Leaving
Der Prolog meiner neuen FF. Ich hoffe euch gefällts und ihr hinterlasst mir ein Kommentar und sagt mir wie es euch gefallen hat.
Also dann, viel Spaß beim Lesen.
lg _Sunshine
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Ein lautes Lachen drang an meine Ohren. Verzerrt, viel zu laut und hoch, immer wieder von einem Glucksen unterbrochen.
Erst einige Zeit später bemerkte ich, dass es mein eigenes war.
Der kalte Untergrund auf dem ich mich niedergelassen hatte, kam mir gelegen und sofort ließ ich mich auf die Seite sinken. Mein erhitztes Gesicht drückte ich an den Boden um soviel der Kälte in mich aufzunehmen, wie nur irgend möglich. Ich schloss meine Augen, doch dann vernahm ich, gedämpft wie durch Watte, Schritte. Sie kamen auf mich zu und hielten erst direkt vor mir. Langsam öffnete ich meine Augen und erblickte schwarze glänzende Stilettos.
Ein breites Grinsen schlich sich auf mein Gesicht und ich musste unwillkürlich wieder anfangen zu lachen.
Eine Hand drängte sich in mein beschränktes Sichtfeld und berührte mich an der Schulter. Mit sanfter Gewalt drehte sie mich auf die Seite und ich konnte zum ersten Mal das Gesicht der Person erkennen.
Schön geschwungene Augenbrauen drängten sich über den dichten, zu grünen Augen gehörenden, schwarzen Wimpern. Braune Haarsträhnen fielen vereinzelt in das schöne Gesicht, das nur durch den bitteren Blick und die gekräuselten Lippen verunstaltet wurde.
Ich konnte nur weiterhin lachen. Es war nicht so, dass ich die Situation besonders lustig gefunden hätte. Es war eher eine Art Reflex.
Die Frau dessen Gesicht ihrem Alter gewiss schmeichelte richtete sich wieder auf und hielt sich einen Finger unter die Nase um so dem von mir ausgehenden alkoholischen Geruch zu entkommen.
Sie wollte sich umdrehen und gehen, beugte sich dann aber doch noch einmal zu mir herunter um sich meiner Lage bewusst zu werden. Sie hatte anscheinend beschlossen dass ich zu keiner weiteren Regung fähig wäre, die sich über 30 Zentimeter erstreckte, und war somit schnellen Schrittes wieder in die Richtung gegangen aus der sie gekommen war.
Ich blieb liegen und starrte in den schwarzen Himmel, den fast kein Stern erhellte.
Ich schloss meine Augen erneut, öffnete sie diesmal jedoch nicht mehr als ich erneut das Klackern von Schuhen auf Asphalt vernahm.
Meine Augen blieben geschlossen, und dann überrollte mich die Finsternis.
Von warmen und vor allem hellen Sonnenstrahlen wurde ich geweckt. Ein Blick Richtung Decke zeigte mir, dass ich mich in meinem Zimmer befand.
Eine schwere, beigefarbene Stoffbahn mit Kirschblüten erstreckte sich über die Decke meines Himmelsbettes.
Mit einem kräftigen Ruck richtete ich mich auf, ließ mich dann jedoch wieder mit schmerzverzerrtem Gesicht nach hinten fallen. Spontanität und Kater vertrugen sich wohl nicht so gut wie ich gedacht hatte.
Durch ein leises Klopfen an der Tür schreckte ich auf und drehte mein Kopf zur Seite. Die Person trat auch sogleich ein, als sie ein zwischen Zähnen hervor gepresstes „Herein.“ Meinerseits vernahm.
Eine kleine braunhaarige etwas rundlichere Frau betrat den Raum. Das schwarze Kleid mit der weißen, mit Rüschen versehenen, Schürze wippte bei jedem ihrer Schritte.
„Was gibt’s?“, ich richtete mich im Bett auf, jedoch achtete ich auch genauestens darauf dabei nicht zu schnell vorzugehen und mir so womöglich noch schlimmere Kopfschmerzen einzufangen.
„Eure Mutter schickt mich. Ihr werdet unten im Salon erwartet.“, das Dienstmädchen, Sen, nickte mir noch kurz zu und verließ dann wieder nach einem Nicken meinerseits leise das Zimmer.
Ich stöhnte auf, verfluchte in Gedanken die elenden Kopfschmerzen und richtete mich nun, mit einer Hand fest an meinen Kopf gepresst, ganz auf.
Langsam schlenderte ich in das nebenan liegende Bad, machte mich fertig und ging dann wieder zurück in mein Zimmer, um mir aus meinem schon fast überquellenden, begehbaren Kleiderschrank etwas herauszunehmen.
Ich entschied mich schließlich für eine verwaschene blaue Jeans und ein großes und doch figurbetontes rotes T-Shirt. Die roten bequemen Pantoffel ließ ich allerdings an und machte mich auf den Weg zum Salon.
