Lover's duty von cork-tip (Mist! Er hat es bemerkt!) ================================================================================ Kapitel 6: all -------------- So, diesmal wieder ein Kapitel, in dem Aoi nicht direkt vorkommt (auch wenn sich natürlich trotzdem alles nur um ihn dreht). Ist ein bisschen lang geworden... Aber ich hoffe, das stört keinen!^^ Viel Vergnügen damit! Und seid nicht zu streng mit Kai. Er meint's ja nur gut... Als Kai am Mittag des nächsten Tages Aois Wohnung verließ, nahm er sofort sein Handy zur Hand und wählte Rukis Nummer. Er hatte zwar versprochen, alles für sich zu behalten, doch er hatte den Eindruck, dass es besser war, wenigstens einem seiner Freunde davon zu erzählen. Sonst würde dieses ‚Problem‘ niemals eine Lösung finden und Aoi über kurz oder lang in den Wahnsinn treiben. „Moshi moshi“, meldete sich Ruki. Er klang ein bisschen verschlafen. „Ruki?“ „Guten Morgen, Kai. Und? Was gibt’s neues?“ „Aoi hat mir alles erzählt“, meinte Kai ohne lange Umschweife. „Kann ich vorbeikommen?“ „Ob du vorbeikommen kannst? Du MUSST! Ich erwarte dich in der nächsten Viertelstunde.“ Kai wollte gerade erklären, dass er es in dieser kurzen Zeit unmöglich bis zu Ruki schaffen konnte, da hatte dieser auch schon aufgelegt. Keine zehn Minuten später stand Kai völlig außer Atem vor Rukis Türe und klingelte Sturm. Aus einem ihm unbekannten Grund war er plötzlich schrecklich nervös. Wer konnte schon sagen, wie Ruki die Neuigkeit aufnehmen würde? Überrascht vermutlich. Und dann? Was würde er sagen? Wenn er – wider Erwarten – ein Problem damit haben sollte, konnte Kai sein Testament machen. Aoi würde ihm mit bloßen Händen den Hals umdrehen, wenn er bemerkte, dass er nicht wie versprochen die Klappe gehalten hatte. Und danach würde er sich vermutlich im Waschbecken ertränken, weil ihm das ganze so peinlich war... Es dauerte nicht lange, bis Ruki öffnete. Wahrscheinlich hatte er schon die ganze Zeit gewartet... Auf seinem Gesicht lag ein erwartungsvoller Ausdruck und seine Augen sprühten geradezu vor Neugier. Er packte Kai am Arm, zog ihn in die Wohnung und wartete ungeduldig, bis er endlich seine Schuhe ausgezogen hatte. Dann schob er ihn kurzerhand in die Küche, wo zu Kais Erstaunen bereits Reita saß und an einer Tasse Kaffee nippte. „Da bist du ja endlich!“, knurrte der Bassist und wies Kai an, sich zu setzen. „Ging das nicht schneller? Oder hast du unterwegs noch ‘n Eis gegessen?“ Kai sah ihn böse an, hielt es jedoch nicht für notwendig, etwas zu erwidern. Reita wusste schließlich, dass Aoi nicht gerade um die Ecke wohnte, und dass es eine beinahe rekordverdächtige Leistung war, die ganze Strecke in nur zehn Minuten zurückzulegen. „Aoi hat dir also alles erzählt“, brachte Ruki die Konversation ohne lange Vorreden auf das Thema, das alle Anwesenden so brennend interessierte. Er hatte sich Kai gegenüber gesetzt, sah ihn jedoch nicht an. Sein Blick war starr auf eine leise vor sich hintickende Wanduhr irgendwo über dem Kopf des Drummers gerichtet. „Unsere Sorgen waren demnach berechtigt?“ „Ich wette, er hat dir irgendwelchen Mist über irgendeine ach so tragisch in die Brüche gegangene Beziehung erzählt“, mischte Reita sich bitter lächelnd ein. „Das wäre dann der Klassiker unter den Ausreden. Die letzte Chance für ihn, zu erklären, warum er sich benimmt wie ein radioaktiv verstrahlter Außerirdischer.