Zehn Minuten und Drei Worte von Kouri (Valentins FF - Reita x Ruki) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Er stand auf dem Balkon seines Hotelzimmers und rauchte seine zuvielte Zigarette an diesem Tag. Die nächtlichen Lichter der Stadt reflektierten in einem schmutzigen Orange an den Wolken und in den Pfützen auf den Straßen. Seit Tagen hatte es das erste Mal wieder geregnet; Schnee konnte man in Japan im Winter auch nicht erwarten, schon gar nicht in…Wo war er doch gleich? Den Namen der Stadt hatte er schon wieder vergessen, wie so oft, wenn es ihm eigentlich egal war. Schließlich war er nur diesen einen Tag dort um für irgendeinen Sender eine Message für die Fans aufzuzeichnen. Eine Valentinstagsbotschaft, was für eine Ironie. Valentinstag und er war alleine. Normaler Weise wurden sie zu zweit zu den verschiedene Promotion Aktionen geschickt, wenn es mal wieder eine landesweite Kampagne gab, doch ausgerechnet diesmal war er alleine. Dabei gab es an diesem Tag nur eine Person, mit der er zusammen sein wollte. Ruki fuhr sich mit der linken Hand durch die nun wieder brauen Haare, stellte fest, wie ungewohnt es doch war, dass sie wieder so lang waren. Als er den Rest seiner Zigarette am Geländer des Balkons ausdrückte ertappte er sich selbst beim Seufzen. Warum ausgerechnet heute? Auf seinem Weg zurück in die relative Wärme des Hotelzimmers fischte er sein Handy aus seiner Hosentasche, in der Hoffnung auf eine Nachricht, einen kleinen Funken Kontakt. Natürlich konnte er nicht erwarten schon wieder eine Nachricht von Reita zu haben. Immerhin hatten sie grad erst vor einer Stunde oder so miteinander telefoniert, sich zusammen beschwert, wie unfair es war, dass sie nicht zusammen unterwegs sein konnten und sich gegenseitig das Versprechen abgenommen, dass sie den Abend, der eigentlich ihnen hätte gehören sollen, ein andermal nachholen würden. Nur sie beide. Für den kleinen Sänger, der nun dabei war sich für die Nacht fertig zu machen, war der Tag beendet. Die Arbeit war getan, die Fans waren glücklich, oder sollten es zumindest sein. Es hatte keinen Sinn noch länger auf zu bleiben, das würde ihn nur weiter ins Grübeln bringen und den Bassisten noch mehr vermissen lassen. Seit über zwei Jahren waren sie nun schon zusammen und aus einem Grund, den sich selbst Ruki nicht erklären konnte – denn vielleicht war es einfach nur Ironie des Schicksals- hatten sie noch nicht einen Valentinstag zusammen verbringen können. Irgendwas war immer dazwischen gekommen. Ruki betrachtete noch einmal sein Spiegelbild im Badezimmerspiegel; er sah müde aus, ohne Make-up noch mehr, so gar nicht das, was alle von ihm erwarteten - perfekt gestylt bis in die Spitzen. Er strich sich selbst eine Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor er das Licht ausschaltete und zu seinem Bett hinüber schlurfte, die Enden seiner Pyjamahose auf dem Boden schleifend, das T-Shirt lose um seine zierliche Figur hängend. Er setzte sich auf das Bett, sein Blick wanderte zum Nachtisch, auf dem er seine Ringe abgelegt hatte und sein Handy noch immer stumm da lag. Für den Moment ließ er es ruhen und kroch unter die Bettdecke, zog sie hoch bis zu seinem Kinn. Es war inzwischen kühl, die Heizung ausgeschalten, so wie er es mochte, aber die Weite des Doppelbettes gefiel ihm nicht. Er zog die Decke an sich und wickelte sich so dicht ein wie es ging, so dass es zumindest den Anschein hatte, dass wenigstens sie ihn hielt. Der Kühle entgegen streckte er seine Hand aus von unter der Decke, erst zum Lichtschalter und tauchte den Raum mit einem Klick in Dunkelheit, bevor er noch einmal sein Handy nahm und es aufklappte. Es erleuchtete den Raum erneut, das Hintergrundbild zeigte ihn und Reita, Arm in Arm grinsend