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Stargate Darkside

von

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Darkside

Neue Herausforderungen
 

1
 

„Guten Morgen allerseits“, schallte Colonel O’Neill in den Umkleideraum. Er trug seine zivile Kleidung, wie üblich eine moderne Jeanshose und ein sommerliches Poloshirt, was ihn um einige Jahre jünger erscheinen ließ. Schließlich war es draußen strahlender Sonnenschein, und O’Neill genoss jede freie Minute an der frischen Luft, am liebsten an seiner Ferienhütte an einem abgelegenen See in Minnesota. Zu selten bekam er Gelegenheit, den Stützpunkt zu verlassen, weshalb er sichtlich gut gelaunt im doch etwas trostlosen, grauen Umkleideraum erschien.

Außer ihm befanden sich noch Teal’c und Major Carter dort, welche gerade dabei waren, hektisch ihre Militäranzüge anzuziehen. Jedes SG-Team hatte einen eigenen Umkleideraum, wobei Männer und Frauen nicht räumlich getrennt wurden, da jedes Teammitglied eine eigene Kabine mit zwei Klapptüren besaß. Neben diesen Umkleiden befand sich jeweils die dazugehörige Garderobe mit verschiedenen Militäranzügen, Stützpunktkleidung, Sportzeug für die Fitnesshalle und der zivilen Kleidung.

O’Neills gute Laune war schlagartig wie weggeblasen, denn normalerweise bedeutete das Anziehen der Kampfanzüge, dass eine interplanetarische Mission anstand, und darauf war der Colonel gar nicht eingestellt. Nach seiner Erinnerung hatte SG-1 bis vor wenigen Minuten noch Urlaub gehabt, doch nun fing er an, daran zu zweifeln. Hatte er etwa eine wichtige, anstehende Mission vergessen? Carter holte ihn aus seinen Gedanken: „Da sind sie ja endlich, Sir! Seit zwei Stunden versuchen wir schon, Sie zu erreichen!“
 

2
 

Nachdem O’Neill notdürftig von dem Major aufgeklärt wurde, machte er sich ebenfalls abreisefertig und stieß zu dem Rest von SG-1 in den höher gelegenen Besprechungsraum. Die Tatsache, dass sein Team die Militäranzüge schon vor der Besprechung anzog, versicherte ihm, dass diese nur kurz dauern würde. Das passte ihm ganz gut, denn O'Neill war nicht gerade ein Fan von solchen Besprechungen. Als er die schmale Treppe hinauf hechtete, erkannte er auch General Hammond, wie gewohnt in seinem hellblauen Hemd mit all den Verdienstorden und Abzeichen. Hammond war nun seit mehr als 7 Jahren sein Vorgesetzter und auch ein guter Freund. Carter stand auf, als sie ihn erkannte, und nahm die flache, mit nur wenig Knöpfen bestückte Fernbedienung für die Leinwand in die Hand. Die überdimensionale Leinwand war heruntergefahren worden und bedeckte das gesamte Fenster, von dem aus man normalerweise das beeindruckende Sternentor sehen konnte.

„Kann ich jetzt vielleicht endlich erfahren, was hier los ist?“, bemerkte O’Neill in seinem gewohnten, sarkastischen Tonfall. General Hammond blickte in Major Carters Richtung und gab ihr mit einem Nicken zu verstehen, mit der nötigen Berichterstattung zu beginnen.

„Major?“, forderte O’Neill merklich angespannt. Geduld war nicht gerade seine Stärke, schon gar nicht, wenn er frisch aus dem Urlaub kam. Carter wusste das und stellte sich neben die Leinwand, dimmte das Licht und startete den Bildschirm mit einem Knopfdruck.

„Vor ein paar Stunden haben wir eine verschlüsselte Botschaft vom Hohen Rat der Tok’ra erhalten.“ Nach einem weiteren Knopfdruck erschien ein Text in Goa’uldsprache.

Die Reaktion von O'Neill erfolgte prompt. „Oh nein, nicht die schon wieder! Immer wenn die sich bei uns melden, stehen wir vor irgendwelchen unlösbaren Schwierigkeiten“, bemerkte er sichtlich erregt.

„Diesmal liegt der Fall ein klein wenig anders!“, kommentierte der Archäologe Daniel Jackson, der an der vorderen Seite des riesigen, länglichen Tisches gegenüber von O'Neill saß.

„Ach ja? Und was heißt eigentlich ´vor ein paar Stunden`? Wie lange seid ihr denn schon hier?“

„Dr. Jackson und Major Carter waren noch gar nicht weg“, mischte sich Hammond trocken ein.

Mit einer neckischen Kopfbewegung deutete O’Neill in Daniels Richtung. Er hatte schon irgendwie damit gerechnet, dass die beiden ihren gesamten Urlaub auf dem Stützpunkt verbringen würden. Für ihn war es selbstverständlich, in seiner Urlaubszeit weg zu sein, einfach, sich zu Vergnügen. Doch er wusste, dass seinen beiden Teamkameraden nichts mehr bedeutete, als an ihren Projekten und Forschungsarbeiten zu basteln und zu arbeiten. In diesem Punkt lag der größte Unterschied zwischen ihm und seinen besten Freunden. O'Neill's Freizeitaktivität war das Angeln in einem See, in dem seit Jahren kein Fisch mehr gesehen wurde.

Carter übernahm wieder das Wort, ohne die abweisende Reaktion ihres Vorgesetzten zu beachten. In diesem Fall war sie äußerst professionell, auch wenn es einen großen Unterschied zwischen der beruflichen und der privaten Beziehung des Colonels und des Majors gab. „Allerdings war ihre Botschaft ziemlich knapp.“

„Na klar, wie es so häufig der Fall ist, bei unseren wunderbaren Verbündeten!“ O’Neill war die Skepsis gegenüber den Tok’ra deutlich anzumerken. Für sein Verständnis hatten die Tok’ra die Menschen von der Erde schon zu oft benutzt und somit in Gefahr gebracht, oftmals aufgrund der von ihm beschriebenen Arroganz der Symbionten. Auch Jacob Carter, der Vater von Major Samantha Carter, welcher vor vier Jahren aufgrund einer Krankheit den Tok'ra beitrat, konnte ihn bisher nicht näher an die Lebensweise dieser Rasse heranführen.

Carter riss ihn aus seinen zornigen Erinnerungen, indem sie ihn direkt fokussierte. „Die Tok’ra brauchen unsere Hilfe, Sir“. O’Neill schaute mit einem überraschten Gesichtsausdruck in Carters Gesicht, denn Sams Toleranz gegenüber den Tok'ra ging ihm schon seit längerer Zeit gegen den Strich. „Die haben uns wirklich um Hilfe gebeten, nachdem wir monatelang nicht einen Ton von ihnen gehört haben? Typisch!“

„Diesmal liegt der Fall ein klein wenig anders“, fügte Sam Carter etwas irritiert hinzu. Solch eine Reaktion war sie seitens des Colonels zwar gewohnt, doch nicht unmittelbar auf sie bezogen. „Martouf und eine andere Tok’ra namens Aiesha haben sich an Bord von Anubis’ Raumschiff geschlichen. Dort hat man sie entdeckt und gefangen genommen.“

„Wir sprechen also von einer Rettungsaktion?“

„Die Rettung ist nicht das Hauptproblem“, bemerkte Carter. „Es geht um sehr viel mehr.“

„Es geht um die Rettung der Asgard“, unterstützte sie Daniel endlich.

„Die Asgard? Warum sagst du das nicht gleich. Also Thor helfe ich immer gerne“. Nun war auch O’Neill an der Mission und deren Ausführung interessiert.

Carter sprach weiter: „ Wie wir ja bereits wissen, führen die Asgard seit vielen Jahren Krieg mit den Replikatoren.“ O’Neill schaute zu Daniel und dieser bestätigte seine Sorge durch einen vielsagenden Blick.

„Anubis’ Wissenschaftler haben eine Waffe erfunden, welche in der Lage sein soll, die Replikatoren für immer effektiv zu vernichten.“

„Lassen Sie mich raten“, schaltete sich O’Neill wieder ein, „ Martouf und seine Tok’ra-

Freundin wollten diese Waffe stehlen, wurden aber erwischt. Und jetzt sollen wir die beiden da raushauen, die Waffe an uns nehmen und die Asgard retten. Richtig?“

„So in etwa wird es hoffentlich geschehen“, befahl Hammond ohne mit der Wimper zu zucken. Er hatte diese Entscheidung natürlich schon lange getroffen. „Sie und ihr Team werden sich zu Anubis’ Heimatwelt begeben und die beiden Tok’ra befreien. Das ist ihr vorrangiges Ziel. Martouf wird ihnen dann genau erläutern, wie es weitergeht.“

„Anubis’ Heimatwelt ist ein schwer bewachter Planet.“ Alle drehten sich zu Teal’c, der sich gerade zum ersten Mal zu Wort meldete und neben Daniel am Konferenztisch saß. Sein Tonfall war wie immer sehr monoton.

„Was können Sie uns über diesen Planeten sagen?“, fragte Hammond interessiert.

„Der Name dieses Planeten lautet Shela. Jeder Jaffa hat diesen Namen schon einmal gehört. Viele würden ihr Leben dafür geben, diesen Planeten einmal betreten zu dürfen. Es ist heiliger Boden. Nur die besten Jaffa dienen dort.“ Mit vier aufeinanderfolgenden Sätzen hatte Teal'c fast einen persönlichen Rekord aufgestellt.

O’Neill wandte sich direkt an Teal’c: „ Also so ne Art High-Society-Club?" Als er merkte, dass Teal'c mit diesem Begriff nichts anfangen konnte, wurde er wieder ernst. "Was meinst du, mit wie vielen Jaffa werden wir rechnen müssen?“ Alle starrten gebannt auf den Jaffa, doch dieser verzog keine Mine. „Möglicherweise mit bis zu 10.000.“

O’Neill verfiel wieder in seinen Sarkasmus. „Ach, nur 10.000? Wenn es weiter nichts ist!“

„Jack, wir werden ja nicht mit jedem Einzelnen kämpfen müssen!“, reagierte Daniel gereizt auf Jacks Bemerkung. „Ich gebe zu, dass es nicht leicht wird, aber es steht eine ganze Menge auf dem Spiel. Stell’ dir doch mal vor, was Anubis mit dieser Waffe alles anrichten könnte. Vielleicht ist sie ja bei Menschen genauso wirksam wie bei den Replikatoren. Wir müssen ihm auf jeden Fall diese Waffe abnehmen.“

„Na super! Wir müssen den Tok'ra mal wieder ihren Schlangenhintern retten und Daniel wandelt sich zum größten Moralapostel der Menschheit!“, kommentierte O’Neill. „Was für ein Tag.“

Daniel wandte sich erneut an Jack's Verstand: „Jack, wenn wir nichts unternehmen, sind die Asgard verloren. Du weißt verdammt gut, dass sie den Krieg gegen die Übermacht der Replikatoren auf lange Zeit verlieren werden. Ohne diese Waffe werden die Replikatoren eine Galaxie nach der anderen befallen, auffressen und zerstören. Es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis sie auch unsere Galaxie zerstören!“

„Schon gut, Daniel, schon gut. Ich bin ja einverstanden!“

Hammond wandte sich an SG-1: „Danke, Major, nehmen sie wieder Platz.“ Carter gehorchte und legte die Fernbedienung neben die Leinwand, dann setzte sich an ihren vorbestimmten Platz neben Colonel O’Neill an den Konferenztisch. Beide tauschten einen kurzen, vielsagenden Blick aus.

„Diese Mission wird mit Sicherheit nicht einfach werden. Doch sie sind meine besten Leute und ich weiß, dass sie es schaffen können. Um 09.00 werden sie zum Planeten Vorash aufbrechen und alles weitere mit dem Hohen Rat der Tok’ra besprechen. Viel Glück!“

„Danke, Sir“ .O’Neill schaute seine Kollegen an. „Das werden wir brauchen.“

„Es tut mir Leid, dass ich Ihnen nichts genaueres sagen kann...Wegtreten.“
 

Vorash
 

1
 

Als SG-1 sich nach einer 7 Sekunden langen Reise durch das scheinbar endlose Wurmloch wieder materialisierte, traten sie durch das Sternentor von Vorash. Sofort durchlebte O'Neill ein Déjá-vu Erlebnis. Als sie das letzte Mal auf Vorash waren, hatten sie Verhandlungen mit dem Hohen Rat der Tok’ra über die zukünftige Zusammenarbeit geführt, bis Lieutenant Barber plötzlich austickte und mit einer kleinen Goa’uldwaffe auf Anise, eine Tok'ra-Wissenschaftlerin, schoss, sie aber glücklicherweise nur am Arm streifte. Durch O’Neills Eingreifen wurde die Situation schnell gebannt. Nachher stellte sich heraus, dass Lt.Barber ein Zat’arc war, ein Killer, von den Goa’uld programmiert, um eine bestimmte Person, in diesem Fall Anise, zu töten, mit dem Ziel, die Verhandlungen zwischen den Tok’ra und den Tauri zu sabotieren. Damals wurden alle Angestellten des Stützpunktes, welche je in einer Situation waren, von Goa'uld programmiert worden zu sein, einem Test unterzogen. Eine Art Tok'ra-Lügendetektor, welcher die bewusste Erinnerung mit dem Unterbewusstsein verglich, konnte feststellen, welcher Soldat lügte, bewusst oder unbewusst.

O’Neill bekam eine leichte Gänsehaut als er daran dachte, dass auch er und Major Carter damals unter Verdacht gerieten, Zat’arcs zu sein, was für einigen Wirbel sorgte. Letztendlich war die Situation doch vorteilhaft, denn er und Sam waren Gott sei Dank keine Zat'arcs sondern hatten beim Test etwas wichtiges verschwiegen...ihre Liebe füreinander.
 

Wie erwartet stand ein Empfangskomitee ein paar Meter vor dem Tor, mitten im Wüstensand. Es bestand aus drei männlichen Tok’ra (oder zumindest männlichen Wirten), die ihre gewohnte Wüstenkleidung trugen: beige Hosen und Gewänder, ebenso beige Stiefel, eingewickelt in beigen Bändern. O’Neill kam keiner von den Dreien bekannt vor, aber sich Namen und Gesichter zu merken war sowieso nicht gerade seine Stärke. Doch ein Blick in die Gesichter von Teal’c und Daniel verriet ihm, dass sie diese Tok’ra ebenso wenig zuordnen konnten. Ganz anders erging es Carter. Durch die Erinnerungen von Jolinar (eine Tok'ra für die Sam vor Jahren kurzzeitig die Wirtin war), die auch Jahre nach ihres/seines Todes noch bruchstückhaft vorhanden waren, wusste sie genau, wen sie vor sich hatte. Es waren drei weniger ranghohe, recht junge Tok’ra namens Mal’ash, Cor’alm und Antosh.

Antosh, der offensichtlich jüngste von den Dreien, schritt gemächlich und in gehobener Tok'ra-Art auf sie zu.

„Seid gegrüßt, Menschen von Tauri. Ich bin Antosh. Das dort sind Mal’ash und Cor’alm.“ Er deutete auf seine beiden Freunde und beide verbeugten sich höflich. Das Verbeugen diente bei den Tok'ra und den Jaffa dem Zweck der Begrüßung, ähnlich unserem Hände schütteln. Zu aller Zufriedenheit sprach der Wirt mit ihnen, nicht der Symbiont. Dies war an der Stimme erkennbar, denn wenn die Symbionten die Kontrolle übernahmen, klang diese verzerrt.

O’Neill winkte den beiden mit einem schelmischen Lächeln zu. „Hallo. Wie geht’s denn so?“ Antosh machte einen verdutzten Eindruck, denn die Tok'ra waren nicht gerade eine "lockere" Rasse, und Carter konnte sich ein Lächeln aufgrund der Reaktion von Antosh nicht verkneifen. Sie arbeitete nun schon knapp 7 Jahre mit O'Neill zusammen und kannte seine lockere Art natürlich nur zu gut. Ebenso erging es Daniel. Teal’c konnte man keine Gefühlsregung ansehen, aber auch der Jaffa hatte sich an O'Neills speziellen Humor gewöhnt, auch wenn dieser sehr im Kontrast zu dem Jaffa-Humor stand.

„Schon gut. Bringt ihr uns zum Hohen Rat?“, lockerte der Colonel die Situation.

Antosh fasste sich wieder. „Es ist uns eine Ehre, euch zu Persus zu begleiten.“

„Danke“, stimmte Daniel zu, „für uns ist es ebenso eine Ehre vom Hohen Rat der Tok’ra empfangen zu werden.“

O’Neill blickte kurz aber vielsagend zu Daniel, dann fügte er hinzu: „Wir können es kaum erwarten!“

„Colonel O’Neill, Major Carter, Doktor Jackson, Teal’c, darf ich euch bitten, uns zu folgen.“
 

2
 

Der momentane Heimatplanet der Tok’ra, Vorash, war ein Wüstenplanet. Kilometerweit konnte SG-1 keine andere Landschaft erkennen als Dünen und jede Menge Sand. Um sich das Laufen zu erleichtern, lief die Gruppe hintereinander. O’Neill lief, dicht gefolgt von Carter und den anderen, hinter den drei Tok’ra her.

Er war ein gut gebauter Mann Anfang 40, der mehr als sein halbes Leben lang als Soldat gedient hatte. Spezialisiert auf Infiltration und Kampfstrategien war er der perfekte Anführer von SG-1. Doch wer ihn nicht lange genug kannte, musste erst seine harte Schale zu knacken wissen und lernen, mit seinem extremen Sarkasmus umzugehen. Freunde von ihm wussten, dass seine harte Schale lediglich ein Schutzmechanismus war, den er nach dem Tod seines Sohnes Charlie gebildet hatte. Wie immer trug O'Neill eine Schirmmütze, heute im Wüsten-Design.

Major Samantha Carter war für das Team unersetzlich, wie es der Colonel immer ausdrückte. Auch wenn sie ihm oft mit ihren wissenschaftlichen Erklärungen auf die Nerven ging, mochte er Carter sehr. Um genauer zu sein mochte er Carter mehr als es ihm erlaubt war.

Die Tauri verdankten praktisch ihr gesamtes Wissen über die Stargate-Funktion und Stargate-Technik den Fähigkeiten von Carter. Sam hatte schon vor der ersten Abydos-Mission mit ihrem Team von Wissenschaftlern an der Tor-Technologie gearbeitet. Sie hatte in kürzester Zeit ein komplettes Tor-Programm geschrieben und fand immer einen Ausweg, wenn es um ihre Spezialgebiete Astrophysik und Technik ging. Doch auch im Kampf mit ihrer P-90 war der blonde Major nicht zu verachten.

Der braunhaarige Daniel Jackson war ein hervorragender Wissenschaftler und Anthropologe aus Leidenschaft. Außerirdische Sprachen dazugezählt, konnte der 34-jährige Mann über 30 verschiedene Sprachen und Dialekte fließend sprechen. Seine Teamkameraden bezeichneten ihn gerne als das „Herz von SG-1“, denn Daniel war ein sehr emotionaler Mensch und richtete sich oft gegen den Colone, wenn ihm dessen Vorgehensweise falsch erschien.

Daniel lernte O'Neill bei der ersten Stargate-Mission nach Abydos kennen und rettete ihm und seinem Team damals das Leben, indem er die richtige Rückwahl-Toradresse herausfand und alle zur Erde zurück kehren konnten.

Über den ehemaligen Primus von Apophis, Teal’c, gab es nicht viel zu sagen. Vor sieben Jahren half er SG-1 dabei, aus einem goa'uld-Verlies zu entkommen, indem er sich gegen die "falschen Götter" wandte. Anschließend trat der Jaffa dem Team nach einer langen Untersuchungsphase bei. Seine Kenntnisse über die Goa’uld hatten SG-1 schon in so manchen Fällen geholfen, denn niemand wusste mehr über die Strategien und die Vorgehensweise der Goa'uld als er, war er doch ein Jaffa in den vordersten Reihen von Apophis und dadurch sehr hoch angesehen.

Es war unbestreitbar, dass SG-1 wohl zu den besten Ressourcen Amerikas gehörte, immerhin erforschte das Team das Weltall nun schon seit knapp sieben Jahren.
 

Seit knapp zehn Minuten liefen sie nun schon durch nichts als Wüste, ohne das sich die Aussicht irgendwie verändert hätte.

„Ich glaube, ich werde diesen Planeten nie mögen“, fluchte O’Neill, als dieser knöcheltief im Sand versank und sich dann wieder mühsam freikämpfen musste.

„Geht mir genauso“, stimmte ihm Daniel zu. Obwohl der Archäologe ein Jahr bei den Menschen auf Abydos gelebt hatte, vermisste er die Wüste kaum.

Antosh und seine Begleiter hatten bereits einen Vorsprung von ca. 20 Metern, was kein Wunder war, denn immerhin liefen die Tok’ra jeden Tag durch den feinen Wüstensand und waren somit daran gewöhnt.

Colonel O’Neill wandte sich an Carter, die genau hinter ihm lief: „Sagen Sie mal, Major, war der Weg zu den Tunneln immer so lang oder bilde ich mir das nur ein?“

„Der Weg ist tatsächlich länger, Sir. Vermutlich haben die Tok’ra ihr Tunnelsystem verlängert und die Transportringe verschoben.“

O’Neill nickte. „Warum haben die nicht ihren Dad geschickt, um uns zu begrüßen?“

„Selmak ist ein sehr hochrangiger Tok’ra. Wahrscheinlich ist er zu beschäftigt, um sich um solche Kleinigkeiten zu kümmern“ antwortete Daniel für Carter.

„Oder er ist auf einer Mission“, ergänzte diese ihn.

„Ich hatte erwartet, dass Jacob uns auf dieser Mission begleitet, immerhin geht es um zwei Tok’ra, die wir retten sollen.“ O’Neill war anzumerken, dass er sich mal wieder von den Tok’ra ausgenutzt fühlte. Er hatte noch nie einen großen Hehl aus seiner Abneigung gegen die Lebensweise dieser Rasse gemacht.

„Vielleicht wartet er ja beim Hohen Rat auf uns“, versuchte Teal’c, O’Neill hoffnungsvoller zu stimmen.

„Na ja, lassen wir uns überraschen. Ihr wisst ja, ich liebe Überraschungen.“ Seine Teammitglieder wussten natürlich ganz genau, dass O’Neill nichts mehr hasste als Überraschungen.

Daniel trat an O’Neills linke Seite, nachdem er die ganze Zeit hinter Sam gelaufen war. Er war fast genauso groß wie der Colonel, doch er hatte wesentlich mehr Probleme damit, im Sand zu laufen als dieser. „Also ich finde, die könnten ruhig mal auf uns warten!“, beschwerte er sich in einem etwas erschöpften Ton.

Der Wind, der vorher nur schwach blies, fing nun an, stärker zu wehen. Ein Sandsturm schien sich anzukündigen. O’Neill zog sich seine Sonnenbrille auf, die ihm an einem Band um den Hals hang. Carter, Daniel und Teal’c folgten seinem Beispiel und schützten sich noch zusätzlich, indem sie sich ihre Kappen mehr vor das Gesicht zogen.

„Ich hoffe, wir sind bald da!“ O’Neill war nun nicht gerade das, was man einen geduldigen Menschen nennen konnte. Doch wie als hätte jemand seine Klage gehört, sahen sie in weiter Ferne eine riesige Sanddüne, ungefähr so groß wie ein Zweifamilienhaus. Sie war umgeben von mehreren anderen Dünen, die jedoch wesentlich kleiner und unauffälliger waren. SG-1 blieb nach einem Handzeichen des Colonels stehen.

„Wow!“ O’Neill griff in eine kleine Tasche an seiner Jacke, holte ein modernes, einklappbares Fernglas heraus und ließ seine Sonnenbrille wieder um den Hals baumeln, denn der Wind hatte unerwarteterweise wieder aufgehört, stark zu wehen. Dann schaute er neugierig geradeaus in Richtung Düne.

„Was siehst du, O’Neill?“, wollte der Jaffa wissen, der jetzt neben Carter stand.

O'Neill konnte die drei jungen Tok’ra erkennen, deren Vorsprung auf beachtliche 50 Meter herangewachsen war. Sie liefen nun wieder hintereinander zu dieser gewaltigen Düne. Dann erkannte O’Neill, dass es gar keine Düne war, sondern eine Art Höhle mitten in der Wüste.

„Da ist ein Eingang. Sieht aus wie eine Höhle.“ In der Zwischenzeit hatte auch Carter ihr schwarzes Fernglas herausgeholt und sah erstaunt das, was zuvor auch der Colonel sah.

„Sieht aus, als ob Antosh uns dort hin führt.“, vermutete Carter und reichte ihr Fernglas an Teal’c weiter. Dasselbe tat O’Neill bei Daniel. Nachdem sie alle geschaut hatten, liefen sie weiter, aber jetzt mit einem schnelleren Schritttempo. Alle fragten sich, warum die Tok'ra sie nicht zu den unterirdischen Höhlen führten, wo der Hohe Rat standesgemäß seine Audienzen abhielt.

Die drei Tok’ra blieben ungefähr 10 Meter vor der Höhle stehen. Wie O’Neill schon durch sein Fernglas erkannt hatte, befand sich eine Tür unten an der Düne oder Höhle. Antosh wies seine Tok'ra-Begleiter mit einer knappen Handbewegung an, hineinzugehen, was diese auch umgehend taten. Er selbst wartete auf SG-1, die langsam aufschlossen. Als alle vier ziemlich erschöpft bei ihm ankamen, fing er an, die Situation hastig zu erklären: „Wir sind da. Das ist das Gebäude, in dem unsere Ha’tak versteckt werden. Wir haben diese Höhle als Düne getarnt. Bitte, tretet ein.“

O’Neill schaute kurz zu der Tür, dann erwiderte er: „Ich dachte, ihr bringt uns zum Hohen Rat?“

„Dafür ist keine Zeit mehr. Der Hohe Rat wurde bereits auf einen anderen Planeten evakuiert, genauso wie fast alle anderen Tok’ra.“

Carter machte ein verdutztes Gesicht, und ihre Freunde reagierten nicht anders. Sogar Teal’c konnte man die Überraschung ansehen.

„Aber wieso?“, stellte Carter die Frage, die alle interessierte. Antosh senkte seinen Kopf für einige Sekunden und als er ihn wieder hob, konnte SG-1 seine gelbglühenden Augen erkennen. Der Symbiont redete jetzt zu ihnen. Seine Stimme war verzerrt, ein Geräusch, bei dem die Tauri immer eine Gänsehaut bekamen, denn alle Systemlords und Goa’uld redeten so. „Anubis hat von Vorash's Position erfahren.“ (Verräter=Aiesha)

„Wie?“, wollte Teal’c wissen.

„Das spielt jetzt keine Rolle. Wir haben keine Zeit mehr. Seine Jaffa werden in spätestens einer halben Stunde hier eintreffen, wahrscheinlich eher.“

„Na großartig!“

„Überraschung“, bestätigte Daniel den Colonel.

Antosh lief zu der Tür, gefolgt vom verwirrten SG-1-Team. „Bitte stellt keine weiteren Fragen mehr und geht hinein. Es wartet ein Frachtschiff auf euch, mit dem ihr nach Shela reisen könnt.“

„Und woher sollen wir wissen, wie wir dort hin kommen? Keiner von uns kennt den genauen Standort von Anubis Heimatwelt.“

„Keine Sorge, Major Carter, ihr werdet nicht alleine fliegen.“

„Du begleitest uns?“, fragte Daniel.

„Nein, aber ein alter Freund von euch. Geht jetzt, ihr werdet erwartet. Los!"

„Schon gut.“ O’Neill betrachtete die Tür und berührte diese. Sie war aus massivem Stahl.

„Äh...Entschuldigung, wenn ich noch mal nerve, aber ich sehe hier nirgendwo einen Türgriff oder ähnliches“, provozierte er den Tok’ra. Dieser trat einen Schritt vor, bis er genau vor der Tür stand. Carter schaute zu Daniel, doch dieser wusste auch keine Antwort und gab ihr das mit einem Schulterzucken zu verstehen.

„Kre Shak!“ Einige Sekunden lang starrte SG-1 zu der in beige getarnten Tür, dann ertönte ein leises Piepen zur Bestätigung und die Tür öffnete sich ganz automatisch.

„Passwort. Nett!“ O’Neill nahm seine MP-90 etwas fester in die Hand und war schussbereit, dann betrat er den Gang, der gerade noch von der Tür verschlossen war. Carter folgte ihm. Ihr dicht auf dem Fersen liefen Daniel und Teal’c. Der Tok’ra blieb draußen stehen, doch niemand achtete auf ihn. Als Teal’c die Tür ganz passiert hatte, schloss diese sich mit einem lauten Poltern.
 

3
 

Es war fast stockduster. Nur das Licht der Lampen an ihren Waffen führte SG-1 durch den schier unendlichen, finsteren Gang. Es herrschte absolute Stille. Der Tunnel war mit den Tok’ra-Kristallen geschaffen worden, so wie alle ihre geheimen Gänge. Dort, wo SG-1 hinblendete, sah man die blauen Wände, wie sie auch in den Tok’ra- Tunneln zu sehen sind. Von oben bis unten sah der Gang gleich aus, was einen nach einer gewissen Zeit ziemlich verwirren konnte. Die Tauri konnten es zwar nicht sehen, aber sie spürten, dass der Tunnel tief abwärts unter die Erde führte.

„Was glaubt ihr, wie tief es hier noch hinuntergeht?“ O’Neill’s Stimme hallte von den Wänden wieder.

Carter überlegte kurz, dann kam ihre Antwort. „Möglicherweise bis zu mehreren Kilometern.“

O’Neill blieb abrupt stehen, so das Carter beinahe in ihn hineingelaufen wäre. Er drehte sich um und hob seine Waffe vor Carters Gesicht, bis die Lampe ihre Augen traf. Carters Augen schlossen sich durch die Blendung. Dann senkte O’Neill die Lampe soweit, dass der Lichtstrahl auf ihr Kinn zielte. Ihr gesamtes, für O'Neill wunderschönes Gesicht, war erhellt.

„Was?“, fragte er konsterniert.

„Die Tok’ra wollten diese Anlage wohl so sicher und versteckt wie möglich errichten, deshalb sind sie diesmal beim Bau auch anders vorgegangen als üblich.“ Carter blieb wie immer gefasst. Sie wusste genau, wie die Tok’ra arbeiteten.

„Wahrscheinlich werden wir noch an viele Irrwege geraten“, bestätigte Daniel Carters Ansicht.

„Wie bitte?“ Nun blendete O’Neill auf Daniels Kinn.

„Jack, würdest du das bitte lassen!“ Daniel zog die Stirn hoch.

„Also langsam reicht es mir mit den Tok’ra. Die erwarten doch wohl nicht, das wir hier stundenlang im Dunkeln herumirren, nur weil die es nicht auf die Reihe kriegen, ihre Missionen genauer zu planen?“ O’Neill war wieder einmal fassungslos über die Vorgehensweise der Tok’ra, aber er hatte sich langsam daran gewöhnt und hätte es vorher wissen müssen.

Auch Teal’c mischte sich ein, woraufhin sein Gesicht in Licht gehüllt wurde. „Die Tok’ra leben verdeckt. Es ist ihre einzige Möglichkeit, zu überleben.“

„Ja,ja! Lasst uns weitergehen, sonst kommen wir hier nie raus.“ Der Colonel drehte sich um und richtete sein Licht wieder auf den Weg vor ihm.
 

4
 

„Row,row,row your boat...“ O’Neill versuchte seine Langeweile mit seinem Lieblingslied zu vertreiben. Außerdem war diese Stille langsam unerträglich für ihn.

„Life is...“ Der Gesang brach mitten im Satz ab. O’Neill, der das Team durch die Dunkelheit anführte, blieb plötzlich erneut abrupt stehen, doch diesmal konnte Sam besser reagieren als das letzte Mal.

„Alles in Ordnung, Jack?“ fragte ihn Daniel, der hinter Carter lief und deshalb nicht bis ganz nach vorne schauen konnte. Dahinter meldete sich auch Teal’c: „Warum bleibst du stehen, O’Neill?“ Er klang gleichermaßen überrascht wie besorgt.

