin an sich. „Danke für alles.“

„Für was?“

„Dass du meinem Glück mit Chiaki nie im Wege gestanden hast.“

„Ach Süße, ich bin doch deine Freundin.“ Marron nickte. „Ich muss dir übrigens auch was sagen.“

„Was denn?“ fragte Marron neugierig. Langsamen Schrittes gingen die Beiden zu den Anderen. „Ich bin schwanger.“

„Was?“ fragte Marron überrascht, doch als sie in das strahlende Gesicht von Miyako erblickte, wusste sie, dass sie es ernst meinte und sie freute sich so für die Beiden. Marron drückte sie wieder an sich.

„Nun kommt schon.“ Meinte Nico.

„Wir wollen die werdende Mutter und die werdende Braut auch mal haben.“ Sagte Maya nun.

Die Beiden besten Freundinnen nahmen sich an die Hand und gingen zu den anderen.

Im Laufe des Nachmittags und Abends stellte sich außerdem noch heraus, das Hijiri das Gestüt verlassen hatte. Maya hatte ihm fristlos gekündigt, nach dem er versucht hatte, ihre neue Auszubildende anzumachen und zu verführen.

Maya und Nico würden Anne behalten, nicht nur über die Ferien. Sie würden dann mit Kaya zusammen in die Schule gehen und beide würden viel Spaß zusammen haben.

Chiaki erzählte allen von seinen Plänen, beruflich wie privat.

Marron beschloss, dass sie zu Chiaki und Kaya schon am nächsten Tag ziehen würde.

Kaya freute sich eine große Schwester zu bekommen und das Anne ihre Freundin bleiben durfte.

5 Jahre später

„Schatz…“ Erklang die liebliche Stimme von Marron. Natürlich wusste Sie wo ihr Mann war. Ja, er war nun ihr Mann, vor 4 Jahren hatten sie geheiratet. Es war Traumhochzeit wie sie nur im Bilderbuch stand. Sogar ihre Tante war aus England angereist, was Marron sehr viel bedeutet hatte.

Marron ging den Gang entlang des oberen Flurs. Sie ging an Kayas Zimmer vorbei, dann an ihrem Schlafzimmer, vorbei am Bad und blieb in der Tür des Zimmers stehen, das noch bis vor einem Jahr leer stand.

Sie lehnte sich gegen den Türrahmen und lächelte. Es war ein wundervolles und friedliches Bild. Sie sah dort in dem Zimmer, ihren lieben Mann in dem Schaukelstuhl sitzen und den Arm hielt er ihre kleine Tochter.

Chiaki blickte auf und sah Marron mit einem glücklichen Lächeln an. Natsuki würde morgen Ein Jahr alt werden und es würde auch eine kleine Geburtstagsfeier geben.

„Marron…“ sprach Chiaki sie leise an. Er war gerade dabei Natsuki in den Schlaf zu wiegen. Marron lächelte und ging zu ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter. Marron sah sofort dass Natsuki schon längst verschlafen war, sie nahm die Kleine ihrem Mann ab, hielt sie kurz auf ihren Arm und legte sie dann in das kleine Babybettchen.

Chiaki sah sie schmollend an. „Warum hast du sie mir weggenommen?“ In Sachen Natsuki verhielt sich Chiaki selber noch wie ein Kind. Was Marron durchaus amüsant fand.

Marron blieb am Kinderbettchen stehen und streichelte ihrer kleinen Tochter über den Kopf. Chiaki stand nun auf und stellte sich hinter Marron, legte seine Arme um seine Frau und legte den Kopf auf ihre Schultern und schaute auch ins Babybettchen. „Sie sieht genauso wunderschön aus wie ihre Mutter.“

„Du bist ein Spinner.“ Sagte sie lächelnd. „Die Augen hat sie doch von dir.“

„Aber sie wird deine Haare bekommen. Sie hat schon diese kleinen Löckchen.“ Sagte er lächelnd und küsste sie auf die Wange. Marron nahm Chiaki an die Hand und führte ihn aus dem Kinderzimmer. Bevor sie die Tür schloss, schaute sie noch mal in der Kinderzimmer. Chiaki hatte es selber gestrichen, rosa. Er wollte es rosa haben, da er wusste, dass es ein Mädchen werden würde. Marron und er wollten es aber bis zur Geburt nicht wissen, welches Geschlecht ihr Kind haben würde. Marron glaubte an einen Jungen, Chiaki hoffte auf ein Mädchen. Und er sollte Recht behalten. Und seit dem ersten Moment als er seine Tochter gesehen hatte, hatte er sich in das kleine Mädchen verliebt gehabt.

