Ima o Ikiro von ButterFay (KuroFay) ================================================================================ Kapitel 6: Connection --------------------- Vielen lieben Dank an die Leser, die unsrer FF weiterhin treu bleiben*knuddel* Ihr werdet dafür mit einem besonders langen Chapter belohnt*g* +~+~+~ Schweigend führte Kurogane den verletzten Mann durch die langen, leeren Gänge, während ihre Schritte dumpf von den Wänden wiederhallten. Die gesamte Atmosphäre hatte etwas beängstigendes, wirkte beinahe traumähnlich, unrealistisch. Kein Mensch kam ihnen entgegen. Das Wissen, dass hier niemand mehr am Leben war, machte die Stille nur noch unerträglicher, dennoch sprach weiterhin keiner von ihnen ein Wort, und selbst Mokona, das mit ernstem, besorgtem Gesicht vorneweg sprang, ihm so den Weg wies, blieb still. Die gespenstige Ruhe wurde nur von seinen eigenen, gezwungen ruhigen Atemzügen, und von denen des Magiers durchbrochen. Fays Atmung ging beunruhigend unregelmäßig, er schien teilweise kaum bei Bewusstsein zu sein. Dem Ninja gingen viele Gedanken durch den Kopf. Zusammen mit dem süßlichen Geschmack in seinem Mund, der immer noch nicht verschwunden war, und dem beunruhigend intensiven Geruch von Fays Blut, machte es ihn fast wahnsinnig. Hätte der Blonde nur einen halbe Meter weiter von ihm entfernt gestanden... Und er hatte ihn wieder nicht beschützen können. Nicht vor dem herunterstürzenden Eisengebilde, nicht vor all den Schmerzen und den Erinnerungen. Kurogane wünschte, er hätte es gekonnt. All die Gedanken zu vertreiben, die seinen blonden Begleiter zu solch verzweifelten Tränen getrieben hatten. Aber das konnte er nicht, selbst als starker Krieger, der er war, konnte er ihn nicht vor solchen Qualen schützen. Das einzige was in seiner Macht stand, war bei ihm zu bleiben. Und da zu sein, sollte er ihn brauchen. Eigentlich war der Ninja immer da, immer in Fays Nähe, dennoch war meist er es der ihn verletzte. Kurogane schwor sich, in Zukunft etwas vorsichtiger zu sein. Um nichts in der Welt wollte er Fay noch mal so verzweifelt sehen. Nach einigen Minuten gab der Schwarzhaarige es auf, den Verletzten nur stützen zu wollen, er trug ihn ja sowieso schon mehr, als das er selber ging, sondern stoppte kurz und nahm den geschwächten Magier, mit einer fast schon routinierten, unendlich behutsamen Bewegung hoch. Der einzige Protest darauf war ein leiser Schmerzenslaut. Es war nun wirklich nicht nötig, das der Blonde, der jetzt schon am Rande eines Zusammenbruchs war, sich auch noch bis zum letzten strapazieren musste. Obwohl Kurogane davon überzeugt war, das dieser seine Grenzen schon lange überschritten hatte und nur weil er so willensstark, oder besser stur war, niemandem Sorgen bereiten wollte, immer zeigen musste, das es ihm gut ging, noch auf den Beinen stehen konnte. Von gehen konnte schließlich kaum noch rede sein. +~+~+~ Schweigend durchschritten sie die dunkeln Gänge, wobei wohl eher nur Kurogane schritt, während Fay von dem muskulösen Ninja gestützt neben ihm herstolperte. Er spürte den massiven Blutverlust immer deutlicher, musste einige Male blinzeln oder gar kurz die Augen schließen um die vor ihm verschwimmenden Konturen wieder deutlich erkennen zu können. Als schließlich auch seine Beine nachzugeben drohten, er nur durch die schnelle Reaktion des schwarzhaarigen Reisegefährten nicht stolperte, schien es diesem zu reichen und ohne jegliche Vorwarnung zog Kurogane den schmalen Körper des Magiers noch näher an sich und hob ihn schließlich hoch. Obwohl Fay merkte, dass er dabei so sanft und behutsam wie nur irgendwie möglich vorging, konnte er einen leises Aufstöhnen trotz allem nicht unterdrücken. Allerdings war dies auch sein einziger Protest, war er sich doch im klaren darüber dass er den Ninja in dieser Position