Carter, die unmittelbar hinter O’Neill stand, stellte keine Fragen. Sie sah das gleiche wie O’Neill. Eine Wand. Eine große Wand aus Stein blockierte den Weg. Es gab keinen anderen Weg. SG-1 war in einer Sackgasse gelandet.

„Das ist doch unmöglich“, redete Carter wie zu sich selbst. "Es gab nur diesen einen Weg."

Der Bereich vor der Wand war so breit, dass nun auch Teal’c und Daniel neben Carter und O’Neill standen. Alle starrten wie gebannt auf die Wand, auf der keinerlei Inschriften zu sehen war. Nichts.

„Hat jemand eine Idee?", fragte O'Neill in den Raum, ohne jedoch eine Antwort zu erwarten.

"Das muss der richtige Weg sein, Sir...wir sind an keiner Gabelung vorbei gekommen", versuchte Carter, ihren Verstand zu benutzen.

"Sind Sie sicher, das wir nicht etwas übers...Daniel, was zum Teufel machst du da?" Während O'Neill und Carter sich unterhielten, war Daniel zu der Wand gelaufen und hatte angefangen, diese vorsichtig abzutasten.

"Hältst du das für eine gute Idee?" Der Archäologe antwortete nicht. O'Neill seufzte laut und trat neben seinen sturrköpfigen Freund. "Daniel? Du hast keine Ahnung, was..." Erneut kam Colonel O'Neill nicht dazu, seinen Satz zu beenden. Als Daniel einen Stein berührte, der irgendwie anders als die restlichen Steine aussah, fing die Wand plötzlich an, vor den Augen von SG-1 zu verschwimmen. Auch Carter und Teal'c sahen dieses Phänomen, ohne eine Erklärung zu finden. Dann verschwand das Schimmern so schnell, wie es erschienen war und ein Feld mit merkwürdigen Symbolen erschien stattdessen. Die Symbole bildeten anscheinend einen Text, doch O'Neill war zunächst ratlos. Daniel hingegen erkannte sofort, dass es sich um Goa’uld- Symbole handelte. Auch Carter und Teal’c konnten dies erkennen. Nur O’Neill verstand nur Bahnhof. Der Archäologe trat wieder einen Schritt näher an die Wand, vor der er zuvor aufgrund des Schimmerns zurückgewichen war. Dann begann er, den Text zu lesen und runzelte nach einer Weile die Stirn.

„Daniel, was steht da?“, wollte der Colonel ungeduldig wissen. Natürlich fühlte er sich etwas ausgeschlossen, da nur er nicht in der Lage war, die Goa'uld-Sprache zu lesen.

„Das sind Goa’uld-Symbole“, antwortete Daniel, „wahrscheinlich eine ältere Form.“

„Das ist ja sehr interessant, aber was steht da?“ O’Neill genügten klare Antworten. Mit Daniels Sprachbegeisterung konnte er nichts anfangen. Teal’c übernahm die Übersetzung für den nun beleidigten Dr.Jackson.

„Es ist eine Art Rätsel, doch man kann es nicht ganz in eure Sprache übersetzen.“ Der Jaffa blickte in O’Neills Richtung. Dieser deutete ihm mit einer Handbewegung, fortzufahren. Er wollte nur so schnell wie möglich raus hier. Denn immerhin konnten die Schiffe von Anubis jederzeit hier eintreffen, und so sicher der Stützpunkt auch war, irgendwann würden die Jaffa ihn entdecken und hier eindringen. Außerdem war nicht bekannt, wie viel Anubis bereits über den Stützpunkt wusste, geschweige denn, wie er überhaupt davon erfahren konnte.

„Da steht in etwa: Ich bin schlicht, ich bin nicht scheu,

ich kreische und heule, ich schreie und klage.

Niemand kann meinem Blick entrinnen,

doch einmal muss auch ich von hinnen.“

Daniel tat noch einen Schritt näher an die Wand, um einen noch genaueren Blick auf die Symbole werfen zu können.

„Na klasse, das hat mir gerade noch gefehlt- Rätsel!“ O’Neill war für solche Dinge nicht zu begeistern, denn er sah in Rätseln bloß eine Zeitverschwendung. Daher setzte er all seine Hoffnungen in die Fähigkeiten von Daniel, denn der war ein Spezialist in solchen Dingen.

„Was für ein Zufall“, entgegnete Daniel, „dieses Rätsel ist auf Abydos sehr verbreitet und wird schon im Kindesalter gestellt. Jeder dort kennt die Antwort."

O’Neill drehte sich in seine Richtung. „Hauptsache du kennst die Antwort.“

„Natürlich. Die Antwort ist Wind.“

„Stimmt“, bestätigte Carter, „so ein ähnliches Rätsel habe ich früher in der Schule gelernt.“

„Auf Tauri werden sich auch Rätsel gestellt?“ Teal`c war ganz wissbegierig und sehr interessiert an der ersten Welt von Tauri. Es war immer wieder interessant, wie ein unbefangener Mensch, stammend von einem fernen Planeten, die Dinge auf der Erde beurteilte.

„Jeder Mensch hat in seinem Leben schon einmal Rätsel selber gestellt oder beantwortet. Ich glaube, dass ist auf jedem Planeten gleich“, erklärte ihm Carter, woraufhin der Jaffa ihr nickend zustimmte.

„Na schön, wir haben die Lösung...“ O’Neill schaute die Wand entlang, erkannte aber nichts außer die Symbole. Die momentane Sorglosigkeit seiner Freunde fand er etwas unangebracht, denn immerhin waren die Jaffa von Anubis schon unterwegs. Ein offenes Gefecht in diesen Tunneln wollte der Colonel unter allen Umständen vermeiden. „Und weiter?“

Daniel versuchte, eines der Symbole zu berühren. Zuerst wollte O'Neill ihn davon abhalten, doch dann entschied er sich dagegen, da der Archäologe seinen eigenen Kopf durchsetzen würde.

Als sich Daniels rechte Hand der Wand näherte, zuckte er erschrocken zurück. Die Symbole blinkten plötzlich in allen Farben, von Hellblau bis Gelb. Vorsichtshalber trat er einen Schritt zurück. Carter schaute zu O’Neill, bekam aber nur ein aussageloses Schulterzucken als Antwort. Plötzlich wurde der gesamte Bereich vor der Wand hell erleuchtet, so dass SG-1, ausgenommen der Jaffa, kurz von der ungewohnten Helligkeit geblendet wurde. Die Tauri hielten sich die Hände vor die Augen, bis sie wieder einigermaßen gut sehen konnten, was ungefähr zwei Minuten Zeit kostete.

„Na bitte“, äußerte sich Daniel über das, was er nun sah. Daraufhin schaute O'Neill in seine Richtung, um zu erfahren, worüber Daniel sich so freute. Dann sah er selber den Grund: Vor Jackson, etwa in Brusthöhe, befand sich nun eine kleine Schalttafel, die aus der Wand hervorgetreten zu sein schien.

„Sieht aus, als müsste man das Lösungswort eingeben.“ Carter tat noch einen Schritt vor, bis sie bei Daniel und der Schalttafel stand. Sie erkannte die Symbole. Es waren alle 58 Goa’uld-Buchstaben. Daniel überlegte kurz und kniff dann seine Augen zusammen. Auf seiner Stirn bildeten sich einige Denkfalten. Nach ein paar Sekunden blickte er zu dem hinter ihm stehenden Teal’c.

„Teal’c, wenn mich nicht alles täuscht heißt Wind auf Goa’uld... ´He’tat`, richtig?“

Der geduldige Jaffa nickte kurz, aber für alle erkennbar, dann kam die typische Antwort. „So ist es, Daniel Jackson.“

„Jack?“ O’Neill stellte sich neben Carter und starrte seinen fragenden Freund an.

„Daniel? Brauchst du eine Einladung? Öffne endlich die verdammte Wand.“

Wie vorhin schon erwähnt, war Colonel O’Neill nicht gerade ein sehr geduldiger Mensch. Wenn er eine Sache wirklich hasste, dann war es warten. Außerdem wusste er, dass es Daniel sowieso nicht wirklich interessierte, was er befahl. Da Daniel nur ein Zivilist war, konnte er nicht wegen Befehlsverweigerung bestraft werden. Natürlich war das auch nicht O'Neills Absicht, auch wenn der Wissenschaftler ihm manches Mal so auf die Nerven ging, dass er es verdient hätte.

Daniel befolgte O’Neills Bitte. Nacheinander drückte er die Goa’uld-Symbole, die das Wort bildeten. Nach jedem Einrasten ertönte ein leises „Klick“. Schnell war er beim letzten Buchstaben angelangt.

„Jetzt bin ich ja mal gespannt“. O’Neill zeigte sich mal wieder skeptisch.

„Es ist das richtige Lösungswort, da bin ich sicher“, unterstützte Carter ihren besten Freund Daniel.

„So ist es“, mischte sich auch Teal’c ein.

Jackson drückte auf das letzte Symbol. Mit einem summenden Laut leuchtete das vollständige Wort „He’tat“ golden auf. Brummend und schwerfällig öffnete sich die Wand nach oben hin.

„Gut gemacht, Daniel.“ Nun war sogar O’Neill wieder zum Lächeln zumute. Vorsichtig trat er durch den Eingang. Er musste sich bücken, um sich nicht den Kopf an dem Eingang zu stoßen, und genauso erging es auch seinen Teamkollegen. Alle Hoffnungen von SG-1 darauf, dass sie nun endlich am Ziel waren, verschwanden sofort, nachdem sich die Wand mit einem lauten Poltern wieder hinter ihnen schloss. Der Gang war nun wieder genauso dunkel wie vorher. O'Neill verkniff sich einen Kommentar und beschloss, dem Weg weiterhin zu folgen. Was für eine Wahl hatte er auch?

Carter lief hinter O’Neill. „Sir, wenn wir die Basis nicht erreichen, sitzen wir hier fest. Die Wand lässt sich nur von der anderen Seite öffnen.“

Der Colonel lief unbeirrt weiter, dann antwortete er in seinem sarkastischen Ton: „Natürlich, Carter. Was anderes hatte ich auch nicht erwartet. Schlimmer kann es eh’ nicht mehr werden.“

„Na ja“, meldete sich Daniel, der an dritter Stelle lief, „wir könnten noch in so einige Schwierigkeiten geraten.“

„Daniel Jackson hat Recht“, bestätigte ihn Teal’c, „die Tok’ra haben mit Sicherheit weitere Fallen gestellt.“

„Danke, Leute. Ihr seid wirklich wahre Optimisten“, bemerkte O’Neill in einem sarkastischen Tonfall. "Das nächste Mal sollten sie vielleicht bedenken, dass sie ´Verbündete` wie uns haben, die nicht so mit ihren Vorsichtsmaßnahmen vertraut sind."

"Ich bin mir sicher, dass die Tok'ra keine andere Wahl hatten, als uns diesen Weg alleine bestreiten zu lassen", versuchte Carter, die Ausserirdischen erneut zu verteidigen. Jack drehte sich um, zwinkerte ihr zu und dann setzte das Team seinen Weg fort.
 

5
 

O’Neill schaute auf seine Uhr. Die Zeiger drehten sich wirr im Kreis herum. Das war nichts Neues in Tok’ra-Tunneln. Carter hatte ihm mal erklärt, dass der Magnetismus dafür verantwortlich war, der während der Erdschmelzung durch die Energie der Kristalle entstand. Zumindest war es etwas in der Richtung, glaubte er. Wie meistens hatte er ihren naturwissenschaftlichen Ausführungen nicht lange zuhören können. Er mochte Carter wirklich sehr, zwischen ihnen bestand eine ganz besondere Verbindung (und, Gott weiß, noch sehr viel mehr), doch bei diesen Themen schaltete O’Neill automatisch ab.

Er sprach in den Tunnel hinein: „Weiß einer von euch, wie lange wir schon unterwegs sind?“

„Hier unten verliert man jedes Zeitgefühl“, antwortete ihm Daniel.

„Gut 3 Stunden“, gab Teal’c preis.

„Wie kannst du dir da so sicher sein“, fragte Carter, ohne sich dabei umzudrehen. Sie wusste, dass jede Unachtsamkeit für sie alle schlimme Folgen haben könnte. Auch Teal’c behielt die Tunnelwände konzentriert im Auge. „Jaffa müssen von klein auf lernen, sich im Dunkel zurecht zu finden. Ich musste während meiner Ausbildung stundenlang meine Augen verbinden, um zu lernen, die Zeit auch ohne Hilfsmittel richtig einzuschätzen“.

„Beeindruckend“, bemerkte Daniel, der vor dem Jaffa lief und nicht ganz so achtsam wie seine Freunde die Wände studierte. Er wollte gerade noch etwas hinzufügen, um seine Bewunderung auszudrücken und mehr über die Ausbildung eines Jaffa zu erfahren, als Carter losschrie: „Vorsicht, Sir!“

O’Neill, der mit seiner Lampe gerade die Oberseite des Tunnels untersucht hatte, blieb aufgrund von Carters Warnung abrupt stehen. Er kannte sie schon lange genug um zu wissen, wann etwas wirklich ernst gemeint war. Dann leuchtete er vor sich auf den Boden. O’Neill erschauderte kurz und verzog sein Gesicht zu einem angestrengten Ausdruck. Dann sah er den Grund für Carters Ruf. Vermutlich hatte diese ihm mal wieder das Leben gerettet.
 

6
 

Vor O'Neill erstreckte sich ein mindestens drei Meter langes Loch. Er erinnerte sich nicht, sich jemals so erleichtert gefühlt zu haben. Neugierig beugte er sich nach vorne, um in das Loch hinein zu sehen. Dann seufzte er kurz auf. „Wahnsinn“, kommentierte er den Seufzer.

„Was ist denn?“, fragte Daniel, der nun auch sehen konnte, welchem Schicksal sie gerade so entkommen waren.

„Ich kann nicht einmal den Boden sehen“. Nun riskierte auch Carter einen Blick. „Wow!“

Plötzlich hörten sie ein lautes Dröhnen. Es war zwar in weiterer Entfernung, aber trotzdem klang es ihnen sehr vertraut.

„Die Wand wurde erneut geöffnet“. Teal’c sagte das, was alle befürchtet hatten, sogar mit etwas Sorge in seiner Stimme.

„Anubis’ Jaffa!“, registrierte Carter. In ihrem Ton war Überraschung zu hören, denn diese hatten ziemlich viel Boden gut gemacht, wenn sie schon die Rätselwand erreicht hatten.

O’Neill drehte sich in die Richtung seines Teams. „Auch das noch!“

Daniel kommentierte: „Die sind wesentlich schneller als wir!“

„Weil sie Jaffa sind und für solche Situationen ausgebildet wurden.“ Teal’c behielt wie immer den gleichen Tonfall. Niemand seiner Freunde erinnerte sich daran, jemals einen anderen Tonfall von ihm wahrgenommen zu haben.

"Außerdem bin ich davon überzeugt, dass Anubis auch über die Fallen Bescheid wusste und seine Jaffa informiert hat. Deshalb hat die Wand sie nicht so lange aufgehalten wie uns", vermutete Major Carter.

„Da schön, das ist ein Problem. Wir müssen uns beeilen, sonst holen sie uns noch ein“, befehlte O’Neill.

„Na schön“, bestätigte ihn Daniel, „wir werden wohl über das Loch springen müssen.“

O’Neill drehte sich um, sah in das Loch und nickte, jedoch nicht, ohne seine Mundwinkel zu verziehen.

„In Ordnung. Ich springe zuerst, ihr kommt dann nach.“

„Ja, Sir“.

„Alles klar“, stimmte auch Daniel zu. Teal’c nickte nur.

Alle taten ein paar Schritte zurück, damit der Colonel Anlauf nehmen konnte, denn der Gang war so eng, dass höchstens zwei Personen nebeneinander stehen konnten. Er sicherte sein Maschinengewehr an der Jacke seines Tarnanzuges, dann rannte er los...
 

7
 

Eine Gruppe von zehn Jaffa mit dem Symbol von Anubis öffneten die Tür. Diese bewegte sich mit einem lauten Dröhnen. Die Jaffa hatten keine Lust, sich lange mit Rätseln zu beschäftigen, und das mussten sie auch nicht. Der Primus von Anubis hatte ihnen genau mitgeteilt, auf welche Hindernisse sie stoßen würden und wie die Jaffa sie bewältigen konnten. Das hatte ihnen einen gewaltigen Zeitvorsprung eingebracht, weshalb sie als Verfolger ihr Ziel fast erreicht hatten: das berüchtigte SG-1 Team gefangen zu nehmen oder nötigenfalls zu töten...
 

8
 

Unter genauer und besorgter Beobachtung von seinem Team landete O’Neill sicher auf der anderen Seite des Loches. Es ertönte ein leises Geräusch seiner Stiefel, als diese auf den Boden prallten. Carter war sichtlich erleichtert, dass O’Neill es geschafft hatte. Genauso war Daniel und Teal’c die Erleichterung anzusehen.

„Also gut. Carter, Sie sind jetzt an der Reihe.“

„Jawohl, Sir.“ Carter sicherte ihre Waffe, ebenso wie es der Colonel eine Minute zuvor getan hatte. Dann nahm auch sie einen kurzen Anlauf. Nicht sehr viel, aber gerade soviel, dass sie das andere Ende erreichen würde. Sie rannte los. Natürlich wusste sie ganz genau, dass jeder Fehler tödlich enden konnte, doch daran wollte sie jetzt im Augenblick nicht denken. Als sie sich gerade in der Mitte über dem Loch befand, war sie sicher, dass sie es schaffen würde. Sie landete, zwar knapp, aber sie landete, am anderen Rand des Loches. Sie atmete auf, und auch O’Neill fiel ein Stein vom Herzen, dass seine Sam den Sprung geschafft hatte. Doch dann verlor sie ihr Gleichgewicht und kippte nach hinten. Sie wäre hundertprozentig rückwärts in das Loch gefallen, wenn O’Neill sie nicht fest am Arm gepackt und zurückgezogen hätte. Daniel und Teal’c am anderen Ende des Loches schrien besorgt auf. O’Neill zog sie in sichere Entfernung und umarmte sie kurz fest. Dann küsste er sie erleichtert auf die Stirn. Nach ein paar Sekunden fassten sich beide wieder und O’Neill ließ sie los.

„Danke, Sir“, stotterte Carter noch halb in Trance.

„Immer wieder gerne, Major.“ O’Neill wusste natürlich, dass Carter nun in Sicherheit war und das Anubis’ Jaffa immer näher kamen. Daniel und Teal’c waren immer noch auf der anderen Seite des Loches. Sie auf die rettende Seite zu schaffen hatte jetzt oberste Priorität und O'Neill musste seine Gefühle zurück stellen.

Carter erhob sich wieder, nachdem sie sich hingehockt hatte, um ihr Gleichgewicht wieder zu finden, dann warnte sie ihre Freunde auf der anderen Seite: „Seid vorsichtig, der Rand ist ziemlich bröckelig.“

„Alles in Ordnung, Sam?“, fragte Daniel sie.

„Daniel, jetzt mach’ endlich, dass du hier rüber kommst!“ O’Neill war ziemlich besorgt, dass die Jaffa genau dann auftauchen würden, wenn sich gerade einer der beiden im Sprung befand und dieser dann vor lauter Schreck die Konzentration verlor und in das Loch stürzte.
 

9
 

Die Jaffa hatten ihr ohnehin schon schnelles Schritttempo geradezu verdoppelt, als sie die schreie zweier Personen hörten. Und die Entfernung war nicht mehr erwähnenswert. Sie konnten sogar verstehen, was sie schrien: Sam! Major Carter!
 

10
 

Daniel wollte etwas mehr Anlauf nehmen, denn er wollte nicht so nahe an den Rand kommen wie Major Carter. Skeptisch lief er in den dunklen Gang hinein, ohne seine Lampe zu benutzen, denn erstens musste er die Batterien schonen und zweitens hatte er die Taschenlampe schon in eine Tasche an seinem linken Unterschenkel verstaut, um seine Hände für den Notfall frei zur Verfügung zu haben. O’Neill und Carter leuchteten in seine Richtung, damit er die Orientierung nicht verlor. Als er den Anlauf für ausreichend erachtete, drehte er sich um in Richtung seiner Freunde. Er sah ihre Taschenlampen und wollte gerade losrennen, als der einen Schlag gegen seinen Hinterkopf spürte und das Bewusstsein verlor.
 

11
 

Ein großer, breitschultriger Jaffa stand nun über Dr. Jackson, der schnell wieder bei bewusstsein war und mit dem Rücken auf dem Boden lag. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt er sich den Hinterkopf. Der Jaffa hatte seine Stabwaffe in die linke Hand geworfen, nachdem er dem Archäologen diese übergezogen hatte.

Es ertönte ein Stabwaffenschuss, doch nicht von einem von Anubis Jaffa, sondern von Teal’c, der Dr.Jackson zur Hilfe eilte. Tatsächlich traf er einen Jaffa tödlich an der Brust und dieser fiel zu Boden. Das lag daran, das die Wachen von Anubis Rüstungen trugen, die sich sehr von den Rüstungen anderer Jaffa unterschieden. Bei ihnen war der Brustbereich weniger stark gepanzert.

Doch nun hatten die restlichen Jaffa den ehemaligen Primus von Anubis erkannt und erhoben ihre Waffen. Teal’c blieb abrupt stehen. Auch Carter und O’Neill, die auf der anderen Seite des Lochs standen, hatten ihre Waffen gezogen und zielten auf die sich in der Überzahl befindenden Jaffa.

„Sir, es sind zu viele, um sie alle schnell zu erschießen!“

„Ich weiß, Carter, aber an ein Schussgefecht ist hier sowieso nicht zu denken. Wir könnten in dem engen Gang Teal’c oder Daniel erwischen, das Risiko ist zu hoch.“

Teal’c erschrak, als er die nun noch übrigen neun Jaffa sah, die er vorher im Dunkel nicht erkennen konnte.

„Keinen Schritt näher, Shol'va, oder dein Freund ist tot!“ Der breitschultrige Jaffa, der Daniel mit einem Schlag niedergestreckt hatte, zielte nun mit seiner Stabwaffe auf den immer noch halb benommenen Dr.Jackson, bevor dieser seinerseits seine Waffe ziehen konnte. Teal’c wusste sofort, dass der Jaffa dies ernst meinte und nicht zögern würde, seinen Freund zu erschießen.

„Gib mir deine Waffe, Shol'va!“ Teal’c zögerte, woraufhin der Jaffa die Stabwaffe, welche auf Daniel gerichtet war, durch eine geschickte, schnelle Handbewegung lud. Mit einem zischen öffnete sich die Schussöffnung. Teal’c schaute in das Gesicht von Daniel, der langsam wieder zur Besinnung kam. Wiederwillig und mit einem drohenden Gesichtsausdruck übergab er dem Diener von Anubis seine eigene Stabwaffe.

Carter und O’Neill versuchten zu erkennen, was gerade im Gang vor sich ging, doch durch die Dunkelheit hindurch war nicht viel zu erkennen.

„Was machen wir denn jetzt?“, wandte sich der blonde Major an ihren Vorgesetzten.

O’Neill überlegte, doch er sah keine Möglichkeit, den beiden aus ihrer Position zu helfen. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen als ein Jaffa ihm befahl, die Waffe herunterzunehmen, die er immer noch im Anschlag hatte. Ein etwas wie ein Footballspieler aussehender Jaffa stand mit einer erhobenen Stabwaffe an der anderen Seite des Lochs. Dicht neben ihm stand ein weiterer Jaffa mit einer Goa’uld- Kanone. Nur im unmittelbaren Umkreis von dem Loch konnten sich zwei Leute nebeneinander stellen, ohne sich gegenseitig zu behindern.

„Habt ihr nicht gehört? Ihr sollt eure Waffen fallen lassen, oder ihr werdet sterben.“

„Moment!“ bemerkte O’Neill mit einem nicht überhörbaren Spott. „Lasst uns ein wenig Bedenkzeit!“

Etwas verdutzt machte er eine Handbewegung in Richtung des Jaffas neben ihm. Dieser positionierte die Kanone so, dass sie genau auf die beiden Tauri zielte. Das schlimmste, was man Jaffa antun konnte, war, sie in ihrem Stolz zu verletzen. Auf Spott reagierten die Jaffa äußerst gereizt, doch O'Neill konnte darauf nicht verzichten.

„He’sak, kre!“ Die Kanone summte und es bildete sich eine Energiespitze vorne an der Öffnung.

„Schon gut, schon gut“, kommentierte der Colonel die Situation.

Hinter den beiden vor dem Loch befindlichen Jaffa tauchten nun zwei weitere Jaffa auf, die Dr. Jackson und Teal’c mit der Waffe im Rücken vor sich hertrieben. Daniel Jackson hatte sich endlich von dem Schlag erholt und konnte wieder laufen.

„Alles in Ordnung bei euch?“ fragte ein besorgter O’Neill in Richtung Daniel.

Bevor dieser jedoch antworten konnte, mischte sich der Jaffa hinter Daniel ein. Scheinbar war er der Anführer dieses Trupps.

„Schluss jetzt!“

„Ja, das finde ich auch!“, ertönte eine für die Tauri durchaus bekannte Stimme. Alle blickten sich erstaunt um. Dann rief der Fremde erneut, diesmal in einer anderen Sprache, die nur die Tauri verstehen konnten: „Close your eyes!“

Wie auf Kommando schlossen alle vier Mitglieder von SG-1 die Augen. Sogar Teal’c befolgte die Anweisung, denn während seines Aufenthaltes auf der Erde hatte Dr. Jackson ihm viele Sprachen beigebracht, da der Jaffa sehr lernbegierig war.

Carter und O’Neill hörten, wie ein Gegenstand an ihnen in Richtung der Jaffa vorbeiflog. Dann hörten sie den leisen Aufprall, als dieser auf dem Boden landete. Einige Sekunden später ertönte ein für Teal’c altbekanntes Piepen. Als Jaffa war er diesen Ton gewohnt, doch Dr.Jackson, Carter und O’Neill durchfuhr ein kurzer Schauer, der aber schnell wieder verging.

„Ihr könnt eure Augen wieder aufmachen.“ Die Stimme war nun unmittelbar in ihrer Nähe. O’Neill ortete sie einige Schritte neben sich. Er hatte sich so auf das piepende Geräusch konzentriert, das er ganz vergaß, auf die Schritte des Unbekannten zu achten. Als er die Augen vorsichtig öffnete, sah er ein Bild des Chaos. Carter stand, genauso überrascht wie er selber, immer noch neben ihm, die Waffe immer noch schussbereit in Position. Auf der anderen Seite des Loches sah er fünf Jaffa bewusstlos auf dem Boden liegen. Er konnte nicht erkennen, wie viele sich noch dahinter im Gang befanden, doch er rechnete mit einer ganzen Truppe von Jaffa. Der Jaffa, der die Kanone steuerte, lag neben dieser auf dem Boden, den Kopf angelehnt an den Jaffa, der neben ihm lag. O’Neill erkannte ihn als den vermeintlichen Anführer wieder, der in seinen Augen aussah wie ein Footballspieler der Chicago Bulls. Am Tunneleingang standen Daniel und Teal’c, die sich sicherheitshalber entfernt hatten. Daniel schaute erleichtert auf, und sogar Teal’c lächelte in O’Neills Richtung. Als O’Neill seine Taschenlampe nach links neben sich wendete, erkannte er den Grund dafür: Es stand niemand anderes als Jacob Carter neben ihm. Sam entspannte sich, ließ ihre Waffe sinken und lief freudig in seine Richtung.

„Dad?“

„Hallo, Kleines“. Jacob gab seiner Tochter eine herzliche Umarmung.

„Das war aber in letzter Sekunde, Jacob!“ O’Neill unterbrach die Familienvereinigung.

„Tut mir Leid, es ging nicht früher“, entschuldigte sich der Tok'ra. Dann lief er zum Rand des Lochs und rief in Richtung Daniel und Teal’cs: „Alles in Ordnung bei euch beiden?“

„Alles in Ordnung“, antwortete Daniel.

„Ich nehme an, ihr wollt nun auch herüberkommen“, spottete der Tok’ra. „Ich werde es euch einfacher machen.“

Jacob schloss die Augen, dann rief er etwas in Goa’uld-Sprache. Carter verstand, was er sagte. „Te’mas ulkhalik ka!“, befahl der fast kahlköpfige Mann.

Wie auf Kommando verschwand das Loch und es bildete sich ein Boden wie aus Tok’ra-Kristallen.

„Ihr könnt jetzt kommen“, rief Jacob ihnen zu. Das taten die beiden nur zu gerne. Daniel richtete sich an Carters Vater: „Schön sie zu sehen, Jacob. Das mit dem Loch hätte man uns ruhig früher sagen können!“

„Man hätte uns auch direkt zu ihnen führen können! Was sollte denn das ganze Spielchen?“, fragte O’Neill vorwurfsvoll.

Jacob versuchte, seine Position zu erklären: „Man kann den Hangar nur durch diesen Gang erreichen. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass die Jaffa unser Rätsel so schnell entschlüsseln. Doch ich wusste, dass ihr es schaffen würdet.“

„Natürlich.“ O’Neill verzog auffallend abwertend die Augenbrauen.

„Wir sollten nachher über alles reden. Lasst uns nun hineingehen, die Zeit wird knapp.Die Jaffa waren lediglich die Vorhut. Wir haben die Hauptflotte von Anubis schon geortet.“

„Ist es noch weit?“, fragte ihn Carter.
 

Jacob deutete auf den Gang. „Gleich um die Ecke.“

„Na schön, auf geht’s.“
 

Der Hangar und weitere Probleme
 

1
 

Es dauerte eine Zeit, bis sich SG-1 wieder an die Helligkeit gewöhnte. Der Hangar war drei Stockwerke hoch und relativ wenig beleuchtet. Doch nach stundenlanger Dunkelheit reichte schon schwaches Licht aus, um sie zu blenden. Jacob führte sie zu einem der bekannten Ringtransporter. Ringtransporter waren so eine Art hochmoderner fahrstuhl. Zur Erkennung der richtigen Standposition war ein großer Kreis auf den Boden gemalt worden. Doch SG-1 erkannte auch so, wo sich dieser befand, denn im Sekundentakt wurde er von den letzten auf Vorash verbliebenen Tok’ra dazu genutzt, um Waffen und andere Gegenstände auf die höheren Etagen zu schaffen. Im Vorbeigehen zählte O’Neill fünf Tok’ra. Unter ihnen erkannte er auch Mal’ash und Cor’alm, die SG-1 am Tor begrüßt hatten. Als Daniel die beiden sah, musste er auch an deren Gefährten Antosh denken, der vor dem Tunneleingang Wache halten und ihnen den Rücken frei halten wollte. Er wunderte sich, dass ihm jetzt erst einfiel, das Antosh wahrscheinlich tot war, denn er alleine konnte gegen einen ganzen Goa’uldtrupp nichts ausrichten. Plötzlich empfand er Scham, dass sie ihn nicht gefragt haben, ob er sie begleiten möchte. Wie schon gesagt, Daniel war ein sehr emotionaler Mensch, der immer versuchte, die welten zu verbessern. Diese Tatsache hatte ihm einmal das Leben gekostet.

Jacob führte sie, wie O’Neill bereits vermutet hatte, zu den Transportringen.

„Wir müssen zwei Ebenen nach oben“, teilte der fast 60-jährige Mann mit. „Dort steht ein Ha’tak, mit dem wir zu Anubis’ Planeten gelangen können...Jedenfalls hoffe ich das.“

O’Neill zog Jacob am Arm, nicht heftig, aber doch so, dass die erwünschte Wirkung eintrat. Jacob drehte sich zu ihm um.

