Wie früher... [beendet am 6.11. ^^] von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 8: ----------- Vielen Dank für die Kommentare ^.^ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Toshiya ist schon so betrunken, dass er die ganzen Frauen und Männer um ihn herum, die ihn begeistert angaffen, garnicht mehr bemerkt. Zugegeben, er sieht gut aus und dass sein Blick dank dem Alkohol schon ganz glasig und seine Wangen gerötet sind, verstärkt diesen Eindruck nur noch, aber sein Zustand verbietet es mir geradezu mir genauso die Kante zu geben. Irgendwie müssen wir ja auch noch nach Hause kommen. Aber wenn ich es mir so recht überlege: Will ich überhaupt wieder nach Hause? Vielleicht quartiere ich mich für diese Nacht bei Toshiya ein. Zwar erkennt man in seiner Wohnung meist den Boden vor lauter herumliegender Klamotten und diverser Haushaltsgegenstände nicht mehr, aber so entgehe ich immerhin einem deiner möglichen Besuche. Wenn ich so darüber nachdenke, ist diese Idee wirklich alles andere als schlecht. Morgen werden wir uns erst am Nachmittag treffen, da es am Abend zu einer Fernsehshow geht, wo wir “saku” spielen und danach ein weiteres sinnloses Interview geben sollen. Ich muss zugeben, dass sich meine Begeisterung im Moment noch in Grenzen hält, doch man soll die Hoffnung bekanntlich nicht aufgeben... Seltsamerweise beschehrt der Gedanke an dich mir noch immer keine schlechten Gefühle. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall und mir geht es nicht aus dem Kopf, dass ich dir noch irgendetwas sagen sollte. Nur was? Etwas, das dir dein schlechtes Gewissen nimmt? Aber eben dieses hast du mehr als verdient, also sollst du es auch noch eine Weile länger tragen müssen. Trotzdem verzehrt sich mein Innerstes danach dich zu sehen, diese Gefühle nochmal zu erleben, die du bereits einmal in mir entfacht hast. Oder bilde ich mir das nur ein, weil ich überhaupt irgendetwas fühlen will? Wenn es mich nicht einmal nachdrücklich berührt, wenn du mich vergewaltigst, was berührt mich dann überhaupt noch? Gibt es in meinem Leben etwas anderes als diesen elenden, körperlichen Schmerz, den ich mir auch noch selbst zufügen muss? Vielleicht ändert es etwas, wenn du es bist, der ihn mir gibt, diesen Schmerz... Der Gedanke ist verlockend und gleichzeitig bekomme ich dabei Angst vor mir selbst. Was ist nur los mit mir... mit uns? Spielt auf einmal die ganze Welt verrückt? Warum kann es nicht sein wie früher...? Trotz meiner Angst von dieser Idee gepackt, entschließe ich mich Toshiya bei sich Daheim abzusetzen und von dort aus zu dir zu fahren. Bist du überhaupt da? Vielleicht geht es dir gerade ähnlich wie unserem armen Bassisten und du ertränkst deinen Liebeskummer – wenn man es so bezeichnen kann – im Alkohol, liegst in irgendeiner Bar ohne jemanden, der dich am Ende nach Hause fährt. Doch das Risiko kann ich eingehen, in meiner Wohnung würde mich ohnehin nichts anderes als eine schlaflose Nacht und stumpfe, blutbefleckte Rasierklingen erwarten. “Ky~o... nich heim...”, grummelt Toshiya, als ich ihn auf dem Beifahrersitz ablade, doch schnell ist er schon wieder so weggetreten, dass sein Kopf dumpf an der Scheibe landet und seine Augen halb geschlossen sind. Um seinen Kater am nächsten Morgen beneidet ihn mit Sicherheit niemand und auch sein Anblick ist mittlerweile weniger attraktiv und verlockend, als vielmehr abgehangen und bemitleidenswert. Die Presse würde für ein Photo von ihm in Totchis derzeitigem Zustand wohl so einiges geben... Um diese Uhrzeit kommt sogar der Verkehr in Tokyo langsam zum Erliegen und wir kommen schnell voran, obwohl Totos Wohnung in einem ganz anderen Viertel liegt und wir im großen und ganzen sicherlich eine halbe Stunde unterwegs sind. Zu meinem Glück ist wenigstens ein Parkplatz vor dem Haus frei, sodass ich ihn problemlos und ohne Gefahr auf einen Strafzettel noch bis