Breaking free von Ayame-chan (Seto x ?Yami?) ================================================================================ Kapitel 1: One night with him ----------------------------- Autor: Ayame-chan Fandom: Yu-Gi-Oh Disclaimer: Nix meins. Nix Geld. Nix Rechte Alles nur geliehen. Pairings: Seto x Yami? Warnings: limone, ein bisschen dark und angst, au Inhalt: Durch einen kleinen Stricher namens Yami kann Seto seine davor bewahren Pleite zu gehen. Als er davon erfährt hält er alles, was er erreicht hat für wertlos. Seine Rache an Yami soll seinen Stolz retten, doch dann stellt sich heraus, dass Yami nicht der zu sein scheint, der er vorgibt. Bei dem Versuch die Wahrheit herauszufinden entdeckt Seto etwas, was er nie für möglich gehalten hätte... Widmung: allen Kommischreibern und Lesern So, hier ist endlich die versprochene Seto x Yami Story. Hat ja auch lang genug gedauert. Kann es immer noch nicht glauben, dass ich wirklich sechs Ansätze gebraucht habe, bis das Krea-Tief wieder abgeklungen war. Aber genug der Vorrede und viel Spaß beim lesen. Legende: „reden“ /denken/ # Dinge, die am Ende erklärt werden +Dinge, die sich in Yamis Kopf abspielen, teilweise sind es Erinnerungen+ Breaking free 1. One night with him „Der Wagen ist vorgefahren, Mr. Kaiba,“ sagte Roland. Sofort erhob sich der junge Konzernchef von seinem Sessel, klappte seinen Laptop zu und verließ sein Büro im 13. Stock der KaibaCorporation, einem gewaltigem Unternehmen, welches sich der Entwicklung und Herstellung von Spielen widmete. Während Seto seine Krawatte im Spiegel des Aufzuges zurechtrückte betätigte Roland den Knopf ins Erdgeschoss des Gebäudes. Roland gehörte schon fast zur Familie der Kaibas, auch wenn Seto ihn wahrscheinlich feuern würde, würde irgendjemand etwas in dieser Richtung erwähnen, denn von Familie hielt der Braunhaarige überhaupt nichts. Viel zu sehr hatten sie ihn damals enttäuscht und ihn sicherlich auch nicht vermisst, als er eines Morgens seine Sachen gepackt hatte und abgehauen war. Hier in Dominocity hatte er sich ein Firmenimperium aufgebaut und Roland zählte zu seinen ältesten Angestellten. Der schwarzhaarige Sonnenbrillenträger war der Einzige, zu dem Seto so etwas wie Vertrauen aufgebaut hatte. Roland begleitete seinen Chef zu jedem geschäftlichen Treffen, war Chauffeur und auch Mädchen für Alles. Mit einem langem Glockenton glitten die Türen beiseite und die beiden Männer standen im Foyer der Firma. Durch die großen Glastüren sah Seto bereits die schwarze Limousine, mit der sie zu einem Geschäftsessen fahren würden. Seto war jedoch recht kritisch, was diesen Jo McLaggen anging. Von ihm und seinem Hightechunternehmen hatte er noch nie gehört und auch weitere Nachforschungen hatten nichts ergeben. Wenn dieser McLaggen jedenfalls keine Nachweise für die Existenz seiner Firma und ihrem Erfolg hatte, würde es ein sehr kurzes Geschäftsessen werden. Nach einer halben Stunde hielt Roland vor dem Aki Grand, einem Nobelrestaurant, in dem es von prominenten Gästen nur so wimmelte. Als Seto aus dem Wagen stieg entflammte sofort ein Gewitter aus Blitzlichtern, welches es unmöglich machte den roten Teppich vor sich zu sehen. Seto würdigte keinem der Fotographen und Zeitungsleuten, die auf irgendeine Schlagzeile warteten, eines Blickes, sondern betrat das edle Restaurant. Es war im Barockstil eingerichtet, mit hohen Marmorsäulen und –boden und reichlichen Verziehrungen in Gold. Aus einem Lautsprecher klang leise klassische Musik und ein Kellner verbeugte sich respektvoll vor dem Braunhaarigen. „Willkommen im Aki Grand, Mr. Kaiba. Mr. McLaggen erwartet sie bereits,“ sagte der Angestellte und führte Seto an einer Reihe von Tischen vorbei, bis hin zu einer ruhigen Ecke, wo zwei Männer an einem Tisch saßen. Der Linke hatte hüftlanges türkises Haar, ein gelbes und ein grünes Auge und war gekleidet in einen lavendelfarbenen Anzug. Der Andere, der einen ganzen Kopf kleiner war als Seto, besaß eine stark auffallende Frisur. Die Haare waren schwarz, mit blondem Pony und violetten Spitzen und standen in alle Richtungen ab. Er hatte katzenhafte violette Augen und gebräunte Haut. Allerdings trug er keinen Anzug, wie sein Begleiter, sondern ein weißes Tanktop und schwarze Hosen. Um seinen Hals hing ein Lederband, an welchem ein Adler hing. „Ah, schön, dass sie gekommen sind,“ sagte der Mann mit den türkisen Haaren und stand auf, um Seto die Hand zu reichen. „Ich nehme an, dass sie Jo McLaggen sind,“ sagte Seto und warf einen Blick zu dem jungen Mann, der ihn einfach nur stumm ins Gesicht sah. Der Braunhaarige versuchte dessen Blick zu deuten, doch Jo lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Richtig. Es freut mich, dass sie hergekommen sind, um sich anzuhören, was ich anzubieten habe.“ „Wir werden sehen,“ unterbrach Seto ihn schnippisch. „Hast du nicht vor dich auch mal vorzustellen?“ wand er sich nun bissig an den Violettäugigen. „Schenkt ihm einfach keine Beachtung,“ sagte Jo an der Stelle des Jungen. „Er ist ein dummer, wenn auch ein hübscher Junge, finden Sie nicht?“ Bei diesen Worten richtete der Schwarzhaarige den Blick auf die Tischplatte, während Jo vor Stolz anschwoll. „Wenn Sie es sagen,“ sagte Seto nur knapp und ließ den Jungen nicht aus den Augen. „Nun lassen Sie uns gleich zum geschäftlichen kommen....,“ begann der Türkishaare ein Gespräch, doch Seto hörte ihm kaum zu. Seine blauen Augen ruhten noch immer auf den Namenlosen, was für ihn recht ungewöhnlich war. Normalerweise widmete er niemanden, der ihm nicht nützlich sein konnte auch nur einen Blick. Doch irgendetwas an dem Violettäugigen faszinierte ihn. Irgendwas hatte er an sich. „Mr. Kaiba! Hören Sie mir zu?“ schlagartig wurde Seto wieder daran erinnert, warum er eigentlich hier war. „Selbstverständlich höre ich Ihnen zu.“ Sagte Seto und richtete nun den Blick auf seinen Gesprächspartner, doch aus den Augenwinkeln beobachtete er weiter den anderen. Dieser schien die Blicke des Blauäugigen zu spüren und hob den Kopf. Blau traf auf Violett und Setos Umgebung blendete sich aus. Stumm bewegten sich die Lippen des Schwarzhaarigen. Seto verstand nicht was er ihm sagen wollte, als die laute Stimme McLaggens ihn aus seiner Starrung zurückholte. „Was fällt dir eigentlich ein?? Hör auf Mr. Kaiba abzulenken, sonst gibt es Ärger!“ sofort richteten sich die Amethyste wieder auf die Tischplatte. Nachdem alles geschäftliche besprochen war verabschiedete sich Seto von den beiden Männern und fuhr nach Hause. Er hatte den Vertrag noch nicht unterschrieben, sondern wollte ihn sich erst noch genauer ansehen, auch wenn er auf den ersten Blick akzeptabel aussah und ihm eine Menge Vorteile verschaffte. In seiner Villa angekommen setzte er sich dort an seinen Schreibtisch und ging den Vertrag erneut durch, las zwischen den Zeilen und suchte nach einem Haken. Er war sich sicher, dass es einen gab, denn es gab immer einen. Doch blieb die Frage, wo er sich befand. Kurz nach Mitternacht klopfte es an seine Zimmertür und Roland trat ein. „Entschuldigen Sie die späte Störung Mr. Kaiba,“ sagte der Angestellte. „Aber hier ist jemand, der Sie noch sprechen möchte und es scheint dringend zu sein.“ Der Blauäugige hob kaum den Blick. „Wie dringend?“ „Er sagte er hätte Informationen über den Vertrag mit Mr. McLaggen.“ Sofort war Setos Aufmerksamkeit geweckt. „Lass ihn rein.“ Roland ging beiseite und statt seiner tauchte jemand anderes im Zimmer auf. Jemand mit dreifarbigem Haar und violetten Augen. „Du?“ ungläubig erhob sich Seto und ging ein paar Schritte auf den Jungen zu. „Du darfst den Vertrag nicht unterschreiben!“ platzte dieser sofort heraus und sah den Konzernchef fast schon bittend an. „Warum sollte ich nicht?“ „Wenn du unterschreibst geht deine Firma pleite. Jo McLaggen ist ein eiskalter Betrüger.“ Seto sah den Jungen an. „Wer sagt mir, dass ich dir vertrauen kann?“ „Ob du mir vertraust ist allein deine Sache.“ Der Violettäugige drehte sich um und wollte schon gehen, doch Seto hielt ihm am Arm zurück. „Warum erzählst du mir das?“ „Weil...“ täuschte er sich, oder wurde der Schwarzhaarige gerade rot? „Ich muss gehen. Ich dürfte gar nicht hier sein.“ „Das kann ich mir denken.“ Der Violettäugige wandte sich nun wieder dem Größeren zu und sah hinauf in dessen kalte Augen. „Bitte unterschreib nicht.“ Seto spürte sein Herz schneller schlagen, als die Amethyste ihn so flehend ansahen. Ehe er sich versah hatte er sich vorgebeugt und seine Lippen auf die des Jungen gedrückt. Es war nur ein kurzer Kuss, doch Seto starrte danach entsetzt auf den Mund des Schwarzhaarigen. Was zum Henker hatte er gerade getan? Fragend blickte der Junge zu ihm auf und jetzt sah Seto auch erst, was die ganze Zeit über in dessen Gesicht gestanden hatte: Traurigkeit. Sanft fuhr er über die gebräunte Wange, ehe er die warmen Lippen erneut küsste. Warum er das tat wusste er selbst nicht. Es war einfach nur ein Gefühl, welches ihm sagte, dass es richtig war, was er hier tat und vielleicht auch noch tun würde. Der Kuss dauerte länger als der erste und diesmal erwiderte der Andere in sogar, öffnete zögerlich den Mund, als Setos Zunge über die Lippen strich. Neugierig erkundete Seto das neue Gebiet und forderte dann die fremde Zunge zum Spiel auf. Zögerlich willigte der Schwarzhaarige ein und legte seine Hände in den Nacken des Braunhaarigen. Nach einer Weile lösten sie sich aus Luftmangel wieder von einander, doch für Seto war dies noch lange kein Grund aufzuhören. Mit der Zunge fuhr er über die Ohrmuschel und biss dann leicht ins Ohrläppchen. Dann drückte er den Violettäugige langsam rückwärts, bis dieser die Matratze in den Kniekehlen spürte und somit aufs Bett fiel. Fragend sah Seto in die Amethyste unter sich. Was er hier tat war völlig unnormal für ihn. One-Night-Stands gehörten nicht zu seinem Repertoire und schon gar nicht welche mit einem Mann! Dennoch konnte er nicht von dem Kleineren ablassen, der ihn leicht scheu ansah. Seto wollte ihm schon aufmunternd zulächeln, als er wieder zur Besinnung kam. Seit wann war er nett zu jemanden? Seit wann interessierte es ihm, wie es anderen ging. Er schüttelte den Kopf und stand vom Bett auf. „Verschwinde jetzt,“ sagte Seto, doch der Junge schien da anderer Meinung zu sein. „Nein,“ sagte er und schlang seine Arme von hinten um Setos Taille. „M-mach weiter.“ Der Braunhaarige reagierte nicht. „Das ist deine einzige Chance. Morgen werde ich weg sein und du wirst mich nie wieder sehen.“ Mit einem sarkastischen Lächeln wandte sich Seto wieder ihm zu. „Hast du es so nötig?“ Der Schwarzhaarige errötete. „Du warst derjenige, der mich geküsst hat. Und beim Essen hast du mich die ganze Zeit über angestarrt.“ „Und das hat gereicht um dir den Kopf zu verdrehen?“ der Angesprochen hielt den Blick gesenkt. Seto beugte sich vor und hob das Kinn des Jungen mit der Hand an. Die violetten Augen sahen ihn traurig an. Warum tat er es eigentlich nicht? Er würde den Jungen eh nie wieder sehen. Ohne noch weiter nachzudenken machte er sich gierig über den schmalen Körper her und ließ die Hände unter das weiße Shirt gleiten. Dem Jungen entwich daraufhin ein Keuchen und er wandte das Gesicht ab. Neckend biss Seto in den schlanken Hals und zog dem Schwarzhaarigen das Shirt aus, bearbeitete die freigewordene Haut mit Lippen und Zähnen. Langsam arbeitete sich Seto weiter nach unten vor, lauschte dabei den öfter werdenden Keuchen des Jüngeren, der sich bis her passiv verhalten hatte. Doch als der Braunhaarige wieder hoch kam um die vollen Lippen einzufangen beteiligte sich auch der Schwarzhaarige an dem Liebesspiel. Flink hatte er sämtliche Knöpfe an Setos Hemd aufgeknöpft und ließ seine Hände nun über die kräftige Brust fahren. Zu seiner eigenen Verwunderung genoss Seto die Berührungen und der Drang in ihm wurde nur noch größer. Dem Fremden schien es ähnlich zu gehen. Zumindest ließ es darauf schließen, da er sich bereits an Setos Hose zu schaffen machte. „Immer langsam mit den jungen Pferden,“ raunte ihm Seto ins Ohr. „Du kommst schon noch in den Genuss.“ Neckend strich er über den Schritt des Violettäugigen und entlockte diesem dadurch ein Stöhnen. „Ich...ah...kann nicht solange...ng...bleiben.“ brachte der Jüngere hervor und begann sich zu winden. „Und ob du bleiben kannst. Du wolltest es, also bleib gefälligst auch, bis es vorbei ist.“ „Mach endlich!“ die Wangen waren gerötet, die Augen Lust verschleiert. Seine Hände gaben nach und ließen von der Hose ab, fuhren aber statt dessen wieder unter das Hemd. Seto ließ sich Zeit. Kostete jeden Moment voll aus, bis es zu viel wurde. Schnell entledigte er den Violettäugigen seiner Hosen und fuhr mit Freuden dessen Erektion entlang, was ihm mit einem lauten Stöhnen gedankt wurde. Immer wieder verschmolzen ihre Lippen miteinander, während Seto seinen Besucher langsam auf die Vereinigung vorbereitete. Ein feiner Schweißfilm bedeckte bereits ihre Körper und die Haare klebten ihnen feucht im Gesicht. Fest sahen sie einander in die Augen, schienen sich auf stillem Wege einander verständlich zu machen. Stille hüllte die riesige Villa wieder ein und die dicken Wände behüteten die Geheimnisse ihrer Bewohner. Erschöpft lagen die beiden Männer in dem großem Himmelbett und eng aneinander geschmiegt tauschten sie letzte Küsse aus. „Wie ist dein Name?“ fragte Seto nach einer Weile. Der Schwarzhaarige wandte den Blick ab. „Das ist unwichtig.“ „Wieso sollte es unwichtig sein?“ „Weil du mich eh nie wieder sehen wirst.“ Setos Körper spannte sich leicht an. Ruckartig stemmte er sich hoch, so dass er nun über seinem Gast kniete. „Ich hab aber kein Interesse an One-Night-Stands!“ „Das hättest du dir vorher überlegen sollen.“ Er drehte sich auf die Seite und schloss die violetten Augen. Der Braunhaarige biss sich auf die Lippen. Warum hatte er das hier getan? Viel zu viel hatte er in den letzten Stunden von sich preis gegeben. Hatte sich einem Menschen hingegeben, obwohl er nie wieder jemanden an sich rankommen lassen wollte. Energisch ergriff er das Kinn des Schwarzhaarigen und zog so dessen Gesicht wieder zu sich. „Ich find dich schon noch wieder, Kätzchen.“ Gierig küsste er die Lippen des anderen und legte sich dann wieder neben diesem. Zog ihn fest an sich und streichelte den Bauch und die Schulter, auf der ein kleiner Adler eintätowiert war. Nach kurzer Zeit fiel Seto in einen tiefen Schlaf und zum ersten Mal seit langem fühlte er sich wieder wohl, in der Gegenwart eines anderen. Schnell neigten sich die noch letzten verblieben Stunden der Nacht ihrem Ende zu. Als Seto erwachte war es bereits halb elf. Entsetzt starrte er auf den Wecker, der nicht geklingelt hatte, um sich dessen zu vergewissern, was dort auf dem Zifferblatt stand. Doch es war tatsächlich bereits halb elf. Jemand schien den Wecker abgestellt zu haben und Seto konnte sich auch schon denken wer. Jedoch war das Bett neben ihm leer. Er legte die Hand auf die Matratze und musste feststellen, dass diese bereits kalt war. Der Schwarzhaarige musste schon seit längerem weg sein, was bei dieser Uhrzeit auch nicht verwunderlich für den Braunhaarigen war. Er schlug die Bettdecke zurück und stand auf, ließ den Blick dabei durch den Raum gleiten und blieb schließlich beim Schreibtisch hängen. Der Vertrag war weg. Dann fiel es ihm ein. McLaggen hatte sich heute Morgen noch einmal mit ihm treffen wollen, deshalb hatte sein Gast sicherlich den Wecker abgestellt. /Er scheint wirklich verhindern zu wollen, dass ich unterschreibe./ Seto lächelte hinterhältig. Er würde McLaggen sicherlich noch erreichen können und dann konnte er dessen kleinen Begleiter anschwärzen. Andererseits, war es das, was er wollte? Seto schloss die Augen und atmete durch. Sein Körper machte sicherlich nur solchen Terz, weil der Stress in letzter Zeit zu viel geworden war. Ja, daran musste es liegen. Warum hätte er sich sonst auf einen Zwerg mit Todesmiene eingelassen? Der Braunhaarige verschwand im Bad und duschte erst mal kalt, ehe er sich anzog und dann Roland zur Schnecke machte, da ihn dieser nicht geweckt hatte. Anschließend beauftragte er ihn damit nach Jo McLaggen zu suchen und ihn ausfindig zu machen. „Soll ich einen neuen Termin mit ihm ausmachen?“ fragte der Angestellte. „Nein!“ herrschte Seto ihn an, denn mit einem Blick auf den Terminkalender und somit auf die wichtigen Termine und Besprechungen, die ausgefallen waren, hatte er prompt schlechte Laune gekriegt. „Du sollst nur seinen Aufenthaltsort herausfinden. Du sollst nämlich den jungen Mann von gestern Abend für mich ausfindig machen. Er hat McLaggen begleitet, also wird er auch bei diesem sein.“ „Ganz, wie ihr wünscht.“ Roland entfernte sich und rief sich das Bild des nächtlichen Besuchers wieder in den Kopf, um ihn finden zu können. Der angebliche McLaggen saß schlecht gelaunt im Erste Klassesitz und drehte sein Glas Wein in den Händen. Die KaibaCorporation hätte ihm einige Millionen einbringen können. Wie war es ihm nur gelungen den Trick zu durchschauen? Noch nie hatte jemand den Vertrag abgelehnt! Noch nie!! Sein Zeigefinger glitt über das Mauspat des Laptops und ließ diesen Daten und Statistiken aufrufen. Mehr oder weniger zufrieden nickte er. /Wo liegt nur mein Fehler?/ seine Augen wanderten nach rechts, wo sein junger Begleiter ein Blattpapier blitzschnell mit Zahlen voll schrieb. Der Türkishaarige beobachtete ihn eine Weile, bis der Violettäugige zwei Stricher unter dem Ergebnis zog und die Stoppuhr anhielt. „Fertig,“ sagte er und hielt Jo das Blatt hin. Zufrieden verglich dieser das Ergebnis. „Du bist ein perfektes Wesen,“ sagte er voller Stolz, doch seinem Begleiter schienen diese Worte nicht zu freuen, denn er wandte den Blick aus dem Fenster. „Sag mal, wo bist du letzte Nacht gewesen?“ Das erschrockene Zusammenzucken entging dem Türkishaarigen. „Ich....wollte nur mal wieder....den Mond sehen.“ „Du kannst nicht einfach abhauen! Reicht es nicht schon, dass ich dich mitgenommen habe? Keiner darf dich sehen, mi regalo de Tlaloc. Du hast draußen nichts verloren! Hinterher verlierst du deinen Wert.“ „Es wird nicht mehr vorkommen.“ Die Amethyste betrachteten das Meer, welches unter ihnen glitzerte. Er musste sich diesen Anblick gut einprägen, ehe er wieder in das dämmrige Licht der Neonröhren zurückkehrte. Fortsetzung folgt Das war das erste Kapitel. Und? Seid ihr neugierig geworden? Lob, Kritik, etc. werden gerne angenommen Gruß Aya Kapitel 2: My beloved family ---------------------------- Legende „reden“ /denken/ # Erklärungen, um Verwirrung auszuschließen # Auf Grund einer Zeitverschiebung ist in Mexiko bereits abends, während es in Japan noch vormittags ist. 2. My beloved family Ein halbes Jahr später: „Tut mir Leid, aber ich kann mich nicht mit ihrer Tochter verloben,“ sagte Seto und starrte in das ungläubige Gesicht des älteren Herrn vor sich. „Aber Sie sagten doch selbst, dass wir gute Partner wären. Eine Verbindung unserer Unternehmer wäre doch großartig für Sie. Warum wollen Sie nicht einwilligen? Gefällt Ihnen Aiko nicht?“ Seto lächelte kühl. „Wollen Sie meine ehrliche Meinung hören?“ Der Mann schluckte, nickte jedoch. „Selbstverständlich.“ „Aiko ist wie die meisten Töchter von reichen Geschäftsmännern: verwöhnt, eingebildet, ein kleines Prinzesschen, dem man jeden Wunsch von den Augen abzulesen hat und der dann auch noch sehr kostspielig ist.“ Zufrieden grinsend beobachtete er, wie das Gesicht des Anderen vor unterdrückter Wut rot anlief. Doch das war ihm egal. Lieber würde der Gute sich beleidigen lassen, als das ihm die Verschmelzung der Unternehmen durch die Lappen ging. „Sie wissen, dass ich noch eine zweite Tochter habe. Sie vergöttert Sie.“ Seto stützte die Arme auf und legte die Fingerkuppen aneinander, beobachtete seinen Gegenüber über seine Hände hinweg. „Makoto war ihr Name, wenn ich mich recht erinnere.“ „Genau, dass ist sie.“ Die Farbe nahm allmählich wieder einen Normalton an. Seto schwieg kurz, während er sich an die Party in der Kadushi Villa erinnerte. Dort war er Makoto das erste Mal begegnet und sie hatte nicht den Eindruck gemacht, als hätte sie den selben ätzenden Charakter, wie ihre ältere Schwester. Sie war nicht nur hübsch, sondern auch intelligent und schien etwas vom Geschäft zu verstehen. „Sie hat zumindest mehr Verstand, als Aiko.“ Das Gesicht von Herrn Kadushi hellte sich auf. „Dann willigen Sie ein?“ „Nein,“ sagte Seto und stand vom Stuhl auf. „Was? Warum? Ein Mann in ihrem Alter...“ „Das hat damit überhaupt nichts zu tun.“ Sagte der Braunhaarige und war kurz davor das Restaurant zu verlassen. „Was ist dann der Grund?“ „Ich muss jemanden finden.“ „Sie sollten keiner alten Beziehung nachtrauern.“ Seto lachte auf. „Wenn sie es als Beziehung auffassen wollen, nur zu. Ich werde IHN trotzdem suchen.“ Nur war sein Geschäftspartner sprachlos. Auf der Suche nach einen Mann? Zur Salzsäure erstarrt sah er dem Braunhaarigen hinterher, der soeben das Restaurant verließ. Doch es stimmte. Seto war seit einem halben Jahr auf der Suche nach dem jungen Mann mit den violetten Augen. Und das lag nicht nur an der Nacht, die ihm nicht mehr aus dem Kopf ging, sondern auch daran, dass es die KaibaCorporation nun nicht mehr geben würde, hätte Seto den Vertrag unterschrieben. Denn das war mit der ShinakoCorporation, einem Geschäftspartner der KaibaCorp. geschehen. Sie hatten den selben Vertrag, wie der Braunhaarige erhalten und diesen unterschrieben. Innerhalb eines Monats ging das Unternehmen pleite und das Geld floss auf ein Konto, welches es überhaupt nicht gab. Genauso, wie der Name Napoleon Moreau nicht existierte, denn so hatte sich der Türkishaarige bei Shinako genannt. Herr Moreau war ebenfalls in Begleitung eines violettäugigen jungen Mannes mit merkwürdiger Frisur gewesen, doch auch Shinako kannte dessen Namen nicht. Müde stieg Seto in die Limousine. Es gab weder einen Napoleon Moreau noch einen Jo McLaggen. Und sein schönes One-Night-Stand hatte er auch nicht gefunden. Der Violettäugige schien tatsächlich recht gehabt zu haben, als er sagte, dass Seto ihn nie wieder sehen würde. Doch so schnell würde der Braunhaarige sicherlich nicht aufgeben. Irgendwie würde er den Jungen schon noch finden....irgendwann. „Fahr los,“ forderte Seto Roland auf, als er in die Limousine gestiegen war. „Wieder eine Verlobung abgelehnt?“ fragte der Fahrer. Kalt durchbohrten die Saphire den Rückspiegel. „Halt dich da raus,“ zischte er. Mochte es nicht, wenn Roland sich zu sehr in seine Angelegenheiten einmischte. „Sag mir lieber, ob es was Neues gibt.“ „Nein, wir konnten nichts Neues herausfinden. Außer, dass wieder jemand hereingelegt wurde. Diesmal war sein Name Paolo Lancillotti, aber auch er verschwand spurlos.“ Das hatte sich Seto gedacht. Abwesend sah er aus dem Fenster. „Es tut mir Leid,“ kam es leise von vorne. Sofort verfinsterte sich Setos Miene. „Ich brauche dein Mitleid nicht und wie kommst du darauf, dass mir der Junge etwas beuten würde?“ Rolands Finger krampften sich um das Lenkrad. Wie weit würde er gehen können, bevor man ihn feuerte? „Sie haben noch nie so verbissen nach jemanden gefahndet, der ihnen geschäftlich nicht hilfreich sein kann. Außerdem sind sie immer so abwesend, wenn sie erfahren haben, dass wir wieder keine Informationen haben.“ Der Braunhaarige erstarrte. Roland kannte ihn einfach viel zu gut. Viel zu lange stand dieser schon in seinen Diensten und schien ihn immer genau zu durchschauen. Seto gefiel das nicht. Er mochte es nicht wenn andere in seinen Kopf sahen, oder meinten ihn verstehen zu können. Das machte auch die Treue Rolands nicht wieder wett. Der Konzernchef wurde aus seinen Gedanken gerissen, als sein Handy klingelte. Kurz warf er einen Blick auf die Nummer, die ihn unbekannt war und nahm dann ab. „Seto Kaiba hier,“ meldete er sich kühl. „Ich bin es...“ Setos Augen weiteten sich, als er die Stimme erkannte. Viele Kilometer entfernt, im sonnigen Tequila des mexikanischen Bundesstaates Jalisco, schlug ein junger Mann die Augen auf. Die violetten katzenhaften Augen blinzelten in die Dunkelheit, während an seiner Haustür Sturm geklingelt wurde. Verschlafen setzte er sich auf, knipste das Licht seiner Nachttischlampe an und blickte auf das Zifferblatt seines Weckers. „Scheiße!“ fluchte er und sprang aus dem Bett. Er hatte schon wieder verschlafen, denn es war bereits 19.30 Uhr und um 19.00 Uhr hätte er bereits fertig sein sollen. # Hastig verließ er sein Schlafzimmer und eilte durch die Wohnung zur Haustür. Unterwegs wuschelte er sich kurz durch das dreifarbige, abstehende Haar, zog dann den Besen unter dem Türgriff weg und riss die Tür auf. Ohne nachzusehen, wer ihn geweckt hatte drehte er sich wieder um und lief ins Bad. „Du bist spät Hasi,“ sagte der Blondschopf, der nun die Wohnung betrat und sich an die Wand lehnte, sah dabei nervös zur Treppe. „Würde mir Mariku nicht immer so viel Arbeit aufhalsen, wäre ich auch mal ausgeschlafen,“ hallte es aus dem Bad und kurz darauf kam ein fertig angezogener Yami aus besagtem Raum. Er trug eine schwarze enge Hose und ein dunkelrotes ärmelloses Shirt, genauso wie sein Freund Joey. Einheitskleidung. „Sag das mal dem Strahlemann, der ist nämlich ziemlich schlecht auf dich zu sprechen.“ „So ist es.“ Joey verschluckte sich an seinem Atem, als er die Stimme seines Freiers hinter sich vernahm und wirbelte erschrocken herum, sah dadurch in die kalten Lavendelaugen eines Mannes mit sandblonden Haaren, die aussahen, als hätte ihr Besitzer soeben in eine Steckdose gegriffen. „M-Mariku...“ stotterte der Blonde und trat hastig zur Seite. Doch der Ältere beachtete ihn nicht, sondern ging direkt auf Yami zu und drückte ihn gegen die Wand. „Schon das dritte Mal in dieser Woche. Du wirst immer frecher, Hure.“ Breit grinste er, denn er wusste genau, dass der Schwarzhaarige es hasste mit solchen und ähnlichen Bezeichnungen angesprochen zu werden. „Würdest du mir nicht so viele Kerle auf einmal aufhalsen...“ doch er wurde unterbrochen. „Hüte deine Zunge, Kleiner. Oder willst du wieder in SEINEM Bett landen?“ augenblicklich verstummte der Jüngere. Mariku grinste wissend. „Er vermisst dich Süßer. Also rate ich dir besonders tüchtig zu sein, sonst könnte ich es mir schnell anders überlegen.“ Gierig drückte er Yami einen Kuss auf, ehe er ihn grob an den Haaren packte und so mit vor die Tür zog. Draußen ließ er ihn los, sodass Yami fast die Treppe herunterfiel. „Und nun zu dir, Göre,“ wandte sich Mariku nun an den Blonden, der ängstlich schluckte. „Das war nicht so gemeint! Ich meinte nur...“ hörte Yami noch die Ausflüchte des Braunäugigen, während er die Treppen hinunter eilte. Alle Stricher, die Mariku gehörten waren eigentlich in einem anderen Gebäude untergebracht. Die kleine Wohnung gehörte Marikus jüngeren Bruder Marik, der etwas bei Yami gut zu machen hatte. Durch einen kleinen Durchgang gelangte man in das viel moderner eingerichtete Nebengebäude, wo die Kunden, vor allem Touristen, zu übernehmen waren. Yami durchquerte den Raum zielstrebig, bis er zu einer Infotheke kam, hinter der die Schwester Joeys saß. Der Violettäugige wusste, dass sie nur hier arbeitete, solange Joey sich fügte und für zwei wirtschaftete. Sollte er versagen, würde auch seine Schwester Freude bereiten müssen. „Hallo Yami,“ sagte sie, als sie den Älteren kommen sah und ging eine Liste durch. „Bitte sag mir, dass ich draußen stehen muss,“ bat Yami und beugte sich über den Tresen. Lieber stand er als Lockvogel vor dem Bordell, denn dann war die Wahrscheinlichkeit einen Kerl abzukriegen geringer. Die Braunhaarige schüttelte den Kopf. „Mariku ist sauer auf dich. Erst Morgen lässt er dich wieder raus.“ „Und wer ist es?“ „Ich,“ klang eine Stimme hinter Yami und ließ diesen zur Salzsäule erstarren. /Nein.../ panisch sah er Serenity an, doch diese nickte nur stumm. Er konnte es nicht fassen. Mariku hatte ihm zwar mit ihm gedroht, aber er sollte doch erst kommen, wenn er erneut zu spät kam. Langsam drehte er sich um und sah in zwei kalte eisblaue Augen. „Ist das etwa Angst, was ich da sehe?“ der braunhaarige Mann lachte, steckte sein Handy zurück in die Tasche, anscheinend hatte er gerade telefoniert und beugte sich dann zu Yamis Ohr hinab. „Ich war gerade in der Nähe, da wollte ich mal vorbeischauen und was höre ich von Mariku? Dass du dir zu viele Freiheiten herausnimmst. Auf, auf. Schnell in dein Zimmer.“ Yami schluckte und versuchte ein Zittern zu unterdrücken, während er wie mechanisch in sein Zimmer ging. Der Braunhaarige blieb dicht hinter ihm. Wenige Minuten zuvor: „Was willst du von mir?“ fragte Seto kalt. Seit Jahren hatte er diese Stimme schon nicht mehr gehört und er war nicht gerade erpicht darauf gewesen ihr nun wieder zuzuhören. „Immer noch der alte Eisklotz, Seto?“ „Sag mir endlich, warum du angerufen hast!“ „Ist ja gut. Hör zu, du musst sofort nach Mexiko kommen. Es geht um eine Familienangelegenheit.“ „Wieso sollte ich nach Mexiko reisen? Ich habe eine Firma zu leiten und weder Zeit, noch Verständnis dafür, warum ich nach all den Jahren plötzlich wieder zurückkommen soll!“ Setos Stimme wurde lauter, während sein Cousin am anderen Ende seufzte. „Niemand wollte, dass du gehst.“ „Hör mit diesen Ausreden auf!! Ich weiß, was damals passiert ist, also hör auf den Versöhnungsmittler zu spielen!“ „Dein Bruder braucht dich.“ Setos Wut verpuffte schlagartig, als Seth auf Mokuba zu sprechen kam. „Was?“ „Es geht ihm sehr schlecht und das er dich vermisst, das wirst du mir doch wohl glauben, oder?“ Als Seto schwieg fuhr er fort. „Komm einfach nach Mexiko.“ Ein stetiges Tuten drang an Setos Ohr. Sein Cousin hatte aufgelegt. Langsam senkte er den Arm, der das Handy hielt und drückte dabei den Knopf, der das Tuten beendete. /Was ist mit Mokuba passiert?/ fragte er stumm und sah abwesend aus dem Fenster. Roland warf einen Blick durch den Rückspiegel auf seinen Chef, der nun noch mehr neben sich zu stehen schien, als vor dem Telefonat. Seto war in Mexiko aufgewachsen, wo seine gesamte Familie lebte. Wobei er sie als Familie nie wirklich betrachtet hatte. Die Kaibas verdienten ihr Geld durch die Herstellung von Tequila und dem Anbau zur Herstellung wichtigen Agavenfelder. Kaltes Geschäftsblut floss durch die Adern der meisten und auch durch Setos. Doch obwohl sie untereinander konkurrierten hätte er nie gedacht, dass sein Onkel zu so etwas fähig gewesen wäre. Bei der Erinnerung an jenen Abend krallte sich seine Hand fester um das kleine Mobiltelefon, welches leise knackte. Gozaburo, so war der Name des blutrünstigen Onkels hatte in einer finanziellen Notlage gesteckt. Jemand hatte seine Agavenfelder niedergebrannt. Nur zu genau erinnerte sich Seto noch an das belauschte Gespräch zwischen seinem Vater und dessen Bruder. Und die Folgen daraus hatten sich tief in sein Gedächtnis gebrannt. Er war selbst nicht gerade warmherzig, aber er hätte nie seinen Bruder getötet, um dessen Lebensversicherung zu nutzen und so seine Schulden zu begleichen! Daraufhin war Seto weggegangen und hatte Mokuba mitnehmen wollen, doch der hatte nicht weggewollt. Ob er auch ein Opfer der Familie geworden war? Sorgen machten sich in Setos Kopf breit und ließen ihn nicht mehr klar denken. Er musste nach Mexiko, ob er nun wollte oder nicht. Er musste wissen, was seinem Bruder passiert war. „Roland, ich fliege nach Tequila. Sag alle Termine für die nächsten Tage ab. Wann ich zurück sein werde kann ich nicht sagen, aber ich vertraue darauf, dass du solange die Stellung hältst,“ den letzten Satz versah er mit einem und-wehe-wenn-nicht-Ton, durch den sein Angestellter nicht sicher war, ob er froh sein sollte eine solche Verantwortung zu tragen, oder nicht. Seit einer halben Stunde hockte Yami nun schon auf der Toilette und übergab sich immer wieder herzhaft. „Verdammt, irgendwann muss der Magen doch mal leer sein,“ stöhnte er und klammerte sich zitternd an der Klobrille fest. Eigentlich machte es ihm nichts aus, mit Männern zu schlafen. Sein Körper und Geist waren längst dagegen abgestumpft. Doch bei ihm war es anders. Dieser Seth schien genau zu wissen, wie er Yami nehmen musste, damit es ihm schmerzte. Kannte die Dinge, gegen die sich der Schwarzhaarige noch nicht abgeschirmt hatte und vermutlich auch nie abschirmen würde können. „Scheiße,“ fluchte er leise und stand zitternd auf. Umklammerte dabei den Alder um seinen Hals. Der Vogel gab ihm die Kraft zu kämpfen und erinnerte ihn an die Worte eines Menschen. ‚Du hast die Chance zu leben, also kämpfe!’ /Und ich werde kämpfen./ Yami taumelte aus der Kabine und hob den Blick, um sich im Spiegel zu betrachten. Sein Gesicht war so bleich, dass man es kaum noch von den Wandfliesen unterscheiden konnte. Yami drehte den Wasserhahn auf und spritzte sich solange Wasser ins Gesicht, bis das Gefühl der Übelkeit einigermaßen verflogen war. Dann verließ er das Bad und kehrte in sein Zimmer zurück. Wenn er Glück hatte war Seth schon verschwunden und noch kein neuer Kunde oben. Sich Zeit lassend ging er den Gang entlang, auch wenn das Mariku nur wieder verärgern würde. Yami öffnete die Tür zu seinem Zimmer und atmete tief durch. Noch war er allein, doch das konnte sich schnell wieder ändern. Die violetten Augen fixierten das kleine Fenster, ehe ihr Besitzer es öffnete und die kühle Abendbrise genoss, die ins Zimmer wehte und die stickige Luft zu vertreiben begann. Unten auf der Straße bellte ein Hund und eine Katze ergriff daraufhin schreiend die Flucht. Doch die Schreie und das Gekeuche aus den geöffneten Fenstern der Nachbarzimmer störten die nächtliche Ruhe und zeigten einen Teil ihrer Schattenseite. Mit einem Seufzen schloss er das Fenster wieder und lehnte die Wange an das kühle Glas. Schloss für kurze Zeit die Augen, um sich zu entspannen. Ohne zu klopfen wurde die Tür aufgerissen. Yami schlug die Augen wieder auf. Durch das einfallende Flurlicht spiegelte sich der Mann in der Fensterscheibe. Ein Tourist und anscheinend betrunken. Langsam drehte sich Yami zu ihm um, setzte seine Maske auf, die aus einem Lächeln, Lippen lecken und einem verführerischen Blick bestand. Dann begann er auch schon mit seiner kleinen Show... Kaum, dass Seto in seiner Villa war begann er zu packen. Schnell holte er ein paar Sachen aus dem Kleiderschrank und steckte sie in den großen Koffer, ehe er diesen schloss und ihn hoch zu seinem Jet bringen ließ. Anschließend regelte er noch die wichtigsten Dinge und fuhr dann in seine Firma, denn sein geliebter Flieger, in der Form eines weißen Drachen, parkte dort oben auf dem Dach. „Alle Systeme gescheckt,“ klang eine Stimme durch das Headset an Setos Ohr. „Der weiße Drachen Jet hat Starterlaubnis.“ „Gut, Starte Zündung der Haupttriebwerke.“ Es summte, als die Motoren zum Leben erwachten und der Jet begann zu vibrieren. „Start in 10, 9, 8...“ der Konzernchef legte die letzten Schalter um, seine Finger schlossen sich um den Steuerknüppel. „...3, 2, 1.“ Wie ein Blitz schoss der Drache gen Himmel und war bald nur noch ein kleiner Punkt. Die blauen Augen schweiften über den wolkenlosen Himmel und dann nach unten, wo der Ozean den Boden bedeckte. Der Flieger war schnell, er würde also nicht all zu lange unterwegs sein. Um 3.00 Uhr morgens Ortszeit landete der Drachenjet auf dem kleinen privaten Landeplatz der Kaibas. Nach dem langem Flug tat es gut wieder frische Luft zu atmen und Seto streckte seinen steifen Körper. Dann nahm er den Koffer und marschierte zielstrebig auf die riesige Villa zu, die mit ihrer makellosen schneeweißen Farbe aus der roten Umgebung des wilden Landes heraus stach. Sie schien sogar in der Dunkelheit ein wenig zu leuchten. Im ersten Stock ging das Licht an und es breitete sich aus, bis es die Eingangshalle erhellte. Anscheinend hatte jemand den Jet gehört. Seto ging den Kiesweg entlang, an einem plätschernden Zierbrunnen vorbei und die wenigen Stufen bis zum Portal hoch. Ein alter Mann, in Morgenmantel, Hausschuhen und Schlafmütze öffnete verschlafen die Tür. Seto erkannte den Alten sofort wieder. Immerhin handelte es sich um seinen ehemaligen Hauslehrer. „Lange nicht gesehen, Sanchez,“ sagte er und schob sich an dem Älteren vorbei ins Haus. Überrascht drehte sich der Hauslehrer zu ihm um. „Seto?“ fragte er zuerst ungläubig, dann hellte sich seine Miene auf. „Wie schön dich wieder zusehen! Aber zu solch einer späten Stunde hätte ich dich nicht erwartet.“ „Wo ist Mokuba?“ fragte Seto nur knapp und stellte seinen Koffer ab. „Er schläft.“ „Ich will wissen, wo er ist?“ zischte er und wand sich Señior Sanchez zu. Dieser lächelte jedoch nur kühl. „Sie sind noch immer ein Kaiba, nicht wahr?“ fragte er und ein gemeines Lächeln zierte seine faltigen Lippen. „Ein Eisberg kann sich zwar von der Arktis lösen, aber so leicht kann der Ozean ihn nicht schmelzen.“ „Hör auf zu philosophieren! Ich hab dir eine Frage gestellt!“ „Oh, die habe ich schon verstanden, keine Sorge.“ „Dann sag mir endlich wo er ist.“ „Sanchez! Was soll der Lärm um diese Uhrzeit?“ zwei Paar Augen wanderten zur Treppe hoch und man hätte meinen können Setos Zwillingsbruder würde dort oben stehen. Die selben kalten, eisblauen Augen, braune Haare, wenn auch etwas länger, als die Setos. Jedoch unterschied er sich in einem Detail von dem Konzernchef. Die Sonne hatte seiner Haut eine gesunde Bräune verpasst. Ein Lächeln huschte über seine Lippen, als er den Gast bemerkte. „Seto. Zu dieser frühen Stunde hatte ich dich gar nicht erwartet,“ sagte er. Seine Stimme war nur zwei Oktaven dunkler, als die Setos. Nun kam er die Treppe herunter und lächelte seine Cousin weiterhin an. Doch sein kühler Blick verriet, dass es nicht ernst gemeint war. „Sag mir wo Mokuba ist, Seth.“ Nun veränderte sich das freundliche Lächeln und wurde zu einer hinterhältigen Grimasse, wie die des Hauslehrers. „Keine Sorge,“ sagte er nun leise und mit listigem Unterton. „Du bekommst ihn schon noch früh genug zu sehen.“ Sanchez kicherte und Setos Blick wandte sich ruckartig dem altem Mann zu. Die bernsteinfarbenen Augen funkelten ihn an, wie ein Raubtier, das nur darauf wartete seine ahnungslose Beute zu attackieren. Mit zwei großen Schritten war Seto an der Tür und wollte verschwinden, doch sie ließ sich nicht öffnen. Er fuhr zu seinem Cousin herum, dessen Gesicht nun dem einer Schlange glich. Und der Konzernchef begriff. Er war direkt in eine Falle gelaufen. Kapitel 3: Is this him? ----------------------- 3. Is this him? „Was willst du von mir?“ fragte Seto kühl und versuchte ruhig zu bleiben. Seth lächelte weiterhin. „So weit ich weiß verfügst du über ein paar hübsche Milliarden und eine schnuckelige Firma.“ „Sag mir endlich, was du willst!“ Seto konnte es nicht fassen. Wie hatte er nur auf Seths Trick reinfallen können? Seth schloss kurz die Augen, dann wandte er sich ab und ging die Treppen hoch in den ersten Stock. „Sanchez wird dir dein Zimmer zeigen, falls du nicht mehr wissen solltest, wo es ist.“ Seto packte Seth an der Schulter und zog ihn zu sich herum. „Was willst du von mir?“ fragte er erneut mit durchdringender Stimme. „Fass mich nicht an. Du Blutsverräter.“ „Blutverräter?!“ Seto wurde laut. „Wer hat denn meinen Vater umgebracht??“ Seths Gesicht blieb kalt, während die Fassade Setos immer weiter abbröckelte. Was wenn Seth seinem Bruder etwas angetan hatte? „Ich war es nicht,“ sagte er ohne jegliche Regung, schob die fremde Hand von seiner Schulter und wand sich erneut der Treppe zu. „Nein, Gozaburo war es!“ rief der Konzernchef und seine Hände ballten sich zu Fäusten. Entweder hatte sich Seth sehr verändert, oder er hatte ihm all die Jahre nur etwas vorgespielt. „Was ist hier unten los?“ fragte eine junge Frau mit schulterlangem schwarzen Haaren, blauen Augen und einem sandfarbenen Morgenmantel. „Das ist mein Cousin Seto,“ sagte Seth und deutete auf den Braunhaarigen. „Er findet den Weg auf sein Zimmer nicht.“ „Und deshalb brüllt er hier so rum?“ die junge Frau ging die Treppen herunter, wechselte dabei mit Seth einen Blick, der ihr anscheinend zu verstehen gab, was los war. Nun fixierte sie Seto aus ihren orientalisch wirkenden Augen, kam ihm so nahe, dass ihr beider Atem sich streifte. Seto spannte sich augenblicklich an. In dieser Familie konnte man niemanden über den Weg trauen. Er entdeckte noch zwei weitere Personen, die nun am Treppenabsatz auftauchten und von dort das Geschehen beobachteten. Einer von ihnen war Pedro, den anderen kannte er nicht. „Willkommen Seto,“ sagte die Schwarzhaarige nun und zog so Setos Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Ich bin Seths Verlobte.“ Ihre rechte Hand hob sich ruckartig und ehe Seto zurückweichen konnte spürte er einen winzigen Stich an der Rückseite seines Ohres, kurz über den Ohrläppchen. Schlagartig wurde ihm schwarz vor Augen und er fiel hart auf den Mahagoniboden. Müde schleppte sich Yami den Flur entlang und die Treppen hinunter. Den Tag, verbrachte er nie in dem Zimmer, sondern immer in der kleinen Mietwohnung, die mal Marikus jüngeren Bruder Marik gehört hatte. Ein Privileg, welches er nur erhalten hatte, da er Marik einmal aus der Patsche geholfen hatte und wofür er dankbar war. Erschöpft ließ er sich auf das weiche Bett fallen und kuschelte sich in die Kissen. Er brauchte dieses Bett einfach. In dem anderen würde er niemals Schlaf finden können. Mit zu vielen Fremden hatte er schon darin gelegen. Wenn er Zimmer 135 betrat lief ihm ein Schauer über den Rücken. Am liebsten würde er sich auf der Stelle umdrehen und davon laufen. Doch das konnte er nicht. Mariku ließ sein Bordell zu gut bewachen, als, dass eine Flucht möglich gewesen wäre. Außerdem schloss er oftmals auch die Tür zu Mariks Wohnung ab. Der Körper eines Mannes widerte Yami mittlerweile an. Selbst den Anblick seines eigenen Körpers konnte er kaum noch ertragen. Schmutzig und widerwärtig. Dreck, der sich nicht mehr abwaschen ließ. Wunden, die immer sichtbar sein würden. Nur widerwillig stand der Violettäugige auf und schleppte sich ins Bad, wo er Wasser in die Wanne laufen ließ. Yami entledigte sich seiner Sachen und stieg anschließend in das warme Wasser, lehnte sich zurück und ließ die Hand unbewusst zu seinen Unterleib wandern. Die untere Körperhälfte brannte, wie jeden Morgen. Meistens war es sein stetiger Begleiter, verschwand nur noch selten. Yami hatte sich längst daran gewöhnt und seinen Körper gegen jegliche Schmerzen abgestumpft. Die wirkliche Freiheit war es nicht, was er sich erkämpft hatte, doch sie zu erreichen hatte er längst aufgegeben. Manche Menschen waren nun mal zu einem Schicksal in Gefangenschaft verbannt und Yami schien zu ihnen zu gehören. Tief Luft holend tauchte er unter, blies langsam die Luft aus seinen Lungen, wodurch blubbernde Blasen aufstiegen. Es verwunderte ihn nicht, als ihn plötzlich jemand an den Haaren packte und an die Oberfläche zog. Mariku verlangte nach seinem eigenen Vergnügen und diesmal schien mal wieder er dran zu sein. Yami hatte vergessen den Besenstil wieder unter den Türgriff zu stellen, damit niemand in die Wohnung kam. „Nettes Plätzchen hast du dir ausgesucht,“ sagte Mariku und stieg zu dem jüngeren in die Wanne. Yami lächelte schmerzlich. „Sei so nett und mach es kurz.“ „Oh, war er zu hart?“ „Nein, aber als ob du so viele vertragen würdest.“ „Selbst Schuld, wenn du immer so eine große Klappe hast.“ Mariku beugte sich vor und saugte sich am Hals Yamis fest. Dieser machte sich nicht die Mühe seine übliche Show abzuziehen. Immerhin war Mariku kein wirklicher Kunde. Warum also anstrengen? Das einzige was er tat war sich selbst zu schützen, hinter einer ausdruckslosen Maske. „Du schmeckt herrlich Yami,“ hauchte der Sandblonde leckte, über die blasse Haut und zog den schmalen Körper auf seinen Schoß. „Zeit deine Miete zu bezahlen,“ sagte er und drang dann in den Jüngeren ein. Langsam kam Seto wieder zu sich. Blinzelt sah er in das schwache Licht der aufgehenden Sonne, welche durch das Panoramafenster fiel. Wie lange er wohl geschlafen hatte? Der Braunhaarige setzte sich in dem Bett auf, in welchem er lag und sah sich um. Man hatte ihn in sein altes Zimmer gebracht und bei dessen Anblick wurde ihm nicht gerade warm ums Herz. Nicht, dass ihm sein Zimmer nicht gefallen hätte, mit den blassblauen Wänden und Vorhängen und dem dunklem Teppich. Es war viel mehr die Tatsache, dass er dieses Haus hasste. Während sein Blick durchs Zimmer wanderte fiel ihm auf, dass kaum noch etwas von der ehemaligen Einrichtung vorhanden war. Einzig Bett, Schrank, Schreibtisch und ein Sofa waren noch vorhanden. Seto stand auf und ging zur Tür. Wenn sein Zimmer noch immer hier war, dann war sicherlich auch das von Mokuba noch an Ort und Stelle. Sicherlich war sein jüngerer Bruder dort. Der Blauäugige legte eine Hand auf die Klinke und drückte sie herunter, doch die Tür sprang nicht auf. /Dieser Bastard hat mich eingesperrt!/ Wut kam in dem Konzernchef hoch. Für wen hielt Seth sich eigentlich? Unruhig lief er im Zimmer auf und ab, bis ihm eine Idee kam. Seinen Koffer öffnend, den man hier rauf getragen hatte durchsuchte er sein Gepäck, bis er einen länglichen spitzen Gegenstand fand. „Was immer du vor hast Seth, es wird dir nicht gelingen. Du bekommst mein Unternehmen nicht.“ Sprach er zu sich selbst und begann mit dem Stab im Türschloss zu stochern. Wenn sein Cousin wirklich seine Firma haben wollte, dann war wohl dies der richtige Zeitpunkt, um zu testen, wie weit er Roland vertrauen konnte. Endlich gab es ein Klicken und die Tür sprang auf. Mit einem siegessicheren Lächeln verließ Seto den Raum und betrat den langen Flur. Auch hier hatte sich nicht viel verändert. Nur ein paar neue Gemälde, die die Wände zierten. Seto ging zwei Türen weiter und öffnete dann leise die rechte Tür. Doch das Zimmer war leer. Oder eher, genauso ausgeräumt, wie das von Seto. Nur noch Bett, Kleiderschrank und Tisch waren vorhanden. Der Braunhaarige trat ganz in den Raum und sah sich um. Erinnerungen kamen in ihm hoch und er atmete tief ein und aus, als er den Rollstuhl sah, der vor dem Fenster stand. Dieser Stuhl gehörte Mokuba. Die zerkratzten Stangen waren unverkennbar. Aber wo war sein Bruder? Warum stand sein Stuhl in seinem leer geräumten Zimmer? „Seth,“ flüsterte Seto leise. Er machte auf dem Absatz kehrt und lief mit großen Schritten durch die Villa. /Wehe ihm, wenn er meinem Bruder auch nur ein Haar gekrümmt hat./ der Braunhaarige bog nach rechts, wo er auf eine weitere Treppe stieß. Er ging hinauf in den zweiten Stock, traf dabei auf mehrere Bewohner, die ihn verwirrt musterten. Nicht viele schienen von seiner Ankunft zu wissen, was auch kein Wunder war. Als wenn Seth die gesamte Familie in seine Pläne eingeweiht hätte. Seto lief den letzten Flur entlang, riss dann die dritte Tür links auf und stand in einem großem Raum. „Khyaaaaa!!! Können Sie nicht anklopfen??“ eine junge Frau, mit langem blonden Haaren und violetten Augen, schlang erschrocken den Bademantel um ihren wohlgeformten Körper und fuhr zu dem Störenfried herum. Der ärgerliche Blick wich einem verwunderten. „Seto?“ fragte sie ungläubig. „Wo ist Seth?“ fragte der Angesprochene. Die Blondine warf beleidigt ihre Haare über die Schulter. „Wieso sollte ich dir das sagen? Du hast ja nicht mal den Anstand mich richtig zu begrüßen, nach all den Jahren.“ Sie ließ sich auf den kleinen Hocker vor ihrem Schminktisch nieder und begann Wimperntusche aufzutragen. Seto knirschte wütend mit den Zähnen. „Ich hab nicht die Zeit und nicht die Nerven um mich um dich verwöhntes Biest zu kümmern.“ Mai Valentine-Kaiba, war über knapp vier Ecken mit Seto verwandt und war das verwöhnte Prinzesschen der Familie. Sie hatte sogar durchgesetzt, dass sie den Nachnamen ihrer Mutter annehmen durfte, wenn auch nur als Doppelname. Sie hatte ihn schöner gefunden, als Kaiba. Nun wandte sie den Kopf elegant in Setos Richtung und ließ dabei ihre Haarpracht mitfliegen. Ihre leuchtenden Augen fixierten die kalten Saphire des Braunhaarigen. „Du hast noch immer einen scharmanten Charakter,“ sagte sie und wand sich wieder dem Spiegel zu. „Aber mach dir keinen Kopf darum, schlechtes Blut kommt nun mal immer durch.“ Setos Finger krallten sich um den Türrahmen. „Falls du es vergessen haben solltest, du bist auch eine Kaiba.“ „Wirf mal einen Blick auf den Stammbaum, dann wüsstest du durch was sich die Familie Kaiba von dem Abschaum unterscheidet, der sich dein Vater nannte.“ „Du kleines....“ doch weiter kam Seto nicht, denn jemand legte ihm von hinten die Hand auf den Arm. „Nicht ausfallend werden Setolein. Die Wahrheit ist nun mal hart.“ Der Blauäugige wirbelte herum und sah in die selben kalten Saphire. „Was willst du eigentlich von mir?? Und was sollte der Spaß mit der Nadel und der abgeschlossenen Tür?“ Seth lächelte kühl. Er genoss es richtig Seto in der Hand zu haben. „Kannst du dir das nicht denken? Oder hat dein Verstand gelitten? Wirst in Japan wohl nicht gefordert.“ Seto sagte nichts. Durchbohrte einfach nur seinen Cousin mit kaltem Blick. Natürlich wusste er, was dieser von ihm wollte und er wusste auch, dass dadurch sein Leben auf dem Spiel stand, denn Seth stand seinem Vater sicherlich in nichts nach. Eigentlich hätte Seto mehr die Fassung bewahrt, doch es war ja nicht nur er ihn Gefahr, sondern auch sein Bruder und seine Mutter. „Dann stell endlich deine Forderungen.“ „Forderungen?“ Seth lachte kurz auf. „Seto, es gibt keine Forderungen. Entweder kriege ich es freiwillig, oder,“ er beugte sich zu Setos Ohr vor, damit Mai es nicht hörte. „oder ich bring dich um.“ Lächelnd brachte er wieder Abstand zwischen sie. „Was ist mit Mokuba?“ „Oh, das habe ich ja ganz vergessen. Komm mit.“ Seth drehte sich um und bedeutete seinem Cousin mit einem Kopfnicken ihm zu folgen. Dieser ballte die Hände zu Fäusten, gefasst auf alles, was ihn erwarten würde. Yami war wieder allein. Mit leerem Blick starrte er an die Decke und sah dabei genau in das dumpfe Licht der Deckenlampe. Das Wasser, welches ihm umgab war längst kalt und der Violettäugige atmete kurz ein und aus, ehe er aus der Wanne stieg. Ein dunkler Fleck tanzte vor seinen Augen, der von der Lampe kam, in die er eine ganze Weile gesehen hatte. Oberflächlich trocknete er sich ab, ließ das Wasser aus der Wanne und ging dann ins Schlafzimmer, wo er sich seine Schlafshorts überzog und dann ins Bett kroch. Er drehte sich auf den Bauch und schlang die Arme um das Kissen, als bräuchte er etwas, woran er sich festhalten konnte. Dann schloss er seine katzenhaften Augen und sog den Geruch des Waschpulvers, der von der Bettwäsche herrückte, in sich auf. Yami mochte den Geruch, denn es zeigte ihm, dass es sauber um ihn war. Nicht, wie sein ‚Arbeitsplatz’, wo sich die Gerüche der verschiedenen Männer miteinander vermischten und es dem Jungen nicht möglich machte seine Gedanken von ihnen zu trennen. Entspannt drückte er das Kissen noch fester an sich und spürte den Anhänger aus Blei auf seiner Haut. /Ich hab es nicht vergessen, aber ich bin in einer Sackgasse gelandet, genau wie du./ sagte er gedanklich zu sich selbst, dann fiel er in einen traumlosen Schlaf. Währendessen schien Seth anscheinend Spaß daran gefunden zu haben Seto kreuz und quer durch die ganze Villa zu führen. Diesem wurde es jedoch allmählich zu viel. Er packte Seth an der Schuler und zog ihn zu sich herum. „Was soll das werden? Hast du vergessen, wo mein Bruder ist?“ zischte er und seine Augen funkelten. „Aber nein, wieso sollte ich das vergessen?“ fragte er scheinheilig. „Dann hör endlich auf mich spazieren zu führen und bring mich endlich zu ihm.“ „Schon gut, Cousin. Sei nicht so ein Griesgram.“ Seth entzog sich dem Griff seines Gegenübers und ging auf die Treppe zu, die in die Eingangshalle führte. Von dort aus verließen sie die Villa und traten ins Freie. Seto blinzelte in das grelle Sonnenlicht und ließ seinen Blick über die Ebene schweifen. Kaum etwas hatte sich hier verändert. So weit das Auge reichte erstreckten sich, die für die Tequilaherstellung notwendigen, Agavenfelder. In diesem Meer aus dunklem Grün und roter Erde sah man Menschen, die auf den Feldern arbeiteten und die kleinen Hütten, in denen sie mit ihren Familien lebten. Ein alter weißer Jeep fuhr auf einem Feldweg entlang, beladen mit der Agave. Der Wagen war unterwegs zu den Brauereien, die an die Felder grenzten. Der Himmel war hellblau und wolkenlos. Ein einzelner Adler kreiste über die Felder und stürzte dann auf seine Beute hinab. Kurz darauf schwang sich der Vogel wieder in die Luft, eine Schlange zwischen den Klauen tragend. Schlagartig blendete Seto seine Umgebung aus und ließ den Blick starr auf den Adler gerichtet. /Ein Adler und eine Schlange...genau, wie auf dem Anhänger./ der Junge von damals. Vor lauter Sorge um seinen Bruder hatte Seto schon fast vergessen, nach wem er auf der Suche war. Wie ein Schlag traf ihn eine weitere Erkenntnis. /Der Adler und die Schlange sind auch auf der mexikanischen Flagge zu sehen./ nervös und nachdenklich senkte er den Blick. „Sag mal bist du angewachsen?“ Unmerklich zuckte der Braunhaarige zusammen. Er hatte seinen Cousin schon ganz vergessen. „Nein,“ sagte Seto kühl. „Bring mich endlich zu Mokuba.“ Er stieg die wenigen Stufen herunter und folgte Seth, der bereits einige Meter über den Kiesweg gegangen war, ehe er bemerkt hatte, dass Seto ihm nicht gefolgt war. In Gedanken versunken achtete der Braunhaarige kaum auf seinen Weg. Es konnte natürlich sein, dass er sich täuschte, doch wenn sein Herzensschöner das Wahrzeichen Mexikos um den Hals trug, vielleicht kam er dann auch aus diesem Land. Doch hier würde es nicht minder schwierig sein einen schwarzhaarigen jungen Mann zu finden, wie in Japan. Vor allem, da es außerhalb der Großstädte genügend Menschen gab, die nicht gemeldet waren. Es war die Suche nach einer Nadel im Heuhaufen....einer hoffnungslosen Suche. Der Konzernchef seufzte und richtete den Blick wieder auf seine Umgebung. Wo führte Seth ihn eigentlich hin? Sie folgten nun einem schmalen Kiesweg, der dicht an der Villa vorbei und auf die Rückseite des Gebäudes führte. Eigentlich befand sich dort nur der Garten, falls alles beim Alten geblieben war. Seto beschleunigte seine Schritte, um zu seinem Cousin aufzuschließen, dieser ging nun über die Wege und durchquerte so das riesige Meer aus Blumen, Palmen und Springbrunnen. Viel gab es nicht mehr, was als Ziel dienen konnte und in dem Jungunternehmer keimte ein Verdacht, an dem er liebe nicht denken wollte. Doch Seth schien da anderer Meinung zu sein. Sie hielten vor einem abgetrennten Teil des Gartens. Hohe Hecken mit dunklen Blättern grenzten diesen ab. Nur ein schmiedeisernes Tor bot Einlass zu dem Ort. Setos Cousin schob das Tor lautlos auf und betrat den familieneigenen Friedhof. Seto musste schlucken, folgte Seth jedoch durch die Gräben, bis sie vor einem stehen blieben. Der Sohn Gozaburos sagte nichts, sondern beobachtete nur die Reaktion seines Cousins. Dieser sah mit starren Blick auf die ihn Stein gemeißelten Worte. Mokuba Kaiba Seine Nägel gruben sich tief in die Haut seiner Handinnenflächen, während sein Körper zu zittern begann. Seine Sicht verschwamm kurz und er musste blinzeln, um noch was zu erkennen. „Was ist mit meiner Mutter?“ fragte er schließlich und gegen seinen Willen zitterte seine Stimme leicht. „Der ‚Unfall’ deines Bruders trieb sie in den Wahnsinn,“ sagte Seth und deutete mit einem Kopfnicken auf den Grabstein rechts von ihnen. Nachdem Seto auch diesen Namen gelesen hatte konnte er nicht mehr an sich halten. „ICH BRING DICH UM!!“ brüllte er und stürzte sich auf seinen Cousin, der im ersten Moment so verdutzt war, dass er mit Seto über sich auf dem Kies landete. „Du Monster!!“ Seto holte aus und schlug blind auf den Körper unter sich ein, der sich zu wehren versuchte, doch in seiner Wut konnte er Seto kaum aufhalten. „Du Scheusal!! Wie kann man nur so geldgierig sein????“ „HÖRT SOFORT AUF!!“ rief eine Frau und lief auf die Beiden zu. „Seid ihr denn wahnsinnig? Das hier ist ein Friedhof!“ Ishizu packte Seto an den Schultern und versuchte ihn von Seth wegzuzerren, was jedoch schwieriger war, als gedacht. „Lass mich los!“ brüllte Seto die Schwarzhaarige an und wandte ihr kurz seinen Blick zu. „Dieses Schwein und sein Vater haben meine Familie umgebracht!“ „Was redest du für einen Unsinn??“ noch immer zog sie an den Schultern des Älteren. „Er hat sie umgebracht!!“ rief Seto und schlug erneut zu. Diesmal war ein hässliches Knacken zu hören und Seth schrie auf. /Jetzt reicht es!/ Ishizu holte eine Nadel aus ihrer Tasche und stach sie diesmal in Setos Nacken. Der Braunhaarige spürte, wie seine Glieder erschlafften und Seth verschwand sofort aus seiner Reichweite. Sein Gesicht war stark geschwollen und Nase und Lippe bluteten. „Was bist du?“ fragte Seto und starrte die junge Frau an, die ihrem Verlobten nun auf die Beine half und ihre Nadel wieder wegsteckte. „Ärztin. Und mein Spezialgebiet ist die Akupunktur.“ „Das wirst du noch bereuen,“ zischte Seth und stolperte davon. Ließ die anderen Beiden zurück. Ishizu ging in die Hocke und betrachtete den Braunhaarigen, der allmählich wieder die Kontrolle über seinen Körper erlangte. „Das sind ziemlich wilde Vermutungen, die du meinem Verlobten an den Kopf wirfst.“ „Sein Vater hat seinen eigenen Bruder umgebracht und Seth hat das Selbe mit meiner Mutter und meinem Bruder getan!“ Seto wurde wieder lauter. „Kannst du das auch beweisen?“ Der Blauäugige schwieg. Beweise hatte er keine, nur das Gespräch, welches er belauscht hatte und das würde ihm keiner glauben. Die Schwarzhaarige erhob sich wieder. „Unsere Familie mag zwar kalten Herzens sein, aber sie bringt keine Angehörigen um.“ Sagte sie, ehe sie sich ab wand und ging. Währenddessen wurde Yami von einem Angestellten Marikus zur Kaibavilla gefahren. Einmal in der Woche, immer Freitags, gehörte Yami dem dortigen Familienoberhaupt, Seth Kaiba. Nicht genug, dass dieser ihn gestern noch bestraft hatte, nein nun durfte er wieder einen Tag mit ihm verbringen. Der Schwarzhaarige schlang die Arme um den Oberkörper und betrachtete dabei das schmale Armband an seinem Handgelenk. Ein Peilsender, als Schutz seines Zuhälters, damit er nicht abhauen konnte. Wenn er Glück hatte war Seth gut gelaunt, dann würde es nur halb so schlimm werden. Seine Hand wanderte zu dem Anhänger um seinen Hals und rieb mit dem Daume darüber. Schon oft hatte dieser ihn davor bewahrt sich aufzugeben und somit sein Versprechen zu brechen. Die Amethyste streiften über den blauen Himmel und fragten sich, wie es ihm wohl ging. „Hör auf zu träumen und steig aus,“ grummelte der Fahrer. Sie waren angekommen. Sich nicht gerade beeilend stieg Yami aus dem Wagen und ging die Zufahrt zur Villa entlang. Auch Seto war zurück zur Villa unterwegs. Rieb sich dabei über den Nacken, wo ihn die Nadel gestochen hatte. Seine blauen Augen hoben sich, als er einen Schatten auf dem Boden sah und weiteten sich, als sie seinen Besitzer erblickten. Kapitel 4: Was it just a game? ------------------------------ 4. Was it just a game? Yami stoppte und sah verwundert seinen Gegenüber an. Er sah Seth verdammt ähnlich, nur die Haut war einige Töne heller, als die seines Peinigers. „Hallo,“ sagte er leise, als der Braunhaarige ihn anstarrte, als hätte er einen Geist gesehen. Seto brachte keinen Ton heraus. /Das ist völlig unmöglich. Ein halbes Jahr suche ich nach ihm und dann laufe ich ihm ausgerechnet auf dem Grundstück meiner Familie über den Weg?/ Langsam ging er auf den Violettäugigen zu, der ihn fragend ansah. Seine Haut war heller, als noch vor einem halben Jahr, doch der Rest war genauso, wie in seiner Erinnerung. Die violetten Katzenaugen, das abstehende dreifarbige Haar, der schlanke Körper. Er trug sogar noch immer die selbe Kette um den Hals. Ein Lederband mit einem Anhänger in Form eines Adlers, der eine Schlange in den Klauen trug. „Bist du...bist du wirklich....“ die Stimme brach ihm ab. Seine Augen verloren sich in den dunklen Seen vor sich und er beugte sich zu dessen Gesicht vor. Yami sog die Luft ein. Verwirrt sah er den Älteren an. „Verzeihen Sie, aber kennen wir uns?“ Der Braunhaarige hielt inne. „Erinnerst du dich nicht mehr an mich?“ Nun zog Yami die Stirn kraus, während er in seinem Gedächtnis wühlte. Eine Menge Männer gingen Nacht für Nacht bei ihm ein und aus. Und sicherlich erinnerten sich mehr von ihnen an ihn, als umgekehrt. Doch er war sich sicher, dass er jemanden, der Seth ähnlich sah nicht vergessen hätte. Aber warum sah ihn der Braunhaarige so an? War etwas zwischen ihnen gewesen? „Tut mir Leid aber...“ „Vor einem halben Jahr,“ versuchte es Seto weiter. Er konnte und wollte einfach nicht glauben, dass sich der Schwarzhaarige nicht mehr erinnerte. Es war das erste Mal gewesen, dass er sich bei einem Menschen wieder wohl gefühlt hatte. Es konnte doch nicht sein, dass diese Nacht für ihn so unbedeutend gewesen war. So schien er zumindest nicht den Anschein gemacht zu haben. Oder hatte sich Seto zu sehr täuschen lassen? Von seinen Gedanken bekam Yami jedoch nichts mit. Vor einem halben Jahr also. Doch er konnte sich einfach nicht an irgend etwas besonderes erinnern, was vor einem halben Jahr hätte stattgefunden haben können. /Damals war ich seit zwei Monaten bei Mariku, dass weiß ich. Aber mehr fällt mir nicht ein./ „Tut mir Leid, aber ich weiß wirklich nicht, wer Sie sind.“ Seto öffnete den Mund, um Jo McLaggen zu erwähnen, den türkishaarigen Geschäftsmann, doch Yami unterbrach ihn. „Entschuldigung, aber ich muss jetzt rein.“ Er schob sich an dem Braunhaarigen vorbei und eilte ins Gebäude, Seto folgte ihm. In der Halle liefen sie Noah über den Weg, der ebenfalls ein Teil der Kaibafamilie war. Als er Yami sah grinste er wissend. „Seth wartet bereits auf dich, Yami,“ sagte er. „Yami?“ flüsterte Seto leise und mehr zu sich selbst, als zu dem Schwarzhaarigen. /So heißt er? Was hat er mit Seth zu tun?/ er folgte dem Violettäugigen, der nun die Treppen hoch und dann den rechten Korridor entlang ging, wo das Zimmers seines Freiers lag. Er klopfte an und betrat dann das Zimmer. Seto scheute sich nicht ebenfalls den Raum zu betreten, was ihm einen ärgerlichen Blick seitens seines Cousins einbrachte. „Was willst du denn noch?“ fragte er schnippisch, während Yami schweigsam auf ihn zuging. „Du wirst deine Firma schon noch früh genug los.“ „Woher kennt ihr euch?“ fragte Seto und sein Blick heftete sich auf den Schwarzhaarigen, der ihm nun den Kopf zuwendete, während Seth einen Arm um seine Taille schlang und auf seinen Schoß zog. Ein schmutziges Grinsen huschte über das Gesicht Seths. „Seto, das hätte ich nicht von dir gedacht.“ Sagte er, während er Yami noch enger an sich zog, der daraufhin den Teppich anstarrte. Er schämte sich vor dem Fremden, der ihn anscheinend zu kennen schien und dem er anscheinend wichtig war. /Aber würde ich mich nicht an so jemanden erinnern? Aber er ist ein Mann. Er wird auch nicht viel besser, als alle anderen sein./ „Was würde Mokuba wohl dazu sagen, wenn er wüsste, dass du mit Strichern schläfst.“ Seths Worte trafen Seto hart. Die blauen Augen waren ungläubig und erschrocken aufgerissen, sahen immer wieder zwischen Yami und Seth hin und her. „Er...er ist...“ „Genau,“ sagte sein Cousin legte eine Hand unter Yamis Kinn und zog so dessen Gesicht grob nach oben. „Yami ist eine kleine Nutte, oder hattest du etwas anderes erwartet?“ Dem Violettäugigen stellte sich die selbe Frage. Was hatte dieser Seto erwartet? Nie war er jemanden in einer anderen Gestalt gegenübergetreten. Er musste ihn mit jemanden verwechseln. Seto ballte die Hände zu Fäusten, um ihr Zittern zu unterdrücken. Worauf hatte er sich da eingelassen? Sein Körper bebte vor Wut, während er Seths Hand beobachtete, die über den Oberschenkel Yamis strich. Dieser drehte sich daraufhin auf dem Schoss herum und schnurrte den Braunhaarigen an. „Nein,“ beantwortete Seto schließlich die Frage. Seine Stimme klang monoton und abwesend. „Sieht man doch sofort, dass so was nur eine Schlampe sein kann!“ Yami zuckte bei diesem Wort leicht zusammen. Auch wenn er sie oft zu hören bekam, trafen ihn solche Bezeichnungen noch immer. „Ich hatte mich nur gewundert, dass sich jemand, der verlobt ist, von solchem Abschaum befriedigen lässt. Aber was soll man bei einem Familienmörder schon erwarten?“ ruhig wand er sich von den beiden ab und legte die Hand auf die Türklinke. „Sei vorsichtig mit dem, was du sagst,“ zischte Seth ihm hinterher. „Nicht alle sind dir in diesem Haus so freundlich gesinnt, wie ich.“ Seto lachte auf „Unter Freundlichkeit verstehe ich etwas anderes.“ Dann verließ er das Zimmer, schloss die Tür leise hinter sich und ging mit einer Ruhe, die den Sturm ankündigte, den Flur entlang, zurück zu seinem Zimmer. Angestellte wichen ihm scheu aus. Solche Auren waren ihnen nur zu gut bekannt und wenn ein Kaiba sie ausstrahlte, war es besser man suchte sein Heil in der Flucht, bevor man in den Hurrikan geriet. Laut fiel die Tür hinter Seto ins Schloss. Er blieb in der Mitte des Raums stehen und sah sich um, dann ging er auf die hohen Fenster zu, zog die Vorhänge so heftig auf, dass sie zerrissen und abfielen. Hart schlug er seine Fäuste gegen die Glasscheiben, die daraufhin gefährlich in ihren Rahmen vibrierten. Nicht wissend, für welches Gefühl er sich entscheiden sollte drehte er sich um und glitt an der Fensterscheibe hinunter auf den Boden. Ein Bein angewinkelt schlang er den Arm darum, während die andere als Faust auf dem Teppich abgelegt war. Wie hatte er nur so dumm sein können? Vermutlich erzählte Yami gerade seinem Cousin von seinem Leichtsinn und Seth lachte über ihn. Wie hatte ihn nur so ein Fehler passieren können? Wie hatte er glauben können jemand würde ihn vielleicht mögen? Wie hatte er nur jemanden vertrauen können? Wie hatte er nur so viel von sich preis geben können? Hatte ihm sein Familie nicht schon genug gelehrt? Hatte dennoch noch mal einen solchen Fehler begehen müssen? /Ich bin so ein Idiot! Verdammt!!/ er schlug mit der Faust auf den Teppich. Der Selbsthass und die Enttäuschung wichen und machten der Wut platz. Ein kaltes Lächeln kehrte auf Setos Gesicht zurück. Für dieses Theater, welches Yami damals abgezogen hatte musste er jedoch seinen Bewunderung ausdrücken. Wirklich geschickt, wie er ihn getäuscht hatte. Doch dafür würde die Ratte noch bezahlen. Dass hatte dieser Bastard nicht umsonst getan! Seto erhob sich wieder und sah aus dem Fenster auf die vielen Agavenfelder. „So einfach kommst du mir nicht davon,“ zischte er. Und abgesehen von dem kleinen Schauspiel, was noch viel schlimmer war, dass sich Seto von einem widerlichen Stricher sein Unternehmen hatte retten lassen!! Das war absolut die Höhe!! Und somit war er nun auch wieder auf sich selbst wütend. War er denn so unfähig einen Vertrag vernünftig zu analysieren, dass ihm solch ein widerliches Etwas hatte helfen müssen?? /Und auf so was baut mein Unternehmen auf! Ich sollte meine Firma auf der Stelle dem Erdboden gleich machen, bei so einem Schandfleck in ihrer Geschichte!/ Es schüttelte ihn. Dann fiel sein Blick auf seinen silbernen Koffer, ohne den er so gut wie nie, aus dem Haus ging. Er würde Yami schon noch die Hölle heiß machen. Nur so würde der schwarzen Fleck in der Firmengeschichte zumindest ein wenig verblassen. Doch ganz verschwinden würde er nie. Dazu müsste der Schwarzhaarige sterben. Seto erstarrte. Wurde sich bewusst, was er da gerade gedacht hatte. /Wenn ich so denke bin ich nicht besser, als der Rest dieser verfluchten Verwandtschaft./ der Hass wich ein wenig aus den blauen Augen. /Ich werde ihn schon nicht umbringen, aber das bedeutet nicht, dass ich mich nicht an ihm rächen werde./ Doch durch den Gedanken an seine Familie wurde ihm zumindest wieder klar, dass es vorerst Wichtigeres gab, als seine Rache. Denn wenn er nicht aufpasse konnte er sein heiß geliebtes Unternehmen nicht mehr seine Würde zurückbringen, denn dann gehörte sie Seth. Bei dem Gedanken daran verzog er angewidert das Gesicht. Der Gedanke, dass dieses Scheusal sein Imperium weiterführen würde, war noch abscheulicherer, als der Schandfleck namens Yami. Eine kalte Maske lag nun auf Setos Gesicht, während der Braunhaarige die Schlösser des Koffers aufschnappen ließ und seinen Laptop hervorholte. Nun würde Roland seine Treue beweisen können, denn alle Schutzmaßnahmen, gegen eine Übernahme seitens Seth, konnte er nicht von hier aus treffen, meilenweit von Domino entfernt. Yami, der noch nichts von dem ahnte, was ihm bevorstand, rekelte sich auf dem weichen Bett und zerwühlte es so erfolgreich. Seine Amethyste glühten vor falschen Verlangen, fixierten die lüsternen Saphire Seths. Der Braunhaarige saß in einem Sessel, den er so vors Bett geschoben hatte, dass er gute Sicht auf alles hatte, was Yami tat. Gierig nahm er die Konturen des schmalen Körpers in sich auf, während der Schwarzhaarige einen ordentlichen Strip hinlegte. Mit einem geschickten Wurf landete das letzte Kleidungsstück auf Seths Schoß. Langsam näherten er sich dem schlimmsten Teil seiner Arbeit. Sein falsches Spiel fortsetzend fuhr er mit den Händen über seine Haut. Warf schließlich den Kopf in den Nacken und öffnete den Mund zu einem stummen Schrei der Lust. Als er den Blick wieder nach vorne richtete, sah er direkt in Seths Gesicht. Yami brauchte keine Menschenkenntnis, um zu wissen, was dieser nun von ihn wollte. Der Blick aus den eisigblauen Augen sagte alles. Dem Schwarzhaarigen schauderte es. Kannte er das, was Seth gefiel doch am besten. Also blieb ihn nur übrig ihn so zu umgarnen, dass er selbst den Ton angeben konnte. Weiter seine Rolle spielend, sah er herausfordernd in die Saphire, legte eine Hand in den Nacken des anderen und kam seinen Gesicht ganz nahe. „Hat es dir gefallen?“ fragte er mit rauchigem Unterton. „Du gehörst verboten, kleine Hure.“ Yami lächelte daraufhin nur und gewährte dem Älteren einen Kuss. Innerlich jedoch schämte er sich und wäre am liebsten angewidert davon gelaufen. Seths Hände fuhren wild und fahrig über die schmalen Hüften. Seine Zunge drang in Yamis Mund ein und nahm ihn rücksichtslos für sich ein. Nach kurzer Zeit schon schaltete der Schwarzhaarige einfach ab. Es war wie eine Taubheit, die ihn umgab und die ihn die groben Berührungen nur noch dumpf wahrnehmen ließ. Nur hin und wieder kehrte er in die Realität zurück und tat, als würde er sich unter den Händen des anderen winden. Spielte das erregte Opfer um seinen Freiern noch mehr anzuspornen. Als Seth hart in ihn eindrang zuckte er kurz zusammen und schlang die Arme um dessen Hals. Sah fest in die blauen Augen, die vor Wolllust geradezu übersprühten. „Ng...du bist herrlich...“ keuchte Seth, während er hart in den Köper unter sich stieß und immer wieder laut stöhnte. Reiner Ekel machte sich in Yami breit. Diesen schwitzenden Körper über sich zu sehen und dann auch noch der fremde Schweiß, der sich wie ein Mal in seine Haut einbrannte. Wo sein Körper doch eh schon so widerlich beschmutzt war. Bei Seths Worten verzog er angewidert das Gesicht. Nun würde der Blauäugige es eh nicht mehr beachten. Wie gütig, ihm so ein Kompliment zu machen! Ein Kompliment, das niemanden, außer Mariku, interessierte. Für den Schwarzhaarigen war es eine Beleidigung, für so eine Tat gelobt zu werden. Das laute Stöhnen und Keuchen Seths jagten dem Jüngeren weitere Schauer des Ekels über den Rücken. Schmerz durchzuckte seinen Unterleib, doch es ließ ihn kalt, hatte sich schon längst daran gewöhnt. Kurz suchte Seth den Blick seiner Bettgesellschaft, diese fing den Blick auf und leckte sich begierig über die Lippen. Der Braunhaarige grinste süffisant. /Was für eine billige, kleine Schlampe./ fuhr es ihm durch den Kopf, nicht wissend, dass alles nur gespielt war. Yami spürte, wie mit einem letzten harten Stoß die warme Flüssigkeit in ihn floss. Erneuter Ekel packte ihn und er musste den Drang widerstehen sich angewidert zu schütteln und sich auf der Stelle zu übergeben. Schwer lastete der fremde Körper auf seinen Brustkorb. Seth hatte sich einfach auf ihn fallen lasse, ohne jegliche Rücksicht. Widerwillig hob Yami eine Hand und spielte mit einigen der braunen Strähnen in Seths Nacken, während er darauf wartete, dass dieser wieder von ihm herunterstieg. Die blauen Augen waren geschlossen und ihr Besitzer kam langsam wieder zu Atem, während Yami dumpf an die Decke starrte und sich allein auf das angenehme Gefühl des abklingenden Schmerzes konzentrierte. Seto saß am Schreibtisch im seinem Zimmer und betrachtete den Laptopbildschirm, auf dem der Kopf Rolands zu sehen war. Dieser nickte seinem Chef nun zu. „Machen Sie sich keine Sorgen Mister Kaiba,“ sagte er, „ich werde alles in die Wege leiten.“ „Das rate ich dir auch. Du wolltest mir immer deine Treue beweisen,“ die blauen Augen verengten sich. „Jetzt ist deine Chance dafür.“ „Ich werde Sie nicht enttäuschen.“ Seto nickte und betrachtete die Dokumente, die neben ihm auf dem Tisch lagen. Dann wandte er sich wieder seinem Angestellten zu. „Eins noch Roland,“ begann er. „Ja?“ „Brich die Suche ab.“ Roland machte große Augen. „Habt ihr ihn etwa gefunden?“ „Ja. Und ich wünschte ich hätte es nicht.“ Sein Blick schweifte in die Ferne, doch aus dem Augenwinkel nahm er die großen Augen Rolands war und sein Gesicht wurde wieder kalt. „Was ist? Hast du mir irgendwas zu sagen?“ blaffte er ihn an. Hastig schüttelte Roland den Kopf. „Nein, Mister Kaiba! Ich dachte nur...“ „Misch dich nicht in mein Leben ein, sondern tu einfach, was ich dir sage!“ wütend knallte er den Deckel des Laptops herunter, was daraufhin ein lautes Knacken zur Folge hatte. Mit einem Knurren stellte Seto fest, dass das ‚Schloss’ abgebrochen war. Sich selbst wieder beruhigend stand er auf und trat ans Fenster. Es musste um die Mittagszeit sein, denn die Sonne stand senkrecht und brannte erbarmungslos auf die Arbeiter nieder, die mit bloßem Oberkörper und einem Strohhut auf den Kopf Unkraut zupften. Selbst die Kinder, so klein sie auch waren, mussten mithelfen, denn ihre Arbeit wurde nicht sonderlich gut bezahlt. Ein fieses Grinsen schlich sich auf Setos Gesicht. Nun, da seine Firma in Sicherheit war, vorausgesetzt Roland machte seine Sache gut, konnte er sich um die Ehre seines Unternehmens kümmern. „Genieße deine Zeit in Seths Bett,“ sagte er leise, „bald wirst du sie dir zurückwünschen.“ Allmählich war Seth wieder zu Atem gekommen. Er setzte sich auf und zog sich einen dünnen Bademantel über. Sein Blick wurde nachdenklich und er drehte sich Yami zu. Dieser hatte die Bettdecke fest um sich geschlungen und dem Braunhaarigen den Rücken zugedreht. Dieser verdrehte die Augen. „Hör auf ständig das Opfer zu spielen,“ murrte er und knotete den Stoff zu, fuhr sich mit einer Hand durch die feuchten Haare. Als Yami nicht antwortete fuhr er fort. „Du tust es doch schon seit acht Monaten, also stell dich nicht so an.“ Diesmal drehte sich der Schwarzhaarige um. Ausdruckslos sah er Seth an, ehe er den Kopf zu Decke drehte, seine Augen schloss und leise auflachte. Dann schlug er die Augen wieder auf. Widerwillig war er zurück in seine Rolle geschlüpft. Mit einem Lächeln, welches sich nicht deuten ließ, sah er den Braunhaarigen wieder an. Blaue Augen blitzten wütend auf. Seth setzte sich zurück aufs Bett und kroch über den Stricher. Stützte sich rechts und links von dessen Kopf mit den Händen ab. „Was gibt es da zu lachen?“ zischte er drohend. Wieder lächelte Yami, hob die Hand und ließ sie mit den braunen Haarsträhnen spielen, dann verfinsterte sich sein Blick und sein Gesicht glich einer düsteren Maske. „In meinem Leben gab es nie etwas zu lachen,“ zischte er, legte die Hände auf die Schultern Seths und rollte sich mit ihm rum, sodass er nun oben war. Yami richtete sich auf den Hüften des Älteren auf, sein Blick war noch immer finster. „Warum beschwerst du dich eigentlich? Sei froh, dass ich so bin. Wer weiß, ob du jemanden finden würdest, der es mit mir aufnehmen könnte,“ zischte er sarkastisch, kletterte von Seth herunter und stand auf, um seine Sachen einzusammeln. Seth gab ein wütendes Knurren von sich, ehe er sich aufsetzte. „Ich rate dir dein loses Mundwerk im Zaume zu halten. Sonst könnten wir uns diese Woche noch einmal treffen.“ Yamis Maske fiel schlagartig von seinem Gesicht ab, doch es war nur ein kurzer Moment, dann hatte er sich wieder unter Kontrolle und zog sich sein Shirt über den Kopf, welches in einem Regal gehangen hatte. Yami erschauerte bei dem Gedanken an eine weitere Strafe. Warum musste Seth auch wissen, wovor sich Yami nie würde verschließen können? Jedoch blieb ein kleiner Hoffnungsschimmer über. Denn er lieferte viel zu gute Arbeit ab, als dass Mariku riskieren würde ihn zu brechen, oder zu schwer zu verletzen. Für den Rest der Woche, würde er Ruhe vor dem Braunhaarigen haben. Als er gerade seine Hose zuknöpfte wechselte Seth plötzlich das Thema und sein Blick wurde wieder nachdenklich. „Wie kommt es eigentlich, dass du meinen Cousin kennst?“ fragte er. „Er hat mich sicherlich verwechselt,“ sagte Yami wahrheitsgetreu, doch Seth schien mit dieser Antwort nicht zufrieden zu sein. Er kannte Seto schließlich gut genug, um zu erkennen, dass zwischen den beiden was gewesen sein musste, oder sie sich zumindest kannten. „Ach wirklich?“ fragte Seth sarkastisch. „Es gibt nicht viele Menschen, die mit so einer Frisur rumlaufen und dazu so hübsche Augen haben,“ bohrte er weiter. Yami antwortete darauf nicht. Seine Hand fuhr nur zu dem Anhänger an seinem Hals. /Könnte es sein das...?