Die Grenze zwischen Schwarz und Weiß von Black_Feathers (Kapitel 8: hochgeladen) ================================================================================ Kapitel 7: 7 ------------ ~~ Kapitel 7 ~~ Langsam senkte sich Dunkelheit herab auf die Steinwüste und das letzte Licht der Sonne verschwand immer weiter hinter dem Horizont im Westen, während sich die Gedanken in Drizzts Kopf im Kreis drehten und überschlugen, dass er selbst die schwere des Körpers vergaß, der sich von hinten an ihn lehnte. Elfen?!, hallte Dwavhels erschrockenes Keuchen in seinen Ohren wieder und sagte aus, was Drizzt selbst dachte. Wieso hatten Elfen Catti-brie entführt? Waren es möglicherweise Drow, die sich in Elfengestallt über die Oberfläche bewegten? Aber ihre Gebaren passten nicht dazu, solange es nicht nur ein Schauspiel gewesen war, dafür jedoch wieder hatte es zu echt gewirkt und Drizzt war sich sicher, dass kein „normaler“ Drow solch ein Schauspiel der Gefühle bewältigen könnte. Also mussten es Elfen sein...oder? Aber dann... Drizzt gesamtes Weltbild war erschüttert worde, als er die beiden Elfen dort vorne vor der Höhlenöffnung erkannt hatte. Unwillkürlich musste er an Inovindil denken, die ihm während der schweren Zeit geholfen hatte weiterzuleben, als er angenommen hatte alle seine Freunde wären in Senkendorf umgekommen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass ihr Volk soetwas tun konnte. Catti-brie hatte niemandem etwas getan. „Hey Do'Urden?!“, wisperte jemand plötzlich in Drizzts Ohr und rüttelte ihn an der Schulter und er selber bemerkte erst jetzt, dass Entreri nicht mehr gegen ihn lehnte, der warme Körper war verschwunden und ließ Drizzt in einem aufkommenden Windhauch frieren – schneller, als das der Dunkelelf diese Regung seines eigenen Körpers jedoch wahrnehmen konnte, war dies aber auch schon wieder vorbei. Langsam drehte er sich um und schaute den schwarzhaarigen Artemis Entreri an, dessen Hand noch immer auf seiner Schulter verharrte. „Was ist?“, fragte er leise zurück. Einige Momente herrschte Schweigen zwischen ihnen und graue Augen starrten in violette, doch dann brach Dwavhel die Stille. „Wir dachten schon du wärst du einer Salzsäule erstarrt.“, grinste zu Drizzt hoch, doch ihre braunen Augen funkelten ernst, als sie sich zwischen die beiden Männer drängte und dann verstimmt, weil Entreri sie wie ein kleines Kind wieder zur Seite schob. „Du hast das gedacht, Dwavhel.“, meinte er kurz, dann beantwortete er Drizzts Frage ruhig, „Die Sonne geht unter. Hattest du nicht etwas vor?“ Die Frage traf den Drow Waldläufer nicht wirklich unvorbereitet, trotzdem bereitete sie ihm Schwierigkeiten und ein gewisses Unwohlsein. Sie spielte auf seinen Plan an Catti-brie zu befreien und dabei hatte er eingeplant die Entführer seiner Geliebten notfalls töten zu müssen, ohne weiter darüber nachzudenken. Jetzt aber, wo er deren Identität kannte, waren seine Gefühle zwiegespalten. Es schien ihm unmöglich mit seinem Gewissen und seinen Prinzipien zu vereinbaren einen Elfen oder eine Elfe zu töten, denn er konnte sich nicht vor sich selbst damit herausreden, dass ihr Volk böse und grausam war. „Ja...hatte ich...“, murmelte er leise und senkte seinen Blick auf den steinigen, von Geröll bedeckten Boden. „Aber...“, begann er ein zweites Mal und brach dann wieder ab. Lange herrschte jedoch kein Schweigen, denn Dwavhel beendete seinen unausgesprochenen Satz für ihn fort, als häte sie seine Gedanken gelesen. „...du bist dir nicht sicher, ob du gegen Elfen kämpfen kannst.“ Drizzt nickte, während Entreri nur den Kopf schüttelte. „Nur weil sie Elfen sind, macht sie das nicht besser.