Harry Potter und das Medaillon der Vampire von Altron (Fortsetzung zu "Harry Potter und das Haus des Phönix") ================================================================================ Kapitel 40: Das fast unleserliche Buch -------------------------------------- Das fast unleserliche Buch Die Tage auf der geschlossenen Station waren eintönig. Jeder Tag verlief wie der vorige und Voldemorts Beeinflussung war so stark wie zuvor. Er hatte keine Chance sich dagegen zu wehren und Voldemort bot ihm nur selten die Möglichkeit relevante Informationen herauszubekommen. Der Lord traf sich mit verschiedenen Todessern und erteilte ihnen den Auftrag ihre Suche nach Simon zu intensivieren. Harry hatte den Vampir bereits gewarnt und ihn ermahnt vorsichtig zu sein, doch er hatte nicht den Eindruck, dass dieser sonderlich auf seine Warnung einging. Ein durchschnittlicher Tag im St. Mungos begann für Harry meist sehr früh. Noch vor Sonnenaufgang schrak er schreiend und sich schlagend aus seinen Träumen auf. Fast immer kam er morgens erst zu sich, nachdem er von mehreren Heilern im Bett festgehalten wurde und irgendwelche Tränke eingeflösst bekam. Erstaunlich gut machte sich Simons Vorschlag, Harry regelmäßig Verwirrungstrank einzuflößen. Doch Harry mochte ihn nicht. Zwar blieb der Geschmack hinreißend süß, doch es vernebelte seinen Verstand zu stark, um Voldemorts Aktionen noch folgen zu können. Er hatte den Eindruck, dass der Lord ihm immer mehr entglitt. Ihm fehlte es an der nötigen Konzentration und jeder Versuch es doch zu tun, riss ihn tief in eine dunkle Gedankenwelt, die ihn mehr verwirrte, als half. Seiner Flucht aus diesen Gedanken, folgten oft eine kurze Ohnmacht oder autoaggressive Verhaltensweisen. Unzählige Wunden klafften an seinem Körper und forderten von den Heilern sofortiges Eingreifen. Im Laufe der ersten zwei Wochen war es Harry einige Male gelungen, einem Heiler in die fremden Zimmer zu folgen. Er war zwar selbst nicht in der Lage die Türen zu öffnen, aber wenn sie offen standen, konnte er einfach mit hindurchschlüpfen. Auf diese Art und Weise traf er unter anderem auf Frank Longbottom. Harry selbst hatte absolut keine Erinnerungen mehr an den Vorfall, doch Pierre-Luc erzählte ihm im Nachhinein, dass er Frank Longbottom schwer verletzt hatte. Hätten die Heiler nur wenige Augenblicke später eingegriffen, würde Frank Longbottom sicher nicht mehr leben. Harry war über diesen Kontrollverlust sehr bestürzt und es tat ihm Leid, dass er einen ehemaligen Auror fast getötet hätte, doch Voldemort war mit ihm zufrieden und versuchte Harry immer und immer wieder in dieses Zimmer zu locken, um sein Werk zu vollenden. Oft hatte Harry aus nur diesem Grund stundenlang vor dem Zimmer herumgelungert, bis es den Heilern zu viel wurde und schließlich hatten sie Harry für längere Zeit in sein Zimmer einsperren müssen. Er weinte und schrie. Immer wieder schlug er gegen die magisch verschlossene Tür, doch keiner beachtete ihn und letztendlich sank Harry erschöpft zusammen. Es war das erste Mal, dass Harry darüber nachdachte, ernsthaft sterben zu wollen, die Qualen endlich los zu werden und seinen Frieden wieder zu bekommen. Voldemort würde ihn eines Tages mit Sicherheit tatsächlich in den Wahnsinn treiben. Es folgte eine Phase der absoluten Hoffnungslosigkeit, in der Harry sich nahezu nach dem Tod sehnte, doch keiner tat ihm den Gefallen. Nicht einmal Lord Voldemort legte besonderen