Mein Zimmer lag im ersten Stock, dessen Flur durch die große Empfangshalle im Erdgeschoss wie eine Galerie aussah. Eine breite Treppe mit verziertem Geländer und hellem, mit rotem Teppich ausgelegtem, Marmorboden verband die beiden Etagen.
Die Empfangshalle war nicht weniger groß und imposant. Der Marmorboden erstreckte sich auch hier. Riesige Pflanzenkübel mit ebenso riesigen Blumen fanden sich in all möglichen Ecken wieder, und die großen Fenster gaben dem Raum viel Licht.
Drei Türen gingen von dieser Empfangshalle ab. Hinter der einen befand sich das Esszimmer mit anschließender Küche. Hinter der nächsten eine riesige Bibliothek, in der ich mich früher gerne versteckt hatte, denn durch ihre immense Größe hatte es dort immer am längsten gedauert bis ich gefunden wurde.
Hinter der letzten Tür, auf die ich nun zusteuerte, lag der Salon. Leicht und nahezu geräuschlos ließ sich die große, dunkle Türe öffnen.
Ohne einen Blick durch das Zimmer gehen zu lassen steuerte ich direkt auf den Mittelpunkt des Raumes, eine kleine Sitzecke, zu. Das schwarze Leder quietschte als ich mich hinein sinken ließ.
Wie das Dienstmädchen schon gesagt hatte, wurde ich erwartet.
Meine Mutter hatte sich mir gegenüber in einem schwarzen Ledersessel niedergelassen und schaute mich aus sorgenvollen Augen an, „Sakura. Weißt du wo ich dich heute früh aufgefunden habe?“
Missmutig verzog ich meinen Mund und schüttelte den Kopf. Natürlich wusste ich es nicht mehr. Ich war viel zu betrunken gewesen um überhaupt irgendetwas zu bemerken.
Meine Mutter sah mich weiterhin an, „Sakura. Du weißt, dass das nicht gut ist. Das muss endlich aufhören.“
Ich sah meine Mutter nur verständnislos an.
„Schatz.“, sie machte eine bedeutungsvolle Pause, „Ich werde demnächst kaum noch zu Hause sein. Mein Job fordert es, dass ich ständig abrufbar bin. Ich werde auch viel verreisen, und manchmal Wochenlang nicht zu Hause sein. Deshalb habe ich etwas beschlossen. Ich möchte, dass du auf ein Internat gehst und zwar nicht nur auf irgendeins, sondern auf das Beste. Das „InterState“ ist wirklich ein tolles…“
Ich sah meine Mutter ungläubig und dann wütend an, „Das ist doch wohl nicht dein Ernst! Ich soll auf ein Internat gehen, wo die ganzen anderen reichen Futzis hingehen?“
Meine Mutter sah mich entrüstet an, „Sakura! Das sind doch keine Futzis. Ich verbitte mir solche Wörter. Nur weil sie reich sind heißt das doch nicht, dass sie alle schlechter oder blöder sind. Oder bist du das etwa? Außerdem ist es ein wirklich tolles Internat. Es gibt jede Menge Clubs, jeden Komfort und nette Leute wirst du dort sicherlich auch kennen lernen.“
Noch immer konnte ich nicht ganz glauben, was meine Mutter mir dort sagte, „Es ist mir egal wie toll dieses Internat ist. Ich geh nicht hin!“
„Oh, doch. Das wirst du. Keine Widerrede.“, sie funkelte mich wütend an, „Außerdem ist das was du da führst doch kein Leben. Jeden zweiten Tag kommst du hier betrunken an. Manchmal sind sogar Drogen im Spiel. So kann das einfach nicht weitergehen, und das weißt du auch. Sei vernünftig und werd endlich erwachsen.“
Das waren die Worte die meinen Kragen zum Platzen brachten, „Bitte was? Du meinst ich soll vernünftig werden, und erwachsen? Wie soll ich das denn werden wenn du keinerlei Verantwortung übernehmen kannst. Du bist ja mindestens genauso schlimm wie ich.“
„Sakura.“, meine Mutter klang entsetzt.
„Unterbrich mich bitte nicht. Ich bin 17 Jahre alt. Selbst wenn du viel verreist und öfters weg bist, was hat das denn mit mir zu tun? Ich kann auf mich selbst aufpassen, und den nötigen Beistand kann mir auch Sen geben. In einem Jahr kann ich eh machen was ich will, auch wenn du natürlich weißt das ich auf jeden Fall meinen Abschluss mache.“, ich holte tief Luft, „Des weiteren ist es meine Sache wie viel ich trinke, wann ich trinke, und auch wo ich trinke. Jede Party bist du mindestens genauso betrunken wie ich, also sag mir ja nicht ich würde zu viel Alkohol trinken. Ein gutes Vorbild gibst du nicht gerade ab. Außerdem möchte ich einfach nicht auf ein Internat. Ich möchte hier bleiben, hier sind mein zu Hause, meine Freunde und einfach alles. Ich gebe das doch nicht einfach auf nur um dir einen gefallen zu tun, und damit du ein reines Gewissen hast.“
„Sakura.“, meine Mutter sah mich immer noch an, doch nicht mehr wütend sondern einfach fertig.
