TwiSTed von Annatar ================================================================================ Kapitel 1: First Act - „A fuyuu shita risou" -------------------------------------------- First Act - „A fuyuu shita risou" Fandom: D'espairsRay Title: TwiSTed Written by: Syndrome (Karyu) & Karura-chan (Zero) Hastig lief der hoch gewachsene Braunhaarige durch die weiten Gänge, das Klemmbrett dabei immer wieder zum Klacken gebracht wurde. Sein Gesicht schien weder ge- noch entspannt, dennoch war er innerlich unruhig. Der neu eingetroffene Patient war ein, nun ja, außergewöhnlicher Fall den er sich dennoch interessiert unter den Nagel gerissen hatte. Ein bulliger Pfleger öffnete die schwere Türe zu dem mit fahlem Licht durchtränkten Raum in diesem eine unerwartet hagere Person hockte die er mit dem notierten Namen ansprach. Zero blickte nicht auf. Er saß auf dem weichen, gepolsterten Boden, hatte die Knie angezogen und die Arme um seine Beine geschlungen. Sein Blick war auf den Boden gesunken und strähniges, tief schwarzes Haar verbarg sein Gesicht vor dem anderen. Er schien ihn gar nicht wahr zu nehmen... Alles schien so weiß zu sein... Nur die schwarzen Schatten... Wo war er hier...? Er verstand nicht. Noch eben hatte er vor ihrem engelsgleichen, totem Körper gekniet, sie mit heißen, wilden und verlangenden Küssen bedeckt. Ihre sanfte weiche Haut. Ihre kühlen, gletschergrünen Augen. Das seidige, dunkelbraune Haar. Und das Blut, das all dies bedeckte. Der Große zog die Augenbrauen zusammen und seufzte auf. Sollte wohl wieder mal eine harte Nuss werden, wie schon so oft. Damit beruhigt, dass der Patient, wie er ihn innerlich distanziert nannte, fixiert war kam er näher. Der offene Kittel kam auf dem Boden auf als er sich hinhockte und den anderen aufmerksam betrachtete. Nur langsam streckte er die Hand aus um Zero eine Strähne aus dem Gesicht zu heben welches er neugierig mit Blicken abtastete. Zero hielt den Blick weiterhin gesenkt, beachtete den anderen noch immer nicht. Bis er des Arztes Finger auf seiner Haut spürte, da sah er auf. Sein Blick war kalt, kalt und dennoch schien er durch den großen, schlanken Mann hindurch zu gehen. Verschwommen nahm er die Gestalt vor sich wahr. Wer war dieser Mann? Was tat er bei ihm? Ein sanftes Blinzeln. Dann ein angewidertes Zucken der Mundwinkel. Karyu zuckte einen Moment bei dem Blick zusammen, dieser ihn förmlich mit einem Eiszapfen zu durchbohren schien. Fröstelnd biss er sich auf die Lippen, ihn der andere sichtlich interessierte. "Zero-san...", sprach er ihn erneut, diesmal etwas eindringlicher an. Sich innerlich fragend ob dieser Mann wirklich das getan hatte wovon die Bilder in seiner Mappe zeugten legte er diese neben sich auf die weichen Polster. Und woher kannte er seinen Namen? In seinem Kopf schien alles undurchsichtig. Ein tiefer, wabernder Nebel hatte sich um seine Gedanken gelegt. Hatte ihn vergessen lassen, was in den letzten Tagen geschehen war. Sein Blick blieb kalt, als er den anderen durch zusammengekniffene Augen musterte. Der Junge Mann beugte sich etwas vor und sah sich um ob der Pfleger auch endlich gegangen war als er sich ein leichtes Schmunzeln abgewinnen konnte. "Ich habe gesehen was du getan hast...", wisperte er versohlen und zog ein Räuspern mit sich, hielt noch immer die Haare aus dem Gesicht. Er selbst schien von seiner unprofessionellen Annäherung nicht wirklich überrascht. Tsukasa wippte monoton und mit angezogenen Beinen auf dem weichen Sessel im Aufenthaltsraum, sang verspielt vor sich hin. "Eine Dame, zwei Damen,.. drei Damen" Ein anderer Patient näherte sich. Durch den wankend-watscheligen Gang stieß er leicht