Glaubst du... von abgemeldet (...mir?) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Die Nacht war kühl und dunkel. Kein Wind wehte, kein Vogel sang, absolut nichts rührte sich mehr. Ein Wald erstreckte sich in die Weiten von England hinein, dunkel und bedrohlich, er sah aus wie ein alles verschluckendes Meer. So vieles konnte man von hier oben sehen. Ein Junge stand zitternd auf einem Hügel. Sein eigentlich schwarzes Haar war zerzaust, sein Kopf gesenkt, es sah aus, als würden seine Beine ihn nicht mehr lange tragen. In seinen Händen hielt er einen Zauberstab, er deutete auf ein unbestimmtes Ziel. Eine Träne rollte über seine Wange, als er den Blick hob, und auf den toten Körper vor ihm blickte. Ja, da war er- Seelen- wie auch Körperlos. Sein größter Feind. Der, der die Welt verdunkelte. Nun, er war tot. Doch nicht nur sein größter Feind war in dieser Nacht gestorben. Er hatte alle mit sich genommen, die der Weinende liebte. Der Junge, der Überlebte. Immer. Kapitel 1: Ankunft ------------------ ~1~ Der Bahnsteig von Kings Cross ist voll wie immer. Leute hetzen zu Bahnsteigen, hiefen Koffer, ärgern sich über Technik und die Zeit, die viel zu schnell vergeht. Wirklich? Vergeht sie nicht eher viel zu langsam? Ist es wirklich erst zwei Monate her, seit es geschah? Ich stehe vor dem Eingang zu Gleis neundreiviertel. Ich erinnere mich, als ich zum ersten Mal hier stand, und nicht wusste, was ich tun sollte. Und jetzt? Jetzt weiß ich es nur zu genau. Einfach weitergehen. Ich werde schon ankommen. Zum siebten Mal- in acht Jahren. Ich nehme meinen Koffer, er ist viel kleiner als in den vergangenen Jahren, es kommt vielleicht daher, dass ich das Reisen inzwischen gewohnt bin. Ich nehme all meinen Mut zusammen und gehe durch die Absperrung. Sofort empfängt mich der übliche Anknuftslärm . Das zischen der Dampflock, die Rufe der Schüler, die ihre Freunde wiedersehen, Das Gewusel, Das Abschied nehmen, das letzte Mal umarmen. Diesmal ist niemand hier, um mir auf wiedersehen zu sagen. Diesmal ist niemand hier, der sich freuen würde, mich wiederzusehen. Alle, die ich kannte, sind gegangen. Alle, die ich kannte, sind tot. Ginny wäre jetzt in meinem Jahrgang. Wir hätten zusammen den Abschluss machen können. Ich stelle es mir schön vor, zusammen mit ihr zu lernen, das nervös sein vor den Prüfungen, das Quidditchtraining... Ginny... Ich weiß nicht, ich glaube, dass ich sie am meisten von allen vermisse. Ich wünsche mir, dass sie hier wäre, und mein Herz krampft sich schmerzhaft zusammen. Warum? Warum konnte ich die Welt retten, aber nicht sie? Und alle anderen, die ihr Leben gelassen haben in der Nacht? Warum mussten sie sterben, womit hatten sie dies verdient? Ich durchsuche den Zug nach einem Abteil. Ich will allein sein, völlig allein. Ich finde eines Am Ende des Zuges, es scheint mein Schicksal zu sein, dort zu sitzen. Hier hinten passieren aber auch die interessantesten Dinge... Ich erinnere mich an Professor Lupin, Slughhorn, Malfoy.. In dieser Zeit, bevor die Welt für mich völlig dunkel wurde. Nicht zum ersten Mal plagen mich Zweifel, ob ich dieses Jahr überhaupt schaffen werde. Ob ich mich auf die Prüfungen konzentrieren kann. Ich bezweifle es, doch ich muss es schaffen. Schließlich muss auch mein Leben weitergehen...Das bedeutet, dass ich früher oder später Arbeit brauche. Auch wenn ich nicht weiß, was ich tun könnte- ich sollte die Chance nicht verspielen, die mir McGonagall geboten hat. Sie ist einige der wenigen Anhänger Dumbledores, die noch lebt. Und dich sollte ihr wirklich dankbar für das Angebot sein, meinen Anschluss nachzuholen, denn das bedeutet auch, dass ich ein weiteres Jahr fernab der Zaubererwelt leben kann...erst einmal zu Ruhe kommen... Die Lock pfeift einmal laut, das Zeichen, dass sich die Türen gleich schließen werden. Die letzte Schüler springen in den Zug, winken ihren Müttern noch einmal zu und begeben ich dann auf die Suche nach Sitzplätzen. Dann verlässt der Zug den Bahnhof. Ohne dass ich es will, erinnere ich mich an Mrs Weasley, die in der zweiten Klasse neben den Wagen herlief. Wie sehr mich diese Geste rührte! Sie hätte alles für ihre Kinder getan....Wofür? WOFÜR? Ich beschließe, mich nicht von Erinnerungen ablenken zu lassen, und ich will auch nicht mehr daran denken, was geschehen ist, zu sehr schmerzt es noch. Ich lehne mich zurück und schließe die Augen, in der Hoffnung noch ein wenig Schlaf zu bekommen, bevor ich an der Schule lande. Doch plötzlich geht die Tür auf. Das Geräusch reißt mich aus meinen Gedanken. Ich blicke empor, um nachzusehen, wer mich stört, und schaue in ein mir wohlbekanntes Gesicht . Für einen Moment traue ich meinen Augen nicht, dann sehe ich, dass alles stimmt, vom Saum seines Umhangs bis zu seinem Haaransatz. „Potter!“, ruft der Ankömmling aus, es hört sich an wie eine Mischung aus Überraschen, Abscheu und Nostalgie. „Malfoy. Was machst du denn hier?“ Er ist es tatsächlich. Mein Erzfeind ist zurückgekehrt. Er hat überklebt. ER! Der, der es am wenigsten verdient hätte! Der uns verraten hatte.... Hass lodert in mir auf und ich kämpfe darum, die Fassung zu bewahren. Nein. Jetzt muss ich ruhig bleiben. Trotz allem betritt Malfoy das Abteil und setzt sich auf den Platz, der am weitesten vion mir entfernt liegt. Sind im zug keine anderen Plätze mehr frei? Der Zug fährt nun über ruhige, grüne Wiesen und vor der Abteiltür beruhigt sich alles, die Rufe der Schüler werden leiser. Schweigend sitze ich in meiner Ecke und werfe ab und zu einen Blick zu Malfoy hinüber. Er ist gewachsen im letzten Jahr, seine Haare sind ein gutes Stück länger geworden. Er scheint merkwürdig...ausgezehrt. Außerdem scheint er muskulöser geworden zu sein. Was ihm wohl geschehen ist? Die Fahrt wärt lange, viele Stunden sitze ich schweigend da und beobachte die Landschaft, mich ablenkend von dem, was mich verfolgt. Doch die Stille, die im Abteil hängt, wird plötzlich unterbrochen. „Was machst du eigentlich hier, Potter? Sitzen geblieben?“ Ich hob den Kopf. Was redete er da? Jeder wusste, dass ich nach dem sechsten Jahr aus Hogwarts fortgegangen war. „Nein, Malfoy, befördert worden....“ Es war immerhin das geistreichste, das mir einfiel.“Sag nicht du bist Lehrer...“ Er sah mich einen Moment lang fassungslos an. Ich genoss den Anblick und schüttelte dann den Kopf. „Das glaubst du doch wohl selber nicht. Nein, ich hole meinen Abschluss nach. Aber was treibt dich hierher? Konnte Snape dir nichts beibringen?“ Snape. Auch einer der Gefallenen. Doch einer, um den ich am wenigsten trauerte. Was kümmerte mich dieser Verräter schon? Ich hasse ihn, immer noch, selbst nach seinem Tode. Er lacht bitter. Sarkastisch, als will er etwas verbergen, eine Mauer ziehen um sich. Wie gut ich das Gefühl kante, doch ich wollte nicht glauben, dass er gelitten hatte, er, der uns soviel Leid zugefügt hatte mit deinem unbesonnen Handeln. „Ich habe viel gelernt, doch ich glaube nicht, dass es mir helfen wird... in dieser Welt zählen doch nur Kleinigkeiten...“ Er sieht voller Abscheu aus dem Fenster. „Aber anscheinend wart ihr ohne euren Alten ganz schön aufgeschmissen..“ Er blickt mich verächtlich an, ein Blick, der eine Wunde in meiner Brust aufreisst. Dumbledore. Er fehlt mir. Er hatte mir gefehlt, als Voldemort noch gelebt hatte. Ich hätte einen Ratgeber wirklich gut gebrauchen können. Doch noch mehr jetzt. Jemand der mir sagt, das mein Leben nicht verloren ist. Das ich einfach weiterleben kann. Nein. Nicht. Daran. Denken. Ich schließe kurz die Augen und wende mich dann scheinbar wieder dem betrachten der anderen Schüler zu. Einer der Jungen draußen auf dem Gang jagt vergebens einem Schokofrosch hinterher, der mit panischen Bewegungen davon hüpft. Malfoy öffnet die Abteiltür, schnappt mit einer gekonnten Bewegung den Frosch aus der Luft, und wirft ihn mir an den Kopf. „Schokolade macht glücklich, Potter...!“, meint er hämisch und grinst arrogant. Ich fange den Frosch auf und betrachtete ihn kurz. Er zappelt ein wenig in meiner Hand. Schließlich beschließe ich, die Wirkung der Süßigkeit auszuprobieren und beiße hinein. Sofort hört die auf, sich zu winden. Es erinnerte mich eigenartig an einen Menschen. NEIN! Ich konzentriere mich auf den Geschmack, jeden anderen Gedanken gezielt verdrängend. Hoffentlich ist der Frosch nicht mit einem Liebestrank versetzt. Nachdem ich ihn aufgegessen habe, sehe ich wieder zu Malfoy, der mich beobachtet hat. „Und Potter, bist du jetzt besser gelaunt?“ Ich will nicht antworten. Mein Gegenüber grinst schmierig. Mir wird schlecht, warum habe nur etwas gegessen? Ich erinnere mich an das dritte Jahr, als Hermine Malfoy geschlagen hat. Hermine, du fehlst mir. Wenn du dies hörst... WENN...Ich möchte weinen. Schon wieder, wie so oft in der letzten Zeit. Vielleicht hätte ich nach St. Mungos gehen sollen...Vielleicht hätten sie mir einen Trank gegeben, der mich alles vergessen ließe... Ich wende mich wieder der Landschaft zu. Ich kann nicht immer Trübsal blasen. Das muss aufhören, und wenn ich erst in Hogwarts ankomme, habe ich wahrscheinlich genug Probleme. Ich kann mir gut vorstellen, dass meine Popularität nicht gesunken ist, seit Voldemort...nicht mehr existent ist. Ich bin sowieso nur allein, weil niemand wissen soll, dass ich hier bin, doch in Hogwarts lässt sich nie lange etwas geheim halten. Vielleicht genieße ich die letzte Minuten allein sein lieber noch... Nun gut, FAST allein sein. Doch immer hin. Er lässt mich ja die meistens in Ruhe. Ich begreife nur nicht, warum er nicht versucht hat, seinen Herren zu rächen. Ich tötete den dunkle Lord- warum akzeptiert er es? Warum liege ich nicht schon längst tot am Boden? Nicht, dass es mir noch etwas ausmachen würde. Draußen vor dem Fenster geht die Sonne unter. Es sieht schön aus, wie sich der Himmel langsam rot färbt, und dann grau, doch ich hatte noch nie Sinn für derartige Dinge. Romantik ist nicht mein Ding. Nun gut, wir werden also bald ankommen. Ich frage mich immer wieder warum die Fahrt so lange dauert. Damit die Schüler ruhiger werden und sich ihre Ferienerlebnisse erzählen können? Oder weil die Schule kein Geld für eine neue Lock hat? Nun ja. Ich kann die Lichter von Hogsmeade sehen, sie leuchten warm und einladend. Ich denke an die Wochenenden dort, an das Butterbier, an die DA, an Cho und den Streit, an die Schlammschlacht im dritten Jahr... Ich hätte nach Durmstrang gehen sollen. Oder irgendwo anders hin, doch nicht hier. Es sind zu viele Erinnerungen. Irgendwann, nach undefinierbarer Zeit hält der Zug. Ich greife nach meinem Koffer und steige aus dem Wagen. Ich höre jemanden nach Erstklässlern rufen, denke zuerst, dass es Hagrid ist, doch ich kenne die Person nicht, die dort auf dem Bahnsteig steht, umgeben von zwölfjährigen. Sie kommt mir so klein vor, so ungeeignet für diese Arbeit, aber McGonagall hat sich sicherlich etwas dabei gedacht. Die Kutschen kommen. Es nichts neues, dass ich Thestrale sehen kann, doch müsste ich sie nicht eigentlich doppelt sehen? Oder dreifach?Ich warte, bis sich der größte Rummel gelegt hat, es scheint mir das vernünftigste zu sein. Ich will nicht erkannt werden. Ich will nicht mit Fragen bestürmt oder respektvoll angesehen werden. Es reicht mir schon zu hören, das ich es war, dass ich in dieser Nacht auf dem Hügel stand. Eigentlich will ich es auch gar nicht wissen. Endlich finde ich eine Kutsche, die ich allein besteigen kann. Denke ich zumindest. Denn leider war es die letzte. „Potter.“ Ja, ich habe heute einen schlechten Tag erwischt, um hierher zurückzukehren, und obwohl ich mich in Hogwarts immer geborgen fühlte und ich immer freute, hierher zurückzukehren, wird meine Freude heute erheblich gedämpft. Sollte ich mich je gefreut haben. „Du schon wieder.“ Das Schicksal will mich ärgern. Wortlos steigt Malfoy ein. Schlägt die Tür hinter sich zu und wir fahren los. „Es ist schon wieder ein Gryffindor Direktor!“, sagt er plötzlich. Ich blicke auf. Warum spricht er? Will er einen Streit provozieren? Warum eigentlich nicht? „Besser als ein Slytherin. Wir haben ja gesehen, was aus euch wird.“ „Dann freust du dich ja bestimmt, Muggelfreund.“ Es ist immer noch eine Beleidigung für ihn. Er hat sich nicht geändert im letzten Jahr. Aber wie auch? Verändert man sich denn wirklich oder zeigt man der Umwelt nur neue Seiten von sich? „Ohne sie wäre ich nicht hier!“, antworte ich ehrlich. Daraufhin sieht er mich spöttisch an. „Wäre das denn SO schlecht?“ „Dachtest wohl du kannst deine Ruhe haben, dieses Jahr?“ „So lange Hogwarts so verseucht ist werde ich niemals meine Ruhe an der Schule haben.“ Es macht mich wütend, so etwas zu hören. Arroganter... „Ehrlich, halt die Klappe, Malfoy!“ Er lacht mit hämische Belustigung auf. „denkst du an deine Freunde, Potter?“ , und ist dann still. Warum muss er Salz in die Wunde streuen? Seine Eltern sind gestorben. Weiß er nicht wie es ist, jemanden zu verlieren? Oder will er unsere Feindschaft nur so groß wie möglich werden lassen? Die Kutsche kommt am Schlosstor an. Hunderte Schüler strömen hindurch, in das Portal, auf dem weg in die große Halle. Alle haben Hunger und sind Müde von der Reise. Für die Erstklässler beginnt das Abenteuer erst, aber für mich wird es das letzte Mal sein, dass ich diesen Tag erlebe. Nie wieder. Das macht mich traurig. Ein wenig, denn schließlich ist dies mein Zuhause. Ich fühle mich wie ein verlorener Sohn. Im Schutz der Menge setzte ich mich an den Gryffindortisch und warte darauf, dass die Einweihungszeremonie beginnt. Ich kann Malfoy drüben bei den Slytherins sitzen sehen, auch er scheint sich nicht wirklich wohl zu fühlen ohne seine Freunde, die entweder abgegangen, eingesperrt oder getötet worden sind. Es wird uns wohl beiden schwer fallen, Freunde zu finden, aber ich habe absolut kein Mitleid mit ihm. Es ist schließlich seine eigene Schuld. Niemand hat, nein, natürlich hat jemand, aber... Wirklich? Hat ihn niemand gezwungen Todesser zu werden? Doch nun ist es erst einmal Zeit dafür, die Neulinge willkommen zu heißen, die gerade durch die Tür kommen. Auf dass wenigstens ihre Schulzeit friedlich verlaufen wird, und sie niemals an meiner Stelle hier sitzen werden. Kapitel 2: Unterreden --------------------- Am Abend liege ich wieder in einem Himmelbett, über mir der gewohnte Baldachin. Natürlich bin ich entdeckt worden. Natürlich musste ich Fragen beantworten. Und ich musste mich in Ruhm baden, den ich nicht im Geringsten verdient habe. Das fängt ja gut an. Ob Malfoy in seinem Haus das Gleiche ertragen muss? Ich wünsche es ihm fast. Aber er ist ja nicht berühmt, er hat ja nicht die Welt gerettet. Deshalb ist er wahrscheinlich mit einigen Spötteleien und dummen Sprüchen ins Bett gekommen. Ich wünschte ich könnte jetzt an zu Hause denken, doch ich habe keines mehr. An den Fuchsbau oder an der Grimmauldplatz... Doch Mrs Weasley lebt nicht mehr. Fred und George sind über ihr Geschäft in der Winkelgasse gezogen und der Fuchsbau wurde verkauft. Und Percy? Percy kriecht dem Zaubereiminister hinterher. Der Grimmauldplatz wurde verbannt, als er als das Versteck des Orden des Phönix erkannt wurde. Und selbst wenn er noch stehen würde- wer wäre schon dort? Moody? Mundungus Fletcher? Was nützen sie mir? Ich denke an das versprechen, das Sirius mir gegeben hatte. Das ich bei ihm wohnen dürfe, sobald er ein eigenes Haus hätte und aus der Intrige heraus wäre. Was ist daraus geworden? Aus all ihren Versprechen? Nichts. Sie sind weniger wert als Staub. Ich drehe mich auf die andere Seite. Warum kann ich keinen Schlaf finden? Bin ich Ruhe nicht mehr gewohnt? Haben mich zwei Monate nicht gelehrt, wie Ereignislosigkeit ist? Jetzt, wo ich keine Albträume mehr von Voldemorts Plänen habe, halten mich Gedanken an Ginny und Draco Malfoy wach? Wie kann das sein? Ich vermisse sie sehr. Es würde mir helfen zu wissen, dass sie nebenan liegt, friedlich schlafend, und das ich sie morgen wiedersehen, morgen in die Arme schließen kann. Aber sie liegt jetzt in London, unter einem Friedhof, und die Chance, sie noch einmal küssen zu können ist gleich minus einhundert. Schluss mit dem sentimentalen Liebesgefasel. Ich muss schlafen. Morgen habe ich schließlich wieder Schule. Spät in der Nacht finde ich dann tatsächlich Zerstreuung und Schlaf, doch erst, nachdem Dobby mich noch einmal höchst persönlich willkommen geheißen hat. Ich weiß nicht, wie ich den morgigen Tag überstehen soll. Vielleicht enthält Kürbissaft Coffein? Das Fiasko von gestern setzt ich fort, während ich frühstückte. Fragen und Blicke. Hoffentlich legt sich das wieder im Laufe des Schuljahres. Ich werde sonst irgendwann verrückt. Ich schaue zu Malfoy, um zu sehen, ob es ihm genauso geht. Doch er scheint von allen in Ruhe gelassen, ja sogar ignoriert zu werden. Sind die Slytherin am Ende doch nicht so stolz auf einen ehemaligen Todesser, wie wir immer dachten? Haben wir vielleicht falsch von ihnen gedacht? Ich bezweifle es, aber könnte es nicht sein...? Der neue Hauslehrer von Gryffindor, ein Mann, der mich im ersten Moment einfach an Lucius Malfoy erinnert, teilt die Stundenpläne aus. Er heißt Krich, sagt er, es freut ihn, mich kennen zu lernen. Ich werde heute den Vormittag mit ihm verbringen. Nun, auch Slytherin hat eine neue Hauslehrerin. Sie ist groß, braunhaarig und sieht aus, als wäre sie gerade dem Grab entstiegen. Aber sie ist jung. Eigentlich ist mir die Besetzung der Posten egal. Snape ist nicht mehr da, es gibt quasi niemanden, der mich noch hassen könnte, außer Malfoy- aber er ist mir eigentlich auch egal. Der Unterricht schützt ich vor unnötigen Fragen, hoffe ich, und in der Tat, in Verwandlung ist jeder damit beschäftigt, sich in einen Sessel zu verwandeln. Es ist schwieriger als ich immer dachte, mir große, mit grünem Polster überzogene Ohren weg zu hexen. Ich hätte üben sollen, bevor ich hergekommen bin. Aber was kann man nach einem Kampf mit Voldemort schon groß üben? Wenn es um mein Überleben geht- wozu nützen mir dass Ohrensessel? In diesem Moment fällt mir Slughhorn ein, und an meinen ersten Besuch bei ihm. Die verwüstete Wohnung und die Tatsache, dass auch er ein Sessel geworden ist, um sich vor Todessern zu verstecken. Über die Nützlichkeit kleiner Dinge habe ich in dieser Stunde garantiert etwas gelernt. Der Vormittag verläuft für mich gut, auch wenn Melinda Waynes nicht aufhören kann über ihre leicht gräuliche, ledrige Haut zu klagen. Professor Krich (der neue Hauslehrer), hätte ihr bestimmt geholfen. Sie hätte ihn vielleicht einfach fragen sollen. Nach dem Mittagessen habe ich eine Freiperiode. Ich überlege was ich tun kann, Lust auf Hausaufgaben habe ich keine, schließlich ist heute der erste Tag. Vielleicht eine Tour durch die Ländereien? Mich einmal mehr mit allem vertraut machen? Das wäre gar nicht schlecht, und vielleicht habe ich sogar etwas Ruhe vor den anderen Schülern. Ich begebe mich nach draußen, Blicke und Getuschel auf den Gängen geflissentlich ignorierend. Das ist nichts neues. Ich denke, das heißt es, Harry Potter zu sein. Lebenslanges Getuschel und bemitleidende oder respektvolle Blicke. Wäre es Ron oder Hermine genauso gegangen? Wie gerne würde ich es wissen...Wie gerne hätte ich sie bei mir! Ich hasse Einsamkeit. Dieses Gefühl, dass niemand mehr da ist, der auf mich wartet. NIEMAND- Nicht einmal meine eigene Eule. Wenn ich in den See gehen würde, würde mich wirklich jemand vermissen? Denn- wofür Lebe ich überhaupt noch? Alle, die mich lieben sind nicht mehr, meine einzige Aufgabe ist beendet. Also, was sollte es stören, sollte auch ich sterben? Wenn dein Glück geht, folge ihm! Unschlüssig stehe ich am Ufer ich weiß noch nicht einmal, wohin ich jetzt gehen will. Ich gehe nach rechts. Irgendwo muss ich ja schließlich lang, und sei es nur zurück. Aber ich bin noch nicht mal ein halbe Stunde unterwegs... Irgendwann verliere ich das Gefühl für den Weg und für meine schöne Umgebung und versinke in finstere Gedanken. Ich wünschte es gäbe jemanden, der mich davon abhalten würde, doch... Ich stolpere und falle, auf etwas weiche warmes, das ich vorher nicht auf meinem Weg gesehen habe. „Mensch Potter, bist du blind?“, ruft eine Stimme, sie kommt von irgendwo unter mir. Ich rücke meine Brille zurecht und schaue, über wen ich gefallen bin, doch ich ahne es schon. Malfoy. "Tut mir leid!“, antworte ich zerknirscht. Das hat mir gerade noch gefehlt! Ein Streit! „Ehrlich, hast du deine Augen verloren, als du IHN getötet hast? Blindschleiche!“ Er scheint wirklich aufgebracht, aber ich liege ja wirklich immer noch auf ihm, und außerdem habe ich ihm unabsichtlich in die Nieren getreten. Doch trotzdem kein Grund so ausfallen zu werden! „Krieg dich ein. Es tut mir ja leid!“ „Dann geh wenigstens von mir runter...!“ Ich rappelte mich hoch. Auch Malfoy steht auf und reibt sich den Rücken. „Verdammt, bist du schwer, Potter!