Wert darauf Harry zu töten. Voldemort wusste zu genau, dass von dem jungen Slytherin keinerlei Gefahr ausging, solange er ihn kontrollieren konnte. *** Simon wirkte blass und krank, als er Ende April spät abends zu Besuch kam. Harry betrachtete ihn misstrauisch von seinem Bett aus und begrüßte ihn nicht. Die einzige Regung die sich tat, nachdem der Vampir eingetreten war, war Voldemort der seine ganze Aufmerksamkeit auf Simon richtete. Harry spürte wie er unwillkürlich seinen Kopf drehte, um Simon zu mustern. Gleichzeitig überfluteten Voldemorts Gedanken Harrys Kopf und er rutschte an die Bettkante, um sich aufrecht hinzusetzen. "Guten Abend, Mister Lestrange", sagte Harry kühl, "Schön dich zu sehen." Simon senkte seinen Blick und trat einen Schritt zurück. Unwillkürlich umklammerte seine Hand den linken Unterarm und für einen Moment verzog er seinen Mund zu einer von Schmerz geplagten Grimasse. "Ich bin nicht gekommen um mit Ihnen zu reden", zischte Simon nachdem er sich gefasst hatte. Harrys Gedanken rasten erneut und nur mit Mühe konnte er den Impuls auf Simon zuzugehen unterdrücken und warf seinen Körper zurück auf die Matratze. "Harry?", fragte Simon zögernd. Der Angesprochene hob schwach den Kopf. Er wollte Simon für seinen Ungehorsam schlagen, ihn bestrafen und wenn er einen Zauberstab gehabt hätte ihn sicher foltern. Harry spürte zwar Voldemorts Zorn auf Simon ruhen, doch konnte Voldemort sich beherrschen, den Vampir nicht sofort töten zu wollen. "Du bereitest mir Schwierigkeiten", sagte Harry, "aber du kannst dich nicht für immer vor mir ver..." Harry schlug seine Hand auf den Mund und das letzte Wort erstickte gurgelnd in seiner Kehle. Seine Gegenwehr führte so weit, dass der Strom in seinem Kopf neu entfacht wurde und Harry mit aller Kraft dagegen ankämpfen musste, um nicht weiter Voldemorts Einfluss zu folgen. "Simon", brachte er gepresst hervor, während er sich wieder gequält in seinem Bett hin und her wälzte. Er wollte von seinen Beobachtungen erzählen, die er in den letzten Tagen gemacht hatte, doch der Einfluss Voldemorts ließ ihn etwas ganz anderes sagen: "Es ist alles vorbereitet nur fehlt mir noch dein Herz um mit dem Ritual zu beginnen. Ich warte auf dich." Simon schluckte. Er war näher an Harry herangetreten, zögerte aber auch jetzt wieder. "Sieh ihn dir an! Er ist nur noch ein Häufchen Elend, verwirrt und wahnsinnig... Er wird nicht mehr lange kämpfen können und dann ist auch deine Hoffnung dahin." Harry lachte hysterisch, ohne den Vampir dabei aus den Augen zu lassen. Er wusste das Voldemort sich anstrengte, um Harry und Simon keine Möglichkeit zu geben sich untereinander auszutauschen. Diese Momente der absoluten Beeinflussung waren nie sonderlich lang, aber für Harry erschienen sie wie Ewigkeiten. "My Lord, Sie irren", sagte Simon und hob eine Augenbraue, während er Harrys grüne Augen fixierte, "Er ist nicht wahnsinnig und ich fürchte er kann für Sie noch zu einer ernsten Gefahr werden." Ein Lächeln umspielte Simons Lippen. Harry jedoch war unfähig dieses auch nur wahrzunehmen und fixierte Simons blassblaue Augen. Ehe er sich versah verpasste Harry ihm eine saftige Ohrfeige. Es folgte ein Tritt, der Simon rückwärts gegen die Wand taumeln und stöhnend zu Boden sinken ließ. Harry erschrak, als er noch im selben Moment erkannte, was er gerade tat und empfand Simons Schwäche noch als einen zusätzlichen Schock. Er sah noch wie Simon sich erneut