The Black Widow Tale von Archimedes (Sparrington) ================================================================================ Kapitel 16: Charakteristikum 3 ------------------------------ Langsam lehne ich meinen Kopf gegen den Rand, um nicht ein plätscherndes Geräusch zu machen und grinse selig vor mich hin… fasziniert auf den Rücken des am Boden hockenden Piraten schauend, der nicht realisiert, dass ich wach bin. Zu versunken ist er im Durchwühlen meiner Sachen, als dass ihm aufgegangen wäre, wie ich ihn und sein köstliches Treiben aus meinem kalt gewordenen Bad heraus seit einer guten halben Stunde beobachte. Ohne, dass ich ihn dabei unterbrechen wollte, mit ihm streiten oder einfach nur vor Entrüstung zu protestieren, ich lasse ihn machen, denn ich bin ihm einen Schritt voraus und kann seiner Suche sorglos entgegenblicken, wird er doch nicht finden, was er so sehr will. „… s sie denn? Wo is sie denn?“, brummelt er zu sich selbst, „Jackie wenn du ein kleines, feines Papierchen wärst zum Retten netter Piraten, wo würdeste dich von unserem guten Jamie-Commodore hinpacken lassen? Komm Schätzelchen, ruf mal ganz laut nach mir…“ Ratlos wirft er eines meiner Hemden neben sich, kratzt sich am Kopf, dann stärker im Nacken… der eingetrocknete Schlamm muss fürchterlich jucken… „Bekommst auch ein schönes Plätzchen an meiner Brust, aye?!“ Mit einer unerschütterlichen Geduld begnadet durchsucht Sparrow zum wiederholten Male Hosen, Mantel, Tasche, die Scheide des Schwerts und den anderen Besitz, den ich auf die Pearl mitgebracht habe. Die weiße Perücke wird malträtiert, an ihr herumgezupft und an den Locken gespielt, ob sich nicht dazwischen das begehrte Edikt verberge. Da er es dort natürlich nicht findet, das Dokument wäre selbst gefaltet zu groß um es zwischen zwei Nähte zu packen, wird sie kurzerhand auf den Kopf gesetzt direkt auf den wulstigen Zopf unseres immer noch seienden Lehmmännchens. Dazu stimmt er leise ein passendes, sehr betrunkenes Piratenliedchen an. Ich unterdrücke ein Glucksen ... neben der brennenden Frage, wo eigentlich mein vergessener Hut abgeblieben ist. „Freund, Ihr habt eindeutig dazu gelernt“, seufzt der Suchende und erhebt sich schwankend aus seinem Schneidersitz sich nebenher mit zwei Fingern das Haarteil wieder vom Haupt ziehend. Als stecke noch mein Kopf darunter und damit ein Gesicht, mit dem es sich reden lässt hält er es vor sich hin. „Vielleicht hast du´s aber doch auf dem Schiff versteckt Jamie. Was sagst du?“ Sehr groß ist die Versuchung gerade jetzt zu antworten und das hochphilosophische Gespräch zwischen Pirat und Perücke zu unterbrechen… „Kommst dir die meiste Zeit ja sehr überlegen vor und gut isses, macht die Sache viel spannender“ Grinsend dreht er seine Hand, so dass es wie das Schütteln meines Kopfes aussieht, sieht sich dann im Zimmer um und setzt die Locken zurück auf den Platz, auf den eigentlich sein Dreispitz gehört. Er hüpft damit auf Zehenspitzen zu seinem Bett - staubt dabei -, durchstöbert Kissenbezüge, Decken und die Matratze. Truhe, Schränke und Schubladen folgen und all das bewundernswert leise. Ich bette meinen Arm auf den feuchten Wannenrand und lehne meine Wange in die Handfläche. Ihr seid wirklich der schlechteste Pirat, von dem ich je gehört habe… dass Ihr nicht darauf kommt… Ich hatte tatsächlich daran gedacht Gilette die Begnadigung mit auf den Weg zu geben, so dass der Pirat gar nicht erst in Versuchung gerät unsere Übereinkunft zu hintergehen, doch war es für mich eine glänzende Gelegenheit zu prüfen, wie sicher ich mich auf Sparrow verlassen kann. Und ich muss sagen, ich habe früher damit gerechnet, dass… Nebenbei bemerkt ist es mir wohltuende Genugtuung, dass er mich nicht annähernd gut durchschaut, wie ich es befürchtet habe und seine Schläue wohl doch überschätzt wird. Ansonsten würde er an etwas nahe liegendes denken, ein Plätzchen, oder vielmehr an einen Gegenstand genau in seiner Nähe, der dazu auch eine seiner Vorlieben ist und zu dem er vermutlich öfter greift als nach frischen Strümpfen… Als er endlich mit einem gedehnten Stöhnen aufgibt und sich unzufrieden zu mir wendet, zweifelsohne mit der Absicht