Kurzgeschichten Bella und Edward von Daedun (wir haben doch alle unsere Träume) ================================================================================ Kapitel 6: Kampf und Sieg ------------------------- Langsam zog ich mir die Jacke an und warf noch einen prüfenden Blick in den Spiegel, bevor ich mit einem unterdrückten Seufzen das Zimmer verließ. Ich hatte innerlich gehofft, dass mir keiner der anderen beim verlassen des Hauses begegnen würde, doch den Gefallen taten sie mir nicht, jedenfalls nicht Alice und Emmett. Die beiden hockten zusammen auf dem Sofa und taten so, als würde sie das Fernsehprogramm wahninnig interessieren. Mit zusammen gebissenen Zähnen und sturem Blick marschierte ich an ihnen vorbei, doch bevor meine Hand die Türklinke fassen konnte, hörte ich Emmett dröhnend in meinem Kopf rufen. „Viel Spaß“ und für eine Sekunde erstarrten meine Muskeln. Viel Spaß? Wem wünschte er das? Mir oder dem Monster? Welch eine Ironie! Es passte auf beides. Schnell und ohne mich noch mal umzudrehen, verschwand ich durch die Tür und kurz darauf im dichten Wald. Erst als ich die Hälfte des Weges schon zurück gelegt hatte, wagte ich es noch mal über das, was ich vorhatte nach zu denken. Ich war tatsächlich auf dem Weg zu ihr um mit ihr zur Lichtung zu fahren. Allein! Kreischte das Monster fröhlich in meinen Ohren. Reflexartig ballten sich meine Hände beim Rennen zu Fäusten.. Hör auf! Befahl ich ihm und doch konnte ich es nicht verhindern, dass mir beim Gedanken an ihren Duft die Kehle aufflammte. Nein! Ich habe die Kontrolle, ich kann mich beherrschen und ich werde mich beherrschen! Fluchend stieß ich die Luft aus den Lungen um anschließend das Tempo zu verringern, weil ich bereits in ihre Straße einbog. Den Weg fand ich mittlerweile mit geschlossenen Augen, ob mit oder ohne Auto. Aus dem schnellen Lauf war ein Spaziergang geworden. Um mich herum war alles still, kein Wunder bei der frühen Uhrzeit, nur ein Mensch war wach. Ein Mensch mit braunen, langen Haaren, frechen, intelligenten Augen und herrlich weichen... Plötzlich überkam mich ein anderes Gefühl. Etwas Heißes und gleichzeitig Kribbeliges durchfuhr meinen Magen und breitete sich dann wie eine Welle unter meiner kalten Haut aus. Überrascht fasste ich mir an die Brust. Was war das denn gewesen? Doch mir blieb keine Zeit darüber nach zu denken, denn ich hatte Chief Swans Haus erreicht, das wie die Übrigen, still und starr im hellen Morgen den Ereignissen des Tages entgegen sah. Was für Ereignisse? Zögern blieb ich am Eingang zur Auffahrt stehen. Du kannst noch zurück, wenn du jetzt wieder umdrehst, kannst du es noch verhindern, dass du einen nicht wieder gut zu machenden Fehler begehst! Mein Blick blieb auf dem fleckigen, roten Dach hängen. Ich wollte keinen Fehler machen. Alles was ich wollte war beweisen, dass ich stark genug war um bei ihr sein zu können. Denn das war es, was ich wollte. Bei ihr sein. Diese ehrliche Erkenntnis gab den Ausschlag, so dass ich jetzt entschlossen durchatmen und zur Haustür gehen konnte. Später in der Nacht...... Der Boden schien aus weicher Luft zu bestehen, so unwirklich fühlte er sich unter meinen Füßen an. Ich rannte wie sonst auch über ihn hinweg und doch hätte ich schwören können, mich noch nie so leicht dabei gefühlt zu haben, wie heute Nacht. Die Bäume glitten an mir wie zischende Striche vorbei, genauso wie die Sterne über meinem