Together von Stoechbiene (wird überarbeitet) ================================================================================ Kapitel 3: Ausgesperrt ---------------------- 3. Robin Ausgesperrt Es ist ungemütlich. Und kalt. Und überhaupt, was treibe ich hier bitte? Ich drehe mich auf die andere Seite, spüre wie meine Arme schmerzen, denn der harte Untergrund ist nicht gerade ein angenehmes Schlafplätzchen. Selbstverständlich könnte ich einfach aufstehen und in mein gemütliches Bett gehen, aber dazu bin ich zu faul oder eher einfach zu betrunken. Aus was genau bestand eigentlich dieser Spezialrum? Reiner Weingeist mit einem Schuss goldener Farbe? Das Zeug haut glatt jeden Elefanten um. Kein Wunder, dass ich hier an Deck eingeschlafen bin, anstatt rechtzeitig mit dem Trinken aufzuhören und ins Mädchenzimmer zu verschwinden, wie es sonst meine Art ist. Zorro, du hast einen schlechten Einfluss auf brave Mädchen wie mich. Trotzdem danke! Dennoch, es hat keinen Sinn, ich muss endlich aufstehen. Es ist viel zu kalt geworden um noch länger im Freien zu bleiben und außerdem muss ich mir die Zähne putzen, ich habe einen ganz merkwürdigen Geschmack im Mund. Außerdem wird es mir morgen gleich viel besser gehen, wenn ich auf einer anständigen Matratze genächtigt habe, als auf ein paar Holzdielen. Entschlossen erhebe ich mich, denn wenn ich noch lange hier liegen bleibe, komme ich gar nicht mehr hoch. Doch trotz meines geistigen Elans reagiert mein Körper mit kleineren Verzögerungen, so dass ich es vorziehe noch einen kurzen Moment an der Reling zu verweilen, bis ich mir sicher sein kann, dass ich mich wieder vollständig unter Kontrolle habe. Unangenehme Situation. Zwar weiß ich, dass ich im Kreis meiner Freunde nichts zu befürchten habe, aber wenn man es sein Leben lang gewohnt war misstrauisch zu sein und es fatal enden konnte die absolute Selbstbeherrschung zu verlieren, legt man eine gewisse Vorsicht einfach nicht mehr ab. Kurz überblicke ich das Hinterdeck, auf dem wir zusammen ausgelassen gefeiert haben. Wie erwartet ist Zorro der einzige der noch wach ist, übernimmt er doch nach solchen Partys immer die Nachtwache, denn von uns anderen sieht sich keiner mehr dazu in der Lage. Irgendwie ist er ja zu beneiden, dass sein Körper auf Alkohol ähnlich reagiert wie auf ein Glas Multivitaminsaft, aber andererseits gibt es im Leben eines jeden Menschen immer einmal Momente, in denen er der Realität wenigstens für einen kurzen Augenblick entfliehen möchte. Zu welcher Methode greift er, wenn ihm der Alkohol dabei keine Hilfe ist? „Gute Nacht“, nuschle ich ihm zu, ehe ich meinen sicherlich leicht schwankenden Gang Richtung Badezimmer fortsetze. Nie wieder Alkohol... Ich taste mich unter Deck den halbdunklen Flur entlang, in dem nur die kleine Notlampe brennt. Dieses Licht reicht auch völlig aus, wenn man nachts einmal zur Toilette möchte oder wie Ruffy auf der Suche nach einem kleinen Mitternachtsimbiß ist. Zum Glück sind die Worte klein und Imbiss dehnbare Begriffe...ebenso wie Ruffy’s Magen. Vergnügt kichere ich in mich hinein und stelle dabei fest, dass Alkohol die Menschen nicht bloß gesellig , sondern vor allem auch albern werden lässt. Und das in meinem Alter! Aber es wäre Irrsinn zu glauben. dass die Menschen sich mit zunehmendem Alter wirklich ändern würden. Wie auch, wohnt in ihnen doch die selbe Seele, wie in ihren Kindertagen. Nur der