weniger behinderte und sie schneller voran kamen. Schweigend setzten sie ihren Weg fort, und obwohl die Stille alles andere als angenehm war, diese sie nur darauf hinwies, dass außer ihnen niemand mehr in dem Schloss unter den Lebenden verweilte, war der blonde Magier dennoch froh darüber, dass er nicht seine verbleibenden Kräfte für irgendein belangloses Gespräch aufwenden musste. Ihm war klar, dass Kurogane unzählige Fragen Ashura und seine Vergangenheit betreffend auf der Zunge brannten, doch er kannte den Ninja mittlerweile gut genug um zu wissen, dass er diese niemals stellen würde. Er schien darauf zu warten, dass er sich ihm von selbst öffnete, von sich aus bereit war alles zu erzählen. Mit leicht verklärtem Blick sah Fay zu dem Schwarzhaarigen auf, bemerkte, dass sich erste Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten, während er verbissen weiter hinter Mokona herstapfte. Kurogane schien seinen Blick zu spüren, denn er senkte seinen stur gerade ausgerichteten Kopf, sodass blutrote Ovale direkt in eisblaue blickten. Automatisch verzogen sich die Lippen des blonden Magiers zu einem schwachen Lächeln, doch im Gegensatz zu den maskenartigen trügerischen Fassaden war dieses hier aufrichtig und voller Dankbarkeit. Langsam hob er seinen gesunden leicht zitternden Arm, strich dem Ninja sanft, beinahe zärtlich, den Schweiß von der Stirn, bevor er ihn geschwächt wieder sinken ließ. Eine einfache Geste, und trotzdem so bedeutend. All seine Gefühle, Emotionen, all das was er nicht in der Lage war mit Worten auszudrücken lag in dieser flüchtigen Berührung. +~+~+~ Irgend etwas war anders an Fays Lächeln. Bis gerade hatte der Schwarzhaarige seinen Blick noch verbissen auf Mokona gerichtet, um das weiße Manjuu im dunklen, nur durch die schwache Glut einiger verloschener Fackeln erhellten Gang nicht zu verlieren. Das kleine Hasenwesen hatte einen ganz schönen Zahn drauf, wollte diesen Ort anscheinend so schnell wie möglich verlassen, sodass Kurogane mit Fay im Arm Mühe hatte ihm nach zu kommen. Der Magier war nicht schwer, eher besorgniserregend leicht, aber dieser Tag war so voller grauenhafter Ereignisse gewesen, dass auch er seelisch und körperlich fast am Ende war. Blieb nur zu hoffen, das die nächste Welt, in die sie kamen, friedlicher war und sie endlich einmal den Schlaf finden würden den sie alle so dringend nötig hatten. Nach einer Weile kam in ihm das Gefühl hoch, beobachtet zu werden, und da außer ihnen niemand hier war, senkte er den Blick, und wurde, wie erwartet, von einem etwas verklärten blauen Auge angesehen. Fay sah nicht besonders gut aus, war leichenblass, was durch die schwarze Augenklappe noch verstärkt wurde, und zitterte leicht. Ob nun aus Schwäche, vor Anstrengung nicht das Bewusstsein zu verlieren, oder wegen was auch immer, das Zittern war nur ganz schwach, Kurogane konnte es überhaupt nur spüren, weil er den Magier trug. Und dann hatte dieser plötzlich gelächelt. Im ersten Augenblick hatte Kurogane ihn anfahren wollen, er könne sich das Theater sparen, dass er es endlich lassen sollte zu leugnen, dass es ihm schlecht ging, allerdings fiel ihm dann schlagartig auf dass an dem Lächeln etwas anders war. Der Ninja brauchte kurz, um zu begreifen, was es war. Das Lächeln war echt. Er wollte schon den Mund auf machen um etwas dazu zu sagen, was genau, ob etwas freundliches oder fieses, wusste er selbst nicht, als der blonde Mann langsam die Hand hob. Es schien ihm ziemliche Kraft zu kosten, dennoch strich er ihm kurz und sanft über die Stirn. Die Berührung der angenehm kühlen Finger hatte etwas beruhigendes und für einen Moment schloss Kurogane die Augen. Er wusste nicht, warum Fay das getan hatte, fragte sich, ob dieser überhaupt ahnte, was ihm diese Geste, dass der Magier ihn von sich aus berührte, die