in die Kamera schauend, als sie ein paar Tage zuvor tatsächlich mal einen Tag frei hatten. Die Sonne hatte geschienen und sie waren einfach nur ziellos durch ihren Lieblingspark gelaufen, um einfach nur ein wenig zusammen sein zu können. Klar, auf Tour waren sie rund um die Uhr zusammen, aber das war niemals dasselbe. Es gab kaum freie Zeit, meist war irgendwo eine Kamera, vor der sie zwar freundschaftlich mit einander umgehen konnten, doch Privatsphäre war dann ein Wort, das nicht existierte. Er wählte Reitas Namen aus der Adressliste aus und startet das E-Mail Programm. Eigentlich wusste er gar nicht, was er schreiben wollte. Gute Nacht hatten sie gesagt, als sie telefoniert hatten, und wahrscheinlich schlief der Bassist eh schon. Also tippte er die einzigen Worte, die ihm in diesem Moment einfielen. „Ich liebe dich.“ Sein Daumen wanderte über die Tasten und schickte die Worte hinaus in die Nacht. Es war erst halb zwölf, eine Zeit zu der Ruki normalerweise noch lange nicht an schlafen dachte. Noch eine halbe Stunde Valentinstag, dachte er, als die Hintergrundbeleuchtung sich erst verdunkelte und dann völlig erlosch. Klackend fiel das Handy zu und er legte es zurück auf den Nachttisch. Aber er konnte seine Augen noch nicht schließen, denn vielleicht würde es nur ein paar Minuten dauern, bis Reita antwortete. Er hatte es zwar auf Stumm geschaltet, aber ein Blinken würde ihm signalisieren, wenn ihn eine Antwort erreichte. Ungeduldig wartete er, die Bettdecke bis über die Nase gezogen, und starrte in die Dunkelheit. Nichts. Demnach schlief Reita wohl wirklich schon und vermutlich war es auch das Beste, wenn er es ihm gleich tat. Ruki drehte sich auf die andere Seite, weg vom Handy, entgegen der Leere, die die andere Hälfte des Bettes zierte und schloss die Augen. ***** Er war sich nicht sicher, ob und wie lange er tatsächlich geschlafen hatte, doch er erschrak ein wenig, als er plötzlich ein Klicken an seiner Tür zu hören glaubte. Noch verschlafen und mit halb geschlossenen Augen lauschte er der Prozedur, wie die Schlüsselkarte eingeführt wurde und jemand leise die Klinke hinunter drückte. Er hörte jemanden eintreten, die Schuhe ausziehen, eine Tasche abstellen, aber das Licht ging nicht an. Der Sänger drehte sich den wagen Geräuschen entgegen, Richtung Tür, die noch nicht ganz ins Schloss gefallen war und den Raum mit dem Licht des Flures in ein diffuses Leuchten hüllte. Blinzelnd nahm er die Silhouette war, die er so gut kannte, sie war bereits neben seinem Bett, hockte direkt neben ihm auf dem Boden, aber seine Augen gaben ihm noch kein klares Bild. Er fühlte, wie ihm wohl bekannte Finger über die Konturen seines Gesichts strichen, eine Haarsträhne mitnahmen und sie hinter sein Ohr steckten. „Hey…“ Flüsterte die tiefe, vertraute Stimme und Ruki fühlte, wie seine Hand, die eben noch neben seinem Kopf geruht hatte, sanft genommen wurde und wie ein Paar weiche Lippen seine Knöcheln berührten. „Aki?“ Seine eigene Stimme war leise und noch vom Schlaf belegt. „Was machst du hier?“ Das wohlige Gefühl, dass in ihm aufstieg, als er die Lippen, die eben noch seine Hand berührt hatten, auf seiner eigenen spürte, spottete jeder Beschreibung. Sein Griff festigte sich um die Hand, die seine hielt. „Ich muss dir was sagen…“ Reita flüsterte noch immer, die Ruhe der Nacht nicht zu stören, als sich ihre Lippen trennten. „Was denn?“ Rukis Lippen zitterten noch von dem Kuss, den er so schwermütig aufgegeben hatte, aber seine Mundwinkel zierte ein wohliges Lächeln. „Ich liebe dich.“ Noch einmal strich Reita dem Kleineren durch die vom Schlaf zerzausten Haare. Einen Moment umgab sie nur Stille. Ruki wartete auf mehr, doch es kam nichts. „Und deswegen bist du extra her gekommen?