aufrichtete, dann verschwamm Harrys Umgebung und der Strom riss seinen Geist tief in eine inzwischen fast vertraute dunkle Gedankenwelt. Noch war nicht alles Schwarz, aber er wollte beinahe in die gnädige Bewusstlosigkeit sinken, als er von einer unsichtbaren Hand zurückgerissen wurde. Vorbei an den vielen Bildern, dunkler Erinnerungen, wurde sein eigener getrübter Blick allmählich wieder klarer. Er blickte in zwei blassblaue Augen, die ihn konzentriert anstarrten, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. "Simon was...?" Doch der Vampir hob rasch abwinkend die Hand. "Hast du was über Hermine herausbekommen? Geht es ihr gut?" "Nein, nichts neues... Es sind Berge im Hintergrund... Riesige kahle Berge, wie sie in den Highlands zu sehen sind... Aber ich habe keine Ahnung, wo sie sind." "Zeig es mir", forderte Simon mit schwacher Stimme. Harry ging in sich und fand das Bild, in welchem er die Möglichkeit gehabt hatte aus dem Fenster zu schauen. "Kennst du den Ort?", fragte Harry ungeduldig, nachdem Simon eine Weile schweigend neben ihm gesessen hatte und in sich horchte. "Ich habe eine Vermutung, hoffe aber, dass ich mich irre", sagte er leise. "Wo ist es?" "Genau kann ich es noch nicht sagen... Ich werde mich dort erst einmal umschauen müssen." "Simon!", stieß Harry alarmiert hervor, "Du darfst das nicht alleine machen! Wenn du einen Verdacht hast, geh zu Dumbledore!" "Dumbledore?" Simons Stimme klang verächtlich, aber sein Ausdruck war verbittert, "Nein, ich kann nicht zu Dumbledore." "Aber du musst ihm Bescheid geben! Was ist wenn der Lord dich in die Finger bekommt?" "Keine Sorge, ich pass schon auf mich auf", murmelte Simon, erhob sich und ging in Richtung Zimmertür. "Warum kannst du nicht zu Dumbledore?", fragte Harry irritiert und der Vampir hielt inne. "Weil ich - ich wieder gemordet habe... Er mag es nicht, wenn ich mich von Menschen ernähre und ich will mir nicht weiter seine Vorwürfe anhören müssen." Harry erschauderte und setzte ebenfalls zu einer Moralpredigt an, doch Simon verabschiedete sich rasch mit einer Geste und im selben Moment flog die Tür hinter Simon ins Schloss. Harry lehnte sich zurück. Er spürte das Voldemort, mit dem, was er gehört hatte, zufrieden war und noch in der selben Minute war Harry von seinem Bett aufgesprungen und rannte wie ein Verrückter auf den Gang hinaus, doch von Simon fehlte jede Spur. Verzweifelt hämmerte er gegen das Dienstzimmer und schrie die Heilerin, die letztendlich die Tür geöffnet hatte, an, sie solle Simon zurückholen, doch sie schob ihn zurück auf den Gang, lächelte unverständlich und schloss die Tür vor seiner Nase. Nur Sekunden später kam sie mit Verstärkung zurück und Harry wurde ohne Chance auf Gegenwehr in sein Zimmer eingeschlossen und mit einem starken Beruhigungstrank sediert. ***** Remus Lupin ***** Lupin war müde, als er nach der letzten Vollmondnacht früh morgens das Hauptquartier des Ordens betrat. Die Nacht war anstrengend und seine Verwandlung qualvoll wie eh und je. Er hatte sich für die Nacht in einen Teil des Landes zurückgezogen, in dem es kaum Menschen gab und zum Glück hatten sich keine einsamen Wanderer in diese Gegend verirrt, für die er zu einer ernsthaften Gefahr geworden wäre. Die Sonne war gerade erst aufgegangen und es war still im Grimmauldplatz. Fred und George schliefen anscheinend noch. Die beiden waren vorübergehend hier eingezogen, da sie als überzeugte Gegner Voldemorts