Desperation von abgemeldet
(In Verzweiflung ertrinken)
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Kapitel 23: Valium and cherry wine
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Hallo!!
Omg, ich bin so happy! Ich hab 93 Favos und 191 Kommentare!! Danke Leute!! Ich
bin echt total gerührt. Und das, obwohl ich krank bin und nebenbei eine
Prüfung verhaut habe. *schnüff*
Naja, ist aber halb so wild. Ich muss mich dieses semester eben umso mehr
anstrengen.
Durch ein gespräch mit einer meiner Leserinnen habe ich einige neue Ideen, die
mir im Kopf rumspuken. Vielleicht bau ich sie noch ein. Mal sehen. Macht euch
also auf was gefasst.
@feuerregen : Danke, danke für dein Kommentar. Wie fast immer bist du die
erste. *lach* Atemu gerät vom Regen in die Traufe, nicht wahr. Leider kann ich
dir nicht versprechen, dass Otogi plötzlich und über Nacht beschlossen hat,
hinterm Mond zu wohnen. Doch das wird noch nicht Problem dieses chaps sein,
sondern erst im nächsten. Ich hoffe, du verzeihst.
Ja, langsam beginnt Seto wie ein Mensch zu agieren. Erstaunlich, nicht? Ein
Glück, dass Isis immer so viel Geduld mit ihm hat.
Oh doch, Joey hat nach Atemu gesucht, aber vielleicht war es nicht so
offensichtlich. In diesem chap jedenfalls tut er es auf alle Fälle.
@xXxSweetyxXx: Hi! Danke für dein Kommentar! Seto war süß? O.O Ich wundere
mich immer wieder, wenn Leser das in den Reviews schreiben. Ich sollte den Guten
vielleicht noch ein wenig bösartiger und genervter darstellen. *grins* Aber
leider ist es dafür jetzt zu spät.
Ich liebe Isis auch. ^^ Sie ist mein Lieblingscharakter in der story.
@LindenRathan: Danke schön, für dein Kommi! Ich kann dich beruhigen und
sagen, dass Joey zu Kaiba zurückgehen wird. Aber das ist auch das einzige.
Danke für dein Lob!
@Enid: Ich lass Atemu bestimmt nicht alleine, das versprech ich dir. Ich ha
nur den Hang, meine Charas leiden zu lassen. Und auch Joeys Leben ist ab sofort
nicht friede, freude, eierkuchen.
Ja, Joey hat es ihm versprochen und er wird es auch einhalten. Danke für dein
Review!!
@_BleedForFuckinLovE_: Yeah!! *autogrammkarte ansabber* XD Ach, unser kleine
denkt immer noch, dass er es alleine schafft. Oder er ist einfach zu
schüchtern. *lach* Kaiba würde ihm sogar ganz sicher helfen, schließlich hat
er doch selbst veranlasst, dass Atemu entlassen wurde. Nur weiß das Joey nicht.
Danke für dein Kommentar! *knuddel*
@Gestirn: Danke schön!! Jup, der begriff stammt von meiner schwester. *sie
abflausch* IHRE erfindung. Ist sie nicht genial? *grins*
Ich habe mich auch immer mehr von der Idee distanziert, atemu zu verkuppeln. Das
würde nicht mehr in die story passen. Atemu ist dafür einfach zu… kindlich.
Joey ist im Grunde herzensgut, doch glaubt er, alles allein schaffen zu müssen.
Dieses dumme kind. *seufz* Er ist zu misstrauisch, was bei seiner Vergangenheit
ja eigentlich nicht verwunderlich ist.
Es wird nicht schnulzig. Höchstens ein wenig und dann reiße ich schnell wieder
das nächste Loch der Verzweiflung auf, in das ich meine charas stürzte.
*lächel*
@jule_07: hi!! Danke für dein Kommi! Ob Joey zusagen, wirst du in diesem chap
erfahren. Das mit Atemu muss leider noch bis zum nächsten warten.
@Odium: Nein, natürlich nicht. !as redest du denn da? Ich mein, das ist doch
alles offensichtlich, oder? Und überhaupt, Kaiba ist arm wie eine Kirchenmaus!
Siehst du nicht die Lumpen, in denen er rumrennen muss? *lol* Jo, da treffen
zwei dickköpfe aufeinander. Da kann das noch eine weile dauern… so etwa 1 bis
2 chaps. ^.~
Atemu ist leider so was von naiv. Aber langsam wird auch er merken, was los ist.
Danke für dein Kommi!!
@single-twin: Danke für das Lob! *rotwerd* Da schreib ich doch umso lieber
weiter.
@Schreiberling: Seto war nur kurz in einer kleinen Phase der… nennen wir es
geistigen Umnachtung. *lach* Jaaa, da staunst du, was? Auch ein Seto Kaiba kann,
wenn er will, einigermaßen höflich und so was wie nett sein. Erstaunlich, aber
wahr.
Ja, Isis Abschnitte schreibe ich immer selber unheimlich gern. Ich liebe sie
einfach. *___*
Im Grunde hatte Atemu wirklich ein kleines bisschen Glück im Unglück.
Jedenfalls ist noch nichts entschieden und es kann noch eine Menge passieren.
Danke für dein Kommi!!
@Pancratia: Zu deiner Beruhigung, ich hab das chap hochgestellt, sobald ich
nach hause gekommen bin und das klingeln hat bald darauf aufgehört. Ich sollte
in zukunft nicht mehr so dicht bei den boxen stehen.
Ich hab in der schule deutsch gelernt. Neben italienisch natürlich und
englisch. Wir konnten zwischen französisch, russisch und deutsch entscheiden.
Und ich hab deutsch gewählt. Außerdem wohne ich im nördlichen Teil Italiens.
Da wird an bestimmten Orten ziemlich viel deutsch gesprochen.
