A ninja's life 3 von Kimiko93 (Viva la revolution!) ================================================================================ Kapitel 18: Weltbewegendes (2) ------------------------------ Orochimarus ehemalige Basis, ein paar Minuten nach dem letzten Kapitel am 11.2.75 "{~-~}" Oben vor der Basis hatte sich das Schauspiel ein wenig verändert; anstatt einer kleinen, weißäugigen Person und einer Schlange standen dort nun zwei weißäugige Personen, eine braunhaar- und äugige Person und eine Schlange. Besagte braunhaar- und äugige Person hielt die kleinere, weibliche, weißäugige Person eine Armlänge von sich weg und begutachtete sie kritisch. „Keine Beschwerden, Krämpfe, sonst irgendwas ungewöhnliches, außer Rückenschmerzen und dem Üblichen?“, fragte Tenten. Hinata schüttelte den Kopf. Sakura und Sasuke waren offenbar noch nicht bemerkt worden, was sich schlagartig änderte. „Was macht ihr denn hier?“, fragte Sasuke, mit einem recht grimmigen Blick an Neji. „Ich suche meine Cousine.“, erklärte er nur. „Die steht neben dir.“, erwiderte Sasuke lässig. Die angespannte Atmosphäre zwischen den beiden war quasi greifbar. Jedoch wurde sie abrupt zerstört. „SAKURA!“ „TENTEN!“ Unter den extrem verdutzen Blicke der beiden Streithähne von eben lagen sich die beiden Mädchen in den Armen, nach wenigen Sekunden lösten sie sich allerdings wieder voneinander. „Was mach ihr hier? Wo kommt ihr her? Ich wusste gar nicht, dass ihr auch zu den Trendverrätern gehört!“, brabbelte Sakura drauf los. Sasuke kam sich mittlerweile arg degradiert vor, anscheinend fiel sie fast jeder Person und den Hals und bestürmte sie mit Fragen, nachdem sie sie fast ein Jahr nicht gesehen hatte. Tz… „Na ja, wird haben eigentlich Hinata gesucht… Das heißt, das war Nejis Auftrag… Und kommen tun wir aus Konoha.“, erklärte Tenten. „Also, ich hab ja ´ne Menge Gemunkel gehört, aber nichts darüber, dass ihr beide verschwunden seid…“, erzählte Sakura. „Das könnte daran liegen, dass Neji ein Hyuuga und eigentlich ja auf Mission ist.“, erklärte Tenten. „Ich bin nur zufällig in derselben Nacht verschwunden…“ „Ah ja, verstehe.“, meinte Sakura nur. „Jedenfalls gut, dass ihr da seid…“ „…Wir brauchen nämlich noch jemanden, der da unten sauber macht.“, ergänzte Sasuke, sein giftiges Grinsen war zurückgekehrt, auch wenn es jetzt Neji galt. Die beiden waren sich noch nie sonderlich grün gewesen. Woran das wohl liegen konnte… „Und wieso glaubst du, dass ich wieder für dich die Putze spielen werde, Uchiha?“, fragte Neji herablassend, auch wenn er sich durch Tentens Offenheit und Unbeschwertheit gegenüber Sakura ein wenig auf den nicht vorhandenen Schlips getreten vorkam. Okay, Tenten war im letzten Monat wesentlich selbstsicherer geworden, als sie es zum Beispiel gewesen war, als sie zum ersten Mal seit langer, langer Zeit wieder im selben Bett geschlafen hatten, aber das… „Nun ja, wer hier wohnen will, muss auch mit anpacken.“, erklärte Sasuke lässig. „Wer sagt dir, dass wir hier wohnen wollen?“, fragte Neji gereizt und verengte die Augen. „Ich!“, kam es von Tenten. „Ich auch!“, fügte Sakura hinzu. Hinata nickte nur. „Tja, damit wären wir leider überstimmt, Hyuuga.“, meinte Sasuke, ließ währenddessen noch die Schlange verschwinden, die dem Spektakel schweigend zugeschaut hatte, und ging wieder hinunter in die Basis. Sämtliche Personen folgten ihm. Einige Stunden später, sollte es jemanden interessieren, es war mittlerweile Abend (ein Tag, der sich über vier Kapitel erstreckt… Oh Gott…), saßen fünfeinhalb Personen in einer Großküche, die eigentlich für ungefähr vier Mal so viele gedacht war. Die Küche befand sich auf einem Flur mit einem Versammlungsraum, einem Badezimmer, wie gesagt, nur fließend Wasser gab es hier, und vier Schlafzimmern, die allesamt Einzelzimmer waren. Allerdings Einzelzimmer gedacht dafür, dass gelegentlich auch mal zwei Personen in ihnen schlafen sollten, sodass die Betten ebenfalls ungefähr so groß waren, wie die Einzelbetten bei Tenten zu Hause. Sehr praktisch. Jedenfalls saßen sie nun da in der Küche, Hinata hatte gekocht, nachdem Tenten hatte einkaufen gehen müssen. Hinata und Neji waren wegen ihrer Byakugan zu auffällig, Sasuke war ja ohnehin der meistgesuchte Verräter, den es je gegeben hatte (Orochimaru hatte man nie lange suchen müssen, Itachi war nie wirklich gesucht worden), und Sakuras Haare sprachen für sich. Allerdings hatte sie in ANBU-Kluft Tenten den Weg dorthin zeigen müssen, Sasuke kannte sich hier zwar besser aus, aber… Na ja, wen interessiert das schon. Und da sie bisher nichts hatte beitragen können, weder zur großen Aufräumaktion noch zu der anschließenden Säuberungsaktion, hatte Hinata eben gekocht. Und, wie Naruto schon vor Ewigkeiten mal erwähnt hatte, sie kochte wirklich gut. Besser als alles, was Sakura in den letzten Wochen zwischen die Zähne gekriegt hatte, auch wenn das nicht viel hieß. Die Atmosphäre am Tisch jedoch war extrem merkwürdig. Sie saßen zu fünft an einem Tisch, der eigentlich für vier Mal so viele Personen gedacht war, Sakura und Sasuke nebeneinander auf der einen, Tenten, Neji und Hinata, von links nach rechts in exakt dieser Reihenfolge, auf der anderen Seite. Ein schwarzes und ein weißes Augenpaar tauschten immer und immer wieder Blicke aus, die ganz klar vermittelten, wie sehr sie den jeweils anderen doch verabscheuten. Ein grünes und ziemlich überfordert mit der Situation zu sein schien. Und keiner der Besitzer dieser Augenpaare ahnte, dass sich etwas Ähnliches noch mindestens einmal zutragen würde, allerdings mit einem Augenpaar mehr. „Also… Ihr beide seit am 13.12. abgehauen?