/ „Seit Seto abgehauen ist, war er nicht mehr hier....“ sagte Seth nun nachdenklich. „Du warst nicht zufällig mal in Japan? Domino?“ fragte er weiter nach und Yami fühlte den bohrenden Blick in seinem Rücken. Er schüttelte den Gedanken ab. /Dann kann es nicht sein, ich habe mich getäuscht./ „Ich rede mit dir,“ zischte Seth. Yami drehte sich zu ihm um. „Ich war noch nie in Japan.“ Die blauen Augen verengten sich und der Schwarzhaarige seufzte. „Wenn ich es mir hätte leisten können nach Japan zu fliegen, wäre ich jetzt sicherlich nicht hier und würde mich von Perversen wie dir....“ zischte er wütend, doch er brach ab, als er den Blick des Braunhaarigen sah. Yami schluckte, als Seth auf ihn zukam. Er wagte es nicht zurückzuweichen und wurde am Kragen gepackt. „Wag das nicht noch einmal zu sagen,“ zischte Seth gefährlich. Yami schluckte erneut und starrte in die funkelnden Saphire. „Du nennst mich einen Perversen? Was bist du denn du kleine Betthure? Du bist ein widerlicher kleiner...“ Ein Klopfen unterbrach seine Beleidigungen. Der Butler trat ein. „Entschuldigen Sie die Störung,“ sagte er unter einer Verbeugung, „aber Odion erwartet den...“ er warf einen abschätzenden Blick auf Yami, ehe er fortfuhr, wusste er doch genau, was sich in diesem Zimmer abspielte. „...jungen Herren bereits,“ beendete er seinen Satz. Widerwillig ließ Seth seinen Gast los und stieß ihn dabei von sich. Ohne ein weiteres Wort drehte er dem Schwarzhaarigen und seinem Angestellten den Rücken zu und verschwand im Bad. Kurz darauf hörte man das Wasser rauschen. Yami, froh von seinem Freier loszukommen, beeilte sich und verließ das Zimmer. Als er die Treppen hinunter ging kam ihm jemand entgegen. Dieser Jemand trug ein knappes Oberteil, welches ein üppiges Dekollete betonte, einen kurzen Rock, hohe Stiefel und schnappte nach Luft, als er, oder besser, sie den Violettäugigen sah. „DAS IST NICHT SEIN ERNST!!“ schrie sie mit schriller Stimme, warf ihre langen blonden Haare mit so viel Schwung zurück, dass sie Yami ins Gesicht klatschten und stürmte an ihm vorbei die Treppen hinauf. „SETH!!!!“ schrie sie, während der Schwarzhaarige den Blick senkte. Er hatte keine Ahnung, warum die Blonde in letzter Zeit immer wieder so außer sich geriet, wenn sie ihn hier antraf. „Schlaf nicht ein,“ rief Odion ihm von der Tür zu, doch Yami schlich beharrlich weiter. Er hatte es nicht eilig zurück zu Mariku zu gelangen. Als er den Mann erreichte, packte ihn dieser grob am Oberarm und zerrte ihn energisch aus der Villa und ins Auto. Yami kauerte sich auf dem Sitz zusammen, verkroch sich in seiner Gedankenwelt und versuchte zu verarbeiten, was eben mit ihm geschehen war. Leicht jedoch fiel es ihm nicht leicht, denn es gab noch viel mehr, was ihn gefangen hielt. Und dann kamen auch noch die alten Geschichten wieder hoch, von Seths Fragen an die Oberfläche gezerrt. Er zitterte, erinnerte sich an die wahnsinnigen Augen, die kalten Instrumente auf seiner Haut, aber auch an das warme Gefühl einer Hand. Einem Paar Augen, welches sich für das Geschehene schuldig fühlte. Innerlich seufzte Yami auf, schloss die Augen und klammerte sich an die Erinnerungen der Person. Glaubte zu spüren, wie die warme Hand über seinen Arm strich. Liebevoll drückte er den Adler um seinen Hals, am liebsten hätte er geweint, doch so weit ließ er es nicht kommen. *+*+*+*Flashback*+*+*+* Yami saß im Lüftungsschacht und drehte sich noch einmal zu dem im Raum stehenden Jungen zu. „Jetzt hau endlich ab! Er kommt sicherlich gleich zurück,“ drängte dieser und warf immer wieder unruhige Blicke zur Tür. „Aber was ist mit dir?“ „Ich kann ihn nicht allein zurücklassen und seinen Experimenten ausliefern. Denk nicht mal dran hier zu bleiben! Ich will dich nicht mehr meinetwegen leiden sehen.“ Als Yami stumm nickte lächelte ihn sein Retter an. „Viel Glück.“ „Danke,“ brachte er hervor und verschwand dann in der Dunkelheit des Schachtes. Hinter sich hörte er, wie das Gitter den Eingang wieder verschloss. *+*+*+*Flashback ende*+*+*+* Und dann stahl sich doch eine einzelne Träne über die Wange des violettäugigen jungen Mannes. Kapitel 5: Was it just a game? (zensiert) ----------------------------------------- 4. Was it just a game? Yami stoppte und sah verwundert seinen Gegenüber an. Er sah Seth verdammt ähnlich, nur die Haut war einige Töne heller, als die seines Peinigers. „Hallo,“ sagte er leise, als der Braunhaarige ihn anstarrte, als hätte er einen Geist gesehen. Seto brachte keinen Ton heraus. /Das ist völlig unmöglich. Ein halbes Jahr suche ich nach ihm und dann laufe ich ihm ausgerechnet auf dem Grundstück meiner Familie über den Weg?/ Langsam ging er auf den Violettäugigen zu, der ihn fragend ansah. Seine Haut war heller, als noch vor einem halben Jahr, doch der Rest war genauso, wie in seiner Erinnerung. Die violetten Katzenaugen, das abstehende dreifarbige Haar, der schlanke Körper. Er trug sogar noch immer die selbe Kette um den Hals. Ein Lederband mit einem Anhänger in Form eines Adlers, der eine Schlange in den Klauen trug. „Bist du...bist du wirklich....“ die Stimme brach ihm ab. Seine Augen verloren sich in den dunklen Seen vor sich und er beugte sich zu dessen Gesicht vor. Yami sog die Luft ein. Verwirrt sah er den Älteren an. „Verzeihen Sie, aber kennen wir uns?“ Der Braunhaarige hielt inne. „Erinnerst du dich nicht mehr an mich?“ Nun zog Yami die Stirn kraus, während er in seinem Gedächtnis wühlte. Eine Menge Männer gingen Nacht für Nacht bei ihm ein und aus. Und sicherlich erinnerten sich mehr von ihnen an ihn, als umgekehrt. Doch er war sich sicher, dass er jemanden, der Seth ähnlich sah nicht vergessen hätte. Aber warum sah ihn der Braunhaarige so an? War etwas zwischen ihnen gewesen? „Tut mir Leid aber...“ „Vor einem halben Jahr,“ versuchte es Seto weiter. Er konnte und wollte einfach nicht glauben, dass sich der Schwarzhaarige nicht mehr erinnerte. Es war das erste Mal gewesen, dass er sich bei einem Menschen wieder wohl gefühlt hatte. Es konnte doch nicht sein, dass diese Nacht für ihn so unbedeutend gewesen war. So schien er zumindest nicht den Anschein gemacht zu haben. Oder hatte sich Seto zu sehr täuschen lassen? Von seinen Gedanken bekam Yami jedoch nichts mit. Vor einem halben Jahr also. Doch er konnte sich einfach nicht an irgend etwas besonderes erinnern, was vor einem halben Jahr hätte stattgefunden haben können. /Damals war ich seit zwei Monaten bei Mariku, dass weiß ich. Aber mehr fällt mir nicht ein./ „Tut mir Leid, aber ich weiß wirklich nicht, wer Sie sind.“ Seto öffnete den Mund, um Jo McLaggen zu erwähnen, den türkishaarigen Geschäftsmann, doch Yami unterbrach ihn. „Entschuldigung, aber ich muss jetzt rein.“ Er schob sich an dem Braunhaarigen vorbei und eilte ins Gebäude, Seto folgte ihm. In der Halle liefen sie Noah über den Weg, der ebenfalls ein Teil der Kaibafamilie war. Als er Yami sah grinste er wissend. „Seth wartet bereits auf dich, Yami,“ sagte er. „Yami?“ flüsterte Seto leise und mehr zu sich selbst, als zu dem Schwarzhaarigen. /So heißt er? Was hat er mit Seth zu tun?/ er folgte dem Violettäugigen, der nun die Treppen hoch und dann den rechten Korridor entlang ging, wo das Zimmers seines Freiers lag. Er klopfte an und betrat dann das Zimmer. Seto scheute sich nicht ebenfalls den Raum zu betreten, was ihm einen ärgerlichen Blick seitens seines Cousins einbrachte. „Was willst du denn noch?“ fragte er schnippisch, während Yami schweigsam auf ihn zuging. „Du wirst deine Firma schon noch früh genug los.“ „Woher kennt ihr euch?“ fragte Seto und sein Blick heftete sich auf den Schwarzhaarigen, der ihm nun den Kopf zuwendete, während Seth einen Arm um seine Taille schlang und auf seinen Schoß zog. Ein schmutziges Grinsen huschte über das Gesicht Seths. „Seto, das hätte ich nicht von dir gedacht.“ Sagte er, während er Yami noch enger an sich zog, der daraufhin den Teppich anstarrte. Er schämte sich vor dem Fremden, der ihn anscheinend zu kennen schien und dem er anscheinend wichtig war. /Aber würde ich mich nicht an so jemanden erinnern? Aber er ist ein Mann. Er wird auch nicht viel besser, als alle anderen sein./ „Was würde Mokuba wohl dazu sagen, wenn er wüsste, dass du mit Strichern schläfst.“ Seths Worte trafen Seto hart. Die blauen Augen waren ungläubig und erschrocken aufgerissen, sahen immer wieder zwischen Yami und Seth hin und her. „Er...er ist...“ „Genau,“ sagte sein Cousin legte eine Hand unter Yamis Kinn und zog so dessen Gesicht grob nach oben. „Yami ist eine kleine Nutte, oder hattest du etwas anderes erwartet?“ Dem Violettäugigen stellte sich die selbe Frage. Was hatte dieser Seto erwartet? Nie war er jemanden in einer anderen Gestalt gegenübergetreten. Er musste ihn mit jemanden verwechseln. Seto ballte die Hände zu Fäusten, um ihr Zittern zu unterdrücken. Worauf hatte er sich da eingelassen? Sein Körper bebte vor Wut, während er Seths Hand beobachtete, die über den Oberschenkel Yamis strich. Dieser drehte sich daraufhin auf dem Schoss herum und schnurrte den Braunhaarigen an. „Nein,“ beantwortete Seto schließlich die Frage. Seine Stimme klang monoton und abwesend. „Sieht man doch sofort, dass so was nur eine Schlampe sein kann!“ Yami zuckte bei diesem Wort leicht zusammen. Auch wenn er sie oft zu hören bekam, trafen ihn solche Bezeichnungen noch immer. „Ich hatte mich nur gewundert, dass sich jemand, der verlobt ist, von solchem Abschaum befriedigen lässt. Aber was soll man bei einem Familienmörder schon erwarten?“ ruhig wand er sich von den beiden ab und legte die Hand auf die Türklinke. „Sei vorsichtig mit dem, was du sagst,“ zischte Seth ihm hinterher. „Nicht alle sind dir in diesem Haus so freundlich gesinnt, wie ich.“ Seto lachte auf „Unter Freundlichkeit verstehe ich etwas anderes.“ Dann verließ er das Zimmer, schloss die Tür leise hinter sich und ging mit einer Ruhe, die den Sturm ankündigte, den Flur entlang, zurück zu seinem Zimmer. Angestellte wichen ihm scheu aus. Solche Auren waren ihnen nur zu gut bekannt und wenn ein Kaiba sie ausstrahlte, war es besser man suchte sein Heil in der Flucht, bevor man in den Hurrikan geriet. Laut fiel die Tür hinter Seto ins Schloss. Er blieb in der Mitte des Raums stehen und sah sich um, dann ging er auf die hohen Fenster zu, zog die Vorhänge so heftig auf, dass sie zerrissen und abfielen. Hart schlug er seine Fäuste gegen die Glasscheiben, die daraufhin gefährlich in ihren Rahmen vibrierten. Nicht wissend, für welches Gefühl er sich entscheiden sollte drehte er sich um und glitt an der Fensterscheibe hinunter auf den Boden. Ein Bein angewinkelt schlang er den Arm darum, während die andere als Faust auf dem Teppich abgelegt war. Wie hatte er nur so dumm sein können? Vermutlich erzählte Yami gerade seinem Cousin von seinem Leichtsinn und Seth lachte über ihn. Wie hatte ihn nur so ein Fehler passieren können? Wie hatte er glauben können jemand würde ihn vielleicht mögen? Wie hatte er nur jemanden vertrauen können? Wie hatte er nur so viel von sich preis geben können? Hatte ihm sein Familie nicht schon genug gelehrt? Hatte dennoch noch mal einen solchen Fehler begehen müssen? /Ich bin so ein Idiot! Verdammt!!/ er schlug mit der Faust auf den Teppich. Der Selbsthass und die Enttäuschung wichen und machten der Wut platz. Ein kaltes Lächeln kehrte auf Setos Gesicht zurück. Für dieses Theater, welches Yami damals abgezogen hatte musste er jedoch seinen Bewunderung ausdrücken. Wirklich geschickt, wie er ihn getäuscht hatte. Doch dafür würde die Ratte noch bezahlen. Dass hatte dieser Bastard nicht umsonst getan! Seto erhob sich wieder und sah aus dem Fenster auf die vielen Agavenfelder. „So einfach kommst du mir nicht davon,“ zischte er. Und abgesehen von dem kleinen Schauspiel, was noch viel schlimmer war, dass sich Seto von einem widerlichen Stricher sein Unternehmen hatte retten lassen!! Das war absolut die Höhe!! Und somit war er nun auch wieder auf sich selbst wütend. War er denn so unfähig einen Vertrag vernünftig zu analysieren, dass ihm solch ein widerliches Etwas hatte helfen müssen?? /Und auf so was baut mein Unternehmen auf! Ich sollte meine Firma auf der Stelle dem Erdboden gleich machen, bei so einem Schandfleck in ihrer Geschichte!/ Es schüttelte ihn. Dann fiel sein Blick auf seinen silbernen Koffer, ohne den er so gut wie nie, aus dem Haus ging. Er würde Yami schon noch die Hölle heiß machen. Nur so würde der schwarzen Fleck in der Firmengeschichte zumindest ein wenig verblassen. Doch ganz verschwinden würde er nie. Dazu müsste der Schwarzhaarige sterben. Seto erstarrte. Wurde sich bewusst, was er da gerade gedacht hatte. /Wenn ich so denke bin ich nicht besser, als der Rest dieser verfluchten Verwandtschaft./ der Hass wich ein wenig aus den blauen Augen. /Ich werde ihn schon nicht umbringen, aber das bedeutet nicht, dass ich mich nicht an ihm rächen werde./ Doch durch den Gedanken an seine Familie wurde ihm zumindest wieder klar, dass es vorerst Wichtigeres gab, als seine Rache. Denn wenn er nicht aufpasse konnte er sein heiß geliebtes Unternehmen nicht mehr seine Würde zurückbringen, denn dann gehörte sie Seth. Bei dem Gedanken daran verzog er angewidert das Gesicht. Der Gedanke, dass dieses Scheusal sein Imperium weiterführen würde, war noch abscheulicherer, als der Schandfleck namens Yami. Eine kalte Maske lag nun auf Setos Gesicht, während der Braunhaarige die Schlösser des Koffers aufschnappen ließ und seinen Laptop hervorholte. Nun würde Roland seine Treue beweisen können, denn alle Schutzmaßnahmen, gegen eine Übernahme seitens Seth, konnte er nicht von hier aus treffen, meilenweit von Domino entfernt. Yami, der noch nichts von dem ahnte, was ihm bevorstand, rekelte sich auf dem weichen Bett und zerwühlte es so erfolgreich. Seine Amethyste glühten vor falschen Verlangen, fixierten die lüsternen Saphire Seths. Der Braunhaarige saß in einem Sessel, den er so vors Bett geschoben hatte, dass er gute Sicht auf alles hatte, was Yami tat. Gierig nahm er die Konturen des schmalen Körpers in sich auf, während der Schwarzhaarige einen ordentlichen Strip hinlegte. Mit einem geschickten Wurf landete das letzte Kleidungsstück auf Seths Schoß. Langsam näherten er sich dem schlimmsten Teil seiner Arbeit. Sein falsches Spiel fortsetzend fuhr er mit den Händen über seine Haut. Warf schließlich den Kopf in den Nacken und öffnete den Mund zu einem stummen Schrei der Lust. Als er den Blick wieder nach vorne richtete, sah er direkt in Seths Gesicht. Yami brauchte keine Menschenkenntnis, um zu wissen, was dieser nun von ihn wollte. Der Blick aus den eisigblauen Augen sagte alles. Dem Schwarzhaarigen schauderte es. Kannte er das, was Seth gefiel doch am besten. Also blieb ihn nur übrig ihn so zu umgarnen, dass er selbst den Ton angeben konnte. Weiter seine Rolle spielend, sah er herausfordernd in die Saphire, legte eine Hand in den Nacken des anderen und kam seinen Gesicht ganz nahe. „Hat es dir gefallen?“ fragte er mit rauchigem Unterton. „Du gehörst verboten, kleine Hure.“ Yami lächelte daraufhin nur und gewährte dem Älteren einen Kuss. Innerlich jedoch schämte er sich und wäre am liebsten angewidert davon gelaufen. Seths Hände fuhren wild und fahrig über die schmalen Hüften. Seine Zunge drang in Yamis Mund ein und nahm ihn rücksichtslos für sich ein. Nach kurzer Zeit schon schaltete der Schwarzhaarige einfach ab. Es war wie eine Taubheit, die ihn umgab und die ihn die groben Berührungen nur noch dumpf wahrnehmen ließ. Nur hin und wieder kehrte er in die Realität zurück und tat, als würde er sich unter den Händen des anderen winden. Spielte das erregte Opfer um seinen Freiern noch mehr anzuspornen. zensiert Widerwillig hob Yami eine Hand und spielte mit einigen der braunen Strähnen in Seths Nacken, während er darauf wartete, dass dieser wieder von ihm herunterstieg. Die blauen Augen waren geschlossen und ihr Besitzer kam langsam wieder zu Atem, während Yami dumpf an die Decke starrte und sich allein auf das angenehme Gefühl des abklingenden Schmerzes konzentrierte. Seto saß am Schreibtisch im seinem Zimmer und betrachtete den Laptopbildschirm, auf dem der Kopf Rolands zu sehen war. Dieser nickte seinem Chef nun zu. „Machen Sie sich keine Sorgen Mister Kaiba,“ sagte er, „ich werde alles in die Wege leiten.“ „Das rate ich dir auch. Du wolltest mir immer deine Treue beweisen,“ die blauen Augen verengten sich. „Jetzt ist deine Chance dafür.“ „Ich werde Sie nicht enttäuschen.“ Seto nickte und betrachtete die Dokumente, die neben ihm auf dem Tisch lagen. Dann wandte er sich wieder seinem Angestellten zu. „Eins noch Roland,“ begann er. „Ja?“ „Brich die Suche ab.“ Roland machte große Augen. „Habt ihr ihn etwa gefunden?“ „Ja. Und ich wünschte ich hätte es nicht.“ Sein Blick schweifte in die Ferne, doch aus dem Augenwinkel nahm er die großen Augen Rolands war und sein Gesicht wurde wieder kalt. „Was ist? Hast du mir irgendwas zu sagen?“ blaffte er ihn an. Hastig schüttelte Roland den Kopf. „Nein, Mister Kaiba! Ich dachte nur...“ „Misch dich nicht in mein Leben ein, sondern tu einfach, was ich dir sage!“ wütend knallte er den Deckel des Laptops herunter, was daraufhin ein lautes Knacken zur Folge hatte. Mit einem Knurren stellte Seto fest, dass das ‚Schloss’ abgebrochen war. Sich selbst wieder beruhigend stand er auf und trat ans Fenster. Es musste um die Mittagszeit sein, denn die Sonne stand senkrecht und brannte erbarmungslos auf die Arbeiter nieder, die mit bloßem Oberkörper und einem Strohhut auf den Kopf Unkraut zupften. Selbst die Kinder, so klein sie auch waren, mussten mithelfen, denn ihre Arbeit wurde nicht sonderlich gut bezahlt. Ein fieses Grinsen schlich sich auf Setos Gesicht. Nun, da seine Firma in Sicherheit war, vorausgesetzt Roland machte seine Sache gut, konnte er sich um die Ehre seines Unternehmens kümmern. „Genieße deine Zeit in Seths Bett,“ sagte er leise, „bald wirst du sie dir zurückwünschen.“ Allmählich war Seth wieder zu Atem gekommen. Er setzte sich auf und zog sich einen dünnen Bademantel über. Sein Blick wurde nachdenklich und er drehte sich Yami zu. Dieser hatte die Bettdecke fest um sich geschlungen und dem Braunhaarigen den Rücken zugedreht. Dieser verdrehte die Augen. „Hör auf ständig das Opfer zu spielen,“ murrte er und knotete den Stoff zu, fuhr sich mit einer Hand durch die feuchten Haare. Als Yami nicht antwortete fuhr er fort. „Du tust es doch schon seit acht Monaten, also stell dich nicht so an.“ Diesmal drehte sich der Schwarzhaarige um. Ausdruckslos sah er Seth an, ehe er den Kopf zu Decke drehte, seine Augen schloss und leise auflachte. Dann schlug er die Augen wieder auf. Widerwillig war er zurück in seine Rolle geschlüpft. Mit einem Lächeln, welches sich nicht deuten ließ, sah er den Braunhaarigen wieder an. Blaue Augen blitzten wütend auf. Seth setzte sich zurück aufs Bett und kroch über den Stricher. Stützte sich rechts und links von dessen Kopf mit den Händen ab. „Was gibt es da zu lachen?“ zischte er drohend. Wieder lächelte Yami, hob die Hand und ließ sie mit den braunen Haarsträhnen spielen, dann verfinsterte sich sein Blick und sein Gesicht glich einer düsteren Maske. „In meinem Leben gab es nie etwas zu lachen,“ zischte er, legte die Hände auf die Schultern Seths und rollte sich mit ihm rum, sodass er nun oben war. Yami richtete sich auf den Hüften des Älteren auf, sein Blick war noch immer finster. „Warum beschwerst du dich eigentlich? Sei froh, dass ich so bin. Wer weiß, ob du jemanden finden würdest, der es mit mir aufnehmen könnte,“ zischte er sarkastisch, kletterte von Seth herunter und stand auf, um seine Sachen einzusammeln. Seth gab ein wütendes Knurren von sich, ehe er sich aufsetzte. „Ich rate dir dein loses Mundwerk im Zaume zu halten. Sonst könnten wir uns diese Woche noch einmal treffen.“ Yamis Maske fiel schlagartig von seinem Gesicht ab, doch es war nur ein kurzer Moment, dann hatte er sich wieder unter Kontrolle und zog sich sein Shirt über den Kopf, welches in einem Regal gehangen hatte. Yami erschauerte bei dem Gedanken an eine weitere Strafe. Warum musste Seth auch wissen, wovor sich Yami nie würde verschließen können? Jedoch blieb ein kleiner Hoffnungsschimmer über. Denn er lieferte viel zu gute Arbeit ab, als dass Mariku riskieren würde ihn zu brechen, oder zu schwer zu verletzen. Für den Rest der Woche, würde er Ruhe vor dem Braunhaarigen haben. Als er gerade seine Hose zuknöpfte wechselte Seth plötzlich das Thema und sein Blick wurde wieder nachdenklich. „Wie kommt es eigentlich, dass du meinen Cousin kennst?“ fragte er. „Er hat mich sicherlich verwechselt,“ sagte Yami wahrheitsgetreu, doch Seth schien mit dieser Antwort nicht zufrieden zu sein. Er kannte Seto schließlich gut genug, um zu erkennen, dass zwischen den beiden was gewesen sein musste, oder sie sich zumindest kannten. „Ach wirklich?“ fragte Seth sarkastisch. „Es gibt nicht viele Menschen, die mit so einer Frisur rumlaufen und dazu so hübsche Augen haben,“ bohrte er weiter. Yami antwortete darauf nicht. Seine Hand fuhr nur zu dem Anhänger an seinem Hals. /Könnte es sein das...?/ „Seit Seto abgehauen ist, war er nicht mehr hier....“ sagte Seth nun nachdenklich. „Du warst nicht zufällig mal in Japan? Domino?“ fragte er weiter nach und Yami fühlte den bohrenden Blick in seinem Rücken. Er schüttelte den Gedanken ab. /Dann kann es nicht sein, ich habe mich getäuscht./ „Ich rede mit dir,“ zischte Seth. Yami drehte sich zu ihm um. „Ich war noch nie in Japan.“ Die blauen Augen verengten sich und der Schwarzhaarige seufzte. „Wenn ich es mir hätte leisten können nach Japan zu fliegen, wäre ich jetzt sicherlich nicht hier und würde mich von Perversen wie dir....“ zischte er wütend, doch er brach ab, als er den Blick des Braunhaarigen sah. Yami schluckte, als Seth auf ihn zukam. Er wagte es nicht zurückzuweichen und wurde am Kragen gepackt. „Wag das nicht noch einmal zu sagen,“ zischte Seth gefährlich. Yami schluckte erneut und starrte in die funkelnden Saphire. „Du nennst mich einen Perversen? Was bist du denn du kleine Betthure? Du bist ein widerlicher kleiner...“ Ein Klopfen unterbrach seine Beleidigungen. Der Butler trat ein. „Entschuldigen Sie die Störung,“ sagte er unter einer Verbeugung, „aber Odion erwartet den...“ er warf einen abschätzenden Blick auf Yami, ehe er fortfuhr, wusste er doch genau, was sich in diesem Zimmer abspielte. „...jungen Herren bereits,“ beendete er seinen Satz. Widerwillig ließ Seth seinen Gast los und stieß ihn dabei von sich. Ohne ein weiteres Wort drehte er dem Schwarzhaarigen und seinem Angestellten den Rücken zu und verschwand im Bad. Kurz darauf hörte man das Wasser rauschen. Yami, froh von seinem Freier loszukommen, beeilte sich und verließ das Zimmer. Als er die Treppen hinunter ging kam ihm jemand entgegen. Dieser Jemand trug ein knappes Oberteil, welches ein üppiges Dekollete betonte, einen kurzen Rock, hohe Stiefel und schnappte nach Luft, als er, oder besser, sie den Violettäugigen sah. „DAS IST NICHT SEIN ERNST!!“ schrie sie mit schriller Stimme, warf ihre langen blonden Haare mit so viel Schwung zurück, dass sie Yami ins Gesicht klatschten und stürmte an ihm vorbei die Treppen hinauf. „SETH!!!!“ schrie sie, während der Schwarzhaarige den Blick senkte. Er hatte keine Ahnung, warum die Blonde in letzter Zeit immer wieder so außer sich geriet, wenn sie ihn hier antraf. „Schlaf nicht ein,“ rief Odion ihm von der Tür zu, doch Yami schlich beharrlich weiter. Er hatte es nicht eilig zurück zu Mariku zu gelangen. Als er den Mann erreichte, packte ihn dieser grob am Oberarm und zerrte ihn energisch aus der Villa und ins Auto. Yami kauerte sich auf dem Sitz zusammen, verkroch sich in seiner Gedankenwelt und versuchte zu verarbeiten, was eben mit ihm geschehen war. Leicht jedoch fiel es ihm nicht leicht, denn es gab noch viel mehr, was ihn gefangen hielt. Und dann kamen auch noch die alten Geschichten wieder hoch, von Seths Fragen an die Oberfläche gezerrt. Er zitterte, erinnerte sich an die wahnsinnigen Augen, die kalten Instrumente auf seiner Haut, aber auch an das warme Gefühl einer Hand. Einem Paar Augen, welches sich für das Geschehene schuldig fühlte. Innerlich seufzte Yami auf, schloss die Augen und klammerte sich an die Erinnerungen der Person. Glaubte zu spüren, wie die warme Hand über seinen Arm strich. Liebevoll drückte er den Adler um seinen Hals, am liebsten hätte er geweint, doch so weit ließ er es nicht kommen. *+*+*+*Flashback*+*+*+* Yami saß im Lüftungsschacht und drehte sich noch einmal zu dem im Raum stehenden Jungen zu. „Jetzt hau endlich ab! Er kommt sicherlich gleich zurück,“ drängte dieser und warf immer wieder unruhige Blicke zur Tür. „Aber was ist mit dir?“ „Ich kann ihn nicht allein zurücklassen und seinen Experimenten ausliefern. Denk nicht mal dran hier zu bleiben! Ich will dich nicht mehr meinetwegen leiden sehen.“ Als Yami stumm nickte lächelte ihn sein Retter an. „Viel Glück.“ „Danke,“ brachte er hervor und verschwand dann in der Dunkelheit des Schachtes. Hinter sich hörte er, wie das Gitter den Eingang wieder verschloss. *+*+*+*Flashback ende*+*+*+* Und dann stahl sich doch eine einzelne Träne über die Wange des violettäugigen jungen Mannes. Kapitel 6: A trade because of Tlaloc ------------------------------------ Anmerkung: 100.000 Peso = ca. 8000 Euro 5. A trade because of Tlaloc Seto hob den Kopf. Fast hatte er das kreischende Machtorgan seiner Verwandten vergessen, das anscheinend noch bestens funktionierte. Als ein lautes ‚SETH!’ an seine Ohren drang, grinste er fies und stand auf. Eilig verließ er sein Zimmer und ging zu dem seines Cousins. Immerhin wollte er live dabei sein, wenn dieser mal eins auf den Deckel bekam. „BIST DU VERRÜCKT?? RAUS HIER!!“ hallte nun die Stimme Seths durch die Villa. „NIMM DEINE FINGER DA WEG!!“ brüllte er und versuchte sich gegen die Blondine zu wehren, die ihn ohne jegliches Schamgefühl unter der Dusche hervorzerrte. „ICH LASS DICH NICHT LOS!!“ Seto stolperte in das Zimmer seines Cousins, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie dieser von Mai aus dem Bad gezerrt wurde. Nass wie er war, hinterließ er Wasserflecken auf dem teurem Teppich und schlang sich mit Mühe und Not ein Handtuch um sein Heiligtum. „WIE KANNST DU ES WAGEN, IHN WIEDER INS HAUS ZU HOLEN???“ brüllte Mai weiterhin, wodurch sie mehr einer alten Hexe, denn einem verwöhnten Prinzesschen glich, welches sie in Wirklichkeit war. „Schrei nicht! Ich höre noch sehr gut!“ antwortete Seth und rieb sich den Arm, wo die roten Fingernägel tiefe Spuren hinterlassen hatten. „ANSCHEINEND NICHT!“ schrie Mai weiterhin. Atmete tief durch, ehe sie wieder um einiges leiser weiter sprach. „Dieser Bastard hat unsere Familie beleidigt und dennoch vergnügst du dich weiterhin mit ihm!!“ „Was gehen mich deine Angelegenheiten an? Es betrifft ganz allein dich und nicht die Familie,“ redete Seth sich heraus und verschränkte die Arme vor der Brust. Ein hinterhältiges Grinsen huschte über Setos Gesicht. Er sah die perfekte Chance seine Firma für immer in Sicherheit zu wiegen. Denn Mai würde sicherlich alles tun, um ihre Ehre, um die es hier anscheinend ging, wieder herzustellen. „Kann ich dir irgendwie helfen, liebste Mai?“ säuselte er und betrat den Raum. Überrascht wand sie sich zu ihm um, während Seth seinen Cousin kritisch musterte. Die Blonde begann zu strahlen und ging auf den Älteren zu, der anscheinend auf ihrer Seite stand. „Seth demütigt mich absichtlich,“ klagte sie. „Hör auf so einen Müll zu reden!“ unterbrach Seth sie. „Du bist viel zu verwöhnt und hast keine Ahnung vom Geschäft. Du bist selbst an deinem Schlamassel schuld.“ Die lila Augen durchbohrten den Braunhaarigen. „Ach wirklich...,“ sagte sie mit einem seltsamen Unterton in der Stimme. „Denk was du willst, Seth. Aber du scheinst zu vergessen, dass ich immer noch über dir stehe.“ Seth lachte auf. „Ich bin Gozaburos Sohn und somit das Oberhaupt der Familie.“ Mai lächelte. „Na wenn du dich da mal nicht täuschst. Außerdem,“ sagte sie und legte dabei eine Hand auf Setos Schulter. „steht Seto mit dir auf gleicher Stufe.“ „Na ob das der Rest der Familie auch so sieht? Mit seinem Verschwinden hat er mit der Familie gebrochen. Er verdient den Namen Kaiba nicht mehr,“ zischte er abfällig. Seto ballte die Hände zu Fäusten, doch Mai schob ihn bestimmt aus dem Zimmer. „Lass uns woanders reden, Darling,“ sagte sie nun leise. „Hier wird mir schlecht.“ Mit einem Murren verließ Seto das Zimmer und folgte Mai durch den Flur. Eins war Seto klar, Seth hatte Unrecht, wenn er behauptete, dass Mai nur verwöhnt war, denn auch sie war hinterhältiger, als es den Anschein machte. Odions Hand legte sich fest auf Yamis Schulter und schob diesen auf den Gehweg zu den fünf weiteren jungen Männern. Yami war froh vor dem Bordell stehen zu können, als drinnen zu arbeiten. Hier war die Wahrscheinlichkeit, dass man jemanden befriedigen musste wesentlich geringer. Sein Blick schweifte über seine Leidensgenossen. Da waren Alister und Valon, die beiden, die sicherlich nie wieder einen Tropfen Alkohol anrühren würden. Denn Mariku hatte sie einfach eingesammelt, als sie betrunken in Park gehockt hatten. Dann waren da noch Siegfried und Duke, deren Geschichte er nicht kannte und.../Wer ist denn das?/ verwundert betrachtete Yami den Mann zu seiner Rechten. Er schien neu zu sein, denn er hatte ihn hier noch nie gesehen. Der Fremde besaß schlohweiße Haare, haselnussbraune Augen und die helle Haut schimmerte im grellen Sonnenlicht. Man sah sogar die Adern darunter hervorschimmern. Er wirkte wie jemand, der noch nie draußen gewesen war und schien entweder zu frieren, oder unter Schock zu stehen, denn er zitterte am ganzen Körper. „Hallo,“ wand sich Yami an den Neuling, der zusammenzuckte und den Violettäugigen scheu ansah. „Keine Angst, ich bin ein Freund. Mein Name ist Yami und wie heißt du?“ fragte er freundlich und hielt dem Weißhaarigen die Hand hin. Dieser sah den Schwarzhaarigen an, als hätte er einen Geist gesehen. Hastig suchte er seine Umgebung ab, als fürchtete er, dass man ihn verfolgte und rannte dann los. Nun war es an Yami zu erschrecken, denn eine Flucht blieb niemals ungesehen. Rafael, ein zwei Meter großer Kraftprotz, packte den Neuling am Arm, zog ihn zurück und schleuderte ihn dann nach vorne, sodass der Weißhaarige auf den Boden fiel. Erschrocken drehte sich dieser auf den Rücken und sah hoch in das wütende Gesicht. „Dir werde ich lehren noch mal einen Fluchtversuch zu starten,“ drohte der Blonde und trat dem jungen Mann in die Seite. Der Braunäugige gab keinen Laut von sich, sondern presste sich die Hände fest auf den Mund und kniff die Augen zusammen, während Rafael auf ihn eintrat. In Yamis Fäusten kribbelte es. Schnell wand er den Blick ab und richtete ihn auf die Straße. Liebend gerne würde er dem Weißhaarigen helfen, doch hatte er nicht die Absicht zur Strafe noch mal Seth zu begegnen, auch wenn ihn ein schlechtes Gewissen quälte. Außerdem würde er sich gegen den Blonden eh nicht durchsetzen können. Eher würden sie beide am Boden liegen. Die vorbeigehenden Passanten blickten in eine andere Richtung, als könnten sie nicht sehen, was vor ihren Augen geschah. Yami schämte sich für sein Verhalten und für das der Anderen. Aber er wollte nichts riskieren. Immerhin kannte er den Mann überhaupt nicht. Woher sollte er wissen, ob dieser das selbe für ihn tun würde? *+*+*+*Flashback*+*+*+* Yami erschauerte, als er das Messer sah und wehrte sich gegen die Lederriemen, die ihn an die Liege banden. Zwei wahnsinnige Augen sahen ihn an. Das glatte Metall glänzte im Licht. „Du spürst keinen Schmerz, halt still,“ säuselte die Stimme. Plötzlich schlug jemand immer wieder auf die verriegelte Metalltür ein. „Lass ihn da raus! Tu ihm nicht weh!“ Wütend legte der Mann seine Instrumente und den Mundschutz beiseite. Ging zur Tür und riss sie auf. Ein lautes Klatschen und ein leises Wimmern. „Hör auf hier rumzugrölen! So kann ich nicht arbeiten!“ Yami schloss die Augen. Wusste er doch genau, dass die Störung seines Freundes nicht nur eine Ohrfeige zur Folge hatte. *+*+*+*Flashback ende*+*+*+* Wütend biss sich Yami auf die Unterlippe. /Ach was soll’s. geteiltes Leid ist halbes Leid./ er drehte sich wieder zu Rafael um und ging auf ihn zu. „Lass ihn in Ruhe!“ rief er und schlug auf den Arm des Größeren ein, was diesem jedoch keineswegs etwas auszumachen schien. „Bist du verrückt?!“ rief Valon und versuchte Yami von Rafael wegzuziehen, der endlich aufgehört hatte auf den am Boden liegenden einzutreten. Dieser kauerte sich schützend zusammen, presste jedoch weiterhin die Hände auf den Mund und kniff die Augen zusammen. „Misch dich nicht ein,“ zischte Rafael holte aus und rammte Yami die Faust in den Magen. Dem Schwarzhaarigen blieb die Luft weg. Keuchend rang er nach Atem und sackte in Valons Griff zusammen. Erneut traf ihn die Faust, dann zog Rafael ihm am Kragen hoch und Valon wich zurück. Ein fieses Grinsen zierte das Gesicht des Blonden. „Das wird Mariku sicher freuen,“ sagte er, dann griff er an seinen Gürtel und zog sein Handy hervor. „Übernimm doch mal Odion, ich muss jemanden zu Mariku bringen,“ sprach er in das Mobiltelefon und steckte dieses nach Odions Antwort wieder weg. Yami hielt sich den Bauch. Seine Sicht verschwamm und ohne große Gegenwehr ließ er sich von dem Blonden ins Gebäude schleifen. /Ich hoffe mein Gewissen weiß das zu schätzen/ dachte er ironisch und stolperte in die Halle, die ihn mit einem schummrigen Licht umgab. Seto saß auf dem breiten Ledersofa in Mais Zimmer und beobachtete die Blonde, bei ihrem Vorhaben. Sie stand vor einem großem Bild mit verziertem Goldrahmen, auf dem man die berühmte Sonnen- und die Mondpyramide sehen konnte. Die rot bemalten Finger fuhren über das Bild und schienen dabei einen Knopf, oder etwas ähnliches betätigt haben, denn ein Rattern war zu hören und Mai konnte das Bild zur Seite klappen. Ein kleiner Safe kam zum Vorschein, der in der Wand eingelassen war. Geschickt gab sie den Code ein, es ratterte erneut und der Safe ließ sich öffnen. Seto entdeckte lose Blätter und verschiedene Erbgegenstände, darunter auch ein kleines verschnürtes Päckchen, welches Mai nun herausholte und ehrfürchtig auf den Kaffeetisch legte. Desinteressiert betrachtete Seto das im rotem Samt eingepackte Etwas. Mai wickelte den Stoff vorsichtig auseinander und Seto zog eine Augenbraue hoch. „Oh,“ sagte er sarkastisch, „wie beeindruckend! Ein Foto! Muss sehr wertvoll sein!“ Die lavendelfarbenen Augen blitzten. „Es geht nicht um das Foto!“ keifte sie, denn immerhin ging es hier um etwas Wertvolles. „Sieh dir das an, was das Foto zeigt!“ Mai packte das Bild und hielt es Seto unter die Nase. Dieser nahm es ihr ab und betrachtete es. Das Foto zeigte den selben roten Samtstoff, nur anstatt eines Fotos lag dort ein faustgroßer Kristallopal, in der Form eines merkwürdigen Wesens. Was es darstellen sollte wusste Seto nicht, aber das interessierte ihn auch nicht sonderlich. Das Foto achtlos wieder auf den Tisch werfend sah er in die erwartungsvollen Augen Mais. „Ist ja nett der Stein, aber was regst du dich über solchen Ramsch auf? Viel wert ist er nicht.“ Mai erhob sich. „Dieser Ramsch, wie du ihn nennst, ist mehr wert, als du denkst!“ „Ach wirklich?“ der Braunhaarige klang noch immer nicht beeindruckt. „Ich schätze seinen Wert nicht höher ein, als 100.000 Peso. Du wirst dir einen Ersatz also locker leisten können.“ Doch Mai fauchte weiter. „Dieser Opal ist unersetzbar! Museen würden sich darum reißen!!“ „Museen reißen sich um alles.“ Dem Konzernchef wurde es allmählich zu bunt und wenn er nicht seine Firma absichern wollte, hätte er sich das Gekreische sicherlich nicht länger angehört. „Hast du eigentlich überhaupt eine Ahnung, was das ist?“ „Ein Mineral?“ „Nein! Was der Opal darstellt!“ Seto verschränkte die Arme vor der Brust. „Hättest du dich um eine bessere Fotoqualität bemüht, würde man Zwerg Nase sicherlich erkennen!“ Mai blitzte ihn so wütend an, als könnte sie ihn dadurch dazu bringen auf der Stelle tot umzufallen, doch der Blauäugige blieb ungerührt. Also holte sie erneut Atem, um weiter zu sprechen. „Das ist Tlaloc!“ Seto runzelte die Stirn. Wo hatte er diesen Namen schon mal gehört? „Tlaloc, der Regengott der Azteken!“ Nun fiel es Seto wieder ein. Sanchez hatte ihm mal von ihm im Geschichtsunterricht erzählt. Angeblich hatte man ihm kleine Kinde geopfert, indem man sie verhungern ließ. Wieder ein wenig interessierter nahm er das Foto erneut in die Hand und betrachtete es. „Dann scheint dieser Opal doch mehr wert zu sein,“ stellte er überflüssigerweise fest. Mai hatte sich wieder ein wenig beruhigt und ließ sich zurück in den Sessel sinken. „Seit vielen Generationen ist Tlaloc schon im Besitz der Familie Valentine,“ begann Mai zu erzählen und ignorierte dabei das Augenverdrehen des Braunhaarigen. „Der Vater meines Ururgroßvaters fand ihn bei einer seiner archäologischen Expeditionen in Teotihuacán, das ist der Ort, an dem die Sonnen- und die Mondpyramide stehen, falls du das nicht weißt.“ „Komm zum Punkt.“ Mais Augen funkelten erneut wütend, über Setos mangelnder Interesse. „Jedenfalls gab ihn mein Vater an mich weiter und ich habe ihm im Wandsafe aufbewahrt. Keiner kennt den Code, außer mir!“ rief sie nun empört. „Aber dann tauchte dieser Pablo Simi auf, zusammen mit diesem Abschaum!“ nun wurde Seto aufmerksam. „Sie waren hier im Zimmer, während wir den Vertrag besprachen, der mir fast mein gesamtes Vermögen gekostet hat! Yami, oder wie auch immer er hieß, hat die ganze Zeit auf das Bild gestarrt, nachdem ich den Tresor geöffnet hatte! Er muss gewusst haben, dass ich den Opal besitze!!“ „Und warum sollte er es gestohlen haben?“ „Ich habe ihn dabei erwischt. Ich ging abends in mein Zimmer, der Tresor stand offen und dieser Dieb ist mit dem Opal über den Balkon geflohen!“ „Und was ist so schwer daran den Regengott wiederzukriegen?“ „Er muss ihn versteckt haben! Wir haben seinen Zuhälter angesprochen, der hat alles durchsucht, aber nichts gefunden, was auch nur ansatzweise etwas wert gewesen wäre!“ „Was ist mit diesem Mann, der bei ihm war? Dieser Simi?“ „Yami streitet es ab ihn zu kennen und Mariku behauptet ihm ebenfalls nie Yami übergeben zu haben.“ „Hatte dieser Simi lange türkise Haare?“ Die Blonde war im ersten Moment so baff, dass sie nichts sagte, nur ihr Mund stand ungläubig offen. „Du kennst ihn?“ fragte sie dann leise. Seto beugte sich vor. „Ich mache dir einen Vorschlag Mai,“ sagte er. „Ich bringe dir Tlaloc zurück und im Gegenzug unterschreibst du einen netten kleinen Vertrag.“ Kritisch sah sie ihn an. „Ich bin zwar blond, aber nicht blöd. Was ist das für ein Vertrag?“ Seto lächelte siegessicher. „Sagen wir es mal so, sollte irgendjemand meiner ach so tollen Familie auch nur den Versuch wagen mir einen mickrigen Yen zu stehlen, werden sie alles verlieren und ich alles gewinnen.“ Mai starrte ihn an. „Ich soll dir helfen meine Familie zu vernichten?“ „Das wird du nur, wenn sie etwas gegen mich unternehmen. Zum Beispiel Dinge, wie meine Eltern und meinen Bruder umbringen,“ zischte er. Kühl sahen ihn die Lavendelaugen an. „Kein Kaiba würde einen anderen Kaiba umbringen.“ Seto lachte auf. „Das dachte ich auch, bis ich eines besseren belehrt wurde.“ „Du hast doch gar keine Beweise,“ klagte Mai ihn an und faltete das Foto wieder ins Tuch. „Doch, mein Wort, aber dem wird hier ja keinen Glauben geschenkt. Gehst du jetzt auf den Pakt ein, oder nicht?“ Mai schwieg und strich den Stoff glatt. „Wenn dein Glaube in die Familie so stark ist, dann wird ja nichts passieren. Du hast rein gar nichts zu verlieren.“ Mai hob den Blick. „Schon gut, ich unterschreibe! Aber, wenn du mein Erbe nicht in einem Monat wieder findest ist der Vertrag ungültig!“ „Meinetwegen.“ Seto stand auf und grinste zufrieden. Nicht nur, dass es für Seth nun unmöglich war ihm eins auszuwischen, jetzt konnte er sich auch endlich seiner Rache widmen. /Das ist wirklich interessant. Yami ist nicht nur eine falsche Schlange und ein unfreier Stricher, sondern auch noch eine diebische Elster. Das wird wirklich sehr interessant werden./ Kapitel 7: The black scorpion ----------------------------- 6. The black scorpion Hart landete Yami auf dem Boden, als er von Rafael in Marikus Büro gestoßen wurde. Der Ägypter saß hinter seinem Schreibtisch und funkelte seinen Stricher wütend an. „Du strapazierst meine Geduld in letzter Zeit ganz schön oft, Yami,“ sagte er drohend und stand auf, ging auf Yami zu, der sich aufgesetzt hatte und anschließend in die Hocke, um in die Amethyste zu sehen. „Hast du Seth gegenüber dein freches Maul aufgerissen? Soll ich es dir mal auswaschen?“ zischte er, doch Yami zeigte keine Regung, woraufhin ihn eine harte Ohrfeige traf. „Antworte gefälligst!“ „Ich hab gar nichts zu Seth gesagt!“ verteidigte der Schwarzhaarige sich. „Dann frage ich mich, was du dann hier suchst.“ „Der Neuling wollte abhauen,“ begann Rafael zu erklären. „dieser Albino...“ „Du sprichst wohl von Ryou.“ „Ja,“ sagte der Blonde und kratzte sich am Kopf. Der Name kam ihm bekannt vor. „Jedenfalls hat er versucht davonzurennen, also hab ich mit ihm gemacht, was normalerweise mit Ausreißern passiert.“ Mariku erhob sich, während Yami noch immer am Boden hockte und langsam wieder Gefühl in seine Wange bekam. „Nun, leider wird das bei dem Neuen nichts bringen. So weit ich herausgefunden habe trägt er diese Haarfarbe nicht, weil er ein Albino ist.“ Rafael und Yami runzelten die Stirn und es dauerte eine Weile, bis sie verstanden. Die violetten Augen weiteten sich erschrocken, ehe sie vor Wut blitzten. „Wie kannst du jemanden in solch einem psychischen Zustand für deine kranken Machenschaften missbrauchen?“ Die bösartigen Augen des Ägypters richteten sich wieder auf Yami, dann packte Mariku die Haare des Kleineren und zog so dessen Kopf in den Nacken. „Wie war das gerade?“ „Es ist abartig!“ rief Yami und biss die Zähne vor Schmerz zusammen. Er hatte das Gefühl, als wollte Mariku ihm die Haare ausreißen. „Es zählt hier aber nicht, wie du es findest und wenn es abartig ist, dann hättest du dich nicht ergeben sollen.“ Er kam Yamis Gesicht ganz nahe. „Und was Ryou angeht, mach dir lieber Gedanken um dich selbst. Der kriegt sich schon noch ein.“ „Du hast doch gar keine Ahnung! Du weißt doch gar nicht wie es ist für andere das Lustobjekt zu sein!!“ Mariku zog feste an den Haaren und ließ sie dann los, sodass Yami nach hinten fiel und mit dem Hinterkopf hart auf den Boden aufkam. „Du wirst es kaum glauben Yami, aber es ist mir egal.“ Erneut griff er nach dem Schwarzhaarigen, doch diesmal nach dessen Kragen und zog ihn zu sich hoch. „Du und alle anderen Stricher hatten nun mal das Pech an mich zu geraten. Das nennt man Schicksal und während es dem einen wohlgesonnen ist, zerstört es das Leben eines anderen. Das ist der Lauf der Dinge und du kannst dagegen nichts ausrichten.“ Mariku ließ ihn erneut einfach los, und der Violettäugige machte wieder Bekanntschaft mit dem Boden. „Du wurdest als Versager geboren und wirst auch immer einer sein.“ Yami ballte die Hände zu Fäusten und seine Augen blitzten vor Wut. Ehe er noch wusste, was er tat, war er aufgesprungen und schlug Mariku seine Faust ins Gesicht. „Ich bring dich um!“ schrie er in seiner Wut und holte erneut aus, doch ein Tritt von hinten in seine Kniekehle ließ ihn zusammensacken. Rafael packte den Arm des Strichers und drehte ihn diesen auf den Rücken, sodass sich dieser nicht mehr wehren konnte. Der Sandblonde wischte sich das Blut von der Lippe und sah dann ruhig hinab in die Amethyste, die ihn noch immer zornig anfunkelten. Nur langsam wich die Wut aus Yamis Körper und sein Verstand machte ihm die möglichen Folgen klar, die ihn nun erwarten würden. „Ich war viel zu nachsichtig mit dir,“ sagte Mariku, immer noch mit dieser Unheil verkündenden Ruhe in der Stimme. „Es wird höchste Zeit das zu ändern.“ „Dann versuch dich doch endlich an mir,“ zischte Yami, denn jetzt vor dem Ägypter zu kriechen würde seine Lage nicht mehr verbessern. „Vielleicht werde meine Haare dann auch weiß. Dann würde ich dir noch mehr Geld einbringen. Das ist es doch, was du willst!“ „Da irrst du dich, mein Kleiner. Dich zu brechen wäre mir viel zu Schade. Weißt du, der Nachteil an gebrochenen Strichern ist, dass sie sich keine Mühe mehr geben, sondern oberflächig werde. Sie sind nur noch für Männer zu gebrauchen, die nur Zustoßen wollen und für solche Fälle habe ich bereits genug. Nein, Leute wie du sind selten. Sie können den Kunden noch ne Show liefern.“ Yami wollte aufspringen, doch Rafaels Griff hielt ihn eisern zurück. „Eine Show nennst du das...“ „Ja genau. Sei jetzt endlich still, ich habe genug von deinem Rumgealber! Es wird höchste Zeit, dass du die Konsequenzen ziehst. Und wo wir gerade davon reden, warum bist du eigentlich hier?“ „Er ging dazwischen, als ich Ryou bestraft habe,“ sagte Rafael an Stelle des Schwarzhaarigen. „Nun in dem Falle weißt du ja, wie du mit ihm zu verfahren hast und was deine freche Zunge angeht....“ er legte eine Pause ein, um Yamis Gesicht erneut so nahe wie möglich zu kommen. „Ich denke sie wird sich in nächster Zeit zurückhalten, weil du durch sie deine Wohnung verlierst.“ Geschockt schnappte Yami nach Luft. „Das kannst du nicht machen! Marik hat mir erlaubt....“ er wurde unterbrochen. „Aber mein Bruder ist nicht hier und du bist selbst an deinem Schlamassel Schuld. Joeys Schwester habe ich auch keine Gnade angetan, als ihr Bruder sich nicht an die Regeln hielt.“ Nun wurde dem Violettäugigen klar, warum sie Gestern so verstört gewirkt hatte. „Keine Sorge, wenn du dich in nächster zurückhältst, dann bekommst du dein Heim wieder. Also streng dich an.“ Ohne ein weiteres Wort drehte sich Mariku um und kehrte zu seinem Schreibtisch zurück. Yami spürte Rafaels ersten Schlag gegen seinen Arm, dann den zweiten an seinen Rippen, doch er nahm sie kaum wahr. Sein Zuhause war weg. Der Ort, an dem er sich von seiner Arbeit trennen und sich zurückziehen konnte. Wie sollte er es denn jetzt verkraften, wenn er nicht mehr aus diesem Zimmer raus kam? Wenn die Gerüche der Männer ständig um ihn schwirrten? Er begann zu Zittern, aus Angst, dass er es nicht schaffen könnte. Er wollte nicht, dass es ihm letztendlich so erging, wie Ryou, oder den vielen anderen Strichern. Schemenhafte Hände griffen nach denen Yamis, sie waren warm und streichelten ihn tröstend. Das warmherzige Lächeln, an welches er sich oft erinnerte, wenn er am Abgrund stand. Doch plötzlich verflüchtigten sich die Hände. Yami wollte nach ihnen greifen, doch sie lösten sich einfach auf. ‚Nein, geh nicht weg!’ rief er, doch die Gestalt lächelte nur und verschwand dann. Ein erneuter Schlag holte Yami in die Realität zurück. Rafael holte wieder aus, doch sein Schlag ging ins Leere, denn sein Opfer war aufgesprungen. „Nein,“ rief Yami und stürmte auf seinen Zuhälter zu. „Bitte,“ flehte er und hasste sich selbst für seine Tat. Doch im Moment war die Angst davor sich nicht mehr schützen zu können größer. „Bitte sperr mich nicht in diese Zimmer ein.“ „Das hättest du dir vorher überlegen sollen,“ sagte Mariku nur, doch Yami hatte nicht vor so schnell aufzugeben. Er zog das Gesicht des Ägypters zu sich und küsste dessen Lippen innig, doch Mariku stieß ihn einfach von sich. „Zu spät Yami. Das nächste Mal denk früher über dein Handel nach. Bring ihn in sein Zimmer, Rafael und bring ihm dann seine Sachen.“ „Mariku, bitte!“ „Wenn du nicht sofort die Klappe hältst verlängert sich dein Aufenthalt dort!“ daraufhin schwieg Yami und senkte den Kopf. Sein Blick ging ins Leere. Warme Hände, die die seinen umfassten, die ihn umarmten und vorsichtig über den Verband fuhren. Yami versuchte nach diesen unsichtbaren Händen zu greifen, doch sie entglitten ihm erneut. „Warum gehst du weg?“ seine Lippen bewegten sich stumm, sodass weder Rafael noch Mariku seine Frage hörten. Auch hörte Niemand die Worte, die in Yamis Kopf widerhallten. ‚Halt durch und lass dich nicht hängen. Ich bin bei dir.’ „Aber warum gehst du dann weg?“ Yami zitterte und versuchte sich an seine Erinnerung zu klammern, doch je mehr er es versuchte desto mehr entglitt sie ihm. Statt dessen tauchten diese Augen wieder auf. Ein Mundschutz bedeckte die untere Hälfte des Gesichts, während sich Kabeln mit Saugnäpfen an den Enden Yamis Gesicht näherten. ‚Du bist der einzige, der mir gelungen ist. Deshalb muss ich an dir forschen, um meinen Fehler zu finden.’ „Bitte....nicht....“ Yami wurde schwarz vor Augen, er fiel nach vorne und der Boden nahm ihn zum vierten Mal in seine Arme. Mit einem Klacken rastete das Schloss von Setos Koffer ein und der Braunhaarige erhob sich, sah sich noch einmal in seinem ehemaligem Zimmer um. Soweit war alles wieder verstaut, fehlte nur noch eines. Sein Blick fiel auf die kleine Drachenstatur aus Marmor, die auf einem hohem Sockel stand. Auf diesen ging er zu und drückte dann gegen den rechten oberen Schneidezahn des Drachen, woraufhin ein Rattern zu hören war. Im Gegensatz zu Mai befand sich sein Tresor nicht hinter einem Portrait, doch anscheinend hatte man sein Versteck entdeckt, denn als Seto den Drachen nach hinten klappte sah er lauter Kerben in dem Metall und dem Rad. Kühl lächelte der Braunhaarige. /Die Dummköpfe glaubten wohl ich würde ebenfalls einen Zahlencode benutzen./ Das Rad war nur eine Attrappe, statt dessen ließ sich das Schloss nur durch einen Daumenabdruck öffnen. Seto drückte seinen Daumen auf eine kleine, grün gerasterte Fläche in der Mitte des Zahlenrades. Dann widmete er sich erneut dem Drachen, schob aber diesmal eine seiner Klauen zurück, woraufhin ein Knistern zu hören war und das Feld nach einer Weile zu Leuchten begann. Ein Scanner untersucht die Fingeroberfläche und nur, wenn sie mit dem Muster Setos übereinstimmte würde sich das Schloss öffnen. Seto grinste zufrieden über sein perfekten Versteck. Ein Piepen erklang und es Ratterte erneut. Der Braunhaarige öffnete den Tresor und blickte ins Innere des Sockels. Gut verstaut lagen dort Dinge, die zwar wertvoll, ihm jedoch unwichtig gewesen waren, als er nach Japan ausgewandert war. Eine goldene Uhr, eine zugeklebte Filmdose, einige ordentlich zusammengerollte Packen Geldscheine und ein Aquamarin, den Mokuba ihm geschenkt hatte. Doch das Alles interessierte den Braunhaarigen nicht. Er schob die Dinge beiseite, bis er eine silberne Kette fand, an deren Ende ein Skorpion aus Silber hing. Der Stachel war in einer Drohgebärde erhoben. Die Augen leuchteten in einem Blutrot. Ein gemeines Lächeln stahl sich auf seine Lippen, während der Skorpion im Licht schimmerte. Er hatte dieses Erkennungszeichen nie gebraucht, doch jetzt würde es ihm die benötigten Türen öffnen. Zufrieden grinsend steckte er die Kette in die Innentasche seines Mantels, verschloss den Tresor wieder, nahm dem Vertrag, den Mai noch unterschreiben musste und seinen Koffer und verließ sein Zimmer. Yami wurde unsanft aus der Schwärze gerissen, als ihm jemand eine kräftige Ohrfeige verpasse. Wahrscheinlich war es Rafael, den der Violettäugige erkannte blond, als er blinzelte. „Wach auf!“ rief eine Stimme, die nicht die Rafaels war und eine erneute Ohrfeige traf ihn. „Aua!“ klagte er, als er Joey erkannte und setzte sich auf, rieb sich dabei die anschwellende Wange. „Was soll das?“ fragte er mürrisch und blitzte den Braunäugigen an, der unschuldig zurücksah. „Ich hab mir Sorgen um dich gemacht. Du hast um dich geschlagen und vor dich hin gemurmelt.“ Yamis Blick verfinsterte sich. Er packte Joey am Kragen und zog ihn zu sich. „Was hast du gehört??“ zischte er wütend. „Ni-nichts, wenn du willst.“ „Sag mir, was du gehört hast!!“ „Beruhig dich, man. Außerdem sprichst du öfters im Schlaf, als du denkst.“ Geschockt ließ Yami von ihm ab. Er wollte gar nicht wissen, was Joey bereits über ihn wusste. Viel schlimmer, was Seth bereits alles wusste! „Alles in Ordnung mit dir?“ fragte der Blonde und legte seinem Freund eine Hand auf die Schulter, die dieser jedoch weg schob. „Was sage ich, wenn ich rede?“ Joey kratzte sich am Kopf. „Oft ein komisches Wirrwarr an Wörtern.“ „Was genau für Wörter?“ fragte er nun mit Nachdruck. „Perfekt, Ebenbild, Experimente und redest über irgendwelche seltsamen Daten und Bestandteilen.“ Der Schwarzhaarige biss sich auf die Unterlippe. Er hatte nicht gewusst, was für Details er im Schlaf preis gab. Ein Glück, dass Joey mit diesen Begriffen jedoch nichts anzufangen wusste. Wie sollte er auch, immerhin hatte er keine Ahnung und würde auf die Wahrheit sicherlich nicht kommen. /Und was wenn doch? Was, wenn jemand erfährt was ich bin?/ er zog die Knie an schlang die Arme darum. „Manchmal rufst du aber auch nach jemanden,“ fuhr Joey fort. „So wie heute. Du erwähnst zwar keine Namen, aber du willst nicht, dass er weg geht.“ „Ich warne dich, solltest du irgendjemanden davon erzählen dann....“ „Krieg dich ein, ich sag niemanden etwas!“ wehrte Joey auf den drohenden Blick hin ab. „Außerdem haben wir alle, doch unsere Geheimnisse. Sonst wären wir ja auch nicht hier, oder?“ „Weißt du, was mit Ryou ist?“ fragte Yami, um das Thema zu wechseln. „Wer ist Ryou?“ fragte Joey und runzelte die Stirn. „Der Neue, mit den weißen Haaren.“ „Ach, Ryou heißt er? Keine Ahnung, was er hat. Scheint aber ein ziemliches Nervenbündel zu sein. Sieht sich ständig um, als ob er verfolgt würde. Meiner Meinung nach gehört er in die Klapse und nicht ins Bordell.“ Böse funkelten die Amethyste ihren Freund an. „Pass auf, was du sagst,“ zischte Yami. „Oder weißt, du warum er hier ist? Was mit ihm passiert ist?“ „Nein, aber...“ begann er, erschrocken, über den Zorn des Schwarzhaarigen. „Dann hör auf, so über ihn zu reden! Ich könnte dich auch fragen, warum du mit deiner Schwester hier bist! Wie bist du denn hier rein geraten???“ Joey wurde das Thema unangenehm und er sah weg. „Ich hab’s ja kapiert, ist gut jetzt.“ Yami wandte den Blick ab und massierte sich den schmerzenden Arm, wo sich ein blauer Fleck abzeichnete. Erschrocken riss er die Augen auf, als er realisierte, wo er war. /Nein./ Mariku hatte seine Drohung tatsächlich wahr gemacht. /Ich will hier nicht bleiben! Ich kann das nicht!!/ er begann zu zittern, woraufhin Joey ihn besorgt musterte. „Alles in Ordnung? Was hast du?“ „Gar nichts ist,“ sagte er, klang dabei jedoch panisch. Die Augen waren vor Ekel auf das Bett geheftet. Er wollte gar nicht wissen, was sich hier schon alles in den Nächten abgespielt hatte. „Ich kann hier nicht bleiben!“ rief er plötzlich und sprang aus dem Bett und rannte auf die Tür zu. „Wo willst du hin?“ rief Joey ihm nach, doch er reagierte nicht. Wie er vermutet hatte war die Tür offen, sonst hätte der Blonde auch gar nicht hier drin sein können. Eilig riss er sie auf und rannte auf den Flur. Doch schon nach wenigen Schritten hielt er abrupt an, denn Marikus Worte kamen ihm wieder in den Sinn. /Wenn ich jetzt gehe, dann sperrt er mich nur noch länger darin ein. Ich muss mich doch nur zusammenreißen./ ein Schauer überlief ihn, während er sich umdrehte und wieder zurück ging. Ein verwirrter Joey kam ihm entgegen. „Sag nichts und lass mich in Ruhe,“ sagte Yami und knallte ihm die Tür vor der Nase zu. Tief atmete er durch und hockte sich dann an das kleine Fenster. Das Gesicht presste er eng an die Scheibe, als könnte er durch sie hindurch gleiten und so nach draußen gelangen. ‚Du hast deine Chance verbaut. Warum machst du das?’ Yami zitterte, denn die Person sah ihn vorwurfsvoll an. Es war so, als wäre die alte Erinnerung, die ihn sonst immer getröstet hatte, verschwunden. „Es tut mir Leid. Bitte geh nicht weg. Du hast doch gesagt du wärst...du bist doch mein Freund.“ Er presste die Hand gegen das Glas. ‚Wenn du hier bleibst leidest du nur. Also flieh, dass ist deine einzige Chance.’ „Aber was soll ich hier machen? Ich nichts, um mir ein gutes Leben leisten zu können. Ich kann mein Glück nicht finden. Werde es nie....“ Kurz entfuhr ihm ein Wimmern. Fest schlossen sich die Amethyste und dann waren sie doch wieder da. Die warmen, tröstenden Hände. ‚Du hast eine Chance. Lass dir nicht immer das Gegenteil einreden.’ Sagte die Stimme und jemand schloss ihn in seine Arme. „Was soll ich machen?“ ‚Deine Zeit kommt. Glaub an die Zukunft.’ Yami umschlang seinen Oberkörper und lehnte sich weiterhin an die Fensterscheibe. Kurz darauf fiel er in einen unruhigen Halbschlaf. Das Taxi hielt vor dem Bordell und Seto rümpfte angewidert die Nase. Wie konnte die Polizei eigentlich so etwas dulden? Klar gab es solche Dinge auch in Japan und nicht gerade in kleiner Zahl, aber geschah es nicht öffentlich auf der Straße und schon gar nicht rund um die Uhr! Setos Blick streifte angewidert die drei Stricher, die vor dem Eingang standen. Wie konnte man sich nur auf solche....Dinger einlassen? Widerlich! Zwei bullige Männer achteten darauf, dass ihre Stricher nicht abhauten, von denen der mit den roten Haaren und dem bauchfreiem Oberteil gerade von einem Passanten begrabscht wurde. /Was tut man nicht alles für die Rache?/ dachte Seto und betrat das Innere des Gebäudes. Die Halle, in der er sich nun befand glich zu seiner Erleichterung, der Empfangshalle eines Hotels. Sogar einen Empfangsschalter gab es dort, auf welchem Seto nun zuging. „Guten Tag,“ sagte die braunhaarige junge Frau hinter der Theke. „Ich würde gerne mal mit Mariku sprechen,“ sagte er kühl. Beim Klang des Namens zuckte das Mädchen kurz zusammen, griff jedoch scheu nach dem Telefonhörer. „I-ich rufe ihn.“ Seto wartete, bis das Gespräch beendet war und kurz darauf ein Mann, mit der furchtbarsten Föhnfrisur, die Seto jemals gesehen hatte, auf ihn zukam. „Wie kann ich dir behilflich sein?“ Setos Lippen kräuselten sich. Was fiel ihm eigentlich ein, ihn einfach zu duzen? „Stimmt es, dass es hier jemanden namens Yami gibt?“ fragte er kühl. „Ah, du kamst mir gleich bekannt vor. Sicherlich bist du mit Seth verwandt.“ „Ja,“ sagte Seto knapp. „Das ist aber noch lange kein Grund aufs ‚du’ zu wechseln!“ „Das tut hier nichts zur Sache. Du willst immerhin was von mir und nicht umgekehrt, oder?“ Seto gab ein Brummen zur Antwort. „Weißt du,“ sagte Mariku und betonte das Du dabei besonders stark. „Seth besitzt das außerordentliche Privileg, dass er Yami einmal in der Woche kriegt, da er auch hervorragend dafür zahlt. Für die nächsten drei Wochen ist er bereits komplett ausgebucht,“ ein kaltes Lächeln, doch Seto stand diesem in nichts nahe, was den Sandblonden dann doch etwas zweifeln ließ. „Ich habe aber nicht vor drei Wochen zu warten. Ich will Yami jetzt! Und zwar für einen Monat!“ „Einen Monat?“ er lachte auf. „Für kein Geld der Welt geb ich ihn solange her! Wer garantiert mir denn, dass er dann überhaupt noch zurückkommt? Nein, nein mein Freund. In drei Wochen und nur ein Tag!“ Doch Setos Lächeln wich nicht. Statt dessen zog er einfach nur die Kette mit dem Skorpion aus seiner Hosentasche und ließ ihn vor Marikus Gesicht baumeln, dem daraufhin die Gesichtszüge entgleisten. „Ich denke mal, dass dir der Name escorpión negro was sagt.“ „Die schwarzen Skorpione,“ stotterte Mariku leise. „Du gehörst zu ihnen?“ Seto lächelte kühl. „Was ist nun mit Yami?“ Der Sandblonde schluckte. „Schon gut, du kriegst ihn. Ich sag Odion, dass er ihn holen soll.“ Eilig zückte er sein Handy, während Seto die Kette wieder zufrieden wegsteckte. Yami kauerte unterdessen in einer Ecke des Zimmers auf dem kalten Boden. Er hatte auf dem Boden des Kleiderschranks ein paar alte Decken gefundnen, in die er sich nun eingewickelt hatte und zu schlafen versuchte. Niemals würde er in diesem Bett schlafen! Niemals!! Die Tür wurde aufgerissen und Yami sah auf. „Komm mit,“ sagte Odion knapp und wartete ungeduldig. Eilig erhob der Schwarzhaarige sich und folgte dem Größerem hinunter in die Eingangshalle. Fast wäre er vor Schreck stehen geblieben, als er sah, wer dort bei Mariku stand. „Yami, dass ist Seto,“ sagte der Sandblonde knapp. „Du kommst bei ihm für einen Monat unter.“ Entsetzt starrte der Violettäugige ihn an. /Einen Monat bei einem Kaiba?/ dieser Seto schien zwar ganz ok zu sein, wenn er auch seltsam war. Aber als Kaiba würde er Seth sicherlich in nichts nachstehen. Er schluckte und ging auf den Braunhaarigen zu, der ihn mit kaltem Blick musterte. „Hallo,“ sagte er vorsichtig. „So sieht man sich wieder.“ Kapitel 8: El perro muerto -------------------------- Info: Bei Bakura handelt es sich um den Grabräuber. 7. El perro muerto „Toll, dass ihr euch schon kennt!“ sagte Mariku schnippisch, denn es gefiel ihm ganz und gar nicht seinen Goldesel hergeben zu müssen. Aber mit den escorpión negro wollte er sich noch viel weniger anlegen. Diese gefährliche Untergrundorganisation war selbst bei der Polizei gefürchtet, was ihnen viele Freiheiten einräumte. Mariku beobachtete, wie Seto und Yami sein Bordell verließen. Er hatte zwar bisher das Glück gehabt nie einem Skorpionen zu begegnen, aber aus den Erzählungen heraus hätte er sich die Mitglieder anders vorgestellt. Ein Mann, wie Odion oder Rafael, hätte eher in diese Rolle gepasst und nicht dieser seltsame Geschäftsmann. /Aber wer weiß, was sich hinter diesen kalten Augen verbirgt? Wer kann schon in den Kopf eines Skorpions sehen?/ zumindest war sich Mariku sicher, dass der Rest der Kaibas und vor allem Seth, nicht zu den escorpión gehörten. Sonst hätte sich Seth längst Yami eingefordert. Augenblicklich kam in Mariku eine weitere Frage auf. /Warum will er ihn nur einen Monat haben, wenn er ihn ganz haben könnte?/ Nachdenklich sah er der Limousine nach, ehe er sich ab wand und in sein Büro zurückkehrte. Vielleicht wusste Seth mehr über die Beziehungen seines Verwandten, auch wenn es zweifelhaft war, ob dieser ihm auch Auskunft geben würde. Seto war jedoch nicht in die Limousine gestiegen, die nun zum Kaibaanwesen zurückfuhr. Er hatte keine Lust, dass der Fahrer ihren Aufenthaltsort an Seth verriet und dieser ihm somit in die Quere kam. Seine Augen lagen missbilligend auf Yami, der sich nach einem Fluchtweg umsah. Immerhin war das hier seine große Chance, um zu entkommen. Doch da hatte er sich zu früh gefreut. Setos Hand krallte sich in die schmale Schulter und hielt ihn so eisern fest. „Denk nicht mal dran,“ zischte der Braunhaarige. Yami biss sich ärgerlich auf die Lippen. Sein neuer Freier schien nicht so dumm zu sein, wie er geglaubt hatte. Die beiden waren eine ganze Weile unterwegs und die violetten Augen huschten neugierig umher. Es war Ewigkeiten her, seit er zuletzt durch die Straßen Tequilas gewandert war. Umso schöner war das Gefühl festzustellen, dass sich nichts verändert hatte. Dort drüben war zum Beispiel noch immer der Bäcker, den Yami mehrere Male bestohlen hatte. Denn bevor er zu Mariku gekommen war hatte er auf der Straße gelebt. Es war nicht gerade leicht gewesen, doch nun vermisste er diese Zeit. Yami musste sich eingestehen, dass er lieber auf den Stufen der alten Kapelle saß und die Kirchgänger um Geld anbettelte und nachts auf einer warmen Abzugshaube oder in Hausfluren schlief, als weiterhin ein Leben als Stricher zu führen. /Wer weiß, was heute wäre, wenn mich Rafael nicht geschnappt hätte./ sein Blick wanderte hinauf in den wolkenlosen Himmel. /Vielleicht würde ich dann heute leben. Immerhin war das ja auch sein Wunsch./ er seufzte und erinnerte sich an seinen alten Freund. Setos Hand riss ihn ruppig aus seinen Gedanken. „Träum nicht,“ zischte der Größere und schob Yami vorwärts. „Du bist ätzend,“ sagte er weiter, woraufhin der Schwarzhaarige nur die Stirn runzelte. „Ich denke du bist mein Freier. Warum hast du mich denn genommen, wenn ich so furchtbar bin?“ „Das bereden wir, wenn wir angekommen sind. Aber wag es nie wieder mich als deinen Freier zu bezeichnen, denn das bin ich nicht!“ sagte Seto eindringlich. /Ist er sauer?/ fragte sich Yami und suchte in seinem Gedächtnis nach der Person neben ihm. Irgendwas musste zwischen ihnen passiert sein, doch was bloß? So sehr Yami auch nachdachte, er fand keine Antwort. „ER IST WEG????“ brüllte Seth das zitternde Hausmädchen an, welches nun schüchtern den Blick senkte. „Er hat einen Chauffeur gebeten ihn in die Stadt zu fahren.“ „Und warum ist er dann ohne ihn zurückgekommen?? Da fällt mir ein...“ regte sich der Braunhaarige weiter auf, „WAS FÄLLT EUCH EIGENTLICH EIN MEINE ANWEISUNGEN NICHT ZU BEFOLGEN???“ „Aber er ist doch ein Kaiba. Wir können ihm...,“ versuchte sie sich rauszureden, doch Seth unterbrach sie. „SETO IST KEIN KAIBA!!! EINER, DER MIT DER FAMILIE BRICHT IST KEIN KAIBA!!! WO IST DER CHAUFFEUR?? WO IST ARTURO???“ „Hör auf das arme Mädchen anzuschreien,“ ging Tea dazwischen und legte der Bediensteten die Hand auf die Schulter. Sie hatte die Hände in die weiße Schürze gekrallt und ihre Augen standen bereits unter Wasser. „Sie kann nichts dafür.“ „Halt du dich da raus,“ zischte Seth die junge Tea (noch) Gardener an. „Die Verlobung steht noch nicht fest und solange hast du hier gar nichts zu sagen!“ Die Braunhaarige nickte dem aufgelösten Mädchen zu, welches daraufhin eilig verschwand. „Sei vorsichtig, mit dem, was du tust, sonst gebe ich nicht meine Einwilligung.“ Tea verkniff sich die Predigt und senkte den Blick. Würden sie und Marco sich ohne Seths Einverständnis verloben, würde ihr Leben zur Hölle werden. Seth rauschte wütend an ihr vorbei und ging in den Westflügel der Villa, wo die Bediensteten untergebracht waren. Wer auch immer Seto zur ‚Flucht’ verholfen hatte, würde auf der Straße landen. Oder noch besser, er durfte in den Agavenfeldern arbeiten!! Unsicher sah sich Yami um. Wo führte Seto sie eigentlich hin? Diese Gegend gefiel ihm ganz und gar nicht! Der Stadtteil, in welchem sie sich gerade befanden war heruntergekommen und schmutzig. Übel aussehende Schlägertypen saßen an jeder Ecke und jede Person, die über die platt getrampelten Lehmstraßen ging, wurde von mindestens zehn Augen beobachtet. Yami fühlte sich mehr als unwohl und als er das Bild eines großen Skorpion sah, den man mit schwarzen Steinen in die Mitte der Straße gepflastert hatte, verbesserte sich sein Gefühl nicht gerade. /Was will er im Stadtteil der escorpión negro’s? Hab ich ihm so was schlimmes angetan, dass er mich denen ausliefern will?/ Yami begann zu zittern und eine Gänsehaut jagte seine Arme hinauf. Natürlich hatte auch er von den schwarzen Skorpionen gehört und was man sich über jene erzählte behagte ihm überhaupt nicht. Er erinnerte sich daran, wie Valon ihm erzählt hatte die Skorpione hätten einen Mann in die Wüste geschleppt und kopfüber an einen Baum gebunden, weil er ihnen Geld schuldete. Yami hatte diese Geschichte für Unsinn gehalten, doch nun war er sich dessen nicht mehr so sicher. Instinktiv drückte er sich gegen Setos Schieben, was diesen Knurren ließ. „Stell dich nicht so an du Feigling,“ zischte er, schließlich konnte er sich denken, warum seine Begleitung jetzt so reagierte. Als der Schwarzhaarige jedoch nicht nachgab stieß Seto ihn vorwärts, woraufhin Yami auf dem Boden landete. Langsam wollte er sich wieder aufsetzten, doch Seto packte ihm bereits am Arm und zog ihn nun hinter sich her. Yami stolperte mehr, als das er ging und hob den Blick, um das Gebäude besser zu betrachten, auf welches sie nun zugingen. Von der braunen Wand bröckelte der Putz und die Fensterläden hingen schief in ihren Angel, soweit sie überhaupt noch vorhanden waren. Über der Tür hing eine große Neonanzeige, von der nur noch einige wenige Buchstaben leuchteten. ‚El perro muerto’ stand dort und Yami grauste es. /Der tote Hund, na wunderbar!./ An der Tür war der Schädel eines Hundes angebracht, was seine Stimmung nicht gerade hob. Seto verdrehte bei dem Anblick des Schädels nur die Augen, stieß die Tür auf und Yami voran ins Gebäude, woraufhin dieser erneut auf den Boden klatschte. Der Braunhaarige sah sich kurz in dem Raum um und hob überrascht eine Augenbraue an. /Was ist denn hier passiert?/ Sie standen in einer außer Betrieb genommenen Kneipe. Das spärliche Licht einer einzelnen Glühbirne, die an einem langem Kabel von der Decke baumelte, tauchte den Raum in ein dumpfes Licht. Die gelbliche Tapete schälte sich bereits von den Wänden und gab die Ziegelsteine darunter frei. Im Raum verteilt standen Holztische mit Stühlen. Die meisten waren umgekippt worden und kaputt. Der Holzboden knarrte unter ihrem Gewicht. Yami erschauerte, als er eine Pistolenkugel im Boden und ein Messer im Tisch stecken sah. Er stand auf und ließ sich von Seto zur Theke schleifen, hinter der ein Mann saß und sie ansah. „So eine Überraschung. Wenn das nicht Otes ist!“ sagte der Mann und schob die Krempe seines Hutes zurück. Der Fremde hatte kurzes weißes Haar, das ihm wild vom Kopf abstand. Braune, düstere Augen und unter seinem rechten eine längliche Narbe. Seine Haut war braungebrannt und sein Körper war durchtrainiert, was man wunderbar sah, denn das weiße Hemd trug er aufgeknöpft, die Ärmel waren hochgekrempelt, dazu eine braune Lederhose und passende Stiefel. Um die Handgelenke hatte er Lederbänder. geschlungen und um seinen Hals hing das Erkennungszeichen der escorpión negro: ein silberner Skorpion. Die Beine lagen lässig übereinander geschlagen auf der Theke. Während Yamis Herz vor Angst raste, brummte Seto einfach nur und schubste den Jüngeren auf einen der Barhocker. „Wann hörst du endlich auf meinen Namen rückwärts zu sagen?“ fragte er schnippisch. Der Weißhaarige grinste. „Wenn du dein Leben nicht mehr verdrehst.“ „Ich hab dir schon mal gesagt, dass ich nicht zu euch gehöre!“ „Und warum besuchst du dann den einsamen Bakura?“ fragte er und nahm die Beine von der Theke. „Um deine Schuld zu begleichen.“ „Mir wäre eine Mitgliedschaft in unserem Club lieber.“ „Euer Club, wie du es nennst, interessiert mich nicht!“ „Dann darf ich wohl davon ausgehen, dass ich deine süße Begleitung für dein Kommen verantwortlich ist.“ Bei seiner Erwähnung zuckte Yami zusammen. Hastig suchte seine Augen nach einem Fluchtweg, doch selbst, wenn es einen gegeben hätte, es hätte ihm nicht genützt, denn Setos Hand hielt ihn noch immer eisern fest. „So ist es,“ sagte Seto nun. „Ich möchte mit ihm ein ruhiges Gespräch führen. Dieser Ort kam als einziger in Frage.“ Yami atmete auf. Man schien ihn also nicht an irgendwelche skrupellosen Banden auszuliefern. Bakura grinste. „Tjaja, schon praktisch, wenn einen selbst die Polizei fürchtet. Deshalb ist seit drei Tagen ein Mörder hier unter gebracht.“ Setos Miene verfinsterte sich. „Schön zu wissen,“ zischte er wütend. „Krieg dich ein. Als ob er sich gegen die Skorpione stellen würde.“ „Wehe dir, wenn nicht,“ drohte der Braunhaarige. „Was ist hier eigentlich passiert?“ fragte er nun und betrachtete die heraus gebrochenen Holzstücke der Theke. Bakura knurrte daraufhin missmutig. „So ein Witzbold und seine Kumpanen meinten eine Schlägerei mit der gesamten Belegschaft anzuzetteln. Die haben meine Kneipe völlig auseinander genommen. Bah, ich hab keine Lust zu renovieren!“ fügte er nach einer kurzen Pause hinzu und ließ seinen Blick nun interessiert über den attraktiven Fremden gleiten. Seto schnaubte. „Der Saftladen hätte eine Renovierung schon längst nötig gehabt.“ Die Miene des Weißhaarigen verfinsterte sich. Er mochte es nicht, wenn man schlecht über sein Heiligtum herzog. „Sei nicht so pingelig, Otes. Ich mag es so.“ „Dann sorg besser dafür, dass die Bruchbude nicht zusammenbricht, solange ich hier bin,“ zischte Seto und erhob sich, zog Yami dabei mit sich. Bakura grummelte und warf Seto dann den Schlüssel zu einem der Zimmer zu, welches er beziehen würde. „Habt ihr Hunger? Ich mach euch Chilli. Geht aufs Haus, weil du mich mal wieder besuchen gekommen bist.“ Seto verzog ablehnend das Gesicht, während er in Richtung Treppe ging. „Wir verzichten,“ sagte er und überhörte Bakuras Protestrufe. Die letzte Kostprobe vom Chilli des Braunäugigen hatte er noch gut in Erinnerung. Von wegen, extra sanft, damit es ihm nicht zu scharf war..... sein gesamter Hals hatte gebrannt, wie Feuer. „Du bist ein Skorpion?“ fragte Yami, während sie den Flur entlang gingen, der zu den Zimmern führte. „Nein!“ sagte Seto eindringlich und beförderte den Schwarzhaarige in ein Zimmer. Fast wäre Yami erneut hingefallen, doch diesmal konnte er sich retten. Er wirbelte zu dem Älteren herum und funkelte ihn an. „Geht’s auch freundlicher?“ fragte er vorwurfsvoll. Seto knallte nur die Tür ins Schloss und packte Yami dann am Kragen. „Wieso sollte ich, du Schlampe?“ „Hör auf mich so zu nennen!“ „Warum sollte ich nicht? Immerhin ist es die Wahrheit.“ Yami lief ein Schauer über den Rücken, denn diese Situation kam ihm verdammt bekannt vor. Genauso war es bei Seth gewesen. „Oder wie soll man etwas nennen, was mit jedem in die Kiste springt?“ /Er ist genauso, wie Seth./ *+*+*+*Flashback*+*+*+* Wütend sah Mariku auf seine neueste Errungenschaft hinab. „Neun Kunden hast du mir schon vergrault!“ sagte er und verpasste Yami eine saftige Ohrfeige, doch die Amethyste sahen ihn weiterhin trotzig an. „Das war deine letzte Chance, Yami. Ich hab es dir am Anfang gesagt. Entweder bist du willig, oder ich zähme dich mit Gewalt.“ „Versuch es doch,“ zischte Yami. Niemals würde er sich zu so was herablassen! Nie und nimmer!! Auf ein Nicken hin packte Rafael den strampelten Jungen und schleppte ihn in ein Zimmer, in dem ein braunhaariger Mann mit kalten blauen Augen wartete. „Ahh,“ sagte Seth. „Endlich mal jemand hübsches. Außerdem habe ich gehört, dass du kein Benehmen hast.“ „Kannst ja gerne meinen Part übernehmen, dann sehen wir ja, ob du gehorsamer wärst!“ Rafael stieß Yami aufs Bett und verließ den Raum, schloss sogar die Tür ab. Seth hockte sich sofort auf die Hüften des Jungen und biss ihm in die Unterlippe. „Das war für dein freches Mundwerk,“ sagte er und begann sich an dem schlanken Hals festzusaugen, während die Hände die Hose Yamis öffneten. „Hör auf damit!“ rief Yami und versuchte seinen Peingier wegzustoßen, doch dieser biss ihm einfach nur ins Ohr, sodass dieses blutete. „Wieso sollte ich, du Schlampe?“ „Hör auf mich so zu nennen!“ „Und wieso sollte ich? Du bist doch eine. Oder wie nennt man jemanden, der mit Männern in die Kiste springt?“ „Ich spring mit niemanden in die Kiste!“ „Doch, das tust du, denn das ist dein Job! Und ich rate dir deine Arbeit ernst zu nehmen, sonst könnte diese Nacht äußerst schmerzhaft für dich werden.“ Seth gelang es etwas zu schaffen, woran neun andere gescheitert waren. Yami flossen die Tränen übers Gesicht, während Seth brutal in ihn stieß. „Hör auf...,“ bat Yami leise, als er nicht mehr konnte. Lieber ergab er sich, als noch länger durch diese Hölle gehen zu müssen. „Na sieh mal einer an,“ keuchte Seth, hielt jedoch inne. „Ist das Kätzchen müde? Ist es jetzt eine brave Schlampe?“ Widerwillig nickte Yami und ehe er sich versah hatte sich Seth mit ihm herumgedreht, sodass Yami nun oben auf saß. „Dann zeig mir, was du kannst. Aber mach es richtig, sonst liegst du ganz schnell wieder unten.“ Yami schluckste auf, dann bewegte er sich auf den Hüften des Älteren, beugte sich vor und küsste den stöhnenden Mund, liebkoste den Körper unter sich, wie er es später immer wieder tun würde. Nur in der Hoffnung nie mehr so gefoltert zu werden, wie es eben passiert war. *+*+*+*Flashback ende*+*+*+* Mariku hatte seine neue Waffe natürlich ausgenutzt. Wann immer er mit Yami unzufrieden war packte er ihn mit Seth in ein Bett. Und nun hatte er ihn an jemanden übergeben, der genauso, oder vielleicht noch schlimmer war. Yami wandte den Blick von den eisigen Augen ab. „Was ich mache weiß ich selber. Sag schon, hat Mariku dich angeheuert um mir Benehmen bei zu bringen?“ „Mariku? Ha!“ Seto lachte auf. „Ich hab dich Mariku abgenommen, weil ich noch ein Hühnchen mit dir zu rupfen habe.“ Unterdessen führten Mariku und Seth ein Telefonat. Ungläubig lehnte sich Seth in seinem Sessel zurück. „Das ist ein Scherz!“ sagte er. „Es ist aber war. Er hatte die Kette bei sich.“ „Dann war sie eben eine Fälschung! Glaub mir, Seto gehört nicht zu den Skorpionen!“ /Wenn dem so wäre, wäre ich längst tot./ „Wie du meinst,“ hallte es nicht gerade überzeugend aus dem Hörer. „Außerdem hat er sich Yami mitgenommen.“ Seth wusste im ersten Moment nicht, was er sagen sollte. Sollte er wütend sein, weil Seto ihm sein Privileg genommen hatte, oder sich freuen, weil sich Seto mit Strichern beschäftigte? „Ich schicke Morgen einen Sicherheitstrupp zu deinem kleinem Freudenpalast. Sie werden Seto mitnehmen, wenn er wieder zurückkommt.“ „Er kommt erst in einem Monat wieder.“ Eine Weile blieb es ruhig. „WAS???“ am anderen Ende zuckte Mariku zusammen. „Sag mal, wie kommst du eigentlich dazu ihn Yami für einen Monat zu übergeben??“ „Ich hatte keine Wahl! Er hätte sonst die Skorpione auf mich gehetzt!“ „Seto hat geblufft! Er gehört nicht zu ihnen!“ „Schön das ich das auch weiß!!“ erneut entstand Schweigen, ehe Mariku seine Sorge mitteilte. „Wer weiß, wo er jetzt ist mit ihm ist.“ „Das ist doch kein Problem.“ „Ach wirklich?“ „Ich beauftrage einfach die escorpión negro damit ihn zu finden.“ „Wenn er aber wirklich zu ihnen gehört bringt das nicht viel.“ Seth grinste. „Mag sein, aber dann weiß ich ja, wo er ist.“ Mariku schnappte nach Luft. „Du willst dich mit Skorpionen anlegen? Bist du wahnsinnig?“ „Fang nicht an zu heulen!