„Was meinen Sie mit ´das hoffe ich`? Gehört das etwa zum Plan? Sie wissen ganz genau, dass ich kein Freund von Überraschungen bin!“

„Jack, Jack...beruhigen Sie sich wieder.“ O’Neill zog eine Augenbraue hoch. Carter wusste ganz genau, dass die Wut jetzt in ihm brodelte. „Ich will mich aber nicht beruhigen. Anubis Raumschiffe können jede Sekunde hier eintreffen, und sie wissen nicht, ob das verdammte Raumschiff fliegen wird!“

„Oh, es wird fliegen, da bin ich sicher. Ich weiß nur nicht, wie lange“, korrigierte sich Jacob. Bevor O’Neill etwas erwidern konnte, betätigte Jacob den Ringtransporter, denn die erforderliche Position war erreicht und kein anderer Tok'ra benutzte den Transporter in diesem Moment. Jacob wusste, dass er seinen Tok'ra-Kameraden keine Zeit stehlen durfte. Wie in einem Aufzug, nur wesentlich schneller, wurden alle fünf auf die nächste Ebene transportiert.

„Dad, was stimmt denn nicht mit dem Ha’tak?“, versuchte Carter die Situation zu entschärfen.

„Die Antriebsmodule fallen gelegentlich aus“, erklärte ihr ihr Vater.

„Na schön, das schaue ich mir gleich mal an“, schlug der technisch hochbegabte Major vor.

Nun schaltete sich Daniel ein: „Soll das heißen, dass wir mitten im Flug auf einen Planeten stürzen könnten?“

„Ich hatte ein Problem mit diesem Plan. Traue einem Tok’ra und du wirst es bitter bereuen!“

Jacob Carter senkte seinen Kopf und hob ihn nach kurzer Zeit wieder. Als SG-1 sein Gesicht sah, hatten sich die Gesichtszüge vollkommen verändert. Er sah nun ernsthaft und entschlossen aus. Seine Augen glühten. Alle wussten Bescheid, dass nun der Tok’ra Selmak in ihm sprach.

„Wir hatten nicht viel Zeit, diesen Plan vorzubereiten. Entweder ihr akzeptiert die Bedingungen oder ihr müsst heimkehren!“. Er hörte sich erbost an, dass O’Neill so an seinem Stolz nagen konnte. Die Tok'ra waren eine sehr stolze Rasse.

„Die Tok’ra haben uns um Hilfe gebeten und wir sind gekommen“, argumentierte Teal’c.

„Teal’c will damit sagen, dass ihr uns um Hilfe gebeten habt, und wir nicht euch.“

Nun vollzog Jacob die gleiche Prozedur wie vorher. Nach ein paar Sekunden war er wieder Jacob Carter.

„Entschuldigt bitte, aber Selmak ist in großer Sorge um die anderen Tok’ra.“

„Genau wie wir“, stimmte Carter ihm zu.

„Wie auch immer, wir sollten endlich machen, dass wir zu dem verdammten Raumschiff kommen, sonst helfen wir niemandem mehr!“

Jacob nickte und lief nach links zum nächsten Ringtransporter. Erst jetzt fand Daniel die Zeit sich von der Konfrontation zu lösen und sich auf dieser Ebene umzusehen. Es gab nicht viele Unterschiede zu der anderen Ebene, die jetzt unter ihnen lag. Auch hier konnte er die noch letzten auf Vorash verbliebenen Tok’ra dabei beobachten, wie sie Kisten mit Waffen in einem weiteren Ha’tak verstauten. Überall lagen Goa'uld-Gegenstände verteilt, Waffen ebenso wie Heilgeräte. Es war offensichtlich, dass der Angriff von Anubis sehr plötzlich und unerwartet kam. Carter sah, dass das Ha'tak auf dieser Ebene noch mehr beschädigt war als das, mit dem sie fliegen würden. Zumindest hoffte sie das. Die ganze Außenhülle war mit den Spuren von Schusswaffen der Goa’uldgleiter übersät. Wahrscheinlich würde es nicht einmal mehr aus diesem Hangar kommen, vermutete O’Neill insgeheim, und diesmal empfand er Mitleid mit den Tok'ra, die das Schiff fliegen würden.

Carter zählte drei Tok’ra auf dieser Ebene. Als SG-1 in Begleitung von Jacob an ihnen vorbei lief, schauten sie nicht einmal auf, so sehr waren sie damit beschäftigt, ihre Güter zum Abflug zu rüsten.

Die Tok’ra sind ein Volk, das sich auf Tarnung und Flucht versteht. Es ist nicht das erste Mal, dass sie von einem Planeten, der von den Goa’uld entdeckt wurde, fliehen mussten, zumal die meisten Tok’ra Hunderte von Jahren alt waren. Doch für SG-1 war es nicht gerade eine Routine-Situation, weshalb sie sich von der Hektik ihrer Verbündeten anstecken ließen.

„Sind wir bald da?“, fragte O’Neill, der merklich nervös war. Leute, die ihn nicht gut kannten, wäre diese Spur von Nervosität gar nicht aufgefallen, doch seine langjährigen Freunde Samantha Carter, Daniel Jackson und Teal’c bemerkten sie sofort, so gering sie auch war. Und sie wussten, dass ein Jack O’Neill sehr selten nervös wurde, also wurden sie selbst auch umso unruhiger.

Jacob deutete mit der Hand zu einer kleinen, schlichten Treppe.

„Eine stinknormale Treppe?“, bemerkte O’Neill wieder etwas heiterer angesichts der Tatsache, dass auch die fortschrittlichsten Wesen gewöhnliche Treppen benutzten.

„Die zweite Ebene ist nur für Notfälle gedacht und wird demnach nicht oft benutzt. Es lohnte sich nicht, einen Ringtransporter einzubauen“, erklärte Jacob die Situation.

O’Neill verkniff sich einen weiteren Spruch, doch Daniel konnte sich nicht zurückhalten.

„Schon merkwürdig, dass man im Notfall noch Treppen steigen muss, wo es doch mit dem Ringtransporter viel schneller gehen würde.“ Mit einem Zwinkern blickte er in Jacobs Gesicht.

„Bitte, wir haben keine Zeit, jetzt über die Strategien der Tok’ra zu sprechen.“

Der Colonel war schon wieder bereit, mit Jacob zu diskutieren, doch Major Carter hinderte ihn daran, indem sie ihm kurz auf die Schulter klopfte und ihr Gesicht spöttisch verzog.

„Colonel, lassen Sie sich nicht auf eine Diskussion mit meinem Vater ein, die würden Sie verlieren!“

„Was...soll das heißen?“ O’Neill zog eine Augenbraue hoch und schaute leicht lächelnd zu dem blonden Major. Ihre tiefblauen Augen beeindruckten ihn genauso wie an dem Tag, als sich die beiden kennengelernt hatten. Er konnte sich nicht erinnern, dass er jemals für eine Frau soviel empfunden hatte wie für Major Carter. Deshalb entschloss er sich, ihren Rat für's erste anzunehmen.
 

2
 

Das aufgesuchte Frachtschiff war auf den ersten Blick nicht so schlimm zugerichtet, wie es SG-1 befürchtet hatte. Ein paar Brandspuren des pyramidenförmigen Schiffes erinnerten an das letzte Gefecht mit den Goa’uld- Gleitern, der anscheinend noch nicht allzu lange zurück lag. Außerdem war die ganze linke Seite des Ha’tak mit riesigen Schrammen übersät. Teal’c dachte dabei sofort an eine wohl recht brisante Notlandung, wie er sie selbst schon oft erlebt hatte. Natürlich hatte er als ehemaliger Primus von Apophis schon viele zerstörte Raumschiffe gesehen, sowohl von den Goa’uld als auch von anderen Völkern, die sich gegen sie auflehnten.

Mit einer 6-stelligen Kombination an der Schalttafel mit Goa'uld-Symbolen öffnete Jacob Carter die Tür ihres Raumschiffes und trat hinein. O’Neill und Carter taten es ihm gleich, gefolgt von Daniel und Teal’c. Der Colonel war immer wieder beeindruckt von diesen Flugmaschinen, was er aber niemals in Gegenwart eines Tok’ra zugeben würde. Vielmehr versucht er in solchen Fällen, die Konstruktionsschwächen der Tok’ra zu bemängeln (zum Beispiel spielt er jedes Mal darauf an, dass sich in diesen so fortschrittlichen Superraumschiffen keine Sicherheitsgurte befinden).

„Carter, kümmern Sie sich um das Kristall-Problem. Daniel soll Sie begleiten.“

„Jawohl, Sir.“ Carter blickte kurz zu Daniel, der sich gerade die Steuermodule anschaute, und gab ihm mit einer kurzen Kopfbewegung zu verstehen, ihr zu folgen. Daniel befolgte die Bitte und beide liefen in den hinteren Bereich des Schiffes, auf den Frachtraum zu.

Nachdem sich O’Neill kurz umgesehen hatte, trat er zu Teal’c und Jacob, die auf den zwei Sitzen vor der Steuerkonsole Platz genommen hatten. Jacob war gerade dabei, die Computerdaten an einem Monitor-Hologramm zu überprüfen.

„Na schön, Jacob, ich sage es Ihnen von vornherein: Ich werde es nicht erlauben, das Schiff zu starten, wenn Sam mir nicht ein klares ´Ja` gibt. Auf keinen Fall werde ich einer Selbstmordmission zustimmen, ist das klar?“

Jacob ließ von dem Bildschirm ab und fixierte O’Neill.

„Jack, ich muss ihnen doch nicht erklären, um was es hier geht, oder? Wenn sie keine Risiken eingehen wollen, hätten sie zu Hause bleiben sollen!“

Nicht nur Teal’c bemerkte den nun sehr scharfen Ton von dem sonst so ruhigen Vater von Sam Carter.

„Risiken werden immer eingegangen“, verteidigte sich O’Neill, „doch ich muss nicht unbedingt mein Team in Gefahr bringen, wenn es von Anfang an keine Hoffnung auf Erfolg gibt.“

„Seid ihr beiden schon wieder am streiten?“ Daniel kam aus dem Frachtraum zurück und versuchte, selber nicht daran glaubend, die beiden befreundeten Streithähne zu besänftigen. Er wusste natürlich, dass Situationen immer eskalieren können, wenn zwei so starrköpfige und temperamentvolle Charaktere aufeinander treffen. Und er wusste nur zu gut, dass sich beide nicht gerne etwas sagen ließen, Jacob noch weniger als O’Neill. Bei Jacob mag es daran liegen, dass er ein Tok’ra ist, die ja allgemein als hochnäsig gelten, aber Sam Carter hatte ihm einmal erzählt, dass ihr Vater auch früher schon so eingestellt war, weswegen die beiden früher während Sam's Kindheit viele Auseinandersetzungen hatten. Bei O’Neill ist die Sturrköpfigkeit mehr ein Schutzmechanismus, um keine Gefühle an sich heran zu lassen, ähnlich seinem Sarkasmus.

„Das hat ja nicht lange gedauert“, bemerkte O’Neill in Daniels Richtung. Der Anthropologe kramte schon wieder abwesend in seinem Rucksack, holte ein Buch heraus, ließ sich an der Wand nieder und fing an, zu lesen. O’Neill und Jacob wechselten einen vielsagenden Blick und schienen sich auf einen Waffenstillstand geeinigt zu haben, zumindest vorerst.

O’Neill stand schweigend von der Lehne des linken Sitzplatzes auf und nahm seine Mütze in die Hand, welche er die ganze Zeit über getragen hatte. Dann lief er langsam zum rechten Teil des Schiffes, wo sich Daniel niedergelassen hatte. Als er genau vor Daniels Füßen stand, hob er seine Mütze und warf sie treffsicher auf dessen Buch. Teal’c und Jacob beobachteten das Schauspiel belustigt.

Erschrocken sah Daniel auf und erkannte, dass sein langjähriger Freund vor ihm stand, nun beide Hände in die Hüften gestemmt. Daniel war so in das Buch vertieft gewesen, dass er nicht einmal bemerkt hatte, dass O’Neill sich vor ihm positionierte.

„Was ist?“, fragte Daniel etwas beleidigt und gab O’Neill seine Mütze zurück. Dieser nahm sie entgegen und setzte sie sich erneut auf, aber diesmal zeigte der Schirm nach hinten.

„Daniel...vielleicht könntest du uns sagen, wie es mit dem Antrieb aussieht!“, forderte O’Neill, als dieser sah, dass sich Daniel wieder seinem Buch zuwenden wollte.

„Was zum Teufel liest du da?“ O’Neill gab Daniel keine Chance, eine Antwort zu geben.

„Wir rechnen jeden Augenblick mit einem Angriff von Anubis’ Truppen und du hast nichts Besseres zu tun, als Schwachsinn zu lesen.“

Nun klappte Daniel verärgert das Buch zu. „Wenn du dir wenigstens die Mühe machen würdest um zu fragen, was ich hier lese und eine Antwort abzuwarten!“ O’Neill schloss die Augen, und als Daniel merkte, dass O’Neills Geduld durch die ganzen Streitereien mit Jacob langsam bei Null angekommen war, erklärte er die Situation.

„Jack, das hier ist ein Buch in dem ich alle Fakten von Anubis’ Heimatplaneten zusammengetragen habe.“ O’Neill verzog eine Augenbraue.

„Du hast ein Buch über Shela?“, zeigte sich nun auch Teal’c interessiert.

„Ja. Es ist mir nicht sofort eingefallen, aber der Name kam mir sehr bekannt vor. Anise hat mir damals sehr viel über Shela erzählt und ich habe darüber ein Buch geschrieben.“

„Anise war sehr angetan von Ihnen, Daniel. Sie war beeindruckt von Ihrem Wissenshunger“, bestätigte Jacob, der sich wieder dem Computer widmete.

„Wirklich?“ Nun war Daniel sehr interessiert.

„Wie auch immer!“, unterbrach O’Neill Daniels Freude, „Was ist mit dem Antrieb?“

„Warum fragst du das nicht Sam?“
 

3
 

Der Maschinenraum befand sich im hinteren Teil des kleinen Frachtschiffes. Um dort hin zu gelangen, mussten man zuerst den Ringraum durchqueren. O'Neill stolperte beinahe über eine Kiste, in der sich ebenfalls Tok'ra-Gegenstände für die Evakuierung zu befanden schienen.

An der Wand des Maschinenraumes standen vier große Säulen, die wie eine Art Regal dienten. In jeder Säule befanden sich übereinander gestapelt Kristalle, die man mit einem Ziehmechanismus herausholen konnte. Eine Kristallsäule diente dem Antrieb, die andere dem Waffensystem und die dritte dem Schutzschild. Die letzte Säule war für die restliche Schiffmechanik verantwortlich, wie zum Beispiel für die Energie des Ringtransporters oder zum Öffnen der Türen. Diese Säule war nicht beschädigt, denn sonst hätten sie die Türen nicht öffnen können, geschweige denn den Bordcomputer starten.

Als Colonel O’Neill in den Maschinenraum kam, war Carter gerade dabei, ein Kristallfach der Schutzschildsäule herauszuziehen. Schon von weitem erkannte er, dass die meisten der Kristalle vollkommen durchgeschmort waren.

„Carter, wie sieht es aus? Wir müssten langsam los.“

Major Carter ließ einen kurzen Seufzer los und blickte verzweifelt auf die zerstörten Kristalle.

„Na ja, Sir. Die Kristalle für das Schutzschild sind vollständig verkohlt, die müsste man alle austauschen.“

O’Neill deutete mit der Hand in ihre Richtung. „Na dann...los doch.“

„Geht nicht, Sir. Ich habe alle Ersatzkristalle benötigt, um den Antrieb wieder in Gang zu bringen, und ich kann nicht sicher sein, dass er wieder funktioniert. Aber das ist nicht das einzige Problem!“

Der 1,83m große, durchtrainierte Mann ging ein paar Schritte näher auf seine Freundin und Kollegin zu. Dann stand Carter auf und lief zu der dritten, der Antriebssäule. O’Neill folgte ihr. Sie zog nacheinander alle Kristalle heraus. Was O’Neill da sah, behagte ihm ganz und gar nicht. Mindestens 80% der Kristalle waren ebenfalls nur noch für den Müll zu gebrauchen.

„Oy....“ Enttäuscht zog er einen Mundwinkel nach oben.
 

4
 

Sie befanden sich nun alle im Hauptteil des kleinen Frachtschiffes. Jacob und Teal’c saßen nach wie vor am Steuerpult, Daniel saß noch immer auf dem Boden und studierte sein Buch, während O’Neill und Major Carter mitten im Raum standen. Jacob und Teal’c schauten fragend zu den Beiden.

„Also ich habe mir den Zustand des Schiffes angesehen“, begann O’Neill.

Jacob sah ihn fordernd an. „Und sind sie nun endlich bereit, mit der Mission zu beginnen?“

O’Neill schaute sich kurz jedes seiner Teammitglieder an und fasste einen Entschluss.

„Um ehrlich zu sein...nein!“

Teal’c zog eine Augenbraue hoch, dann fragte er: „Bist du dir sicher, O’Neill?“

„Allerdings, Teal’c. Dieses Raumschiff, was ich im Moment eher als Schrottkiste bezeichnen will, wird diesen Flug niemals überstehen!“

Nun schaute auch Daniel auf. Jacob wollte sich gerade beschweren, als O’Neill dies geschickt verhinderte: „Major, klären Sie alle Anwesenden, und besonders ihren Vater, über die Lage des Schiffes auf.“

Carter blickte zu ihrem Vater, dann antwortete sie: „Jawohl, Sir. Es tut mir Leid, Dad, aber der Zustand des Schiffes ist viel schlimmer, als ich zuerst dachte. Die Antriebskristalle können nur zu 70% belastet werden, und selbst das mit Risiko. Auf Schutzschilde und Waffen müssen wir ganz verzichten.“

„Das hört sich gar nicht gut an“, bestätigte sie Daniel, der nun aufstand und sein Buch in den Rucksack stopfte.

„Das ist korrekt“, bemerkte auch der Jaffa. „Was ist mit dem Hyperantrieb“?

Carter machte eine vielsagende Kopfbewegung, und Teal’c verstand sie.

„Sie sehen also, Jacob“, war sich O’Neill einer erneuten Debatte bewusst, „liegen die Chancen, dass wir Shela heil erreichen, bei ungefähr unter erwähnenswerten Prozenten. Ich werde mein Team nicht auf eine Selbstmordmission schicken! Und ise werde ich auch nicht fliegen lassen!“

Nun war Jacob aufgestanden. Er war nicht überrascht, dass sein Freund so entschied, denn er wusste genau, wie viel ihm sein Team bedeutete. Immerhin arbeiteten sie seit mehr als 7 Jahren zusammen und dabei bildeten sich Seelenverwandtschaften. Und das Wohl seiner Tochter lag ihm natürlich auch sehr am Herzen.

Jacob Carter stand nun direkt vor O’Neill. Alle Blicke waren auf den weisesten der Tok’ra gerichtet.

„Hören Sie, Jack. Wenn Sie ihr Team nicht gefährden wollen, kann ich das verstehen, aber ich gehöre nicht zu ihrem Team und deshalb können Sie mich auch nicht aufhalten. Ich werde auf jeden Fall fliegen, ob mit oder ohne ihre Hilfe.“

Major Carter machte einen erstaunten Gesichtsausdruck, und O’Neill las in ihren Augen große Sorge. Der Colonel befürchtete, dass sich seine Sam ihrem Vater anschließen wollen würde, wogegen er nicht viel sagen könnte.

„Dad...“, verlieh sie ihrer Sorge Ausdruck.

„Tut mir Leid, Kleines, aber ich habe keine Wahl. Es geht um etwas zu wichtiges, als das ich

mich da heraushalten könnte.“

„Ich werde das nicht mit Ihnen diskutieren, Jacob. Ich werde dafür sorgen, dass Sie mit uns kommen, wenn es sein muss dann auch...“. Weiter kam O’Neill nicht, denn eine plötzliche Explosion lenkte seine Konzentration von Jacob. Alle zuckten zusammen, sogar der kriegserfahrende Jaffa Teal’c. Man konnte für einige kurze Augenblicke eine Erschütterung spüren, die durch den ganzen Hangar zu rütteln schien.

„Was war das?“, fragte Daniel die Frage, die alle Mitglieder von SG-1 fragen wollten.

„Das wird Ihnen nicht gefallen, Jack.“ Aufgeregt wandte sich O’Neill an den Tok’ra, der ihn schon so manches Mal zur Weisglut getrieben hatte.

„Was soll das heißen, Jacob!“ Langsam wurde seine Stimmlage lauter. „Was ist da gerade passiert?“

„Der Eingang wurde gesprengt“, gestand Jacob.

„Was?“ Auch Carter und Daniel, die gleichzeitig reagierten, waren so schockiert wie O’Neill.

„Das passiert automatisch dann, wenn Eindringlinge gewaltsam versuchen, die Tür zu dem Hangar zu öffnen.“ Jacob schwang sich in den rechten der beiden Sitze und startete den Computer. Teal’c, welcher neben Jacob saß, fragte ruhig: „Was hast du vor?“

„Ich werde uns hier rausbringen!“

O’Neill stellte sich verärgert neben Jacob. „Mit dem Haufen Schrott?“

„Haben sie eine bessere Idee, Jack, dann her damit. Ich will auf jeden Fall nicht hier bleiben und auf die Jaffa warten. Aber wenn Sie wollen, können Sie gerne wieder aussteigen.“

„Aber wenn die Jaffa hier eingedrungen sind, dann warten draußen mit Sicherheit Raumschiffe auf uns!“, wandte sich Daniel an Jacob.

„Na schön, Jack. Es ist Ihr Team und Ihre Verantwortung. Treffen sie jetzt ihre Entscheidung!“

Alle sahen zu dem nun überrumpelten Mann, der heftig grübelte.

„So schnell geht das nicht!“, beschwerte er sich.

Über ihnen waren nun schwere Schusssalven zu hören.

„Also schön, fliegen wir, verdammt noch mal!“ Er schaute zu seinen Teammitgliedern und diese nickten zuversichtlich. Jacob nickte ebenfalls und machte sich daran, die Motoren zu starten.

„Na gut, Sam, jetzt sehen wir, ob der Antrieb funktioniert. Haltet euch alle gut fest, es kann sehr gut sein, dass wir draußen Gleitern und Kanonen ausweichen müssen.“

„Wie kommen wir aus dem Hangar heraus, Jacob?“, fragte ihn Daniel neugierig.

„Ungefähr so...“. Er drückte einen roten Knopf auf der Steuerkonsole und sagte: „Kre tak, lokum eras furat!“ Dann ließ er den Knopf los und sein Befehl wurde mittels eines Lautsprechers in den Hangar übermittelt. Alle warteten gespannt, was nun passieren würde. Dann endlich öffnete sich die gesamte vordere Wand der 2. Etage des Hangars. Die Tür war gerade halb geöffnet, als sie schon die Jaffa-Raumschiffe sahen.

„Großartig!“, sprach O’Neill wie zu sich selbst.

„Also gut, Motoren starten!“

Teal’c drückte beide Hände auf das vor ihm befindliche Steuermodul. Jacob überließ ihm die Steuerung des Ha’tak, denn Teal’c war von Apophis speziell dafür ausgebildet worden. Mit einem langen, quälenden Summen startete der Motor.

„Es funktioniert“, gab der Jaffa bekannt.

„Gut gemacht, Carter!“, lobte der Colonel den Major. Doch die konnte seinen Optimismus nicht teilen. „Ja, aber ich weiß nicht, wie lange es halten wird weil...“ O’Neill unterbrach sie mit einer kleinen Handbewegung. Er wollte die Lage nicht noch schlimmer reden, als sie eh schon war. Die Hangarluke war bereits vollständig geöffnet.

„Los, Teal’c, zeig mal, was du kannst“, gab O’Neill seinem Freund zu verstehen, das Raumschiff zu starten.

Mit seiner typischen Kopfbewegung gab der große, warmherzige Jaffa das Einverständnis. Ein Händedruck auf die Steuerkonsole genügte, um das Ha’tak zu starten. Das Schiff beschleunigte so schnell und ohne Vorwarnung, dass alle, die keinen Sitzplatz hatten, heftig nach hinten gerissen wurden und sich nur mit aller Kraft festhalten konnten. Mit ungeheurer Geschwindigkeit näherte sich das Schiff der weiten Hangarluke. Als es diese gerade halb passiert hatte, begann auch schon eines der kleineren Goa’uld- Raumschiffe, auf das Ha’tak zu feuern. Zum Entsetzen aller war es nur eines von mehr als 10 Schiffen, die obendrein von Gleitern begleitet wurden. Die Schlacht hatte begonnen.

„Das schaffen wir niemals ohne Hyperantrieb!“, kommentierte Jacob Carter die Situation.

„Achtung!“, brüllte Teal’c mit einer für ihn sehr ungewöhnlichen Gefühlsregung. Alle reagierten blitzschnell und klammerten sich so gut es ging fest. Carter und O’Neill bekamen Halt an einer Säule, die sich mitten in dem Ha’tak befand. Sam stand links von der mit Gold und Hieroglyphen besetzten Säule, ihr Vorgesetzter rechts.

Bei dem Einschlag einer Schusssalve vibrierte das gesamte Schiff, und kurzzeitig ging das Licht aus. Alle versuchten krampfhaft, nicht durch das gesamte Schiff geschleudert zu werden. O’Neill griff mit einer Hand nach Carters Uniformjacke und hielt sie fest, als sie bei einem weiteren Einschlag ihren Halt verlor und nach hinten fiel.

„Vorsicht, Sam!“, rief er ihr zu, doch der Lärm der Goa’uld- Schiffe und das Einschlagen der Feuersalven übertönte fast alles. Teal’c versuchte, sich trotz des Lärms verständlich zu machen: „Noch einen weiteren Einschlag wird die Hülle des Schiffes nicht überstehen!“

O’Neill verstand zwar nicht genau, was Teal’c sagte, doch sein Gesichtsausdruck verriet ihm alles Nötige. Daniel fragte ihn irgendwas, doch Teal’c verstand ihn nicht, er war einfach zu weit weg. Obwohl Major Carter nun genau neben ihm an der Säule stand , musste O’Neill schreien, damit sie ihn verstand. „Das sieht übel aus!“, rief er ihr zu.

„Und wir sind noch nicht einmal im Weltraum!“, gab sie als Antwort zurück. Ihre Augen waren weit aufgerissen, und mit einer Hand hielt sie sich krampfhaft an O’Neill fest, ebenfalls an seiner Jacke.

Das Ha’tak war nun von zwei Kampfschiffen von Anubis umzingelt. Um sie herum flogen mindestens sechs Gleiter. Da es weder vor noch zurück ging, stoppte Teal’c den Flug in den Weltraum. Die Jaffa von Anubis hörten auf zu feuern und der Lärm verschwand. Nun war nur noch das stotternde Motorengeräusch des Ha’tak und das gleichmäßige Summen der feindlichen Schiffe zu hören.

„Wir sind umzingelt“, gab Teal’c bekannt. „Ich sehe keine Möglichkeit, den Schiffen auszuweichen.“

„Wir sollten es nicht versuchen“, bemerkte Jacob. „Der nächste Treffer wird das Schiff zerstören“.

Carter, O’Neill und Daniel liefen mit schwankenden Beinen zu den Sitzen. O’Neill lehnte sich auf den Stuhl von Teal’c, um wieder etwas Kraft zu schöpfen. Sam legte ihm einen Arm um die Schulter und O'Neill fasste kurz, aber von Jacob unbemerkt, ihre Hand.

„Und was jetzt?“

„Keine Sorge, Jack, früher oder später wird sich schon jemand melden...“

„...und uns sagen, was für ein grausames Schicksal uns erwartet!“, ergänzte O’Neill Jacob spöttisch.

„Gibt es Tok’ra- Agenten unter den Jaffa von Anubis, die uns bei einer Gefangennahme befreien könnten?“, wollte Daniel wissen. Jacob drehte sich zu ihm um.

„Es gibt zwar ein paar wenige Agenten, aber es wäre zu gefährlich. Wir können es nicht riskieren, dass sie auffliegen“.

„Was werden wir jetzt tun?“, fragte Carter, ohne jemanden direkt anzusprechen. Ihre Frage musste nicht beantwortet werden, denn plötzlich fing der Bordcomputer an, zu piepsen. Es erschien ein Bildschirmhologramm in der Mitte der durchsichtigen Scheiben. Mit einem weiteren Piepsen gab sich der Primus von Anubis zu erkennen, leicht erkennbar an dem goldenen Schakal-Emblem auf der Stirn. Es war ein junger, glatzköpfiger Mann um die 25 (nur in Menschenjahren gerechnet, wahrscheinlich war er durch den Symbionten bereits um die 80 oder 90 Jahre alt). Sein Gesicht erschien den Tauri trotz der böse funkelnden Augen freundlich, was nicht zuletzt an seinen noch sehr jugendlichen Gesichtszügen lag.

„Jetzt bin ich ja mal gespannt“, sagte O’Neill, der sich wieder gefasst hatte.

„Ich bin Jerosh, Primus von Anubis. Euch wird ein sehr schlimmes Schicksal erwarten!“, stellte sich der junge Jaffa vor.

O’Neill verdrehte kurz die Augen, um zu zeigen, dass er langsam genug von den Vorhersagen der Goa’uld hatte.

„Das war uns schon klar!“, bemerkt er spöttisch, und Jerosh verzog den Mundwinkel zu einem Lächeln, was eher überlegen als belustigt zu deuten war, denn seine Augen behielten den funkelnden, bösen Ausdruck.

Jacob schaute zu dem Colonel und gab ihm mit einem ernsten Gesichtsausdruck zu verstehen, den Jaffa nicht noch weiter zu reizen.

„Was hast du jetzt vor?“, fragte Daniel und blickte auf den Monitor. Er hielt Augenkontakt mit dem Primus, denn ihm war natürlich klar, dass dieser ihn ebenfalls über seinen Monitor sehen konnte. Die Goa’uld- Monitore funktionierten so ähnlich wie die auf der Erde üblichen Fernsehschalten. Man sah sein Gegenüber, jedoch nicht sich selbst. So konnte man sich unterhalten, als stände man wirklich vor dem Gesprächspartner.

Der Jaffa blitzte kurz mit den Augen, um dann zu antworten. Carter fand, dass er nun aussah wie der Sänger Moby. Bei dem Gedanken musste sie kurz schmunzeln, was jedoch unbemerkt seitens ihrer Freunde blieb.

„Wenn es nach mir ginge, würde ich euch auf der Stelle töten lassen und den Shol’va Teal’c foltern bis dieser endlich zugibt, dass Anubis ein wahrer Gott ist!“

Teal’c blickte kurz in O’Neills Richtung, um sein Einverständnis für das nun folgende zu holen. Er fixierte den Primus von Anubis mit entschlossenen Augen.

„Hör mir zu, Jaffa. Die Goa’uld sind keine Götter. Sie nutzen Menschen wie dich aus, um ihre Kinder groß zu ziehen.“

„Schweig, Shol’va! Anubis ist ein Gott. MEIN Gott!“

Als Teal’c eine kurze Pause ließ, um zu antworten, mischte sich Selmak ein, der jetzt für sich und Jacob sprach.

„Anubis wird besiegt werden genau wie all die anderen falschen Götter. Wenn du leben willst, wende dich von ihm ab und schließe dich uns an!“

Alle in dem kleinen Ha’tak wussten, dass sich der Primus nicht überzeugen lassen würde, zumindest nicht so schnell und schon gar nicht in seiner überlegenen Position, doch einen Versuch war es wert.

„Vergesst es, Leute, dieser Jaffa ist einfach zu dämlich um die Wahrheit zu akzeptieren“, gab O’Neill noch hinzu, ohne diesen anzusehen, was seine Reaktion noch verstärkte. Manchmal war es die direkte Art des Tauri, die etwas bewirkte.

„Ihr werdet für eure Worte bezahlen!“, schrie er verärgert. „Hasak kree!“

Sein Kopf verschwand vom Bildschirm, und dieser ebenfalls einige Momente später.

„Was hat er gesagt?“, stellte O’Neill die Frage, deren Antwort alle anderen sonst befindlichen Leute in dem Schiff wussten, da alle außer ihm die Goa’uld- Sprache verstanden, wenn auch nur teilweise, wie es bei Major Carter der Fall war. Ihre Fähigkeiten verdankt sie der Tok’ra Jolinar, die vor einigen Jahren ihren Körper übernommen hatte.

Daniel antwortete ihm als erstes, und der Colonel ahnte an seinem entsetzten Gesichtsausdruck, dass es sich nur um etwas Negatives handeln konnte. Daniel Jackson sprach, ohne dabei den Blick von dem sich genau vor ihnen befindlichen Goa’uld- Schiff abzuwenden.