Kopf. Hatte sie schon immer so hell gefunkelt? Schoss es mir durch den Kopf. Ich glaube nicht. Die Welt hatte sich mit einem Schlag verändert, es musste so sein oder war ich es etwa? Meine Lippen formten sich zu einem breiten Grinsen, das gewiss bis zu meinen Ohren reichte. Oh ja ich hatte mich verändert. Ab heute war ich ein anderer. Am liebsten hätte ich laut geschrieen, denn ich drohte vor lauter Glück und Freude zu platzen. Ich hatte gewonnen, ich hatte das Tier in mir besiegt. Der Hunger, die Gier hatte verloren und dafür hatte ich ein riesiges Stück der Menschlichkeit zurück erobert, die ich für immer verloren glaubte und noch etwas viel kostbareres dazu. Die hell erleuchtete Fensterfront unseres Hauses tauchte vor mir auf und ich konnte es kaum noch erwarten Carlisle von diesem Tag zu erzählen. Ich hatte es geschafft. Ich machte übermütige einen Satz über einen Rhododendrenbusch, als ich dahinter fast mit Alice zusammen stieß, die mit leuchtenden Augen im Gras saß. So wie sie mich ansah, wusste ich, dass sie nur auf mich gewartet hatte. „Und?“ fragte sie ohne zu sprechen. Ich versuchte einigermaßen spöttisch aus zu sehen, dabei musste die Euphorie geradezu aus meinen Augen sprühen „Was glaubst du denn? Ich habe nicht gegen dich gewettet.“ Erwiderte ich und merkte selbst wie aufgekratzt ich klang. Sie kicherte hell und ihre schwarzen Haare wippten aufgeregt hin und her. Mit einer ihrer typischen, geschmeidigen Bewegungen breitete sie ihre zierlichen Arme aus „Was genau ist passiert? Wie fühlst du dich? Was hat sie gesagt und“ „Stop,“ lachte ich und hob abwehrend die Hände „erstens weißt du doch eh schon alles und zweitens,“ „Ich weiß gar nichts außer dass sie friedlich und völlig unversehrt in ihrem Bett schläft und du auch schon da drin gelegen hast.“ Unterbrach sie mich grob und ihre Bersteinaugen wurden noch eine Spur größer, als sie bettelnd neben sich auf den Boden klopfte. „Komm schon Edward. Ich habe dir schließlich auch gesagt, dass du es schaffen wirst, also bitte“ Was sollte ich machen, außerdem schäumte ich ja eh schon fast über vor Stolz und unfassbar menschlichen Empfindungen. Aber setzen konnte ich mich nicht, dafür war ich einfach zu unruhig, also lief ich wie ein eingesperrter Tiger vor ihr auf und ab. „Es war großartig!“ flüsterte ich. Ich wollte nicht das die anderen das hier hörten, es reichte, wenn ich mit Alice dieses intime Erlebnis teilte. „Zu erst hatte ich noch Zweifel, vor allem als sie mir sagte, dass niemand wüsste das sie mit mir alleine unterwegs war.“ Ich musste bei der Erinnerung an ihre vollkommende Sorglosigkeit, die sie mir gegenüber an den Tag legte den Kopf schütteln. Sie hatte bis dahin keinerlei Vorstellung davon gehabt, wie gefährlich ich für sie war. Wie sehr mich ihr warmes süßes Blut lockte oder vielmehr den Teil von mir, dem ich heute endlich eine entgültige Niederlage zu gefügt hatte, bis ich ihr auf der Lichtung ein Stück dieses Monsters gezeigt hatte. Alice verdrehte bei meiner Pause genervt die Augen „Weiter, lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!“ Ich seufzte „Auf der Lichtung haben wir uns dann unterhalten,.“ Den Teil mit meiner Entgleisung ließ ich weg. Alice unterbrach mich schon wieder „Du hast ihr gezeigt wie wir im Sonnenlicht aussehen?“ kickst sie aufgeregt „Wie hat sie reagiert?