“ rief Seth, der die Sorge des Sandblonden albern fand. „Meine Familie ist die mächtigste in ganz Mexiko! Die Skorpione sollen nur versuchen mir in die Quere zu kommen.“ „Tu von mir aus, was du willst, aber ich will mit der Sache nichts zu tun haben.“ „Keine Sorge, ich nehme auf dich schon Rücksicht, du Feigling. Dafür will ich aber mehr Zeit mit Yami haben.“ „Du kriegst zwei Tage die Woche, wenn er unbeschadet zurückkommt.“ „Drei!“ forderte Seth. „Also schön, du kriegst drei, aber lass mich aus der Sache raus.“ „Keine Sorge, vertrau mir.“ „Einem Kaiba vertrauen?“ Seth lachte kühl. „Du misstraust uns, obwohl du gar nichts über unsere dunklen Geheimnisse weißt?“ „Was soll denn das schon wieder heißen?“ „Gar nichts. Ich melde mich wieder, wenn Yami zurück ist.“ Zufrieden legte Seth auf. Nein, Seto war nie und nimmer ein Skorpion. Es würde ein Leichtes sein, ihn zurückzuholen, oder besser, ihn auszuschalten. Dann würde ihm endlich das Vermögen der KaibaCorporation gehören. Yami verstand noch immer nicht, was Seto von ihm wollte. „Ich hab keine Ahnung, was ich dir eigentlich getan habe.“ „Ach nein??“ Seto erhob die Stimme. „Wäre mir ja egal gewesen, wenn du ein Stricher wärst, aber mich so reinzulegen und mir Hilfe anzubieten, die ich gar nicht gebraucht hätte! Ziehst du diese ’trauriger Hundeblick und dann spring ich mit ihm in die Kiste Show’ immer ab??“ „So was habe ich noch nie gemacht!! Was willst du eigentlich von mir??“ auch Yami wurde nun lauter. Für was wurde er hier eigentlich beschuldigt? „Was ich von dir will? Ich mach dir dein Leben zur Hölle, wegen deiner dreckigen Spielchen!“ „Sag endlich, was Sache ist!!“ „Sagt dir der Name Jo McLaggen was?“ „Nein!“ sagte Yami sofort. Woher sollte er den Namen auch kennen? Glaubte dieser Spinner eigentlich, dass er sich alle Namen der Männer merkte, mit denen er zu tun hatte? Das würde jedenfalls eine sehr lange Liste werden! „Dann kennst du ihn vielleicht unter dem Namen Napoleon Moreau oder Paolo Lancillotti oder auch Pablo Simi??“ „Ich kenne diese Männer nicht!“ verteidigte Yami sich, der vor und zurück geschleudert wurde, als Seto immer wieder an seinem Kragen zerrte. „Mann! Es war alles ein Mann!! Und du warst jedes Mal in seiner Begleitung!!“ „Verdammt, ich kenne diesen Mann nicht! Was hat er dir überhaupt getan??“ „Lüg nicht!!“ Seto verpasste dem Jungen eine saftige Ohrfeige. „Ich erkenne dich wieder!! Du trägst die selbe Kette wie vor einem halben Jahr und du hast auf deinem Schulterblatt einen Adler eintätowiert! Hier!“ ehe Yami protestieren konnte hatte Seto ihm das Shirt ausgezogen und ihn herumgedreht, sodass er nun den Rücken vor sich hatte. Doch auf der Schulter war nichts zu sehen. Setos Zorn verpuffte und er starrte auf die makellose helle Haut, die nicht einmal eine Narbe aufwies und zumindest die hätte da sein müssen, hätte sich Yami den Adler entfernen lassen. „Da....“ er stockte. /Aber er hatte doch...wie hat er ihn entfernt?/ Kapitel 9: Many questions, but no answer ---------------------------------------- 8. Many questions, but no answer Wütend drehte Yami sich um „Ich war noch nie tätowiert und die Kette stammt von einem Freund!! Wann kapierst du endlich, dass ich dich nicht kenne und lässt mich in Ruhe??“ die Amethyste funkelten den Älteren an, der noch immer fassungslos in sein Gesicht sah. Seto konnte es nicht glauben. Hatte er sich tatsächlich getäuscht? War Yami wirklich nicht der, den er seit einem halben Jahr gesucht hatte? Die blauen Augen wurden wieder kühl. Und selbst wenn, dann hatte er sich eben getäuscht, na und? Deshalb würde er sich sicherlich nicht zu einer Entschuldigung zwingen. Die hatte so ein widerliches Ding einfach nicht verdient! Mit kalter Miene verschränkte Seto die Arme vor dem Oberkörper. „Warum sollte ich dich jetzt in Ruhe lassen? Außerdem willst du nun auch noch behaupten, dass dich Mai auch verwechselt hat? Weiß du, so ein hässliches Individuum wie du, ist eigentlich einmalig.“ Yami ballte die zitternden Hände zu Fäusten. Was bildete sich dieses A**** eigentlich ein? Glaubt er, nur weil er ein Kaiba war konnte er sich alles erlauben? „Wenn ich dir zu hässlich bin, dann bring mich doch zu Mariku zurück und halt die Klappe!“ Eine Ohrfeige traf den Schwarzhaarigen, was seiner eh schon geschwollenen Wange nicht gerade gut tat. „Pass auf dein loses Mundwerk auf,“ zischte Seto kalt. „Und sag mir lieber, wo du den Opal hast!“ „Jetzt fang du nicht auch noch an!! Ich habe nichts gestohlen!!“ Tränen standen ihm in den Augen. Warum hackten eigentlich alle auf ihm rum? „Sie hat den blöden Stein doch sicherlich absichtlich versteckt, um mir eins auszuwischen!“ Grob packte Seto den Jüngeren an den Haaren. „Für wie dumm hältst du meine Familie eigentlich? Du könntest das Geld doch niemals aufbringen, also was hätte Mai davon dir so was anzuhängen?“ „Woher soll ich das wissen?? Lass mich endlich los!“ Seto tat ihm den Gefallen, stieß Yami dabei jedoch zurück, sodass dieser auf dem Boden landete. Ein Schmerz schoss durch die Hand des Schwarzhaarigen, als er sich damit auf dem Boden abstützte, doch er weigerte sich dies zu zeigen. Seto packte Yami diesmal am Oberarm, zog ihn hoch und schleuderte ihn aufs Sofa. „Ich brauche den Opal und wenn du ihn mir nicht freiwillig gibst, werde ich dich eben solange quälen, bist du ihn mir gibst.“ Das Gesicht des Braunhaarigen kam dem Violettäugigen bedrohlich nahe, der sich in die Ecke des Sofas zurückzog. Was wenn Seto wirklich so wie Seth war? Was, wenn er ihn wirklich quälen konnte? /Ich hab doch keine Ahnung, wo der Opal ist. Ich habe ihn nicht gestohlen. Warum wollen sie mir denn nicht glauben?/ Seto setzte sich neben Yami und küsste ihn grob. „Du wirst schon reden, immerhin haben wir einen ganzen Monat Zeit.“ Der Violettäugige erschauerte. Wie sollte er das überstehen? Ihn nicht länger beachtend, schaltete Seto den Fernseher ein und zappte lustlos durch die Kanäle. /Das Tattoo hätte auch aufgemalt sein können. Aber egal, einen Weg gibt es noch, um festzustellen, ob er tatsächlich mit McLaggen unterwegs war, oder nicht./ Die weiße Limousine hielt vor dem Eingang des Hotels ‚La vida bonita’. Eilig stieg der Fahrer aus, ging um den Wagen herum und öffnete seinem Chef die Türe. Seth blinzelte kurz in das grelle Licht und ging dann durch die Drehtür ins Innere des Hotels. Er brauchte nicht am Empfangsschalter nach der Zimmernummer der gesuchten Person zu fragen. Seth wusste auch so, wo sich sein Ansprechpartner befand, der sich tarnender Weise nur el escorpión nannte. Der Braunhaarige fuhr mit dem Lift bis ins obere Stockwerk und klopfte dort an die letzte Tür, auf dem Gang. ‚Nur für Personal’ stand dort in abblätternden Goldbuchstaben. Seth klopfte drei Mal an die Tür und wartete. Dann öffnete sich die Tür einen Spalt breit und ein dunkles Auge funkelte auf. „Ich habe einen Auftrag für euch,“ sagte Seth nur knapp. Ohne Kommentar wurde die Tür wieder zugeschoben, dann war ein Klicken und Rattern zu hören und die Tür ging ganz auf. Eine junge Frau hatte ihm geöffnet. Die langen schwarzen Haaren hingen ihr umgekämmt im blassen Gesicht und ihre Augen blickten scheu auf den Boden. Hinter ihm wurde die Tür wieder sorgfältig verschlossen, ehe ihn die Angestellte in ein Hinterzimmer führte. Der Raum war in völlige Dunkelheit getaucht, doch Seth wusste, dass er nicht allein war. Schließlich war es nicht das erste Mal, dass er sich Hilfe von den Skorpionen holte. „Ich will, dass ihr jemanden für mich findet,“ kam Seth gleich zur Sache und lauschte nach einem Geräusch, durch dieses sich sein Gesprächspartner verraten würde. „Mein Cousin Seto Kaiba ist abgehauen, zusammen mit einem kleinen Stricher, namens Yami. Sorgt dafür, dass beide wieder zu mir zurückkehren. Ich werde euch gut bezahlen.“ Er zog den fertig ausgefüllten Check aus der Tasche und ließ ihn einfach auf den Boden fallen. Dann drehte er sich um und verließ das Zimmer. Draußen wartete bereits das schwarzhaarige Mädchen auf ihn. Sie sperrte ihm die Tür zurück auf den Flur auf und verschloss sie anschließend wieder sorgfältig. Zufrieden fuhr Seth mit dem Aufzug wieder hinunter ins Erdgeschoss. Er war sich sicher, dass man seinen Auftrag angenommen hatte, schließlich hatte er gut dafür gezahlt. Dennoch wartete er das Zeichen ab und achtete daher genau auf seine Umgebung. Lange warten musste er jedoch nicht. Die blauen Augen glommen freudig auf, als ein schwarzer Skorpion über das Blatt einer Topfpflanze kroch, den Stachel dabei drohend erhoben beobachtete das Tier die Ecke. Seth grinste. Der Besitzer des Reptils schien sich dort hinter zu verstecken, doch er sah nicht nach. Hinterher überlegten es sich die ‚escorpión negro’ noch mal und machten Jagt auf ihn, weil er einen der ihren gesehen hatte. /Schon bald Seto, wirst du zu mir zurückkehren und dann gehören deine Millionen endlich mir!/ „Du hast was???“ hallte Bakuras Stimme durch die leere Bar. Die Füße, die wie immer auf der Theke gelegen hatten, hatte er beim letzten Satz wieder zurück auf den Boden gestellt. „Das ist nicht dein Ernst! Skorpione arbeiten nicht gegeneinander!!“ es blieb still, während der Weißhaarige den Worten seines Gesprächspartners lauschte. „Natürlich gehört er zu uns, du Trottel!!“ Wütend trommelte Bakura mit den Fingern auf der Theke. „Das ist ja wohl nicht mein Problem oder? Sieh selber zu, wie du aus der Sache wieder raus kommst!“ ohne auf eine Antwort zu warten beendete er das Gespräch und steckte sein Handy wieder ein. /Es ist wohl besser, wenn Seto davon erfährt./ dachte er und stand auf, um hoch in das Zimmer seines Gastes zu gehen. Yami hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch. Warum saß sein Freier jetzt einfach da und sah fern? Der führte doch sicherlich irgendetwas im Schilde. Doch vorerst war er anderweitig beschäftigt. Seine rechte Gesichtshälfte war taub und geschwollen, zusätzlich pochte sein Handgelenk schmerzhaft. Yami hoffte, dass es nur verstaucht und nicht gebrochen war, denn Seto würde ihn sicherlich nicht zu einem Arzt schleppen. Einen letzten prüfenden Blick auf den Braunhaarigen werfend stand Yami auf, hob sein Shirt vom Boden auf und verschwand im Bad. Sicherlich gab es dort einen Verbandskasten, damit er sein Handgelenk ein wenig fixieren konnte. Unterm Waschbecken wurde er fündig. Zuerst schmierte er Salbe auf seine geschwollenen Stellen und wickelte danach einen festen Verband um seine Hand. Sollte Seto doch dazu sagen, was er wollte, er würde jedenfalls nicht seine Gesundheit für ihn aufs Spiel setzen. Es reichte schon, dass jemand anders seinen Körper verunstaltet hatte. Leer sahen die violetten Augen auf den Boden. Fast hätten ihn die Narben davor bewahrt bei Mariku unter zu kommen. Fast hätte er ihn wegen der Narben nicht genommen. Aber eben nur fast. Was auch immer er in seinem früheren Leben mal getan haben mochte, es musste schlimm gewesen sein, wenn ihn das Schicksal nun dafür so bestrafte. Seufzend lehnte er sich an die Wand und lauschte, als er Stimmen wahrnahm. Er hatte gar nicht bemerkt, dass Seto den Fernseher ausgeschaltet hatte. Der Braunhaarige sprach mit jemanden, dessen Stimme Yami anfangs nicht einzuordnen wusste, doch dann erinnerte er sich an den weißhaarigen Mann, dem der Laden hier zu gehören schien. „Was ist?“ fragte Seto, als plötzlich Bakura im Zimmer stand. Dieser sah sich erst suchend um. „Wo ist denn deine süße Begleitung?“ Die blauen Augen blitzten wütend. „Er ist weder süß, noch meine Begleitung,“ zischte der Braunhaarige. Bakura zog eine Augenbraue hoch. „Warum redest du dir so einen Unsinn ein? Habt ihr euch zerstritten?“ „Wir sind kein Liebespaar, falls du das glaubst! Und wenn er mal hübsch gewesen sein sollte, dann war es vor einem halben Jahr!“ Nun begann Bakura zu grinsen und setzte sich aufs Sofa. „So, so. Hat sich unser kaltes Herz doch noch verliebt, ja? Und dann auch noch unglücklich? Mein Beileid.“ „Was willst du?“ wechselte Seto das Thema. Er hasste Bakura für seine offene und diskrete Art. „Dich nur darüber informieren, dass Seth uns angeheuert hat, um euch zurückzubringen und so ein Dummkopf hat den Auftrag auch noch angenommen.“ „Das war mir schon klar. Aber dank deines Dummkopfes, wird Seth nicht vermuten, dass ich unter eurem Schutz stehe.“ Bakura schwieg kurz, ehe er antwortete. „Von der Seite habe ich das noch gar nicht gesehen. Aber jetzt lass uns auf ein anderes Thema zurückgreifen, welches du so rüde gewechselt hast.“ Seto schnaubte. „Mein Privatleben geht dicht nichts an!“ die blauen Augen wanderten zum Badezimmer. War die Tür dicht? Und überhaupt, was tat Yami eigentlich so lange darin? /Vielleicht versucht er sich zu ertränken./ „Warum war er vor einem halben Jahr hübscher, als heute?“ fragte Bakura einfach, als hätte er den letzten Satz des Braunhaarigen nicht gehört. Im Badezimmer hielt Yami die Luft an. Vielleicht würde er nun endlich erfahren, was Seto gegen ihn hatte. „Raus hier!!“ brüllte Seto jedoch nur. „Du schmeißt mich aus meinem eigenen Zimmer raus?“ „Ja, dass tue ich! Und jetzt verschwinde!“ enttäuscht musste Yami feststellen, dass er ruhig blieb. Wahrscheinlich war der Weißhaarige gegangen, doch dann konnte Yami ihn noch einmal hören. „Ich hab immer ein offenes Ohr für dich.“ „Dann stopf es dir zu, damit du mich nicht weiter nervst.“ Der Violettäugige hörte, wie die Tür ins Schloss fiel. Nun war er wieder mit Seto allein. Yami wartete noch einen Moment, dann ging er zurück ins Wohnzimmer. Die blauen Augen ruhten auf dem Jungen, der unschlüssig im Zimmer stand. Draußen ging die Sonne unter und umrahmte Yami so mit orangefarbenen Licht. „Was stehst du da so rum?“ keifte Seto unbeeindruckt. „Wozu bist du denn hier, hä?“ „Das frage ich mich auch.“ Die Saphire blitzten. Allmählich hatte ihr Besitzer genug von den frechen Antworten. Er erhob sich und ging auf Yami zu. „Dann erinnere ich dich nur zu gerne wieder daran,“ zischte er. „Zum Bett. Sofort.“ Seine Worte glichen mehr einer Drohung, doch den Schwarzhaarigen ließ dies kalt. Unbeeindruckt ging Yami zum Bett, stellte sich breitbeinig auf die Matratze und begann mit seiner kleinen Showeinlage. Bisher hatte er damit noch jeden weich gekriegt, Seto bildete da sicherlich keine Ausnahme. Seine Augen sprühten vor falschem Verlangen, während die Finger seinen Körper hinunter glitten, das Shirt dabei langsam hochschoben. Yami schwang dabei seine Hüften und warf den Kopf in den Nacken. Seto erstarrte. Seine Wut war weg und er spürte, wie ihm der Hals trocken wurde. Ob nun widerliches Individuum oder nicht, er musste zugeben, dass sein Stricher wusste, was er da tat und wie er es zu tun hatte. Gebannt starrte Seto auf die geschickten Finger des Jüngeren, die nun seine Oberschenkel streichelten. Noch nie hatte Seto so einem Spektakel gegenüber gestanden. Er hatte auch noch nie zuvor mit Strichern zu tun gehabt. Doch während er noch gebannt Yamis weiteres Tun beobachtete, setzte sich auch ein Gedanke in seinem Hinterkopf fest. Wenn er Yami mit vor einem halben Jahr verglich, dann musste er feststellen, dass dessen Art so gar nicht zu seiner früheren passte. Hätte sein One-Night-Stand eine solche Nummer fertig gebracht? Seto schluckte, während das erste Stück Stoff im hohem Bogen durchs Zimmer flog. Mit lockenden Bewegungen bedeutete Yami seinen Freier näher zu kommen. Ohne weiter nachzudenken kam dieser der Aufforderung nach und sah nun hoch in die funkelten Augen des strippenden jungen Mannes. Yami grinste zufrieden in sich hinein. Nun hatte er die Oberhand über diesen Großkotz. Zwar hasste er seine Arbeit und sein Schauspiel, doch er genoss es, wenn die, die auf ihm herumhackten, sprachlos waren. Einige Zeit später lag Seto stumm auf dem Bett und starrte die Decke an. Irgendwie war der Zauber von vorhin verflogen. Yami war talentiert, das gab er ja zu, aber es war nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. Was genau er erwartet hatte, wusste er selbst nicht, aber Yami war anders. /Hat ihn das halbe Jahr so sehr verändert? Oder stimmt mit mir was nicht?/ Seto spürte, wie Scham in ihm hoch kam, weil trotz der Berührungen sich nichts in ihm regte. Im Gegenzug geriet Yami in Panik. Was machte er falsch? Normalerweise sprang jeder auf dieses Spiel an. Warum gefiel es diesem Mann nicht? Wenn Mariku davon erfuhr würde es wieder Ärger geben und das bedeutete eine weitere Nacht mit Seth zu verbringen. Yami schielte nach unten, doch Prinz Seto zeigte noch immer keine Reaktion. Wütend biss sich Yami auf die Lippen. /Mein Gott, was ist mit dem Kerl los?/ Schließlich versuchte er einen anderen Weg. Sich an den Braunhaarigen klammernd drehte er sich mit diesem herum, sodass Seto nun oben auf lag. Fragend sahen ihn die Saphire an. „Was gibt das?“ fragte Seto kühl. „Nimm mich,“ hauchte Yami, als könnte er es nicht mehr länger aushalten und schlang die Beine um Setos Taille. Der Braunhaarige sah lange die die violetten Augen, ließ dann seinen Blick weiter wandern, über das Gesicht, den Hals, an welchem die Kette hing, über die Schultern, den Brustkorb, wo er verweilte und die schnurgeraden Narben betrachtete. Sie sahen aus, als hätte man sie dem Jüngeren absichtlich zugefügt. Ob er operiert worden war? Die blauen Augen gingen tiefer, über den Bauch, die Beine und dann wieder hoch in das Gesicht, dass ihn noch immer erwartungsvoll ansah. In seinem Spiel schlang Yami die Arme um den Hals des Älteren und zog ihn zu sich, küsste ihn verlangend. Was brauchte es denn noch, um es endlich zu beenden? Seto erwiderte den Kuss nicht. Es war nicht der Kuss, den er erwartet hatte. Er fühlte sich überhaupt nicht schön an. Selbst, wenn er keine Lust verspürte, so änderte sich doch nicht der Kuss, oder? Mit der Hand strich er über die Wange und den Hals hinab. Yami glich seinem One-Night-Stand bis auf die hellere Haut. Sie konnten ein und die selbe Person sein, doch gleichzeitig schien dies unmöglich. Sie waren so verschieden, dass eine Ähnlichkeit kaum noch denkbar war. Bestimmt schob Seto die Arme und Beine des Schwarzhaarigen von sich und setzte sich auf. Yami war nun völlig ratlos und setzte sich ebenfalls hin. „Wie möchtest du es denn gerne haben?“ fragte er hauchend und spannte sich innerlich an, bei dem Gedanken, was nun kommen würde. „Gar nicht,“ sagte Seto, griff nach seinen Shorts und zog sie sich wieder über. „du bist viel zu hässlich, als dass ich mit dir schlafen könnte,“ zischte er und zog die Bettdecke weg, sodass Yami unsanft auf den Boden landete. „Wozu hast du dann für mich bezahlt?“ fragte der Schwarzhaarige. „Hab ich dir doch schon gesagt! Ich bring Mai nur ihren Opal zurück. Und wag es nicht auch nur ein Wort zu sagen!“ wütend schloss Yami den Mund wieder. „Geh schlafen, die Couch ist frei. Ich will dich nicht in meinem Bett liegen sehen.“ „Als ob ich da rein wollte!“ murrend stand Yami wieder auf, sammelte seine Sachen ein und verkroch sich im Sessel. Von dort aus beobachtete er den Braunhaarigen und wartete, bis dieser eingeschlafen war. Leise stand Yami auf und lief auf Socken zur Tür, um möglichst wenig Geräusche zu verursachen. Aus dem Zimmer huschend schlich er den dunklen Korridor entlang und zur Treppe. Es war so dunkel, dass er sich an der Wand entlang tasten musste, doch schnell zog er die Hand zurück, als etwas über seine Haut kroch. Und dann hörte Yami es auch. Das Geräusch von kleinen trippelnden Füßen, hallte hundertfach in seinen Ohren wieder und schluckend fragte er sich, was hier nachts durchs Lokal schlich. Schnell zog er die Schuhe wieder an und ging die Treppe hinunter in die Kneipe. Prüfend warf er einen Blick zur Theke, um sicher zu gehen, dass Bakura dort nicht übernachtete, was er zwar nicht glaubte, aber man wusste ja nie. Der Weißhaarige war jedoch nicht anwesend. Langsam tastete sich Yami weiter vor, denn auch hier war es stockdunkel und hier und da hörte er es wieder krabbeln. Einen Stuhl ertastend ging er weiter nach rechts und sprang erschrocken zur Seite, als etwas in sein Hosenbein kroch. Yami prallte gegen einen wackeligen Tisch und fiel mit diesem zu Boden. Laut rumpelte es, sicherlich war jetzt das ganze Haus wach. Es knackte hässlich, als etwas panzerartiges in der Hose zerquetscht wurde. Hastig schüttelte Yami es heraus, stützte sich dann am Tisch ab, um sich an diesem hochzuziehen, packte dabei jedoch auf einen weiteren Rückenpanzer. Ein scharfer Stich ging durch seinen Handrücken und nun wusste er, was das für Tiere waren: Skorpione! Fluchend lief Yami weiter, hoffte, dass das Gift nicht tödlich war. Die Tür musste doch ganz in der Nähe sein. Sein Lauf wurde ruckartig gestoppt, als ihn jemand am Arm packte und herumriss. Yami atmete einen leicht herben Männerduft ein und er spürte den Atem des Besitzers in seinem Gesicht. Dann ging flackernd das Licht der einsamen Glühbirne an und der Schwarzhaarige starrte direkt in die haselnussbraunen Augen Bakuras. Kapitel 10: Ryou's Escape ------------------------- 9. Ryou’s Escape Bakura ließ Yamis Arm nun los. „Was polterst du hier so rum? Ich dachte du wärst ein Einbrecher und mit denen mache ich in der Regel kurzen Prozess.“ Seine Hand klopfte auf seinen Gürtel und als Yami dem Wink folgte sah er einen Revolver daran baumeln. Er schluckte und schwieg. Unsicher betrachtete er die Kette an Bakuras Hals. Nun war es Bakura, der dem Blick des anderen folgte. Er lächelte. „Hast wohl ganz schön Bammel vor uns, was?“ fragte er neckend. „Keine Sorge, Süßer. Solange du unter Setos Schutz stehst, stehst du auch unter dem unseren.“ Wütend wischte er sich einen hoch krabbelnden Skorpion von der Hose. „Dämliche Viecher. Nisten sich hier einfach ein. Da hilft auch das beste Gift nichts.“ Yamis Hand pochte schmerzhaft und wurde allmählich taub. Seine Sicht verschwamm und ihm wurde schwindelig. Er hatte seine Flucht vermasselt. Er konnte von Glück reden, dass man Seto nicht geweckt hatte. „Komm, ich bring dich wieder ins Zimmer,“ sagte Bakura und drehte sich um, doch Yami reagierte nicht. Sein Blick war auf dem Boden geheftet, wo er verschwommen die Skorpione umherwandern sah, die er nur als dunkle Flecke erkennen konnte. Er hatte nur diese eine Chance gehabt und die hatte er vermasselt. Yami zitterte, wobei er nicht wusste, ob dies und seine Gedanken an dem Gift oder einfach nur an ihm lagen. Doch er wünschte sich, dass der Stich tödlich war. Seine Beine gaben nach und er fiel auf die Knie. Die Reptilien krabbelten über seine Beine und Füße. Eine Träne stahl sich über seine Wange. /Ich hab’s vergeigt. Diese Chance wird nie wieder kommen. Ich werde nie mehr frei kommen. Ich bin und bleibe eben ein Versager./ Yami ließ sich nach vorne fallen, seine Hände tasteten nach einem weiteren Skorpion, in der Hoffnung, dass man ihn noch mal stach. „Was tust du da??“ Bakuras Stimme war weit weg und kam kaum zu ihm durch. ‚Mich umbringen,’ wollte Yami sagen, doch er konnte es nicht. Die schwarzen Flecken flohen vor seinen Händen. Bakura packte ihn und hob ihn auf seine Arme. „Haben die Biester dich gestochen? Hey, rede mit mir!“ Doch Yami reagierte nicht. Es war so angenehm warm in den Armen des Mannes. Er spürte dessen kräftigen Herzschlag. Die violetten Augen waren geschlossen. Ein betäubendes Gefühl machte sich in Yami breit, gleichzeitig brachten ihn die Schmerzen in seiner Hand fast um. Erneut hörte er Bakuras Stimme, verstand jedoch nicht, was dieser sagte. Es wurde nur dunkel um ihn herum und Yami glaubte zu fallen. Tiefer und tiefer und dann war da nichts mehr. Nur noch Stille und Schwärze. Scheu sah sich Ryou in dem Raum um. Man hatte ihn hier hoch gebracht, da er nach Meinung des blondhaarigen Mannes, der ihn geschlagen hatte, die Kundschaft vergraulen würde. Als sich der Weißhaarige sicher war, dass er allein war und kein Dartz hinter einer Ecke hervorsprang, entspannte er sich allmählich. Dieser fremde junge Mann hatte ihm einen ganz schönen Schreck eingejagt. Neugierig sah er sich um. Ein Bett und ein Schrank waren alles, was es hier zu bestaunen gab. Dennoch wurde alles von Ryou unter die Lupe genommen. Er war noch nie in einem richtigen Haus gewesen. Er kannte nur Betten mit Metallgestell, weiße Kachelwände und das grelle Licht der Neonröhren, die ständig summten. Hier summte nichts, was Ryou unheimlich war. Daher ging er im Zimmer auf und ab, stampfte dabei mit den Füßen auf, um die Stille zu verdrängen. Allmählich gewöhnten sich auch seine Augen an das Dämmerlicht und so betrachtete er neugierig die Bettwäsche. Dunkelrot war sie, eine schöne Farbe, wie Ryou fand. Viel angenehmer, als das Weiß, welches sofort jedes Vergehen preisgab. Als nächstes ging Ryou zum Fenster und nach einigem Probieren bekam er es auf. Erschrocken wich er zurück, als ihm eine gewaltige Geräuschskulisse entgegenschlug. Menschen liefen auf der Straße gehetzt hin und her, Motorräder brummten und Autos hupten. Ryou vermutete zumindest, dass es sich um Autos handelte. Er erinnerte sich an ein Bild, auf dem ein Auto gezeichnet gewesen war. Vorsichtig lehnte er sich weiter aus dem kleinen Fenster, durch welches gerade mal sein Kopf durchpasste. Er sah ein merkwürdiges Ungetüm, wie es dabei war einen Karren zu ziehen. Es hatte graues Fell, lange Ohren und lief auf langen schlanken Beinen. Was war das für ein Tier? Ryou kramte in seinem Kopf, ob man ihm schon mal den Namen dieses seltsamen Tieres genannt hatte. Er wusste, dass Hasen lange Ohren hatten, aber für so ein Tier war es zu groß. ‚Du bist wie die anderen ein Versager! Nicht mal die einfachsten Sachen kannst du dir merken!!’ Panisch versuchte Ryou sich zu erinnern und kauerte sich dann wimmernd zusammen. /Dummer Ryou. Weiß nichts. Dumm, dumm, dumm!/ Genüsslich drückte Mariku den blonden Kopf tiefer in seinen Schoss. „Mach weiter,“ forderte er und stöhnte, stieß dabei in den warmen Mund. Als es klopfte, schob er Joey wütend weg. „Ich hab doch gesagt, dass ich nicht gestört werden will!“ rief er verärgert und zog den Reißverschluss seiner Hose wieder zu. Odion betrat das Büro seines Chefs. „Jemand möchte Sie wegen Ryou sprechen,“ sagte er entschuldigend. „Ryou?“ Mariku zog eine Augenbraue hoch. „Hat doch jemand Interesse an diesem Nichtsnutz?“ er stand auf und verließ sein Büro, durchquerte den Flur und betrat den Eingangsbereich, wo ein Mann mit langen türkisen Haaren auf ihn wartete. „Sie wünschen?“ fragte Mariku kühl und sein Blick blieb an den verschiedenfarbigen Augen hängen. Ein diabolisches Grinsen zog sich über seine Lippen. Dieser Mann wäre sicherlich ein guter Fang. Ob er seine Handlanger auf ihn hetzten sollte? „Liege ich richtig, mit der Annahme, dass ich hier Ryou finde?“ Der Sandblonde legte die Stirn in Falten. Irgendwie erinnerte ihn diese Situation stark an die mit Seto. „Er ist mein Stricher,“ sagte er eisig. Doch der Türkishaarige lächelte nur wissend. „Nein, er gehört mir. Daher weiß ich auch, dass sie mit diesem Trottel nichts anfangen können.“ „Warum wollen sie ihn dann wieder haben, wenn er ein Trottel ist?“ „Ich brauche ihn noch.“ „Und warum sollte er nicht für mich nützlich sein? Jeder kann diesen Job erlernen.“ „Ryou nicht. Er könnte mit Leichtigkeit einen Schrank zertrümmern, wenn er in Panik gerät. Er ist nur schwer zu bändigen.“ Nun schwieg Mariku, da er nicht wusste, was er von der Aussage halten sollte. Zwar hatte Odion ihm erzählt, dass der Junge ihm aus einer Art Reflexreaktion die Nase zertrümmert hatte, aber war Ryou zu noch mehr fähig? Wenn ja, dann würde er seinetwegen sicherlich viele Kunden verlieren.. „Ich könnte Ihnen den Jungen verkaufen.“ Die verschiedenfarbigen Augen blitzten auf. „Wollen wir einen Vertrag abschließen?“ aus seiner Aktentasche holte er ein Blattpapier raus und hielt es Mariku unter die Nase. Dieser überflog den Vertrag und seine Augen begannen zu leuchten. /Was für ein Geschäft! Und das kostet mich nur Ryou?/ ohne weiter nachzudenken setzte er seine Unterschrift neben der des türkishaarigen Mannes, dessen Name Lukas Mahr war. „Zimmer 54, hol ihn dir selber, wenn du ihn haben willst,“ sagte Mariku nur und verschwand wieder in seinem Büro, wo sein Vergnügen noch auf ihn wartete. Der Türkishaarige murmelte verärgert etwas unverständliches und ging dann auf den Durchgang zu, der zu den Zimmern führte. /Wie konnte er es nur wagen Ryou zu befreien? Ist das etwa der Dank, dafür, dass ich ihm den Umgang mit ihnen gewähre? Ich muss wohl strenger mit ihm sein./ Während er den Gang entlang ging holte er einen Notizzettel hervor auf dem eine Reihe von Namen aufgelistet waren. Dieser Liste wurde nun Lukas Mahr hinzugefügt und gehörte somit nun zu einem von vielen Namen, die eigentlich nicht existierten. Der Mann, welcher in Wirklichkeit Dartz hieß, steckte den Block nun wieder weg und suchte nun die Türen nach Zimmer 54 ab. In der Mitte des Ganges wurde er fündig, klopfte kurz an und betrat dann den Raum. Ryou fuhr erschrocken herum und ließ das Kissen, welches er untersucht hatte zu Boden fallen. Als er den Mann erkannte, schüttelte er erschrocken den Kopf und wich zurück, bis er die Wand im Rücken hatte. „Stell dich nicht so an Ryou. Du hast doch ein gutes Leben bei mir. Ich kann dich mit den Informationen, die du hast, nicht einfach frei rumlaufen lassen. Wobei du das Meiste sicherlich schon wieder vergessen hast.“ der Türkishaarige packte seine Schöpfung einfach am Arm und zog ihn mit sich aus dem Zimmer. Ryou wollte sich wehren, was ihm jedoch nicht sonderlich gut gelang und so ließ er sich mitziehen. Kurze Zeit später stolperte er neben dem Türkishaarigen über den Gehweg. Dann stiegen sie in einen kleinen PKW ein und fuhren davon. An einer roten Ampel drehte sich der Ältere zu Ryou um. „Liege ich richtig mit der Annahme, dass ER dir geholfen hat?“ Ryou schwieg. „Ich rate dir zu antworten, wenn du keinen Ärger willst.“ Der Weißhaarige nickte kaum merklich. „Wusste ich’s doch.“ Er wand sich wieder der Straße zu und fuhr weiter. „Zuerst Yami und dann dich! Das wird ein Nachspiel haben.“ /Yami?/ in Ryous Kopf arbeitete es. /Wer ist das? Wer ist das?/ dann erinnerte er sich dunkel an ein Gespräch. ‚Er hat Yami ständig unters Messer gelegt, nur um herauszufinden, was er falsch gemacht hat. Dir soll nicht das selbe passieren, deshalb helfe ich dir.’ Die braunen Augen leuchteten. Ihr Besitzer war nicht so dumm, wie sein Schöpfer behauptete. Er brauchte einfach nur etwas länger, um zu denken...doch vergessen tat er dennoch viel. /Da draußen ist also jemand, der zu uns gehört. Ich....ich muss ihn finden./ der Weißhaarige sah sich im Wagen um, löste dann zögerlich den Gurt und öffnete die Wagentür. „Du Idiot?? Was machst du da??“ Ryou sprang aus dem Auto, rollte über den Asphalt, stand hastig wieder auf und rannte über die vierspurige Straße. Es grenzte an ein Wunder, dass er dort unbeschadet rüber kam, doch es gelang ihm. Schnell verschwand er im Gewühl der Menge, zu spät bemerkte er, wie leichtsinnig sein Vorhaben war. /Dummer Ryou. Wie will er ihn denn finden? Kennt sein Aussehen ni...doch./ seine Miene hellte sich wieder auf. /Kennt wohl Aussehen und kennt Namen!/ aufgeregt sprang er weiter. /Kann helfen, kann helfen!/ rief er fröhlich und seine Augen huschten ruhelos von rechts nach links, um Yami ausfindig zu machen. Yami hatte das Gefühl zu schweben, durch undurchdringliche Dunkelheit. Es erinnerte ihn an etwas...etwas, dass schon eine ganze Zeit zurücklag. *+*+*+*Flashback*+*+*+* Plötzlich wich das Gefühl der Leere und der Dunkelheit. Etwas umgab ihn und hüllte ihn ein. Yami spürte das Schlagen seines Herzens und wie immer wieder Luft in seine Lungen gepumpt wurde. Vorsichtig bewegte er die Hände, spürte, wie die Finger durch eine flüssige Masse hindurch glitten. Langsam öffneten sich die violetten Augen, sahen ihre Umgebung durch einen grünen Schleier. Blubberblasen stiegen um ihn herum auf und ein Schlauch schlängelte sich durch die Flüssigkeit, bis zu seinem Gesicht, wo er in einer Gasmaske endete. Langsam streckte er die Hand aus und stieß dann gegen eine durchsichtige Wand. Dahinter lag ein Raum. Überall standen Tische, Instrumente und Computer. Alles piepste und spukte ständig Daten aus. Yamis Blick wanderte zur Seite, konnte so hohe Säulen sehen, in denen die selbe Flüssigkeit enthalten war, in zweien schwammen winzige Embryos. Eine weitere Person weckte seine Aufmerksamkeit. Sie betrachtete die Embryos, ehe sie weiterging und vor Yamis Tank zum Stehen kam. Ein junger Mann, mit schwarzen Haaren, blondem Pony und violetten Spitzen. Die violetten Augen sahen ihn traurig an, die Haut war dunkel gebräunt und um den Hals hing ein Adler. Der Fremde streckte die Hand aus, legte sie auf die Glaswand. Yami tat es ihm gleich, sodass ihre Hände nun genau aufeinander lagen. Fest sahen sie sich in die Augen und durch Yamis Kopf huschte ein Gedanke, den er sich nicht erklären konnte. /Wir beide sind die selbe Person./ Ein merkwürdiger Ton erklang und Yami sah verwirrt auf sein Ebenbild, dessen Blick weiterhin traurig war. Täuschte er sich, oder weinte der Junge? ‚Yami!’ eine Stimme tauchte wie aus dem Nichts auf, rief ihn und wurde immer lauter. ‚Yami!!’ *+*+*+*Flashback ende*+*+*+* „Yami!“ der Violettäugige schreckte aus seinem Traum auf und saß senkrecht im Bett. Seine Sicht war verschwommen und als Yami allmählich wieder zu sich kam bemerkte er auch warum. Sein Gesicht war Tränenüberströmt. Erschrocken über diese Erkenntnis wischte er sich hastig über das Gesicht. „Hey, beruhig dich. Kein Grund sich zu schämen.“ Erneut zuckte der Schwarzhaarige zusammen, da es Bakura war, der da mit ihm sprach. „Ich dachte schon der Stich wäre tödlich gewesen, weil das Fieber nicht mehr sinken wollte. Da hast du wohl noch mal Glück gehabt.“ Allmählich beruhigte sich Yami wieder und verdrängte die zurückgekehrte Erinnerung schnell wieder. „Ich habe nicht um deine Hilfe gebeten.“ „Das sagen sie alle,“ sagte Bakura daraufhin nur. „Du hast eine Woche lang gefiebert, Seto ist ganz schön sauer deswegen. Vielleicht willst du mir ja sagen, was zwischen euch läuft. Er sagt mir nämlich nichts.“ „Das geht dich nichts an.“ Yami funkelte ihn wütend an, stieg aus dem Bett und kippte sofort vorne über, da ihm schwindelig wurde. „Aufpassen.“ Bakura bewahrte den Jüngeren vor einem Sturz und hob ihn dann einfach auf seine Arme. „Ich bring dich zu Seto, Süßer.“ „Lass mich runter!“ keifte Yami und versuchte von den Armen des Weißhaarigen zu springen, was ihm jedoch nicht gelang. „Weißt du Yami, wenn zwischen dir und Seto nichts läuft, vielleicht wollen wir beide es mal versuchen. Ich hab eine Schwäche für Kratzbürsten, wie dich.“ Yami verpasste ihm eine Ohrfeige, was den Weißhaarigen jedoch keineswegs beeindruckte. /Ich hasse Kerle wie ihn! Aber hat Seto ihm gar nicht gesagt, was ich bin?/ nachdenklich über diese Aktion gab er seinen Widerstand auf und ließ sich ins Zimmer des Braunhaarigen schleppen. Völlig geschockt starrte Mariku auf seinen Kontostand. Wo war das ganze Geld hin???? Es konnte sich doch nicht einfach in Luft auflösen! Die kalten Augen durchbohrten das Konto, auf welches das Geld übergewechselt war. Wütend griff er zum Telefon und wählte die Nummer seiner Bank. „Tequila Citybank, was kann ich für Sie tun?“ „Ich hätte gerne eine kleine Auskunft,“ sagte Mariku Unheil verkündend. „Wer besitzt das Konto 5788329?“ „Einen Moment bitte.“ Ungeduldig tippte der Zeigefinger des Sandblonden auf die Tischplatte. „Tut mir Leid, aber das Konto existiert nicht. Sind Sie sicher, dass es die richtige Nummer war?“ Kurz schwieg Mariku, ehe er losdonnerte. „WAAAS?????? SOLL DAS EIN SCHERZ SEIN??? WOHIN IST DANN MEIN GELD VERSCHWUNDEN????“ „Bitte beruhigen Sie sich.“ „ICH SOLL MICH BERUHIGEN???? 200.000 VERSCHWINDEN VON MEINEM KONTO UND ICH SOLL MICH BERUHIGEN??? ICH WERDE SIE VERKLAGEN, MACHEN SIE SICH DARAUF GEFASST!!!“ wütend knallte er den Hörer zurück auf die Gabel. /Wenn dieser Lukas Mahr etwas damit zu tun hat, dann bring ich ihn um!/ Das Telefon begann zu klingeln und mit einem Knurren nahm Mariku ab. „WAS??“ brüllte er in den Hörer. „Es freut mich auch, deine Stimme wieder zu hören, Brüderchen.“ Mariku beruhigte sich ein wenig, als er Mariks Stimme erkannte. „Was willst du?“ „Dir nur ankündigen, dass ich schon heute wieder in Tequila bin. In zwei Stunden komme ich vorbei, also sei so nett und empfange mich diesmal.“ „Wieso? Valon hätte sich doch wunderbar mit dir beschäftigt.“ „Ich hab ne Freundin, falls du es vergessen haben solltest. Außerdem stehe ich nicht auf Männer.“ „Mein Fehler. Diesmal kriegst du Serenity.“ „Wag es nicht!! Es reicht, wenn du da bist, ich hab nämlich noch was mit dir zu besprechen. Bis später.“ „Wie du meinst.“ Mariku legte auf und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Was Marik ihm zu sagen hatte interessierte ihn schon, immerhin kam es nicht oft vor, dass er so ernst klang. „Komm raus du Ratte!!“ rief der Mann und rannte schnaufend an der Gasse vorbei, in der sich Ryou versteckte. Er wartete noch einen Moment, dann holte er das Brot unter seinem Shirt hervor und aß es gierig. Seit einer Woche suchte er vergebens nach Yami und da er kein Geld bei sich trug musste er stehlen, um etwas essen zu können. Dadurch war er bereits stark abgemagert, aber es kümmerte den Jungen nicht. Hier draußen gab es einen Freund und den musste er finden. Er leckte sie die letzten Krümel von den Fingern und trat dann wieder auf die Straße, wo er einen Mann mit braunen Haaren und Augen anhielt, indem er diesem am Ärmel zupfte. „Yami?“ fragte Ryou und störte sich nicht daran, dass der Passant ihn angewidert ansah. „Er hat violette Augen, schwarze Haare mit blondem...“ doch weiter kam er gar nicht, denn er wurde unterbrochen. „Meinst du etwa den Yami, den Seto angeschleppt hat?“ fragte der Braunhaarige wissend. Ryou kannte niemanden namens Seto, doch er nickte einfach. „Dann bist du wohl ein Freund von den beiden?“ „Bringst du mich zu ihm?“ fragte Ryou. „Klar, komm mit.“ Die braunen Augen leuchteten freudig und ihr Besitzer lief glücklich neben dem Braunhaarigen her. Endlich hatte er ihn gefunden. Mit einem Murren ließ sich Yami in Setos Zimmer abstellen. Kurz schwankte er, doch dann stand er still. Zwei eisblaue Augen durchbohrten ihn wütend. Seto machte den Anschein einer tickenden Zeitbombe, die gleich in die Luft gehen würde. „Ich hab dir dein Dornröschen gebracht,“ sagte Bakura neckend und wuschelte Yami durch die Haare. „Finger weg,“ zischte dieser und funkelte den Weißhaarigen an. „Lass uns allein,“ sagte Seto ruhig. Zu ruhig, wie Yami fand. Langsam stand der Braunhaarige auf und ging auf seinen Stricher zu. Vor ihm blieb er stehen und wartete, bis die Tür hinter Bakura ins Schloss fiel. Dann holte er aus und verpasste Yami eine Ohrfeige. Völlig überrumpelt wurde der Schwarzhaarige am Kragen gepackt und zurückgedrängt, bis er die Wand im Rücken hatte. „Was fällt dir eigentlich ein?“ zischte Seto und drückte Yami näher an die Tapete. „Glaubst du ich habe Zeit für deine dämlichen Aktionen??“ Yami fand jedoch nicht die Zeit irgendetwas zu erklären, denn Seto stieß ihn zu Boden. Er wollte sich aufsetzten, doch vom Fieber war er noch zu geschwächt. Der Blauäugige ging in die Hocke, griff erneut nach dem Kragen Yamis und zog den Jüngeren so in eine sitzende Position. „Aber nicht nur das, du hast mich doch belogen. Du besitzt den Opal.“ „Tu ich nicht!“ sagte Yami, doch ihn traf nur eine weitere Ohrfeige. Seto schien es unheimlichen Spaß zu machen seine Wange immer wieder von neuem zu misshandeln. „Lüg nicht, Hure. Du hast im Schlaf gesprochen. Mi regalo de Tlaloc, hast du gesagt, immer wieder.“ Yami schluckte. „Und was soll das bitteschön beweisen?“ „Mir regalo de Tlaloc, dass heißt ‚mein Geschenk von Tlaloc. Denkst du nicht, das entlarvt dich?“ „Ich weiß nicht, wovon du redest!“ „Stell dich nicht dumm! Der Opal stellte den Regengott der Azteken dar, Tlaloc. Wie kommst du also auf diesen Namen, wenn du ihn nicht gestohlen haben sollst??“ Yami schwieg. Wie sollte er das erklären? Vor allem, da ihm eine Menge anderer Fragen in den Sinn kamen. Kapitel 11: Ati --------------- So hier kommt das zehnte Kapitel. Vielen Dank für die Kommis. Lange dauert es nicht mehr, bis Yamis Geheimnis gelüftet wird und jetzt viel Spaß beim Lesen! 10. Ati „Ich habe dich etwas gefragt,“ zischte Seto und hielt Yami noch immer eisern fest, der nach einer glaubhaften Ausrede suchte. „Jeder kennt den Namen Tlaloc, das hat rein gar nichts zu bedeuten.“ Setos Augenbraue zuckte gefährlich. Er packte die Handgelenke des Jüngeren und nagelte ihn so am Boden fest. „Reiz mich nicht. Entweder nennst du mir das Versteck des Kristallopals, oder ich quäle dich solange, bis du es mir vor Angst winselnd sagst.“ „Und wie willst du das hinkriegen? Wie wir doch festgestellt haben ist klein Seto abgestorben.“ Seto kochte vor Wut als das Gespräch auf sein kleines Problem vom letzten Mal fiel. „Es gibt noch genügend andere Foltermethoden,“ raunte der Braunhaarige gefährlich und biss in den Hals des Schwarzhaarigen, sodass er die Stelle blutete. „Und selbst, wenn mir die Ideen ausgehen, übernimmt Bakura sicherlich gerne. Oder hast du schon vergessen, wo du dich hier befindest?“ Nun wurde Yami doch etwas blass und unter seinem wütenden Blick kamen Anzeichen von Panik durch. „ICH HAB DIESEN BESCHEUERTEN AZTEKENGOTT NICHT GESTOHLEN!!“ brüllte er den Blauäugigen an, doch dieser schien für diese Worte taub zu sein, oder es nicht wahrhaben zu wollen. /Wie zum Henker bin ich da nur rein geraten? Ich habe den Opal nicht gestohlen und wenn Seto das nicht endlich mal begreift, dann sieht es schlecht für mich aus./ „Du scheint wohl keinerlei Hemmungen zu haben, zu lügen, nicht wahr?“ zischte Seto nun. „Damals wie heute lügst du mir eiskalt ins Gesicht. Ich hasse dich, du widerliche Ratte, hörst du? Und es wird dir noch leid tun, was du getan hast. Lüg ruhig weiter, aber am Ende wirst du dir wünschen mich niemals reingelegt zu haben,“ eisig war der Blick aus den blauen Augen. Seto erhob sich und wand sich von Yami ab. Wenn Yami es doch wenigstens endlich zugeben würde, oder eine Erklärung für sein Verhalten hätte. Aber er log ihm noch immer eiskalt ins Gesicht. Seto fühlte sich benutzt und widerwärtig. Nach dem die Sache mit seinem Vater passiert war, hatte er niemanden mehr einen Einblick in seine Seele gewährt. Doch dann verliebte er sich Hals über Kopf in einen völlig unbekannten Jungen, gab von sich so vieles Preis, hatte sich zum ersten Mal wieder wohl gefühlt. Doch man hatte ihn wieder nur ausgenutzt. Yami lachte ihn doch sicherlich gerade wieder aus, über sein dummes Verhalten. Seine Hände zitterten vor Hass und Enttäuschung. Seto hatte Yami den Rücken zugedreht und starrte aus dem Fenster. „Warum?“ fragte er schließlich leise. „Was, warum?“ fragte Yami zurück, der sich aufgesetzt hatte und mit einer Hand prüfend nach seiner Bisswunde tastete. Knurrend stellte er fest, dass sie blutete. „Sag mir einfach, was du mit deinem Spielchen bezweckt hast. Worin bestand der Sinn mir meine Firma zu retten und mit mir ins Bett zu springen?“ er drehte sich zu dem Violettäugigen um, der ihn wütend anfunkelte. „Ich hab keine Ahnung, was man dir in den Tee gekippt hat, aber ICH HAB DICH NOCH NIE ZUVOR GESEHEN!! WANN WILLST DU DAS ENDLICH KAPIEREN?? ICH HAB ES ALLMÄHLICH SATT VON DIR WEGEN IRGENDWELCHEM MIST BESCHULDIGT ZU WERDEN, FÜR DEN ICH NICHT VERANTWORTLICH BIN!!“ Setos Miene verfinsterte sich. „Schön, das war deine letzte Chance, aber wenn du es lieber auf die harte Tour haben willst...,“ er wand sich ab und machte Anstalten das Zimmer zu verlassen, als Yami ihm am Arm zurückhielt. „SAG MAL BIST DU TAUB?? ICH HAB NIEMALS MIT DIR GESCHLAFEN UND DIR AUCH NICHT DIE FIRMA GERETTET, NOCH HABE ICH MAI BESTOHLEN!!“ Energisch stieß Seto den Jüngeren von sich. „Halt endlich die Klappe, oder ich bring dich um!“ er sagte seine Worte mehr aus Wut, als das er sie wirklich ernst meinte, doch sie schienen ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben, denn der Violettäugige schwieg. Yami war sich nicht sicher, ob er die Drohung ernst nehmen sollte, oder nicht. Zumindest klang sie ernst gemeint, aber was hätte es für einen Sinn ihn zu töten, wenn er doch den Aztekengott wieder haben wollte? Er wusste nicht, ob Mai log, oder nicht, aber sein Gefühl sagte ihm, dass zumindest Seto die Wahrheit zu sagen schien. Wenn zwischen ihm und Seto wirklich etwas gewesen sein sollte, etwas das über normale Zuneigung hinaus ging, dann war es kein Wunder, dass der Braunhaarige ziemlich wütend darüber war, als er erfahren hatte, dass Yami ein Stricher war. /Aber ich habe nicht mit ihm geschlafen, auch wenn er es behauptet. Das kann eigentlich nur bedeuten, dass er dafür verantwortlich ist./ Und das war es, was Yami nicht glauben konnte. Sein einziger Freund wohnte bei diesem Verrückten und der hätte niemals zugelassen, dass sein perfektes Wesen, auch regalo de Tlaloc, wie er ihn oftmals nannte, irgendwie nach draußen gelang, vor allem nicht ins zig Kilometer entfernte Japan! /Aber es wäre schon wahrscheinlich, dass er Tlaloc gestohlen hat, sollte er wirklich einen Weg gefunden haben zu entkommen./ Nachdenklich starrte Yami auf seine Hände. Sollte er Seto von ihm erzählen? Auch die Sache mit der Tätowierung fiel ihm wieder ein. ER war tätowiert. /Wird Seto mir das überhaupt glauben und wenn ja, wird er ihn retten können? Dartz ist gefährlich....gefährlicher, als die Skorpione./ Seufzend schlang Yami die Arme um den Oberkörper und rieb über die kalte Haut, um sich zu wärmen. Er wollte nicht riskieren, dass seinem einzigen Freund etwas passierte. Doch andererseits wäre das auch die Chance für ihn auf Freiheit. /Ich werde mich ihm wohl einfach anvertrauen müssen./ Seto saß unterdessen an der Bar, einer Flasche Tequila und einem weißhaarigen Wuschelkopf, direkt gegenüber. „Komm, trink ordentlich und rede dir deine Sorgen von der Seele,“ sagte Bakura aufmunternd und kippte die goldene Flüssigkeit in ein Glas. „Salz und Zitrone? Oder pur?“ fragte er weiter und schob dem Braunhaarigen das Glas entgegen. „Lass den Unsinn. Warum sollte ich mit dir reden wollen?“ „Hm, lass mich mal nachdenken...“ Bakura lehnte sich auf seinen Hocker zurück und tat, als würde er überlegen. „Erstens, du kommst zu mir, ohne sofort den Grund zu nennen. Zweitens, schweigst du die ganze Zeit und drittens, siehst du aus, als wärst du völlig am Boden.“ Wütend funkelte der Blauäugige seinen Gegenüber an. Er hasste ihn dafür, dass er immer so einfach in die Seelen der Menschen blicken konnte und anscheinend einen heiden Spaß daran hatte, dies einem auch noch ständig unter die Nase zu reiben. „Beziehungsstress mit Yami-chan?“ „Wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich mit dieser Schlampe nicht zusammen bin?“ Bakura zog eine Augenbraue hoch. „also der Ausdruck Schlampe ist neu.“ „Will dich nur warnen, bevor du auch ein Opfer seiner dreisten Lügen wirst.“ „Na geht doch! Lass dir doch nicht ständig alles aus der Nase ziehen!“ Seto spießte den Älteren mit Blicken auf. Wieso gelang es den Escorpións ständig ihre gewünschten Informationen zu bekommen? „Willst du mir nicht erzählen, was zwischen euch vorgefallen ist?“ „Nein,“ zischte Seto kalt, griff dann letztendlich doch nach dem Glas und stürzte sich den Tequila auf Ex runter. Bakura verzog angesäuert das Gesicht. „Unmenschlich, so was Gutes nicht zu genießen,“ sagte er und füllte dem Blauäugigen nach. Ryou hatte Mühe mit dem Braunhaarigen Schritt zu halten, da seine Augen ständig hin und her wanderten. Hier draußen gab es für ihn so viel Interessantes zu sehen, dass er Schwierigkeiten hatte alles in sich aufzunehmen. „Hey, wo bleibst du denn?“ rief der junge Mann und hastig holte Ryou wieder auf. „Hier ist es,“ sagte er und betrat eine Kneipe, wie Ryou vermutete. Zumindest ähnelte es denen, aus den Bilderbüchern, doch es konnte sich auch genauso gut um eine Bruchbude handeln. Neugierig sah er sich im Inneren um, während der Braunhaarige auf die Theke zuging und dort von Bakura begrüßt wurde. „Na so was, Tristan,“ sagte dieser überrascht. „Was machst du denn hier? Und wen hast du uns da mitgebracht?“ Seto sah nicht auf, sondern nippte an seinem Tequila. „Sein Name ist Royu. Er sagte er wäre ein Freund von Yami.“ Nun drehte sich Seto doch zu dem Fremden um, der fasziniert eine Patronenkugel betrachtete, die in einer Tischplatte steckte. Vielleicht konnte dieser Freund ja Licht in Yamis Lügenwirrwarr bringen. „Hey Ryou!“ rief er dem Jungen zu, der daraufhin zusammenzuckte und sich im ersten Moment panisch nach einem Fluchtweg umsah. „Komm doch mal her.“ Zögerlich kam der Angesprochene näher und sah hoch in die kalten Augen des Braunhaarigen. „Du brauchst keine Angst zu haben, ich beiß dich nicht.“ „Aber auch nur, wenn du gute Laune hast,“ gab Bakura zum besten. Als er Ryous Gesicht gesehen hatte, hatte er im ersten Moment seinen Augen nicht trauen können, doch schnell hatte er sich wieder gefasst. „Heißt also so gut wie nie.“ Grinsend sah er zu Seto hinüber, der ihn wütend anfunkelte. /Ryou....er sieht genauso aus wie sie./ Zögerlich blickte Ryou vom einem zum anderen. Was Bakura von ihm wollte hatte er nicht so ganz verstanden. Das war zu hoch für ihn. „Ich hab ein paar Fragen an dich über Yami,“ fuhr Seto nun fort. „Kannst du mir die beantworten?“ als der Junge nickte fuhr er fort. „Gut, hat Yami den Opal gestohlen? Der, der so aussieht wie der Regengott Tlaloc?“ Ryou überlegte. Der Name kam ihm bekannt vor, aber es wollte ihm nicht einfallen woher er davon schon mal gehört hatte und das Seto ihn ungeduldig ansah machte ihm das Denken nicht gerade leichter, daher sah er sich wieder panisch um. Warum nur war er immer so dumm? „Du machst ihm Angst, Seto,“ sagte Bakura, holte ein zweites Glas, füllte es ebenfalls mit Tequila und schob es dem Weißhaarigen zu. „Trink, dass beruhigt.“ Ryou tat, wie aufgefordert und nahm einen tiefen Schluck des fremdartigen Getränks. Es brannte im Hals und löste einen Hustenanfall bei ihm aus. Was war das für ein Teufelszeug? Scheu sah er in die braunen Augen. „Jetzt, machst du ihm Angst,“ sagte Seto nun wieder. „Sag schon Ryou, hast du vielleicht schon mal einen weißen Stein gesehen, der in bunten Farben leuchten kann? Er ist so groß, wie deine Hand,“ sagte der Blauäugige freundlich, während Bakura sich zusammenreißen musste, um nicht vor unterdrücktem Lachen zu platzen. Seto so freundlich reden zu hören, war einfach unbezahlbar. Doch Ryou fiel es endlich ein. „Ati hat mir den Stein gezeigt!“ sprudelte er plötzlich hervor. Seto runzelte die Stirn. „Wer ist Ati?“ „Ein Freund!“ rief der Weißhaarige begeistert, da ihm nun alles wieder einfiel. „Er hat den Opal gestohlen, für besondere Notfälle.“ Enttäuscht fiel die Spannung von Seto ab. „Du bist ganz sicher, dass der Opal Tlaloc gezeigt hat? Und das es nicht Yami war, der ihn hatte?“ Ryou schüttelte den Kopf. Was war denn nun los? Hatte er wieder was Dummes von sich gegeben. „Wo ist denn Yami?“ fragte er nun. „Ich bring dich hin,“ rief Bakura plötzlich, sprang auf und ordnete Ryou an ihm zu folgen. Seto gab ein Grummeln von sich. „Was hast du gesagt?“ „Ich habe gar nichts gesagt,“ verteidigte der Blauäugige sich. „Yami ist so ein süßes Kerlchen, da werde ich ihn doch mal besuchen dürfen.“ „Er ist eine widerliche Hure,“ zischte Seto und leerte nun auch dieses Glas Tequila. „Weißt du, dass ist mir so ziemlich egal,“ rief Bakura über die Schulter hinweg, während er bereits die Treppen hochging. „Jeder hat seine Gründe und im Gegensatz zu mir ist Yami die reinste Unschuld.“ Seto schnaubte daraufhin nur verächtlich und machte Anstalten sein Glas ein weiteres Mal zu füllen, ließ es dann aber bleiben. Yami hatte es sich in einem der Sessel bequem gemacht und spielte mit dem Anhänger um seinen Hals. Er haderte noch immer mit sich, ob er Seto nun die mögliche Wahrheit erzählen sollte oder nicht. Immerhin wollte er seinen Freund nicht ins Unglück stürzen. Er musste herausfinden, wie Seto wirklich zu ihm gestanden hatte, denn wenn es ihm hinterher genauso erging, wie Yami, dann hätte er es bei dem Irren besser. Ein Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken. Neugierig wand er den Kopf zur Tür, um zu sehen, wer da kam, denn Seto hätte sicherlich nicht angeklopft. Doch Yami wand sich sofort wieder murrend ab, als er Bakura sah. Konnte der Kerl ihn nicht mal in Ruhe lassen? „Mich freut es auch, dich zu sehen!“ rief der Weißhaarige fröhlich, ging auf den Stricher zu und wuschelte ihm durch die Haare. „Behalt deine Finger bei dir,“ zischte Yami wütend. „Du bist aber so niedlich, dass ich meine Finger nicht von dir lassen kann,“ sagte er und schlang seine Arme um den Oberkörper des Jüngeren. „Ha, ha, wirklich witzig.“ „Ich mein das ernst, Kätzchen.“ „Hör auf mich so zu nennen, ich bin keine Katze!“ Yami versuchte sich aus der Umarmung zu winden, doch es gelang ihm nicht. Der Weißhaarige zog ihn nur noch näher an seinen kräftigen Oberkörper, sodass Yami seinen Geruch einatmete. Ein Schauer des Ekels überkam ihm, wie bei allen Männern, die ihn berührten. Doch da Bakura keiner seiner Kunden war, verbarg er dieses Gefühl nicht. „Stinke ich, oder warum verziehst du das Gesicht so?“ „Ich verziehe das Gesicht, weil ihr Männer mich anekelt!“ Yami packte nun nach einem der Arme Bakuras und versuchte diesen so wegzudrücken, jedoch auch erfolglos. „Etwa alle Männer? Und was ist mit dir?“ „Ich zähle auch dazu, zufrieden??“ Nun lockerte Bakura seinen Griff doch etwas. „Aber du bist doch so ein Hübscher. Vor allem deine Augen gefallen mir und es gefällt mir, dass du so zierlich bist. Deinen widerspenstigen Charakter mag ich auch.“ „Ich gefalle allen Männern, was zur Folge hat, dass ich für sie das Lustobjekt spielen darf und jetzt nimm endlich deine dreckigen Finger von mir!!“ Diesmal gab Bakura grummelnd nach. „Schmeiß nicht alle Männer in einen Topf, außerdem wenn ich dich hätte haben wollen, dann hätte ich es schon längst getan.“ Der Weißhaarige klang gekränkt und das sah man ihm auch an. Er ging zur Tür und traf dabei auf Ryou, der bisher unschlüssig im Türrahmen gestanden hatte, da er die beiden nicht hatte stören wollen. „Übrigens, du hast Besuch,“ sagte Bakura noch schnippisch, ehe er die Tür hinter Ryou zuknallte. Schlecht gelaunt ging er in die Bar zurück, packte die Flasche Tequila, die Seto noch immer unschlüssig angestarrt hatte und fing an sie zu leeren, ohne einmal abzusetzen. Seto grinste fies. „Jetzt siehst du aus, als ob du am Boden wärst.“ Mit einem lauten Klong wurde die leere Flasche wieder auf die Theke gestellt. „Wie war das vorhin noch mit dem genießen von guten Sachen?“ „Halts Maul,“ brummte Bakura und griff ins Regal hinter sich, um eine neue Flasche hervorzuholen, doch Tristan nahm sie ihn einfach aus der Hand. „Lass die Finger vom Alkohol,“ sagte der Braunäugige. Bakura grummelte und holte eine weitere Flasche aus dem Regal, auch diesmal nahm Tristan diese an sich. „Du bist unausstehlich, wenn du getrunken hast, also Pfoten weg und red dir lieber von der Seele, was dir auf den Herzen liegt. Sonst bist du auch immer so ein Tratschweib.“ „Nur, wenn es um die Probleme anderer geht,“ murrte der Weißhaarige, schielte zum Regal, seufzte und wand sich dann seinen Freunden zu. „Yami hat mir ne Abfuhr erteilt.“ Setos Blick verfinsterte sich. „Bakura, er ist ein Stricher. Du kannst ihn dir einfach nehmen, wenn du ihn haben willst. Er hat dem Folge zu leisten.“ „Das ist aber langweilig! Wo bleibt denn der Spaß, wenn man nichts erobert hat?“ Tristan runzelte die Stirn. „Ich schließ mich Seto an. Als Stricher schläft er doch niemals freiwillig mit dir.“ „Aber er ist doch so eine hübsches Kätzchen.“ Nun schob Tristan dem Weißhaarigen doch die Flaschen Tequila zu. „Hier, ertränk deinen Liebeskummer.“ Seto verdrehte die Augen. „Yami ist eine widerliche Schlampe, der spielt dir was vor und lügt dir anschließend eiskalt ins Gesicht.“ Kurzes Schweigen, dann schob Tristan die zweite Tequilaflasche zu dem Braunhaarigen herüber. „Hier, ertränk du auch deinen Liebeskummer.“ Zornfunkelnd und mit einer leichten Röte auf den Wangen sprang Seto vom Hocker und knallte die Hände auf die Theke. „Ihr habt sie doch nicht mehr alle! Sind eigentlich alle Skorpione so bescheuert, oder nur ihr beide???“ ohne eine Antwort abzuwarten stapfte Seto aus der Bar, um draußen ein wenig frische Luft zu schnappen. „Nettes Kompliment,“ murmelte Tristan, während Bakura nur etwas unverständliches vor sich hinnuschelte und am Verschluss einer weiteren Flasche werkelte. Sein Gesicht zierte bereits eine gesunde Röte. Verwirrt sah Yami den weißhaarigen Jungen an, den er im Bordell bereits mehr oder weniger kennen gelernt hatte. „Du....was machst du denn hier?“ fragte er ungläubig. Zuerst runzelte Ryou die Stirn, dann fiel ihm ein, dass er Yami ja bereits schon mal gesehen hatte. Ärgerlich biss er sich auf die Lippen, da er schon wieder etwas wichtiges vergessen hatte. „Du bist doch ein Freund von Ati, oder?“ fragte der Weißhaarige nun. „Ati?“ Yami runzelte die Stirn. Wer sollte denn das sein. „Er sieht dir sehr ähnlich.“ Der Schwarzhaarige schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. Darauf hätte er auch selbst kommen können. „Ja, er ist ein Freund von mir. Aber woher kennst du ihn?“ „Ich bin so, wie du. Aber ich bin dumm,“ sagte Ryou kleinlaut. Yami seufzte. „Von wegen dumm, wie hättest du mich denn sonst finden sollen? Aber ich kann dich verstehen, er hackt immer auf unseren Fehlern rum.“ Ryou nickte unsicher, ging dann auf den Violettäugigen zu und sah ihm in die Augen. „Geht es dir denn gut hier? Besser, als da unten?“ Yami nickte, da er nicht wollte, dass sich der Weißhaarige Sorgen um ihn machte. „Sag mal,“ begann er, da ihm die Sache mit Seto wieder einfiel. „Hat Ati schon mal etwas von Seto erwähnt? Oder von einem Opal?“ „Der Opal gehört ihm,“ begann Ryou sofort Auskunft zu geben. „Aber von Seto weiß ich nichts.“ Yami seufzte und lehnte sich in dem Sessel zurück. „Wie heißt du eigentlich?“ fragte er schließlich. „Ryou.“ Grummelnd betrat Seto sein Zimmer, warf einen missbilligenden Blick auf den weißhaarigen Störenfried und setzte sich in einen der Sessel, sah dabei die beiden Jüngeren mit einem Blick an, der nur zu deutlich war. Ryou legte daraufhin wieder die Hände auf den Mund und Yami senkte den Blick. „Lässt du uns allein?“ fragte er seinen neunen Freund. Dieser nickte und verließ hastig das Zimmer, dann wand sich der Violettäugige seinem Freier zu. Er musste es jetzt einfach wissen. „Seto? Darf ich dich etwas fragen?“ begann er vorsichtig. „Was?“ zischte Seto nicht sonderlich begeistert. „Bitte sag mir, was vor einem halben Jahr passiert ist und warum es dich so mitnimmt.“ Wütend sah er Yami an. „Du weißt doch ganz genau, was passiert ist!“ „Hör zu, ich kann vielleicht alles aufklären, aber dafür musst du mir sagen, was passiert ist.“ „Ich denke gar nicht daran!“ oh nein, er würde diesem widerlichem Etwas ganz sicher nicht von seinen Gefühlen erzählen und somit erneut jemanden vertrauen. Mit diesem Thema hatte er endgültig abgeschlossen! Kapitel 12: Tell me what is true -------------------------------- 11. Tell me what is true Yami seufzte. „Seto, ich kenne dich nicht von früher, aber ich weiß, wer es damals gewesen sein könnte,“ versuchte er es weiter. „Ach wirklich?“ die blauen Augen funkelten kalt. Ihr Besitzer hatte keine Lust das Thema weiter auszuweiten. „Und was war er? Auch so eine Hobbynutte, wie du?“ zischte er. Nun blitzten auch die Amethyste gefährlich. „Nein, war er nicht!! Wenn du ihn für so jemanden hältst, dann scheinst du ihn überhaupt nicht zu kennen! Am besten, ich erzähle dir gar nicht von ihm!!“ wütend wand sich Yami ab, doch nun war Setos Aufmerksamkeit doch geweckt. Seto betrachtete das Gesicht des Strichers. Er schien es ernst zu meinen. Konnte es wirklich sein, dass es jemanden gab, der Yami ähnlich sah? Jemanden, mit einem tätowiertem Schulterblatt? „Ist dieser jemand, tätowiert?“ fragte er einfach in die Stille. Yami wand ihm wieder sein Gesicht zu. Hatte er nun doch das Interesse seines Gegenübers geweckt? „Ja,“ sagte er schließlich. „Auf der rechten Schulter trägt er einen kleinen Adler. Wie ich trägt er auch einen Anhänger, da der Adler für die Freiheit steht, aber die Tätowierung verurteilt ihn zur Gefangenschaft.“ Seto horchte auf. „Was soll das heißen?“ Yami funkelte ihn an. „Zuerst, erzählst du mir, was damals vorgefallen ist, bevor ich dir irgendetwas über ihn verrate!“ Seto senkte kurz den Blick, sammelte sich und begann dann schließlich von jenem Abend, vor einem halben Jahr zu erzählen. „Ich war mit einem Geschäftsmann verabredet, der sich Jo McLaggen nannte....“ Mariku lehnte sich in seinem Sessel zurück. Er hatte schlechte Laune. Wegen diesem türkishaarigen Betrüger besaß er nun einen gewaltigen Schuldenberg, Yami und Seto waren noch immer nicht aufgetaucht, es gab keinerlei Nachricht von den Skorpionen und dann machte ihm auch noch sein Bruder Vorhaltungen, weil er ihn nicht nur versetzt, sondern auch noch den braunhaarigen Valon angeboten hatte, um die Wartezeit zu überbrücken. „Verdammt Marik, jetzt sag endlich, warum du hier bist!“ rief er schließlich, als er es nicht mehr aushielt. Marik funkelte seinen älteren Bruder wütend an, kam dann jedoch zum Grund seines hier seins. „Zum einem will ich dir dazu raten schnellstmöglich das Land zu verlassen.“ „Ach und warum?“ fragte dieser desinteressiert. „Du erinnerst dich doch noch sicherlich an den ‚Unfall’ vor vier Monaten, oder?“ Mariku überlegte kurz. „Ach so, du meinst den kleinen Gefallen, um den mich Seth gebeten hat.“ „Genau den. Hör zu, die Polizei mag zwar ziemlich unterbelichtet sein, weshalb du hier ja auch deinen kleinen ‚Club’ führen kannst, aber die Escorpión negro sind dafür umso gerissener.“ „Ich versteh nicht, auf was du hinaus willst.“ Gelangweilt drehte er eine Zigarette zwischen den Fingern und beobachtete, wie sich der Tabak auf dem Tisch verteilte. „Ich weiß aus einer zuverlässigen Quelle, dass sie dir auf die Spur gekommen sind. Was auch immer die mit Mokuba zu tun haben, Mariku, die wollen dich umbringen!“ sagte Marik nun eindringlich. Langsam wich die Farbe aus dem Gesicht des Älteren, als ihm die Tatsachen klar wurden. Bei den Unfall, den er in Seths Auftrag ausgeführt hatte, sollte Mokuba getötet werden und so weit er von Seth erfahren hatte war Mokuba der jüngere Bruder von Seto. /Aber wenn die Biester hinter mir her sind, dann kann das nur bedeuten, dass Seto doch zu den Skorpionen gehört./ „Scheiße,“ fluchte er. /Und ich will nicht wissen, was Yami denen alles erzählt hat./ „Fuck!“ „Das kannst du wohl laut sagen,“ gab Marik von sich. „Verdammt, wie soll ich denn aus Mexiko rauskommen? Wer weiß, wo die überall ihre Spione haben?“ man sah deutlich die Panik, in dem sonst so grausamen Gesicht. Auch, wenn Mariku zu der ‚groberen’ Sorte Mensch gehörte, so fürchtete auch er die Foltermethoden der schwarzen Skorpione, die zwar als Gerüchte herumschwirrten, doch hin und wieder fand man auch mal Beweise für diese Annahmen. Gedanklich sah der Lavendeläugige sich schon in der Wüste, an einem Baum gekettet, umzingelt von hungrigen Kojoten und Assgeiern. Marik sah ihn beruhigend an. „Wegen deiner Flucht bin ich ja hier.“ Mariku sah ihn forschend an. „Ach ja? Und wie willst du mich aus dem Land rausschaffen?“ Der Jüngere griff in seine Jackentasche und holte einen goldenen Ring daraus hervor, den selben, den auch er am Ringfinger trug. „Ich habe mich vor einigen Wochen verlobt, mit einer Frau, die dir auf den ersten Blick recht ähnlich sieht.“ „Ist ja schön für dich!“ schnaufte er. „Sag mal fällt der Groschen nicht? Ich hab sie bezahlt, damit sie die Verlobung eingeht! Sie sieht dir recht ähnlich und wenn du Perücke und einen BH trägst wird der Unterschied kaum auffallen.“ Mariku sah seinen Bruder an, als wolle er ihn auf der Stelle erwürgen. „Du verlangst, dass ich mich als Frau ausgebe?“ zischte er bedrohlich. „Ja, das tue ich! Aber wenn du lieber in die Hände der Skorpione gelangen willst, bitteschön, dann bleib halt hier!“ Wütend knirschte der Ältere mit den Zähnen. „Na gut, ich mach’s.“ „Dir bleibt auch keine andere Wahl.“ Marik öffnete seine Reistetasche und holte eine Perücke und alles weitere Notwenige daraus hervor. Inzwischen hatte Seto seine Erzählung beendet. „Ich hab alle Hebel in Bewegung gesetzt, um ihn zu finden. Tja und dann, holte Seth mich nach Mexiko und statt meinem Unbekannten One-Night-Stand traf ich dich.“ „Und so, wie du darauf reagiert hast, seit du weißt, als was ich arbeite, darf ich wohl davon ausgehen, dass dir diese Nacht mehr bedeutet hat, als ein einfaches One-Night-Stand, oder?“ fragte Yami prüfend und sah in die blauen Augen des Älteren. Dieser rang mit sich, denn er sprach nicht gerne über Gefühle, doch wenn er seinen Herzensschönen wieder sehen wollte, würde er Yami wohl oder übel davon erzählen müssen. Obwohl, es gab ja auch noch die Foltermethoden der Skorpione... Yami seufzte. „Entweder du packst aus, oder du erfährst kein Wort!“ zischte er. „Also schön, ja, ich finde ihn anziehend!“ Eine der schwarzen Augenbrauen bewegte sich nach oben. „Anziehend?“ fragte er prüfend. Seto knirschte mit den Zähnen. „Ich....seine Augen haben mich einfach in ihren Bann gezogen. Er wirkte so geheimnisvoll und das machte ihn interessant.“ Die Amethyste durchbohrten ihn. Murrend erzählte Seto weiter. „Normalerweise schlafe ich nie mit Fremden und schon gar nicht mit Kerlen, aber irgendwie sagte mir mein Gefühl, als ob es richtig wäre, was ich da tue. Reicht dir das jetzt??“ er brach ab und durchbohrte den Jüngeren mit kaltem Blick. Zufrieden lehnte sich Yami zurück. „Ein einfaches ,Liebe auf den ersten Blick’ hätte auch gereicht,“ sagte er und grinste überlegen, als Seto etwas unverständliches vor sich hin murmelte. War das nicht eine leichte Röte auf seinen Wangen? „Gut, dann will ich dir jetzt erzählen, wer deine geheimnisvolle Bekanntschaft ist. Sein Name ist Atemu und ich und er sind einerseits ein und die selbe Person....anderseits sind wir es nicht.“ „Drück dich deutlicher aus!“ zischte der Braunhaarige. „Du hast sicherlich von dem Durchbruch in der Klonforschung gehört. Die Wissenschaft hatte es geschafft eine Ziege zu klonen und sie wollten nun den nächsten Schritt wagen und einen Menschen klonen.“ Seto nickte. „Aber die Bevölkerung hat dagegen protestiert und nach mehreren Anschlägen hat die Regierung die Forschung eingestellt.“ „So war es, aber nicht alle ließen das Projekt fallen. Dartz war so vernarrt in seine Aufgabe einen Menschen zu klonen, dass er es nicht ertragen konnte, nun in einem anderen Bereich eingesetzt zu werden. Er forschte zuhause weiter und um alles finanzieren zu können betrog er viele Firmen. Allerdings gingen sämtliche Versuche eines geklonten Menschen schief. Deshalb wand er sich an Tlaloc, den Regengott der Azteken...“ er wurde unterbrochen. „Er hat sich an Tlaloc gewendet?“ fragte Seto hämisch. „Und der Gott hat ihn dann natürlich geholfen!“ sagte er sarkastisch, doch Yamis Blick blieb ernst. „Zumindest hat er das geglaubt.“ „Wie bitte?!“ „Dartz war jahrelang allein mit sich und seinen Experimenten. Ich denke das hat ihn allmählich durchdrehen lassen. Er war so besessen von seinem Wunsch einen perfekten Menschen zu schaffen, dass ihn Verzweiflung überkam. Die meisten Menschen werden religiös, wenn sie keinen Ausweg mehr kennen, tja und Dartz wand sich dem Kult der Azteken zu. Warum er gerade Tlaloc ausgewählt hatte weiß ich nicht, doch er bat ihn um Hilfe.“ Yami machte eine kurze Pause, um Luft zu holen, ehe er fortfuhr. „Atemu hatte das Pech zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Er hat mir erzählt, dass er seinem Hund hinterher gelaufen war und so auf Dartz’ Grundstück landete. Dieser hat ihn für den gehalten, den Tlaloc ihm geschickt hatte.“ „Regalo de Tlaloc,“ sagte Seto leise. „So nannte Dartz ihn oft. Wahrscheinlich lag es an der neu gewonnenen Motivation, dass er es schaffte, dass von zehn Klonen zwei überlebten. Einer war Yugi und der andere war ich.“ Yami war zum Schluss hin immer leiser geworden und hatte nun den Blick abgewandt. Seto starrte seinen Gegenüber an, ungläubig, ob er ihm glauben sollte, oder nicht. „Du bist ein....“ „Ja,“ unterbrach der Schwarzhaarige ihn. „Hass mich ruhig, für das, was ich bin. Ich bin es gewohnt, dass ich als widerwärtiges Individuum betrachtet werde, dass kein Recht aufs Leben hat.“ Seto schwieg erst, doch dann lachte er kalt auf. „Genau, schäm dich für das, was du bist. Ein dummer, widerlicher Klon. Hergestellt in einem Reagenzglas, wie ein Spielzeug, in einer Fabrik. Ich würde sagen, da hast du doch bei Mariku deine richtige Stelle gefunden. Ein niederes Wesen, nur dazu da, um seinen Schöpfern Freude zu bereiten.“ Wütend funkelten die Amethyste ihren Gegenüber an. „Wie war das?“ zischte er. „Nicht nur dämlich, sondern auch noch schwerhörig. Ich sagte, wenn du so ein abartiges Wesen bist, dann behalte diese Stellung auch bei. Los, zeig deine Dankbarkeit, dass du leben darfst und verrichte deine Arbeit diesmal zufrieden stellend.“ Yami sprang auf. „Ich soll mich für ein Leben auf einem OP-Tisch bedanken?? Bedanken für die ständigen Erniedrigungen? Das ist kein Leben, was ich bisher hatte! Lieber wäre ich tot, als mich für das zu bedanken, was ich hatte tun müssen!!“ Seto lachte nur erneut auf. „Sag mal was erwartest du eigentlich? Als Klon wirst du niemals ein Mensch sein. Du wirst ewig ein Schatten bleiben – Atemus Schatten.“ Yamis Fäuste zitterten, während er versuchte die Worte Setos nicht zu sich durchdringen zu lassen. „Das...ist nicht....wahr.“ sagte er leise. „Ich bin kein Schatten ich....“ er senkte den Blick und biss sich auf die Unterlippe. Atemu hatte gesagt, dass er würde leben können, das er ein Recht darauf hatte ein normales Leben zu führen. „...ich habe mir nicht ausgesucht, ob ich der Klon eines Menschen werden will. Aber jetzt, wo ich hier bin habe ich ein Recht drauf zu leben. Zu leben, wie ein Mensch. Als Klon unterscheide ich mich nicht von den Menschen, ich bin nicht anders, als sie...“ „Sag mir, was du willst.“ Als Yami fragend den Blick hob, fügte Seto hinzu: „Entscheide für dich selbst, was du sein willst.“ Ihre Blicke trafen sich und Yami erwiderte diesen fest. „Ich will das sein, was ich bin....ein Mensch, der sein eigenes Leben führt.“ Setos plötzlicher Wechsel verwirrte ihn. Hatte er ihn absichtlich provoziert? „Dann tu es doch,“ sagte Seto kühl. „Ein Klon ist ein Mensch, mit dem kleinen Unterschied, dass er nicht im Bauch seiner Mutter aufgewachsen ist, sondern im Reagenzglas. Weltweit gibt es eine ganze Menge Klone, auch wenn sie nicht so genannt werden.“ Yami runzelte die Stirn. „Wie meinst du das?“ „Fällt es dir nicht ein? Fallen dir keine Menschen ein, die von Geburt an gleich aussehen?“ „Du meinst Zwillinge?“ Seto nickte, stand auf und trat ans Fenster. Durch das staubige Glas malte die Sonne goldenen Kreise auf den Teppich. „Du bist ein Mensch, nur bist du etwas anders auf die Welt gekommen.“ Yami schwieg. Das alles klang viel zu schön, um wahr zu sein. Konnte er Setos Worten vertrauen? Schließlich hatten sie bisher nicht gerade ein gesundes Verhältnis zueinander gehabt. „Warum erzählst du mir das?“ fragte er und starrte den Rücken des Braunhaarigen an. „Warum sollte ich nicht?“ „Weil es dir doch egal sein könnte, was mit mir ist, oder? Alles, was dich interessiert ist doch Atemu und nicht ich. Oder willst du behaupten, dass du es aus Reue tust? Das würde nicht zu dir passen.“ Seto schwieg daraufhin, denn die Antwort kannte er selbst nicht. Warum hatte er verhindert, dass Yami sich als Abschaum betrachtete? Zu welchem Zweck? Vielleicht hatte es gar keinen Zweck. Vielleicht war es nur passiert, weil die Antarktis ein Stück schmolz und somit wieder Dinge wie Vertrauen durchließ. /Ich habe gelernt nur mir selbst zu vertrauen aber jetzt befinde ich mich in einer Situation, in der ich mich auf jemand anders verlassen muss. Vielleicht gibt es ja wirklich Menschen, denen man noch vertrauen kann und wie es scheint, sind es die, die ähnliches erlebt haben, wie man selbst./ Seto drehte sich zu Yami um, der ihn fragend ansah und auch Bakuras Bild tauchte vor Setos innerem Auge auf. Dann schüttelte er hastig den Kopf, um seinen Gedanken wieder abzuschütteln. /Was soll der Unsinn? Man kann nur sich selbst vertrauen. Man darf niemals Hilfe ohne entsprechende Gegenleistung erwarten./ doch obwohl er sich das Misstrauen wieder zurückrief, konnte er das Vertrauen nicht vollständig wieder zurückdrängen. Fürs erste blieb es tief in seinem Unterbewusstsein, auf der Schwelle zwischen verschwinden und aufkeimen. In welcher Richtung es gehen würde, würde sich herausstellen, wenn alles vorbei war. „Wo wohnt dieser Dartz?“ fragte Seto und ging in Richtung Tür. „Was hast du vor?“ fragte Yami. „Was schon? Ich hole Atemu da raus.“ „Aber das geht nicht! Du kannst da nicht einfach reingehen, dass ist gefährlich!“ Wütend drehte er sich um. „Glaubst du etwa ernsthaft ich lasse ihn in den Händen eines durchgeknallten Irren? Außerdem habe ich nicht nach ihm gesucht, um jetzt aufzugeben, nur weil es ein bisschen gefährlich wird!“ „Aber...“ „Jetzt hör mir mal zu,“ zischte Seto. „Ich gehöre zwar nicht zu den Skorpionen, aber ich streite nicht ab, mit ihnen mal gemeinsame Sache gemacht zu haben, also erzähl mir nichts von Gefahr.“ „Es ist ja nicht so, dass ich ihn da nicht auch rausholen will, aber zum einem wird das Grundstück überwacht und zum anderen wird Atemu nicht freiwillig mitkommen wollen.“ Unbeeindruckt trat Seto auf den Flur. „Nun, irgendwie wirst du ja unbemerkt entkommen sein und um Atemus Widerwillen kümmere ich mich, wenn es so weit ist. Außerdem, warum sollte er nicht mitkommen wollen?“ „Weil Yugi noch dort ist. Der Grund, warum Atemu für meine Flucht gesorgt hat ist, dass Dartz an mir rumgeschnitten und experimentiert hat und mit Yugi hat er das gleiche getan. Er ist allerdings körperlich zu schwach, um zu fliehen.“ „Dann nehmen wir ihn halt mit,“ sagte Seto genervt und ging nun die Treppe runter, Yami direkt hinter sich. „So einfach ist das nicht. Zusammen passt ihr nicht durch den Lüftungsschacht und...“ „Halt endlich die Klappe!“ fauchte er. „Bring mich einfach nur hin, zeig mir den Eingang und gut ist!“ Yami schwieg daraufhin. Unten in der Bar saßen Ryou und Tristan an einem Tisch. Letzterer hatte anscheinend etwas gekocht, denn Ryou schaufelte gierig das Curry in sich hinein und ein anderer wäre zum Kochen nicht fähig gewesen. Was wohl Glück für den armen Jungen war, denn sonst hätten sich sicherlich sein Magen aufgelöst, so stark, wie Bakura sein Essen immer würzte. Der Kopf eben genannten lag auf der Theke, unter den Armen vergraben. Um ihn herum lagen drei leere Flaschen Tequila und eine halbvolle lag in seiner Hand. Der Inhalt tropfte seelenruhig auf die Theke und bildete eine ansehnliche Pfütze. Seto verdrehte die Augen, ging dann jedoch auf den Weißhaarigen zu und rüttelte ihn an der Schulter. Dieser gab ein lang gezogenes Brummen von sich, hob dann jedoch den Kopf und blinzelte kurz, ehe er Seto erkannte. „Was is’?“ nuschelte er. „Ich muss mir leider mal ein Transportmittel von euch ausleihen. An meinen Jet komme ich nicht dran.“ Wieder gab es nur ein Brummen, dann setzte sich Bakura auf, griff unter die Theke, holte eine Flasche mit einem roten dickflüssigen Inhalt hervor, der stark an Tomatensaft erinnerte, füllte damit ein Glas und leerte es in einem Zug. Anschließend schüttelte er sich angewidert. „Scheußlich das Zeug, aber macht wieder nüchtern.“ Sein Blick fiel auf Yami. „Oh, Yami-chan,“ sagte er vergnügt, „dich sieht man ja selten hier unten.“ „Er begleitet mich,“ klärte Seto ihn auf, woraufhin Bakura ihn enttäuscht ansah. „Was ist nun? Hast du ein Transportmittel da, oder nicht?“ „Natürlich hab ich,“ grummelte der Weißhaarige. „Kommt mit.“ Er stand auf, hielt sich dabei den pochenden Kopf und ging auf die Schwingtür hinter der Theke zu, die anscheinend in eine Küche führte. Seto und Yami folgten ihm. Im Gegensatz zur Bar sah die Küche noch relativ in Ordnung aus. Der Braunäugige durchquerte sie und öffnete eine Tür, die nach draußen auf einen kleinen Hinterhof führte. „Sucht euch was aus,“ sagte Bakura. „Ach ja, Seto.“ „Hm?“ „Wir haben den Mörder von Mokuba ausfindig gemacht.“ Der Braunhaarige wirbelte herum, während Yami neugierig den Blick hob. „Was soll das heißen? Seth hat ihn umgebracht!“ Bakura hob einwendend den Zeigefinger. „Nicht ganz. Der Feigling hat jemanden beauftragt, damit er keinen Dreck am Stecken hat. Mariku hat ihn umgebracht. Ist irgend so ein Bordellbesitzer. Einige der Skorpione sind gerade auf den Weg dorthin.“ Yamis Augen wurden groß. „Mariku hat jemanden umgebracht??“ „Du kennst ihn?“ fragte Bakura. Yami senkte den Blick, ehe er antwortete. „Er ist mein Zuhälter.“ Bakura hob überrascht eine Augenbraue, während Seto nur desinteressiert die Augen verdrehte, den Stricher am Arm packte und mit sich nach draußen zog. „Dafür hab ich jetzt keine Zeit, wir haben wichtigeres zu tun.