“, fragte Sakura nach einer Weile an Tenten gewandt, nur um die peinliche Stille zu unterbrechen. „Wie?“, fragte Tenten und schreckte auf. „Ja, ja, genau.“, bestätigte sie dann. Sie war mit den Gedanken leicht abgedriftet, was bei der erdrückenden Stille und dem peinlichen Verhalten der sogenannten Männer im Raum auch nicht weiter verwunderlich war. „Und immer durch Zivilistenstädte im Norden?“, fragte Sakura weiter. „Ja, genau. Wir wollten ja nicht gleich als Ninjas auffallen.“, erklärte Tenten. „Na ja, dann habt ihr ja immerhin ein bisschen gesehen.“, stellte Sakura fest. „Aber nichts im Gegensatz zu mir, ich hab den kompletten Norden erkundet…“ „Ach ja?“, fragte Tenten interessiert. „Wo bist du denn gewesen?“ „Na ja, zuerst hier, dann hab ich mich weiter nach Westen durchgearbeitet. Kurz vor Kusa habe ich dann wieder gedreht und bin einen Monat lang beinahe Nonstop hierher zurück gereist…“ „Hört sich spannend an.“, meinte Tenten nur. „Das einzige, was ich mit an Ninjakultur näher ansehen durfte war ja der Süden…“ Sie senkte den Blick und biss sich auf die Lippen. „Suna, hm?“, fragte Sakura. „Nicht sehr schön dort. Zu heiß, zu sandig. Bin ja auch mal für zwei Jahre dort gewesen…“ „Ach ja, das habe ich ja ganz vergessen…“, bemerkte Tenten. Neji und Sasuke starrten sich immer noch voll Abscheu an. „Und, äh… Was hast du so gemacht, Sasuke?“, fragte sie weiter. Sasuke, offenbar verblüfft darüber, dass Tenten ihn angesprochen hatte, er hatte in seinem ganzen Leben ein einziges Mal direkt mit ihr geredet, drehte ruckartig den Kopf. „Ja, genau, Uchiha, was hast du eigentlich gemacht?“, fragte Neji bissig. Sakura und Tenten tauschten zweifelnde Blicke. Wieso benahmen sich die beiden, kaum dass sie sich einmal im selben Raum aufhalten mussten, nur so… Kindisch? Und normalerweise gehörte Naruto an den Tisch, damit man überhaupt daran denken konnte, Sasuke kindisch zu nennen… So gesehen wäre Sakura dieses Verhalten ja eigentlich gewöhnt, allerdings war diese Stille Art der Auseinandersetzung so befremdlich, dass es fast schon weh tat… Wenn das so weiter ging, dann würden die nächsten Wochen, Monate, wenn nicht sogar Jahre wohl nicht so toll werden… Und um dem wenigstens ein bisschen vorzubeugen, antwortete Sakura für ihn. „Er hat quasi dasselbe gemacht wie ich, nur dass er vom Nordwesten nach Osten gegangen ist, wahrscheinlich auch durch dieselben Orte, in Taki sind wir zum Beispiel ungeplant aneinander vorbeigelaufen…“ „Tz… Von wegen ungeplant.“, widersprach Sasuke. „Das war so geplant, ich wusste, dass du zu diesem Zeitpunkt in Taki sein würdest und dass du nicht an dem Ramenstand vorbeikämst… Und vor Allem kannte ich deine Arbeitsmethoden.“ „Ist ja auch nicht wirklich schwierig, wir waren immerhin insgesamt… So zwei Jahre und drei Monate in einem Team, und da ich in den drei Jahren dazwischen ja wohl kaum Spionage gelernt habe, musste ich mich halt auf das verlassen, was Jiraiya immer dazu gesagt hat…“ „Dann dürfte dir ja aufgefallen sein, dass das Ganze eher kontraproduktiv war und die meisten deiner Informanten dich nur ins Bett kriegen wollten… Was hättest du eigentlich gemacht, wenn die sich nicht alle hätten so einfach abstechen lassen?“ „Für diesen Fall“, Sakura legte eine Kunstpause ein und setzte ein triumphierendes Grinsen auf. „Besitzen Kunoichi, wie du eigentlich wissen solltest, immerhin habe ich dir dies schon einmal erklärt, spezielle Unterwäsche, sodass die ganze Zeit über absolut keine Gefahr für mich bestand…“ „Gehört das auch zu den Dingen, die du mir wohl noch auf dem Sterbebett vorhalten wirst?“ „Ja, direkt nach der Zahl neun und der…“ Doch ihre, für Sasuke definitiv extrem peinliche, Antwort ging in einem Gähnen unter. „Tschuldigung.