in der Winkelgasse zu sehr in Gefahr waren. Doch entgegen Mollys Willen, den Laden aufzugeben, machten sie weiter. Obwohl Lupin sehr müde war, würde er sich jetzt nicht schlafen legen. Das hatte er sich schon in frühen Jahren abgewöhnt und er wollte daran nichts ändern. Mit einem Wink seines Zauberstabes deckte Lupin mehr schlecht als recht den Tisch und setzte sich schließlich mit einer Tasse heißen Kaffees hin. Er schlug den Tagesprophet auf. Die Überschrift auf der Hauptseite ließ ihn erschaudern und konzentriert setzte er sich auf. Seit Jahren tot geglaubter Zauberer erneut ermordet (Inverness) Auroren entdeckten in den spätern Abendstunden die Leichen zweier Zauberer in einem Waldstück nahe Inverness. Offensichtlich handelt es sich hierbei um weitere Anhänger von Sie-Wissen-Schon-Wem. Eines der Opfer konnte zweifelsfrei als V.-R. Crabbe bestimmt werden, der bereits seit einiger Zeit unter Verdacht stand, sich den so genannten Todessern, bekennende Anhänger von Sie-Wissen-Schon-Wem, angeschlossen zu haben. Die Identifizierung des zweiten Opfers allerdings bereitete den Auroren eine mysteriöse Überraschung: allem Anschein nach handelt es sich um die Leiche von Peter Pettigrew, der eigentlich bereits vor mehr als einem Jahrzehnt bei seiner ruhmreichen Stellung von Sirius Black sein Leben ließ. Damals wurden seine sterblichen Überreste jedoch nie gefunden. Beide Körper wiesen die charakteristische Vorgehensweise des Täters auf, der seinen Opfern bevorzugt mehrere Hieb- und Stichwunden zu fügt und ihnen dann die Kehle durchschneidet, so dass davon ausgegangen wird, dass es sich bei diesem Verbrechen um denselben Täter handelt. Ermittlungen bezüglich des erneuten Todes von Peter Pettigrew wurden eingeleitet. Lupin legte die Zeitung nach mehrmaligem Lesen des Artikels beiseite. Sein Kaffee war inzwischen kalt geworden, aber das war egal. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und musterte das alte Bild von Peter Pettigrew, der den Lesern des Tagespropheten schüchtern lächelnd entgegensah. Es dauerte nicht lange bis sich im oberen Stockwerk etwas rührte und schon wenige Augenblicke später betraten die Weasley-Zwillinge die Küche. Auch sie betrachteten den Zeitungsartikel interessiert und noch während sie schweigend aßen erreichte eine Eule das Fenster und hackte ungeduldig gegen die Scheibe. Lupin hob nur kurz den Zauberstab, um das Fenster zu öffnen und der kleine aufgeregte Steinkauz landete mit einem Satz in Freds Haferbrei. Fred fischte die Eule heraus und öffnete den Brief. Trefft die Vorbereitungen für eine Versammlung des Ordens. 8 Uhr. A.D. Lupin nahm den Brief mit einem Nicken zur Kenntnis und erhob sich. Bis acht Uhr hatten die beiden Weasleys das Versammlungszimmer notdürftig eingerichtet und Lupin ließ sich als einer der ersten in einer Ecke nieder. Der Raum füllte sich rasch mit den Ordensmitgliedern. Wie immer kam Professor Dumbledore als Letzter und es wurde mit einem Schlag still. Der Schulleiter begrüßte die einzelnen Ordensmitglieder, bevor er die heutigen Gesprächspunkte vortrug. Wie erwartet spielte der Artikel des Tagespropheten eine wichtige Rolle, aber auch Harrys Zustand wurde von neuem aufgerollt. Lupin ließ gähnend seinen Blick durch die Runde schweifen. Es waren alle gekommen, von denen er erwartet hatte, dass sie kommen würden. Molly wirkte besorgt und betrachtete die Zwillinge misstrauisch, als ob sie erwartete, dass sie in