“ „Dann viel Spaß,“ sagte der Weißhaarige und schloss die Tür hinter den beiden wieder. Staunend sah sich Yami auf den Hof um, der wie ein Abstellplatz für jegliche Art von Fahrzeug aussah. Sorgfältig mit Planen abgedeckt sammelten sich auf dem, doch sehr großen, Hof Fahrräder, Jeeps, ein Kleinbus, eine Limousine, ein Taxi, ein Eiswagen und ein Polizeiauto mit dazugehörigem Helikopter. Kein Wunder, dass die Skorpione alles mitbekamen. Seto sah sich um und ging dann mit einem gehässigen Grinsen auf einen weißen Jeep zu und hob die Plane ein Stück an. /Wusste ich es doch. Der gehört zu den unseren./ dann ließ er die Plane wieder los und drehte sich zu Yami um. „Wie weit ist Dartz Haus entfernt?“ fragte er. „Es steht am östlichen Stadtrand.“ Sagte er. „Dann reicht der Jeep aus.“ Seto zog die Plane von einem dunkelblauen Geländewagen und stieg auf die Fahrerseite. „Steh da nicht rum. Steig ein.“ Forderte der Braunhaarige und drehte den Wagenschlüssel um. Mit einem lauten Brummen sprang das Auto an und nach dem Yami auf seinen Sitz geklettert war, fuhr Seto den Jeep vom Hof. Stichwort Ziege: Eigentlich war es ja das Schaf Dolly. Aber ich fand für Mexiko eine Ziege passender. Kapitel 13: The rescue begins ----------------------------- mi abuelo = mein Großvater 12. The rescue begins Seths Hände waren so fest zu Fäusten geballt, dass sie zitterten, während der Butler in sich zusammenschrumpfte. „Mariku hat sich also aus dem Staub gemacht, ja?“ zischte er. Was fiel diesem Abschaum eigentlich ein jetzt zu verschwinden? Das würde er noch bereuen! „Nun ja,“ begann der Butler und wischte sich mit einem Tuch den Angstschweiß von der Stirn. „Gerüchten zufolge sollen die Escorpión negro hinter ihm her sein.“ Seth lachte auf. „Sie wissen, was ich von Gerüchten halte, oder? Gerüchte sind nur Schall und Rauch, solange es keine handfesten Beweise gibt.“ Gleichzeitig wurde der Braunhaarige jedoch nachdenklich. Hatte Mariku nicht erwähnt, dass Seto mit Skorpionen verkehrte? /Sollte das wirklich stimmen, was ich bezweifle, dann müssten die Escorpións hinter den ‚Unfall’ gekommen sein./ Seths Lippen zierte ein zufriedenes Lächeln. /Was mit Mariku ist, ist mir egal, so kann ich mir wenigstens Yami zu eigen mache. Aber auf Seto werde ich Jagt machen./ Seth wand sich ab. „Stell ein Gespräch mit dem Polizeipräsidenten zu mir durch.“ /Es wird Zeit den Einfluss der Familie Kaiba auszunutzen und diese Untergrundorganisation auszulöschen./ „Sehr wohl,“ sagte der Butler, verbeugte sich, erleichtert darüber nicht gefeuert worden zu sein, und entfernte sich eilig. Yamis Blick streifte die Menschen, die durch die Straßen eilten, während lautes Hupen den stockenden Verkehr kommentierte und ihnen heißer Wind Sand ins Gesicht wehte. Doch das Alles nahm der Schwarzhaarige nur nebenbei wahr. Irgendwie hatte er ein ungutes Gefühl bei der Befreiung Atemus. Doch er äußerste seine Sorge nicht laut, denn Seto würde es eh nicht ernst nehmen. Seufzend blieb sein Blick an einer Katze hängen, die nach Essensresten in einer Mülltonne wühlte. Unter dem schmutzigbraunen Fell zeichneten sich deutlich die Rippen ab. Das Tier erinnerte Yami stark an Chico, seinem kleinen Freund, der irgendwann einfach nicht mehr aufgetaucht war. *+*+*+*Flashback*+*+*+* Yami saß auf dem oberen Treppenabsatz, der zur Kirche gehörte. Die Glocken verkündeten soeben das Ende der Messe und arme und reiche Leute verließen das Gebäude. Der Violettäugige hielt sich meistens hier auf, denn hier war die Wahrscheinlichkeit Geld zu kriegen größer, als irgendwo anders in der Stadt. Jedoch musste er sich auch hier mehr Bemerkungen, über sein Aussehen anhören. „Weg von dem Mann, Carmen! Du wirst krank, wenn du ihn anfasst,“ sagte ein Mann im schicken Sonntagsanzug und schob seine Tochter bestimmt weiter. „Igitt! Können die sich nicht mal waschen?“ „Widerlich! Und so was auch noch auf den Stufen der Kirche!“ doch zwischen all diesen selbstsüchtigen Menschen, gab es auch welche, die anders dachten. Yami wusste, dass sie ihm entweder nur Geld gaben, um ihr eigenes Gewissen zu beruhigen, oder aus Mitleid. Mitleid, welches er nicht brauchte. Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie ein paar Münzen in seine schäbige Mütze fielen. Sein Magen gab ein lautes Knurren von sich, denn schon lange hatte er nichts mehr vernünftiges zu Essen gekriegt. Es widerstrebte Yami sein Essen zu stehlen. So weit würde er nicht sinken. Nachdenklich drehte er das Stückchen Brot in seinen Händen. Eigentlich hatte er es für Chico aufheben wollen, seinem einzigen Freund. Doch der Kater, der noch dürrer war, als Yami, war seit zwei Tagen nicht mehr aufgetaucht und der Schwarzhaarige bezweifelte, dass er noch kommen würde. Sein letzter Freund hatte ihn verlassen. Wahrscheinlich lag er irgendwo in einem Straßengraben, von einem Auto in den Tod gerissen. Yami wischte sich über die Augen und kaute dann auf dem harten Brot herum. Man schmeckte, dass es alt war, doch ob es schmeckte, war Yami längst egal, solange es nur essbar war. Er war nun frei, so wie er und Atemu es gewollt hatten, doch seine Freiheit hatte er sich etwas anders vorgestellt. „Das gibt es doch nicht!“ rief plötzlich eine ärgerliche Stimme. „Du sitzt schon seit zwei Tagen hier! Scher dich endlich weg! Das hier ist eine Kirche und kein Obdachlosenasyl! Verschwinde, bevor ich die Polizei rufe!!“ Mit gesenktem Blick kam Yami der Aufforderung nach. Er steckte die erbettelten Münzen in die Hosentasche und machte sich brotkauend davon. Gedankenverloren ging er durch die Stadt, während er sich an die Berührungen von Atemus warmen Händen erinnerte. Sie waren wie ein Trost und er erinnerte sich oft an sie, wenn er davor war aufzugeben. Die Erinnerungen an diese angenehme Wärme gab ihm die Kraft, um weiter zu machen. Irgendwann würde sich das Schicksal zu ihrem Gunsten wenden und bis es soweit war, würde Yami weiter kämpfen müssen. Überrascht hob er den Blick, als ihm jemand eine Hand auf die Schulter legte. Er sah hoch in die Gesichter zweier kräftiger Männer. Der eine hatte kurzes blondes Haar und der anderen war kahlrasiert, bis auf einen langen schwarzen Pferdeschwanz. „Was meinst du Odion? Könnte der Mariku gefallen?“ fragte der Blonde, während Yami verwirrt von einem zum anderen blickte. „Ist ziemlich mager,“ war der Kommentar des Rasierten. „Ach, den päppeln wir schon wieder auf. Komm mit.“ „Hey, was soll das?“ rief Yami aufgebracht und versuchte sich gegen den Griff des Größeren zur Wehr zu setzen. „Stell dich mal nicht so an. Du kommst von der Straße, also wird deine zukünftige Aufgabe um einiges angenehmer sein, als dein bisheriges Leben.“ „Aufgabe? Wovon redest du?“ noch immer kämpfte er gegen das Ziehen an, stolperte jedoch nur weiter nach vorne. „Das wirst du schon noch sehen und jetzt freu dich gefälligst mal etwas. Schließlich kriegst du ein Bett, Essen, frische Kleidung und was besonders wichtig ist, ein Bad.“ Yami war noch immer verwirrt und sein Misstrauen wuchs mit jeder Sekunde mehr. Dennoch gelang es ihm nicht, vor seinem neuen Job bei Mariku zu flüchten. *+*+*+*Flashback ende*+*+*+* „Ich rede mit dir!“ „Hm?“ Yami schreckte aus seinen Gedanken. „Ich hab dich gefragt, warum Dartz an dir experimentiert hat.“ „Es fing an, nachdem ihn keine Klone mehr gelangen. Er wollte wissen, was der Unterschied zwischen mir und den misslungenen Klonen war. Yugi konnte er ja nicht verwenden, da dessen Kreislauf zu schwach ist, aber wie es aussieht ist ihm doch noch ein weiter Klon gelungen.“ „Du meinst Ryou?“ fragte Seto und nahm den Blick kurz von der Straße. Yami nickte. „Aber auch er scheint nicht so geworden zu sein, wie Dartz es sich erhofft hat.“ Seto schwieg, während er einen neuen Entschluss fasste. Dartz musste vernichtet werden. Dieser Kerl war nur noch ein wahnsinniger Mann und diese Sorte von Mensch war die gefährlichste. /Und genau deshalb könnte es auch knifflig werden Atemu da lebend raus zu bekommen. Ich sollte mir einen Plan B offen halten./ Erneut sah er kurz zu Yami herüber. Dann holte er die Kette mit dem Skorpion aus der Innentasche seines Mantels und warf sie in den Schoß des Schwarzhaarigen. „Hier,“ sagte er knapp. Verwirrt betrachtete Yami das Erkennungszeichen. „Was soll ich damit?“ „Reine Sicherheitsmaßnahe. Gib mir zwei Stunden. Wenn ich bis dahin nicht wieder aus Dartz’ Haus raus bin, fährst du zurück zu Bakura und holst Hilfe.“ „Aber wozu brauche ich dann die Kette? Bakura weiß doch, wer ich bin.“ Verwirrt betrachtete Yami das Gesicht des Braunhaarigen, welches nun wieder auf die Straße gerichtet war. „Ich dachte mir nur, dass du vielleicht einen neuen Aufenthaltsort brauchst, jetzt wo Mariku weg ist. Ich brauche die Kette nicht und außerdem würde sich Bakura eh viel mehr über deinen Eintritt in seinen ‚Klub’ freuen.“ „Bakura?“ fragte Yami. „Soll ich wieder den Betthüpfer spielen?“ Bakuras Anschmachtungen hatte er nicht vergessen. „Bakura ist nicht so,“ sagte Seto und fragte sich gleichzeitig, warum er über die Gefühle des weißhaarigen Zottelkopfes sprach. Wieso hatte er Yami überhaupt die Kette gegeben? Er fing doch nicht wieder an, sie auf jemanden zu verlassen, oder? Yami lachte auf. „Bakura ist ein Mann. Er denkt nur an das Eine, wie jeder andere auch!!“ „Falls du es vergessen haben solltest, du bist auch ein Mann. Und abgesehen davon, wenn Bakura die hätte flach legen wollen hätte er es längst getan. Genug Gelegenheiten hatte er schließlich!“ außerdem kannte er Bakura zu gut, um zu wissen, dass es kein Spielchen war. Nachdenklich betrachtete Yami den Skorpion, dessen silberner Körper im Sonnenlicht glitzerte. Warum sollte Bakura anders sein, als alle Männer? Seto hatte zwar recht, wenn er behauptete, dass der Weißhaarige genug Chancen gehabt hatte, aber wer sagte ihm, ob Bakura genauso gehandelt hätte, wenn Yami nicht in Setos Obhut gewesen wäre? Wer versicherte ihm, dass Bakura es nicht doch noch tat? /Warum sollte er anders sein, als all die anderen Perversen?/ Nach einer halben Ewigkeit, so kam es Yami vor, waren sie endlich aus der Stadt raus und fuhren auf einer leeren Landstraße entlang. „Da vorne ist es,“ sagte Yami nach einer Weile und deutete auf ein Haus, welches von dicken Mauern umgeben worden war. Sofort fuhr Seto von der Straße runter und lenkte den Jeep über das holprige Gelände. Als der Weg steiniger wurde hielt Seto im Schutz eines großen Felsen an und stieg aus dem Wagen. „So werden wir wenigstens nicht sofort gesehen,“ sagte er auf Yamis fragenden Blick hin. „Jetzt sag schon. Wie kommen wir in das Haus?“ „Das Gebäude ist komplett videoüberwacht. Der einzige Weg, um unbemerkt rein zu kommen, ist der Lüftungsschacht,“ sagte Yami und ging los. Soweit er sich erinnerte befand sich das Gitter auf der Ostseite des Hauses und dorthin führte er Seto nun. Seth saß währenddessen in seinem Büro und wartete auf den Anruf des Polizeipräsidenten. Ungeduldig verglich er den Umsatz diesen Monats, mit denen davor. Sie hatten ganze 172 Peso Verlust gemacht! Anscheinend arbeiteten seine Leute nicht schnell genug, doch dem würde er nachhelfen. Endlich klingelte das Telefon und als Seth abnahm erklang die Stimme seiner Sekretärin. „Señor Kaiba, der Polizeipräsident ist dran.“ „Na dann stell ihn endlich durch!“ fauchte er ungehalten, vernahm ein Klicken und kurz darauf die Stimme von Señor Horkins, dem Polizeipräsidenten. „Sie haben sich ganz schön viel Zeit gelassen,“ sagte der Braunhaarige zur Begrüßung. Es war ihm so ziemlich gleichgültig, wen er da am Hörer hatte, schließlich hatte er die Mittel, um ihm seinen Willen aufzuzwingen. „Wir hatten viel zu tun,“ verteidigte der ältere Herr sich mit ruhiger Stimme. Er war Seths Charakter gewöhnt und störte sich daher auch nicht sonderlich daran. „Wir haben endlich die Gruppe Drogendealer geschnappt, die seit längerem ihr Unwesen getrieben hat.“ „Wo wir gerade bei Gruppen und Untergrundorganisationen sind,“ nahm Seth das Gespräch auf. „Ist es ihnen schon mal gelungen einen Skorpion zu fangen?“ Am anderen Ende blieb es für einen Moment still. „Worauf wollen sie hinaus?“ „Ich denke, dass es an der Zeit ist diese gefährliche Organisation auszulöschen.“ „Ist ihnen klar, was sie da von uns verlangen? Die Escorpións sind uns immer einen Schritt voraus und außerdem unauffindbar.“ „Ach hören sie doch auf,“ blaffte Seth. „Jeder weiß, wo die Biester leben.“ „Mag schon sein, aber wir haben in der Vergangenheit doch mehrmals versucht sie zu fassen und es ist uns nicht gelungen. Außerdem fürchtet meine gesamte Mannschaft diese Organisation.“ „Und deshalb wollen sie ihnen freie Bahn gewähren??“ „Bisher war es ihnen doch recht, dass die Skorpione freie Hand haben. Oder haben sie sich in Ihr Privatleben eingemischt?“ Seth gab ein drohendes Knurren von sich. „Jetzt hören sie mir mal gut zu, Horkins! Entweder sie tun, was ich ihnen sage und vernichten die Escorpións, oder ich werde mal ein kleines Wörtchen mit meiner lieben Tante reden,“ zischte er drohend. Der Präsident am anderen Ende kam stark ins Schwitzen. Seths liebes Tantchen, wie er sie bezeichnete, war Verteidigungsministerin und wenn an die Öffentlichkeit geriet, dass die Polizei nichts gegen die Skorpione unternahm, konnte er seinen geliebten Ledersessel vergessen. „Also gut, wir werden sehen, was sich machen lässt.“ Seths rechte Augenbraue zuckte gefährlich. „Ihr werdet sehen...?“ Hinterfragte er drohend. „Ich meine, wir werden tun, was Sie verlangen,“ rettete Horkins sich und wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn. „Geht doch,“ zischte der Blauäugige. „Ich werde Ihnen auch ein hübsches Sümmchen überweisen, mit dem Sie Ihren Auftrag finanzieren können.“ Damit beendete er das Gespräch und widmete sich wieder seinem Gewinn, als wäre nichts passiert. Im Polizeipräsidium ließ ein älterer Mann den Hörer zurück auf die Gabel sinken. „Wer war das mi abuelo?“ fragte ein kleines Mädchen mit blonden Zöpfen und einem Teddy im Arm. „Señor Seth Kaiba, Kleines,“ sagte er und wand sich seiner Enkelin zu. „Hat er mit dir geschimpft?“ Der alte Mann lächelte. „Ein bisschen. Aber du musst deswegen nicht traurig sein.“ Das Mädchen lächelte und zog ihrem Teddy ein Puppenkleid an. Der Grund, warum Horkins nichts gegen die Skorpione unternommen hatte war der, dass diese ihm damit gedroht hatten seine Enkelin zu töten, sollte er gegen sie vorgehen. Doch nun hatte er wohl keine andere Wahl, denn vor der Regierung ging das Leben der Masse über das eines unschuldigen Kindes. Er seufzte und wählte dann die Nummer einer seiner Arbeitnehmer, um ihn über den neuen Auftrag zu informieren. „Was ist jetzt?“ fauchte Seto und lief Yami ungeduldig hinterher, der schon seit einer halben Stunde mit dem Schuhen im Staub scharrte und nach diesem Lüftungsschacht suchte. „Anstatt da rum zustehen könntest du mir mal suchen helfen,“ sagte Yami daraufhin nur. „So wäre die Wahrscheinlichkeit größer das Gitter zu finden.“ Seto gab ein Schnauben von sich, während sich Yami gebückt hatte, um einen Stein wegzurollen. Erschrocken sprang er zurück, als ein mit einem schwarzen Panzer und großen Kneifzangen bewaffnetes Tier auf Yami Füße zu stob, den Schwanz mit dem Stachel dabei drohend erhoben. Der Schwarzhaarige machte panisch noch einen Schritt rückwärts und stieß dabei gegen Seto, wodurch er sie beide fast zu Fall brachte. Im letzten Moment hielt der Ältere Yami am Arm fest. „Der tut dir nichts,“ sagte Seto kühl. „Skorpione stechen nur, wenn sie dazu gezwungen werden.“ „Weiß ich selber. Ich hab mich nur erschrocken,“ verteidigte Yami sich, während seine Wangen jedoch eine leichte Röte zierte. Es war ihm peinlich, so vor Seto reagiert zu haben. Hastig brachte er etwas Abstand zwischen sie und suchte weiter den Boden ab. Natürlich wusste er, dass Skorpione eher flüchteten, anstatt zu stechen, doch seine letzte Begegnung mit den Spinnentieren lag ihm noch allzu gut in Erinnerung. Oberflächlich suchten die blauen Augen den Boden ab. Wie wollte Yami denn hier den Eingang zum Lüftungsschacht wieder finden? Selbst, wenn Ryou auf dem selben Weg geflüchtet war, wie Yami, war es unmöglich das Gitter wieder zu finden, denn der Sturm, der vor kurzem über Tequila hinweg gezogen war, hatte den Eingang sicherlich unter einer dicken Staubschicht verbuddelt. Plötzlich entdeckten seine Augen etwas. Etwas, das aussah, wie ein Blatt, dass immer wieder im Wind aufflatterte, jedoch nicht vom Fleck kam, da es irgendwo fest hing. Als Seto näher kam stellte er fest, dass es ein Stück Stoff war. Vermutlich war es mal weiß gewesen, doch jetzt war es Staub und Dreck verfärbt und kaum noch von seiner Umgebung zu unterscheiden. /Woran hängt es fest?/ fragte Seto sich und bückte sich, zog an Stoff, der nicht nachgab und schob dann etwas von der Schicht aus Dreck, Sand und Steinchen zur Seite. „Komm her,“ rief der Braunhaarige kühl, als er etwas ausgrub, was nach einer Metallplatte aussah. „Hast du was gefunden?“ fragte Yami und ging neben Seto in die Hocke. „Sieht so aus.“ zusammen legten sie das Gitter vollständig frei und die Amethyste hellten sich auf. „Das ist der Eingang. Das muss er sein!“ es befanden sich schon längst keine Schrauben mehr in dem Schachtdecken und sie konnte ihn daher einfach hochheben. Etwas Sand rieselte dabei hinunter in das dunkle Loch. „Folg dem Gang, bis zur zweiten Kreuzung, geh dann nach links und folg dem Schacht dann solange, bis zum Ende. Du müsstest dann in einem unbenutzten Raum auskommen... jedenfalls hoffe ich, dass er noch unbenutzt ist.“ Seto gab Yami daraufhin einen finsteren Blick, ehe er in den Schacht kletterte. Darin waren zum Glück Sprossen angebracht worden, sodass der Blauäugige bequem dran herunterklettern konnte. „Beeilt euch,“ sagte Yami, als nur noch Setos Kopf zu sehen war. „Hol Atemu da raus, egal, wie sehr er sich wehrt und pass auf, dass Dartz dich nicht entdeckt und...“ „Pass du besser auf, dass du nicht vergisst Bakura bescheid zu geben, sobald die zwei Stunden um sind,“ unterbrach Seto den Jüngeren. „Was wird Bakura unternehmen, wenn ich ihn um Hilfe bitte?“ fragte Yami kritisch. Er traute den Escorpión negro nicht so ganz über den Weg. Seto schien ihm das anzusehen, denn er grinste. „Keine Sorge, er wird nicht das Gebäude in die Luft sprengen.... zumindest nicht solange, wie er gut gelaunt ist.“ „Das ist nicht lustig!“ fauchte Yami. „Kein Grund in Panik zu verfallen. Bakura wird schon wissen, was zu tun ist.“ Yami runzelte die Stirn, doch dann wurde sein Blick wieder sanft. „Du vertraust ihm, nicht wahr? Ich frag mich, wie er das wohl geschafft hat.“ Seto antwortete darauf nicht, sondern kletterte in den dunklen Schacht. Während die Öffnung über ihm immer kleiner und das Licht immer weniger wurde dachte er über Yamis Worte nach. Sie war schon wieder aufgetaucht, diese Sache mit dem Vertrauen. Und im selben Moment wurde ihm klar, dass er soeben sein Vertrauen in Yami gesetzt hatte. Sollte etwas schief gehen und Yami ihm nicht helfen, dann war es aus. Wer sagte ihm denn, dass ihm Yami die Wahrheit erzählt hatte und ihm nicht nur ein Lügenmärchen aufgetischt hatte, um ihn aus dem Weg zu räumen? /Warum hab ich ihm vertraut? Und warum vertrau ich darauf, dass Bakura kommt, um mir zu helfen? Warum sollte er?/ Wer versicherte ihm, dass sie nicht alle genauso waren, wie Seth und Gozaburo? Dachte denn nicht jeder nur an sich selbst und versuchte den anderen für seine Zwecke auszunutzen? Zumindest war es das, was man ihm von klein auf gelehrt hatte. Die Dunkelheit hatte Seto bereits vollständig eingehüllt, während er auf allen Vieren den Gang entlang kroch. Noch konnte er umkehren, noch konnte er der Falle entkommen, doch dann würde er auch nie erfahren, ob es Atemu wirklich gab und ob es noch Menschen gab, denen man Vertrauen konnte. /Ich setzte alles auf eine Karte, damit ich am Ende weiß, wer mein Feind ist und wer es verdient hat Freund genannt zu werden./ Kapitel 14: When we see us again -------------------------------- Bevor es los geht möchte ich mich mal bei meinen Kommischreibern bedanken. *euch drück* Hoffe das mit Bakura am Schluss ist nicht zuu übertrieben geworden. 13. When we see us again Um Seto herum schien die Zeit still zu stehen. Er hatte das Gefühl sich nicht vom Fleck zu bewegen, obwohl er noch immer weiter durch den engen Schacht kroch. Doch der Ausgang war noch immer nicht zu erkennen. Jegliches Zeitgefühl war bereits verloren und die Enge um ihn herum ließ ihn allmählich wahnsinnig werden. Ständig stieß er an die Wände über sich und neben sich, die Luft war stickig und roch abgestanden und Setos Misstrauen wuchs erneut. Wahrscheinlich hatte dieser Schacht gar keinen Ausgang. Sicherlich war er auf Yami reingefallen. Warum sonst sollte der Ausgang nicht auftauchen? Dennoch konnte ein winziger Teil in ihm nicht glauben, dass Yami ihn belog, doch dieses Gefühl, welches nach Ewigkeiten der Abgeschottetheit wieder erwachte, schien noch zu schwach zu sein, um Setos Misstrauen gegen alles und jeden zu verdrängen. Dann stieß Seto plötzlich mit den Fingerspitzen an einen Widerstand und sein Verstand war wieder hellwach. War dies das Ende des Schachtes? Er lauschte, um sicher zu gehen, dass er allein in dem Raum sein würde und schloss dann die Hände um das Gitter, damit es beim Lösen nicht laut zu Boden fiel und Dartz auf den Plan rief. Die Absperrung ließ sich leicht herausnehmen, anscheinend hatte man sie nach dem einmaligem Entfernen nicht wieder festgeschraubt, was für Seto nur von Vorteil war. Etwas steif, nach dem langem Kriechen landete er auf seinen Füßen und sah sich in dem dunklen Raum um. Seine Augen suchten den Boden ab und fanden schnell, was sie suchten: einen schmalen Lichtstreifen, der vermutlich von der Tür stammte. Langsam, um nichts umzustoßen, näherte sich Seto der Tür und tastete nach der Klinke. Erneut lauschte er, ehe er die Tür öffnete und kurz darauf schloss er geblendet die Augen. Nachdenklich saß Yami im Jeep und drehte immer wieder den Skorpion in den Händen. Bei jeder Bewegung klimperte die Kette leicht. Seufzend legte er schließlich den Kopf in den Nacken und schloss die Augen vor dem grellen Sonnenlicht. Yami war sich nicht sicher, ob er Setos Worten Glauben schenken sollte, wenn dieser behauptete, dass Bakura ihn nicht als das ansah, was er war – einen Stricher. Eigentlich hoffte er, dass es so war, doch befürchtete Yami gleichzeitig, dass man ihn enttäuschte, wenn er sich auf Bakura einließ. /Oh man, ich werde es eh nie herausfinden, wenn ich es nicht versuche. Noch tiefer sinken kann ich eh nicht mehr, ist es dann nicht eigentlich egal, ob Bakura wie alle ist? Zumindest hätte ich einen Unterschlupf, bis ich einen Ausweg gefunden habe, denn wieder betteln will ich nicht./ Die Amethyste wanderten zu der Uhr am Armaturenbrett. Seto war erst zwanzig Minuten weg. In dieser Einöde verging die Zeit viel zu langsam. Erneut seufzte Yami und sah sich in dem Jeep um. Fand jedoch nichts, was seine Langeweile hätte vertreiben können, also öffnete er das Handschuhfach. Das Erste, was ihm dabei in die Hände fiel, war eine Magnum, was ihn erschrocken zurückfahren ließ. Fast hatte er vergessen, dass Bakura zu der gefährlichsten Untergrundorganisation in ganz Mexiko gehörte. Das würde die Sache sicherlich nicht leicht machen, sollte er einmal aussteigen wollen. Obwohl Bakura nicht wie jemand gewirkt hatte, der sofort zur Waffe griff, wenn jemand nicht mit ihm kooperierte. Doch der erste Anschein konnte schließlich trügen. Woher sollte Yami wissen, ob Bakura sein wahres Wesen nicht hinter einer Maske versteckte? /Ich will gar nicht dran denken, was mit Ryou passiert ist, wenn dem wirklich so wäre./ Hastig schüttelte der Schwarzhaarige seinen Kopf, legte die Waffe vorsichtig auf dem Beifahrersitz ab und holte weitere Dinge aus dem Handschuhfach heraus. Im ‚El perro muerto’, Bakuras renovierungsbedürftigen Kneipe: Wie schon oft saß der Weißhaarige hinter der Theke, hatte die Beine auf eben dieser abgelegt und seinen Cowboyhut ins Gesicht gezogen. In der rechten Hand hielt er den Telefonhörer und mit der anderen träufelte er ordentlich Tabasco auf sein Chili con Carne. „Na und? Solange er noch im Land ist, ist das doch egal, oder?“ fragte er genervt probierte einen Löffel seines Chillis und gab noch ein wenig Chillipulver hinzu. Gerade wollte er sich einen weiteren Löffel in den Mund schieben, als sich seine Miene verfinsterte und er den Löffel zurück auf den Teller fallen ließ. „Jetzt hör mir mal zu!“ fauchte er lauter, als beabsichtigt, was Ryou, der ebenfalls Chilli aß, wenn auch mit bedeutend weniger Tabasco und Chillipulver, zusammenzucken ließ. „Sag mal was bist du eigentlich? Ein Escorpión, oder ein Laufbursche, der Mamis Erlaubnis braucht, um einen Auftrag ordentlich durchzuführen?? Es ist mir vollkommen egal, was mit Mariku ist!! Das einzige, was mich interessiert ist, ob du ihn hast, oder ob er ins Ausland abgehauen ist und sollte letzteres der Fall sein hänge ich dich an den Zehen von einem Baum, auf das die Schakale dir langsam den Kopf abbeißen!“ wütend legte er auf und begann das Chilli runterzuschlucken, als wäre kein halber Liter Tabasco und ein Kilo Chillipulver mit drin. Scheu sah Ryou den Älteren an und versuchte auf seinen Barhocker so weit wie möglich von ihm abzurücken. „D-das hast du doch nicht ernst gemeint,....oder?“ fragte er zögerlich. Noch immer war er etwas ängstlich, was den Umgang mit Menschen galt. „Was?“ fragte Bakura unfreundlich und seine Augen blitzten den ebenfalls Weißhaarigen wütend an. „Du- du würdest ihn doch nicht wirklich an einen Baum hängen und....“ „...an die Schakale verfüttern?“ beendete Bakura den Satz. Als Ryou nickte fügte er mit kalter und ernster Miene hinzu. „Wenn ich Lust dazu habe....“ die braunen Augen Ryous weiteten sich erschrocken, während Bakuras Blick noch immer finster auf ihm hing. Tristan, der etwas abseits gesessen hatte ging auf die beiden zu. „Komm mit Ryou, ich will dir was zeigen.“ Fast schon zu hastig sprang Ryou von dem Barhocker und folgte Tristan zur Treppe. „Ja, seht zu, dass ihr weg kommt,“ zischte Bakura starrte auf sein Chilli, gab noch einen Schuss Tabasco hinzu und löffelte dann weiter. Ryou warf einen ängstlichen Blick zurück in die Bar, während er weiter nach oben stieg. „Nimm das nicht zu ernst,“ sagte Tristan. „Bakura hat nur schlechte Laune, dann reagiert er immer etwas gereizt.“ „Warum hat er schlechte Laune?“ wagte der Weißhaarige zu fragen. Auf dem Gesicht des Älteren zeigte sich ein breites Grinsen. „Nun ich würde sagen Liebeskummer, weil Yami gegangen ist und wahrscheinlich nicht mehr wieder hier auftauchen wird und Kopfschmerzen vom vielen Tequila.“ Hastig kniff Seto die Augen zu, als ihm das grelle Licht entgegenflutete. Durch die lange Zeit im dunklen Lüftungsschacht dauerte es eine Weile, ehe er wieder klar sehen konnte. Der Flur erinnerte an ein extremsteriles Krankenhaus, oder eine Psychiatrie. Sowohl Boden, als auch Wände waren mit weißen Fliesen bedeckt und von der Decke hingen lange Neonröhren, die das Weiß fast leuchten ließen und von denen ein stetiges Summen ausging. Seto betrachtete seine staubigen Schuhe, an denen der Lehm klebte. Damit würde er sich sicherlich sofort verraten, also war es wohl besser, wenn er sie hier ließ. Schnell zog er die Schuhe aus, verstecke sie im Lüftungsschacht und trat dann hinaus auf den Flur. /Yami hätte mir ruhig sagen können, wo ich Atemu finden kann, bei den vielen Türen./ murrend ging er die langen Flure entlang. Hinter irgendeiner dieser Türen war sein begehrtes Ziel, doch wenn er nicht aufpasste, dann lief er diesem Dartz direkt in die Arme. Letztendlich hielt er es nicht mehr aus, riss eine Tür auf und schien sich einem Wohn- und Schlafraum zu befinden. Nur leider war Seto nicht alleine. Jemand stand vom Boden auf und ging auf den Eindringling zu. Vom Äußeren her ähnelte er stark Ryou. Er besaß weiße Haare und braune Augen. So weiß, wie die Umgebung war, war der Junge auch gekleidet. Ein weißes T-Shirt und Hosen, dazu ebenfalls farblose Hausschuhe. Doch etwas an dem jungen Mann war seltsam. Sein Blick war leblos und leer. Nicht mal das Licht brachte ein wenig Leben in diese dunklen Augen, sondern wurde einfach von ihnen verschluckt. Der Weißhaarige blieb genau vor Seto stehen und sah ihn emotionslos an. Währenddessen am Flughafen von Mexiko City: Leise fluchend stand Mariku auf der Damentoilette und versuchte seine improvisierte Oberweite wieder zu richten, da diese verrutscht war. Eines war sicher, für diese entwürdigende Verkleidung würde sein Bruder noch bezahlen! Mariku zuckte zusammen, als die Tür zur Toilette geöffnet wurde und eine Frau mit ihrer kleinen Tochter in einer der Kabinen verschwand. Ständig glaubte er einer der Escorpión negro würde vor ihm auftauchen, um ihn mitzunehmen. In der Menschenmenge war es besonders schlimm gewesen und Mariks beruhigende Worte, von wegen, dass man ihn nicht von seiner Verlobten unterscheiden würde, halfen da nicht viel. Ein letztes Mal die Perücke überprüfend verließ der Sandblonde, nun mit einer Mähne aus braunen Locken bestückt, die Toilette und ging zu seinem Bruder, welcher bereits ungeduldig wartete. „Na endlich, unser Flug geht gleich,“ sagte Marik und schob mit einer Hand den Gepäckträger, während er die andere um die Hüften seines Bruders legte, um den Anschein eines Liebespaares noch zu verstärken. Sie waren kurz vor ihrem Ziel und je näher sie kamen, desto nervöser wurde Marik. „Gleich haben wir es geschafft,“ sagte er hastig und sah seinen Bruder an, um festzustellen, wie es ihm wohl ging. „Schau nicht so auffällig um dich,“ zischte er ihm ins Ohr und ging schneller. „Tut mir Leid, Darling,“ zischte Mariku zurück und versuchte geradeaus zu sehen. Ein Sicherheitsbeamter kam plötzlich auf sie zu, zusammen mit einem großen Schäferhund an der Leine. Das Tier begann zu knurren und an einem der Koffern zu schaben. „So, so. Wollen wir etwa Drogen rausschmuggeln?“ fragte der Wachmann und Mariks Herz sackte ihm in die Hose. Sie hatten nichts geschmuggelt. War das nur ein Vorwand, um sie abführen zu können? Er sah Mariku an, der weiß im Gesicht wurde. „Mitkommen,“ forderte der Angestellte sie auf und ging in Richtung einer Tür, auf der ‚Personal’ stand. Unruhig sahen sich die beiden Brüder um. Ohne es bemerkt zu haben, waren sie von Sicherheitsleuten umzingelt worden. Ob sie dem Mann nun folgten, oder nicht, war egal, denn zu ihrem Flugzeug würden sie sicherlich nicht mehr kommen. Marik biss sich auf die Unterlippe und folgte mit Mariku dem Mann in den Personalraum. Wie nicht anders erwartet, schloss man die Tür hinter ihnen zu und der Sicherheitsbeamte legte seine Mütze ab und knöpfte seine Jacke auf. Darunter kam der silberne Skorpion zum Vorschein. Mariku schluckte und wich zurück. „Ganz schön clever,“ sagte der Mann nun und legte ein Foto von Mariks wahrer Verlobten auf den Tisch. „Aber eben nicht clever genug. Deine Reise ist hiermit beendet Mariku. Ergibst du dich freiwillig, oder müssen wir dich zwingen?“ „Was soll das?“ mischte sich Marik ein. „Das hier ist meine Verlobte Cynthia....“ er wurde unterbrochen. „Lass gut sein Marik,“ wand Mariku ein und zog sich die Perücke vom Kopf. Aus dieser Hölle gab es keinen Ausweg und auch, wenn sie ihr Verhältnis nie sonderlich gut gepflegt hatten, so hatte er nicht vor seinen Bruder da mit rein zu ziehen. „Ich tue, was ihr wollt, wenn ihr meinen Bruder in Ruhe lasst!“ forderte er und Marik sog erschrocken die Luft ein. Der Mann lächelte. „Wir rührend. Normalerweise gehen wir darauf nicht ein, aber mit ihm können wir eh nicht viel anfangen. Nützlichen Einfluss besitzt er nicht. Also gut, du kannst gehen.“ „Aber....“ wand Marik ein, doch er wurde erneut von seinem Bruder unterbrochen. „Verschwinde einfach!“ zischte der Ältere. Marik ballte die zitternden Hände zu Fäusten, doch dann nickte er seinem Bruder zu, ging zur Tür, blieb jedoch noch ein letztes Mal im Rahmen stehen. „Wir sehen uns wieder, großer Bruder.“ Dann rannte er los, um den Flughafen so schnell wie möglich hinter sich zu lassen. /Du dummer Idiot!/ schrie er gedanklich und stolperte nach draußen. „Idiot...“ flüsterte er leise und ging dann langsam zum Taxistand. Stumm rollten Tränen über sein Gesicht, doch Marik beachtete sie nicht. Noch immer wurde Seto aus diesen toten Augen angestarrt. Sein Gegenüber hatte noch keinen einzigen Ton gesagt, falls er überhaupt zum Sprechen fähig war. Ob er auch ein Klon war? Oder war Ryou sein Klon? Seto war sich nicht sicher und hielt es nicht für angebracht den Weißhaarigen zu fragen. Außerdem stellte sich die Frage, ob er ein Freund oder ob er eine Art Wächter Dartz’ war. Aber wenn dem so war, dann müsste er doch in den Gängen patrouillieren und sich nicht hier unten bei einem Videospiel vergnügen. Während seines Gedankengangs hatte sein Gegenüber keinerlei Reaktion gezeigt, sondern starrte weiterhin in die blauen Seen Setos. Dieser gab sich nun einen Ruck und versuchte sein Glück. „Kannst du mir sagen, wo Atemu ist?“ fragte er kühl. Der Weißhaarige antwortete nicht. „Weißt du, wer Atemu ist?“ wieder kam keine Reaktion, doch dann setzte sich der Braunäugige in Bewegung. Zuerst langsam, doch nach und nach wurden seine Schritte sicherer und schneller. Fast im Laufschritt gingen sie durch zwei Gänge, bis der Weißhaarige vor einer Tür zum Halten kam. Er klopfte an und öffnete dann die Tür. Seto zögerte erst dem Anderen in den Raum zu folgen, schließlich hatte er keinerlei Bestätigung dafür, dass er ihn auch wirklich zu Atemu geführt hatte und sie nun nicht bei Dartz gelandet waren. „Kura? Ist etwas passiert?“ In Seto zog sich alles zusammen und sein Herz schlug Purzelbäume vor Aufregung. Das war sie, ohne Zweifel! Diese herrliche, leicht traurig klingende Stimme seines nächtlichen Besuchers. Mit zwei großen Schritten stand er im Raum und sah auf den schmalen Rücken Atemus. Er saß im Schneidersitz auf den Boden, einen Verbandskasten neben sich und schien Verbände aufzuwickeln. Er trug ebenfalls dieses weiße T-Shirt und die Hosen. Der junge Mann namens Kura, hatte sich auf das Bett gesetzt, in dem ein Junge zu schlafen schien und sah Atemu stumm an. Seto schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter, dann ging er auf Atemu zu, setzte sich zu ihm auf den Boden und ehe dieser überhaupt wusste, was los war, hatte er ihn bereits geküsst. Erschrocken und verwirrt starrte Atemu in das Gesicht vor sich. Auf den ersten Blick erkannte er nicht, wen er vor sich hatte, doch der vertraute Geruch und die Leidenschaft in dem Kuss, brachte die Erinnerungen zurück. Dennoch war er zu verwirrt, als das er den Kuss wirklich erwidern konnte. Widerwillig löste sich Seto wieder von seinem Gegenüber, hielt dessen Gesicht jedoch weiterhin in seinen Händen. Kurz musste er blinzeln, da seine Sicht verschwamm, doch dann konnte er wieder in diese Amethyste sehen, in denen noch immer der traurige Schimmer lag. „Atemu...“ hauchte er mehr, als das er es sagte. Wie hatte er ihn nur mit Yami verwechseln können? Die beiden waren doch so verschieden und das nicht nur charakterlich. Schon äußerlich gab es eine Menge Unterschiede. Zum Beispiel war Atemus Haut viel dunkler. Noch immer wurde Seto verwirrt angesehen und seine Freude sank. Sollte Atemu ihn etwa auch nicht mehr wieder erkennen? „Erinnerst du dich nicht mehr an mich?“ wagte er zu fragen. „Doch,“ erwiderte der Schwarzhaarige. „Aber, was machst du hier? Und woher weißt du, wie ich heiße?“ „Yami hat mir deinen Namen verraten.“ „Yami?“ Atemus Miene hellte sich auf. „Wo ist er und wie geht es ihm?“ fragte er aufgeregt. „Es geht ihm gut. Komm mit raus hier, dann kannst du ihn sehen.“ Seto erhob sich und zog den Schwarzhaarigen dabei mit sich auf die Füße. „Wie meinst du das?“ fragte dieser verwirrt. „Ist Yami hier?“ „Nein, er wartet draußen auf uns. Komm, bevor Dartz uns entdeckt.“ Doch Atemu entzog sich dem Griff des Älteren. „Ich werde nicht mit dir kommen.“ „Guter Scherz, komm jetzt.“ „Das ist kein Scherz.“ Seto wirbelte herum. „Wie bitte? Bist du verrückt??“ „Yami weiß, warum ich hier bleiben muss und du wirst das akzeptieren müssen. Schließlich hab ich dir damals nicht umsonst gesagt, dass wir uns nicht mehr wieder sehen werden.“ Der Braunhaarige stand da, als hätte ihn der Blitz getroffen. Das konnte Atemu doch nicht ernst meinen!!! Yami unterdessen betrachtete interessiert den Plan einer Villa, die die Skorpione anscheinend ausgeraubt hatten. Zumindest ließ es darauf schließen, denn mit einem roten Stift war neben einem Kreuz das Wort Tresor und darunter der Zahlenkode hingeschrieben worden. /Ganz schön leichtsinnig, so was im Jeep liegen zu lassen. Die Escorpións müssen sich wohl bedingungslos vertrauen./ Yami legte den Plan zu den anderen und beugte sich vor, um zu überprüfen, ob noch was übrig war, als ihm ein Notizbuch ins Auge fiel. Neugierig holte er auch das hervor und klappte es auf. „Was für eine Sauklaue! Schlimmer, als Arztschrift.“ Nicht nur, dass die Schrift kaum zu entziffern war, Tintenkleckse und kleine Bildchen eines untalentierten Zeichners erschwerten das Lesen zusätzlich. Yami blätterte die Seiten durch, bis zu einer Stelle, die mit einem kleinen Notizzettel versehen war. Neugierig begann der Violettäugige die Worte zu entziffern. Wichtig: Mich hierfür bei Otes bedanken. /Otes?/ irgendwie kam Yami der Name bekannt vor, nur wusste er nicht, woher. Vielleicht, wenn er herausfand, wem das Buch gehörte, obwohl er bezweifelte, dass der Name irgendeines Skorpions ihm was sagte, schließlich kannte er gerade mal zwei von ihnen. Doch anscheinend war das Glück auf Yamis Seite, denn auf der Innenseite des Buchdeckels fand er eine kleine Notiz, die ihm zuvor entgangen war. ‚Finger weg, oder ich schneide sie dir ab! Bakura’ Das Notizbuch gehörte also Bakura. Das war eigentlich die Chance etwas über ihn herauszufinden, vor allem, da Yami ja voraussichtlich demnächst viel Zeit mit ihm würde verbringen dürfen. Sofort blätterte er wieder zu der mit dem Zettel markierten Stelle zurück. „...bei Otes bedanken...,“ murmelte Yami, dann ging ihm ein Licht auf. /Darauf hätte ich auch früher kommen können! Bakura sagt Setos Namen doch ständig rückwärts./ Mit noch zusätzlich verstärkten Interesse begann der Schwarzhaarige Bakuras Hieroglyphenschrift zu entziffern: ‚März, 27. Polizeipräsident will nicht kooperieren, obwohl wir seine Tochter bereits entführt haben. Im Moment macht der Vorschlag die Runde seine Enkelin ebenfalls zu entführen. Lächerlich! Meiner Meinung nach sollte man seiner Tochter eine Hand abschlagen und diese an den Präsidenten schicken. Wer fürchtet schließlich noch die Escorpión negro, wenn wir nicht durchgreifen?’ Yami lief ein Schauer über den Rücken, nicht sicher, ob er das ernst nehmen sollte, was Bakura da geschrieben hatte, oder nicht. Zögerlich wanderte sein Blick weiter zum nächsten Datum, doch dann las er weiter. ‚März, 30. Familienstress bei den Kaibas. Ein perfekter Zeitpunkt, um den Anschlag auf Señora Kaiba zu verrichten. Sie ist Morgen unterwegs zum Kaiba Wohnsitz. Platziere die Bombe an den Koordinaten 523.45 60.13....’ Yami erstarrte, den Blick ungläubig und mit Schock auf ein einziges Wort gerichtet: Bombe War Bakura wirklich zu so einer Tat fähig? Kapitel 15: I don't want to go with you --------------------------------------- Stichwort Gurimo: Vielleicht erinnert ihr euch noch an ihn, dass ist in der Doma Staffel Yamis erster Gegner. http://yuugiou.fran-web.net/Image/Doma/01/index.html 14. I don’t want to go with you Noch immer betrachtete er fassungslos das Wort, in der Hoffnung, sich verlesen zu haben, doch dem war nicht so. Yami konnte und wollte nicht glauben, dass Bakura jemanden in die Luft gejagt hatte. Er hatte dafür viel zu nett gewirkt. Aber vielleicht war das ja auch nur Schein. Dann war das vorhin mit dem Handabschlagen vielleicht doch kein Scherz gewesen. Was, wenn er wirklich so skrupellos war? Immerhin gehörte er sicherlich nicht wegen seiner Gutmütigkeit zu den Skorpionen. /Mich bei Otes bedanken....vielleicht, hat Seto ihn ja davon abgehalten und Bakura hat seine Tat bereut?/ Yami wusste, dass es nur Wunschdenken war. So weit er es mitbekommen hatte pflegte Seto kein sonderlich gutes Verhältnis zu seiner Familie. Vielleicht hatte er Bakura ja den Auftrag gegeben seine Verwandte zu töten. ‚Wann hörst du endlich auf meinen Namen rückwärts zu sagen?’ ‚Wenn du aufhörst dein Leben zu verdrehen.’ Yami schluckte. Und an so jemanden hatte er Atemu ausgeliefert???? Hastig schüttelte er den Kopf. Nein, er täuschte sich bestimmt. Er musste sich einfach täuschen. Die Antwort würde er wahrscheinlich nur erfahren, wenn er weiter las. Mit einem Schlucken suchte Yami die Textzeile und begann zu lesen. ‚.....Eben ging die letzte Warnung an die Regierung. Wenn sie Gurimo bis 16.00 Uhr nicht freigelassen haben werden wir den Anschlag auf die Ministerin durchführen. Die denken wohl nur, weil sie einen von uns erwischt haben, brauchen sie uns nicht mehr ernst zu nehmen. Da haben sie sich allerdings geschnitten. Es ist 16.05 Uhr. Regierung hat nicht kooperiert. Selbst schuld. Bombe ist platziert und wird in einer viertel Stunde hochgehen. Genau dann wird Señora Kaiba mit ihrer Limousine den Punkt treffen, an dem der Sprengsatz deponiert wurde.’ Der Bericht endete und Yami glaubte schon, dass es das war, doch zwei Tage später fuhr Bakura mit seiner Erzählung fort. April, 02. Das verfluchte Attentat fällt in die Kategorie schöne Wendung. Polizei ist dank Otes abgezogen. Ist ein ganz sympathisches Kerlchen, wenn er auch sein Leben verdreht. Das Zeichen hat er angenommen, aber er will nicht mitmachen. Werde ihn noch ein wenig bearbeiten. Don Hernandez will von uns mit Drogen beliefert werden. Langsam entwickeln wir uns zu einer ‚Mädchen-für-alles-Organisation’. Aber Cobra hat zugestimmt, also muss ich den Laufburschen spielen....’ Yami las nicht mehr weiter, sondern klappte seufzend das Buch zu und legte den Kopf in den Nacken. Was hatte er denn erwartet, was Bakura tat? Er war nun mal ein Escorpión und die gingen illegalen Dingen nach. /Glaubt Seto ernsthaft, dass ich dort gut aufgehoben bin? Da muss ich doch jederzeit damit rechnen, dass man mir ein Messer in den Rücken rammt. Oder kennt er Bakura besser?/ Erneut seufzte er und betrachtete den funkelnden Sternenhimmel über sich. Bakura hatte nicht aufgeschrieben, was nach dem Anschlag geschehen war und wie er Seto getroffen hatte, deshalb konnte sich Yami kein besseres Bild machen. Laut der Jahreszahl auf dem Buchdeckel lag das Ereignis drei Jahre zurück. Der Schwarzhaarige wusste nichts, wie der Anschlag ausgegangen war. So wie Bakura klang, schien etwas schief gegangen zu sein, doch Yami wusste nicht was, denn vor drei Jahren hatte er noch nicht existiert. Seine Gedanken wanderten wieder zu Atemu und er blickte auf die Uhr. Seit einer Stunde war Seto nun schon weg. Es blieb ihm also nur noch eine, dann musste Yami Hilfe holen. Er hoffte, dass es nicht so weit kommen würde. Dartz durfte sie nicht finden. Was dieser mit Seto anstellen würde, wenn er ihn fand, daran wollte Yami lieber nicht denken. Auch, wenn Seto ihn nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst hatte, auf dieser kalten Metallplatte zu liegen und zuzusehen, wie jemand seine Experimente mit ihm trieb, war etwas, was er nicht mal seinem schlimmsten Feind wünschte. /Dartz ist verrückt geworden und das wird sich in dem halben Jahr sicherlich nicht zum Guten geändert haben...eher das Gegenteil./ wieder seufzte er. „Beeilt euch bloß,“ flüsterte er in Richtung Himmel und er klammerte die Finger um das Notizbuch, als würde er nach Halt suchen. Fassungslos starrte Seto in die Amethyste, die den Blick entschlossen erwiderten. „Was soll das? Erwartest du ernsthaft, dass ich dich bei diesem Wahnsinnigen lasse?!“ „Und erwartest du, dass ich die anderen und die noch folgenden Klone allein bei diesem Wahnsinnigen lasse? Das kann ich ihnen nicht antun!“ Wütend biss sich Seto auf die Unterlippe. Er spürte deutlich den Blick Kuras im Rücken. Fest packte er Atemu an den Oberarmen. „Atemu, ich hab dich so lange gesucht....“ er wurde unterbrochen. „Das hättest du nicht tun sollen. Ich muss hier unten bleiben und mich um sie kümmern!“ „Wir können sie doch auch noch hier rausholen. Komm schon Atemu.“ „Yugi ist aber zu schwach! Er kann nicht durch den Lüftungsschacht fliehen. Verschwinde jetzt.“ Bestimmt drückte er gegen Setos Brust und wollte diesen so aus dem Raum schieben, doch der Braunhaarige ergriff einen von Atemus Oberarme, um ihn an sich zu ziehen und erneut zu küssen. Doch auch diesmal erwiderte Atemu den Kuss nicht, sondern drehte sein Gesicht zur Seite. „Atemu, komm schon. Ich lasse dich nicht hier. Ich lass dich hier unten nicht zu Grunde gehen.“ Wütend funkelten die Amethyste. „Mir geht es hier unten sehr gut! Es sind Kura und Yugi, denen es schlecht geht! Sie müssen gerettet werden!“ „Ich hab doch gesagt, dass wir sie mitnehmen werden.“ Seine Hände klammerten sich noch immer fest um die Oberarme des Schwarzhaarigen. „Sie können aber nicht! Willst du das denn nicht verstehen??“ „Atemu...“ „Lass mich endlich los!“ er wand sich aus Setos Griff und entfernte sich von ihm, doch so leicht ließ Seto sich nicht abwimmeln. Seine Augen funkelten finster und er zog den Jüngeren erneut zu sich herum. „Du wirst jetzt mit mir kommen. Niemand schläft mit mir und verschwindet dann.“ „Ich hab mit dir geschlafen?“ fauchte Atemu. „Du bist über mich hergefallen und nicht umgekehrt!“ „Aber es hat dir schließlich gefallen, oder? Komm jetzt mit!“ er packte das Handgelenk des Violettäugigen und zog ihn erneut mit zur Tür. Atemu wehrte sich erbittert. „Ich gehe nicht mit dir mit!! Yugi stirbt, wenn sich keiner um ihn kümmert!“ „Wie oft soll ich dir noch sagen, dass wir sie hinterher retten werden?? Jetzt werden wir erst mal dich hier raus holen!“ Doch Atemu gab nicht nach. Er versuchte Setos Finger von seinem Handgelenk zu entfernen, was ihm jedoch nicht gelang. Kura erhob sich nun von seinem Platz und ging mit festem Schritt auf Seto zu. Die zuvor leeren Augen waren nun mit Hass gefüllt und er streckte die Hand aus, um sie um den Hals des Braunhaarigen zu legen. Setos Augen weiteten sich erschrocken. Der Weißhaarige würgte ihn mit einem solch starken Griff, den er ihm nie zugetraut hätte. Er ließ Atemu los und legte die Hände an die Kuras, um sie wegzuziehen. Blau traf auf ein hasserfülltes Dunkelbraun. Geschockt weiteten sich Atemus Augen. „K-kura,“ hauchte er erschrocken, ehe er die Hand in dessen T-Shirt krallte. „Kura, lass ihn los! Hör auf damit!“ rief er hastig und zehrte an dem weichen Stoff. Die Amethyste sahen hoch in das Gesicht des Weißhaarigen, doch seine Augen waren weiterhin auf Seto gerichtet, der allmählich blau anlief. „Kura, bitte! Nimm die Hand weg!“ Seto merkte, wie seine Hände erschlafften und seine Augen drehten sich leicht nach innen. Warum zum Teufel wollte ihn der Junge plötzlich umbringen? Was hatte er ihm eigentlich getan? Oder war es, weil er Atemu mitnehmen wollte? Ein Röcheln verließ seine Kehle, als er verzweifelt nach Luft zu schnappen versuchte. Atemu schien verzweifelt, doch dann zwang er sich zur Ruhe und legte dem Weißhaarigen die Hände auf die Schultern. „Kura,“ sagte er laut und deutlich und verbannte das Zittern so gut wie möglich aus seiner Stimme. „Kura,“ sagte er erneut und diesmal wanden sich ihm die braunen Augen zu. „Lass ihn bitte los.“ Er sprach klar und deutlich, als hinge Setos Leben nicht von seinen Worten ab. „Es ist ok. Vertrau mir und lass ihn los.“ Es dauerte ein paar Sekunden, ehe er der Aufforderung nachkam und Seto los ließ. Hastig sog dieser Luft in seine Lungen und ging in die Knie, wo er hustend und zitternd hocken blieb. Kura drehte sich um und ging wieder zum Bett zurück. „Was...war...das?“ fragte Seto und lehnte sich an die Wand hinter sich, nachdem er sich auf dem Boden gesetzt hatte. „Ich hab doch gesagt, dass sie mich brauchen. Ohne mich kommen sie nicht zurecht!“ besorgt kniete er sich neben Seto und betrachtete die Würgemale am Hals des Braunhaarigen. „Bitte geh jetzt,“ bat er ihn erneut. „Vergiss mich und geh. Grüß Yami von mir.“ „Du wirst ihn wohl selber grüßen müssen.“ Seto sah den Jüngeren entschlossen an. Seine Stimme war noch etwas rau und kratzig. Atemu wollte schon widersprechen, als die Tür aufgerissen wurde. „Was soll der Lärm hier?“ fragte ein irre Stimme. Die in der Tür stehende Person trug einen langen weißen Kittel und ebenfalls weiße Hosen. Das Gesicht war blass und eingesunken, unter den irr umherwandernden Augen lagen tiefe Schatten und wurden von den türkisen Haaren verdeckt. Die knielangen Haare waren notdürftig zusammengebunden und wirkten stumpf und glanzlos. Auch wenn er sich sehr verändert hatte, Seto erkannte ihn wieder. Das war eindeutig Dartz, alias Joe McLaggen. Bakura hatte sein Gemüt allmählich wieder beruhigt und döste nun vor sich hin. Seinen Hut hatte er tief ins Gesicht gezogen, um nicht vom Licht gestört zu werden. Dennoch wurde er wach, als jemand die Tür zur Kneipe aufschlug und zur Theke gerannt kam. „Bakura!“ rief die Stimme einer Frau und schlug die Hände auf das Holz. Der Angesprochene erkannte die Panik in der Stimme und hob den Blick, nahm sogar die Beine von der Theke. Vor ihm stand eine Frau, mit langen braunen Haaren. Um ihren Hals hing ebenfalls der silberne Skorpion. „Was ist passiert?“ fragte Bakura. „Die Polizei ist hierher unterwegs!“ Eine der Augenbrauen wanderte nach oben. „Das ist ein Scherz.“ „Nein, ist es nicht!“ wütend funkelte sie Bakura an, denn ihre Situation war mehr als ernst. „Die Polizei hat vor das Viertel zu umstellen. Außerdem sind sie mit moderneren Waffen und Technologien ausgestattet worden. Irgendjemand finanziert sie, damit sie uns auslöschen!“ Ärgerlich biss sich Bakura auf die Unterlippe. /Verdammt, warum greifen die uns plötzlich an?/ „Sag du den anderen bescheid, ich warne meine Mitbewohner.“ Die Braunhaarige nickte und lief eilig wieder aus der Kneipe. Bakura lief die Treppen hoch und den Flur entlang. „Tristan!!“ brüllte er. „Hier sind wir,“ die Stimme kam aus einem der Zimmer, an welchem Bakura bereits vorbei gelaufen war. Eilig kehrte er zurück. „Ist Ryou noch bei dir?“ wollte er wissen. Als Tristan nickte fuhr er fort. „Nimm ihn und haut ab. Die Polizei ist unterwegs und hat vor das gesamte Viertel zu umstellen. Da du noch relativ unbekannt bist wirst du ihnen sicherlich entkommen können.“ „Was ist mit dir?“ wollte der Braunhaarige wissen. „Ich komm nach. Ich muss nur noch den anderen bescheid geben. Jetzt steht da nicht so rum, bewegt euch!“ fauchte er und ging eilig weiter. Verwirrt erschien Ryou im Türrahmen und sah fragend in die braunen Augen. „Was ist los?“ „Wir müssen weg. Schnapp dir eine Jacke und komm.“ Der Weißhaarige verstand zwar noch immer nicht, doch bemerkte er die Sorgenfalte auf Tristans Stirn. Zwar war er etwas langsam, was das Denken betraf, doch verstand er schnell, wenn es um die Gefühle eines Menschen ging. Hastig nahm er sich eine Jacke und zog sie sich über. Sie war zu groß und ging ihm bis zu den Kniekehlen. „Fertig? Komm,“ forderte Tristan, schnappte Ryous Handgelenk und zog ihn hinter sich her. Er benutzte keines der Transportmittel, sondern ging durch einen Hintereingang raus und nahm so viele der dunklen Seitenstraßen wie möglich. Hier und da sah er bereits einen Polizisten, der die Gegen absuchte. „Bakura sollte sich besser beeilen. Das könnte verdammt knapp für ihn werden,“ sagte Tristan leise und verließ mit Ryou das Viertel der Escorpión negro. Atemu begann zu zittern und rückte ein Stück vor Seto, als könnte er ihn so vor Dartz Blicken verstecken, was jedoch fehlschlug. Der irre Blick richtete sich auf den Braunhaarigen. „DU!“ rief er und zeigte mit seinem Finger auf Seto. „Was suchst du hier? Bist du der, der Yami mitgenommen hat? Und Ryou? Und jetzt bist du gekommen um Atemu mitzunehmen?? Niemand nimmt ihn mir! Mi regalo de Tlaloc!!“ rief er und ging auf Seto zu. „Nein!“ rief Atemu hastig und sprang auf die Füße, um Dartz den Weg zu versperren. „Bitte, er ist ein Freund. Er hat nichts getan. Bitte lass ihn,“ bat der Schwarzhaarige und Tränen schimmerten in seinen Augen. Er wollte nicht, dass noch jemand wegen ihm leiden musste und vor allem wollte er nicht, dass Seto litt. Dazu mochte er ihn einfach zu sehr. Es war albern, denn schließlich kannten sie sich ja gar nicht, doch schon bei ihrer ersten Begegnung in dem Restaurant war er wie verzaubert gewesen. Er wusste bis heute nicht warum, doch vom ersten Augenblick an hatte er sich zu Seto hingezogen gefühlt. Es hatte an dessen Blick und seiner Ausstrahlung gelegen, die Atemu den Kopf verdreht hatte. Außerdem war Seto der Einzige gewesen, der zurückgesehen hatte, wenn er Dartz’ Geschäftspartner anstarrte. Nur deshalb hatte er auch verhindern wollen, dass Seto auf den Trick reinfiel. Nur deshalb war er heimlich abgehauen und hatte den Braunhaarigen besucht. In dieser Nacht hatte sich Atemu zum ersten Mal seit langem wieder wohl gefühlt. Er hatte das Gefühl gehabt bei Seto Schutz finden zu können. Seit damals verfolgten ihn die blauen Augen ständig und besuchten ihm sogar in seine Träumen. Am liebsten wäre Atemu bei Seto geblieben, doch er konnte nicht so selbstsüchtig sein, wenn Yugi, Yami, Ryou und Kura unter Dartz’ Wahn litten. Er musste zuerst an sie denken, ehe er an sein eigenen Wohl dachte. „Er hat damit nichts zu tun,“ beharrte Atemu weiter, obwohl er selbst am besten wusste, dass das bei Dartz so gut wie gar nichts brachte. „Du!“ wiederholte der Türkishaarige nur, während er weiterhin auf Seto zuging, der sich wieder aufgerichtet hatte. „Nicht!“ Bat Atemu erneut und stellte sich dem Wissenschaftler in den Weg. „Geh weg!“ fauchte Dartz und stieß den Schwarzhaarigen so kräftig zur Seite, dass dieser zu Boden fiel. Setos Miene verfinsterte sich und seine Augen funkelten wütend. Niemand sprang so mit seinem Atemu um!! Wie er auf diesen Gedanken kam konnte er sich zwar nicht erklären, doch er packte Dartz’ Arm, drehte sich um und warf den Türkishaarigen über seine Schulter. Dieser blieb auf dem Boden liegen. Seto warf ihm noch einen kurzen Blick zu, um sicher zu gehen, dass er nicht mehr aufstand und ging dann neben Atemu in die Hocke, welcher sich langsam aufrichtete. „Alles ok?“ fragte er und umfasste eines von den schmalen Handgelenken. Hatte er vergessen, wie zierlich der Jüngere war? Oder war er in dem halben Jahr dünner geworden? „Ja,“ sagte Atemu knapp und entzog seine Hand dem Griff. „Bitte geh jetzt,“ bat er wieder. „Nicht ohne dich.“ „Es hat keinen Sinn. Wenn Dartz dich kriegt, dann wird er auch mit dir seine Experimente anstellen und das will ich nicht.“ „Ich gehe erst, wenn du mit mir kommst,“ sagte Seto stur und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper, während er wieder aufstand. „Das kannst du nicht machen!“ rief Atemu, sprang ebenfalls auf die Füße und zerrte ein wenig an dem Stoff von Setos Shirt. „Ich kann hier nicht weg und du kannst nicht hier bleiben! Bitte geh! Ich will nicht, dass er dir wehtut!“ nun konnte Atemu die Tränen nicht mehr zurückhalten. Er wollte nicht, dass auch Seto seinetwegen litt. „Bitte...“ Seto schluckte. Die Tränen regten etwas in ihm, doch hastig verdrängte er das aufkommende Gefühl wieder. „Ich hab dir meine Bedingungen deutlich mitgeteilt und entweder kommst du mit mir, oder ich bleibe hier.“ „Du kannst nicht hier bleiben!“ rief er erneut und presste sein Gesicht gegen Setos Brust. „Oh doch....er kann hier bleiben.“ Seto wirbelte herum und sah in Dartz’ krankes Gesicht. In seine Haaren klebte Blut, anscheinend hatte er sich vorhin verletzt und in seiner Hand hielt er eine Spritze. Die Spritze rauschte auf ihn zu und reflexartig schlang Seto schützend die Arme um Atemu und drehte sich mit ihm zur Seite. Die Nadel stach in seinen Oberarm und Dartz jagte den Inhalt in die Venen des Blauäugigen. „Seto!“ rief Atemu geschockt und sah zu ihm hoch. „Es ist nichts,“ zischte der Ältere, doch dann plötzlich fühlte er die Schwäche in seinen Beinen, und wie sie ihm wegknickten. Hart kam er auf dem Boden auf. Atemu hockte neben ihm und erneute Tränen traten aus seinen Augen, rannen sein Gesicht hinab und tropften auf Setos Hand. Der Violettäugige wusste nur zu gut, was das für ein Mittel war, welches Dartz dem Älteren gegeben hatte. Yami hatte es jedes Mal bekommen, bevor Dartz an ihm experimentiert hat. Der Türkishaarige grinste wahnsinnig, ehe er sich zu Seto beugte und Atemu zur Seite stieß. „Weg von ihm,“ zischte er. „Einen Klon hab ich bereits untersucht und nun sandte mit Tlaloc einen Menschen, um die Unterschiede herauszufinden. Meine Klone sind noch nicht perfekt, aber bald werden sie es sein.“ Seto wollte etwas erwidern, doch seine Muskeln reagierten nicht. Er hasste diese Hilflosigkeit und musste mit ansehen, wie Dartz ihn hochhob und aus dem Zimmer trug. Er hörte, dass Atemu ihnen nachlief und Dartz immer wieder anflehte es nicht zu tun. Doch der Wissenschaftler schien taub für dessen Worte zu sein. Seto bekam ein schlechtes Gewissen, da der Jüngere seinetwegen litt, doch er würde hier nicht weggehen. Nicht, ehe Atemu dazu bereit war ihn zu begleiten. Seine Augen suchten den Blick des Schwarzhaarigen. Dartz wirbelte herum und verpasste Atemu eine kräftige Ohrfeige, die diesen zu Boden gehen ließ. Er fiel gegen die Wand und rutschte an ihr herunter. Tränen rannen unablässig sein Gesicht hinab und er presste sich fest die Hände an den Kopf. /Warum nur? Warum kann ich Dartz nicht aufhalten? Warum schaffe ich es nicht zu verhindern, dass er ihnen wehtut?/ er schluchzte auf und kauerte sich auf dem kalten Boden zusammen. /Seto, warum bist du gekommen? Warum bist du nicht gegangen, als ich dich darum gebeten habe?/ Atemu kannte die Antwort auf seine stummen Fragen, doch das beruhigte ihn in keinster Weise. Kapitel 16: Please, go with him ------------------------------- 15. Please, go with him Unterdessen machte sich Bakura Flucht bereit. Er zog sich seinen schwarzen Mantel über und ließ die Kette mit dem Skorpion in der Innentasche verschwinden. Auch, wenn man ihn wahrscheinlich sowieso an den weißen Haaren erkennen würde, musste er ihnen ja nicht noch zusätzlich auf die Nase binden, dass er Teil der Escorpión negro war. Schnell füllte er noch seinen Revolver mit neuen Patronen und verstaute diesen ebenfalls unter dem Mantel, ehe er das Gebäude verließ. Er musste sich beeilen, wenn er noch rechtzeitig entkommen wollte. Wie auch schon Tristan und Ryou benutzte Bakura den Hinterausgang und tauchte in den dunklen Gassen unter. Vorsichtig schielte er um die nächste Ecke und zog den Kopf hastig wieder zurück. Die Polizei schien hier bereits nach Skorpionen zu suchen. /Na großartig!/ Bakura sah sich um, entdeckte eine Feuerleiter und kletterte diese hinauf. Er verschwand gerade noch rechtzeitig auf dem Dach, bevor einer der Gesetzeshüter in der selben Gasse auftauchte. „Durchsucht alle Häuser! Und seid vorsichtig, die sind bewaffnet!“ rief der Uniformierte und eilte weiter. Der Weißhaarige grummelte. Vielleicht hatte er eine Chance, wenn er einen von ihnen überwältigte und sich dessen Uniform schnappte. Sonst würde er hier sicherlich nicht rauskommen. Bakura kroch auf den gegenüberliegenden Rand des Daches zu und sah von dort hinunter. Diese Straße war bereits abgesperrt. Noch schien alles ruhig von statten zu gehen, doch Bakura wusste aus Erfahrung, dass dem nur solange so war, bis der erste Schuss fiel, ganz gleich, von welcher Seite. Bis dahin musste er hier weg sein und er hoffte, dass es Tristan und Ryou bereits geschafft hatten. Yami starrte unruhig auf die Uhr. Noch eine halbe Stunde, dann musste er davon ausgehen, dass Seto es nicht geschafft hatte und Dartz in die Hände gefallen war. Das Warten wurde allmählich unerträglich und die Zeit schien mal zu rasen und mal still zu stehen. Dabei wusste der Schwarzhaarige noch nicht mal, was schlimmer war: wenn die Zeit schnell verging, oder nicht. Nervös ging er zur Abdeckung des Lüftungsschachtes und lauschte, in der Hoffnung vielleicht zu hören, wenn Seto und Atemu zu ihm unterwegs waren. Eigentlich hätten sie doch schon längst wieder hier sein müssen. Obwohl Seto zwei Stunden festgelegt hatte, so lange konnte es doch nicht dauern Atemu zu finden! Am liebsten wäre Yami bereits jetzt losgefahren, um Bakura zu holen, doch wenn Seto doch noch auftauchte, dann stand er hier allein und Dartz konnte ihn dann doch noch einfangen. Seufzend fuhr er sich durch die Haare. /Ich sollte mir nicht so viele Sorgen machen. Seto wird sich bei den zwei Stunden sicherlich was gedacht haben und noch pünktlich auftauchen....trotzdem wäre mir wohler, wenn er bereits wieder zurück wäre./ Er ließ sich neben dem Jeep auf den Boden sinken und lehnte den Rücken an das Metall. Sein Blick fiel wieder auf das Notizbuch Bakuras. Er hatte es bereits fast vollständig durchgelesen und wusste nun zwar eine Menge über die kriminellen Aktivitäten des Skorpions, doch noch immer kaum etwas über dessen Charakter. Yami wusste weder wie der Weißhaarige wirklich war, noch warum er ein Escorpión war. Er schlug das Buch auf und las weiter. 23. November: ‚Hab Señor Luengo wie gefordert die Schmuggelware gebracht – Auftrag somit ausgeführt. Hab die Spur von Diablo wieder verloren.’ Es waren zwar diesmal nur zwei kurze Einträge, doch Yamis Blick hatte sich aufmerksam auf den Namen Diablo geheftet. Diablo bedeutete eigentlich Teufel und er war sich nicht sicher, ob es nun ein Künstler- oder der richtige Name der gesuchten Person war. Jedoch war der Name bereits öfters vorgekommen und Bakura schien ihn wohl unbedingt finden zu wollen. Warum wusste Yami jedoch nicht. Die Sätze beschränkten sich meistens auf die Aussage ‚Spur von Diablo gefunden’ oder ‚Spur von Diablo verloren.’ Wer auch immer das war, er schien für Bakura wichtiger zu sein, als seine sonstigen Aufträge – warum auch immer. Yamis Blick wanderte erneut nervös zur Uhr und wahrscheinlich zum hundertsten Mal wünschte er sich, dass sich Seto beeilte. Doch dieser war im Moment nicht gerade in der besten Verfassung, um sich zu beeilen. Das Lähmungsmittel ließ zwar allmählich nach, doch helfen tat es dem Braunhaarigen nicht wirklich, da ihn Ledergurte an eine einfache Barre aus Metall banden. Er versuchte sich gegen die Riemen zu wehren und loszukommen, doch sie gaben nicht einen Zentimeter nach. Seto fühlte sich nicht besonders wohl in seiner Lage und sah sich in dem OP ähnlich eingerichteten Raum um. Überall standen Computer und Messgeräte, die nun von Dartz eingeschaltet wurden und daraufhin ein Summen und Piepen von den kalten Fliesen an den Wänden widerhallte. Neben ihm stand ein kleiner Tisch, auf dem Messer und andere Instrumente lagen und Seto erinnerte sich an Yamis Worte. Sicherlich würde das nun Kommende nichts schönes werden, doch wenn Yami es ohne bleibende Schäden überstanden hatte, dann würde es ihm alle mal gelingen. „Wag es nicht mich anzufassen!“ zischte er drohend, als sich Dartz zu ihm umgedreht hatte, doch auf dessen Lippen lag nur ein kaltes Lächeln. „So oft hat Yami mir schon damit gedroht....und Atemu, mi regalo de Tlaloc. Dabei habe ich sie erschaffen. Sie sollten mir also etwas dankbarer sein.“ Seto lachte auf. „Wirklich fair, sich zum Dank quälen lassen zu müssen. Und was meinst du überhaupt damit, dass du sie erschaffen hast? Wenn schon, dann hast du Yami erschaffen, aber Atemu hast du einfach hier unten eingesperrt!“ Der Türkishaarige lächelte weiterhin ruhig, während er ein paar Kabel mit Saugnäpfen an den Enden auseinander zog. „Oh doch, ich habe Atemu erschaffen,“ sagte er. „Nur, weil ich Tlaloc um ein perfektes Wesen zum Klonen bat, wurde er geboren, also bin ich sein Erschaffer.“ „Du bist krank!“ fauchte Seto. Der Dartz, den er kennen gelernt hatte, schien völlig im Wahnsinn verschollen zu sein. Die Einsamkeit und die Besessenheit schienen seine Seele völlig zerfressen zu haben. „Ich hab gesagt, dass du mich nicht anfassen sollst!“ rief er, als der Wissenschaftler den ersten Saugnapf an Setos Schläfe befestigte. „Du bist nicht in der Position, um Forderungen zu stellen,“ erwiderte Dartz ernst und befestigte nun auch die weiteren Saugnäpfe an den dafür vorgesehenen Stellen an Setos Kopf. „Keine Sorge,“ sagte er mit einem irren Blick. „Es tut nicht weh.“ Er trat von dem Braunhaarigen weg und wand sich einem Messgerät zu, welches fleißig begann Setos gemessene Gehirnströme aufzuzeichnen. Die verschiedenfarbigen Augen hellten sich auf. „Gute Werte, guter Verstand.“ Er drehte an einem Rad und Seto zuckte zusammen, als er spürte, wie ein Kribbeln von den Saugnäpfen aus über seine Stirn glitt. „Was soll das?“ fauchte er. „Shht!“ erwiderte Dartz harsch. „Still, sonst werden die Werte falsch.“ „Mach mich los!“ er erschauerte, als das Kribbeln stärker wurde. Was zum Henker bezweckte Dartz damit? Atemu saß noch immer an der gleichen Stelle auf dem Boden und quälte sich mit einem Schluckauf, der auf Grund seiner Schluckser entstanden war. Das Kura ihn beobachtete hatte er noch nicht bemerkt. Langsam ging der Weißhaarige auf ihn zu und neben ihm in die Hocke. Schon oft hatte er Atemu so gesehen, meistens, wenn er, oder einer der anderen Klone, von Dartz untersucht worden waren. Doch diesmal war kein Klon in diesem Raum und dennoch weinte der Schwarzhaarige. Kura verstand es nicht. Anfangs hatte Atemu sich doch gegen den Fremden gewehrt und hatte nicht mit ihm kommen wollen. Warum hatte er dann jetzt Angst um ihn? Kura war wie die anderen Klone nicht perfekt. Die meisten Menschen sprachen zu schnell für ihn, so dass er nicht mitbekam, was sie zu ihm sagten. Nur, wenn sie langsam und deutlich sprachen, verstand er ihre Worte. Deshalb hatte er auch nicht verstanden, worum es in dem Streit zwischen Atemu und Seto gegangen war. Er hatte nur mitbekommen, dass der Blauäugige seinen Freund aus dem Zimmer hatte zerren wollen. Doch anscheinend war die Situation nicht ernst gewesen, sonst hätte Atemu ihn nicht aufgehalten, als er den Fremden gewürgt hatte. Sanft legte Kura dem Schwarzhaarigen nun eine Hand auf die Schulter, woraufhin dieser zusammenzuckte und ihm erschrocken sein Gesicht zu wand. „Kura,“ sagte er leise und mit brüchiger Stimme, ehe er sich an dessen Schulter warf und nach Trost suchte. „Warum kann ich nicht verhindern, dass er ihm weh tut?“ fragte er verzweifelt, versuchte jedoch gleichzeitig klar und deutlich zu sprechen, damit der Weißhaarige ihn verstand. Dieser brauchte ein wenig, doch er hatte verstanden. „Warum hast du ihn Angst? Er wollte dich doch mitnehmen.“ „Er hat es nicht böse gemeint,“ erklärte Atemu und versuchte ruhig zu atmen, damit der Schluckauf wegging. „Er wollte mich hier rausholen, aber ich kann dich und Yugi nicht allein hier lassen und jetzt tut er ihm weh!“ er presste das Gesicht gegen den weichen Stoff und versuchte sich zu beruhigen. Atemu erwartete nicht, dass Kura versuchte ihn zu trösten, oder die Arme beruhigend um ihn legte. Der Weißhaarige tat so etwas nicht und das akzeptierte er. Es dauerte erneut einen Moment, ehe Kura antwortete. „Magst du ihn?“ wollte er wissen. „Sehr.“ „Warum bist du dann nicht mit ihm gegangen?“ Atemu hob den Blick und sah in die leeren Augen Kuras. „Weil ich dich und Yugi hier nicht allein lassen kann,“ wiederholte er ruhig. Der Weißhaarige schüttelte den Kopf. „Das musst du aber. Du hast schon so viel für uns getan,“ sagte Kura und Atemu blickte den Jüngeren verwundert an. Jedoch weniger wegen seiner Worte, sondern eher, weil Kura auf einmal so gesprächig war. Sonst sagte er auch nie mehr, als nötig und mischte sich nie in fremde Angelegenheiten ein. „Ich rede nur, wenn ich Lust dazu habe,“ sagte dieser als er den Blick bemerkte. „Nur verstehen klappt nicht so gut. Ich kann mich um Yugi kümmern. Ich bin hier unten geboren worden. Ich kenn es nicht anders, es macht mir nichts, aber dir wird es hier unten immer schlechter gehen...du bist dünn geworden.“ „Aber ich...“ hastig sah Atemu zur Seite. „Ich kann doch nicht einfach...“ Erneut drohten Tränen seine Wangen hinab zu laufen. Musste Kura jetzt auch noch damit anfangen? „Vertraust du mir nicht?“ fragte der Weißhaarige. „Doch, aber...“ er wurde unterbrochen. „Dann beweis es und geh mit ihm.“ „Aber wie soll ich ihn denn da raus holen?“ „Tlaloc,“ sagte Kura nur und erhob sich, ehe er sich umdrehte und ging. Der Violettäugige zitterte. Was sollte er machen? Er konnte sie nicht einfach allein hier lassen. Nur seinetwegen waren sie erschaffen worden und mussten leiden. „Kura!“ rief er und erhob sich. Gerde wollte er zu einem weiteren Widerspruch ansetzten, als ein Schrei durch den Gang hallte und Atemu zusammenzucken ließ. „Es betrifft hauptsächlich mich und wenn ich sage, dass du mit ihm gehen kannst ist es ok. Also verschwindet, bevor Dartz ihm noch mehr weh tut!“ Kura wurde ungewohnt laut und verschwand dann in Yugis Zimmer. Atemu stand unschlüssig im Gang. Was sollte er tun? Sein Blick fiel nach rechts, den Gang runter, wo sich Dartz mit Seto in einem der Zimmer befand. /Wofür entscheide ich mich?/ Zufrieden lag Seth auf einer Liege im Garten und schwenkte ein Glas Wein in seiner Hand. Auch wenn Tequila das Staatsgetränk war, zog er den Wein vor. Der Geschmack war edler und nicht so wild und ungestüm, wie der des Tequila, wie er fand. Einen Schluck nehmend lauschte er der Musik aus dem kleinen Radio und wartete auf die Nachrichten, welche nun jeden Moment beginnen müssten. Wie als, hätten sie Seths Gedanken erraten, erklang die Erkennungsmelodie und der Sprecher begann die Meldungen aufzuzählen. ‚Nachrichten: Die Waldbrände in Italien und Spanien pegeln sich allmählich wieder ein. Die Löschtruppen sind nun in der Lage die Feuer zu löschen und somit zu verhindern, dass die Flammen auf die nahe gelegenen Städte und Dörfer übergreift. In dem mexikanischen Staat Tequila macht die Polizei nun Jagt auf eine Untergrundorganisation, die sich ‚Escorpión negro’ nennt. Der Stadtteil, der dafür bekannt ist die Mitglieder dieser Gruppe zu beherbergen, wurde abgesperrt und die Polizei hat bereits mehrere der Verbrecher gefangen genommen. Zu ihnen gehören die Brüder Para und Dox, Marko Tzunami und der berühmte Magier Pandora....’ Weiter brauchte Seth nicht mehr zuzuhören. Es genügte zu wissen, dass der Polizeipräsident der Aufforderung nachgekommen war und die Skorpione zerschlug. Wirklich interessieren tat ihn nur, ob sie auch Seto schnappten und dann war es auch egal, ob dieser von dem inszenierten Unfall von Mokuba und dessen Eltern wusste, oder nicht. Denn einem Escorpión würde man viel weniger Glauben schenken, als einem Kaiba. Der Braunhaarige stellte das Glas ab und erhob sich, ehe er seinen Bademantel auszog und in das kühle Wasser des Pools sprang. /Und wenn du im Gefängnis sitzt, Seto, werde ich mit Freuden deine Firma übernehmen./ sagte er gedanklich und grinste unter Wasser, ehe er auftauchte und begann ein paar Bahnen zu kraulen. Das etwas schief ging bezweifelte er. Immerhin hatte er Mittel, um Señor Horkins genügend Druck zu machen. Er würde Seto und Yami kriegen und dann... Seth spielte mit dem Gedanken Yami dann aus dem Gefängnis freizukaufen, um ihn bei sich unter zu bringen. Denn so einen guten Stricher würde er wohl kaum noch finden und jetzt wo auch Mariku aus dem Weg geräumt war, konnte dieser auch keinen Anspruch mehr auf den jungen Mann erheben. Die blauen Augen leuchteten vor Schadenfreude. Konnte sein perfektes Leben eigentlich noch besser werden? Yami schluckte, als er sah, wie die Zeit ablief. Die zwei Stunden waren vorbei und Seto war noch immer nicht hier. Ein Schauer jagte ihm über den Rücken und er warf einen Blick zu dem Gitter des Lüftungsschachtes. Hatte Seto es nicht geschafft? /Vielleicht kommt er ja noch. Vielleicht sollte ich noch.../ Hastig schüttelte er den Kopf. /Nein! Seto hat mir zwei Stunden gegeben, dann muss ich Bakura holen und daran werde ich mich halten!/ entschlossen kletterte er in den Jeep und warf einen nervösen Blick auf die Pedale. Yami war noch nie Auto gefahren und hatte keine Ahnung, wie das funktionieren sollte. Zwar hatte er vorhin Seto beobachtet, aber wirklich sicher war er sich seiner Sache nicht. /Ich hätte ihn vorher fragen sollen. Jetzt ist es zu spät./ Yami trat Kupplung und Bremse und drehte den Zündschlüssel um. Der Motor sprang an. /Ok, das wäre doch schon mal geschafft./ Dennoch gelang es ihm nicht sofort anzufahren. Vier Mal ging ihm der Jeep aus, ehe sich der Wagen in Bewegung setzte. Sofort trat der Schwarzhaarige aufs Gas. Er musste so schnell wie möglich wieder hier sein, damit weder Seto noch Atemu etwas passierte. „Sei ein braves Auto und geh nicht aus,“ bat er leise und biss sich auf die Unterlippe. Wenigstens hatte er den Vorteil oft genug in der Stadt unterwegs gewesen zu sein, wenn er zu einem Kunden gebracht, oder dieser mit ihm unterwegs gewesen war. So kannte er sich wenigstens hier aus und konnte den zeitlichen Verlust des Motorabwürgens durch Abkürzungen wieder wet machen. Seto hatte die Finger fest um die Ledergurte gekrallt und versuchte seine schnelle Atmung zu beruhigen. „Bist du endlich fertig?“ rief er wütend in Richtung Dartz. Der Mistkerl hatte es tatsächlich gewagt Strom durch seinen Körper zu jagen um wer weiß was zu testen! „Fast, mein Lieber, fast,“ sagte dieser gut gelaunt. Setos Werte waren ausgezeichnet, um an ihm die Tests durchzuführen. Er benötigte nur noch eine Blutprobe, dann konnte er damit beginnen el mensajero de Tlaloc, den Boten Tlalocs, wie er Seto nannte, zu untersuchen. Dartz desinfizierte die Haut am Unterarm sorgfältig und setzte dann die Spritze an. Bis zum Anschlag zog er sie mit der roten Flüssigkeit auf und spritzte den Inhalt anschließend in einen Behälter, den er in einen Kühlschrank stellte. Er würde sich gleich darum kümmern, erst mal musste er noch Seto versorgen. Ihm eine erneute Spritze mit Lähmungsmittel gebend löste er die Ledergurte und trug ihn aus dem Raum. Seto ließ er es mehr oder weniger freiwillig über sich ergehen. Als Dartz ihn über den Flur trug entdeckte er Atemu, der nicht weit von ihnen entfernt stand und den Blick auf den Boden gerichtet hielt. Die Hände hatte er zitternd zu Fäusten geballt. „No llorar, mi regalo de Tlaloc,“ sagte er. Nicht weinen, mein Geschenk von Tlaloc. Hastig wischte sich Atemu bei diesen Worten über die Augen und folgte Dartz dann, welcher Seto in Ryous ehemaliges Zimmer brachte und dort ins Bett legte. Der Schwarzhaarige wartete an der Tür, bis der Wissenschaftler wieder verschwunden war und betrat dann den Raum, schloss die Tür sorgfältig hinter sich. Langsam und leise ging er auf das Bett zu und betrachtete Setos Körper dabei aufmerksam, um herauszufinden, ob Dartz irgendetwas mit ihm getan hatte. Erleichtert stellte er fest, dass dem nicht so war. Atemu setzte sich auf den Boden und strich ein paar der braunen Strähnen aus dem Gesicht des Anderen. „Die Lähmung lässt schnell nach,“ sagte er leise, um die drückende Stille zu durchbrechen. „Warum bist du nicht gegangen, als ich dich dazu aufgefordert habe? Du hättest dir das eben ersparen können!“ Seto spürte, wie das Gefühl in seinen Körper zurückkehrte und setzte zu einer Antwort an. „Wie oft soll ich es dir denn noch sagen? Ohne dich gehe ich nicht weg. Außerdem ist es deine Schuld!“ „Meine Schuld??“ rief der Violettäugige aufgebracht und starrte Seto ungläubig an. „Ja deine Schuld!!“ Seto setzte sich auf und sah Atemu fest in die Augen. „Wärst du damals nicht zu mir gekommen hätte ich mich nicht in dich verliebt. Und behaupte nicht ich hätte dich gezwungen, mit dir zu schlafen! Ich hab dir die Chance gelassen zu gehen, aber du hast sie nicht ergriffen! Du hast es gewollt, nicht ich!!“ Atemu blinzelte die aufkommenden Tränen weg. „Dann soll das heißen, dass du nur mit mir geschlafen hast, weil ich es wollte?“ „Nein!“ rief Seto und erhob seine Stimmte. „Hätte ich nur das gewollt hätte ich ja wohl kaum nach dir gesucht, oder??“ fauchte er. „Ich meine damit nur, dass du nicht auf mich gehört hast und somit mit den Konsequenten leben musst und bei mir ist es jetzt nicht anders. Ich lass mich von dir nicht wegschicken und wenn du nicht mit mir kommen willst, dann bleibe ich eben hier!“ entschlossen funkelten die blauen Augen und duldeten keinerlei Widerrede. Atemu wand den Blick ab. „Es ist nicht so, dass ich nicht mit dir kommen wollte,“ sagte er. „Aber die Klone...“ er brach ab, da er sich wieder an Kuras Worte erinnerte. Dieser wollte, dass Atemu ging, um wieder zu leben und er würde auch wirklich gerne mit Seto draußen leben.... Aber auch wenn Kura zugestimmt hatte, konnte er so selbstsüchtig sein? Atemu zuckte zusammen, als Seto eine Hand auf seine Wange legte und wandte ihm sein Gesicht zu. „Ich hab dir doch versprochen, dass wir sie auch hier raus holen werden und komm mir jetzt nicht wieder mit der Ausrede, dass Yugi zu schwach ist, um durch den Lüftungsschacht zu klettern!“ fügte er hinzu, als der Schwarzhaarige den Mund zum Widerspruch öffnete. „Ich habe gewissermaßen einen Freund, der es mit Leichtigkeit fertig bringen würde Dartz zu überwältigen und die anderen hier raus zu holen. Aber zwei zu befreien ist leichter, als vier. Also bitte komm jetzt mit mir und überlass die beiden anderen meinem Freund.