“, zischte er und sein Tonfall machte unmissverständlich deutlich, dass er keinen Widerspruch duldete. „Wenn du nicht kämpfen willst tu es nicht und sieh' zu, wie sie deine Freundin und dich gleich mit töten, wenn du versuchst dies friedlich mit ihnen zu klären. Ich kenn mich mit soetwas aus. Sie werden die Frau nicht ohne Grund entführt haben, denn ansonsten hätten sie sie sofort getötet.“ Die Wahrheit jedes einzelnen Wortes aus dem Mund des Meuchelmörders traf Drizzt hart; auch, wenn er sie nicht akzeptieren wollte, wusste er doch, dass Artemis Entreri Recht hatte und wohlmöglich auch wusste wovon er sprach. Wahrscheinlich war er selbst schon oft selbst so verfahren, da war Drizzt sich sicher, denn immerhin war Artemis Entreri ein Meuchelmörder – jemand der auf Befehl oder für Geld jemand anders tötete, ohne ein weiteren Gedanken an sein Opfer zu verschwenden, als den, wieviel Gold es ihm durch seinen Tod eingebracht hatte – und doch fiehl es Drizzt schwer die Worte als die Wahrheit, die sie war, anzuerkennen. Drizzt wollte es einfach nicht glauben, doch ihm blieb nichts anderes übrig, denn auch wenn sein Herz sich dagegen wehrte, sein Verstand konnte die Logik der Worte nicht von der Hand weisen. „Ich weiß...“, gab er deswegen schließlich widerwillig zu. Dieses Mal konnte er sich den rest seines Satzes allerdings nicht mehr verkneifen und sobald er die Worte ausgesprochen hatte, bemerkte er erst, wie sehr ihn die Antwort auf die Frage wirklich interessierte. „..., aber warum schert gerade Artemis Entreri sich darum?“ „Ich sehe es als mein Privileg an, dich zu töten, wenn es überhaupt jemand tut.“, bekam er dann auch die prompte Antwort, wenn sie auch ein wenig klang, als hätte Entreri sich diese Antwort schon zurecht gelegt. Statt allerdings darauf einzugehen, musste Drizzt lachen, denn genau diese Antwort hätte er eigentlich erwarten sollen. Er hätte es wissen sollen, denn selbst wenn es sich wirklich um eine vorformulierte, nicht ganz der Wahrheit entsprechende Antwort handelte, hätte Entreri ihm niemals eine andere gegeben. Was genau hatte er eigentlich überhaupt erwartet gehabt? Oder hatte er sich eine andere Antwort nur erhofft? Wenn ja...wieso?! „Gut, da das nun geklärt ist, holen wir deine Freundin da raus.“, wisperte Dwavhel mit einem Mal aufgeregt und zwei Kurzschwerter erschienen in ihren Händen, dann hüpfte sie auf einen Felsblock und auf der anderen Seite wieder herunter. Schneller als Drizzt und Artemis schauen konnte, war sie an der Felswand entlang gehuscht, wobei sie sich überaus geschmeidig bewegte und kauerte dann ungesehen nur wenige Schritte von der Höhlenöffnung entfernt auf dem Boden. Vorsichtig hob sie einen Stein auf und war ihn hinpber auf die andere Seite, wo er laut klappernd auf dem Geröllbedeckten Boden aufschlug und die Aufmerksamkeit der dunkel gewandten, inzwischen in der Dunkelheit fast unsichtbaren Wache auf sich zog. Dwavhels Angriff kam für diese dadurch völlig unvorhersehbar. Zwei Klingen blitzten im Licht des steigenden Mondes auf und schnitten gleichzeitig in die Kniekehlen, dann versetzte Dwavhel der Wache noch zusätzlich einen Stoß mit dem Ellenbogen in die Seite, so dass sich diese noch während ihre Beine unter ihr nachgaben von dem Schwung gedreht wurde und ihrer Angreiferin in die Augen sehen konnte...oder auch nicht, denn noch befand sich Dwavhel weit unterhalb des Sichtfelds der überraschten Wache, die vor Schreck nichteinmal in der Lage war aufzuschreien oder Alarm zu schlagen. Ein verzweifelter Schwertschlag rauschte weit über Dwavhels Kopf hinweg, helle Augen schauten verwirrt in die Luft vor ihnen und fragten sich wo der Gegner war, der Körper schien wie in