“, murmelte sie und sah in die Runde. Allerdings war alles, was sie erkennen konnte, Zustimmung der besonderen Art; Hinata legte verhalten die Hand vor den Mund, Tenten atmete ungewöhnlich tief ein und aus. Tja, Gähnen war halt ansteckend. Über dieses Naturgesetz schienen sich die Herren der Schöpfung an besagtem Tisch allerdings hinwegsetzen zu wollen. Als ob finstere Blicke gegen Müdigkeit und unumgänglichen Gruppenzwang etwas ausrichten könnten. Es dauerte tatsächlich nur wenige Sekunden, da traten bei beiden am Hals die Adern hervor und die Nasenflügel weiteten sich, absolut synchron. Wieder kein Sieger, so ein Mist aber auch. Da würde man demnächst wohl zur altbewährten Methode zurückkehren müssen; ein stinknormaler Kampf, der allerdings schon fast langweilig war. Immerhin hatte er bereits zweimal, einmal nicht ganz den Regeln entsprechend, offiziell stattgefunden und war beide Male gleich ausgegangen. „Tja, sieht so aus, als ob wir alle ´ne Mütze Schlaf gebrauchen könnten…“, stellte Sakura fest. Zustimmendes Gemurmel wurde laut. Wenige Minuten später war der Tisch wie leergefegt. „Was hast du denn da an?“ Der kleine Flur, den Sasuke ihnen geöffnet hatte, besaß wie gesagt vier Schlafzimmer, eine Großküche und ein Badezimmer, welches eher einer Badeanstalt glich. War ja auch ursprünglich dazu gedacht gewesen, von plus minus zwanzig Männern gleichzeitig benutzt zu werden. Die Aufteilung der vier Schlafzimmer war recht eigenmächtig von Sasuke übernommen worden; Hinata hatte alleine das größte bekommen, mit dem Argument, dass dort irgendwann einmal hoffentlich drei Personen unterkommen mussten. Ohne weiter zu fragen hatte er dann das Zimmer daneben Neji und Tenten zugewiesen. Auf der anderen Seite des Flurs, direkt neben dem Badezimmer und gegenüber von Hinatas Zimmer, hatte er sich dann mit Sakura einquartiert. Beziehungsweise, er hatte sie dort einquartiert, da dies schon immer sein Schlafzimmer gewesen war. Hier genoss er nämlich den Luxus eines separaten Eingangs zum Badezimmer, während alle anderen durch den Flur rennen mussten. Und eben diesen Eingang hatte Sakura soeben benutzt, die nun neben dem etwas zu großen Bett stand, indem er schon lag. „Besagte spezielle Unterwäsche für Spionagekunoichi.“, erklärte sie ungerührt. „Ist noch nicht einmal ganz so unbequem, wie´s aussieht, wenn man sich erstmal an die ganzen Schnüre gewöhnt hat…“ Die sogenannte Unterwäsche bestand nämlich aus einem trägerlosen BH, der anscheinend aus einer ähnlichen Substanz wie Gummi bestand und an beiden Seiten von Lederschnüren zusammen gehalten wurde, das hieß, dazwischen war er auch immer mal wieder durchgängig, und an dessen Unterseite Netzstoff befestigt war, der bis zum Slip aus selbigem Material reichte, der daran ebenfalls mit Lederschnüren befestigt war. „Ah.“, kam es von Sasuke, der aus alter Gewohnheit dazu übergegangen war, sie nur aus den Augenwinkeln zu betrachten. „Und… Wie zieht man so was aus?“ „Einfach alles aufschnüren und dann runterstreifen wie einen Badeanzug.“, erklärte sie. „Wieso?“ Sasuke murmelte etwas Unverständliches und kehrte ihr den Rücken zu. Sie ließ sich fast zu einem nervösen Kichern verleiten. Fast. Nervös war sie aber trotzdem ein wenig, als sie die Bettdecke zurückschlug und sich neben Sasuke legte. Sie hatte noch nie mit ihm in einem Bett geschlafen, sondern nur im selben Haus, Zelt, mit dem Kopf auf seiner Schulter und halb auf ihm. Aber noch nie direkt neben ihm im selben Bett. Allerdings hatte Sasuke ihr immer noch den Rücken zugekehrt. Er war ja so wie so wieder etwas distanziert, seit Hinata aufgewacht war. Und seit Neji und Tenten dann auch noch da waren, hatte er sie kaum beachtet. Und von sich aus würde sie garantiert keinen Annäherungsversuch mehr unternehmen, nein, bestimmt nicht. Dafür hatte er sie nun echt schon oft genug abgewiesen, ja. Das letzte Mal vor knapp vierundzwanzig Stunden. Schon komisch, immer wenn sie es ernst meinte, stieß er sie weg, wenn das Ganze eher als Spaß oder Provokation oder als Mittel zum Zweck angesehen wurde, ließ er sie gewähren… Wenn man mal so darüber nachdachte. Und dieses Spiel war sie nun Leid. Wenn er ihre Nähe wollte, sollte er den ersten Schritt machen. Sie hatte das ihrer Meinung nach oft genug getan. Punkt um. Eine Viertelstunde, oder auch ein paar gefühlte Stunden, später, platzte ihr der nicht vorhandene Kragen, und nicht zu vergessen die ebenfalls nicht vorhandene Hutschnur. Und beides auf einmal. Sie lagen immer noch nebeneinander, mittlerweile beide auf dem Rücken, wie ein altes Ehepaar, das sich nichts mehr zu sagen hatte, und das Einzige, was sich berührte, waren ihre Oberarme. Und Sakura rauchte vor Zorn, mehr oder weniger. Denn eigentlich hatte sie ihr Dorf nicht verraten, damit sie und Sasuke nebeneinander lagen und sich anschwiegen. Was war nur los mit ihm? Selbst vor anderthalb Jahren, also zu der Zeit, in der sie noch in Konoha und gerade Jonin geworden waren, wäre mittlerweile wenigstens irgendwas passiert. Sie hatte sich diese Zeit schon des Öfteren durch den Kopf gehen lassen, und war im Nachhinein zu dem Schluss gekommen, dass Naruto und Ino durchaus Recht gehabt hatten; damals hatten sie massiv geflirtet. Auch wenn sie das nie öffentlich zugeben würde, erst recht nicht den beiden gegenüber. Aus einer plötzlichen Phase des Tatendrangs heraus, wo genau die herkam wusste sie nicht, aber sie brachte sie mit einem geplatzten Kragen und einer gerissenen Hutschnur in Verbindung, rollte sie sich kurzerhand auf Sasuke, der ja wie gesagt auf dem Rücken lag, und sah ihm grimmig ins Gesicht. In welche Lage sie sich damit gebracht hatte und wie man das missverstehen könnte, fiel ihr in diesem Moment noch nicht ein. Sasuke, der bis zu diesem Augenblick verbissen versucht hatte, die Augen geschlossen zu halten, spürte auf einmal, wie sie sich auf ihn legte, und öffnete en wenig überrascht die Augen. Irgendwie hatte er sich das eigentlich immer andersrum vorgestellt… Und damit meinte er eigentlich nicht nur ihren verärgerten Blick. „Was ist?