Glaubst du... von abgemeldet (...mir?) ================================================================================ Kapitel 1: Ankunft ------------------ ~1~ Der Bahnsteig von Kings Cross ist voll wie immer. Leute hetzen zu Bahnsteigen, hiefen Koffer, ärgern sich über Technik und die Zeit, die viel zu schnell vergeht. Wirklich? Vergeht sie nicht eher viel zu langsam? Ist es wirklich erst zwei Monate her, seit es geschah? Ich stehe vor dem Eingang zu Gleis neundreiviertel. Ich erinnere mich, als ich zum ersten Mal hier stand, und nicht wusste, was ich tun sollte. Und jetzt? Jetzt weiß ich es nur zu genau. Einfach weitergehen. Ich werde schon ankommen. Zum siebten Mal- in acht Jahren. Ich nehme meinen Koffer, er ist viel kleiner als in den vergangenen Jahren, es kommt vielleicht daher, dass ich das Reisen inzwischen gewohnt bin. Ich nehme all meinen Mut zusammen und gehe durch die Absperrung. Sofort empfängt mich der übliche Anknuftslärm . Das zischen der Dampflock, die Rufe der Schüler, die ihre Freunde wiedersehen, Das Gewusel, Das Abschied nehmen, das letzte Mal umarmen. Diesmal ist niemand hier, um mir auf wiedersehen zu sagen. Diesmal ist niemand hier, der sich freuen würde, mich wiederzusehen. Alle, die ich kannte, sind gegangen. Alle, die ich kannte, sind tot. Ginny wäre jetzt in meinem Jahrgang. Wir hätten zusammen den Abschluss machen können. Ich stelle es mir schön vor, zusammen mit ihr zu lernen, das nervös sein vor den Prüfungen, das Quidditchtraining... Ginny... Ich weiß nicht, ich glaube, dass ich sie am meisten von allen vermisse. Ich wünsche mir, dass sie hier wäre, und mein Herz krampft sich schmerzhaft zusammen. Warum? Warum konnte ich die Welt retten, aber nicht sie? Und alle anderen, die ihr Leben gelassen haben in der Nacht? Warum mussten sie sterben, womit hatten sie dies verdient? Ich durchsuche den Zug nach einem Abteil. Ich will allein sein, völlig allein. Ich finde eines Am Ende des Zuges, es scheint mein Schicksal zu sein, dort zu sitzen. Hier hinten passieren aber auch die interessantesten Dinge... Ich erinnere mich an Professor Lupin, Slughhorn, Malfoy.. In dieser Zeit, bevor die Welt für mich völlig dunkel wurde. Nicht zum ersten Mal plagen mich Zweifel, ob ich dieses Jahr überhaupt schaffen werde. Ob ich mich auf die Prüfungen konzentrieren kann. Ich bezweifle es, doch ich muss es schaffen. Schließlich muss auch mein Leben weitergehen...Das bedeutet, dass ich früher oder später Arbeit brauche. Auch wenn ich nicht weiß, was ich tun könnte- ich sollte die Chance nicht verspielen, die mir McGonagall geboten hat. Sie ist einige der wenigen Anhänger Dumbledores, die noch lebt. Und dich sollte ihr wirklich dankbar für das Angebot sein, meinen Anschluss nachzuholen, denn das bedeutet auch, dass ich ein weiteres Jahr fernab der Zaubererwelt leben kann...erst einmal zu Ruhe kommen... Die Lock pfeift einmal laut, das Zeichen, dass sich die Türen gleich schließen werden. Die letzte Schüler springen in den Zug, winken ihren Müttern noch einmal zu und begeben ich dann auf die Suche nach Sitzplätzen. Dann verlässt der Zug den Bahnhof. Ohne dass ich es will, erinnere ich mich an Mrs Weasley, die in der zweiten Klasse neben den Wagen herlief. Wie sehr mich diese Geste rührte! Sie hätte alles für ihre Kinder getan....Wofür? WOFÜR? Ich beschließe, mich