“Er sieht mich ärgerlich an. Sein Gesicht sieht irgendwie verquollen aus, seine Wangen sind leicht gerötet und er hat Ränder unter den Augen, die das Grau blass und nichtig aussehen lassen. Er hat geweint. Ich verzichtete darauf, ihn deswegen anzusprechen, drehe mich um und gehe. Weiter. Vielleicht hat er es auch nicht leichter als ich. -Aber er hat sich alles selbst eingebrockt! Er hat sich auf Voldemort eingelassen! Er wollte dem dunklen Lord dienen. Er musste bestimmt nicht dazu gezwungen werden. Meine Runde um den See geht weiter. Ich denke an die Seemenschen. Nicht, dass ich jemals gut auf sie zu sprechen gewesen wäre, nachdem sie Hermine und Fleurs Schwester behalten wollten. Doch bei Dumbledores Beerdigung...Irgendwann werde ich Malfoy dafür umbringen...! Doch das hätte Dumbledore nie gewollt. Irgendwann komme ich wieder beim Schloss an. Vielleicht habe ich Malfoy einfach falsch eingeschätzt? Er ist schließlich auch nur ein Mensch, der Gefühle hat, auch wenn es mir schwer fällt, das zu glauben. In der nächsten Periode habe ich Zaubertränke. Ich war noch nie gut in diesem Fach, aber jetzt habe ich wenigstens nichts mehr zu befürchten- es ist unmöglich, dass die neue Lehrerin ich hasst, nur weil meine Eltern...nun gut. Sie ist noch zu jung dafür- Höchstens dreißig Jahre, aber sie scheint wirklich Ahnung zu haben von dem, was sie tut. Sie macht sogar eine Ansatz mir zu helfen, als mein Gebräu statt leuchtend Orange plötzlich einen gefährlichen Grünton annimmt. („Potter, geben Sie jetzt Flieder hinzu, dass könnte das Ganze weniger tödlich erscheinen lassen...“) Auf jeden Fall ist Aurence Swiveller eine der eindrucksvollsten Personen, die ich kenne. Auch, wenn sie Gryffindors nicht ausstehen kann („McCartney, tun sie nur so oder liegt das Benehmen eines Trolls in ihrem Naturell?“) Doch leiden kann ich dieses Fach immer noch nicht. Ich bin nur froh, als der Unterricht endgültig vorbei ist. Ich will nicht in den Gemeinschaftsraum, also entschiede ich mich erneut für einen Spaziergang über das Gelände. Vielleicht einfach ans Ufer setzen und den Sonnenuntergang beobachten? Ich bin nicht romantisch, aber der Stimmung eines Abends kann selbst ich mich nicht mehr entziehen. Also lasse ich das Essen kurzum ausfallen, und verlasse das Gebäude möglichst unauffällig. Draußen ist es kühler geworden. Der Himmel färbt sich violett. Ich gehe zum See, die letzten Strahlen der Sonne genießend. Doch plötzlich-“Sag mal, Hast du keine Augen im Kopf?“ Eine keifende Stimme richtet ihr Wort an mich, und realisiere, dass das Weiche, in das ich gerade getreten bin, ein Menschenkörper war. Und dieser ist mir wohl bekannt, denn das gleiche passierte mir heute schon einmal. „Potter. Du schon wieder!“, höhnt Malfoy und reibt sich seine rechte Seite. „Ich würde vorschlagen, dass du dir eine neue Brille zulegst...“ Das Schicksal scheint meine Nerven ruinieren zu wollen. „Entschuldige!“, kann ich mir abringen. Er hätte ja auch mal aufpassen können. Doch als ich ihn anschaue, sieht er genauso aus wie vorhin. Verweint. Vielleicht sollte ich nicht zu viel von ihm verlangen. Ich würde gerne wissen was los ist. Was lässt einen Malfoy in Tränen ausbrechen? Ich verkneife mir die Frage, kann mich aber nicht dazu bewegen, zu gehen. „Warst du heute überhaupt beim Unterricht oder beim Essen?“, frage ich, da es nicht so aussieht. Er schüttelt den Kopf. „Es geht dich nichts an Potter, aber: Nein! Und jetzt verschwinde.“ Aber ich verschwinde nicht. Denn ich bin neugierig. Und wenn ich erst einmal neugierig bin... „Dann solltest du zumindest noch deine Verwandlungshausaufgaben mit auf den Weg bekommen...“ Kapitel 3: Feuer ---------------- Ich sinke neben ihm ins Gras. “Also, wir haben uns heute in Sessel verwandelt...Schau er, ich zeig dir, was du tun...“, will ich beginnen, doch er unterbricht mich abrupt. „Potter! Geh weg! Lass mich in Ruhe mit deinem Gefasel. Und wenn du dich über mich lustig machen willst, dann tu es gefälligst morgen!“ Er ist wütend, seine Stimme zittert. Er wird gleich in Tränen ausbrechen, ich weiß es. Ich kenne es von mir. „Krieg dich ein, Malfoy. Nichts ist passiert, okay?“, möchte ich sagen, doch ich höre einen unterdrückten Schluchzer seinerseits. Oh nein, er weint. Was soll ich jetzt tun? Etwas unbeholfen lege ich meine Hand auf seine Schulter. Ich kann mir denken, dass ich der Falsche bin, um ihm Trost zu spenden, doch ich bin der Einzige, der hier ist. „Was ist los?“, frage ich, meine Stimme klingt mitfühlender, als ich glaubte. Er hebt den Kopf ein wenig, Tränen laufen über seine Wangen, doch er sieht immer noch zornig aus. „Potter...Du verstehst doch gar nichts! Weißt du, wie es ist, wenn dir alle den Rücken zuwenden? Obwohl sie dir versicherten, dass sie ewig auf deiner Seite stehen würden? Dich lieben? Das glaube ich nicht. Ihr seid doch...“ Er spuckt das Wort förmlich aus. „Loyal!“ Ich lache bitter auf. Solange sie keine Verräter sind...wie Snape. „Nein, aber ich weiß wie es ist, wenn dich niemand liebt, Malfoy. Wenn niemand mehr da ist, um dich auch nur anzulügen!“ Er schweigt einen Augenblick, sein Körper zittert. „Und? Was ist schlimmer?“ Das kann ich nicht beurteilen. Vielleicht hängt es von unserem Naturell ab. Wie weit wir von unseren Mitmenschen abhängig sind. In diesem Moment kann ich einfach keinen Hass auf ihn verspüren. Es geht nicht. Weil er mit so klein und verletzlich vorkommt, wie ein Kind. Deswegen bin ich zu einer fast freundschaftlichen Geste fähig. „Willst du mit mir reden?“ Sein Blick wechselt in ungläubiges Erstaunen. „Mit dir? Warum? Wir hassen uns. Was soll das? Willst du dich über mich lustig machen?“ Ich schüttele den Kopf. „Ich bin nun mal der Einzige, der gerade da ist.“ Das ist es. Um uns liegen die Ländereien still, nur der Wind regt sich noch. Und dann beginnt er zu erzählen. Nachdem Snape Dumbledore getötet hat, flohen die beiden nach Schottland. Nicht nur er kannte sichere Verstecke, auch der Dunkle Lord hatte Mittel und Wege, sein treuen Anhänger zu schützen. Der ehemalige Lehrer für Zaubertränke war wütend. Sehr wütend auf Draco. Dass er diesen Auftrag nicht ausführen konnte. Dass der ganze Plan kaputt sei. Doch der Dunkle Lord verzieh Draco- er hatte ihm eine neue Rolle zugedacht, in der finalen Schlacht, wie er es nannte, die bald hatte folgen müssen. Die Lage hatte sich drastisch zugespitzt, nachdem ich die Schule verlassen hatte. Und so musste Draco lernen, grausam zu sein- Ein Schicksal, dass alle Todesser früher oder später ereilte. Seine Eltern hatten einen gewissen Stolz ihm gegenüber empfunden, hatten sie ihm über Umwege mitgeteilt, und auch die Eltern seiner Freunde hatten ihm ihre Bewunderung oder ihren Hass ausgesprochen. Und dann war der finale Angriff Voldemorts erfolgt, sein letzter Versuch, Harry und die anderen auszuschalten. Draco hatte ihm helfen sollen. Und er hatte alles erdenkliche getan...nur um an dem einen Abend, an dem auch ich um mein Leben focht, alles zu verlieren. Seine Eltern, seinen Herren, seine Freunde...Das er nicht in Askaban gelandet war, war ein reines Justizverbrechen. Doch nun war er hier, fast sicher vor dem Mob, einer Verfolgung oder Verurteilung. Doch glücklich kann sich keiner von uns beiden nennen. Denn wir haben alles verloren, egal auf welcher Seite wir standen. Im Moment ist Mitleid das einzige Gefühl, dass ich für ihn aufbringen kann. Es ist, als könnte ich fühlen, wie es ihm geht. Und kann ich es nicht? Ich habe auch niemanden mehr, der mir sagen könnte, was zu tun ist, der mich liebt. Ich lege meine Hand auf seine Schulter, einfach um ihn wissen zu lassen, dass ich noch da bin. „Ich weiß es...“, murmele ich. Doch er fährt hoch. “Gar nichts weißt du, Potter, denn du standest immer auf der richtigen Seite. Du wurdest immer bejubelt. Niemand hat dich je verachtet, weil du das getan hast, was dein Instinkt dir riet, was du für richtig hieltest. Das ist heuchlerisch!“ Seine Anschuldigungen verletzen mich. Ich kann verstehen, dass er mich hasst, aber kann er meinen Trost nicht annehmen, die Feindschaft kurz vergessen? Oder hat er Recht und ich weiß wirklich nichts? Das will ich nicht einsehen. Ich gehe. Ohne ein weiteres Wort richte ich mich auf und mache mich auf den Rückweg zum Schloss. Er wird schon irgendwann mit dem rein werden. Wie ich es auch tun werde. Nur wann? Am nächsten Tag sieht die Welt nicht viel besser aus. Das Frühstück ist mir verhasst, doch ich bin viel zu hungrig, um es einfach ausfallen zu lassen. Außerdem sind meine Gedanken immer noch mit Malfoy beschäftigt. Und der richtigen Seite. Ist Voldemort wirklich nur der böse Machtgierige gewesen, für den wir ihn hielten? Oder war er einmal menschlich? Hat er jemals jemanden geliebt? Aufrichtig? Die Prophezeiung sagt es nicht, aber sie ist auch nicht verbindlich. War er jemals jemanden so nahe wie ich meinen Freunden? Oder war er immer so allein wie Malfoy, beobachtete die anderen, die glücklich lachten und ihre Späße trieben? Ich wünsche mir, mehr zu wissen. Kräuterkunde haben wir zusammen mit den Slytherins. Es ist, als könne ich die hasserfüllten Blicke spüren, die Malfoy mir zu wirft. Sie brennen Löcher in meinen Umhang. Ich pflege ein fleischfressendes Gänseblümchen (das nur deshalb für den Unterricht der siebten Klassen bestimmt ist, da es mit Vorliebe in Finger beißt). Doch dies ist nicht alles, was das Schicksal noch für mich bereithält. „Ich möchte, dass Sie, bevor Sie ihren Abschluss machen, noch ein wenig Sinn für Gemeinschaftsgefühl und Verantwortung bekommen“, beginnt Professor Sprout am Ende der Stunde noch einmal. „Deshalb habe ich Ihnen diese Feuerspuckenden Mortempler mitgebracht. Ich bitte Sie, immer in Paaren zusammen zu gehen und sich einem dieser Exemplare anzunehmen. Maxwell, Glomm- Sie machen den Anfang!“ Es ist mir egal, mit wem ich zusammen gehen musste. Dieses Monster von einer Pflanze lässt einen alles vergessen, und bei seiner Pflege muss man aufpassen, dass man keinen lebensgefährlichen Verbrennungen davon trägt. Da werde ich noch ausreichend beschäftigt sein. „Potter- Malfoy!“, tönt es da von vorne und ich frage mich auf einmal, ob es mir WIRKLICH egal war. Ich blicke zu ihm nach hinten. Er sieht aus, als wäre sein schlimmster Albtraum war geworden. Genauso fühle ich mich. Er ist das Letzte, was ich jetzt gebrauchen kann. Ich lasse mir ein Exemplar Mortempler in die Hand drücken und drängele mich nach hinten durch. Doch was soll ich jetzt sagen?? „Wann?“ Es ist besser, wenn ich mich auf so wenig Worte beschränke, wie mir möglich ist. Ich will auch gar nicht viel sagen, es ist schon viel zu viel geredet worden, gestern. Er zuckt nur kurz die Schultern. „Du nimmst sie heute. Wir sehen uns nach dem Abendbrot am See, zum protokollieren.“ Das ist alles. Ich kann mich umdrehen und gehen, ohne das irgendein Verhältnis beschrieben oder ein Streit gesät werden kann. Anscheinend ist er nicht mehr darauf aus, einen Konflikt anzuzetteln, so wie früher. Obwohl- wenn ich auf einem verlorenen Posten kämpfen würde, wollte ich auch unsichtbar sein. Ich stelle die Pflanze auf das Fensterbrett im Schlafraum. Ich will es hinter mir haben. Den restlichen Tag arbeite ich darauf hin, den Abend zu überleben und das Beste daraus zu machen. Meine Konzentration schwindet zusehends. Bald kann ich nichts mehr tun, nur ins Feuer starren, das im Gemeinschaftsraum brennt, und daran denken, was wohl passieren wird. Je länger ich über den gestrigen Tag nachdenke, desto mehr meine ich, Malfoy verstehen zu können. Die Grausamkeit und die Abscheulichkeit seines Herren sind mir durchaus noch bewusst, doch haben wir jemals daran gedacht, dass es ein 'danach' geben könnte? Das wir vielleicht unsere Zukunft verspielen, unser restliches Lebens mit einer Entscheidung, die wir aus dem Bauch heraus fällen? Haben wir überhaupt daran gedacht, dass es Überlebende geben könnte? Wenn auch nur wenige? Das Übergehen zum Alltag ist unmöglich. Das habe ich schon gemerkt, als ich im Tropfenden Kessel saß, und versucht habe, Regelmäßigkeiten in mein Leben einzubauen. Schlafe um neun, gehe um zwölf einkaufen, iss um vier... Und es hat nichts gebracht, nicht konnte mich zumindest in Lethargie versetzen oder irgendwie zur Ruhe kommen lassen. Tagelang habe ich nur geweint. Und auch jetzt ist mir wieder danach, wenn ich daran denke, wie die sechs Jahre waren, die ich hier verbrachte, die Zeit, als ich noch ein Kind war, wo ich noch Illusionen von Liebe und Geborgenheit hatte, denen ich mich hingeben konnte. Ich stehe auf, das hat keinen Sinn, ich kann nicht ewig in der Vergangenheit leben. Meine Existenz ist nicht beendet, ich habe noch viele Jahre Zeit, ich kann alles tun, was sie immer gewollt haben, ihre Träume leben...und sie niemals vergessen. Die Abendluft ist kühl und die Brise duftet leicht süßlich. Ich lasse mich ins Gras fallen und starre auf die Wasseroberfläche. Wird er bald kommen? Das Abendessen müsste doch.. ich will nicht ungeduldig sein, doch gegen meinen Willen bin ich es doch. Es kostet mich einige Beherrschung, nicht auf und ab zu gehen Ich will, dass es vorbei ist. LOS! „Potter. Tut mir Leid, dass ich spät bin.“ Es klang nicht im geringsten, als würde er es ernst meinen, aber da steht er, vor mir, eine Rolle Pergament und eine Feder in der Hand, neben mir regt sich die Mortempler, sie spuckt ein paar Funken in seine Richtung. Er setzt sich mir gegenüber. „Wir bringen dies schnell hinter uns.“ Beidseitiges Einverständnis. „Ach, und Potter? Es tut mir Leid, dass ich gestern so... unfair war. Das nächste mal werden wir uns richtig streiten.“ Und als ich daraufhin in seine Augen schaue, sehe ich... Aufrichtigkeit? Kapitel 4: Abkühlen ------------------- „Gut. Ich freue mich schon.“ Was für ein makaberer Satz. Ich weiß das und trotzdem kann ich nicht umhin, das zu sagen, denn es bedeutet nichts weiter als ein Friedensangebot. 'Lass uns das hier schnell beenden!“, sollte es heißen. Bin ich einverstanden. Denn selbst wenn wir wollten, könnten wir niemals ein geregeltes Verhältnis haben, egal welcher Art. Dazu sind wir zu verschieden. Ich nehme mir eine Rolle Pergament, und beginne Malfoy zu berichten, wie die Mortempler sich heute verhalten hat, wie ich sie gepflegt habe. Und dann, zwischen Verwandlungshausaufgaben und dem Abendessen, fragt er mich: „Sie sind alle gestorben, oder?“ Ich blicke von meinem Protokoll auf. „Wer?“ Ich weiß, wen und was er meint, aber...vielleicht ist es nicht so... doch. „Deine Freunde.“ Es ausgesprochen zu hören, beschließt es. Viele haben darüber gesprochen, seit es vorbei ist, doch keiner hat mich gefragt. Ich habe mich vor der Presse versteckt und niemanden an mich heran gelassen. Und jetzt, hier, an diesem wunderschönen Abend, spricht er es aus, und all der Schmerz, den ich seit Monaten zu verdrängen versuche, kommt zurück, so plötzlich und heftig, dass es mir die Tränen in die Augen treibt. Ich versuche, es zu unterdrücken... Wie peinlich, einfach so zu weinen, ohne Grund, vor dem Menschen, vor dem lebenden Menschen, den ich am meisten hasse... Doch es funktioniert nicht. Ich sitze da und vergrabe mein Gesicht in den Händen, damit er sie nicht sieht. Ich bemühe mich, meinen Körper ruhig zu halten, es nicht schlimmer zu machen, als es ohnehin schon ist. Er schweigt. Verlegen. Oder freut er sich heimlich, wieder einen kleinen Sieg über mich errungen zu haben? Ich lege meine Aufzeichnungen zur Seite. „Am besten leihst du sie mir, Potter“, sagt Malfoy plötzlich. Und ich weiß noch nicht einmal warum. Will er noch mehr Triumph? Doch dann spüre ich seine Hand auf meiner Schulter, die Geste, die ich gestern auch schon ausgeführt habe, ein einfaches: Ich bin da. Egal, was gerade gewesen ist. Lassen wir es beiseite und geben wir uns dem Augenblick hin. Ich weiß nicht, wann er es gelernt hat, aber es ist auf jeden Fall gut. Ich wische die Tränen weg. „Entschuldigung. Ja, sie sind tot.“ Er wusste es schon vorher, wollte es nur noch einmal genau wissen. Hat ihn das letzte Jahr wirklich so verändert? Einen 'besseren' Menschen aus ihm gemacht? Ich kann es hoffen. Denn dann.... habe ich vielleicht noch ein wenig Ruhe in diesem Schuljahr, kann mich darauf vorbereiten, ein Leben zu leben, das ich nicht mehr will... Er muss einsehen, da es taktlos war, zu fragen, doch ich kann mir nicht vorstellen, dass es ihn stört. Das ist in Ordnung. Ich mag ihn nicht, er mag mich nicht, eigentlich hassen wir uns. Was gerade passiert sind die Auswirkungen von etwas, dass wir beide nicht fähig sind , zu ertragen, und morgen wird alles wieder so sein wie vorher, morgen, wenn wir Zeit hatten, unsere Masken aus eisernem Schweigen zu reparieren. Dann können wir das hier vergessen. Und ich die Wunde heilen lassen, die er erneut wieder aufgerissen hat. Ich gebe ihm das Blatt. „Morgen.“ Er nimmt es und macht Anstalten zu gehen. „Aber Potter?“ Wenn er etwas sagt, ist es endgültig. Eine Sache, die ich nicht sehr schätze. „Du brauchst Freunde.“ Ich erwache, mit diesem Satz im Kopf. Ja, ich brauche Freunde, aber letztendlich bin ich nicht daran interessiert, mich mit jemandem abzugeben, der mich wegen meiner Taten mag- bewundert... ich will niemanden, der mich bewundert, denn ich bin der, der am wenigsten getan hat. Ich bin einfach geboren worden, und war da. Das war es- Voldemort ist gestorben. Zumindest kommt es mir jetzt so vor. Ich weiß, dass viel Schweiß, Tränen und Blut dahinter stecken, doch mein Verstand will dies gerade nicht wahrhaben. Ich will mit niemandem befreundet sein, der noch lebt- Ich will sie zurück. Wie kann es sein, dass ich nach Hogwarts zurückkehre und der Einzige mit dem ich rede ist mein Erzfeind, mein meist gehasster Draco Malfoy? Auch wenn er sich sehr verändert zu haben scheint, ich kann ihn nicht leiden. Zu viel steht zwischen uns... Doch er ist der Mensch, der mich am besten versteht. Genauso, wie ich ihn verstehe. Das macht alles noch schlimmer. Ich quäle mich aus dem Bett, am dritten Tag des Schuljahres schon unmotiviert. Wunderbar. Ich liebe mein Leben. Warum beende ich es nicht einfach? Warum gehe ich ihnen nicht hinterher? Weil ich zu feige bin? Weil auch ich irgendwo tief in meinem Unterbewusstsein denke, dass der Tod doch das Schlimmste ist, das mir passieren kann, wider besseren Wissens? Der Tag vergeht. Der nächste Tag vergeht auch. Sie beginnen, sich aneinander zu reihen, und ich beginne, zu funktionieren, und meine Gedanken auf meinen Alltag abzustimmmen. Sie hätten es nicht gewollt... dass ich mich aufgebe, wenn sie sterben... Oder? Die nächste Stunde Kräuterkunde kommt. Ich gehe am Morgen hinunter zu den Gewächshäusern. Sieben Mal habe ich Malfoy die Zettel gegeben, um eine ähnliche Szenerie zu vermeiden. Sieben mal habe ich darüber nachgedacht, ob Menschen sich wirklich verändern können. Die Rivalität und die Sticheleien zwischen uns scheint es auf einmal nicht mehr zu geben. Es gibt nur noch Schweigen und den Drang, schnellstmöglich zu gehen. Ihn nicht mehr zu sehen, den, der mich so an mich selbst erinnert. Und irgendwie vermisse ich es. Im Moment ist es einfach nur bedrohlich. Die meisten Schüler sind noch nicht da, so wie jeden Morgen. Ich vertiefe mich noch einmal in eine Schulbücher, was kann ich denn schon anderes zu tun? „Potter.“ Macht sich da auf einmal eine Stimme bemerkbar. Eine Stimme, die uns allen sehr bekannt ist. Ich blicke auf. Vor mir steht der bekannteste Slytherin nach Tom Riddle. Er sieht mich an und hält mir die Blätter entgegen, die er von meinem Protokoll abgeschrieben hat. „Sieh das durch!“ Es dauert zwei Sekunden, bis die Botschaft zu mir durchgesickert. „Nein.“ Woher nimmt er die Vorstellung, ich würde auf sein Wort hin seiner Hausaufgaben korrigieren? „Tu es. Du hast schließlich die Pflanze gehabt!“ „Genau deswegen werde ich es nicht tun! Bist du nicht einmal in der Lage, etwas richtig abzuschreiben, Malfoy?“ Das sieht er als Beleidigung. Gut, es war sicher kein Kompliment, doch...“Bei deiner grauenvollen, verkrüppelten Handschrift nicht, Potter...“ Warum erinnere ich mich jetzt an hunderte solche Momente? Spannungen zwischen Feinden, Menschen, die sich niemals werden mögen können, und man merkt es ihnen deutlich an. Ich hätte Lust, die Blätter einfach der Mortempler ins Maul zu schieben, doch ich tue es nicht. Das würde uns nur unnötigen Ärger bekommen. Apropos Mortempler- die regt sich gerade, öffnet ihre Blütenblätter und sieht recht aggressiv aus. Als hätte sie- Hunger. Dabei habe ich sie doch mit Wurst gefüttert, als wir Frühstück hatten. Nicht gut. Malfoy scheint es nicht bemerkt zu haben. Ein paar Schüler schauen aufmerksam in unsere Richtung, und ich lasse mich einige Sekunden von ihnen ablenken- da passiert es. Nicht dass es SO spektakulär wäre, doch es hat für mich ja ungeahnte Folgen. Also darf ich es ruhig ungewöhnlich stark hervorheben. Die Mortempler spuckt Feuer- Und trifft Malfoys Hand. Nicht direkt, doch die Hitze ist so groß, dass er aufschreit, die Blätter fallen lässt und sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Arm hält. Ich reagiere geistesgegenwärtig, obwohl ich kaum zu einer klaren Wahrnehmung fähig bin und ziehe seine Hand in einen Eimer mit kaltem Wasser. Eigentlich sollten die Blumen damit gegossen werden. Doch das ist nun nebensächlich: Malfoy seufzt erleichtert, das Wasser scheint ihm gut zu tun. Jemand muss ihn in den Krankenflügel bringen. Ich sehe mich um. Die anderen Schüler haben sich bereits wieder abgewendet und kümmern sich nur um ihre eigenen Belange. Es scheint, als müsste ich diese Aufgabe übernehmen. Ich drücke ihm den Eimer in die andere Hand. „Wir gehen zu Madame Pomfrey!