in seine Wohnung begleiten kann. Zu wie Toshiya ist, findet er nicht einmal seine Schlüssel und ich bin gezwungen nun auch noch eine halbe Leibesvisitation durchzuführen. Ich kann mir besseres vorstellen, denn es ist ein offenes Geheimnis, dass unser Bassist im angetrunkenen Zustand niemanden von der Bettkante stößt und gerne mal dominant wird. “Ky~o, du rischt gu~ut...”, lallt Toshiya mir auch gleich dämlichst grinsend ins Ohr. Ein Wunder, falls er sich morgen überhaupt an irgendetwas erinnert, aber dass er nun auch noch anfängt mit seiner Zunge mein Ohrläppchen zu bearbeiten, ist definitiv genug des guten. “Und du stinkst nach Alkohol...” Entschlossen drücke ich den Braunhaarigen von mir und lehne ihn an die Wand, während ich mich in der Dunkelheit – der Lichtschalter lässt sich partout nicht finden – daran mache, die Tür aufzuschließen. “Behalt bloß deine Finger bei dir, mein Lieber...”, drohe ich vorsichtshalber, obwohl ich bezweifle, dass Toshiya den annähernden Sinn dieser Worte überhaupt noch versteht. Endlich drinnen angekommen bin ich überrascht wie verhältnismäßig ordentlich das Wohnzimmer ist, welches der erste Raum ist, den man zu Gesicht bekommt. Vorsichtig maneuvriere ich den Guten an Sofa und Fernseher vorbei, geradeaus bis zur Schlafzimmertür. Wenige Minuten später schläft Toshiya glücklich und zufrieden, wie ein kleines Kind und ich bin nur froh endlich aus seiner Reichweite zu kommen. Mein Vorhaben unser Verhältnis ein wenig zu verbessern, ist kläglich gescheitert und ich werde glücklich sein, wenn unser Bassist überhaupt noch weiß, dass er es mir zu verdanken hat in seinem eigenen Bett aufgewacht zu sein und nicht in dem eines völlig Fremden, der weiß Gott was mit ihm angestellt hätte. Der Weg zu dir gibt mir Zeit wieder auf den Boden zu kommen. Die stickige Luft im Pub und Toshiyas Anbandelungsversuch haben ihre Spuren hinterlassen. Mir schwirrt der Kopf und mir ist heiß, richtig heiß, sodass ich schwitze als ob ich gerade von der Bühne käme. Totchis Berührungen waren mir unangenehm und hinterlassen einen bitteren Nachgeschmack, der sich nicht so einfach abschütteln lässt. Wieso empfand ich dies hier als so viel schlimmer, als deinen Übergriff letzte Nacht? Liebe ich dich doch? Ist es das wirklich, was man Liebe nennt? Nein, ich will dich nicht lieben. Ich will niemanden lieben, will nicht verletzt werden. Lieber sterbe ich ohne jemals richtig geliebt zu haben, als das durchstehen zu müssen. Und ich will dich nicht verletzen. Doch tue ich das nicht schon längst? Mache ich es nicht jeden Tag, unbewusst, ohne mir darüber im Klaren zu sein, was meine Worte und Gesten vielleicht bei dir anrichten? Vielleicht sollte ich es doch versuchen... versuchen mir eine neue Maske anzulegen... eine Maske die sogar dich täuscht und glücklich macht. Schlimmer als jetzt kann es nicht mehr werden und wenn es wenigstens für mich nichts ändert, dann wird es immerhin für dich besser. Du wirst glücklich sein, wenn du dich in dem Glauben wiegst dir meiner Liebe sicher sein zu können, nicht wahr? Ist das die langersehnte Lösung des Problems? Um uns beide zu schützen, werde ich versuchen mein unglücklichsein vor dir und den anderen zu verstecken. Von nun an wird die Bühne der einzige Ort sein an dem ich ich selbst sein kann... Entschlossen trete ich aufs Gaspedal. Die Würfel sind gefallen. Von nun an wird es besser werden, für uns alle. Tränen finden ihren Weg über meine Wangen, wieder, und es wird das letzte Mal für eine lange Zeit sein, dass ich so frei weinen kann. Die einzigen Tränen, die ich mir von nun an erlaube, werden Freudentränen sein. Ein guter Vorsatz, nicht wahr? Es ist noch vor Mitternacht, als ich bei dir ankomme. Schon von draußen sehe ich, dass in deiner Küche noch Licht brennt und ich erinnere mich an die vielen Abende, die wir gemeinsam dort verbracht haben. Diese Zeiten sind schon