“, fragte er nur in wenig irritiert. Ihre Miene verfinsterte sich noch mehr. „Wir müssen reden.“, kündigte sie grimmig an. Sasukes Mund verzog sich zu einem Strich. Einem sehr, sehr schmalen Strich, der es außer Frage ließ, dass er nicht reden wollte. Typisch. Streiten, ja, streiten konnte er zu jeder Tages- und wahrscheinlich auch Nachtzeit. Genauso wie er sie immer ärgern konnte. Aber sobald sie mal ernsthaft mit ihm reden wollte, blockte er ab. Er drehte sogar den Kopf weg, um sie nicht anzusehen. Auch wenn ihr auffiel, dass er sie immer noch verstohlen aus den Augenwinkeln musterte, so wie er es eigentlich fast immer getan hatte, seit sie vor nun schon fast zwei Jahren aus Suna zurückgelehrt war. Irgendwann kurz danach hatte er versucht es zu vermeiden, sie direkt anzusehen. Ihr fielen spontan alle Gelegenheiten ein, an denen er es doch getan hatte. Und bei einer davon hatten sie gekämpft. Ein anderes Mal war zum Beispiel gewesen, als sie nach dem Krieg bei ihm zu Hause aufgewacht war und er sie rausgeschmissen hatte, auch wenn er sie da scheinbar nur durch eine Glasscheibe oder etwas ähnliches angesehen hatte, so kalt waren seine Augen gewesen. Und die anderen Male hatten damit geendet, dass sie sich, natürlich niemals ohne triftigen Grund, geküsst hatten. Auf seiner Veranda, allerdings ohne zu wissen, warum, auf dem Ball. Und in der Höhle, vor nicht einmal vierundzwanzig Stunden, da hatte er es auch vermieden, sie anzusehen, bis sie sich schließlich wieder geküsst hatten. Und plötzlich wurde ihr etwas klar… „Sasuke, warum siehst du mich nicht an?“, fragte sie. Und es war keine normale Frage. Sie selbst war sich des Klanges ihrer Stimme zwar nicht hundertprozentig bewusst, aber in Sasuke regte er etwas. Es war keine Frage, eine höfliche Bitte um Antwort, nein. Es war der Befehl für eine Antwort. Ein Befehl, dem er sich nur unter Aufwand seiner gesamten Willenskraft entziehen konnte. Dumm nur, dass er die noch aufbringen konnte und somit verbissen schwieg und einfach versuchte, sie nicht anzusehen. Folglich bekam sie keine Antwort. Sie hatte allerdings auch nicht damit gerechnet, dass Sasuke so einfach zu knacken wäre. Aber leider, leider, war ihr die Beharrlichkeit schon in die Wiege gelegt worden. Wie sonst hätte sie ihr dreizehntes Lebensjahr ohne derbe Depressionen überstehen können? Wie sonst hätte sie ihr extrem hartes Training aushalten können? Wie sonst wäre sie hier gelandet? Oh ja, wenn sie etwas war, dann beharrlich. Sprich; sie ließ sich nicht so leicht abschütteln. Und erst Recht nicht von Sasuke Uchiha, für den sie ihr Dorf verraten hatte und der es trotzdem noch nicht einmal fertigbrachte, sie anzusehen. „Sasuke, sieh mich an.“, forderte sie nun, im selben Ton, indem sie eben auch ihre Frage gestellt hatte. Und sie konnte sogar beobachten, wie sich Sasukes Kopf langsam, ganz langsam zu ihr drehte – und dann abrupt wieder zurückschnellte. Direkte Befehle wirkten also besser als indirekte. Schön. Oder auch nicht, denn die indirekten lagen ihr in solchen Situationen eher. Auch wenn sie das Gefühl nicht loswurde, dass in dieser Situation nur Reden half. Wieso hatte sie mit dreizehn, vierzehn Jahren nur nicht den Kurs in Psychologie belegt, das hätte ihr wesentlich besser geholfen als zu lernen, wie man noch effektivere Fallen baute… Wer brauchte schon noch Fallen, wenn man es mit jedem ANBU einzeln aufnehmen konnte? Egal, zurück zum Wesentlichen. Wahrscheinlich würde sie jedes Wort aus Sasuke herauskitzeln müssen – oder es ihm aus dem Mund nehmen. Ja, genau, am Ende müsste sie noch selbst zur Lösung des Problems kommen… Auch wenn ihr das Problem irgendwie schon klar war… Egal. „Also gut, Sasuke“, begann so von Neuem. „Wenn du nicht mit mir reden willst, dann mach ich´s halt wie ganz früher – ich labere dich voll. Und glaub mir, das kann ich immer noch, auch wenn ich´s lange nicht mehr getan habe…“ Keine Reaktion. Drohen half also auch nicht. Gut, dann musste sie ihre Drohung halt wahr machen – denn gelogen hatte sie nicht… „Okay, du hast es nicht anders gewollt. Also, meine Ausgangsfrage war, warum du mich nicht ansiehst. Und, wenn ich so darüber nachdenke, dass hast du bisher so wie so recht selten gemacht. Genau genommen, seit ich vor nun zwei Jahren aus Suna zurückgekehrt bin eigentlich nur noch von der Seite. Und wenn du mich dann doch mal angeguckt hast, dann hast du mich entweder ein paar Minuten später rausgeschmissen, oder… Wir haben uns in den Armen gelegen.