Glaubst du... von abgemeldet (...mir?) ================================================================================ Kapitel 11: Feiern ------------------ Such a lonely day/ And it's mine. It's a day that I'm glad I survive... Nein, ich will das nicht sehen! Abgesehen davon, dass ich bereits fühle, dass das hier eine Menge Ärger nach sich ziehen wird, finde ich die Vorstellung von zwei Leuten, die meine Großeltern sein könnten an einem öffentlichen Ort nicht gerade aufreizend. Immerhin wissen wir jetzt, warum Madame Pomfrey so oft nicht anwesend ist. Jedenfalls nicht da, wo sie sein sollte. Ich sollte damit vermutlich zu Direktorin McGonnagall gehen, aber im Moment scheint das unmöglich, ich kann mich ja nicht einmal umdrehen und weggehen, um dem Schlimmsten zu entgegen- und das wird zweifellos eintreten, denn es sieht so aus, als wären die beiden am Ende. Die Masse auf dem Schreibtisch erreicht mit einem animalischen Laut ihr Finale. Jetzt sollte ich mich umdrehen und rennen, aber meine Füße scheinen am Boden festgeklebt. Verdammt. Warum findet mich der Ärger immer wieder? Krich richtet sich auf und schließt seine Hose. Er blickt sich im Raum um, richtet seinen Blick auf Pomfrey, bis er auf mich fällt. Und sein Gesicht wird innerhalb von Sekundenbruchteilen aschfahl. Harry- Du sitzt in der Klemme. „Mr. Potter, ich bitte Sie, darüber kein Wort zu verlieren.“ Krichs Stimme klingt sachlich und bestimmt, als er mich anspricht. So, als hätte er mir gesagt, dass mein Verwandlungsbuch ein Eselsohr hat. Kann ich die Situation entschärfen wenn ich verspreche, kein Wort darüber zu verlieren? Ich nicke nur, kann mich dazu überwinden ein „Natürlich nicht“ zu murmeln. Dann wende ich mich um und gehe. Diese Bilder werden mich mein ganzes Leben lang verfolgen. Ich wünschte, ich könnte irgendjemandem davon erzählen. Geteiltes Leid soll ja bekanntlich halbes Leid sein. Und diese Weisheit hat sich auch schon ist selbst bewiesen- nur leider ist da diesmal niemand. Natürlich, ich könnte sie irgendjemandem aus meinem jetzigen Jahrgang mitteilen- aber wie lange würde diese ganze Sache dann geheim bleiben? Und natürlich wüsste Krich, von wem das Gerücht stammt- vermutlich bin ich der Einzige, der dumm genug war, nicht anzuklopfen. Mich beschleicht das dumpfe Gefühl-obwohl ich die Gewissheit längst habe- dass Draco momentan mein einziger Freund ist. War, vielleicht. Das tut weh. Ich will nicht, dass wir unsere Freundschaft wegen einem meiner Träume verlieren (die mir noch nie Glück gebracht haben). Vielleicht sollte ich einfach zu ihm gehen und mich entschuldigen? Aber ich traue mich nicht. Feige ist das, das weiß ich. Aber was sollte ich sagen? Entschuldige, dass ich geträumt habe. Das nächste Mal werde ich besser aufpassen. Oder: Wie auch immer ich dich wütend gemacht habe, bitte verzeih mir. Das verbietet mir mein Stolz. Vielleicht findet er mich zu arrogant, wie all die anderen. Vielleicht hat er einfach nur genug von mir und diese Nacht am See, gleichauf mit dem Höhepunkt unserer Freundschaft war auch das Ende. Aber das will ich nicht einsehen. Das kann es doch nicht gewesen sein... Und trotzdem gehe ich einfach in meinen Schlafsaal zurück, ziehe die Vorhänge vor meinem Bett zu und beginne, etwas zu tun, was ich seit Wochen vernachlässigt habe- ich schreibe Luna. „Halt dich nicht mit mir auf!