“ Er nahm inzwischen an, dass Aoi tatsächlich irgendein mysteriöses Problem mit seinen Bandkollegen hatte und dass er sich eher die Zunge abschneiden würde, als einem von ihnen zu sagen, worin dieses Problem bestand. Uruhas Vermutung hatte wirklich plausibel geklungen... Kai konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Damit liegst du gar nicht so falsch“, erklärte er wenig aufschlussreich. „Aber er hat mich nicht angelogen...“ „Aoi hatte ‘ne Freundin und wir wussten nichts davon?!“, fragte Ruki entsetzt. „Warum hat er denn nichts gesagt? Das hätte er uns doch erzählen können!“ Er sah Kai enttäuscht an. Vertraute Aoi ihnen am Ende wirklich so wenig? „Du hast mich falsch verstanden, Ruki.“ Kais Grinsen wurde noch ein gutes Stück breiter und er klopfte dem Sänger aufmunternd auf die Schulter. „Er hat keine gescheiterte Beziehung hinter sich. Aber mit Liebe hat sein sogenanntes ‚Problem‘ schon was zu tun...“ Ruki verstand kein Wort. „Was...“, begann er, war sich jedoch nicht ganz im Klaren darüber, was er überhaupt sagen sollte und brach den Satz daher gleich wieder ab. Irgendwie war ihm bewusst geworden, dass es klüger war, erst zu denken und dann zu reden. Wobei das mit dem Denken gar nicht so einfach war, wie man sich das vielleicht vorstellte. Vor allem, weil sich alles in ihm vehement dagegen wehrte, die Begriffe ‚Aoi‘ und ‚Liebe‘ in eine bestimmte Relation zu setzten. Ein leises Stimmchen im Hinterkopf versuchte hartnäckig, ihm mitzuteilen, dass Kais Aussage nur zwei Schlüsse zuließ: nämlich, dass entweder irgendjemand in Aoi verliebt war, oder, dass er selbst... Ruki schüttelte hektisch den Kopf. Das wollte er nicht denken! Sollte Aoi tatsächlich verliebt sein, wäre das für ihn eine echte Katastrophe! Womöglich hatte er wirklich eine Freundin, vielleicht waren sie sogar schon verlobt oder... „Aoi will heiraten?“, sprach Ruki seinen Gedanken laut aus und wirkte dabei fast ein bisschen verzweifelt. Kai brauchte ein paar Sekunden, um Rukis bescheuerte Vermutung überhaupt erst aufzunehmen. Dann brach er in schallendes Gelächter aus. Ruki sah ihn ziemlich kariert an, wandte sich dann hilfesuchend zu Reita um. Dieser schien seinen Kaffee allerdings bedeutend interessanter zu finden, als Kais Lachanfall und auch auf Rukis Erklärung fordernden Blick reagierte er zunächst in keinster Weise. Schließlich erbarmte er sich aber und drehte sich mit einem leisen Seufzen zu Ruki um. „Ich glaube, damit hast du nicht unbedingt ins Schwarze getroffen“, bemerkte er sachlich und widmete sich wieder voller Hingabe seinem Kaffee. „Aoi will nicht heiraten?“, vergewisserte sich Ruki sinnloserweise noch einmal und Kai wäre vor Lachen beinahe vom Stuhl gefallen. Wie konnte man nur so beschränkt sein? Und außerdem: Welcher Idiot würde um eine bevorstehende Hochzeit so einen Aufstand machen? Gut, zugegeben, Aoi war das durchaus zuzutrauen... Mit etwas Mühe gelang es Kai, sich wieder einigermaßen aufrecht hinzusetzen und sich ein bisschen zu beruhigen. Vollkommen außer Atem wischte er sich die Lachtränen aus den Augen. „Macht er sich über mich lustig?“, wollte Ruki leicht säuerlich wissen und deutete mit dem Finger auf Kai, der natürlich sofort wieder zu kichern anfing. „Naaaiin, überhaupt nicht“, erwiderte Reita gedehnt, ein belustigtes Grinsen auf den Lippen. „Er lacht, weil er vorher zu viele Kichererbsen gegessen hat.