Marron führte Chiaki runter in die Küche, wie sie gerade das Abendessen vorbereitete.

Chiaki setzte sich an den Küchentisch und nahm die Zeitung in die Hand. „Wann kommt Kaya?“ fragte er Marron beiläufig.

„Sie ist bei Anne. Maya hatte eben angerufen und mir gesagt, dass Kaya wohl zum Abendessen hier sein wird.“

„Warum hat Kaya dir nicht Bescheid gesagt?“

„Weil Sie und Anne bei den neuen Fohlen sind. Anne wird wohl bei uns übernachten.“ Antwortete sie ihm mit einem liebevollen Lächeln. Doch er blickte nicht mal von der Zeitung auf. Marron legte das Küchenmesser weg, mit dem sie eben beim Gemüse schnippeln war, trocknete sich die Hände an einem Küchentuch ab und ging zu Chiaki. Sie legte ihm die Zeitung aus der Hand und setzte sich auf seinen Schoss.

Chiaki legte gleich seinen Arm um sie und lächelte sie an.

„Du hast mir noch gar nicht erzählt, was du heute in deiner Praxis noch gemacht hast.“ Sagte sie zu ihm und fuhr ihm durch seine blauen Haare. Es war Samstag und Chiaki musste nur unter der Woche in seiner Praxis arbeiten. Er hatte es vor 2 Jahren geschafft seine eigene Praxis zu eröffnen. Sie war auch ganz in der Nähe des Wohnhauses, so dass er morgens hinlaufen konnte und nach der Arbeit holte er dann meist seine Frau und/oder Anne vom Gestüt ab.

Chiaki lächelt und knöpfte den oberen Knopf ihrer Bluse auf. „Ach, das war nur noch ein wenig Papierkram. Den ich gestern nicht mehr machen wollte, weil ich so schnell wie möglich bei meiner Familie sein wollte.“ Er küsste ihren Hals.

Marron lächelte. Sie mochte die kleinen erotischen Spielchen, die er ab und an, eigentlich sehr oft mit ihr trieb. Sie drückte sich ein wenig von ihm weg.

„Hast du für Morgen alles eingekauft?“ fragte sie ihn. Morgen sollte der erste Geburtstag ihrer kleinen Tochter stattfinden und Marron wusste, das Chiaki sehr nervös war, was sie aber sehr lustig fand. Chiaki zog aus seiner Brusttasche seines Hemdes den Einkaufszettel den Marron ihm geschrieben hatte. Er faltete ihn auf und las vor: „2 Mal Schlagsahne ist im Kühlschrank, Eine Packung Kerzen ist in der Schublade, wo du diesen ganzen Schnickschnack immer aufbewahrst.“

Marron blickte ihn empört an. „Was heißt Schnickschnack. Ich erinnere mich noch gut daran, dass du unbedingt auf der Torte unserer Tochter Kerzen haben wolltest.“

Er küsste sie. „Hast ja Recht. Gut, was sollte ich noch kaufen. Luftballons und Girlanden sind ebenfalls in der Schublade. Dann noch Babybrei ist in dem Schrank wo ihr Essen aufbewahrt wird.“

Marron lächelte. „Mit Einkaufszettel kannst du ja richtig einkaufen gehen.“ Sagte sie schmunzelnd.

Er fing an sie zu kitzeln. „Na warte Frau.“ Er kitzelte sie solange, bis er aufhörte, als sie es schaffte, in mit einem innigen Kuss zu besänftigen.