gegen die Rückenlehne des ausgefransten Möbelstücks. Dies versetzte den paranoiden und nervösen Drummer in Alarmbereitschaft, ließ ihn aufspringen. "Das ist MEIN SESSEL!!!! Kapier das endlich!! MEINER!!!", zeterte er sich aufregend und fuchtelte mit den Fäusten. Die Wärter wollten schon mit einer 'Hau-weg'-Spritze kommen als der Braunhaarige sich wieder an einem Damestein lutschend niederließ. Ja, selbst die schwarzen Spielsteine waren mittlerweile weiß. Mit einer schnellen, kaltblütigen Bewegung schlug Zero seine Hand fort. Er mochte es nicht, wenn man ihn anfasste. Besonderst nicht sein Haar. Das durften nur diejenigen, denen er es erlaubte. Seine Augen wurden schmal. "Wer sind sie?", seine Stimme glich einem eisigen Hauch, der alles Leben zu ersticken versuchte. Unbeeindruckt verschränkte Karyu die Arme, musste über das kleine Raubtier schmunzeln. "Meine Güte, du kannst ja reden...aber...", brachte er ein wenig arrogant von sich, die Zunge schnell über die trocken gewordenen Lippen flitzte und er sich dennoch höflich vorstellte. "Für die nächsten Wochen bist du mein Patient", erklärte er bestimmt. "Antworten Sie mir.", verlangte er ohne auf des anderen arroganten Tonfalls zu achten. Dann lächelte er. Es war ein eisiges Lächeln ohne jede Freude. "Bin ich in der Psychiatrie?", fragte er einer plötzlichen Eingebung folgend und fixierte ihn mit seinem Blick. Karyu nickte und strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr, welche sich aus dem Straffen Zopf gestohlen hatte. "Du bist vor einer Woche eingeliefert worden...", nahm er sich einfach das Recht ihn zu duzen. Das erfrorene Lächeln des anderen studierend setzte er sich gegenüber von diesem ganz hin. Erneut nannte er gut verständlich seinen Namen und wartete auf weitere Reaktionen. "Wegen ihr?", fragte er weiter. "Weil ich sie getötet habe?" Er fragte all dies als wäre es ganz alltäglich und beobachtete dabei jede von Karyus Bewegungen. Wie er sich hinsetzte. Wie er sich unbewusst die Strähne hinters Ohr strich. "Nun ja, nicht weil du sie umgebracht hast,...eher WIE...", versuchte er es dem anderen klar zu machen und schrieb etwas auf sein Brett. "Also, sollen wir drüber reden?", fragte er schon selbst sichtlich genervt von der Frage, die er immer stellen musste. Gar nicht den analytischen Blick des anderen so recht wahrnehmend landete das Brett auf seinem Schoß. "Sie müssen wohl oder über darüber reden, hab ich recht?", fragte der dunkelhaarige kühl und rückte etwas von ihm weg. Er mochte diese Nähe nicht. Und das zeigte er ganz offen. Er sah Karyu weiterhin an, dann auf das Blatt, das er auf seinem Schoß abgelegt hatte. Er schrieb also mit. Sicher. Er war ja auch in einer Irrenanstalt. Karyu folgte dem Blick um seufzend das Blatt zu drehen. "Schau nicht so, mir ist nur eingefallen was ich heute Abend noch schnell einkaufen muss..." Leise tippte er auf das Papier, welches diverse Lebensmittel aufgelistet auf sich trug und wieder neben ihm landete. Die Mundwinkel kräuselten sich etwas, die Schultern zuckten. "Ich? Also soll ich über deine Tat reden?", fragte er die Formulierung aufgreifend. Den anderen mit einem geschulten Blick ansehend behielt er die kurze Distanz zwischen ihnen, nahm eine ähnliche verdrehte, jedoch bequeme Sitzposition ein. "Gut,... wenn du meinst. Du hast sie mit einem Messer attackiert nachdem du sie zu Tode gewürgt hast. Gefunden wurdest du von den Polizisten die ihre Nachbarin gerufen hatte, über und über mit Blut bedeckt...", änderte er wohl durchdacht denn zu diesem Zeitpunkt nicht mal ihm bekannten Tathergang einfach um. "Sie sagten, du warst kurz davor dich an ihrer Leiche zu vergehen, wie hieß sie