“ Auf Rukis Gesicht lag ein Ausdruck höchster Verwirrung, und Reita überkam plötzlich das Gefühl, irgendwie im falschen Film gelandet zu sein, zumal Kai von einem erneuten Lachanfall geschüttelt wurde, und so wenig Luft bekam, dass er nur noch gequält vor sich hin röcheln konnte. „Jetzt reiß dich aber mal zusammen, ne, Ruki-chan, und hör auf, Scheiße zu labern!“, befahl er und klopfte Ruki aufmunternd auf den Rücken. „Sonst lacht sich der arme Kai noch tot. Und dann erfahren wir nie, was los ist. Aoi wird uns nämlich bestimmt nichts sagen... Uhm, Kai? Wollen wir nicht Uruha anrufen? Den interessiert das bestimmt auch.“ Keuchend schüttelte Kai den Kopf. Sich irgendwie verbal dazu zu äußern, lag momentan nicht im Bereich des Möglichen; sein Bauch tat so weh... Erst eine volle Minute später, war er wieder in der Lage, ein paar sinnvoll aneinander gereihte Worte von sich zu geben. „Nein, nein, lass mal“, meinte er. „Ich hab Aoi eigentlich versprochen, euch nichts zu sagen, aber ich halte es für besser, wenn außer mir noch jemand bescheid weiß.“ „So tragisch?“, erkundigte sich Ruki. „Nein, überhaupt nicht. Aber Aoi findet es ziemlich tragisch, glaub ich.“, meinte Kai und zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Was ist denn jetzt?“, hakte Reita ungeduldig nach. „Mach’s nicht so spannend, Kai!“ Ruki nickte fleißig. „Also gut“, willigte Kai grinsend ein. Dieses kleine Ratespielchen begann so langsam, ihm Spaß zu machen... „Wie gesagt hat es etwas damit zu tun, dass Aoi verliebt ist.“ „Schrecklich!“, kommentierte Reita mit deutliche ironischem Unterton in der Stimme und lehnte sich etwas in seinem Stuhl zurück. „Und was ist das Problem dabei? Hat ihm seine Angebetete einen Korb gegeben? Oder traut er sich nicht, sie zu fragen?“ Ja, das würde Aoi ähnlich sehen. Immer schön die Klappe halten, damit auch ja keiner bemerkte, was er wollte... „Wer ist sie denn eigentlich?“, fragte Ruki leise und wirkte auf einmal seltsam blass. „In wen ist er verliebt?“, wiederholte er, diesmal noch zögerlicher, und fragte sich im selben Augenblick, warum er das tat, wenn er die Antwort doch eigentlich gar nicht hören wollte. Er hatte wirklich Angst davor... Kai blickte vergnügt zwischen Reita und Ruki hin und her. „‘Sie‘?“, wiederholte er und kicherte amüsiert. „Wie kommt ihr denn darauf, dass es eine ‚sie‘ ist?“ Gut, Uruha war schon immer ein bisschen femininer gewesen als der Rest der Welt, aber eine Frau war er deshalb noch lange nicht... Reita zog verwundert eine Augenbraue hoch. „Willst du damit sagen, was ich denke, dass du sagen willst?“, fragte er, wirkte plötzlich etwas wacher. „Kommt ganz darauf an, was du denkst, dass ich sagen will“, erwiderte Kai und fragte sich, ob seine Aussage eigentlich irgendwie missverständlich war. „Wer?“, wiederholte Ruki seine Frage. „Jemand, den wir kennen?“, präzisierte Reita die Sache etwas. Kai nickte, grinste jedoch nur stumm vor sich hin. Die Antwort auf diese Fragen sollten seine Freunde schon selbst finden, wenn sie nun einmal so nahe an der Lösung waren. Er genoss es, sie ein bisschen zappeln zu lassen... Auch, wenn er es eigentlich gar nicht wollte, konnte Ruki nicht verhindern, dass ein leises Gefühl der Hoffnung von ihm Besitz ergriff. Sicher, es wäre Zufall... Aber warum sollte er nicht einmal im Leben Glück haben? „Jemand... Jemand von uns?