„Er hat das Signal gegeben, uns zu erschießen“.

Nun schaute auch der sonst so coole O’Neill entsetzt zu dem anderen Schiff und wartete, was nun passieren würde. Dann , nach einigen quälenden Sekunden, vernahmen sie ein nur allzu vertrautes Geräusch...die Waffen des Schiffes vor ihnen wurden geladen.

„Also schön, Leute, uns bleiben noch ein paar Sekunden, bevor wir zu Staub verarbeitet werden. Hat jemand eine Idee? Carter?“

„Tut mir Leid, Sir, aber ich sehe keine Möglichkeit, jetzt noch zu entkommen. Wir sitzen in der Falle“.

„Wir werden sterben“, wohnte Jacob, nun wieder mit seiner Stimme, seiner Tochter bei.

„Korrekt“, gab auch der sonst so kampfbereite Teal’c auf.

O’Neill wollte noch einmal protestieren, doch dann sah auch er, dass es zu spät war. Ein greller Feuerblitz flog direkt auf ihr Schiff zu, abgefeuert von dem Goa’uld- Raumschiff. Bis zum Einschlag blieben nun noch etwa ein paar Zehntelsekunden, und SG-1 und der Tok’ra schlossen abdankend die Augen. Jack umarmte Sam, um gemeinsam mit ihr zu sterben.

Als der Schuss an der Scheibe einschlug, spürte O’Neill plötzlich, wie sein Körper schwerelos wurde und er schlug die Augen auf. Ein grelles, weißes Licht erfüllte das Schiff. Er sah noch, wie alles um ihn herum sich auflöste und er fragte sich, ob sich der Tod so anfühlte. Dann verlor er endgültig das Bewusstsein...
 


 

Eine neue Hoffnung
 

1
 

Als O’Neill wieder zu sich kam, hatte er jedes Zeitgefühl verloren und sein Orientierungssinn war gleich Null. Das letzte, woran er sich erinnern konnte, war, dass ihr Raumschiff abgeschossen und zerstört wurde. Langsam wurde ihm bewusst, dass er fürchterliche Kopfschmerzen hatte, aber an sich schien er lebendig zu sein. Plötzlich überkam ihn eine große Sorge. Sam? Daniel? Teal’c? Jacob? Wo waren seine Freunde? Obwohl sein Schädel brummte als hätte ihm jemand mit einem Knüppel eins übergezogen, versuchte er sich aufzurichten. Doch das sollte ihm nicht gelingen, da er mit der Stirn gegen etwas stieß. Nach kurzer Verwirrung wurde ihm klar, dass er sich in einer Heil- und Schlafkapsel befand, die seineswissens nach nur eine Rasse besaß: Die Asgard.

In der Vergangenheit hatt er schon des öfteren in solch einer Kapsel gelegen. Als O’Neill an sich herabsah, musste er feststellen, dass er nun nicht mehr seine Wüstenkleidung trug, sondern seine ganz normale Arbeitskleidung, wie sie im Stargate- Center getragen wurde, wenn kein Einsatz anstand. Außerdem fühlte er an seiner Stirn eine kleine Narbe, an deren Stelle wohl vorher eine riesige Platzwunde gewesen sein musste.

Die Kapsel war durchsichtig und gerade so groß, dass ein ausgewachsener Mann wie er dort Platz fand, wenn auch nur ganz knapp. Natürlich war diese Kapsel speziell für die Asgard konstruiert worden, die höchstens die Größe eines 6-jährigen Kindes erreichten. Die Asgard waren eine sehr fortschrittliche Rasse, welche den Goa’uld waffenmäßig überlegen war, bis die Replikatoren ihre Heimatwelt angriffen und anfingen, die Asgard auszurotten. Seitdem kämpften Kommandeur Thor, ein alter Freund von SG-1, und die Tauri gemeinsam gegen diese übermächtigen Feinde. Gegen die Replikatoren war bis jetzt noch kein Mittel gefunden worden. Man musste sich die Asgard einfach nur wie typische Aliens aus den üblichen Science-Fiction-Filmen vorstellen: Sie hatten graue Körper mit dünnen Armen und Beinen. Ihr Kopf hatte riesige schwarze Alienaugen. Doch das eigentlich erstaunliche an ihnen war, dass jeder so aussah wie der andere, was daran lag, dass die Asgard geklont sind. Das heißt, dass sie sich nicht selbst fortpflanzen konnten und jeder nur eine Kopie des anderen Körpers war. Sexuelle Fortpflanzung war bei den Asgard seit mehr als tausend Jahren nicht möglich. Doch nun hatte sich ein Problem aus einer so langen Zeit des Klonens ergeben: da jeder Körper nur eine Kopie von einer Kopie war, entstanden genetische Fehler, die den Körper auf Dauer zerstörten. Heimdall, eine Asgard-Wissenschaftlerin, hatte ihnen erklärt, dass die Asgard eine aussterbende Rasse waren.
 

Der Colonel schaute sich verwundert um. Er sah grau- blaue Wände, wie es bei Asgard- Raumschiffen üblich war. Als er nach links blickte, entdeckte er weitere Schlafkapseln. In der Kapsel unmittelbar links neben ihm befand sich Major Carter, jedoch noch bewusstlos. Allein die Erkenntnis, dass Sam noch am Leben war, ließ ihn einen Stein vom Herzen fallen. Dahinter erkannte er Daniel Jackson, und auch dieser war noch im Tiefschlaf. Er war sich nicht sicher, aber er vermutete, dass sich dahinter noch Teal’c und Jacob befanden, aber soweit konnte er nicht sehen.

Doch was sollte er tun, um aus diesem Ding hinauszukommen? Er überlegte kurz, dann hämmerte er oberhalb von ihm gegen die durchsichtige Hülle.

„Thor?“, rief er, „Thor, bist du da?“ Dann hörte er auf zu hämmern und wartete auf eine Antwort. Nichts. Als er diesen Vorgang gerade wiederholen wollte, hörte er, wie sich eine Tür zischend öffnete. Ein paar Sekunden später beugte sich ein vertrautes Asgardgesicht über seine Kapsel. Es war Thor, der Asgard-Kommandeur.

„Thor, lass mich hier raus“, bat O'Neill seinen alten Freund. Die riesigen schwarzen Augen des Asgards schlossen sich langsam und öffneten sich wieder.

„O’Neill, ich muss zuerst überprüfen, ob du vollständig regeneriert bist“. Thors winziger Mund erinnerte O’Neill an einen Fischmund.

Thor verschiebte einen an einer Steuerkonsole befindlichen Knopf und ein roter Laserstrahl scannte den Körper O’Neills von Kopf bis Fuß. Dann ertönte ein leises Piepen, ähnlich dem Ton einer Mikrowelle.

„Es geht mir gut!“, beschwerte sich O’Neill. „Jetzt hol mich endlich hier heraus!“

„Die Scans zeigen, dass deine körperlichen Fähigkeiten zu 100 % wiederhergestellt sind“, teilte ihm Thor mit ohne auf O’Neills Beschwerden einzugehen. Er kannte den Tauri lange genug um zu wissen, dass dieser ziemlich nervig sein konnte. Mit einem weiteren Knopf aktivierte Thor den Deckel der Kapsel, der sich automatisch öffnete, indem er sich am unteren Ende der Kapsel zusammenzog und verschwand. Froh über die Befreiung hüpfte O’Neill unbeschwert aus der Liegefläche. Als er den Boden erreichte, klappten seine Beine zusammen und er fing an, überrascht aufzuschreien. Kurz bevor er sich der Länge nach hinlegte, spielten seine Beine wieder mit und er konnte sich gerade noch abfangen.

„Vorsicht, O’Neill. Dein Körper muss sich erst wieder aufbauen, du hast sehr lange gelegen“, erklärte ihm der Asgard in der für alle Asgard üblichen, langsamen und ruhigen Stimme.

„Wie lange?“, wollte O’Neill sofort wissen.

Thor schaute ihn einige Zeit schweigend an.

„Eine Woche“.

2
 

„Was ist mit meinen Freunden? Kriegst du sie wieder hin?“

Sie befanden sich nun auf der Brücke des riesigen, technisch fortschrittlichen Raumschiffes. Ein riesiger Monitor nahm fast eine gesamte Wand in Anspruch. Davor befand sich eine Konsole, die man mit besonderen Steinen steuerte. O’Neill hatte früher schon Erfahrungen damit gemacht. Man musste die Steine nur auf die richtige Position schieben und schon wurde der gewünschte Befehl ausgeführt.

Über den Monitor konnte man das gesamte Schiff bewachen. Lebenszeichen wurden durch Hitzesensoren erkannt und als rote Punkte dargestellt.

„Ich denke schon. Sie müssten bald aufwachen“.

"Und wieso bin ich schon wach?", wollte der Tauri neugierig wissen und sich die Zeit vertreiben.

"Dein Körper wieß die wenigsten Verletzungen auf". Thor blickte O'Neill kurz an.

In einem schlaksigen Gang lief der kleine Asgard dann zu der besagten Steuerkonsole. Er schob den Stein, der sich unten links befand, um eine Position nach rechts. O’Neill schaute auf den Monitor um festzustellen, was Thor gerade tat. Dort erschien nun eine Grafik. Nach längerem Hinsehen wurde ihm klar, dass es sich um die Statuswerte seiner Freunde handelte, die noch immer in der Kapsel regeneriert wurden. Alle Kapseln waren zu erkennen. Sie waren durchnummeriert, doch O’Neill konnte nicht feststellen, wer in welcher Kapsel lag.

„Was ist eigentlich passiert und ...warum trage ich diese Kleidung?“ Er zeigte auf seine Uniform. Thor lief an ihm vorbei zu der Raummitte. Dort setzte er sich in einen riesigen Stuhl, von dem aus er alles bedienen konnte.

„Du kannst dich nicht erinnern?“, fragte der Asgard ruhig.

„Na ja, das letzte, woran ich mich erinnere, ist, dass eine Feuersalve unser Schiff getroffen hat. Dieser verfluchte Schlangenkopf wollte uns zur Hölle schicken“.

„Euer Schiff wurde zerstört“, informierte ihn der Kommandeur der Asgard.

„Ah...“. O’Neill zog eine Augenbraue nach oben um auszudrücken, dass er ziemlich durcheinander war.

„Es gelang mir, euch rechtzeitig auf mein Schiff zu teleportieren, bevor euch die gesamte Kraft der Explosionswelle erreichte.“

O’Neill lief ein paar Schritte, um seine Beinmuskeln aufzubauen. „Ja dann...danke! Wieder mal perfektes Timing, was?“

„Doch ich konnte nicht ganz verhindern, dass ihr Schaden erleidet, dafür kam ich zu spät.“

„Doch kein perfektes Timing“, scherzte O’Neill.

„Ich habe euch in die Heilkapseln gelegt und gehofft, dass eure Verletzungen nicht zu schwerwiegend sind“, antwortete Thor erneut ohne auf O’Neill einzugehen.

Bei dem Thema Verletzungen fasste sich O’Neill automatisch an die Stirn und fühlte die kleine Narbe. Thor beobachtete ihn dabei und erklärte dann:

„Du bist mit dem Kopf gegen die Wand geschleudert worden und hast eine Platzwunde erlitten, die ziemlich kompliziert war“. Der Colonel fasste erneut besorgt an seine Stirn.

„Deshalb ist trotz der guten Heilkraft der Kapsel eine Narbe geblieben. Die Heilkraft wurde für andere, schwerer verletzte Teile deines Körpers benötigt“. O’Neill riss die Augen auf.

„Ein Totalwrack, ja?“, stellte er eine ironische Frage, doch ihm war klar, dass Thor sie ignorieren würde.

„Vergiss’ es. Wann werden die anderen aufwachen, wir haben keine Zeit, verstehst du“.

Thor blickte ihn kurz nickend an.

„Eure Mission nach Shela“, wusste Thor zur Überraschung von O’Neill.

„Woher...“, fragte dieser konsterniert.

„In den Kapseln sind die Gehirne mit dem Schiffscomputer verbunden. Daher konnte ich alle Informationen beziehen, die nötig waren.“

„Dann weißt du auch, dass jede Minute zählt, vor allem, da nun eine Woche vergangen ist!“

„Du irrst dich, O’Neill. Tatsächlich habt ihr sogar Zeit gewonnen.“

Als Thor in O’Neills Gesicht Ratlosigkeit sah, sagte er:

„Sieh aus dem Fenster“.

Links von dem Monitor befand sich eine durchsichtige Wand, aus der man nach draußen schauen konnte. O’Neill befolgte Thors Anweisung, wenn auch zweifelnd. Er lief zu dem Fenster und schaute hinaus.

„Dort ist ein Planet“, beschrieb er die Aussicht.

„Unter uns. Vorash?“, wollte er wissen.

„Weit gefehlt, O’Neill. Was du da vor dir siehst ist Shela!“
 

3
 

Kurz nachdem O’Neill auf den Planeten geschaut hatte, den er für Vorash hielt, begannen die Kapseln auf dem Monitor zu blinken. Thor und er wurden sofort darauf aufmerksam und liefen zu dem Kontrollpult.

„Die Kapseln haben ihre Aufgabe erfüllt“, teilte Thor mit.
 

4
 

Nachdem alle aus ihren Kapseln befreit wurden und sich aklimatisiert hatten, klärte sie O’Neill so gut er konnte über die Situation auf.

„Das verstehe ich nicht“, sagte Jacob. „Mein Symbiont hätte mich viel früher geheilt“.

Der Asgard machte eine leichte Kopfbewegung. „Dein Symbiont war sehr schwer verletzt. Ohne die Rettungskapsel wärst du gestorben.“

Jacob schaute eindringlich zu seiner Tochter.

„Thor, warum warst du überhaupt in unserer Galaxis?“, wollte Major Carter von ihm wissen.

Thor blinzelte kurz, als würde er überlegen, was er antworten soll.

„Die Wahrheit ist, dass ich die Flotte von Anubis verfolgt habe und meine Sensoren euch geortet haben“.

„Also war es nur purer Zufall, dass wir jetzt nicht tot sind“, meldete sich Daniel Jackson zu Wort, der neben Sam stand. Thor nickte langsam.

„Sollten wir unsere Mission nicht fortsetzen?“, drängte Teal’c, der es kaum erwarten konnte, in den Kampf zu ziehen.

„Ach ja!“, trat O’Neill auf das Fenster zu, bis er genau davor stand, „Das beste habe ich euch ja noch gar nicht erzählt. Sam, kommen Sie doch mal kurz hierher“.

Nach einem zögerlichen Blick zu Daniel befolgte sie seinen Befehl. Interessiert schaute sie aus dem Fenster, entdeckte aber nichts außergewöhnliches.

„Dort ist ein Planet“, sagte sie O’Neill emotionslos.

„Und was glauben Sie, welcher Planet das ist?“

Sam blickte erneut in den dunklen Weltraum, aber sie fand keine Antwort, was sie ihrem Vorgesetzten mit einem Kopfschütteln zu verstehen gab.

„Nah, keine Ahnung? Das ist Shela!“, löste er das Geheimnis.

„Was?“, riefen Jacob und Daniel im Chor, und auch Carter war nun fassungslos.

„Das ist unmöglich!“, war ihre Antwort.

„Wieso, Major Carter?“, mischte sich der Asgard ein.

Sie drehte sich zu ihm um.

„Na ja, weil wir von Vorash aus mindestens zwei Wochen für den Weg gebraucht hätten!“

„Mit unserem Schiff“, kommentierte Jacob in Richtung seiner Tochter. „Aber das Asgard- Raumschiff hat diese Distanz in der Hälfte der Zeit zurückgelegt“. Der Tok'ra suchte Bestätigung bei dem Asgard.

„Weit gefehlt“, unterbrach ihn Kommandeur Thor. Erstaunt richteten sich alle Blicke auf ihn, auch die von O’Neill und Carter, die zu den anderen zurückgekehrt waren und nun neben Jacob standen.

„Was meinst du damit?“ Teal`c wartete auf die Antwort genauso gespannt wie alle anderen.

„ Tatsächlich haben wir nur 3 Tage benötigt.“

Carter und Jacob staunten erneut nicht schlecht.

„Das würde bedeuten...“, Jacob war sichtlich überrascht von der Technik der Asgard.

„...das dieses Schiff mit mindestens 30-facher Lichtgeschwindigkeit fliegt!“, beendete seine Tochter seinen Satz und schaute geschockt zu O’Neill. Doch dieser war zu wenig mit der Bedeutung dessen vertraut, um angemessen zu reagieren, also sagte er gar nichts.

„Es ist uns gelungen, die Hyperantriebsmotoren so weit zu kondensieren, dass wir in der Lage sind, die Beschleunigungswellen mit 30-facher Lichtgeschwindigkeit zu betätigen. Jedoch ist das System noch nicht ausgereift. Es gelingt uns nur, diese Geschwindigkeit auf relativ kurze Zeiträume konstant zu halten, sonst würden wir eine Überlastung riskieren, die möglicherweise zur Zerstörung der Hülle führen würde...“

„Thor!“, unterbrach ihn O’Neill merklich ungehalten über das ganze Technikgerede. Der Asgard reagierte weder ärgerlich noch beleidigt über die Reaktion des Tauri. Er war es gewohnt, dass O’Neill ihn nicht ausreden ließ.

„O’Neill, dieses Schiff fliegt schneller als jedes Goa’uld- Schiff, das ich kenne“, wandte sich der große Jaffa an seinen langjährigen Freund.

„Teal’c, ich weiß, dass ist alles sehr beeindruckend und toll und... hatte ich beeindruckend schon erwähnt?“. Er schloss kurz die Augen, um sich wieder unter Kontrolle zu kriegen. Dann sagte er, deutlich ruhiger und klarer: „Ich weiß, dass das für euch wahnsinnig wichtig ist, aber darf ich euch daran erinnern, dass wir eine Mission zu erfüllen haben?“

„Richtig. Dank Thor haben wir nun den größten strategischen Vorteil, den man nur kriegen kann!“, stellte Jacob zufrieden fest, „Der Primus von Anubis hat gesehen, wie unser Schiff zerstört wurde. Er wird annehmen, dass wir alle tot sind“.

„Stimmt. Und selbst wenn sie vermuten, dass wir noch leben, sind wir schneller nach Shela gekommen als Anubis es sich vorstellen kann. Die Jaffa und Anubis würden höchstens in einer Woche mit uns rechnen, wenn nicht noch später“, unterstützte Carter den Enthusiasmus ihres Vaters.

„Also haben wir gute Chancen, völlig unbemerkt in den Stützpunkt zu gelangen“, fügte Daniel hinzu.

„Na bitte, klingt doch schon besser!“ Endlich lief es wieder nach O’Neills Geschmack.

„O’Neill?“ Thor stand von seinem Platz auf und lief auf den Colonel zu. Dann stand er mit seinen schlaksigen, dünnen Beinen vor ihm und reichte ihm bis zum Bauch. Seine großen, schwarzen Augen richteten sich auf O’Neills Gesicht.

„Ich bin dir sehr dankbar, dass du versuchst, uns zu retten“.

„Ist doch selbstverständlich, immerhin sind wir Freunde, oder?“

„Das ist bewiesenermaßen korrekt“, antwortete der Kommandeur der Asgard.

„Aber du musst dich bei Daniel und Jacob bedanken. Ohne ihre Überzeugungsarbeit hätte ich wohl nicht zugestimmt“, beichtete O’Neill ehrlich.

„Ich verstehe“, erwiderte Thor, „aber jetzt ist es Zeit, dass ihr mit eurer Mission beginnt. Ich kann leider nicht noch mehr Zeit aufopfern, in unserer Galaxie verursachen die Replikatoren erhebliche Probleme“.

„Wir versuchen, die Waffe zu bekommen und euch zu helfen“, bemerkte Daniel.

Thor nickte merklich und lief zu dem Kontrollpult vor dem riesigen Monitor in der Mitte der Brücke.

„Ach, Thor, wir werden unsere...“, begann O’Neill seinen Satz, konnte ihn jedoch nicht zuende bringen, denn der Asgard schob den Stein auf dem Feld einen Platz nach oben. Ein kurzes Piepen ertönte und SG-1 samt Jacob standen in voller Kampfmontur da, Jacob allerdings in dem typischen Tok’ra- Outfit. Die Tauri trugen nun ihre grünen Kampfanzüge und Carter, O’Neill und Daniel hielten nun ihre P-90 in den Händen.

„...Sachen benötigen“, vervollständigte der Colonel seinen Satz der Form wegen.

„Hervorragend“, bemerkte Jacob und hielt seine Zat-Waffe in die Luft.

„Ich kann euch leider nicht in die unmittelbare Nähe von Anubis Basis teleportieren“.

„Wieso?“, wollte Major Carter wissen.

„Dieser Planet hat ein Schutzschild über Anubis’ Stützpunkt. Es wird nicht gelingen, euch durch das Schutzschild hindurch zu teleportieren.“

„Das heißt, wir müssen noch ein ganzes Stück laufen, ja?“, wollte Daniel wissen.

„Ja“, kam die prompte Antwort des Asgard.

„Na schön, dann wollen wir mal. Seid ihr alle bereit?“, erkundigte sich der Colonel bei seinem Team.

„Ja, Sir“, antwortete Carter ihm zuerst.

„Natürlich“, auch der Jaffa gab eine kurze Bestätigung. Jacob und Daniel nickten O’Neill zu.

Dieser schaute zu Thor, welcher daraufhin den Stein um eine Position nach links verschob. In einem grellen Lichtblitz löste sich SG-1 samt Jacob auf.
 

5
 

Ein Jaffa gehobener Position lief hastig durch die relativ unbelebten Gänge von Anubis’ Stützpunkt. Seine Schritte beschleunigten sich stetig. Er schien es sehr eilig zu haben, endlich Meldung zu machen.

Die Gänge des Stützpunktes glichen exakt denen von Goa’uld- Raumschiffen. Alle Wände waren golden und mit Goa’uld- Symbolen geschmückt. In jedem Gang gab es Türen, die in verschiedene Räume führten. Der Jaffa wusste genau, welchen Weg er in diesem Labyrinth zu gehen hatte.

Ab und an kamen ihm Jaffa-Patroullien entgegen, meistens bestehend aus vier Jaffa, die im Gleichschritt liefen und ihre Stabwaffen in der rechten Hand hielten. Ihre schweren Stiefel erzeugten bei jedem Schritt ein für die Tauri altbekanntes Klappergeräusch.

Doch der Jaffa achtete nicht auf die Grüße der anderen Jaffa. Er hatte sein Ziel klar vor Augen. Als er noch einmal rechts abbog, war er endlich dort, wo er hinwollte: In Anubis’ Saal...
 

Reise durch Shela
 

1
 

Es erstreckte sich eine wunderschöne Waldlandschaft im Umkreis von mehreren Meilen um Anubis’ Stützpunkt. Hinter grünen Hügeln lag ein großer, klarer Bergsee, wie er auf der Erde nicht schöner hätte sein können. Der Himmel war blau und die Temperatur angenehm frisch. Im Wald wuchsen seltsame Bäume mit Früchten, die in den verschiedensten Farben funkelten. Ab und zu konnte man das Stiefelklappern einer Jaffa- Patrouille hören, das die Vögel aufschreckte. Außer den Jaffa deutete nichts auf die Gefahr des Planeten hin.

Mitten in dieser Idylle tauchten plötzlich fünf Gestalten auf, welche man auf Shela noch niemals gesehen hatte.

„Nett“, kommentierte O’Neill die Aussicht. Um sie herum gab es nur Bäume, nichts anderes als Bäume. Sie erkannten Tannen und Eichen, Birken und Farne.

„Sieht aus wie in Colorado, was Jack?“, gab Jacob von sich, nachdem er sich einmal im Kreis gedreht hatte und die Landschaft betrachtete.

„Allerdings“.

„Wir müssen nach Westen gehen, dann kommen wir automatisch zu dem Stützpunkt von Anubis“, erklärte Daniel und holte seinen Kompass heraus. Er hatte sich seine Berichte über Shela ein paar Mal durchgelesen und die Karte genau studiert.

„Wenn du das sagst“, kommentierte O’Neill und deutete mit dem Kopf in Richtung Westen.

Sie setzten sich in Bewegung, die Waffen im Anschlag, um nicht in bedrängliche Situationen zu kommen. Zwar rechneten sie nicht mit Jaffa- Patrouillen so weit außerhalb des Stützpunktes, aber Vorsicht war besser als Nachsicht.

„Wie weit ist es bis zum Stützpunkt?“, wollte Carter von Daniel wissen, neben dem sie gerade lief.

„Na ja, ich weiß nicht so genau, wie weit uns Thor teleportiert hat, aber ich rechne mit ein paar Meilen“.

„Das mit dem Schutzschild ist mir neu“, erzählte Teal’c, der als letzter lief und für die Rückendeckung zuständig war.

„Mir auch. In Freyas Aufzeichnungen wurde nichts davon erwähnt“, bestätigte ihn Daniel. O’Neill drehte sich zu Daniel um.

„Wundert dich das?“, fragte er zynisch.

Sofort fühlte sich Jacob wieder provoziert.

„Wenn sie damit sagen wollen, dass die Tok’ra es extra verheimlicht haben, um sie für die Mission zu gewinnen, muss ich sie leider enttäuschen“, wurde Jacob zornig.

„Wäre nicht das erste Mal, oder?“ Natürlich gab O’Neill nicht so schnell nach, nicht gegen einen Tok’ra, auch wenn der Wirt Sam’s Vater war. Schließlich hatten die Tok'ra sie schon öfter unter Vorspiegelung falscher Tatsachen für eine Mission gewonnen.

„Ich wusste ebenso wenig von dem Schutzschild. Thor hat mich damit ebenso überrascht wie Sie“. Jacob war genau der richtige Gegner für O’Neill, denn er wollte immer Recht behalten, egal, um was es ging. Aber ehrlicherweise musste man auch zugeben, dass Jacob fair genug war, seine Fehler einzugestehen, wenn er welche gemacht hatte.

„Die beiden werden sich nie ändern“, bemerkte Daniel in Sams Richtung, war sich aber sicher, dass es beide mitgekriegt hatten, was auch beabsichtigt war. Insgeheim wussten sie beide, dass ihre Streitigkeiten auf Kindergartenniveau waren, obwohl manche Anschuldigungen auf beiden Seiten zutrafen.
 

Sie liefen vorbei an prächtig gewachsenen Sträuchern und grünen Büschen. Seit Stunden durchquerten sie nun schon den Wald in Richtung Westen, und sie hatten nichts anderes zu Gesicht bekommen als unberührte Natur. Für den einen ganz schön, für die Tauri aber eher stinklangweilig, obwohl der Wald O'Neill lieber war als die Wüste von Vorash.

„Hat jemand schon Mal darüber nachgedacht wie es weitergeht, wenn wir am Schutzschild angekommen sind?“, wollte Daniel beiläufig wissen.

O’Neill, der neben Jacob die Führung übernommen hatte, blieb so abrupt stehen, als wäre er gegen eine Wand gelaufen. Erst wollten seine Freunde fragen, was passiert war, aber es war nicht mehr nötig. Der Colonel hob seine rechte Hand, und jeder, der eine militärische Ausbildung gemacht hatte, wusste, was dieses Zeichen zu bedeuten hatte. Nach einem kurzen Augenblick der Überraschung blieben alle sofort stehen und duckten sich. Carter und Teal’c schlichen sich rasch hinter zwei Bäume, Carter links, Teal’c rechts von O’Neill, welcher sich hinter einem Busch geduckt hatte. Alle hielten ihre Waffen schussbereit. Daniel und Jacob taten es O’Neill gleich und versteckten sich hinter hoch gewachsenen Sträuchern, deren Blätter sie wohl überdecken würden. Nun hielten alle ihre Waffen erhoben, bereit, zu schießen.

Carter schaute sich in der Gegend vor ihr um, aber sie konnte weder etwas sehen noch etwas hören. Doch ihre langjährige Arbeit mit O’Neill hatte ihr eines gezeigt: Wenn O’Neill solche Kommandos gab, dann waren sie auch berechtigt. Er würde wohl etwas gehört oder gesehen haben, zumal er ja vor ihr gelaufen war. Sie riskierte einen Blick zu Teal’c, der sich auf der anderen Seite hinter einem Baum verschanzte. Dieser war so konzentriert auf mögliche Feinde, dass er ihren Blick gar nicht bemerkte.

Daniel hatte sich für seine Zat- Waffe entschieden, da diese ihm sehr viel handlicher und sogar humaner vorkam als das riesige Maschinengewehr, zumal man eine Goa’uld- Waffe nicht nachladen musste. Jacob hatte nicht so eine Auswahl. Thor hatte ihm als Tok’ra nur eine Zat zur Verfügung gestellt, im Wissen, dass dieser mittlerweile mit deren Umgang wesentlich vertrauter war. Früher war Jacob Carter auch im Umgang mit Schusswaffen von der Erde vertraut, war er doch früher ein General der Air Force.

Obwohl Daniel wissen wollte, was O’Neill so beunruhigt hatte, wagte er es nicht, das Funkgerät zu benutzen. Jedes falsche Geräusch könnte ihre Position verraten und damit die Mission gefährden.

Ganz in ihrer Nähe wurde ein Schwarm Vögel aufgescheucht. Einige Augenblicke später war der Grund für O’Neills instinkthafte Reaktion deutlich zu hören: Das gleichmäßige Klappern von Goa’uldstiefeln. Selbst auf Waldboden war das Geräusch unverkennbar. Alle starrten gebannt in die Richtung, aus der die Schritte näher kamen. Als sich O’Neill sicher war, dass der Jaffatrupp noch weit genug weg war, benutzte er das Funkgerät.

„Teal’c, was glaubst du, wie viele Jaffa das sind?“

„Da bin ich mir nicht ganz sicher, O’Neill. Ich vermute mal, es ist ein Spähertrupp bestehend aus vier Jaffa“.

O’Neill dachte kurz nach. Er wollte keine Fehlentscheidung treffen, die fatal enden könnte.

„Dem Geräusch nach zu urteilen können es nicht mehr als fünf Jaffa sein“, unterstützte Jacob O’Neills Vorhaben von einem Präventivschlag.

„Vermutet zumindest Selmak“, fügte er hinzu.

„In Ordnung. Also, jeder nimmt sich den Jaffa vor, der ihm am nächsten steht. Zielt auf Sicherheit, jeder Schuss ein Treffer, wir können nicht riskieren, uns auf ein Feuergefecht einzulassen“, gab er Anweisung an sein Team.

„Verstanden“, gab ihm Carter eine klare Antwort. Auch die anderen antworteten knapp und klar verständlich.

Langsam hörten sie, wie die schweren Schritte näher kamen und den Boden erschütterten...
 

2
 

Der Jaffa irrte durch die Gemächer von Anubis. Nur einige wenige Jaffa hatten das Privileg, diese Räume zu betreten, und er gehörte dazu. Die Wachen vor dem Eingang zu diesem Abschnitt des Hauptquartiers hatten sich tief vor ihm verbeugt und ihn dann ohne Probleme passieren lassen.

Sein Name war Menok, und er war der oberste Jaffa in Anubis Diensten, gleich nach dem Primus. Doch da Jerosh sich zur Zeit noch im Weltraum befand und mit der Navigation der Flotte beschäftigt war, hatte Menok die oberste Befehlsgewalt auf diesem Planeten, zumindest unter den Jaffa.

Ab und zu liefen ihm klein gewachsene Diener entgegen, die für das Wohlbefinden von Anubis zuständig waren. Für diese Art von Arbeit entführten die Goa’uld bevorzugt willensschwache Menschen von anderen Planeten, unterzogen sie einer Gehirnwäsche und machten sie zu Sklaven. Die Gehirnwäsche war in sofern nötig, da die Diener keine Goa’uldlarven erhielten, die ihren Geist übernahmen. Unter anderem waren die Diener für das Essen zuständig, außerdem hielten sie die Quartiere sauber und ordentlich. Typische Diener erkannte man an der roten Kleidung. Aus Vorsicht gab es nur männliche Diener. Es hätte nämlich sein können, dass ein Jaffa sich in eine Dienerin verliebte, mit ihr abhaute und die Geheimnisse der Systemlords verriet. Denn wie allgemein bekannt befehligten die Systemlords nur männliche Jaffa, obwohl SG-1auch schon weibliche Jaffa getroffen hatte und nun zu den Verbündeten der Erde zählten: die Hak'tyl.