Zeitlupe zu fallen und Dwavhel tauchte langsam im Blickfeld der weit aufgerissenen Augen auf. Das letzte was diese erblickten war das Gesicht einer Halblingsfrau mit rotblondem Lockenhaar und traurigen braunen Augen, dann schnellte ein Kurzschwert in einem gezielten Bogen vor und zerschnitt der Wache die Kehle. Warmes Blut sprudelte hervor und tauchte Dwavhel in einen blutigen Regen, der ihr Haar und ihre Haut wie ihre Kleidung rot färbte, röter noch, als diese sowieso schon waren und noch bevor die Leiche des Elfens oder der Elfe auf dem Boden aufschlug, war schon alles Leben aus dem Körper gewichen. Drizzt konnte kaum glauben, wie diese gutmütige Halblingsfrau so kaltblütig und ohne auch nur einen Moment zu zögern ein anderes Wesen töten konnte, dann erinnerte er sich wieder daran, dass sie mit Artemis Enterei unterwegs war. Vielleicht hatten die beiden mehr gemeinsam, als es auf den ersten Blick schien. Von der Höhlenöffnung aus bedeutete Dwavhel den beiden Männern, dass keine weiteren Wachen in der Nähe waren und dass sie folgen sollten. Artemis Entreri wollte auch sofort los, doch Drizzt hiel ihn am Arm zurück, als er die Bewegung des Mannes in Richtung Dwavhel wahrnahm. „Warum?“, fragte er den Meuchelmörder, der sich wieder zu ihm umgedreht hatte und das Gesicht kurz verzog, was beinahe wie ein Grinsen erschein. Graue Augen funkelten, als er antwortete. „Ich will gegen dich kämpfen, Do'Urden, aber dazu muss ich dir wohl vorher helfen deine Catti-brie zu retten.“ Überumpelt nickte Drizzt, dann ließ er Entreris Arm los und folgte dem Meuchelmörder über die Geröllebene zu Dwavhel, die sich nun anschickte die Höhle zu betreten. Der erste Raum, der sich vor ihnen auftrat, war nicht besonders groß. Die Decke war so niedrig, dass Drizzt und Artemis ständig befürchten mussten mit dem Kopf gegen diese zu stoßen, während Dwavhel ohne Probleme hin und her huschte und jeden Winkel der kleinen Höhle nach möglichen weiteren Wachen absuchte, doch wo niemand war, konnte man niemanden finden und grobe unbearbeitete Wände hätten tatsächlich nur schwer darauf schließen lassen, dass auch nur ein lebendes Wesen diese Höhle schon einmal von Innen gesehen hatte. Selbst Drizzt, der darin geübt war selbst auf steinigem Boden noch eine Spur zu finden, hätte beinahe den gut in einer Niesche versteckten Durchgang übersehen, aber da er wusste wonach sie suchten und, dass es irgendwo einen weiterführenden Gang geben musste, war er und auch Dwavhel und Entreri besonders gründlich und so waren sie bald auf dem Weg den Gang entlang, der je weiter er führte immer mehr verriet, dass Hände ihn aus dem Felsen geschlagen hatten. Die Wände wurden gerader – zum Glück von Drizzt und Artemis die Decke höher – und Reliefs erhoben sich aus dem Stein, die Drizzt, der als Nachhut hinter Dwavhel und Entreri ging, in gewisser Weise bekannt vorkamen, wenn sie auch eine andere Perspektive auf die dargestellten Ereignisse darstellten. Bilder von Drow, die blutrünstig und gnadenlos Oberflächen Elfen abschlachteten reihten sich an Abbildungen von Elfen mit versteinerten, niemlas lachenden Gesichtern und von Drowblut roten Schwerten in den Händen und immer wieder erschien ein einziges Symbol: Eine Träne mit einem davor zerbrochenen Pfeil. Es war Drizzt unbekannt, aber er hatte den Verdacht, dass es sich dabei um das Zeichen eines Elfengottes handelte, doch in der kurzen Zeit, die er mit Inovindil verbracht hatte, hatte sie ihm nur die Grundzüge der elfischen Gesellschaft erklärt und ihn gelehrt, was es bedeutete ein Elf zu sein, doch bis zur Religion waren sie nie gekommen, obwohl die Frage nach ihren Göttern Drizzt immer wieder auf der Zunge gelegen hatte. „Uff...pass doch auf!