“, wollte er wissen. Seine Stimme zitterte leicht. Vielleicht hätte er doch schon längst etwas sagen sollen? Aber wie hätte er denn wissen können, dass Aoi auf Männer stand? Als Kai abermals nickte, wurde er wirklich hibbelig. „Na also!“, kommentierte Reita, scheinbar zufrieden. „Das klingt jetzt wenigstens ein bisschen nach Problem. Jetzt sag schon! Wer?“ Kai antwortete nicht, schenkte dem Bassisten nur ein geheimnisvolles Lächeln. Na los! Vier Mal dürft ihr raten! „Du bist es ja wohl nicht“, stellte Reita wohlüberlegt fest und machte dabei ein Gesicht wie ein Philosoph. „Sonst hätte er nicht mit dir gesprochen. Und ich bin es auch nicht, denke ich.“ „Warum nicht?“, hakte Kai nach und Ruki bekam fast einen Herzinfarkt. Reita? Nein, bitte nicht! „Ich... Keine Ahnung, is nur so ein Gefühl. Ich bin nicht nett genug zu ihm.“ „Als ob das ein Grund wäre, sich nicht in dich zu verlieben!“ „Bist du in mich verliebt, Kai?“ „Unsterblich.“ „Sag das nicht so...“ „Wie auch immer, du bist es nicht. Weiter.“ „Bleiben nur noch Ruki und Ruha“, überlegte Reita weiter. „Ruki oder Ruha? Ruki oder Ruha? Schwer zu sagen... Eigentlich kommen beide in Frage.“ Ruki hob den Kopf und sah Reita ängstlich an. Er wagte es einfach nicht, zu hoffen... „Los, weiterraten!“, befahl Kai sichtlich vergnügt. „Du kommst schon noch drauf!“ Reita grummelte leise vor sich hin. „Nein, tu ich nicht!“, fauchte er. „Aois Verhalten liefert doch überhaupt keinen Anhaltspunkt!“ Kai schwieg. Und Reita fing an, ernsthaft zu überlegen. Nein, in Aois Verhalten ließ sich wirklich kein Hinweis darauf finden, wem seine Liebe galt. Aber in Kais! „Okay, Kai, ich weiß es“, erklärte er kühl und lehnte sich entspannt lächelnd zurück. Kai schenkte ihm ein zufriedenes Grinsen. „Sehr gut“, lobte er. „Und wer?“ „Uruha.“ Für den Bruchteil einer Sekunde blieb Rukis Herz stehen und sein Gesicht nahm eine ungesund weiße Färbung an. Natürlich. Das war ja so klar gewesen. Hatte er sich nicht vorgenommen, gar nicht erst zu hoffen? Na, leichter gesagt, als getan. Die Hoffnung war schon immer ein heimtückisches Biest gewesen. Er musste wohl oder übel damit leben. Zum Glück hatten sie Uruha nicht angerufen! „Uruha...“, echote er leise. „Ja, Uruha“, bestätigte Kai und fand fast augenblicklich wieder zu einer gewissen Ernsthaftigkeit zurück. „Das Ganze macht Aoi wirklich ziemlich fertig. Ich denke, wir sollten versuchen, ihm irgendwie zu helfen.“ Reita nickte. „Ja, du hast recht.“, stimmte er zu. „Ich denke, das Beste wäre es, wenn er einfach mit Uruha reden würde.“ „Glaub ich auch“, meinte Kai. „Aber wie wollen wir ihn davon überzeugen?“ „Ach, das schaffst du schon!“, erwiderte Reita zuversichtlich. Kai sah ihn etwas belämmert an. „Wie ‚ich‘?“ „Na, du halt. Sag ihm, dass das das Einzige ist, was ihm auf Dauer übrig bleibt.“ „Also gut.“, gab sich Kai seufzend geschlagen. Irgendwo hatte Reita recht. Aoi schien ihm immerhin wenigstens ein bisschen zu vertrauen... „Was meinst du, Ruki?“ „Ist wohl wirklich das Beste...“, nuschelte der Sänger desillusioniert und wie in Trance vor sich hin. Reita grinste vergnügt vor sich hin. „Ich bin wirklich gespannt, was unser Leader-sama dazu sagt!“, sagte er noch, dann hatte er Kai auch schon das Telefon in die Hand gedrückt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)