„Hast du mit Kaya schon gesprochen?“

„Wegen was?“

Marron überlegte, wie sie es ihm am besten sagen sollte. „Na weißt du, ich glaube sie hat Liebeskummer.“

„Sie hat was?“ schrie er empört und außer sich.

„Nicht so laut. Du hast Natsuki doch gerade erst in den Schlaf gesungen.“

Er nickte und nun flüsterte er ganz leise: „Warum hat sie Liebeskummer, sie ist doch erst 15 Jahre alt.“

„Mein Lieber ich glaube du weißt besser als ich, dass man mit 15 Jahre schon bereit ist, sich in das andere Geschlecht zu verlieben.“

Chiaki seufzte. Er wusste ja, das Marron Recht hatte. Aber er hatte sich geschworen seine Schwester, sowie seine Tochter vor allen möglichen Problemen zu beschützen. Dass er es dadurch für sie nicht einfacher machen würde, sah er aber nicht ein. Also ließ Marron dieses Gespräch auch meistens bleiben.

„Ich kann das nicht.“

„Was?“ fragte Marron überrascht.

„Mit Kaya über so was reden.“

„Warum nicht?“

„Weil ich ihr Bruder bin.“

„Ja, und was ist das für ein Grund?“

Er blickte sie an. In seinen Augen erkannte sie einen Hauch Hilflosigkeit. „Weißt du, dass ist genauso wie mit dem Frauending.“

„Frauending?“

„Na eurer Periode. Da ist es besser, wenn sie mit einer Frau drüber redet.“

„Du willst mir also sagen, dass ich mit ihr über Verhütung reden soll.“

„Ist sie denn schon so weit?“ fragte er entsetzt. Marron lächelte und streichelte ihm über die Wange. „Das macht dir Spaß, was?“

„Was denn?“ fragte sie ihn unschuldig.

„Mich hier nahe an einen Herzinfarkt zu führen.“ Sagte er entsetzt.

„Du bist der Arzt, du wirst wissen, dass es noch ein bisschen dauert bis du zu nem Herzinfarkt kommst.“

„Genau ich bin der Arzt.“

Sie fuhr ihm wieder durch die Haare und küsste ihn. „Also werde ich mit Kaya reden.“

Er nickte und legte seinen Kopf gegen ihre Schulter. „Ein Glück, dass ich dich habe.“

„Ja, das denke ich allerdings auch.“ Schmunzelte sie ihn an. „Da ist übrigens noch was.“

„Was denn?“

Und wieder ring sie damit ein Thema ihm zu sagen. Klar, eigentlich wusste sie, dass er sich darüber freuen würde. Aber sie haderte doch mit sich.

„Ähm… haben wir alle eingeladen?“ fragte sie ihn plötzlich. Chiaki, der seine Marron lange genug kannte, merkte, dass es nicht das Thema war, was sie mit ihm besprechen wollte, nickte aber und sagte: „Ja Miyako und Yamato kommen mit Shinji. Nico und Maya kommen mit Savannah.“

Marron nickte.

Chiaki legte seine Hand auf Marrons Bauch.

Marron blickte ihn erschrocken an, wusste er es etwa schon?

Chiaki lächelte. „Du hattest schon bei Natsuki Probleme es mir zu sagen.“ Sie blickte ihn überrascht an und nickte. „Marron wir sind verheiratet, leben seit 5 Jahren zusammen, meinst du nicht, da merk ich es nicht, wenn du jeden Morgen auf die Toilette rennst und dich übergeben musst.“

Marron seufzte. „Ja, ich war gestern beim Arzt.“

„Und?“

„Na ja, wie du schon ahntest. Ich bin wieder schwanger.“

Er lächelte. „Das ist doch wundervoll.“ Sagte er und drückte sie an sich. Chiaki drückte Marron ein Kuss nach dem anderen auf die Lippen, bis Marron es schaffte ihn ein wenig an sich zu drücken. „Chiaki…“

„Ja?“

„Wir werden noch mal Eltern.“

„Ja?“

„Meinst du, wir schaffen es?“

„Warum sollten wir es nicht schaffen?“

Sie zuckte mit den Schultern. „Ein Kind ist okay, aber zwei Kinder sind noch mehr Verantwortung.“

Chiaki nickte. „Warum sollten wir es nicht schaffen?“ fragte er sie noch mal.