Ja, mit Atemu hast du recht. Er ist tatsächlich schon etwas zu naiv und zu
kindlich geworden, um ihn zu verkuppeln. Jedenfalls jetzt noch nicht. Ich hab
nur gedacht, dass ich ihm vielleicht auch etwas glück gönnen könnte. Aber
dann kommst du, und bringst mich wieder auf eine fürchterlich böse und
sadistische idee. *händereib*
Warum Mai Atemu zu Otogi führt? Sie weiß es nicht besser. Sie macht das, was
sie in seiner Situation tun würde. Und das ist nun mal, sich mit Drogen alles
vergessen zu lassen.
Dankeee! Ja, Isis weiß halt immer, wie sie Kaiba eins auswischt. Wenn sie nicht
so einen starken Charakter hätte, würde sie wahrscheinlich auch nicht gegen
ihn ankommen.
Doch, es ist sein vollkommener Ernst. Und weißt du warum? Weil ich es so will!!
Scherz beiseite. Kaiba muss ja auch mal erwachsen werden und sich seiner
Gefühle bewusst werden.
Nö, es heißt „Subway“. Ich geh da immer hin essen, wenn ich in der uni
Mittagspause hab. Du ich mag mcD ja auch. Jedenfalls das eis und die salate
dort. XD Aber meine schwester HASST es! Der ausdruck ist von ihr. *lach*
Du fieberst mit?? OH, das freut mich jetzt aber total!! *lach* Das macht mich
i-wie stolz.
Danke für dein review!!
@Yisa-: Hallo!! Willkommen zu meiner story! Schön, dass sie dir gefällt.
Wann es weiter geht? Genau JETZT! *lach*
So wie ich das mirbekommen habe, sorgt ihr euch alle um Klein-Ati. Nun ja, er
ist tot. Ja, tut mir leid. Isso... NEIN!! Steckt eure Mistgabeln und Fackeln
wieder weg! War ja nicht ernst gemeint!
ich wollte nur sagen, dass ihr euch bis zum nächsten chap gedulden müsst. In
diesem kommen mal wieder Anzu und Marik zum Zuge.
Also dann! Viel Spaß!
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Rastlos ging Joey zum hundertsten Mal die Strecke von dem Studentenheim zur
Universität ab. Er wollte rennen, aber er konnte nicht. Seine Lunge brannte und
schmerzte, so als hätte jemand ein Messer in sie gerammt.
Nach Luft schnappend blieb der Neunzehnjährige am Straßenrand stehen. Vor ihm
lag die Uni… zum wiederholtesten Male. Er hatte keine Ahnung, wo er noch
suchen sollte. Die Stadt war riesig, er würde Tage brauchen, um alles
abzuklappern.
Joeys Blick wanderte von einer Straßenseite zur anderen und erhaschte somit das
Schild einer Polizeizentrale. Er könnte jetzt da rein gehen und eine
Vermisstenmeldung aufgeben. Dann wäre Atemu ruck zuck wieder gefunden. Tja, er
könnte , das war das Stichwort. Joey biss sich auf die Unterlippe und
überlegte. Ob Kaiba was dagegen hätte? Sicher schadete so eine
Polizeisuchaktion in Bezug zu ihm seinem Ruf. Dem Firmenchef würde das gar
nicht gefallen. Schließlich hatte er sich seine hohe Stellung in der
Gesellschaft hart erarbeitet.
Joey schüttelte den Kopf. Warum nahm er Rücksicht darauf, ob es Kaiba billigen
würde, wenn er die Polizei einschaltete? Es ging hier nicht um Kaiba, sondern
einzig und allein um Atemu, den es zu finden galt.
Entschlossen überquerte er die Straße und ignorierte dabei geflissentlich die
rote Fußgängerampel. Doch kurz bevor er die Polizeistation betrat, verließ
ihn wieder der Mut. Kaiba würde sicher ausrasten, oh ja. Gerade jetzt, wo er
langsam anfing etwas freundlicher zu sein. Joey schüttelte abermals den Kopf.
Er durfte nicht andauernd über den Brünetten nachdenken, vor allem nicht, wenn
es um Atemu ging. Er hatte seinem Freund versprochen, dass er immer das
Wichtigste in seinem Leben sein würde, Kaiba hin oder her.
Langsam legte Joey seine Hand auf den Türknauf und schob eine der zwei
Glasschwingtüren auf. Sofort wurde er von klingelnden Telefonen, lauten Stimmen
und stickiger Luft empfangen. Ein Polizist führte einen sich heftig
sträubenden Verhafteten an dem Neunzehjährigen vorbei. Dieser taumelte schnell
ein paar Schritte zurück und stieß dabei mit dem Rücken gegen eine harte
Kante.
Erschrocken drehte er sich um. Er stand direkt vor dem Eingangsschalter, hinter
dem ein hochgewachsener Mann in Polizeiuniform stand und ihn unfreundlich ansah.
„Kann ich dir helfen, Junge?“
„Ähm… ja. Ich wollte ein Vermisstenmeldung aufgeben.“, Joey fühlte sich
plötzlich mehr als unwohl.
„Den Gang runter die dritte Tür links.“, der Polizist hinter dem Schalter
zeigte zu einem grauen monotonen Flur.
Joey nickte dankend und machte sich auf den Weg den Gang entlang und klopfte
schließlich etwas zaghaft an die Tür, an der ein Schild mit der Aufschrift
Vermisstenkommissariat . Als von drinnen laut eine Bejahung erklang, drückte er
die Klinke hinunter und schob die Tür auf. In dem verhältnismäßig kleinen
Raum mit den zwei Fenstern standen zwei Schreibtische, an denen eine Frau und
ein Mann saßen. Die Frau redete gerade mit einer weiteren Person, die vor dem
Schreibtisch saß und Joey den Rücken zudrehte. Also wandte er sich an den Mann
hinter dem anderen Schreibtisch.
„Guten Tag, ich wollte eine Vermisstenanzeige aufgeben.“
„Dann bist du hier richtig, Junge.“, der Mann deutete auf den schwarzen
Plastikstuhl vor dem Schreibtisch.
