Das Leben des Peter Pettigrew von Avarra (...die Geschichte des wohl unbeliebtesten Marauder...) ================================================================================ Kapitel 3: Frühe Jugendjahre ---------------------------- 2. Kapitel – Frühe Jugendjahre Das Gras auf der anderen Seite des Bachufers war hoch gewachsen. Grüne Halme stachen in die Höhe, gepaart mit Blumen der unterschiedlichsten Farben und Formen. Leises Plätschern klang von dem fröhlichen Wasser bis zu einer kleinen Baumgruppe. Ein paar Birken standen dort im Halb. Zu ihren Füßen, wo der Boden mit zartem Moos bedeckt war, spielte ein kleiner Junge. Man mochte ihn nicht älter als fünf oder sechs Jahre schätzen mit den kurzen Stummelbeinen und den kleinen Augen. Er war völlig vertieft in sein Spiel, bei dem unverwüstliche Zaubererminiaturen den Kampf Grindelwalds gegen Dumbledore darstellten. Gerade wurde der böse Zauberer vom guten geplättet, um gleich darauf in vollem Glanz erneut aufzuerstehen. Am meisten war Peter von den winzigen Blitzen fasziniert, welche die Zauberstäbe der beiden abgaben. Irgendwann wollte er auch so zaubern können. Er würde böse Magier bekämpfen und sie alle besiegen. Dann würde Dad vielleicht endlich mal lächeln. Langsam sank Grindelwald auf die Knie. Seine Gegenwehr erlahmte und er setzte den Angriffen Dumbledores kaum noch etwas entgegen. Gerade sollte der finale Schlag erfolgen, als ein Summen an Peters Ohr drang. Es klang nach einem großen Insekt. Suchend blickte Peter um sich. Husch, da war etwas Schwarzes. Da rechts, beim Haselnussstrauch! Peter dachte nicht mehr an Gut und Böse, sondern nur noch an dieses seltsame Tierchen, dass da so lustig brummte und summte. Vorsichtig tapste er an die grünen Zweige heran. Nichts zu sehen. Langsam schob sich Peter immer weiter in den Busch. Das Brummen wurde immer lauter und Peter war sich sicher...da! Da war es! Aber es war kein Insekt. Vielmehr war es ein kleines...Ding. Mit Flügeln und sechs Ärmchen und kohlrabenschwarz flatterte es von Blatt zu Blatt. Verhalten atmete Peter aus. Das kleine Wesen hatte ihn noch nicht bemerkt und kam langsam in seine Reichweite. Blitzschnell schoss die Hand des Jungen vor und umschloß die Doxy mit festem Griff. Beinahe im selben Augenblick öffnete sich die Hand wieder und ein markerschütternder Schrei ertönte. „AHHHHHHHHHHHHHH!“ Peter schüttelte seine Hand wie verrückt, aber das Ding hatte sich darin fest gebissen und war nicht wieder loszukriegen. Peter tat das Einzige, was ihm seinem Schmerz einfiel: „Nebbles!“, brüllte er aus Leibeskräften. Knall. Die kleine Hauselfe in der viel zu großen Schürze tauchte auf. „Na warte, böse Doxy du. Kannst nicht einfach Nebbles' Herrn beißen!“ Mit geübten Griff entfernte sie die Doxy und schleuderte sie weit weg. „Komm kleiner Herr.“ Mit dem weinenden Peter an der Hand überquerte sie den Bach und lief in Richtung des großen Hauses, welches im Licht der Abendsonne stand. Vergessen waren Dumbledore und Grindelwald, die ihren ewigen Kampf aufs Neue begannen. **************************************************************************** Wie immer war der Abendtisch mit einer reichlichen Auswahl an Speisen gedeckt. Peter saß neben seiner Großmutter Honora, die ihm die besten Stücke heraussuchte und auf dem Teller in mundgerechte Bissen zerteilte. Stetig füllte sie ihm sein Glas mit Kürbissaft nach und ermahnte ihn, gerade zu sitzen. Was der Junge an Aufmerksamkeit zuviel von seiner Großmutter bekam, erhielt er von seinem Vater zu wenig. Henry speiste nur selten mit seiner Familie, und tat er es doch, so wirkte er wie heute abweisend und schaufelte das Essen ohne jedes Vergnügen in sich hinein. Großmutter Honora ereiferte sich gerade über die Doxy, die Peters Finger in einen großen, roten Klumpen verwandelt hatte. „Gräßlich, dieses Viehzeug. Gleich morgen werde ich den Hauselfen befehlen, diese Kreaturen auszumerzen!“ Dabei strich sie Peter über den Kopf und warf ihrem Sohn einen beinahe vorwurfsvollen Blick zu. „Wie können sie es wagen, einfach meinen Liebling anzugreifen!