“, sage ich und hoffe, dass er keine Widerrede leistet, doch- „Mach dir nur keine Umstände, Potter.“ Das hat mir gerade noch gefehlt. Will man ihm helfen, faucht er einen an. Das macht mich wütend, doch ich besinne mich gerade noch rechtzeitig auf seine verbrannte Hand. „Egal. Komm mit.“ Dann fasse ich ihn am Arm und ziehe ihn zum Schloss zurück. Mein Projektpartner beginnt zu zetern, doch ich ignoriere ihm geflissentlich. Streiten können wir uns später immer noch. Schließlich sind wir noch ein ganzes Jahr hier, da sollte uns genug Zeit bleiben. Vermutlich wird Professor Sprout es mir vergeben, wenn ich Malfoy wegen zu spät komme- oder auch nicht. Selbst die Lehrer scheinen ein Feindbild gegen den ehemaligen Todesser aufgebaut zu haben. Das stört mich. Sollten sie nicht eigentlich neutral sein? Gerade als Außenstehende, nie haben sie sich am Kampf gegen Voldemort beteiligt, also woher nehmen sie das Recht über IRGENDJEMANDEN zu urteilen? Es ist zumindest verwunderlich, dass ich Malfoy helfe- aber was solls. Da es niemand sonst tut... Und schließlich liegen Liebe und Hass ja nahe beieinander... Doch das ist ein abwegiger Gedanke. Wir erreichen das Schloss ohne eine größere Auseinandersetzung. „Warum tust du das?“, fragt Malfoy, als wir durch das Eingangsportal schreiten. Was denkt er denn? „Soll ich dich jetzt da stehen lassen, mit einer Verbrennung fast dritten Grades?“ Mir ist bewusst, dass er mit solchen Angaben vermutlich wenig anfangen kann, doch er weiß wohl am Besten, wie sehr es schmerzt. „Nein, aber...“ „Glaubst du nicht, dass wir nachher noch genug Zeit haben, um uns über meine höchst ordentliche Handschrift zu streiten?“ Er knirscht mit den Zähnen. „Es gibt Dinge, die wichtiger sind, als persönliche Empfindungen.“ Davon kann ich vermutlich ein Lied singen. Und ein Menschenleben ist es sowieso. Oder viele Menschenleben. Was sind schon die ganzen Menschen, die nun glücklich sind, auch wenn ich alles verloren habe? Letztendlich geht es nur um sie, und ich bin unwichtig. Und jetzt geht es um Draco... Malfoy. Was ich über ihn denke und für ihn fühle, ist unwichtig. Es geht darum, das er darüber zu urteilen, ob es gut war, dass die Mortempler ihn verbrlebt, und atmet und dass er es verdient hat, das es ihm gut geht. Es steht uns nicht zu annt hat oder nicht. Ich gehe mit ihm die Stufen zum ersten Stock hinauf. „Danke“, meine ich zu hören und ein warmer Schauer läuft mir über den Rücken. Ich mag dieses Wort. Es sagt mir, das das, was ich getan habe, nicht umsonst war. Ich schüttele den Kopf, nur um anzudeuten, dass es nicht der Rede wert ist. Ich glaube, ich würde ihm das Leben retten- obwohl- das sowieso. Schließlich habe ich darin ein wenig Übung. Jetzt bin ich wütend. Ich sollte mich lieber schnell wieder abregen. Wir kommen an und Poppy- wie sie auch unter Schülern gerne genannt wird- eilt uns entgegen. „Mister Malfoy! Was ist geschehen?“ Ich schildere ihr die Sache kurz, nur weil ich denke, dass Draco-- Malfoy es bestimmt nicht wirklich mitbekommen hat. Und ich sollte etwas dagegen tun, seine Gegenwart als 'normal' zu empfinden. Aber dieses nur nebenbei. Sie gibt uns eine Tube mit einer Salbe. „Dr. Martens kühlstes Verbrennungsgel“, steht darauf. „Ich muss leider sofort wieder los. Mister Potter, wenn sie Mister Malfoy dabei behilflich sein könnten, seine Hand ein zu cremen, wäre ich ihnen sehr verbunden...“ Damit eilt die Heilerin aus dem Raum. Warum eigentlich? Noch eine Frage, die ich mir später stellen werde. Ich nehme ein Handtuch von irgendwoher und beginne, Malfoys Hand abzutrocknen. Warum ich das tue, weiß ich nicht, er könnt es eigentlich auch selbst. Er hat wahrscheinlich meinen Helferinstinkt geweckt- so bin ich halt. Gryffindor. Dann öffne ich die Tube und streiche das Gel vorsichtig auf die Haut. Vielleicht wirkt es ja schnell. Malfoys Finger sind feingliedrig. Klavierspielerhände. Doch ich denke, er weiß nicht einmal, was ein Klavier ist. Schade eigentlich. Er hätte bestimmt Talent. Er lässt mich machen und sieht aus, als wäre er nicht unzufrieden mit der Lage. Versteh ihn einer. Erst macht er so ein Theater und dann schließt er die Augen und driftet ab. Ich lächle. Er sieht gut aus, das muss ich ihm lassen. Und wenn er die Augen schließt, vollkommen entspannt ist, würde ich sogar soweit gehen zu behaupten, er sei schön. Zu einer anderen Zeit würde er in Mädchen ertrinken. Ich denke, ich sollte jetzt wieder zu Kräuterkunde gehen. Malfoy wird einfach hier bleiben, bis die Salbe anfängt zu wirken. Doch als ich mich erheben will, öffnet er die Augen. „Es klingt vielleicht etwas dämlich...aber...“, fängt er einen Satz an. Mir will nicht aufgehen, wie er endet und so frage ich: „Aber?“ „...Kannst du noch bleiben?“ Kapitel 5: Versöhnung --------------------- Er muss allein sein. Das geht mit in diesem Moment auf. Und er muss es hassen. Denn sonst würde er niemals mich fragen. MICH. Wo anzunehmen ist, dass er mich verabscheut. Ich bleibe stehen. Soll ich wirklich bleiben? Was würde das bringen? Was will er von mir? Jedes Gespräch, das wir halbwegs normal beginnen, endet in einer Katastrophe. Aber wenn er einfach nur einsam ist, wird ihm jegliche Art der Gesellschaft gut tun. Und ich weiß wie quälend es ist, niemanden zu haben, der da ist. Egal auf welche Art. Oder bilde ich mir etwa ein wir können unsere Feindschaft beenden? Das wird niemals geschehen. Ich gehe zurück zu ihm und setze mich neben ihn auf ein Bett, ohne zu fragen warum. „Geht es deiner Hand besser?“, frage ich. Er nickt kleinlaut. Schämt er sich für die Frage? Ich könnte es mir gut vorstellen. Doch er widerruft sie nicht. Warum fühlt es sich so normal an, hier neben ihm zu sitzen und zu schweigen? Schweigen ist um so vieles intimer als reden, also warum fühle ich mich nicht unbehaglich? „Du weißt genauso gut wie ich, wie schlimm es ist, immer allein zu sein..“, beginnt er und ich nicke. Was will er jetzt sagen? „...ist es nicht eigentlich albern?“ Was meint er? Was ist albern? „Ich meine, dass wir uns seit sieben Jahren hassen, und jetzt immer noch weitermachen, obwohl wir eigentlich keinen Streitpunkt mehr haben?“ Darüber redet er. Doch, es ist albern. Wir befinden uns schließlich in einer ähnlichen Situation. „Voldemort ist tot. Ich weiß, dass du mich nicht leiden kannst, aber können wir nicht vielleicht versuchen uns...aus dem Weg zu gehen? So gut es geht, uns in Ruhe zu lassen? Damit alles nicht noch schlimmer wird?“ Ich weiß wie er es meint, aber ich weiß auch, dass es absolut nichts nützen wird. Wenn wir uns ignorieren wird alles nur noch schlimmer werden. Weil es niemanden mehr gibt, der dich liebt. Nicht einmal jemanden, der dich hasst. Es gibt nur noch Leute, denen du vollkommen egal bist. Deshalb sage ich: „Nein.“ Er sieht überrascht aus- und irgendwie doch nicht. Vielleicht hat er mit dieser Antwort gerechnet. „Einen Versuch war es jedenfalls wert.“ Ich mache einen Vorschlag, der so verwegen ist, dass ich mich selbst wundere. „Meinst du nicht, dass es besser wäre, wenn wir unseren Streit unter den Tisch kehren? Seit Voldemort und Snape tot sind...“, führe ich meinen Gedanken fort. Er versteht was ich meine. „Ja. Lass uns neu anfangen.“ Vielleicht geht es etwas schnell, vielleicht ist es noch zu früh, ihm alles zu verzeihen was er mir, was er uns angetan hat. Und vielleicht ist es auch nicht gut, es aus einer Laune heraus zu tun- doch es ist nur fair. Denn ich glaube, er hat für alles bezahlt. Ich strecke ihm die Hand hin. „Hallo. Ich bin Harry!“, sage ich, und versuche, dabei zu lächeln. Er dreht sich ein wenig zur Seite. „Draco Malfoy.“ Auch er versucht, so freundlich wie möglich auszusehen. „Nett, dich kennen zu lernen.“ Ich muss lachen, weil es eigentlich dumm ist, was wir hier machen. Vielleicht können wir es wirklich- vergessen, was bisher passiert ist. „Du gehst also auch in die siebte Klasse von Hogwarts?“, übt Draco ähm...Malfoy sich in Konversation. Einfach so. Ich nicke bekräftigend. „Ja... Und? Ist es stressig für dich mit den Abschlussprüfungen?“ Mein Gegenüber, oder besser- mein Nebenmann-, schüttelt den Kopf. „Nein, das schaffe ich schon. Schließlich sind die Tage lang genug zum lernen!“ „Ja, das stimmt... und wenn man nichts besseres zu tun hat, weil man kein Quidditch mehr spielt...“ Ich sehe, dass Draco den Kopf hängen lässt. Ich glaube, dass das Spielen ihm fehlt. Kann ich verstehen. Mir auch. Sie haben mich dieses Mal nicht genommen, vielleicht, weil meine Ablehnung ihnen vor den Kopf geschlagen hat. Verständlich, doch es hindert mich nicht daran, es zu missen. „Irgendwann sollten wir mal zusammen spielen...“, meine ich. Das scheint ihn auch nicht aufzuheitern. „Was hältst du von der neuen Zaubertranklehrerin?“, frage ich den Enttäuschten um abzulenken. „Swiveller?“ Ich mache eine bestätigende Geste. „Sie ist ganz in Ordnung. Und sie scheint euch Gryffindors nicht so zu hassen wie Snape....“ Ich erinnere mich unweigerlich an ein paar amüsante Vorfälle mit Neville, die allerdings unerhörten Punkteabzug zur Folge hatten. „Ja ..aber eine Slytherin durch und durch...“ „Bin ich auch... Genauso, wie du ein Gryffindor bist. Ein bisschen Loyalität hegen wir doch alle gegenüber unseren Häusern...“ Wir brechen ab, weil wir wissen, wohin das führen wird. Und wir wissen beide, das die Loyalität anscheinend nicht so stark ist, wie wir immer glaubten. Ich nehme den überflüssig gewordenen Eimer und gieße ihn über einem Waschbecken aus. „Sollen wir zurück zu Kräuterkunde?“, frage ich. Doch er schüttelt den Kopf. „Ich will ihren Blick nicht sehen.“ Oh, wie gut ich das verstehen kann. Wenn ich nur sehe, wie sie ihn anschauen, läuft mir ein Schauer über den Rücken. „Dann lass uns von hier weggehen... Ich glaube Madame Pomfrey kommt nicht so schnell wieder...“ Er steht auf. „Wohin?“ Schulterzucken. Was soll ich darauf erwidern? Ich weiß es auch nicht... vielleicht an den See? Es schient uns ja oft dorthin zu verschlagen. Ich unterbreite ihm meinen Vorschlag und wir gehen zusammen hinunter. Einträchtig. Was für ein Unterschied zu dem, was vor einer halben Stunde noch geschehen ist. „Hätte mir das einer vor zwei Wochen erzählt...“, murmelt Draco leise vor sich hin, als wir in der großen Halle ankommen. Ja, das dachte ich auch gerade. Ich hätte es mir nie träumen lassen, neben Malfoy herzugehen ohne dazu gezwungen zu sein. Doch es schien gut zu sein. Mein Gewissen regt sich nicht, um mir mitzuteilen, dass ich gegen sämtliche Gryffindor- Ehrensätze verstoße. Und auch sonst habe ich eher ein gutes Gefühl in seiner Nähe... Schon fast ZU gut... Irgendwann senkt sich die Abendsonne über die Ländereien, taucht alles in Orange. Ich sehe aus dem Fenster im Schlafsaal. Alle Hausaufgaben sind erledigt, ich habe gelernt, gegessen und meinen Nachtschrank aufgeräumt. Jetzt hätte ich gerne ein wenig Gesellschaft. Wie oft hatten Ron und ich diese Abende mit Zaubererschach verbracht? Und wie oft hatte ich Hagrid besucht? Oder wir haben 'Snape explodiert' gespielt. Ob es zu Swiveller jemals so ein Spiel geben wird? Nein, wohl eher nicht. Schade. Damit ist den Schülern wirklich etwas entgangen. Mit Ron kommt sie Erinnerung an Ginny zurück. Wir hatten nur wenige Wochen, doch die kurzen Momente, die uns danach vergönnt waren, reichen aus, um mein Herz in Stücke zerspringen zu lassen. Ich liebe sie, immer noch. Ihr Haar, ihre Augen, ihr Geruch...All dies meine ich um mich herum wahrnehmen zu können. Das Gefühl, wie es war, wenn sie mich umarmte, wenn sie mit ihren schlanken Händen meine Rücken herunter strich. Warum bist du jetzt nicht bei mir? Ich will dich zurück. Es ist nicht fair, das man uns keine Zeit gelassen hat. Werde ich jemals wieder glücklich werden? Wäre es nicht viel einfacher, einfach zu gehen? Der Astronomieturm sollte hoch genug ein, um meinen Körper unten an den Klippen zerschellen zu lassen. Und dann käme nichts mehr. Nur noch sie. Ich könnte sie endlich wieder sehen... Eine Träne läuft mir die Wange hinab. Nicht schon wieder. Nein, bitte nicht! Ich wische sie ab. Bald werden die anderen einer nach dem anderen hier heraufkommen. Ich will nicht, dass sie mich weinen sehen. Ich will, dass sie mich weiterhin für den arroganten Schnösel halten, der zufällig die Welt gerettet hat. Denn das macht es einfacher. Ihre Ignoranz sagt mir, dass ich in dieser Welt nicht mehr willkommen bin. Ich weiß, dass ich mich mit ihnen anfreunden sollte. Doch ich bezweifele, Dass sie MICH kennen wollen. Warum? Ich weiß, dass es selbstmitleidig klingt, aber warum konnte mir das Schicksal nicht einmal einen lassen? Irgendjemand, den ich Freund nannte. Ich überlege, einfach hinunterzugehen, in die Ländereien, und erst spät abends wiederzukommen. Ich kenne die entsprechenden Geheimgänge. Jeder, der schon mal allein oder zweisam bleiben wollte, kennt sie. Und ich will allein bleiben, keine Frage. Lieber allein als mit ihnen. Ich nehme mir meinen Umhang und begebe mich hinunter an den See. Ich habe eine Lieblingsstelle. Dort stehen noch einige wenige Bäume, in deren Schatten man sich verstecken kann und man sieht die Stellen, an denen Das Wasser den Sand umspült, ganz sanft. Und schon wieder denke ich an sie. Warum gehst du nicht aus meinem Kopf? Sukkubus. Geh oder komm zurück zu mir... Ich verdränge jeden Gedanken an sie. Denke lieber an Hermine. Sie wollte unsere Ausbildung nicht fallen lassen, auch nachdem wir von der Schule gegangen waren und hatte stets ein Buch dabei, um uns neue Dinge zu lehren. Vieles von dem , was ich heute weiß, hat sie mir beigebracht. Wie es wohl war jeden Tag um den Geliebten fürchten zu müssen? Natürlich sorgte ich mich um Ginny, doch...Wir drei waren in jeder Nacht in Lebensgefahr. Und wenn wir ein Horocrux gefunden hatten, hörte ich sie nicht selten in der Nacht vor unserem Aufbruch zusammen. Damals lag ich wach und träumte von Ginny... Heute bin ich wach und träume von ihr. Die Zeit nach dem Sturm ist die schlimmste. Wenn an die Trümmer bergen muss. Wenn man keine Zeit hat, inne zu halten, sondern sofort mit dem Arbeiten beginnen muss und die Angst nicht verdauen kann, die sich wie ein schwerer Klumpen im Magen gebildet hat und einfach nicht weichen will. Ich versuche, die Augen zu schließen und mich von allem anderen abzulenken. Wenn mir jemand vor vier Monaten gesagt hätte, dass ich jemals wert darauf legen würde, mich mit Draco Malfoy zu vertragen... ich hätte ihm einen Vogel gezeigt und wäre zu Ron gegangen, Frühstück machen... oder Feuerholz suchen...oder Zelte abbauen...es gab auf jeden Fall genug zu tun. Heute ist es fast lächerlich, mit welcher Selbstverständlichkeit ich angenommen habe, dass sie immer bei mir wären. Dass ich nie ohne sie sein müsste. Ich habe doch schon genug verloren- warum dann nicht auch noch sie? Nun, vielleicht werde ich mich irgendwann daran gewöhnen allein zu sein. Eine Ausbildung anfangen, vielleicht erfolgreich sein, möglicherweise eine andere Frau kennen lernen... vielleicht wird sie mir so viel bedeuten wie Ginny, doch das bezweifele ich im Moment .Nichts kann unser Verhältnis ausdrücken, das Verständnis, das zwischen uns herrschte... Familie, Kinder...Und irgendwann würde ich endlich sterben mit dem Gefühl, es genauso gemacht zu haben, wie sie es von mir erwarteten. Die Vorstellung von einem perfekten Leben war für mich immer anders. Früher wollte ich Auror werden. Doch ich weiß nicht, ob ich es immer noch will. Dunkel Zauberer jagen, für das gute kämpfen- und ewig der sein, der verliert? Nichts stirbt für immer, hat einmal ein weiser Zauberer gesagt... meinte zumindest der Besitzer von Flourish & Blotts. Und wenn wir Voldemort besiegen wird kurze Zeit später wieder jemand kommen, der das gleiche will. Und wieder wird es viele geben, die versuchen, ihn aufzuhalten, daran verzweifeln, es vielleicht nicht schaffen... das ist alles so sinnlos. Ich habe so langsam genug von meinem Selbstmitleid. Es war vielleicht Pech, ausgerechnet zu dieser Zeit an diesem Ort in dieses Schicksal geboren worden zu sein, aber es hatte bestimmt einen Grund, und ich sollte ihn nicht in Frage stellen. Lieber unwissend bleiben. Ich beschließe, zu schlafen. Endgültig. Egal, wie früh oder spät es ist, vielleicht sind meine Träume heute gnädig mit mir... Die Tage vergehen und so langsam wird es wieder kälter. Der Juli weicht dem August und der August dem September. Die letzten Tage, in denen man den See zum baden nutzen kann, brechen an. Malfoy und ich sind so etwas ähnliches wie Freunde geworden- wir treffen uns nachmittags um die Hausaufgaben gemeinsam zu erledigen oder um einfach zu reden. Über dies und das... Lehrer, Hogsmeade, unsere Familien... Ich bin versucht zu glauben, dass es Draco auch nicht immer leicht hatte. Schließlich stellte seine Familie viele Ansprüche an ihn. Manchmal frage ich mich, ob meine Familie auch viel von mir erwartet hätte, oder ob sie es akzeptiert hätte, dass ich einfacher Durchschnitt bin. „Weißt du...“, sagt er einmal, „...es waren niemals die Gespräche mit meinem Vater, wenn ich eine schlechte Note bekommen hatte oder das Unverständnis meiner übrigen Familie... Es war immer das Gefühl, allein zu sein. Da war niemand, der mir helfen konnte. Und jetzt werde ich langsam damit fertig, dass sie wirklich nicht mehr da sind. Und irgendwie... fühle ich mich befreit, auch wenn ich sie oft vermisse.“ Ich wünsche mir in diesem Moment, es könne mir genauso gehen. Ich könne auch nur einzige gute Seite daran gewinnen, dass sie tot sind. Und ich wünsche, dass ich dieses Wort endlich ertragen könnte. Es ist wirklich schon lange genug her. An diesem Abend sitzen wir am See, Stunden schon und beobachten den Lauf der Sonne. Ich weiß nicht, wann ich geduldig genug geworden bin um das zu tun, vielleicht als mir klar geworden ist, dass das Leben vergänglich ist und es sich lohnt, jede kleine Ameise genau zu betrachten. Jetzt zieht die Dunkelheit ihre Bahnen über das Gelände und der Himmel ist rot., das Wasser schwarz. Ich hätte Lust, einfach meine Kleidung anzulegen und zu schwimmen. Doch bevor ich überlegen kann, ob ich es tatsächlich tue, trifft mich ein Schwall Wasser. Es ist unangenehm kühl und ich suche nach seinem Ursprung. Da ist Malfoy, er steht halbnackt im See und spritzt mit beiden Händen in meine Richtung. „Schluss mit den düsteren Gedanken!“, ruft er und lacht. Das hätte ich ihm niemals zugetraut...diese Art von Sorglosigkeit. So habe ich ihn noch nie erlebt. Angesteckt von der plötzlichen guten Laune streife auch ich mein T-shirt ab und folge ihm. Es ist kalt, aber das stört mich nicht. Im Gegenteil, es ist, als würde mich genau das zurück in die Gegenwart bringen. Ich beobachte, wie er in die Schwärze gleitet. Sein Rücken ist unglaublich muskulös, man könnte fast neidisch werden. Auch sein Oberkörper hat eine schöne Form. Er hätte viele Verehrerinnen gehabt- zu einer andren Zeit. Er schwimmt ein paar Züge. Ich sollte aufhören, in seine Richtung zu starren und lieber auch irgendwas tun, sonst wird es ZU kalt hier. Doch ich kann den Blick nicht von ihm wenden, als ich langsam durch das Wasser gleite und immer weiter zu ihm aufhole. Wir können nicht mehr stehen und sollten nicht mehr viel weiter hinaus schwimmen. Ich will nicht wissen, wie viele Überraschungen außer Grindelohs und Wassermenschen hier noch wohnen. Irgendwann dreht sich mein Exfeind auf den Rücken. Er mustert mich und ich fühle mich seltsam geröntgt, wie immer, wenn er mich ansieht. Als würde er mich vollkommen durchschauen. „Lass uns zurück... Wir sind schon wieder zu spät dran...“ Ich nicke. Dann sehe ich zu, wie er sich langsam bewegt, bleibe schon wieder hinter ihm zurück. Doch auf halber Strecke dreht er sich erneut um und starrt zurück. Warum bekomme ich meinen Blick nicht in den Griff? Warum kann ich meine Augen nicht von ihm abwenden? Das Ufer ist bald erreicht. Wir verlieren auf dem Rückweg zum Schloss kein weiteres Wort, erst in der Halle trenne wir uns mit einem kalten, dennoch unsicheren: „Gute Nacht!