Die Gänge in Anubis Quartier waren wesentlich detailvoller ausgeschmückt, dennoch mit der typischen Vorliebe der Goa’uld für Gold und übertriebene Gestaltung. Menok erreichte eine riesige Halle, deren Boden in der Mitte mit einem roten Teppich ausgelegt war. An beiden Seiten des Teppichs standen in gleichmäßigem Abstand Jaffawachen mit ihren Stabwaffen. Sie verzogen keine Miene und starrten wortlos ins Leere, immer bereit, auf die Befehle von Anubis zu reagieren. Am Ende des roten Teppichs saß eine Gestalt, gehüllt in einem dunkelroten Gewand. Das Wesen auf dem Thron verkörperte so viel Böses, dass Menok es mit der Angst zu tun bekam, obwohl er nicht das erste mal vor Anubis trat. Dessen Gesicht war unter einer Haube versteckt...
 

3
 

Jetzt waren die Schritte keine zwanzig Meter mehr weg. O’Neill konnte endlich erkennen, mit wie vielen Jaffa sie es zu tun hatten. Es war, wie Teal’c es vermutet hatte, ein Spähtrupp bestehend aus vier Jaffa. Er drehte sich langsam zu den anderen um und zeigte mit den Fingern der linken Hand eine vier, bevor er sich wieder rasch auf das Zielen konzentrierte. Sein Team verstand, was er sagen wollte und konzentrierte sich auf den Angriff.

Der Jaffatrupp lief an dem Gebüsch vorbei, hinter dem sich der Colonel versteckt hatte und näherte sich nun der Position von Jacob und Daniel. Alle warteten auf O’Neills Kommando, zu feuern. Als die zwei Jaffa auf der rechten Seite an O’Neill vorüberzogen, erkannte dieser, dass die Jaffa nur ihre Zats an der Seite hängen hatten, von Stabwaffen war nichts zu sehen.

Die Jaffa befanden sich nun genau in der Mitte der Tauri und damit in der perfekten Schusslinie für einen Hinterhalt. O’Neill wusste, dass nun der einzige Zeitpunkt war und befahl: „Jetzt!“

Sofort reagierte sein Team. Immerhin arbeiteten sie schon seit mehr als sieben Jahren zusammen und hatten solche Situationen schon allzu oft erlebt und gemeistert.

Jacob stürmte aus seinem Versteck und feuerte zwei Schüsse aus seiner Zat-Waffe auf den Jaffa, der hinten links gelaufen war. Aufgrund dessen drehten sich die anderen Jaffa blitzschnell um und zogen in der Drehung ihre Zats aus der Befestigung an der Hüfte. Es war immer wieder erstaunlich, wie schnell diese Jaffa in der Lage waren, zu reagieren. Zwei der Jaffa wollten gerade auf Jacob schießen, als Carter und Teal’c fast gleichzeitig hinter den Bäumen hervorstürmten und die vorderen beiden Jaffa erledigten. Nun war nur noch ein Jaffa übrig, der aus letzter Not, wissend um seine sichere Niederlage, zu dem Jaffahorn griff, um seine Freunde zu warnen. O’Neill wollte zwar einen Jaffa am Leben lassen, um zu erfahren, wie sie das Schutzschild passieren konnten, doch mit dem Instinkt eines Mannes, der schon in vielen Schlachten gekämpft hatte, entschied er, zu schießen. Er hätte es nicht riskieren können, dass das Team entdeckt wurde, zumindest jetzt noch nicht, wo sie alle strategischen Vorteile auf ihrer Seite hatten. Vielleicht riskierte er, keine Informationen zu bekommen, aber sie würden auch auf andere Weise herausfinden, wie sie durch das Schutzschild gelangen konnten. Das alles schoss O’Neill durch den Kopf und innerhalb von drei Sekunden hatte er die Entscheidung getroffen und mit seiner P-90 einen Schuss auf das linke Bein abgefeuert. Mit schmerzverzehrtem Gesicht verlor der Jaffa seinen Halt und sank zu Boden.

„Teal’c“, rief O’Neill hastig und der Jaffa wusste sofort, was er zu tun hatte. Er stürmte zu dem verletzten Jaffa und riss dessen Arme hinter den Rücken, um ihn festhalten zu können. In dieser Zeit hatte Jacob bereits das Horn des Feindes aufgenommen. Teal’c hielt den Jaffa eisern fest, obwohl dieser wild versuchte, sich aus dem Griff zu befreien.

„Würde ich nicht versuchen“, gab ihm Daniel einen Tipp. Der Jaffa von Anubis hörte allmählich mit seinen Befreiungsversuchen auf und sah ein, dass er keine Chance finden würde, zu entkommen. Mit einem grimmigen Gesichtsausdruck beobachtete er die Bewegungen der Eindringlinge.

Carter griff in ihre linke Schienenbeintasche und holte zwei Plastikdrähte heraus, mit denen man einen Menschen sehr gut fesseln konnte.

„Na schön, Teal’c, halte seine Arme still“, sagte sie. Und nach diesen Worten begann sie, die Hände des Jaffa zu fesseln. Nun konnte dieser ruhig versuchen zu fliehen, weit würde er nicht kommen. Zur Sicherheit befahl sie dem Jaffa, sich hinzusetzen, und fesselte auch noch seine Knöchel aneinander. Der Jaffa war machtlos und hatte keine Möglichkeit mehr, aufzustehen, geschweige denn zu versuchen, wegzurennen.

Langsam versammelte sich das ganze Team um den mit ernster Miene dreinblickenden, jungen Jaffa. Die Waffen hatten sie inzwischen wieder weggesteckt, zumindest die Zats. Sie wussten, dass nun keine Gefahr mehr von dem Jaffa ausging. Doch trotzdem waren sie auf der Hut, und Carter und O’Neill hatten ihre P-90 immer griffbereit, falls der Jaffa auf dumme Ideen kommen sollte.

„Also“, begann O’Neill überlegen, „entweder du sagst uns, was wir wissen wollen, oder...“

„Oder was?“, unterbrach der Jaffa, ohne O’Neill anzusehen.

O’Neill schaute zu Jacob, der dann weitersprach.

„...oder du wirst sterben, Jaffa“.

„Ich bin nicht der, für den ihr mich haltet!“, versuchte er den Tauri zu erklären.

„Lass mich raten“, widersprach O’Neill, „jetzt kommt die berühmte ´Ich bin ein Tok’ra, bitte töte mich nicht` Nummer, richtig?“

Der Jaffa hob nun seinen Kopf und schaute O’Neill direkt in die Augen. Dann schloss er diese, hielt einige Sekunden inne und schaute ihm wieder in die Augen.

„Ich bin der Tok’ra Sarbon!“, erklärte der Unbekannte mit verzerrter Goa’uld- Stimme. Sofort schauten alle zu Jacob, um dessen Antwort zu erwarten. Dieser schritt langsam auf den Jaffa zu, bis er genau vor ihm stand, bückte sich und starrte ihm kalt in die Augen.

„Sarbon ist tot“, sagte er schließlich.

„Ist er nicht“, korrigierte ihn der Jaffa, oder Tok’ra.

„Jacob?“, forderte O’Neill. Dieser wandte sich nun in O’Neills Richtung, um sich zu erklären.

„Sarbon hat Martouf ebenfalls begleitet. Einer unserer Spione hat gesehen, wie Sarbon angeschossen wurde. Seitdem hat sich Sarbon nicht mehr gemeldet, weshalb wir annehmen, dass er tot ist“.

„Lasst mich die Sache erklären“, bat der junge Mann mit Goa’uld- Stimme.

„Mein Wirt wurde angeschossen, doch ich wurde nicht verletzt. Es gelang mir, einen neuen Wirt zu finden. Er ist ein junger Priester, der keinen Symbionten in sich trug, also konnte ich seinen Körper übernehmen. Es war gegen seinen Willen, aber ich hatte keine andere Wahl, sonst wäre ich gestorben.“

Carter schaute zu Daniel, und dieser zuckte mit den Schultern.

„Ich kann verstehen, dass ihr mir nicht glaubt“, gab er zu.

„Allerdings nicht“, antwortete ihm O’Neill.

„Warum hast du dich nicht gemeldet?“, fragte ihn Jacob.

„Ich wollte meine Position nicht verraten. Ehrlichgesagt hatte ich mir erhofft, in diesem Körper in Anubis Stützpunkt zu gelangen und Martouf und Aiesha zu befreien.“

„Also hast du dir eine Jaffauniform geschnappt und dich als einer von Anubis Dienern ausgegeben?“, wollte Daniel wissen. Der Tok’ra nickte.

„Selmak, ich bin es wirklich.“

„Beweise es“, forderte nun Selmak, und nicht Jacob Carter.

„Na schön. Kurz bevor deine ehemalige Wirtin im Sterben lag haben wir zusammen gegen ein paar von Cronos Jaffa gekämpft. Du wurdest angeschossen und ich habe dich gerettet. Kannst du dich daran erinnern?“

„Natürlich, Sarbon, mein Freund!“, lachte Selmak in Jacobs Körper.

„Soll das heißen, du glaubst ihm?“, wollte Carter von ihrem Vater wissen.

Dieser schloss kurz die Augen und redete wieder mit normaler Stimme.

„Ja, Kleines. Ich wusste, wenn es wirklich Sarbon ist, würde er mir die Geschichte vom Kampf gegen Cronos erzählen. Ich verdanke ihm mein Leben“.

„Sind sie absolut, hundertprozentig, ohne Zweifel sicher, dass er der ist, für den er sich ausgibt?“, drängte O’Neill. Jacob schaute ihm einmal eindringlich in die Augen und antwortete so klar und entschlossen wie noch nie zuvor mit einem „Ja“.

„Na schön, das reicht mir. Bindet ihn los“, befahl er. Teal’c schaute skeptisch in dessen Richtung.

„Ich halte das nicht für klug, O’Neill“, widersprach der weise Jaffa. O’Neill drehte sich in seine Richtung und blinzelte ihm fast unbemerkt zu. Teal’c hob den Kopf und verstand die Geste seines Freundes.

„Wie du meinst, O’Neill“. Er lief langsam auf den Tok’ra zu und fing an, dessen Beinfessel zu lösen. Als das erledigt war, machte er sich an der Handfessel zu schaffen. Sarbon fasste sich an die Handgelenke, die nach der Behandlung durch die Tauri schmerzten.

„Entschuldige, dass wir dich so behandelt haben, aber wir konnten ja nicht wissen, wer du wirklich bist. Dummerweise...kann man euch das nicht...ansehen“, bat der Colonel.

Der Tok’ra, der bis zu diesem Zeitpunkt auf dem Boden gesessen hatte, stand langsam auf und nickte schnell und wenig interessiert. Carter, die Sarbon die ganze Zeit über beobachtet hatte, erschien dieses Nicken mehr als merkwürdig, aber vielleicht war sie nur etwas besorgt wegen Martouf und der Mission. Doch ihr war noch etwas aufgefallen, als O’Neill sich bei dem Tok’ra entschuldigte. Colonel O’Neill würde sich niemals bei einem Tok’ra für so eine reine Vorsichtsmaßnahme entschuldigen. Hatte der Colonel einen Verdacht? Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte und schaute nachdenklich zu Daniel. Die beiden schauten sich mit fragenden Gesichtern eindringlich an und Carter war sich sicher, dass Daniel dasselbe aufgefallen war.

„Sarbon, kannst du uns zu dem Stützpunkt führen?“

„Völlig unmöglich!“, antwortete der Tok’ra wie aus der Pistole geschossen.

Daniel, Carter und Teal’c schauten sofort zu Sarbon, denn diese Antwort hatten sie nicht erwartet.

„Wieso?“, wollten Teal’c und alle anderen wissen. Sarbon überlegte kurz und setzte dann zu einer Antwort an.

„Der Stützpunkt wird schwer bewacht. Es wird euch nicht einmal gelingen, in die Nähe zu kommen.“

„Lass das mal unsere Sorge sein“, bemerkte O’Neill, „sag uns nur, wie wir durch das Schutzschild kommen“.

„Es ist zu gefährlich“, widersprach der Tok’ra.

„Na schön“, gab O’Neill zurück, „es wird dunkel. Wir sollten uns ein Lager aufbauen“. Nun waren O’Neills Freunde hundertprozentig sicher, dass ihr Anführer einen Plan hatte, denn er hätte niemals so einfach aufgegeben, die Informationen zu bekommen, die er wollte.

„Carter, Teal’c, ihr kümmert euch um das Essen. Daniel, du suchst Feuerholz, aber sei vorsichtig. An die Arbeit.“
 

4
 

Die Nacht war sehr klar. Am Himmel konnte man eine Unmenge an Sternen sehen, die in der Ferne glühten. Ab und zu konnte man das zwitschern von Vögeln hören, dass sich zwischen den Bäumen viel lauter anhörte, als es in Wirklichkeit war.

Sie hatten es sich auf einer kleinen Lichtung gemütlich gemacht (was man unter gemütlich verstehen konnte) und aßen eine Suppe, die Carter und Teal’c gekocht hatten. Die Suppe bestand aus einigen Gemüsesorten und ein paar Stückchen Hühnchenfleisch. Ganz annehmbar, wenn man bedachte, dass sie nicht viel Proviant mit sich tragen konnten. Gott sei Dank gab es beim Militär solche Suppen in kleinen Tüten, die man dann nur in heißes Wasser schütten musste.

O’Neill und Carter hatten sich einen Baumstamm als Kopfkissen beschafft. Der Rest arrangierte sich irgendwie.

„Wir sollten uns schlafen legen, morgen haben wir einen harten Tag vor uns“, befahl der Colonel.

„Was ist mit einer Nachtwache?“, bat Carter.

„Ich denke, dass wird nicht nötig sein“, reagierte O’Neill kühl.

„Aber...“, begann Daniel, wurde aber mit einem vielsagenden Blick seitens O’Neill gestoppt. Auch Carter und Teal’c schaute er auf die selbe Weise an, und er glaubte, dass sie seine Botschaft verstanden hatten...
 

5
 

Mitten in der Nacht, als die beiden Monde ganz am Himmel standen und nur das Knistern des Lagerfeuers zu hören war, vergewisserte sich Sarbon, dass alle anderen fest schliefen. Besonders skeptisch war er da bei dem großen Jaffa und bei dem Tok’ra. Vorsichtig schlich er sich an dem schlafenden Dr. Jackson vorbei, wobei er sich um diesen weniger Sorgen machte, da dieser in seinen Augen nur eine Mimose war und keinerlei Instinkte hatte. Geschafft. Nun musste er es nur noch irgendwie hinkriegen, schnell genug zu Anubis zu gelangen, um ihn vor den Tauri und dem Tok’ra zu warnen. Auch wenn sie nur zu fünft waren, sollte man sie nicht unterschätzen, immerhin haben sie schon eine hohe Anzahl an Systemlords besiegt, Apophis, Cronos, Sokar, Heru-ur, und noch ein paar mehr.
 

6
 

Menok bekam die Erlaubnis, vor Anubis zu sprechen. Voller Respekt kniete sich der Diener vor seinem Gott nieder. Sein Kopf beugte er lange Zeit nach unten, bis Anubis ihm mit einem Handzeichen die Erlaubnis gab, den Kopf zu heben und aufzustehen. Der Jaffa vermied es zuerst, dem Goa’uld in das Gesicht zu blicken, weil er wusste, was er dort sehen würde. Anubis hatte weder ein menschliches noch ein monsterähnliches Gesicht. Genau genommen hatte er gar kein Gesicht. Unter seiner Kapuze verbarg er eine schimmernde Wand. Es sah aus, als hätte er eine Art Schutzschild vor dem Gesicht, doch das Schild war das Gesicht. Als Daniel noch einer von den Aufgestiegenen war, fand er heraus, dass Anubis sein Gesicht aus dem Schutzschild herausscheinen lassen kann. Dies ist ihm möglich, weil er eine Zwischenform ist zwischen einem Aufgestiegenen und einem Goa’uld im Menschenkörper. SG-1 vermutet, dass Anubis von den anderen Aufgestiegenen aus dieser höheren Existenzebene verbannt wurde, er sich aber wehrte und es ihnen daher nur halb gelang, weshalb der gefürchtete Systemlord immer noch zur Hälfte ein übermächtiges Wesen war und über die Kräfte der Aufgestiegenen verfügte...
 

7
 

O’Neill öffnete langsam die Augen, jedoch nur einen Spalt. Er hatte das Geräusch gehört, was er gehofft und eigentlich erwartet hatte zu hören. Im Dunkeln sah er eine Gestalt davonschleichen. Mit einem raschen Blick nach links erkannte er, dass Major Carter schlief, wenn auch mit ihrer P-90 im Arm, genauso, wie er selbst es auch immer tat. Rechts von ihm lagen Jacob, Daniel und Teal’c. Daniel war wie nicht anders zu erwarten im Tiefschlaf, aber er bemerkte, dass Jacob und Teal’c ebenfalls wach waren. Die davonschleichende Person lief langsamen Schrittes in Richtung Wald. Nun blickte der Colonel auf die Stelle, an der der Tok’ra gelegen hatte: Sie war leer...
 

8
 

Im Stargate-Center lief alles wie gewohnt ab. SG-1 war seit ein paar Stunden aufgebrochen und General Hammond rechnete in den nächsten 48 Stunden nicht mit einem Zeichen von seinem besten Team. Er hatte großes Vertrauen in SG-1 und deren Fähigkeiten, doch diese Mission würde eine der riskantesten und schwierigsten werden. Man konnte sich nur schwer vorstellen, dass dieser kahlköpfige, sanftmütige Mann schon seit mehr als sieben Jahren das Stargate-Center leitet und die Teams auf ihre Missionen schickt. Auf den ersten Blick würde man denken, General Hammond wäre Gärtner oder Barbesitzer, aber nicht ein hochrangiger Offizier der Air Force. Doch dieser schlaue Mann verdient es, diesen Posten inne zu haben, denn laut O’Neill gab es nie einen besseren für den Job. Ohne ihn wäre SG-1 längst nicht mehr am leben. Wenn man bedenkt, dass Hammond schon ein paar Mal selber durch das Stargate gegangen ist, um seinen Leuten zu helfen, kann man die Worte O’Neills nachvollziehen.

Der General saß in seinem Büro und studierte die letzten Missionsberichte diverser SG-Teams. So las er, dass SG-6 in einen Jaffa-Hinterhalt geraten war und es deshalb Opfer zu beklagen gab. Er wusste genau, was da auf ihn zukommen würde. Bald würde er einen Brief an die Hinterbliebenen schreiben müssen. Natürlich durfte er nicht erklären, wie der Offizier gestorben war, denn das gesamte Stargate-Projekt unterlag strengster Geheimhaltung.

Mit einem kurzen Seufzer hielt er kurz inne. Dann klopfte es an der Tür. Dies geschah im Durchschnitt alle 5 Minuten weswegen er sich nicht weiter wunderte.

„Herein“, befahl er, ohne aufzuschauen. Gedanklich war er schon bei dem Brief für die Angehörigen der verstorbenen Kadetten Green und Richmont.

Ein schlanker Mann in einem dunkelblauen Overall öffnete langsam die Tür und trat hinein, verschloss die Tür aber nicht hinter sich, was bedeutete, dass dieses Gespräch nicht lange dauern würde. Der General ließ von seinen Akten ab und wandte sein Gesicht dem schlanken Mann vor ihm zu. Er erkannte sofort, wer da vor ihm stand, und ihm war klar, dass es etwas wichtiges sein musste. Es war Sergeant Siler, der Mechaniker des Stützpunktes. Aufgrund seiner Erfahrung genoss er hohes Ansehen bei dem General.

„Sergeant?“, forderte Hammond den braunhaarigen Mann auf, zu sprechen. Dieser kam noch einen Schritt näher an den großen, roten Schreibtisch heran.

„General, wir haben Funkkontakt mit einem alten Bekannten“, gab Siler preis. Der General verzog aufgrund dieser Information die Augenbrauen. Er hatte sich schon sehr viel von der Gesichtsmimik des Colonels angeeignet, auch wenn dies eher unbewusst geschah.

„Jonas Quinn, Sir“, erklärte Siler rasch.

„Ist er noch auf Kelowna?“, wollte Hammond wissen.

„Ja, Sir. Er wünscht, sie zu sprechen. Er sagt, es sei dringend“.

Der übergewichtige General erhob sich von seinem Schreibtischstuhl und wies Siler mit einer nach vorne gerichteten Hand an, zur Kommandobrücke zu laufen. Siler folgte dieser Anweisung und der General verließ hinter ihm sein Büro. Gemeinsam liefen sie durch die grauen, endlos erscheinenden Gänge des SGC, welches mehrere Stockwerke unter der Erde lag. General Hammonds Büro lag in der untersten Etage des Cheyenne-Mountain-Complexes, was offiziell eine Forschungsstation für Weltraumradartelemetrik war, denn das Stargate befand sich ebenfalls auf dieser Ebene.

Sie erreichten eine Treppe und gelangten in einen großen Raum, der mit Computern nur so übersäht war. An den Wänden blinkten tausende von Anzeigen. An der Vorderseite des Raumes konnte man durch mehrere kugelsichere Glasscheiben das beeindruckende Stargate sehen. Vor den Glaswänden befanden sich ebenfalls mehrere Monitore und ein Gerät, mit dem man die Irisblende von Hand öffnen konnte. Registrierte Mitarbeiter des Stargate-Centers konnten ihre Hand in dieses Gerät legen und dieses erkannte dann die Identifizierung und die Erlaubnis für die Öffnung oder Schließung der Irisblende wurde bewilligt. Bei einem falschen Handabdruck wurde sofort Alarm ausgelöst und das Stargate abgeschaltet. Die Sicherheitsstandards waren sehr hoch, und nur Carter wusste genau, wie dieses Programm ablief, denn schließlich hatte sie es erfunden.

Das Stargate war aktiviert und die hellblauen Wellen, die wie Wasser aussahen, schimmerten gleichmäßig. Es bestand kein Anlass, die Irisblende zu schließen, denn auf einem Monitor konnte man lesen, dass der Computer den Iriscode von Jonas Quinn erkannt hatte. Jedes SG-Mitglied sowie alle Verbündeten hatten einen bestimmten Identifizierungscode, den man mithilfe eines Langstreckensensors übermitteln konnte. Wenn der Computer das Signal nicht erkannte, wurde die Iris geschlossen und derjenige, der unbefugt durch das Erdentor ging, starb, weil sich seine Moleküle nicht mehr zusammenfügen konnten.

Siler setzte sich vor einen Computer und begann, ein paar Knöpfe zu drücken. Schon erschien das Bild von Jonas Quinn auf dem Monitor. Jonas war ein Wissenschaftler, den SG-1 vor ein paar Jahren auf seinem Heimatplaneten Kelowna traf. Als Daniel Jackson dort bei einer Explosion verstrahlt wurde, übernahm Jonas ein Jahr lang den Posten im SG-1 Team...
 

9
 

Als O’Neill sicher war, dass der Tok’ra weit genug weg war, schlich er zu Carter und Daniel, um sie zu wecken.

„Was ist denn los?“, fragte ein müder Daniel. Dann suchte er blind nach seiner Brille, denn es war immer noch stockduster, nur das Mondlicht gab etwas Helligkeit.

„Unser Gast hat sich davongeschlichen“, wandte sich O’Neill an Jacob. „Na ja, was war bei einem Tok’ra auch anderes zu erwarten“.

„Jack, Sarbon ist ein Verräter“.

„Das habe ich auch gemerkt. Aber warum haben die Tok’ra nichts gegen ihn unternommen?“

„Er hat doch erzählt, dass er bei einem Einsatz angeschossen wurde.“

„Das ist korrekt“, stimmte Teal’c dem Tok’ra zu.

„Aber er wurde nicht von einem Jaffa angeschossen, sondern von uns!“

Daniel und Sam, die beide aufmerksam zugehört hatten, schauten sich gegenseitig fragend an.

„Ihr habt geglaubt, dass er tot sei“, wandte sich Carter an ihren Vater.

„Ja“, bestätigte sie Jacob. O’Neill stemmte beide Hände in die Hüfte.

„Tja, aber er war es nicht!“, vertönte er in einem bewusst sarkastischen Ton.

„Jetzt weiß ich auch, warum Anubis von Vorash erfahren hat“, sagte Daniel.

Alle schwiegen für eine kurze Zeit. Dann erhob sich der Jaffa.

„Ich finde, wir sollten Sarbon verfolgen. Nur er kennt den Weg zu Anubis’ Stützpunkt“, schlug er vor. O’Neill überlegte kurz und nickte dann zustimmend.

„In Ordnung, packt schnell euren Kram zusammen und dann gehen wir auf Tok’ra-Jagd“. Aufgrund dieses Witzes befürchteten Carter und Daniel, dass es erneut zu einer heftigen Diskussion zwischen dem Colonel und Jacob kommen könnte, denn der Tok’ra hatte allmählich genug von den ganzen Anspielungen auf die Art und Weise der Tok’ra. Doch sowohl Jacob als auch Selmak hielten sich erstaunlicherweise zurück...
 

10
 

„Schön sie zu sehen, Jonas Quinn“, begrüßte General Hammond seinen ehemaligen Untergebenen.

Jonas lief mit einem ernsten Blick die Rampe herunter, die vor dem Stargate stand. Er trug ein Gewand in Sandfarben, wie es für Kelownaner üblich war. Hinter ihm schloss sich das Wurmloch mit einem zischenden Geräusch und die roten Lichter der Chevrons erloschen. Der wissbegierige Wissenschaftler von Kelowna war bekannt dafür, dass er eigentlich in jeder Lebenslage ein Lächeln auf den Lippen hatte, doch heute war dem nicht so.

„General, ich wünschte, die Umstände wären erfreulicher“, gab Quinn als Antwort zurück. Er stand nun direkt neben dem kleineren General und wartete ab.

„Wir müssen reden“, fügte er nach einer kleinen Pause hinzu. Mit einer klaren Handbewegung gab der General Jonas zu verstehen, den Torraum zu verlassen und in sein Büro zu gehen. Jonas leistete dieser Geste folge und beide liefen schnellen Schrittes in Richtung Büro...
 

11
 

Der Diener Menok schaute voller Ehrfurcht zu seinem Gott Anubis.

„Sprich“, befahl dieser mit verzerrter Goa’uld- Stimme und hob leicht seine rechte Hand.

„Mein Gebieter, verzeiht mir, aber eure neue Waffe ist noch nicht bereit für so einen großen Einsatz“.

Anubis drehte den Kopf verärgert.

„Wieso ist die Waffe noch nicht einsatzbereit, wie ich es befohlen hatte?“, wollte er mit einer boshaften Körperhaltung wissen. Menok zuckte zusammen. Er wusste, zu welchen Taten sein Gebieter fähig war und er würde auch nicht zögern, ihn zu töten, wenn er nicht mit ihm zufrieden war.

„Es sind einige Probleme bei der Übertragung der Daten auf den Schiffscomputer aufgetreten“, erklärte Menok die Lage und versuchte, seine Furcht zu verbergen.

„Dann löst die Probleme. Wenn ihr es nicht rechtzeitig schafft, werdet ihr alle schöne Opfer

abgeben“, drohte Anubis, ohne seine Stimmlage zu verändern. Für ihn war es etwas alltägliches, Menschen hinzurichten.

„Aber mein Gebieter, es ist unmöglich, dass...“. Weiter kam Menok nicht. Jerosh, der Primus von Anubis, stand nun hinter ihm und hielt ihm eine geladene Stabwaffe an den Hinterkopf. Menok war der oberste Diener Anubis’, doch dieser Titel bedeutete nun nichts. Auf ein Zeichen von Anubis feuerte der Jaffa die Waffe ab. Der abgetrennte Kopf von Menok rollte noch ein paar Meter über den goldenen Boden, bis er mit dem ängstlichen Gesicht nach oben zeigend verharrte. Menok’s restlicher Körper sank in sich zusammen wie ein Sack voll Mehl.

„Schafft ihn aus meinen Augen“, befahl Anubis, „und zeigt seinen Leichnam den anderen Dienern, als Zeichen dafür, was passiert, wenn man versagt“.

Sofort eilten zwei der Jaffawachen herbei und trugen den Leichnam aus der Halle. Ein weiterer Jaffa fasste den Kopf von Menok an den Haaren und trug ihn ohne eine Mine zu verziehen dem Leichnam hinterher. Jerosh entlud seine Stabwaffe und nahm wieder die Position neben seinem Gebieter ein. Anubis ließ sich zurück in seinen Sessel sinken...
 

12
 

Der General hatte in seinem roten Sessel Platz genommen und wies Jonas Quinn an, sich auf den Stuhl vor ihm zu setzen.

„Sergeant, schließen Sie die Tür“, befahl der General einem Soldaten der an der Tür Wache stand. Sofort rührte dieser sich und führte den Befehl schweigend aus.

„General, wir haben nicht viel Zeit. Etwas Schreckliches ist passiert und ich muss unbedingt verhindern, dass es noch einmal geschieht“, begann Jonas ohne dem General in die Augen zu schauen. Der General rutschte von einer Seite zur anderen.

„Erzählen Sie, Jonas“, forderte er...
 

13
 

Sarbon schlich sich durch den Wald, sicher, dass er die Tauri überlistet hatte...
 

14
 

SG-1 in Begleitung von Jacob liefen schweigend vorbei an düsteren Bäumen und Büschen. O’Neill und Carter gingen voran, während Teal’c allen Rückendeckung gab. Der Colonel dirigierte sein Team gekonnt mit den üblichen Handzeichen der Armee, ohne dabei ein Wort zu sagen. Wie immer tat er dies mit einem konzentrierten Gesichtsausdruck, denn er wusste, dass ein falsches Kommando den Tod bedeuten konnte. Solch eine Situation hatte er bei einer früheren Mission, weit vor dem Stargate-Projekt, miterlebt. Als er selber noch Kadett war, war er mit einem Team bestehend aus fünf Leuten in Europa auf einer inoffiziellen Mission. Sein damaliger Teamführer, Colonel Mulder, war schon lange im Dienst, weshalb O’Neill ihm und seiner Erfahrung sein Leben anvertraute. Er und sein bester Freund Kadett Osborne liefen dicht hinter Mulder und folgten seinen Handzeichen, denn der Feind war überall und jedes Geräusch hätte das letzte sein können. Doch so routiniert Colonel Mulder auch war (vielleicht war es auch die Routine schuld), er vertat sich mit den Handzeichen und O’Neill und Osborne liefen geradewegs in einen Hinterhalt des Feindes. Osborne kam dabei ums Leben, was der junge O’Neill mit ansehen musste. Er selber wurde angeschossen, konnte aber mit seinem Team noch entkommen. Diese Erfahrung hatte O’Neill geprägt und war eine von vielen Erfahrungen, die ihm zu dem machten, was er heute war: ein sehr guter Infiltrator und ein noch besserer Kommandant...

15
 

„Anubis ist im Besitz einer neuen Superwaffe“, begann der sonst so lustige Jonas Quinn mit versteinerter Mine. Hammond beugte sich vor.

„Das wissen wir, eine Waffe, mit der die Replikatoren vernichtet werden können“, teilte er Jonas mit. Dieser wandte seinen Blick nun geistesabwesend ab, als wäre er mit den Gedanken ganz woanders. Dann erwiderte er, ohne den General anzuschauen: „Diese Waffe ist noch zu sehr viel Schlimmeren im Stande, und es ist meine Schuld...“

„Was soll das heißen?“, fragte der kahlköpfige General. Jonas richtete seinen Blick wieder auf Hammond, wenn auch ungern.

„Diese Waffe ist in der Lage, jedes Lebewesen in diesem Universum zu vernichten...Sie passt sich der DNA an und zerstört diese individuell, egal, ob Goa’uld, Asgard, Tollaner, oder... Menschen...“. Bei diesem Gedanken richtete Jonas seinen Blick wieder auf den General und schaute ihm dabei tief in die Augen. Der sonst so routinierte General der Air Force schluckte tief.