“, sagt die Gestalt, die vor mit steht. Als ich eingeschlafen bin war sie nur ein Schatten, aber mit jeder Minute wird sie deutlicher, und inzwischen kann ich die Umrisse ihres Körpers und ihres Haars sehen, dass ihr in langen Strähnen über die Schultern fällt. „Sieh hin. Da ist jemand, der dich mehr braucht als ich...“ Ihre Augen nehmen Gestalt an, Blau, wie die ihres... Bruders? Ist das Ginny? Wieder? Als nächstes kann ich ihre Hände sehen, nach mir ausgestreckt. Doch sie erreicht mich nicht. Ich versuche, sie zu berühren, aber jede meiner Bewegungen scheint so unendlich langsam, wie in Zeitlupe, ich werde es nie schaffen, den Abstand zwischen uns zu überbrücken... Sie trägt ein weißes Kleid, von ihrer Schulter bis zu ihren Knöcheln fällt und einfach wunderschön aussieht. Sie sieht wunderschön aus. Warum kann ich nicht schneller sein? Ihr Gesicht wird mit einem Mal klar. Sie lächelt, wie in meinen Träumen zuvor. Doch diesmal ist etwas anders. Eine Träne rinnt über ihre Wange. „Nun komme ich nimmermehr...“, flüstert sie und auf einmal kann ich mich schneller bewegen, ich stürze auf sie zu und falle ihr um den Hals und sie küsst mich und es fühlt sich so gut an, so richtig, all die Wochen habe ich darauf gewartet- Dann ist es vorbei und sie beginnt, sich langsam aufzulösen, in hunderte kleine glitzernde Punkte, die von einer nicht spürbaren Brise davongetragen werden. Ich spüre, wie die Realität mich zurück in meinen Schlafsaal zieht, als wäre ich an eine unsichtbare Leine gebunden, an der nun langsam gezogen wird. Und kurz bevor ich die Augen öffne, höre ich noch einmal ihr Stimme. Sie flüstert: „Ich liebe dich.“ Ich erwache. Meine Wangen sind nass und ich fühle mich nicht im Geringsten ausgeschlafen. Das letzte Mal. Das ist endgültig und es fühlt sich an, als würde mein Herz zerreißen. Ich möchte diese Worte nicht hören, aber Ginnys Stimme hallt in meinen Ohren wider wie ein Schrei in einer tiefen Schlucht. Pathetisch. Hinter den Vorhängen meines Bettes wird es langsam hell und während ich mich anziehe, beobachte ich den Sonnenaufgang, der mir sagt, dass ich zu spät zur Schule kommen werde. Und doch, alle anderen im Saal schlafen noch. Ist heute Samstag? Nein, sagt mir ein Blick auf den Kalender an der Wand. Ich schnappe mir meine Schultasche und gehe hinunter zum Frühstück. Es ist fünf Minuten vor acht und ich bin der letzte. Also schnappe ich mir ein übrig gebliebenes Brot und gehe zu Kräuterkunde. Das Fach, mit dem alles seinen Anfang nahm. Wir haben es immer noch mit den Slytherins, aber Draco ignoriert mich geflissentlich, obwohl wir nebeneinander stehen und hin und wieder zusammenarbeiten müssen. Kein Wort fällt zwischen uns, doch dabei fällt mir nur auf, dass wir uns ohne Worte auch sehr gut verstehen- fast ist das unheimlich... Erst später fällt mir auf, dass drei Siebtklässler immer noch fehlen. ... Jemand hat einen Weihnachtsbaum in das Schlossportal gestellt. Überall hängen Kugeln und Mistelzweige und giggelnde Drittklässler nutzen jede Gelegenheit, ihren Spaß damit zu treiben. Das ist Weihnachten - mein erstes Weihnachten vollkommen allein. Ich habe Angst. Ich will, dass dieser Tag niemals kommt und doch hängen schon die Listen aus, in denen die Schüler eintragen, ob sie hier bleiben oder nach Hause fahren. Es ist wie jedes Jahr. Nur diesmal habe ich absolut keinen Zufluchtsort mehr. Ich kann nirgendwo hin, ich bin gezwungen, hier in diesem Schloss zu feiern. Draco wird ebenfalls hier bleiben, ich habe gesehen, in welche Liste er sich