“ Ich sehe, wie mir die Schüler auf dem Weg in den Gryffindor Turm nach starren. Sie haben es immer noch nicht überwunden, dass ich mich mit dem Feind verbündet habe. So nennen sie es. Ich nenne es verzeihen. Kapitel 6: Morgen ----------------- Als der Herbst beginnt, schleicht sich Frustration in mein Herz. Jetzt sind die Sommertage vorbei, in denen wir uns draußen verstecken konnten. Nun wird es Zeit, den Anderen wieder in die Augen zu blicken. Davor habe ich Angst. Ich weiß, wie wenig sie es gutheißen, das ich meine Freunde selbst wähle. Ich blicke oft aus dem Fenster und beobachte, wie sich die Bäume gelb färben. Ich kann den schleichenden Prozess sehen, mit dem gleichen Blick, der mich auch den Lauf der Sonne beobachten lässt. Wenn ich nicht in trübsinnigen Gedanken versinke, bin ich bei ihm: In Malfoys Gegenwart scheint die Dunkelheit, die immer noch über meinen Gedanken liegt, nicht so stark zu sein. Ich kann lachen, wenn er da ist, alles verdrängen. Ich brauche ihn. Seine Anwesenheit ist wie eine Droge für mich, und wenn wir uns getrennt haben, liege ich oft noch stundenlang in meinem Bett und denke an ihn zurück. Inzwischen haben auch die Lehrer bemerkt, wie welche Richtung sich unser Verhältnis geändert hat. Professor Sprout behandelt mich wie einen Ausgestoßenen, doch dies bemerkt man nur an ihren Blicken. Der Hauslehrer, dessen Namen ich immer wieder vergesse, scheint mich dafür zu hassen. Vielleicht, weil er sich durch sein eigenes Spiegelbild schon genug an die Malfoys erinnert fühlt und nicht mit einer Todesserfamilie in Verbindung gebracht werden will. Doch Swiveller ist zu mir merklich freundlicher geworden, man sollte es kaum glauben. Vielleicht liegt ihr etwas an Malfoy. Zaubertranklehrer scheinen ihm im Allgemeinen sehr angetan zu sein. Ich liege in meinem Bett, von dem aus ich aus dem Fenster schauen kann. Es ist eigentlich Zeitverschwendung, aber im Moment habe ich das Gefühl, das jede Sekunde, in der ich allein bin, Zeitverschwendung ist. Ich will meine Freunde nicht vergessen, aber ich will auch nicht immer an sie denken. In meinem Leben, dass sich, wie ich dachte in Schwärze gewandelt hatte, hat jemand ein Streichholz angezündet. Und ich will dem Feuer Nahrung geben, damit ich endlich wieder klar sehen kann. Ist das egoistisch und dumm? Ich liege auf meinem Bett und versuche mich abzulenken, in dem ich ein Buch über Quidditch lese, dass ich mir selber zum Geburtstag geschenkt habe. Dieses Jahr hat mir niemand eine Eule geschickt. Nur in den Bücherlisten war ein kurzer Glückwunsch seitens Professor McGonagall, die mir alles Gute wünschte. Die Bilder bewegen sich, doch das ist auch alles, was ich wahrnehme. Meine Gedanken gelten ihm. Ich würde auch gerne wissen, was neuerdings so spannend an ihm ist, aber wenn ich versuche, einen klaren Gedanken zu fassen, ist mein Kopf schon wieder leer. Es macht mich rasend. Die einzigen Momente, in denen ich meine Unruhe beherrschen kann, ist die Zeit, die ich mit ihm verbringe. Warum ist mir auf einmal so viel an ihm gelegen? Ich beschließe diese Frage, die seit Wochen in meinem Kopf umher schwirrt, zu ignorieren, lege das Buch weg und lösche das Licht. Morgen früh treffen wir uns vor dem Unterricht bei der Peitschenden Weide... Der Morgen ist kühl und ich ziehe meinen Umhang fester um mich, als ich zügig über die Ländereien laufe. Leichter Nebel hängt über den Wiesen, Tau auf dem Gras und Feuchte kriecht in meine Schuhe. Egal. Ich werde ihn treffen, dafür nehme ich ein nasses Paar Socken gerne in Kauf. Dort steht er, an einen Baum gelehnt, sieht zu mir hin, und ich kann seine Blicke spüren. In solchen Momenten merke ich, dass ich nicht allein bin. Nicht mehr. Doch sein Gesicht verkündet alles andere als gute Laune. Ich erreiche ihn und warte, dass er mir sagt, was Sache ist. Ich bin es nicht gewohnt, dass er mit schlechter Stimmung auf mich wartet. Normalerweise heitert uns die Aussicht auf Gesellschaft auf. „Guten Morgen!“, sagt er. Nicken. „Was ist los?“ Ich weiß, dass es schlecht ist, sofort zu fragen, aber ich will nicht, das mir das den Morgen vermiest. Egoistisch. Das weiß ich auch. Bei meiner Frage verengt er kurz die Augen und murmelt dann: „Sie haben mein Foto.“ Welches Foto? Ich weiß nicht was er meint, doch bevor ich dem weiter nachgehen kann, erklärt er: „Mein Familienfoto. Das letzte, das ich hatte. Und irgendjemand hat es mitgenommen.“ Für einen Moment Stelle ich mir vor, dass es mein Fotoalbum, gewesen ist, dass sie genommen haben. Dann weiß ich, wie er sich fühlt. Tue dies nicht als unwichtig ab. Es ist alles, was noch geblieben ist. „Weißt du, wer es war?“ Doch er schüttelt den Kopf. „Nein...glaub mir, ich wäre schon lägst bei ihm und würde ihn verhexen...“ Das kann ich mir gut vorstellen. Es wäre garantiert kein netter Fluch. „Und du bist dir sicher, dass du es nicht einfach nur verlegt hast?“ Das kann auch passieren. Aber... „Ehrlich mal, glaubst du, ich bin zu blöd dazu, einen Aufrufezauber anzuwenden?“, unterbricht er mich und sieht mich gereizt an. Ich habe keine Ahnung von seinem magischen Talent. Vielleicht kann er es ja wirklich nicht... Doch ich vertraue darauf, das Voldemort nur einigermaßen fähige Leute damit betraut, Dumbledore zu ermorden. Nein, keine bitteren Gedanken. Nicht auf ihn reagieren. Einfach nur da sein. Nicht wütend. „Aber vielleicht kann ich es ja nur nicht finden, weil es der berühmteste Zauberer dieser Zeit hat? Der Junge, der sich weigerte zu sterben weigert sich doch nicht etwa auch, mir mein Eigentum wiederzugeben?“ Verbitterung zeichnet Dracos Gesicht, ich kann sehen, wie seine Gesichtszüge sich verzerren und der Zorn in seinen Augen. „Ich hab es nicht....“, versuche ich das unvermeidliche abzuwehren. Ich weiß, wie Leute aussehen, die sich nicht mehr zurückhalten können. Ich hatte schließlich das Vergnügen, siebzehn Jahre mit den Dursleys zu verbringen. „Wirklich nicht? Aber es ist ja nicht verwunderlich, dass du mir immer noch nicht traust. Ich bin ja nur Malfoy. Malfoy, der Todesser... Wer könnte dir schon einen Vorwurf machen, wenn du mir das Einzige klaust, das mir noch wichtig ist!“ Er scheint erst hinterher zu bemerken, wie viel er von sich preisgegeben hat und stürzt sich in meine Richtung, den Zauberstab erhoben, einen Fluch auf den Lippen. Blitzschnell ziehe ich den meinen und murmele „Expelliarmus!“, wie ich es aus monatelanger Übung gelernt habe. Dann geschieht etwas wahrlich seltsames, etwas, das ich noch nie so gesehen habe. Unsere beiden Flüche treffen aufeinander, die Luft vibriert und es sieht aus, als würden sie verschmelzen. Was passiert dort? Doch bevor ich weiter nachdenken oder mich wundern kann, spüre ich einen ungeheuren Sog in meiner Magengegend und finde mich auf dem Boden wieder. Was...? Ich höre ein erschrecktes Aufkeuchen und schaue in die Richtung aus der ich es vermute. Weit muss ich meine Blick allerdings nicht schweifen lassen, denn genau über dem meinem sehe ich sein Gesicht. Er sieht mindestens so verwirrt aus wie ich. Nach einigen Sekunden, als er sich sicher ist, dass die uns gewollten Ereignisse für heute ein Ende haben, knurrt er „Was war das, Potter?“ und starrt wütend auf mich hinunter. Doch ich kann nur hilflos den Kopf schütteln. Wüsste ich es, könnte ich mich jetzt einfach aufsetzen und ihn von mir herunterschubsen. Doch sobald ich eine Bewegung mache, die dieses auch nur andeutet, scheint mein Gehirn den Muskeln jegliche Information zu verweigern und ich erstarre mitten in der Luft. Ich liebe Zauberei. Ich liebe ihre Nebenwirkungen. Seit einigen Minuten liegen wir nun schon so da, Dracos Oberkörper liegt auf meiner Brust und schnürt mir fast die Luft ab und seine knochige Hüfte drückt unangenehm gegen...Nun ja. Ignorieren wir das. Und doch, obgleich aller Unannehmlichkeiten, stört es mich nicht besonders, so dazuliegen. Schon lange ist mir niemand mehr so nahe gekommen, schon lange hat mich niemand auch nur berührt. Ich kann nicht behaupten, dass es mich nicht freut, endlich wieder den Körper einer anderen Person zu spüren. Und sei es den Malfoys. Es ist in keiner Weise sexuell. Es ist einfach nur..schön. So langsam verliere ich jegliches Zeitgefühl, ich starre entweder in den Himmel oder in sein Gesicht oder in seine Augen oder ins Gras, aber das ist noch langweiliger als der Himmel- und außerdem nass. „Harry...“; fängt mein Obermann nach einiger Zeit wieder an und reißt mich damit aus meinen nichtssagenden Gedanken. Auf einmal bin ich wieder Harry. Seine Wut ist verraucht und er sieht zerknirscht zu mir. „Ja?“ „Es tut mir Leid.“ Ich sehe in seine Augen und bei meinem Blick knicken sein Arme, die er zu beiden Seiten meines Kopfes gestämmt hat um, mich zu entlasten, ein. „In Ordnung. Es ist in Ordnung. Ich hätte das Gleiche getan“, erwidere ich und meine es genau so. Und außerdem- ist es nicht schon schlimm genug, hier zu liegen? Auf einmal spüre ich, wie sich der Druck auf meinen Brustkorb auf einen Schlag zu verdoppeln scheint. Die Arme neben meinem Körper sind verschwunden. Was...? Dann spüre ich, wie er mich umarmt. Er... Es muss ihm wirklich schlecht gehen. Normalerweise würde er so etwas niemals tun. Und doch bleibe ich still dort liegen, genieße es, seinen Körper zu spüren, so als gäbe man mir ein seltenes Geschenk. Und irgendwie ist es ja auch so, oder? Dann schließe ich die Augen und lege meine Arme um ihn. Ich denke nicht, dass ich diesen Morgen vergessen werde. Kapitel 7: Provozieren ---------------------- Als der Bann nachlässt, sind wir viel zu spät zum Unterricht. Ich beschließe, am heutigen Tag nicht teilzunehmen, sondern mit ihm hierzusitzen, fernab aller Blicke und dem Gemurmel der Anderen. Inzwischen sind die Tautropfen im Gras verdunstet und die Luft ist nicht mehr klar, sondern herbstlich. Sie riecht gut. Während ich so daliege und die Wolken beobachte, starrt er auf den See. Sorgenvoll. Wir werden das Foto schon finden. Und ich habe die leise Vermutung, dass Clarkman aus meinem Schlafraum etwas damit zu tun hat. Ich erzähle ihm von meinem Abenteuer im dritten Jahr, bei dem ich, nicht weit von hier, mit Hermine am Ufer stand. Er staunt. Er sieht irgendwie niedlich aus, wenn er die Augen aufreißt, wie ein kleines Kind. „Du hast ja echt was drauf“, grinst er, als ich geendet habe. „Ich weiß“, lächle und muss daran denken, wie viel mir ohne Ron und Hermine erst gar nicht gelungen wäre. Wie oft wäre ich wohl schon gestorben? Siebenmal? Nein, vermutlich nur einmal, gleich im ersten Jahr. Erwürgt von einer Riesenschlingpflanze- oder noch besser, von Fluffy gefressen... Von Norbert verbrannt... allerlei Todesvisionen steigen in den nächsten Sekunden des Schweigens vor meinem inneren Auge auf. Und dann erinnere ich mich daran, wie Ron starb. Sehe ihn am Fluss stehen,der sich den Hügel hinab zog. Er wurde gefoltert, lange, viel länger als ein normaler Mensch es ertragen könnte, konnte kaum noch stehen. Er hat mich angesehen, traurig, als wüsste er, was gleich passieren würde. Er konnte nicht mehr sprechen, aber ich wusste, dass seine Lippen das Wort „Entschuldigung“ formten, als er nach hinten überkippte, unterging, gegen Steine geschmettert wurde. Wie oft male ich mir aus, dass er irgendwann noch einmal vor mir steht, verlegen grinst, sich am Kopf kratzt und sagt: „Tut mir Leid, wollt dir keine Sorgen machen...aber ich hab mir drei Rippen gebrochen...“ Nur drei Rippen, ein Schaden, den man in Minutenschnelle wieder beheben kann. Wie kann ich in so einem Moment daran denken? Hermines Stimme klingt deutlich durch diesen Gedanken, wie sie „Ron!“ schrie und auf den Fluss zustürzte, auf Amycus nicht mehr achtend... Er tat ihr nichts, aber ich fand ihre Leiche später an der Stelle, an der ich sie verließ, gleich der von Bellatrix gegenüber... Manchmal glaube ich, sie hätte auch so nicht mehr leben wollen, doch wenn ich es schaffe, zu existieren, dann sollte es für sie ein Kinderspiel sein...doch jetzt ist es zu spät, darüber nachzudenken... „Harry?“Ich schrecke hoch, weil Draco mich anspricht, erst jetzt bemerkend, dass meine Wangen nass sind. „Was ist los?“, erkundigt er sich, sich keiner Schuld bewusst, was auch vollkommen richtig so ist. „Tut mir Leid“, nuschele ich, die Erinnerungen zurückdrängend. Sie sind tot. Es bringt nichts mehr, das zu bezweifeln. Es bringt nichts mehr, darum zu weinen. Wann werde ich endlich lernen weiter zu gehen? „Du denkst an sie.“ Die Feststellung klingt ganz sachlich, für ihn steht die Wahrheit fest. Kann man so offen in mir lesen? Nicken. Er sagt nichts weiter. Zieht mich nur erneut in eine Umarmung. Er hat anscheinend schnell gelernt, wie tröstlich bloßer Körperkontakt sein kann. Wir bleiben so sitzen. Irgendwann werde ich meine Schuld bei ihm begleichen. Später am Tag fällt mir auch schon ein, wie. Ich weiß, dass ich Clarkman eigentlich noch brauche, denn er sollte mir die Hausaufgaben übermitteln,aber meine Schulnoten waren mir- sind mir- obwohl sie jetzt viel besser geworden sind, immer noch egal. Natürlich mache ich meine Hausaufgaben- aber nicht, wenn der Preis dafür das Wichtigste ist, das jemand anderer besitzt. Ich sehe ihn und seine Clique gleich, als ich durch das Portraitloch klettere. Sie sitzen am Feuer und machen sich über etwas lustig. Es ist ganz offensichtlich, was es ist. Ich gehe auf die vier zu, und sie grinsen immer noch dümmlich, als sie mich bemerken. „Clark“, Grüße ich ihn. „Potter!“ Seine Augen funkeln kalt. Wessen wohl kälter sind? „Ich glaube, du hast etwas was nicht rechtmäßig dir gehört...“ Eine wundervolle Einleitung. Alles andere ist erstmal vergessen, jetzt habe ich einen Streit heraufbeschworen. „Ach ja. Wie kommst du denn zu dieser Annahme?“ Ich schaue auf seine Hände hinunter. Narcissa, Draco und Lucius Malfoy starren ohne jegliche Gefühlsregung im Gesicht von dort unten zu mir herauf. „Nun, ich denke, es ist ein Foto der Malfoys, dass du dort in der Hand hältst...Ich denke, es ist vielleicht das, das ich seit einigen Stunden suche...“ Mein Gegenüber und seine vier Schatten schauen mich ein wenig ertappt, wütend und bloßgestellt an. Keine gute Mischung, gleich werde ich ernstlich in Schwierigkeiten stecken, aber wie immer kann ich meinen Mund nicht halten. „Und weißt du, deswegen wäre ich sehr erbaut darüber, wenn du es mir wiedergeben könntest... Weißt du, es ist so schwer im Moment, an ein solches Bild zu kommen...“ Bei seinem Mienenspiel verstehe ich, warum Ginny immer betonte, in ihrer Klassenstufe seien nur Affen... Vielleicht ist es jetzt ein Bisschen spät, aber ich leide mit dir... „Warum sollte ich?“, fragt mich der Anführer, „Ich finde es auch... sehr schön.“ Wie dumm...? Er erinnert mich kurz an Dudley, der jetzt irgendwo in Little Whinging herumtollt, wahrscheinlich immer noch ein bisschen dümmlich...Wie Clark... Muggel und Zauberer sind vom Prinzip her gleich. Das Anschauungsbeispiel hat sich jetzt aus seinem Sessel erhoben und versucht nun, mit mir auf eine Augenhöhe zu gelangen. Die Atmosphäre ist plötzlich geladen. „Trotzdem. Es gehört dir nicht!“, sage ich und strecke fordern die Hand aus. „Ich denke, es wird besser sein, wenn es zu seinem eigentlichen Besitzer zurückkommt...“ Nun, scheint, als seien die anderen nicht so ganz meiner Meinung. Sie grinsen und der Oberaffe zieht seine Hand noch weiter von mir zurück. Ich will nicht, das die Situation auf irgendeine Art und Weise eskaliert, also schnappe ich es mir schnell, doch er hält mich fest, bevor ich verschwinden kann. „Nicht so hastig!“ Mit einer lang geübten Bewegung ziehe ich meinen Zauberstab aus meiner Umhangtasche, ich will hier weg. „Doch“, sage ich und ziele auf seine Nase. Wenn das passiert, bekomme ich meistens kein Kontra mehr, weil viele denken, dass der Junge, der sich weigerte zu sterben ziemlich geschickt damit sein muss. Nun, ich wage zu widersprechen- aber nicht in der Öffentlichkeit. Gut, er lässt mich los. Jetzt kann ich gehen und Draco für heute Vormittag danken. Wir haben unsere eigenen Zeit und Orte. Seit Monaten treffen wir uns regelmäßig am Tag, um gegen das Alleinsein zu kämpfen- und den Sieg davonzutragen. Zum wiederholten Male frage ich mich, warum ich keine 'normalen' Freunde finden kann. Ach ja, Affen... Während ich durch die Korridore laufe, stelle ich mir vor, wie es wäre, zu Clarks Gruppe zu gehören. Dumm und taub zu sein, so wie ich es sonst nur von Crabbe und Goyle vermuten würde... Nein, vielleicht ist es besser so. Jemanden zu habe, der versteht, was ich denke. Der zumindest annähernd so empfinden kann wie ich und hinter mir nicht den Jungen mit der Blitznarbe sieht, sondern Harry. Ob er ihn nun mag oder nicht. Ich habe das Zauberkunstklassenzimmer erreicht. Er ist schon da, sitzt an einem Tisch und schreibst an einem Aufsatz, so wie es aussieht für Zaubertränke. Im Gegensatz zu mir schaut er so gut wie nie ins Buch. Er scheint echt gut zu sein. Als die Tür hinter mir von ihm unbemerkt in Schloss fällt, räuspere ich mich. Bitte bemerk' mich, Draco, ich bin deinetwegen hier...glaube ich zumindest... Erst dann scheint er zu realisieren, dass jemand im Raum ist. „Hallo.“ Noch sind seine Augen ausdruckslos, aber ich sehe Veränderung darin, je länger wir zusammen sind. Jedes Mal, als müsste er erst einmal herausfinden, dass ich es wirklich bin, bevor er seine Maske fallen lassen kann. Ich bemerke, dass ich nicht wegschauen kann. Was ist denn jetzt schon wieder...? Habe ich einen schlechten Tag erwischt? Ein Strahl Sonnenlicht fällt durch ein Fenster und lässt ihn fast wirken wie einen Geist. Bei Merlin, wenn ich Mädchen wäre... Ich setzte mich zu ihm, den Blick immer noch unverwandt auf in gerichtet. Jetzt kann ich auch wieder aufhören...Ich reiße mich los, um mich nicht in noch mehr Metaphern und Gedanken zu verlieren. „Sind wir wieder hier.“ Nicken. Ja. Und ich habe keinerlei Hausaufgaben, die ich erledigen könnte. „Wartest du kurz? Dann bin ich fertig...“ Er beugt sich wieder über seinen Aufsatz und schreibt die anscheinend letzten Zeilen. Ich beobachte ihn, intensiver, als ich jemals jemand anderen beobachtet habe. Was ist es, was mich heute an ihn Fesselt? Ein missglückter Zauber? Verlegen vor mich hin lächelnd denke ich an den Morgen. Draco beginnt, seine Sachen einzupacken. Feder, Buch, Pergament...ich sehe, wie er alles ordentlich in seiner Tasche verstaut, prüft ob der Tisch sauber ist, sagt: „Lass uns irgendwo hingehen!“ Mein Körper folgt ihm widerspruchslos, aber ich bin mit meinen Gedanken irgendwo anders, ohne sagen zu können, wo. Es ist, als würde ich alles von der Decke aus betrachten. Weit weg. Wir landen auf dem Astronomieturm. Noch ist es ruhig hier, der Nachmittagsunterricht ist schon längst zu Ende. Ich habe mich noch nicht beim Hauslehrer gemeldet...Wie hieß er doch gleich? Wir stehen dort oben und schauen hinunter auf die Ländereien. Das hier war sechs Jahre lang mein Zuhause, doch jetzt wirkt es irgendwie fremd, als würde der Ort mich abstoßen. Fehlt mir Dumbledore? Fehlt seine Aura hier in der Schule, der Ausdruck von Liebe und Freundlichkeit, die Gewissheit, dass jemand da ist? Jemand der immer eine Lösung weiß? Ja. Und auf einmal wünsche ich mir nur, dass das Schuljahr zu Ende ist. Fred und George haben mich eingeladen, mit ihnen zu arbeiten und eine kurze Zeit bei ihnen zu bleiben, wenn ich nicht weiß, was ich tun soll. Ich könnte ihr Angebot annehmen und in aller Ruhe nach etwas suchen, dass ich tun kann... In dem Moment fällt es mir wieder ein. „Draco.“ Er dreht sich zu mir, man kann ihm ansehen, dass er gerade eben genauso in Gedanken versunken war wie ich. „Ich habe es“, krame das Foto aus der Tasche und reiche es ihm. Seine Augen scheinen aufzuleuchten. Er hebt die Hand, nimmt es und berührt mit seine Fingern leicht die meinen. Sie zucken zurück, als wären sie vom Blitz getroffen worden. Ich werde rot, weil ich das nicht tun wollte. Doch er sagt nur: „Danke.“ Kapitel 8: Vergangenes ---------------------- In dieser Nach träume ich von Ginny. Ich träume vom rastlosen warten auf Neuigkeiten, die McGonagall bringen wollte. Waren sie geflohen? Hatte man Leichen gefunden? Wie ging es ihnen? Quälendes nichtstun und dann die verzweifelte Hoffnung, dass doch noch alles gut werden würde, dass sie hereinkommen würde, verletzt vielleicht, aber dass sie mich ansehen würde, mich erkennen und dass es irgendeine Möglichkeit gäbe, dass wir beide wieder zusammen sein könnten. Doch vergebens. Ich träume von dem „Es tut mir so Leid...