Joey setzte sich dankend und konnte nicht umhin, den anderen etwas zu mustern.
Er hatte kurze, blau gefärbte Haare und wirkte alles in allem nur ein paar
Jahre älter als er selbst. Vielleicht so alt wie Kaiba.
„Na gut, bitte deinen Namen?“
„Joseph Jay Wheeler.“
Der Blauhaarige tippte den Namen in den Computer und wartete. „Du bist in den
Akten verzeichnet, Junge.“
Ein misstrauischer Blick traf Joey, der ertappt zusammenzuckte.
„Wegen Taschendiebstahls.“, die Stimme des Mannes klang tadelnd.
„Ich weiß.“, nuschelte der Neunzehnjährige, dem das mehr als unangenehm
war „Können wir nicht einfach ganz normal weiter machen?“
Der Polizist warf ihm noch einen strafenden Blick zu, ehe er nickte. „Weitere
Informationen von dir brauche ich nicht, da ich eh alles in den Akten habe.“
Er tippte noch etwas in den Computer und sah dann wieder auf. „Also, du
vermisst jemanden? Um wen handelt es sich da?“
„Um meinen Freund.“, Joey war sichtlich erleichtert, dass das Thema
gewechselt wurde.
„Name?“
„Atemu Muto.“, antwortete er brav und hielt die Luft an. Er wusste nicht, ob
Atemu jemals verhaftet worden war. In dem einen Jahr, bevor sein Freund in die
Klinik gekommen war, war es ihm ziemlich dreckig gegangen und er hatte sich sich
immer mehr von Joey abekapselt.
Doch der Polizist sagte nichts dergleichen. „Wie alt ist die vermisste
Person?“
„Zwanzig.“
„Staatsangehörigkeit?“ der Blauhaarige redete ohne aufzusehen und tippte
nebenbei.
„Amerikanisch.“
„Nun gut.“, endlich blickte der Mann wieder auf „Wie lange wird die Person
schon vermisst?“
„Seit… seit heute Morgen.“, Joey knetete seine Hände in seinem Schoß.
„Seit heute Morgen?“ wiederholte der Polizist „Junge, eine Person muss
mindestens 48 Stunden abgängig sein, bevor man eine Vermisstenanzeige aufgeben
kann.“
„Das weiß ich doch!“ der Braunäugige lehnte sich etwas vor „Aber es ist
wirklich ein Notfall. Atemu ist heute Morgen aus der psychiatrischen Anstalt
entlassen worden, in der er die letzten zwei Jahre behandelt wurde. Ich wusste
davon nichts, sonst hätte ich ihn abgeholt.“
„Vielleicht hat ihn jemand anderes abgeholt.“, meinte der Polizist.
Joey wollte gerade wieder zum Reden ansetzten, als neben ihnen ein Stuhl
geräuschvoll über den Boden geschoben wurde. Ein älterer Herr verließ gerade
das Zimmer und die Beamtin tippte wieder etwas in den Computer ein.
„Nein, das ganz sicher nicht.“, setzte er erneut an „Atemu kennt in dieser
Stadt niemanden außer mir. Er hat keine Wohnung, kein Telefon, er hat noch
nicht mal Geld! Ich muss ihn finden!“ ohne es zu bemerkten, legte der
Neunzehnjährige seine Fäuste auf den Schreibtisch „Er findet sich in der
Stadt nicht mehr zurecht und weiß überhaupt nicht wohin. Es könnte ihm sonst
was passiert sein.“
Der Blauhaarige dachte nach. „Er ist noch nicht ganz volljährig. Wer ist sein
Vormund?“
„Keine Ahnung. Seine Mutter, aber die lebt noch in Amerika.“
„Hm, dann obliegt dem Staat die Verantwortung bis er Einundzwanzig ist.“,
der Polizist tippte wieder etwas in seinen Computer ein „In welcher Klinik war
er?“
Joey nannte ihm die Adresse. Der Polizist nahm den Hörer des weißen Telefons
neben dem Computer und wählte. Eine Weile sagte niemand etwas, nur das
Geklapper einer Kaffeetasse drang vom anderen Schreibtisch zu ihnen. Dann schien
sich an der anderen Leitung jemand zu melden.
„Guten Tag, hier spricht das Vermisstendezernat der Stadt Domino.“, der
Beamte klang sachlich und kühl „Ich rufe an, um Informationen über Ihren
kürzlich entlassenen Patienten Atemu Muto einzuholen… Ja, ich warte.“
Es dauerte eine Weile, bis sich erneut jemand meldete.
„Guten Tag, Doktor Shima, hier spricht das Vermisstendezernat der Stadt
Domino. Ich rufe an, um Informationen über Ihren kürzlich entlassenen
Patienten Atemu Muto einzuholen.“
Joey wunderte sich, wie der Polizist den gleichen Satz genauso souverän und
sachlich herunterrattern konnte, ohne dabei genervt zu klingen.
„Er ist also heute Morgen entlassen worden?... Haben Sie überprüft, ob er
wirklich jemanden über seine Entlassung informiert hat?... Nein, aha… Wissen
Sie zufällig, wohin er gegangen sein könnte, nachdem er die Klinik verlassen
hat?... Ja, Mister Wheeler sitzt mir gerade gegenüber… Nein, er wusste es
nicht… Na gut, wenn Sie mir nicht weiterhelfen können… Vielen Dank, Doktor
Shima, Aufwiederhören.“
Der Polizist legte den Hörer wieder auf die Gabel und wandte sich mit ernstem
Gesicht Joey zu. „Nun, die Tatsache, dass Atemu Muto erst vor kurzem aus einer
psychiatrischen Anstalt entlassen wurde, ändert die Situation natürlich.“,
er räusperte sich und faltete die Hände über der Tischplatte zusammen
„Trotzdem kann ich noch keine Vermisstenmeldung rausgeben. Aber…“ er hob
die Hand um Joey daran zu hindern was zu sagen „Aber ich kann den
verschiedenen Streifenwagen eine Beschreibung deines Freundes mitgeben, damit
sie nach ihm Ausschau halten. Nach 48 Stunden kann ich dann die Fahndung starten
lassen.“
Joey nickte erleichtert. „Gut, danke.“
Er wollte gerade aufstehen und den Raum verlassen, als eine Stimme ihn
innehalten ließ.
