The Black Widow Tale von Archimedes (Sparrington) ================================================================================ Kapitel 10: Sophia - 2 ---------------------- „Jeg kan ikke forstå hvad du siger!“ Ein Musterbeispiel an grenzenloser Ratlosigkeit begegnet mir mit dem eingefallenen Gesicht des jungen, blonden Fischers, der in seinem morschen Kahn die Netze vom morgendlichen Fang befreit. Die Ausbeute an maritimen Früchten ist gering, mager um nicht zu untertreiben. Ebenso mager wie die Ausbeute an Informationen, die wir zwei gemarterten Seelen, Mister Hawkins und ich, über das Schiff in Erfahrung bringen konnten, das neben der Black Pearl am Pier vor Anker liegt. Entweder waren die Leute verschreckt davon gerannt, als gäbe es kein Morgen mehr, berichteten Gerüchte absonderlichster Natur, oder aber die Preise für ehrliche, anständige Antworten waren zu hoch, als dass ich den Wucher guten Gewissens bezahlt hätte. Davon abgesehen bin ich nicht im Besitz von mehr als drei Schilling. Zu guter letzt stehe ich vor einem Mann, wenn mich mein Sprachgefühl nicht täuscht skandinavischer Abstammung, der kein einziges Wort von dem versteht, was ich ihn frage. „Sir, vielleicht hätten wir doch Margarit bezahlen sollen?“ „Mister Hawkins, obgleich Euer naives Vertrauen in das Mädchen in mir die Milde eines Freundes weckt, der dem verliebten, närrischen Kameraden nur das Beste wünscht, so ist eine dahergelaufene Hure sicher nicht die erste und vertrauensvollste Anlaufstelle, wenn es um die Verlässlichkeit von Auskünften geht, im Besonderen nicht jene, die Euch, wenn ich mich entsinne, zu einem armen Mann ohne Schuhe gemacht hat. Inständig hoffe ich, dass sie Euch an diesem Abend nicht auch noch das gestohlen hat, was zwischen Euren Ohren sitzen sollte.“ Ich seufze über die Gutgläubigkeit des Jungen. „Ich bedaure Euch das sagen zu müssen, aber die Dame hätte das Geld genommen und wäre daraufhin spurlos entschwunden und gewiss auch entschwunden geblieben“ In der Tat war das Freudenmädchen uns zuerst in den Sinn gekommen, das die letzten beiden Tage nur allzu bereitwillig aus der Börse meines Soldaten gelebt hat, ist sie schließlich das einzige bekannte Gesicht in dieser Stadt. Wesentlich unwilliger zeigte sie sich trotz gutem Zureden bei den Fragen nach unserem geheimnisvollen Schiff. Erst als ich ihr die drei Schilling unter die ungeputzte Nase gehalten habe, meinte sie sich dunkel an etwas erinnern zu können… Jedoch war nicht zu übersehen, dass die ´Erinnerungen´ Hawkins´ nächtlicher Lerche wohl eher gieriger Natur gewesen sind, als dass sie tatsächlich mehr wusste, als er oder ich. Was mich auf den Fischer zurückbringt, der sich kopfschüttelnd wieder seiner Arbeit zugewendet. Ich seufze auf. „Mister Hawkins, da unstrategisches Herumfragen offensichtlich nichts für sich hat, werde ich Miss Anamaria abholen gehen. Ihr werdet nachkommen, sobald Ihr dieses Schriftstück hier in meinen Händen an einen Boten übergeben habt, der es nach Port Royal bringen wird“ Aus meiner Hosentasche ziehe ich einen Brief, den ich in Sparrows Quartier verfasst habe, bevor ich mit dem Jungen von Bord gegangen bin, in weiser Voraussicht, dass es sich in einer Piratenstadt als schwierig gestalten würde Fragen zu stellen, ohne das nötige Kleingeld. Daher bleibt mir nichts anderes übrig als meinem Instinkt zu folgen. „Aye Sir“ Ich drücke meinem Soldaten den Brief mit den Mitteilungen für den Kommandeur des Forts während meiner Abwesenheit in die Hand. Dazu mein restliches Geld. Für eine Kurierfahrt mehr als genug. Ohne weitere Worte will ich mich aufmachen, „Sir, darf ich eine Frage stellen?“, doch werde daran gehindert. „Welche Konsequenzen werden mich in Port Royal erwarten, wegen meines Versäumnisses gegenüber Captain Sparrow zu protestieren?“ „Präzisiert, Mister Hawkins“ „Wegen Marga…. dem Mädchen, Sir. Und wegen meines darauf folgenden… ´Zustands…´ gestern Nachmittag“ „Erkennt Ihr die Unziemlichkeit Eures Betragens?“ „Natürlich Sir!“ Die Schamesröte, die den sommersprossigen Jungen überzieht, untermauert seine Worte eindrucksvoll. So will ich hoffen, dass er nicht in einem weiteren Anflug toller Lüsternheit mir unter lautem Kichern die Wange küsst, wie gestern geschehen in der Annahme ich wäre das Mädchen. Ein Mädchen, das ihn um drei Köpfe überragt… oh Himmel! Das hämische Lachen darüber, dass es jedoch mehr komisch war, als entwürdigend, lasse ich aber nicht nach außen dringen. „Dann betrachtet den ´Vorfall´ als verziehen“, sage ich stattdessen nüchtern, die Augen kühl auf ihn geheftet. Er schweigt betreten, wie unangenehm es dem Knaben ist, mir jetzt alleine gegenüberzustehen ist nicht zu übersehen und vielleicht dreht er in Gedanken Sparrow den Hals dafür um, mich ihm zur Seite gestellt zu haben. Als ich mich umwende, ertönt noch einmal seine Stimme. „Sir!“ „Ein weiteres Problem Mister Hawkins?“ „Ihr seid doch anders, als meine Kameraden sagen“, schießt es aus ihm heraus. Ich ziehe ausdruckslos meine Braue in die Höhe. „Wie meinen?“ „Ich wage sicher zu viel … kalt eben. Hart und unnachgiebig. Ich wollte nur sagen, dass ich das nicht so sehe! Nicht mehr…“ Mit unveränderter Miene sehe ich den Kadetten vor mir an, der mir nichts Neues damit mitteilt, aber auch nichts anderes versucht, als mir seinen Dank auszusprechen, nicht diszipliniert zu werden. „So, so. Sagt man das“ Ich nicke wie zur Bestätigung und erwidere streng: „Dann tut Ihr gut daran, Euch keinen weiteren Ausrutscher dieser Art zu erlauben“ Ohne auf ihn weiter zu achten mache ich mich auf. 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