“ Ihr erster Wortschwall war damit vorüber. Das waren die Tatsachen. Als nächstes käme dann die Deutung. „Daraus schließe ich, dass du mich nicht angesehen hast, weil du dich ansonsten nicht mehr zurückhalten konntest. Aber jetzt musst du dich nicht mehr zurückhalten.“ So, die Deutung war vorüber. Nun ging es an die Schlussfolgerung. Und die fiel gnadenlos aus. „Und da du mich nicht nur nicht anguckst, sondern dich auch mir gegenüber ein wenig distanziert verhältst…“ Hierbei kam beiden die Situation ein wenig ironisch vor. Immerhin lag sie auf ihm, und er hatte sich bisher nicht gewehrt, er hatte sie nur nicht angesehen. Eigentlich lag er wirklich nur regungslos da und sah die Wand an. Man konnte auch schon fast annehmen, er wäre mit offenen Augen eingeschlafen… „Und das übrigens seitdem Hinata aufgewacht ist, sieht es so aus, als ob… ARGH!“, rief sie aus und begann, mit den Fäusten auf seine Brustkorb einzutrommeln, worauf er sie wenigstens aus den Augenwinkeln stirnrunzelnd ansah. „Tu mir das verdammt noch mal nicht an! Du kannst mich doch nicht dazu bringen, auf dasselbe Level wie Ino, Tenten und Chiho abzusinken, nur weil du nicht zu deinen Gefühlen stehst! Und dabei war ich die letzten Jahre über so froh, nicht dazu zu gehören! Argh! Du machst mich wahnsinnig! Du hast es doch sogar geschafft, mir eine Liebeserklärung zu machen, während Naruto im selben Raum geschlafen hat! Wieso hast du jetzt auf einmal ein Problem damit, zu deinen Gefühlen zu stehen, hm?“ Über diese Gedanken hinweg hatte sie sogar vergessen, dass Sasuke nicht sprach, und ihm eine direkte Frage gestellt. Dabei würde sie so wie so keine Antwort kriegen… Und war auch schon zu Ende mit ihren Gedanken. Das war es, warum Sasuke so komisch distanziert war. Er fiel eben doch nicht aus der Art. Und sie auch nicht. All der Triumph, den sie genossen hatte, während sie Ino in ihren verzweifelten Fantasien und Tenten bei ihren Fressattacken beobachtet hatte, schwand dahin. Das kam nun von ihrer verflixten Schadenfreunde. Das kam davon, unbedingt die Rebellin sein zu wollen. Am Ende war man genauso armselig wie alle anderen auch. Weil man eben dich nicht aus der Art schlug. So ein Mist aber auch. Und es kam noch schlimmer, als Sasuke vollkommen Widererwartung doch den Mund aufmachte. „Naruto hat nicht geschlafen, wie er mir direkt nachdem du weg warst unter die Nase reiben musste…“, brummte er. Oh, ein Brummen. Was für ein Fortschritt. „Noch schlimmer.“, brummte sie nun ebenfalls. „Dann hast du mir also eine Liebeserklärung gemacht, während jemand dabei war. Und was ist dann noch so schlimm daran, vor anderen Leuten zu deinen Gefühlen zu stehen?“ „Damit habe ich keine Probleme…“, murmelte Sasuke, weiterhin in Richtung Wand. „Sondern?“, fragte sie nur und sah ihn durchdringend an, was allerdings nicht sonderlich effektiv war, da sein Gesicht immer noch der Wand zugewandt war und er sich anscheinend auf die Lippen biss. Super. Aber wenigstens hatte sie ihm einmal zum Sprechen gebracht, das war doch schon mal was. Jetzt musste sie nur wieder von vorne anfangen mit ihrem Spiel. „Okay, du sagst also, du hast kein Problem damit, zu deinen Gefühlen zu stehen. Du bist aber trotzdem mir gegenüber distanziert, selbst jetzt noch, kriegst den Mund nicht auf, liebst mich aber trotzdem definitiv noch… Oh Gott, Sasuke, nein…“ Sie ließ den Kopf sinken, drehte ihn dabei zur Seite und lag nun mit dem Kopf auf seiner Halsbeuge. „Du hast also kein Problem damit, zu deinen Gefühlen zu stehen, sondern mit den Gefühlen an sich… Wieso bin ich da nicht früher drauf gekommen.“, murmelte sie niedergeschlagen. „Du bist halt immer noch Sasuke-kun… Und ich anscheinend immer noch blöd…“ Stille. Sakura wusste, dass sie Recht hatte, obwohl Sasuke keinerlei Reaktion gezeigt hatte, okay, das hätte sie so wie so nicht sehen können, aber so etwas wie stummes Verständnis lag zwischen ihnen. Schließlich wurde die Stille doch gebrochen. „Erinnerst du dich an meinen Abschiedsbrief?