jeder Sekunde explodierende Schuhe erfänden, oder Stinkbomben zündeten. Wie erwartet, war Moody nicht gekommen und auch Mundungus hatte einen Auftrag auszuführen und war daher nicht anwesend. "... Es sieht also nach wie vor nicht gut aus, was Harrys Gesundheit anbelangt", endete Dumbledore den Bericht über Harrys Zustand, "Nun aber zu dem heutigen Tagespropheten. Ich hatte gehofft, dass Mr. Lestrange meiner Einladung hierher folgen würde..." Lupin wendete seinen Kopf und erblickte den leeren, abgelegenen Stuhl, auf dem Simon in den letzten Sitzungen des Ordens gesessen hatte. Der Vampir war zwar nie ein Mitglied des Ordens gewesen, aber ein von Dumbledore gern gesehener Gast bei den Treffen. Lupin mochte ihn nicht sonderlich. Es war der Instinkt des Werwolfes, der Simon hasste und es Lupin unmöglich machte, einen Vampir zu mögen. Simon sagte, dass es ihm in der Gegenwart eines Werwolfes nicht besser ging und er bereits den Instinkt verspürt hatte ihn zu töten. Aber trotz allem respektierten sie sich einander, auch wenn die beiden magischen Halbwesen immer darauf angewiesen waren einen möglichst großen Abstand zu wahren. "Albus, es tut mir Leid, aber deine Befürchtungen diesbezüglich sind leider zutreffend", sagte Kingsley Shaklebold, "In der Tat hat der Zaubereiminister die Auroren angewiesen, die Suche nach Simon Lestrange aufzunehmen. Er steht im Verdacht, die sieben Todesser getötet zu haben und für den Mord an Bellatrix Lestrange könnte er schon jetzt belangt werden." "Und damit haben wir ein weiteres Problem", folgerte Dumbledore, "Wenn ich mich nicht irre, sind in den letzten Jahren alle Vampire, die des Mordes an Zauberern oder Muggeln überführt wurden, zu Tode verurteilt worden." Es folgte ein Nicken von Shaklebold, der diese Meinung damit bestätigte. "Keiner weiß, wo sich Mr. Lestrange zurzeit aufhält", fuhr Shaklebold fort, "Das gibt ihm einen kleinen Vorsprung. Auf der anderen Seite gibt es allerdings eine Einheit unter den Auroren, die sich auf die Suche nach gefährlichen, magischen Kreaturen spezialisiert haben. Wenn der Orden Mr. Lestrange nicht schon sehr bald in die Finger bekommt, haben die Auroren ihn in spätestens zwei Wochen soweit eingekreist, dass sie ihn gefangen nehmen könnten." Dumbledore nickte und ließ seinen Blick über die Menge schweifen. "Ja, davon habe ich schon gehört", murmelte Dumbledore, "Meine größere Sorge ist allerdings, dass Mr. Lestrange durch die beiden Todesser an Informationen herangekommen sein könnte, die ihn direkt in die Fänge Voldemorts treiben. Aber wie wir es auch drehen: Es muss unsere höchste Priorität sein, ihn zu finden und notfalls mit Gewalt hierher zu bringen. Remus?" Lupin sah überrascht auf und sein Blick traf die leuchtend, blauen Augen, des Schulleiters, "Du hast ihn schon einmal gefunden und ich denke, dein Instinkt kann dir auf der Suche nach den Vampiren durchaus hilfreich sein." Lupin erschauderte. Er fürchtete die beklemmende, angsteinflößende Bedrohung, welche er immer in der Gegenwart eines Vampirs verspürte, rang sich aber dennoch zu einem schwachen Nicken durch. "Irgendwer, der Remus auf der Suche beistehen möchte?" Es meldeten sich mehrere Freiwillige. Darunter Bill Weasley und Tonks sowie Shaklebold, der sich in erster Linie unter seine Kollegen mischen sollte. Die Zwillinge waren sogar bereit ihren Laden zu schließen, um sich ebenfalls zu beteiligen, wurden jedoch von ihrer Mutter zurückgepfiffen. Erst