“ Atemu zögerte. Setos Worte klangen einleuchtend und er hatte recht, wenn er sagte, dass es leichter werden würde nur Kura und Yugi hier rauszuholen, als noch zusätzlich ihn und Seto. Dennoch war ihm nicht wohl bei dem Gedanken die beiden hier unten allein zu lassen. Und davon abgesehen gab es noch ein weiteres Problem, weshalb er hier nicht weg konnte...Er spürte die blauen Augen in seinem Rücken und biss sich auf die Unterlippe. Seto erwartete eine Antwort. Unsicher wanden sich ihm die Amethyste wieder zu und ihr Besitzer formulierte zögerlich seine Antwort. „Ich....kann nicht.“ Kapitel 17: New problems ------------------------ kleine Anmerkung von mir zum Kapitelende: Die Art, wie Yami die Kugel rausholt beziehe ich auf eine ähnliche Situation, die ich mal vor längerer Zeit in einem Buch gelesen habe. Falls es also unrealtistisch sein sollte bitte ich das zu entschuldigen. Und keine Sorge, sooo unvorsichtig ist Dartz natürlich nicht *g* 16. New problems „Bitte versteh mich nicht falsch, aber...“ Seto unterbrach ihn. „Lass gut sein,“ sagte er und stand auf. Er ging bis ans andere Ende des Zimmers und starrte dort die Wand an. Die Arme hatte er vor der Brust verschränkt. „Es stört mich nicht, wenn du mir nicht vertraust.“ Er versuchte möglichst gleichgültig zu klingen. „Ich vertrau ja selber auch niemanden.“ „Es heißt nicht, dass ich dir nicht vertraue,“ erwiderte Atemu und stand vom Boden auf, um ein paar Schritte auf den Älteren zuzugehen. Dieser drehte sich zu ihm um. „Was soll es dann heißen? Ich hab dir mein Wort gegeben, dass Yugi und Kura hier ebenfalls rausgeholt und Dartz ausgeschaltet wird. Wo liegt dein Problem, wenn es nicht das Vertrauen ist?“ Die violetten Augen richteten sich gen Boden. „Es...ist so eine Ahnung....mein Gefühl sagt mir, dass es nicht gut geht, dass Dartz irgendwas mit den beiden macht, während ich weg bin.“ Genervt verdrehte Seto die Augen, was Atemu jedoch zum Glück nicht sah. /Ich glaub’s nicht!/ „Warum sollte sich Dartz an den beiden vergreifen? Um dich für deine Flucht zu strafen?“ „Ich weiß es nicht.“ „Du hast doch ein kluges Köpfchen oder? Also wirst du mir auch schon einen Grund nennen müssen.“ Der Schwarzhaarige hob den Blick und richtete ihn wieder auf Seto. „Oder kannst du mich nicht leiden und willst deshalb nicht mit mir mit kommen? In dem Fall hättest du mir das nur sagen müssen, dann wäre ich längst wieder gegangen,“ sagte er kühl. „Das hat damit nichts zu tun!“ stellte Atemu hastig klar. „I-ich mag dich Seto....sehr, aber...“ „So?“ fauchte Seto und unterbrach den Jüngeren dadurch. „Wenn der Tag lang ist kannst du mir viel erzählen, die Frage ist nur, ob du es auch beweisen kannst.“ Atemu zuckte zusammen. „Was würde das denn an unserer Situation ändern, wenn ich es dir beweisen würde??“ Seto schwieg und nur gedanklich formte sich in seinem Kopf ein Satz. /Eine ganze Menge./ Der Schwarzhaarige zögerte. Natürlich wusste er, wie er seine Gefühle für den Braunhaarigen beweisen konnte, denn vorhanden waren diese. Schon seit sie sich damals getroffen hatten. Jedoch hatte er kein gutes Gefühl bei der Sache mit Seto zu gehen und auf seinen Instinkt hatte er sich schon immer verlassen können. Daher handelte er diesem auch nie zuwider, bis auf das eine Mal, als er Seto heimlich besuchte. Seine Augen hefteten sich auf die kalten Saphire seines Gegenübers und musste unweigerlich schlucken. Diese Augen waren problemlos in der Lage einem zur Salzsäule erstarren zu lassen und flößten einem eine Menge Respekt ein. Doch Atemu wusste, was hinter dieser Wand aus kaltem Eis war, denn Seto hatte es ihm damals gezeigt. Als sie sich in ihrer gemeinsamen Nacht vereinigt hatten, hatte ihm der Braunhaarige erlaubt in seine Seele zu sehen. Und dort hatte er ein einsames Herz gesehen. Enttäuscht von seiner Familie und nicht mehr fähig jemanden erneut zu vertrauen und obwohl ihn seine früheren Erfahrungen so sehr geprägt hatten, hatte er sich Atemu ohne weiteres anvertraut. Und was hatte dieser ihm zurückgegeben? Nichts! Der Violettäugige war einfach gegangen, ohne ein Wort der Erklärung, fest entschlossen ihr One-Night-Stand bei einem One-Night-Stand zu belassen und Seto nie wieder zu begegnen. Innerlich schämte sich Atemu für sein Verhalten....wäre es dann nicht das Mindeste dem Blauäugigen zu beweisen, dass er dessen Gefühle erwiderte? Das er ihm vertrauen konnte? Zögerlich stolperte er auf Seto zu und hob die Arme, um Setos Gesicht in seine Hände zu nehmen. Atemu musste sich auf die Zehenspitzen stellen und legte dann seine Lippen auf die des Älteren. Sofort schlang Seto die Arme um den Schwarzhaarigen und zog ihn eng an sich. Wie sehr hatte er es vermisst, diese Lippen zu schmecken und Atemus weiche Haut auf der seinen zu spüren. Oh nein! Ohne Atemu würde er hier nicht mehr weggehen. Ganz gleich, ob er den Jüngeren mit Gewalt mitnehmen musste, oder nicht. Schnell zog Bakura den bewusstlosen Polizisten tiefer in die Dunkelheit der Lagerhalle, ehe er ihn seiner Uniform entledigte und diese gegen seine eigene Kleidung eintauschte. Es war einfach unmöglich anderweitig hier weg zu kommen. Der Polizeipräsident schien wirklich alle Reserven ausgeschöpft zu haben, um ihre Untergrundorganisation auszuschalten. /Von wegen es reicht aus ihm damit zu drohen seine Nichte umzubringen, sollte er sich noch mal in unsere Angelegenheiten einmischen. Entweder geht er das Risiko ein, dass es ihr genauso ergeht, wie seiner Tochter, oder jemand anderes macht Druck auf ihn./ überlegte er und verstaute den Skorpion in der Innentasche seiner ‚geborgten’ Uniform. Sicher war sicher, sollte ihm ein anderer Escorpión über den Weg laufen. Seine Gedanken wanderten erneut zu dem Polizeipräsidenten. /Aber wer könnte genug Einfluss besitzen, um unsere Drohung nicht zu beachten? Viele kommen da nicht in Frage./ Die meisten Leute in der Regierung waren bestochen worden, oder hatten selbst ihre Finger im Geschäft. Eigentlich kamen da nur noch die Kaibas in Frage. Bakura knurrte leise über diese Erkenntnis. Die Kaibafamilie war den Escorpións in der Regel immer aus dem Weg gegangen und umgekehrt genauso. /Das muss was mit dem Konflikt zwischen Seto und Seth zu tun haben. Na toll! Ein Familienstreit ist unser Untergang!!/ Er nahm eine Rolle Klebeband, die in einer Ecke gelegen hatte und begann damit den Polizisten zu fesseln und zu knebeln. Die Waffe ließ er ebenfalls in seiner Jackentasche verschwinden. Er benutzte lieber seinen Revolver, da er sich an diesen gewöhnt hatte. Nach dem das endlich erledigt war verließ Bakura die Lagerhalle und trat auf die Straße. Nicht weit von ihm lief ein Polizist entlang, nickte seinem angeblichen Kollegen kurz zu und ging dann weiter. Zufrieden grinste Bakura in sich hinein. Sein Plan schien voll aufzugehen. Immer weiter entfernte er sich vom Kernstück des Stadtviertels und näherte sich der Grenze. Hin und wieder traf er auf einen weiteren Polizisten, doch sie ließen ihn alle passieren. Bakura entdeckte eine Straßenbarrikade und eine Reihe parkender Polizeiautos. Wenn er sich einen von den Wagen schnappen konnte, war er gerettet. Zuversichtlich ging er auf die Uniformierten zu und wollte schon an ihnen vorbeigehen, als ihn jemand jedoch an der Schulter zurückhielt. „Wo willst du hin?“ fragte der Polizist. Gelassen drehte sich Bakura zu ihm um. Er hatte sich für den Fall der Fälle bereits eine passende Antwort zurechtgelegt. „Ich hab vorhin meine Sicherheitsweste abgelegt, da einer der Drähte gedrückt hat und vergessen, sie wieder anzulegen,“ begann er mit seinem Märchen, „sie liegt noch im Auto.“ Zum Zeichen, dass er nicht log, knöpfte er den obersten Teil seines Hemdes auf. Stirnrunzelnd sah ihn sein Gegenüber an. Dessen grüne Augen wanderten von den weißen Haaren, zur Narbe unter dem Auge. Bakura versuchte sich nichts anmerken zu lassen und setzte einen verwirrten Blick, auf Grund der Musterung, auf. Innerlich fragte er sich jedoch, ob der Andere ihn erkannt hatte. Dann jedoch nickte dieser ihm zu und hastig ging Bakura zu den Autos. Da schien er noch mal Glück gehabt zu haben. Doch nun schien es ihn zu verlassen, denn keiner der Gesetzeshüter war so dumm gewesen und hatte den Zündschlüssel stecken lassen. /Wäre ja auch zu schön gewesen./ Dann würde er wohl oder übel doch laufen müssen. Er wand den Blick vom Inneren des Wagens ab und richtete ihn wieder nach vorne. Abrupt blieb der Weißhaarige stehen, als er den Polizisten von gerade vor sich sah. „Findest du dein Auto nicht?“ fragte dieser mit ruhiger Stimme, doch Bakura spürte sofort, dass etwas nicht stimmte. „Die Dinger sehen alle gleich aus und ich kenn mein Nummernschild nicht,“ sagte er entschuldigend. Unauffällig ließ er seinen Blick umherwandern und spannte sich an. Er war von Polizisten umzingelt. Der Grünäugige hatte ihn also doch erkannt! Der Uniformierte schien Bakuras Anspannung bemerkt zu haben, denn ein Grinsen zeichnete sich auf seinen Lippen ab. „Hältst du uns für doof, Bakura? Dein Aussehen ist bei uns nicht unbekannt.“ /Verdammt!/ hastig sah er sich nach einem Fluchtweg um und rannte dann auf die Motorhaube eines Polizeiautos zu. Mit einem Satz sprang er darauf und auf das Dach des Wagens, um zu entkommen, wissend, dass die Polizisten hinter ihm her waren. Stirnrunzelnd näherte sich Yami dem abgesperrten Gebiet und hielt schließlich mit dem Jeep an. /Was ist denn da los?/ mit einem mulmigem Gefühl stieg er aus und näherte sich der Absperrung. /Na toll! Wie komm ich denn jetzt zu Bakura?/ Unsicher blieb der Schwarzhaarige stehen und überlegte. Vielleicht sollte er es an einer anderen Stelle versuchen. Gerade wollte er sich umdrehen und wieder gehen, als einer der Polizisten ihn bemerkte. „Hey du!“ Yami zuckte zusammen und ging zögerlich auf den Gesetzeshüter zu, der ihn mit einem merkwürdigen Blick bedachte. „Ja?“ fragte er zögerlich. „Die Kette um deinen Hals, ist das...“ schlagartig wich Yami einen Schritt zurück. Warum hatte er die Kette mit dem Skorpion nicht abgelegt? Hastig machte er auf den Absatz kehrt und rannte davon. „Hey! Hier geblieben!“ rief der Polizist und lief ihm hinterher. Seine Kollegen wurden nun ebenfalls aufmerksam und nahmen die Verfolgung des angeblichen Mitglied der Escorpións auf. Einer stieg sogar in sein Auto, um Yami den Fluchtweg abschneiden zu können. /Großartig! Wirklich Großartig!! Warum müssen die sich ausgerechnet jetzt hier herumtreiben?/ Der Violettäugige beschleunigte sein Tempo, doch weit kam er nicht, denn das Polizeiauto versperrte ihm den Weg. Abrupt bremste er ab und wollte nach rechts weiter, doch ein Polizist stellte sich ihm in den Weg. Verzweifelt wand er sich nun nach links, huschte unter dem Arm eines weiteren Uniformierten hindurch und verschwand in einer kleinen Gasse, wo er auf einen Widerstand traf und unsanft auf seinem Hintern landete. Kurz schüttelte er benommen den Kopf und richtete dann den Blick auf denjenigen, mit dem er zusammengestoßen war. Im ersten Moment sah er sich in einer Falle, denn sein Gegenüber trug ebenfalls eine Polizeiuniform, doch die weißen Haare und die Narbe unter dem rechten Auge, kamen ihm sehr bekannt vor. Nur widerwillig gab Seto dem Luftmangel nach und löste sich von Atemu, der ihn mit leicht geröteten Wangen ansah. „Atemu....,“ flüsterte er leise und zog den Jüngeren noch etwas näher an seinen Körper. „Das ist ein ziemlich ungewöhnlicher Name.“ „Mein Vater hatte einen Faible, was das alte Ägypten betraf,“ erklärte der Schwarzhaarige und schmiegte sich an Seto. Atemu nahm den Geruch des Älteren in sich auf und eine Träne bahnte sich ihren Weg über seine Wange. Er konnte nicht mit Seto gehen. Es ging einfach nicht! Auch, wenn Kura ihm sozusagen die Erlaubnis gegeben hatte, es wäre sein Tod, wenn er sich draußen aufhielt und dabei von einem der Escorpión negro erwischt wurde. Atemu konnte kein Risiko eingehen. „Mein Name ist der eines alten Pharaos,“ beendete er seinen Satz und vergrub das Gesicht an Setos Brust. Dieser bemerkte die Träne und strich sie ihm sanft weg. „Warum weinst du?“ fragte er leise. „I-ich...“ Atemu schwieg. Er konnte Seto schließlich nicht wieder sagen, dass er hier blieb. Er würde nur wieder wütend sein. Der Violettäugige spürte, wie sich zwei Finger unter sein Kinn legten und ihn somit zwangen in die kühlen Saphire zu blicken. „Was?“ fragte Seto, versuchte jedoch ruhig zu klingen. Hastig wand sich der Schwarzhaarige aus dem Griff und trat zurück in die Mitte des Raumes. „Ich glaube, du kannst dir denken, was ist.“ Seto knurrte. „Du willst immer noch nicht mit?“ Als Atemu den Kopf schüttelte beschloss er seinen Entschluss, es notfalls mit Gewalt zu versuchen, in die Tat umzusetzen. Ehe der Jüngere reagieren konnte, hatte Seto ihm den Arm auf den Rücken gedreht und hinderte ihn mit seiner anderen Hand am Sprechen. „Du hattest deine Chance,“ zischte er bedrohlich am Ohr Atemus. „Ich hab dir gesagt, dass ich nicht ohne dich hier weggehen werde und wenn du nicht freiwillig mitkommst, dann eben so.“ Der Violettäugige konnte es nicht fassen. Seto nahm ihn doch nicht einfach gegen seinen Willen mit?! Nein, das konnte er ihm nicht antun! Er versuchte sich zu wehren, doch der Braunhaarige schob ihn einfach vor sich her aus dem Zimmer. „Hör auf, dich so anzustellen,“ sagte Seto. „Ich lass dich nicht länger bei diesem Irren, Jemand wird sich später um ihn und um Kura und Yugi kümmern.“ Verzweifelt klammerte Atemu seine freie Hand um den Arm Setos und versuchte diesen wegzuziehen, doch es gelang ihm nicht. Der Ältere war einfach zu stark. Plötzlich ging neben ihnen die Tür auf und Kura trat auf den Gang. Sofort verstärkte Atemu sein Zappeln, doch außer, dass Seto anhielt geschah nichts. Der Braunhaarige hatte nicht vergessen, wie der Weißhaarige ihn gewürgt hatte und war daher vorsichtig. „Will er nicht mit?“ fragte Kura ruhig. Seto war erst verwundert, doch dann schüttelte er den Kopf. „Nein,“ sagte er knapp. Es dauerte einen Moment, ehe die Antwort kam. „Dann helfe ich dir.“ Entsetzt weiteten sich daraufhin die Amethyste und das leblose Braun wand sich nun ihnen zu. „Wenn du ihn wirklich magst, dann sollst du mit ihm gehen,“ verlangte Kura erneut von ihm. „Du kannst wieder ein normales Leben führen.“ Atemu riss Setos Hand von seinem Mund. „Aber Kura...“ der Weißhaarige schüttelte seinen Kopf. „Geh mit ihm.“ Nun mischte sich auch Seto ein. „Ein Freund von mir wird kommen und euch hier rausholen,“ erklärte er. Verwirrt sah der Braunäugige nun wieder Atemu an. „Warum willst du dann trotzdem hier bleiben?“ „Du kennst den Grund doch ganz genau!“ „Nicht so laut,“ zischte Seto. Eine Weile schwieg Kura wieder, ehe er sich den Schwarzhaarigen schnappte und sich wie einen Mehlsack über die Schulter warf. „Kura!“ rief dieser entrüstet. „Lass mich ru...“ der Rest des Satzes wurde von Setos Hand erstickt. „Sei endlich still.“ Hastig näherten sie sich dem Raum mit dem alten Lüftungsschacht und Seto spürte, wie die Anspannung von ihm abfiel. Nun würde Dartz ihnen nicht mehr zu Nahe kommen können! Kura drückte den Türgriff herunter.....doch die Tür ließ sich nicht öffnen. „Was...?“ Der Braunhaarige trat vor und rüttelte an der Tür, doch nichts geschah. Er wechselte einen Blick mit dem Weißhaarigen, der ebenfalls keine Lösung zu wissen schien. „Atemu!“ wand Seto sich nun an den Schwarzhaarigen, der daraufhin von Kura wieder auf die Füße gestellt wurde. „Warum geht dir Tür nicht auf??“ Der Angesprochene begann zu zittern. „Das hatte ich befürchtet,“ flüsterte er und scheu sah er sich um. „Dartz kann die Türen verschließen, wenn er will. Das ganze Gebäude ist Videoüberwacht, er muss uns gesehen haben!“ „Gibt es keinen anderen Ausgang?“ wand sich Seto nun an Kura. Wenn Dartz von ihrem Fluchtversuch wusste, mussten sie hier erst recht weg. Die braunen Augen waren auf Atemu gerichtet. „Du kennst den Weg,“ sagte er leise und lief dann eilig davon. Sofort packte Seto den Jüngeren grob an den Schultern. „Was für einen Weg? Zeig ihn mir, sofort!“ „Nein.“ Die Amethyste wandten sich ab. „Atemu!“ „Ich hab dir doch gesagt, dass ich hier bleibe!“ rief er und Tränen sammelten sich in seinen Augen. „Sie werden mich umbringen, wenn ich nach draußen gehe!“ platzte es schließlich aus ihm heraus und schlug sich hastig die Hände vor dem Mund, da er Setos dies gar nicht hatte erzählen wollen. Doch bevor er auch nur die Möglichkeit hatte zu widersprechen kam ihm jemand anders zuvor. „Ganz genau,“ kam plötzlich eine Stimme vom Ende des Ganges. Schlagartig wandten Seto und Atemu ihre Köpfe in die Richtung. „Mir regalo de Tlaloc, wird mich nicht verlassen.“ Langsam kam Dartz auf sie zu, auf seinen Lippen ein wahnsinniges Lächeln. Atemus Herz raste, aus Angst um Seto. Was Dartz nun mit ihm anstellen würde wollte er lieber gar nicht wissen. Er wand sich zu dem Braunhaarigen um und formte mit seinen Lippen stumm das Wort ‚geh’, doch Seto reagierte nicht und brachte Atemu dazu die Stimme zu erheben. „Verschwinde endlich von hier!“ schrie er den Älteren an und weitere Tränen fanden den Weg aus seinen Augen. Kalt blickte Seto zurück. „Nein.“ Atemu zitterte und blickte verzweifelt in die blauen Saphire. Warum nur wollte Seto ihm das antun? Bakura fluchte, als sein Lauf von einem Hindernis gestoppt wurde und blickte wütend in das Gesicht seines Gegenübers. Doch seine Augen weiteten sich verwirrt, als sie Yami erkannten. „W...,“ er brach ab. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um Fragen zu stellen. Hastig zog er den Jüngeren hoch und umklammerte dessen Hand fest, blickte hastig um sich. So wohl von Vorne, als auch von hinten betraten Polizisten die Gasse. Doch wenn sie sich beeilten, konnten sie noch entkommen. Bakura drehte sich um und zog Yami mit sich, in die Richtung, aus der er gekommen war. Überrascht, über den plötzlichen Ruck stolperte dieser und wäre fast gestürzt, fing sich jedoch schnell wieder und lief Bakura nach. „Stehen bleiben, oder wir schießen!“ drohten ihnen die Gruppe von Uniformierten, auf welche sie zurannten. Was hatte Bakura vor? „Bakura, was....“ doch weiter kam der Schwarzhaarige nicht, denn ein Schuss ließ ihn zusammen fahren. Anscheinend hatte auch der Weißhaarige sich erschrocken, denn er strauchelte kurz, zog Yami dann jedoch ruckartig nach rechts, in eine schmale Seitengasse, an welche dieser zuvor vorbeigelaufen war. „Schneller,“ zischte Bakura, „sieh dich nicht um.“ Er zog Yami nach links, in eine andere Gasse und hielt vor einer Feuerleiter an. „Hoch da, schnell!“ forderte er erneut. Sein Atem ging rasselnd und er blickte sich ständig um. Lange würden ihre Verfolger sicherlich nicht brauchen, um sie einzuholen. Hastig kam der Schwarzhaarige der Aufforderung nach und kletterte die Leiter hinauf, Bakura war direkt hinter ihm. „Durch das Fenster,“ ordnete dessen Stimme erneut hastig an und Yami kletterte in einen dunklen Raum. Neugierig sah er sich um. Sie schienen sich in einem Wohnzimmer zu befinden. „Wem gehört die Wohnung?“ fragte er. „Keine Ahnung,“ war die knappe Antwort Bakuras. Er lehnte an der Wand neben dem Fenster und sah auf die Straße hinab, wo die Polizisten an ihnen vorbeiliefen. Sein Körper zitterte unter dem stechenden Schmerz in seiner rechten Schulter. „Wir befinden uns in einer bewohnten Wohnung?“ fragte Yami entsetzt und drehte sich zu Bakura um, dieser antwortete jedoch nicht, sondern behielt die Augen geschlossen. „Ba...“ er brach ab, als er einen dunklen Fleck auf der Jacke entdeckte. Schlagartig fiel ihm der Schuss wieder ein. Anscheinend war Bakura getroffen worden. „Du bist verletzt!“ rief er und ging auf den Weißhaarigen zu, der sich nun zu Boden sinken ließ. „Lass das,“ zischte er, als Yami die Hand nach ihm ausstreckte. „Das muss behandelt werden!“ „Ach und von wem?“ fauchte Bakura wütend. „Ich bin ein gesuchter Verbrecher, falls du es vergessen haben solltest.“ Die violetten Augen verfinsterten sich. „Ich mach das.“ Bestimmt begann er Bakura die Jacke und das Hemd auszuziehen. Dieser verzog dabei schmerzhaft das Gesicht und sein Körper erzitterte erneut. Yami biss sich auf die Unterlippe. Die Wunde blutete ziemlich stark und obwohl er zwar wusste, wie er Bakura helfen konnte, hatte er das noch nie gemacht und das bereitete ihm Angst. „Ich muss die Kugel rausholen,“ sagte er leise, nahm das Hemd und reichte es dem Weißhaarigen. „Halt das auf die Wunde, ich komm gleich wieder.“ Hastig stand er auf und verließ das Wohnzimmer, stand nun in einem kleinen Flur. Der Besitzer der Wohnung schien zum Glück nicht da zu sein, worüber Yami froh war. Er öffnete die angrenzenden Türen, bis er die Küche fand und suchte dort zusammen, was er brauchte, um Bakuras Wunde zu versorgen. Als er endlich alles zusammen hatte kehrte er ins Wohnzimmer zurück und setzte sich dort zu dem Älteren. „Weißt du überhaupt, was du das tust?“ fragte dieser kritisch. „Willst du lieber verbluten?“ stellte Yami die Gegenfrage und begann einen Lappen mit Alkohol zu tränken, um damit die Wunde zu säubern. Zischend sog Bakura die Luft ein. „Wie wäre es mal mit vorwarnen?“ fauchte er wütend und biss die Zähne zusammen. „Halt still,“ sagte Yami ruhiger, als er innerlich war und reichte Bakura ein rundes Stück Holz, damit dieser darauf beißen konnte. Nach dem die Wunde gereinigt war desinfizierte Yami zwei längliche löffelartige Metallstäbe und setzte sich auf Bakuras Hüften, damit dieser nicht fliehen konnte. Kurz fixierte er die braunen Augen. „Ich hol die Kugel jetzt raus,“ sagte er. Der Weißhaarige nickte daraufhin nur, schloss die Augen und umklammerte mit den Händen die schmalen Hüften seines Helfers. Der Schmerz war unerträglich und fest biss Bakura auf das Holzstück, während sich seine Nägel in die weiche Haut krallten und er war mehr als dankbar, als ihn die Ohnmacht endlich mit ihrer schmerzenfreien Schwärze umfing. Kapitel 18: Will the rescue continues? -------------------------------------- Info: Vene = komm 17. Will the rescue continues? Erleichtert blies Yami die angehaltene Luft raus, als die Kugel auf den Boden fiel. Hastig machte er sich nun daran die Wunde zu versorgen und zu verbinden, ehe er Bakura zum Sofa schleppte und ihn darauf legte. Nun hatten sie ein ziemlich großes Problem, denn Seto vertraute darauf, dass sie so schnell wie möglich kamen, doch mit der Wunde konnte Bakura unmöglich auch nur daran denken aufzustehen. „Was mach ich denn jetzt?“ fragte er leise sich selbst und ging dann in die Küche, um etwas zu Essen aufzutreiben, da sich sein Magen mit einem lautem Knurren meldete. Zuvor jedoch hing er die Absperrkette vor die Tür, damit der eigentliche Besitzer dieser Wohnung sie nicht erwischen konnte. /Ich hoffe bei Seto ist alles klar./ Yami wusste nur zu genau, zu was Dartz fähig war und er hoffte, dass Seto nicht in den Genuss von dessen Quälmethoden kam. Auf einem kaltem Burrito kauend, dachte er darüber nach, was sie nun tun sollten. „Komm her, mir regalo de Tlaloc,“ forderte Dartz und streckte die Hand aus. Die Amethyste wanderten von ihm zu Seto und wieder zurück, da ihr Besitzer nicht wusste, was er tun sollte. „Vene!!“ rief Dartz nun und seine Augen verengten sich. Atemu begann zu zittern und fiel dann auf die Knie. Sein Herz zog ihn in die eine und sein Verstand in die andere Richtung. Ja, er kannte einen Weg, wie sie hier rauskommen konnten, aber er konnte Kura und Yugi einfach nicht allein lassen. Er wusste, auch wenn Seto jemanden schicken würde, um die beiden hier rauszuholen, er würde zu spät kommen. „Vene! Komm her!!“ rief Dartz erneut und diesmal deutlich wütender. „Du stellst dich gegen mich??“ fragte er zischend. „Willst du, dass ich ihnen weh tue?? Willst du das?“ Dartz schrie schon fast und seine Stimme hallte laut von den Wänden wieder. Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. „Nein.“ „Dann komm her!“ Atemu stand auf und wollte zu dem Türkishaarigen gehen, doch Seto hielt ihn zurück. „Nein!“ sagte er bestimmt und visierte nun die verschiedenfarbigen Augen an. „Atemu wird mit mir kommen und wenn du den Klonen auch nur ein Haar krümmst wird dir das leid tun!“ Dartz lächelte daraufhin nur selbstgefällig. „Ach wirklich? Und das sagt einer, den ich mit Links ausschalten könnte? KOMM JETZT ENDLICH HER!“ wand er sich nun wieder an den Violettäugigen. „Du undankbares Ding! Sei dankbar, dass du in ihre Nähe sein und ihren Verstand vergiften darfst! Dafür, dass du meine Klone befreist und meine Forschungen ständig sabotierst, hätte ich dich längst wegsperren müssen!“ Die blauen Augen wurden eiskalt. „Wag es nie wieder so mit ihm zu reden,“ zischte er bedrohlich. „Und wenn du ihm auch nur ein Haar krümmst wirst du dein blaues Wunder erleben.“ Niemand hatte Hand an seinem Atemu zu legen! Es hatte ihm noch nicht mal jemand zu drohen!! Kalt lachte Dartz. „Du willst mir drohen? Idiot!“ „Hört auf jetzt!“ mischte sich nun Atemu ein. „Es ist schließlich immer noch meine Entscheidung, oder?“ „Du tust gerade so, als ob du die Wahl hättest,“ wand sich Dartz nun an den Jüngeren. „Du gehörst mir!“ „Ich gehöre keinem von euch!“ rief er. Allmählich riss Atemu der Geduldsfaden. „Weder dir noch Seto! Ich kann sehr wohl selbst bestimmen, mit wem ich gehe, dazu brauche ich eure Hilfe ganz sicher nicht!“ Die unterschiedlichen Augen blitzen gefährlich und ehe Atemu überhaupt wusste, was los war, fand er sich auf den Boden wieder, zusammen mit einer schmerzenden Hüfte. „Du Ratte,“ zischte Seto und wollte auf Dartz losgehen, doch dieser lächelte nur, als sich zwei Hände um Setos Kehle legten und dieser zu würgen begann. „Guter Junge,“ sagte er in einem unglaublich sanften Ton, während Atemu ungläubig in die leeren braunen Augen starrte. „Kura! Was tust du da?“ Dartz lachte auf. „So ist brav. Du weißt, wem du dein Leben zu verdanken hast,“ erneut lachte er, ehe sein Blick wieder finster wurde. „Sperr sie beide weg!“ ordnete er an und wartete, die Arme vor dem Oberkörper verschränkt, dass der Weißhaarige seine Forderung ausführte. „Kura....“ hauchte der Schwarzhaarige ungläubig. „Stehst du wirklich auf seiner Seite?“ Der Weißhaarige sah ihn undurchdringlich an und in seinem Gesichts rührte sich nichts. „Alles was ich will ist leben. Du hast mir und Yugi geholfen und deshalb wollte ich mich revanchieren, in dem ich dir deinen Wunsch erfüllte. Aber du siehst lieber unserem Leiden zu.“ „Das ist nicht wahr!“ rief Atemu entsetzt über Kuras Gedanken und setzte sich auf. „Ich wollte euch doch nur helfen!“ „Ach wirklich? Warum sind wir dann noch hier? Warum hast du uns nicht auch zur Flucht verholfen? Warum fliehen wir nicht gemeinsam, du hast die Möglichkeit dazu!“ er wurde lauter. „Warum willst du hier bleiben, wenn du nach draußen könntest??“ Atemus Hand legte sich auf seine Schulter, an die Stelle, wo der Adler eintätowiert war. Tränen rannen ihm stumm übers Gesicht. „Weil ich hier nicht weg kann,“ sagte er leise. „Sie bringen mich um.“ „Wer will dich umbringen?“ verlangte Seto zu wissen. „Bakura,“ war die leise Antwort des Schwarzhaarigen. Die blauen Augen starrten ihn sprachlos an. „Warum sollte er dich umbringen wollen?“ verlangte deren Besitzer zu wissen. Dartz lachte. „Weil ich seine Schwester getötet habe,“ sagte er belanglos. „Es war ein Unfall. Selbst Schuld, wenn sie nicht stillhält.“ Seto schwieg daraufhin. Bakura hatte ihm nie erzählt, dass er eine Schwester hatte. Aber warum hätte er das auch tun sollen? Den Konzernchef hätte es eh nicht interessiert. „Und was hat Atemu damit zu tun?“ verlangte er nun zu wissen. Wieder begann Dartz zu grinsen und berührte mit seinem Zeigefinger die tätowierte Stelle. „Der Adler um deinem Hals, steht für deinen Wunsch nach Freiheit, aber der auf deiner Schulter bindet dich an diesen Ort. Bakuras kleine Drecksschwester war ganz schön gerissen,“ begann er belanglos zu erzählen. Hätte Bakura diese Bezeichnung gehört, er hätte Dartz sicherlich auf der Stelle den Hals umgedreht. Unbeirrt fuhr dieser nun fort. „Ohne, dass ich es bemerkt habe, hat sie mir eine meiner Betäubungsspritzen entwendet und mir den Adler eintätowiert. Eine beliebte Waffe unter den Skorpionen. Der Farbstoff besteht aus einer bestimmten Mixtur, deren Geruch ihre Hunde scharf macht. So können die Escorpión ihre Beute nicht verlieren.“ Setos Miene verfinsterte sich. Bakura hatte ihm schon mal davon erzählt. „Was soll es dir gebracht haben auch Atemu zu tätowieren? DU trägst das Zeichen schließlich auch noch,“ wollte er wissen. „Schon,“ erwiderte der Türkishaarige kühl. „Ich konnte die Mixtur zwar nicht annullieren, aber sie verstärken, so dass die Hunde als erstes auf Atemu losgehen werden.“ Er grinste breit. Nur aus diesem Grund nahm er Atemu immer mit, wenn er irgendwo hinging, um seine eigene Haut retten zu können, falls ein Skorpion in der Nähe war. Seto zeigte keinerlei Regung daraufhin, sondern ging in die Hocke und legte eine Hand auf Atemus Schulter. Dieser zuckte zusammen und sah hoch in die blauen Saphire. „Bakura wird dir nichts tun, vertrau mir, ok?“ Der Schwarzhaarige schwieg daraufhin, da ihm nicht klar war, was er mit den Worten Setos anfangen sollte. Durch das Mal war er ein Feind der Skorpione und die waren mächtig! Wie sollte Seto ihnen entgegenwirken können? Verwirrt blickte er in die blauen Seen, welche ihn bestimmt ansahen. /Was hast du vor?/ fragte Atemu ihn stumm. „Das reicht jetzt!“ fauchte Dartz. „Los Kura! Tu, was ich dir sage und sperr sie ein!“ Wie gefordert ergriff der Weißhaarige wieder Setos Arm und wollte ihn wegziehen. Entsetzt sprang Atemu auf die Beine. „Nicht, Kura, warum tust du das?“ „Weil auch ich leben will,“ lautete die knappe Antwort des Braunäugigen. Dartz hatte damit gedroht ihn zu vernichten, sollte er nicht kooperieren. Und das wollte Kura nicht. Man hatte ihn ins Leben geholt und dieses wollte er auch leben dürfen. Zwar war er Atemu einiges schuldig, doch dieser hatte sich ja nicht helfen lassen wollen. Mit einer Kraft, die man ihn nicht zugetraut hätte schlief er Seto mit sich und sperrte ihn in ein freies Zimmer ein. Das Atemu ihn mit aller Kraft daran zu hindern versuchte, schien er gar nicht zu spüren. Dartz lachte laut auf und zog sich dann wieder in sein Labor zurück. Das war doch wirklich zu köstlich! Besser, als jede Seifenoper! /Mal sehen, wozu ich Seto noch verwenden kann. Seine Werte müssten jetzt fertig analysiert sein./ Atemu konnte nicht fassen, was Kura da mit ihm tat. Er hatte geglaubt, dass sie so was wie Freunde gewesen wären. Hatte er sich so in dem Weißhaarigen getäuscht? Der Schwarzhaarige wurde in sein Zimmer gestoßen und drehte sich hastig um, um mit dem Jüngeren zu sprechen. „Kura....“ doch weiter kam er nicht, denn die Tür fiel ins Schloss und es klackte, als der Schlüssel im Schloss umgedreht wurde. Überfordert ließ sich Atemu zu Boden sinken. Was konnte er tun? Sein Blick fiel auf das Regal, in dem sich Bücher und Spiele stapelten. Schob man das Regal zur Seite, fand man eine lose Fliesenplatte vor. Hinter ihr befand sich ein kleiner Hohlraum und in diesem seine kleine Geheimwaffe gegen Dartz. Atemu hatte sie noch nie eingesetzt, da sie ausschließlich für den Notfall bestimmt war. Er konnte hier nicht raus, da man ihn eh nur draußen töten würde, doch hatte Seto nicht gesagt Bakura würde ihn nicht töten? Hatte Seto einen Plan? War dieser Plan überhaupt sicher? /Ich werde wohl keine andere Wahl haben, als ihm zu vertrauen. Es ist unsere einzige Chance./ Stöhnend kam Bakura wieder zu sich. Seine Schulter tat höllisch weh und es dauerte eine Weile, bis seine Augen ihre Umgebung wieder klar erkannten. „Wie geht’s dir?“ hörte er Yamis Stimme neben sich und setzte sich mühevoll auf, ehe er ihm den Blick zuwandte und gequält lächelte. „Ging mir schon mal schlechter,“ antwortete er schlicht und schwang die Beine über die Sofakante. „Nicht!“ rief Yami sofort und wollte den Älteren wieder zurückdrücken. „Du solltest besser noch liegen bleiben und dich ausruhen.“ „Ach was.“ Bestimmt schob er die Hand weg und erhob sich. „Ich hab dir doch gesagt, dass ich schon mal schlimmeres erlebt hatte, als so eine kleine Schusswunde.“ Als der Schwarzhaarige widersprechen wollte legte Bakura ihm bestimmt einen Finger auf die Lippen. „Du bist doch nicht etwa besorgt um mich? Wie süß.“ Schlagartig wurde Yami rot und stolperte zurück. „Ich bin nicht süß, verstanden?“ zischte er. „Außerdem sollte ich etwa beruhigt sein, nach dem Blut, das du verloren hast?“ Bakura grinste ihn wissend an, ehe sein Blick wieder ernst wurde. „Solltest du dir nicht lieber Sorgen um deinen Lover machen?“ wollte er wissen. „Wo ist der überhaupt?“ „Seto ist nicht mein Lover,“ erwiderte Yami verächtlich. „Aber er braucht Hilfe, deshalb war ich ja auch auf den Weg zu dir. Warum ist die Polizei in eurem Viertel?“ Bakura zuckte mit den Schultern, was dazu führte, dass er kurz darauf schmerzhaft das Gesicht verzog. „Irgendjemand scheint ihnen eine kleine Geldspende gegeben zu haben und jetzt wollen die unsere Organisation auslöschen.“ Verwundert fiel sein Blick auf die Kette, welche Yami noch immer trug. „Zumindest weiß ich jetzt, warum sie hinter dir her waren. Du kannst das Ding doch nicht einfach in der Öffentlichkeit spazieren tragen!“ „Wenigstens konnte ich dich dadurch finden,“ redete Yami sich heraus. „Was ist nun? Hilfst du Seto?“ „Die Frage ist überflüssig. Die Escorpións helfen immer einander. Wenn wir uns untereinander misstrauen würden, könnte unsere Organisation nicht funktionieren.“ Bakura ließ sich wieder zurück aufs Sofa fallen und bot Yami den Platz neben sich an, dieser jedoch nahm lieber mit dem nebenstehenden Sessel vorlieb, woraufhin der Weißhaarige grinste. „Ich hätte nicht gedacht, dass du schüchtern bist...wenn man sich da mal deinen Job anguckt...“ Die violetten Augen funkelten ihn böse an. „Denkst du ich mach das aus Spaß? Weil ich es toll finde mich von euch Kerlen als Vibrator benutzen zu lassen?“ zischte er wütend. „Ich hab dir schon mal gesagt, dass du nicht alle Männer in einen Topf werfen sollst,“ wand Bakura ein. „Ich bin zum Beispiel nicht über dich hergefallen. Dabei finde ich dich auch sehr attraktiv.“ Sanfte legte er eine Hand auf Yamis Wange, was dessen Amethyste nur noch gefährlicher schimmern ließ. „Fass. Mich. Nicht. An.“ Der Weißhaarige grinste. „Und wenn doch?“ er beugte sich zu Yami vor, der mit der Faust ausholte, um sie Bakura in den Magen zu rammen, doch geschickt fing dieser dessen Hand ein und ergriff auch das Handgelenk der anderen Hand. Überlegen blickte er in die nun ausdruckslosen und doch auch kalten Augen des Jüngeren. Bestimmt drückte er dessen Handgelenke nach hinten, an das Polster des Sessels, ignorierte dabei den Schmerz in seiner Schulter. Braune Augen blickten in violette Seen und glitten durch den Vorhang aus Ausdruckslosigkeit hindurch. Yamis Blick mochte zwar hart bleiben, doch seine Körpersprache verriet ihn. „Du hast Angst, nicht war?“ wollte Bakura ruhig wissen. „Dein Herz- und Pulsschlag werden schneller. Deine Finger zittern und deine Lippen beben.“ Yamis Augen weiteten sich entsetzt und seine Maske fiel krachend zu Boden. Noch nie hatte jemand so in sein Innerstes sehen können und diese Tatsache verängstigte ihn mehr, als die, dass Bakura vorzuhaben schien über ihn herzufallen. „Lass mich los.“ Yamis Stimme war nicht mehr so fest, wie noch wenige Sekunden zuvor und er versuchte sich aus dem Griff zu winden. Er erinnerte sich an die Nächte mit Seth und fragte sich, wie viel schlimmer es wohl mit dem Weißhaarigen werden würde, als dieser in plötzlich losließ und sich auf der Couch zurücklehnte. „Was hat Otes denn nun für ein Problem?“ fragte Bakura schlicht, als wäre eben nichts vorgefallen und begutachtete nur kurz seine Schulter. Vielleicht sollte er den Arm mal ruhig halten. Das wäre sicherlich um einiges schmerzfreier. Yami brauchte eine Weile, um zu begreifen und sich selbst wieder zu beruhigen. Den Blick hielt er von dem Älteren abgewandt und die Arme schlang er schützend um seinen Oberkörper. Bakuras Blick, als er in seine Seele gesehen hatte, ging ihn nicht mehr aus dem Kopf und jagte ihm einen Schauer nach dem anderen über den Rücken. „Er sitzt bei einem durchgeknallten Wissenschaftler fest,“ sagte der Schwarzhaarige schließlich zögerlich. „Er wollte einen Freund von mir befreien aber ohne Hilfe kommen sie da nicht raus.“ Bakura nickte verstehend. „Wo finden wir sie?“ „Am Stadtrand. Ich kann dich hinbringen.“ „Na worauf warten wir dann noch?“ Der Weißhaarige erhob sich nach Tatendrang strebend, blickte dann jedoch etwas schuldbewusst den Jüngeren an. Sanft berührte er erneut dessen Wange. „Tut mir Leid, wenn ich dir Angst gemacht hab.“ Yami jedoch zuckte nur zusammen und wand den Blick ab. Der Ausdruck der braunen Augen ging ihn nicht mehr aus dem Kopf. Er ließ wieder zu ihm durchdringen, dass die Escorpión negro eigentlich Verbrecher waren. „Bakura?“ fragte er leise und vorsichtig. „Würdest du jemanden umbringen?“ zögerlich blickte er in die braunen Augen. Bakura schwieg und wand sich dann von den Violettäugigen ab. „Komm,“ forderte er und zog Yami an der Hand hinter sich her. Doch so leicht gab sich dieser nicht zufrieden und entzog sich dem Griff. „Das war nicht die Antwort auf meine Frage.“ Der Weißhaarige seufzte und drehte sich wieder zu Yami. „Ja, ich würde jemanden umbringen. Zufrieden?“ Yami schluckte. „Warum?“ „Wenn wir Otes und deinem Freund helfen wollen, dann sollten wir jetzt nicht die Zeit mit meiner Lebensgeschichte verschwenden, sondern uns auf den Weg machen.“ Widerwillig gab sich Yami zufrieden und folgte dem Weißhaarigen nach draußen. Die Polizisten schienen die Suche aufgegeben zu haben, denn die Luft war rein und sie kamen sogar problemlos bis zum Jeep. Bakura wollte sich schon hinters Steuer setzen, als Yami ihn zurückhielt. „Mit deiner Verletzung fährst du sicherlich kein Auto,“ sagte er bestimmt und setzte sich auf den Fahrersitz. „Kannst du denn überhaupt fahren?“ wollte Bakura wissen und setzte sich auf den Beifahrersitz. Yami gab ein Grummeln von sich. „Wäre ich sonst hier?“ er ließ den Motor an und würgte ihn gleich ab. „Kuppeln,“ kommentierte der Ältere. „Weiß ich selber,“ zischte Yami als Antwort, startete den Wagen erneut und kurz darauf setzten sie sich in Bewegung. Wie ein Tiger, den man in einen Käfig gesperrt hatte, lief Seto unruhig im Zimmer auf und ab. Jede Ecke hatte er nach einem Weg nach Draußen abgesucht, doch war nicht fündig geworden. Das Fenster war zu klein und war darüber hinaus auch noch vergittert und die Tür bestand aus Stahl. Boden und Wände waren, wie auch im Rest des Gebäudes, mit weißen Fliesen ausgelegt worden. Ein Regal mit Büchern und ein Bett mit Metallgestell waren die einzige Einrichtung, in diesem schon fast beängstigenden Raum. So ähnlich, fand Seto, sah es sicherlich auch in einem Sanatorium aus. Vielleicht mit dem Unterschied, dass der Boden nicht aus Fliesen bestand, sondern freundlicherweise mit Teppich ausgelegt war. Der Braunhaarige lief nämlich noch immer nur auf Socken rum und allmählich wurde es kalt an den Füßen. Seufzend blieb er vor dem Regal stehen und las sich die Titel auf den Buchrücken durch. Seto hoffte, dass Atemu ihm vertraute und mit ihm hier raus ging. „Hm?“ er stutzte, als ihm zwischen all den Kinder- und Bilderbüchern, ein Lexikon über die Gottheiten der Azteken ins Auge sprang. Nachdenklich runzelte er die Stirn und zog es hervor. Warum gab Dartz seinen Klonen nur Kinderbüchern zu lesen, bis auf ein Lexikon über Aztekengottheiten? ‚Mi regalo de Tlaloc.’ /Soll das heißen er glaubt wirklich daran, dass ihm Tlaloc geholfen hat? Der Kerl gehört wirklich in die Klapse./ kopfschüttelnd stellte er das Buch ins Regal zurück und setzte sich dann aufs Bett. Lange würde er sicherlich eh nicht allein hier sein, denn Dartz wollte ja noch irgendwelche Experimente mit ihm veranstalten. Ein säuerliches Lächeln erschien auf Setos Lippen. /Atemu sollte seine Entscheidung besser schnell fällen. Ich will nämlich noch in einem Stück hier raus kommen./ Atemu saß auf dem Boden seines Zimmers. Eingehüllt in die Bettdecke, damit er auf den kalten Fliesen nicht fror. Die violetten Augen waren noch immer auf das kleine Versteck gerichtet. Sie würden es hier sicherlich alle raus schaffen, doch die Frage blieb, ob Seto auch wirklich recht hatte, wenn er behauptete, dass Bakura ihm nichts tun würde. Was wäre wenn doch? /Es ist ja nicht die Tatsache, dass er mich dann wahrscheinlich umbringen würde, sondern dass dann auch Kura, als Amanes Klon, sicher dran glauben muss. Und was dann aus Yugi wird, daran will ich gar nicht erst denken./ Leise seufzte er. Sollte er Seto nicht eigentlich vertrauen? Den Kopf auf seine Knie bettend, schloss Atemu die Augen und öffnete sie erst wieder, als er ein Klicken vernahm und sich kurz darauf die Tür öffnete. Verwundert hob er den Blick, als er Kura erkannte. „Dartz macht ein Nickerchen,“ begann der Weißhaarige zu berichten. „Ich weiß, wie man die Schalter bedient, damit sich die Türen wieder öffnen. Aber ich frage dich diesmal nur ein mal und dann nie wieder. Also, wofür entscheidest du dich?“ Kapitel 19: An unfortunate escape --------------------------------- 18. An unfortunate escape Atemu blickte dem Jüngeren eine Weile in die Augen und nickte dann schließlich. „Ich mach’s,“ sagte er und stand vom Boden auf. „Na endlich,“ stöhnte Kura und blickte sich dann erschrocken um. „Beeil dich, ich glaub Dartz wacht wieder auf.“ Atemu fragte nicht, woher Kura das wusste, sondern schob das Regal beiseite und schob dann den Fingernagel in die Rille der losen Fliese, um sie herauszuheben. Dahinter lag in einem kleinen Loch ein faustgroßer Kristallopal, in der Form des Regengottes Tlaloc. Er hatte den Stein gestohlen, nachdem er herausgefunden hatte, dass Dartz der dargestellten Gottheit huldigte. Sein Plan war es gewesen mit diesem Schlüssel fliehen zu können, doch der Wissenschafter machte ihm einen Strich durch die Rechnung, in dem er ihm den Adler eintätowierte. Doch wenn Setos Worte stimmten, dass die Escorpións ihn nicht töten würden, dann hatten sie eine Chance. Sorgfältig verstaute Atemu die Figur in seiner Hosentasche und wand sich dann an den Weißhaarigen. „Nimm du Yugi mit,“ bat er, doch Kura schüttelte den Kopf. „Dafür haben wir nicht genügend Zeit. Seto sagte doch, er würde einen Freund schicken, um uns rauszuholen.“ „Aber mit Tlaloc haben wir eine Chance gemeinsam fliehen zu können,“ wand Atemu ein. Er wollte und konnte die beiden Klone nicht hier unten lassen und schon gar nicht, wenn sie die Chance auf eine gemeinsame Flucht hatten. „Der Stein ist keine Garantie dafür, dass wir Dartz lang genug hinhalten können. Fordere dein Glück nicht heraus. Mach dir keine Sorgen um uns.“ Schwach nickte der Ältere. „Du kannst schon viel besser sprechen,“ sagte er leise, was Kura ein Lächeln entlockte. „Ich hatte auch einen guten Lehrer. Und jetzt sollten wir uns beeilen. Die Türen sind nur solange offen, wie Dartz nicht bemerkt, dass ich es so eingestellt habe, also beeil dich.“ Nachdem Atemu nickte fügte er hinzu: „Seto ist in Ryous altem Zimmer.“ Sofort lief der Schwarzhaarige in die Richtung und riss die Tür zu besagtem Zimmer auf. Verwundert hob Seto den Kopf vom Bett und starrte in die violetten Seen. „Was....?“ Doch Atemu ließ ihn gar nicht weiter aussprechen. „Wir müssen uns beeilen, wenn wir hier raus wollen.“ Erstaunt blickte Seto den Jüngeren an. „Du willst mit mir kommen?“ als der Schwarzhaarige nickte trat in die blauen Augen ein ungewohnt sanfter Ausdruck von Freude. Seto spürte ein ungewohnt warmes Glücksgefühl, welches sich in seinem Inneren ausbreitete. Er stand von dem Bett auf und ging auf Atemu zu. Dieser wollte sich bereits umdrehen um zu gehen, als sich Hände auf sein Gesicht legten und er Setos Lippen auf den seinen spürte. Reflexartig erwiderte Atemu den Kuss und seine Augen schlossen sich. Ein unglaubliches Gefühl durchströmte ihn. Er glaubte sie zu spüren, Setos innere Sehnsucht nach Nähe und Vertrauen, was dieser sich selbst jedoch niemals eingestehen würde. Nach Atemus Geschmack trennten sich ihre Lippen viel zu schnell wieder von einander, doch sie hatten jetzt keine Zeit für derartige Liebeleien. Zuerst mussten sie hier rauskommen. Der Braunhaarige ergriff die Hand seines Geliebten und führte ihn zu dem Raum, welcher zu dem Lüftungsschacht führte. Die Amethyste wanderten ständig hoch, zu den Überwachungskameras und ihr Besitzer hoffte inständig, dass Dartz noch immer schlief. Sie hatten die Tür nun erreicht und Seto versuchte die Klinke herunterzudrücken, doch sie rührte sich nicht. „Die ist noch immer verschlossen,“ sagte er, woraufhin Atemu ihn ungläubig ansah. „Das kann gar nicht sein. Kura hat doch alle Türen geöffnet!“ „Dann eben anders,“ gab Seto leise von sich und ließ die Hand des Schwarzhaarigen los, um sein Taschenmesser hervorzuholen. Mal ein kleines Abenteuer mit den Skorpionen unternommen zu haben hatte durchaus Vorteile. Das richtige Werkzeug heraussuchend begann er in einem bestimmten Winkel im Türschloss zu stochern und hoffte, dass es bald klickte. Währenddessen auf den Straßen Tequilas: Im Wagen herrschte Schweigen. Yami war sich nicht sicher, ob er Bakura wirklich auf dessen Notizbuch ansprechen sollte, andererseits wollte er wissen, wie der Weißhaarige wirklich war und wie er und Seto sich kennen gelernt hatten. Gerade wollte er den Mund öffnen, um etwas zu sagen, als der Radiosprecher seine Aufmerksamkeit auf sich zog. „Wir unterbrechen das Programm für eine wichtige Durchsage. Den Berichten der Polizei zur Folge sind zwei der Escorpión negro entkommen. Einer von ihnen ist der bekannte Verbrecher Bakura, sie erkennen ihn an den weißen Haaren und der Narbe unter dem rechten Auge. Sein Begleiter ist ein junger Mann mit schwarz-rot-blond gefärbten Haare. Für Hinweise jeglicher Art ist die Polizei bereit einen Finderlohn zu zahlen...“ Seth verschluckte sich an seinem Wein und sein Husten übertönte die weiteren Worte der Radiosprecherin. Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Von all den Verbrechern mussten ausgerechnet die beiden entkommen? /Ich sollte noch mal ein Wörtchen mit Señor Horkins reden. Bakura ist mir ja noch relativ egal, aber Yami lass ich nicht entkommen!/ Sogleich griff er nach dem Telefon und wählte die Nummer des Polizeipräsidenten. Bakuras Miene verfinsterte sich und verwünschte zum sicherlich hundertsten Mal seine weißen Haare. Sie waren einfach viel zu auffällig und Yamis Äußeres war auch nicht gerade unauffälliger, als das seine. /Die Wahrscheinlichkeit, dass wir unerkannt hier raus kommen ist viel zu gering. Irgendeiner wird uns erkennen und die Polizei wird dann Straßensperren errichten./ „Wo genau liegt das Haus von diesem Wissenschaftler?“ wollte er von Yami wissen. Dieser schwieg kurz, während er nachdachte. „Ich weiß nicht genau. Aber wenn man von dort auf die Stadt sieht kann man die beiden Kirchtürme im Osten sehen,“ erklärte er dürftig, doch Bakura schien diese Information auszureichen. „Fahr da vorne in die kleine Gasse. Wir werden einen sicheren Weg nehmen.“ „Sicherer?“ Yami traute der Sache nicht so ganz, kam der Aufforderung jedoch nach und hielt neben einem Gullydeckel an. „Über der Erde können uns zu viele Leute sehen, also gehen wir eine Etage tiefer.“ „Durch die Kanalisation??“ Bakura grinste, als er Yamis entsetztes Gesicht sah. „Nicht so pingelig Prinzchen. Wir werden schon nicht durchschwimmen, sondern die unbenutzten Kanäle benutzen.“ Sein Grinsen wurde noch eine spur breiter, als der Jüngere rot wurde und öffnete das Handschuhfach des Jeeps, um nach der Taschenlampe zu suchen, dabei fiel ihm auch das Notizbuch in die Hände und Yamis Gesicht wurde unweigerlich eine weitere Spur röter. Inständig hoffte er, dass Bakura dies nicht sah und womöglich noch auf die richtigen Sachen schloss. Doch der Weißhaarige blickte ihn noch nicht mal an. /Sieh mal einer an, das hab ich schon gesucht./ das Buch in der Innentasche seiner Jacke verschwinden lassend nahm er die Taschenlampe und stieg aus dem Wagen. Nachdem er den Gullydeckel von der Öffnung gehoben hatte ließ er Yami voran ins Innere klettern und schob dann den Deckel wieder über den Eingang, ehe er dem Jüngeren folgte. Yami hatte sich im Tunnel keinen Millimeter gerührt. Wer wusste schließlich, was hier alles so rum kroch? Das führte jedoch dazu, dass Bakura gegen ihn stieß, als er die Leiter runtergeklettert war. Erschrocken schrie Yami auf und machte einen Satz zur Seite, stolperte über etwas, das auf dem Boden lag und landete auf seinem Hinterteil. „Ganz ruhig, ich bin’s nur,“ kam Bakuras Stimme irgendwo aus dem Dunkeln. „Was bleibst du denn auch vor der Leiter stehen?“ Yami wurde wieder rot und war froh, dass der Ältere das in der Dunkelheit nicht sehen konnte. Kurz darauf ging das Licht der Taschenlampe an und ein fahler Lichtschein erhellte den Boden und das, worüber der Schwarzhaarige gestolpert war: Ein Knochen. Yami erschauderte und eine Gänsehaut kroch seinen Rücken entlang. /Ich hasse Kanalisationen./ Langsam stand er wieder auf und trat nahe an Bakura heran, hielt den Blick dabei unablässig in den Lichtstrahl gerichtet und war froh, dass das, was auch immer hier unten rum kriechen mochte, sicherlich vor dem Licht flüchten würde. Bakura konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. „Hast du etwa Angst?“ wollte er wissen und bot dem Anderen seine Hand an, doch dieser weigerte sich strikt dagegen die Geste anzunehmen. „Nein,“ gab er kleinlaut von sich und wand den Blick ab. /Wie peinlich. Der lacht mich doch sicherlich gerade aus./ Bakura zog jedoch nur eine Augenbraue hoch und versuchte erneut Yamis Hand in die seine zu nehmen, doch der Jüngere entzog sich dem Griff sofort wieder. „Ich beiß dich nicht.“ „Ich habe keine Angst!“ erwiderte Yami stur. Bakura verdrehte die Augen und ging dann los. Der Violettäugige hielt sich immer dicht hinter ihm und zuckte gelegentlich zusammen, wenn er etwas anderes, als das Echo ihrer Schritte wahrnahm. /Mit Seto war es damals bedeutend langweiliger./ fuhr es dem Weißhaarigen durch den Kopf, dem keine Bewegung Yamis entging. Die Kanalisation hatte ihm schon einmal das Leben gerettet und jetzt würde sie es wieder tun. Nach einer halbem Ewigkeit, so kam es Seto und Atemu vor, gab das Schloss endlich ein Klicken von sich und die Tür sprang auf. Bei Bakura hatte das Ganze nicht mal zehn Sekunden gedauert. Schnell nahmen sie die wenigen Schritte bis zum Lüftungsschacht und Seto warf die Abdeckung achtlos beiseite. Im Inneren standen noch immer seine Schuhe, die er sich nun eilig wieder anzog und sich dann am Rand des Schachtes hochzog und hineinkletterte. Sofort drehte er sich um und hielt Atemu seine Hände entgegen, um ihn hochzuziehen. Der Schwarzhaarige fühlte sich, als ob er einen Marathon gelaufen wäre. So schnell, wie in diesem Moment, hatte sein Herz noch nie geschlagen. Noch nicht mal, als er in der Kaiba Villa eingebrochen war, um den Opal zu stehlen. Wie hatte ein einzelner Mensch auch so dumm sein können, um Zahlencode auf den unteren Gemälderand zu schreiben? Doch Atemu war für diesen Umstand dankbar, denn sonst hätte er den Tresor nie offen gekriegt. Er war erleichtert, als ihn die Dunkelheit des Schachtes umfing. Bald würden sie in Sicherheit sein und das ohne den Opal zu benutzen. Ein ungeheures Glückgefühl machte sich in ihm breit, welches jedoch einen jähen Abbruch bekam, als nicht nur ihre Bewegungen von dem Metallgehäuse widerhallten, sondern auch noch andere, weiter entfernte. Die Geräusche waren schneller, als die ihren und wurden immer lauter. „Verdammt, beeil dich!“ rief Seto und kroch so schnell wie möglich durch den engen Tunnel, Atemu immer hinter sich, der es nicht wagte sich umzudrehen und dem allmählich die Panik hochkam. Dartz schien ihr Verschwinden bemerkt zu haben und wusste, dank der Kameras, wo sie waren. Der Violettäugige wusste nicht mehr, wie lang der Schacht war, doch hatte er das Gefühl, dass er länger war, als davor die Male. Wenn sie nur endlich an die Oberfläche gelangten, weg von diesem Grundstück. Ohne die Sicherheit, dass Atemu die Hunde auf sich lenken würde, würde Dartz sicherlich keinen Fuß nach draußen setzen. Auf Setos Stirn brach der Schweiß aus. Dieser verdammte Lüftungsschacht war viel zu eng, um sich schnell genug darin fortzubewegen, vor allem, wenn man ganze 1,86 m groß war. Da hatte es Atemu schon um einiges leichter. Sie passierten die erste Gabelung, als der Tumult hinter ihnen lauter wurde und Atemu erschrocken aufschrie, als eine Hand nach seinem Bein griff und ihn daran zurückzog. „Seto!“ rief er und streckte die Hände nach dem Braunhaarigen aus. Dieser wirbelte herum, stieß sich dabei die Schulter an der Wand und blinzelte kurz in das grelle Licht einer Taschenlampe, dann erkannte er Dartz, der Atemu wegzuziehen versuchte. Sofort griff Seto nach Atemus Armen und zog ihn so gut wie möglich zu sich, während der Jüngere nach Dartz trat und so versuchte seinen Fuß zu befreien. Doch der Türkishaarige hatte einen zu starken Griff. Seine Augen schimmerten im Wahn und waren auf die leicht verängstigten Amethyste gerichtet. „Ich lass dich nicht gehen,“ sagte Dartz fest und versuchte Atemu erneut zu sich zu ziehen. „Du gehörst mir!“ „Lass ihn los, du Ratte!“ rief Seto und versuchte den Jüngeren verstärkt zu sich zu ziehen, welcher sich an dessen Hemd klammerte. Doch Dartz zeigte ungeahnte Kraft. Seine Hand war um das Fußgelenk geschlossen, wie ein Schreibstock. Völlig unnachgiebig versuchte er Atemu erneut zu sich zu ziehen, welcher die Augen fest zusammengekniffen hatte. Der Schwarzhaarige hatte Angst. Angst vor der ungeahnten Kraft des Wissenschaftlers und davor, was dieser mit ihm und vor allem mit Seto tun würde, wenn er gewann. Schutzsuchend presste er das Gesicht an die Brust des Älteren und krallte die Finger nur noch stärker in den Hemdstoff, als Dartz es schaffte ihn ein Stück zu sich zu ziehen. Schlagartig riss Atemu die Augen auf, als sein Bein etwas faustgroßes, hartes berührte, welches in seiner Hosentasche zu stecken schien. Und dann fiel ihm wieder ein, was er in seiner Panik völlig vergessen hatte. Hastig löste er eine Hand, holte den Kristallopal hervor und drehte ihn so, dass Dartz die Gesichtszüge des Regengottes, im Schein der Taschenlampe, erkennen konnte. „Lass uns gehen, oder ich zerstöre ihn,“ sagte er mit fester Stimme. Es kam ihm vor, als hätte jemand anders aus seinem Mund gesprochen, so unwirklich klang seine Stimme in seinen Ohren und die Hand, welche den Kristallopal hielt, zitterte leicht. /Bitte lass es klappen./ bat er und war dankbar für den leichten Druck, von Setos Umarmung. Seto hielt die Luft an, als Dartz erstarrte. Die verschiedenfarbigen Augen hingen mit einem irren Blick an der Aztekenfigur. Dann wanderten sie zu Atemu und von ihm wieder zurück. Der Vorgang wiederholte sich und keiner, weder Seto noch Atemu, wagten irgendein Geräusch zu verursachen. Die Luft um sie herum schien vor Anspannung zu knistern, selbst wie das Blut in ihren Ohren rauschte, schienen sie wahrnehmen zu können. „Gib ihn mir,“ sagte Dartz schließlich, nachdem sein Blick sicherlich zum vierten Mal zwischen Atemu und dem Opal hin und her gewandert war und nun wieder am letztgenannten hing. Der Violettäugige schien zu erstarren. Das war nicht das, was er sich erhofft hatte. Als er keine Reaktion zeigte zuckten Dartz’ Augen wieder zu ihm rüber und sahen ihn irre an. „Gib ihn mir, gib mir Tlaloc!“ in seiner Stimme lag so etwas, wie ein Flehen und er umklammerte Atemus Fuß stärker, um seinen Worten mehr Ausdruck zu verleihen. „Du kannst ihn haben, wenn du uns gehen lässt,“ sagte Atemu ruhiger, als er sich innerlich fühlte. Seine freie Hand krallte sich stärker in Setos Hemd. Dieser erwiderte die Reaktion, in dem er erneut leichten Druck in seiner Umarmung ausführte und so den Jüngeren zu beruhigen versuchte. Doch Dartz war mit Atemus Worten keineswegs einverstanden. Wütend schrie er auf und zog ruckartig an dem Fuß des Schwarzhaarigen, sodass dieser fast schon lag. „Nein!“ rief Dartz hysterisch und seine Augen wanderten wieder von Atemu zu Tlaloc und wieder zurück. „Ich muss dich nicht hergeben! Du bist mein Geschenk! Tlaloc hat dich mir geschenkt!! Du kannst nicht gehen, du bist mein!!“ wiederholte er immer wieder und seine Nägel bohrten sich in Atemus Fleisch. „Atemu gehört dir nicht!!“ rief Seto laut und seine kalten Augen fixierten den Wissenschaftler, für den dies zu viel zu sein schien. Mit einem wütenden Aufschrei, der mehr dem eines Tieres, denn dem eines Menschen glich, stürzte er sich auf Atemu und wollte ihm den Opal aus der Hand reißen. Dieser zog die Hand jedoch zurück und drückte die Figur schützend an seinem Körper. Sie konnte ihr einziger Ausweg sein und durfte nicht zerstört werden. „GIB IHN MIR! GIB MIR TLALOC!“ rief Dartz erneut, versuchte auf Atemu einzuschlagen und ihm den Stein zu entreißen, doch dies ließ Seto nicht zu. Mit einem ‚Fass ihn nicht an!’ versuchte er sich in dem engen Schacht vor Atemu zu drängen, um diesen zu schützen und sich gleichzeitig auf Dartz stürzen zu können. Hastig versuchte der Violettäugige sich aus dem Kampf der beiden Männer raus zuhalten, was ihm in dem engen Schacht jedoch nicht gelang und er sich notdürftig an die Wand presste. Immer wieder versuchte Dartz nach dem Opal zu greifen, den Atemu schützend mit beiden Händen umklammert hielt, erhielt dafür immer wieder Faustschläge seitens des Blauäugigen. Allmählich reichte es Seto. Wenn dieser Kerl es auch nur wagen sollte Atemu noch mal auf irgendwelche Art und Weise weh zu tun, dann würde er für nichts mehr garantieren! Noch nie war ihm eine Person so wichtig gewesen, wie in diesem Moment. Niemals hätte er für jemanden einen anderen umgebracht. Zwar hatte er Seth den Tod gewünscht, als er erfahren hatte, dass Mokuba tot war, doch niemals wäre er wirklich zu einem Mörder geworden. Bei Atemu war es anders. Dieser junge Mann, den er doch eigentlich kaum kannte, war für ihn so wichtig, wie die Luft zum Atmen. Seto konnte es sich nicht erklären, doch er wusste, würde dem Jüngeren irgendetwas zustoßen, so würde er über Leichen gehen, um ihn zu rächen! Sein sonst so kaltes Herz hämmerte wild gegen seine Brust, als wollte es ihm so dazu anspornen Atemu zu beschützen. Das laute Knarren und Knacken und der Ruf des Schwarzhaarigen, dass der Schacht einstürzen würde, nahm er nur unterbewusst war. Umso überraschter war, als der Boden unter ihnen plötzlich nachgab und sie laut polternd mit den alten Schachtteilen in die Tiefe stürzten. Er spürte den dumpfen Aufprall, als er anscheinend auf etwas weichem landete und kurz darauf umfing ihn totale Finsternis. Zitternd kroch Atemu aus dem Strohberg. Zum ersten Mal war er froh darüber, dass Dartz Ziegen für seine Forschungen züchtete, denn wer wusste schon, wo sie sonst gelandet wären? Die Tiere waren erschrocken ins Freigehege geflüchtet und die drei Männer befanden sich nun allein in dem großem Stall, umringt von Stroh, Metallteilen und den Bruchstücken des Kristallopals. Atemu hatte ihn bei ihrem Sturz verloren, doch dieser war ihm im Moment relativ egal. Panisch sah sich nach Seto um und stürzte zu ihm, als er ihn entdeckte. „Seto. Sag doch was,“ bat er, als er sich neben den Größeren kniete und dessen Kopf in seinen Schoß zog. Er schien mit dem Kopf gegen die Wand gefallen zu sein, doch zumindest schien er sich nicht ernsthaft verletzt zu haben, denn Blut befand sich nicht dort. „Seto,“ wiederholte er erneut und nahm aus den Augenwinkeln war, wie Dartz wankend das Stroh absuchte. In Atemu kehrte die Panik zurück. Warum musste auch Seto bewusstlos sein und nicht Dartz? Er war zu schwach, um den Älteren hier raus tragen zu können und ihn allein zurücklassen würde er niemals. Sich auf die Unterlippe beißend holte er mit der Hand aus und verpasste Seto eine kräftige Ohrfeige, in der Hoffnung ihn so wieder aufwecken zu können. Doch nichts geschah. Erneut holte Atemu aus und auch noch ein drittes Mal, ehe Seto mit einem Stöhnen zu verstehen gab, dass er wieder zu sich kam. Die blauen Augen blinzelten einige Male, ehe sie ihre Umgebung wieder klar erkennen konnten. Sie starrten hoch in Atemus besorgtes Gesicht und ihr Besitzer verspürte Erleichterung, als er feststellte, dass es ihm gut zu gehen schien. „Alles in Ordnung bei dir?“ fragte Seto mit matter Stimme und richtete sich auf. Seine Hand wanderte dabei zu seinem Hinterkopf, mit welchem er die Wand erwischt hatte. Atemu nickte. „Ja, aber was ist mit dir?“ „Geht schon. Wo ist Dartz?“ Erst jetzt wandten sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Wissenschaftler zu, der über den Bruchstücken des Opals kniete und sie in den Händen drehte, ehe er sie wieder zurücklegte. Atemu schluckte, denn er ahnte bereits, was nun kommen würde. Ruckartig hob Dartz den Blick und richtete ihn diesmal auf Seto. „DU!“ rief er und seine Stimme bebte vor Zorn. Kapitel 20: One moment in safety -------------------------------- An dieser Stelle will ich mich mal für die bisherigen Kommis bedanken. Freut mich, dass euch die Story gefällt und hoffentlich, wird sie das auch weiterhin tun. Bei der Sache mit Salomon ist die Muse mit mir durchgegangen. Eigentlich hatte ich nicht so viel mit Baku und Yami in dieses Kapitel reinpacken wollen. Aber vielleicht mögt ihr es ja trotzdem. Kleines Sprachlexikon: Mi amigo = mein Freund Chico = Junge Chica = Mädchen Bonita = schön 19. One moment in safety Atemu umklammerte mit der Hand Setos Arm und zitterte leicht. Noch nie hatte er Dartz so wütend erlebt und das würde sicherlich nichts gutes bedeuten! „Seto,“ hauchte er leise und wollte den Älteren warnen, was jedoch sicherlich überflüssig war. Leicht wankend stand Dartz vom Boden auf und fixierte Seto mit seinen verschiedenfarbigen Augen. „Du!“ knurrte er erneut. „Das ist alles deine Schuld du Bastard! Du hast Tlaloc entehrt! Du hast Atemu diese dummen Flausen in den Kopf gesetzt! Ich bring dich eigenhändig um!!“ damit stürzte er sich auf den Braunhaarigen, der hastig Atemu von sich stieß, damit dieser nicht ins Kampfgetümmel geriet. Dartz war über Seto und versuchte auf ihn einzuschlagen und seine Hände um dessen Hals zu legen, um ihn eiskalt zu erwürgen. Atemu saß daneben und starrte im ersten Moment fassungslos auf das Knäuel aus Armen und Beinen. Der Wissenschaftler schien Seto wirklich umbringen zu wollen und dieser hatte sichtlich Schwierigkeiten damit sich zur Wehr zu setzen. „Lass ihn in Ruhe!“ rief Atemu und schlug mit den Fäusten auf Dartz’ Rücken ein. Der Türkishaarige schien dies jedoch in seinem Wahn nicht zu spüren und verzweifelt versuchte der Jüngeren an Dartz’ Armen zu zerren, um ihn von Seto wegzubekommen. Plötzlich holte dieser aus und schleuderte Atemu wieder zurück. „Hör auf damit!“ rief der Violettäugige erneut, doch seine Worte gingen gänzlich in den Beschuldigungen des Türkishaarigen unter. /Er wird ihn töten!/ verzweifelte sah Atemu sich um und hastig lief er auf die Metallteile zu, die aus dem Schacht gebrochen waren. Eine relativ große Platte packte er mit beiden Händen und näherte sich Dartz damit von hinten. Atemu holte aus und mit aller Kraft die er hatte, ließ er das schwere Metall auf den Hinterkopf des Mannes niedersausen. Dartz brach sofort zusammen und begrub Setos Körper unter sich. Hastig kroch Seto unter dem Körper des Wissenschaftlers hervor und drehte diesen auf den Rücken. Diesmal würde er ihn ein für alle mal ruhig stellen! Seto schliff Dartz zu einem der Boxenwänden, sammelte einige herumliegende Führstricke ein und begann den Älteren damit so fest wie möglich an das Gatter zu fesseln. Erst, als er mit seinem Werk zufrieden war und die Fesseln noch einmal überprüft hatte, ging er auf Atemu zu, welcher zitternd auf dem Boden kauerte und die Arme um den Oberkörper geschlungen hatte. Besorgt setzte sich Seto zu ihm und zog ihn in seine Arme. Sofort klammerte sich Atemu an ihn. Sein Gesicht war ungewohnt blass und sein Körper zitterte noch immer. „Ich kann nicht mehr,“ sagte er leise. „Ich kann einfach nicht mehr.“ Die Aufregung und die Gefahren, denen sie ausgesetzt waren, hatten stark an Atemus Nerven gezehrt und seine Kraftreserven endgültig aufgebraucht. Noch immer hing ihm die Angst um Seto und auch um Kura und Yugi, schwer im Magen. Nichts würde er nun lieber tun, als einfach die Augen zu schließen und für einen Weile nicht mehr aufzuwachen. Doch noch waren sie hier nicht raus. „Shht.“ Sanft fuhr Setos Hand durch die schwarzen Haare. „Es ist vorbei,“ versuchte er den Jüngeren zu beruhigen und sein Blick wanderte zu der Stelle, wo die zerstörten Teile des Kristallopals lagen. Das, würde Mai sicherlich nicht gefallen! Doch andererseits, was kümmerte ihn noch Mai, wenn er endlich den gefunden hatte, den er.... Was eigentlich? Liebte? Dieses Wort klang für Seto so unwirklich und doch konnte es nichts anderes sein. Er hätte für diesen jungen Mann alles riskiert und war es nicht auch das, was die Liebe mit sich zog? Das einem die geliebte Person wichtiger war, als alles, was man besaß? Wichtiger, als das eigene Leben? Seto wusste nicht mehr, was Liebe war. Selbst seine Eltern hatten ihm nie viel davon gegeben, denn sie waren wie alle Kaibas gewesen: Rücksichtslos allen gegenüber, solange sie nur ihre Ziele erreichten. Aber dennoch hatten sie alle Vertrauen untereinander. Sie mochten draußen eiskalt sein, doch ein Kaiba würde niemals einem anderen Kaiba Schaden zufügen! Zumindest hatte Seto das geglaubt. Er bestritt nicht ebenfalls kalt zu sein und jegliche Mittel zu versuchen, um sein Ziel zu erreichen, doch seine Familie hätte er dafür nie verraten. Der Missglauben in der Familie, als Seto behauptet hatte Gozaburo hätte seinen Bruder auf dem Gewissen, zeigte ja, dass auch sie genauso dachten, wie er. /Ein schwarzes Schaf scheint es immer zu geben./ fuhr es ihm durch den Kopf. Seto dachte an Bakura und an das, was dieser getan hatte. Er hatte seine Großtante beinahe in die Luft gejagt und eigentlich müsste er ihn für diese Tat abgrundtief hassen! Doch Seto hasste ihn nicht. Menschen machten Fehler und seit ihrem damaligem Treffen hatte sich Bakura verändert und vielleicht war sogar Seth zu ändern. Hastig schüttelte Seto den Kopf, um seine wirren Gedanken loszuwerden. Solche Überlegungen passten nicht zu ihm und wie war er darauf überhaupt gekommen?? Ein leises Schluchzen holte ihn in die Realität zurück und sein Blick fiel auf den verstörten Atemu. Stimmt ja, er hatte überlegt, ob er den Schwarzhaarigen liebte. „Komm,“ sagte der Blauäugige in einem ungewohnt sanften Ton. „Lass uns von hier verschwinden.“ Ein schwaches Nicken war die Antwort darauf und Atemu ließ sich auf die Beine ziehen. Sein Blick war jedoch noch immer auf den Boden geheftet, ehe sich eine Hand unter sein Kinn legte und sein Gesicht somit anhob. Im nächsten Moment spürte er warme und weiche Lippen auf den seinen und erwiderte den Kuss nur zögerlich. Der Violettäugige stand noch immer etwas neben sich und er schielte zur Seite, wo Dartz noch immer bewusstlos in seinen Fesseln hing. Atemu war dankbar dafür, dass dieser noch immer bewusstlos war und hoffte, dass er es auch noch lange so bleiben würde. „Seto?“ fragte er leise und zögerlich, nach dem sie sich wieder von einander getrennt hatten. „Holen wir Kura und Yugi, bevor wir gehen?“ bittend blickte er zu Seto auf, welcher nickte. Jetzt, wo Dartz außer Gefecht war, gingen sie kein Risiko mehr ein, wenn sie zu viert, anstatt zu zweit, unterwegs waren. Atemus Augen begannen zu leuchten und sein Gesicht strahlte. „Danke!“ rief er glücklich und fiel Seto um den Hals. „Schon gut.“ etwas unbeholfen tätschelte der Braunhaarige ihm den Rücken. „Kennst du den Weg ins Gebäude zurück?“ Atemu nickte und ergriff Setos Hand, um diesen so mit sich zu ziehen. Der Ältere folgte auch sogleich, warf jedoch noch einen letzten Blick auf die Splitter des Edelsteins. Was soll’s. Was war schon so ein dummer Stein, wenn er statt dessen Atemu hatte? Außerdem war da ja auch noch immer Roland, der für die Sicherheit seiner Firma sorgte. /Was ist nur los mit mir? Ich verlasse mich schon wieder auf jemanden./ dieser Mexikoaufenthalt schien ihm nicht wirklich zu bekommen und wo blieben eigentlich Yami und Bakura? Vielleicht täuschte er sich auch, doch allmählich müsste doch genügend Zeit verstrichen und die beiden hier angekommen sein. Oder war ihr Fehlen der Beweis dafür, dass man doch niemanden trauen konnte? Seine Miene verfinsterte sich ein wenig, während er sich von Atemu über das Gelände ziehen ließ. Yami hasste die Kanalisation von Sekunde zu Sekunde mehr. Nicht nur, dass ständig das Fiepen der Ratten zu hören war, die er noch nie hatte leiden können, nein, sein Magen hing ihm auch noch in den Kniekehlen und er fror. Yami hatte die Arme um seinen Oberkörper geschlungen und versuchte sich durch Reiben der Hände ein wenig aufzuwärmen. Was ihn jedoch noch zusätzlich ärgerte war, dass Bakura das Ganze rein gar nichts auszumachen schien. Er stapfte munter den feuchten Tunnel entlang, schien weder hungrig zu sein oder zu frieren und auch kein Problem mit seinen nassen Füßen zu haben! Zudem konnte er die Taschenlampe noch nicht mal still auf ihren Weg gerichtet halten, sondern schwenkte sie immer wieder umher, sodass die Tunnelbewohner ständig im Schein auftauchten. Yami schloss die Augen und betete, dass ihr Abenteuer bald vorbei war. Fast wäre er auf den Boden gelandet, als er gegen Bakura lief, da dieser plötzlich stehen geblieben war. „Was ist los?“ wollte der Schwarzhaarige wissen und entdeckte erst jetzt ein paar alte Holzkisten und Decken. „Na also, sie sind noch immer hier,“ murmelte Bakura vor sich hin und leuchtete mit der Taschenlampe die Wand ab, bis er schließlich eine weitere Sprossenleiter entdeckte. „Bakura?“ fragte Yami nun eindringlicher. „Wo sind wir hier? Wir können doch nicht schon am Ziel sein.“ „Sind wir auch nicht,“ lautete Bakuras nüchterne Antwort. „Warum willst du dann an die Oberfläche? Du bist noch immer an der Schulter verletzt!“ rief er aufgebracht, woraufhin sich der Weißhaarige zu ihm umdrehte und ein sanftes Lächeln lag auf seinen Lippen, was Yami einen Schauer über den Rücken jagte. Dieser Blick war ihm nicht geheuer. „Du machst dir also doch Sorgen um mich,“ stellte Bakura fest und ging auf den Jüngeren zu, welcher hastig den Kopf schüttelte und zurückwich, was jedoch nur dazu führte, dass er gegen die Wand stieß. „Verkauf mich nicht für blöd,“ sagte der Weißhaarige ruhig und stützte die Hände rechts und links von Yamis Kopf an der Wand ab. „Was wäre so schlimm daran es zuzugeben? Denkst du ich spring dir dann an die Gurgel, oder falle über dich her?“ als der Jüngeren den Kopf schüttelte fuhr er fort. „Warum vertraust du mir dann nicht?“ „Weil...“ Yami stockte. Er konnte nicht in diese durchdringenden braunen Augen sehen und wollte das Gesicht zur Seite wenden, doch Bakura umfasste dessen Kinn und hinderte ihn so daran. Es war in den Augen des Schwarzhaarigen eine ungewohnte Berührung. Sie war sanft und Bakuras Finger warm. Es war nicht der grobe Besitz ergreifende Griff, den er von seinen Freiern kannte, aber gleichzeitig stärker, als jegliche Gewalt. Yami spürte, wie sein Atem sich unweigerlich beschleunigte. Nicht wissend, wie er auf diese Geste reagieren sollte versuchte er sich fester an die Tunnelwand zu drängen. „Ich will dir nicht weh tun,“ sagte Bakura sanft und löste seinen Griff, strich statt dessen über die Wange des Jüngeren. „Oder tut dir das etwa weh?“ „N-nein,“ brachte Yami hervor und blickte den Weißhaarigen fragend an. „Warum berührst du mich so?“ fragte er leise und zögerlich. „Warum nimmst du dir nicht, was du willst?“ „Nun, weil das zum einem nicht meine Art ist und ich zum anderen dein Vertrauen haben will. Ich möchte, dass du aus freien Stücken mit mir schläfst und nicht, weil ich dich dazu zwinge,“ sagte er ruhig und ließ seine Fingerkuppen sachte über Yamis Oberarm streichen. „Deshalb würde es mich auch freuen, wenn du dich um mich sorgen würdest. Es würde mir zeigen, dass du mich nicht mit deinen Freiern in einen Topf wirfst.“ Die violetten Augen beobachteten die fremde Hand auf seinem Arm und ihr Besitzer war froh, dass sich durch die Kälte schon zuvor einen Gänsehaut gebildet hatte. Er ließ sich hier doch nicht wirklich von einem Mann um den Finger wickeln?? „Es stimmt,“ sagte er schließlich, schob Bakuras Hand jedoch von seinem Arm. „Ich mache mir Sorgen um dich. Du hattest ja auch eine Kugel im Arm, das ist keine Kleinigkeit!“ Bakura lächelte kurz und trat dann wieder zu den Leitersprossen. „Dann komm mit. Direkt neben dem Gullydeckel ist der Laden eines alten Freundes von mir. Er kann sich meine Wunde ansehen, wenn es dich beruhigt und dich außerdem noch mit etwas zu Essen und trockenen und vor allem wärmeren Klamotten versorgen, als du sie jetzt trägst.“ Yami wurde rot. Der Braunäugige schien es also doch bemerkt zu haben. Er sah an sich herunter, auf die ‚Arbeitskleidung’, welche er noch immer trug. Sie war eben hauchdünn und saß wie eine zweite Haut. Stumm folgte er Bakura nach oben und war froh endlich wieder frische Luft zu atmen, Sonnenlicht zu sehen und Geräusche wahrzunehmen, die ihn nicht an die Trippelschritte der Ratten erinnerten. „Besser, wenn uns keiner sieht,“ raunte Bakura ihm zu und zog ihn dann hastig in einen kleinen Laden. Eine Glocke ertönte, als sie eintraten und eine Frau hob sofort den Blick. „Buenos Dias, señores, was....,“ sie stockte, als sie die weißen Haaren erblickte und Yami glaubte, dass sie in der Falle saßen. Bakuras Freund lebte nicht mehr hier und die Frau hatte den Bericht der Polizei im Radio gehört. Hastig drehte er sich zu Bakura und wollte ihn schon zu einer Flucht drängen, da dieser noch immer so ruhig da stand. Doch dann wand die Verkäuferin den Kopf zu einer Halbtür, die sich hinter der Kasse befand und rief laut: „Salomon! Kundschaft!“ kurz nickte sie Bakura zu und verschwand dann hinter der Schwingtür, hinter der kurz darauf ein kleiner alter Mann auftauchte und sein Gesicht begann zu strahlen, als er den Weißhaarigen zu erkennen schien. „Bakura! Mi amigo!“ rief er und humpelte so schnell ihn seine Füße trugen, auf seinen Freund zu und umarmte ihn, drückte ihm auf jede Wange einen Kuss auf, anscheinend entstammte er französischem Ursprungs, daher sicherlich auch sein Akzent. „Lassen anschauen!“ Salomon schob Bakura auf Armlänge von sich und musterte ihn eingehend. „Groß bist du geworden und stark,“ sagte er, als würde er zu seinem Enkel sprechen. Yami kam sich ziemlich übergangen vor. „Ah, deine Narbe isse gut verheilt, aber was ich sehen da an deine Schulter?? Hab ich nicht gesagt? Escorpión negro dich bringen noch ins Grab!“ rief er vorwurfsvoll und sah den Braunäugigen tadelnd an. „Hey!“ erhob dieser nun das Wort. „DU bist auch nicht gerade sauber. Und die Wunde ist nicht der Rede wert, trotzdem kannst du sie dir mal ansehen.“ „Chico, mi chico,“ seufzte der Alte und schüttelte den Kopf. „Warum bringen du dich in solche Schwierigkeiten? Ich habe es gehört im Radio. Sie suchen nach dich.“ „Reg dich ab. Die Polizei kriegt mich nicht. Außerdem bringe ich mich in Schwierigkeiten, um einem Freund von mir zu helfen.“ „Einen Freund?“ fragte Salomon verächtlich. „Ich kennen deine Sorte Freund! Diesa widerlichen, dreckigen...“ „Mein Freund Otes!“ sagte Bakura deutlich, um die Worte des Grauhaarigen zu übertönen, dessen eben noch verfinsterte Miene sich wieder aufhellte. „Otes? Diese nette Chico mit die Augen aus Eis? Ah, was passiert?“ „Er hat versucht einen Freund Yamis,“ er deutete auf den Schwarzhaarigen, „zu befreien, aber allein kommt er da nicht mehr raus.“ Salomon wand sich nun Yami zu. „Yami, eh?“ fragte er und begann den Jüngeren abschätzend zu mustern. „Hmm, zierlich, wie una chica.“ /Wie bitte??/ Yami hatte Mühe ruhig zu bleiben, als der Alte ihn so einfach mit einem Mädchen verglich. Na gut, er war vielleicht schlank und mitnichten so gut gebaut, wie Bakura, aber deshalb sah er doch nicht aus wie ein Mädchen. „Aber Augen...bonita!“ schwärmte Salomon nun. „Augen, wie die von wilde Katze! Hmhm, mädchenhaft, aber süß,“ schloss er schließlich. Yami kam sich vor, als stünde er vor seinem Schwiegervater, welcher ihn eindringlich auf Herz und Nieren prüfte, um festzustellen, ob er auch der Richte für seinen geliebten Schatz war. „Du hast eine guten Blick, für schönen Chicos,“ wand sich der Grauhaarige nun wieder an Bakura und bekam dann einen todernsten Gesichtsausdruck. „Aber deshalb du musst ihn gleich in Gefahr bringen?? Auch ihn sucht Polizei! Du besser aufpassen auf deinen Geliebte, du Tölpel!“ „Au!“ Bakura rieb sich den Hinterkopf, als der Alte ihn einen Schlag dorthin verpasst hatte. „Yami ist nicht mein Geliebter. Ohne ihn finde ich Otes nicht,“ versuchte er sich grummelnd zu rechtfertigen. „Und jetzt sei endlich mal still! Wir haben nicht genug Zeit für einen Kaffeeklatsch mit anschließender Siesta! Wir müssen weiter.“ „So du danken mir Gastfreundschaft?“ fauchte der Alte aufgebracht und wedelte mit seinen Armen durch die Luft. „Jedes Mal ich dich lassen hier in, dabei können dich genauso gut an Polizei ausliefern! Mit de’ Finderlohn könnte ich für den Rest meine Leben mich zur Ruhe sitzen und....“ er holte tief Luft und wurde dann ruhig. „Also was du wollen?“ Auf Bakus Lippen zeichnete sich ein siegessicheres Grinsen ab. „Neue Kleidung für uns beide und etwas zu Essen. Ach ja und, dass du dir einmal meine Schulter ansiehst.“ Bei seinen letzten Worten hatte er Yami von der Seite her angesehen. Dieser reagierte zwar nicht, doch Salomon schien sofort zu verstehen. „Ahhh!