noch? Saiko?", fragte er, wissend dass der Name falsch war. Irgendwie musste er den anderen doch zum Reden bringen, herausbekommen was da wirklich passiert war. Ja, als er vor zwei Tagen von diesem Fall Wind bekommen hatte, versuchte er hartnäckig diesen Patienten zu bekommen. Sicherlich wurde ihm gesagt er wäre zwar talentiert, doch seine Erfahrungen wären nicht ausgebaut genug, doch er hatte so lange genervt bis er die Mappe in der Hand hielt. Diese kannte er jetzt auswendig, alle Daten, jeder Fakt war tief in seinem Hirn eingebrannt. Dass er sich gerade eine Obsession an diesem Patienten zusammenbastelte, fiel ihm selbst schon auf. Er genoss es regelrecht die Blätter und Fotos gebannt zu verschlingen. Karyu wollte wissen was der andere getan hatte. Wie es sich anfühlte, so einfach ein Leben aus zu hauchen, einen jungen Menschen aus eigener Begierde ins Jenseits zu schießen. Der dünne Pullover unter dem formellen Kittel warf zarte Falten. Zero sah ihn an. Auf seine Lippen legte sich ein kühles Lächeln. "Sie haben doch die Akten.", meinte er sachlich und deutete auf eben diese. "Warum fragen sie dann mich?", nun wurde seine Stimme eine Spur kälter. Er verweilte eine Weile schweigend, dann erhob er sich langsam und sah von oben auf den Arzt herab. "Was wollen Sie wirklich?", ob es in Karyus Absicht lag etwas anderes zu erfahren, wusste er nicht. Jedoch versuchte er es. Möglich wäre es immer hin. Er wartete äußerlich ruhig auf Karyus Reaktion. Äußerlich... Ein schneller Blick tastete den sehnigen, mit der weißen Anstaltskleidung bedeckten Körper Hinauf schien nicht wirklich Angst vor Zero zu haben. Die blond-braune Strähne fiel in den Nacken als er so hoch sah. Mit einem schnellen und durchaus festen Griff packte er den festen Ausschnitt um ihn runter zu ziehen und ihn für Sekunden Bruchteile tief an zu sehen. Die Mundwinkel fanden einen leichten Kurs nach oben als er anfing zu reden. "Ich will nicht wissen was in den Akten steht... erzähl mir mehr davon...", das er mit einem funkeln als er ihn langsam wieder los ließ. "Weshalb sollte ich?", fragte Zero kalt und versuchte sich aus Karyus Griff zu befreien. Entgegengesetzt seiner Erwartungen konnte er ihn nicht lösen. Dann ließ Karyu ihn wieder los und sofort rückte er von ihm weg. "Vielleicht weil ich der einzige bin mit dem du reden kannst?", fragte Karyu eine Augenbraue hoch ziehend. Wissend, dass die Wärter strickte Anweisungen hatten nicht mit dem 'Patienten' zu reden schien er hinsichtlich dem sehr beruhigt. "Möchte ich denn mit jemandem reden?" Entnervt sah er den Arzt an, studierte dabei unbewusst dessen Gesichtszüge. Schöne Augen. Die Nase vielleicht etwas groß. Sinnliche, geschwungene Lippen. Karyu bemerkte den Blick, biss sich leicht auf die Lippen. Seine Zähne hinterließen helle Streifen auf der Blassen Haut als er den Kopf schief legte und einige Momente abwartete. "Jedenfalls kämst du dann früher raus...", entgegnete er und blickte auf seine Uhr "Unsere Sitzung ist gleich vorbei und ich komme morgen wieder...", erklärte er ruhig, wissend dass er noch einige weitere Patienten in einer runde zu betreuen hatte. Zero nickte gleich gültig. "Lange kann ich hier im Grunde sowieso nicht bleiben, das ist viel zu teuer.", sagte er zu Karyu. "Oder?", er lächelte kühl. Karyu erhob sich und machte seinen Kittel zu. "Du weißt wohl nicht wo du hier bist oder?", fragte er ebenso gleichgültig und beugte sich runter. "Du hast momentan eine Sicherheitsverwahrung auf unbestimmte zeit, den Richter interessieren nur meine Berichte" zeigte er nur zu gerne den längeren Hebel an dem er saß. "Hn", damit drehte er sich um und machte es zu seiner Aufgabe