geschrieben hat. Die Vorstellung, ihn weiterhin jeden Tag sehen zu müssen und nicht mit ihm reden zu dürfen, weil ich ihm zuwider bin, macht mich traurig. Ich würde gerne weinen, aber ich sage mir, dass es sich nicht lohnt. Ich glaube, ich habe schon genug geweint. Mit jedem Morgen, an dem ich meine Augen nach einer traumlosen Nacht wieder aufschlage, rückt der heilige Abend und gleichzeitig der Ferienanfang näher. Ich entwickele geradezu Angst davor, abends einzuschlafen, weil ich weiß, dass wenn ich die Augen wieder aufmache da doch nur ein neuer Tag sein wird. Und noch einer. Und noch einer. Wenigstens meine Noten werden besser und wenn ich immer noch Auror werden will, wenn ich dieses Jahr beendet habe (da bin ich mir überhaupt nicht mehr sicher) werde ich keine Probleme damit haben, andere von meinem Können zu überzeugen. Eher von meiner sozialen Kompetenz. Und dann, an einem Tag geschieht es- Ich wache auf und bin allein. Nur fünf Schüler aus Gryffindor sind hier geblieben, jetzt im ersten Jahr ohne Angst genießen alle Weihnachten mit ihren hinterbliebenen Familienmitgliedern. Voldemort ist schließlich tot. So tot, dass er niemals wieder zurückkehren wird und deswegen können alle ganz ohne Gerüchte und Angstmacherei seitens des jetzt ebenfalls toten Dumbledores die Freiheit genießen. Ein paar in braunes Papier gepackte Päckchen liegen am Ende meines Bettes. Ich kann mir gut vorstellen, von wem sie sind. Fred, George, Luna. Vielleicht auch noch ein Brief von Percy oder Tonks. Es ermuntert mich nicht im Geringsten, und nur aus Tradition setze ich mich auf und nehme eines der Päckchen in die Hand und beginne es auszuwickeln. Es ist nichts spektakuläres, genauso wenig wie es die nächsten beiden Briefe sind. Als alle Leute, die ich kenne, mir ihre Grüße in Form von Karten und Geschenken ausgedrückt haben und ich mit einer Schachtel Bertie Betts Bohnen in jeder Geschmacksrichtung auf meinem Bett sitze und mich glücklich schätze, dass ich eine erwischt habe, die tatsächlich nach Erdbeeren schmeckt (das kommt ungefähr einmal in einer Packung vor und wenn sie schon dabei ist, essen sie meistens die anderen), bemerke ich, dass da noch etwas liegt. Es ist gar und aus Papier. Noch ein Päckchen? Ich nehme es in die Hand. Es ist leicht, fast wie eine Feder. Keine Karte liegt anbei. Ich öffne es, vorsichtig, einerseits weil es kaputt gehen und andererseits weil es ein böser Scherz sein könnte. Unter dem Papier befinden sich ein paar leere Bögen, umwickelt mir einer grob gedrehten Schnur. Sobald ich sie durchtrennt habe, kommt Bewegung in die Blätter und sie beginnen, sich selbstständig zu falten, bis sie aussehen wie ein kleiner Drache. Er flattert unbeholfen in die Luft und versucht, Feuer zu spucken, doch nur ein kleiner Rauchfaden versenkt das Papier seiner Nüstern. Dann holt er einmal tief Luft und eine Feuersalve schießt aus seinem Maul und ich muss zurückweichen. Einen Augenblick bleiben die Flammen im Raum hängen, bevor sie verlöschen. Sie bilden ein Wort. „Entschuldigung.“ Dann verbrennt der kleine Drache und aus der Asche entsteht nur ein kleiner Zettel, der leicht zweimal in meine Handfläche passen würde. „Frohe Weihnachten.“ Vielleicht wird dieser Tag doch nicht so schlecht, wie ich dachte. Anm.d.Verf: Hier ist sie, die angekündigte Katastrophe in stilistischer Hinsicht... XD (Hab sie doch nicht verloren, PA^-^) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)