“ rief er und klopfte Yami auf die Schulter. „Eine gute Junge! Bakura braucht eine feste Hand! Er sich bringt sonst nur in Schwierigkeit. TEA!“ rief er dann über die Schulter und die Frau tauchte wieder im Laden auf. „Mach Essen für unsere Gäste und suche ihnen eine paar frische Kleider zusammen und du,“ mit ernstem Blick sah er Bakura an. „Du kommst mit mir und lässt dir ansehen, was du Idiot schon wieder mit dir hast machen lassen!“ wie einen ungezogenen Jungen packte er Bakura mit festem Griff am Ohr und zog ihn so hinter sich her hinter die Schwingtüren. Yami konnte sich ein leises Kichern nicht verkneifen und ging dann auf die Frau namens Tea zu. „Sind sie nicht süß die beiden?“ fragte sie, ebenfalls mit französischem Akzent, doch mit besserer Grammatik, als der ältere Mann. „Salomon mag Bakura sehr. Er hätte auch gerne einen Sohn gehabt, aber auch nur einen, der genauso ist, wie Bakura.“ Sie lachte glockenhell auf und führte Yami dann mit sich in den hinteren Teil des Ladens, wo Hemden, Hosen und Stiefel auslagen. „Komm, wir suchen dir was schönes zusammen.“ „Kura!“ rief Atemu, als er und Seto das Haus wieder betreten hatten. „Wo bist du?“ eilig lief er die Flure entlang und rief dabei immer wieder nach dem Klon, der schließlich aus Yugis Zimmer heraustrat und die beiden entsetzt anstarrte. „Warum seid ihr noch hier? Ihr solltet doch fliehen!“ rief der Weißhaarige aufgebracht und sah scheu über die Schulter, als fürchtete er, dass Dartz jedem Moment um die Ecke kam. Beruhigend schüttelte Atemu jedoch den Kopf, ehe er langsam die Situation zu erklären versuchte, damit Kura mitkam. „Seto hat Dartz ausgeschaltet, er kann uns nichts mehr tun. Wir können jetzt zusammen fliehen, außerdem hätten wir eh zurückgemusst, weil der Schacht eingestürzt ist.“ Kura schwieg und sah den Älteren ungläubig an. „Dartz ausgeschaltet?“ fragte er, da er den Sinn dieses Wortes nicht ganz verstand, doch es schien etwas Gutes zu bedeuten. „Wir kommen hier raus? Nach draußen? Wo...wo die Sonne ist und es diese ganzen seltsamen Dinge gibt?“ Atemu nickte und die Miene Kuras hellte sich auf. „Ich hole Yugi!“ rief er und lief davon. Seto runzelte die Stirn und überlegte, während sie warteten, was mit den beiden wohl am besten anzufangen war. Er schien sowohl Kura, als auch Yugi erst mal bei sich aufnehmen zu müssen, um sie in das Leben integrieren zu können und sich außerdem ihrer kleinen Probleme anzunehmen. Yugi konnte er in die Obhut der Krankenhausärzte geben, die würden den Jungen schon wieder zusammenflicken. Aber galt das auch für Kura? Er schien Probleme damit zu haben zu verstehen, was man zu ihm sagte, wenn man zu schnell sprach. Aber wenn man klonen konnte, konnte man auch sicherlich das therapieren. Interessiert richteten sich die blauen Augen nun auf den Jungen, den Kura huckepack aus dem Zimmer trug. Ein genaues Abbild Atemus. Nur mit dem Unterschied, dass Yugi jünger zu sein schien, als Yami. Seine Augen waren noch die eines Kindes und auch sein Gesicht wirkte rundlicher. Seine Haut war sehr blass und zeugte somit von einem geschwächten Körper. „Warum ist er jünger, als Yami?“ wollte Seto von Atemu wissen. Dieser jedoch zuckte nur mit den Schultern. „Dartz wird irgendwas mit der Flüssigkeit, in der die Klone großgezogen werden...,“ er verzog das Gesicht, als er so sprach, als würde man Menschen wie Pflanzen anbauen, „...gemacht haben.“ Saphire blickten Atemu stumm an und ihr Besitzer ergriff schließlich dessen Hand, als wolle er ihn so etwas beruhigen. „Lasst uns jetzt von hier verschwinden. Dartz überlassen wir am besten Bakura, der wird schon wissen, was mit ihm anzufangen ist.“ Der Violettäugige nickte. „Kura? Kannst du das Tor für uns öffnen?“ Verwundert blickte dieser ihn an. „Ich? Wie soll ich das denn machen?“ Atemu erwiderte den Blick, ebenso verwundert. „Aber die Türen hast du doch auch wieder geöffnet.“ „Aber nur, weil ich gesehen habe wie Dartz es gemacht hat. Ich hab keine Ahnung von so was!“ Seto seufzte. „Ich mache es.“ Schließlich kannte er sich mit Computern aus und so einen kleine Sicherheitsanlage würde für ihn sicherlich kein Problem darstellen. Kapitel 21: Under the earth --------------------------- Sorry, dass ihr so lange auf das nächste Kapitel warten musstet. Aber da ich für meine Abschlussprüfungen lernen musste hatte ich keine Zeit, um weiter zu schreiben. Als Entschädigung müsst ihr diesmal keine 14 sondern nur 7 Tage auf das nächste Kapitel warten. Was Atemu betrifft gebe ich zu, dass ich mich mit seinem Charakter ein wenig verrannt habe. Allerdings war er jahrelang bei Dartz eingesperrt und jetzt ist es alles ein wenig viel auf einmal für ihn. Hoffe ihr mögt die ff trotzdem. 20. Under the earth „Und? Wie gefällt es dir?“ fragte Tea und schob ihren Kopf durch die Vorhänge zu Yamis Kabine durch. „Ähm...“ doch weiter kam der Angesprochene gar nicht, denn die Verkäuferin klatschte begeistert in die Hände. „Das steht dir wunderbar!“ rief sie und ihre blauen Augen leuchteten. Kritisch musterte Yami sich im Spiegel. Er trug eine weite rote Baumwollhose, die in braunen Stiefeln steckte und einen bunt gestreiften Poncho. „Könnte ich nicht doch meine alten Sachen wieder haben?“ fragte Yami und drehte sich zu Tea um, welche ihn daraufhin entsetzt anstarrte. „Du kannst doch nicht weiterhin in diesen dreckigen, nach Abfluss stickenden, Sachen rumlaufen! Es steht dir sehr gut! Kannst du kochen? Sieh doch einmal nach dem Chilli, ich gehe und bringe Bakura was zum Anziehen!“ sagte sie erneut ohne eine Antwort abzuwarten und wuselte davon. Seufzend drehte sich Yami wieder zum Spiegel. /Ich komme mir vor, als hätte ich mich für den Karneval verkleidet./ bemerkte er und wurde rot. /Na wenigstens hat dann Bakura was zu Lachen./ Seufzend strich er sich den Pony aus den Augen und ging dann durch die Halbtür hinter der Kasse, um wie gewünscht nach dem Chilli zu sehen. Von einem Vorhang aus Schnüren, auf welche bunte Holzperlen aufgezogen worden waren, abgetrennt, führte eine kleine Treppe in einen langen Flur, von dem rechts und links Durchgänge abgingen. Anscheinend war hier unten die Wohnung. „....damit aufzuhören!“ Yami horchte auf, als er Salomons Stimme wahrnahm und ging leise die Treppe nach unten. Kurz darauf war auch Bakura zu hören. „Ich werde nicht eher aufhören, bevor ich diesen Bastard getötet habe!“ „Es geht mir nicht um ihn, auch wenn du für deine Rache nicht so weit gehen solltest,“ erwiderte Salomon. „Seit der Sache mit dem Schulbus musst du dich im Nest der Skorpione verstecken und jetzt, wo dieses Nest ausgeräuchert wird, wo willst du noch hin? Du kommst nicht aus Mexiko raus und das weißt du ganz genau! Willst du in der stinkenden Kanalisation bleiben??“ „Ich weiß gar nicht, was dich das anginge!!“ Eine Ohrfeige war zu hören und vorsichtig spähte Yami um die Ecke in den Raum, aus welchem die Stimmen kamen. Bakura stand mit dem Rücken zu ihm, ein fester Verband war um seine Verletzung gewickelt. Yami, sah wie er nach dem frischen Hemd griff und es sich überzog. „Genug jetzt Bakura. Du weißt, dass es so nicht weiter gehen kann. Und was ist mit Yami?“ Der Schwarzhaarige hielt den Atem an, als sein Name fiel. „Was soll mit ihm sein?“ „Wie weit willst du ihn mit in die Sache hineinziehen? Die Polizei sucht ihn ebenfalls. Soll er mit dir in der Kanalisation leben?? Du zerstörst sein Leben und noch dazu ist er nicht stark genug für so was. Wenn du ihn liebst solltest du tun, was am Besten für ihn ist.“ „Ich habe nie behauptet ihn zu lieben.“ „Aber abstreiten tust du es auch nicht.“ Als Bakura schwieg fügte er hinzu. „Ich habe Augen im Kopf. Du magst ihn. Dabei hätte ich dir wirklich mehr zugetraut, als einen einfachen Stricher!!“ Yami ballte seine Hände wütend zu Fäusten und musste sich zurückhalten, um nicht hervorzuspringen und sich zu verteidigen. „Er ist nicht...“ Bakura hielt inne, da er von einem lautem Gebell unterbrochen wurde und Yami sah sich mit einem gewaltigem Dobermann konfrontiert. Er schluckte und versuchte zurückzuweichen, stolperte dabei jedoch über seine Füße und landete auf dem Boden. Knurrend sprang der Hund auf ihn und Yami schrie erschrocken auf. „Jack! Aus!!“ fauchte Salomon, packte das Tier am Halsband und zog ihn von dem Jüngeren herunter. „Bist du still!!“ sagte er drohend, als Jack erneut ein Knurren von sich gab. Hastig setzte Yami sich auf, jedoch nur, um sich im nächsten Moment an die Wand hinter sich zu pressen und den Hund anzustarren, der ihn wieder ankläffte. Seit einer mehr oder weniger kleinen Auseinandersetzung mit einem von Dartz’ Wachhunden hatte er großen Respekt vor den Tieren. Doch wenn sie ihn so anknurrten und –kläfften, bekam er es mit der Angst zu tun. „Aus Jack!“ rief Salomon erneut und ruckte kurz an dem Halsband, doch es schien gar nichts zu bewirken. „Du darfst ihn nicht anstarren,“ sagte nun Bakura, der neben Yami in die Hocke gegangen war und ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter legte. „Dadurch wird er nur noch aggressiver. Sieh mich an.“ Zögerlich wand Yami ihm sein Gesicht zu. Den Hund aus den Augen zu lassen schien ihm kein guter Plan zu sein. „Gut,“ sagte der Weißhaarige mit einem Nicken. „Beachte ihn nicht, ok? Egal was er macht. Komm zu mir.“ Yami tat, wie ihm geheißen und rutschte zu Bakura und wieder knurrte der Hund bösartig. Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, wie sich Salomons Griff um das Halsband lockerte. Sicherlich würde der Dobermann ihn gleich wieder anspringen und hastig überwand er den letzten Abstand zu Bakura und ließ zu, dass dieser einen Arm um ihn legte. Das Tier schien sich dadurch wohl zu beruhigen und bald darauf erstarb das Knurren und Salomon ließ ihn los. Doch anstatt zu verschwinden ging er auf Yami zu und begann diesen zu beschnuppern. Ängstlich drückte sich dieser daraufhin näher an Bakura und verfolgte das Tier nun doch wieder. „Er tut dir nichts mehr. Lass ihn schnuppern.“ Flüsterte der Weißhaarige ihm ins Ohr und widerwillig ließ Yami es über sich ergehen. Die feuchte Nase fuhr über seine Wange und die Haare im Nacken stellten sich bei ihm auf. Fast eine Ewigkeit schien zu vergehen, ehe Jack zufrieden war und davon trottete. Erleichtert atmete Yami aus, während Salomon schnupperte und dann leise fluchte. „TEA! Das Essen brennt an!“ rief er und stapfte in Richtung Küche davon. „Der Hund tut dir nichts,“ sagte Bakura ruhig. „Er wurde darauf abgerichtet Einbrecher zu vertreiben und du hast dich eben ziemlich verdächtig verhalten.“ Yami wurde rot, da Bakura sofort erkannt zu haben schien, dass er ihr Gespräch mit angehört hatte. „Ich wollte nicht lauschen,“ sagte er, doch Bakura blickte ihn kritisch an. „Ach nein?“ „Nicht...nicht absichtlich.“ Verlegen senkte Yami den Blick und spürte den musternden Blick Bakuras auf sich, welcher schließlich seufzte und Yami mit sich auf die Füße zog. „Na egal. Du bist kein Feind, also darfst du dein Wissen ruhig behalten. Jetzt lass uns schnell was essen und dann von hier verschwinden...wie siehst du überhaupt aus??“ Yami wurde noch eine Spur röter und hielt den Blick weiterhin gesenkt. „Gut, gehen wir dich erst umziehen, dann etwas essen und dann weiter. Bis wir am Ziel sind ist Otes sicherlich schon versauert.“ Er knirschte mit den Zähnen und zog Yami mit sich in die Küche, wo Tea gerade den Topf des leicht angebrannten Chillis auf den Tisch stellte. Währenddessen bearbeitete Seto die Tastatur des Computers, welcher die Türen in dem Gebäude verriegelte und die Kameras steuerte. Zwar hatten sich die Türen relativ leicht wieder öffnen lassen, doch war das Problem, dass die Wachhunde noch frei rum liefen. Solange die nicht wieder in ihren Zwingern saßen war es ein Ding der Unmöglichkeit über das Gelände zu kommen. Eine Weile klickte er sich durch das Programm, auf der Suche nach dem richtigen Mechanismus, als plötzlich ein Eingabefeld aufblinkte. /Passwort? Tlaloc?/ er gab den Namen der Gottheit ein, doch dies schien nicht die richtige Lösung zu sein. Seto versuchte es mit Regalo de Tlaloc, Atemu, Klon und zig anderen Wörtern, die hätte in Frage kommen können, doch nichts schien zu funktionieren. Leise grummelte er vor sich hin und versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Warum konnte er als Firmenleiter eigentlich nicht hacken? Dann wäre das alles gar kein Problem! Bakura konnte es bestimmt, immerhin verstand er sich auch auf einer Menge anderer Dinge, die illegal waren. „Gibt es nicht doch noch einen anderen Weg hier raus?“ wand er sich schließlich an die drei anderen, die ihn abwartend zugesehen hatten und nun doch etwas enttäuscht dreinblickten. Kura, der noch nie draußen gewesen war, blickte Atemu an, der Dartz schließlich oft genug begleitet hatte, doch er schüttelte den Kopf. „Sobald wir das Haus verlassen werden uns die Hunde wieder reinjagen.“ „Gibt es wirklich keine andere Möglichkeit?“ fragte Seto und sah den Schwarzhaarigen eindringlich an. Schon allein aus sicherheitlichen Gründen, wenn der Strom ausfiel, oder es brannte, musste es eine andere Fluchtmöglichkeit, als die Haustür geben. Atemu senkte den Blick. Es war hoffnungslos. Sie würden hier nie rauskommen, wenn sie von Dartz nicht erfuhren, wie das Passwort lautete, doch das würde dieser ihnen sicherlich nicht mitteilen. Er spürte eine Hand auf seiner Wange und hob den Blick wieder. Blaue Augen sahen ihn an und Atemu fühlte sich an ihre erste Begegnung in dem Restaurant und der Villa erinnert. Er hatte damals verhindern wollen, dass Dartz Setos Firma zerstörte und konnte sich noch nicht mal wirklich erklären, warum er damals so gehandelt hatte. Schließlich hatte er den Wissenschaftler schon oft begleitet, wenn er seine Verträge schloss, um ihn vor etwaigen Überfällen der Escorpión negro zu schützen. Wahrscheinlich waren es diese unnahbaren Saphire gewesen, in die er sich zuerst verliebt hatte. Sie glichen einer schützenden Fassade um ihren Besitzer vor dem zu bewahren, was in der Vergangenheit war und davor, dass es sich wiederholte. Atemu wusste, dass sein eigener Blick traurig und hoffnungslos war, da er sich aufgeben hatte. Vielleicht war er damals auch beeindruckt gewesen, dass Seto sich nicht aufgegeben hatte. Und nun stand er hier und starrte wieder in die Augen des Mannes, in den er sich von einem Moment auf den anderen verliebt hatte. Atemu hatte es bei einem One-Night-Stand belassen wollen, da er Seto nicht in die Sache mit reinziehen und außerdem die Klone schützen wollte. Er hätte niemals mit dem Braunhaarigen schlafen dürfen! Was hatte er sich nur dabei gedacht? Jetzt saß Seto mit ihnen hier fest und kam nicht weg und wenn Dartz es schaffte sich zu befreien, dann....nein, daran wollte er nicht denken. „Atemu.“ Der Angesprochen wurde aus seinen Gedanken gerissen. „Wir haben es doch fast geschafft. Willst du so kurz vor dem Ziel aufgeben?“ fragte Seto eindringlich. Die violetten Augen senkten sich wieder gen Boden. „Aber wir kommen hier nicht weg. Es gibt keinen anderen Ausweg. Ich hätte sonst doch versucht Kura und Yugi hier raus zubringen.“ Warme Hände legten sich auf sein Gesicht und zogen es so wieder zu dem Blauäugigen hin. „Bitte Seto...“ Doch dieser schüttelte entschieden den Kopf. „Hör mir zu: Denkst du Dartz geht das Risiko ein hier nicht mehr raus zukommen, sollte mal der Strom ausfallen, oder ein Feuer die Tür blockieren? Er hat sich sicherlich einen weiteren Ausgang freigehalten, nur für den Fall der Fälle. Denk nach. Wo könnte es noch einen weiteren Ausgang geben?“ Atemu schloss seine Augen, um Seto nicht mehr ansehen zu müssen. Vielleicht sollte er wirklich nicht so schnell die Hoffnung verlieren. Mit Setos Hilfe kamen sie sicherlich hier raus. Aber wo gab es einen möglichen Ausgang? Gedanklich ging er alle Räume von oben nach unten durch, doch mögliche Ausgänge führten alle nur auf das eingezäunte Grundstück und dort liefen die Hunde rum. Setos Daumen streichelten Atemus Wangen und versuchten diesen so zu beruhigen. Auf gewisse Art und Weise konnte er verstehen, warum Atemu keine Hoffnung mehr hatte, doch seiner Einstellung nach gab es immer einen Weg. Und sollte es mal keinen geben, so pflasterte man ihn sich eben selbst. Nun galt es nur noch dem Schwarzhaarigen diese Einstellung näher zu bringen. Nur zu gerne wüsste er, wie Atem früher einmal gewesen war. Jedoch fragte er sich auch, ob Atemu jemals wieder so sein würde. Immerhin lebte er nun schon eine ganze Weile bei Dartz. Während Seto auf eine Antwort wartete schweiften seine Gedanken allmählich ab. Seine Augen fixierten nicht mehr die geschlossenen Lider des Jüngeren, sondern dessen leicht geöffneten Lippen. Die Art, wie sich sein Brustkorb regelmäßig hob und senkte, die wilden weichen Haare. Seine Hände fuhren die Konturen von Atemus Gesicht lang und strichen durch dessen Haare. Er bemerkte den Schauer, der dabei durch Atemus Körper ging. Die Hände des Violettäugigen tasteten nach den seinen und legten sich auf diese, unschlüssig, ob sie sie wegziehen oder Setos Tun bestätigen sollten. „Seto....,“ kam es ihm schließlich leise über die Lippen. „...ni-mhm...“ der Ältere hatte seine Lippen mit einem Kuss verschlossen und ließ seine Hände nun fahrig dessen Rücken entlangfahren. Schon zu lange hatte er sich nach diesem Körper gesehnt, zulange sein Herz in den schützenden Eispanzer gesperrt. Atemu hatte in diesem Moment gar nichts getan, außer mit geschlossenen Augen dazustehen und nachzudenken und dennoch hatte es ausgereicht, um den Eispanzer zu einem Wölkchen aus Wasserdampf verpuffen zu lassen. Kura, der noch immer Yugi huckepack trug, starrte die sich küssenden ratlos an. Was die nur so toll daran fanden Ihre Lippen gegenseitig aufeinander zu pressen würde er wahrscheinlich nie verstehen. Zwar hatte Atemu ihm schon mal davon erzählt, dass man das tat, wenn man sich liebte, aber was an diesem Liebesbeweis toll sein sollte war ihm ein Rätsel. „Im Keller,“ brachte Atemu endlich hervor, als er und Seto sich wieder von einander trennten. „Hm?“ verwirrt blickte dieser ihn an, da ihm im Moment nicht gerade nach reden, sondern nach etwas ganz anderem zumute war. „Im Keller könnte es einen Ausgang geben.“ Wiederholte der Schwarzhaarige. Dort unten hatte er nie nachgesehen, da er auch nur sehr ungern diesen Teil des Hauses betrat. Dort war es feucht und es roch nach abgestandener Luft. Außerdem lebte da unten lauter Viehzeug und er konnte, genauso wie Yami, Ratten, Spinnen, Käfer und was es nicht sonst noch alles gab, einfach nicht ausstehen. Seto nickte und erhob sich von seinem Platz. „Dann lass uns dort unten nachsehen.“ Auch Atemu nickte und führte die kleine Gruppe dann zur Kellertür. Nur widerwillig drückte er die Klinke runter und blickte auf die Treppe, welche hinab in die Dunkelheit führte. Zwar gab es einen Lichtschalter, doch da der Keller so gut wie nie betreten wurde, waren die Lampen auch nicht gewartet worden und in einem dementsprechend schlechten Zustand befanden sie sich auch. Wenn sie überhaupt noch angingen, dann gab die Glühbirne entweder nur ein schwaches Glimmen von sich, flackerte, oder ging im fünf Sekundentakt aus und wieder an. Zögerlich blieb Atemu einen Moment am Treppenabsatz stehen. Er wollte nicht vorangehen, doch war es ihm peinlich zuzugeben, dass er Angst hatte. „Stimmt was nicht?“ fragte Kura von hinten, woraufhin Atemu hastig den Kopf schüttelte. „Nein, es ist alles in Ordnung.“ Er schluckte und ging dann langsam die Treppe hinunter. Unten angekommen befanden sie sich in einem langem Gang mit Betonwänden. In regelmäßigen Abständen tummelten sich mit Spinnennetzen zu gesponnene Lampen und Wasser- und Gasleitungen verliefen an der Decke entlang. Rechts und links waren Räume an den Gang angegrenzt, in denen allerlei Dinge lagerten, die nicht mehr benötigt wurden. Was für Viecher sich dort eingenistet hatten wollte er lieber gar nicht wissen. Seto sah sich eher gelassen in dem Gewölbe um. „Lasst uns getrennt nach einem Ausgang suchen, damit wir hier schnell raus kommen....alles ok mit dir? Du bist so blass.“ Atemu nickte und versuchte seine Haltung nicht allzu steif wirken zu lassen. „Ja. Das ist nur das Licht,“ versuchte er sich herauszureden, wobei das Licht alles andere als grell war, sodass es ihn hätte blass erscheinen lassen können. „Kura, nimm du die Räume ganz am Ende. Ich nehme die die rechts liegen und Atemu die auf der linken Seite. In der Mitte müssten wir uns dann wieder treffen.“ Damit verschwand Seto in dem Raum, der ihm am nächsten war und auch Kura lief los. Atemu blickte ihm eine Weile nach und wunderte sich, wie Yugi noch immer seelenruhig schlafen konnte! /Die Nerven hat er ganz sicher nicht von mir....vielleicht sind durch Dartz Experimente die Gene meines Großvaters durchgekommen..../ Hastig schüttelte Atemu den Kopf. Über solche Dinge wollte er nicht nachdenken. Außerdem hatten sie jetzt wichtigeres zu erledigen. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch betrat er den Raum links von sich und betete stumm, dass er keine allzu ekligen Spinnen sah oder irgendeine Ratte meinte aus ihrem Versteck kriechen zu müssen. Währenddessen hatten sich auch Yami und Bakura wieder auf den Weg gemacht. Erstgenannter fühlte sich nun auch schon um einiges wohler, in seinen Turnschuhen, der lockeren Leinenhose und dem Kapuzenpullover, der mit seinem Aufdruck ‚I love Tequila’ eigentlich ein Touristenandenken war, doch das war Yami so ziemlich egal. Wenigstens war ihm nun warm und satt war er auch. Jetzt mussten sie nur noch die Kanalisation verlassen und alles war perfekt. „Könntest du es bitte unterlassen die Taschenlampe so durch die Gegend zu schwenken?“ fragte Yami betont ruhig, als schon wieder eine Ratte im Lichtschein aufgetaucht war. „Warum?“ der Schwarzhaarige grummelte. Konnte Bakura jetzt nicht einfach machen, was er ihm sagte? „Weil ich Ratten nicht ausstehen kann und wenn du ständig durch die Gegend leuchtest tauchen die Viecher ständig auf!“ „Hast du Angst vor ihnen?“ „Mach einfach, was ich sage, ok?“ „Du könntest auch näher zu mir kommen. Dann könnte ich dich beschützen, wenn dich eines der ‚gefährlichen Biester’ attackiert.“ „Danke, ich verzichte! Und hör auf dich über mich lustig zu machen!“ fauchte Yami wütend. Er wusste ja selber, dass Ratten einen in der Regel nicht angriffen, dennoch konnte er sie nicht leiden. Er zuckte zusammen, als er plötzlich einen Arm an seiner Taille spürte. Im nächsten Moment wurde er herumgezogen und stand nun so nah vor Bakura, dass sich ihre Lippen fast berührten. Eine Nähe, die Yami so gar nicht passte. „Lass mich los,“ forderte er und versuchte den Älteren von sich zu schieben, was jedoch kläglich scheiterte. „Ich will dir doch nur helfen,“ sagte Bakura sanft und Yami erschauerte unweigerlich, als Bakuras Atem sein Gesicht streifte. Er schien eindeutig krank zu sein. Sonst reagierte er nie so auf die Nähe eines anderen. „Diese Art von Hilfe kenne ich!“ Bakura seufzte tief. „Du willst mir nicht vertrauen, nicht wahr? Ich würde dir sofort vertrauen.“ „Ja klar!“ erwiderte Yami daraufhin trotzig. „Ich bin ja auch kein Schwerstkrimineller und Mörder, der einen Menschen in die Luft jagen wollte!“ Bakuras Augen wurden dunkel. Doch schien er nicht wütend zu sein, sondern...Yami wusste nicht was, doch biss er sich ärgerlich auf die Unterlippe, da er sich verplappert hatte. „Woher weißt du davon?“ fragte Bakura nun und seine Stimme klang drohend. „Hat Seto dir davon erzählt?“ „Nein!“ sagte Yami hastig, da er den Braunhaarigen da nicht mit reinziehen wollte. „Ich hab es in deinem Notizbuch gelesen.“ Hastig wand er sich aus dem Griff des Älteren, was ihm diesmal auch gelang. „Ich wollte nur mehr über dich herausfinden,“ versuchte er sein Handeln zu rechtfertigen. „Ich wollte wissen, wer du bist. Wie soll ich dir denn sonst vertrauen, wenn ich es nicht weiß?“ Er blickte Bakura eindringlich in die Augen, doch dieser wand den Kopf zur Seite und setzte seinen Weg durch den Tunnel fort. Yami blieb im ersten Moment verwirrt stehen, ehe er dem Weißhaarigen hastig folgte, welcher die Taschenlampe diesmal auf ihren Weg gerichtet hielt. Seto schob ein Regal zur Seite und betrachtete die dahinter liegenden Betonwand. Wieder nichts. Rein gar nicht, was auch nur annähernd hätte einem Notausgang entsprechen können. Leise vor sich hin fluchend suchte er den Boden nach einem Durchgang ab, aber auch hier wurde er nicht fündig. Vielleicht hatte Atemu wirklich recht und es gab nur diesen einen Ausgang. /Bakura wird hier nicht reinkommen können. Yami wird ihn sicherlich durch den Lüftungsschacht führen und der ist eingestürzt. Verdammt!!/ Wütend trat er vor einen Pappkarton und Familie Maus, die sich darin anscheinend eingerichtet hatte, suchte fiepend das Weite. Noch einmal sah Seto sich in dem Raum um und trat dann wieder in den Flur, um den nächsten Raum abzusuchen. „AHHHHHHHHH!!“ ein Schrei ließ ihn herumwirbeln. „Atemu!“ rief er und lief in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Kapitel 22: Finally reunited - or not? -------------------------------------- Mist, jetzt musstet ihr doch wieder 14 Tage warten. Hab ganz vergessen, dass ich in Urlaub geflogen bin. Was Seto betrifft, der kann nicht hecken, weil er sonst nicht die getroffen hätte, die er am Ende des Kappis trifft. *nicht zu viel verraten will* Deshalb musste ich seine Computerkenntnisse ein wenig beschränken. Schön, dass ich auch ein paar Anhänger vom BakuxYami Pairing gewinnen konnte. Kennt ihr das Lied 'Shadow Games'? Ich finde, dass es perfekt zu dem Pairing passt. Genug geredet. Hoffe das Kap gefällt euch und ihr könnt euch mit dem Cliffy anfreunden *versteck* 21. Finally reunited – or not? Seto stürmte in den Raum und lief durch das Labyrinth aus verstaubten Messgeräten und Computern hindurch, bis er eine wimmernde Gestalt auf dem Boden hocken saß. „Atemu!“ rief er und ging neben dem Jüngeren in die Hocke, welcher sich sofort Schutz suchend an Setos Brust. „Was ist passiert?“ verlangte der Braunhaarige zu wissen. „R-Ratte,“ krächzte Atemu und seine Wangen färbten sich rot vor Scham. „Sie hat mich angesprungen, als ich in den Schrank geguckt habe,“ fügte er noch kleinlaut hinzu und kniff die Augen zusammen. Der Schwarzhaarige hoffte, dass sich Seto nicht darüber lustig machen würde. Das Ratten nicht gefährlich waren wusste er ja selbst und dennoch konnte er seine Angst vor ihnen nicht überwinden. Sie waren einfach widerlich, mit ihren kahlen Schwänzen und überhaupt mit ihrem ganzen Körperbau. Und dann auch noch die Tatsache, dass sie blitzschnell über den Boden flitzen konnten, sodass man hinterher noch nicht mal mehr wusste, wo sie nun waren. Seto schloss für einen kurzen Moment die Augen und atmete ruhig ein und aus, ehe er Atemu wieder ansah. Da machte er sich sonst was für Sorgen und der einzige Grund, warum der Jüngere so schrie war eine Ratte! Seine rechte Augenbraue zuckte bedrohlich, doch Seto zwang sich zur Ruhe, denn Atemu hatte das Gesicht immer noch in seinem Hemd vergraben und schien ihn nicht loslassen zu wollen. „Warst du deshalb so blass, als wir in den Keller gegangen sind?“ fragte er schließlich. „Weil du Angst vor den Ratten hattest?“ Es dauerte ein paar Sekunden, ehe Atemu antwortete. „Ich mag diese Tiere einfach nicht. Sie sind eklig und hässlich und ich kann sie nicht ausstehen!“ „Warum hast du das denn nicht gleich gesagt? Dann wäre ich bei dir geblieben,“ versuchte Seto ihn zu beruhigen, ignorierte dabei, dass er es ziemlich albern fand sich wegen einer Ratte so zu fürchten. Doch zu einer höhnischen Bemerkung schien er gar nicht in der Lage zu sein. Ob es daran lag, dass er den Jüngeren liebte? Und ihm daher dessen Macken egal waren? Sie wohlmöglich auch noch niedlich fand?? Er starrte auf Atemus Kopf hinab und sein Ego bekam einen mächtigen Schub, da seine Beschützerinstinkte geweckt wurden und das, obwohl es sich nur um ein kleines Tier handelte, dass im Gegensatz zu Dartz wirklich nicht der Rede wert war. „Du hättest mich doch nur ausgelacht,“ kam es leise von Atemu, da er sein Gesicht noch immer in Setos Hemd vergraben hatte. „Ich hätte nur versucht dich zu beruhigen und dir irgendwie deine Angst zu nehmen,“ redete Seto sich heraus, da er sich persönlich nicht sicher war, ob er es für einen schlechten Scherz gehalten hätte, wenn Atemu ihn sofort davon erzählt hätte. Der junge Mann zitterte noch immer leicht und beruhigend strich der Braunhaarige ihm über den Rücken. „Komm, steh wieder auf. Je schneller wir einen Ausgang finden, desto eher sind wir hier weg.“ Atemu nickte zögerlich, auch wenn er nur widerwillig von Seto abließ und sich kurz über die Augen fahren. „Tut mir Leid,“ sagte er noch leise und ließ sich dann wieder auf die Beine ziehen. „Ich mach dir so viel Ärger.“ Bestimmt legte der Braunhaarige ihm einen Finger auf die Lippen. „Solange du mich für meine Mühen entschädigst, nehme ich den Ärger gerne in Kauf,“ raunte er und versuchte Atemu dadurch auch abzulenken. Die Wangen des Jüngeren bekamen eine dunkelrote Färbung und beschämt wand er das Gesicht zur Seite. „Du...,“ Atemu brach ab, da er nicht wusste, was er dazu sagen sollte. „Ja?“ fragte Seto ruhig und knabberte sachte an dem Ohr des Schwarzhaarigen, der daraufhin aufkeuchte und sich wieder erschrocken zu ihm drehte. „Ich kann mich gar nicht daran erinnern, dass du früher auch so schreckhaft warst,“ sagte er und grinste den Jüngeren an. Eine seiner Hände huschte unter das Shirt Atemus und legte sich dort auf dessen Taille. Seto konnte es nicht wirklich verhindern. Er musste den Jungen einfach berühren, wollte ihn küssen; ihm zeigen, wie sehr er ihn liebte und wie sehr er ihm gefehlt hatte. Atemu erschauerte unter Setos Berührung und schmiegte sich an ihn. „Denkst du nicht, dass es im Moment nicht gerade die richtige Situation für so was ist?“ fragte er und versuchte die Hand zu ignorieren, die nun seinen Rücken entlang strich. „Wenn ich dich dadurch ablenken kann ist es die richtige Situation,“ erwiderte Seto schlicht und näherte sich den vollen Lippen Atemus. Leidenschaftlich küsste er den Jüngeren und brach mit seiner Zunge in dessen Mundhöhle ein. Schnell ging Atemus Zunge auf das Spiel ein und er drängte sich näher an den Körper des Älteren. Fest schlang er die Arme um dessen Nacken und genoss die weiteren Streicheleinheiten von Setos Hand. „Ich liebe dich,“ flüsterte Atemu leise, als sie ihren Kuss lösten, um nach Luft zu schnappen. „Seit ich dich damals getroffen habe.“ „Ich weiß,“ erwiderte Seto leise und fing die vertrauten Lippen ein weiteres Mal ein. Ihre beiden Augenpaare fest verschlossen, bemerkten sie nicht die kleine wankende Gestalt, eines zierlichen Jungen. Seine Haut war fast so blass wie die weißen Sachen die er trug und seine violetten kindhaften Augen waren dunkel umrandet. Yugi schien endlich aufgewacht zu sein, doch gut tat es ihm sicherlich nicht gleich durch die Gegend zu laufen, was seine flache Atmung und das Zittern seiner Beine und Hände verriet. Dennoch hielt er sich aufrecht. „Ati?“ fragte er mit leiser Stimme. „Ati,“ wiederholte er diesmal lauter und hastig löste sich der Angesprochene aus dem Kuss und lief zu dem Jungen. „Yugi!“ rief er und stützte ihn sogleich, damit er nicht auf den Boden aufschlug, sollte er zusammen brechen. „Du sollst doch nicht herumlaufen. Wo ist Kura?“ fragte Atemu und blickte sich nach dem Weißhaarigen um. „Ich soll euch holen,“ gab Yugi Auskunft. „Er sagt er hätte etwas gefunden.“ Ungläubig blickte Atemu ihn an und seine Augen begannen hoffnungsvoll zu schimmern. Sollte es hier unten tatsächlich einen Ausgang geben? „Wo ist Kura?“ fragte nun auch Seto und ging auf die beiden zu. „Zwei Räume weiter.“ Atemu nickte und nahm Yugi dann huckepack, wie Kura es zuvor getan hatte. Dann folgte er Seto, der bereits den erwähnten Raum betrat. „Kura?“ rief er in das Halbdunkeln hinein und fand den Klon dann hinter einem Regal, wo er am Boden kniete und anscheinend etwas gefunden hatte. „Ein Deckel,“ sagte Kura und deutete auf die runde Betonplatte, mir ihrem Stahlrahmen, ganz so, wie bei einen Gullydeckel, nur ein paar Nummern größer. „Hilf mir ihn hochzuheben,“ wurde Kura von Seto aufgefordert und zusammen hoben sie die schwere Abdeckung hoch, während Atemu Yugi absetzte und neugierig das dunkle Loch betrachtete, das unter dem Deckel zum Vorschein kam. Ein muffiger Geruch stieg ihnen in die Nasen, den Seto sofort zuzuordnen wusste. „Er scheint tatsächlich in die Kanalisation zu führen.“ „Kanalisation??“ fragte Atemu entsetzt, da er nicht gerade sonderlich begeistert davon war da runter zu gehen, wo es sicherlich nur noch mehr Ratten gab. Jedoch war dies ein Ausgang. Und sie mussten ja nur solange gehen, bis sie einen weiteren Ausstieg fanden und dann...dann würden sie hoffentlich frei sein. „Wir brauchen Licht, wenn wir da runter wollen.“ Seto nickte und holt aus seiner Hosentasche seinen Schlüsselbund hervor, an dem auch eine kleine Taschenlampe hing. „Das Licht wird zwar nicht sonderlich hell sein, aber wenigstens sehen wir dann, wo wir hingehen,“ sagte er und fixierte Atemu mit seinen Augen, der daraufhin errötete und das Gesicht abwandte. „Du brauchst keine Angst vor den Ratten zu haben. Wir passen schon auf dich auf.“ Verlegen wurde der Schwarzhaarige noch eine Spur röter und nickte sachte. Das Wichtigste war, dass sie hier raus kamen. Solange hatte er darauf gewartet, da würde er sich sicherlich nicht von so ein paar Ratten verschrecken lassen. „Schaffst du es runter zu klettern?“ wand sich Kura an Yugi, der daraufhin nickte. „Ich hab lange geschlafen,“ brachte der Jüngste im Bunde als Argument hervor und tapste dann zum Einstiegsloch. Brav ließ er sich von Kura hinein heben und kletterte dann an den Sprossen nach unten. Der Weißhaarige folgte als nächster, danach Atemu und zum Schluss Seto. Ein wenig unbehaglich begann Atemu sich vorsichtig voran zu tasten, auf der Suche nach dem Arm einer seiner Freunde, um wenigstens ein Gefühl von Sicherheit wiederzuerlangen. Doch anstatt einer warmen Hand berührte er etwas glattes, feuchtes und angewidert machte er einen Satz nach hinten, prallte dabei wieder gegen etwas, doch diesmal schien es menschlich zu sein, denn Arme legten sich sogleich um ihn und ein schwaches Licht flackerte auf. „Vorsichtig,“ raunte ihm Setos Stimme zu und sein warmer Atem streifte Atemus Ohr, woraufhin ihm, trotz ihrer Situation, ein angenehmer Schauer über den Rücken jagte. „Tschuldige,“ sagte der Schwarzhaarige hastig und folgte dem schwachen Lichtschein bis zur nassschlammigen Wand, die er soeben berührt hatte. Einen Moment lang betrachtete Atemu den Dreck, der an seinen Fingern klebte, ehe er ihn ohne weiter darüber nachzudenken an seinem Shirt abschmierte. Er hatte dieses widerliche Weiß lang genug gesehen. Eigentlich stand Weiß für die Reinheit eines Menschen oder Wesens, doch für Atemu war sie mehr zu der eines Alarms geworden. Einer Fehlermeldung. Nur zu deutlich erinnerte er sich noch an den Tag, als er den Opal gestohlen hatte und daran, wie fast aufgeflogen wäre, dass er das Gebäude verlassen hatte. Zu viel Erde hatte an seiner Kleidung geklebt und seine Schuhe hatten auf dem weiß gefliestem Boden im Gebäude, deutliche Spuren hinterlassen. Ein leiser Seufzer kam ihm über die Lippen, als er nach Setos Hand griff und neben ihm her durch den Kanal ging. Nun würde es endlich ein Ende haben. Jetzt würden sie frei sein. Plötzlich kam ihm ein andere Gedanke in den Sinn. „Wo ist Yami eigentlich?“ fragte Atemu. Seto hatte zwar erzählt, dass Yami ihm von der Wahrheit erzählt hatte, aber wo er war hatte er ihm verschwiegen. Der Braunhaarige blieb eine Weile verdächtig still, woraufhin der Jüngere ihn panisch anblickte, doch dann kam eine kurze Antwort über seine Lippen. „Ich weiß es nicht,“ gab Seto ehrlich zu. Er wusste nicht warum, doch sein Herz schien sich dagegen zu wehren seinen Liebsten zu belügen. „Was? Ist was passiert?“ wollte Atemu sofort panisch wissen. „Ich weiß es nicht,“ wiederholte Seto jedoch nur. „Er hatte Bakura holen sollen, wenn ich in zwei Stunden nicht wieder draußen bin und wenn er sich an den Plan gehalten hat, hätten sie beide längst hier sein müssen und so wie ich Bakura kenne wäre er auch längst in Dartz’ Haus eingebrochen. Auch die Hunde hätten sicherlich kein Problem für ihn dargestellt.“ Seto erinnerte sich daran, wie der Weißhaarige die Polizeihunde mit einem einzigen Befehl ausgeschaltet hatte. Wobei er dabei eher vermutete, dass die Skorpione über deren Training bescheid wussten und daher auch, welcher Befehl die Tiere dazu veranlasste sich brav hinzulegen und sich nicht mehr zu rühren. Der Blauäugige wurde aus seinen Erinnerungen geholt, als sich Atemus Griff um seine Hand verstärkte. Besorgt blickte er ihn an, konnte jedoch in dem Halbdunkeln nicht viel erkennen. „Mach dir keine Sorgen. Bei Bakura ist Yami in Sicherheit,“ versuchte er den Jüngeren zu trösten. „Und was ist, wenn er gar nicht bei Bakura ist?“ Seto seufzte. „Ich bin mir sicher, dass er bei ihm ist. Vertrau mir, ok?“ Ein schwaches Nicken war die Antwort darauf und der Braunhaarige konzentrierte sich wieder auf den Weg vor sich, was gar nicht so einfach war, bei dem ständig flackernden Licht, welches die Taschenlampe von sich gab. Die Batterie schien wohl schon etwas schwächlich zu sein, und das, wo das Licht auch bei voller Leistung schon spärlich war. /Ich hoffe Bakura hat keinen Mist gebaut./ innerlich knurrte er verstimmt. Auch, wenn er sich sicher war, dass der Weißhaarige nicht trödeln oder sonst was machen würde, wenn Freunde von ihm in Gefahr gerieten, so fragte er sich doch, was er angestellt haben mochte, dass er immer noch nicht aufgetaucht war. ..... Hatte er sich gerade als Bakuras Freund bezeichnet? Ungläubig schüttelte Seto über sich den Kopf. Obwohl, warum eigentlich nicht? Hatte das bisher geschehene nicht gezeigt, dass Freundschaft und Liebe keine Schwächen, sondern Stärken waren? Währenddessen, nicht unweit von der Gruppe entfernt, liefen zwei weitere Personen durch die dunkle Kanalisation. Yami hatte sich noch immer nicht von Bakura einwickeln lassen und ging stur mit einem gehörigen Sicherheitsabstand hinter ihm her. Wie um sich selbst zu schützen hatte er die Arme um den Oberkörper geschlungen und ihm standen an sämtlichen Stellen die Haare zu Berge. Nie wieder würde er sich in eine Kanalisation wagen! Nicht mal, wenn sein Überleben davon abhing...obwohl dann vielleicht schon. Seit dem er Bakura darauf angesprochen hatte, wer er denn wirklich wahr, hatte ihn dieser in Ruhe gelassen und kein Wort mehr gesagt. Doch dadurch wurde Yami nur noch aufmerksamer für die Geräusche um sich herum und kalter Schweiß rann seinen Rücken hinab, sodass er unweigerlich erschauerte. Er musste sich irgendwie ablenken, nur war da das Problem, dass es hier unten so gut wie nichts zum Ablenken gab. Abgesehen von dem Weißhaarigen, der stumm vor ihm herlief. Yami seufzte, überwand sich und schloss schließlich zu Bakura auf. „Äh.....“ er stockte. Worüber sollte er eigentlich mit ihm reden? Verlegen räusperte er sich und versuchte es dann noch einmal. „Wie lange dauert es noch?“ fragte er. „Nicht lang,“ lautete die schnippische Antwort seitens des Älteren. War er ihm etwa mit seiner Anschuldigung zu Nahe getreten? Dabei hatte Yami doch recht damit gehabt! Wie sollte er jemanden vertrauen können, den er nicht kannte? Was sollte er von jemanden halten, der versucht hatte jemanden in die Luft zu sprengen und sicherlich auch Morde begangen hatte? „Bakura...“ versuchte Yami einen weiteren Ansatz, ihren ‚Streit’ zu schlichten, doch er wurde unterbrochen. „Sei gefälligst still!“ zischte Bakura und funkelte den Jüngeren von der Seite her an, der wütend den Blick erwiderte. „Was soll das? Passt es dir nicht, dass ich dich auf eine unschöne Sache angesprochen habe?“ „Verdammt, darum geht es doch gar nicht,“ fauchte sein Gegenüber, immer noch im Flüsterton, aber dennoch eindringlich. „Hast du es noch nicht bemerkt?“ „Was bemerkt?“ Bakura verdrehte die Augen und griff nach Yamis Oberarm, um ihn näher zu sich zu ziehen. Als dieser protestieren wollte hielt er ihm die Hand vorm Mund. „Sei still jetzt,“ forderte der Weißhaarige. „Sieh dir die Wände an und sieh dir den Boden an,“ sagte er Yami leise ins Ohr und leuchtete genannte Dinge mit der Taschenlampe ab. „Fällt dir was auf?“ da ihm noch immer die Hand vorm Mund gehalten wurde schüttelte der Schwarzhaarige den Kopf. Bakuras Nähe tat er mit gemischten Gefühlen ab. Einerseits ekelte ihn dessen Berührung und Geruch an, wie bei allen Männern, doch gleichzeitig war beides auch irgendwie berauschend. Warum konnte sich Yami nicht erklären, oder begann er den Weißhaarigen sympathisch zu finden? Weiter kam er mit seinen Gedanken jedoch nicht, da Bakura bereits fortfuhr. „Die Wände und Böden sind hier sauber und die Lampen sind erneuert worden, wenn auch aus. Dieser Teil der Kanalisation wird benutzt und ich kann dir versichern, dass die Escorpión negro keinen solch großen Aufwand betreiben, wenn sie das hier als Versteck benutzen würden.“ Er nahm die Hand von Yamis Mund, dem der Atem stockte. „Denkst du die Polizei benutzt das hier?“ es gelang ihm nicht das leichte Zittern aus seiner Stimme zu verbannen. Die Polizei suchte auch ihn und er wollte ihnen nicht unbedingt ein weiteres Mal über den Weg laufen. „Kann sein,“ sagte Bakura trocken. „Kann auch sein, dass der Tunnelteil verwanzt ist, also wäre ich dir sehr verbunden, wenn du nun endlich still sein würdest, ok?“ Als Yami nickte setzte der Ältere seinen Weg fort und der Schwarzhaarige folgte ihm hastig. Das es hier unten Wanzen gab beunruhigte ihn sehr und versuchte daher so leise wie möglich aufzutreten, damit sie ihre Schritte nicht hören konnten. Dann war das also der Grund für Bakuras Schweigen gewesen und nicht die Sache mit dem Vertrauen. Oder war vielleicht beides ein Grund dafür? Stumm seufzend musste Yami sich eingestehen, dass er aus dem Älteren einfach nicht schlau wurde. Dabei wüsste er irgendwie gerne, was in dessen Kopf vorging. /Sind denn wirklich alle Männer gleich?/ Polizeipräsident Horkins schrumpfte förmlich in sich zusammen, als er den vor Wut schäumenden Seth Kaiba vor seinem Schreibtisch stehen sah. „Ich hoffe, dass Sie eine gute Ausrede parat haben,“ zischte der Braunhaarige kalt. „Wieso sind Ihnen zwei der Skorpione entwischt? Haben ich Ihnen nicht genügend Geld zur Verfügung gestellt? Brauchen Sie etwa noch eine kleine Unterstützung??“ sie beide wussten, dass sich die kleine Unterstützung nicht auf materielle Mittel bezog und Horkins zwirbelte nervös an seinen Manschettenknöpfen, von denen sich der eine allmählich zu lösen begann. „Bitte, Señor Kaiba,“ versuchte er Seth zu beruhigen. „Die beiden werden uns nicht entkommen.“ „Ach wirklich?“ zischte der Blauäugige und stützte seine Hände auf dem Tisch ab, wodurch er dem Älteren bedrohlich nahe kam. „Ich will, dass sie die beiden einfangen, verstanden? Und wenn sie sie haben, dann bringen sie Yami zu mir, verstanden?“ „Y-yami?“ fragte Horkins ratlos. „Der Junge, der mit Bakura unterwegs ist. Er wird zu mir gebracht.“ „Aber er ist ein Verbrecher. Er wird mit allen anderen im Gefän...“ Seth unterbrach ihn. „Sie sind nicht in der richten Position, um Forderungen zu stellen, oder wollen sie ihren Job verlieren? Es gibt ein paar nette Skandale um Sie,“ zischte er bedrohlich. „Nein bitte. Ich muss meine Nichte versorgen und das Haus ist noch nicht abbezahlt. Meine Frau ist letzte Woche auch sehr schwer krank geworden, bitte...“ Seth lächelte den Mann jedoch nur eiskalt an. „Wissen Sie was? Das interessiert mich nicht im Geringsten. Aber wenn sie ihr kleine familia retten wollen, dann tun Sie, was ich gesagt habe, vernichten die Escorpión und händigen mir Yami aus, verstanden??“ Diesmal nickte der Polizeipräsident und Seth stellte sich zufrieden wieder aufrecht hin. „Gut. Dann enttäuschen Sie mich nicht.“ Damit drehte er sich um und rauschte aus dem Büro. Seine Geduld war mehr, als überstrapaziert worden und wenn nicht bald etwas geschah, dann geschah ein Unglück. Yami und Bakura erstarrten zur gleichen Zeit, als sie vor sich einen schwachen Lichtschein entdeckte. „Schei...“ fluchte Bakura leise und knipste sofort das Licht der Taschenlampe aus, woraufhin Yami zusammenzuckte. In dieser Dunkelheit, so ganz ohne zu wissen, wo Bakura war und ein Licht zu sehen, dass immer größer wurde, ließ ihn erschauern und fast hätte er aufgeschrieen, als sich Arme um seine Taille schlangen und nach hinten zogen. Rechtzeitig schlug er sich jedoch die Hände vor dem Mund. „Shht,“ zischte ihm Bakuras Stimme ins Ohr, der ihn immer weiter nach hinten, in einen kleineren Tunnel zog, der an ihren Gang angrenzte. Der Weißhaarige presste sich so nah wie möglich an die Wand und Yami an sich, damit sie so wenig Fläche für das Licht, wie möglich boten. /Der drückt mich doch absichtlich an mich./ knurrte Yami vor sich hin und beschloss seinen Gedanken trotz der Gefahr laut auszusprechen. „Du...“ doch weiter kam er nicht, da sich Bakuras Hand sofort wieder auf seinen Mund legte. „Vergiss einfach mal die Sache mit den Kerlen und vertrau darauf, dass ich dich nicht vor den Augen der Polizei vergewaltigen werde,“ raunte Bakura ihm so leise wie möglich ins Ohr. Der Lichtschein berührte nun den Boden vor der Abzweigung und instinktiv drückte sich Yami näher an Bakura. Auch, wenn er verwundert war, dass das Licht nur so schwach war. Würden Polizisten nicht mit hellen Lampen hier unten umherlaufen? Im Lichtschein war nun ein hoch gewachsener schlanker Mann, mit braunen Haaren zu erkennen und knapp hinter ihm... „Atemu!!“ Bakuras warnenden Ruf nicht beachtend riss Yami sich aus dessen Umklammerung los und stürzte sich auf sein Ebenbild, welches erschrocken herumgewirbelt war. „Y-yami?“ fragte dieser erstaunt und spürte im nächsten Moment, wie sein Klon ihn halb erdrückte. „Seit doch ruhig,“ zischte Bakura erneut, als er aus seinem Versteck gekrochen kam und erstarrte im nächsten Moment zur Salzsäule. Sein Blick blieb erst an Atemu und Yami hängen, die sich bis auf die Hautfarbe wie ein Ei dem anderen glichen und dann an Kura. Seine Lippen formten ein tonloses Amane und dann zuckte er erneut zusammen, denn ein leises, kaum hörbares Geräusch war zu ihnen durchgedrungen und Bakura war sich sicher, dass es die anderen gar nicht gehört hatten. Es war ein Klicken gewesen, eins, dass der Weißhaarige nur zu gut kannte. Es war das unverkennbare Geräusch, wenn eine Schusswaffe entsichert wurde. /Verdammt./ „Seit still. Hier ist jemand,“ zischte er erneut, als eine laute fremde Stimme die Stille durchbrach. „Das ist überflüssig!“ im nächsten Moment ging das Licht an und die Gruppe kniff die Augen zusammen, um sich vor der Helligkeit zu schützen. Nur langsam gewöhnten sie sich daran und sahen sich umstellt, von einem Dutzend Polizisten, deren Waffen auf sie zeigten. „Eine falsche Bewegung und wir zögern nicht zu schießen.“ Kapitel 23: Shock ----------------- Nein, nein, nein, nein!!! Jetzt hab ich doch tatsächlich das falsche Kapitel hochgeladen! Und da mexx um 1 Uhr nachts nicht mehr freischaltet dürft ihr euch nun über zwei Kapitels auf einmal freuen. WEnn die Kapitel noch nicht freigeschalten sind kann ich sie nämlich noch nicht löschen. Wenigstens konnte ich die Kappis vertauschen, sodass sie jetzt in der richtigen Reihenfolge stehen. In diesem Kap wird Atemu noch einmal einen tiefen Punkt erreichen. Danach geht es aber wieder bergauf mit ihm. Und nun viel Vergnügen beim doppelten Lesespaß. 22. Shock Kura, der Yugi auf dem Rücken trug, blickte verwirrt die umstehenden Polizisten an. /Also von dieser merkwürdigen Art sich zu begrüßen hat mir Atemu gar nichts erzählt. Und auch nichts von diesen komischen Dingern, die sie in den Händen halten./ den Kopf leicht schief legend fiel sein Blick auf einen großen Schäferhund und fragte sich, wie sich dessen Fell wohl anfühlen würde. Der Rest der Gruppe war jedoch weniger gelassen. Atemu und Yami umklammerten einander stärker und Setos Miene verfinsterte sich. Wütend wand er Bakura seinen Blick zu und funkelte ihn an. In was zum Henker hatte der Bastard sie da rein geritten?? Der Weißhaarige schüttelte jedoch kaum merklich den Kopf, um ihm zu versichern, dass er damit nichts zu tun hatte. Doch Seto schien ihm nicht wirklich glauben zu wollen. Er hatte nach Ewigkeiten Atemu wieder gefunden, hatte sich von einem Verrückten Strom durch den Körper jagen lassen und sich mit genannten Verrückten geprügelt! Und er würde ganz sicherlich nicht zulassen, dass Bakura das alles jetzt wieder zerstörte, weil er wer weiß was angestellt hatte! „Die Hände über den Kopf, na wird’s bald!!“ rief einer der Polizisten ungeduldig und ob sie wollten oder nicht, so musste sie der Forderung wohl oder übel nachkommen. Umzingelt von den Gesetzeshütern und alle mit entsicherten Waffen, standen die Fluchtmöglichkeiten bei Null Prozent, selbst für Bakura. Vorausgesetzt er wollte verhindern, dass einer seiner Freunde von einer Kugel getroffen wurde. Wütend kaute er auf seiner Unterlippe, während er nach irgendeinen Ausweg suchte. „Bakura!“ sagte der Mann, der das Einsatzkommando wohl zu leiten schien und richtete seine Waffe auf den Weißhaarigen. „Komm ganz langsam hier rüber und lass die Hände dabei über den Kopf. Eine falsche Bewegung und wir schießen....und zwar nicht nur auf dich.“ Bakura gab daraufhin ein wütendes Knurren von sich und ging widerwillig auf den Mann zu, hinter dem nun zwei bullige Männer mit Handschellen auftauchten. „Umdrehen und Hände auf den Rücken!“ kommandierte der Polizist weiter. „Wie wäre es mit etwas Freundlichkeit?“ fragte der Weißhaarige gelassen und tat auch diesmal, was von ihm verlangt war. Wäre er allein gewesen hätte die Sache sicherlich anders ausgesehen, aber da er Yami nicht in Gefahr bringen wollte und auch dessen Begleiter nicht sonderlich wirkten, als könnten sie kämpfen, war es wohl besser erst mal mitzuspielen. Bei seiner Frage wurde ihm der Pistolenlauf an die Schläfen gedrückt und die Männer packten grob seine Handgelenke und fesselten diese mit den Handschellen. Dennoch ließen sie ihn nicht los. Überlegen grinste der Anführer ihn an. Was für ein Genuss es doch war den Weißhaarigen endlich geschnappt zu haben! Blieb nur noch eins, um auch wirklich sicherstellten zu können, dass er keine faulen Tricks versuchte.... Er entfernte seine Schusswaffe von den Schläfen Bakuras und richtete sie statt dessen auf den Oberschenkel des Weißhaarige. Der Beamte grinste gehässig und kurz darauf war ein Schuss zu hören. Keuchend ging Bakura in die Knie, einzig seine ‚Bodyguards’ hielten ihn noch auf den Beinen. Geschockt starrte die Gruppe um Seto auf den Weißhaarigen, dessen braune Hose damit begann sich dunkel zu verfärben. „Bakura!“ rief Yami, plötzlich besorgt um den Skorpion und wollte auf ihn zulaufen, doch auf halben Weg blieb er stehen, als ein weiter Schuss fiel. Erschrocken blickte er den Polizisten an, der einen Warnschuss an die Decke gefeuert hatte. „Du bist Yami, nicht wahr?“ fragte er, doch der Angesprochene schwieg daraufhin, was den Wachmann nur grinsen ließ. „Natürlich, du musst Yami sein. Sonst hättest du nicht so darauf reagiert, als ich Bakura ins Bein schoss.“ „Bastard!“ zischte Bakura und biss die Zähne zusammen. Zwei Kugeln an einem Tag waren wirklich mehr als genug. Der Polizist überhörte ihn. „Komm hier hin, Yami!“ forderte er nun, doch diesmal mischte sich Seto ein. „Yami gehört zu mir!“ sagte er klar und durchbohrte den Beamten mit seinen Augen. „Er hat nichts mit der Sache zu tun, genauso wie der Rest.“ Kurz warf er Bakura einen Blick aus den Augenwinkeln zu. Der Weißhaarige hatte so viel Dreck am Stecken, dass er ihm erstmal nicht helfen konnte. Aber zumindest die anderen konnte er schon mal in Sicherheit bringen. „Und Sie sind?“ fragte der Polizist nur ruhig. „Seto Kaiba.“ „Ah, der Cousin von Señor Seth Kaiba, nicht wahr?“ wollte der Mann wissen, senkte seine Waffe jedoch nicht. „Nun, auch wenn ich ihre Familie sehr zu schätzen weiß, so muss ich Yami mitnehmen. Er gehört zu den Escorpión negro. Warum sonst sollte er schließlich ihr Erkennungszeichen um den Hals tragen? Und du kommst jetzt besser hier her, Yami! Es sei denn du willst es auf die harte Tour haben!“ Yami senkte den Blick und ging auf den Mann zu, während Seto ihm nachstarrte und Schuldgefühle in ihm hoch kamen, da er wusste, dass Yami nur seinetwegen als Escorpión behandelt wurde. Weil er seine Kette getragen hatte!! Wütend über sich selbst ballte er die Hände zu Fäusten. /Verdammt! Warum trägt er die Kette auch in der Öffentlichkeit spazieren??/ Erneut klickte es und auch Yamis Hände waren auf den Rücken gefesselt. Sein Blick ruhte auf Bakura, der ihn schmerzlich anlächelte und der Schwarzhaarige glaubte in dessen Augen einen bestimmten Satz zu lesen, welchen er ihm schon einmal gesagt hatte: ‚Ging mir schon mal schlechter.’ Ein schwacher Trost, wie Yami fand und richtete den Blick gen Boden. Ratlos und verwirrt stand Atemu neben Seto und starrte seinen Klon an. Was ging hier eigentlich vor? Warum sollte Yami zu den Escorpión gehören? „Yami,“ hauchte er leise und blickte in die violetten Augen. Der Angesprochene erwiderte den Blick, doch vermochte Atemu ihn nicht zu deuten. „Führt die beiden ab!“ ordnete der Polizist nun an. „Folgen Sie uns Señor Kaiba. Wir werden Sie und ihre Freunde aus dieser stinkenden Kanalisation führen. Seto nickte steif und senkte seine Hände wieder, ebenso wie Atemu und auch Kura. „Warum nehmen sie Yami gefangen?“ fragte Atemu Seto im Flüsterton, welcher daraufhin seine Hand ergriff und sanft drückte. „Mach dir keine Sorgen. Er wird nichts schlimmes verbrochen haben. In null komma nichts ist er wieder draußen.“ Aufmunternd lächelte er dem Jüngeren zu, welcher daraufhin leicht nickte. /Yami da rauszuholen dürfte nicht schwierig werden, was Bakura jedoch angeht bin ich mir nicht so sicher./ Seto, Atemu, Kura und Yugi beobachteten, wie die beiden ‚Verbrecher’ in einen Transportwagen gepackt und weggefahren wurden. Atemu umklammerte Setos Hand fester, als das Polizeiauto anfuhr und bald darauf verschwand. „Wir holen sie da raus, versprochen,“ sagte der Braunhaarige und blickte den Jüngeren aufmunternd an, welcher jedoch nicht antworten. Nicht mal für ein Nicken schien er fähig zu sein. „Komm. Wir sollten uns besser etwas ausruhen.“ Atemu war sichtlich blass im Gesicht und schon nach der Sache mit Dartz hatte er Seto deutlich gesagt, dass er mit den Nerven am Ende war. Doch wie mochte es ihm jetzt wohl gehen? Kurz strich er mit dem Daumen über den Handrücken des Schwarzhaarigen und führte ihn dann zum Straßenrand, wo er ein Taxi anhielt und sie vier zum Hotel fahren ließ. Dort bestellte er zwei Zimmer mit Verbindungstür, da er es nicht für gut hielt Yugi und Kura völlig allein zu lassen, aber auch mit Atemu ungestört sein wollte. Zusätzlich verlangte er noch, dass wenn die Polizei schon im Gebiet der Skorpione umherstreifte, wie im Autoradio gesagt worden war, konnten sie auch gleich mal seine Sachen hierher bringen, damit er sich mal mit Roland unterhalten konnte. Doch vorerst galt es seine drei Sorgenkinder zu versorgen und besonders auf eines musste er aufpassen, als sie den Weg zu ihrem Zimmer nahmen. Kura schien gar nicht zu wissen wohin er zuerst gucken sollte, so viel an seltsamen Dingen gab es hier zu sehen. Letztendlich nahm er Kura an seine noch freie Hand und zog ihn so hinter sich her. Das vollkommene Gegenteil von Kura schien Atemu zu sein. Monoton starrte er geradeaus und registrierte kaum etwas, was um ihn herum geschah, denn sein Kopf fuhr derzeit Achterbahn. Die Ereignisse der letzten Stunden liefen vor seinen Augen ab, wirr und durcheinander, dabei versuchte Atemu doch genau das zu sortieren und allmählich das Ausmaß zu begreifen, was sich abgespielt hatte. Da war plötzlich Seto gewesen, der in Yugis Zimmer stand, Dartz der ihn mitnahm und für seine Studien nutzte. Dann war da Kuras seltsames Verhalten, sein eigener Kampf, da er nicht weg konnte aber auch Seto nicht verlieren wollte. Dann die Flucht, der eingestürzte Lüftungsschacht, Dartz, der sich auf Seto stürzte und letztendlich ihr Weg durch die Kanalisation und selbst dort war es nicht besser verlaufen. Plötzlich war Yami aufgetaucht und im nächsten Moment waren da die Polizisten gewesen, die Yami für irgendwelche Verbrechen beschuldigten, die beiden Schüsse und der Abtransport. Atemu registrierte seine Umgebung erst wieder, als jemand laut seinen Namen rief. Verwirrt blinzelte er und starrte in zwei Saphire. „S-seto?“ fragte er und wirkte noch immer wie durch den Wind. „Alles in Ordnung bei dir?“ „J...ja.“ allmählich begann er aus den Augenwinkel seine Umgebung zu erkunden. Den weißen Fliesen zufolge schienen sie sich in einem Badezimmer zu befinden. Weiß Eine Farbe, von der Atemu gehofft hatte sie nun nie wieder in der Menge sehen zu müssen. „Nimm ein Bad, damit du dich etwas entspannen kannst,“ sagte Seto ruhig und strich Atemu beruhigend über die Schulter, wo seine Hände lagen. „Ich hab dir Wasser bereits eingelassen, ok?“ schwach nickte Atemu, der sich nun der großen Wanne zuwandte, auf deren Wasseroberfläche eine dicke Schicht Schaum schwamm. Es wirkte einladend....wenn es nur nicht weiß gewesen wäre. Dennoch zog der Schwarzhaarige sich das Shirt über den Kopf, woraufhin ihm Seto kurz über den Kopf streichelte und sich dann abwandte. Atemu blickte dem Braunhaarigen fast panisch nach und seine Hand zuckte kurz, als wollte er sie nach dem Älteren ausstrecken, doch schon schloss sich die Tür hinter ihm. Eine Weile blieb es still, bis das dumpfe Geräusch, als das Shirt zu Boden fiel, Atemu aus seinen Gedanken riss. Langsam zog er sich auch den Rest seiner Sachen aus und stieg dann in das warme Badewasser. „Kura!“ rief Seto entgeistert, als er ins Zimmer trat und den Weißhaarigen mit einer raus geschraubten Glühbirne herumrennen sah. „Du kannst doch nicht einfach alles anfassen!“ hastig nahm er ihm die Glühbirne ab und schraubte sie wieder in ihre Lampe ein. „Was ist das für ein komisches Ding?“ wollte Kura wissen und beobachtete Seto interessiert bei seinem Tun. „Das ist eine Glühbirne, die du nicht einfach so abschrauben darfst!“ „Aha und was ist das?“ wollte er statt dessen wissen und deutete auf einen Aschenbecher. „Ein Aschenbecher,“ sagte Seto und versucht seine Stimme ruhig klingen zu lassen. Seltsam, wie gesprächig Kura auf einmal sein konnte, wenn er nur wollte. Oder hatte er sich absichtlich dumm gestellt? Während er noch darüber nachdachte plapperte der Weißhaarige schon munter weiter. „Aschen...becher...warum Becher?“ fragte er. „Becher sind da, um aus ihnen zu trinken, aber aus dem kann man doch nicht trinken. Und wozu sind diese komischen Kerben gut?“ „Aschenbecher benutzen auch nur Raucher und da du nicht rauchst, musst du das auch nicht wissen!“ mit den Zähnen knirschend ging Seto auf Yugi zu, der in einem Sessel hockte und trug ihn rüber zu einem der Betten, wo er ihn absetzte und begann ihm einen Schlafanzug überzuziehen. „Raucher?“ am liebsten hätte Seto seinen Kopf gegen die Wand geschlagen, als Kura keine Ruhe gab. „Dann brauchst du einen Aschenbecher! Zeig mir, wie du ihn benutzt!“ forderte er und hielt dem Älteren das Keramikschälchen hin. „Warum bin ich ein Raucher?“ /Und warum lass ich mich auf dieses Spiel eigentlich ein??/ „Weil du vor Wut rauchst, da ich dich nerve.“ Kura sagte dies mit einer Gelassenheit, die Seto fast an die Decke gehen ließ. Wer war noch gleich Kuras Original?? Bakuras ältere Schwester Amane?? Man bemerkte jedenfalls sofort die Verwandtschaft!! „Das ist mit Raucher nicht gemeint,“ versuchte er die Diskussion zu beenden und verfrachtete Yugi unter die Bettdecke. „Aber was ist dann ein Raucher?“ es klang fast schon kindlich, wie Kura diese Frage stellte und legte den Kopf leicht schief. „Erklär ich dir ein anderes Mal. Ich muss mich jetzt um Atemu kümmern, ja?“ Ein wenig enttäuscht blickte der Weißhaarige ihn an, nickte dann jedoch, ehe er den Aschenbecher wieder an seinen Platz stellte und sich ebenfalls den hoteleigenen Schlafanzug anzog. Erleichtert fuhr Seto sich durch die Haare und verließ hastig das Zimmer, ehe Kura doch noch etwas einfiel, was er fragen konnte. Atemu lag unterdessen noch immer im Wasser und sein Blick lag schon eine ganze Weile auf dem Shampoospender an der Wand. Es schimmerte bläulich durch seine weiße Plastikhülle und interessiert streckte Atemu eine Hand aus und betätigte den Spender. Ein dünner Faden bläulicher Seife schlängelte sich hinab und tropfte auf den Wannenrand, wo er verlief und Muster zu zeichnen begann. Die Hand wieder vom Spender nehmend tauchte er einen Finger in die blaue Masse und malte Striche auf die Fliesen. Waren seine Bewegungen im ersten Moment noch langsam wurden sie schneller und in seine Augen trat ein irres Leuchten. Es war wie seine ganz persönliche Rache an dem verfluchten Weiß, welches er nun nach Lust und Laune beschmutzen konnte. Als das Shampoo sich nicht mehr verteilen ließ holte er sich neues aus dem Spender und wiederholte diese Vorgänge immer wieder, bis die Flasche leer und die Wand, an welcher die Wanne stand, blau gefärbt war. Vergnügt starrte Atemu sie an. „So schön bunt...“ nuschelte vor sich hin und lächelte zufrieden. „So schön....und kein Ärger...“ leise kicherte er vor sich hin und wirbelte im Wasser herum, als es an der Tür klopfte. Warum konnte sich Atemu nicht erklären, doch hatte er Angst Dartz könnte den Raum betreten und den ‚Schmutz’ sehen. Angst, dass er herausfand, dass er draußen gewesen war. Atemu umklammerte seine Knie mit den Armen und ein leichtes Zittern ging durch seinen Körper, als sich die Tür öffnete und Seto den Raum betrat. „Was...?“ fassungslos wanderten die Saphire von Atemu zur Wand und wieder zurück, ehe er auf den Jüngeren zuging und ihn an den Schultern packte, woraufhin dieser kurz aufschrie und hastig den Kopf schüttelte. „Atemu, beruhig dich. Was ist passiert?“ verlangte er zu wissen und strich den Schwarzhaarigen beruhigend über den Rücken. „So viel weiß,“ flüsterte dieser, sich wieder bewusst, dass es Seto war, der hier war und allmählich auch wieder bewusst der Tatsache, dass sie sich im Badezimmer eines Hotels befanden. „Wie bei Dartz.“ Leise seufzte der Braunhaarige und hob Atemu aus dem Wasser. Schnell wickelte er ihn in ein Handtuch ein und trug ihn dann ins Zimmer, wo er ihn auf dem Doppelbett absetzte. Sanft begann er ihm die Haare trocken zu rubbeln. „Es ist alles vorbei. Du bist frei und in Sicherheit. Und du bist bei mir, du weißt doch wer ich bin, nicht wahr?“ Seto konnte sich seine Frage selbst nicht erklären, doch wollte er wissen, ob Atemu noch bei sich wahr. „Natürlich weiß ich das,“ war die leicht kratzige Antwort des Violettäugigen und er griff nach dem Pyjamaoberteil, welches neben ihm lag. „Aber es war so viel, was heute passiert ist. Ich will es begreifen, aber es will mir nicht gelingen.“ „Shht.“ Sanft legte Seto ihm einen Finger auf die Lippen und nahm das Handtuch weg, damit Atemu sich anziehen konnte. „Was du brauchst ist Schlaf. Leg dich hin und versuch zu schlafen.“ Der Schwarzhaarige nickte, klammerte dann seine Hand in Setos Hemdärmel. „Bleibst du bei mir, bis ich eingeschlafen bin?“ fragte er und schämte sich gleichzeitig seiner Frage, doch wollte er jetzt einfach, dass Seto ihn hielt. Seine Arme so schützend um ihn schlang, wie er es vor einem halben Jahr getan hatte. Seto nickte sogleich. „Mach ich.“ Kurz hauchte er Atemu einen Kuss auf die Lippen und entfernte sich dann von ihm. „Leg dich schon mal hin, ich bring nur die Handtücher weg, ok?“ „Ja,“ sagte Atemu daraufhin leise und rutschte an die Wand, um die Decke zurückschlagen zu können, damit er sich unter diese legen konnte. Die Arme um das Kopfkissen geschlungen wartete er darauf, dass Seto wieder zurückkam und weigerte sich seine Augen zu schließen, ehe das geschehen war. Schon nach kurzer Zeit hörte er das Schließen der Badezimmertür und sich Schritte dem Bett näherten. Leicht senkte sich die Matratze unter dem Gewicht des Älteren und als eine warme Hand über Atemus Arm strich drehte er sich zu Seto um und kuschelte sich an dessen Brust. „Du bleibst für immer bei mir, oder?“ fragte Atemu leise und blickte in die blauen Augen. „Natürlich. Und ich pass ab jetzt auch besser auf, damit du mir nicht wieder davonläufst.“ Kurz blickte er den Jüngeren ernst an, ehe sein Blick ein wenig weicher wurde, als sonst. Noch gelang es ihm nicht die drei Worte zu sagen, wie es Atemu bereits getan hatte. Jedoch war Seto sich sicher, dass der Violettäugige warten konnte und diese Worte auch gar nicht zu hören brauchte. Schon bei ihrem One-Night-Stand hatte er es gespürt. Atemu konnte hinter das Eis sehen, so als könnte er seine Gedanken lesen. „Versuch zu schlafen,“ forderte Seto nun leise und hauchte dem Jüngeren einen Kuss auf die Lippen. Dieser nickte und schloss kurz darauf die Augen. Wohlig seufzte Atemu, als Seto ihm durch die Haare strich und den Rücken entlang fuhr. Nun machte sich auch endlich die Müdigkeit in ihm bemerkbar und auch, wenn seine Träume sicherlich geprägt von dem Erlebten sein würden, so hatte Atemu zumindest den Trost, dass Seto auf ihn aufpasste und diese Position gefiel ihm viel besser, als selbst der Beschützer zu sein, wie er es für die Klone gewesen war. Seto beobachtete Atemu noch eine ganze Weile, bis auch ihm die Augen zufielen und er in den Schlaf über glitt. Yami hätte wahrscheinlich auch viel lieber geschlafen, doch machte er sich noch zu viele Sorgen um Bakura. Man hatte das Bein des Weißhaarigen notdürftig verbunden und ihn im Gefängnis abgeliefert, wo man sich auf der Krankenstation seiner annehmen würde. Doch Yamis Vertrauen in den sich dort befindlichen Arzt war nicht sonderlich groß. Zwar glaubte er nicht, dass sie zuließen, dass Bakura ihnen wegstarb oder die Kugel einfach in seinem Bein ließen, aber sonderlich pflegsam würden sie sicherlich auch nicht mit ihm umgehen. Leise seufzte er und schloss für einen kurzen Moment seine Augen. Zumindest waren Atemu, Kura und Yugi bei Seto in Sicherheit. Doch blieb die Frage offen, ob sie alle heil aus dieser Situation raus kamen. /Wohin fahren wir eigentlich?/ fragte Yami sich schon eine ganze Weile über und starrte wieder auf die gegenüberliegende Wand des Transporters. Als ob man seine Frage erhört hätte kam der Wagen zum Stillstand und er wurde von seinen beiden Begleitern rechts und links am Arm gepackt und zur Tür gezerrt, welche sich kurz darauf öffnete. Doch sonderlich freuen tat er sich nicht, als er seine Umgebung und vor allem die braunhaarige Gestalt vor der weißen Villa erkannte. /Oh bitte nicht!/ bat er leise, während sich Seths Lippen zu einem gehässigen Grinsen formten. „Lange nicht gesehen, Yami-chan. Freust du dich nicht jetzt für immer in meinem Bett schlafen zu können?“ „Und wie,“ zischte der Angesprochene daraufhin sarkastisch und ließ zu, dass die Polizisten ihn in Richtung Tür schoben. Kapitel 24: New Pain -------------------- Diesmal zu Anfang ein wenig Schleichwerbung. Eine neue SetoxYami ff ist heute online gegangen. Wer Interesse hat darf gerne einmal bei 'When the gods fell in love' reinsehen. Und jetzt viel Spaß beim Lesen. 23. New Pain Seto blickte zum Bett rüber, als Atemu im Schlaf leise vor sich hin murmelte. Seine Hand klammerte sich in das Laken, doch schien er ruhig weiter zu schlafen, worüber Seto erleichtert war. Anfangs hatte der Schwarzhaarige sich nur von einer Seite auf die andere gewälzt, um sich geschlagen und war immer wieder aus dem Schlaf geschreckt. Doch jetzt schien er endlich ruhiger geworden zu sein. Und zwar so ruhig, dass er nicht mal mitbekommen hatte, als Kura im Nebenzimmer eine Vase zerdebbert hatte. Das war wieder ein Punkt, den er mit Yami gemeinsam zu haben schien. Den konnte auch nichts stören, wenn er einmal schlief. Wie von selbst betätigten Setos Finger die Tasten des Laptops, denn die Polizei hatte ihm vor kurzem seine Sachen gebracht, während seine Gedanken bei Atemu und dessen Klon waren. Sie glichen sich äußerlich bis auf die Hautfarbe, doch charakterlich schienen sie bis auf einige Ausnahmen völlig unterschiedlich zu sein. Seto vermutete, dass es daran lag, dass das Umfeld den Charakter formte und nicht die Vererbung dafür verantwortlich war. Demnach konnten Atemu und Yami auch gar nicht gleich sein. Diese Tatsache beruhigte den Braunhaarigen und erneut blickte er aus den Augenwinkeln zu seinem Geliebten herüber. Wie genau es diesem damals gelungen war ihn, den eiskalten Konzernchef, um den Finger zu wickeln, war Seto noch immer nicht ganz klar. An seinem Aussehen konnte es nicht liegen, sonst wäre er sicherlich auch auf Yami angesprungen. Nein, es musste an Atemus Wesen liegen. Das Tippen erstarb, als Seto sich wie mechanisch erhob und auf das Bett zuging, auf dessen Kante er sich setzte. Seine blauen Augen betrachteten Atemu eingehend. Von dem dreifarbigen Haar, dessen blonde Strähnen dem Jüngeren ins Gesicht fielen, über die leicht geöffneten Lippen, zu dem schlanken Hals und dem zierlichen Körper. Die Hand, die sich vorhin noch ins Laken gekrallt hatte, lag nun locker auf der Matratze und Seto musste den Impuls unterdrücken über sie zu fahren. Atemu taute in Seto Gefühle wieder auf, die er einst nur für Mokuba übrig gehabt hatte und verstärkte sie um ein vielfaches. Er wollte den Violettäugigen beschützen, ihn umarmen, ihn küssen und noch ganz andere Dinge mit ihm machen, von denen er nie geglaubt hätte, dass er sie einmal mit einem Mann tun würde! „Was zum Teufel hast du mit mir gemacht, hm?“ wollte er anklagend wissen, doch bekam er keine Antwort, da Atemu noch immer schlief. „Liebe ich dich?“ fügte er noch eine weitere Frage leise hinzu, doch auch diesmal bekam er keine Antwort. Sanft strich Seto dem Jüngeren ein paar der Haarsträhnen aus dem Gesicht und beugte sich dann vor, um dessen Lippen einen kurzen Kuss aufzuhauchen. Das Pling des Laptops ließ ihn dazu veranlassen sich von Atemu abzuwenden und zu dem Computer zurückzukehren. Auf dem Bildschirm hatte sich ein Fenster geöffnet, auf welchem sich Rolands Gesicht abzeichnete. /Na endlich./ Wieder vor dem Laptop platz nehmend setzte Seto sich das Headset auf und schaltete auf ein. „Was ist passiert, Mr. Kaiba?“ fragte Roland sogleich, denn immerhin war es tiefste Nacht und daher nicht gerade der passende Zeitpunkt für ein Telefongespräch. „Nichts, was sich nicht lösen ließe,“ sagte Seto kühl, aber mit ein wenig gedämpfter Stimme, da er nicht wollte, dass Atemu wohlmöglich aufwachte. „Irgendwelche Komplikationen, wegen der Firma?“ „Nein, Mister,“ sagte Roland sogleich. „Zwar hat ein unbekannter Hacker versucht die Firmenaktien aufzukaufen, doch wir konnten ihn mit einem Virus zur Strecke bringen, bevor er ernsthaften Schaden anrichten konnte.“ Der Braunhaarige nickte kühl und Roland wusste, dass er seine Aufgabe anscheinend gut gemacht hatte. Nicht selten war er froh darüber, eine dunkle Sonnenbrille zu tragen, denn sonst hätten seine Augen sicherlich seinen inneren Stolz über das unausgesprochene Lob Setos verraten. „Du wirst mir noch heute eine halbe Million auf mein Auslandskonto überweisen, verstanden?“ fragte Seto mit Nachdruck, woraufhin Roland sofort zustimmte, ohne nach dem Grund zu fragen, denn den würde sein Chef ihm eh nicht verraten und davon abgesehen ging dieser ihn auch gar nicht an. „Gut.“ /Ich hoffe doch, dass die Summe ausreichen wird, um Yami und Bakura freizukaufen./ „Dann habe ich noch eine weitere Aufgabe für dich...“ Seth zeigte auf Yamis Bemerkung hin nur ein leichtes Lächeln, welches jedoch alles andere als echt war und in seinen blauen Augen stand deutlich geschrieben, was er in Wirklichkeit davon hielt. Doch konnte er ihn vor den Polizisten schlecht züchtigen, schließlich hatte der Braunhaarige als Kaiba, und somit als einer der einflussreichsten Männer in ganz Mexiko, einen Ruf zu verlieren und den würde er garantiert nicht für einen billigen Stricher riskieren! „Danke die Herren,“ wand er sich nun an die Polizisten, nachdem diese den Schwarzhaarigen zu ihm gebracht hatten. „Ab hier übernehme ich dann.“ Saphire trafen auf Amethyste, in denen ein Feuer loderte, welches er zuletzt gesehen hatte, als er sich Yami gezähmt hatte. Der Freigang schien ihm wohl nicht sonderlich gut bekommen zu sein. „Wie Sie wünschen Señor Kaiba,“ sagte einer der beiden Wachmänner, die Yami festgehalten hatten und ließ den Gefangenen los. „Ich wünsche Ihnen eine angenehme Nacht. Buenos notche.“ Damit drehte sich der Polizist und sein Kollege um und gingen zum Wagen zurück. Seths Hand umschloss fest Yamis Arm, während er dem Transporter nach sah. Kaum, dass dieser außer Sicht war stieß er den Jüngeren unsanft gegen die Hauswand und funkelte ihn an. Yami sog leise zischend die Luft ein, da ihm die Hände noch immer auf dem Rücken gefesselt waren und die Haut sich an dem rauen Verputz aufschürfte. Dennoch funkelte er Seth ebenso wütend an, wie dieser ihn. „Ich an deiner Stelle wäre nicht so frech,“ zischte Seth und kam Yamis Gesicht bedrohlich nahe, während er ihn weiter an den Schultern gegen die Wand drängte. „Du bist aber nicht an meiner Stelle!“ erwiderte dieser. Oh nein, diesmal würde er sich nicht von Seth unterjoche lassen! Er mochte es einmal geschafft haben, doch ein weiteres Mal würde es ihm nicht gelingen!! Yami konnte sich zwar selbst nicht erklären, woher sein plötzlicher verstärkter Widerstand herrückte...immerhin kannte er die Methoden, mit denen Seth ihn im Griff bekam, doch Zeiten änderten sich eben, so auch diesmal. Eine Faustschlag in den Magen brachte den Schwarzhaarigen erneut zum Aufkeuchen, als Seth seine Worte ein weiteres Mal bestrafte. „Deine frechen Antworten werde ich dir schon noch austreiben. Und denk dran: Mariku ist fort. Niemand kann mehr verhindern, dass ich mit dir mache, was immer ich will.“ Falls diese Worte Yami hatten einschüchtern sollen, so taten sie es nicht. Der Jüngere wusste, dass es durchaus Menschen gab, die ihm helfen konnten und wahrscheinlich rückte daher sein plötzlicher Widerstand! Yami war sich sicher, dass Atemu ihn nicht hängen lassen würde und Seto sicherlich auch nicht. Immerhin hatte er ihn zu Atemu geführt und dem Braunhaarigen behagte es sicherlich nicht jemanden etwas schuldig zu bleiben. Davon abgesehen war er auch noch ein Kaiba und konnte sich somit in Seths Angelegenheiten einmischen. Und bis es soweit war würde er seinem Freier zeigen, dass er ihn so leicht nicht würde zähmen können. „Nun, im Moment bin immer noch ich hier, um zu verhindern, dass du mit mir machst, was immer du willst,“ sagte Yami gelassen und biss Seth auf die Zunge, als dieser ihn grob küsste. Wütend spuckte der Braunhaarige ihm sein Blut ins Gesicht, während die blauen Augen vor Zorn gerade zu überquellen schienen. „Ich werde dich schon noch zahm kriegen und wenn ich dich dafür erst brechen muss, dann werde ich es eben tun,“ drohte Seth und zerrte Yami dann hinter sich her, in die Villa und die Treppen nach oben in sein Zimmer Unsanft wurde Yami aufs Bett gestoßen, wo er sich umständlich aufzusetzen versuchte, doch sogleich wurde er von Seth wieder zurückgestoßen. „Wollen wir doch mal sehen, ob du noch immer so frech bist, nachdem ich dich daran erinnert habe, was deine Aufgabe ist,“ zischte er und holte den Schlüssel für die Handschellen hervor, den ihn einer der Polizisten übergeben hatte. Yami funkelte den Schlüssel an und wehrte sich nun absichtlich weniger, damit Seth die Handschellen aufsperren konnte. Kaum, dass das Klicken zu hören war, riss der Violettäugige die Arme auseinander und wirbelte herum. „Glaub ja nicht, dass ich es dir noch einmal so leicht machen werde,“ sagte Yami drohend und trat Seth in den Bauch. Dessen Schreck ausnutzten rollte er sich vom Bett und hastete auf die Tür zu. Doch der Braunhaarige hatte sich schneller wieder erholt, als der Jüngere es sich erhofft hatte. Zu sehr war er auf das Erreichen der Tür konzentriert, dass er auf den Älteren gar nicht mehr achtete und erschrocken stehen blieb, als sich ihm dieser plötzlich in den Weg stellte. Er schien von der anderen Bettseite her auf ihn zugekommen zu sein. Kurz schluckte Yami, als er das hämische Grinsen sah, doch noch hatte Seth ihn nicht. Als dieser nach ihm greifen wollte duckte Yami sich und huschte so an dem Älteren vorbei, hastete erneut auf die Tür zu. Die Handschellen schlackerten lose an seinem rechten Handgelenk und durch dieses ging kurz darauf ein so heftiger Ruck, dass der Schwarzhaarige glaubte man hätte ihm den Arm ausgekugelt. Hart landete er auf dem Boden, während sein Arm in der Luft hing und als er hinauf blickte erkannte er Seth, der triumphierend die Handschellen in der Hand hielt. „Du kommst hier nicht weg, Yami-chan,“ sagte Seth nun mit ruhiger siegessicherer Stimme. „Sieh ein, dass du verloren hast, dann werde ich auch nicht allzu grob zu dir sein,“ sagte er schlangengleich. „Noch hast du mich nicht,“ zischte Yami unbeugsam. Wenn Seth wirklich glaubte, dass er sich so einfach ergeben würde, dann hatte er sich gehörig geschnitten! Erneut trat er nach dem Älteren, dem es diesmal jedoch nicht zu stören schien. Im Gegenteil: Grob zog er Yami an der Handschelle auf die Füße und trieb ihn erneut zum Bett und der Jüngere musste sich wohl oder übel eingestehen, dass er kräftemäßig Seth unterlegen war. Doch dafür war er flinker. Sich erneut von dem Braunhaarigen aufs Bett werfend lassend begann er sogleich wieder nach ihm zu treten, doch seine Füße trafen diesmal nur ins Leere. Erschrocken musste Yami feststellen, dass Seth über seinen Hüften kniete, sodass es ihm gar nicht möglich war, ihn mit den Füßen zu treffen. Der Blauäugige schien seine Gedanken erraten zu haben, denn mit einem siegessicheren Grinsen setzte er sich auf die Oberschenkel Yamis, um ihn an weiteren Tritten zu hindern. Fast schon ein leichtes schien es ihm zu sein, die zierlichen Hände seines Strichers einzufangen und hinter dessen Kopf zu legen, ehe er sie mit den Handschellen ans Bett fesselte. Nun wurde Yami doch für einen kurzen Moment panisch, doch schnell verdrängte er diese wieder. /Ganz gleich, was Seth mit mir tut oder wie groß die Schmerzen sind, ich werde mich ihm nicht ergeben!