selbstauferlegte Grenze zwischen ihnen aus eigenem Willen überschritt, bedeutete. Es war nur eine kurze Berührung und dennoch, nach den Erlebnissen des Tages, nachdem er den Wunsch des Magiers, die Gruppe zu verlassen, auf so endgültige Weise vereitelt hatte, nach all dem, was zwischen ihnen vorgefallen war, war es irgendwie eine Entschädigung für alles. +~+~+~ Der schwarzhaarige Ninja schien zu verstehen was er mit dieser einfachen Berührung hatte ausdrücken wollen, Fay bildete sich sogar ein einen Moment lang ein flüchtiges Lächeln auf seinen Lippen erkennen zu können, doch schon verschwammen erneut die Bilder vor seinen Augen und er schloss die Lider, versuchte trotz dem angenehmen Gefühl der Dunkelheit, dem übermäßigen Wunsch nach Schlaf diesem nicht nachzugeben und bei Bewusstsein zu bleiben. Zuviel war geschehen, als dass er sich wirklich in der Lage fühlte ruhig und sorglos zu schlafen, hatte er doch viel zu viel Angst davor aufzuwachen und auch Kurogane und die Kinder leblos, von Ashura getötet, aufzufinden. Ein Schauer lief ihm bei dieser grauenhaften Vorstellung die einzigen Menschen, die ihn noch nicht verlassen hatten, auf bestialische Weise aus dem Leben gerissen worden waren, zu verlieren über den Rücken und er fröstelte, spürte wie der Ninja seinen geschwächten Körper sofort enger an sich drückte, wohl in der Annahme dass er fror. Als Mokona um die nächste Ecke bog war ein aufgeregtes Fiepen des Knäuels zu hören und nachdem sie die Wegbiegung ebenfalls passiert hatten konnte Fay, der sein Auge wieder geöffnet hatte um sich gegen eventuelle angenehme oder unangenehme Überraschungen zu wappnen, eine etwas hellere Lichtquelle ausmachen – das Ende des Ganges. Sie hatten ihr Ziel also fast erreicht, waren beinahe bei den Kindern angelangt, es würde also nicht mehr lange dauern bis sie diesen grauenhaften Ort, an dem doch so viele Erinnerungen hafteten, zurücklassen konnten. Erst jetzt wurde ihm wirklich klar, dass er mit den Bewohnern des Schlosses, mit Chii und all den anderen auch seine Heimat verloren hatte, konnte erst nun richtig nachempfinden wie Kurogane sich fühlen musste. Welchen Ort würden sie beide aufsuchen sollten sie die sehr wahrscheinliche Konfrontation mit Ashura überleben, die Suche nach den Erinnerungsfragmenten der Prinzessin erfolgreich abschließen? Würden sie bis an ihr Lebensende ziellos durch die verschiedensten Welten irren? Doch so lange er Kurogane an seiner Seite wusste war er sich sicher, dass er auch dies überstehen würde. Schlagartig wurde ihm bewusst wie angewiesen er bereits auf den schwarzhaarigen Ninja war, eine Tatsache die ihm Angst machte. Er, der gegenüber anderen immer eine Mauer aufgebaut hatte um niemanden zu nahe an sich heranzulassen, konnte es sich nicht mehr vorstellen alleine zu sein, und das obwohl er vor nicht einmal einem Tag noch fest davon überzeugt war die Gruppe zu verlassen. Konnte eine so kurze Zeit einen Menschen derartig prägen? +~+~+~ Als endlich ihr Ziel näher kam, konnte Kurogane nicht anders, als einen erleichterten Seufzer auszustoßen. Wenn möglich wollte er keinen Moment länger an diesem düsteren, leeren Ort bleibe. Außerdem brauchte der Ninja dringend eine Pause. Und wahrscheinlich nicht nur er. Dass Fay sich dringend ausruhen musste stand außer Frage, und den Kindern würde ausgiebiger Schlaf mit Sicherheit auch mehr als gut tun. Müde legte er die letzten Meter bis zu ihren im matten Fackelschein sitzenden Reisegefährten zurück. Die Prinzessin hob sofort den Kopf als sie das Geräusch ihrer sich nähernden Schritte vernahm und Kurogane konnte selbst aus dieser Entfernung sehen, wie sich ihre grünen Augen beim Anblick der beiden Männer panisch weiteten. Obwohl sie geschwächt schien, sprang sie sofort auf und stürzte zu ihnen. „Fay-san? Was ist mit dir?