“, fragte Sasuke nach einer Weile. Sakura hob den Kopf und sah ihn zweifelnd an. „Sakura, Wenn du das liest, bin ich schon nicht mehr in Konoha. Und halte mich nicht für armselig; ich gehe nicht, weil du mir einen Korb gegeben hast, ich gehe, um dich und alle anderen vor mir zu schützen. Ich habe in den letzten Monaten festgestellt, dass ich einen unglaublichen Hass auf jeden Mann empfinde, der nur mit dir redet. Ich habe den Lord, den du auf deinem Auftrag bezirzen solltest, in eine Art Koma versetzt, in dem er von Alpträumen geplagt wird. Ich habe an einem Abend drei Mordpläne gegen den Kerl geschmiedet, mit dem du getanzt hast. Ich hätte am selben Abend wohl auch Naruto etwas angetan, wenn er nicht betrunken gewesen wäre. Und außerdem war ich schon mehrere Male kurz davor, Yasume zu töten. Du wirst dich jetzt im ersten Moment darüber ärgern, dass ich das nicht getan habe. Aber meine Begründung ist einfach: Ich will nicht zu einem Menschen werden, der all seine Probleme löst, indem er Menschen tötet. Darauf folgt dann das Töten aus Spaß und das ist widerlich. Deswegen tue ich alles, um das zu verhindern, und der beste Weg ist, mich von dir fernzuhalten. Außerdem weiß ich nicht, wie ich reagieren würde, wenn ich mit ansehen müsste, wie du Yasume heiratest. Wahrscheinlich würde ich Amok laufen und wahllos jeden im Umkreis von zehn Metern töten. Du siehst also, es ist besser für mich, dich und alle anderen, wenn ich gehe. Kümmere dich bitte um Natsuki und mein Anwesen, bis Natsuki alt genug ist, um alleine dort zurrecht zu kommen. Danach kannst du natürlich auch noch dort wohnen bleiben, wenn Natsuki das will und falls du dann noch in Konoha sein solltest. Oder du nimmst sie mit nach Kiri, bis sie alt genug ist, um alleine Leben zu können. Das Geld, welches in der Schatzkammer, wie du sie nanntest, versteckt ist, mehrere Millionen, gehör Natsuki. Ich habe meinen Teil genommen, oder eher, was ich brauche. Du kannst das übrige Geld benutzen, um euch beide zu ernähren, so lange du in Konoha bist. Sasuke, PS: Such nicht nach mir, du wirst mich so wie so nicht finden. So ungefähr?“ „Du hast das auswendig gelernt?“, fragte Sasuke verdutzt. Sakura lag die Antwort ‚Nein, das steht dir auf der Stirn geschrieben’ auf der Zunge, allerdings wäre das wohl eher kontraproduktiv gewesen. „Ja, habe ich…“, murmelte sie stattdessen. „Das ist so eine dumme Angewohnheit von mir… Ich kann auch unseren Dialog von damals, als du Konoha zum ersten Mal verlassen hast, halbwegs auswendig, weil ich andauernd davon geträumt habe… Aber egal. Du hast in dem Brief ziemlich deutlich gesagt, dass du aus Eifersucht beinahe Menschen getötet hättest… Nun ja, einerseits ist das für mich ziemlich schmeichelhaft, dann hört es sich auch verdammt hart an… Vor Allem bei dir… Aber… Du hattest nie auch nur den Ansatz eines Grundes ernsthaft eifersüchtig zu sein.“, erklärte sie. „Zumindest, was mich angeht. Andere Umstände, wie das mit der eventuellen Zwangsheirat mit Yasume mal außen vor gelassen, obwohl die mich sogar davor hättest retten können… Dorfinterner Frieden geht vor Dorfexternen, weißt du? Und weil du ja in diesem komischen System ganz oben bist… Aber egal. Also, du hast keinen Grund mehr, aus Eifersucht Leute zu töten. Wieso bist du dann so distanziert?“ Sasuke biss sich erneut auf die Lippen, was sie sehen konnte, weil sie den Kopf wieder gehoben hatte. Also hatte sie doch falsch gelegen. Und er hatte falsche Hinweise gegeben. Oder auch nur Teilhinweise… Egal. Sie musste es auf einer neuen Schiene versuchen. Vielleicht mit einer älteren… „Also… Du bist immer noch Sasuke-kun…“, begann sie von vorne. „Wieso bin ich jetzt auf einmal wieder Sasuke-kun?“, fragte er skeptisch. Sakura seufzte. „Ich unterscheide zwischen Sasuke-kun und dir. Und Sasuke-kun ist vor fünf Jahren gestorben. Zusammen mit meinem nutzlosen Ich.“, erklärte sie. Das schon wieder. Aber sie war noch nicht fertig. „Und Sasuke-kun war vor Allem eins; einsam. Das gehört nämlich zu den wenigen Dingen, die er mir von sich erzählt hat. Schade nur, dass er nicht weiß, dass ich mittlerweile sehr wohl weiß, was Einsamkeit bedeutet…“ Sie spürte erneut instinktiv, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. Nur schade, dass sie sich dafür anhören musste, als hätte sie nicht mehr alle Tassen im Schrank. Wer redete schon jemanden, der, auf die Situation bezogen, unter einem lag, in der dritten Person an? Trotzdem, es half. „Aber Sasuke-kun ist ja leider vorher gestorben, sodass er gar nicht weiß, dass er es war, der mich einsam gemacht hat… Zumindest einmal.“, fuhr sie fort. „Oh nein, du warst niemals wirklich einsam.“, behauptete Sasuke. Seine Stimme hatte sich im Klang verändert, er wirkte abwesend, abwesender als er es je getan hatte. „Sasuke, ich bitte dich. Ich bin ein Jahr lang allein durch die Gegend gezogen, ich habe meine Mutter verloren. Und da soll ich noch nie einsam gewesen sein?“, fragte sie. Mittlerweile lag ihr Kopf wieder auf seiner Brust, sie starrte in dieselbe Richtung wie er. Ja, auch sie war mittlerweile abwesend. Diese Unterhaltung hatte sie dazu gebracht, richtig bedrückt zu werden. Sie wusste nicht, wieso. Allein die Erinnerung reichte aus, um sie beinahe grundlos traurig zu machen. Und Sasukes Abwesenheit. Allerdings schien sie ihn nun endlich, endlich da zu haben, wo sie ihn haben wollte. „Es gibt einen Unterschied zwischen ‚einsam’ und ‚allein’.“, erklärte er. „Allein ist ein Zustand, einsam ein Gefühl. Und glaube mir, du warst nie, aber auch wirklich nie einsam. Nein, nicht du.