„Hey, Junge. Kann es sein, dass du der aus der Zeitung bist?“
Joey drehte sich überrascht zu der Frau um, die mit einer Zeitung wedelnd auf
ihm zukam. „Ähm… wie bitte?“
„Na, das hier.“, die Frau faltete die Zeitung auseinander und hielt sie ihm
unter die Nase.
Der Neunzehnjährige starrte auf die Doppelseite, auf dem ihm ein Bild von Kaiba
und ihm selbst entgegen sprang. Daneben war das Interview von neulich abgedruckt
und ein kleiner Artikel dazu, wie großherzig und gutmütig Seto Kaiba doch war.
Joey schluckte. Er hatte nicht erwartet, dass es gleich so einen Medienrummel um
seine Person geben würde.
„Also?“ die Frau sah ihn immer noch erwartungsvoll an.
„Na ja, das bin schon ich.“, Joey kratzte sich verlegen am Oberarm „Aber
mir wäre es lieber, wenn Sie nicht so einen Wirbel darum machen würde. Ich
wusste es ja selbst nicht.“, nuschelte er noch zuletzt.
Die Beamtin drehte die Zeitung wieder um und betrachtete die Doppelseite.
„Warum denn nicht? Ich denke-“
„Riko, ich denke es genügt.“, erklang die genervte Stimme des blauhaarigen
Polizisten und die Frau zuckte zusammen.
„Na gut. Tut mir Leid.“, sie faltete die Zeitung wieder zusammen, warf Joey
noch ein entschuldigendes Lächeln zu und kehrte dann zu ihrem Schreibtisch
zurück.
„Ich werde mich mit dir in Verbindung setzten, sobald wir was herausgefunden
haben.“
Joey nickte dem Polizisten noch einmal zu und ging zur Tür. Artig bedankte er
sich nochmal und verschwand dann aus dem Raum. Er atmete erst auf, als er auf
der Straße stand. Solche Polizeistationen behagten ihm ganz und gar nicht. Zu
viele schlechte Erinnerungen verband er mit ihnen. Erinnerungen an Yugi, seinen
Vater und Atemu.
~~~~~ooooOOOoooo~~~~~
Die beiden Beamten sahen dem Jungen nach, wie er fast fluchtartig das
Polizeigebäude verließ. Schließlich erhob sich der Blauhaarige seufzend und
nahm einige Papiere vom Tisch.
„Ich geh dann mal die Personenbeschreibung anfertigen.“
Die Frau nickte nur und widmete sich wieder ihrer Arbeit. Trotzdem ging ihr bis
zum Ende ihrer Schicht dieser beinahe schwarzhaarige Junge nicht mehr aus dem
Kopf.
Als sie in der U-Bahn saß, auf dem Weg nach Hause, schlug sie wieder die
Zeitung mit der Doppelseite über Seto Kaiba und diesen Jungen auf.
Irgendwie konnte sie nicht verstehen, was dieser Junge bei Kaiba machte. So wie
sie es verstanden hatte, war er vorbestraft und schien der Unterschicht
anzugehören. Sicher einer dieser armen Ghettokinder aus den Staaten, die im
asiatischen Raum ihr Glück suchten.
Zuhause legte sie die Zeitung aufgeschlagen auf den Tisch. Sie musste unbedingt
mit ihrem Freund darüber reden, sobald dieser nach Hause kam. Mit diesem
Gedanken begab sie sich ins Badezimmer, um sich eine ordentliche Dusche zu
gönnen.
Nach zwei Stunden –sie saß gerade mit einem Buch im Wohnzimmer- öffnete sich
die Haustür und wie eine Horde Elefanten polterte der Herr des Hauses herein.
Sie lächelte, stand auf und ging in den Flur.
„Hallo. Wie war dein Tag?“ sie lehnte sich vor, um ihren Begrüßungskuss
entgegen zu nehmen.
„Ganz gut.“, sie folgte ihrem Freund in die Küche, wo dieser auch sogleich
die Zeitung auf dem Tisch entdeckte.
„Riko, hast du den Artikel gelesen?“ er drehte sich grinsend zu ihr um
„Wie fandest du ihn?“
„Gut. Warum?“
„Weil ich den geschrieben habe.“, er schwellte stolz seine Brust.
Sie lachte. „Wenn das so ist, dann ist er wirklich ausgezeichnet. Aber sag
mal, kennst du den Jungen? Weißt du mehr über ihn?“
Er schüttelte den Kopf. „Tut mir Leid, Riko. Nur das, was Kaiba beim
Interview gesagt hat. Warum?“
„Na ja, der war heut bei uns auf der Polizeistation.“
„Ach wirklich? Darüber musst du mir mehr erzählen.“
Lachend ließ sie sich von ihrem Freund ins Wohnzimmer ziehen.
~~~~~ooooOOOoooo~~~~~
„Joey!! Joey, so warte doch!“
Der Neunzehnjährige blieb überrascht stehen und drehte sich um. Mayu kam mit
fliegenden Zöpfen auf ihn zu gelaufen und blieb keuchend vor ihm stehen.
„Ich renn schon seit der Bibliothek hinter dir her. Hast du mich nicht
gehört?“
Joey versuchte ein Lächeln, was ihm aber gründlich misslang. Er konnte nicht
anders, als das Mädchen vor sich anzustarren. Mayu sah immer noch so bezaubernd
und schön aus, wie vor wenigen Wochen, als er so überstürzt aus ihrem Zimmer
geflohen war. Seitdem hatte er jeden Kontakt mit ihr vermieden, sei es auf der
Uni, in der Bibliothek oder im Studentenheim.