Körper, der wird wirklich älter. Verschmitzt grinse ich meinem Spiegelbild im Badezimmer entgegen, trete näher und betrachte mein Gesicht wie eine antike Schrift. Im Prinzip ist dieser Vergleich gar nicht einmal so weit hergeholt, denn das Leben hinterlässt nun mal Spuren. Oh ja, ich sehe bei mir auch schon welche. Sind das etwa die ersten Anzeichen für kleine Mimikfältchen an meinen Augen? Tatsächlich. Aber, auch wenn das nun definitiv bedeutet, dass ich kein Mädchen sondern eine erwachsene Frau bin, es scheinen zumindest einmal Lachfältchen zu werden. Sicherlich bedingt durch den Alkohol, mogelt sich eine kleine Träne aus meinem rechten Augenwinkel, die ich schnell mit dem Handrücken wegwische. Eine Freudenträne. Als ich noch ein Teenager war und mir die Frauen ansah die bereits alt und viele Falten hatten, hegte ich immer die Befürchtung, dass sich auf meinem Gesicht irgendwann abzeichnen würde, wie traurig und einsam ich zu diesem Zeitpunkt war. Ich wollte nie verbittert und traurig aussehen wenn ich selbst einmal alt sein würde und nun sehe ich, dass es meine Freunde geschafft haben aus mir einen wirklich glücklichen Menschen zu machen. Da nehme ich die Lachfalten gerne in Kauf, die ich in ein paar Jahren unabwendbar einmal haben werde. Zumal ich heute Nacht mit Zorro Bruderschaft getrunken habe. Es war sogar sein Vorschlag! Da wollte ich auch kein Spielverderber sein und hab ein bisschen mehr getrunken als sonst. Also, von wegen schlechter Einfluss. Ich beeile mich mit dem Zähneputzen, denn ich bin müde und mein einziger Wunsch ist es schlafen zu gehen. Auch meine Gesichtspflege verteile ich etwas schneller als gewohnt auf meinem Gesicht, ehe ich das Licht lösche und Richtung Mädchenzimmer gehe. Der Tag war schön gewesen, aber es ist auch schön, dass er vorbei ist. Leise gähne ich, halte mir kurz anstandshalber die Hand vor den Mund, ehe ich nach dem Türknauf greife und... Abgeschlossen? Aber Nami schließt sonst nie ab. Oder bin ich so betrunken, dass ich in Wirklichkeit vor der Speisekammer stehe? Vorsichtig blicke ich mich um, zähle die Türen, um auch wirklich sicher zu gehen, dass ich mich nicht vertan habe. Nein, ich müsste richtig sein. Wieder versuche ich die Tür zu öffnen, wieder vergeblich. Na toll, und jetzt? Da drin ist mein Bett! Von meinem Nachthemd wage ich gar nicht erst zu sprechen. Warum tut sie das? Sonst ist das doch auch nicht ihre Art. Egal, sich jetzt darüber aufzuregen führt ohnehin zu nichts. Gehe ich eben in die Küche, dort ist es wenigstens warm. Und ich werde vor Ruffy beim Frühstück sein! Das ist zwar nur ein schwacher Trost, aber ich bin im Moment einfach zu müde, um mich zu echauffieren. Der Stuhl in der Kombüse ist erwartungsgemäß hart, also setze ich mich wieder aufrecht hin, verschränke die Arme vor mir auf dem Tisch und lege meinen Kopf darauf. Besser, aber noch lange nicht gut. Außerdem tickt die Küchenuhr viel zu laut. Genervt seufze ich und bete dabei im Stillen, dass ich einfach einschlafe und erst morgen früh ausgeruht wieder erwache. Tick, tick, tick… Es sieht nicht danach aus, als würde mir mein Wunsch erfüllt werden. Tick, tick, tick… Schritte. Sie kommen näher. Schwere Schritte, folglich Zorro. Ob er sich noch ein Bier zum Nachtisch gönnen möchte? Zuzutrauen wäre es ihm allemal. Mir würde schlecht werden, müsste ich jetzt auch nur noch einen Tropfen Alkohol zu mir nehmen. Die Tür quietscht, das Licht geht an und ich kann regelrecht spüren, wie unser Vize in seiner Bewegung innehält. Tja, damit hat er nun nicht gerechnet, aber ich hätte auch nicht geglaubt, dass ich heute in der Küche nächtigen würde. „Du kannst heute Nacht mein Bett haben, wenn du möchtest. Eine Decke findest du in meinem Schrank.