Karyu solang mit eisigem Blick zu ignorieren, bis dieser ging. "Gut, dann bist zum nächsten Mal, Zero-kun..." verabschiedete er sich und verließ den Raum um seinen weiteren Tag in einer Gesprächsrunde mit allerlei kaputten Leuten und dem Damesteinlutscher zu verbringen Zero sah an die ihm gegenüber liegende Wand. Sicherheitsverwahrung auf unbestimmte zeit... Das war nicht gut... Sie wollten ihn noch länger hier behalten. Weil er sie getötet hatte oder - wie dieser Arzt gesagt hatte - WIE er sie getötet hatte... Mit einem feinen Lächeln auf den Lippen erinnerte er sich an das Geschehene. Berauschte sich noch einmal an dieser Tat... Herrlich... Am Anfang... Ihre Schreie... Kapitel 2: Second Act - „LOST SCENE" ------------------------------------ Second Act - „LOST SCENE" Fandom: D'espairsRay Title: TwiSTed Written by: Syndrome (Karyu) & Karura-chan (Zero) Am Anfang... Ihre Schreie... Dann kehrte er in die Gegenwart zurück. Als sich seine Augen öffneten schien es bereits ein anderer Tag zu sein. Leicht verwirrt sah er sich um. Die Zeit verging... ...so schnell! Die Medikamente die Zero verabreicht wurden hatten wohl ihren Sinn erfüllt ihn die Nacht über still zu halten. Ein Klacken rann durch den Raum als der junge Arzt wieder herein geschneit kam und einen Plastikbecher in der hand hielt. "Guten Morgen...", wünschte er freundlich bevor er sich ungewohnt nahe zum anderen setzte.“Gut geschlafen?" "Nein.", sagte Zero und blickte den anderen wie die Male zuvor kühl an. Was sollte er jetzt tun? Mit ihm reden? Nein. Nicht nach diesem Gespräch...gestern? Das ließ sein Stolz nicht zu. Er würde sich ihm nicht unterordnen... Andererseits würde er dies tun müssen, wenn er hier raus wollte. Und das wollte er! Vorerst beließ er es beim Schweigen. "Na gut.. ich bin für die nächsten zwei Stunden für dich eingeteilt also haben wir etwas..." Er blickte wieder zu dem Gesicht an dem er bald schon eine abartige Begeisterung gefunden hatte. Die Lippen waren trocken, sehr trocken. Wissend lächelte er und hob den Becher. "Möchtest du nichts trinken?“ Ohne zu zögern griff er nach dem dargebotenen Becher und berührte dabei versehentlich Karyus Finger. Er zuckte sichtlich zusammen und hätte sich im nächsten Moment dafür schlagen können. Sofort die Schwäche des anderen erkennend nickte er gütig. "Du musst es nur sagen, dann bekommst du mehr" animierte er den anderen zum trinken, legte seine Fingerkuppen für einen Moment auf dem Handrücken des anderen ab. Zero riss sich zusammen und erwiderte das Lächeln verkniffen. "Oh vielen Dank." Ein leichter Hauch von Sarkasmus lag in seiner Stimme. "Darf ich fragen, was dieses mal drinnen ist?" Karyu ließ sich durch die Widerborstigkeit des anderen nicht unterkriegen. "Alles im Leben ist einfacher wenn man sich...kooperativ zeigt", murmelte er in einem zweideutigen Ton und lachte leise. "Also dieses Mal ist es Wasser... " "Hn... In welcher Weise kooperativ?", wollte Zero wissen und nahm ihm den Becher endgültig aus den Händen und beachtete ihn für einen Moment nicht. "Rede mit mir... von mir aus worüber du willst...", sagte er und lehnte sich an die gepolsterte Wand. "Von mir aus.. erzähle ich dir was von mir... vor über zwanzig Jahren wurde ich in", fing er an und ratterte einige Daten, selbst eher gelangweilt, runter Zero hörte still zu, blickte ihn dabei intensiv an, versuchte alles in sich auf zunehmen und nach einer Schwachstelle ab zusuchen. Dennoch, er fand keine... "Warum wollten Sie hier arbeiten?", fragte er schließlich. Karyu sah auf und nahm ihm den leeren Becher ab um nicht wirklich nach zu denken. "Mich interessieren psychische Abgründe, wieso weshalb warum. Alles ist