„Ha… hallo.“
„Ich hab dich lang nicht mehr gesehen, Joey.“, Mayu legte lächelnd den Kopf
schief „Wo hast du dich rumgetrieben?“
„Ich… ich hatte Anderweitiges zu tun.“, antwortete der Neunzehnjährige
und betete gleichzeitig, dass Mayu nicht die Zeitung gelesen hatte.
„Ah ja, dein Freund, nicht wahr?“ sie berührte ihn mitfühlend an der
Schulter „Bitte denk auch manchmal an dich.“
Joey nickte nur. Ihm kam diese ganze Situation so unwirklich vor. Wie konnte das
Mädchen so ungezwungen mit ihm reden, wo er sie doch so grausam abgewiesen
hatte?
„Mayu!!“
Ein lauter Ruf ließ Joey und das Mädchen herumfahren. Mayu winkte
enthusiastisch und ein junger Mann strebte auf die beiden zu. Sofort fiel sie
ihm um den Hals und er küsste sie zärtlich auf die Wange.
„Joey, darf ich dir meinen Freund vorstellen?“ Mayu drehte sich strahlend
herum „Das ist Shiina. Shiina, das ist Joey. Er wäre dir beinahe zuvor
gekommen.“
Sie kicherte und Joey erstarrte innerlich zu Eis, als ihm der Schwarzhaarige,
der ihn zudem noch um einen halben Kopf überragte, die Hand hinhielt.
Vorsichtig schüttelte er diese und versuchte aus dem breiten Grinsen Shiinas
irgendetwas Bedrohliches herauszulesen.
„Na gut.“, Mayu schenkte Joey noch ein umwerfendes Lächeln und hackte sich
dann bei Shiina ein „Wir müssen leider weiter. Wir sehn uns, Joey!“
Der Neunzehnjährige sah dem Pärchen hinterher, wie es den Gang hinunterlief
und dabei heftig turtelte und kicherte. Joeys Blick fixierte sich auf Shiinas
Gestalt, der seinen Arm locker um Mayus Hüfte gelegt hatte. Er könnte jetzt an
dessen Stelle sein, wenn er sich nicht so idiotisch benommen hätte.
Er wandte sich ab und machte sich auf den Weg zum Museum. Zum wiederholtesten
Male wollte er die Straßen rund um das Museum und die Klinik absuchen. Er
bezweifelte zwar, dass Atemu dahin zurückkehren würde, aber ganz sicher sein
konnte er nie. Bis jetzt hatte sich auch die Polizei noch nicht bei ihm
gemeldet, doch auch das war kein Grund sich auf die faule Haut zu legen.
Joey umrundete gerade das zweite Mal die Klinik und den dazugehörigen Park, als
sein Handy klingelte. Hektisch kramte er es aus seiner Jackentasche und klappte
es auf. Schon voller Hoffnung, die Polizei hätte endlich gute Nachrichten für
ihn, war die Enttäuschung groß, als er stattdessen Kaibas Namen auf dem
Display las.
„Hallo?“ hob er zögerlich ab.
Joey musste unweigerlich schlucken, als er die Ungeduld in Kaibas Stimme
wahrnahm. Lag dem Firmenchef etwa so viel an diesem Treffen?
„Ähm, nicht so wirklich.“, meinte der Junge leise „Tut mir Leid,
ich…“
„Nein, das… ich hatte eben viel zu tun.“
Kaiba klang spöttisch
„Ich…“, Joey biss sich auf die Unterlippe. Wenn er ehrlich sein sollte,
wusste er nicht, was er darauf antworten sollte. Einerseits würde er gern mit
Kaiba einen Abend verbringen, andererseits kam es ihm angesichts von Atemu so
schrecklich falsch vor.
Er atmete tief durch. „Also gut. Ich nehme ihr Angebot an.“, sagte er betont
ruhig.
Kaiba wirkte sehr zufrieden
Joey wollte noch etwas erwidern, doch Kaiba hatte schon aufgelegt. Ungläubig
starrte der Junge auf das Handy. Manchmal würde er dem Brünetten am liebsten
in den Arsch treten… wenn er den Mut dazu hätte.
~~~~~ooooOOOoooo~~~~~
Genervt wippte Anzu mit ihrem Fuß auf und ab. Seit einer geschlagenen Stunde
saß sie hier in Doktor Emersons Behandlungszimmer in diesem äußerst
unbequemen Stuhl. Warum konnten man sie nicht einfach in Ruhe lassen? Es war ja
nicht so, als wäre Doktor Emerson kein guter Arzt, ganz im Gegenteil. Er war
sogar unverschämt gut, aber leider war er zudem noch sehr von sich überzeugt.
Und davon, Anzu heilen zu können.
„Nun, Anzu. Ich sehe dir doch an, dass dich etwas bedrückt.“, freundlich
lächelnd verschränkte der blonde Mann seine Finger und stützte sein Kinn
darauf.
Das Mädchen verzog das Gesicht. „Mir geht es gut. Mir ist nur etwas
langweilig, so alleine im Zimmer. Ohne Marik.“
„Ich weiß, der junge Mister Ishtar ist dir mittlerweile sehr ans Herz
gewachsen, doch leider ist er zur Zeit nicht in der Verfassung unbeaufsichtigt
in einem Zimmer zu sein.“, Doktor Emerson blätterte in seinen Unterlagen
„Trotzdem werde ich sehen, was sich machen lässt.“ Er lächelte
verschmitzt.
Anzu lächelte zurück. Zum ersten Mal war ihr der blonde Norweger wahrhaftig
sympathisch. „Danke. Ich weiß, dass Sie sich immer bemühen, damit ich mit
Ihnen rede, aber…“
„Aber du scheinst es nur mit Marik zu können, nicht?“
Die Brünette nickte.