“, das die Schulleiterin ausspricht, von meinen Tränen, die auch im Schlaf über meine Wangen rinnen, von der bis fast zur Unendlichkeit verdreckten Leiche, vom Sarg, in dem sie nun liegt, von ihrem Grab, von der Illusion ihrer Berührung, die ich spürte, als ich eine weiße Rose darauf warf. Von meinem geflüsterten „Ich liebe dich“, von dem sie hoffentlich weiß. Von der Tatsache, dass ich sie nie vergessen werde. Als ich am Morgen erwache fühle ich mich, als hätte ich nicht einen Minute lang die Augen geschlossen. Ich muss aussehen wie ein Monster, aber aufstehen, bevor die Anderen in meinem Schlafraum aufstehen- falls sie noch wütend sind. Auf Ärger habe ich im Moment wirklich keine Lust. Wir haben als erstes Zaubertränke, ich nutze die verbleibende Zeit bis zum Frühstück, um meinen Aufsatz noch einmal durchzugehen und ein paar Fehler zu verbessern. Dann esse ich in Windeseile ein Toast und gehe aus dem Schloss hinaus, um auf Draco zu warten, mit dem ich mich treffen will. Es scheint alles wie immer zu sein, aber vor meinem Auge sehe ich immer noch das verkohlte, rote Haar und die gebrochenen Augen. Geht es dir dort, wo du jetzt bist, besser, Ginny? Er berührt mich an der Schulter, anstatt mich zu grüßen. Ein kleiner Stromstoß fährt durch meinen Körper und ich erschrecke mich ein wenig. Er scheint nicht reden zu wollen, während wir zum Kerker gehen. Ein paar feindselige Blicke fallen mir in den Rücken, doch es ist mir egal. Sollen sie denken, was sie wollen. Von mir aus können sie mich für einen Verräter halten, für einen Idioten, für schwul- was macht das schon? Was bringt es mir, mich um sie zu kümmern? Harry Potter, der stets bejubelte und vielseits bemitleidete Held der Zaubererwelt benimmt sich wie ein arroganter Idiot. Und es ist ihm egal. Sviweller kommt, und wir folgen ihr ins Klassenzimmer. Ich bin besser in Zaubertränken geworden, seit Draco neben mir sitzt und ich keine handfeste Abneigung mehr gegen den Lehrer habe...Vielleicht werde ich in diesem Fach irgendwann einmal eine bessere Note als 'Schrecklich' erzielen? Vielleicht einmal ein 'Annehmbar'? Ich kann mich auf den Trank nur bedingt konzentrieren, denn er sitzt neben mir und meine Hand berührt seine ab und zu, ganz aus Versehen und jedes Mal erschrecke ich. Zur Hälfte der Stunde bin ich am ende meiner ohnehin durch Schlafmangel strapazierten Nerven. „Geben Sie ihre Proben in fünf Minuten ab!“, hallt die Stimme von der Lehrerin durch den Raum und ich verschütte fast etwas von dem Schlangenzahnpulver über meinen Trank, doch Draco hält meine Hand fest. „Willst du mich umbringen?“, fragt er gereizt. Nein, ich glaube nicht.Nicht ihn auch noch... Also blicke ich ihn entschuldigend an und vergessen für einen Augenblick, dass er meine Hand schon viel zu lange festhält, bevor ich mich losreiße. Dann räume ich auf und fülle den Trank, der seine optimale Farbe diesmal nur um zwei Stufen verfehlt hat (Draco hat den Fehler gemacht, mich rühren zu lassen), in eine kleine Phiole. Der Rest des Unterrichtes vergeht für mich einsam. Hufflepuffs und Ravenclaws lassen mich in Ruhe. Und Luna...nun...Luna... Ich denke nicht daran, lenke mich schnell ab. Wenn ich Ginny schon sehen muss, dann nicht auch noch sie. Am Nachmittag habe ich jede Menge Zeit zum Hausaufgaben machen. Seit ich den Fleiß für mich entdeckt habe, ist mein Leben in der Schule viel angenehmer geworden. Ich sitze in einem Klassenzimmer und arbeite an meinem Aufsatz über das Risiko vom Halten von Hippogreifen, von dem ich jede Menge erzählen könnte, als sich die Tür öffnet. Es könnte Draco oder irgendein Lehrer sein, aber wann ist mir das Glück schon mal hold? Es ist Clark. „Potter!“, sagt er und grinst. Wenigstens ist er allein. „Clark.“ Ich möchte ihm jetzt schon eine Ganzkörperklammer aufhalsen, aber es ist nicht erlaubt, Schüler ohne Grund zu verfluchen und ich möchte eigentlich keinen Ärger. Jemand könnte auf die Idee kommen, dass Draco irgendetwas damit zu tun hat. „Ist dein Date noch nicht hier?“ Seine Fratze wird immer schrecklicher und es sieht schon lange nicht mehr Gesund aus. Anscheinend hat er mir die 'Blamage' vor seinen Freunden übel genommen. „Ich bin allein, oder?“, frage ich und klinge ruhiger als ich bin. Ich bin angespannt, ich will keinen Ärger mit Clark, aber eine kleine Stimme in meinem Hinterkopf flüstert mir zu: 'Komm schon, wenn du es jetzt tust, hast du noch acht wundervolle Monate Ruhe vor ihm... Zeig's ihm...' Und ich bin versucht darauf zu hören... Er kommt näher und ich ziehe meinen Zauberstab, als er eine unsichtbare Grenze überschreitet. „Du löst deine Probleme nur mit Zauberei, oder, Potter? Es ist dir völlig fremd, fair zu sein oder... männlich...“ Die Dummheit dieses Satzes ist einschneidend und ich würde Kopfschmerzen bekommen, wenn ich nicht zu konzentriert wäre. Und dann ist mein Zauberstab nicht mehr in meiner Hand, sondern in der Ecke. Schneller, als ich es jemals für möglich gehalten hätte spüre ich seine Faust in meinem Gesicht. Ja, anscheinend ist er noch wütend. „Wenn du mich noch einmal-“, und er unterstützt diese Worte mit einem überaus schmerzhaften Tritt gegen mein Schienbein, der mich in die Knie gehen lässt, „blöd anmachst, zeig ich dir, wie wirkungsvoll...“, noch ein Tritt, „körperliche Gewalt sein kann.“ Inzwischen bin ich auf den Knien. Was wird er jetzt tun? Und warum komme ich nicht auf die Idee, zurückzuschlagen? Ich kniee vor ihm und sehe das Funkeln in seinen Augen, es sieht irre aus, er mag, was er da tut, Wahnsinn spiegelt sich darin. Das ist pervers. Er hebt die Hand noch einmal und ich hoffe, das er mich danach in Ruhe lassen wird. Da sagt auf einmal jemand: „Petrificus totalus!“ und Clark fällt auf die Seite. Ich blicke hoch. Da steht Draco, mit hoch erhobenem Zauberstab und er sieht wütend aus. Während er näher kommt murmelt er etwas, das verdächtig klingt wie „Idioten...“ Ich erhebe mich und stelle fest, dass meine Beine ziemlich wehtun und mein Auge in den nächsten Minuten wohl noch ein wenig anschwellen wird. „Danke“, sage ich. „Du hast meine Nase gerettet.“ Da lacht er. „Vielleicht.“ Ja, ich finde diese Situation auch sehr lustig. „Aber du solltest die Schwellung heilen lassen...“, meint er. Ja, das Auge. Verwirrt realisiere ich, dass ich den Schmerz gar nicht mehr spüre, weil ich zu sehr darauf bedacht bin, ihn anzusehen. Mit einem weiteren Wink seines Zauberstabes packt er meine Sachen ein und ich finde meinen unter einem Tisch. „Wir gehen in den Krankenflügel.“ Es klingt wie ein Befehl- seit wann lass ich mir von einem Slytherin irgendwas...? Doch dann geht mir auf, dass es gar nicht schlecht ist, wenn niemand die Auseinandersetzung zwischen Clark und mir mitbekommt. Es könnte noch jemand auf die Idee kommen, mich auf die Art darauf hinzuweisen, dass ich nicht allein auf der Welt bin. Madame Pomfrey ist wieder nicht da. Ich habe das dumpfe Gefühl, dass sie in letzter Zeit ihre Nachmittage immer außerhalb des Krankenflügels verbringt und hofft, dass niemand mit einer ernsten Verletzung herkommen wird. „Die Frau ist eindeutig zu alt für ihren Job“, giftet Draco, der anscheinend ähnlichen Gedanken nachgegangen ist wie ich. „Was wenn jemand sich beim Fliegen was bricht? Es gibt ernsthafteres als blaue Augen...!“ Knurren. Dann zückt er seinen Zauberstab. „Aber Lapallien von Dummköpfen können wir ja selber behandeln...“ Dann richtet er ihn auf mein Auge und ich spüre, wie das dumpfe Gefühl, dass ich zuvor dort verspürt habe, verschwindet. „Wie kommst du eigentlich dazu?“ Das geht ihn jetzt gar nichts an. Er könnte auf die Idee kommen, dass ich mich seinetwegen mit Clark auseinandergesetzt habe. Habe ich ja auch. Aber er muss nicht wissen, wie sehr ich seine Freundschaft schätze. „Wir hatten verschiedene Meinungen über mein Schlafverhalten...“, murmele ich und er fragt nicht weiter. Weiß er, was ich meine? Kennt er das Gefühl, vom eigenen Schrei aufzuwachen? Er streicht mit einer Hand über meine Wange. „Wie neu. Aber am Besten machst du so was nicht nochmal...“ Ja, ich denke, da sind wir absolut einer Meinung. Und..könntest du das bitte...? Nein- was habe ich da gerade gedacht? Es ist schon okay, Harry, du musst nicht sexuell frustriert... Ich deute für mich selber ein Kopfschütteln an und stehe auf. „Lass uns gehen. Bevor sie wiederkommt und vielleicht Schuldgefühle kriegt...“ Er nickt in Einverständnis und wir verlassen den Flügel. In der Nacht träume ich. Es ist nicht Ginny. Ich kann die Gestalt, die neben mir sitzt, nicht erkennen, doch trotzdem bin ich sicher. Es fühlt sich...anders an als mit ihr. Ich kann den Unterschied an jeder einzelnen Geste erkennen und an der Art, wie sie redet, auch wenn ich die Stimme nicht zuordnen kann. Wir reden, es sind ausnahmslos mir vertraute Dinge. Belangloses, wie Quidditch. Und dann nimmt sie meine Hand. Es fühlt sich unglaublich vertraut an, weich, warm. Ich lehne mich gegen sie, um noch mehr zu spüren und sie umarmt mich. Es ist mir egal, dass ich sie nicht kenne, als ich spüre, wie sie mich küsst... Kapitel 9: Nachtmahr -------------------- Die Tage sind kurz geworden und die Sonne geht unter, kaum, dass der Unterricht vorbei ist. Eisiger Wind bläst über die Wiesen und niemand lässt sich mehr freiwillig auf den Ländereien Blicken. Die Peitschende Weide hat schon vor geraumer Zeit ihre Blätter abgeworfen und ab und zu kann man schon die ersten Schneeflocken umher wirbeln sehen. Normalerweise sitzt man an solchen Tagen im Gryffindor-Turm, in einem gemütlichen Pullover von Mrs Weasley und schlürft heißen, selbstgezauberten Tee, während man ab und zu einen Blick in sein Buch wirft. Normalerweise. Ich liege auf meinem Bett und warte darauf, dass der Mond das Fenster erreicht, dass meinem Bett gegenüber liegt. Die anderen sind unten im Gemeinschaftsraum oder schlafen schon, die Sperrstunde ist schon längst fortgeschritten. Der Tee, den ich trinke, schmeckt bitter. Er ist eine Zaubertrankhausaufgabe gewesen und im Moment das einzige, was ich zu trinken hier oben habe. Angeblich wirkt er positiv gegen Depressionen. Mrs Weasleys Pullover sind mir schon längst zu klein. Ich habe den aus der sechsten Klasse gesucht, aber ihn nirgendwo gefunden. Und vielleicht ist es auch besser so, denn ich glaube, dass es mich unnötig schwermütig machen würde... So wie schon allein der Gedanke daran mir jetzt schon wieder den Kehle zuschnürt und ich mich lieber zurücklehne. Meine rechte Hand ruht auf einem Buch über Heilkräuter und ihre Nebenwirkungen, dass ich nicht mehr lesen kann, da es zu dunkel ist. Natürlich könnte ich Licht machen, aber es ist so eine schöne Entschuldigung dafür, einfach in die Leere starren zu können. Zu versuchen, an nichts zu denken. Viele Etagen unter mir muss Draco schlafen. Ich kann mir gut vorstellen, wie er aussieht, die Augen geschlossen, das Gesicht friedlich, einmal nicht konzentriert oder verärgert. Seit Weihnachten so schnell näher rückt, ist er immer bedrückter geworden. Er versteckt es gut, aber manchmal.. manchmal ist es nicht allzu schwer, in seinen Augen zu lesen. Es fällt mir immer leichter, mit jeder Stunde, die wir zusammen verbringen, kann ich seine erstarrten Gesichtszüge besser hinterfragen und mit einer erhaltenen Antwort den Blick abwenden. Aber mit jeder Sekunde, die wir allein sind, steigert sich auch meine Abhängigkeit von ihm. Man sollte erwarten, dass ich es nach mehr als vier Monaten endlich schaffe, mich selbst wiederzufinden, aber es funktioniert einfach nicht. Jedes mal wenn ich denke, alles ist gut, kommt irgendetwas, das mich wieder so nah an die Nacht auf dem Hügel heran trägt oder in mir neue Angst weckt, wie sie schlimmer nicht sein könnte. Ich fürchte mich jedes mal, wenn ich mit ihm zusammen war, davor, zu gehen, weil ich denke, dass ihm irgendetwas passieren könnte. Natürlich ist das Quatsch. Selbst als Todesser hier unterrichtet haben, war Hogwarts der sicherste Ort in ganz England und jetzt, wo Voldemort tot ist, hat sich das bestimmt nicht geändert. Und wenn ich dann, so wie jetzt, in meinem Bett liege und mir genau das sage, habe ich immer sein Bild vor Augen. Oder ich höre seine Stimme. Und manchmal denke ich an die Gestalt aus meinem Traum zurück. Und dann an Ginny. Was sie wohl zu mir sagen würde, wäre sie noch da? Aber wenn sie lebte, wäre ich auch nicht traurig. Würde sie im Raum neben mir schlafen könnte ich alles andere vergessen. Sicher. Denn sie würde mir Kraft geben. Sie ist stark. War stark. Bis zur letzten Sekunde. Meine Hände krampfen um die Bettdecke. Ich kann nicht schon wieder damit anfangen. Manchmal frage ich mich, wie man nur so ein emotionaler Schwachkopf seien kann, und Clarks Beleidigungen hallen in meinem Kopf umher. Aber ich weiß, dass es noch dümmer ist, so zu denken. Trauern ist in Ordnung. Kurz schweifen meine Gedanken zu den Weihnachtsferien. Clark wird nicht da sein, er hat sich fast als erster in die Liste derer, die nach Hause gehen, eingetragen. Das heißt, ich werde wieder im Gemeinschaftsraum sitzen können. Ruhig, ohne beschimpft zu werden. Ich werde auch Luna besuchen. Sie ist gelähmt und kann ihre Ausbildung deswegen nicht in Hogwarts vollenden, sie wird von einem Privatlehrer unterrichtet. 'Warum lebe ich noch?', hat sie mich gefragt, nachdem Neville neben Ginny gelegt worden war. Sie hat geweint und Tränen rannen über die Narben in ihrem Gesicht. Sie werden niemals heilen - und die besten Heiler des Landes haben sie behandelt. Ich habe mich so schuldig gefühlt. Ich tue es immer noch. Irgendetwas hätte ich tun müssen. Irgendetwas, damit es fair bleibt. Doch als ich ihr das sagte, hat sie nur gelächelt. Ich weiß nicht, woher sie auf einmal das Lachen nahm, aber sie lächelte mich sanft an, fast zärtlich und sagte: 'Es ist nicht deine Schuld. Wir wollten es so. Sie blickte auf die Gräber . 'Sie sind für dich gestorben, Harry. Und sie haben es freiwillig getan. Um dir zu helfen.' Und bevor sie ihren Rollstuhl herumfuhr, flüsterte sie noch: „Ich habe es gerne getan. Ich bereue nichts. Auch, wenn der Preis fast zu hoch ist.“ Und dann hat sie wieder angefangen zu weinen. Stumme Tränen. Ich möchte nicht mehr daran denken. Nein, ich WILL nicht mehr daran denken. Es ist vergangen und daran muss ich mich gewöhnen. Das passiert...wir alle müssen sterben. Ich erinnere mich, daran was Draco mir vorhin ins Ohr geflüstert hat. Wir saßen viel zu nahe beieinander, das realisiere ich erst jetzt. Seine Nähe war mir so... angenehm. So warm. Und so, als wäre er mir schon Ewigkeiten vertraut. „Ich will den alten Harry zurück.“ Ich kann mir denken, was das bedeutet. Er will mich lachen sehen, so wie er mich schon dutzende Male lachen gesehen hat, aber vermutlich hat er nie darauf geachtet. So wie ich ihn schon viele Male lachen gesehen habe, ohne mich jetzt daran erinnern zu können. Ich wünsche mir, dass er hier wäre und neben mir läge. Wir würden reden, über irgendetwas und ich würde die trübsinnigen Gedanken entweder aussprechen oder sie vergessen. Wenn ich traurig wäre, würde er kurz meine Hand nehmen und mich ansehen, auf diese unverbesserliche Art und Weise, die mir sagt: Ich weiß genau, was du denkst. Er wäre einfach da. Das würde alles besser machen. Und obwohl er jetzt nur einige Meter unter mir liegt und so eigentlich zum Greifen nah ist, kommt es mir so vor, als wäre er Welten entfernt. Ich muss hier raus. Ich will die Trauer loswerden und dieses Gefühl, als wäre ich auf Entzug, dieses Ziehen in meiner Magengrube, dass nicht das bedeuten soll, was es kann und ich will nicht länger eingesperrt sein. So leise wie es geht stehe ich auf, stelle meine Tasse auf den Nachtschrank und hole den Tarnumhang aus der Schublade. Es wird hoffentlich nicht schwer sein, aus dem Gemeinschaftsraum zu kommen. Die Nacht ist kalt, viel zu kalt und wenn ich zu lange hier draußen bleibe, werde ich mich erkälten. Egal. Ich begebe mich zum Ufer des schwarzen Sees und starre hinaus, auf das, was ich sehen kann im schwachen Lichts meines Zauberstabs. Wasser. Unendlich ruhiges Wasser. Ich spüre, wie ich mich entspanne. Es ist merkwürdig, was bloße frische Luft mit mir anstellen kann. „Potter.“ Was war das? Jemand anders. Eine Lehrerin. Na toll, so kalt bin ich schon lange nicht mehr erwischt worden. Langsam drehe ich mich um. „Guten Abend.“ Swiveller lacht nur leise. „Ist Ihnen bewusst, dass die Sperrstunde noch gilt?“, fragt sie mich, leicht spöttisch, weil sie selbstverständlich davon ausgeht, dass ich mich mit den Schulregeln auskenne, so wie jeder hier. „Ja, Ma'am!“, antworte ich deswegen. „Miss.“ „Ja, Miss.“ „Nun gut... auf jeden Fall... wollen Sie sich den Tod holen?“, fragt sie mich, auf den viel zu leichten Umhang in meinem Händen blickend. Am liebsten würde ich nicken, aber es ist am Besten, ich erwidere gar nichts. Es ist sowieso fraglich, was SIE hier draußen macht. „Nun, ich verzichte darauf, Ihnen Punkte abzuziehen...“Was hat sie hier zu suchen? Ich glaube, Lehrer müssen im Haus patrouillieren, bis Mitternacht. Kein Grund, draußen zu sein. „...Wenn Sie sich für Ihren nächtlichen Spaziergang einen anderen Platz suchen.“ WAS? Will sie hier Leichen vergraben? Oder geheime Rituale ausführen? „Ich glaube, da gibt es jemanden, der den weg zum Schloss verloren hat.“ Oder ist sie einem Schüler gefolgt? Die Gedanken gleiten durch meinen Kopf, während ich nicke. Ich kann keinen Punktabzug gebrauchen. Gryffindor hat dieses Jahr viel Ärger gemacht (und ich war nicht unbeteiligt daran...meistens sogar darin verwickelt...). „Gut, Mister Potter. Deal.“ Und damit dreht sie sich um und geht, als wäre nie etwas gewesen, leise vor sich hinsummend hinauf zum Schloss. Nach ein paar Metern dreht sie sich um. „Sie müssen nach links gehen.“ Ich gehorche ihrer Anweisung, ohne es zu realisieren. Laufe und laufe und... falle. Auf etwas weiches, das vor Schreck leise aufschreit. Ich richte meinen Zauberstab auf die weiche Masse unter mir, meine Nerven gespannt. Es könnte auch ein entlaufenes Monstrum aus Pflege Magischer Geschöpfe sein. Aber es ist... „Harry?“ ~ So, endlich geht es weiter... ^-^ An alle, die gewartet haben ein großes DANKE!!!! An alle, die mich motiviert haben ein *knuddel*, an alle Reviewer ein paar Kekse *verteil* und an alle Favoriten ein *hug*. ;) Ich werde hier in den nächsten tagen sicherlich nochmal drangehen, also wudner euch nicht, wenns ein Update gibt... ich muss es nur hochladen, sonst frisst es der Parasit T_T UND: Sorry, PA... Kapitel 10: Ruhen ----------------- Ich entzünde ohne ein Wort zu sagen Licht. Auch wenn ich seine Stimme unter tausenden wieder erkannt hätte, die Gewissheit lässt mein Herz schnell schlagen. "Ja." Ich frage mich, wie er mich so schnell erkennen konnte. Vielleicht kennt er mich solangsam auswendig, ich scheine ja ein ausgesprochenes Talent dafür zu entwickeln, über ihn zu fallen oder in irgendeiner Art und Weise mit ihm auf dem Boden zu liegen. Bei diesem Gedanken werde ich rot und rappele mich schnell hoch. "Entschuldigung." Er scheint es mir aber erster Linie nicht übel zu nehmen, dass es schon wieder passiert ist. Stattdessen fragt er: "Was machst du hier?" Ja..was macht man mitten in der Nacht am schwarzen See? "Ich...konnte nicht schlafen." Das ist keine zufriedenstellende Antwort, nicht einmal mich selbst beruhigt sie. "Sicherlich. Und ich sammele hier Blütenstaub für unser nächstes Verwandlungsprojekt." Vollkommener Blödsinn. Und er scheint gerade nicht besonders viel Wert auf Taktgefühl zu legen. "Ich weiß es nicht. Nenn es männliche Intuition." Er lacht. "Warum bist du hier draußen?" Er lacht wieder. "Platzangst." Was soll ich darunter verstehen? Wände, die immer näher rücken? Oder erdrückende Stille im Schlafsaal, viel zu warme Luft und Atemzüge, die sich anhören wie Löwengebrüll? Eine Weile schweigen wir. Dann: "Sviweller hat dich erwischt..." Ich nicke betroffen und frage mich gleichzeitig, woher er das weiß. Zwischen uns glimmt mein Zauberstab. "Hat sie. Aber dich auch." Ich sehe ihn lächeln. Es sieht nachsichtig aus. "Sie hat mich hierher gebracht." Einen Moment lang bin ich verwirrt. Aber letztendlich überrascht mich bei dieser Frau nichts mehr. Jemand der keine Gelegenheit verstreichen lässt, mir meine Unterlegenheit zu beweisen und mir am Ende die Hand reicht? Sind wir in dieser Angelegenheit Verbündete? Wir sehen uns an. Dieser Moment hat auf einmal etwas besonderes, intimes. Die Kälte lässt uns beide frösteln, die Schwärze gaukelt uns vor, wir wäre alleine auf der Welt. Hier draußen ist es perfekt,, auch wenn ich spüre, wie meine Gelenke langsam steif werden. Wenn es nicht so unglaublich schön hier draußen wäre, würde ich gehen. Draco zückt auf einmal seinen Zauberstab. Es wird wärmer, erst kaum merklich, dann immer mehr. „Ich habe keine Lust, morgen erfroren aufzuwachen“, rechtfertigt er sich, lässt sich nach hinten ins Gras fallen. Dann nimmt er meine Hand. Einfach so, ohne zu fragen oder etwas hinzuzusetzen und schließt die Augen. Ich warte. „Warum bist du wirklich hier?“, fragt er, als ich schon fast denke, dass er eingeschlafen ist. Die Frage überrascht mich nicht, ich habe nur gehofft, dass er sie ruhen lässt. Bis morgen vielleicht. Diesmal wird er sich nicht mit einer halbherzig herunter geleierten Ausrede begnügen. Kapitulation. „Ich habe zu viel Nachgedacht“, gebe ich zu, niedergeschlagen, seine Worte immer noch im Ohr. 'Ich will den alten Harry zurück...' So präsent, als hätte er sie eben in mein Ohr geflüstert. Er räkelt sich im Gras, es sieht aus wie eine verschlafene Katz. Seit wann vergleicht man Slytherins mit Katzen? Seit gerade eben vielleicht. Aber das ist keinesfalls mehr schlangenhaft zu nennen. „Über sie?“ Die Gegenfrage kommt nach fast zu langem Schweigen. Ob er gerade an das Gleiche gedacht hat wie ich? „Auch.“ Irgendwann wird es vorbei sein. Hoffe ich. Wünsche ich. „Du denkst zu viel. Vergiss das Leben nicht.“ Und das sagt ausgerechnet er? Ich weiß, dass wir uns nicht...verstehen. Er weiß nicht was ich denke und was ich fühle und umgekehrt ist es genauso. Lichte Momente erleuchten den Weg nicht. Dann zieht er mich hinunter. Mit beachtlicher Kraft, ich hätte nie vermutet, dass er so stark sein könnte. Oder kommt es mir so vor, weil ich so schwach bin? Er schließt die Augen und ich weiß, er wird gleich einschlafen. „Vergiss mich nicht...