“ Inzwischen hatten sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt und er schaute den Bassisten ungläubig an. „Müsstest du nicht am anderen Ende der Insel sein?“ Sein Herz schlug bis zum Hals und er war selbst für Tränen zu überwältig, als er die Umstände realisierte. „Ja, müsste ich. Mein Taxi wartet unten…ich hab 10 Minuten. In einer halben Stunde geht mein Flug zurück…“ Reita machte eine Pause und schaute auf die Uhr, die neben Rukis Bett auf dem Nachttisch stand und in großen roten Zahlen 23.59 anzeigte. „Aber ich wollte heute noch unbedingt bei dir sein. Immerhin ist Valentinstag.“ Der Bassist lächelte und schlang seine Arme um seinen Freund, der sich inzwischen ein wenig aufgesetzt hatte und drückte ihn an sich, seine Hände den Rücken auf und ab streichelnd. Zierliche Arme wanderten um ihn herum und zitternde Hände griffen fest am Rücken nach seiner Jacke. In einem tiefen Atemzug nahm der Sänger so viel von Reitas Gegenwart in sich auf, wie er nur konnte. Er fühlte den Kuss, den dieser auf seinem Kopf platzierte, bevor sein Gesicht mit zwei Händen umschlossen wurde und ihn erneut zu den Lippen führte, die ihm die Welt bedeuteten. Als sie sich trennten, spürte Ruki die Endgültigkeit in Reitas Bewegung. Ihre Zeit war um. Der Bassist stand vom Boden auf, noch einen Augenblick länger die Hand des Sängers haltend. „Ich muss gehen…Bye.“ Und jedes weitere Wort hätte alles nur noch schwere gemacht und so schwiegen sie beide, als Reita seine Tasche nahm, seine Schuhe wieder anzog und mit einem letzten Blick ging. Die Tür schloss und ließ Ruki zurück in der Dunkelheit. Noch immer nicht ganz sicher, was gerade passiert war, kroch er wieder unter die Bettdecke und schloss die Augen erneut. Und mit der Erinnerung an Reitas Geruch, seinen Berührungen und dem Gefühl auf seinen Lippen schlief er wieder ein. ***** Ruki erwachte mit dem Klingeln des Telefons. Wake-Up Call. 7.30 Uhr. Es war bereits hell und die Sonne schien durch den schmalen Spalt im Vorhang. Nachdem er den Hörer wieder aufgelegt hatte, setzte er sich auf und streckte sich. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal so gut geschlafen hatte, und er war sich sicher, dass es an diesem wunderbaren Traum gelegen hatte, an den er sich wie selten an einen Traum erinnerte. Dem Tag entgegen blinzelnd schaute er durch den Raum, auf der Suche nach seinen Zigaretten. Auf der Kommode gegenüber sah er sie liegen, stand auf, steckte seine Füße in die Slipper, die neben seinem Bett standen und wanderte zu ihnen hinüber. Noch einmal streckte er sich, bevor er die Schachtel nahm und zum Balkon tapste; das Feuerzeug lag noch auf der Fensterbank. Ruki schob die schweren Vorhänge beiseite, entriegelte das Fenster und trat hinaus an die vom Regen gewaschene Luft. Er wusste noch immer nicht, in welcher Stadt er war und es war ihm auch immer noch egal, denn schließlich würde er in ein paar Stunden schon wieder wo anders sein. Gedanken verloren öffnete er die Schachtel und wollte eine Zigarette heraus nehmen, doch ein kleiner Zettel war ihm im Weg, von dem er sich sicher war, dass er den Abend davor noch nicht da gewesen war. Vorsichtig zog er das Stück Papier aus der Schachtel und als er es aufklappte und die Schrift darauf erkannte, begann die Sonne noch heller zu strahlen und die Vögel noch fröhlicher zu singen und er hatte das Bedürfnis es ihnen allen gleich zu tun. Denn egal in welche Stadt er als nächstes gehen würde, egal, welcher Sender ihm dumme Fragen stellen würde, die Wahrheit und das Versprechen, dass sich auf diesem Zettel befanden, war alles, was er brauchte… „Guten Morgen, Taka-chan, Ich hoffe du hast noch gut geschlafen. Wir sehen uns in ein paar Tagen. Akira.“ Owari Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)