„Na gut. Ich sehe, ich kann hierbei nicht mithalten.“, der Doktor ging zur
Tür und öffnete sie „Die Schwester wird dich wieder ins Zimmer zurück
bringen. Bis zum nächsten Mal, Anzu.“
Das Mädchen nickte nur leidlich und verabschiedete sich. Plötzlich hatte sie
es eilig in ihr Zimmer zurückzukommen. Etwas in Doktor Emersons Stimme hatte
sie hoffen lassen, Marik bald wieder zu sehen.
Nervös setzte sich Anzu an das kleinen Tischchen und nahm die darauf liegende
Zeitschrift zur Hand. Wieder schlug sie die Doppelseite über Seto Kaiba und
ihren Freund Joey auf. Wie oft hatte sie diesen Artikel nun schon gelesen? Sie
kannte ihn beinahe auswendig. Trotzdem konnte sie nicht verstehen, was Kaiba
damit meinte. Wollte er Joey helfen, oder ihn wie jeder andere nur ausnutzen?
Mit einer entschlossenen Handbewegung riss sie die Seite heraus und warf die
restliche Zeitschrift in den Mülleimer. Gerade, als sie die beiden Blätter auf
den Nachttisch gelegt hatte, ging die Zimmertür auf. Anzu sah nicht auf, da sie
mit der stündlichen Inspektion rechnete, doch als das Zufallen der Tür
ausblieb, wurde sie doch neugierig.
Sie hob den Kopf und ein hoher Jauchzer entfleuchte ihr.
„MARIK!!!“
Der blonde Mann wurde gerade von zwei Pflegern hereingeführt und ins Bett
verfrachtet. Sofort eilte Anzu auf ihn zu und fiel ihm um den Hals. Die zwei
Pfleger nahmen das schmunzelnd zur Kenntnis und verließen wieder das Zimmer.
„Wie geht es dir?“ wollte das Mädchen besorgt wissen.
„Ganz gut.“, erwiderte Marik und schob sie sachte von sich „Du, Anzu?“
„Was ist denn?“ die Brünette war erstaunt über sein Verhalten. Sie hatte
genau gespürt, wie sich der Blonde in ihrer Umarmung versteift hatte.
„Es tut mir Leid. Du weißt schon… dass ich dir wehgetan hab… dass Malik
dir wehgetan hat. Er wollte das nicht und ich auch nicht. Wirklich. Du muss mir
glauben!“ er war zum Ende hin immer verzweifelter geworden.
„Marik! Marik, beruhige dich.“, Anzu fast ihren Freund sanft an der Schulter
„Das da warst nicht du.“ Sie deutete an ihre Schläfe, an der immer noch ein
Pflaster klebte „Das war… du weißt schon… der Mistkerl.“ Sie lächelte
kläglich „Malik und du, ihr würdet mir doch nie wehtun.“
Marik zog seine Mundwinkel leicht nach oben und beinahe hätte man diese
Bewegung als Lächeln werten können.
„Malik mag dich sehr, weißt du.“, sagte er und starrte auf seine
Bettdecke.
Anzu hob ihre Augenbrauen und ihre Mundwinkel wanderten nach unten. Dann jedoch
lächelte sie. „Und du? Was ist mit dir?“
„Ich?“ Marik sah auf „Ich… mag dich auch.“
Die Brünette lachte auf und konnte nicht anders, als den Blonden zu knuddeln.
„Übrigens.“, meinte sie und langte nach dem Zeitungsartikel auf dem
Nachttisch „Damit du auf dem neuesten Stand bist.“
Marik nahm die Blätter entgegen. „Kaiba?“ fragte er und runzelte die
Stirn.
„Ja und das da“, Anzu zeigte auf die Seite „Das ist ein guter Freund von
mir, Joey. Ich weiß nicht, was das ganze soll. Ich mein, ich kenn Kaiba und
bisher wär mir noch nie zu Ohren gekommen, dass er so was gemacht hat.“
„Hm.“, Marik überflog den Artikel hastig „Du sagst, er ist ein Freund von
dir? Weißt du, ich kenne da jemanden, der Kaiba wiederum sehr gut kennt. Kaiba
hat etwas… komische Vorlieben. Dass er schwul ist, ist ein offenes Geheimnis,
aber wie er diese Tatsache auslebt ist etwas gewöhnungsbedürftig.“
„Wie meinst du das?“ Anzu sah Marik besorgt an.
Dessen Gesichtszüge verhärteten sich. „Ich meine damit, dass Joey sicher
Kaibas neues Betthäschen ist.“
„WAS?“ die Brünette, die zuvor noch auf der Kante von Mariks Bett gesessen
hatte, sprang auf und taumelte einige Schritte zurück „Das ist nicht dein
Ernst, oder? Das ist nicht wahr!“
„Anzu…“, Marik richtete sich im Bett auf „Ich wollte dich nicht
erschrecken, oder so was. Aber die Person, die ich kenne, arbeitet bei Kaiba und
bekommt solche Sachen hautnah mit.“
Anzu schüttelte den Kopf und vergrub ihn in ihren Händen. „Bakura.“,
schluchzte sie „Dieses Arschloch.“
~~~~~ooooOOOoooo~~~~~
Die nächsten zwei Tage vergingen nach Joeys Meinung wie im Flug. Er hatte Angst
vor dem Treffen mit Kaiba und er wollte es so lange wie möglich hinauszögern.
Aber wie sollte er das machen, wenn die restlichen zwei Tage, die ihm noch
blieben, wie durch ein Fingerschnippen plötzlich um waren?
Außerdem plagten ihn zu jeder Tages- und Nachtzeit Sorgen um Atemu. Er ertappte
sich immer öfter dabei, wie er sein Handy anstarrte und nur darauf wartete,
dass es klingelte.
Am Morgen des letzten Tages hatte er von Isis einen Anruf erhalten. Sie befahl
ihm, er solle schon zwei Stunden früher auftauchen. Auf seine Frage hin, warum,
hatte sie nur mit einem Lachen geantwortet und aufgelegt.