„Soll das heißen, Anubis ist jederzeit in der Lage, alle Lebewesen auszurotten?“, kam ihm das unvorstellbare Szenario in den Sinn. Jonas nickte ernst.

„Wir haben unsere Forschungen wieder aufgenommen, nachdem ich zurück auf Kelowna war. Es gelang uns, dank meinen Erfahrungen auf der Erde und mit SG-1, solch eine Waffe zu konstruieren“, erklärte Jonas.

„Und dann? Wie konnte Anubis an die Pläne für die Waffe gelangen?“.

„Jaffa- Patrouillen durchsuchten erneut die Stadt, da Anubis hoffte, doch noch wertvolle Artefakte zu finden. Durch einen Verräter unter den Wissenschaftlern gelangten die Jaffa in die geheimen, unterirdischen Forschungsstationen und stahlen die Pläne...“.

General Hammond richtete den Blick auf seine Stuhllehne. Dann wurde ihm bewusst, was auf dem Spiel stand.

„Soll das heißen, ich habe SG-1 auf einen Goa’uld- Planeten geschickt um eine Waffe zu stehlen, die von euch konstruiert wurde?“, fragte er konsterniert.

„Da ich schnell lerne, habe ich die Baupläne auswendig gelernt, zur Sicherheit. Doch SG-1 muss unbedingt dafür sorgen, dass Anubis nicht zur Fertigstellung der Waffe kommt. Sie müssen um jeden Preis die Baupläne löschen...“

„Können Sie mir sagen, wie ich SG-1 auf Shela erreichen soll? Wenn ich das Tor aktiviere, gehe ich das Risiko ein, dass sie entdeckt werden. Das Tor ist mit Sicherheit streng bewacht und es ist ein leichtes, die Wahlkoordinaten zurück zu verfolgen...Damit wüsste Anubis, dass sich welche von uns auf Shela befinden und die ganze Geheimmission könnte auffliegen!“, wurde General Hammond etwas lauter.

„Wir müssen das Risiko eingehen. Es wäre völlig unnötig, Anubis die Waffe zu stehlen, wenn er weiterhin die Pläne hätte und jederzeit neue Waffen bauen kann!“, bemerkte Jonas entschlossen. General Hammond dachte einen Augenblick nach. Er wusste, dass Jonas Recht hatte, doch das Leben von fünf seiner Freunde stand hier auf dem Spiel, was im Vergleich zu Milliarden von Leben im Universum wiederum lächerlich erschien.

„Sie haben Recht“, gestand der General. „Auch wenn es SG-1 gelingt, Anubis diese Waffe zu stehlen, hätten sie ihr Leben umsonst riskiert. Wir werden sie durch das Stargate kontaktieren“. Jonas nickte zufrieden...
 

16
 

„Da ist er“, flüsterte Jacob.

Menok schlich so gut wie lautlos durch das Unterholz. Jaffa und Goa’uld wurden speziell für solche Situationen ausgebildet, da lautloses Anschleichen überlebensnotwendig ist. Der Verräter war immer noch sicher, dass ihm keiner gefolgt war, weshalb er begann, sein Tempo zu reduzieren. SG-1 blieb ihm auf dem Fersen...
 

17
 

„Sergeant, wählen Sie Shela an“, gab Hammond den Befehl an Walter, der für das Anwählen zuständig war.

„Aber...“, schüttelte er ungläubig den Kopf.

„Wir haben keine Wahl, also befolgen Sie meinen Befehl“. Dann wandte er sich an Jonas, der neben ihm stand: „Hoffen wir, dass sie in Sicherheit sind“. Jonas nickte nur besorgt.

„Chevron 1...aktiviert...Chevron 2...aktiviert...Chevron 3...aktiviert...“, kommentierte der Sergeant wie üblich.

„Chevron 4 aktiviert...Chevron 5 aktiviert...Chevron 6 aktiviert...Chevron 7...aktiviert!“

Eine riesige Welle kam aus dem Stargate, schoss einmal nach vorne und dann nach hinten. Dann wurde die Verbindung aufgebaut und eine Wand aus blauen, schimmernden Wellen befand sich nun im Stargate...
 

18
 

Das Stargate auf Shela befand sich in einem kleinen Krater. Es war umgeben von meterhohen Felsen. Im Norden konnte man oberhalb der Felsen eine Naquadah-Mine sehen, doch es war nur eine von vielen dieser Art. Shela war reichhaltig an Naquadah, weshalb Anubis diesen Planeten als seine Heimatwelt erkor.

Um aus dem aus Kies und Sand bestehenden Krater zu gelangen, musste man via Ringtransporter „hochgebeamt“ werden. Einige menschliche Sklaven, wahrscheinlich von anderen Planeten entführt, kamen von Zeit zu Zeit aus dem Mineneingang und gingen dann wieder hinein. Man konnte erkennen, dass sie etwas auf ihrem Rücken transportierten, dass wie Gestein aussah, in Wirklichkeit aber das Mineral war, was auf der Erde nicht vorhanden ist: Naquadah. Die Minenarbeiter trugen zerrissene Kleidung und hätten für einen Schluck Wasser oder ein Stück Brot wahrscheinlich so ziemlich alles getan. Dass Menschen für die Goa’uld nur Werkzeuge sind, ist in der Vergangenheit ja schon oft unter Beweis gestellt worden, aber der Zustand dieser Sklaven konnte andere Grausamkeiten noch überbieten.

Zwei Jaffa standen neben dem Mineneingang, um die Arbeiter zu bewachen und wenn nötig, zur Eile anzutreiben. Sollte einer der Sklaven nicht parieren, wurde kurzer Prozess gemacht. Die Jaffa zögerten nicht, die Menschen hinzurichten, denn sie wussten genau, dass sie jederzeit dazu in der Lage waren, neue Sklaven von anderen Planeten zu entführen. Außerdem bildeten sich schnell Widersacher unter den Sklaven, wenn man ihnen nicht mit absoluter Macht gegenübertrat, und sich widersetzende Sklaven waren gefährlich, das wussten auch die Jaffa. Einzeln waren die Menschen nur Witzfiguren, doch in der Gruppe hätten sie leicht einen Aufstand beginnen und durchaus durchsetzen können. Das ist genau wie damals im 19.Jahrhundert, als die Epoche der Aufklärung begann. Die Menschen lebten unter den Gesetzen der Herrscher und trauten sich einfach nicht, dagegen anzugehen. Viele waren auch einfach zu faul, selbst den Verstand zu gebrauchen und eigenständig zu leben. Als dann die Zeit der Aufklärung anbrach, vereinten sich die Menschen und fingen an, sich gegen ihre Herrscher aufzulehnen. Dies brachte dann den Umschwung vom Feudalismus zur Demokratie.

Doch die heutigen Sklaven der Goa’uld waren weit davon entfernt, sich zu erheben und um ihre Freiheit zu kämpfen. Zu groß war die Furcht vor den mächtigen, kriegerischen Wesen, die sie für Götter und damit für allmächtig hielten. Es schien einfach nur aussichtslos, und die Goa’uld hatten natürlich dafür gesorgt, dass die Sklaven genügend Furcht vor ihnen hatten.

Neben dem Stargate befand sich das DHD, das Rückwahlgerät, was dafür sprach, dass die Goa’uld das Tor in diesen Krater gebracht hatten um Eindringlinge besser kontrollieren zu können. Normalerweise stand das DHD immer einige Meter vor dem Stargate, so wie die Antiker, die Erbauer des Stargates, es für sinnvoll erachteten.

Jeweils rechts von dem DHD und auf der anderen Seite links vom Stargate befanden sich jeweils zwei Jaffa mit ihren Stabwaffen und den Schakalköpfen. Alle Jaffa in der Nähe der Minenarbeiter trugen ständig ihre Helme, da die Sklaven nicht sehen sollten, dass die Diener der Götter ebenfalls Menschen wie sie waren.

Das schlimmere Übel stand etwas abseits vom Stargate, ungefähr in der Mitte zwischen Tor und Ringtransporter, welcher auf dem Boden mit einem Kreis gekennzeichnet war: eine von Anubis’ Kampfdrohnen. In der Vergangenheit hatte Anubis sich unbesiegbare Supersoldaten erschaffen, die so genannten Kampfdrohnen. Jegliche Waffenarten waren machtlos gegen den Panzer der Soldaten, und es schien, dass Anubis nun die ganze Galaxis beherrschen könnte. Doch es gelang Major Carter zusammen mit den Tok’ra, einen Mikrochip zu entwickeln, der durch den Panzer der Soldaten gelangen und diesen besiegen konnte. Allerdings war dieser Chip nicht für lange Zeit erfolgreich, weshalb ein noch stärkerer entwickelt wurde. Das Problem lag aber daran, dass man den Chip nicht auf andere Waffen übertragen konnte, um ein ganzes Gebiet anzugreifen, sondern auf kleine Handfeuerwaffen angewiesen war. Immerhin gab es nun die Möglichkeit, die Supersoldaten zu besiegen, wenn auch nur einem nach dem anderen.

Die Drohnen tragen keinen Symbionten in sich, wie man vielleicht hätte annehmen können. Anubis hatte die Kontrolle über sie ausschließlich durch Manipulation des Geistes, da die Drohnen nicht frei denken konnten wie andere Lebewesen. Sie waren völlig von ihrem Schöpfer abhängig, was der Systemlord natürlich als seinen großen Vorteil erkannte.

Anscheinend rechnete Anubis nicht mit einem Angriff, denn sonst wäre das Tor sehr viel stärker bewacht gewesen. Aber wer sollte dieses mächtige Wesen, halb Goa’uld, halb Aufgestiegener, auch angreifen? Da waren nur die anderen Systemlords, die sich zusammengeschlossen haben, um Anubis zu vernichten, doch im Moment waren ihre Truppen so geschwächt, dass es unmöglich war, auch nur an einen Angriff auf Shela zu denken. Baal hatte das sagen unter den übrigen Systemlords, und er war schlau genug, um den richtigen Zeitpunkt abzuwarten. In der Vergangenheit hatte er schon des Öfteren mit den Tau’ri zusammengearbeitet, was auch in der Zukunft nicht auszuschließen ist, zumal es um einen gemeinsamen Feind geht.

Plötzlich hoben die beiden Jaffa ihre Stabwaffen und luden diese blitzschnell. Der Supersoldat drehte sein Gesicht, welches unter einer Maske verborgen war, in Richtung Stargate. Der schwere Ring aus Naquada hatte angefangen, sich zu drehen. Als das erste Chevron einrastete, leuchtete dort ein rotes Dreieck auf. Dann drehte sich der Ring weiter, immer im Urzeigersinn, bis das zweite Chevron programmiert war. Die beiden Jaffa wechselten einen kurzen Blick, verstanden was der andere sagen wollte und stellten sich in Position vor das Stargate, weit genug weg, um nicht von der Welle erfasst zu werden, die herausgeschleudert wurde, als alle sieben Chevrons angewählt waren und die Verbindung aufgebaut wurde.

Die Jaffa standen unruhig vor der schimmernden Wand, die wie Wasser aussah. Wenn es Jaffa von Anubis gewesen wären, die das Tor angewählt hatten, dann hätte man die Wach-Jaffa vorher informiert, denn es war verboten, ohne Erlaubnis nach Shela zu kommen, selbst für Jaffa aus Anubis’ Truppen, denn auf Shela diente nur die Elite der Jaffakrieger. Doch es erschienen weder Jaffa noch Außerirdische, es tat sich einfach gar nichts. Der linke der beiden Jaffa winkte den Supersoldaten herbei, welcher dann seinen Platz am Tor einnahm. Der Jaffa selber schloss die Öffnung der Stabwaffe, warf diese in die rechte Hand, drehte sich um und begann in Richtung des Ringtransporters zu hechten. Der zweite Jaffa rührte sich nicht von der Stelle…
 

19
 

Colonel, können Sie mich hören? Hier ist General Hammond“, ertönte es aus den Funkgeräten von SG-1. O’Neill zuckte sogleich zusammen. Er wusste genau, dass Sarbon sie nun entdecken würde.

Der Tok’ra-Verräter drehte sich blitzschnell um und feuerte mit der Zat, die er zuvor bei Daniel Jackson geklaut hatte, in die Richtung, aus der das Geräusch kam.

„Ah…“, krümmte sich Dr.Jackson vor Schmerzen und fiel zu Boden. Dadurch gab auch Carter ihre Deckung auf, um zu Daniel zu eilen. O’Neill zog seine MP-90 und zögerte nicht, Sarbon anzuschießen. Er wusste genau, dass SG-1 nun keine Chance mehr hatte, um mit Sarbons Hilfe in Anubis’ Palast zugelangen und das sie nun auf sich gestellt waren. Gedanklich war er bei General Hammond und er wollte unbedingt wissen, warum der General dieses Risiko eingegangen war.

Sarbon lag regungslos auf dem Boden und Teal’c lief mit geladener Stabwaffe langsam in dessen Richtung, um sich zu vergewissern, dass er auch wirklich tot war. Major Carter und Jacob kümmerten sich derweil um Daniel, der schon wieder versuchte, aufzustehen, wobei ihm Sam unter die Arme griff. Glücklicherweise ist ein Treffer aus der Zat zwar extrem schmerzhaft, weshalb die Waffe oft zur Bestrafung von Untergebenen benutzt wird, doch die Wirkung hält nur kurz an. Dafür ist ein zweiter Schuss aus einer Zat innerhalb von 24 Stunden in 99% der Fälle tödlich.

„Alles in Ordnung, Daniel?“, wollte Sam wissen. Daniel richtete seine Brille und streckte sich einmal.

„Wisst ihr, man gewöhnt sich daran“, gab er dann als Antwort, die Carter genügte. Im Laufe der Jahre hatte sie immer häufiger festgestellt, dass Daniel und O’Neill sich immer ähnlicher wurden. O’Neill hatte sich etwas von Daniels Verhandlungsmethoden angeeignet und Daniel wurde immer mehr zum Zyniker, wie O’Neill selber einer war.

„Teal’c?“, fragte O’Neill, während er auf ihn und Sarbon zulief.

„Er ist tot“, bestätigte der Jaffa O’Neills Frage. Der Colonel nickte kurz und schaute dann zu Daniel, der kurz nickte. Endlich konnte O’Neill dem General antworten. Jacob, Sam und Daniel liefen näher zu ihren Freunden.

Der Colonel nahm sein Funkgerät aus seiner Brusttasche und drückte auf den Knopf, der das Sprechen ermöglichte.

„General, sie haben gerade unsere Einladung in den Palast zerstört“, kommentierte der Colonel gewohnt sarkastisch. Sam musste leicht grinsen.

„Tut mir Leid, Colonel, aber ich hatte keine andere Wahl“.

„Was ist denn los?“, fragte O’Neill und warf Major Carter einen kurzen Blick zu. Eine kurze Pause, dann sprach General Hammond weiter.

„Sind die anderen Mitglieder von SG-1 bei ihnen und können mithören“? O’Neill schaute kurz in die Runde, so, als ob er sich noch einmal versichern wollte.

„Ja, Sir, alle beisammen“, bestätigte er in das Funkgerät. Dann erwarteten alle General Hammonds Antwort.

„Wir haben eine Missionsänderung“, verriet Hammond, und alle schauten sich irritiert an, „ihre Hauptaufgabe wird nicht mehr sein, Anubis die Waffe zu stehlen, sondern die Konstruktionspläne zu vernichten“.

Carter schaute mit verwirrtem Gesicht zum Colonel, und der zuckte mit den Schultern. Daraufhin nahm Sam ihr eigenes Funkgerät: „Konstruktionspläne, Sir?“, fragte sie den General.

„Das ist eine etwas längere Geschichte, Major“, begann Hammond erneut, „im Moment reicht es, wenn sie wissen, dass uns die Pläne zur Verfügung stehen und anfangen werden, diese Waffe zu entwickeln. Ihre Aufgabe ist es jetzt, Martouf und seine Tok’ra- Gefährtin zu befreien und gemeinsam die Pläne zu zerstören. Das erhält oberste Priorität. Verstanden, SG-1?“

„Jawohl, Sir“. O’Neill hatte vollstes Vertrauen in den General und deshalb war ihm klar, dass es einen Grund gab, warum sie diese Planänderung erhalten hatten, auch wenn er allgemein Überraschungen hasste.

„Gut. Viel Glück, Colonel“. Einen kurzen Augenblick hörte man noch ein leises Rauschen, dann verstummten die Funkgeräte.

„Danke…Sir…“, sprach der Colonel wie zu sich selbst, da ihn der General sowieso nicht mehr hörte. Dann folgte Schweigen. Schließlich erwachte Carter wider aus ihrer Ratlosigkeit. Mit einem skeptischen Gesichtsausdruck, den O’Neill immer als den „Denkerausdruck“ bezeichnete, ergriff sie das Wort.

„…Wie kann General Hammond an die Konstruktionspläne kommen?“

„Vielleicht hatte er außerirdischen Besuch“, versuchte Jacob, die Lage zu erklären.

„Möglicherweise die Asgard“, spekulierte Teal’c, und Sam stimmte ihm zu.

„Die Frage ist nur: Wie kommen wir jetzt durch das Schutzschild und in den Palast?“, wollte Daniel dazugeben.

„Ich habe noch eine ganz andere Frage, Daniel“, gab ihm der Colonel zur Antwort, „woher wissen wir, wo die Pläne sind?“

Alle unterbrachen ihre Gedankengänge und blickten nun auf O’Neill, der seine Augenbrauen hochzog und sagte: „Wollte ich nur loswerden!“ Jacob schloss kurz die Augen, senkte seinen Kopf und verharrte einige Sekunden in dieser Position. Dann hob er seine Kopf wieder und alle rechneten nun damit, dass jetzt der Tok’ra- Symbiont Selmak sprechen würde, was auch geschah.

„Ich weiß nicht, woher der General diese Informationen hat, aber was die Pläne von Anubis angeht, könnten uns Martouf und Aiesha weiterhelfen, immerhin waren sie in der Lage, sich frei in Anubis’ Stützpunkt zu bewegen…“

„…zumindest für eine kurze Zeit…“, unterbrach ihn O’Neill. Der zweitausend Jahre alte Tok’ra sagte zwar kein Wort, doch seine Gesichtsmimik sagte mehr als alle Worte. Sogar O’Neill wurde es etwas mulmig bei diesem Blick. Als sich Selmak sicher war, dass er nun ohne Unterbrechung weiterreden konnte, führte er seine Vermutungen aus.

„Ich weiß, dass Martouf in der Lage war, vor seiner Gefangennahme einen Blick auf den Plan des Stützpunktes zu werfen. Er konnte noch einige Daten an den Hohen Rat übertragen, bevor er entdeckt wurde“.

„Aber die Daten vom Forschungsbereich waren nicht zufällig dabei, oder?“, wandte sich Daniel an Jacob, obwohl er befürchtete, dass er die Antwort auf seine Frage schon kannte.

„Nein“, kam die knappe und erwartete Antwort von Selmak. O’Neill nahm seine Cap vom Kopf, kratzte sich kurz am Kopf und setzte sie dann wieder auf. Das war eine Geste dafür, dass er nachdachte.

„Na schön“, begann er dann, „wir sollten erstmal versuchen, durch den Schutzschild zu kommen. Man kann ihn schon sehen. Seht ihr, da vorne“. Er deutete mit der linken Hand nach Westen.

„Das ist nicht mehr weit“, gab Teal’c von sich. „In ein paar Stunden müssten wir dort sein“. O’Neill schaute zu dem Jaffa.

„Hast du eine Ahnung, wie wir durchkommen?“, wollte er dann wissen.

„Nein“.

„Ah…“. Der Colonel und der Rest von SG-1 waren solche knappen Antworten von ihrem außerirdischen Freund gewohnt.

„Wenn wir Glück haben, finden wir dort Hinweise“, mischte sich Daniel ein.

„Wenn wir Glück haben…“, zitierte O’Neill seinen Freund in einem langsamen Tonfall. Daniel setzte sein beleidigtes Gesicht auf, dass der Colonel schon gewohnt war.

„Wir haben wohl keine andere Wahl“, bemerkte Carter, „das gefällt mir genauso wenig wie Ihnen, Sir“.

„Na ja“, begann Selmak, „sollten wir keinen Weg durch das Schutzschild finden, bliebe uns nur noch die Möglichkeit der Gefangennahme“. Der Colonel kniff die Augen zusammen und wandte sich verdutzt an den Tok’ra.

„Was?“, fragte er diesen dann lange betont. Der Tok’ra senkte erneut den Kopf, damit Jacob wieder reden konnte, da beide genau wussten, dass der Tau’ri dem ehemaligen General mehr Beachtung und Vertrauen schenkte.

„Dann wären wir zumindest schon Mal in Anubis’ Reichweite“, erklärte der Vater von Sam.

„Ich dachte, hier gibt es nur die Elite der Jaffa, ausgezeichnete Krieger…“, erläuterte Daniel.

„Das ist wahr“. Der Tok’ra wusste schon, vorauf Dr. Jackson hinaus wollte, dennoch ließ er ihn ausreden.

„Und wie sollen wir uns dann aus der Gefangenschaft befreien?“

„Gutes Argument“, brachte ein nun heiterer O’Neill ein und zeigte mit dem Zeigefinger auf den Tok’ra. „Da war der Haken an diesem so typischen Tok’ra-Plan“.

„Was schlagen Sie denn vor, Jack? Das wir bei den Jaffa anklopfen und fragen, ob sie uns freundlicherweise hineinlassen?“, wurde Jacob zynisch, wobei er sein Gesicht zu einem Lächeln verzog. O’Neill tat so, als ob er kurz nachdachte, dann kam seine Antwort.

„Gute Idee, Jacob, so machen wir es. Warum nicht gleich so ideenreich?“

„Könnt ihr zwei vielleicht mal aufhören mit euren Kindereien, damit wir einen Plan vereinbaren können?“, entgegnete Daniel genervt.

„Wir vergeuden hier nur unnötig Zeit“, unterstützte Sam Daniel.

O’Neill und Jacob sahen Sam und Daniel kurz an, dann richteten sich die Blicke wieder auf den jeweils anderen.

„Sie haben Recht“, beendete Jacob das Anstarren, „wir sollten uns angemessener verhalten“.

„Schon gut!“ O’Neill war sichtlich amüsiert von der Auseinandersetzung mit dem Tok’ra.

„Also ich schlage vor, dass wir jetzt zu dem Schutzschild gehen und versuchen, einen Weg hindurch zu finden. Wenn uns das nicht gelingt, sehen wir weiter. Einverstanden?“, schlug er schließlich vor. Die anderen sahen sich gegenseitig an und stimmten dann durch einstimmiges Kopfnicken zu.

„In Ordnung“, sagte Jacob, „dann lasst uns aufbrechen“.

„Teal’c, glaubst du, dass wir noch auf viele Patrouillen stoßen werden?“, wollte Sam wissen.

Der Jaffa zog seine linke Augenbraue hoch und wandte sein Gesicht dann zu Carter, die nun im Schritttempo neben ihm lief. Der Colonel und Jacob liefen voraus, Daniel lief hinter den beiden Pärchen.

„Das ist eher unwahrscheinlich“, kam die Antwort. Teal’c richtete seinen Blick wieder geradeaus. „Ich war schon überrascht, dass wir bereits einer Patrouille begegnet sind. Normalerweise gibt es keinen Grund, dass Gelände außerhalb des Schutzschildes zu bewachen“.

„Vielleicht ahnt Anubis etwas von unserer Ankunft“, vermutete Daniel hinter ihnen.

„Das ist ziemlich unwahrscheinlich. Woher sollte er wissen, was wir vorhaben?“, fragte Jacob.

„Woher hat General Hammond die Pläne?“, entgegnete O’Neill und sah den Tok’ra fragend an.

„Na ja, immerhin hat Anubis zwei Tok’ra gefangen genommen. Ihm dürfte klar sein, dass man versuchen wird, sie zu befreien oder das man zumindest versucht, noch mehr Tok’ra einzuschleusen“, stellte Sam fest, ohne die Äußerung des Colonels zu beachten.

„Das ist war, Sam“, pflichtete ihr Vater ihr bei, „Anubis wird zumindest damit rechnen, dass weitere Tok’ra auftauchen werden“.

„Wie auch immer, wir sollten einfach auf der Hut sein“, befahl der Colonel.
 


 

Der Schutzschild- und weiter?
 

1
 

Man konnte hektische Schritte in den Fluren von Anubis’ Palast vernehmen. Ein Jaffa lief schnellen Schrittes durch die Gänge, begleitet von zwei weiteren Jaffa, die sich ihm am Eingang der Quartiere von Anubis angeschlossen hatten, um ihn zu bewachen. Auch sie hielten das schnelle Schritttempo bei. Andere Jaffa, die ihnen unterwegs entgegenkamen, schauten dem Trio verwundert nach, denn sie wussten, dass etwas passiert sein musste.

Vor der Halle, in der sich Anubis befand und in der der erste Diener hingerichtet wurde, befanden sich zwei Wach-Jaffa, einer links und einer rechts vom Eingang. Als der aufgebrachte Jaffa, der vorher am Sternentor Wache gehalten hatte, hineinwollte, stellten sie sich ihm entgegen.

„Kre tal, Jaffa. Unum an Anubis“, erklärte er diesen. Nach kurzem Zögern gewährten sie ihm den Zugang und der etwas schmächtige Jaffa trat in die Halle…
 

2
 

„Wow“. O’Neill’s Reaktion, als er vor dem rot- schimmernden Schutzschild stand, war eindeutig.

„Ganz schön groß“, bemerkte auch Dr.Jackson.

„Das ist die neuste Technologie“, fiel Carter dazu nur ein. O’Neill schaute sie an.

„Tja, und ich hoffe, wir sind schlau genug, um hineinzukommen“, richtete er sich an den Major. Er hoffte, dass Carter mit ihrer Brillanz einen Weg finden würde, wie sie es immer getan hatte. Immerhin hatte sie schon eine Sonne gesprengt und die schwierigsten Situationen der Vergangenheit gelöst.

„Also ich habe keine Idee, Sir“, kam ihre Antwort.

„Das ist kein gutes Zeichen“. Der Colonel war immer äußerst ratlos, wenn sogar Carter, die bei der Air-Force schon eine Legende war, nicht weiter wusste.

„Was passiert, wenn man den Schild berührt?“, wollte der neugierige Wissenschaftler wissen.

„Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht“. Daniel trat einen Schritt zurück. Er hatte genügend Respekt vor Dingen, die selbst Jacob nicht wusste. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass er genügend Abstand halten würde.

Der Schutzschild war von so gewaltigem Ausmaß, dass SG-1 im Vergleich wie ein Trupp Ameisen aussah.
 

3
 

„Mein Gebieter“. Der Jaffa kniete vor Anubis, der wie gewohnt auf seinem Thron saß. Dieser hielt es gar nicht für nötig, seinen Untergebenen anzusehen.

„Was hast du zu berichten?“. Die Stimme des Systemlords war wie immer kühl und gleichgültig. Eingeschüchtert blickte der Jaffa zum Boden und vermied es, seinen Gott anzuschauen.

„Jemand hat das Tor unangemeldet angewählt“. Nun hob Anubis den Kopf, sein Gesicht blickte aber immer noch nach links.

„Doch es ist niemand durchgekommen“, beendete der Jaffa seine Meldung. Anubis drehte seinen Kopf und schaute auf den verängstigten Jaffa, der es immer noch vermied, den Goa’uld anzusehen.

„Das waren die Tok’ra oder die Tau’ri. Sie wollen ihre Gefährten befreien. Wie lächerlich“.

„Mein Gebieter, soll ich die Truppen zusammenrufen?“, schlug der Jaffa vor. Anubis hob seine linke Hand und schwang sie in der Luft nach unten.

„Nein. Lassen wir sie glauben, dass sie uns überraschen können“, erhielt der Jaffa als Anweisung von seinem Gebieter.

„Jawohl“. Mit diesem Wort verbeugte sich der Jaffa deutlich erkennbar…
 

4
 

Die Kantine des Stargate-Centers unterschied sich nicht großartig von der Gestaltung der restlichen Räume im Cheyenne-Mountain-Complex. Die Wände waren ebenso grau, der Boden ebenso beklebt wie auf den Gängen.

In dem relativ großen Raum standen sieben Tische mit jeweils vier Stühlen. An einer Wandseite verlief die Theke, an der man jeden Tag warmes Essen bekam. Die Auswahl variierte von Fleischgerichten über Salate bis hin zu diversen Pudding- und Müslisorten. Bis auf das Mittagessen galt Selbstbedienung, was bei den unterschiedlichen Snacks von Vorteil war.

Es war ungefähr 2 Uhr morgens, weshalb lediglich einer der Tische besetzt war. Der Großteil der Angestellten des Stargate-Centers waren längst nach Hause gegangen. Im schimmernden Licht der Neonröhren erkannte man die Silhouette eines Mannes, der in der linken Ecke des Raumes auf einem Stuhl saß, das Gesicht in seinen Händen vergraben, die Arme auf die Ellenbogen gestützt. Wenn man näher an den Mann herangegangen wäre, hätte man erkennen können, dass er die Augen geschlossen hatte.

„Jonas“. Aufgrund der vertrauten Stimme richtete sich der Blick des Mannes nun zur Türe, aus deren Richtung sein Name gerufen wurde. Seine Augen sahen aus wie die Augen eines Mannes, der viel nachgedacht und gelitten hatte.

„General“. Die Antwort war ausdruckslos und abweisend. Jonas wollte nicht viel reden, dazu war er nicht in der Stimmung. Doch der gutmütige General ließ sich nicht so einfach abweisen und lief stattdessen zu dem Tisch in der Ecke und setzte sich Jonas gegenüber. Dieser vermied es, den General anzusehen und blickte daher starr an die Wand an der gegenüberliegenden Seite des Raumes.

„Jonas…“, begann Hammond erneut, und Jonas blickte ihm sofort in die Augen.

„Nein, General…“, gab der Kelownaner sofort entgegen. Der General hielt kurz inne, dann fuhr er fort.

„Jonas, es ist nicht Ihre Schuld“. Hammond sprach klar und beruhigend, um Jonas das Gefühl von Unterstützung zu geben. Doch dieser schüttelte nur mit dem Kopf.

„Natürlich ist es meine Schuld. Ich hätte verhindern müssen, dass Kelowna solch eine Waffe konstruiert…“, sagte er dann mit leiser Stimme.

„Es lag nicht in Ihrer Macht, mein Junge“, wollte der General Jonas umstimmen, doch dieser ließ sich nicht umstimmen.

„Hätte ich meine Regierung an der Fertigstellung der Waffe gehindert, dann wäre das alles nicht passiert…Anubis wäre nicht im Besitz einer Waffe, die alle Lebewesen spezifisch ausrotten kann und SG-1 wäre nicht in höchster Gefahr auf einem Goa’uld-Planeten…“.

„Jonas…was hätten sie denn tun können? Glauben Sie, der Minister von Kelowna hätte auf Sie gehört? Die hätten die Waffe trotzdem gebaut…“, begann Hammond erneut.

„Ich hätte es wenigstens versuchen können…“. Jonas starrte wieder an die Wand.

„General, bitte lassen Sie mich allein…“, bat er sein Gegenüber. Hammond blickte Jonas lange an, dann stand er widerwillig auf, schob den Stuhl an den Tisch und lief langsam zur Tür. Auf halbem Weg blieb er stehen und blickte sich noch einmal zu seinem Freund um.

„Noch ist es nicht zu spät, um Anubis aufzuhalten“, sagte er dann und verließ die Kantine endgültig. Jonas Quinn blickte ihm nicht hinterher, er war zu tief in seinen Gedanken verschwunden. Er fragte sich, wie er so dumm gewesen sein konnte um seinen Fehler von damals, der Daniel Jackson schwer verletzte, zu wiederholen…
 

5
 

„Seht mal“. Daniel Jackson hatte sich etwas von der Gruppe entfernt und hockte nun vor einer großen Eiche und betrachtete den unteren Teil des Baumstammes. Sam und Jacob waren gerade dabei gewesen, das Schutzschild mit Sensoren zu analysieren, während Teal’c und O’Neill ungeduldig die Gegend im Auge behielten.