einige Monate her und scheinen mir heute bereits wie aus einem anderenLeben. Die letzten Jahre sind so schnell vergangen, dass ich es kaum glauben mag, dass wir schon acht Jahre in dieser Konstellation als Band spielen. Dich kenne ich schon seit meiner Jugend, du bist mir wie der ältere Bruder, den ich nie hatte. Ist es niht seltsam, fast schon pervers mit einem solchen Menschen, der einem derart nahe steht, zu schlafen? Wie auch immer, ich werde bei meiner Entscheidung bleiben. Ich strecke die Hand nach der Klingel aus, halte jedoch im letzten Moment inne. Wenn ich das jetzt tue, den dunklen, einsamen Hausflur verlasse und indie Wärme deiner Wohnung trete, gibt es kein zurück mehr. Aber mir bleibt keine ahl. Mit einem leisenSeufzen gebe ich mir einen Ruck und klingle. Das schrille Geräusch dringt bis zu mir nach draußen und die bald ertönenden, lauter werdenden Schritte lassen meinHerz schneller schlagen. Und schon stehst du vor mir. Erst noch müde und niedergeschlagen, wandelt sich dein Gesichtsausdruck schnell zu einem strahlenden Lächeln als du mich erkennst. Genau das is es was ichmich zu sehen sehne. Ein Zeichen, dass alles gut ist und es am Ende auch immer seinwird. Ein Steinfällt mir vom Herzen bei diesem Anblick. “Kyo...” Sobald mein Namen deine Lippen verlässt, verändert sich alles. Plötzlich bist du wieder traurig, beinahe den Tränen nahe. Dein Blick weicht mir aus, du zieht die Schultern hoch, scheinst dich verstecken zu wollen. Vor mir? Hast du Angst? Wer ist hier derjenige, der Angst haben solte? Schließlich bin ich es, der in die Höhle des Löwen tritt. “Können wir... reingehen?” Ich räuspere mich unbehaglich. “Ich muss mit dir reden.” Du nickst nur wortlos, machst mir Platz und schließt die Tür wieder vorsichtig hinter uns. Ohne auf eine weitere Aufforderung deinerseits zu warten, mache ich mich auf den Weg in deine gemütliche Küche. Im englischen kollonial Stil und hellen Tönen gehalten fühle ich mich hier wohler als irgendwo sonst. Hinter deinem oft wenig ernstem und beinahe übertrieben selbstbewusstem Verhalten würde man wahrscheinlich nie auf die Idee kommen, dass du in manchen Dingen eher auf europäisch-konservatives stehst und sehr viel Wert auf gute Küche legst. Andererseits würde man von deinem öffentlichen Benehmen auch niemals darauf schließen, dass du im Grunde nur versuchst deine Unsicherheit zu überspielen. Minuten später sitzen wir beide, jeder ein Bier vor sich auf dem Tisch, einander gegenüber und schweigen uns an. Um ehrlich zu sein habe ich noch nicht darüber nachgedacht, wo ich anfangen soll, geschweige denn was genau ich dir eigentlich sagen will, oder besser, wie ich es tun soll. “Kyo... du siehst echt scheiße aus.”, grinst du mich plötzlich an. Hab ich was verpasst? Wo ist deine schlechte Stimmung hin? “Danke für den Hinweis.”, grummle ich nur und funkel dich gespielt wütend an. “So fühl ich mich auch.” Dein Grinsen verschwindet sofort und weicht dem altbekannten schlechten Gewissen. “Ist es wegen...” Ich seufze und muss diesmal nicht einmal lügen. “Nein. Ich hab eben noch Toto heimgefahren, der war schon ziemlich angetrunken.” Und das ist noch untertrieben. “Ach, ich bin einfach momentan ein bisschen fertig...” “Tut mir leid.”, stammelst du leise und beginnst wieder meinem Blick auszuweichen. “Das kommt bestimmt bloß, weil ich dir so auf die Nerven gehe. Es tut mir so leid, Kyo. Ich weiß doch auch nicht was da in mich gefahren ist!” Ich schüttle nur den Kopf und stütze das Kinn auf meine auf dem Tisch verschrenkten Arme. Sehe dich von unten herauf an. “Die... wenn...” Wo soll ich nur anfangen? Nie fiel es mir so schwer die richtigen Worte zu finden. “Würdest du...” Ich hole einmal tief Luft. Dieses Herumgestammle bringt mich auch nicht weiter. “Wenn ich uns beiden eine Chance geben würde. Was würdest du sagen?” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)