Nun war Joey ganz und gar nicht wohl zumute. Schon seit geschlagenen zehn
Minuten stand er vor dem hohen Eisentor, dass das Grundstück vor der Villa von
der Außenwelt abschirmte. Er blickte auf die Uhr. Es war zehn nach fünf Uhr am
Nachmittag. Also würde er so und so zu spät kommen.
Nach weiteren zwei Minuten des tiefen Durchatmens drückte er schließlich den
Summerknopf und das Tor öffnete sich nach einer Weile langsam. Schnell eilte
Joey den Kiesweg hinauf und bemerkte, dass die Haustür bereits offen stand.
Rumiko stand im Türrahmen und lächelte dem Jungen entgegen.
„Hallo, Joey!“ sie drückte den schmalen Körper an ihre korpulente Brust
und schloss nebenbei die Tür „Wie geht es dir?“
„Ganz gut.“, antwortete Joey peinlich berührt und erwiderte die Umarmung
leicht.
„Miss Ishtar wartet schon, oben im zweiten Gästezimmer den Gang runter.“,
die Frau ließ den Neunzehnjährigen los und schubste ihn sanft Richtung Treppe
„Geh schnell rauf. Du bist eh schon viel zu spät dran.“
Joey schenkte der Frau noch ein kleines Lächeln, das diese erfreut erwiderte,
und eilte dann die Treppe hinauf. Ohne anzuklopfen stürmte er in das angegebene
Zimmer und fand Isis auf einem kleinen Sofa sitzend vor. Grimmig blickte sie
auf.
„Ich habe gesagt, du sollst um 17 Uhr da sein. Jetzt ist es schon fünfzehn
Minuten nach 17 Uhr.“, sie stellte ihre Teetasse geräuschvoll auf das kleine
Beistelltischchen „Deine Erklärung?“
„Ähm.“, Joey stand da, wie ein begossener Pudel „Ich hab noch etwas mit
Rumiko geplaudert.“
„Eine ganze Viertelstunde lang?“
„Nein… ähm, ich war ja pünktlich da…“, er zupfte an den kleinen
Fäden, die am Gurt seiner Tasche abstanden „Aber ich hab mich zuerst nicht
rein getraut.“, gab er schließlich kleinlaut zu.
Isis starrte den Jungen mit großen Augen an, bis sie schließlich zu Lachen
anfing.
„Oh mein Gott! Das ist ja so herzig!“ Sie stand auf und ging auf Joey zu, um
ihm sachte in die Wangen zu kneifen „Du wirkst manchmal echt wie ein kleines
Kind, weißt du das? Das ist süß.“
Die Ägypterin nahm ihm Tasche und Jacke ab und legte alles auf das Sofa. „Na
los, komm. Wir gehen ins Badezimmer.“
Sie öffnete die Tür zum angrenzenden Raum und Joey folgte ihre zögerlich.
„Was genau haben Sie mit mir vor?“ fragte er misstrauisch.
„Nichts schlimmes, mein Lieber.“, die Schwarzhaarige lächelte beruhigend
„Ich will dich nur für dein Date mit Seto heute Abend etwas… fein
machen.“
„Fein machen?“ Joey runzelte die Stirn und sah an sich hinunter. Sah er etwa
nicht fein genug aus? „Außerdem ist das kein Date.“, nuschelte er noch
verlegen „Sondern eher eine Wiedergutmachung.“
Isis grinste nur. „Du kennst Seto zu wenig, Kleiner.“
Sie wies Joey an, sich auf den Hocker zu setzten, der neben der großen
Badewanne stand. Dann wandte sie sich ab und begann in der mitgebrachten
Plastiktüte herumzuwühlen. Allmählich beförderte sie allerlei Fläschchen,
Schachteln, Tuben und Tiegel zu Tage.
„So.“, die Ägypterin nahm eine der Schachteln zur Hand und holte eine
kleine Tube daraus hervor „Dann wollen wir die Sache mal angehen.“
Sie schnappte sich ein Handtuch und legte es Joey locker um die Schultern. Dann
schraubte sie den Deckel einer Tube ab und drückte deren Inhalt in eine kleine
Flasche. Der Neunzehnjährige schaute dem Treiben erstaunt zu. Als Isis dann
auch noch anfing die Flasche, wie einen Cocktailshaker über ihrem Kopf zu
schütteln, verstand er gar nichts mehr. Er hoffte nur, dass diese Mixtur nicht
für ihn bestimmt war. Doch seine Hoffungen wurden enttäuscht.
Wie mit einer gezückten Waffe in der Hand trat die Schwarzhaarige hinter ihn
und drückte mit sanfter Gewalt seinen Kopf etwas nach vorne.
„Was… was machen Sie?“ Joey wurde langsam nervös.
„Ich färbe dir die Haare wieder blond.“, gab Isis ruhig zur Antwort,
während sie anfing, bedächtig eine kalte Substanz in das halblange Haar
einzumassieren.
„Was?“ Joeys Kopf ruckte nach oben, was ihm ein missbilligendes Schnauben
einbrachte „Blond? Aber… aber warum nicht wieder schwarz drüber? Ich will
nicht blond sein…“
„Herzchen.“, die Ägypterin drückte den Kopf wieder sanft nach vorne
„Blond ist nun mal deine Naturfarbe und steht dir ausgezeichnet. Außerdem ist
Seto sowieso ganz verrückt nach Blondinen.“
Schwang da etwa Schalk in Isis Stimme mit? „Wa… was?“ Joey verstand das
alles nicht. Warum erzählte ihm diese Frau das?