nicht von Erinnerungen ablenken zu lassen, und ich will auch nicht mehr daran denken, was geschehen ist, zu sehr schmerzt es noch. Ich lehne mich zurück und schließe die Augen, in der Hoffnung noch ein wenig Schlaf zu bekommen, bevor ich an der Schule lande. Doch plötzlich geht die Tür auf. Das Geräusch reißt mich aus meinen Gedanken. Ich blicke empor, um nachzusehen, wer mich stört, und schaue in ein mir wohlbekanntes Gesicht . Für einen Moment traue ich meinen Augen nicht, dann sehe ich, dass alles stimmt, vom Saum seines Umhangs bis zu seinem Haaransatz. „Potter!“, ruft der Ankömmling aus, es hört sich an wie eine Mischung aus Überraschen, Abscheu und Nostalgie. „Malfoy. Was machst du denn hier?“ Er ist es tatsächlich. Mein Erzfeind ist zurückgekehrt. Er hat überklebt. ER! Der, der es am wenigsten verdient hätte! Der uns verraten hatte.... Hass lodert in mir auf und ich kämpfe darum, die Fassung zu bewahren. Nein. Jetzt muss ich ruhig bleiben. Trotz allem betritt Malfoy das Abteil und setzt sich auf den Platz, der am weitesten vion mir entfernt liegt. Sind im zug keine anderen Plätze mehr frei? Der Zug fährt nun über ruhige, grüne Wiesen und vor der Abteiltür beruhigt sich alles, die Rufe der Schüler werden leiser. Schweigend sitze ich in meiner Ecke und werfe ab und zu einen Blick zu Malfoy hinüber. Er ist gewachsen im letzten Jahr, seine Haare sind ein gutes Stück länger geworden. Er scheint merkwürdig...ausgezehrt. Außerdem scheint er muskulöser geworden zu sein. Was ihm wohl geschehen ist? Die Fahrt wärt lange, viele Stunden sitze ich schweigend da und beobachte die Landschaft, mich ablenkend von dem, was mich verfolgt. Doch die Stille, die im Abteil hängt, wird plötzlich unterbrochen. „Was machst du eigentlich hier, Potter? Sitzen geblieben?“ Ich hob den Kopf. Was redete er da? Jeder wusste, dass ich nach dem sechsten Jahr aus Hogwarts fortgegangen war. „Nein, Malfoy, befördert worden....“ Es war immerhin das geistreichste, das mir einfiel.“Sag nicht du bist Lehrer...“ Er sah mich einen Moment lang fassungslos an. Ich genoss den Anblick und schüttelte dann den Kopf. „Das glaubst du doch wohl selber nicht. Nein, ich hole meinen Abschluss nach. Aber was treibt dich hierher? Konnte Snape dir nichts beibringen?“ Snape. Auch einer der Gefallenen. Doch einer, um den ich am wenigsten trauerte. Was kümmerte mich dieser Verräter schon? Ich hasse ihn, immer noch, selbst nach seinem Tode. Er lacht bitter. Sarkastisch, als will er etwas verbergen, eine Mauer ziehen um sich. Wie gut ich das Gefühl kante, doch ich wollte nicht glauben, dass er gelitten hatte, er, der uns soviel Leid zugefügt hatte mit deinem unbesonnen Handeln. „Ich habe viel gelernt, doch ich glaube nicht, dass es mir helfen wird... in dieser Welt zählen doch nur Kleinigkeiten...“ Er sieht voller Abscheu aus dem Fenster. „Aber anscheinend wart ihr ohne euren Alten ganz schön aufgeschmissen..“ Er blickt mich verächtlich an, ein Blick, der eine Wunde in meiner Brust aufreisst. Dumbledore. Er fehlt mir. Er hatte mir gefehlt, als Voldemort noch gelebt hatte. Ich hätte einen Ratgeber wirklich gut gebrauchen können. Doch noch mehr jetzt. Jemand der mir sagt, das mein Leben nicht verloren ist. Das ich einfach weiterleben kann. Nein. Nicht. Daran. Denken. Ich schließe kurz die Augen und wende mich dann scheinbar wieder dem betrachten der anderen Schüler zu. Einer der Jungen draußen auf dem Gang jagt vergebens einem Schokofrosch hinterher, der mit panischen Bewegungen davon hüpft. Malfoy öffnet die Abteiltür, schnappt mit einer gekonnten Bewegung den Frosch aus der Luft, und wirft ihn mir an den Kopf. „Schokolade macht glücklich, Potter...!