/ „Ich gehöre dir nicht,“ zischte Yami und versuchte sich unter dem Gewicht des Älteren aufzubäumen. „Und ich werde mich dir niemals fügen!!“ Seth hatte für diese Worte jedoch nur ein kaltes Lächeln übrig, während er das ‚I love Tequila’ Shirt hochschob und fast schon zärtlich über die blasse Haut strich. „Hast du es schon vergessen, Yami-chan? Wenn nötig, werde ich dich brechen, damit du mir gehorchst. Du magst zwar stark sein, aber niemand hält Qualen ewig aus, auch du nicht.“ Erneut küsste er den Jüngeren und hielt diesmal gewaltsam dessen Unterkiefer fest, damit er ihn kein weiteres Mal beißen konnte. Angewidert spuckte Yami ihm ins Gesicht, als er den Kuss löste, doch Seth grinste nur seelenruhig weiter. „Du scheinst mir wohl auf Schmerzen zu stehen, Yami-chan.“ „Hör auf mich Yami-chan zu nennen!“ fauchte der Angesprochene und versuchte sich erneut unter Seth aufzubäumen und zog wild an seinen Handschellen, auch wenn ihm klar war, dass das Metall keinen Zentimeter nachgeben und sich eher in seine Haut schneiden würde. „Aber warum denn nicht, Yami-chan?“ fragte Seth ruhig. „Ich finde es passt sehr gut zu dir und davon abgesehen bist du noch immer nicht in der richtigen Position, um irgendetwas von mir zu fordern!“ Seth machte sich nun an Yamis Hose zu schaffen und hob selbst sein Becken an, um sie ihm leichter ausziehen zu können. Auch diesmal versuchte der Schwarzhaarige seinen Peiniger abzuwehren, indem er mit dem Beinen nach ihm trat, doch seine Versuche blieben erfolglos und als Seth seine eigene Hose öffnete und Yamis Blöße mit einem lüsternen Ausdruck in den Augen betrachtete, war er sich seines Widerstandes nicht mehr so sicher. Wenn er tat, was Seth verlangte konnte er den Schmerzen entkommen, doch er wollte sich nicht ergeben. Nicht jetzt, wo es noch immer eine Chance auf Freiheit gab, wenn Seto ihm half. Yami zuckte zusammen und gab ein leises Wimmern von sich, als Schmerz seinen Unterleib flutete, während Seth über ihm lustvoll aufstöhnte. Das Gesicht abwendend schloss er die Augen und versuchte nicht an das zu denken, was der Braunhaarige mit ihm tat, versuchte dessen Stimme, die ihn mehr als alles andere anekelte, nicht zu hören. Und ihm wurde klar, dass es noch etwas gab, wovor er Angst hatte. Er hatte Angst davor als gebrochener Mensch zu enden und so Atemu und den anderen gegenüber zu treten. Vor allem aber wollte er auch nicht, dass Bakura ihn so sah. Trotz dessen Anschmachtungen hatte Yami doch Sympathie für ihn entwickelt und sein Magen zog sich schmerzlich zusammen, als er an die Strafe dachte, die den Skorpion erwarten würde, wenn er nicht irgendwie aus dem Gefängnis geholt wurde. Eine Träne rann aus den geschlossenen Amethysten, welche sogleich von einer nassen Zunge aufgeleckt wurde. Das Stöhnen und Keuchen wurde lauter, die Schmerzen stärker. Feuchte Lippen berührten Yamis Haut und hinterließen dort, wo sie diese trafen Schauer des Ekels. Bakura saß so auf dem harten Bett seiner Zelle, dass er mit dem Rücken an der Ecke lehnte, die die beiden Wände dort bildeten, wo sie sich trafen. Seine Wange hatte er gegen den kalten Stein gedrückt, während seine Augen geschlossen waren. Doch schlafen tat Bakura nicht, denn die Schmerzen in seinem Bein hielten ihn wach und leichter Schweiß stand ihm auf der Stirn geschrieben. Es war nicht so, dass der Arzt die Kugel nicht rausgeholt hätte, doch war das Metall zu lange in seinem Körper gewesen, sodass sich die Wunde entzündet hatte und nun schmerzhaft pochte. Bakura versuchte sich irgendwie abzulenken, doch war dies in seinem schnuckeligen Zuhause nicht möglich. Sein Mitbewohner schlief schon seit einer ganzen Weile und war darüber hinaus eh nicht sonderlich gesprächig gewesen und das Zählen der Mauersteine war in dieser Dunkelheit – wozu brauchte man schließlich Fenster? – ebenfalls nicht möglich. Außerdem machte er sich Sorgen um Yami. Man hatte diesen nicht mit ihm ins Gefängnis gebracht, warum auch immer und es wäre ihm lieber gewesen, wenn er gewusst hätte wo der Jüngere war, doch beantworten würde ihm diese Frage eh niemand. /Eins kannst du mir glauben Seto, wenn du ihn nicht befreist, dann.../ Bakura seufzte. Solange er in diesem Gefängnis saß konnte er eh nichts ausrichten. Weder Seto Dampf machen, noch selbst losziehen und Yami helfen. Und mal davon abgesehen hatte er eh nicht mehr viel Zeit auf Erden übrig. Immerhin hatte er einen Schulbus in die Luft gejagt und dazu kamen noch die ganzen anderen Dinge, die er verbrochen hatte. Erneut seufzte Bakura. Er leugnete nicht, was er getan hatte und auch nicht, dass es ihm egal gewesen war. Die Betonung lag auf ‚war’, denn nach seiner Begegnung mit Seto und einer kleinen wörtlichen Auseinandersetzung sahen die Dinge anders aus. . Als Sohn eines Mafiosos war Bakura quasi zum Auftragstöten erzogen worden und jegliche Art von Schuldgefühlen oder Erbarmen für seine Opfer hatte er sich früh enteignet. Sein Vater war stolz auf ihn gewesen und da seine Mutter zu krank war, um irgendetwas von seinen Taten wirklich mitzubekommen, war seine Schwester die einzige, die etwas gegen seine Erziehung hatte. Doch Amane war mit sämtlichen Anschuldigungen nie zu ihrem Bruder durchgedrungen. Das änderte sich auch nicht, nachdem sie nach der Gefangennahme ihres Vaters aus ihrem Heimatland Italien nach Mexiko geflohen waren. Bakura war sich sicher, dass sie nicht nur hier hergekommen waren, um in Sicherheit zu sein, sondern auch, damit Bakura nicht wieder in irgendeine Untergrundorganisation ging. Doch leider hatte Amane die Rechnung ohne die Escorpión negro gemacht. Bakura stieg hier schnell auf und als seine Schwester plötzlich verschwand hatte er die weite Verbreitung der Skorpione nutzen wollen, um sie wieder zu finden. Doch bisher war seine Suche erfolglos gewesen. Zumindest, wenn er von den beiden jungen Männern in Setos Begleitung absah, die Amane äußerlich so ähnlich gewesen waren. Aber ob sie etwas mit Amane zu tun hatten, das würde er nun sicherlich nicht mehr erfahren. Vorsichtig rutschte Bakura etwas tiefer und sog zischend die Luft ein, da sein Bein von dieser Aktion nicht sonderlich begeistert zu sein schien. /Eigentlich hab ich mir meinen Abgang immer anderes vorgestellt. Viel beeindruckender! Und statt dessen liege ich hier bereits halb tot in meiner Zelle die ich mir auch noch teilen muss und warte darauf, dass die Wachmänner kommen und mich auf den schönen ‚Massagesessel’ packen!/ Das Gesicht verziehend starrte er die gegenüberliegende Wand an und hoffte in dieser Nacht wenigstens noch ein paar Stunden Schlaf finden zu können. Nur leicht drang das Sonnenlicht durch die weißen Vorhänge in das Hotelzimmer und tauchten es in ein dämmriges Licht. Durch die Wand war das Rauschen von Wasser zu hören, anscheinend war ihr Nachbar bereits mit duschen beschäftigt und über ihnen klangen die gedämpften Geräusche von Absätzen zu ihnen durch. Doch Atemu störte sich nicht daran und behielt die Augen weiterhin geschlossen, auf seinem Gesicht zeichnete sich ein zufriedener Ausdruck ab und wohlig kuschelte er sich noch näher an die Wärmequelle neben sich. Es war ein Gefühl, welches Schutz und Sicherheit versprach und eines, dass er schon lange nicht mehr verspürt hatte. Zwar hatte Atemu auch schon oftmals mit Yugi oder Yami in einem Bett geschlafen, doch hatte er es getan, um diese zu trösten und ihre Situation war mehr mit Angst davor verbunden, dass Dartz plötzlich auftauchte und ihre Ruhe zerstörte. Doch jetzt gab es keinen Dartz mehr und es würde ihn auch nie mehr geben. Zufrieden lächelte der Schwarzhaarige vor sich hin. Der Schlaf hatte ihm wirklich geholfen seine Gedanken und vor allem das Geschehne zu verarbeiten und zu sortieren. Alles war gut und sobald sie Yami befreit und das Missverständnis aufgeklärt hatten würde sich auch daran nichts mehr ändern. Atemu kuschelte sich näher an Setos Brust und atmete dessen lang vermissten Geruch ein. Wie oft hatte er sich während seiner Gefangenschaft vorgestellt wieder in dessen Armen zu liegen? Zu oft, doch zumindest hatte ihn die Erinnerung ein wenig getröstet, auch wenn er sich sicher gewesen war, dass sie nie wieder kommen würde. Warmer Atem streifte Atemus Gesicht, als sich Seto neben ihm zu bewegen schien, doch stand er nicht auf, wie der Schwarzhaarige befürchtet hatte, sondern zog nur seinen Arm enger um ihn und strich durch die dreifarbigen Haare. Leise schnurrte Atemu und rang sich dazu durch endlich einmal die Augen zu öffnen. Seine Amethyste trafen auf ein wenig schläfrig wirkende Saphire. „Guten Morgen,“ sagte Atemu leise und reckte den Kopf ein wenig, um Seto einen Kuss auf die Lippen zu hauchen, doch so schnell schien dieser ihn nicht entkommen lassen zu wollen. Seine Lippen auf die es Jüngeren pressend beugte sich Seto über Atemu und drückte diesen so in die Kissen zurück. Wie ausgehungert schob er seine Zunge in die Mundhöhle des Anderen und erkundete diese ausgiebig, ehe er sich wieder von Atemu löste und in dessen Augen blickte. „Dir auch einen guten Morgen,“ sagte der Braunhaarige schließlich und streichelte die Wange des Schwarzhaarigen entlang. „Wie fühlst du dich?“ „Besser,“ erwiderte Atemu, noch etwas benebelt von dem stürmischen Kuss. Zwar hatte Seto ihm schon stellenweise gezeigt, dass er sich nach ihm sehnte, dennoch war er etwas überrumpelt gewesen. Jedoch verspürte auch er das Verlangen und es wurde nur umso größer, als Seto an seiner Hüfte entlang strich und dabei sein Oberteil höher schob. „Der Schlaf hat wirklich gut getan....und deine Nähe.“ Den letzten Teil hatte er geflüstert und versank in den blauen Seen des Älteren. „Du willst sicherlich nach Yugi und Kura sehen?“ ein leichter Unterton schwang in seiner Frage mit, da er Atemu eigentlich noch in seinem Bett behalten wollte. Der Schwarzhaarige öffnete den Mund, um zu antworten, doch schloss er ihn dann wieder, um über seine Antwort nachzudenken. Schließlich schüttelte er seinen Kopf und erschauerte unter den Berührungen des Älteren. „Später,“ sagte er leise. „Mir scheint nämlich, dass du etwas anderes mit mir vorhast,“ hauchte Atemu und Röte zierte daraufhin seine Wangen, während er noch immer in die blauen Augen Setos sah. „Es ist nicht dein Körper, den ich begehre,“ sagte der Braunhaarige ernst und fuhr mit seiner Hand nun Atemus Bauch hinauf, spürte deutlich die Schauer, die durch den schmalen Körper jagten. Atemu lächelte und legte seine Arme in Setos Nacken. „Das ist mir klar. Denn du würdest niemals mit einem Mann schlafen, nicht wahr?“ als der Braunhaarige ihn erstaunt anstarrte fuhr er fort. „Du hast mir zwar nur wenig von deinem Charakter gezeigt, aber auch die Tatsache, dass du normalerweise keinen One-Night-Stand nachgehst zeigt, dass ich dir mehr bedeute.“ Abwartend sah der Jüngere Seto an, welcher schwieg. Er war überrascht, dass Atemu noch wusste, dass er ihm das damals gesagt hatte, doch schien er dem noch eins draufsetzen zu wollen. „Und wenn ich dir nichts bedeuten würde hättest du auch nicht nach mir gesucht und mich von Dartz befr...“ Seine Worte wurden von einem verlangenden Kuss seitens Seto erstickt. „Still jetzt,“ raunte er gegen Atemus Lippen, ehe er sie in einen weiteren Kuss einfing. Seine Hand wanderte höher und strich über die Brustwarzen des Violettäugigen, was diesem ein Keuchen entlockte und dazu veranlasste die Arme fester um Setos Nacken zu schlingen. Während sich die einen ihrer Liebe hingaben, war jemand anders froh, dass er für diesen Akt nicht mehr herhalten musste. Yami war allein, da Seth duschen war und hatte die Arme, die nun endlich von den Handschellen befreit worden waren, um das Kopfkissen geschlungen. Sein gelegentliches Wimmern wurde von dem Stoff des Kissens erstickt, während Tränen seine Wangen hinunter rannen. Yami hatte vergessen, wie schmerzhaft es war, wobei das noch das geringere Problem war. Viel schlimmer war es die Bilder nicht mehr aus seinem Kopf zu bekommen. Er fühlte sich widerwärtig und glaubte das Brennen auf seiner Haut zu spüren dort, wo Seth diese berührt und geküsst hatte. Seine Ohren hallten wieder von dessen Stöhnen und der Schmerz pochte in seinem Unterleib. Auch, wenn der Schwarzhaarige sich dagegen sträubte sich noch einmal von Seth beherrschen zu lassen, so fragte er sich gleichzeitig, ob er seinen Widerstand durchstand, bis man ihn hier wegholte. Yami wollte nicht zerbrechen und wollte die Schmerzen, egal ob seelisch oder körperlich, nicht mehr spüren. Er zuckte zusammen, als die Tür sich öffnete und klammerte sich enger an das Kissen, als könne es ihn vor dem Kommenden bewahren. Eine Hand packte seine Schulter und zog ihn daran auf den Rücken. Erschrocken quiekte Yami auf und blickte direkt in Seths blaue Augen, welcher ihm grob einen Kuss aufdrückte und ins Laken zurückdrängte. Kapitel 25: No rescue? ---------------------- Sorry, dass es so lang nicht mehr weiter ging. Aber ich bin in letzter Zeit einfach zu unmotiviert gewesen, um weiter zu schreiben, oder neue Kapitel hochzuladen. Hat auch was mit der geringen Kommizahl zu tun. Als Autor frustriert das ziemlich. Aber ich freu mich dennoch immer wieder über deine konstruktive Kritik HerzAs *knuddel* 24. No rescue? „Na? Eine schöne Nacht gehabt?“ wollte Seth sarkastisch wissen, nachdem er seine Lippen von denen Yamis gelöst hatte und grinste ihn selbstgefällig an. „Ich hoffe doch du hast gut geschlafen.“ „Wirklich witzig!“ fauchte der Schwarzhaarige, doch klang seine Stimme weniger trotzig, als er es sich gerne gewünscht hätte und seine Antwort wurde sogleich bestraft, indem Seth ihm das Ohrläppchen blutig biss. „Nun tu doch nicht so, als ob es dir nichts ausgemacht hätte, was ich mit dir getan habe,“ sagte Seth mit fast schon zu sanfter Stimme und begann den Brustkorb Yamis entlang zu streicheln. Zwar versuchte dieser daraufhin den Arm wegzudrücken, doch sein Widerstand war bereits geringer, als gestern Abend. Sicherlich war es kein langer Weg mehr, bis er den Kampfwillen des Strichers zerstört und dessen Seele zerbrochen hatte. „Fass mich nicht an,“ zischte Yami und funkelte den Älteren wütend an doch sein Blick wich dem der Angst, als Seth seine Beine spreizte und sich zwischen ihnen platzierte. Leise wimmerte Yami und biss sich auf die Unterlippe. /Verdammt, ich darf ihm nicht nachgeben. Bitte beeilt euch doch. Ich will nicht zerbrechen./ „Keine Sorge,“ sagte der Braunhaarige ruhig. „Immerhin habe ich mich soeben erst geduscht. Wobei....wenn du etwas anderes tun würdest, darüber würde ich mich freuen. Aber ich glaub dazu bist du noch zu widerspenstig.“ Zärtlich strich er Yami den Pony aus der Stirn und hielt dann dessen Gesicht fest, um ihn zu küssen. „Aber wir haben ja Zeit, nicht wahr?“ Er tätschelte Yamis Oberschenkel und ließ dann von ihm ab, um sich anzuziehen und verließ anschließend das Zimmer, um zu arbeiten und sich mal wieder mit seinem guten alten Freund dem Polizeipräsidenten in Verbindung zu setzen. Denn immerhin galt es noch dafür zu sorgen, dass Seto lebenslang eingebunkert wurde. Das sich Seto jedoch gar nicht in Polizeigewalt befand konnte er ja nicht wissen. Wenn Seto sich in irgendjemandes Gewalt befand, dann in der von Atemu. Dieser hatte die Hände in den Rücken des Älteren gekrallt und verursachte dadurch lange Striemen, die den Betroffenen jedoch nicht zu stören schienen. Ihr gemeinsames Stöhnen erfüllte den Raum und mit einem heiseren Schrei kam Atemu zu seinem Höhepunkt, krallte die Nägel dabei fester in den Rücken Setos, welcher kurz nach ihm über die Klippe stürzte. Mit rasselndem Atem blickten sie einander an und ihre Lippen verschmolzen zu einem verlangenden Kuss. Die Hände des Schwarzhaarigen fuhren nun durch die Haare Setos und er schloss seine Augen, versuchte so das Gefühl ihrer Vereinigung besser zu genießen. „Ich liebe dich Seto,“ hauchte er matt. „So sehr...“ die Augen wieder öffnend blickte er in die Saphire, deren Besitzer kurz schluckte. Seto zögerte, da er sich einer Erwiderung nicht sicher wahr. Doch wenn es nicht Liebe war, was dann? Für keinen anderen Menschen hätte er jemals so viel getan. Mit keinem anderen Mann hätte er sich vereinigen können. „Ich...liebe dich auch,“ erwiderte er und spürte die Wärme in sich aufsteigen, als Atemu ihn glücklich anlächelte und überschwänglich küsste. Ein Klopfen zerstörte ihre Zweisamkeit, doch blieb Seto gar keine Zeit mehr um noch ein ‚Nein’ zu formulieren, denn die Tür wurde ohne eine Antwort abzuwarten einfach aufgerissen und zwei Männer, einer weiß- der andere braunhaarig stürmten in den Raum. Während letztgenannter auf Grund der eindeutigen Situation, in der Seto und Atemu waren, knallrot anlief, hatte erstgenannter nur Augen für Atemu und stürmte zu ihm ins Bett. „Ati!!“ quiekte Ryou überglücklich darüber seinen Freund wieder zusehen. „Ryou...hi,“ war das einzige, was der Schwarzhaarige beschämt hervorbrachte, denn sein Gesicht hatte eine dunkelrote Färbung angenommen, während Seto vor unterdrückter Wut fast zu implodieren schien. Wütend funkelte er Tristan an. „Hat euch Skorpionen niemand beigebracht, dass man auf ein ‚Herein’ oder ‚Ja’ wartet, bevor man ein Zimmer stürmt, um vielleicht Situationen wie diese zu vermeiden???“ fauchte er, woraufhin der Angesprochene nur noch röter wurde und Ryou fragend den Kopf auf die Seite legte. „Warum liegst du unter dem Mann? Ist er nicht schwer? Und tut er dir auch nicht weh?“ „Ähm...“ versuchte Atemu eine Antwort zu formulieren, doch Seto unterbrach ihn wutschnaubend. „Wann hattest du eigentlich vor die Klone aufzuklären??“ fragte er schnippisch. „Seto...“ versuchte der Angesprochene auszuweichen, doch die blauen Augen sahen ihn so durchdringend an, dass es ihm nicht gelang um eine Antwort drum rum zu kommen. „Yami war aufgeklärt,“ gab er schließlich kleinlaut von sich. „Ist ja schön!“ fauchte Seto unzufrieden. „Und warum dann nicht auch Ryou oder Kura? Ich musste dem Jungen erklären, was Kamasutra ist!“ fauchte er und Atemu glich nun mehr einer überreifen Tomate, während Ryou interessiert den Begriff des Braunhaarigen aufgriff. „Was ist Kamasutra?“ Seto knirschte mit den Zähnen, doch diesmal meldete sich Tristan zu Wort, der von der Gesichtsfarbe her kaum von der Atemus zu unterscheiden war. „Du hast gesagt du wolltest ein Mal der Escorpións entfernen lassen, oder besser dein Angestellter hat mir das mitgeteilt. Ich kann immer noch nicht glauben, dass er uns gefunden hat.“ Der Braunhaarige murrte, doch zwang er sich zur Ruhe und zog sich nun endlich aus Atemus Körper zurück, was diesem jedoch ein leises, jedoch hörbares Keuchen entlockte und hastig schlug der Schwarzhaarige sich die Hände vor dem Mund. Konnte es noch peinlicher werden? Beschämt zog er sich die Bettdecke über den Kopf und wünschte ein Loch möge sich auftun und ihn auf der Stelle verschlingen. „Wir haben unsere Quellen,“ erwiderte Seto auf Tristans Worte hin und griff neben das Bett, wo seine Shorts lagen und zog sie sich über. Dann warf er Atemu die Seine zu, welcher sich beschämt zusammengerollt hatte. „Zieh dir was an,“ sagte der Braunhaarige an seinen Geliebten gewand, ehe er Tristan mit einem Blick taxierte und dann auf das Schulterblatt Atemus deutete, nachdem dieser sich angezogen hatte. „Außerhalb der Stadt steht ein Haus, dass einem Irren gehört. Bakuras Schwester hat ihm das Mal eintätowiert und um sich selbst zu schützen hat er das selbe bei Atemu getan.“ Tristan runzelte die Stirn und kroch dann zu den beiden ins Bett, um sich die Tätowierung anzusehen. Noch immer puterrot im Gesicht setzte Atemu sich auf und drehte dem Escorpión den Rücken zu, damit sich dieser das Mal ansehen konnte. Raue Finger fuhren über die schwarze Farbe, ehe sich deren Besitzer mit einem Seufzen durch die Haare fuhr. „So leid es mir auch tut, aber wer auch immer ihm den Adler eintätowiert hat muss eine andere Mischung benutzt haben. Ich würde es wahrscheinlich hinbekommen, dass die Hunde nicht mehr darauf anspringen, aber es dürften ziemlich üble Narben zurückbleiben und die Farbe sich nicht vollständig entfernen lassen, wenn ich es versuche.“ Seto grummelte und wollte schon antworten, als Atemu ihm zuvorkam. „Es reicht, wenn die Hunde nicht mehr auf mich losgehen,“ sagte der Schwarzhaarige sanft und legte eine Hand um den Anhänger um seinen Hals. „Der Adler stört mich nicht. Ich mag ihn, denn immerhin steht er für Freiheit und das Land meiner Herkunft.“ Überrascht zog Tristan eine Augenbraue nach oben. Es stimmte zwar, dass der Adler zusammen mit der Schlange ein Wahrzeichen Mexikos war, doch einzeln hatte er sich mittlerweile als Erkennungszeichen für Diejenigen eingebürgert, die von den Skorpionen gejagt wurden. Jeder, der ihnen einmal zwischen die Finger kam, wurde das Mal eintätowiert, um sie, sollten sie fliehen, jederzeit wieder finden zu können. Ratlos wand der Braunäugige Seto seinen Blick zu, der jedoch nur mit den Schultern zuckte, die Arme um Atemus Hüfte schlang und ihm einen Kuss in den Nacken drückte. „Ganz wie du willst, Süßer,“ hauchte er dem Jüngeren ins Ohr, welcher daraufhin von neuem rot wurde. „Stell keine Dummheiten mit ihm an,“ drohte Seto dem Skorpion und funkelte ihn warnend an, woraufhin dieser abwehrend die Hände hob. „Keine Sorge, ich werd mich nicht an ihm vergreifen. Immerhin gehört ihr sozusagen auch zu den Skorpionen und die spielen sich nicht untereinander aus. Mal ganz davon abgesehen, dass ich lebensmüde sein müsste, wenn ich Bakuras Freunden etwas antun wollte.“ Der Blauäugige nickte nur und stand auf, um duschen zu gehen, während Tristan alles vorbereitete und über Telefon bei der Rezeption die Dinge bestellte, die er noch brauchte. Als Ryou hörte, dass er assesstieren durfte, war er Feuer und Flamme und fühlte sich hin und her gerissen, als Kura neugierig das Zimmer betrat. Aufgeregt fiel er seinem Bruder um den Hals und begann ihm gleich vergnügt von all dem zu erzählen, was er alles tolles kennen gelernt hatte und wollte bei der Gelegenheit auch gleich mal wissen, was denn nun Kamasutra war. Überrascht wand Atemu ihm daraufhin seinen Blick zu. „Du erinnerst dich noch daran? Dabei hatte Seto das doch nur ganz kurz erwähnt.“ Tristan hinter ihm, der den Adler zu desinfizieren begann, räusperte sich daraufhin verhalten. Ryou hielt inne und nickte dann eifrig und strahlend, während Kura einfach nur teilnahmslos daneben stand. Er hatte keine Lust seinem Ebenbild zuzuhören und strengte sich daher auch nicht an dessen schnelles Gerde zu verstehen. Ja, er besaß keinen wirklichen Fehler, wie Dartz ihm immer unterstellt hatte. Nur hatte er einfach keine Lust sich anzustrengen zuzuhören, wenn es ihn nicht interessierte. Anfangs hatte Kura sich noch bemüht, doch da Dartz mit ihm einfach nicht zufrieden war, egal, wie sehr er sich bemühte, hatte er damit einfach aufgehört und nur, wenn es die Situation erforderte, bewies er, dass er durchaus des Verstehens fähig war. Ryou hingegen war einfach nur scheuer und ängstlicher und so gelang es ihm nicht sich unter Dartz’ Führung besser anzustrengen. Hier draußen fühlte er sich um einiges wohler und freier und wenn alle mit ihm so geduldig waren, wie Tristan, fiel es ihm um ein vielfaches leichter, sich an die unterschiedlichsten Dinge zu erinnern. Atemu lächelte auf Ryous Nicken hin und strahlte ihn an. „Das ist wunderbar! Siehst du? Ich hab dir doch immer gesagt, dass du es kannst!“ „Ja!“ stimmte der Angesprochene begeistert zu, nahm dann voller Lebensfreude Kura bei der Hand und zog ihn mit in das Nachbarzimmer zurück. „Jetzt erklär mir, was Kamasutra ist!“ befahl er und die Tür fiel hinter den beiden ins Schloss. Nachdenklich starrte Tristan auf die zugefallene Tür, während er dabei geistesabwesend die Tätowierung reinigte. Ob die beiden Geschwister waren? Sie ähnelten sich jedenfalls wie ein Ei dem anderen und auf gewisse Art und Weise waren sie auch Bakura sehr ähnlich. Wenn er so die Gesichtsformen und Augen betrachtete, so wirkten sie zwar femininer, doch konnte man bestimmte Züge wieder finden, die auch Bakura sein Eigen nannte. Doch so weit Tristan wusste hatte Bakura nur eine Schwester und diese war tot und für ihre Kinder schienen ihm die beiden zu alt zu sein. „Tristan?“ Atemus leise Frage holte ihn aus seinen Gedanken. „Ja?“ „Wird es...wehtun?“ Der Braunhaarige zögerte kurz, ehe er antwortete. „Ein bisschen vielleicht.“ Der Violettäugige nickte daraufhin und strich mit dem Daumen über den Anhänger an seinem Hals. Ein wenig fürchtete er sich vor dem, was der Skorpion nun vorhatte, vor allem, da er nicht sehen konnte, was dieser tat. Doch war er sich sicher, dass es um ein vielfaches angenehmer sein würde, als sich das Tattoo von Dartz stechen zu lassen. Die blauen Augen waren geschlossen, das Gesicht gen Duschbrause gerichtet, sodass es vom Wasser umspült wurde. In dünnen Bahnen zeichnete es die Konturen des ansehnlichen Körpers nach, spülte dabei den Schaum fort und zog ihn mit sich in die Dunkelheit des Abflusses. Eine schlanke Hand drehte den Hahn zu und der Wasserfluss erstarb. Das wenige Nass, welches noch übrig war verursachte ein unregelmäßiges Tropfen, wenn es auf den Boden der Duschkabine fiel. ‚Keine Sorge, ich werd mich nicht an ihm vergreifen. Immerhin gehört ihr sozusagen auch zu den Skorpionen und die spielen sich nicht untereinander aus.’ /Warum?/ die blauen Augen aufschlagend starrte Seto an die Fliesen, der Pony klebte ihm nass in der Stirn und behinderte seine Sicht, doch es störte ihn wenig. Warum nur standen die Escorpión negro sich so nahe? Warum intrigierten sie nicht untereinander und schalteten sich aus, um eine Bedrohung abzuwenden? Warum behandelten sie einander wie eine Familie und warum taten es die Kaibas nicht? Sie unterschieden sich doch kaum voneinander! Setos Familie zog genauso alle Register, wie die Skorpione mit dem Unterschied, dass sie nicht allzu schnell über Leichen gingen. Aber warum gab es in seiner Familie welche, die ihre Angehörigen umbrachten, um den eigenen Wohlstand zu verbessern?? Warum taten es die Escorpión nicht?? Seto erinnerte sich daran diese Frage einmal Bakura gestellt zu haben. Nach dem der Weißhaarige den Schulbus in die Luft gejagt hatte, war ein großes Kopfgeld auf ihn ausgesetzt worden und sie suchten bei einem alten Mann, der mal zu den Escorpión negro gehört hatte, Unterschlupf. Was, wenn dieser Mann sie an die Polizei verriet, um das Kopfgeld zu kassieren und sich davon ein schönes Leben zu machen? Und Bakura hatte nicht mal lange überlegen müssen, um eine Antwort zu finden. „Auch unter uns gibt es Idioten, so ist es nicht. Die Drahtzieher sind sicherlich genauso skrupellos, wie dein Onkel. Aber wir, das Fußvolk sozusagen, halten zueinander, weil jeder jeden kennt. Wir kennen die Lebensgeschichten unserer Mitskorpione, nicht selten haben wir ähnliches durchgemacht wie sie und weil wir deshalb einander verstehen, helfen wir uns gegenseitig und würden einander nie hintergehen.“ „Trotzdem kann es doch jemanden unter euch geben, der nicht so denkt!“ hatte Seto daraufhin erwidert, woraufhin Bakura nur gelächelt hatte, wie bei einem kleinen Kind, welches soeben etwas dummes von sich gegeben hatte. „Tritt uns doch bei, dann wirst du schon verstehen, warum ich jedem einzelnen von ihnen vertraue, Otes.“ Daraufhin hatte der Weißhaarige ihm die Kette gegeben und angefangen ihn Otes zu nennen, mit der Begründung er würde erst wieder damit aufhören, wenn Seto klar war, warum die Escorpións einander vertrauten. Doch da der Braunhaarige nie vorhatte sich ihnen anzuschließen, änderte Bakura seinen Namen für ihn nicht. Wütend schlug Seto mit der Faust gegen die Fliesen und schloss erneut die Augen. Langsam versuchte er seine Atmung zu beruhigen und ließ Bakuras Worte noch einmal Revue passieren. Er sagte, auch unter den Skorpionen gebe es solche Idioten, doch das Fußvolk vertraute einander bedingungslos, da es sich kannte, das Erlebte nachvollziehen konnte. Wenn Seth einer dieser Idioten war, gehörte er dann mit zum Fußvolk? Auch an Mais Worte erinnerte er sich wieder: ‚ Kein Kaiba würde einen anderen Kaiba umbringen.’ Demnach wäre sie auch ein Teil des Fußvolkes. Und was tat ein Volk, wenn es von seinem Herrscher schlecht behandelt wurde? Es stürzte ihn! Doch wenn nur ein einzelner aus dem Volk die Grausamkeit erkannte, dann war eine Revolution nur ein Lacher, von dem bald die ganze Welt wusste. Seto hatte versucht seine Familie von der Wahrheit zu überzeugen, doch ohne Beweise glaubte ihm niemand! Die Augen wieder öffnend stieg er nun endlich aus der Duschkabine, denn auf seiner feuchten Haut hatte sich bereits eine Gänsehaut gebildet. Schnell trocknete er sich ab, zog sich einen Bademantel über und kehrte dann ins Zimmer zurück, wo er sich anzog. Dabei warf er einen kurzen Blick auf Atemu, welcher auf dem Rücken lag und die Arme um das Kissen klammerte. Tristan ermahnte ihn die Muskeln zu entspannen, damit es nicht schmerzte. Bevor er sich auf dem Weg zum Gefängnis machte sollte er vielleicht noch etwas zum Anziehen bei der Rezeption bestellen. Das Weiß würde der Schwarzhaarige sicherlich nicht mehr sehen können. Seto räusperte sich und trat dann ans Bett. „Darf ich stören?“ fragte er, woraufhin Tristan murrte. „Wenn’s sein muss.“ „Was hast du für eine Kleidergröße, Atemu?“ Verwundert wand der Jüngere ihm seinen Kopf zu. „Warum willst du das wissen?“ „Dann kann dir der Hotelservice ein paar vernünftige Kleidungsstücke beschaffen. Aber du kannst gerne deine alten Sachen behalten, wenn du magst.“ Hastig schüttelte Atemu den Kopf und nannte Seto seine Größe, der daraufhin das Zimmer verließ. Auf ein ‚Wohin gehst du?’ von seinem Geliebten antwortete er: „Ins Gefängnis. Es wird höchste Zeit Yami und Bakura daraus zu holen.“ Yami war allein und dankte sämtlichen Göttern für diesen Umstand. Er saß auf dem Teppich vor den Panoramafenstern in Seths Schlafzimmer und starrte auf die Agavenfelder, welche die Villa umgaben. Menschen bewegten sich zwischen den geraden Reihen hindurch, ernteten Unkraut und gossen die trockenen Pflanzen. Der Schwarzhaarige hoffte sich so ablenken zu können, doch es gelang ihm nicht. Noch nie war er länger als eine Nacht in einem Zimmer gewesen, indem er einem Mann Lust geschenkt hatte. Und selbst diese eine Nacht hatte ihm immer wieder Mühen gekostet. Alles hier erinnerte ihn an Seth, die Luft, welche er atmete, schien seinen Geruch mit sich zu tragen, sein Atem ging unregelmäßig und laut. Letzteres tat er absichtlich, um so das Stöhnen zu übertönen, welches noch immer in seinem Kopf widerhallte, wie ein Ohrwurm, den man nicht mehr los wurde. Das sein Unterleib schmerzte und das Sitzen nicht gerade angenehm machte, war da noch das geringste Problem. Yami hatte sich längst an das Ziehen und Stechen gewöhnt und konnte es gut ignorieren. Nicht jedoch die Akte an sich. Diese brannten sich in seinem Kopf unter ‚unbedingt immer wieder abspielen’ ein und folgten ihm noch tagelang, ehe sie verschwanden, doch dann waren sie längst von fünf anderen ihresgleichen ersetzt worden. Die Arme hatte Yami um seinen Oberkörper geschlungen und rieb sich über die kalte Haut. Doch es half nichts und selbst, als er sich an seinen Anhänger klammerte und sich an die tröstende Stimme und die warmen Hände Atemus erinnerte, wurden die Bilder nicht verdrängt. Viel mehr erinnerte es ihn daran, dass er noch immer hier fest saß. Warum dauerte es so lange? Warum holte Seto ihn nicht hier raus? Warum machte Atemu ihm keinen Druck? Seto war doch auch ein Kaiba und konnte Seth somit entgegen treten! Oder wollten sie ihn loswerden? War Atemu ihn leid? Seto hatte ihn ja eh nie wirklich leiden können. Ein lautes aber abgehacktes Schluchzen kam ihm über die Lippen und hastig schlang er die Arme um die angezogenen Beine und vergrub sein Gesicht an seinen Knien. Nein, er wollte nicht glauben, dass Atemu ihn hasste, dass er ihn leid war! Und was wenn doch? Immerhin war er noch nicht mal ein Mensch, sondern nur ein Klon....ein Abbild eines Menschen....Atemus Schatten! Yami konnte sich nicht länger zurückhalten und ließ den Tränen freien Lauf, ließ zu, dass sein Körper von Schluchzen erzitterte und schlang die Arme enger um sich. Er wollte doch nur hier weg. Fort von Seth und dessen Gelüsten. Atemu konnte ihn ruhig hassen, damit würde er vielleicht noch klarkommen, doch nicht mit der Vorstellung eines Lebens in dem Bett dieses Perversen. Er fürchtete sich davor, was Seth alles tun würde, um ihn sich gehörig zu machen und noch mehr Angst hatte Yami davor, dass sein Geist brach. Eine Maschine, die die Befehle ihres Meisters ausführte, ohne zu hinterfragen. Eine Maschine, die jede Sekunde lang von der Angst voran getrieben wurde, welche Strafen auf sie warten würden, wenn sie versagte. Eisig blaue Augen bohrten sich in den Verstand des Schwarzhaarigen und er vermochte nicht zu unterscheiden, wem sie gehörten. Seto oder Seth? /Atemu muss mich hassen. Warum sonst bin ich noch immer hier? Wenn Dartz mich mitnahm, dann hat er jedes Mal um mich gekämpft. Er hat Ohrfeigen, Tritte und andere Bestrafungen eingesteckt, um mir zu helfen. Selbst wenn er wusste, dass sein Widerstand sinnlos war hat er es versucht. Warum dann aber kommt er nicht auch jetzt? Warum hilft er mir nicht? Warum lässt er mich im Stich?/ „....Bakura,“ es war nur ein Hauchen, doch Yamis Kopf ruckte nach oben und starrte auf die Fensterscheibe, als ob dort jemand stehen würde und diesen Namen anstatt seiner ausgesprochen hätte. Das Zittern in seinem Körper ebbte ab und auch sein Schluchzen erstarb. Nur die Tränen rannen weiterhin seine Wangen hinab. Yami konnte sich nicht erklären, wie er auf den Weißhaarigen gekommen war, doch wuchs in ihm ein kleiner Hoffnungsschimmer. Würde Bakura nicht versuchen ihm zu helfen? Zwar hatte er ihn angeschmachtet, genauso wie alle anderen Kerle..../Nein!/ bestimmt unterbrach Yami sich selbst und schüttelte den Kopf. /Bakura war nicht wie all die anderen Perversen. Zwar hat er auch versucht mich rumzukriegen, aber er hat es nie mit Gewalt getan./ Der Schwarzhaarige blinzelte. Seine Sicht war wegen der Tränen leicht verschwommen und die Felder waren mit dem Pflanzen zu einem einzigen Mischmasch aus orangerot und braungrün verwischt. Wenn Bakura wirklich etwas ernsthaftes an ihm lag, würde er dann nicht versuchen ihn von Seth zu befreien? Yami war sich sicher, dass es nur Wunschdenken war, auch wenn er sich tief in seinem Inneren etwas anderes erhoffte, doch war dieser kleiner Funke seine einzige Chance. Wenn weder Atemu noch Bakura ihn befreien kamen, dann...dann beschloss Yami, würde er sich Seth ergeben. Lieber tat er freiwillig, was dieser von ihm verlangte, als zu zerbrechen, was er jedoch über kurz oder lang sowieso tun würde, denn lange hielt er es sicherlich nicht mehr durch. Auch, wenn er schon früher Stricher gewesen war, damals hatte er wenigstens noch Hoffnung gehabt. Hoffnung, auf Freiheit. Doch Seth würde es niemals riskieren ihn entkommen zu lassen. Dafür begehrte er seinen Körper viel zu sehr. Doch ein kleines, aber wichtiges Detail ließ Yamis Funken erneut kleiner werden. Bakura saß im Gefängnis und auf Grund seiner Taten würde er für den Rest seines Lebens dort schmoren dürfen. Wie also sollte der Weißhaarige ihm helfen können? Der Violettäugige zuckte zusammen, als der Schlüssel im Schloss umgedreht wurde und die Tür kurz darauf aufschwang. Er brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, wer den Raum betreten hatte. Der Polizeibeamte begann hastig die Gläser seiner Brille zu polieren, um sich zu versichern, dass er keine Halluzinationen hatte. Doch noch immer war die selbe Zahl auf dem Scheck zu sehen. Schwarz auf Weiß. Eine halbe Million Peso! Seinen Gegenüber schienen die Gefangenen wohl ziemlich wichtig zu sein, wenn er bereit war so viel Geld für sie zu blechen. „Was ist nun?“ fragte Seto kühl und seine Hände krallten sich um die Armlehnen seines Stuhls, während sich der Polizist mit einem Taschentuch den Schweiß von den Schläfen wischte, dann schob er ihm den Scheck zurück und lächelte pflichtbewusst und freundlich. „Tut mir Leid, aber wir haben es mit einem Attentäter zu tun. So einfach kann man den nicht freikaufen. Und jemanden namens Yami gibt es hier nicht.“ Die blauen Augen weiteten sich und ihr Besitzer sprang auf. „WAS??“ „Bitte gehen Sie jetzt, Señor Kaiba.“ Hmmmm, ich glaub ich hab momentan einen Faible für Gefühlsbeschreibungen und Tiefs, wie man wahrscheinlich an Yami gemerkt hat. Kapitel 26: Yamis plan ---------------------- *reinschleich* Ich weiß, das Kapitel kommt spät... Aber seit meine Ausbildung angefangen hat hab ich nicht mehr so viel Zeit zum Schreiben und von meinem Betaleser höre ich irgendwie auch nichts mehr. Ich hoffe das Kapitel gefällt euch. Auch wenn ich Ati fast schon wieder hätte heulen lassen. Er macht sich halt Sorge um Yami. So und nun viel Spaß beim Lesen. 25. Yamis plan Seto schlug die Hände auf die Tischplatte, welche ihn von dem Polizisten trennte. „Das kann überhaupt nicht sein!“ beharrte er. „Er wurde zusammen mit Bakura festgenommen und wird mit ihm angekommen sein!“ „Señor Kaiba,“ sagte der Beamte ruhig und faltete die Hände auf dem Tisch. „Seit wir begonnen haben das Versteck der Escorpión negro zu räumen werden immer wieder neue Mitglieder dieser Organisation eingeliefert und namentlich erfasst. Niemand namens Yami ist hier hergebracht worden und schon gar nicht zusammen mit Bakura. Er kam allein. Von mir aus können sie das gesamte Gefängnis absuchen.“ Seto biss sich auf die Unterlippe. Irgendetwas stimmte hier doch nicht. Er hatte doch genau gesehen, wie Yami in den Transporter gebracht worden war. Hier war hundertprozentig etwas faul! Ob jemand anderes den Jungen bereits freigekauft hatte? Bloß wer sollte ein solch großes Interesse an einem Stricher haben, dass er bereit war so viel Geld für ihn hinzublättern? Spontan fielen Seto nur zwei Personen ein. Yamis Zuhälter und Seth. Doch ersterer war von den Escorpión geschnappt worden und Seth schien zwar Stammkunde zu sein, doch wusste er ja schließlich nicht, dass Yami bei den Skorpionen gewesen war, so glaubte Seto zumindest. „Dann sagen Sie mir, was Sie für Bakura haben wollen,“ verlangte der Braunhaarige. Der Polizist sah ihn erst einen Moment lang ungläubig an und brach dann in schallendes Gelächter aus. „Ein wirklich guter Witz!“ rief er und wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln. „Nun ist aber gut, Señor,“ sagte der Beamte und versuchte sich dabei ein erneutes Lachen zu verkneifen. „Bakura ist ein Schwerstverbrecher, der einen Bus voll mit unschuldigen Kindern, in die Luft gejagt hat. Wie wollen Sie jemanden freikaufen, auf dem die Todesstrafe verhängt wurde?“ fragte er, als würde er zu einem kleinen Jungen sprechen, welcher soeben eine dumme Frage gestellt hatte. Seto verkrampfte sich kurz, als er das hörte, mehr ließ er sich jedoch nicht anmerken. Dem Angestellten zunickend drehte er sich um und verließ das Gefängnis. Seto hatte ein flaues Gefühl im Magen, bei dem Gedanken an das Schicksal, welches den Weißhaarigen erwarten würde. Auch wenn Bakura zig Verbrechen begangen hatte und das Blut unschuldiger Menschen an seinen Fingern klebte, so hatte dieser ihm sozusagen das Leben gerettet. Der Tag, an dem der Anschlag fehlgeschlagen war, war auch der Tag gewesen, an dem Seto seine Familie hatte verlassen wollen. Dies schien seinem Onkel jedoch nicht gepasst zu haben, denn Seto musste bald feststellen, dass man ihn verfolgte. Bei seinem Versuch seine Verfolger abzuhängen prallte er mit Bakura zusammen und sie beide schlossen sich sozusagen zusammen. Damals war der Weißhaarige noch anders gewesen. Er führte jeden Auftrag aus, den man ihm auftrug und tötete dabei Menschen, die ihm in den Weg kamen, als ob es ein paar Fliegen wären, die ihn einfach störten und deshalb mal eben mit einer Zeitung an die Wand geklatscht wurden. Er erinnerte sich noch genau an die Worte Bakuras, als dieser von seinem eben verpatzten Anschlag zu erzählen begonnen hatte. *+*+*+*Flashback*+*+*+* „Du bist also ein Kaiba, ja?“ fragte Bakura mit einem verächtlichen Unterton, während er mit einem Messer in der Hand spielte. „Einer von euch Wichtigtuern ist doch in der Politik, nicht wahr? Hab vorhin eine Bombe platziert, um sie hochzujagen. Was für ein Glück für sie, dass ihr jemand hinten drauf gefahren ist und es statt dessen einen Schulbus erwischt hat.“ „Hast du kein schlechtes Gewissen?“ wollte Seto wissen, als Bakura völlig gleichgültig die gegenüberliegende Wand anstarrte. Es schien ihm völlig egal zu sein, dass er unschuldige Kinder erwischt hatte. Verwundert blickten ihn zwei braune Augen an. „Weswegen sollte ich ein schlechtes Gewissen haben? Weil ich meinen Auftrag nicht korrekt ausgeführt habe, oder weil es deine Angehörige war?“ erneut schwang er verächtliche Unterton in seiner Stimme mit. „Nein!“ sagte Seto kalt. „Wegen der Kinder. Hast du keinerlei Hemmungen Unschuldige in den Tod zu reißen?? Du hast KINDER getötet! Du hast durch deine Tat Familien zerstört!“ der Braunhaarige atmete tief durch, um sich zu beruhigen, während Bakura nur eine Augenbraue hob. „Vielleicht bin ich nicht der Richtige für so eine Standpauke. Wahrscheinlich bin ich genauso skrupellos, wie du, um mein Ziel zu erreichen.“ „Und was willst du jetzt von mir?“ wollte Bakura wissen, der aufgehört hatte mit dem Messer zu spielen. „Denk einfach mal über das nach, was du bei deinem misslungenen Auftrag angerichtet hast.“ Seine eigenen Worte hörten sich in Setos Ohren ziemlich dumm und wie die irgendeines Moralpredigers an. Wahrscheinlich wäre es ihm normalerweise auch egal gewesen, wenn ihm das letzte Ereignis mit seiner Familie nicht geprägt hätte. Bakura reagierte genauso, wie Seto sicherlich auch reagiert hätte, wenn er in dieser Situation gewesen wäre: Er lachte ihn aus und der Blauäugige hatte die Sache schon fast vergessen, als Bakura, kurz vor Ende ihres unfreiwilligen Abenteuers, noch mal darauf zurückkam. „Du hattest recht,“ sagte der Weißhaarige eines abends, während er mit der Kaminzange im Feuer stocherte. Seto, welcher sich soeben ein Buch aus dem Regal gezogen hatte, wand sich mit fragendem Blick dem Braunäugigen zu. „Womit hatte ich recht?“ wollte er wissen. „Du weißt schon...die Sache mit dem Schulbus.“ Als er keine Antwort erhielt fuhr Bakura fort. „Ich empfinde nichts, wenn ich an die Kinder denke. Also hab ich mir vorgestellt wie es wäre, wenn meine Familie in diesem Bus gesessen hätte. Es fühlte sich schrecklich an...“ er hielt inne und schob abwesend die Holzscheite hin und her. Seto schwieg weiterhin, hob jedoch verwundert eine Augenbraue an. Der Escorpión klang ganz so, als ob er einen solch schmerzlichen Verlust wirklich nachempfinden könnte. Ob er daran lag, dass er es schon einmal gespürt hatte? Er wollte schon danach fragen, als Bakura fortfuhr. „...und ich würde den Schuldigen abgrundtief hassen und ihm den Tod wünschen!“ er war lauter geworden und warf die Kaminzange achtlos zu Boden, ehe er aufstand und auf Seto zuging. „Und was willst du jetzt machen?“ wollte der Braunhaarige wissen, woraufhin Bakura sein Messer hervorzog. „Ganz einfach,“ sagte dieser schlicht. „Ich bin zu dem Erzogen worden, der ich bis heute war. Aber ab heute werde ich mich ändern. Ich werde weder Unschuldige töten, noch in Gefahr bringen. Allerdings werde ich die Escorpión negro nicht verlassen. Denn sie sind der einzige Weg, um einen Mörder zu finden.“ „Und was willst du jetzt mit dem Messer?“ fragte Seto kritisch. Das darauf folgende Grinsen Bakuras war ihm nicht ganz geheuer und noch weniger zusagend war das, was der Weißhaarige als nächstes tat. Er setzte das Messer an seinem eigenen Gesicht an und vollzog unter seinem rechten Auge einen langen Schnitt, welchem er noch zwei kleinere waagerechte Schnitte hinzufügte. „Was machst du da?“ rief Seto entsetzt. „Als Strafe, für meine Taten,“ sagte Bakura mit einem eigentümlichen Lächeln auf den Lippen. „Und als Zeichen meines Schwures mich zu ändern. Jedes mal, wenn ich in den Spiegel sehe, werde ich mich an das erinnern, was ich versprochen habe.“ „Und wenn du dein Versprechen brichst?“ „Dann wird mich eine weitere Narbe entstellen.“ Seto konnte darüber nur den Kopf schütteln und setzte sich in einen der Sessel, um sich seinem Buch zu widmen. „Du bist verrückt.“ „Vielleicht,“ erwiderte Bakura schlicht und drückte nun ein Taschentuch auf seine Wunde, während das Blut bereits hübsche Flecken auf dem weißen Hemd hinterließ und Tea, die Nichte des Mannes, welcher sie hier untergebracht hatte, fast einen Schock erleiden ließ. *+*+*+*Flashback ende*+*+*+* Bakura hatte an seinem Versprechen gehalten. Er nahm keine Aufträge mehr entgegen, bei denen es darum ging jemanden zu schaden, was jedoch fast jeden Auftrag betraf und erwarb statt dessen den ‚El perro muerto’, welcher schnell zur Stammkneipe der Skorpione fundierte. Seto war so in Gedanken gewesen, dass er gar nicht mehr mitbekam, wo er hinlief, doch plötzlich fand er sich vor der Tür seines Hotelzimmers wieder und musste einmal den Kopf schütteln, um wieder in die Realität zurückzufinden. Als er das Zimmer betrat traf er dort einen ziemlich lauten Haufen, an quietschvergnügten Personen und einen eher leisen an Personen, die mit den Nerven am Ende waren. Zu letztgenannten gehörten Tristan und Kura. Tristan, weil er mit dem Plappermaul Ryou nicht fertig wurde und immer noch nicht verstand, warum er und Kura so viel Ähnlichkeit mit Bakura hatten und Kura, weil ihm selbst wenn er nicht zuhörte der Kopf brummte. Der laute Haufen bestehend aus Ryou, Atemu und Yugi hingegen tummelte sich fröhlich auf dem Bett. Ryou erzählte Yugi von all den Dingen, die er hier draußen kennen gelernt hatte und demonstrierte Yugi pantomimisch und mit Worten, wie man etwas einkaufte. Yugi hing fasziniert an dessen Lippen und ließ sich nur ungern von Atemu ablenken, wenn dieser bei ihm Fieber messen oder Hustensaft verabreichen wollte. Atemu schien dies jedoch nicht wirklich zu stören. Er saß ebenso vergnügt auf dem Bett, wie die anderen beiden, wenn er Ryou auch nicht wirklich zuhörte und freute sich einfach seiner neu gewonnenen Freiheit. Ein Zimmermädchen hatte ihm die bestellten Sachen gebracht und er genoss das Gefühl regelrecht eine Jeans und ein rotes T-Shirt tragen zu können. Als er Seto zur Tür hereinkommen sah sprang er sogleich freudestrahlend auf, schlang die Arme um dessen Hals und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Hast du Yami mitgebracht?“ wollte Atemu sogleich wissen, denn immerhin war Seto ja deswegen weg gewesen. Dieser schien im ersten Moment gar nicht in dieser Welt zu sein. Atemus überschwängliche Begrüßung und dessen Fröhlichkeit überraschten ihm im ersten Moment, kannte er den jungen Mann doch nur mit einem traurigen Blick, doch das lebensfrohe Funkeln in den Amethysten und das Lächeln ließen es ihm ganz warm ums Herz werden. Er freute sich und der Ansatz eines Lächelns huschte kurz über seine Lippen, doch dann entsann er sich Atemus Frage und die Mundwinkel verblieben in ihrer alten Form. Seto brachte es fast nicht über sich seinem Geliebten die Fröhlichkeit nehmen zu müssen, doch dann schüttelte er den Kopf. Das Lächeln verschwand von Atemus Lippen, ebenso wie die Augen ihren anfänglichen Glanz einbüßten und zu der alten Melancholie zurückkehrten. „Warum nicht?“ fragte er, nun einige Tonlagen leiser, als noch zuvor und Ryou verstummte, so als spüre er, dass etwas nicht in Ordnung war. Selbst Kura bemühte sich zu verstehen, was gesagt wurde. „Er war nicht im Gefängnis,“ erklärte Seto. „Ich weiß nicht, wo er ist.“ Die Arme Atemus sanken von den Schultern des Älteren und Atemu wand sich von ihm ab. Als Seto nach seinem Handgelenk griff, befreite dieser sich aus dem Griff und verschwand mit den Worten ‚Lass mich’ ins angrenzende Zimmer. Eine bedrückende Stille hatte sich unter ihnen ausgebreitet und Seto stand ein wenig unschlüssig an der Tür, bis Kura auf ihn zuging und ihn fordernd anblickte. „Geh ihm nach.“ „Er hat doch gesagt, dass ich ihn in Ruhe lassen soll,“ erwiderte Seto daraufhin, doch so leicht schien der Weißhaarige sich nicht abwimmeln zu lassen. „Er braucht dich, glaub mir. Atemu mag versucht haben uns vor Dartz zu beschützen und uns Trost gespendet haben, aber er kann nicht immer der Starke sein. Er braucht jemanden, bei dem er sich fallen lassen kann.“ „Jemanden, der ihn einfach mal in den Arm nimmt,“ fügte Yugi hinzu, dessen Wangen rot waren und Augen fiebrig glänzten. Der Ausflug in die Kanalisation schien ihm nicht gut bekommen zu sein. „Also geh ihm nach!“ Verwundert wanderten die blauen Augen zwischen den Klonen hin und her, ehe er ihnen zunickte und ebenfalls im anderen Zimmer verschwand. Er fand Atemu, wie er auf einem der Sessel saß, die Knie angezogen und die Arme um die Beine geschlungen, schien er mit den Tränen zu kämpfen. „Ich will allein sein. Hab ich doch gesagt,“ sagte er und wand das Gesicht zur Seite. „Dann hast du gelogen,“ erwiderte Seto, hob Atemu aus dem Sessel, um sich selbst auf diesen zu setzten und platzierte den Jüngeren so auf seinem Schoß, dass dessen Beine über die Lehne hingen. Als er merkte, dass Atemu sich nicht wehrte, zog er dessen Oberkörper an sich und begann ihm beruhigend durch die Haare zu streicheln. Eine Weile geschah nichts, doch dann schluchzte Atemu heiser auf, wischte sich über die Augen und drückte sein Gesicht an Setos Oberkörper, krallte die Hände in dessen Hemd. „Ich....ich hatte gedacht es wäre endlich vorbei,“ brachte Atemu hervor. „Ich musste doch auf sie aufpassen!“ „Es ist doch nicht deine Schuld,“ versuchte Seto ihn zu beruhigen und schlang die Arme nun fest um den schmalen Körper seines Geliebten. „Du hast deine Aufgabe doch gut gemacht. Wir werden Yami wieder finden, das verspreche ich dir. Bitte vertrau mir.“ „Natürlich vertraue ich dir, aber....“ Atemu hielt kurz inne, ehe er fortfuhr. „Yami könnte überall sein. Was, wenn ihm was passiert?“ er hob den Blick und sah fragend die die Saphire Setos. Dieser erwiderte den Blick aufmunternd. „Hey, als du ihm den Weg aus Dartz’ Haus gezeigt hast ist er doch draußen auch allein zurecht gekommen. Er kann also gut auf sich selbst aufpassen. Früher oder später finden wir ihn....ganz sicher.“ Atemu gab ein zögerliches Nicken von sich und hauchte Seto einen Kuss auf die Lippen. „Danke,“ sagte er leise. „Du hast recht....“ die Augen schließend lehnte er sich wieder an den Älteren und ließ sich von ihm über den Rücken streicheln. Es tat einfach nur gut so gehalten zu werden. Seto würde Yami finden. Da war er sich sicher. Seth hatte schlechte Laune und das lag eindeutig daran, dass man Seto nicht ins Gefängnis eingeliefert hatte, obwohl er doch zu den Escorpión negro gehörte! Doch laut des Polizisten hatte dieser das Erkennungszeichen nicht bei sich gehabt, sonst hätte man ihn hundertprozentig festgenommen. Der Einzige, der seinen Tag nun noch würde retten können, war sein kleiner Stricher. Seth war sich sicher, wenn er Yami nur weiterhin ordentlich rannahm, würde dieser nicht mehr lange standhalten können. Er hatte es ja schon zuvor kaum ausgehalten, wenn er zu oft mit Seth das Bett hatte teilen müssen. Es war also nur noch eine Frage der Zeit...einer sehr kurzen Zeit. Als er die Tür öffnete erhob sich Yami von seinem Platz und drehte sich zu dem Älteren um. Der unbeugsame Wille war noch immer in den Amethysten zu sehen, doch spiegelte sich in ihnen auch die Angst wieder. „Noch immer zickig?“ verlangte Seth mit gefährlich ruhiger Stimme zu wissen und registrierte mit einem gehässigen Grinsen, dass Yami einen Schritt zurückwich und dabei das Fenster im Rücken hatte. „Willst du es denn wirklich herausfordern?“ Der Schwarzhaarige presste sich fester an das Glas, als Seth auf ihn zu kam, auch wenn dies nicht gerade ein wirklich günstiger Fluchtversuch war. Doch nach rechts oder links auszuweichen wäre sicherlich ebenso unpraktisch gewesen. „Ich werde mich von dir nicht unterjochen lassen,“ drohte Yami. „Vielleicht mag dir das bis vor kurzem noch gelungen sein, aber diesmal ist es anders!“ Interessiert hob der Braunhaarige eine Augenbraue an. Er stand nun genau vor Yami und legte die Hände auf dessen Schultern, um ihn an jeglichen Fluchtversuchen zu hindern. „Diesmal ist es anders?“ hinterfragte Seth, noch immer mit dieser gefährlichen Ruhe in der Stimme und der Jüngere bis sich auf die Zunge. Jetzt hatte er sich anscheinend auch noch verplappert. „Was ist denn anders, Yami-chan, hm? Was für einen Floh hat Seto dir ins Ohr gesetzt?“ „Keinen,“ erwiderte Yami, diesmal jedoch sichtlich kleinlaut, was Seth nicht gerade zu gefallen schien, denn seine Nägel bohrten sich unangenehm fest in seine Schultern. „Keinen?“ wollte Seth wissen, ganz so als ob ein kleiner Junge ihm eine ziemlich dumme Antwort gegeben hätte. „Bist du dir da sicher? Oder möchtest du noch einmal darüber nachdenken?“ „Seto hat damit nichts zu tun!“ rief Yami und versuchte sich aus dem Griff des Älteren zu befreien. „Er hat keinerlei Interesse an mir! Er kann mich noch nicht mal leiden! Niemand kann mich leiden warum sollte mir also irgendjemand einen Floh ins Ohr setzen???“ ein Zittern ging durch seinen Körper. Warum er Seth an seinen Gedanken teilhaben ließ wusste er selbst nicht, aber es war einfach aus ihm herausgekommen. Außerdem war es doch die Wahrheit, oder nicht? Seto hasste ihn, weil er ein widerlicher kleiner Stricher war. Atemu hasste ihn, weil er dessen Klon war. Dartz hasste ihn, weil er nicht perfekt war, weil seine Hautfarbe nicht die selbe Atemus war. Sie alle hassten ihn!! Aber er konnte es ihnen auch nicht verdenken. Immerhin war er ein Klon. Eine Kopie, die man am liebsten wieder löschen würde. Er war ein widerwärtiges Ding, welches in einem Reagenzglas herangewachsen und mit irgendwelchen chemischen Mitteln ernährt worden war. Und auch, wenn Seto etwas anderes erzählt haben mochte. Dass er auch ein Mensch war und das Klone gar nicht so unnatürlich waren....Das hatte dieser doch nur gesagt, weil er ihn gebraucht hatte, um Atemu zu finden. Sicherlich wäre es Seto und allen anderen lieber gewesen, wenn er im Gefängnis gelandet wäre und man ihm lebenslang dort eingebunkert hätte. Yami gaben die Beine nach und er rutschte zu Boden, wo er auf den Teppich starrte und heiße Tränen ihm übers Gesicht liefen. Vielleicht war seine jetzige Situation die einzig richtige, fuhr es ihm durch den Kopf. Wenn er sich schon erdreistete unter Menschen zu leben, obwohl er doch nur eine Kopie war, dann war es wahrscheinlich sein einzig wirklicher Lebenszweck den Menschen zu dienen und ihnen so dafür zu danken, dass sie ihn nicht auf der Stelle lebendig begruben. Seth beobachtete verwirrt das Häufchen Elend zu seinen Füßen. Da schien wohl jemand ziemlich enttäuscht von seinen ‚Freunden’ zu sein. Ein gehässiges Grinsen zeichnete sich auf seinen Lippen ab, ehe er in die Hocke ging und Yamis Kinn anhob, sodass dieser gezwungen war in die kalten Saphire zu blicken. „Yamilein, hör auf die selbst zu bemitleiden und akzeptierte endlich deine Niederlage. Du gehörst in mein Bett.“ Yami zuckte zusammen und begann gleichzeitig ernsthaft über Seths Worte nachzudenken. Ja, vielleicht gehörte er wirklich in dessen Bett. Als Lustobjekt. Reflexartig wanderte seine Hand zu seinem Hals, wo noch immer die Kette hing und drückte den Anhänger. ‚Der Adler steht für Freiheit. Für die Freiheit, die auch wir bald bekommen werden,’ hatte Atemu gesagt, als er Yami die selbe Kette geschenkt hatte, die er auch immer um den Hals trug. Der Schwarzhaarige war verwirrt. Sein momentanes Gefühl, nur ein Schatten zu sein, dazu da den Menschen zu dienen, vermischte sich mit den Dingen aus der Vergangenheit. Atemu hatte immer für ihn gekämpft und er war nicht der Typ, der jemanden plötzlich fallen ließ. Warum dann aber half er ihm nicht? Allmählich versiegte der Tränenfluss und Yami kaute statt dessen auf seiner Unterlippe. Hassten sie ihn denn wirklich? Hatte er seine Nerven nicht einfach nur überstrapaziert? Vielleicht waren sie auch einfach nur aufgehalten worden oder wussten wohlmöglich gar nicht, wo er war....Diesen Umstand hatte Yami noch gar nicht in Betracht gezogen. Wenn Seto nicht wusste, dass er bei Seth war, konnte er ihn auch schlecht befreien. Doch Yami kannte jemanden, der sicherlich mit Leichtigkeit herausfinden würde, wo er war. Sein eben noch verzweifelter Blick wurde wieder entschlossener und Seth, der ja keine Gedanken lesen konnte, verstand nun gar nichts mehr. Hatte der Jüngere eine gespaltene Persönlichkeit? „Was würdest du tun, wenn ich dir ab sofort hörig wäre?“ fragte Yami. „Wenn ich alles tun würde, was du von mir verlangst?“ „Du willst einen Handel mit mir eingehen?“ fragte Seth verächtlich und als der Angesprochene nickte begann er lauthals zu lachen. „Nun hör mir mal zu, Kleiner,“ sagte er, als er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte. „Ich gehe doch keinen Handel mit einem Stricher ein. Außerdem, was hätte ich davon, wenn du mir sofort hörig bist? Ich hab doch bereits erwähnt, dass ich dich zur Not auch brechen werde, wenn du nicht freiwillig nachgibst.“ Die Amethyste wurden daraufhin ungewohnt leer und ihr Besitzer sagte monoton: „Wenn du den Handel nicht eingehst werde ich mich aus dem Fenster stürzen.“ Seth starrte den Jüngeren an, als wäre dieser verrückt geworden. „Nun erzähl doch keine Stuss, Yami-chan. Du weißt doch gar nicht mehr, was du da redest.“ „Ich weiß sehr wohl, was ich gerade gesagt habe,“ erwiderte Yami ernst. „Ich ziehe keinen Nutzen daraus, wenn ich willig bin. Da kann ich mein Leben auch genauso gut hier und jetzt beenden.“ „Das traust du dich doch gar nicht!“ erwiderte Seth trotzig, noch immer davon überzeugt, dass Yami bluffte. „Willst du es riskieren?“ fragte der Schwarzhaarige und erhob sich, blickte Seth dabei abwartend an. Kapitel 27: The final Countdown ------------------------------- Eigentlich war es nicht geplant euch so lange auf das nächste Kapitel warten zu lassen. Aber irgendwie ist mir die Zeit davon gelaufen. Daher halte ich mich jetzt auch nicht mit langen Reden auf und wünsch euch einfach viel Spaß beim Lesen! 26. The final Countdown Noch immer war Seths Blick ungläubig auf Yami gerichtet. Das war ja wohl ein Scherz! Die kleine Kröte würde sich doch nicht wirklich umbringen....oder etwa doch? Er starrte in zwei paar leerer Amethyste. Ob sie so auch aussahen, wenn ihr Besitzer gebrochen war? Seth lachte, versuchte so die Situation zu überspielen und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. „Selbst wenn du es ernst meinen solltest, warum sollte es mich kümmern, ob du stirbst, oder nicht? Du bist nur ein kleiner Stricher – nichts weiter!“ Yami lächelte sachte, hielt den Ausdruck in seinen Augen jedoch aufrecht und ließ Seth dadurch in dem Glauben, dass er seine Worte ernst meinte, was er jedoch nicht tat. Nie hatte er vorgehabt sich umzubringen. Nicht in der Vergangenheit und auch heute nicht, auch wenn er sich nicht brechen lassen wollte. Doch wenn sein Plan aufging, dann würde das auch gar nicht passieren. Zu gut kannte der Schwarzhaarige seinen Freier um zu wissen, dass er dessen Fähigkeiten durchaus schätzte. Warum sonst hätte er ihn immer wieder so oft angefordert? Warum jedes mal so viel Geld für ihn gezahlt, wenn er seinen Spaß doch auch billiger hätte haben können? Anscheinend schien sich Seth nicht mit anderen zufrieden geben zu wollen und davon abgesehen hing er viel zu sehr an den Gelüsten des Fleisches, als das er einen guten Stricher einfach so entwischen ließ. „Na wenn dem so ist...,“ sagte Yami schließlich und machte Anstalten an Seth vorbeizukommen, doch dieser stellte sich ihm in den Weg. „Ich werde Anlauf brauchen,“ sagte er mit einem Tonfall, der sein angebliches Vorhaben bestätigte und deutlich konnte er Zweifel in Seths Augen sehen, was ihn innerlich grinsen ließ. Schon immer war der Violettäugige ein guter Schauspieler gewesen. Schon oft genug hatte er falsche Lust vorgetäuscht, wenn er einen Mann befriedigte. Wahrscheinlich hielten sie ihn aus diesem Grund für ein notgeiles Etwas, dass auch noch seinen Spaß daran hatte, ein Stricher zu sein. Doch lieber so, als wenn sie wussten, was wirklich in ihm vorging und damit aufzogen. Selbst Joey hatte er so gut wie nie freiwillig gezeigt, wie es in ihm wirklich aussah. Seths Stimme weckte Yami aus seinen Gedanken. „Und wenn ich nicht zulasse, dass du aus dem Fenster springst? Wenn ich dich wieder ans Bett kette?“ „Denkst du das Fenster ist die einzige Möglichkeit?“ wollte Yami wissen. „Denkst du ich hätte nicht genug Mumm, um mich mit dem Bettlaken oder meinen eigenen Händen zu erdrosseln? Beim Essen das Messer zu nehmen und mir damit die Pulsadern aufzuschneiden?“ Der Braunhaarige wurde unsicher, dass sah Yami ihm deutlich an. /Nun beiß schon an, oder muss ich noch weiter gehen?/ Seth war hin und her gerissen. Einerseits ging er doch keinen Handel mit einer Schlampe ein aber andererseits...während Yamis Verschwinden hatte er sich mit genügend anderen Strichern vergnügt, doch keiner von ihnen war so herrlich wie dieser hier. Brachte Yami sich um wäre das ein großer Verlust für ihn; und sein ‚Liebesleben’ wäre nicht mehr sonderlich erfüllt. /Sich seine Forderung anzuhören heißt ja nicht, sie auch anzunehmen./ „Nehmen wir mal an ich wollte dich behalten und dass du mir gefügig bist. Was wäre das für eine Bedingung, die daran geknüpft ist?“ Siegessicher grinste der Violettäugige in sich hinein. „Man hat Bakura ins Gefängnis gebracht. Wenn du dafür sorgst, dass er wieder freikommt werde ich tun, was immer du von mir verlangst.“ Ungläubig starrte Seth den Jüngeren an und begann dann schallend zu lachen. „Ein guter Witz, Yami-chan! Wirklich komisch!!“ Die Amethyste wurden ernst. „Das war kein Scherz.“ „Bitte??“ Seth hatte Mühe, sein Lachen zu unterdrücken und konnte nicht so recht glauben, dass Yami seine Worte ernst meinte. „Warum willst du, dass ein Schwerstkrimineller freikommt?“ „Ist das so wichtig?“ stellte Yami die Gegenfrage. „Sei doch froh, dass er mir so wichtig ist, dass ich mich dafür ergebe.“ Seth beäugte ihn kritisch. Zwar wusste er nicht, dass Yami zusammen mit Bakura abtransportiert worden war, jedoch wusste er, dank der Nachrichten, dass sie zusammen geflohen waren. /Moment! Er ist doch wohl nicht...?/ Der Ältere konnte sich nicht mehr halten und brach erneut in lautes Gelächter aus. „Ach so ist das!“ rief er und wischte sich die Lachtränen aus den Augen. „Bakura ist dein Liebhaber! Und du willst nicht, dass ihm was passiert! Wie rührend!!“ verächtlich blickten die Saphire ihren Gegenüber an, welcher versuchte ruhig zu bleiben. Seth jetzt nicht in seinem Glauben zu lassen wäre wahrscheinlich das Dümmste, was er machen könnte. Wenn dieser dachte, dass Yami Bakura liebte, dann würde er sicherlich keine weiteren Fragen mehr stellen. Der Schwarzhaarige wartete, bis Seth sich wieder beruhigt hatte und bemühte sich einen schmerzlichen Blick aufzusetzen, ganz so als würde ihn Seths Hohn kränken. „Lässt du ihn frei, oder nicht?“ wagte er zu fragen. „Yami-chan,“ begann der Ältere mit säuselnder Stimme. „Wie stellst du dir das vor? Er ist ein Scherverbrecher. Wie soll ich die Polizei dazu bringen, ihn frei zu lassen?“ Doch Yami hatte bereits eine Antwort parat. „Du konntest die Polizei schließlich auch dazu bringen die Escorpión negro anzugreifen und mich zu dir, anstatt ins Gefängnis zu bringen.“ „Du hast ein kluges Köpfchen,“ sagte Braunhaarige, was den Jüngeren kurz zusammenzucken ließ. Wollte Seth damit etwas andeuten? War er hinter seine Schauspielerei gekommen? Gerade suchte er schon nach einer Ausrede, als Seth auf seinen Schreibtisch zuging und damit begann eine Nummer in das Telefon einzutippen. Kurz darauf hielt er sich den Hörer ans Ohr und Yamis Herz machte bei den nächsten vier Worten des Braunhaarigen einen kleinen Freudensprung. „Buenos Dias, Señor Horkins.“ Nun galt es nur noch zu hoffen, dass er Bakura wichtig genug war, dass dieser ihn befreite. Der Weißhaarige saß unterdessen nichts ahnend noch immer in seiner Zelle, hockte mit seinem Mitbewohner an einem wackeligen Tisch und spielte Poker. Sein Blatt war zwar nicht wirklich besonders, dennoch schien die Runde günstig für ihn zu stehen, genauso, wie die beiden vorangegangenen. Für seinen Gegenüber schien nämlich der Begriff Pokerface ein Fremdwort zu sein, wodurch Bakura mit Leichtigkeit an seiner Mimik und Gestik ablesen konnte, wann der bärtige Mann ein gutes oder ein schlechtes Blatt hatte. „Zwei Pärchen,“ verkündete der Sträfling schließlich und legte sein Blatt auf den Tisch, woraufhin auf Bakuras Miene ein breites Grinsen auftauchte. „Flash,“ sagte er triumphierend und präsentierte dem zornfunkelnden Mann seine Karten. „Damit geht auch diese Runde an mich und da du keine Steine mehr übrig hast habe ich gewonnen.“ Grinsend zog Bakura den Haufen von kleinen Steinchen zu sich, welche aus dem Putz gebröckelt waren und sich daher wunderbar als Pokerchips verwenden ließen. Mit einem Krachen viel der Stuhl zu Boden, als der Bärtige sich erhob. „Du betrügst,“ behauptete dieser, was Bakura nur dazu veranlasste fragend eine Augenbraue hochzuziehen. „Wieso sollte ich?“ „Du kannst unmöglich so oft hintereinander gewinnen!! Wo versteckst du die Karten? In deinem Ärmel? Deinem ‚verletzen’ Bein??“ fauchte er und langte über den Tisch, um sich auf Bakura zu stürzen, dieser war nun ebenfalls aufgesprungen und wich zur Seite hin aus, was dazu führte, dass sein Mitbewohner über den Tisch stürzte und diesen mit sich zu Boden riss. „Man, beruhig dich doch,“ sagte Bakura beschwichtigend, da er keine Lust dazu hatte sein Problem noch unnötig durch eine Schlägerei zu vergrößern. „Warum sollte ich bei einem Spiel schummeln, in dem es nur um kleine Steine geht?“ Doch der Sträfling spuckte nur auf den Boden und fixierte Bakura mit seinen grauen Augen. „Du bist ein Escorpión, demnach habt ihr immer Betrügereien im Sinn.“ Der Weißhaarige verdrehte die Augen. /Nur keine Vorurteile./ gerade wollte er schon zu einem Widerspruch ansetzen, als das Klicken eines Schlosses seine Aufmerksamkeit auf die Tür lenkte und er seufzte innerlich auf. Jetzt hatte also die Aufsicht ihren Streit mitbekommen und das bedeutete Ärger. Drei Wachmänner betraten die kleine Zelle, wodurch es darin ziemlich schnuckelig wurde, denn ihre Geräumigkeit hatte deutlich ihre Grenzen. Während zwei der Polizisten auf den Bärtigen zugingen – anscheinend, um zu verhindern, dass dieser einen Fluchtversuch startete – ging der dritte auf Bakura zu und blieb vor ihm stehen. Mit einem ziemlich missbilligenden Blick verschränkte der Beamte die Arme vor dem Oberkörper und musterte Bakura von oben bis unten, welcher fragend eine Augenbraue nach oben zog. Ging es hier etwa nicht um die Auseinandersetzung mit dem Mithäftling? „Du kannst gehen.“ „B-bitte??“ verwirrt starrte Bakura seinen Gegenüber an. Er musste sich gerade eindeutig verhört haben! Das war ja wohl ein Scherz! Und zwar ein ziemlich schlechter Scherz!! Er und gehen dürfen? Ja klar!! Oder war damit eher etwas anderes gemeint? Wollten sie damit sagen, dass es Zeit für ihn war in die Hölle zu gehen? Nun, das würde schon eher Sinn machen, wenn auch ungewöhnlich, da er noch nicht vor Gericht gestanden hatte. „Ich hab gesagt, dass du gehen kannst!“ wiederholte der Polizist abfällig, denn ihm schien es absolut nicht zu passen, dass so ein Gesetzloser freigelassen wurde. „Da muss ein Irrtum vorliegen,“ erwiderte Bakura und schallte sich gleichzeitig einen Narr. Warum hinterfragte er seine Freilassung jetzt auch noch? /Du Idiot, wenn er sagt, dass du gehen kannst, dann sieh zu, dass du verschwindest, bevor er seinen Fehler bemerkt!/ Der Beamte verdrehte die Augen, ehe er fortfuhr. „Ich zitiere: Auf Anweisung des Polizeipräsidenten wird Bakura, Mitglied der Escorpión negro, freigelassen. Genügt dir das? Oder willst du vielleicht noch persönlich mit ihm sprechen?“ verächtlich lachte er auf. „Glaub mir, ich fände es auch besser, wenn du noch länger hier bleiben würdest.“ Abwehrend hob Bakura die Hände. „Schon gut, ich werde gehen,“ sagte er und ging an dem Beamten vorbei, nicht jedoch ohne ihm einen letzten kritischen Blick von der Seite her zuzuwerfen. Warum hatte Señor Horkins das getan? Fürchtete er sich vor der Rache der Escorpión? Hatte er Angst um seine Nichte? Oder steckte wohlmöglich jemand anderes dahinter? Kurz leuchteten seine Augen auf, während er den Gang entlang ging und sich dem Ausgang des Gefängnisses näherte. War es Setos Verdienst? Hatte Otes ihn hier rausgeholt? Jemand anders viel Bakura auf die Schnelle hin nicht ein, also würde er als erstes den Eisdrachen aufsuchen um sich, wenn nötig, bei ihm zu bedanken. Blinzelnd starrte Bakura in das grelle Sonnenlicht und sah sich dann auf der Straße um. Es gab nur eine Person, die ihm mit hundertprozentiger Sicherheit sagen konnte, wo Seto Kaiba sich gerade aufhielt. Und zu dieser Person war Bakura nun unterwegs und hoffte, dass die Polizei sie nicht auch bereits festgenommen hatte. In dem luxuriösen Hotelzimmer herrschte eine Stille, die nur hin und wieder von Yugis Husten und Schniefen durchbrochen wurde. Der Junge hatte sich eine dicke Grippe zugezogen und fieberte vor sich hin. Atemu war bei ihm, wischte ihm ständig den Schweiß von der Stirn oder suchte nach dem Fieberthermometer. Der Schwarzhaarige versuchte sich so zu beschäftigen, um nicht mehr an Yami denken zu müssen. Natürlich hatte Seto Recht, wenn er sagte, dass Yami sicherlich auf sich allein aufpassen konnte, doch Atemu hatte einfach gehofft, dass es nun endlich vorbei war. Dass sie nun alle wieder zusammen waren...und frei. Statt dessen musste er von Seto erfahren, dass Yami nicht im Gefängnis war, wo dieser ihn vermutet hatte, sondern irgendwo anders auf der Straße. Zwar hatte sich Tristan auf den Weg gemacht, um über seine Quellen zu erfahren, was mit Yami geschehen war, doch ob dieser Erfolg haben würde, wo die Escorpión negro doch noch immer verfolgt wurden, war fraglich. Ein tiefes Seufzen kam ihm über die Lippen, während seine Hände damit beschäftigt waren den ersten Knopf des Kopfkissens immer wieder auf und zuzuknöpfen, einfach nur, damit er nicht untätig rum saß. Seto beobachtete dies eine ganze Weile, doch dann stand er auf und ging auf den Jüngeren zu, neben welchen er sich aufs Bett setzte. Dieser schien Seto erst zu bemerken, als dieser die Arme um dessen Taille schlang, denn Atemu zuckte zusammen und wandte ihm verwirrt das Gesicht zu. „Seto...“ sagte er ein wenig planlos und richtete den Blick wieder auf seine Hände, als der Braunhaarige diese mit den seinen berührte und somit verhinderte, dass sich der mittlerweile ziemlich lose hängende Knopf vom Kissen löste. „Alles wird gut,“ versuchte Seto den Schwarzhaarige zu beruhigen und hauchte ihm Küsse auf Hals und Nacken. „Die Escorpión werden ihn finden. Sie bekommen immer, was sie wollen. Schenk ihnen ein wenig mehr Vertrauen.“ „Das tu ich doch,“ wandte Atemu ein. „Aber...wenn die Polizei sie sucht, wie sollen sie da selbst nach jemanden suchen? Noch dazu nach jemanden, der wahrscheinlich irgendwo auf der Straße lebt? Yami könnte sonst wo sein! Er könnte...“ doch seine weiteren Worte wurden von zwei paar Lippen erstickt, welche sich auf die seinen legten. Ergeben ließ Atemu es geschehen und gewährte Setos Zunge Einlass in sein Reich. Als sich ihre Lippen wieder von einander trennten lag ein sanfter Ausdruck in den Saphiren, welcher es Atemu sogleich warm ums Herz werden ließ. Es bewies ihm, dass Seto ihm vertraute und das so sehr, dass er ihm gegenüber Gefühle offenbarte...Gefühle, die in den Augen des Älteren Schwäche bedeuteten. „Warum?“ fragte Atemu leise und strich über Setos Wange. „Warum liebst du mich, obwohl du mich doch gar nicht wirklich kennst?“ fragte er leise und versank förmlich in den azurblauen Seen seines Liebsten. „Das Gleiche könnte ich dich fragen, oder?“ stellte Seto die Gegenfrage mit einem leichten Grinsen. „Wahrscheinlich hört es sich vollkommen dämlich an und ich kann nicht einmal glauben, dass diese Worte tatsächlich aus meinem Mund stammen aber...“ er hielt kurz inne, überlegte, ob er es wirklich so sagen sollte. „...aber mein Gefühl sagt mir einfach, dass ich dir Vertrauen kann....in jeder Hinsicht. Es ist, als ob ich dich schon ewig kennen würde.“ Atemu lächelte daraufhin sanft und ließ seine Hand höher wandern, fuhr nun durch das dichte weiche Haar des Älteren. „Nein,“ hauchte er und schüttelte sachte den Kopf. „Es hört sich nicht dämlich an. Es war...sehr schön und vor allem waren deine Worte ehrlich gemeint und solange sie ehrlich sind, können sie gar nicht dämlich sein.“ Seto verzog daraufhin leicht das Gesicht. „Können wir jetzt bitte das Gesülze lassen?“ fragte er, woraufhin Atemu zu kichern begann. „Du schmollst,“ stellte der Schwarzhaarige fest und seine Augen funkelten vergnügt, als Seto beleidigt aufsprang und sich abwandte. „Tu ich gar nicht!“ beharrte er und blickte demonstrativ den Kleiderschrank an. „Aber nein!“ rief Atemu ironisch und unterdrückte ein weiteres Kichern. „Natürlich schmollst du nicht. Und beleidigt bist du erst recht nicht.“ Er erhob sich vom Bett und schlang die Arme von Hinten um die Taille des Älteren, während er seinen Körper an dessen Rücken schmiegte und zufrieden die Augen schloss. „Danke,“ sagte er einfach leise, woraufhin Seto fragend eine Augenbraue hochzog, sich jedoch nicht umwandte. „Wofür?“ fragte er statt dessen. „Du weißt schon, wofür,“ erwiderte Atemu und blickte lächelnd hinauf in Setos Gesicht, als sich dieser doch noch zu ihm umdrehte. „Für Alles.“ Dann stellte er sich auf die Zehenspitzen und drückte dem Blauäugigen einen Kuss auf die Lippen. Shadi, ein glatzköpfiger junger Mann, gehörte ebenfalls zu den Escorpión negro. Nur war er bei der Polizei nicht sonderlich bekannt, da er zum einem die Kette mit dem Skorpion selten trug und zum anderen im Untergrund arbeitete. Denn eigentlich arbeitete er in einer Touristeninformation, die Postkarten, Stadtpläne, Schlüsselanhänger, T-Shirts und ähnliches verkaufte und spielte des Öfteren den Fremdenführer. Zudem lebte er mit seiner Freundin in einer gemütlichen Wohnung direkt im Zentrum der Stadt, ging Sonntags in die Kirche und führte morgens, mittags und abends seine beiden Hunde aus. Und wer würde schon vermuten, dass sich dieser Mann in sämtliche Computer einhackte, um den Escorpión negro auf diesen Weg ihren Hauptanteil an Informationen zu beschaffen? Niemand! Doch leider tat Shadi genau das! Eine seiner Hauptadressen war da natürlich das Polizeipräsidium und....das Tagebuch von Mai Valentine-Kaiba, doch das suchte er eher aus privatem Interesse auf, um sich ein wenig zu amüsieren. Was Frauen so alles schriftlich verfassten....wirklich zum Schreien! Momentan war Shadi allerdings weniger zum Schreien zu Mute, als blöd aus der Wäsche zu gucken, denn vor ihm stand jemand, von dem seit Stunden in den Nachrichten zu hören war, dass man ihn endlich eingebunkert hatte! Hastig schüttelte er den Kopf und kniff die Augen fest zusammen, um sicher zu gehen, ob das Halbdunkeln im Treppenhaus ihm auch keinen Streich spielte, doch dem war anscheinend nicht so. Vor ihm stand Bakura – eindeutig zu erkennen, denn diesen weißen Wuschelkopf zusammen mit der länglichen Narbe unter dem rechten Auge gab es nur einmal! „Wie...was....wieso...?“ brachte der Kahlrasierte nur hervor, während sein Gegenüber ihn nur barsch zurück in die Wohnung schob und die Tür zuzog. „Frag nicht, ich weiß es selber nicht,“ sagte Bakura nur knapp und marschierte direkt ins Wohnzimmer, wo er sich in einen der schon etwas speckigen und von Hundepfoten zerkratzten Ledersesseln fallen ließ. „Du musst Otes für mich ausfindig machen.“ „Momentchen mal!“ wand Shadi ein, der noch immer zu verdauen hatte, dass Bakura, der mit seinem Strafregister doch sicherlich zu einer der meistbewachten Gefängnisinsassen zählen müsste, hier quicklebendig in seinem Wohnzimmer hockte, die Beine übereinander schlug und mit dem Fuß ungeduldig auf und ab wippte. „Du bist hier? Und nicht im Gefängnis? Bist du ausgebrochen??