“ Ich zog verärgert die Stirn kraus „Darf ich mal ausreden? Ja ich habe es ihr gezeigt und sie hat genauso reagiert wie sie auf alles reagiert. Vollkommen unnatürlich!“ Alice schaute mich jetzt wie ein Fleisch gewordenes Fragezeichen an und ich beeilte mich fortzufahren, bevor sie mir wieder dazwischen reden konnte „Sie war nicht erschrocken, nicht wirklich verängstigt, sondern eigentlich nur fasziniert. Sie hat mich sogar als erstes berührt und“ Meine Haut begann wieder zu kribbeln, als wenn ihre warmen Finger erneut vorsichtig über sie hinweg wandern würden. „und es war so aufregend Alice so unglaublich aufregend! Unbeschreibbar!“ Sie lächelte mich so glücklich an, als hätte sie es selbst gefühlt was mich jetzt so in Ekstase versetzte. „Und was war mit dem Hunger? Hat es dich nicht manchmal überkommen?“ Ich zuckte leicht zusammen, weil ihre Worte mich an mein ungeheuerliches Verhalten erinnerten. Wie ich das Monster hatte gewähren lassen, sie in Angst zu versetzen, in Todesangst. Der Ausdruck in ihren Augen hatte mich Gott sei dank wieder zur Besinnung gebracht und sie hatte mir verziehen. Wieder eine vollkommen unwirkliche Geste. Wie alles, was danach folgte. Mühsam leckte ich mir über die Lippen, bevor ich weiter reden konnte. „ Oh ja es war schwierig und manchmal schon fast unmöglich, aber da war etwas, was stärker war als diese Gier. Nicht allein die Jagt der vergangenen Tage, es war etwas anderes. Etwas menschliches, etwas was ich noch nie zuvor gespürt habe. Etwas das mich wissen ließ, dass ich ihr das nicht antun kann, egal wie sehr mich der Hunger nach ihrem Blut auch quält.“ Ich zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Anders kann ich es nicht beschreiben glaub ich.“ Die kleine Vampirin vor mir lachte glockenhell „Oh dafür gibt es ein Wort Edward, auch wenn es nicht mal annährend dem gerecht wird, was es beschreiben soll.“ Dann wechselte plötzlich etwas in ihrem Gesicht und sie legte lauernd den Kopf schief „ Hast du sie denn auch berührt?“ Mein Magen schien plötzlich anzuschwellen und ich konnte es wieder in meinen Ohren schlagen hören. Ihr Herz so laut und deutlich, wie das Rauschen ihres roten, blumigen Flusses der durch ihre Adern zog und den Geschmack ihrer warmen dünnhäutigen Lippen. Das Tier in meiner Brust knurrte wehmütig, doch mir wurden nur merkwürdig warm in meiner sonst eiskalten Haut, als wenn ich wieder direkt neben ihr liegen würde. „Ich habe sie geküsst“ entfuhr es mir leise und Alice schlug überrascht die Hände vor den Mund „Was?“ Ich grinste matt „Ja und ich kann sie auch sonst berühren, ihr Gesicht, ihren Hals, auch wenn die Gier manchmal wie eine Welle über mich hereinbricht. Ich kann sie beherrschen! Oh Alice es ist so wundervoll, so wundervoll mit ihr zusammen zu sein, auf diese Art und Weise. Ich fühle mich dabei fast wie ein...“ Plötzlich öffnete sich die Haustür und Esmes besorgtes Gesicht schaute zu uns heraus. Ihre Gesichtszüge entspannten sich erst, als ich schmunzelnd die Hand hob, während Alice sich auf die Füße schwang „Sie hat vorsorglich schon mal ein paar Koffer gepackt, falls,“ „Ich weiß“ erwiderte ich, als wir gemeinsam zum Haus liefen. „Dabei hat sie auf dich gesetzt.“ Ich fuhr mir fahrig durch die zerzausten Haare. „Wie sehe ich aus?“ Sie musterte mich amüsiert „ Wie ein vor lauter Liebe betrunkener Vampir, der den Verstand verloren hat.“ „Gut,“ seufzte ich „So fühle ich mich auch.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)