“ Überrascht von seinem Angebot blinzle ich ihm entgegen, aber auch, weil mich das grelle Licht blendet. „Danke.“ Doch er zuckt nur mit den Schultern. Manchmal kann er richtig liebenswert sein. Meistens dann, wenn ihn keiner dabei beobachtet oder er der Überzeugung ist, dass die Person vor ihm betrunken genug ist, um sich am nächsten Morgen an nichts mehr erinnern zu können. Er sollte mich nicht unterschätzen. Aber das kann ich ihm ein anderes Mal verraten, jetzt will ich nur noch schlafen und zwar ungestört! Draußen ist es noch kälter geworden, oder ich noch müder, so dass ich mich beeile, um ins warme Jungenzimmer zu gelangen. Ruffy und die andern werden sich hoffentlich nicht von meiner Gegenwart stören lassen. Leise öffne ich die Tür und spähe in den dunklen Raum hinein. Schemenhaft kann ich die Hochbetten erkennen und je länger ich in der Dunkelheit verweile, auch andere Gegenstände, wie etwa eine große Kiste oder die Kleiderschränke. Hm, welcher davon wohl Zorro gehört? Wie ein Dieb schleiche ich durch den Raum, stolpere dabei fast über ein paar Kleidungsstücke, ehe ich mein vorläufiges Ziel erreiche, die Schränke. Und nun? Soll ich einfach so in den Sachen meiner Freunde wühlen? Ich denke nicht. Am besten, ich werde in meinen Klamotten schlafen und morgen eine ausgiebige Dusche genießen. Zufrieden mit diesem Gedanken und der Aussicht endlich Ruhe zu finden, taste ich mich zu den Betten vor. Zwar dringt durch das kleine Bullauge nur wenig von dem an Deck doch recht hell wirkenden Mondlicht, aber es genügt um zu erkennen, dass im ersten Bett eine unförmige Gestalt mit einem kleinen Hügel auf dem Bauch schläft. Ich tippe spontan auf Ruffy und interpretiere den Hügel als Strohhut. Das nächste Bett ist leer und somit eindeutig als mein heutiges nächtliches Lager auserkoren. Um sicher zu gehen und eventuellen Missverständnissen vorzubeugen, greife ich nach dem Kissen und schnuppere kurz daran. Wenn das nicht der Geruch von Zorro‘s Rasierwasser ist, heiße ich ab sofort Elsbeth und stehe auf Tigerunterwäsche! Vorsichtig klettere ich in das Etagenbett und bete, dass ich heute Nacht nicht herausfalle, sollte ich in diesem betrunkenen Zustand zur Toilette müssen. Doch im Grunde freut es mein Herz, dass ich hier sein kann, dass ich das Vertrauen der gesamten Crew genieße und sie mir ein Zuhause geben. Ein Zuhause, dass ich mir schon lange gewünscht habe. Wie soll ich ihnen je meine Dankbarkeit dafür zeigen? Ist das überhaupt möglich? In meinen Augen könnte kein Geschenk der Welt ausdrücken, was ich tief im Inneren meines Herzens empfinde. Doch eine kleine Stimme aus dem hintersten Winkel meines Bewusstseins flüstert mir zu, dass meine Freunde längst wissen, wie viel sie mir bedeuten, sonst würden sie mich nicht mit ihrer bedingungslosen Freundschaft bereichern. Besänftigt durch diesen Gedanken, der sich wie eine warme Decke um mich legt und dem Geruch der Jungs, der mir Sicherheit gibt, gleite ich recht bald in eine angenehme Traumwelt, ohne Sorgen und Nöte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)