„Was ist denn, Daniel?“, erkundigte sich der Colonel und lief in Daniel’s Richtung, nachdem er Teal’c zu verstehen gab, seine Position zu behalten. Auch Sam und Jacob wurden angewiesen, ihre Arbeit fortzusetzen, um so schnell wie möglich einen Weg durch den Schutzschild zu finden.

„Und?“. O’Neill stand nun genau neben Daniel, welcher immer noch vor dem Baum hockte. Als er bemerkte, dass der Colonel neben ihm stand, winkte er ihn mit einer Hand nach unten.

„Sieh mal“, gab er die Anweisung. O’Neill bückte sich zweifelnd, denn er dachte, dass Daniel irgendetwas Wissenschaftliches gefunden hatte, was ihn dann nur langweilen würde. Doch seine Befürchtung bestätigte sich nicht, im Gegenteil…
 

6
 

Jonas rannte aufgeregt durch die Flure des Stargate-Centers. In seiner Aufregung stieß er einige Angestellte zur Seite, die ihm entgegen liefen. Jedes Mal entschuldigte er sich rasch und hechtete weiter, was ihm einige verständnislose Blicke einbrachte. Manche der Offiziere beschwerten sich auch mit einem „Hey!“ oder „Vorsicht!“, doch das alles interessierte Jonas kein bisschen. Er hatte eine Idee, die er sofort General Hammond erzählen musste…
 

7
 

Colonel O’Neill sah, was Daniel zuerst sah: einen roten Handabdruck, in dem eine normale Männerhand locker Platz fand. Sein Blick verriet, dass ihm dieser Abdruck nur zu bekannt vorkam. Vor vier Jahren erkundete SG-1 Hanka, den Planeten, auf dem Cassandra als einzige Überlebte. Dort stießen sie auf ein geheimes Forschungslabor von Nirrti, in dem sie Genproben der Jugendlichen untersuchte. In dieses gelangte man, indem man einen Handabdruck an einem Baumstamm berührte und via Ringtransporter hineingebeamt wurde.

Und dieses Handzeichen sah eins zu eins genauso aus wie das damals, weshalb O’Neill kurz in seinen Gedanken versank und sich an die Mission erinnerte. Carter holte ihn aus seinen Gedanken.

„Was ist denn, Sir?“, wollte sie wissen. Jacob war immer noch mit den Sensoren am Kraftfeld beschäftigt, aber Carter lief nun neugierig mit ihrem Messgerät zu ihrem Vorgesetzten und zu ihrem besten Freund, die beide vor dem Baum knieten.

„Sehen Sie selbst“, antwortete O’Neill und wich ein Stück zur Seite, damit Sam auch etwas sehen konnte. Als sie das Zeichen erkannte, resignierte sie kurz.

„Kommt mir bekannt vor“.

„Allerdings“, stimmte der Colonel ihr zu.

„Dad, kommst du mal kurz, wir brauchen deinen Rat“, bat die Astrophysikerin ihren Vater. Dieser drückte einen Knopf auf seinem Scanner, entfernte diesen vom Schutzschild und lief dann ebenfalls zu der versammelten Gruppe am Baum. Lediglich Teal’c blieb in Position, um sie vor möglichen Jaffa zu warnen.

Der Tok’ra sah das Handzeichen und senkte seinen Kopf als Zeichen dafür, dass Selmak nun sprechen würde.

„Das ist es“, sagte er erleichtert, „das ist ein Eingang. Anubis hat diese Technologie von einem anderen Goa’uld gestohlen, nämlich…“

„Nirrti“, unterbrach ihn der ruhige O’Neill.

„Aber die ist kein Problem mehr, denn wir haben miterlebt, wie sie starb“, fügte er dann kühl hinzu. Ihm machte es nichts aus, wenn Goa’uld starben, ganz im Gegenteil, es erfreute ihn immer wieder auf das Neue. Zwar hatten sie Nirrti nicht persönlich getötet, aber sie waren Augenzeugen als Angehörige eines Volkes, das sie für Experimente missbraucht hatte, sie umbrachten, um Rache für die zahlreichen Todesopfer und Leiden zu nehmen.

Selmak schloss kurz die Augen, um dem Tau’ri zuzustimmen.

„Jetzt haben wir eine Möglichkeit, in Anubis’ Stützpunkt zu gelangen. Ich kann euch leider nicht sagen, wo genau wir landen werden. Es wäre möglich, dass wir in einer der Naquadah-Minen landen und auf viele Jaffa stoßen werden“, erklärte er dann.

„Du weißt schon, wie man seine Leute motiviert, oder?“, stellte O’Neill eine rhetorische Frage, auf die er keine Antwort erwartete, diese aber bekam.

„Ich halte nur nichts davon, dass meine Leute überrascht werden“, sagte er mit einer etwas arroganten, aber Tok’raüblichen Stimmlage.

Daniel und Sam sahen sich gegenseitig an und lauschten gespannt dieser Unterhaltung zwischen den beiden Streithähnen, die sich eigentlich doch so nahe standen. Nicht umsonst hatte O’Neill Major Carter gegenüber mal erwähnt, dass Jacob für ihn wie ein eigener Vater war. Der Sohn in spe wollte gerade zu einem Konter ansetzen, als Teal’c aufschrie. Seine Stimme klang sehr überrascht und deshalb waren seine Freunde umso besorgter, denn so einen Tonfall hörte man von dem ehemaligen Primus nur sehr selten…
 

8
 

Jonas Verstand führte ihn natürlich zuerst zu General Hammonds Büro, doch dort traf er den erfahrenen General nicht an. Er überlegte kurz, wo er nun suchen sollte, als Sergeant Siler in seine Richtung gelaufen kam. Dieser hielt seinen großen Schraubenschlüssel in der Hand und wollte wohl gerade in den Maschinenraum, um etwas zu reparieren. Der Kelownaner packte ihn enthusiastisch am Arm und zog so seine Aufmerksamkeit auf sich, so dass Siler anhielt und ihn ansah.

„Oh, Jonas“, sagte er, als er erkannte, wer ihn da aufgehalten hatte. Er war so in Gedanken gewesen, dass er seinen früheren Kollegen gar nicht gesehen hatte.

„Siler, wissen Sie, wo der General ist?“, fragte Jonas ohne lange Vorreden. Seine Augen waren weit aufgerissen und Siler spürte, dass es dem Außerirdischen ernst war.

„Ich glaube, er ist auf der Krankenstation um nach einem Verletzten Mitglied von SG-3 zu sehen“, half der Mechaniker und zugleich Sergeant Jonas. Dieser ließ Siler’s Arm ruckartig los und rannte dann in die entgegengesetzte Richtung zum Fahrstuhl. Halb im Sprint rief er dem erstaunten Siler dann ein „Vielen Dank“ zurück. Siler schüttelte nur verwirrt den Kopf und setzte seinen Weg Richtung Maschinenraum fort.

„Stop“, rief Jonas dem Soldaten im Fahrstuhl zu, der im Begriff war, einen Knopf auf der Konsole zu drücken, um nach oben zu fahren, denn sie befanden sich bereits im tiefsten Teil des Cheyenne-Mountain-Complexes. Der Soldat im Fahrstuhl gehorchte der Anweisung und wartete, bis Jonas neben ihm stand.

„Ich muss zur Krankenstation“, sagte er und drückte auf den entsprechenden Knopf ohne abzuwarten, wohin der Soldat wollte. Dieser drückte seinerseits einen anderen Knopf. Jonas erkannte ärgerlich, dass der Fahrstuhl nun einige Ebenen unter der Krankenstation halten würde und ihm so Zeit kosten würde. Wenn er Glück hatte, würde der Fahrstuhl nur einmal aufgehalten werden, wenn er allerdings Pech hatte, würden mehrere Soldaten aus verschiedenen Ebenen hinzusteigen. Er hoffte, dass es ihn nicht zuviel Zeit kosten würde, denn nun war er aufgedrehter denn je. Unbedingt musste er dem General von seiner Idee berichten…
 

9
 

Teal’c rannte zu seinen Freunden. Sei Gesicht verriet, dass er etwas gesehen hatte. Die Anderen schauten zu ihm auf, als er näher kam.

„Was ist denn?“, fragte Sam ihren Freund.

„Ein ganzes Bataillon von Jaffa-Kriegern sind auf dem Weg hierhin“, berichtete der große Jaffa, „sie werden gleich hier sein“.

„Na super“, kommentierte der Colonel.

„Wir sollten uns beeilen“, fügte Daniel hinzu. Ohne auf einen Befehl von Jack zu warten, legte er seine linke Hand auf den Handabdruck und wartete auf eine Reaktion, doch die blieb aus.

„Daniel?“, fragte O’Neill unruhig.

„Keine Ahnung, es müsste funktionieren“, antwortete Daniel überzeugt.

„Na schön. Ihr versucht, uns dort hineinzubringen. Teal’c, Carter, ihr kommt mit mir. Wir versuchen einige Ablenkungsmanöver um Zeit zu gewinnen“, befahl O’Neill.

Major Carter und Teal’c nickten und positionierten sich neben dem Colonel. Bevor sie losliefen, wünschte Daniel ihnen noch viel Glück, woraufhin der Colonel erwiderte, dass sie endlich anfangen sollten, den Geheimgang zu Öffnen…
 

10
 

„Ich verstehe das nicht, es muss funktionieren. Ich meine, es hat doch früher auch funktioniert“, stellte Daniel verzweifelt fest. Aus weiterer Entfernung hörten sie die Explosion einer Handgranate. Dann einige Sekunden später eine zweite.

„Ich hoffe, die Ablenkung hilft“, fügte der Archäologe dann hinzu.

„Diese Technologie stammt ursprünglich von Nirrti. Was ist, wenn Anubis diese Technologie nicht nur kopiert, sondern manipuliert hat?“, vermutete der Tok’ra, der jetzt wieder mit der Stimme von Jacob sprach.

„Sie meinen, Anubis hat diese Technologie so verändert, dass nur bestimmte Leute sie benutzen können?“, fragte Daniel interessiert. Nach kurzer Überlegung nickte Jacob.

„Na schön, überlegen wir mal. Damals konnten wir den Handabdruck aktivieren. Vielleicht können es jetzt nur Wesen mit Naquadah im Blut“, schlug Daniel vor.

„Aber das würde heißen, dass die Jaffa weder hinaus noch hinein kommen“.

„Richtig, aber das ist ja auch gar nicht notwendig, denn es gibt ja ein Stargate innerhalb des Schutzschildes. Die Jaffa außerhalb bewachen nur dieses Territorium. Vielleicht sind die verschiedenen Geheimgänge nur zur Flucht von Goa’uld angelegt“.

„Das ist es“, beglückwünschte Jacob seinen Freund mit einem Lächeln.

„Also, versuchen wir es“, drängte Daniel.

„Aber Jack, Sam und Teal’c müssen dabei sein“, bemerkte er, „man kann den Mechanismus nur einmal in 15 Minuten aktivieren.“

„Das bedeutet, wir müssen sie zurückrufen ohne sicher zu sein, dass es funktionieren wird“, entgegnete Dr.Jackson.

„Das ist ein gewisses Risiko, aber wir haben keine andere Wahl“, kommentierte der Tok’ra fordernd. Daniel schaute Jacob eine kurze Zeit lang intensiv an, dann nickte er entschlossen. Sein Funkgerät steckte in seiner Brusttasche, und er holte es heraus.

„Jack, Sam, Teal’c, wir sind soweit“, sprach er dann hinein. Gespannt warteten beide auf eine Antwort, doch die blieb aus. Stattdessen ertönte eine kurze Zeit lang nur ein leises Rauschen. Daniel und Jacob sahen sich besorgt an, bis endlich O’Neill’s Stimme ertönte. Selbst Jacob war die Erleichterung anzusehen, dass es dem Colonel gut ging.

„Wir sind gleich da“, erklärte O’Neill, „unsere Ablenkungsmanöver haben funktioniert“.

Daniel klopfte dem Tok’ra erleichtert auf die Schulter.

„Hoffen wir, dass es klappt“, dämpfte dieser dann den Enthusiasmus des Tau’ri…
 

11
 

Die Krankenstation befand sich in der obersten Etage des Cheyenne-Mountains. Doch auch hier waren die Wände eben so grau und die Einrichtung ebenso trostlos. Dr.Janet Fraiser, die höchste Ärztin im Stargate-Center, verfügte dort über den neusten Stand der Technik hinsichtlich der Krankenhausapparaturen, denn schließlich kam es häufig vor, dass sie Außerirdische behandeln musste, die eine andere Physiologie als die Menschen hatten. Und nicht selten musste sie Lösungen finden, um die Mitglieder der SG-Teams zu heilen, wenn eine außerirdische Krankheit sie befallen hatte und es keine Referenzen zu anderen Erdkrankheiten gab. In der Vergangenheit hatte Dr.Fraiser den Mitgliedern von SG-1 schon mehr als einmal das Leben gerettet, weshalb aus ihnen allen sehr gute Freunde wurden.

Natürlich gab es neben der offenen Krankenstation auch noch die Intensivstation und mehrere Isolationsräume, die zum Beispiel bei Ausbruch einer Seuche belegt werden. Des Weiteren gibt es mehrere Operationsräume.

Zurzeit befanden sich drei Schwestern in dem großen Raum der Krankenstation. Zwei Betten waren belegt, und an dem Bett im hintersten Teil des Bettes stand General Hammond. Im Bett lag ein ca. 30-jähriger Offizier, Major Harold von SG-3. Die beiden unterhielten sich in einem ruhigen Tonfall, und dem Major war seine Erschöpfung anzusehen. Immer wieder musste er kurz innehalten, die Augen schließen und das sprechen einstellen. Man sah, dass er eine Kopfverletzung hatte, denn dieser war verbunden. Außerdem trug er einen Gips am linken Arm. Was ihm sonst noch geschehen war, konnte man nur erahnen, denn die Bettdecke verdeckte den Unterkörper. Hammond war es wichtig, immer aus erster Hand zu erfahren, was bei der Mission passiert war und warum die Soldaten verletzt wurden. Und er wollte immer persönlich mit den Verletzten reden und ihnen eine gute Genesung wünschen, denn, so dachte er, das war er ihnen schuldig. Immerhin war er derjenige, der die Soldaten auf die Missionen schickte und über deren Leben entschied. Vielen anderen Oberhäuptern der Air Force wäre es egal gewesen, was mit den einzelnen Männern geschah, wenn nur der Erfolg der Mission nicht gefährdet war. Doch Hammond verachtete diese Art des Denkens und bemühte sich, jeden Soldaten mit dem gleichen Respekt gegenüberzutreten, auch wenn er einigen näher stand, als anderen, was durchaus menschlich war. Er gab dies zu, nachdem Daniel Jackson gestorben war.

Jonas erhaschte einen kurzen Blick in die Krankenstation und sah den General im hinteren Teil des Raumes. Nun verlangsamte er sein Tempo, denn auch er respektierte den Charakter der Krankenstation und wollte die Verletzten nicht stören. General Hammond bemerkte ihn zuerst nicht, da er mit dem Rücken zum Eingang stand, daher machte ihn Major Harold auf den Außerirdischen aufmerksam.

„General, ich glaube, da will sie jemand sprechen“, sagte er mit schmerzverzerrtem Gesicht und deutete mit seinem Kopf in Richtung Eingang. Hammond drehte sich um und erblickte einen Jonas, der ganz außer Atem war.

„Jonas?“, fragte er überrascht.

„General, ich habe eine Idee, wie wir die Replikatoren vernichten können!“
 

12
 

„Los jetzt, Jacob“, befahl O’Neill, als er, Sam und Teal’c auf den Baumstamm zu gerannt kamen.

„Wir müssen alle in der richtigen Position sein“, kommentierte Daniel.

Alle drängen sich an der Stelle dicht zusammen, die Jacob ihnen zeigte. Die Schritte der Jaffa waren nun in bedrohliche Nähe gerückt. Das Klappern der schweren Jaffa-Stiefel war unverkennbar und verpasste den Tauri jedes Mal erneut eine Gänsehaut.

„Beeilung, Jacob“, wurde der Colonel lauter. Doch dessen Handfläche lag bereits auf dem Abdruck, jedoch ohne, dass dieser reagierte.

„Dad?“, wollte Sam wissen. Jacob schaute zu ihr auf, ohne die Hand von dem Baumstamm zu nehmen.

„Wir waren nicht ganz sicher, ob es funktionieren wird“, gab er dann mit peinlich verzerrtem Gesicht zu. O’Neill, der zuvor noch in die Richtung der Jaffa geschaut hatte, drehte blitzschnell seinen Kopf und starrte den Tok’ra verärgert an.

„WAS?“, wollte er dann mit einem Gesichtsausdruck wissen, der Wut, Überraschung und Verachtung in einem ausdrückte.

„Jack, wir haben nur eine Vermutung, die wir aber nicht testen konnten“, unterstützte Daniel Jacob.

„Das heißt, es besteht die Möglichkeit, dass die Jaffa uns gleich alle hier versammelt erschießen können, ja?“

„Jack…“, begann Jacob in einem beruhigenden Tonfall. Die Schritte der Jaffakrieger kamen immer näher.

„Ich sehe sie schon…“, musste Sam verzweifelt feststellen, und daraufhin schauten alle in Carters Richtung und mussten zum Leidwesen aller das gleiche erblicken. Die Jaffa-Krieger hatten sie erreicht und blieben in einiger Entfernung stehen. Mit erhobenen Waffen bildeten sie eine Reihe, bestehend aus mindestens 16 Jaffa. Die Tauri mussten einsehen, dass sie umzingelt waren und senkten widerwillig ihre Gewehre. Nur Jacob verharrte in seiner Position am Baumstamm, als SG-1 bereits die Hände hinter dem Hinterkopf verschränkte.

„Gute Arbeit, Jacob, da sieht man wieder mal, was passiert, wenn man einem Tok’ra vertraut, diesen verräterischen, angeberischen, aufgemotzten…“. Doch weiter kam der Colonel in seiner Aufzählung der schlechten Eigenschaften der Tok’ra nicht. Ein heller Lichtstrahl erleuchtete das Gebiet rund um den Baum. Das Handzeichen leuchtete hellrot auf und ein Surren ertönte. SG-1 ließ den Blick von den Jaffa und schaute zu dem nun orangen Abdruck, da sie sahen, dass die Jaffa ebenfalls dort hinstarrten, verwundert und mit großen Augen. Einige von Anubis’ Jaffa blickten den Nachbarn fragend an oder fingen an zu tuscheln. Selbst der offensichtliche Anführer war für einige Augenblicke wie gelähmt. Der erfahrene O’Neill wollte diesen Augenblick der Überraschung gerade ausnutzen, um auf die Jaffa zu schießen, doch dazu kam es gar nicht. Auch Sam und Teal’c hatten bereits instinktiv ihre Waffen erhoben und wollten gerade schießen, als alle fünf von einem Ringtransporter erfasst wurden. In diesem Augenblick gab der Jaffa-Führer, der sich wieder gefangen hatte, das Kommando, zu feuern, was seine Untergebenen auch prompt taten. Die Schüsse prallten auf den Ringtransporter, und nun hatte sich die Technik der Goa’uld mal gegen die eigenen Leute gestellt, denn anstatt SG-1 zu treffen, prallten die Schüsse vorher an einer Art Schutzschild ab. Kurz bevor die Ringe die Menschen und den Tok’ra unter die Erde transportierten, ließ O’Neill seine Waffe sinken und winkte den verärgerten Jaffa belustigt zu, da er genau wusste, dass diese den Transporter nicht benutzen konnten, wie Teal’c ihm während des Ablenkungsmanövers mitgeteilt hatte. Mit dem üblichen surrenden Geräusch verschwand SG-1 aus den Augen der Jaffa…
 


 

Ein Gang mit Hindernissen
 

1
 

General Hammon und Jonas saßen in dessen Büro, das sich neben dem Besprechungsraum befand. Durch eine durchsichtige Scheibe, auf der alle Planeten in einem System dargestellt waren, die schon einmal erkundet wurden, konnte man den langen Tisch sehen, an dem sonst das SG-Team saß und die Missionen mit dem General besprachen. Im Moment war der Besprechungsraum leer, da heute keine Mission mehr anstand und das nächste SG-Team erst morgen früh zurückerwartet wurde. Für gewöhnlich fand die Missionsbesprechung im Zeitraum von 1-2 Stunden nach der Mission statt, doch wenn Teammitglieder verletzt wurden, konnten sich die Zeiten auch verlängern.

Seit ungefähr einer halben Stunde war die Tür des Büros geschlossen, was bedeutete, dass das Gespräch vertraulich war. Jonas hatte dem General seine Idee vorgetragen, und dieser war erstaunt, dass sie nicht eher auf eben diese gekommen waren.

„Leider haben wir es nicht geschafft, in den letzten Monaten Kontakt zu den Asgard herzustellen. Sie reagieren nicht auf unsere Signale“, bemerkte Hammond. Jonas überlegte kurz.

„Wir müssen es irgendwie schaffen, die Asgard zu erreichen, bevor die Replikatoren unsere Galaxie erreichen“, sagte er dann.

„Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Asgard zu erreichen. Früher konnten wir die alten Gotteshallen geschützter Planeten nutzen, wie z.B. auf Cimmeria, doch die Asgard haben aufgrund der Replikatoren diese Völker verlassen. Es werden wie früher nur Hologramme gezeigt. Außerdem haben wir versucht, ein Signal mit dem Sender zu schicken, das Thor uns dagelassen hat, aber ohne Erfolg. Was bleibt uns noch?“, fasste Hammond zusammen. Jonas verkleinerte seine Augen und bekam seinen typischen Denkerblick.

„Das ist kompliziert“, musste er dann feststellen.

„Wenn Sie einen Vorschlag haben, bin ich gerne bereit, darüber nachzudenken“.

„Danke, General“. Damit stand Jonas auf und verließ das Büro grübelnd…
 

2
 

„Was wollten Sie sagen, Jack?“, fragte Jacob ironisch.

„…Schlangenköpfe!“, beendete O’Neill seinen Satz von vorhin mit einem nachdrücklichen Ausdruck.

Sie befanden sich in einem Raum unterhalb der Erdoberfläche. Der Raum war quadratisch und die Wände waren mit grauen Ziegeln gebaut worden. Es überraschte die Menschen, dass der Raum nicht im typischen Goa’uld-Style geschmückt war, also mit goldenen Wänden und altägyptischen Hieroglyphen. Daniel dachte sich, dass es wohl daran lag, dass diese Gänge so gut wie nie genutzt wurden, denn wer würde schon die Heimatwelt von Anubis angreifen. Der Raum, der ungefähr so groß wie ein durchschnittliches Klassenzimmer war, hatte an der westlichen Seite, also in Richtung von Anubis’ Stützpunkt, fünf verschiedene Türen, die alle gleich aussahen und nebeneinander angeordnet waren. Abgesehen von einigen Fackeln, die den Raum erhellten, waren die restlichen Wände leer.

Alle drehten sich automatisch einmal im Kreis, um sich einen Überblick zu verschaffen.

„Ich weiß nicht wie ihr das seht, aber ich glaube, von IKEA haben die noch nie was gehört“, konnte O’Neill seinen Spott nicht verbergen. Carter musste kurz auflachen, und auch die anderen konnten sich ein Lächeln nicht verkneifen. Manchmal kamen die Sprüche von O’Neill genau in den richtigen Momenten, um die Atmosphäre zu lockern.

Es herrschte kurzes Schweigen, dann liefen sie neugierig auf die Türen zu.

„Hat jemand eine Idee, was das soll?“, fragte Daniel in die Runde. Teal’c tat noch einen Schritt nach vorne, bis er neben Dr.Jackson stand.

„Diese Tunnel sind speziell für die Goa’uld ausgerichtet. Nur dieser kennt den richtigen Weg“, antwortete er dann.

„Das heißt, wir werden auf Irrwege und Fallen stoßen, ja?“, wollte Carter von dem Jaffa wissen.

„Korrekt“.

„Nett“, kommentierte der Colonel mit einem viel sagenden Blick.

„Du weißt nicht zufällig, was das für Fallen sind, oder?“, stellte Daniel die Frage, die jeden interessierte.

„Nein“.

„Wie schon gesagt, sind alle Tunnel individuell für den Goa’uld angelegt“, mischte auch der Tok’ra mit, „wir haben Glück gehabt, dass der Handabdruck nicht speziell auf die Physiologie von Anubis ausgerichtet war“.

„Er rechnet wohl nicht damit, dass Fremde in seinen Stützpunkt eindringen“, kommentierte Carter.

„Na ja, es ist ja auch Wahnsinn!“, konnte sich Colonel O’Neill nicht zurückhalten.

„Wie auch immer“, wollte Jacob ablenken, „wir sollten uns darauf konzentrieren, um den richtigen Weg zu finden“.

Alle schauten sich die fünf Türen an und schienen zu überlegen, welche wohl die richtige war.

„Mal eine blöde Frage“, begann Daniel, „was passiert, wenn wir die falsche Tür aufmachen?“

Sie sahen sich gegenseitig fragend an, bis O’Neill das sagte, was er dachte. Viele haben ihn schon dafür gelobt, dass er das sagte, was er dachte, denn so blieb man ehrlich.

„Ehrlich gesagt, will ich das gar nicht wissen“.

„Wir sollten alles versuchen, um es nicht herausfinden zu müssen“, schlug Carter vor.

„Also, da habe ich nichts gegen, Major“, stimmte O’Neill der einzigen Frau im Team zu. Aprospros einzige Frau. Samantha Carter, während der Bildung des SG-1-Teams noch Captain, musste sich den Respekt ihrer männlichen Kollegen erst verdienen. Colonel O’Neill wollte sie zuerst nicht im Team haben, doch nach einer kurzen Diskussion, die Carter gewann, war auch er von ihren Fähigkeiten überzeugt. Es hätte auch keine Rolle gespielt, wenn er nicht einverstanden gewesen wäre, denn die Entscheidung, dass Carter dem Team angehört, hatte General Hammond bereits getroffen. Natürlich war es immer besser, sich von vorn herein mit seinen Teamkollegen zu verstehen, denn schließlich vertraut man ihnen jeden Tag sein Leben an. Wenn Major Carter und Colonel O’Neill heute über dieses erste Gespräch zwischen ihnen beiden sprachen, mussten sie sich immer wieder totlachen, denn nun, mehr als sieben Jahre später, waren sie weit mehr als nur die allerbesten Freunde (und würden noch viel mehr werden, wenn die Air Force dies erlauben würde).

„Was auch immer wir tun, es sollte nur möglichst schnell geschehen“, drängte Jacob, „denn jetzt weiß Anubis, dass wir kommen“.

„Du hast recht, Dad“, stimmte Sam ihm zu.

„Na schön, Jacob, ich bin offen für Vorschläge“, forderte O’Neill. Inzwischen standen sie alle unmittelbar vor den Türen.

„Es muss doch irgendwo Hinweise geben“, sprach Dr. Jackson wie zu sich selbst, als er die Wände vorsichtig absuchte.

„Berühre bloß nichts“, riet ihm Sam, „das könnte möglicherweise Fallen auslösen“. Daniel nickte ihr bestätigend zu.

„Teal’c, weißt du irgendwas, was uns weiterhelfen könnte?“, versuchte der Colonel, mehr Informationen zu bekommen. Der Jaffa drehte seinen Kopf langsam in O’Neill’s Richtung, dann sprach er wie gewohnt in seinem ruhigen und bedachten Tonfall.

„Nein. Apophis hatte solche Tunnel nicht“. O’Neill nickte enttäuscht.

„Jacob?“, fragte er dann, doch ohne wirkliche Hilfe zu erwarten.

„Ich habe mal von solchen Türen gehört. Es müssten irgendwo Rätsel sein, die einen Hinweis geben“, überraschte er den Colonel. Dieser wollte gerade anfangen, dem Tok’ra vorzuwerfen, dass er dies auch hätte früher sagen können, doch dazu kam er nicht mehr.

„Bingo“, sprach Daniel, der einmal durch den Raum gelaufen war und nun an der Wand gegenüber den Türen stand. Vor ihm waren auf einmal Goa’uld-Symbole.

„Wie hast du das gemacht?“, wollte Sam wissen. Der Wissenschaftler, der wie gebannt auf die Symbole starrte, antwortete, ohne sich umzudrehen.

„Ähhh…ich habe die Wand berührt…“, gestand er. O’Neill und die anderen liefen interessiert zu ihm.

„Hat Sam dir nicht gesagt, dass du nichts anfassen sollst?“, warf O’Neill seinem Freund vor, jedoch ohne eine Spur von Ärger. Er wusste genau, dass der Archäologe es nicht lassen konnte, genauso wie Major Carter. Außerdem hatte ihnen seine Handlung schon mal einen Schritt weiter gebracht, auch wenn er nicht wusste, was da geschrieben stand.

„Was soll’s…was steht denn da?“, vergaß O’Neill die Befehlsmissachtung. Daniel ließ ein leises „Ähhhh…“ verläuten, was bedeutete, dass er überlegte. Inzwischen stand auch Jacob neben den Hieroglyphen.

„Das ist Goa’uld, wenn auch in einem besonderen Dialekt. Diesen Dialekt haben wir schon einmal auf P3X-…“

„Daniel!“, unterbrach der Colonel ihn genervt, „ich will nur wissen, was da steht, mehr nicht!“. Nun schwieg der sichtlich eingeschnappte Archäologe für eine kurze Zeit. Obwohl er O’Neill’s bester Freund war und die beiden sich schon fast neun Jahre kannten, kam er immer noch nicht ganz mit seinem Sarkasmus zurecht. Jacob nutzte die Gelegenheit.

„Da steht in etwa: Entscheide dich für eine Tür, doch hüte dich vor ….“. Der Tok’ra stoppte mitten im Satz und verzog seine Miene verärgert. „Das Wort ist nicht zu erkennen, es wurde unkenntlich gemacht. Keine Ahnung, wieso“. Die anderen schauten sich gegenseitig ratlos an.

„Was steht denn noch da?“, wollte Sam wissen.

„Hinter der ersten Türe wartet der Garten.

Hinter der zweiten Türe wartet die Dunkelheit.

Hinter der dritten Tür wartet der Wächter.

Hinter der vierten Tür warten die Phantome.

Hinter der fünften Tür wartet das Labyrinth“, faszinierte Daniel seine Teamkollegen.

„Was?“. O’Neill waren die Fragezeichen, die ihm um den Kopf flogen, deutlich anzuerkennen. Was den meisten Wissenschaftlern einen Lebenstraum erfüllen würde, war für ihn schlicht und weg Humbug.

„Na ja, das steht da“, versuchte sich Daniel zu rechtfertigen.

„Korrekt“, bestätigte ihn der Jaffa. Carter wollte eine Frage formulieren, zögerte jedoch einen Moment, als sie die Wandzeichen weiterlaß.

„Außerdem steht da, dass alle Türen zu unterschiedlichen Endpunkten innerhalb des Schutzschildes führen“, las sie dann laut vor. Daniel blickte Sam an.

„Das macht Sinn. Es muss mehrere Eingänge geben, damit das gesamte Gebiet erstreckt werden kann“.

„Na schön, die Beweggründe von Anubis sind mir im Moment ziemlich egal. Die Frage ist doch: Welchen Weg nehmen wir?“, fragte ein etwas genervter O’Neill. Diese Mission verlief absolut nicht nach seinen Vorstellungen.

„Es gibt keine weiteren Hinweise“, erklärte Jacob Carter die Situation. „Wir müssen uns so entscheiden“.

„Tja, das habe ich mir fast gedacht“, stimmte ihm O’Neill zu.

„Keine leichte Entscheidung“, sagte Major Carter.

„Das hört sich alles nicht besonders einladend an“, fügte Daniel hinzu.

„Und doch müssen wir einen Weg wählen“, sprach der Jaffa, „denn wenn wir uns für eine Türe entschieden haben, gibt es keine Möglichkeit mehr, eine andere zu öffnen“.

„Ich dachte, du weißt nichts über diese Türen“, wandte sich der Colonel überrascht an seinen außerirdischen Freund. Dieser zog seine rechte Augenbraue hoch.

„Das ist die einzig logische Konsequenz, O’Neill“, versuchte der Jaffa dann, sich zu erklären.