Sie zuckte wieder nur mit den Schultern. „Du hast deine Praxis und mit zwei Kindern kann ich meinen Beruf immer weniger ausüben.“

Chiaki lächelte. „Wir haben doch so viele Freunde. Du hast Natsuki doch auch immer bei Maya oder Nico abgegeben, wer von den beiden auf den Hof Zeit hatte, wer auf dem Gestüt war.“

„Ja, aber dann werden es nun zwei Kinder.“

„Bis das zweite Kind da ist, ist Natsuki schon 1,5 Jahre alt oder?“ Marron nickte. „Sie kann jetzt schon laufen und untersucht gerne alles. So ein Bauernhof ist toll für ein Kind. Vielleicht solltet wir uns auch mal nach einer Kindergrippe für Natsuki umschauen?“

Marron schüttelte den Kopf: „Nein, das will ich nicht.“

„Warum nicht?“

„Wenn wir Natsuki in die Kindergrippe stecken, so bald das Kind da ist, wird sie denken wir mögen sie nicht mehr.“

„Meinst du?“ Sie nickte. Chiaki legte den Arm um seine Frau und drückte sie an sich. „Weißt du meine liebe Ehefrau…“ Er sagte es immer so gerne. „Noch haben wir ein wenig Zeit und wir werden schon eine Möglichkeit finden, denkst du nicht?“ Marron nickte und küsste ihn.
 

Die Haustür wurde aufgeschlossen und Chiaki und Marron, die beide noch immer in der Küche waren, hörten zwei mit sich einander quasselnde junge Mädchen herein kommen.

Marron stand wieder am Herd und Chiaki saß am Küchentisch und las seine Unterlagen für die Praxis durch, als die beiden Mädchen Anne und Kaya in die Küche kamen.

„Sind da.“ Sagte Kaya und lächelte beide an.

Marron lächelte zurück. „Schön. Hallo Anne. Das Essen ist auch gleich fertig.“ Sagte Marron. Sie blickte ihren Mann an, der Kaya musterte. Vermutlich dachte er jetzt an die Sache, das Kaya sich in einen Kerl verliebt hatte. Kaya setzte sich neben ihren Bruder an den Tisch und schaute ihm über die Schulter auf seine Akten.

„Schläft Natsuki?“ fragte Kaya sie.

„Ja, aber sie dürfte gleich wach werden. Wenn du willst, könnt ihr sie wecken gehen.“ Sagte Marron und lächelte die beiden Mädchen an.

Beide nickten, sprangen vom Küchentisch auf und eilten nach oben.

„Wenn auch nur ein Kerl ihr weh tut…“

„Chiaki.“ Mahnte Marron ihn.

„Ich mach mir nun mal Sorgen.“

„Das weiß ich. Du kannst den Tisch decken gehen. Bitte.“ Sagte sie zu ihm liebevoll.

„Ja mach ich.“ Er war noch zerknirscht, stand aber dennoch auf und ging ins Esszimmer um den Tisch zu decken.

Marron lächelte. Und schaute noch mal in den Topf. Sie lag sehr viel Wert darauf, dass die Familie wenigstens einmal am Tag gemeinsam zusammen aß. Morgens aßen meistens nur Marron und Chiaki zusammen, dann musste Chiaki auf die Arbeit und Marron saß dann noch mit Kaya zusammen, die sie dann mit Natsuki in die Schule brachte. Dann ging Marron weiter zum Gestüt, wo sie dann meist mit Maya zusammen aß. Manchmal wurde sie dann auch von Miyako abgeholt. Chiaki aß meistens in der Praxis. Kaya aß in der Schule. Und abends war dann meist die einzige Mahlzeit die sie zusammen einnahmen. Am Wochenende war Kaya meist die Erste die aufwachte und aus dem Haus verschwand, sie spielte dann noch meist mit Natsuki und als es dann auf die Neun Uhr zuging, weckte die Marron oder Chiaki, damit sie in Richtung Gestüt gehen konnte, wo sie sich mit Anne traf. In den letzten 5 Jahren als Kaya nicht mehr bei ihren Eltern wohnte, war sie richtig zu einem lebensfrohen Mädchen geworden. Sie war nicht mehr so still und introvertiert. Sie unternahm viel mit Anne und Freundinnen aus der Schule, half Marron im Haushalt oder half mit der kleinen Natsuki. Es machte ihr alles Spaß und in Marron hatte sie ihre lang ersehnte große Schwester gefunden.