kontrollierbar, nur der menschliche Geist nicht...", erklärte er sich auf die Stirn tippend. "Und du? Wieso bist du so kalt?", fragte er direkt "Empfinden Sie mich als kalt?", sagte er und sah ihn durchdringend an. "Vielleicht, weil ich mich nicht einem Menschen wie Ihnen anvertrauen möchte." "Du wirkst kalt, desinteressiert und zu stur um zu kooperieren...", sagte Karyu Schulter zuckend und strich sich das Haar hinter das Ohr. "Sooo?", interessiert fixierte er den anderen. "Was bin ich denn für ein Mensch?" "Hm, vielleicht bin ich das ja auch.", sagte er kühl, sah Karyu weiterhin an. "Sie sind für mich ein Mensch, der sich in Sachen einmischt, die Sie nichts angehen und dabei nur versessen darauf sind mehr heraus zu finden. ICH bin für Sie im Eigentlichen völlig uninteressant, nicht?", lächelte er. "Ohhh gute Beobachtung ja das ist mein Job, hast dir wohl gut diverse Filme angesehen hm?", fragte er und fuhr sich über die Lippen. Das wachsame Braun schien einen Moment zu funkeln als er sich vorbeugte und das Aufnahmegerät ausschaltete. "Und was ist wenn ich auch noch persönliches Interesse gerade an dir hege?", wollte er überraschend wissen "Nein.", meinte Zero nur und beobachtete überrascht wie Karyu das Gerät ausschaltete. "wenn das so ist, sind Sie ein noch schlechterer Arzt als ich bisher dachte.", sagte er leise. "Du wirst ganz schön überheblich Zero-kun...", sagte er nickend und musste schmunzeln. "Dann erzähl mal wieso..." lehnte er sich entspannt zurück, bemerkte mit Freuden den überraschten Blick "Wieso ich sagte, dass ich Sie für einen schlechten Arzt halte?", fragte Zero noch einmal nach. Karyu konnte sich denken, dass Zero anscheinend Zeit zu schinden versuchte bei seiner Antwort. "Ja ganz genau. Wieso bin ich ein schlechter Arzt?", wiederholte er sich "Weil Sie mir teilweise zu persönlich sind... und..." Zero hielt kurz inne. "Sie sind ungewöhnlich jung.", meinte er nach einer Weile und sah ihn kalt an. "Und das ist deine Begründung?" fragte er überrascht und musste schmunzeln. "Ich versuche es dir nur so angenehm wie möglich zu machen und was mein Alter angeht, denkst du nicht auch dass es nicht so wirklich wichtig ist? Ich meine ein Arzt kann nach 40 Jahren Berufserfahrung immer noch schlecht sein...wenn er keinen Draht hat", umschrieb er es nickend. "Ich geb's zu...ich konnte einige Klassen überspringen, deshalb bin ich so früh an die Uni gekommen...", lockerte er auf, behielt innerlich jedoch immer den Überblick. "Vielleicht.", war alles was Zero erwiderte. Er hatte keinerlei Bedürfnis mit Karyu darüber zu diskutieren, so wandte er sich nur von ihm ab und sah an die gegenüberliegende Wand. Karyu blieb noch einige Zeit sitzen bevor er die Sachen einsammelte. "Okay.. du willst heute wohl nicht reden...", bohrte er gar nicht erst nach. Er konnte sich denken, dass Zero irgendwann einsam werden würde. "Dann geh ich mal wieder, meine Zeit ist auch nicht unbegrenzt...", redete er vor sich hin, hielt seinen Ton jedoch ohne Vorwurf, schrieb in stiekum in das Krankenblatt der Patient dürfte nur noch die hälfte der einschläfernden Medikamente bekommen. "Dann sehen wir uns Morgen, Zero-kun...", verkündete er in einem neutralen Ton der weder kalt noch übermäßig warm war. Zero sah ihm nicht nach. Sein Blick war stur auf die gegenüber liegende Wand gerichtet. Was sollte er tun? Was konnte er tun? Er wollte nicht ewig hier sein Dasein fristen. Aber... Sollte er mit Karyu wirklich darüber reden? Und wenn - würde es ihm etwas nutzen? "Auf wieder sehen und... schlaf gut...", warf er ihm beim Rausgehen noch zu und grinste selbst zufrieden in sich hinein. Lange würde der eisige Kokon nicht mehr