“, fauchte Entreri Drizzt plötzlich an und dieser stolperte erschrocken einen Schritt zurück, sowohl wegen der gefauchten Worte, wie auch wegen des plötzlichen aufpralls gegen einen anderen Körper, Artemis Entreris Körper. Das passierte in letzter Zeit deutlich zu oft. „Entschuldige bitte...was bleibst du auch einfach stehen?“, zischte er in dem selben Tonfall zurück und dass es ihm nicht wirklich Leid tat war recht deutlich zu hören, obwohl er, wie auch Entreri zuvor, kaum seine Stimme hob. Der Meuchelmörder wollte gerade zu einer Erwiederung ansetzen, als Dwavhel ein geflüstertes „Shhht! Beide!“ verlauten ließ. Augenblicklich waren beide Männer still und sich ihrer Umgebung wieder bewusst. „Wenn ihr weiter so laut seid, könnten wir uns auch gleich Ankündingen!“, schalt sie Drizzt und Artemis im Flüsterton, dann drehte sie sich von ihnen weg. Vor ihr bog der Gang nach rechts ab, was auch der Grund gewesen war, dass sie stehen blieb und nun vorsichtig um die Ecke lugte. „Niemand da...gut, weiter.“ Und schon bewegte sie sich wieder vorwärts. Erst langsam begann der Gang nun abzufallen und tiefer zu führen, dass zu beginn nur Drizzt, der lange im Unterreich gelebt hatte, es bemerkte, doch schon nach nur wenigen Schritten wurde die Veränderung deutlich bemerkbar und auch seinen beiden...Gefährten...Gehilfen... – Drizzt wusste nicht, wie er Dwavhel und Entreri bezeichnen sollte – wurden darauf aufmerksam. Immer tiefer ging es und bisher waren sie noch auf niemanden getroffen, was schon irgendwie seltsam war und in Drizzt machte sich die Befürchtung breit, dass sie geradewegs in eine Falle liefen und mit jedem Schritt, den sie machten, wurde diese Befürchtung schlimmer. Es war einfach viel zu einfach. Entreri schien es nicht anders zu gehen, immer wieder huschte sein Blick umher und suchte, wie Drizzts die Wände ab, doch zwischen den Reliefs hätte selbst der erfahrenste Abenteurer keine Geheimtür gefunde, wenn er direkt davor gestanden hätte. Seit Stunden, Tagen, Wochen...oder vielleicht auch nur ein paar Minuten – Catti-brie konnte nicht sagen wie lange, denn seit man sie allein mit einer schwarzen Binde vor den Augen zurückgelassen hatte, war ihr jegliches Zeitgefühl abhanden gekommen. Sekunden waren zu Stunden geworden und Minuten zu Tagen, vielleicht auch umgekehrt. Tränen waren ihr lange über die Wangen geronnen. Tränen ohnmächtiger Wut, die inzwischen doch wieder längst versiegt waren. Sie hatte geschrien und gedroht, aber niemals gebettelt. Sie hatte sich die Handgelenke an den festen Fesseln Wund gerieben, bis ihr schließlich Blut über die Arme und Hände gelaufen war. Doch nichts war von Erfolg gewesen. Niemand hörte sie, oder niemand wollte sie hören und irgendwann war ihre Wut und Verzweiflung einer stummen resignation gewichen. Angst hatte sie keine, zumindest nicht um sich selber. Um Drizzt fürchtete sie und wünschte ihn so weit weg wie es nur möglich war, während sie gleichzeitig Sehnsüchtig darauf wartete, dass er sie hier herausholen käme. Der Boden auf dem sie saß war hart, ebenso wie die Wand in ihrem Rücken, doch sie konnte sich nicht bewegen, die Seile, die sich um ihre Arme und Handgelenke und ebenfalls um ihre Beine schlangen waren zu fest und zu gut verknotet. So bleib Catti-brie nichts anderes als zu warten. Darauf zu warten, dass man sie tötete. Darauf, dass Drizzt kam, wenn er sie überhaupt finden würde und zwischen durch hoffte sie sogar darauf, dass man sie einfach gehen ließ, doch dieser Gedanke schien ihr so absurd, dass sie ihn sofort wieder aus ihrem Kopf verbannt hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)