“ Peter spürte den Blick seines Vaters auf sich, wagte es jedoch nicht, aufzusehen. Stattdessen wollte er noch einen Schluck Kürbissaft nehmen, verschluckte sich jedoch, da ihm seine Großmutter zu derbe über den Kopf strich. Unter lautem Husten verfärbte sich sein Kopf krebsrot, während Honora ihm hastig auf den Rücken klopfte. „Oh mein Liebling, hast du dich verschluckt? Komm her, ich drück dich, dann wird alles wieder gut. Der böse, böse Kürbissaft.“ An dieser Stelle verlor Henry Pettigrew die Geduld. „Es ist genug, Mutter. Wenn du nur mal dein dümmliches Geschwätz hören könntest.“ „Mein dümmliches Geschwätz? Was erlaubst du dir eigentlich?!“ Schlagartig änderte sich die Stimmung im Raum. Die beiden Erwachsenen blickten sich an, wie Kontrahenten in einem Kampf. „Du verziehst ihn, Mutter. Mit deiner ewigen Tuttelei und deinem Gehabe machst du ihn zu einem Weichling.“ „Ich will deinen Sohn nur zu einem guten Menschen erziehen, der Manieren und Anstand besitzt.“ „Er kann sich ja noch nicht mal ein Würstchen alleine klein schneiden, wie soll er da Ahnung von Manieren oder Anstand haben?!“ „Nun Henry, bei dir habe ich diesen Punkt offenbar versäumt, denn du läßt keinerlei Achtung mir gegenüber erkennen!“ „Wie soll ich Achtung vor jemandem haben, der meinen Sohn zu einem Idioten verzieht?“ „Wenn du die Erziehung deines Sohnes selbst übernehmen oder ihm zumindest eine Mutter geben würdest, müsstest du über diesen Punkt nicht mit mir streiten!“ Klonk. Unwillkürlich duckte sich Peter vor der Eiseskälte, die sich blitzschnell auszubreiten schien. Mutter. Dieses eine Wort. Damit verbanden sich für Peter unbestimmte Sehnsüchte und Gedanken. Die Launen seines Vaters hingen damit zusammen, und das Bild der hübschen Frau mit den gütigen Augen, welches in der Eingangshalle hing und ihm beim Vorübergehen zuzwinkerte. Mutter. Sein Vater war bleich im Gesicht; es hatte ihm die Sprache verschlagen. Großmutter Honora hingegen klapperte ungerührt auf ihrem Teller weiter. Krachend schob der Herr des Hauses seinen Stuhl zurück und verließ wortlos das Speisezimmer. Von diesem Tag an unternahm Henry Pettigrew nie wieder einen Versuch, sich in die Erziehung seines Sohnes einzumischen. *************************************************************************** Der große Saal war von vielen Kerzen erleuchtet, die hoch über den Köpfen der Feiernden schwebten. Das große Mahl war eben vorüber gegangen und nun ertönte festliche Musik. Tanzende fanden sich zusammen und wiegten sich zu den Klängen auf dem Parkett. Wahrlich, solch ein Fest konnten sich nur wenige leisten. Henry Pettigrew gehörte dazu. Noch, wie boshafte Stimmen flüsterten. Man raunte sich zu, dass ihn sein Glück verlassen hatte. Doch davon war zumindest heute Abend nichts zu spüren. Peter stand allein in einer Ecke. Der Stoff seines Festumhanges kratzte auf der Haut. Stumm betrachtete er die Gäste seines Vaters. Darunter waren auch einige Kinder. Sein Vater hatte ihm vor dem Fest aufgetragen, sich mit ihnen anzufreunden. Das sei gut fürs Geschäft und außerdem wären die Blacks eine ehrwürdige Familie und es könne nicht schaden, wenn.... den Rest hatte Peter vergessen. Er hatte versucht, mit der blonden Schwester zu reden. Aber unbeholfen wie er war, hatte er Kürbissaft auf seinen Umhang gekippt. Das Mädchen war kichernd weggegangen und nicht wieder gekommen. Peter hätte gut damit leben können, wäre da nicht etwas gewesen, was ihm großes Kopfzerbrechen bereitete. Anlässlich dieses festlichen Aktes hatte Henry Pettigrew beschlossen, dass sein Sohn etwas aufführen sollte. In Ermangelung irgendwelcher Talente hatte es dann geheißen, dass Peter dressierte Wildelfen vorführen sollte. Gefesselt an eine magische Kette sollte er dem staunenden Zaubererpublikum die beiden Kreaturen zeigen. Peter, der seit dem unglücklichen Zusammentreffen mit der Doxy großen Respekt vor magischen Zauberwesen hatte, wollte zunächst nein sagen. Henry schien das Zögern seines Sohnes zu bemerken, denn er meinte spöttisch, dass Peter nicht müsse, wenn er zu feige sei. Der Junge, zeitlebens im Kampf um die Anerkennung seines Vaters, fasste sich ein Herz und erklärte sich mutig für die Aufgabe bereit. Aber so mutig fühlte sich Peter jetzt nicht mehr. Seine Aufgabe stand vor ihm wie ein unbezwingbarer Berg. 