halten. Es hatten sich schon tiefe Risse gebildet, er es kaum erwarten konnte die zarte Eisblume darunter erreichen zu können. Wie ein Steinsfisch wartete er geduldig auf den richtigen Zeitpunkt, kam regelmäßig jeden Tag zu seinem Patienten, führte sein Geduldsspiel sicherlich drei, vier Tage lang. Irgendwann hatte es keinen Sinn mehr und Zero begann zu reden, doch vorher wollte er noch etwas wissen. "Was hat es für mich zu bedeuten, wenn ich es ihnen erzähle?", fragte er beherrscht. "Werde ich dadurch früher hier raus gelassen?", auch wenn er sich ihm beugen musste - schließlich hatte er keine andere Wahl - blieb er kühl und abweisend. "Das kann ich dir nicht versprechen. Sagen wir... für deine Zukunft sieht es sehr düster aus.", machte Karyu dem anderen keine falschen Hoffnungen. "Du hast die Frau ermordet, die Polizei sieht dies als bestialisch an von der Art her, verstehst du? Es geht ihnen jetzt darum, aus welchem Grund du es getan hast, der Richter muss wissen ob du es aus Trieb getan hast, aus Affekt und so weiter." erklärte er ihm ruhig. "Solltest du nicht zurechnungsfähig sein wirst du weiter behandelt, ansonsten geht es eine Zeit lang ins Gefängnis." Zero lächelte. "Habe ich irgendwelche Chancen hier raus und nicht ins Gefängnis zu kommen? Sollte ich unzurechnungsfähig sein, wie lange würde ich hier in Behandlung bleiben?" Er zog die Knie an und schlang seine Arme um ebenjene, sah Karyu aus dunklen Augen an. Innerlich freute sich Karyu über das schüchterne Lächeln welches sich auf die Sinnlichen Linien legte. "Nein. Du hast ein Verbrechen begangen, deshalb wohl eher nicht...", erklärte er sichtbar ehrlich, ohne besserwisserisch zu sein. Nachdenklich tippte er auf seinen Block. "Erst einmal müsstest du für die offene Station für tauglich befunden werden und verbringst dann eine Zeit lang dort, so lange wie dein Urteil es sagt, aber es gibt Möglichkeiten früher entlassen zu werden." Zero nickte. Ja, das war logisch. "Gut. Was wollen Sie wissen?", fragte er dann mit sichtlichem Unbehagen und zusammen gezogenen Augenbrauen. "Gut, wie wäre es wenn du mir einfach erzählst was an dem Abend passiert ist." schlug Karyu in einem animierenden Ton vor. Wieder nickte er. Sein Gesicht wurde ausdruckslos. Er wollte keinerlei Emotionen preisgeben...Noch nicht... "Es war ein ganz gewöhnlicher Abend. Zumindest für mich...Ich kam nach Hause und sie lag schon auf dem Bett. Nackt." Nun lächelte er doch. "Ich zog zuerst meine Jacke aus, dann alles andere und ging langsam zu ihr. Sie duftete nach Rosen." Nun verklärte sich sein Gesicht ein wenig, bei dem Gedanken an ihre anmutige Gestalt. Schlank und dennoch nicht zu dünn, mit Porzellan farbener Haut. "Sie hatte grüne Augen.", sagte er. "Ich ging also zu ihr, wir küssten uns..." Er neigte leicht den Kopf. Ihm wurde heiß. Aufmerksam sog er jedes Wort auf und verinnerlichte es. Es schien ihm beinahe als könnte er die Rosen hier in diesem Raum wahrnehmen. So langsam bildete sich mithilfe des Gesehenen Fotos der Frau eine Vorstellung vor seinem inneren Auge. Stumm hob er die Hand um ihn zum Weitersprechen zu animieren und zu zeigen dass er zuhörte. Doch das wäre gar nicht nötig gewesen, denn Zero sprach auch ohne Aufforderung weiter. "Wir haben uns berührt...Sehr innig, sehr leidenschaftlich... Ich weiß nicht wie lang es dauerte, bis wir mit einander schliefen...aber als es geschah, war es einfach nur unglaublich. Wie noch nie zuvor und ich wollte noch mehr, bis in ihren Hals - und sie stöhnte." Sein Blick war verschleiert, er schien Karyu nicht mehr ganz wahr zu nehmen. "Dann hast du zu fest gebissen?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)