eine ganze Weile später schloss Dumbledore die Sitzung, indem er verkündete ins St. Mungos zu gehen, um nach Harry zu sehen. Lupin zog sich, entgegen seiner Gewohnheit, nach dem Treffen in sein Bett zurück. Wenn er einen Vampir aufspüren sollte, würde er die nächsten Nächte kaum noch Schlaf finden. ***** Harry ***** Zur gleichen Zeit, nur einige Kilometer vom Grimmauldplatz entfernt, saß Harry auf dem Bett in seinem Einzelzimmer und starrte gegen die Wand. Er war gut gelaunt, erschreckend gut gelaunt, und er spürte in jeder Faser seines Körpers die Freude und den Triumph seines Feindes. Harry versuchte herauszufinden, wieso es Voldemort so gut ging, doch die Tatsache, dass der Lord an einem Tisch saß und in einem alten Buch herumblätterte, konnte nicht der Grund sein. Harry warf einen interessierten Blick auf das Buch, doch es war zu weit weg um die einzelnen, seltsam verschnörkelten Linien zu erkennen. Schließlich gab es Harry auf und schlenderte mit erhobenem Haupt aus dem Zimmer. Der Flur war wie ausgestorben und er sah sich interessiert das zigste Mal die Bilder an und rückte Schritt für Schritt näher an das Dienstzimmer. "Hallo Harry", begrüßte ihn Pierre-Luc mit einem Lächeln. Harry grinste ihn böse an, spürte aber, dass es absolut nicht so gemeint war und lugte durch den offenen Spalt in das Dienstzimmer, wo der Heiler damit beschäftigt war einen Trank in kleine, dunkle Flaschen zu füllen. Nur durch Zufall erblickte er den aufgeschlagenen Tagesprophet und erkannte Peter Pettigrew, der ihm lächelnd entgegensah. Harry erstarrte und stolperte Rückwärts gegen die entgegen gesetzte Wand, als er die Überschrift des Artikels entziffert hatte. Wurmschwanz war tot, doch warum freute sich Voldemort darüber? Er horchte noch einmal tief in sich, während sich sein Körper immer mehr auf dem Boden zusammenkauerte. Es war das plötzliche Erkennen, dass irgendetwas gewaltig nicht stimmen konnte. Voldemort hatte nun eine neue Seite des Buches aufgeschlagen und sein langer weißer Zeigefinger glitt über die unleserlichen Zeilen. Voldemort musste inzwischen von dem Tod seiner Diener erfahren haben, doch Harry spürte, trotz der neuen Lage, die ungebrochene Freude. Immerzu schüttelte Harry fassungslos seinen Kopf. Voldemorts Hand griff nach einer Feder und er öffnete ein Glas schwarzer Tinte, bevor er einige lateinische Worte auf ein Pergament schrieb. "Harry?" Das Gesicht von Pierre-Luc erschien vor Harry, "Du hast Besuch." Doch Harry reagierte nicht. Er wendete seinen Kopf zur Seite und widmete sich voll und ganz Voldemorts Handschrift. Er war des Lateinischen nicht mächtig und nur wenige Worte konnte er von einigen Zaubersprüchen ableiten, doch daraus erkannte er keinen Sinn. Ganz vage hörte Harry die vertraute Stimme Dumbledores, doch er verstand ihn nicht. Zu sehr war er damit beschäftigt, den Sinn des lateinischen Textes zu verstehen. - altaria - donum - affectare - maga - cor - sanctarium - cantatem - parento - eneco - potionis - dato - delabor - viritim - incantare - Harrys Gedanken drehten sich im Kreis. Er wünschte sich, dass alles verstehen zu können und drang tiefer in Voldemorts Gedankenwelt. Wieder warf er einen Blick auf das seltsame Buch, in der Hoffnung dort einen Hinweis zu bekommen. Die Buchstaben waren immer noch seltsam verschnörkelt und die Reihenfolge der Buchstaben ergab für ihn auch weiterhin keinen Sinn. Murmelnd begann er ein Wort vor sich hin zu