'Ich muss es schaffen', dachte er immer wieder, während sich seine Finger um den Saftfleck krampften. Sein Vater hielt bereits die Rede, die er Tage zuvor einstudiert hatte. Applaus ertönte und verhallte dann wieder in einzelnen Klatschern. Peter fühlte sich gestoßen, gedrängt und ehe er sich versah, stand er bereits auf der kleinen Bühne, mitten im Raum. Der Käfig mit den Elfen stand schon da. Peter atmete tief durch und öffnete dann den Käfig. Mit zitternden Händen ergriff er die silberne Kette. Der Plan war simpel. Die Wildelfen sollten einmal quer durchs ganze Publikum geführt werden. Der Bändiger der beiden Wesen war unerkannt unter den Gästen, falls es zu Zwischenfällen kam. Die Elfen kämpften gegen die Fessel, welche ihnen die Freiheit nahm. Aber jedes einzelne Glied war mit Magie gespickt, mächtiger Magie, die ihre eigene bei weitem übertraf. So ließen sich die beiden Zauberwesen schließlich mehr schlecht als recht durch die gaffende Menge führen. Vorbei an dem Bogen aus Lichterfeen und vorbei an dem riesigen Buffet. Da stand die blonde Black; Peter straffte automatisch die Schultern. Jetzt nur noch vorbei am Tisch der Würdenträger und dann zurück aufs Podium. Peter atmete erleichtert aus. Vielleicht hatten die Elfen Peters momentane Schwäche bemerkt; vielleicht wollten sie auch nur einen letzten Versuch unternehmen... Mit einem harten Ruck stießen die beiden Wesen nach vorn und die Kette glitt aus Peters Hand. Einen Moment später war die Hölle los. Eine der beiden Elfen hatte eine ältere Dame angesprungen und sich in deren Hochfrisur vergraben. Die andere sprang auf das Buffet und hinterließ dort ein deutliches Zeichen ihrer Abneigung gegen die zivilisierte Welt. Heilloses Chaos entstand, als ein paar Zauberer Schock-Zauber losschickten, die nicht besonders gut gezielt waren. Furcht machte sich in Peter breit. Heillose Angst...vor dem Zorn seines Vaters. Doch bevor er dem Drang seiner Füße nachgeben konnte, spürte er etwas Brennendes am linken Arm. Henry hatte ihn gepackt und zerrte ihn mit eisernem Griff aus dem Saal. Peter kam erst zum Verschnaufen, als sein Vater in der menschenleeren Eingangshalle stoppte und sich zu ihm herumdrehte. „So“, sagte Henry Pettigrew. „So.“ Peter duckte sich in Erwartung eines vollkommenen Wutausbruches, aber der kam nicht. Stattdessen sah er, wie sein Vater dem Bild seiner Mutter einen Blick zuwarf und dann seufzte. Auf einmal schien er in sich zusammenzusacken. „Ich hätte es nicht tun dürfen“, sagte Henry mehr zu sich als zu irgendjemand anderem. „Ich hätte es nicht tun sollen...“ Dann lauter: „Nebbles!“ Die Hauselfe erschien an der Seite ihres Herrn. „Bring Peter nach oben und sorge dafür, dass er bis morgen früh nicht mehr herunter kommt. „Dad...“ Peter wollte sich entschuldigen, aber sein Vater ging ohne einen Blick oder ein Wort. Langsam fiel die Tür zum Ballsaal wieder zu. Tränen rannen über das Gesicht des Jungen. Es dauerte die alte Hauselfe, ihren jungen Herrn so traurig zu sehen. „Kommt, junger Herr.“ Sanft berührte sie seine Schulter, doch mit einem verbitterten Aufschrei schlug er die liebevolle Hand weg. „Lass mich in Ruhe, ich kann alleine nach oben gehen!“ Wütend stapfte der Junge die Treppe hoch, während ihm seine kleine Dienerin mit bedächtlich wackelndem Kopf folgte. Das wird kein gutes Ende nehmen, befand Nebbles. Aber wer gab schon etwas auf die Meinung einer alten Elfe. Am nächsten Tag kam der Brief aus Hogwarts. Mit Feuereifer stürzte sich Peters Großmutter in die Vorbereitungen. Seinen Vater bekam er bis zu seiner Abreise nicht mehr zu Gesicht. Henry Pettigrew, der seinen Sohn wohl für die größte Enttäuschung seines Lebens hielt, verstarb gänzlich unerwartet zwei Monate später. Sein Vermögen wurde unter diversen Gläubigern aufgeteilt. Der kleine Restbetrag ging als Erbe Peters zu seiner Großmutter, die es bis zu seinem 17. Lebensjahr für ihn verwaltete. Hosted by Animexx e.V. 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