Kaya mit Natsuki auf den Arm und Anne kamen dann wieder runter ins Esszimmer. Chiaki hatte den Tisch schon gedeckt und Marron stellte nun die Töpfe auf den Tisch. Sie nahm Kaya ihre Tochter ab und setzte Natsuki in deren Babysitz, legte ihr noch ein Lätzchen um den Hals und setzte sich dann auch an den Tisch.

Natsuki mochte es wenn sich alles um sie drehte und bei Chiaki als Vater und Kaya als Tante drehte sich immer alles um sie. Chiaki und Kaya ließen ihr alles durchgehen, Marron war dann meist für die Erziehung zuständig, aber auch das klappte prima. Schließlich ging Natsuki schon aufs Töpfchen und brauchte keine Windeln mehr und das mit einem Jahr. Marron war stolz, damit konnte sie in der Krabbelgruppe immer gut angeben.
 

Es war schon spät. Marron legte noch die Wäsche zusammen. Chiaki war schon im Bett, las aber noch etwas, Natsuki schlief schon und Anne und Kaya waren auch schon in ihrem Bett, so dachte zumindest Marron.

Doch als Kaya noch mal zu ihr kam, war sie ein wenig überrascht.

„Du schläfst ja noch gar nicht.“

Kaya schüttelte den Kopf und setzte sich neben Marron. „Brauchst du Hilfe?“

„Möchtest du mir helfen beim Wäsche zusammenlegen?“ Kaya nickte und nahm sich einen Stapel. „Schläft Anne schon?“

„Ja, sie war müde.“

„Ja morgen kann auch ein wenig stressig werden. Schließlich laufen dann hier drei kleine Kinder herum.“

„Du meinst Shinji, Savannah und Natsuki?“

Marron nickte. „Ja, Chiaki ist schon ganz nervös.“

„Das glaub ich.“ Sie lächelte. Sie liebte ihren Bruder und war Marron sehr dankbar, dass sie ihn damals so verändert hatte. Klar, liebte sie ihren Bruder immer aber die Zeiten als sie morgens noch zu ihm ins Zimmer kam und irgendeine Tussi bei ihm im Bett lag, erschreckte sie immer wieder aufs Neue. Sie wusste, dass er Marron liebte und dass er nur mit ihr glücklich war und auch sie war glücklich. Sie war stolz auf ihren Bruder und war froh, dass er sie damals mitgenommen hatte, als er das Elternhaus verlassen hatte und sie war auch froh Marron zu haben. Sie war ihr wie eine große Schwester mit der sie über alles reden konnte und das fand sie wundervoll.

„Na ja ich weiß nicht, ob nun die Drei auf dem Gestüt rum laufen und Schabernack machen oder ob sie es hier machen. Ich glaube auf dem Gestüt ist es schlimmer weil sie da mehr Platz zum rum rennen haben als hier im Haus.“

Marron lächelte. „Ja, das stimmt wohl. Ich bin dir übrigens sehr dankbar, dass du dich ab und an um Natsuki kümmerst.“

„Ich bin doch ihre Tante.“

„Ja, aber du hast auch mit der Schule zu tun und eine Fünfzehnjährige hat auch noch andere Sorgen als sich um das Baby ihres Bruders zu kümmern, oder?“

„Ich mach es doch gerne und mit Natsuki macht es aber auch viel Spaß. Sie ist sehr lieb. Ich weiß das Shinji oft mehr Sorgen gemacht hat.“