“, flüstert er. Und dann weiß ich, was er meint. Der Morgen ist taufrisch und- man will es kaum glauben- noch kälter. Ich zittere, irgendwann in der Nacht hat der Zauber nachgelassen. Nur meine Hand ist warm. Ich blicke zu Draco. Haben wir uns die ganze Nacht nicht losgelassen?Merkwürdig. Ich versuche, unsere Finger zu entwirren. Er hält sie fest. Murmelt etwas, dreht sich um. Sieht aus, als würde dieser morgen lang werden. Ginny steht vor mir. Sie lächelt, siegt so wunderschön aus, wie schon immer. Und so... zufrieden. Heißt das, es geht ihr gut, dort wo sie ist? Wir stehen voreinander, ohne etwas zu tun. Einfach nur ansehen, mir vorstellen, sie wäre real. Dann hebt sie die Hand, streicht mir kurz über die Wange, es fühlt sich so real an, als säße sie wirklich neben mir... verblasst, bis ich nur noch ihre Finger sehen kann...doch es sind nicht ihre, sie gehören jemand anderem... Nur wem? Vorbei. Ich schlage die Augen auf und sehe in Dracos graue. Wo...? Ach ja, der See. Mit einem Mal kommt alles zurück und die Freude, die ich im Traum gespürt habe, verblasst in Sekundenbruchteilen. Ich würde am liebsten Fluchen, aber ich kann es nur leise tun. Ich hasse mein Gedächtnis. Dann wendet Draco sich ab. Ich weiß nicht, was los ist, bis er mich fragt: „Hast du von ihr geträumt? Du hast ihren Namen geflüstert...“ Und er sieht verletzt aus. Irgendwie. Nur warum? Er steht auf, geht. Ich weiß nicht... was soll das? Ist wegen meiner Träume wütend auf mich? Es ist... es schmerzt. Mehr, als ich über diesen unglaublichen Abgang wütend sein kann. Drei Tage sind vergangen, ohne dass wir miteinander geredet hätten. Wie von selbst treffen wir uns nicht mehr. Die Tage und Nächte sind unglaublich einsam. Es lohnt sich nicht aufzustehen, wenn niemand auf der Treppe wartet. Ich frage mich, ob es nur ihr Name war, der ihn das tun lässt. Mich einfach ignorieren. Warum lässt er sich davon... provozieren? Niederschmettern? Aufregen? Was ist überhaupt mit ihm geschehen? Ich finde keine Antwort, auch jetzt nicht, Freitagabend, zu Sonnenuntergang. Ich liege auf meinem Bett und warte darauf, dass es dunkel wird. Warum weiß ich auch nicht, vielleicht, weil ich mich düster fühle. Mein Kopf schmerzt, als hätte ich in den letzten Tagen kein Auge mehr zugetan. Denke ich zu viel nach? Noch ist die Ausgangssperre nicht in Kraft gesetzt, ich könnte gehen und mir einen Trank geben lassen. Dann hätte ich Ruhe für heute. Und vielleicht so lange, bis ich das denken verlerne. Ich setze mich auf, suche nach meiner Brille. Gehe dann aus dem Raum und versuche, niemandes Aufmerksamkeit zu erwecken,. Ich bin tief gesunken, glaube ich. Der Krankenflügel ist hell erleuchtet, aber leer. Nur die Betten bevölkern den Raum, Madame Pomfrey ist nirgendwo in Sicht. Wo sie wohl wieder steckt? Ich denke, ich werde vorsichtshalber nochmal in ihrem Büro nachsehen. Vielleicht gibt sie gerade eine Bestellung auf... Die Tür ist nur angelehnt, als ich endlich zum hinteren Ende des Saales gelange. Leises Rascheln und Atmen ist zu vernehmen...aber nicht nur..eine Person? Ich gehe weiter, mit der dunklen Vorahnung, dass gleich etwas passieren wird, dass ich nicht erleben möchte. Madame Pomfrey ist in ihrem Büro, und nicht allein. Krich ist bei ihr... oder besser gesagt in ihr, denn die beiden sind nur noch ein ineinander verschlungenes Bündel auf dem Schreibtisch. ~ Schlecht, schlecht, schlecht.. Wann ist mir das Gefühl für diese Story abhanden gekommen? Ich weiß es nciht, aber es ist katastrophal... Wenn es noch Leute gibt, die mich hiernach noch lesen... eure Geduld wird belohnt werden... >.< Kapitel 11: Feiern ------------------ Such a lonely day/ And it's mine. It's a day that I'm glad I survive... Nein, ich will das nicht sehen! Abgesehen davon, dass ich bereits fühle, dass das hier eine Menge Ärger nach sich ziehen wird, finde ich die Vorstellung von zwei Leuten, die meine Großeltern sein könnten an einem öffentlichen Ort nicht gerade aufreizend. Immerhin wissen wir jetzt, warum Madame Pomfrey so oft nicht anwesend ist. Jedenfalls nicht da, wo sie sein sollte. Ich sollte damit vermutlich zu Direktorin McGonnagall gehen, aber im Moment scheint das unmöglich, ich kann mich ja nicht einmal umdrehen und weggehen, um dem Schlimmsten zu entgegen- und das wird zweifellos eintreten, denn es sieht so aus, als wären die beiden am Ende. Die Masse auf dem Schreibtisch erreicht mit einem animalischen Laut ihr Finale. Jetzt sollte ich mich umdrehen und rennen, aber meine Füße scheinen am Boden festgeklebt. Verdammt. Warum findet mich der Ärger immer wieder? Krich richtet sich auf und schließt seine Hose. Er blickt sich im Raum um, richtet seinen Blick auf Pomfrey, bis er auf mich fällt. Und sein Gesicht wird innerhalb von Sekundenbruchteilen aschfahl. Harry- Du sitzt in der Klemme. „Mr. Potter, ich bitte Sie, darüber kein Wort zu verlieren.“ Krichs Stimme klingt sachlich und bestimmt, als er mich anspricht. So, als hätte er mir gesagt, dass mein Verwandlungsbuch ein Eselsohr hat. Kann ich die Situation entschärfen wenn ich verspreche, kein Wort darüber zu verlieren? Ich nicke nur, kann mich dazu überwinden ein „Natürlich nicht“ zu murmeln. Dann wende ich mich um und gehe. Diese Bilder werden mich mein ganzes Leben lang verfolgen. Ich wünschte, ich könnte irgendjemandem davon erzählen. Geteiltes Leid soll ja bekanntlich halbes Leid sein. Und diese Weisheit hat sich auch schon ist selbst bewiesen- nur leider ist da diesmal niemand. Natürlich, ich könnte sie irgendjemandem aus meinem jetzigen Jahrgang mitteilen- aber wie lange würde diese ganze Sache dann geheim bleiben? Und natürlich wüsste Krich, von wem das Gerücht stammt- vermutlich bin ich der Einzige, der dumm genug war, nicht anzuklopfen. Mich beschleicht das dumpfe Gefühl-obwohl ich die Gewissheit längst habe- dass Draco momentan mein einziger Freund ist. War, vielleicht. Das tut weh. Ich will nicht, dass wir unsere Freundschaft wegen einem meiner Träume verlieren (die mir noch nie Glück gebracht haben). Vielleicht sollte ich einfach zu ihm gehen und mich entschuldigen? Aber ich traue mich nicht. Feige ist das, das weiß ich. Aber was sollte ich sagen? Entschuldige, dass ich geträumt habe. Das nächste Mal werde ich besser aufpassen. Oder: Wie auch immer ich dich wütend gemacht habe, bitte verzeih mir. Das verbietet mir mein Stolz. Vielleicht findet er mich zu arrogant, wie all die anderen. Vielleicht hat er einfach nur genug von mir und diese Nacht am See, gleichauf mit dem Höhepunkt unserer Freundschaft war auch das Ende. Aber das will ich nicht einsehen. Das kann es doch nicht gewesen sein... Und trotzdem gehe ich einfach in meinen Schlafsaal zurück, ziehe die Vorhänge vor meinem Bett zu und beginne, etwas zu tun, was ich seit Wochen vernachlässigt habe- ich schreibe Luna. „Halt dich nicht mit mir auf!“, sagt die Gestalt, die vor mit steht. Als ich eingeschlafen bin war sie nur ein Schatten, aber mit jeder Minute wird sie deutlicher, und inzwischen kann ich die Umrisse ihres Körpers und ihres Haars sehen, dass ihr in langen Strähnen über die Schultern fällt. „Sieh hin. Da ist jemand, der dich mehr braucht als ich...“ Ihre Augen nehmen Gestalt an, Blau, wie die ihres... Bruders? Ist das Ginny? Wieder? Als nächstes kann ich ihre Hände sehen, nach mir ausgestreckt. Doch sie erreicht mich nicht. Ich versuche, sie zu berühren, aber jede meiner Bewegungen scheint so unendlich langsam, wie in Zeitlupe, ich werde es nie schaffen, den Abstand zwischen uns zu überbrücken... Sie trägt ein weißes Kleid, von ihrer Schulter bis zu ihren Knöcheln fällt und einfach wunderschön aussieht. Sie sieht wunderschön aus. Warum kann ich nicht schneller sein? Ihr Gesicht wird mit einem Mal klar. Sie lächelt, wie in meinen Träumen zuvor. Doch diesmal ist etwas anders. Eine Träne rinnt über ihre Wange. „Nun komme ich nimmermehr...“, flüstert sie und auf einmal kann ich mich schneller bewegen, ich stürze auf sie zu und falle ihr um den Hals und sie küsst mich und es fühlt sich so gut an, so richtig, all die Wochen habe ich darauf gewartet- Dann ist es vorbei und sie beginnt, sich langsam aufzulösen, in hunderte kleine glitzernde Punkte, die von einer nicht spürbaren Brise davongetragen werden. Ich spüre, wie die Realität mich zurück in meinen Schlafsaal zieht, als wäre ich an eine unsichtbare Leine gebunden, an der nun langsam gezogen wird. Und kurz bevor ich die Augen öffne, höre ich noch einmal ihr Stimme. Sie flüstert: „Ich liebe dich.“ Ich erwache. Meine Wangen sind nass und ich fühle mich nicht im Geringsten ausgeschlafen. Das letzte Mal. Das ist endgültig und es fühlt sich an, als würde mein Herz zerreißen. Ich möchte diese Worte nicht hören, aber Ginnys Stimme hallt in meinen Ohren wider wie ein Schrei in einer tiefen Schlucht. Pathetisch. Hinter den Vorhängen meines Bettes wird es langsam hell und während ich mich anziehe, beobachte ich den Sonnenaufgang, der mir sagt, dass ich zu spät zur Schule kommen werde. Und doch, alle anderen im Saal schlafen noch. Ist heute Samstag? Nein, sagt mir ein Blick auf den Kalender an der Wand. Ich schnappe mir meine Schultasche und gehe hinunter zum Frühstück. Es ist fünf Minuten vor acht und ich bin der letzte. Also schnappe ich mir ein übrig gebliebenes Brot und gehe zu Kräuterkunde. Das Fach, mit dem alles seinen Anfang nahm. Wir haben es immer noch mit den Slytherins, aber Draco ignoriert mich geflissentlich, obwohl wir nebeneinander stehen und hin und wieder zusammenarbeiten müssen. Kein Wort fällt zwischen uns, doch dabei fällt mir nur auf, dass wir uns ohne Worte auch sehr gut verstehen- fast ist das unheimlich... Erst später fällt mir auf, dass drei Siebtklässler immer noch fehlen. ... Jemand hat einen Weihnachtsbaum in das Schlossportal gestellt. Überall hängen Kugeln und Mistelzweige und giggelnde Drittklässler nutzen jede Gelegenheit, ihren Spaß damit zu treiben. Das ist Weihnachten - mein erstes Weihnachten vollkommen allein. Ich habe Angst. Ich will, dass dieser Tag niemals kommt und doch hängen schon die Listen aus, in denen die Schüler eintragen, ob sie hier bleiben oder nach Hause fahren. Es ist wie jedes Jahr. Nur diesmal habe ich absolut keinen Zufluchtsort mehr. Ich kann nirgendwo hin, ich bin gezwungen, hier in diesem Schloss zu feiern. Draco wird ebenfalls hier bleiben, ich habe gesehen, in welche Liste er sich geschrieben hat. Die Vorstellung, ihn weiterhin jeden Tag sehen zu müssen und nicht mit ihm reden zu dürfen, weil ich ihm zuwider bin, macht mich traurig. Ich würde gerne weinen, aber ich sage mir, dass es sich nicht lohnt. Ich glaube, ich habe schon genug geweint. Mit jedem Morgen, an dem ich meine Augen nach einer traumlosen Nacht wieder aufschlage, rückt der heilige Abend und gleichzeitig der Ferienanfang näher. Ich entwickele geradezu Angst davor, abends einzuschlafen, weil ich weiß, dass wenn ich die Augen wieder aufmache da doch nur ein neuer Tag sein wird. Und noch einer. Und noch einer. Wenigstens meine Noten werden besser und wenn ich immer noch Auror werden will, wenn ich dieses Jahr beendet habe (da bin ich mir überhaupt nicht mehr sicher) werde ich keine Probleme damit haben, andere von meinem Können zu überzeugen. Eher von meiner sozialen Kompetenz. Und dann, an einem Tag geschieht es- Ich wache auf und bin allein. Nur fünf Schüler aus Gryffindor sind hier geblieben, jetzt im ersten Jahr ohne Angst genießen alle Weihnachten mit ihren hinterbliebenen Familienmitgliedern. Voldemort ist schließlich tot. So tot, dass er niemals wieder zurückkehren wird und deswegen können alle ganz ohne Gerüchte und Angstmacherei seitens des jetzt ebenfalls toten Dumbledores die Freiheit genießen. Ein paar in braunes Papier gepackte Päckchen liegen am Ende meines Bettes. Ich kann mir gut vorstellen, von wem sie sind. Fred, George, Luna. Vielleicht auch noch ein Brief von Percy oder Tonks. Es ermuntert mich nicht im Geringsten, und nur aus Tradition setze ich mich auf und nehme eines der Päckchen in die Hand und beginne es auszuwickeln. Es ist nichts spektakuläres, genauso wenig wie es die nächsten beiden Briefe sind. Als alle Leute, die ich kenne, mir ihre Grüße in Form von Karten und Geschenken ausgedrückt haben und ich mit einer Schachtel Bertie Betts Bohnen in jeder Geschmacksrichtung auf meinem Bett sitze und mich glücklich schätze, dass ich eine erwischt habe, die tatsächlich nach Erdbeeren schmeckt (das kommt ungefähr einmal in einer Packung vor und wenn sie schon dabei ist, essen sie meistens die anderen), bemerke ich, dass da noch etwas liegt. Es ist gar und aus Papier. Noch ein Päckchen? Ich nehme es in die Hand. Es ist leicht, fast wie eine Feder. Keine Karte liegt anbei. Ich öffne es, vorsichtig, einerseits weil es kaputt gehen und andererseits weil es ein böser Scherz sein könnte. Unter dem Papier befinden sich ein paar leere Bögen, umwickelt mir einer grob gedrehten Schnur. Sobald ich sie durchtrennt habe, kommt Bewegung in die Blätter und sie beginnen, sich selbstständig zu falten, bis sie aussehen wie ein kleiner Drache. Er flattert unbeholfen in die Luft und versucht, Feuer zu spucken, doch nur ein kleiner Rauchfaden versenkt das Papier seiner Nüstern. Dann holt er einmal tief Luft und eine Feuersalve schießt aus seinem Maul und ich muss zurückweichen. Einen Augenblick bleiben die Flammen im Raum hängen, bevor sie verlöschen. Sie bilden ein Wort. „Entschuldigung.“ Dann verbrennt der kleine Drache und aus der Asche entsteht nur ein kleiner Zettel, der leicht zweimal in meine Handfläche passen würde. „Frohe Weihnachten.“ Vielleicht wird dieser Tag doch nicht so schlecht, wie ich dachte. Anm.d.Verf: Hier ist sie, die angekündigte Katastrophe in stilistischer Hinsicht... XD (Hab sie doch nicht verloren, PA^-^) Kapitel 12: Zusammensein ------------------------ Zusammensein Zu sagen, ich würde mich darum reißen, mit ihm zu reden, wäre gelogen. Ich weiß, dass ich zu ihm gehen muss und ich weiß auch, dass sich unser kleines Problem niemals lösen wird, wenn wir uns über diese eine Nacht ausschweigen. Mögen da noch so viele Drachen sein. Aber es wird nicht einfach werden. Ich habe das Gefühl, es ist egal, was ich sagen werde, nichts wird es wieder gutmachen und nichts kann darüber hinwegtäuschen, dass ich ihn mit meinem Traum verletzt habe, auch wenn er mir heute Morgen gestanden hat, dass er weiß, zu impulsiv reagiert zu haben. Und es wird schwierig werden, ihn zu erreichen. Seit ich den Zettel gelesen habe, warte ich darauf, dass Draco einen Schritt aus dem Slytheringemeinschaftsraum tut (den er diese Ferien fast für sich allein hat, denn die anderen Slytherins trauen sich nicht in seine Nähe)- Doch vergebens. Gerade eben, als ich zum ungefähr sechsten mal an der Großen Halle vorbei laufe, spiele ich mit dem Gedanken, Aurence Sviweller darum zu bitten, ihn zu mir zu schicken oder mir das Passwort für die Kerkerräume zu verraten. Allerdings stehen die Chancen, dass dieser zugegeben undurchdachte Plan gelingt, ungefähr genauso hoch, als würde ich versuchen, eine nützliche Information aus Albus Dumbledores Porträt herauszuholen. Ein paar Wochen nach Voldemorts Tod hatte ich die Gelegenheit dazu, doch Albus hat mir gerade einmal ein 'Gut gemacht' gegönnt und sich dann in Schweigen gehüllt. Ich habe also ein Problem und in nächster Zeit werde ich es auch nicht lösen. Da sind zu viele Gedanken in meinem Kopf. Sie machen es unerträglich schwer, etwas richtiges zu denken, etwas, mit dem ich auch etwas anfangen kann. Also versuche ich, sie zu überhören, aber das will nicht wirklich funktionieren. Ich laufe schon wieder an den Flügeltüren der Halle vorbei. Ich könnte die ganze Sache auch einfach auf später verschieben und jetzt in die Küche gehen und mir eine Tasse Kakao organisieren, bestimmt sieht die Welt ganz anders aus, wenn ich in einer Viertelstunde noch einmal hier stehe... Ich bin verzweifelt. Immerhin will ich die ganze Sache jetzt schon unter den Tisch kehren. Auf einmal kommt mir die Vorstellung, dass ich einmal Angst davor hatte, Lord Voldemort zu begegnen, lächerlich vor. Das hier ist viel schwieriger. Und vor allem gibt es niemand, der mir in den Hintern treten könnte, damit ich zu meinem und der Menschheits Wohl handeln könnte. „Mister Potter?“ Vielleicht habe ich mich geirrt? Vor mir steht niemand anders als Aurence Sviweller, die Person, die ich vorhin fast gesucht hätte und die in letzter Zeit ein ausgesprochenes Talent dafür entwickelt, die Situation zu retten. Zugegeben, mit einer Muggelkweihnachtsmütze auf dem Kopf erkennt man das nicht besonders leicht wieder. Ich bin mir trotzdem sicher, dass sie es ist. „Professor?“ Ich glaube, wir beide wissen, warum sie hier ist. „Mister Potter“, wiederholt sie, „ich wollte Sie noch um einen Gefallen bitten... ich glaube, keiner der mir verbliebenen Slytherins ist dazu in der Lage... Sie genießen mein vollstes Vertrauen. Wären Sie so freundlich, mir zu helfen?“ „Was kann ich denn für Sie tun?“ Eigentlich wäre es ja egal, was sie jetzt sagt, weil ich es sowieso tun würde. Schon alleine, um nicht noch eine schlechtere Note in Zaubertränke zu provozieren. Von subjektiver Bewertung kann ich ja schon ein Lied singen. Ich mag sie wirklich mehr als Slughorn oder Snape. Sie manipuliert die Leute besser, so, dass man es wirklich erst merkt, wenn es schon zu spät ist. „Kommen Sie. Ich verspreche Ihnen, dass ich keine Süßigkeiten dabei habe.“ Aber sie hat einen genauso schlechten Humor. Ich kann es mir gerade noch verkneifen, zu lachen, und folge ihr, als sie sich umdreht und in Richtung der Kerker marschiert. „Wissen Sie, ich hoffe, dass Ihnen klar ist, dass sie vermutlich der erste sind, dem jemals so etwas passiert.“ „Ähm...“ „Aber das dürften Sie ja gewohnt sein.“ Endlich ist sie still. Aber mir war vorher nicht bewusst, dass ich vielleicht der erste Gryffindor bin, der in den Slytheringemeinschaftsraum gebeten wird. Sogar schon einmal da war. Egal aus welchem Grund. Die Situation ist absurd. Jetzt könnte ich lachen, aber ich kann es nicht, also vergesse ich das wieder und konzentriere mich auf den Weg, den ich vor sechs Jahren schon einmal gegangen bin. Natürlich habe ich ihn vergessen, aber ab und zu tauchen Dinge aus meiner Erinnerung auf. Die Ritterrüstung zum Beispiel, die aussieht, als hätte sie früher einmal einer Katze gehört. Und die Weggabelung, die in sieben verschiedene Richtungen führt. Salazar Slytherin hat sich bestimmt etwas dabei gedacht, als er den Kerker entworfen hat, aber ich fürchte, im Laufe der Jahre ist der Sinn irgendwie verloren gegangen. Irgendwann kommen wir an und ich bin heilfroh darüber. Es ist schon irgendwie unheimlich hier, im Halbdunkeln, wo jeder Schritt von den Wänden widerhallt uns jedes Atmen unheimlich laut klingt. „Brutstätte“, sagt Sviweller und wir können in den Raum eintreten. Doch bevor ich etwas sagen kann, hält sie sich den Finger an die Lippen und geht, so schnell sie wohl kann, davon. Jetzt stehe ich ziemlich allein da. Vor mir ist ein kalter, in grün und schwarz gehaltener Raum. Hinter mir ist fast vollständige Dunkelheit und mit der Gewissheit, dass ich ein Feigling bin, drehe ich mich jetzt um. Und vor mir liegen eine Menge Schwierigkeiten, verletzter Stolz und ein paar Scherben, die die letzten zehn Jahre noch nicht aufgekehrt haben. Ich mache einen Schritt nach vorne. Ich glaube, er ist es mir wert. Ich finde ihn nicht sofort, erst beim zweiten Blick sehe ich ihn in einem großen, dunkelbraunen Ohrensessel sitzen, scheinbar interessiert es ihn gar nicht, dass gerade jemand den Raum betreten hat, schon gar nicht, dass ich es bin, der jetzt mir gedämpften Schritten auf ihn zukommt. Dracos Augen sind halb geschlossen und er atmet durch seinen offenen Mund. Es sieht aus, als würde er schlafen, aber ein zucken seiner Wimpern verrät ihn, als ich von oben auf ihn hinunterblicke. „Frohe Weihnachten!“, sage ich. Er reißt die Augen auf. Ja, damit hat er möglicherweise nicht gerechnet. Vielleicht dachte er, er habe eine Gnadenfrist und ich würde ihn hier unten nicht finden. Nun gut, wir beide haben die Rechnung ohne seine Hauslehrerin gemacht. Und vielleicht ist das auch ganz gut so. Den jetzt rappelt er sich hoch. „Du hast meinen Brief also bekommen“, sagt er und ich nicke. „Ja, das habe ich.“ Dann schweigen wir. „Danke.“ Ich meine es ernst. Es muss ihn unendlich viel Überwindung gekostet haben, zuzugeben, dass er einen Fehler gemacht hat. Und dass ihm etwas an mir liegt, an mir, Harry Potter, Retter der Welt und der snobistische Junge, der überlebte. Einmal zu oft. „Es tut mir leid“, entschuldigt er sich, aber er blickt mich dabei nicht an. Ich kann praktisch hören, wie die letzten Tage an seinem Stolz nagen. Und ich mache es nicht besser, als ich frage:“ Warum hast du das gemacht?