„Nein. Ich werde nicht hingehen.“, ich verschränkte die Arme vor meiner Brust.
„Das war keine Bitte Sakura. Du wirst hingehen, ob du willst oder nicht. Es ist schon alles fertig.“
„Wieso kann ich denn nicht zu Dad?“
Ein verletzter, wütender und trauriger Blick legte sich auf ihr Gesicht, „Nein, Sakura.“
Meine Stirn kräuselte sich und ich hob abwehrend die Hände, „Aber…“
„Ich habe nein gesagt, und damit Basta! Du wirst auf dieses Internat gehen. In zwei Tagen wirst du dort sein. Pack am besten schon mal deine Sachen.“
Wutschnaubend sprang ich auf. Es war das Beste ich würde das Zimmer jetzt verlassen, denn ich kannte meine Mutter und vor allem aber auch mich zu gut. Meine Mutter würde nicht von ihrem Standpunkt weichen, und ich würde nur noch wütender werden, als ich es eh schon war. All das hinderte mich dennoch nicht daran die Tür zu meinem Zimmer laut zuzuknallen und noch einmal durch das Haus zu schreien, das ich auf keinen Fall gehen würde.
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Zwei Tage später fand ich mich im Salon wieder. Es war 7 Uhr morgens, und für meinen Geschmack viel zu früh. Ich gähnte herzlich, fuhr mir noch einmal mit der Hand durch das zerzauste Haar, ließ sie dann jedoch wieder lustlos sinken. Wenn ich jetzt noch 3 Stunden Autofahren dürfte, bei denen ich garantiert einschlafen würde, würde sich das Haar eh wieder so zerzausen, das man nicht erkennen könnte, dass ich schon Hand daran gelegt hatte. Also beschloss ich, dass ich es auch gleich sein lassen konnte und hockte mich stattdessen lieber auf einen kleinen roten Lederhocker.
Meine 4 Koffer, die aller unterschiedlicher Größe waren, plus Suitcase standen neben mir und warteten nur noch darauf weggepackt zu werden und eine Reise anzutreten.
Meine Augenlieder wollten schon ganz den Geist aufgeben und sich wieder schließen, da kam meine Mutter in das Zimmer gestürmt. Hinter ihr stand Ren, unser Fahrer. Er nahm alle Koffer an sich und transportierte sie in die kleine silberne Limousine, die vor unserem Haus stand. Schwerfällig erhob ich mich, sah meine Mutter jedoch nicht an, oder erwiderte ihre Begrüßung, sondern ging einfach an ihr vorbei auf die Limousine zu und stieg ein.
Ich hörte wie die Haustür ins Schloss fiel, und wenig später tauchte meine Mutter auch schon an der Tür neben mir auf.
Sie lächelte mich an, doch ich lächelte nicht zurück. Ich war immer noch zu wütend und zu enttäuscht, um sie so freundlich zu verabschieden wie sie mich. Ihr Kopf näherte sich dem meinen und sie drückte mir einen Kuss auf die Wange, „Ich wünsche dir eine schöne Zeit. Machs gut, Sakura. Wir sehen uns bald wieder.“
Dann lehnte sie sich wieder zurück und trat einen Schritt zurück. Kurz bevor sie sich umdrehte und zum Haus zurück ging drückte ich noch kurz ihre Hand. Es war die Zuneigung, zu der ich in dem Moment fähig war, und die ich zeigen konnte. Ich konnte nicht lächeln, oder sie umarmen, doch konnte ich ihr zeigen, dass ich sie gern hatte und sie mir wichtig war, nur dass ich in diesem Moment nicht glücklich oder fröhlich sondern eher das Gegenteil war.
Meine Mutter verstand, und ein Lächeln zierte ihre Lippen als der Motor der Limousine ansprang und der Wagen dann losfuhr.
Ich sah nach draußen, sah wie meine Mutter und das Haus mit ihr immer kleiner wurden, sah wie alles immer schneller an uns vorbei flog, und spürte wie der Wagen immer mehr beschleunigte.
Ich schloss meine Augen. Ich wollte nicht auf das zurücksehen was ich hinter mir ließ. Nicht auf meine Freunde, die Stadt, oder auf mein Leben. Ich wollte nach vorne sehen, uneingenommen, auf eine Zukunft in der alles möglich war.