„Ja, das stimmt wohl. Er ist nun mal ein kleiner Draufgänger.“ Marron mochte die Stunden sehr in denen Kaya zu ihr kam und in denen sie einfach nur redeten, es zeigte Marron, dass sie bei Kaya nichts Falsch gemacht hatte und sie mochte Kaya sehr. „Wer hätte damals vor 5 Jahren gedacht, dass wir mal zusammen wohnen werden und das Chiaki und ich mal verheiratet sein werden.“ Sagte sie lächelnd

Kaya lächelte nun auch. „Als Chiaki gemerkt hat, wie wichtig du ihm doch bist, da ging eine große Veränderung mit ihm durch. Ich weiß noch dass er es zuerst ja gar nicht wahr haben wollte, dass er sich nun plötzlich wirklich und ernsthaft in jemand verliebt haben sollte. Aber er gestand es sich ja dann doch ein.“

„Und du?“

„Was ist mit mir?“ fragte Kaya überrascht.

„Na die Männerwelt. Maya hat wohl ein Gespräch von Anne und dir mitbekommen. Sie wollte nicht lauschen, nicht dass du das nun denkst.“

„Nein, das würde ich nie denken.“ Sagte Kaya und seufzte, kaum hörbar, aber Marron vernahm es dennoch. „In meiner Schule da ist ein Junge.“

„Ja?“ Marron war froh das Kaya mit ihr darüber reden wollte. Sie wusste das sie es Chiaki bestimmt nicht sagen konnte, gerade weil sie wusste, dass ihr großer Bruder sie vor allem und jeden beschützen wollte.

„Er ist blond und supernett. Er ist in der Football-Mannschaft.“

Chiaki wollte Kaya damals vor fünf Jahren eigentlich auf eine öffentliche Schule stecken, aber das wollte Marron nicht. Sie wollte nicht alles was für Kaya normal war, plötzlich entreißen. Sie wollte dennoch irgendwo in Kayas Leben Normalität lassen, also fuhr Marron Kaya jeden Morgen mit dem Auto zu der Privatschule in der Stadt. Und in den letzten Fünf Jahren hatte sich ja gezeigt, dass es keine schlechte Idee war, dass sie da blieb. Sie hatte keine Probleme gehabt und wenn Kaya auch nur ein Wort gesagt hätte, dass sie auf eine andere Schule wollte, dann hätten Marron und Chiaki nicht einen Moment gezögert. Beide, vor allem Chiaki, wollten ja das Beste für Kaya. Außerdem meinte Kaya mal, dass ihr die Schuluniform ihrer Schule sehr gefiel. Anne, die auf eine staatliche und öffentliche Schule ging hatte keine Schuluniform.

„Wie heißt er?“

„Tristian Ames.“

„Das klingt english?“

„Ja er stammt aus England.“

„Wie sieht er aus?“ Marron wollte für Kaya immer die beste Freundin sein. Sie wollte nie ihre Mutterrolle oder so etwas nachahmen. Und so war es für beide auch am Besten.

„Er ist blond und hat blaue Augen. Er ist voll süß.“

„Ja?“ Marron lächelte. „Wie hast du ihn kennen gelernt.“

„Na ja ich kenne ihn ja schon länger. Vom Sehen aber nur. Da ich ja in der Cheerleaderklasee bin und er eben bei der Football-Mannschaft spielt. Wir sind nun beide in der Theaterklasse. Ich wusste ja gar nicht dass er sich auch dafür interessierte, aber er hatte sich dafür wohl auch angemeldet.“

„Und?“

„Na ja, wir spielen beide die Hauptrollen.“

„Das hast du mir ja noch gar nicht erzählt. Das ist doch wundervoll. Was ist das für ein Stück?“

„Es ein Romeo und Julia verschnitt, aber in der heutigen Gesellschaft integriert.“

„Wie weit seit ihr mit den Proben?“

„Es wird bald aufgeführt.“

„Sind wir eingeladen?“

„Natürlich.“

„Und wie findet Tristian dich?“

Kaya blickte Marron überrascht an. „Das weiß ich nicht.“

„Nein?“

„Dann lad ihn doch mal ein, wenn du möchtest. Kannst ihm ja sagen, dass es für die Probe geht oder so.“

Kaya grinste. „Das ist eine gute Idee. Danke Marron.“

„Du Kaya, ich muss dir noch was sagen. Chiaki wollte es dir noch nicht jetzt sagen, aber ich dachte es ist gerade ein guter Zeitpunkt.“

„Ja?“

„Ich bin wieder schwanger.“

„Ja? Wow!“ sagte sie nur.