“ Er atmete einmal tief ein, Sakura merkte dies, weil ihr Kopf sich mit seinem Brustkorb hob. Sie wollte ihm widersprechen, hatte aber das Gefühl, dass es besser wäre, ihn jetzt reden zu lassen. „Du bist nicht ziellos umhergeirrt, ohne zu wissen, warum du überhaupt noch irgendwo hin willst. Um dich herum war es nie so dunkel, dass du Tag und Nacht nicht mehr unterscheiden konntest. Du warst nie dankbar für jedes bisschen Schmerz, der dir signalisiert hat, dass du noch am Leben bist. Oder?“ Verstört hob Sakura blitzschnell den Kopf und ließ den Blick unauffällig über Sasukes Arme wandern. Keine Ritzspuren. Aber… Was hatte er denn ansonsten damit gemeint? Obwohl, vielleicht hatte sie die Ritzspuren auch unbewusst mitgeheilt, als sie ihm das Leben gerettet hatte… „Sasuke…“, murmelte sie verzweifelt und sah ihn einfach nur an, er sah allerdings immer noch zur Wand, aber sein Gesichtsausdruck hatte sich verändert; er war um einiges härter geworden. „Ist dir nicht klar, dass du mich durch dein Verhalten dazu bringst, dich zu verlassen? Willst du das? Dann bist du nämlich einsam! Denn ohne mich gibt es für Hinata, Tenten und Neji keinen Grund, hier zu bleiben… Abgesehen von einem Dach über dem Kopf.“ „Sakura, ich will nur, dass es wieder wie früher wird…“, murmelte Sasuke weiter. „Früher? Du meinst, als wir beide uns unsere Gefühle nicht eingestehen wollten und es deswegen zu ‚gelegentlichen’ Ausrutschern kam, wie an meinem Geburtstag auf deiner Veranda? Sasuke, das war doch schon fast peinlich!“, erboste Sakura sich. Irgendwie schien Sasukes Hirn nicht mehr so ganz zu funktionieren – oder er praktizierte eine sehr ungewöhnliche Art von Selbstschutz. Hoffentlich Letzteres. „Aber nicht ernst.“, erwiderte er. „Und solange es nicht ernst ist…Und du einfach nur da bist… Falle ich nicht wieder so tief, wenn du… Gehst.“ Sakura seufzte tief und ließ den Kopf sinken. Wie deprimierend war das denn? Sie hatte Konoha wirklich für mehr verlassen, als für einen Sasuke, der sich so… Furchtbar dumm und kindisch anstellte. Aber vielleicht hatte er schon sehr, sehr lange diese Unterhaltung gebraucht. Wahrscheinlich reichten auch nur ein paar simple Worte aus, um ihn wieder normal zu machen. Denn Sakura kannte ihn sehr gut, wahrscheinlich besser als sonst jemand, höchstens Naruto konnte da noch mit ihr konkurrieren… Allerdings war er wohl nicht einfühlsam genug, um wirklich alles zu verstehen. Früher war das anders herum gewesen; da hatte sie kaum etwas von Sasukes Handeln nachvollziehen können, Naruto kannte aber wenigstens einen Teil von Sasukes Gefühlen. Das hatte sich allerdings grundlegend geändert… „Sasuke…“, seufzte sie erneut. „Ist dir nicht aufgefallen, dass das Ganze eher kontraproduktiv ist? Ich meine, ich werde nicht gehen, solange du mir keinen Grund dafür gibst! Und mir die kalte Schulter zuwenden ist für mich definitiv einer…“ Soweit zu dem, was er wortwörtlich gesagt hatte. Nicht, dass sie nicht gewusst hätte, wie er es gemeint hatte, aber wenn er sich nicht klar verständlich ausdrücken konnte… „Das… meinte ich eigentlich nicht…“, murmelte er nur, immer noch ins Leere starrend. „Ich weiß.“, erwiderte Sakura. Sie seufzte noch einmal. „Aber…“ Auch sie sprach in Richtung Wand. Sie kam nun zum entscheidenden Punkt in ihrer Rede, zu dem Punkt, auf den sie zwangsläufig hatte zukommen müssen, zu dem Punkt, über den unbedingt etwas gesagt werden musste. „Die Lebenserwartung von Frauen ist höher, und…“ Sie holte tief Luft. „Es gibt insgesamt zwei Personen, die mich einzeln umbringen könnten; von der einen hoffen wir, dass sie auf dem Weg hierher ist, auf der anderen liege ich gerade.“ Sie hob den Kopf und ah ihn an. Und er sah sie nun auch an, mit einer Mischung aus Überraschen und Entsetzen, und aus den Augenwinkeln. „So schnell werde ich nicht sterben, Sasuke.“, schloss sie ihre Rede. Ohne es zu wollen, drehte er den Kopf und sah sie an. Und da war es wieder. Das Lächeln. Das verdammte, traurige, starke Lächeln, welches Schuldgefühle in ihm weckte, sogar in diesem Kontext und noch dazu in dieser Situation. Doch noch etwas anderes war mit ihm geschehen; er kam sich irgendwie… Bereit vor. Befreit durch ihre Worte, so kitschig dies auch klingen mag. Doch davon ließ er sich herzlich wenig anmerken, doch Sakura wusste es trotzdem. „Hör. Auf. So. Zu. Lächeln.“, knurrte er stattdessen. „Wieso?“, fragte sie verständnislos. „Das letzte Mal, als ich so gelächelt habe, Gott, das war erst vor ein paar Stunden, haben wir uns wenig später in den Armen gelegen… Und… Das vorletzte Mal auch!