“ entsetzt starrte er den Weißhaarigen an, der daraufhin mit den Augen rollte. „Bin ich nicht. Mit Erlaubnis des Polizeipräsidenten wurde ich freigelassen. Und entweder stecken die Escorpión dahinter, was ich nicht glaube, da sie im Moment genügend eigene Probleme haben, oder Otes. Ich weiß, dass er hier noch irgendwo in der Stadt ist, wahrscheinlich hat er sich in irgendeinem Hotel ein Zimmer gemietet, also check mal deren Reservierungen durch. Oh, und fang am besten mit den teuren und luxuriösen an, dass würde nämlich wunderbar zu ihm passen.“ „O-ok,“ sagte Shadi daraufhin nur, da er noch immer etwas überfordert mit dieser Situation war. Jedoch hockte er sich brav vor seinem Computer und begann damit sich in die Rechner der Hotels zu hacken. Es waren vielleicht gerade mal fünf Minuten vergangen, als es erneut an der Tür klingelte und Bakura zog überrascht eine Augenbraue nach oben. „Ist dein Sahneschnittchen etwa schon wieder zurück?“ fragte er und spielte damit auf Shadis Freundin an, welcher auch sogleich puterrot anlief. „Eigentlich nicht,“ erwiderte er und stand auf, um zur Tür zu gehen. „Und nenn sie nicht immer Sahneschnittchen,“ fügte er etwas leiser hinzu. „Warum? Ist sie etwa nicht dein Sahneschnittchen? Wie nennst du sie denn dann?“ fragte er neugierig und wand den Kopf in Richtung Flur, in welchem der Skorpion soeben verschwunden war. „Das werde ich dir ganz sicher nicht sagen, sonst weiß es hinterher jeder!“ Bakura wollte schon etwas auf diese unbegründete Anschuldigung erwidern, als er hörte, wie die Tür geöffnet wurde und daher mal lieber still war, denn wer wusste schließlich, wer da draußen stand und ob es sich Señor Horkins nicht noch mal anders überlegt hatte. Wobei....woher sollte der wissen, wo er war? Bakura schüttelte über sich selbst den Kopf. Er wurde doch jetzt nicht paranoid, oder? Statt dessen lauschte er nun dem Gespräch auf dem Flur. „Hey Shadi, ich brauche eine kleine Information von dir.“ Sofort sprang Bakura aus dem Sessel auf, als er Tristans Stimme erkannte und stürmte zur Tür. „Bakura??“ fragte der Braunhaarige ungläubig, als er seinen Mitskorpion erblickte. „Jepp, ich wollte es auch nicht glauben,“ gab Shadi seinen Senf hinzu und verschloss die Wohnungstür wieder, nachdem auch Tristan hinein getreten war. „Aber...ich meine wie....?“ ungläubig schüttelte Tristan den Kopf. „Seto sagte doch er hätte es nicht geschafft dich freizukaufen.“ Nun war es an Bakura überrascht dreinzublicken. „Otes hat mich nicht da rausgeholt?“ fragte er und runzelte nachdenklich die Stirn, als Tristan den Kopf schüttelte. „Wo ist er denn jetzt?“ „Im Hotel la ciudad blanco. Da fällt mir ein, du weißt nicht zufällig, wo Yami ist? Deswegen bin ich nämlich eigentlich hier.“ Der Weißhaarige schüttelte daraufhin den Kopf. „Sie haben mich erst im Gefängnis abgeliefert, bevor sie mit ihm weitergefahren sind.“ „Shadi?“ der Braunhaarige wandte sich nun an den Kahlköpfigen, welcher nur wortlos nickte und sich dann wieder seinem Computer zuwandte. Sicherlich war in den Polizeiberichten oder deren Telefonaufzeichnungen irgendein Hinweis zu finden. Stöhnen hallte durch den Raum, schien von den Wänden zurückzuprallen und wie ein Echo in Yamis Kopf widerzuhallen. Eine schlanke Hand lag auf seinem Hinterkopf, krallte sich fast schon schmerzhaft in die schwarzen Haare und drückte den Kopf so tiefer in den Schoß ihres Besitzers. Die violetten Augen waren geschlossen, so als wollte sie dadurch verhindern, dass die Tränen ihren Weg über die Wangen fanden. Warum ihm so zum Weinen zu Mute war wusste Yami selbst nicht. Oft genug hatte er getan, was er jetzt auch tat und nie hatte er den Drang gehabt zu weinen, oder zumindest nicht so stark, wie in diesem Moment. Doch damals hatte sein Körper wenigstens noch ihm selbst gehört, während er ihn nun einfach verkauft hatte – an einen perversen Lüstling, dessen lustvolle Stimme ihm Alpträume bereitete. Ein lauter Schrei und heiße Flüssigkeit breitete sich in Yamis Mund aus, welche ihn kurz würgen ließ, ehe er sie angewidert schluckte. Endlich löste man die Hand aus seinen Haaren und hastig zog er den Kopf zurück, wischte sich angewidert über den Mund und hatte das Bedürfnis ins Bad zu rennen und sich dort zu übergeben. Kurz schluchzte Yami auf und biss sich auf die Hand, um weitere Schluchzer zu unterdrücken, denn er wollte vor seinem Freier keine Schwäche zeigen. Seth hatte sein Wort gehalten und veranlasst, dass Bakura freigelassen wurde. Nun musste auch Yami seinen Teil der Abmachung einhalten und immer brav zur Verfügung stehen, wenn es dem werten Herrn danach stand seinem kleinen Prinzen etwas Gutes zu tun. „Hmmm, deine Zunge ist noch immer talentiert,“ seufzte der Braunhaarige und schloss seine Hose, ehe er von seinem Sessel aufstand und sich auf den Weg ins Badezimmer machte. „Ich werde mich nun duschen und du wirst mir dabei helfen.“ Befahl er und warf Yami einen warnenden Blick zu, damit dieser es nicht wagte, zu widersprechen. Doch der Violettäugige nickte nur schwach, ehe er vom Boden aufstand und Seth mit gesenktem Blick folgte. Immer wieder fuhr er sich mit dem Handrücken über die Augen und versuchte so die Tränen dort zu behalten, wo sie hingehörten. Yami hatte beschlossen Bakura zwei Tage zu geben, denn wenn er ihm etwas bedeutete würde er sich sicherlich nicht sehr viel länger Zeit lassen. Und wenn er nicht kam, dann.... Seine Hand wanderte reflexartig zu dem Anhänger an seinem Hals und kurz schloss er seine Augen. /Ich werde nicht bei Seth bleiben, niemals! Ich werde dort hingehen, wo ich auch als Schatten frei sein kann..../ Kapitel 28: The call of liberty ------------------------------- So, meine lieben Leser, Ich hab es endlich mal geschafft wieder ein neues Kapitel hochzuladen. Ich hoffe doch, ihr seid mit dem Ende dieses Kapitels zufrieden. Und wenn ihr fertig mit Lesen seit, dann seid doch so nett und kommentiert das Fanart von HerzAs Link: http://animexx.onlinewelten.com/fanarts/output/?fa=1370264&sort=thema&sort_def=1226 Und nun viel Spaß beim Lesen! 27. The call of liberty Atemu hatte sich mit Ryou und Kura an den kleinen Holztisch ihres Hotelzimmers gesetzt und versuchte den beiden gerade MauMau beizubringen, während Seto am Hörer des Zimmertelefons hing, welches vor wenigen Minuten zu klingeln begonnen hatte. „....wenn du aber auch eine Sieben hast, dann...“ Atemu hielt in seinen Erklärungen inne. Er wusste nicht warum, doch er wollte wissen, um was es bei dem Gespräch ging. Setos Stimme zu Folge schien es ziemlich wichtig zu sein. „Ati?“ der Angesprochene zuckte zusammen und blickte Ryou fragend an. „Was?“ „Was passiert denn nun, wenn ich auch eine Sieben hätte?“ wollte der Weißhaarige wissen. „Dann muss Kura vier Karten ziehen. So, dann gibt es noch die Acht. Wenn du die spielst, dann müsste ich aussetzen...“ Seto beobachtete seinen Geliebten bei dessen Tun, während er gleichzeitig immer wieder nickte und bejahte. Mit einem ‚wir kommen’ beendete er das Telefonat schließlich und ging zu der kleinen Gruppe herüber, wo er dem Schwarzhaarigen eine Hand auf die Schulter legte. „Atemu? Wir müssen los. Sie haben Yami gefunden.“ Sofort sprang der Jüngere von seinem Stuhl auf. „Wirklich? Wo ist er?“ „Bei meinem Cousin. Komm, beeilen wir uns.“ Er ergriff Atemus Handgelenk und zog diesen mit sich. Der Violettäugige machte auch erst einen Schritt nach vorne, hielt dann jedoch inne. „Warte,“ bat er und blickte zum Bett herüber. „Ich kann sie doch nicht einfach allein hier lassen. Vor allem Yugi nicht! Er hat doch noch Fieber!“ wand er ein und Seto wollte schon den Mund öffnen, um etwas zu sagen, als Kura ihm zuvorkam. „Ich kann auf die beiden aufpassen,“ sagte er und Seto musterte ihn kritisch. Wieso nur bekam Kura auf einmal alles, was um ihn herum gesagt wurde, mit? Sagte Atemu nicht, dass er sich nie sonderlich Mühe gab Worte zu verstehen? Der Junge wurde ihm irgendwie unheimlich. „Und wenn uns jemand was will, dann rufe ich um Hilfe, damit Spiderman uns rettet.“ Atemu öffnete den Mund um etwas zu sagen, schloss ihn dann jedoch wieder. Kura erklären, dass das was der Fernseher zeigte nicht real war und es ganz sicher keinen Spiderman gab, konnte er auch noch später, wenn sie alle in Sicherheit waren. Ach ja und aufklären musste er die drei dann auch noch, war ja schließlich auch Setos Wunsch. Zu diesem wandte er sich nun auch wieder um. „Gehen wir. Pass gut auf sie auf Kura!“ rief er dem Weißhaarigen noch zu und ließ sich dann von Seto aus dem Zimmer ziehen. Vor dem Hoteleingang hielt der Braunhaarige ein Taxi an und ordnete dem Fahrer an sie so schnell wie möglich zum Restaurant La Noche zu fahren. „Wartet dein Cousin in dem Restaurant auf dich?“ fragte Atemu und legte den Kopf schief. „Nein,“ lautete Setos knappe Antwort. „Dort treffen wir Bakura und Tristan.“ „Warum? Wieso gehen wir nicht direkt zu deinem Cousin und sagen ihm, dass Yami zu uns gehört?“ „Weil das Ganze nicht so einfach ist,“ erwiderte der Braunhaarige und musste über Atemus Worte belustigt den Kopf schütteln. Er hatte ja keine Ahnung, wie er zu seinem Cousin stand. Und das Yami ein Stricher war und Seth beglücken musste wusste er auch nicht. Besser, wenn er es auch noch nicht erfuhr. Als der Schwarzhaarige ihn noch immer fragend anblickte wurde er mit einem Seufzen ein wenig ausführlicher. „Mein Cousin und ich, wir haben kein sonderlich gutes Verhältnis zueinander und deshalb würde er Yami uns nicht einfach so übergeben. Dazu kommt, dass uns auch der Rest meiner Familie nicht unterstützen würde, vor allem nicht nach dem, was mit Mais Opal passiert ist.“ Eindringlich blickte er Atemu an, der daraufhin beschämt den Blick senkte. „Denk jetzt nicht von mir, dass ich ein Dieb bin. Ich hab nur...“ er brach ab, als Seto sein Gesicht so sich zog. „Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen,“ sagte er und küsste Atemu dann. Ungeduldig trommelte Bakura mit den Fingern auf das Holz der Tischplatte und fixierte seit ihrer Ankunft im Restaurant die Eingangstür. Wo blieb Seto denn nun so lange? Sie mussten sich doch beeilen und Yami so schnell wie möglich von Seth befreien. Was dieser in der Zwischenzeit alles mit dem hübschen Schwarzhaarigen anstellte wollte Bakura lieber gar nicht wissen. Tristan, der ihm gegenüber saß, war da um einiges ruhiger. Was ja auch nicht sonderlich verwundernd war, denn immerhin fand er nichts an Yami und war eigentlich nur hier, um seine Hilfe anzubieten. „Der Kleine scheint dir ja ganz schön den Kopf verdreht zu haben,“ bemerkte er und nahm einen Schluck aus seinem Glas. Fragend löste Bakura daraufhin seinen Blick vom Eingang und richtete ihn stattdessen auf seinen Freund. „Wie kommst du darauf?“ „Sonst bist du viel ruhiger, was Missionen betrifft, selbst wenn es dabei um Freunde geht. Außerdem darf ich dich daran erinnern, dass du dich betrunken hast, nachdem er dir eine Abfuhr erteilt hatte.“ Der Weißhaarige nuschelte daraufhin etwas Unverständliches und blickte wieder zur Tür. „Er wollte wissen, wer ich bin,“ sagte er nach einer Weile des Schweigens. „Und wenn man bedenkt, was ich von ihm will ist sein Wunsch gerechtfertigt.“ „Was willst du damit sagen, Bakura?“ wollte Tristan wissen und suchte Augenkontakt mit dem Älteren, welchen dieser ihm jedoch verwehrte. „Glaubst du er würde sich auf mich einlassen, wenn er es wüsste?“ Der Braunhaarige verdrehte die Augen. „Wenn ich deine Vergangenheit kennen würde könnte ich dir sicherlich eine Antwort darauf geben.“ Verwundert wandte Bakura ihm nun wieder seinen Blick zu, ehe es ihm einfiel. Natürlich kannte Tristan seine Vergangenheit nicht. Er hatte zu dem Zeitpunkt noch gar nicht zu den Escorpión negro gehört und da Bakura es ihm nie erzählt hatte konnte dieser es auch gar nicht wissen. Ein ‚Da sind sie’ seitens Tristan ließ Bakura erneut den Kopf Richtung Tür wenden und seine Augen weiteten sich, als sein Blick auf die Begleitung Setos fiel. Der junge Mann sah aus wie Yami! Aber saß dieser nicht bei Seth fest? Oder war Seto ihnen einfach zuvorgekommen? Obwohl er nicht wirklich eine Möglichkeit dazu hatte seinem Cousin dessen Stricher abzuluchsen? Nein, das konnte nicht sein. Außerdem...schien es sich auch gar nicht um Yami zu handeln, wie Bakura feststellte, als der Schwarzhaarige näher kam. Seine Haut war um einige Töne dunkler, als die Yamis und seine Gestik und Mimik war ebenfalls nicht dieselbe. Der Blick war viel sanfter und melancholischer, als der Yamis. „Wer ist das Otes?“ wollte Bakura auch sogleich wissen, kaum dass der Braunhaarige und seine Begleitung den Tisch erreicht hatten. „Mein Name ist Atemu,“ stellte der Schwarzhaarige sich selbst vor und hielt Bakura seine Hand zum Gruß entgegen, die dieser auch ergriff und schüttelte. „Bist du mit Yami verwandt?“ fragte Bakura, woraufhin Atemu erst zögerte, ehe er ein ‚Gewissermaßen’ hervorbrachte. Fragend blickte der Ältere ihn an, beließ es jedoch erst mal dabei. Die genauen Familienverhältnisse konnten sie auch noch hinterher klären, wenn Yami in Sicherheit war. „Also?“ begann Seto schließlich, nachdem er an dem Tisch platz genommen hatte. „Habt ihr schon einen Plan, wie wir Seth dazu kriegen Yami laufen zu lassen?“ „Allerdings,“ sagte Bakura sogleich und in seine Augen trat ein hinterhältiges Leuchten. „Es ist sogar ein Weg, mit dessen Hilfe deine Familie dir glauben wird, dass Seth für den Tod deines Bruders verantwortlich ist.“ Er legte eine künstlerische Pause ein, um die Spannung zu erhöhen und ignorierte dabei den genervten Blick aus den blauen Augen, ehe er fortfuhr. „Ich hab mir das so gedacht. Wir nehmen Mariku mit zu Seth und drohen ihm, dass dieser die ganze Geschichte mit den Unfällen deiner Eltern und deinem Bruder ans Licht bringen wird, wenn er Yami nicht gehen lässt. Mariku hat ihm nämlich auch schon bei dem Mord an deinem Vater geholfen.“ Als Seto das hörte ballte er die Hände zu Fäusten. Was für ein Feigling! Er hatte es nicht mal fertig gebracht sie eigenhändig umzubringen! Nein, er hatte jemanden damit beauftragt die Schmutzarbeit für ihn zu machen!! „Warum sollte Mariku gegen ihn aussagen?“ verlangte Seto zu wissen. „Was habt ihr ihm dafür versprochen? Die Freiheit??“ der Gedanke, dass der Mörder seiner Familie frei kam, dafür dass er ihnen half Yami zu befreien gefiel ihm ganz und gar nicht! Wenn es nach ihm ginge würde er dem Mann am liebsten die Gurgel umdrehen. Und das merkwürdige Grinsen, welches Bakura nun aufsetzte gefiel ihm noch weniger. „Nun, wir haben ihm zwar gesagt, dass dem so sein wird, aber denk doch mal nach. Wenn er vor Gericht aussagt wird er sogleich mit verurteilt, da er der Mörder war. Also mach dir um ihn keine Sorgen, oder willst du etwa wegen ihm selbst zu einem Mörder werden?“ Seto blickte den Weißhaarigen daraufhin fest in die Augen. Ja, er würde diesen Bastard am liebsten für das was er getan hatte umbringen und Seth gleich mit, weil dieser ihn dazu angestachelt hatte! Er zuckte zusammen, als sich eine Hand auf die seine legte und er wandte den Kopf, um festzustellen, dass es Atemus war. „Nichts rechtfertigt einen Mord, auch keine Rache,“ sagte der Schwarzhaarige leise. „Außerdem wäre der Tod deiner Familie zwar dann gerächt, aber lebendig würden sie davon nicht werden. Und hätte dein Bruder gewollt, dass du seinetwegen zu einem Mörder wirst?“ „Nein...das hätte sie nicht gewollt,“ nuschelte Bakura anstatt Seto vor sich hin und alle Blicke wandten sich nun ihm zu, doch dieser schien davon überhaupt nichts zu bemerken, sondern hing seinen eigenen Gedanken nach. Amane hatte nie gewollt, dass er das wurde, was einst sein Vater war und auch nicht, dass er tötete, um ihren Tod zu rächen. Doch selbst hatte sie dies getan. Sie hatte den Tod ihrer Eltern gerächt, verbot ihrem jüngeren Bruder jedoch dies ebenfalls zu tun. Irgendwie war das doch alles ziemlich widersprüchlich. Bakura lachte kurz auf und schüttelte den Kopf. Verwirrt blinzelte er in die Runde, als er bemerkte, dass die anderen ihn anstarrten. „Was ist?“ fragte er, woraufhin Seto sich räusperte. „Wie auch immer...,“ begann er, ohne auf Bakuras Frage einzugehen. „Jedenfalls gibt es da einen Punkt in deinem Plan, der mir noch unklar ist. Du sagtest, meine Familie würde mir glauben, dass Seth meine Eltern wirklich umgebracht hat, aber wie sollen sie das glauben, wenn Mariku nicht vor Gericht aussagt, weil Seth Yami gehen lässt?“ „Otes....,“ sagte Bakura ruhig. „Seit wann halten sich die Skorpione an irgendwelche Abmachungen? Wir mögen Mariku zwar die Freiheit versprochen haben, aber da er deinen Bruder ermordet hat gehört er dir und du kannst mit ihm machen was du willst. Und bevor du wieder mordlustige Gedanken kriegst, lass mich dir einen Vorschlag machen. Zerr Mariku und Seth vor Gericht wegen des Mordes. Mariku würde lieber alles zugeben und lebenslang ins Gefängnis gehen, als unsere Art von Foltermethoden in Kauf zu nehmen.“ Bakura zwinkerte seinem Gegenüber zu und grinste. „Und falls Anstachelung zum Mord nicht ausreicht, um auch Seth hinter Schloss und Riegel zu bringen, dann wäre der Polizeipräsident dir sicher sehr verbunden, wenn er aussagen dürfte – und die Telefonaufzeichnungen werden es belegen – dass Seth ihn erpresst hat. Deshalb wurde auch unser Viertel attackiert. So...alles klar so weit?“ Seto schwieg einen Moment, während er sich Bakuras Worte noch einmal durch den Kopf gehen ließ. Wenn alles klappte, dann war Yami frei, seine Familie sah ein, dass sie einen Fehler begangen hatte ihm nicht zu glauben und Seth und Mariku saßen im Gefängnis. Zwar war das nicht ganz das, was er sich für die beiden wünschte, aber immer noch besser, als sie frei rumlaufen zu lassen. Und Atemu hatte recht. Selbst zum Mörder zu werden machte seine Eltern und seinen Bruder nicht mehr lebendig. Sie wären gerächt, dass schon, doch niemanden nützte es. So hatte er wenigstens die Chance dabei zuzusehen, wie die Schweine hinter den Schwedischen Gardinen langsam vor sich hin vegetierten. „Also gut,“ sagte der Blauäugige schließlich und erhob sich von seinem Platz. „Holen wir Mariku und fahren dann zu meinem Cousin.“ Seth Kaiba saß nichts ahnend in seinem Zimmer und beschäftigte sich mal nicht mit Yami, sondern arbeitete. Immerhin lag es als Familienoberhaupt bei ihm den Großteil ihrer Agavenwirtschaft, Tequilaproduktion und –vermarktung zu managen. Außerdem wollte er sein neues Spielzeug doch nicht kaputt machen, nur weil er es zu oft beansprucht hatte. Das wäre ja nun wirklich zu schade. Das so genannte Spielzeug war, seit es mit Seth Duschen musste, nicht mehr aus dem Bad gekommen. Stattdessen hockte Yami auf den kalten Fliesen und hatte den Rücken an die Wand gelehnt. Sein Unterleib war taub vor Schmerz und obwohl er sich bereits mehrmals über der Toilette übergeben hatte war ihm noch immer schlecht. Irgendwann musste der Magen doch mal leer sein. Jedoch war es ihm lieber, wenn es jetzt passierte, wo er allein war, als wenn Seth es mitbekam und auch noch meinte ihn für seinen Zustand bestrafen zu müssen. Doch wenigstens schienen die Tränen diesmal auszubleiben, wenn dafür sein Körper unentwegt zitterte. Erschöpft vom Übergeben ließ Yami sich einfach zur Seite auf die Badematte fallen und zog die Beine eng an den Körper, ehe er die Arme um sie schlang und begann sich vor und zurück zu wiegen. Er durfte jetzt einfach nicht aufgeben, auch wenn es ihm mehr als mies ging. Er musste durchhalten, bis Bakura ihn hier rausholte....falls er es denn auch tat. Was, wenn Bakura doch nur seinen Körper wollte? Wenn er ihn nichts bedeutete und nicht nach ihm suchte? Die Amethyste hefteten sich auf den kleinen Schrank über den Waschbecken. Yami wusste, dass Seth dort seine Rasierklingen aufbewahrte. Wie leicht es doch wäre sie zu nehmen und sich damit die Pulsadern aufzuschneiden...warum hatte er es eigentlich nicht schon längst getan? Die Schmerzen konnten ja wohl kaum größer sein, als die welche momentan durch seinen Körper jagten. Und könnte der Tod schlimmer sein, als das was er bisher erlebt hatte? Hastig schüttelte Yami den Kopf und verpasste sich selbst eine Ohrfeige. Wieso kam er ausgerechnet jetzt auf solche Gedanken? Hatte er sich nicht selbst geschworen nie wieder daran zu denken sein Leben zu beenden? Hatte er nicht kämpfen wollen und das um jeden Preis? /Aber was, wenn Bakura nicht kommt? Und wenn Seto nie erfährt, dass ich bei seinem Cousin bin? Wenn Seth genauso gut darauf achtet, dass ich ihm nicht entwische, wie Mariku es getan hat?/ Er kam nicht mehr dazu seine Gedanken weiter auszuführen, denn das Aufreißen der Tür ließ ihn erschrocken herumfahren. Doch zu seiner Verwunderung war es nicht Seth, der das Bad betrat, sondern einer der Angestellten, der den Stricher nun mit missbilligenden und angewiderten Gesicht betrachtete. „Mitkommen,“ blaffte er und drehte sich um, um den Raum wieder zu verlassen. Langsam stand Yami vom Boden auf, ehe er dem Mann folgte. Wo war Seth hin? Hatte er den Angestellten geschickt, um ihn zu holen? Wollte er sich etwa schon wieder an seinem Körper gütlich tun? In einer Schutzreaktion schlang der Schwarzhaarige die Arme um seinen Oberkörper und versuchte das erneut aufkommende Zittern zu unterdrücken. Auch, wenn er sich geschworen hatte zu kämpfen, früher oder später würde zumindest sein Körper das nicht mehr mitmachen. Völlig in seinen Gedanken versunken nahm Yami nicht mehr wirklich war, wo lang er ging, sondern folgte dem Angestellten eher unterbewusst und blieb stehen, als auch dieser anhielt. „Yami!“ eine freudige Stimme und Arme die sich kurz darauf um ihn schlangen, gefolgt von einem Körper, der sich an ihn presste. „Gott sei Dank, es geht dir gut!“ Er blinzelte. Gut gehen? Es ging ihm gerade sicherlich alles andere, als gut. Er runzelte die Stirn. Wer sprach da überhaupt mit ihm und wer hielt ihn da im Klammergriff? Seth war es ganz sicher nicht! Andere Stimmen mischten sich nun unter die erste und riefen ebenfalls nach ihm, doch ihr Sinn drang nicht zu Yami durch. Die Amethyste suchten langsam ihre Umgebung ab. Er stand im Salon und um ihn herum waren Menschen. Menschen, die er kannte. Rechts von ihm standen Seto und Tristan, links Bakura, der ihm vor kurzem die Hand auf die Schulter gelegt hatte und an seinen Hüften hing Atemu. Sie alle blickten ihn besorgt an, da er auf ihre Fragen nicht antwortete und sich auch sonst nicht rührte. Bakura schüttelte ihn sogar leicht. Doch Yami zeigte noch immer keinerlei Reaktion. Dieses Bild, dass sich vor seinen Augen abspielte konnte nicht echt sein. Wenn einer von ihnen hier gewesen wäre, Bakura zum Beispiel, dann vielleicht, aber sie alle? Und dann auch noch....der Schwarzhaarige zuckte zusammen, als er ihn erkannte. Er hatte ihn anfangs nicht gesehen, da er abseits auf einem der Sofas saß. Mariku! Und das war nun wirklich etwas, was an Unmöglichkeit grenzte. Warum sollten ihn seine Freunde zusammen mit seinem Zuhälter retten kommen?? Das war doch Schwachsinn! Sicherlich träumte er oder litt bereits an Warnvorstellungen. Wahrscheinlich wachte er jeden Moment auf und fand sich auf dem Boden des Badezimmers, oder seinetwegen auch in Seths Bett wieder. Doch zu seiner Verwunderung wachte er nicht auf. Die Stimmen der Personen um ihn herum, die sich immer mehr mit Sorge füllten hallten in seinem Kopf wieder, zwar noch immer unverständlich, doch er hörte sie. Atemus Klammergriff schmerzte fast schon ein wenig, aber wie konnte etwas schmerzen, was eine Illusion war? Oder spielte sein Kopf ihm einfach nur passende Bilder zu dem vor, was Seth mit ihm tat? Hing dieser gerade etwa an seinen Hüften? Schmerzte es, weil dieser bereits wieder in ihm war? Und nun war Yami doch zum Heulen zu Mute. Wurde er etwa verrückt? War sein Kopf schon so krank, dass er ihm falsche Bilder vorspielte? Jemand rüttelte ihn an den Schultern, rief immer wieder seinen Namen. Der Schwarzhaarige wollte, dass sie aufhörten. Wollte die Hände weg schlagen und sich die Ohren zu halten, um diese Illusion endlich fortzujagen. Doch er konnte sich einfach nicht rühren. Hände krallten sich fast schon schmerzhaft in seine Schultern, schüttelte ihn weiterhin. Immer wieder vor und zurück. Doch wie konnte das sein? Waren Seths Hände nicht noch immer an seinen Hüften? Deutlich spürte Yami ihren Druck, doch wie konnten sie dann gleichzeitig an seinen Schultern sein? War es denn etwa doch keine Illusion? Waren sie wirklich alle hier? Unauffällig kniff er sich selbst ins Bein. Der Schmerz war spürbar, also träumte er nicht? Und sollte etwa auch nicht unter Wahnvorstellungen leiden? Immer weiter drang die Wahrheit in sein Unterbewusstsein vor und Yami ließ den Tränen freien Lauf. Sie waren hier. Sie waren alle hier. Atemu, Seto und Bakura! Sie hatten ihn nicht hängengelassen... Seine Knie fühlten sich mit einem Mal butterweich an und gaben unter seinem Gewicht einfach nach. Starke Arme schlangen sich sofort um ihn, hinderten ihn so am Fall. Das Gefühl kam ihm bekannt vor, als ob ihn diese Arme schon einmal gehalten hätten. Ebenso, wie der Geruch, den ihr Besitzer ausströmte. Bakura. „Warum?“ seine Stimme war so leise, dass sie in den Bitten der Anderen doch endlich was zu sagen unterging. „Warum seit ihr erst jetzt gekommen?“ fragte er nun etwas lauter und fixierte dabei in erster Linie Bakura, da dieser ihm im Moment am nächsten war. „Wieso hat das so lange gedauert??“ er krallte sich in das Hemd des Weißhaarigen. Yami wollte eine Antwort haben, warum sie ihn so hatten leiden lassen. „Wir wussten nicht, wo du warst,“ erklärte Seto an Bakuras Stelle. „Ich dachte du wärst mit Bakura ins Gefängnis gebracht worden und ich hatte nicht vermutet, dass Seths Interesse an dir so groß war...“ Schweigen. Schweigen, welches Yami nutzte um seine Situation besser zu begreifen. Es war wirklich wahr. Sie waren hier, um ihm zu helfen. Atemu hasste ihn also doch nicht und auch Bakura schien er nicht völlig egal zu sein. Und das Wichtigste war: Er war frei! Frei Das Wort das ihm zuvor immer so fern gewesen war schien nun zum Greifen nahe. Yami löste die Hand aus Bakuras Hemd und legte sie stattdessen um den Anhänger an seinem Hals. Ein kleines müdes Lächeln erschien auf seinen Lippen und er blickte zu Atemu herüber, welcher das Lächeln erwiderte und nickte. „Ja,“ sagte er und legte die Hand ebenfalls auf seinen Anhänger. „Wir sind jetzt alle frei.“ Kapitel 29: Confusing feelings ------------------------------ So ihr Lieben, das ist nun das vorletzte Kapitel. Eigentlich sollte das hier schon das Letzte sein. Ein kurzer Epilog zum Abschluss. Aber wie ihr beim letzten Kappi wahrscheinlich schon gemerkt bin ich gerade in einer „Gefühlsbeschreibenden-Phase“. Ich hoffe doch es ist nicht schlimm, dass von Seto und Atemu jetzt so wenig kommt. Wenn ich mal bedenke, dass es eigentlich mein Hauptpairing hätte sein sollen, dann sind Baku und Yami ziemlich in den Vordergrund getreten. Ich glaub der Kapiteltitel ist grammatikalisch nicht korrekt. Wer gut englisch kann, der darf mich dann aufklären. Und nun viel Spaß beim Lesen! 28. Confusing feelings Es war so warm. So angenehm warm. Ein wohliges Seufzen verließ Yamis Lippen und er kuschelte sich tiefer in die dicken Kissen, ehe er langsam die Augen aufschlug. Es war ein unglaubliches Gefühl morgens allein aufzuwachen und zu wissen, dass kein Freier neben ihn lag, dass er tun konnte, was er wollte! Er hatte sogar relativ gut geschlafen, wenn man davon absah, dass sein alter Beruf ihn immer wieder in seinen Träumen heimsuchte und der Schmerz in seinen Unterleib ihn an all das erinnerte, was er hatte tun müssen. Doch die Schmerzen würden vergehen, ebenso wie die Erinnerungen verblassen würden. Für Yami würde ein neues Leben beginnen. Mit einem Lächeln auf den Lippen streckte er sich und drehte sich auf die andere Seite, wo ein Mann lag und ihn ansah. Der Oberkörper des Schwarzhaarigen schoss in die Höhe und entsetzt starrte er den Mann an. Hatte er etwa doch nur geträumt? „Hey, ich bin’s doch nur.“ „B-bakura?“ verwirrt blinzelte Yami und erkannte nach dem ersten Schreck den Weißhaarigen wieder. Dunkel erinnerte er sich daran, dass man ausgemacht hatte, dass er zusammen mit Bakura das Zimmer neben den von Seto und Atemu beziehen würden. Warum dem so war und wieso er nicht einfach mit bei Atemu hatte schlafen können wusste Yami nicht mehr. Gestern war einfach zu viel passiert, als dass er sich an alle Einzelheiten erinnern konnte. „Hab ich dich erschreckt?“ fragte Bakura nun. Er hatte sich auf dem Unterarm abgestützt und streckte die noch freie Hand nach Yami aus, welcher sofort zurückzuckte und den Weißhaarigen scheu anstarrte. Doch Bakura zog die Hand nicht zurück, sondern ließ sie in der Luft schweben. „Ich tu dir nichts, Yami,“ sagte er sanft und fixierte die Amethyste seines Gegenübers, der dem Blick auswich und ihn stattdessen auf die immer näher kommende Hand richtete. Die Haut war von der Sonne gebräunt, was sich durch den weißen Hotelschlafanzug, welchen auch Yami trug, besonders abhob. Er zuckte zusammen, als die Hand auf der seinen zu liegen kam, zog sie jedoch nicht zurück. Bakuras Hand war groß und warm und obwohl wie gewöhnlich der Ekel in dem Schwarzhaarigen hoch kroch war da auch ein angenehmes Kribbeln. Die Berührung des Weißhaarigen war ganz sanft und bot Yami die Wahl seine Hand zurückzuziehen, wenn er es denn gewollt hätte. Es war so anders, als die Berührungen die er von seinen Freiern kannte: Grob und besitzergreifend. „Siehst du? Ich tu dir nicht weh,“ sagte Bakura leise und zog seine Hand wieder zurück, woraufhin Yami unweigerlich erleichtert ausatmete und der Weißhaarige kurz lachte. „Ich will dir nichts böses tun, Yami. Sonst hätte ich es längst getan.“ Er setzte sich auf und streckte sich ausgiebig. „Komm, machen wir uns fertig, sonst gibt’s kein Frühstück mehr.“ Damit verschwand Bakura im Bad und ließ einen verwirrte Yami zurück, der sich wie in Trance über den Handrücken strich, auf den soeben noch die Hand des Skorpions gelegen hatte. Wieso nur fühlte es sich....gut an und rief gleichzeitig den Ekel hervor? Hastig schüttelte Yami den Kopf, um nicht mehr daran zu denken und stand nun ebenfalls auf, um sich fertig zu machen. Nach dem Frühstück traf sich die Gruppe, bestehend aus Bakura, Seto, Yami, Atemu, Yugi, Ryou und Kura im Zimmer Setos um endlich alles aufzuklären. Atemu berichtete, wie sie von Dartz geflohen waren und schließlich Yami gefunden hatten und Yami erzählte, mit gesenktem Blick, wie es dazu kam, dass Bakura aus dem Gefängnis frei gekommen war. Er schämte sich dafür seinen Körper an einen Mann verkauft zu haben und wagte es niemanden in die Augen zu sehen. „Dann verdanke ich meine Freiheit also dir,“ sagte Bakura schließlich, woraufhin Yami nur nickte. Als sich plötzlich zwei Finger unter sein Kinn legten und so zwangen den Weißhaarigen wieder anzusehen zuckte er zusammen und erwiderte den Blick nur widerwillig. „Ich danke dir,“ sagte dieser und ließ Yamis Gesicht dann wieder los, welcher hastig wieder auf die Tischplatte starrte. „Yami...,“ es war Atemu, welcher den Namen nur leise flüsterte, doch war er sich sicher, dass der Angesprochene ihn verstanden hatte, obwohl er sich weigerte aufzusehen. So bedrückt hatte er seinen Klon noch nie gesehen. Doch sonderlich verwundern tat es ihn nicht. Immerhin hatte sein Ebenbild eine ganz Menge durchmachen müssen. Atemus Blick fiel auf Bakura, der Yami am nächsten saß und sich anscheinend sehr um diesen zu bemühen schien. Er hatte ihn auch gestern bis ins Hotel und aufs Zimmer getragen, da Yami einfach neben sich gestanden hatte. Wenn seinem Klon jemand helfen konnte, dann sicherlich er und wenn dieser Bakura sogar befreit hatte, dann schienen die beiden sich wohl sehr zu mögen, wenn sich Yami dafür Seth hingegeben hatte. Kein Wunder, dass er nun den Blick gesenkt hielt, wenn er sich dafür vor seinem Liebsten schämte. Glücklich darüber, dass Yami jemanden gefunden hatte, mit dem er zusammen leben konnte, lächelte Atemu fröhlich in sich hinein. Er konnte ja schließlich nicht wissen, wie es wirklich mit den beiden aussah. „Nachdem die Rettungsaktion soweit geklärt wäre hätte ich noch eine Sache zu klären,“ sagte Bakura und fixierte dabei Ryou und Kura. „Wer seit ihr beiden?“ nervös tauschten die Angesprochenen daraufhin Blicke mit Atemu, nicht sicher, was sie denn nun sagen sollten. Dieser seufzte daraufhin leise. „Du musst versprechen sie nicht zu hassen, zu töten oder ihn sonst irgendetwas anzutun, wenn du es weißt,“ verlangte Atemu und blickte Bakura dabei so warnend an, dass er einen überraschten Blick seitens Seto erntete. Solche drohenden Gesichtsausdrücke kannte er gar nicht von seinem Geliebten. Und passen taten sie zu ihm auch nicht, wie er fand. Zu Atemu gehörten sanfte Blicke. „Haben die beiden so was Schlimmes verbrochen?“ wollte Bakura wissen, doch auf Atemus Blick hin fügte er hastig ein ‚Schon gut, ich verspreche es’ hinzu. „Also, dieser Wissenschaftler, Dartz, vor dem wir geflohen sind,“ begann der Schwarzhaarige zu erklären, „Hat versucht Menschen zu klonen. Du hast doch eine Schwester, oder? Amane, wenn ich mich richtig erinnere.“ Bakuras Gesicht wurde aschfahl. Der Sessel schabte über den Boden, als der Weißhaarige aufsprang und um den Tisch herum ging. Fest blickte er Atemu in die Augen und fasste ihn an den Schultern. „Woher weißt du von ihr?“ fragte er. „Hat dieser Dartz sie umgebracht? Wo ist der Bastard??“ seine Hände krallten sich fest in die Schultern des Jüngeren, der abwehrend die Hände hob, während Seto sich nun ebenfalls von seinem Platz erhob. Auch wenn Bakura sozusagen sein Freund war, das gab ihm nicht das recht Atemu so anzufassen! Nein, er mochte es überhaupt nicht, wenn jemand grob mit seinem Liebling umsprang. „Bitte beruhig dich,“ bat Atemu leise und versuchte die Hände des Älteren von sich zu schieben. „Dartz ist krank, er weiß nicht wirklich mehr, was er tut,“ begann er zu erklären und fragte sich gleichzeitig, warum er den Wissenschaftler nun in Schutz nahm. „Als Amane auf sein Grundstück eindrang schleppte er sie in sein Labor und erschuf zwei Klone. Ryou und Kura sind Amanes Klone und ihr deshalb äußerlich so ähnlich.“ Bakura ließ von Atemu ab und sein Blick wanderte zwischen den beiden Weißhaarigen hin und her. Klone, die Klone seiner Schwester, die irgendein Geisteskranker auf dem Gewissen hatte. Er krampfte die Hände zu Fäusten und entspannte sie wieder, nicht sicher, wie er mit dieser Information und vor allem den Klonen umgehen sollte. „Wo ist dieser Dartz jetzt?“ fragte er dann schließlich ruhig. „Richtung Osten, außerhalb der Stadt. Ein eingezäuntes Haus,“ sagte Seto an Atemus Stelle. „Dartz müsste gefesselt im Ziegenstall hocken, falls es ihm in der Zwischenzeit nicht gelungen ist sich zu befreien.“ Ohne ein weiteres Wort zu sagen machte Bakura auf dem Absatz kehrt und stürmte aus dem Hotelzimmer, ein bedrückendes Schweigen zurücklassend. Yami blickte dem Weißhaarigen besorgt hinterher. Was er wohl mit Dartz anstellen würde, wenn er sogar Bomben legte? Mitleid hatte Yami mit dem Türkishaarigen zwar nicht, dennoch grauste es ihm vor dem, was Bakura mit ihm anstellen könnte und hastig rieb er sich über die Oberarme, auf denen eine Gänsehaut entstanden war. „Machst du dir Sorgen um Bakura?“ fragte Atemu sein Ebenbild. Verwundert blickte Yami auf und formulierte dann ein so selbstverständliches ‚Nein’, dass es nun an Atemu war verwundert drein zu blicken. Verlegen sah Yami daraufhin auf seine Hände. „Na ja, es ist eher etwas anderes, was mich beschäftigt...aber es hat schon mit ihm zu tun.“ Und wieder herrschte Schweigen, auch wenn Atemu gerne nach dem gefragt hätte, was Yami denn nun genau beschäftigte, doch spürte er, dass dieser darüber nicht reden wollte, jedenfalls nicht vor den anderen. Zudem spürte er Setos Blicke auf sich ruhen und zwar ziemlich eindeutige Blicke. Hatte der Braunhaarige etwa seit ihrem kleinen Stelldichein für einem halben Jahr enthaltsam gelebt, oder warum schien er ihn ständig an die Wäsche zu wollen? Atemu lief rot an, nicht wissend, dass es Seto dadurch nur umso schwerer hatte sich zusammen zu nehmen. Sein Atemu sah so aber auch zu niedlich aus. Am liebsten würde er alle bis auf ihn aus dem Zimmer werfen, um endlich mit ihm allein zu sein, doch das würden die Klone sicherlich nicht auf sich sitzen lassen. Nach fünf Minuten durchbrach Ryou schließlich die Stille. „Yami? Weißt du schon, was eine Porno ist?“ „Eine was????“ entsetzt starrte Yami den Weißhaarigen an und sah dann zwischen ihm und Atemu abwechselnd hin und her. „Eine Porno!“ rief Ryou und begann bereits zu erklären, was er erfahren hatte. „Das ist....“ seine Worten wurden jedoch von Kuras Hand erstickt. „Etwas, was man nicht in der Öffentlichkeit herumkrakelt,“ beendete Kura für ihn den Satz und zog ihn mit sich ins Nebenzimmer. „Du bist furchtbar peinlich Ryou! Erzähl bloß Yugi nicht, was EIN Porno ist.“ Warnte er. „Achs o? Es heißt also Einporno?“ schon fiel die Tür hinter den beiden ins Schloss und Yami kicherte leise in die nun entstandene Stille. „Die beiden sind niedlich,“ sagte er und musste bei Setos säuerlicher Miene erneut lachen. „Sie sind ein wenig anstrengend,“ sagte Atemu und blickte dann den Braunhaarigen entschuldigend an. „Lässt du uns kurz allein?“ fragte er zögerlich, da er nicht wollte, dass Seto wohlmöglich sauer auf ihn war. Dieser nickte jedoch und erhob sich von seinem Platz. „Ich muss eh gleich los. Seht und Mariku gehen doch heute vor Gericht.“ Er verabschiedete sich von Atemu, indem er ihm einen Kuss auf die Lippen drückte und durch die Haare strich. Dann war auch er verschwunden und ließ die beiden Jüngeren allein. „Wie geht es dir?“ fragte Atemu, nachdem er den Platz gewechselt hatte und nun neben Yami saß. „Gut. Immerhin haben wir alle unsere lang ersehnte Freiheit wieder. Aber so ganz wirklich kann ich mich nicht darüber freuen...“ er sprach nicht weiter und senkte den Blick, doch Atemu schien zu verstehen. „Wegen Bakura, nicht wahr?“ Yami hob erst verwundert den Blick, ehe er nickte. „Er behauptet zwar, dass es nicht mein Körper ist, den er will, aber wie soll ich sicher gehen, dass er es ernst meint? Alle Männer mit denen ich zu tun hatte haben immer nur eins von mir gewollt. Bakura könnte mir genauso gut auch etwas vorspielen. Dazu kommt, dass er als Escorpión nicht sonderlich vertrauenserweckend ist und auf die Frage wer er ist hat er mir nicht geantwortet.“ Hilfe suchend und ratlos blickte Yami den Älteren an, der zu seiner Verwunderung grinste. „Du willst also wissen, ob du ihm vertrauen kannst und er dich nicht einfach überfällt, richtig?“ „So ungefähr.“ „Dann hab ich einen Plan. Wenn er wirklich nur hinter deinem Hintern her wäre würde er doch einen unachtsamen Moment ausnutzen, um sich zu holen, was er will, nicht wahr?“ „Ich denke schon, aber worauf willst du hinaus?“ fragte Yami und beugte sich ein wenig vor, da er ziemlich neugierig war, was Atemu für einen Plan hatte. „Wir müssen so eine unachtsame Situation schaffen.“ „Hä?“ „Pass auf: Trink ein wenig Alkohol, so viel, dass man dir den Schwips anmerkt, aber du noch einigermaßen bei Verstand bist. Da du dir mit Bakura ein Zimmer teilst wird er sich dann sicherlich um dich kümmern. Dann musst du ihm nur noch anbieten mit dir zu schlafen, oder dich zu küssen. Geht er darauf ein kannst du ja um Hilfe rufen, ich bin ja schließlich nebenan. Geht er nicht darauf ein kannst du ihm vertrauen.“ Abwartend blickte Atemu seinen Klon an, der nachdenklich die Stirn in Falten legte und im Kopf noch mal genau durchging, was der Ältere ihm da gerade mitgeteilt hatte. „Also gut, ich probier es. Aber wenn du dabei bist musst du mir sagen, dass ich nicht so viel trinken soll, sonst schöpft Bakura noch verdacht, wenn du nichts sagst.“ „Ich geb mir Mühe,“ erwiderte Atemu daraufhin und lächelte Yami aufmunternd zu. Er wünschte sich, dass Bakura wirklich etwas an dem Jüngeren lag. Nachdem was er erlebt hatte, brauchte er jemanden, der für ihn da war. Zwar würde Atemu sich nach wie um ihn und um die anderen Klone kümmern, doch konnte er auch schlecht Seto links liegen lassen. Und das, wo dieser doch so viel für ihn getan hatte. Inzwischen war es Abend geworden und die Gruppe saß vollständig im Hotelrestaurant, um gemeinsam zu essen. Sogar Tristan war dabei, der dafür gesorgt hatte, dass Mariku ‚sicher’ im Gerichtssaal ankam und vorher nicht stiften ging. Ebenso hatte sich Yugi nicht davon abbringen lassen mit ins Restaurant zu gehen, auch wenn er noch immer ein wenig fieberte und Atemu erst zehn mal versichern musste, dass er sich wirklich schon viel besser fühlte und wieder aufstehen konnte. Lustlos rührte Yami in seiner Suppe und nahm hin und wieder einen Löffel, jedoch ohne wirklichen Appetit, denn Setos Worte hatten ihm die Laune so ziemlich verdorben. Wie der Braunhaarige berichtete war der Prozess gut verlaufen und man hatte sowohl Mariku, als auch Seth hinter Schloss und Riegel verfrachtet, wenn auch Letztgenannter nicht so lange sitzen würde, wie Seto es sich gerne gewünscht hätte. Doch dafür hatte er wenigstens die Gewissheit, dass er sich auf dem Kaibaanwesen nicht mehr blicken lassen brauchte, denn bei seiner Familie war Seth nun unten durch. Seto selbst hatte die Villa zuletzt betreten, als er Yami abgeholt hatte und hatte auch nicht vor diesen Ort jemals wieder zu betreten. Selbst, wenn es seiner Familie leid tun sollte und sich entschuldigten, es änderte nichts daran, dass sie ihn als Spinner abgestempelt und seinen Worten nicht geglaubt hatten. Stattdessen würde er morgen Früh in den Flieger steigen und wieder zurück nach Japan reisen, um sich seiner Firma zu widmen. Atemu kam natürlich mit ihm, ebenso wie Kura, Ryou und Yugi, denen dort geholfen werden sollte. Und nun wusste Yami nicht, was er tun sollte. Sollte er mit den anderen mitgehen? Nun, wenn er Bakura nicht trauen konnte, hielt ihn schließlich nichts mehr hier. Andererseits wollte er dem Weißhaarigen zumindest eine Chance geben, doch das ging nicht, wenn dieser noch immer nicht wieder zurück war. Yami seufzte und schloss für einen Moment die Augen. Warum er unbedingt wissen wollte, ob er Bakura Vertrauen konnte wusste er selbst nicht so genau. Ob es daran lag, da ihn dessen Nähe verwirrte? Weil dessen Berührungen so anders waren, als die der Männer, mit denen er bisher zu tun gehabt hatte? Weil seine warme Hand zwar wie in einer Art Schutzreaktion den Ekel und den Widerwillen auslösten, gleichzeitig aber ein angenehmes Kribbeln verursachte? Die Amethyste öffneten sich wieder und ihr Blick fiel auf Atemu und Seto, welche ihnen gegenüber am Tisch saßen. Atemu war dabei sich den Mund abzuwischen und legte die Serviette anschließend weg. Anscheinend bemerkte er nicht, dass er noch einen kleinen Klecks Salatsoße am Mundwinkel hängen hatte, weshalb sich Seto zu ihm beugte und den Rest mit einem sanften ‚Du hast da noch was’ mit dem Daumen abwischte. Der Schwarzhaarige wurde daraufhin ein wenig rosa um die Nase und strich sich verlegen eine der blonden Ponysträhnen aus dem Gesicht, ehe er Seto liebevoll anlächelte und ein zärtliches ‚Danke’ äußerte. Yami krampfte eher unterbewusst, als das er es wirklich merkte, seine Finger stärker um den Löffel, doch beachten tat ihn eh niemand. Es schien ihnen nicht mal aufzufallen, dass er als einziger noch nicht mit der Vorspeise fertig war. Atemu und Seto turtelten in jedem freien Moment mit einander. Blickten sich an und wo die Hand des Blauäugigen sich befand wollte er lieber gar nicht wissen, doch Atemus roten Wangen zu Folge lag sie nicht mehr da, wo sie eigentlich hingehörte. Die anderen am Tisch nahmen ebenfalls keine Notiz von ihm. Tristan versuchte dem neugierigen Ryou und Yugi zu erklären, was ein Paranoider war – wusste der Teufel, wo Ryou das Wort wieder aufgeschnappt hatte – und Kura schien wohl einfach glücklich damit zu sein, dass ihn niemand ansprach und faltete Origamis aus seiner Serviette. Immerhin einer, der froh war, dass man ihn nicht in irgendein Gespräch einband oder ihn fragte, warum er nichts aß. Yamis Blick wanderte wieder zu Atemu und Seto hinüber. Die beiden schienen so glücklich miteinander, auch wenn es Seto nicht so offen zeigte, wie Atemu und obwohl sich Yami doch eigentlich für sie freuen sollte, wo er sich doch gewünscht hatte, dass Atemu endlich wieder leben konnte, so stimmte ihn dieser Anblick traurig. Seto hatte sein Leben für den Jüngeren riskiert und war so liebevoll und zärtlich zu ihm. Wie er ihm die Soße aus dem Mundwinkel gewischt hatte, oder auch die Blickte, die er Atemu immer wieder schenkte. Yami wünschte sich nichts mehr, als nun an der Stelle seines Ebenbildes zu sein. Jedoch nicht wegen Seto. Dieser hatte ihn schließlich auch nicht viel freundlicher behandelt, als all die anderen Männer in seinem Leben. Er wollte an Atemus Stelle sein, weil auch er wollte, dass jemand so sanft zu ihm war. Ihn in den Arm nahm, wenn es ihm schlecht ging. Mit ihm lachte oder einfach mit ihm diese.....gewissen Blicke tauschte. Hastig richtete Yami wieder den Blick auf den Teller vor sich. Eigentlich hatte er geglaubt nachdem was geschehen war genug von den Männern zu haben, doch die Tatsache, dass jemand so zärtlich, so liebevoll mit ihm umgehen könnte, wie Seto es mit Atemu tat, ließ in ihm den Wunsch größer werden. Eine Gänsehaut breitete sich auf Yamis Unterarmen aus und ließ ihn frösteln. Irgendwie war es ziemlich kalt geworden. Entweder hatte jemand die Klimaanlage zu weit aufgedreht, oder es lag an ihm selbst. Erneut schielte er zu den beiden herüber. Klar, Atemu hatte ihn des Öfteren in den Arm genommen, hatte ihn getröstet und mit ihm gelacht, obwohl es bei Dartz doch eigentlich gar nichts zu lachen gab. Doch dies war etwas völlig anderes! Die Erinnerungen an diese Zärtlichkeiten hatten ihm Trost gegeben. Ihm Mut gemacht sich nicht aufzugeben, doch sie waren ihm größtenteils nur aus Mitleid, oder Mitgefühl zugekommen. Yami wünschte sich, dass jemand auch so mit ihm umging, wie Seto es mit Atemu tat. Nicht aus Mitleid, sondern einfach nur, weil er ihn als Person mochte und über das hinwegsehen konnte, was er war. Fürs erste würde ihm ja sogar einfache Freundschaft reichen, Hauptsache man war nicht nur hinter seinem Körper her. „Has du keinen Hunger?“ Die Stimme tauchte so plötzlich an Yamis Ohr auf, dass er zusammenzuckte und dabei den Teller mit der Suppe umstieß. Mit lautem Scheppern zerbarst das Porzellan auf den Marmorfliesen und die rote Tomatencreme ergoss sich in einer großen Pfütze über den Boden. Sogleich verstummten die Gespräche am Tisch und sogar an einigen Nachbartischen wurde es ruhig. Vor Scham lief der Violettäugige rot an, wissend, dass ihn nun alle anstarrten. Dies war nicht wirklich die Aufmerksamkeit, die er sich erwünscht hatte. Ein Kellner kam sogleich eilig angerannt, um das Desaster zu beseitigen und Yami nutzte die Zeit, um sich halb nach hinten zu drehen und den zu sehen, der ihn da so erschreckt hatte. Es war Bakura.... Kapitel 30: Ein neuer Anfang ---------------------------- Hier ist es nun, das letzte Kapitel von Breaking free. Und nein, das ist nicht der Grund, warum ich euch so lange darauf hab warten lassen. Das war wirklich keine Absicht. Ich wünsch ich viel Spaß beim Lesen! 29. Ein neuer Anfang Abwesend begann Yami die Serviette zwischen den Fingern zu aufzudrehen und hielt den Blick starr auf die Tischplatte gerichtet. Zwar war, nachdem die Scherben beseitigt worden war, die Aufmerksamkeit nicht mehr auf ihn gerichtet, doch wusste er nicht recht, was er nun von Bakuras Ankunft halten sollte. Der Plan ihn zu testen war in Vergessenheit geraten, stattdessen verwirrten Yami viel mehr seine vorherigen Gedanken. Was musste Bakura denn auch genau dann aufkreuzen, wenn er in seinem Selbstmitleid badete? Dies hatte nun nämlich zur Folge in Erwägung zu ziehen Bakura für denjenigen aus zu erkoren, der ihn diese Art von Zärtlichkeiten zukommen ließ, die der Schwarzhaarige sich trotz seiner Abneigung ersehnte. Und das war doch absoluter Blödsinn! Was sollte er mit Bakura? Der Kerl war doch auch nur hinter dem einem her! /Ach verdammt, ich weiß nicht mehr, was ich denken soll! Er ist ein Mann, Yami! Ein MANN!! Genauso wie jeder andere ist er nur hinter dem einem her! Waren dir seine Anschmachtungen nicht deutlich genug??/ seine Augen verengten sich wütend, während er so mit sich selbst diskutierte, was in den anderen vielleicht Besorgnis geweckt hätte, wenn sie denn auf ihn achten würden. Überhaupt achtete seit dem Suppenmissgeschick niemand mehr auf ihn, wenn man Bakura vorne weg ließ, denn da er neben Yami saß konnte er schlecht dessen Gesichtausdrücke sehen, sondern nahm regelrecht das Zerfleddern der Serviette war. Doch noch sagte er nichts dazu, wofür ihn Yami wahrscheinlich dankbar gewesen wäre, hätte er davon gewusst. Denn nun in seinen Gedankengängen unterbrochen werden wollte er kein weiteres Mal mehr. Wieso nur tauchte der Weißhaarige ständig in seinen Gedanken auf und verwirrte ihn? Gestern auch, als er nicht mehr wusste, wie er Seth entkommen konnte, wenn Atemu oder Seto ihm nicht halfen. Wieso nur, obwohl Bakura doch ebenfalls scharf auf ihn war? Nur ein paar sanfte Berührungen konnten das doch nicht wieder wett machen! Oder konnten sie es doch, weil eben das etwas war, was Yami sich doch eigentlich wünschte? Liebe und Geborgenheit von einem Menschen, der ihm diese Gefühle nicht aus Mitgefühl zukommen ließ. Und wenn Bakura ihm diese Gefühle zukommen ließ um ihn in Sicherheit zu wiegen, bis er ihn in einem günstigen Moment unterjochen konnte? „Möchtest du nicht auch etwas trinken, Yami?“ erschrocken fuhr der Angesprochene aus seinen Gedanken, was diesmal zum Glück nur dazu führte, dass er die Serviette zerriss. Konnten sie ihn denn nicht einfach mit seinen Gedanken in Ruhe lassen, wenn sie ihn eh schon nicht beachteten? Es war Atemu, der gesprochen hatte und Yami mit einem merkwürdig durchdringenden Blick ansah. Dieser runzelte die Stirn, nicht wissend, was Atemu ihm sagen wollte und beschloss daher einfach das Getränk in Augenschein zu nehmen. Es war eine Flasche Tequila, die man auf den Tisch gestellt hatte und die Gläser von Seto und Bakura waren bereits gefüllt. Während Atemu kein Alkohol trank, hatte Ryou den beiden anderen die Lust am Probieren verdorben, indem er ihnen berichtete, dass es schrecklich im Hals brannte. Schließlich hatte er bereits schon mal einen Schluck angeboten bekommen, damals im El perro muerto. Schlagartig fiel es Yami wie Schuppen von den Augen. Natürlich! Die Sache mit dem Alkohol! Der Test!! Was machte er sich hier eigentlich noch für Gedanken über Anschmachtungen und Tarnungen, wenn er doch Bakuras Test schon längst hätte vorbereiten können?? /Verdammt, ich Idiot! Hätte mir das nicht eher wieder einfallen können?/ „Ja,“ sagte er schließlich nickend und griff über den Tisch nach der Flasche, um sich den Inhalt in ein Glas zu kippen. Bakura beobachtete Yami von der Seite her. „Alles in Ordnung mit dir?“ fragte er schließlich, da der Jüngere schon die ganze Zeit über so in Gedanken war und ein wenig hilflos in die Runde blickte, da er nach dem Trinkangebot schon wieder übergangen wurde. Seto hatte seinen Atemu erneut in Beschlag genommen, Tristan hatte sich verabschiedet und Yugi mit den Worten, das er müde sei, aufs Zimmer zurückgezogen, woraufhin ihn Kura und Ryou sogleich begleiteten. „Ja, natürlich,“ erwiderte Yami auf die Frage hin und nippte dann an seinem Glas, ehe er dessen Inhalt nach und nach hinunterspülte und nachfüllte. Alkohol hatte einen ziemlich eigenartigen Geschmack, wie er fand. Irgendwie fremdartig und brannte leicht in der Kehle. Gleichzeitig schien es ihn von innen heraus zu wärmen, je mehr er vom Tequila trank und Yami wurde leicht schwummrig, fühlte sich wie in Watte gepackt und seine Wangen färbten sich leicht rosa. „Sag mal Bakura, was ist denn nun mit Dartz?“ fragte Atemu, als es ihm anscheinend gelang sich endlich mal von Seto abzulenken. Wobei sowieso fraglich war, warum er so konzentriert auf den Älteren war, wo sie doch nichts anderes taten, als Blicke zu tauschen und einander heimlich unter dem Tisch zu berühren. Sie benahmen sich wie zwei pubertierende Dreizehnjährige, die zum ersten Mal verliebt waren und dabei war das zumindest von Seto am wenigsten zu erwarten gewesen. „Na ja,“ begann Bakura und drehte sein Glas zwischen den Händen. „Als ich bei ihm auftauchte stampfte er wütend durch das Anwesen, hat allerdings ziemlich verängstig gewirkt, als ich ihm den Skorpion gezeigt habe. Dann hab ich die netten Männer in weiß angerufen, die haben ihm eine Ich-hab-mich-lieb-Jacke mitgebracht und mich sich genommen,“ erklärte er so belanglos, als ob er gerade über das Wetter gesprochen hätte. Überrascht wurde er aus drei Paar Augen angesehen. „Du hast ihn nicht umgebracht?“ wollte Seto ungläubig wissen, woraufhin Bakura ihn beleidigt ansah und auf seine Narbe deutete. „Wenn ich etwas verspreche, dann halte ich es auch.“ „Aber hattest du nicht gesagt, dass du nur noch eine Person töten würdest?“ hinterfragte der Braunhaarige mit Erinnerung an den Tag, als Bakura sich diese Narbe verpasst hatte. Doch dieser schüttelte nur den Kopf. „Ich sagte, dass ich mich nicht von den Escorpión negro trennen werde, da ich noch jemanden finden muss auch wenn ich zugeben muss, dass ich IHN wirklich gerne tot gesehen hätte, aber....“ er nahm einen Schluck Tequila, ehe er weiter sprach. „Der Kerl ist verrückt. Er weiß doch gar nicht mehr wirklich, was er vor sich hin redet. Er ist den Wahnsinn verfallen. Also hab ich ihn ins Sanatorium geschickt. Jeder hat eine zweite Chance verdient und sollte er diese nicht ergreifen kann ich immer noch mit ihm abrechnen.“ Überrascht blickte Yami den Weißhaarigen an. Was sollte das? Hatte Bakura ihm nicht bestätigt, dass er jemanden umbringen würde? Warum dann war er zu Dartz so gnädig gewesen? Der Skorpion verwirrte ihn immer mehr und etwas zu hastig leerte er ein weiteres Glas. Er musste endlich wissen, ob er Bakura vertrauen konnte. Dieser Mann war einfach ein Rätsel für ihn. Vom Alkohol allmählich benebelt griff Yami erneut nach der Flasche, um sich nachzufüllen, als sich eine Hand auf die seine legte und somit an seiner Tat hinderte. Er brauchte nicht nach ihrem Besitzer zu sehen, denn sie konnte eh nur Bakura gehören. „Denkst du nicht, dass es allmählich genug ist?“ fragte der Weißhaarige und leichte Sorge schwang in seiner Stimme mit. Immerhin hatte Yami vorhin noch so abwesend gewirkt und seinen Frust nun in Alkohol zu ertränken, war sicherlich keine gute Lösung. Der Violettäugige betrachtete die Hand missbilligend und schlug sie zur Seite, um sich einzuschenken. „Das ist meine Sache, ja?“ fauchte er und trank kurz darauf sein eben erst gefülltes Glas leer. Yami wollte die tröstende Wärme des Tequilas nicht verlieren. Sie nahm ihn von seinen Sorgen und obwohl er wusste, dass dies nur eine Illusion war konnte er nicht anders, als sich dieser Illusion hinzugeben, wo sie ihm ein wenig vom dem gab, wonach er sich sehnte. Bakura blickte Yami an und tauschte dann einen Blick mit Atemu, welcher an Seto klebte, wie eine Klette. „Was habt ihr mit ihm gemacht?“ wollte er vorwurfsvoll wissen, woraufhin der Braunhaarige nur skeptisch eine Augenbraue anhob, sein Geliebter sich jedoch sachte räusperte, ein für den Skorpion mehr als eindeutiges Zeichen und seine Miene verfinsterte sich. Doch dann erhob er sich von seinem Platz und griff dann nach Yamis Oberarm, um ihn mit sich auf die Beine zu ziehen. Um den Grund konnte er sich auch noch später kümmern, jetzt galt es erst mal dafür zu sorgen, dass der Jüngere sich nicht noch mehr zukippte. „Wir gehen aufs Zimmer,“ sagte er knapp und zog Yami mit sich, der dies widerstandslos geschehen ließ. Zwar wollte er sich nur ungern von seinem Tequila trennen, doch musste er ja noch immer Bakura testen und vielleicht...brauchte er dann gar keinen Tequila mehr. Yami schwankte hinter dem Älteren her, denn durch die Bewegung merkte er erst die anderen Wirkungen des Alkohols auf sich. Ihm war schwindelig und sein Blick merkwürdig verschwommen, sodass das Treppensteigen so ziemlich zur Tortur wurde und er mehr als froh war endlich ihr Zimmer erreicht zu haben. Hätte er gewusst, dass außer der Wärme nur schlechtes von dem Alkohol ausgelöst wurde hätte er gleich die Finger davon gelassen. Nun jedoch lag er bäuchlings auf dem Bett und würde sich auch keinen Zentimeter von dort wegbewegen, da sich sonst nur wieder alles zu drehen begann. Ein kalter Luftzug wehte durch den Raum und ließ Yami frösteln, vertrieb augenblicklich diese herrliche Wärme aus seinem Körper und als er den Kopf drehte sah er, dass Bakura die Balkontür geöffnet hatte. „Mach die Tür wieder zu,“ nuschelte er und drehte sich auf den Rücken, um den Weißhaarigen zu suchen, welcher ihm seinen Schlafanzug von der anderen Bettseite aus reichte. „Nichts da. Die frische Luft tut gut, damit du wieder einen klaren Kopf bekommst,“ sagte dieser und hockte sich auf die Bettkante. „Zieh dich um und schlaf deinen Rausch aus.“ „Aber mir ist kalt,“ beschwerte sich Yami und setzte sich auf, rückte dabei näher an Bakura. „Unter der Bettdecke wäre es wärmer.“ „Aber sie vertreibt die innerliche Kälte nicht...“ er senkte den Blick und umarmte sich selbst. Obwohl Yami den Älteren testen wollte war sein Handeln diesmal kein Schauspiel. Der Alkohol hatte viel mehr seine Zunge gelockert und hinderte ihn daran zu verbergen, was er wirklich wollte. Die violetten Augen hoben sich wieder von der Bettdecke und blickten stattdessen Bakura ein. Die schmale Hand ihres Besitzers wanderte zu der Wange des Weißhaarigen und fuhr, mit dem Daumen über die Narbe. Sein Widerwille und Ekel dagegen war verschwunden, verschlossen vom süßem Rausch des Alkohols und dessen trügerischern Wärme. „Bitte küss mich,“ bat Yami und suchte Augenkontakt mit dem Älteren, der diesen zwar erwiderte, jedoch nicht auf die Forderung einging. Bakura spürte die ein wenig kalte, zitternde Berührung der zierlichen Hand und nahm ebenso den hilflosen Ausdruck in den Amethysten war. „Du bist betrunken,“ stellte er trocken fest und wollte die Hand bereits von seiner Wange schieben, da es ihm keine gute Idee schien der Bitte des Jüngeren in seinem momentanen Zustand nachzukommen. Doch die Hand hatte sich bereits von seinem Platz entfernt und sich stattdessen in seinen Nacken gelegt. An sich nichts, was Bakura von seinem Vorhaben hätte abbringen können, wenn nicht noch eine weitere Hand zu ihm gewandert wäre und sich diesmal auf seine eigene legte. „Na und?“ fragte Yami leise und platzierte die Hand des Weißhaarigen auf seinen Hüften, schob ein Stück seines Oberteils hoch, sodass sie auf seiner Haut lag. „Was ist daran so schlimm? Bitte, mach, dass es wieder warm wird...,“ bat er und flehte Bakura mit seinen Augen regelrecht dazu an. „....tu mit mir was du willst, aber bitte lass mich nicht mehr frieren!“ Doch Bakura zeigte auch diesmal keine Reaktion, auch nicht, als Yami sich in die Kissen zurücksinken ließ und den Älteren mittels seiner noch immer im Nacken platzierten Hand über sich zog. Er starrte einfach nur in diese flehenden violetten Seen, spürte wie der schmale Körper unter seiner Hand zitterte, welche noch immer auf dessen Hüften lag. Sie berührten weiche blasse Haut und er fragte sich, ob sie wohl überall so weich war, doch er widerstand der Versuchung dies nun zu testen, Auch wenn Yami um Berührungen bettelte und sein Körper vor Einsamkeit zitterte durfte er ihm dessen Wunsch in seinem momentanen Zustand nicht erfüllen. Seine Trunkenheit auszunutzen würde mit Sicherheit dazu führen, dass sich der Jüngere ihm nie mehr näherte. Er würde mit Seto und den anderen nach Japan fliegen und sie würden sich nie wieder sehen. Dabei mochte Bakura den Jüngeren doch und wollte, dass dieser auch ihn mochte. Yamis Augen weiteten sich, als Bakura seine Hand von ihm nahm und bestimmt den Kopf schüttelte. „Willst du mich nicht mehr?“ fragte er und setzte sich ebenfalls auf, wurde von dem Älteren jedoch wieder zurückgedrückt. „Das ist nicht der Punkt. Auch wenn du dich nach Nähe sehnst, ich werde dich nicht anfassen.“ „Aber warum nicht?“ wollte Yami wissen und starrte den Weißhaarigen an, welcher sich erhob und um das Bett herum zu seiner Seite ging. „Warum willst du mich nicht berühren? Warum? Du darfst mich doch nehmen, das war doch dein Wunsch oder? Ich will doch nur, dass du mich berührst. Mir Wärme gibst...“ „Seit wann geben dir deine Freier Wärme?“ fragte Bakura, auch wenn er sich sicher war, dass Yami kaum selbst wusste, was er da sagte. Wenn er Glück hatte, dann hatte dieser morgen Früh einen black out und die ganze Sache war vergessen. „Wie auch immer....leg dich schlafen. Morgen geht’s dir dann besser.“ „Bakura!“ der Schwarzhaarige beobachtete, wie der Ältere sein Bettzeug nahm und damit hinüber zum Sofa marschierte. Zitternd starrte er ihn an und schlang dann die Arme wieder um sich selbst. Warum nur? Wieso verwerte ihm jeder seinen Wunsch nach Zärtlichkeiten? War er als Klon und Stricher denn so abartig? War es eine Frechheit von ihm ein wenig Zuneigung zu verlangen, die nicht auf Mitleid beruhte? Er schluchzte auf und hielt sich im nächsten Moment die Hand vorm Mund, als wollte er es so zurückhalten, doch sie wollten nicht so, wie er wollte. Die Tränen. Sie rannen ihm über die Wangen, tropften auf das Laken, welches sie einfach verschluckte. Bakura hörte das Schluchzen, doch weigerte er sich aufzustehen und zu Yami zu gehen. Nichts würde er lieber tun, als den Jüngeren jetzt in den Arm zu nehmen und zu trösten, doch wenn er ihm damit zu nahe trat würde er doch nur denken, dass er seinen Zustand ausgenutzt hätte, um sich an ihn zu vergreifen. Yami würde ihn wieder für einen Freier halten, der nur hinter dem einem her war. Und wenn er doch einfach nur ein wenig Zuwendung brauchte? Diese war ihm nämlich sicherlich in seiner Zeit als Stricher nicht gerade im Übermaße zugekommen, falls überhaupt. Die Entscheidung wurde ihm abgenommen, als sich die Couch unter einem zusätzlichem Gewicht leicht senkte und als sich die braunen Augen öffneten trafen sie auf tränenüberströmte Amethyste. Yami war zu ihm gekommen und hatte sich neben ihm auf das Sofa gequetscht. „Bitte...,“ bat er erneut leise und klammerte sich an das Hemd des Älteren. „...ich tu, was auch immer du willst...“ Bakura hielt ihn von weiteren Worten ab, indem er ihm einen Finger auf die Lippen legte. „Shhht. Versuch zu schlafen und hör auf zu weinen,“ sagte er und strich Yami die Tränen von den Wangen. Dieser nickte, schmiegte sich näher an ihn und schloss die Augen. Der Weißhaarige legte seinen Arm um ihn, auch aus dem Grund, da dieser sonst keinen Platz mehr auf dem Sofa fand, und strich dem Jüngeren durch die Haare. Dieser entspannte sich und seufzte wohlig auf, reckte sich der Hand ein wenig entgegen. Das waren die Zärtlichkeiten, nach denen er sich sehnte, die die Kälte aus seinem Körper trieben und es brauchte nicht mehr lange, bis er eingeschlafen war. „Wehe dir, wenn du mich Morgen dafür für einen Lüstling hältst,“ flüsterte Bakura warnend, auch wenn der Angesprochene diese Worte gar nicht mehr mitbekommen hatte. Nun sah er genauso friedlich aus, wie vor einigen Tagen, als er noch gefiebert hatte. Der Körper entspannt, die Wangen leicht gerötet und irgendwie wirkte seine gesamte Gestalt einsam und allein. Doch war dies das gewesen, was Bakura dazu gebracht hatte sich mehr für Yami zu interessieren. Anfangs war auch er nur auf den Körper des Jüngeren scharf gewesen, doch dessen wahres Gesicht hatte ihn zu sehr an sich selbst erinnert. Der Weißhaarige kannte diese Einsamkeit, den Wunsch nach Wärme und Geborgenheit nur zu gut und insgeheim bewunderte er Yami. Bewunderte ihn dafür, dass er noch immer von so kämpferischer Natur war, sich versuchte potenziellen Freiern zu widersetzen, anstatt sich selbst aufzugeben. Eine ganze Weile über beobachtete er noch das schlafende Gesicht vor sich, ehe er selbst ins Reich der Träume abdriftete. Am nächsten Morgen wurde Yami ziemlich unsanft geweckt und zwar von den höllischsten Kopfschmerzen, die er je in seinem Leben gehabt hatte. Sein Kopf hämmerte, als ob man ihn in einen Schraubstock gespannt und bis zum geht nicht mehr festgezurrt hätte. Zusätzlich war ihm übel und als er versuchte die Augen zu öffnen musste er sich gleich wieder schließen, da sich diese winzige Anstrengung anfühlte, als ob sein Kopf platzen würde. Nie wieder würde er Alkohol anrühren und erst recht keinen Tequila!! Yami drehte sich rum, um auf der anderen Seite zu liegen, nur leider war das Bett, oder eher die Couch, mit welcher er das Bett verwechselte, zu schmal dafür und mit einem lauten Rums landete er auf dem nicht gerade sonderlich weichen Fußboden. Der Tag fing ja wirklich wunderbar an. Das Gesicht verziehend setzte er sich auf und öffnete nun doch die Augen, um sich zu orientieren und blickte etwas verwirrt drein, als er sich neben der Couch vorfand. Dann jedoch fiel es ihm wieder ein. Der Tequila, Bakura, die Dinge die er ihm erzählt hatte und wie er dann zu ihm aufs Sofa gekrochen war. Der Schwarzhaarige lief knallrot an bei dem Gedanken, wie furchtbar er sich benommen hatte und stand schwerfällig vom Boden auf, wogegen sein Kopf mit deutlichem Hämmern protestierte, doch Yami versuchte dies zu ignorieren und sah sich stattdessen im Zimmer um, auf der Suche nach dem Weißhaarigen, doch anscheinend war er momentan allein. Dabei hatte dieser den Test bestanden und Yami würde nun gerne seine Hilfe in Anspruch nehmen, was die schnellstmögliche Beseitigung eines Katers betraf. Kurzerhand ließ er sich einfach wieder auf das Sofa fallen und schloss die Augen. Lange würde Bakura sicherlich nicht brauchen, bis er wieder zurück war. Wahrscheinlich war er eh nur frühstücken gegangen. Und wenigstes in dieser Hinsicht schien ihm das Schicksal hold zu sein. Mühselig setzte er sich wieder auf, als er hörte, wie die Tür geöffnet wurde und zwang sich zu einem Lächeln durch, angesichts der Dinge, welche Bakura ihm mitbrachte. Aspirin und etwas, was Tomatensaft ähnelte, Yami jedoch stark an das erinnerte, was der Weißhaarige ebenfalls getrunken hatte, nachdem er sich mit Tequila zugeschüttet hatte. Mit einem leisen, aber ehrlichen ‚Danke’ nahm er Bakura die Dinge ab, schluckte die Tablette trocken und zwang sich dann das Glas in einem Zug zu leeren, obwohl er sich eigentlich überhaupt nicht in der Verfassung dazu fühlte irgendetwas zu trinken, geschweige denn zu essen. „So freundlich heute?“ wollte Bakura wissen und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als sich Yami angewidert schüttelte und das Glas mit einem ‚bähh’ auf dem Tisch abstellte. „Nur, weil du mich ständig mit deinem Geflirte nervst heißt das noch lange nicht, dass ich unhöflich bin,“ verteidigte der Schwarzhaarige sich kuschelte sich wieder in die Bettdecke und schloss die Augen. „Flirten?“ wollte Bakura wissen und setzte sich zu Yami aufs Sofa. „Ich dachte es wären billige Anschmachtungen? Hab ich irgendwas verpasst?“ Der Angesprochene wurde leicht rot um die Nase. „Nun ich...“ er machte sich kleiner unter der Bettdecke, „...hab beschlossen dir zumindest eine Chance zu geben.“ Der Weißhaarige schwieg daraufhin, eine klare Aufforderung für Yami etwas ausführlicher zu werden. „Das Gestern...,“ begann er zögerlich und öffnete die Augen nun doch wieder, richtete sie jedoch nicht auf Bakura, sondern betrachtete abwesend die Tischplatte. „Ich hab ziemlich viel Mist vor mich hin erzählt...“ der Rotton verstärkte sich ein wenig und Yami hoffte, dass Bakura dies nicht bemerkte. Er wollte dem Älteren nicht verraten, dass alles nur ein Test gewesen war und noch weniger, dass an seinen Worten gar nicht so viel Unwahres dran war, natürlich bis auf das Angebot mit ihm schlafen zu dürfen, wenn er ein wenig Zuneigung bekam. „Mist?“ hakte Bakura sogleich kritisch nach. „Ich würde eher sagen, dass das durchgekommen ist, wonach du dich sehnst,“ merkte er an, woraufhin sich Yami entrüstet aufsetzte. „Ich sehne mich garantiert nicht danach mit dir zu schlafen!“ fauchte er und verzog gleich darauf schmerzhaft das Gesicht, da seinem Kopf diese ruckartige Bewegung so gar nicht gefiel. Wieso nur konnten Tabletten nicht schneller wirken? „Das meinte ich auch gar nicht,“ widersprach Bakura. „Sondern viel mehr die Tatsache, dass du dir jemanden wünschst, der dich liebt und zwar so wie du bist. Jemand der akzeptieren kann, dass du ein Stricher warst und ein Klon bist.“ Überrascht blickte Yami ihn an. „Woher weißt du das?“ „Ich hab’s mir gedacht,“ erwiderte der Ältere schlicht. „Kura und Ryou sind Klone und du siehst Atemu zum Verwechseln ähnlich, wenn man von der Hautfarbe absieht.“ Der Schwarzhaarige blickte ihn einen Moment lang an und senkte dann den Blick auf die Bettdecke, schlang die Arme um seine Taille. „Könntest du mich denn lieben?“ fragte er leise. Es wäre so schön, wenn Bakura ja sagen würde. Wenn es jemanden gäbe, der einen Klon und Stricher lieben konnte. „Die Frage ist wohl eher, ob du mich lieben könntest.“ Ruckartig richtete Yami wieder den Blick auf den Weißhaarigen und funkelte ihn dann wütend an. „Du kannst doch nicht einfach den Spieß umdrehen!“ fauchte er ungehalten. Doch Bakura ließ sich davon nicht beeindrucken. „Also weißt du es genauso wenig, wie ich.“ „Was?“ verwirrt blickte er drein. „Niemand hat mir beigebracht zu lieben. Woher soll ich also wissen, ob ich es kann? Und bei dir sieht es doch genauso aus, oder?“ Yami öffnete schon den Mund, um zu antworten, schloss ihn dann allerdings wieder. Denn der Weißhaarige hatte recht. Konnte er überhaupt lieben? Vor allem, konnte er überhaupt einen Mann lieben? „Obwohl ich dir gestern angeboten habe mich zu nehmen, hast du es nicht getan,“ begann er schließlich leise und richtete den Blick wieder auf den Älteren. „Das war mein Anlass, dir eine Chance zu geben. Ich verlange auch gar nicht, dass du mich liebst.“ „Aber es ist dein Wunsch,“ beharrte Bakura und fuhr sich nachdenklich durch die Haare, ehe er weiter sprach. „Wenn du mir wirklich eine Chance gibst...wer weiß...vielleicht gelingt es uns ja wirklich herauszufinden, was Liebe ist...,“ überlegte er laut und schüttelte dann über sich selbst und seine fast schon poetischen Gedanken den Kopf. Dann jedoch blickte er wieder Yami und beugte sich ein Stück zu dessen Gesicht vor, was diesen sofort kritisch die Stirn runzeln ließ. „Darf ich dich küssen?“ „Was??“ ungläubig starrte der Violettäugige ihn an. „Du bist doch wie alle Männer!“ fauchte er, woraufhin Bakura ihm einen Finger an die Lippen legte. „Wolltest du mir nicht eine Chance geben?“ hakte er nach und nahm seinen Finger von dem weichen Mund, fuhr stattdessen mit den Fingern über Yamis Wange. Dieser zuckte unter der Berührung im ersten Moment zusammen, doch dann ließ er es einfach geschehen und schloss die Augen. Bakuras Finger tanzten so leicht über seine Haut, dass er sie kaum spürte eine angenehm prickelnde Wärme entstand dort. Selbst das Gefühl von Ekel blieb diesmal aus. Es war so ein angenehmes und lang ersehntes Gefühl, dass Yami am liebsten jeglichen Wunsch des Weißhaarigen nachgegangen wäre, solange er nur nicht mit seinen Berührungen aufhörte. Hastig wand er den Kopf zur Seite, entzog sich so den Fingern und kniff die Augen zusammen. „Aber nicht auf den Mund,“ murmelte er schließlich, ohne auf die zuletzt gestellte Frage einzugehen. Bakura blickte im ersten Moment überrascht drein, doch lächelte er dann und nahm eine von Yamis Händen in die Seinen. Kurz fuhr er mit dem Daumen über die Handinnenfläche, ehe er sich vorbeugte und auf jede der Fingerkuppen sanfte Küsse aufhauchte, registrierte mit einem unterdrückten Grinsen, dass sich auf dem Arm Yamis eine Gänsehaut gebildet hatte. Hastig zog der Schwarzhaarige die Hand zurück und presste sie mit seiner eigenen an sich. Diese Berührungen lösten Schauer in ihm aus. Sie waren ihm so fremdartig und riefen in ihm Bilder auf, an die er früher nicht mal im Traum, höchsten im Alptraum gedacht hätte. Es waren Bilder, wo Bakura andere Stellen seines Körpers so sanft küsste, wie er es eben mit seinen Fingern getan hatte. /Was ist nur los mit mir? Bakura macht mich....auf eine mir völlig fremde Art und Weise einfach verrückt./ Bakura beobachtete Yami grinsend und beugte sich zu dessen Ohr vor. „Diese süße Röte steht dir,“ flüsterte er in dieses. „Sogar fast noch besser, als die Wildkatze.“ Er achtete darauf, dass sein Atem nicht das Ohr des Jüngeren streifte. Zwar würde dies dessen Röte sicherlich erhöhen, doch wollte er ihn nicht noch mehr außer Fassung bringen oder bedrängen, weshalb er ihn auch nicht mehr berührte. Yami hatte ihm schließlich nur diese eine Chance gegeben und diese würde er ganz sicherlich nicht vergeuden! Dazu mochte er den Schwarzhaarigen einfach viel zu sehr. „Ich bin nicht süß!“ fauchte Yami auch sogleich wieder, doch seine Worte erreichten nicht wirklich seine Augen, sondern waren gefangen von dem merkwürdig beklommenen Blick ihres Gegenübers. „Was ist?“ fragte Yami, klang sogar ein wenig besorgt. „Wegen...wegen dem, was ich bin...,“ begann Bakura zögerlich. „Ich bin seit klein auf so erzogen worden. Ich hab es nie anders gekannt, als die Menschen umzubringen, die man von mir zu töten verlangte. Seto hat mir die Augen geöffnet und seit der Sache mit dem Schulbus hab ich niemanden mehr getötet. Deshalb saß ich ja im perro muerto. Ich wurde sozusagen in den Innendienst versetzt. Ich versuche mich zu ändern Yami, wirklich.“ Kritisch blickte der Klon ihn an, doch der Ausdruck in den braunen Augen zeigte ihm, dass die Worte wirklich ernst gemeint waren. Zögerlich streckte Yami die Hand aus und berührte die Wange des Älteren. Sie war ganz warm und weich, dennoch zog er die Hand schnell wieder zurück und räusperte sich leise. „Ich glaube dir,“ sagte er. „Und wenn du willst, dann helfe ich dir.“ Bakura nickte daraufhin und zeigte sogar den Ansatz eines Lächelns. „Dies ist der letzte und dringende Aufruf für die Passagiere des Fluges G359 nach Japan Domino! Bitte begeben Sie sich umgehend zur Abflughalle!“ Nervös huschten Atemus Augen über die Menschen, welche an ihrer kleinen Gruppe vorbeiströmten, auf der Suche nach einem Anzeichen von Yami. „Wo bleibt er nur?“ fragte er besorgt und trat von einen Fuß auf den anderen. Er war mit Seto und den anderen drein schon mal zum Flughafen gefahren, da sich Bakura angeboten hatte Yami wieder in einen nüchternen Zustand zu bringen und dann mit ihm nachzukommen. Nun, ihr Flug ging in wenigen Minuten, denn in Setos Privatjet war leider nur Platz für höchstens zwei Personen und Atemu hatte die Klone nur ungern allein fliegen lassen, weshalb sie nun alle das Passagierflugzeug nahmen. „Da vorne sind sie doch,“ sagte Yugi schließlich und deutete durch die Menge auf einen dreifarbigen Haarschopf, der zwischen den Köpfen hervorragte und kurz darauf stand Yami mit Bakura vor ihnen. „Da bist du ja endlich!“ rief Atemu und blickte dann zwischen seinem Klon und Bakura hin und her. Der Jüngere verstand und nickte zum Zeichen, dass der Plan erfolgreich ausgegangen war. „Komm, der Flieger geht gleich,“ drängte Atemu und griff nach dem Handgelenk des Jüngeren, der sich dem Griff entzog und den Kopf schüttelte, als der Ältere ihn verwirrt ansah. „Ich gehe mit Bakura nach Italien,“ verkündete er. „Italien?“ „Ja. Es ist sein eigentliches Heimatland. Aber wir werden euch natürlich besuchen kommen, es ist nur...“ Yami wurde zum Schluss hin leiser und griff dann an seinen Hals, um das Lederband zu lösen und es Atemu samt Anhänger in die Hand zu drücken. „...ich würde dich und Seto doch nur stören und....wenn ich den Adler nicht mehr trage, dann fällt es mir leichter von der Vergangenheit loszulassen und ein neues Leben zu beginnen.“ Atemu starrte Yami einfach nur an, ehe er schließlich verstehend nickte und den Adler an sich drückte. „Ich verstehe. Aber lass dir nicht zu viel Zeit damit uns zu besuchen.“ Yami erwiderte das Lächeln und legte den Kopf ein wenig schief. „Mach ich nicht.“ „Beeilt euch, der Flieger geht sonst ohne uns!“ rief Seto und zog Atemu mit sich Richtung Gate. Yami sah ihnen nach, ehe ihn die Berührung seiner Hand zusammen zucken ließ und angewidert wollte er sich aus dem Griff winden, als er Bakura erkannte und es dann beruhigt zuließ. „Wir müssen auch los,“ sagte der Weißhaarige und deutete auf die Anzeigetafel, welche verkündete, dass die Maschine nach Rom in zehn Minuten ging. „Ja,“ hauchte Yami und erwiderte zögerlich den Händedruck des Älteren, ließ sich von ihm zu ihrem Gate ziehen. Sie standen alle davor ihr neues Leben zu beginnen und die riesigen Stahlvögel würden sie zu den Orten geleiten, an denen ihre neu gewonnene Freiheit begann. We´re running, climbing To get to that place To be all that we can be Now’s the time so we’re breaking free THE END Tja, die beiden worte da oben sagen alles. Hiermit endet Breaking free also. Vorab danke an alle, die mir ein Kommi hinterlassen und mich somit unterstützt haben. Ich habe eine ganze Weile über überlegt, ob ich nicht noch einen Epilog schreiben sollte, der dann circa ein Jahr später spielt. Als sich dann aber meine Gedanken in die Richtung verflüchtigten Yami sterben zu lassen hab ich es mir doch noch anders überlegt. Die letzte Szene ist etwas schnell von statten gegangen, ich hing zu sehr in Yamis Gedankengängen drinne und sonst wäre das Kapitel zu lang geworden. Man liest sich Eure Aya Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)