„Aber klar doch. Hast du das bis jetzt etwa noch nicht bemerkt?“ ungerührt
fuhr sie mit ihrer Arbeit fort. „Seto mag dich… auch seine seltsame Art und
Weise. Nur leider kann er das nicht so gut zeigen, weißt du?“
Nein, Joey wusste es nicht. Trotzdem sagte er nichts dazu, sondern dachte
erstmal über diese neue, recht interessante Information nach. Überlegend kaute
er an seiner Unterlippe, während Isis seine Haare färbte und unentwegt
plapperte, sei es von Seto, der Firma, Seto, ihren neuen Schuhen und, ach ja…
Seto.
Es verging benahe eine Stunde, bis die ganze Prozedur von Auftragen, über
Einwirkzeit, Ausspülen und Föhnen überstanden war und Joey mit weit
aufgerissenen Augen vor dem Spiegel stand. Ein vollkommen anderer Mensch starrte
ihm aus diesem entgegen.
„Ich habe die Farbe Mittelblond genommen.“, Isis trat lächelnd neben ihn
„Wie ich sehe, war es die richtige Wahl. Es sieht sehr natürlich aus.“, Sie
zupfte etwas an seiner Stirnfransen herum „Wirklich sehr schick.“
Joey war nicht in der Lage etwas zu erwidern. Wie lange hatte er sich selbst
nicht mehr mit blonden Haaren gesehen? Sehr lange. Genau genommen drei Jahre
nicht mehr. Seit er von Zuhause abgehauen war. Und wieder erkannte er die
Ähnlichkeit mit seinem Vater. Das da im Spiegel, war eindeutig Jay Wheeler.
~~~~~ooooOOOoooo~~~~~
Seit zwei Stunden saß Seto Kaiba in seinem Büro in seiner Villa und versuchte
die Uhr in Grund und Boden zu starren. Warum konnte die Zeit nicht schneller
vergehen? Oh, er hatte Wheeler sehr wohl gesehen, wie er kurz nach fünf zum
Haus herauf geschlichen war und fragte sich nun die ganze Zeit, was Isis nun
schon wieder eingefädelt hatte.
Leise murrend nahm der Firmenchef sein Jackett vom Hacken der Garderobe und
verließ sein Büro. Er mochte es gar nicht, wenn Isis mal wieder etwas plante,
ohne ihm Bescheid zu geben. Es war fünf vor 19 Uhr, als er langsam die Treppe
zur Eingangshalle hinunter schritt. Der Brünette hatte sich nicht die Mühe
gemacht, sich besonders herzurichten. Einzig und allein sein Hemd hatte er
gewechselt. Sonst trug er noch den grauen Anzug, den er schon in der Firma
getragen hatte. Schließlich war die ganze Angelegenheit nur eine
Wiedergutmachung. Eine Gefälligkeit.
Kaiba sagte seiner Haushälterin Rumiko noch schnell Bescheid, wann er in etwa
zurückkommen würde und machte sich dann wieder auf in die Eingangshalle, um
auf Joey zu warten.
Es war bereits zwei nach sieben Uhr und Kaiba begann langsam die Geduld zu
verlieren, als Joey endlich am oberen Ende der Treppe auftauchte. Der Firmenchef
wollte ihm schon einen harschen Tadel wegen seines Zuspätkommens
entgegenschleudern, doch ihm blieben die Worte im Hals stecken.
Joey war blond.
So richtig blond.
Nichts war mehr von den schwarzen, fleckigen Haaren zu sehen. Stattdessen
umspielten weiche, helle Strähnen das plötzlich so zerbrechlich wirkende
Gesicht, als der Junge eilig die Treppe hinunter lief. Isis folgte ihm
schmunzelnd und unwillkürlich wünschte sich Kaiba, er hätte für diesen Abend
doch etwas mehr auf sein Aussehen geachtet.
Der Blonde jedenfalls sah alles andere als potthässlich aus. Anscheinend hatte
Isis ganze Arbeit geleistet. Der Firmenchef warf seiner Mitarbeiterin einen
prüfenden Blick zu, die erwiderte ihn leicht nickend.
Kaibas Mundwinkel zuckten für eine Millisekunde nach oben. Ja, auf Isis konnte
man sich in solchen Fällen verlassen. Tatsächlich hatte er sich schon
geringfügig Sorgen gemacht, dass der Junge in alter Strichermanier in einfach
unmöglicher Kleidung auftauchen würde. Im Gegensatz dazu standen ihm die
dunkle Jeans, das helle Hemd und das dunkle Jackett überraschend gut.
„Entschuldigen Sie, dass Sie warten mussten, Mister Kaiba.“, Joey zupfte am
Riemen seiner Umhängetasche und wirkte etwas verlegen „Aber Miss Ishtar
wollte noch, ähm…“
„Hm? Sie wollte, und weiter?“ Kaiba wirkte wie immer etwas ungeduldig und
ziemlich genervt.
„Sie wollte…“, nun begann der Blonde an seinen Haaren rumzufummeln.
Dies schien die schwarzhaarige Ägypterin als den richtigen Zeitpunkt zu sehen,
ihn von seinen Leiden zu erlösen. „Ich hab ihm noch etwas Wimperntusche und
Puder aufgelegt. Damit er nicht komplett wie eine Leiche aussieht.“
Prüfend schritt Kaiba näher an Joeys Gesicht heran. „Stimmt.“, meinte er
„Solltest du öfter machen.“
Der Junge blickte verwirrt von einem zum anderen, wusste er doch nicht, wen der
Ältere damit gemeint hatte. Isis jedoch lächelte überlegen. Und wie sie das
öfter machen würde!
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Uuhhh!! Seit ihr alle schön gespannt auf nächstes chap? da kommt dann das
große Date (das eigentlich gar kein Date ist *zu seto schiel*) der beiden.
Wie ihr vielleicht bemerkt habt, lade ich so in etwa jeden Monat ein Chap hoch.
Schneller geht es nicht, bei der Länge der Kapitel. Ich könnte sie natürlich
auch kürzer machen, aber das will ich nun wieder nicht.
Ich hoffe, ihr könnt damit leben.
Bis zum nächsten Mal!!!!
...bastet
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