“ Stichwort Veranda. Aber Sasuke war nicht in der Stimmung, ihr noch tiefere Einblicke in sein Seelenleben zu gewähren. Nein, jetzt nicht. Denn wie sollte er, gerade er, es fertig bringen, ihr zu sagen, dass er sich in erster Linie in dieses Lächeln verliebt hatte, es aber trotzdem nicht ertragen konnte? Oh ja, er hatte sich in dieses Lächeln und seine Bedeutung verliebt, auch wenn er das nicht einmal ganz vor sich selbst zugeben wollte; und zwar in dem Moment, indem sie es fertig gebracht hatte, so zu lächeln, obwohl kurz vorher ihre Mutter gestorben war. Da war ihm auch erstmalig klar geworden, dass sie seelisch wirklich stark war, viel stärker als er. Das war auch der Grund, warum sie nie richtig einsam sein würde, weil sie sich niemals ihrer Trauer hingeben würde, nein. Sie machte weiter. Egal, was passierte. Sie war da und sie machte weiter. Das bedeutete dieses Lächeln, das waren die Gründe, warum er sie liebte. Aber das würde er ihr nicht sagen, noch nicht. Deswegen beugte er sich erst einmal hoch und küsste sie. Sakura war davon vollkommen überrumpelt, sodass sie es verpasste, den Kuss zu erwidern, bevor Sasuke sich wieder von ihr löste. „Frag einfach nicht.“, meinte er nur. Sakura zog eine Augenbraue hoch, aber dann lächelte sie wieder. „Okay.“, wisperte sie und rückte ein wenig näher, um ihn erneut zu küssen und dabei ihre Arme um seinen Nacken zu schlingen. Sie hatten sich noch nie so geküsst, das hieß, seit dem Kuss auf Inos Weihnachtsfeier jedes Mal mit Zunge, aber nie so… Ohne Ausrede, abgesehen von dem Kuss in der Höhle, und auch nie so lange, ohne irgendwie unterbrochen zu werden, sei es von anderen oder ihrer eigenen Sturheit. Sakura fühlte sich auch kein bisschen müde mehr, auch wenn sie dieser Stimmungsumschwung ziemlich überrascht hatte; sie würde sich jedenfalls nicht beschweren. Auch wenn sie das Gefühl hatte, dass es noch vieles gab, was gesagt werden musste, heute würde es dazu nicht kommen. Sasuke brauchte Zeit, bis er sie alles über sein Seelenleben wissen lassen würde. Und, weiß Gott, sie hatten Zeit. Massenhaft. Sie waren an nichts mehr gebunden, außer an körperliche Bedürfnisse, sie konnten theoretisch für alle Zeit hier liegen bleiben. Eine Weile verharrten sie noch so, unterbrachen ihren Kuss nur um Luft zu holen, doch irgendwann spürte Sakura, wie Sasukes Hände in ihrem Kreuz sie näher an ihn drückten, und ehe sie sich versah, hatten sie auch schon die Seiten getauscht, sodass Sasuke nun über ihr lag. Und schlagartig fühlte sie sich wieder ein wenig nervös, ohne es zu wollen. Geschweige denn, dass sie einen Grund dazu gehabt hätte; was hatte sie eigentlich erwartet? Um weiter darüber nachzudenken blieb ihr allerdings herzlich wenig Zeit, Sasuke hatte nämlich erneut begonnen sie zu küssen, aber diesmal fordernder. Schließlich löste Sasuke sich wieder von ihr und begann, ihren Hals herab zu küssen. Sie holte zischend Luft, während Sasuke begann, seine Küsse auf eine Stelle zwischen Hals und Schulter zu konzentrieren, während sie ihre Hände von seinem Nacken in seine Haare wandern ließ. Schließlich wanderte er weiter nach unten, küsste ihr Schlüsselbein, fingerte schon am ersten Verschluss ihrer Spezialunterwäsche herum – da klopfte es. Erschrocken fuhren sie auseinander und starrten die Tür an. Plötzlich fiel Sakura auf, in welcher Situation sie sich eigentlich befanden, und sie errötete. „I-Ich geh dann mal lieber an die Tür…“, murmelte sie, kletterte unter Sasuke hervor und tapste über den kalten Fußboden zur Tür. „J-Ja?“, fragte sie, während sie Selbige öffnete. Sie hatte keine Ahnung, warum sie spontan angefangen hatte, zu stottern, sie hieß schließlich nicht Hinata, aber irgendwie war ihr danach. Vor der Tür stand… „Tenten?“, fragte sie irritiert, während ihre Freundin beschämt den Blick von ihr abwandte, ob da nun daran lag, dass sie in Unterwäsche vor ihr stand, von der der oberste Verschluss bereits geöffnet war, oder daran, dass sie im Hintergrund wahrscheinlich einen Blick auf Sasukes nackten Oberkörper erhaschen konnte. „Äh… Ja.“, antwortete Tenten nur. „Ich, also… Muss mit dir reden.“ Sakura warf einen raschen Blick zurück in den Raum. „Also, Tenten… Kann das nicht bis…“ Doch dann sah sie, mit welchem Blick Tenten sie ansah. Da war etwas in den nussbraunen Augen, was sich verändert hatte. Grundlegend verändert. Ihre Augen hatten an Glanz verloren. Wie hatte sie nur annehmen können, dass bei Tenten alles in Ordnung war? Hatte sie denn nicht richtig nachgedacht? Na gut, sie hatte andere Sorgen gehabt… „Okay.“, seufzte Sakura schließlich und warf einen letzten, bedauernden Blick zurück auf Sasuke, bevor sie die Tür schloss. {~~} Jaah, es ist vollbracht, es ist vollbracht... Na ja, nicht ganz,die Unterhaltung der beiden gehört eigentlich noch inieses Kapitel, aber das würde den Rahmen sprengen « ich frag mich nur, seit wann ich die Kapitellänge nicht mehr richtig einschätzen kann ~~ eigentlich sollten bis zum 15.Kapitel alle unter 2.000 Wörter bleiben, der 11.2. in zwei Kapiteln geschildert sein, bla, bla... So langsam mag ich diesen Tag nicht mehr « Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)