“ Daraufhin schweigt er wieder und nur das Prasseln des grünlichen Feuers hält die vollkommenen Stille von uns fern. „Ich glaube, ich war eifersüchtig.“, sagt er irgendwann. Mich erstaunt diese Antwort nicht, obwohl ich eigentlich nicht mit ihr gerechnet haben sollte. „Weißt du, ich dachte immer ich habe dir vielleicht wenigstens ein bisschen helfen können, was das letzte Jahr angeht. Und dann... dann...“ Dann träume ich von jemand andrem. Jemand, der mir augenscheinlich viel wichtiger ist als er. Ich verstehe das. „Ich kann nichts dafür, dass ich träume“, sage ich. Ein bisschen wütend macht mich dieser Grund schon. Ich bin nicht sein Eigentum. Und ich habe mein Unterbewusstsein garantiert nicht um seine Einmischung gebeten. Das sollte ihm klar sein. „Das weiß ich jetzt auch“, erwidert er, vollkommen zufriedenstellend. „Und es ist mir egal, was du träumst.“ Auf einmal. Aber es ist gut, dass er es zumindest zu sagen versucht. Erleichtert lasse ich mich neben ihm auf den Boden fallen, so dass ich zu ihm aufsehen muss. „Draco Malfoy“, beginne ich und schaue in seine unsicheren, grauen Augen. „Wollen wir das Kriegsbeil begraben?“ „Ja“, flüstert er jetzt, es klingt beinahe feierlich, als hätte er schon ewig auf diese Frage gewartet. Und dann weiß ich auf einmal nicht mehr, was ich tue, ich stehe wieder auf, obwohl ich die feste Absicht hatte, dort sitzen zu bleiben, und umarme meinen ehemaligen Feind. Der jetzt mein Freund ist. Im vollkommen leeren Slytherigemeinschaftsraum, irgendwo, weit, weit weg von allen anderen Menschen. Und merke, dass es sich wundervoll anfühlt. ~~ Meine Lieben, nach einer gefühlten Ewigkeit geht es hier weiter. Und an der Reviewzahl bemerke ich, dass es erschreckenderweise keinen mehr interessiert, was aus den beiden hier wird. Das ist schade, aber ich werde trotzdem weiterschreiben! Glaubt ja nicht, ich mache mich von euch abhängig! *gespielte Belidigung bitte JETZT vorstellen* Wer es jetzt schon wissen will- nach den Ferien wird es ein neues Kapitel geben, nämlich dann, wenn ich endlich wieder eigenes Internet habe (hoffentlich). Es wird also nicht ganz so lange dauern, motiviert das irgendjemanden? Was biete ich euch noch? Eine kleine Passage über Fred und George, ein alternatives Ende für alle Depriviecher unter uns, viel mehr Luna (und vielleicht auch IC), eine Abreibung für diverse Leute und erheiternede F akten über den Lucius_Malfoy_verschnitt Krich, Sviweller und der VDGDK Lehrer. -Letzreres nur möglicherweise. Mögliche Unstimmigkeiten werden innerhalb de rnächsten wochen bedeitigt. *Manipuliert ihre eigene Geschichte* Schlussendlich würde ich mich über jedes feedback und über eure Meinung mehr als über Kritik freuen. Vielleicht gibt es ja doch noch jemanden, der auf meienr Seite steht- Kali PS: Tee, Kekse und weniger Gelaber von mir. Kapitel 13: Berühren -------------------- Berühren Ich weiß nicht, wie lange wir so aushalten. Es fühlt sich auf jeden Fall zu kurz an. Mit Ginny, das weiß ich genau, hat es sich ganz anders angefühlt, wie eine Ewigkeit. Und als ich Draco jetzt loslasse, weiß ich, dass ich mich sofort wieder an ihn klammern könnte, und es würde mir niemals langweilig werden. „Jetzt ist alles wieder in Ordnung!“, flüstert er, und ich sehe, dass er fast verzweifelt daran glaubt. Genauso, wie ich daran glauben möchte, dass wir uns niemals wieder streiten und alles gut bleibt. Mein Rücken tut ein wenig weh, als ich es mir neben ihm wirklich bequem mache. Wie gut, dass vermutlich niemand den Raum betreten wird. „Willst du gar nicht wissen, wie ich es heldenhaft hier runter geschafft habe?“, frage ich dann und grinse. Diese Atmosphäre braucht dringend ein bisschen Auflockerung, und nicht nur das. Ich will jetzt nicht darüber nachdenken, wie schön ich es finde, wenn ich spüren kann, wie er atmet. „Los erzähl. Wie hat der große Held sich denn den Weg zur Drachenhöhle erkämpft?“ Ich liebe seine Stimme, wenn sie spöttisch klingt. Nach diesem Tag ist alles wieder beim alten. Keiner von uns beiden erwähnt die Umarmung noch einmal, sie war selbstverständlich und trotzdem ein Privileg der Situation. So etwas wird einfach nicht wieder vorkommen. Einer Woche vergehen, und abgesehen davon, dass ich mich in permanenter Hochstimmung befinde, hat sich wenig geändert. Meine Gedanken schweifen oft für einen Moment zu Ginny. Ich kann es mir gerade leisten, schließlich gibt es nichts anderes, worüber ich mir Sorgen machen muss. Mal abgesehen von manchen Blicken, die mir zugeworfen werden, aber man gewöhnt sich daran. In meinem zweiten und in meinem fünften Jahr hier habe ich ja wohl allzu deutlich gemacht, dass ich keine Lust habe, mich der Meinung anderer unterzuordnen. Und niemand soll auch nur auf die Idee kommen, ich könnte seit dem Kampf schwächer geworden sein. Ich glaube, so ist es nicht. Was uns nicht umbringt, macht uns härter. Egal, ob unser Herz zu Stein wird oder ob wir einfach nur unsere Lektion gelernt haben. Und wenn ich merke, wie weh mir meine Erinnerungen manchmal tun, dann denke ich, dass ich so schnell nicht gefühlskalt werden kann. Und irgendwo zwischen Melancholie und Freude wird es Sylvester. Ein schreckliches Jahr geht zu Ende. Es ist zu viel passiert in diesen kurzen zwölf Monaten. Voldemort ist jetzt tot. Und alle anderen auch. Draco ist jetzt mein Freund. Ich bin wieder in Hogwarts. Und genau eines von diesen Dingen habe ich mir gewünscht, als ich Sylvester auf einer schlammigen Lichtung stand und hinauf in die Sterne gesehen habe. Das, was ich gerade tat, sollte nicht umsonst gewesen sein. Und jetzt, jetzt habe ich es geschafft, aber ich habe auch den Preis dafür gezahlt. Und er war so hoch... Vielleicht hätte ich mir wünschen sollen, dass er niedriger ausfällt, aber es erschien mir so selbstverständlich, dass, wenn auch ich sterben würde, die anderen glücklich werden könnten. Falsch gedacht. Heute ist wieder Sylvester. Und im nächsten Jahr wird alles besser werden. Das weiß ich jetzt schon. Abgesehen davon, dass ich glaube, dass mir schwerlich noch etwas schlimmeres passieren kann, werde ich es niemals wieder so weit kommen lassen, dass ein Mensch,der mir wichtig ist, in Gefahr gerät. Angesehen davon dürfen wir heute nach Hogsmeade gehen, ganz ungefährlich und routinemäßig. Feuerwerk kaufen, dass dann später draußen auf dem Gelände gezündet werden darf. Ich bin verabredet, natürlich mit Draco. An Geld mangelt uns beiden nicht, und wir haben uns zum Spaß ausgerechnet, wie viel Knaller wir uns von dem kaufen könnten, was wir hierher mitgebracht haben. Alle vielleicht, dann könnten wir das größte Feuerwerk gestalten, das Hogwarts...seit vier Jahren gesehen hat., ich glaube, Fred und George kann niemand mehr toppen. Sie werden für immer in die Geschichte dieser Schule eingehen. Und das haben sie verdient. Mehr als das. Aber wir haben beschlossen, beide nur ein Teil zu kaufen. Ich will nicht protzig sein, aber ich glaube nicht, dass das sein Beweggrund ist, vielleicht steckt eine tiefere Symbolik dahinter, Einsamkeit oder sonst was. Ich werde es nur erfahren,wenn ich ihn frage und das wird frühestens heute Abend passieren. Wir werden auf den Astronomieturm gehen. Niemand wird dort sein, weil die Feierlichkeiten genau auf der anderen Seite des Schlosses stattfinden. Der Himmel wird uns gehören. Was für ein Satz. Als wäre ich verliebt. Bei diesem Gedanken muss ich schmunzeln. Dann nehme ich mir meinen Umhang und gehe hinunter zum Schlossportal, die sich mir aufdrängenden Gedanken resolut verscheuchend. Unten am Schlossportal, hinter Filch, wartet Draco auf mich. Er sieht fast so aus, als würde er lächeln, als er mich auf sich zukommen sieht. Natürlich ist das nicht das erste Mal, dass ich sehe, dass er fröhlich ist. Oder zumindest so aussieht. Aber irgendwie rührt es mich heute. Es ist wie idyllisches Bild, das man behalten muss, weil es einem so das Herz wärmt. Pathetisch. Aber schön. Ich begrüße ihn und wir gehen schweigend bis zur Appariergrenze von Hogwarts. Wir könnten gehen, wohin wir wollen- wüssten wir, wohin das wäre. Der Gedanke, dass wir eigentlich frei sind und uns nur einsperren lassen, weil wir uns sicher fühlen, deprimiert mich ein bisschen. Ich erzähle ihn Draco. Er sagt: „Dafür werden wir später umso weiter fliegen.“ Die Tatsache, dass wir nicht einmal dreißig Personen im Schloss sind, beflügelt das diesjährige Sylvestergeschäft nicht unbedingt. Aber wenn ich mir die Tüten ansehe, mit denen einer der Ravenclaws Weasleys Zauberhafte Zauberscherze verlässt, ansehe, zweifele ich trotzdem daran, dass die Zwillinge so schnell bankrott gehen werden. „Da werden wir sie bestimmt enttäuschen“, meine ich und grinse, bevor ich die Tür zum Laden aufdrücke und damit eine wahre Fanfare von Glockenspielen auslöse, die mich schmetternd und ohrenbetäubend willkommen heißt. „Weasleys hatten schon immer den Hang dazu, Dinge lächerlich übertrieben wirken zu lassen“, murmelt Draco, kaum hörbar und ich beiße die Zähne zusammen und versuche zu schweigen, um nicht schon wieder einen Streit vom Zaun zu brechen. Ich glaube, noch eine Woche ertrage ich alleine nicht. Zwei hübsche Verkäuferinnen stehen hinter einem Tresen, der über und über mit Quengelwaren bestückt ist. Die eine liest eine einschlägige Hexenzeitschrift, die andere blickt kurz auf, als sie die Türklingel hört. „Herzlich willkommen bei Weasleys Zauberhafte Zauberscherze!“, flötet sie. „Kann ich ihnen helfen?“ Ich schüttele den Kopf. Draco hinter mit scheint ihn einzuziehen, bevor er sich nach kurzem umsehen in die Ecke begibt, in der das Feuerwerk steht. Unwillkürlich erinnere ich mich an Umbrigdes Feuerdrachen. Ob wir so etwas wohl kaufen könnten...? Ein diebisches Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht, als ich zu dem Regal gehe und sorgsam die Beschreibungen der angepriesenen Effekte lese. Natürlich gibt es nichts, was Fred und Georges Meisterwerk wirklich nacheifert, aber es gibt etwas, dass in der Ähnlichkeit schon sehr nahe an meinen Wunsch herankommt. Bevor Draco die Schrift auf der Verpackung, die ich greife, sehen kann, gehe ich zur Kasse und werfe die geforderten siebzehn Sickel auf den Tisch. Sehr teuer, aber ich hoffe, dass es sich lohnen wird. Dann lasse ich das ganze mit einem Anflug von Vorfreude in meiner Tasche verschwinden, während sein irritierter Blick meinen Rücken trifft. Dann geht Draco zur Kasse. Ich bemerke nur am Rande, dass die Verkäuferin, die gerade eben noch gelesen hat, mich jetzt mir großen Augen anstarrt. Das kommt in letzter Zeit einfach zu oft vor. Wir verlassen Hogsmeade ohne größeres Gepäck. Allerdings treffen wir zehn Meter hinter der Ortsgrenze einen jungen aus Hufflepuff, der es ein wenig zu weit getrieben hat und jetzt kaum noch laufen kann. Ich nehme ihm ein paar Kästen ab und wir laufen den Rest des Weges zusammen nach Hogwarts. So verhindere ich zwar eine sinnige Unterhaltung zwischen Draco und mir, aber eigentlich ist mir das ganz recht. Vielleicht könnte er auf die Idee kommen, zu fragen, was ich da gekauft habe. Und das wäre schließlich schade... Der Rest des Tages vergeht mit einem außergewöhnlichen Essen seitens der Hauselfen und viel Gelächter seitens mir und Draco, weil irgendjemand auf die Idee gekommen ist, die große Halle mit Knallbonbons in allen erdenklichen Größen zu dekorieren. Während die Wunderkerzen, die in den kleinen Küchlein, die es zum Nachtisch gibt, stecken, abbrennen, lassen wir einen nach dem anderen platzen und ruinieren unseren Ruf, in dem wir fast ersticken, wenn wir sehen, wie der andere mir Schleifen im Haar oder Fledermausähnlicher Schminke im Gesicht aussieht. Manchmal treffen sich unsere Blicke. Ich habe das Gefühl, als würde ich für einen kurzen Moment keinen Sauerstoff mehr verarbeiten können und mir stockt der Atem. Aber das hält niemals lange vor und viel zu schnell machen wir weiter und verblüffen unsere Umwelt damit, dass wir auch fröhlich sein können, wenn man uns nur lässt. Ich habe das vermisst. So sorglos war ich schon seit Monaten nicht mehr, man könnte meinen- seit Jahren. Das letzte richtige Silvester liegt schon so lange zurück. An jenem Tag war ich im Fuchsbau. Und obwohl die Zeit alles andere als gut war, haben wir für ein paar Stunden alles vergessen und eine Menge Spaß gehabt,. Ich erinnere mich noch daran, wie Ginny mit grün-golden gestreiften Latzhosen aussieht. Was für eine schöne Erinnerung. Später. Inzwischen ist es zehn Uhr, abends. Bad wird das Jahr vorbei sein. Ganz Hogwarts befindet sich in Feierlaune, Lachend rennen die wenigen Schüler durchs Schloss, um sich einen strategisch günstigen Platz zu suchen und ihr eingekauftes Feuerwerk so gut wie möglich zu präsentieren. Ich sitze hier, im Slytheringemeinschaftsraum mit Draco und schweige. Das scheint das absolut richtige zu sein. Vielleicht sollten wir kein Wort mehr wechseln, bevor das neue Jahr anfängt. Damit auch wir neu anfangen können. Zum dritten Mal. Manchmal braucht man mehr als zwei Chancen. Zwischen uns steht ein Schachbrett. Ich verliere gerade und Draco setzte eine Figur. „Schach“ sagt er und schaut mich an, als wäre er ein Feldherr in einem grausamen, blutigen Krieg, den er gerade gewinnt. „Du bist zu gut für mich“, seufze ich und versuche, mich zu retten, in dem ich meine eigenwillige, fluchende Dame nach E4 schicke, aber ich ahne schon, das mit das nicht viel bringen wird und im nächsten Moment zieht ihr Dracos Bauer einen Besen über ihren Kopf und mein König steht ungedeckt und spuckt auf eine der schwarzen Flächen. „Matt“, flüstert er unglaublich selbstzufrieden, während sein Springer der wichtigsten Figur einen Tritt versetzt, so dass sie zur Seite kippt und bewegungslos liegen bleibt, während die weiße Meute auf dem Feld, die übrigens mir gehörte, anfängt, zu toben. Wäre ein Mädchen hier oben, es würde wahrscheinlich in Ohnmacht fallen, denn ich muss schon sagen, er sieht unglaublich sexy aus. In diesem Moment wird mir klar, dass ich es nicht aushalten werde, noch zwei Stunden hier oben mit ihm zu warten. Zumal legt sich auf einmal die Müdigkeit über mich, als breite jemand eine große schwere Decke über mich. Ich fühle mich schläfrig. „Lass uns Silvester vorziehen“, meine ich und schiebe das Schachbrett in eine sichere Entfernung, damit ich nicht verletzt werde. Draco sieht mich für einen Moment lang abwägend an, dann räkelt er sich und sagt: „Ertappt.“ Ich lache. Er klingt auf einmal wie ein kleiner Junger, der die ganze Zeit vorgegeben hat, nicht müde zu sein, um ja nicht ins Bett gehen zu müssen. „Aber lass uns heute Nacht draußen bleiben“, sagt er dann und ich zittere schon bei der Vorstellung daran, eine Nacht in der Kälte zu verbringen. Trotzdem nicke ich zustimmend und wir räumen unsere Sachen ein und holen unsere Mäntel. Das Schloss ist voll von übereifrigen Feriengästen, obwohl wir ganz genau wissen, dass wir eigentlich wenig sind. Es ist, als sei jedes Zimmer mit Leben erfüllt und der Gedanke hebt meine Laune. Wir begegnen Sviweller und sie wirft uns ein undeutbares Lächeln zu, über das wir beide lachen müssen. Halbherzig planen wir, ihr zu unserem Schulabschluss einen Blumenstrauß zu schicken. Mit schwarzen Rosen vielleicht. Als wir auf dem Nordturm in einem kleinen versteckten und nur durch Geheimgänge zu erreichenden Erker angekommen sind, erfasst mich Vorfreude. Was wird Draco dazu sagen? Es ist extravagant. Extravagant wie das Jahr zu einem vollkommen neuen Zeitpunkt beginnen zu lassen. Um halb elf nämlich. Halb elf, das könnte die Uhrzeit dieser Zeit werden. Sie Uhrzeit der Chance, die ich bekommen habe. Ich weiß, dass es halb elf Uhr morgens war, als ich nach der großen Schlacht in St. Mungos wieder aufgewacht bin, aber ich schätze, dem sollte ich nicht zu viel Bedeutung zumessen. Wir kommen an und Wind peitscht in mein Gesicht. Es ist eine unwirtliche Nacht. Und hier wollen wir bleiben? Draco lächelt versonnen, als wüsste er, was ich denke und gleich darauf glitzern seine Augen etwas bösartig. Dann tippt er mich mit seinem Zauberstab an und für einen Augenblick habe ich Angst, doch gleich darauf wird mir schon wärmer. Vielleicht sollte ich ihm vertrauen. Vielleicht will er mir nichts böses. Jetzt stehen wir nebeneinander und sehen hinauf in den Nachthimmel. Dann beginne ich, die kleine Kiste, die ich heute Vormittag gekauft habe, auszupacken und die Bedienungsanleitung zu überfliegen. Draco beäugt mich misstrauisch. Ich will ihm auch nichts tun. Ihn überraschen vielleicht. Es ist nicht schwer, die Artikel der beiden Weasleys zu benutzen, aber es ist manchmal schwierig, ihnen standzuhalten. Und als ich ausgepackt und meinen Zauberstab gezückt habe, drehe ich mich zu Draco um, der seinerseits eine kleine Rakete in der Hand hält. Wir beide bringen die 'Böller', wie es die Muggel so schön nennen, in die jeweiligen Startpositionen. „Und jetzt“, hebe ich an, aber Draco unterbricht mich, nicht laut, nicht bestimmt, aber er tut es, als er sagt: „Drei.“ Dann lächelt er über meinen verdutzten Gesichtsausdruck und ich reiße mich zusammen, obwohl ich ihn gerne ein wenig anfauchen würde und flüstere: „Zwei!“ Dann breitet er für Sekunden die Arme aus und ruft: „Eins!!“Mit einer einzigen schnellen Bewegung entzündet er die Schnur seines Feuerwerks und ich sehe staunend zu, wie es ein riesiges Kleeblatt in den blauen wolkenverhangenen Himmel malt. Auf einmal erfasst mich eine unglaubliche Euphorie. Alles wird neu. Wir sind hier, und es wird gut. Er steht neben mir, sieht mich forschend an, wundert sich, warum ich es nicht abgedroschen finde, hier zu stehen. Dreht sich schließlich zurück zum Himmel und ich spüre, wie seine Hand zaghaft nach meiner tastet. Es ist nicht ungewöhnlich, es ist die suche nach Halt. Vielleicht will er fliegen. Nein, vielleicht muss er. Aber er will hier sein. Bei mir, in diesem Augenblick, um halb elf, zum Anfang unseres neuen Jahres. In dem Moment spüre ich etwas, und es ist so groß und so überwältigend, wie ich es schon lange nicht mehr gespürt habe. Es ist größer als der hölende, nagende Schmerz der vergangenen Monate, es ist fast wie ein Nachmittag mit Ginny am See, es ist wie Sonne in ihrem Haar und Wind um meine Ohren. Ich erinnere mich daran, aber kann es sein? Kann es sein, dass ich vor der Frage nicht erschrecke? Ich bewege mein Handgelenk. Mein Geschenk schießt in Sekundenschnelle in den Himmel hinauf, explodiert in tausenden kleinen Funken, die ein perfekte, sich über den Himmel windende Schlange bilden. Draco. Schweigend halte ich seine Hand in meiner und sehe hinauf zu den Flammen. Der Himmel brennt. Weil wir es so wollen. In der Stille, die folgt, als das Licht verglommen ist, fühle ich mich vollkommen erfüllt von dem Augenblick und der Atmosphäre. Er dreht sich zu mir um und sieht mich an, auf eine Weise, die ich in noch nie bei ihm gesehen habe, in all der Zeit, die wir uns jetzt kennen. Fast zärtlich. Ich will ihm näher sein, mache einen Schritt auf ihn zu, ohne seine Hand auch nur für eine Sekunde loszulassen. Wir sind verbunden in diesem kurzen perfekten Augenblick, in dem wir beide die Kontrolle verlieren. Denn wieder geschieht etwas, das ich selbst nie gedacht hätte. Wie vor sechs Tagen, wie zu Weihnachten, wie immer, wenn seine Gegenwart mich überwältigt und ich nur staunen kann darüber, wie er es schafft, mich so einzunehmen. Seine Hand liegt an meiner Taille, als er mich die letzten Zentimeter nahe an sich selbst heranbringt, bevor er mich ansieht, sehnsuchtsvoll fast, als würde er sagen wollen: „Gehör endlich mir!“ Doch ich vergesse alles, als er bis zum äußersten geht, den Kopf senkt und meine Lippen mit seinen berührt. Ein Kuss, wie ich ihn noch nie zuvor erlebt habe. Eine eigene riesengroße Welt, auf die sich langsam die Nacht breitet wie ein wärmender, schützender Mantel. Halb elf, und ein neues Universum entsteht. Ich spüre es. ~~ Kalis talk: Dieses kapitel habe ich schon ewigkeiten auf meinem rechner und irgendwei erscheint es mir länger als alle anderen. Was meint ihr? Und was haltet ihr davon? Ich weiß, ich bitte auch sonst um reviews, aber an dieser Stelle sind sie mir wirklich wichtig, weil ich mir beim Schreiben sehr unsicher war, was ich hiervon halten sollte. ich würde auch ein 'ÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜH! SÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜß!' akzeptieren, nein, ich würde mich ungeheuer darüber freuen, denn das sagte ja bereits alles >.< Gut- ich hoffe, es hat dem eventuell lesenden gefallen. Tee und Kekse für euch und danke an alle Reviewer vom letzten Mal- Ohen euch würde ich aufgeben! Giacomo Kapitel 14: Vergehen -------------------- Glaubst du? Vergehen Die nächsten Wochen sind ein Farbenrausch. Ich erinnere mich kaum an die vergangene Minute, sobald die neue anbricht, und jeder Moment, den ich erlebe, ist so unglaublich eindrucksvoll und merkwürdig, dass ich glaube, in meinem Gehirn ist nicht genug Platz, um das alles aufzunehmen und zu speichern. In ein paar Jahren werde ich das alles vergessen haben. Deswegen hoffe ich, dass sich an meinem Zustand so schnell nichts ändern wird. Er hat es seit Silvester nicht wieder getan. Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir uns nicht von der Stelle bewegen, aber dann weiß ich nicht mehr, ob wir überhaupt ein Ziel haben können. Vielleicht haben wir es auch schon erreicht, als wir merkten, dass das Gefühl in unserer Brust kein reiner Hass ist. Dass es Liebe werden kann. Oder zumindest etwas, dass Liebe schon sehr nahe kommt. Trotzdem gibt es Distanz zwischen uns. Es gibt etwas, vor dem wir beide uns scheuen. Offenheit. Es ist, als würde etwas verloren gehen, sobald wir alle Karten auf den Tisch legen. Und ich habe Angst davor. Denn es ist gut so, wie es ist. Und ich weiß es auch so. Wir leben also. Zusammen, Gott sei dank. Es gibt nicht viel, was mich in Rage bringen kann. Auch Clark schafft es nicht mehr wirklich, mich aufzuregen, und er hält sich zurück und beharrt nicht mehr auf seinen Stolz, nachdem 'der Todesser' sich so offen auf meine Seite gestellt hat. Auch wenn die Gerüchte jetzt schlimmer sind als je zuvor. Die Welt ist gerettet, deswegen gibt es jetzt wichtigeres zu diskutieren. Ist Harry Potter schwul? Das ist ein Beispiel. Ich bekomme ein 'Schrecklich' in Zaubertränke und es ist die beste Note seit langem. Ich bin glücklich, und als Draco das Testergebnis sieht, drückt er unter dem Tisch meine Hand. Ich kann Sviweller lächeln sehen, als sie Charlene Muppet ihr Blatt überreicht. Vielleicht weiß sie ja alles. Aber so langsam wird sie mir unheimlich. Irgendwann sollte ich mehr als nur drei Worte mit ihr sprechen. In drei Tagen habe ich eine Unterredung mit Krich. Es geht um meine Karriere. Es geht um meine Verwandlungsnote, um meine Bewerbung bei der Aurorenausbildungsstelle. Und in meinem Kopf geht es darum, dass ich nicht mehr weiß, ob das wirklich das ist, was ich will. Ich will nicht noch öfter eine Zielscheibe sein. Und ich will nicht, dass Menschen, die mir wichtig sind und wichtig sein werden, vielleicht meinetwegen in Gefahr geraten. Ich will nicht so enden wie Moody, so misstrauisch, oder wie Tonks, tot, oder wie die Longbottoms. Ich habe von keinem Auror gehört, der glücklich geworden ist. Und ich finde, ein bisschen Glück habe ich verdient, schließlich habe ich Voldemort getötet. Ich habe so vielen Menschen die Freiheit geschenkt. Und das wird mir erst jetzt klar. Meinetwegen können andere atmen. Egal, wie viel ich dabei verlieren musste, und langsam frage ich mich, ob der Preis nicht vielleicht angemessen war. Auch wenn es dann wehtut. Ich denke an Luna. Sie schreibt, dass sie Hogwarts besuchen möchte, in den Osterfeiertagen. Ich freue mich, sie wiederzusehen, aber ich fürchte mich vor dem, was aus ihr geworden ist, Und sie stellt mich infrage. Ich finde es schwierig. Als ich Draco davon erzählte, meinte er: „Sie ermahnt dich. Du solltest sie schätzen.“ Und jetzt ist es März und fast Ostern. Es ist so viel passiert. Ich laufe gedankenverloren durch die Gänge von Hogwarts, suche den Verteidigung-gegen-die dunklen-Künste-Klassenraum. Seit diesem Jahr ist der Unterricht fragwürdig geworden, noch ein Grund, aus dem ich mir die Aurorenausbildung noch einmal überlegen sollte. Jemand ist auf die Idee gekommen, ein Porträt von Dumbledore dort aufzuhängen. Es ist schon älter, aber es erfüllt seinen Zweck. Nur der Schulleiter lässt sich selten beim Unterricht blicken. Er sagt, er hat genug zu tun,obwohl er jetzt tot ist und alle fragen sich, ob die Welt sich auch irgendwann ohne seine Hilfe weiterdrehen wird. Ich runzele die Stirn und merke gleichzeitig, dass ich jemanden angerempelt habe. Es ist Clark. Er sieht mich verächtlich an, so als wäre ich menschlicher Abschaum, etwas, dass er unter seinem Absatz zertritt. Welch Ironie. Dann schließt er zu seinen Freunden auf, deutet mit dem Daumen zurück auf mich und sie lachen. Ich runzele die Stirn erneut und erreiche dabei das Klassenzimmer. Unser Lehrer ist ein merkwürdiger Mensch. Er zeigt sich kaum bei Tageslicht (aber er kann es, was dafür spricht, dass er kein Vampir ist), und er spricht immer sehr leise, deutlich und unglaublich präzise. Er hasst Ungenauigkeit. Er ist immer förmlich und niemals parteiisch. Eher unbeteiligt. Im Grunde kümmern ihn seine Schüler kaum, obwohl er recht fähig ist. Manchmal sieht man ihm mit Sviweller reden, wenn er zu seinem wöchentlichen Termin zum essen in der Großen Halle erscheint. Die anderen Mitglieder des Kollegiums scheinen ihn nur mäßig zu interessieren. Auch heute zeigt er sich von seiner besten Seite. „Guten Tag“, sagt er, „Ihr Lehrbuch auf Seite dreihundertsieben. Bitte lesen Sie und melden Sie sich, wenn sie den Artikel beendet haben.“ Wo wir diese Möglichkeit seiner Existenz schon ausgeschlossen haben, bringt er es wieder zur Sprache- Es geht um Vampire. Ich wünsche mir, dass Draco jetzt neben mir säße. Dann würden wir uns einen Blick zuwerfen, und jeder würde wissen, was der andere denkt, aber Verteidigung...und so weiter haben wir mit den Ravenclaws. Ich schätze ihre Anwesenheit im Unterricht, sie treiben die Arbeit gut voran und wenn man mit ihnen arbeitet, bleibt man einfach nicht unwissend. So sind zumindest die meisten. Der Junge vor mit muss allerdings das erste Anzeichen von Demenz des Hutes sein, denn er kaut gelangweilt Bubbles Besten Blaskaugummi, ohne dass es den Lehrer, der übrigens Michaels heißt, interessieren würde. Dazu malt er eine blutige Skizze neben die Stelle, die er eigentlich lesen sollte. Ich vertiefe mich, auch wenn ich mir James Mansell nicht wirklich aus dem Kopf schlagen kann. Schließlich hebe ich die Hand. Er tut es als letztes. Michaels räuspert sich. „Gut“, sagt er. „Tragen Sie bitte vor...Mansell“ Ich bin gespannt- er hat nichts getan, was wird er jetzt antworten? Aber zu meinem Erstaunen gibt er den Inhalt des Textes wieder und ergänzt ihn mit Informationen, die ein neues Licht auf ihn werfen. Er ist ein Ravenclaw. Vermutlich hat er das Buch schon gelesen. Oder er interessiert sich einfach für Vampire. Ich kenne ich kaum, ich habe ihn noch nie gesehen. Um ehrlich zu sein war ich in den letzten Monaten so mit mir selbst beschäftigt, dass ich kaum andere Menschen bemerkt habe, außer meine Lehrer und Draco. Michaels erklärt und in einer Art Telegramm-Sprache, die hauptsächlich aus Infinitiven besteht, wie man einen Vampir angeblich am sichersten Abwehren kann, sollte man kein Knoblauch zur Hand haben- „Vergessen Sie diesen Humbug“, weist er uns an. „Knoblauch hilft nur, wenn sie so viel essen, dass jeder andere auch in Ohnmacht fällt.“ Ein paar Schüler lachen, ein paar runzeln die Stirn. Clark, zu dem ich jetzt sehe, zieht ein Grimasse und sieht aus, als würde er den Referierenden für einen Idioten halten. Vermutlich hält Michaels ihn für einen und übel nehmen kann ihm das wohl keiner. Ich erzähle Draco von James, der vor mir saß. Er sagt: „Eine interessante Person.“ Und geht weiter. Ich weiß, was das bedeutet. Dass Draco nichts dagegen hätte, ihn kennenzulernen. Allerdings wird er auch nichts dafür tun. Das tut er selten. Und ich sollte mich geehrt fühlen, dass er sich so viel Mühe mit mir gibt, für Blaise hätte er das nicht getan. Wir haben Schluss, alles was noch folgt ist das Abendbrot und die Hausaufgaben und wir ziehen uns nach draußen zurück, wo es noch relativ kühl ist und sich noch nicht so viele Schüler aufhalten. Dann machen wir uns an die Arbeit, und als ich längst fertig bin, beginnt Draco damit, ein Buch über alte Runen zu lesen. Auf einmal wirkt das Pfeifen desa Windes viel zu leise und ich kann die Vogelstimmen aus dem Wald nur noch gedämpft wahrnehmen. Auch das rauschen der Wellen, die von dem leichten Wind im großen See aufgeworfen werden, reichen mir nicht mehr, um, mich zu beschäftigen. Es ist fast wie früher. Und es dauer eine Weile, bis ich begreife, was mir fehlt. Es ist seine Stimme. „Lies mir was vor“, fordere ich ihn auf, weil mir nichts anderes einfällt, um ihn zum reden zu bringen. „Warum?“, fragt er. „Vielleicht lerne ich gern“, antworte ich und er sieht mich an, als hätte ich ihm erzählt, dass Minerva McGonnagall gerne Pink trägt. Dann beginnt er, zu lesen. Es muss ein Originaltext sein, denn Die Sprache, die er spricht, verstehe ich nicht, und ich frage mich, ob es bei Hermine wohl genauso schön geklungen hätte, wie seine Stimme es jetzt tut. Sie beschäftigt mich, und ich habe das Gefühl, ich könnte Stunden damit verbringen, hier zu sitzen und ihm zuzuhören. Irgendwann lehne ich mich zurück und lasse mich ind Gras fallen. Während ich den grauen Himmel beobachte und den Rhythmus der Worte spüre, die er liest. Er ist wunderbar. Ich spüre, dass seine Hand ganz leicht meine Schulter berührt. Am nächsten Morgen sitze ich in der Großen Halle und frühstücke, als die Post ankommt. Ich erwarte eigentlich nichts, man schreibt mir höchst selten. Doch diesmal bringt mir eine fremde Eule einen großen, protzig aussehenden Brief. Es ist ein edles Tier und vorbildlich erzogen. Es wartet, bis ich ihm ein Stück meines Specks gebe, und fliegt davon, während ich den Umschlag öffne. „Herzallerliebster Harry“, steht auf einer kitschig aussehenden Karte und sofort weiß ich, wer der Absender ist. „Wir sind in den nächsten Tagen durch glückliche Zufälle in das reizende Dorf Hogsmeade geführt worden. Unter dem Anlass unserer bestehenden Freundschaft möchten wir dich dazu zu einem erlesenen Glas Butterbier einladen und ein wenig mit dir plaudern. Wir wären höchst erfreut, wenn du uns antworten und uns mit deiner Gesellschaft bereichern würdest. Dir ergeben, Fred und George Weasley.“ Es hätte nicht passender kommen können. ~~ Danke an die Reviewschreiber von letzten Mal und an alle Favos, die zu faul sind oder sich nicht trauen, mir zu schreiben. Ich werde euch fressen. Vielleicht. Special Thanks to: VanilleSchaum, die mich so unglaublich gut überreden kann, zu schreiben. XD Danke.- Don't let things get you down! >.< Kapitel 15: Wiedersehen ----------------------- Wiedersehen Es vergeht noch eine Woche, bis ich die beiden wirklich treffen. Es ist jetzt April, Ostern steht vor der Tür, genau an dem Tag, an dem wir uns treffen werden. Eier suchen werden wir wohl eher nicht. Ich bin aufgeregt, seitdem das Schuljahr begonnen hat, habe ich außerhalb des Schlosses nur noch von Luna gehört, nicht mal den Tagespropheten habe ich regelmäßig verfolgt, weil mir einfach nicht einfallen will, was er noch wichtiges berichten könnte. Luna wollte ja auch noch herkommen. Sie wird, auch wenn sie mir noch kein genaues Datum genannt hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Probleme geben sollte. Jemand müsste auf sie aufpassen, aber dafür böte ich mich freiwillig. McGonnagall könnte niemandem diesen Gefallen abschlagen, schon gar nicht, wenn es ihn so getroffen hat wie Luna. Nach Ostern stehen die Prüfungen an, und die Gesichter der Lehrer deuten jetzt schon an, dass die letzte Etappe unserer schulischen Karriere kein Zuckerschlecken wird und erinnern uns in jeder Sekunde daran, dass wir mindestens noch einmal so viel lernen müssen, wie wir schon wissen. Manche Zittern bei dem Gedanken, zum Beispiel Clark, wenn auch nur innerlich, aber ich fühle mich vorbereitet, vermutlich zu ersten Mal in meinem Leben. Ich kann kaum daran glauben, dass etwas schiefgehen wird. Schließlich verbringe ich viel Zeit mit Draco. Und der ist wirklich mehr als gewissenhaft. Ich bin also beschäftigt. Deswegen vergeht die Zeit, bis der fragliche und lang ersehnte Tag des Treffens angekommen ist, schnell. Und darüber bin ich froh. Denn sonst wäre ich vielleicht aufgeregt oder würde mich davor fürchten, Fred und George wiederzusehen. Eine weitere Erinnerung an das, was geschehen ist, und ich war doch gerade dabei, alles zu vergessen. Ich freue mich, und ich bin gerne am Leben, ich mag es, so wie es jetzt ist. Ich mag es, Draco um mich zu haben. Und als ich an dem besagten Tag aufstehe, mit einem guten Gefühl in der Magengrube und der Gewissheit, dass die Weasleybrüder immer für eine Überraschung gut sind, freue ich mich auch, dass sie hier sind, und dass es ist, wie es ist, auch wenn es vielleicht hätte besser sein können. „Du willst sie wirklich sehen?“, fragt Draco, als ich ihn nach dem Frühstück verlassen will und ich nicke. Nichts könnte mir gerade wichtiger sein. „Na gut.“ Er schüttelt den Kopf. „Ich kann es nicht verstehen.“ Er konnte die Weasleys noch nie leiden, das haben wir ausreichend zu spüren bekommen. „Ich begleite dich bis zum Rand.“ Er meint die Appariergrenze. Denn als Abschlussjahrgänge dürfen wir das ja, aparrieren. Wir müssen nicht mehr nach unten laufen. Wir schweigen auf dem Weg, weil das einzige, was zählt die Zwillinge sind, und zu ihnen hat Draco einfach nichts zu sagen. Trotzdem fühle ich mich merkwürdig alleine, als er mich verlässt, mit einer leichten Berührung meiner Schulter, die sich sofort ein bisschen wärmer anfühlt. Ohne jegliche Rückendeckung. Ich appariere. Innerhalb von schwarzen Sekunden finde ich mich in Hogsmeade wieder, genau vor der Tür der Drei Besen. Nur diese Tür trennt mich noch von meinen Freunden und ich weiß, wenn ich jetzt durch sie trete, dann wird es vorbei sein mit meiner Isolation, mit dem Draco- und- ich, dann wird die Welt zwischen uns stehen, und wir müssen ihr gegenüberstehen. Ich kann nicht ewig hier draußen stehen, das weiß ich. Aber noch will ich nicht hineingehen. Ich wünschte, er wäre hier. Nicht allein zu sein wäre einfacher, aber wann war das Leben für mich schon einfach? Ich habe Voldemort getötet und jetzt kusche ich vor der Tür. Das ist lächerlich und ich schalte meine Gedanken aus und öffne sie, rieche den Biergeruch und höre die Stimmen aus dem Schankraum. Dort sind sie. Hinter mir schließt sich die Tür und in der Menge, die größtenteils aus Schülern besteht, kann ich den roten Haarschopf eines Weasley- Zwillings ausmachen. Ich gehe hinüber. „Harry“, ruft einer der beiden, augenscheinlich ist es George. Ich nicke ihm zu. „Hallo!“, begrüße ich sie. „Schön euch zu sehen.“ Erst da bemerke ich die blondhaarige Frau, die neben ihnen sitzt. „Luna!“, rufe ich überrascht aber sie lächelt nur. Für ihren Rollstuhl sind Tische verschoben worden. Hinter ihr drängen sich die Menschen und werfen ihr ab und zu merkwürdige Blicke zu, doch es scheint sie nicht zu stören, sie sitzt einfach da. „Was machst du denn hier?“, frage ich sie. „Setz dich doch erstmal“, schlägt nun der andere Zwilling, Fred, vor und weist mir den Platz. Ich tue wie geheißen und innerhalb von Sekunden steht ein Butterbier vor mir, dass ich zuerst misstrauisch beäuge, dann aber auf ein nicken seitens Luna an die Lippen hebe und einen kräftigen Schluck trinke. „Der Grund warum wir uns heute mit dir treffen wollten...“, beginnt George ohne Umschweife und ich werde hellhörig. Offensichtlich ist dass hier nichts, was sie nur zum Spaß machen. „... ist die Bekanntgabe der Verlobung von Fred Weasley und Loona Lovegood“, beendet er den Satz, als er sich meiner ungeteilten Aufmerksamkeit sicher ist. Für einen Moment weiß ich nicht, was sie da sagen, doch dann wird es mir schlagartig klar: Luna und Fred. Ein Paar, mit allem was dazu gehört. Und fast augenblicklich spüre ich die Eifersucht in mir aufwallen, weil sie jemanden gefunden haben. Weil ihr Leben jetzt wieder normal ist. Aber ich muss mich zusammen reißen. „Wirklich?“, hake ich aus rhetorischen gründen nach. „Das ist ja wunderbar!“ Im Moment empfinde ich das nicht ganz so, aber ich weiß, dass ich mich eigentlich für die beiden freuen sollte. Die beiden nicken glücklich. Ihre Hände finden unter dem Tisch zusammen. Luna wird es besser gehen, jetzt, und zumindest diese beiden werden die Gedanken an Ginny verdrängen können. Wir reden über belanglose Dinge. Ich stelle fest, dass ich es mir so nicht vorgestellt habe, die Welt wiederzusehen. Ich dachte, irgendetwas gravierendes würde mit mir passieren, aber alles was ich fühle ist Neid, und Neid war schon vorher da, damals, als ich sah, dass es noch Leute gab, die nicht so viel verloren hatten wie ich. Nichts hat sich geändert. Ich hätte im Schloss bleiben sollen. „Wann ist die Hochzeit?“, frage ich irgendwann. „Im August“, antwortet mir Fred und lächelt glücklich. Nur noch ein paar Monate. „Ja“, unterbricht Luna unsere Unterhaltung heute zum ersten Mal. „Harry, willst du vielleicht mein Trauzeuge werden?“ Der Tag wird immer schöner, denke ich sarkastisch. Ich wünsche mich hinaus aus diesem Raum in den Wald, in einen Kerker, in den Honigtopf. Nur weg von mir. Die Missgunst, die sich in meinem Bauch festgesetzt hat, beginnt zu rumoren, mir wird übel. „Ja“, sage ich und habe ein schlechtes Gewissen. „Selbstverständlich!“ Mein Lächeln ist auch nicht echt und ich muss es auch nicht lange aufrecht erhalten, denn sofort beginnen Fred und George über die Termine zu reden. Über Kleider und die Führung ihres Ladens. Nur Luna sieht ab und zu zu mir. Merkwürdig. Wissend. Das ist das Treffen mit meinen Freunden, zumindest mit denen, die noch übrig sind. Sie sind eine eigene kleine Welt geworden, die meine kaum berührt und wovor ich mich vorhin gefürchtet habe, war nicht ihre Realität. Ich hatte Angst davor, unter ihnen alleine zu sein, aber ich bin ja gar nicht unter ihnen. Nur daneben. Wenn mir jemand vor einem Jahr erzählt hätte, dass ich froh wäre, wenn die Weasleys mich verlassen, dann hätte ich ihn ausgelacht, doch als ich die Drei Besen verlasse, fühle ich mich unglaublich erleichtert. So erleichtert, dass ich lange zwischen den Häusern Hogsmeads umherlaufe und die Menschen und Schüler beobachte, die geschäftig irgendwelchen Unwichtigkeiten nachgehen, und schließlich im Honigtopf stehenbleibe, um ein paar vollkommen sinnlose Süßigkeiten zu kaufen, von denen ich nachher Bauchschmerzen haben werde. Fast schon freue ich ich, wieder ins Schloss zu kommen, und auf jeden Fall freue ich mich darauf, Draco wiederzusehen. Ich will gerade den Weg zurück nach Hogwarts einschlagen, als mich jemand aufhält. „Potter?“, fragt er. Es ist Roman Michaels, der, der in Verteidigung gegen die Dunklen Künste hinter mir sitzt. „Ja“, antworte ich, mangels einer besseren Antwort. Mir ist danach, so zu tun, als wäre ich nicht ich, aber leider weiß hier jeder nur zu gut, wer ich bin. „Ich bin Roman Michales“, erklärt er und hält mir seine Hand hin. „Ich weiß“, entgegne ich. Er lächelt. „Ich würde dich gerne kennenlernen. Willst du mit mir zusammen zurückgehen?“ Einige Sekunden später sind wir zu zweit auf dem Rückweg. „Ich wollte dir keine Avancen machen oder so“, klärt Michaels mich jetzt auf. „Ich wusste nur nicht ganz, wie man sonst so an dich rankommt.“ Seine Ehrlichkeit verblüfft mich so sehr, dass ich ihn Sekunden lang anstarre. „Bist du ein Fan von mir?“, frage ich halbherzig, weil ich irgendwann feststellen musste, dass es solche Leute tatsächlich gibt. „Nein“, sagt er. „Ich finde nur, du solltest in der letzten Reihe in Verteidigung gegen die dunklen Künste nicht allein sitzen.“ Ich lache. „Willst du wirklich nichts von mir?“, frage ich und merke, wie die Anspannung nachlässt, die sich am Vormittag über mich gelegt hat. „Wirklich nicht. Ich komm nur so schwul rüber.“ Wir grinsen uns an. Ich glaube, ich mag ihn. Als ich im Schloss ankomme, sehe ich, das Draco gerade aus der Großen Halle kommt. Michaels und ich verabschieden uns mit einem Kopfnicken.Wir sind fast schweigend zurückgegangen, nur selten hat einer von uns etwas gefragt. Ich hole Draco ein, als er schon fast auf der Treppe ist. „Wie war's?“, fragt er kühl und ich merke sofort, dass er schlechte Laune hat. Ich schüttele den Kopf. „Schrecklich. Was ist los?“ Ohne ein weiteres Wort zu wechseln, stehlen wir uns in ein leeres Klassenzimmer. Ich setze mich auf einen Stuhl, er lässt sich neben mich auf einen Tisch fallen. Ich erzähle ihm von Luna, Fred und Michaels. Vor allem beim Erwähnen des Namen des letzteren kann ich beobachten, wie sich seine Augen verengen. Ich beschließe, es zu ignorieren und kläre ihn über die bevorstehende Hochzeit auf. „Freu dich“, sagt er. Er hat keine Freunde, die noch heiraten könnten. „Ich kann nicht“, sage ich. „Ich glaube, dass ich denke, das ich mehr Glück verdient habe als sie.“ Ginny. Das Wort und meine Arroganz stehen zwischen uns. Etwas später räuspert er sich. „Ich hatte eine Unterredung mit Sviweller“, sagt er. Und dann erfahre ich Dinge, die ich nie wissen wollte. ~~~~ So, also, hier auch mal wieder was neues. ich will euch ja nicht nötigen oder so, aber ich hab noch mehr FFs. und verdammt, ich bin gut, ihr könnt sie echt lesen! ;) Ja, also ab hier weiß ich nicht mehr, wie ich weitermachen soll. Nicht nur, weil ich umziehe und mir nicht sicher bin, was dann passiert, sondern auch, weil ich keine Stichpunkte mehr für die nächsten Kapitel habe und mir erstmal wieder was einfallen lassen muss. das dauert also alles länger als sonst. Also, wünscht mir Glück. Bitte. Und unterstützt mich als arme Schreiberin! Licht und Liebe. Bosie Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)