„Freust du dich?“

„Klar, natürlich. Warum sollte ich nicht?“ Kaya gab Marron einen Kuss auf die Wange und verschwand dann nach oben wieder. Marron blickte ihr mit einem Lächeln hinterher.
 

„Oh Marron, das habt ihr aber schön geschmückt.“ Sagte Maya und trat mit Nico und Savannah an der Hand in das bescheidene Heim der Familie Nagoya.

„Die Girlanden hat Chiaki gekauft, also bedankt euch bei ihm.“ Sagte sie grinsend.

Marron ging mit den letzten Gästen Maya, Nico und Savannah ins Wohnzimmer, die anderen saßen schon und warteten auf die anderen Gäste. Miyako und Yamato mit Shinji warteten schon bei Chiaki, Anne, Kaya und Geburtstagskind Natsuki. Natsuki wusste gar nicht so Recht was sie mit all den Leuten machen sollte und war noch ein wenig schüchtern. Shinji versuchte die ganze Zeit Natsuki zum spielen zu überreden, Anne und Kaya flüsterten die ganze Zeit weil Kaya Sms bekam von ihrem heimlichen Schwarm, was Chiaki wusste und nicht sehr gerne saß. Miyako versuchte Chiaki in ein Gespräch zu entwickeln und Yamato versuchte seinen die ganze Zeit davon abhalten Natsuki zu bedrängen. Maya setzte Savannah zu den beiden anderen Kleinen und setzte sich dann mit Nico auf die Couch. Marron setzte sich auf die Lehne des Sessels, auf dem Chiaki saß und betrachtete die Kleinen.

„Es ist schön, dass die Kleinen immer zusammen spielen können.“ Sagte Maya schließlich und schaute ab und an zu Anne.

„Ja, das find ich allerdings auch.“ Sagte Marron lächelnd.

„Chiaki hat erzählt, dass Kaya nun auf dem Gestüt aushelfen will.“ Meinte Miyako.

Marron blickte Kaya an, die ganz in ihren Sms versunken war und lächelte. „Ja, sie möchte es gerne von sich aus. Und als Praktikum macht es sich sicher gut.“

„Marron ist wieder schwanger.“ Sagte Chiaki nun plötzlich einfach so in die Menge. Alle blickten Chiaki an, dann schauten sie zu Marron, die rot wurde. Diese wiederum blickte Chiaki an. „Schön, dass wir es so offen gleich einfach so in die Runde geschmissen haben.“ Sagte sie Chiaki, da sie eigentlich vor gehabt hatte, es Miyako und Marron privat zu sagen. Sie seufzte und lächelte, dann ihre Freunde an. „Ja, wir erwarten noch ein Kind.“ Sagte sie und legte ihre Hände schützend auf ihren Unterleib.

„Das ist doch wundervoll.“ Sagte Yamato.

Miyako nickte. „Das ist doch toll.“

„Finden wir auch.“ Sagte Nico und Maya stimmte ihm zu.

Chiaki blickte zu Natsuki. „Ich hole den Kuchen.“ Sagte er plötzlich. Marron blickte ihn überrascht an. Was war denn mit ihm los. Sie folgte ihm als er aufgestanden war, in die Küche.