den Schlafenden im Wasser mit Blicken zu erdolchen, ist einer der wunderbarsten Augenblicke unserer ansonsten eher anstrengenden Bekanntschaft gekommen: Er stiert direkt in meine grünen, wartenden Augen. „Ouh“, entkommt es ihm. Mit den Fingern tipple ich gegen meine Wange, sehe ihn einfach stumm an, aber ich weiß, dass ihm meine aufgesetzte –eigentlich nicht vorhanden – Wut geradezu entgegen springt. Wie eine Statue steht er da gefangen von meiner gespielten Entrüstung und man sieht ihm das Arbeiten seines Verstandes an, sich am besten aus der verfänglichen Lage herauszureden, „Eeeh.. Ihr seid sicher schon eine ganze Weile wach, nicht?“, doch bringt er nicht mehr zustande als einen Mundwinkel zu einem verkorksten Lächeln hochzuziehen und die Stirn in Falten zu legen. Ich nicke stumm. „Werdet mir nicht den Gefallen tun noch mal schnell einzuschlafen, oder?“ Ich schüttle den Kopf. Ich muss zugeben, ich habe meine böse Freude daran wie er vor mir steht, die Perücke schief auf seinem Kopf und ich ihn genüsslich auflaufen lasse. Wortlos deute ich mit der rechten Hand, von der das kühle Wasser perlt auf ihn, er versteht sofort und nimmt sie schluckend herunter. Danach wandert meine Hand zeigend auf meine Kleider. Er kommt dem Befehl nach, macht einen nervösen Schritt vor um den Arm langsam weit auszustrecken, die Perücke zwischen Zeigefinger und Daumen festgeklemmt mir noch einen demütigen Blick zuzuwerfen und er sie dann mit einem Räuspern schnell über dem Stapel loslässt und einen Schritt zurückspringt, als ob sie sobald sie auf den Boden trifft nach ihm schnappen wolle. Die Arme weit von sich gestreckt und den Oberkörper nach hinten gebogen betrachtet er sein Kunstwerk. Da liegt sie nun… Mit entschuldigender Miene wackelt er mit dem Kopf. „Mister Sparrow, Ihr werdet die Begnadigung nicht einmal dann finden, wenn Ihr allen Euren kostbaren Rum leer getrunken hättet und in Eurem engelsgleichen Rausche eine dieser glückenden Eingebungen erhaltet, für die Ihr in diesem Zustand bekannt seid“, sage ich von ihm abgewandt, greife nach einem Stück Seife und beginne damit den in der letzten halben Stunde aufgeweichten Dreck von mir abzuwaschen. "Es sei denn eine Meerjungfrau fällt Euch auf´s Deck und zwitschert es Euch zu. Oder wie wäre es mit einer Flaschenpost?..." Innerlich grinse ich… „Denn wie Ihr ganz richtig bemerktet, habe ich dazu gelernt“, sorgsam schäume ich Bart und Haare ein, „und ich gedenke diesen Lernprozess andauern zu lassen“, danach Arme und Brust. Sparrow sieht mir die ganze Zeit über schweigend zu und im Vergleich zu unserer letzten Begegnung dieser Art macht es mir nichts aus… Auch dann noch nicht, als er schwankend zu mir stiefelt, in die Hocke auf Augenhöhe geht und die munteren Steinchen seiner Haarsträhnen mir entgegen klimpern. „Freund, das war reichlich unfair“, beklagt sich der arme Kerl, legt die Hände gefaltet auf den Wannenrand und tastet mich mit den Augen vorwurfsvoll ab. „Oh Sir, glaubt nicht Ihr wärt der einzige, der ein geradezu mephistophelisches Vergnügen daran entwickeln kann andere zu piesacken. Außerdem habt Ihr es verdient“ Ich besehe ihn mir von oben bis unten, sehr abschätzig wohl gemerkt, „auch wenn ich meiner Form des Piesackens eine weit redlichere Motivation gebe und es nicht zu meinem persönlichen Vergnügen tue“ Mich vorbeugend seife ich mir die Beine ein. Sparrow stellt den Arm auf den Rand und legt den Kopf schief. „Weil Ihr Euch daran erinnert, dass Ihr anderen dient und nicht nur Euch selbst?“ Überrascht, dass er sich das gemerkt hat blicke ich ihn an, „Sieh an, es besteht noch Hoffnung für Euch“, lächelnd werfe ich ihm die Seife in die Hände und spüle mir das Gesicht. Als mir das Wasser über Stirn, Nase und Mund gelaufen ist und von meinem Bart tropft, funkelt der Pirat mich plötzlich dunkel aus seinen braunen Augen an, „So, glaubt Ihr…“, sagt er herausfordernd, lässt die Seife ins Wasser fallen, springt auf und zieht sich mit geradezu rasanter Geschwindigkeit die Stiefel aus, welche er achtlos über seine Schulter wirft. Einer davon fällt auf den Tisch… Jetzt ahne ich Böses! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)