buchstabieren. Auch wenn er die Anordnung der Buchstaben und ihrer seltsamen Schreibweise nicht verstand, so setzte sich in seinem Kopf ein passendes, verständliches Wort zusammen: Totenopfer. "Harry? Hast du mir überhaupt zugehört?", drang Dumbledores Stimme leise an sein Ohr. Harry wendete nicht seinen Kopf, um den Schulleiter anzusehen und dachte überhaupt nicht daran, ihm zu antworten, sondern widmete sich dem nächsten Wort: "zu erbringen", brachte er mühsam heraus. Es kostete ihn alle Kraft die Worte in seinem Kopf zusammenzusetzen, doch langsam puzzelte er ganze Sätze zusammen "Der Trank muss zweiundsiebzig Stunden, sechsunddreißig Minuten und vierzehn Sekunden ununterbrochen in der prallen Äquatorsonne garen, um seine Wirkung zu tun." Harry übersprang mehrere Abschnitte. "Der Kopf des Opfers soll in Richtung Polarstern zeigen. Arme und Beine müssen streng nach den Gesetzen des Drudenfußes ausgerichtet werden. Wichtig ist, dass das Opfer keinerlei Bewegungsspielraum haben darf." "Er spricht Parsel", unterbrach Dumbledores Stimme Harrys Konzentration, "Haben Sie irgendeinen Parselmund hier? Ich will wissen was er sagt." "Nicht das ich wüsste, tut mit leid", erwiderte Pierre-Luc nervös. "Die vier Tränke werden dem Opfer, nach der von Horius erstellten Tabelle über die Mondzyklen und Umlaufbahnen der Planten, verabreicht. Zu beachten sind hier die Differenzen bei Vollmondnächten, die gesondert berechnet werden müssen." "My Lord, Ihr habt mich gerufen?" Die Stimme von Draco Malfoy vertrieb das Buch aus Harrys Sichtfeld und er war gezwungen Voldemorts Blick zu folgen, der auf das Haupt von dem auf dem Boden knienden Todessers hinab sah. "Wie weit ist der letzte Trank, Malfoy?" "Fast fertig, Meister und diesmal wird er gelingen. Er hat eine kräftige dunkle Farbe und wird seine Wirkung nicht verfehlen." "Sehr gut!", sagte Voldemort zufrieden. Während er sich erhob, rollte er das Pergament zusammen, welches er zuvor mit dem lateinischen Text beschrieben hatte und übergab es dem jungen Todesser: "Wende dich an Rodolphus Lestrange. Er wird dir bei der Vorbereitung auf das Ritual und die dazugehörige Beschwörung hilfreich sein. Beeil dich und lerne sie sehr sorgfältig." Draco neigte demütig seinen Kopf. "Danke, Meister", murmelte Draco, erhob sich und entfernte sich vorsichtig. Sobald der junge Todesser verschwunden war, ließ Voldemort sich erneut an dem Tisch nieder und schlug die nächste Seite des Buches auf. Harrys Blick wurde auf eine Zeichnung gerichtet. Sie zeigte das schrecklichste, was er je gesehen hatte und doch kam es ihm vage bekannt vor. Ein weißer leuchtender Kreis spiegelte sich im Mondlicht wieder und darin lag eine gefesselte Person. Harry konnte nur noch die Augen schließen, um das Grauen nicht länger ansehen zu müssen und schrie aus Leibeskräften. Er spürte, wie mehrere Hände nach ihm griffen und Harrys Versuche sich gegen die Wand zu werfen unterdrückten. Harrys Körper wurde auf den Boden gepresst und ein bitterer Trank wurde ihm eingeflößt. Seine Schreie gingen in ein ersticktes Husten und Keuchen über und jeder Widerstand in ihm brach. Er hatte das Gefühl zu versinken, der Kampf war unwichtig geworden und sehr viel ruhiger, ließ er sich von dem kräftigen Griff eines Heilers auf die Beine ziehen, bevor er plötzlich in sich zusammen sackte und ihm nun gänzlich schwarz vor den Augen wurde. to be continued Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)