„Chiaki Nagoya. Was sollte das?“

Er blickte sie an. „Was sollte was?“

„Warum hast du es so einfach erzählt?“

„Warum nicht?“

„Du weißt sehr wohl, dass ich es erst mal Maya und Miyako in Ruhe erzählen wollte. Außerdem ist ja wohl heute Natsukis Tag. Was ist los?“

Chiaki seufzte. „Ich weiß nicht.“

„Wie du weißt nicht?“

„Marron…“ Er ging auf sie zu und nahm ihre Hände. „Ich kann das alles irgendwie noch gar nicht glauben.“

„Was kannst du nicht glauben?“

„Dass hier.“

„Das hier?“

Er nickte nur. „Das alles. Dass wir verheiratet sind, das wir zusammen wohnen, dass wir ein Kind haben und das zweite Kind erwarten.“

Sie lächelte. „Das ist alles?“

Er nickte. Marron lächelte und streichelte ihm über die Wange, bevor sie liebevoll seine Lippen küsste. „Ach mein Liebling. Dann genieß es doch einfach. Mit unserer Tochter, mit deiner Schwester, mit unseren Freunden und mit mir. Genieß einfach unsere Familie und unser Leben.“

Chiaki drückte seine Frau an sich. „Ich liebe dich, Marron.“

„Ich dich auch.“



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Von:  Sakura-Jeanne
2009-02-03T15:38:27+00:00 03.02.2009 16:38
maron erbt bestimmt etwas

hammer kapitel
Von: abgemeldet
2008-08-31T11:39:43+00:00 31.08.2008 13:39
Wow, echt cooles kapitel

ist ja super das marron Chiaki einweiht.
vielleicht kommen sie sich ja so nun weiter.
Von: abgemeldet
2008-08-31T11:22:19+00:00 31.08.2008 13:22
Hab ich dir schon gesagt, dass ich deine Story toll finde?

die ist wirklich toll

ich wiederhole mich bestimmt,
aber das ist egal

ich mag diese story

die ist der hammer
Von: abgemeldet
2008-08-31T11:20:08+00:00 31.08.2008 13:20
Wow,
Deine Story wird ja echt immer besser

bin richtig gefesselt

will sofort wissen wie es weitergeht.
Von: abgemeldet
2008-08-31T11:18:23+00:00 31.08.2008 13:18
Die Kaya ist ja mal echt knuffig

ist ne süße kleine Schwester.
Von: abgemeldet
2008-08-31T11:17:42+00:00 31.08.2008 13:17
Cool!

ich mag deine Story

ich mag es, wie du die einzelnen Charaktere rüberbringst,
das ist echt toll
Von: abgemeldet
2008-08-31T11:17:22+00:00 31.08.2008 13:17
Cooles Kapitel.
Das ist echt toll

bin mal gespannt wie es weiter geht

ist auf jedenfall schon mal ne wundervolle Story
Von: abgemeldet
2008-08-31T11:17:08+00:00 31.08.2008 13:17
Hammer STORY

mir fällt echt nicht mehr ein

tolles erstes Kapitel ^^
Von: abgemeldet
2008-07-28T11:06:49+00:00 28.07.2008 13:06
Wahnsinns Geschichte. Richtig schön erzählt, die Vergangenheit von Marron, die "Verwandlung" von Chiaki.
Ich hab von der ersten Seite an mitgefiebert, ob sie sich kriegen, oder nicht.
Manche Stellen waren so herzzerreißend.

Vom Schreibstil her fand ich die FF auch richtig gelungen.

Man liesst sich.

LG
Marrojeanne
Von: abgemeldet
2008-07-05T14:43:00+00:00 05.07.2008 16:43
das ist einfach genial!! und fenomenal!! ich hoffe das es nicht die letzte ff von dir war bzw. ist die ich lese!!

dein schreibstil wundervoll wie schon in den anderen ffs erwähnt und einfach klasse diese ideen zur handlung!!! komplett, marons vergangenheit wie sie nach und nach an glück gewinnt und chiaki wie er sich verändert hat wow einfach.... ich weiß einfach nicht mehr was ich noch sagen soll, ist einfach klasse diese ff

nur eins: ich hätte gern gewusst was aus chiakis eltern geworden ist, nach diesen 5 jahren, ob sie immer noch diese böse menschen sind, oder vllt anders gewordne sind.... weil kaiki soll böse sein? xD

ah was aber da sist überhaupt nicht schlimm ist ja nicht das hauptthema..... na dann schau ich mal was für ffs du noch parat hälst ;-)

lg chiaki


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