„Teal’c hat recht. Es wäre unsinnig, wenn man hinter jede Tür einen Blick werfen könnte“, unterstützte der Tok’ra ihn, welcher ihm daraufhin zunickte.

„Das heißt, lunkern gilt nicht“, brachte es O’Neill in seiner Art auf den Punkt.

„Leider nein, Sir“.

„Gut, also welche Tür soll es dann sein?“
 

3
 

Jonas Quinn versuchte, etwas zu schlafen, obwohl es gerade mal Mittag war. Er hoffte, so auf die helfende Idee zu kommen, wie man die Asgard erreichen konnte. Dazu befand sich der Kelownaner in einem der Gästequartiere, das für ihn eingerichtet wurde, da er wohl noch etwas länger bleiben würde, zumindest solange, bis diese Mission zu Ende gebracht wurde.

In Stargate-Kommando-Kleidung lag er auf dem Bett in der Mitte des Raumes. Sein Kopf lehnte an der natürlich grauen Wand und seine Augen waren vor Konzentration geschlossen. Der Gedanke, die Asgard zu erreichen, war ihm so wichtig, dass er an nichts anderes mehr denken konnte. So merkte er auch nicht, dass sich die Türe, die zuvor einen kleinen Spalt offen war, langsam öffnete. Etwas kam näher, doch im dunkel des Raumes konnte man nicht erkennen, was es war. Das Wesen lief auf vier Pfoten und steuerte die Hand von Jonas an. Als es diese mit der Schnauze berührte, war Quinn so überrascht, dass er kurz aufschrie.

„Rex!“, sagte er dann mit noch zittriger, aber merklich erleichterter Stimme, „musst du mich so erschrecken!“

Der große Schäferhundrüde drehte seinen Kopf leicht seitlich und schaute den Außerirdischen dann fragend an. Er unterstützte seinen Blick mit einem leisen Brummen.

„Schon gut“. Jonas setzte sich auf und ließ die Beine zur rechten Seite des Bettes hinunter, zu der auch Rex stand.

Rex war das „fünfte Mitglied“ von SG-1. Der Deutsche Schäferhund war der Hund von Samantha Carter und mit drei Jahren im besten Hundealter. Carter hatte zahlreiche Ausbildungen und Prüfungen mit Rex gemacht, der nun perfekt als Soldat- Begleithund ausgebildet war. Das Problem war, dass er ausschließlich auf die Kommandos von Carter hörte, bei anderen Leuten stellte er sich stur. Nur bei Colonel O’Neill gehorchte der Schäferhund ebenfalls. In der Vergangenheit hatte der gut gebaute Rüde SG-1 schon in so manchen Situationen geholfen und sogar schon häufig das Leben gerettet.

„Schön, dich wieder zu sehen“, erzählte Jonas dem Hund, der nun vor ihm saß und sich von ihm streicheln ließ.

„UNERWARTETE STARGATE-AKTIVIERUNG“ ertönte es plötzlich aus den Lautsprechern des Stargate-Centers. Als Jonas in den Flur hinaus sah, erkannte er, dass die roten Sirenen eingeschaltet waren. Dann rannten einige Soldaten mit Gewehren durch den Flur in Richtung Stargate-Raum. Jonas sprang auf und rannte zur Tür. Dort blieb er stehen, drehte sich hastig um und wandte sich an den Schäferhund.

„Komm schon, Rex!“. Dieser erhob sich, lief zu dem Kelownaner und folgte diesem hinaus aus dem Quartier…
 

4
 

„Es werden keine Teams zurückerwartet“, erklärte General Hammond Jonas. Beide standen im Kontrollraum und schauten durch das Panzerglas auf das sich drehende Stargate, das mittlerweile schon 5 von 7 Chevrons eingelockt hatte. Rex saß entspannt an Jonas’ linker Seite. Ihn störte die ganze Unruhe nicht, schließlich war er seit Jahren fast jeden Tag in diesem Stützpunkt.

„Vielleicht SG-1“, dachte Jonas, war sich aber fast sicher, das dies unmöglich war. Das Stargate auf Shela war viel zu gut bewacht als das sie unbeobachtet in die Nähe kommen würden. Selbst wenn einige Jaffa sich den Tau’ri anschließen und SG-1 helfen würden, war es unmöglich, die Supersoldaten umzuprogrammieren, da diese speziell für Anubis’ Befehle erschaffen wurden.

Hammond bemerkte den zweifelnden Unterton in Jonas’ Stimme, und er überlegte, wie er den Kelownaner endlich davon überzeugen konnte, dass dies alles nicht seine Schuld war. Doch er befürchtete, das Jonas, der hochintelligent war, nicht von seinem Standpunkt abzubringen war. Als der Name SG-1 erwähnt wurde, gab Rex ein leises Winseln von sich. Jonas unterbrach seinen Gedankengang und streichelte den Rüden am Kopf, was dieser sichtlich genoss.

Der Mechaniker an dem Hauptcomputer informierte Hammond, dass Chevron drei bereits aktiviert war.

„Ich überlege ständig, wie wir die Asgard erreichen können, aber…mir fällt einfach nichts ein!“, sprach Jonas unzufrieden wie zu sich selbst und hörte auf, den Schäferhund zu streicheln.

„Schon gut, Jonas…wir finden einen Weg“, beruhigte Hammond seinen Freund erneut.

Der Kelownaner wollte gerade wieder anfangen, als der Mechaniker ihm dazwischen funkte.

„Chevron sechs…aktiviert“.

Der innere Kreis des Tores drehte sich erneut, und Jonas entschied, es vorerst dabei zu belassen. Trotzdem konnte er nicht aufhören, sich die Schuld an all dem zu geben.

Schließlich wurde das letzte Chevron eingelockt, was der Mechaniker für gewöhnlich auch kommentierte. Doch diesmal war nichts wie sonst. Das Stargate wurde geöffnet, als plötzlich das Licht im gesamten Stützpunkt ausfiel…
 

5
 

„Sollen wir losen?“, wollte O’Neill die Anspannung etwas lösen. Als keine Reaktion kam, fragte er weiter.

„Stäbchen oder Papier?“

Die anderen schauten ihn an. Dann lief Jacob nachdenklich zur ersten Tür und schien zu überlegen, was sich wohl dahinter befand. Sam fand, dass ihr Vater ungewöhnlich schweigsam geworden war. Sie musste zugeben, dass sie ziemlich besorgt um ihn war, was sie ihm aber nicht so zeigen konnte. In der Vergangenheit hatte die Beziehung zwischen den beiden nach dem Tod von Sam’s Mutter stark gelitten. Aber das lag nicht direkt an dem Tod von Jacob’s Ehefrau, sondern mehr an der Art und Weise, wie sie umkam. Sie war auf einer Feier und Jacob sollte sie abholen. Doch als er nicht kam, nahm sie ein Taxi, welches dann in einen Verkehrsunfall geriet. Der Taxifahrer überlebte schwerverletzt, Sam’s Mutter starb im Krankenhaus. Damals war Sam 16 Jahre alt und gab ihrem Vater die Schuld daran. Dank dem Tok’ra Jacob hat Carter nun den Vater, den sie sich immer gewünscht hatte: liebevoll und immer für sie da, wenn sie ihn brauchte.

„Dad?“, fragte Sam den fast kahlköpfigen Mann. Beide standen nun vor der ersten Türe. Der Rest des Teams näherte sich allmählich. Als der Tok’ra sah, dass er die Aufmerksamkeit aller hatte, begann er zu erzählen, was ihm durch den Kopf ging.

„Ich halte es für vernünftig, wenn wir uns aufteilen“, schlug er vor. Wie er erwartet hatte, schauten ihn nun vier erstaunte Gesichter an.

„Unsere Chancen steigen, wenn wir so viele Türen wie möglich ausprobieren“.

„Halt, halt, Moment mal…ich dachte, dass wir nur eine Türe öffnen können!“, kommentierte der Colonel.

„Wenn eine Türe geöffnet wird, muss jemand eintreten, damit eine andere geöffnet werden kann“, übernahm Teal’c die Erklärung. O’Neill schloss kurz die Augen, um sich zu beruhigen.

„Und das habt ihr wohl nicht für wichtig gehalten, das zu erwähnen?“, wandte er sich an den Tok’ra und den Jaffa. Teal’c verzog nur die Augenbraue, was seine übliche Antwort war.

„Wir sollten so viele Wege wie möglich ausprobieren, damit unsere Chancen größer werden, in die Festung zu gelangen“, forderte Jacob mit der gelassenen Art der Tok’ra.

„Vergessen Sie’s! Diese Vorgehensweise passt zu den Tok’ra, aber nicht zu uns. Ich werde niemanden alleine losschicken. Ich weiß, dass bei den Tok’ra solche Opfer in Kauf genommen werden, aber nicht bei den Menschen, ist das klar!“ O’Neill war sichtlich aufgebracht über den Vorschlag von Jacob. Schon seit dem ersten Treffen mit den Tok’ra vor einigen Jahren hatte er ihre Vorgehensweise heftig kritisiert. Immerhin ist SG-1 hier, um den Tok’ra zu helfen, und dann werden sie dabei noch so behandelt…Man könnte meinen, dass O’Neill sich langsam an die Lebensweise der Tok’ra gewöhnt hätte, doch er wurde immer wieder von der Korruptheit überrascht.

„Jack“, begann Jacob in seiner Erklärstimme, „was glauben sie, was hier auf dem Spiel steht? Die Zukunft des ganzen Universums. Wenn Anubis die Waffe einsetzen kann, sind alle Lebewesen in Gefahr“. Jack schaute ihn ruhig an.

„Was erwarten Sie jetzt von mir?“, fragte er dann den Tok’ra. Jacob seufzte kurz, dann kam die Antwort.

„Wenn Sie keine Risiken eingehen wollen, hätten sie nicht herkommen sollen“. Der Colonel kochte nun innerlich, dass erkannten auch seine Freunde. Sam fasste ihm am Arm und schaute ihm bittend in die Augen, woraufhin Jack sich wieder etwas beruhigte. Er wollte Sam nicht enttäuschen.

„Also, wenn ich mich mal einmischen darf…ich glaube, dass jeder Weg in Anubis’ Stützpunkt führt, also ist es meiner Meinung nach besser, wenn wir zusammen gehen. So haben wir mehr Durchschlagskraft“, riet der Archäologe. Nun wandte sich Jacob ihm zu.

„Und woher nehmen die die VERMUTUNG, dass alle Wege in die Festung führen?“. Ihm war anzusehen, dass er diese Idee für absolut lächerlich hielt. Gerade als Daniel antworten wollte, unterstütze Teal’c seinen Freund.

„Ich glaube ebenfalls, dass alle Wege zu Anubis führen, wenn auch einige schwieriger zu bewältigen sein werden“.

„Also?“, fragte Jacob weiter.

„Ich stimme Dr. Jackson zu. Zu fünft haben wir mehr Chancen, vor allem, wenn wir gegen einige Wachen kämpfen müssen“, sprach Teal’c für alle erstaunlicherweise viel.

„Das sind schon mal drei, die gegen ihre Taktik stimmen, Jacob. Sam?“, wollte der Colonel nun von dem blonden Major wissen. Diese schaute zwischen ihrem Vater und ihrem Team hin und her und schien zu überlegen. Doch sie schaute keinesfalls ratlos, sondern eher entschlossen. Demonstrativ lief sie zu O’Neill und stellte sich neben ihn, was von dem Colonel mit einem Lächeln belohnt wurde. Sam wusste natürlich, was diese paar Schritte für Jacob bedeutet haben mussten, also versuchte sie, ihre Entscheidung zu erklären.

„Tut mir Leid, Dad, aber ich stimme den anderen zu. Wir haben einfach bessere Chancen, wenn wir gemeinsam gehen“. Seufzend und sich mit der Situation abfindend, stemmte der Tok’ra die Hände in die Hüfte und gab so zu verstehen, dass er überstimmt und somit einverstanden war.

„Also gut, Leute. Ich hoffe, ihr behaltet recht“, sagte er, und nach einer kurzen Pause und mit einem Lächeln auf dem Gesicht fuhr er fort: „Hätte ich mir auch denken können, dass ich gegen euch als Team keine Chance habe!“
 

6
 

„Was ist denn jetzt los?“, fragte Jonas, wobei sein Blick von Hammond zu dem Tortechniker und wieder zurück wanderte. Hammon versuchte, so weit er konnte, die Situation zu erklären.

„Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder, eines unserer verbündeten Völker steht vor der Tür, oder Anubis und die Systemlords sind im Begriff anzugreifen“, kommentierte er.

„Welcher Verbündeter würde auf diese Art auf die Erde kommen?“, wollte der Kelownaner weiter wissen.

„Nur extrem fortschrittliche Außerirdische sind dazu in der Lage, die Stützpunkttechnik so zu kontrollieren. Dazu zählen entweder die Nox, die Tollaner oder die…“. Der kahlköpfige General stoppte mitten im Satz. Die Irisblende öffnete sich, ohne dass er einen Befehl dazu gegeben hätte, und in dem in Notbeleuchtung und Warnsirenen gehüllten Stargate-Raum erschien ein Wesen, welches dem General und Jonas durchaus bekannt vor kam…
 

7
 

„Jetzt sind wir mit der Wahl der Tür aber immer noch nicht weiter“, bemerkte O’Neill sarkastisch.

„Wir sollten abstimmen“, schlug Samantha Carter vor. Dann schaute sie zu O’Neill, welcher daraufhin zustimmend nickte.

„Ok, stimmen wir ab. Also, bei „Garten“ denke ich immer an einen verbotenen Apfel und an giftige Schlangen. Wer ist für den Garten?“, fragte O’Neill. Die Gruppe überlegte kurz, doch keiner entschied sich für diese Tür.

„Ich habe eine Pollenallergie“, machte Daniel einen Scherz, um die Stimmung zu heben. Er erntete dafür auch ein paar Lacher. Nur Teal’c blieb ernst.

„Gut, zweite Tür: Dunkelheit. Wer möchte?“, fragte der Colonel weiter.

„Also mir ist es lieber, wenn man sieht, wo man hinläuft“, kommentierte Jacob diese Tür. Die anderen Stimmten ihm zu.

„Wächter?“, fasste sich O’Neill kurz, weil er bereits so eine Vermutung hatte.

„Ich tendiere dazu“, meldete sich Jacob.

„Ich ebenso“, stimmte der Jaffa ihm zu. O’Neill war nicht sonderlich überrascht.

„Wieso habe ich das nur gewusst!“, gestand er dann.

„Wir besiegen unsere Gegner gerne von Angesicht zu Angesicht“, erklärte der Tok’ra, woraufhin der Jaffa langsam und für alle erkennbar nickte.

„Na klar. Also ich bin für das Labyrinth…keine Ahnung wieso, aber hört sich interessant an“, schlug er vor. Daniel nickte zustimmend, was O’Neill so deutete, dass der Archäologe auch für das Labyrinth stimmte.

„Sam? Du hast die entscheidende Stimme: Wächter oder Labyrinth?“, wandte sich Daniel an seine beste Freundin. Diese überlegte kurz und schaute von ihrem Vater zu Teal’c, dann zu O’Neill und Daniel.

„Labyrinth“, antwortete sie kurz und schmerzlos.

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„Und damit wäre unser Fluchtweg auch versperrt“, bemerkte O’Neill spöttisch. Der Colonel war nicht überrascht, erneut eine böse Überraschung zu erleben. Sam und Daniel hatten bereits ihre Taschenlampen herausgeholt und leuchteten in den sich vor ihnen erstreckenden Gang. Teal’c folgte ihrem Beispiel, ebenso wie O’Neill. Jacob hatte keine Taschenlampe bei seiner gewöhnlichen Tok’ra-Ausrüstung, deshalb hatte ihn Thor auch nicht damit ausgestattet, was der Tok’ra nun bemängelte. Thor hatte angenommen, dass Jacob mit seinem gewohnten Equipment am besten zurechtkommen würde. Nun musste der alte General der Air Force aufpassen, dass er nicht über Hindernisse stolperte, die auf dem harten Steinboden, der ab und zu mit etwas Erde bedeckt war, lagen. Um dies zu verhindern, hielt er sich in der Nähe seiner Tochter auf, welche nun hinter dem Colonel herlief und abwechselnd den Gang rechts und links beleuchtete. Daniel folgte ihnen und der Jaffa bildete das Schlusslicht, um im Ernstfall Rückendeckung zu geben.

Wie nicht anders zu erwarten studierte der Archäologe neugierig die zahlreichen goldenen Inschriften, die sich an den Steinwänden befanden. Seine gesamte Konzentration galt dem Lesen, weshalb er nicht auf die Dinge achtete, die vor und hinter ihm geschahen. Sam kannte Daniel zu gut und ihr entging natürlich nicht, dass Daniel zu fasziniert von den Goa’uldzeichen war um nach möglichen Fallen Ausschau zu halten, weshalb sie diese Aufgabe für ihn mit übernahm.

Der Geruch in dem sich endlos erscheinenden Tunnel wurde mit der Zeit immer unerträglicher. Es roch modrig, denn diese Tunnel wurden seit Jahren nicht mehr benutzt, geschweige denn gesäubert, obwohl die Goa’uld mit all ihrem Prunk sehr an Sauberkeit festhielten. Zum ersten Mal zog es O’Neill vor, sich in einem gesäuberten Goa’uld-Raumschiff zu befinden als in diesen verlassenen Tunneln. Das Schlimmste war, dass das Team nicht einmal wusste, ob sie überhaupt dort ankommen würden, wo sie hin wollten. O’Neill schwor bei sich selber, dass er in Zukunft nicht mehr an Tok’ra-Missionen, die er selber gerne als „Selbstmord-Missionen“ betrachtete, teilnehmen würde. Er würde sein Team nicht mehr dieser Gefahr aussetzen. Auf der anderen Seite wusste er auch, dass diese Mission höhere Ziele verfolgte als die Rettung zweier Tok’ra, von denen einer zugegebenermaßen ihr Freund war, wenn auch eher Major Carters Freund als seiner. In dieser Mission ging es darum, eine Waffe zu finden, welche die Replikatoren nicht nur schwächen sondern vielleicht für immer auslöschen konnte...
 

9
 

Einige Minuten später kam das Team an eine Kreuzung. Es hatte nun die Wahl, weiter geradeaus zu gehen oder links abzubiegen. Da der Lichtstrahl der Taschenlampen nur einige Meter weit reichte, mussten sich die Tau’ri so für einen Weg entscheiden. O’Neill fragten diesmal gar nicht erst, denn er wollte sich nicht erneut auf eine Diskussion einlassen. Da er der Anführer war, stellte auch niemand seine Entscheidung in Frage, was auch nicht nötig war, denn das Team vertraute dem Colonel.

O’Neill entschied sich dazu, links abzubiegen, denn ihm schien es so, dass immer der komplizierteste Weg bei den Goa’uld zum Ziel führte.
 

„Guter Instinkt, Jack“, lobte Jacob den Colonel. Dieser nickte nur und führet das Team, bestehend aus Tau’ri, einem Tok’ra und einem Jaffa, tiefer und immer tiefer in das Labyrinth.

„Wartet mal kurz“, bat Sam ihre Freunde und wandte sich an den Colonel.

„Carter, was gibt es denn?“ O’Neill hatte sich bereits zu dem Major umgedreht und leuchtete sie mit seiner Taschenlampe, welche sich an seiner P-90 befand, an. Sam wartete, bis die anderen, die das Schlusslicht bildeten, aufgeschlossen hatten.

„Ich dachte, es wäre vielleicht sicherer, wenn wir den Weg, den wir laufen, mit Pfeilen oder Kreuzen markieren, falls wir den Weg wieder zurück finden müssen“. O’Neill schien kurz zu überlegen, dann hob er die Waffe ein wenig, so dass der Lichtstrahl der Lampe Sam’s Gesicht erfasste.

„Schöne Idee“, lobte er sie daraufhin zufrieden und in seiner gewohnten, spöttischen Art. Mit einem Lächeln griff Sam in ihre rechte Hosentasche und holte eine kleine Rolle Klebeband heraus, die eigentlich dazu bestimmt war, Verbände fest zu kleben. Dann riss sie zwei kleine Stücke ab und klebte ein Kreuz an die kargen Wände.

„Moment mal“, bemerkte Daniel dann, „was ist, wenn wir von Jaffa verfolgt werden. Die wüssten dann genau, wo wir hergelaufen sind“.

O’Neill schaute zu Sam, welche darüber noch gar nicht nachgedacht hatte. Dann nahm sie das Kreuz wieder von der Wand und klebte es genau an die gegenüberliegende.

„Zufrieden?“, fragte die den Archäologen. „Wir müssen immer nur genau in die andere Richtung zurücklaufen, als die Markierung zeigt“.

Das Team nickte, und sie setzten ihren Weg fort.
 

10
 

„Thor“. General Hammond war sichtlich überrascht, wenn auch positiv. Die Mechaniker und sonstigen Mitarbeiter des Cheyenne- Mountain- Complexes, die sich gerade auf der Kommandobrücke aufhielten, staunten nicht schlecht, denn viele von ihnen arbeiteten zwar schon seit einigen Jahren hier und waren seltsame Anblicke und Situationen gewöhnt, doch an die Erscheinung des kleinen Asgards konnte man sich einfach nicht gewöhnen. Ein Grund hierfür war wohl, wie Carter es bei dem ersten Zusammentreffen festgestellt hatte, dass die Asgard „wie typische Aliens aus einem Science-Fiction-Film“ aussahen.

„Ich grüße euch, General Hammond und Jonas Quinn“, begann der Oberkommandant der Asgard- Flotte, „es ist mir eine Freude, euch wieder zu sehen, und das wohlbehalten“.

„Die Freude ist ganz auf unserer Seite, Thor“, antwortete Hammond freundlich.

„Und das Timing hätte nicht besser sein können“, fügte Jonas hinzu, den nun wieder neue Hoffnung motivierte.

„Gehen wir in den Konferenzraum, Thor“, schlug der General vor. Gemeinsam verließen die drei den Torraum, begleitet von einer Militäreskorte und dem treuen Schäferhund.
 

11
 

„Das sieht mir nach dem richtigen Weg aus“, kommentierte O’Neill die Aussicht, die sich ihm bot. Die Gruppe stellte sich nun in einer Reihe neben ihm auf, denn der Goa’uld- Tunnel, welcher seit Jahrzehnten nicht mehr genutzt wurde, war weitaus breiter als der Tunnel der Tok’ra, durch den SG-1 zu Beginn dieser Mission gehen musste.

„Definitiv ein gefährlicher Weg“, unterstützte ihn der Archäologe mit einem zögernden Blick.

Vor ihnen erstreckte sich ein riesiger Abgrund und ein mindestens 10m langes Loch im Boden. Ein bisschen bekam SG-1 das Gefühl eines Déjá-vus, fühlten sie sich doch erneut in den Tok’ra- Tunnel zurückversetzt.

„Also langsam wird diese Nummer langweilig. Die Tok’ra und die Goa’uld sollten sich mal neue Sachen ausdenken!“ O’Neill sagte dies nicht, ohne einen vielsagenden Blick in Richtung Jacob zu werfen, obwohl er hier natürlich Cordesh, den Tok’ra- Symbionten, ansprach. Die Tatsache, dass Jacob der Vater von Samantha war, bestärkte O’Neill noch in seinen provozierenden Äußerungen. In Wahrheit nämlich war Jacob schon längst so etwas wie ein Vater für Jack, denn sein Vater war nie für ihn da. Trotz der direkten Ansprache hielt sich der Tok’ra zurück, obwohl man sagen sollte, dass Jacob Selmak bat, sich zurückzuhalten. Der alte General wusste genau, um was es bei dieser Mission ging.

„Seht ihr irgendwo einen Übergang?“, fragte der Colonel sein Team. Diese schauten einmal von links nach rechts über das große Loch, entdeckten aber nichts.

„Nichts“, übernahm Teal’c die Antwort.

„Keine Idee“, wandte sich O’Neill eintönig an den großen Jaffa. Ihm war anzusehen, dass er genug von dieser Mission hatte, was ihn aber nicht davon abhalten würde, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Er seufzte, hob einen Stein vom Boden auf und warf ihn deprimiert auf das Loch zu, um zu testen, wie tief man dort fallen konnte. Doch anders als erwartet, viel der Stein nicht in das schwarze Loch, sondern blieb über dem Loch in der luft schweben.

„Guter Wurf“, kommentierte der Colonel seinen Wurf, „die vielen Jahre im Sport-Förderkurs haben sich gelohnt!“

Sam lächelte, dann sagte sie: „Sieht aus wie ein unsichtbarer Weg“.

„Durchaus denkbar“, bestätigte sie Jacob, „die Tok’ra benutzen diese Technologie ebenfalls“. Wie auf Kommando meldete sich O’Neill wieder zu Wort.

„Sie meinen, ihr habt diese Technologie gestohlen“. Gerade als Jacob zu einer Antwort ansetzen wollte, regte sich O’Neill weiter auf:

„Aber die Frage ist ja wohl, warum wir von dieser Technologie noch nichts wissen, denn immerhin sind doch die Tok’ra unsere wunderbaren Verbündeten“.

„Hey, Leute, könnt ihr euch das für Zuhause aufheben, wir haben hier anderes zu tun!“, beschwerte sich der Archäologe säuerlich.

„Schon gut, Danniboy“, beruhigte ihn O’Neill.

„Sie können es einfach nicht lassen, oder, Jack?“, fragte der Tok’ra den Colonel. Dieser nickte jedoch nur spöttisch in dessen Richtung, ohne eine Antwort zu geben.

„Gehen wir?“, stellte Sam eine hypothetische Frage, und ohne auf eine Antwort zu warten, lief sie in Richtung des Lochs. Vorsichtig setzte sie einen Fuß in die Gegend, in der der zuvor geworfene Stein von ihrem Vorgesetzten lag.

„Moment mal, Sam“, rief der Colonel besorgt, „ich gehe als erster“. Als O’Neill sah, dass Sam sich auf den Weg über den Abgrund machen wollte, rief er sie zurück. Als Anführer von SG-1 war es seine Pflicht, gefährliche Situationen selber in die Hand zu nehmen, und außerdem würde er lieber sterben, als Carter zu verlieren. Er hatte oft genug miterlebt, wie Samantha Carter nur knapp dem Tode entkommen war, und diese Situationen waren es, die die beiden noch enger zusammen schweißten. Bei ihm wuchs die Liebe zu dem Major von Mission zu Mission, und er war sich sicher, dass es ihr genauso erging. Außer Teal’c, Daniel und Jonas wusste niemand von den Gefühlen der beiden, was auch so bleiben sollte. O’Neill war zwar davon überzeugt, dass General Hammond ebenfalls dicht halten würde, doch dieses Risiko waren beide nicht bereit zu tragen. Die Konsequenzen für ihre Liebe wäre der Verlust ihres Jobs und eine Klage vor dem Militärgericht. Oft hatte Jack O’Neill daran gedacht, diese Konsequenzen in Kauf zu nehmen, doch er wusste auch, dass beide ohne ihre Arbeit auf die Dauer nicht glücklich werden konnten. Sollte eines Tages das Gesetz geändert werden, was eher unwahrscheinlich war, dann würden sich beide öffentlich zu ihrer Liebe bekennen.

Als der Colonel an Sam heranschritt, bedachte er sie mit einem kurzen, vielsagenden Blick, den sie zu deuten wusste.

Vorsichtig setzte der Colonel einen Fuß über das Loch und ertastete den unsichtbaren Weg mit den Zehenspitzen. Seine Freunde warteten geduldig auf seinen weiteren Befehl.

„Ok, Leute, ich werde mal versuchen, hinüber zu gelangen“, sagte er schließlich mit etwas Skepsis in der Stimme. Daraufhin stellte er den linken Fuß ganz auf die Übergangsbrücke. Wie er ertastete, war der Weg einigermaßen breit, ungefähr so breit wie ein kleiner Bürgersteig. Als er sicher stand, hob er auch den rechten Fuß über das Loch. Für die anderen sah es so aus, als ob der Colonel in der Luft schweben würde.

„Schau bloß nicht runter, Jack“, riet ihm Daniel, welcher unter Höhenangst litt. Zugegeben, zu Beginn seines Einsatzes bei SG-1 war diese sehr viel stärker ausgeprägt gewesen, aber die ganzen Raumflüge haben ihr übriges zur Kurierung beigetragen. Schocktherapie könnte man dazu sagen, so als wenn man eine Person mit Klaustrophobie eine Nacht in einen Fahrstuhl sperrt oder jemanden mit Arachnophobie in eine Spinnengrube wirft.

O’Neill hatte bereits einige Schritte gemacht, wobei er bei jedem weiteren Schritt erst einmal mit den Zehenspitzen ertastete, ob vor ihm auch der Weg lag.

„Oh oh“, bemerkte er dann und blieb stehen.

„Was ist denn, Jack?“, wurde Jacob neugierig.

„Tja, Jacob, es ist nicht ganz so einfach wie es aussieht“. O’Neill deutete mit den Zehenspitzen auf den unsichtbaren Weg genau vor ihm. Doch sein Fuß ging tiefer und tiefer in das Loch. Der Weg war verschwunden. Nach kurzem zögern versuchte O’Neill, einen Weg rechts oder links von ihm zu finden, vergeblich.

„Vielleicht ist der Weg zerstört worden“, erklärte Daniel Jackson.

„Vielleicht ist der Weg auch nur kurz unterbrochen und geht danach weiter“, meldete sich der Jaffa zu Wort, „das würde den Goa’uld ähnlich sehen“.

„So in der Art wie sie vortäuschen, das gesamte Universum zu beherrschen und verleugnen, dass die Replikatoren ihnen weit überlegen sind?“, musste der Colonel sarkastisch hinzufügen. Teal’c nickte seinem besten Freund zu, und es war sogar eine gewisse Belustigung in seiner Gesichtsmine zu erkennen. O’Neill schaute sich in dem Raum um, dann entdeckte er, was er brauchte.

„Carter, werfen sie mir mal diesen Stein dort zu“.

Major Carter hob den Stein auf, auf welchen ihr Vorgesetzter gedeutet hatte und warf ihn zielgenau in dessen Richtung.

„Danke“. Daraufhin warf O’Neill den Stein geradeaus über den Abgrund, kurz vor dem sicheren, festen Boden auf der anderen Seite. Wie er erwartet hatte, flog der Stein in den Abgrund. Es gab also keinen Weg mehr. Mit hochgezogenen Augenbrauen schaute er Jacob an.

„Also diese Mission ist echt lästig“, sagte er dann, während er vorsichtig zu den anderen zurücklief.

„Glauben Sie mir, Jack, ich bevorzuge auch offene Kämpfe. Aber die Tok’ra haben die Tau’ri um Hilfe gebeten, weil ihr in so was Erfahrung habt“.

„War das gerade ein Lob?“. Der Colonel war sichtlich verdutzt. Ein Lob von Jacob Carter/Selmak war etwas ganz besonderes, wenn es nicht an Sam gerichtet war.

Einige Minuten schwieg das gesamte Team. Ihre Situation verschlechterte sich konstant, je näher sie der Basis von Anubis kamen. Wie O’Neill dachte, war es heute nicht gerade ihr Glückstag.

„Also ich bin ratlos“, gab Jacob zu.

„Ach was“, spottete der Colonel.

„Aber wenn ich mich richtig erinnere, dann wollte ICH einen anderen Weg nehmen“, provozierte der Tok’ra erneut.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Raph1247
2008-01-19T22:37:36+00:00 19.01.2008 23:37
echt geil.wann kommt die fortsetzung?
Von: abgemeldet
2007-12-23T11:07:42+00:00 23.12.2007 12:07
Das ist hammergeil!
Von: abgemeldet
2007-07-20T14:32:27+00:00 20.07.2007 16:32
also deine ff ist echt der hammer!! die könnte es locke rmit jedem der sg bücher aufnehme jedenfalls soweit wie ih bis jetzt bin ;)
selbst wnen ich nciht so ein riesieger sg1 fan wäre könnte ich mir alles genauso bildlich vorstellen wie jetzt
das ist bei weitem die beste ff die ich bisher so gelesen hab!!!
Von:  Demon-Scarlet
2007-05-31T20:34:21+00:00 31.05.2007 22:34
muss sagen: die ff ist gut^^
schreib weiter!
Demon-Scarlet


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