“, meint er hämisch und grinst arrogant. Ich fange den Frosch auf und betrachtete ihn kurz. Er zappelt ein wenig in meiner Hand. Schließlich beschließe ich, die Wirkung der Süßigkeit auszuprobieren und beiße hinein. Sofort hört die auf, sich zu winden. Es erinnerte mich eigenartig an einen Menschen. NEIN! Ich konzentriere mich auf den Geschmack, jeden anderen Gedanken gezielt verdrängend. Hoffentlich ist der Frosch nicht mit einem Liebestrank versetzt. Nachdem ich ihn aufgegessen habe, sehe ich wieder zu Malfoy, der mich beobachtet hat. „Und Potter, bist du jetzt besser gelaunt?“ Ich will nicht antworten. Mein Gegenüber grinst schmierig. Mir wird schlecht, warum habe nur etwas gegessen? Ich erinnere mich an das dritte Jahr, als Hermine Malfoy geschlagen hat. Hermine, du fehlst mir. Wenn du dies hörst... WENN...Ich möchte weinen. Schon wieder, wie so oft in der letzten Zeit. Vielleicht hätte ich nach St. Mungos gehen sollen...Vielleicht hätten sie mir einen Trank gegeben, der mich alles vergessen ließe... Ich wende mich wieder der Landschaft zu. Ich kann nicht immer Trübsal blasen. Das muss aufhören, und wenn ich erst in Hogwarts ankomme, habe ich wahrscheinlich genug Probleme. Ich kann mir gut vorstellen, dass meine Popularität nicht gesunken ist, seit Voldemort...nicht mehr existent ist. Ich bin sowieso nur allein, weil niemand wissen soll, dass ich hier bin, doch in Hogwarts lässt sich nie lange etwas geheim halten. Vielleicht genieße ich die letzte Minuten allein sein lieber noch... Nun gut, FAST allein sein. Doch immer hin. Er lässt mich ja die meistens in Ruhe. Ich begreife nur nicht, warum er nicht versucht hat, seinen Herren zu rächen. Ich tötete den dunkle Lord- warum akzeptiert er es? Warum liege ich nicht schon längst tot am Boden? Nicht, dass es mir noch etwas ausmachen würde. Draußen vor dem Fenster geht die Sonne unter. Es sieht schön aus, wie sich der Himmel langsam rot färbt, und dann grau, doch ich hatte noch nie Sinn für derartige Dinge. Romantik ist nicht mein Ding. Nun gut, wir werden also bald ankommen. Ich frage mich immer wieder warum die Fahrt so lange dauert. Damit die Schüler ruhiger werden und sich ihre Ferienerlebnisse erzählen können? Oder weil die Schule kein Geld für eine neue Lock hat? Nun ja. Ich kann die Lichter von Hogsmeade sehen, sie leuchten warm und einladend. Ich denke an die Wochenenden dort, an das Butterbier, an die DA, an Cho und den Streit, an die Schlammschlacht im dritten Jahr... Ich hätte nach Durmstrang gehen sollen. Oder irgendwo anders hin, doch nicht hier. Es sind zu viele Erinnerungen. Irgendwann, nach undefinierbarer Zeit hält der Zug. Ich greife nach meinem Koffer und steige aus dem Wagen. Ich höre jemanden nach Erstklässlern rufen, denke zuerst, dass es Hagrid ist, doch ich kenne die Person nicht, die dort auf dem Bahnsteig steht, umgeben von zwölfjährigen. Sie kommt mir so klein vor, so ungeeignet für diese Arbeit, aber McGonagall hat sich sicherlich etwas dabei gedacht. Die Kutschen kommen. Es nichts neues, dass ich Thestrale sehen kann, doch müsste ich sie nicht eigentlich doppelt sehen? Oder dreifach?Ich warte, bis sich der größte Rummel gelegt hat, es scheint mir das vernünftigste zu sein. Ich will nicht erkannt werden. Ich will nicht mit Fragen bestürmt oder respektvoll angesehen werden. Es reicht mir schon zu hören, das ich es war, dass ich in dieser Nacht auf dem Hügel stand. Eigentlich will ich es auch gar nicht wissen. Endlich finde ich eine Kutsche, die ich allein besteigen kann. Denke ich zumindest. Denn leider war es die letzte. „Potter.“ Ja, ich habe heute einen schlechten Tag erwischt, um hierher zurückzukehren, und obwohl ich mich in Hogwarts immer geborgen fühlte und ich immer freute, hierher zurückzukehren, wird meine Freude heute erheblich gedämpft. Sollte ich mich je gefreut haben. „Du schon wieder.“ Das Schicksal will mich ärgern. Wortlos steigt Malfoy ein. Schlägt die Tür hinter sich zu und wir fahren los. „Es ist schon wieder ein Gryffindor Direktor!“, sagt er plötzlich. Ich blicke auf. Warum spricht er? Will er einen Streit provozieren? Warum eigentlich nicht? „Besser als ein Slytherin. Wir haben ja gesehen, was aus euch wird.“ „Dann freust du dich ja bestimmt, Muggelfreund.“ Es ist immer noch eine Beleidigung für ihn. Er hat sich nicht geändert im letzten Jahr. Aber wie auch? Verändert man sich denn wirklich oder zeigt man der Umwelt nur neue Seiten von sich? „Ohne sie wäre ich nicht hier!“, antworte ich ehrlich. Daraufhin sieht er mich spöttisch an. „Wäre das denn SO schlecht?“ „Dachtest wohl du kannst deine Ruhe haben, dieses Jahr?“ „So lange Hogwarts so verseucht ist werde ich niemals meine Ruhe an der Schule haben.“ Es macht mich wütend, so etwas zu hören. Arroganter... „Ehrlich, halt die Klappe, Malfoy!“ Er lacht mit hämische Belustigung auf. „denkst du an deine Freunde, Potter?“ , und ist dann still. Warum muss er Salz in die Wunde streuen? Seine Eltern sind gestorben. Weiß er nicht wie es ist, jemanden zu verlieren? Oder will er unsere Feindschaft nur so groß wie möglich werden lassen? Die Kutsche kommt am Schlosstor an. Hunderte Schüler strömen hindurch, in das Portal, auf dem weg in die große Halle. Alle haben Hunger und sind Müde von der Reise. Für die Erstklässler beginnt das Abenteuer erst, aber für mich wird es das letzte Mal sein, dass ich diesen Tag erlebe. Nie wieder. Das macht mich traurig. Ein wenig, denn schließlich ist dies mein Zuhause. Ich fühle mich wie ein verlorener Sohn. Im Schutz der Menge setzte ich mich an den Gryffindortisch und warte darauf, dass die Einweihungszeremonie beginnt. Ich kann Malfoy drüben bei den Slytherins sitzen sehen, auch er scheint sich nicht wirklich wohl zu fühlen ohne seine Freunde, die entweder abgegangen, eingesperrt oder getötet worden sind. Es wird uns wohl beiden schwer fallen, Freunde zu finden, aber ich habe absolut kein Mitleid mit ihm. Es ist schließlich seine eigene Schuld. Niemand hat, nein, natürlich hat jemand, aber... Wirklich? Hat ihn niemand gezwungen Todesser zu werden? Doch nun ist es erst einmal Zeit dafür, die Neulinge willkommen zu heißen, die gerade durch die Tür kommen. Auf dass wenigstens ihre Schulzeit friedlich verlaufen wird, und sie niemals an meiner Stelle hier sitzen werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)