“ Das Mädchen hatte Tränen in den Augen, befürchtete wohl das schlimmste. Und wer konnte es ihr schon verübeln, so blass und kraftlos, wie der Blonde in seinen Armen hing. Dennoch schaffte dieser irgendwie ein Lächeln, nur ein matter Abklatsch von dem das sonst seine Lippen zierte und murmelte irgendwas beruhigendes, aus dem Kurogane nur die Worte ‚Sakura-chan’ und ‚okay’ heraushören könnte. Na wenigstens war Fay noch soweit bei Bewusstsein, dass er sie erkannte. Das seine Worte diesmal allerdings nicht der Wahrheit entsprachen, das sah sogar die Prinzessin und wandte sich jetzt mit einem verzweifeltem Unterton in der sich vor Sorge überschlagenden Stimme an den Schwarzhaarigen. „Was hat er denn??“ Kurogane musterte einen Moment lang schweigend die beiden besorgten Gesichter der Prinzessin und ihres Beschützers, der sich nun zu ihnen gesellt hatte, die ihn nun beide beinahe flehend ansahen. Zu gern wollte er ihnen jetzt sagen, das wirklich alles Okay war, das sie sich keine Sorgen zu machen brauchten, aber das wäre nur eine riesige Lüge, wusste er doch selbst aufgrund mangelnder medizinischer Kenntnisse nicht, ob es um den Magier, für diese Verhältnisse, nun gut oder schlecht stand. Dessen schmächtiger Körper war jedenfalls eiskalt, nur seine Stirn war warm, was dem Ninja, der seine Hand besorgt auf die Stirn gelegt hatte, deutlich zeigte, dass dieser Fieber hatte. Er seufzte leise. Sie konnten nur hoffen, dass das Fieber schnell zurück gehen würde. Während er den beiden Kindern mit ruhiger Stimme erklärte was vorgefallen war, ließ er seine Hand einfach auf Fays Stirn ruhen, hoffte, das dieser sich dadurch endlich etwas beruhigte, sich nicht weiterhin verzweifelt zwingen würde wach zu bleiben. „Ihr habt die Feder also gefunden, Kurogane-san?“ Auf die Frage des Jungen nickte dieser knapp und wies mit einer Kopfbewegung auf die Hände des Magiers, die in dessen Schoß lagen. Er hielt die Feder mit beiden Händen umklammert und Syaoran hatte Mühe sie aus diesem erstaunlich festen Griff zu befreien. Als er das geschafft hatte, und sich mit einem Lächeln zu Sakura umwand, erglühte das Erinnerungsfragment auch augenblicklich und schwebte, ein sanftes Leuchten verbreitend zu ihr. Der Blick des Mädchens verklärte sich, als die Feder mit ihrer Brust verschmolz, drohte zu stürzen, wurde aber von Syaoran aufgefangen. „Pyu...“ murmelte Mokona. „Lasst uns schnell aufbrechen.“ +~+~+~ Fay bemerkte an den stetig langsamer werdenden Schritten des schwarzhaarigen Ninjas, dass auch ihn allmählich seine Kräfte verließen, die Ereignisse der letzten Tage erste Spuren zeigten. Der blonde Magier hasste sich für seine schreckliche Hilflosigkeit, für seine Schwäche, die es Kurogane immer wieder auferlegte ihm eine Stütze sein zu müssen. Er war nutzlos, war seinem Reisegefährten noch nie eine Hilfe, immer nur eine Last gewesen, eine Ballast die dieser trotz allem immer weiter mit sich geschleppt hatte. Obwohl der Ninja ihm zwei seiner wichtigsten Wünsche durchkreuzt hatte, verdankte er ihm so viel, dass er wohl für immer in dessen Schuld stehen würde. Als sie endlich das Ende des Ganges erreichten konnte man Kurogane die Erleichterung darüber deutlich ansehen. Kaum traten sie aus dem dunklen Gang hinaus in den noch etwas heller beleuchteten Flur, dessen Fackeln aber auch bereits im Begriff waren zu verlöschen, stürzte auch schon die Prinzessin, auf deren Wangen noch immer die Spuren der vergossenen Tränen zu sehen waren, auf sie zu, und er sah wie erneut Tränen in ihren Augen glitzerten. „Sakura-chan... Es... ist alles okay...“, bekam er unter Mühe heraus, schaffte es dabei sogar ein schwaches Lächeln zustande zu bringen. Allerdings war im bewusst, dass weder das braunhaarige Mädchen, noch Syaoran, der nun neben sie getreten war, ihm diese Lüge abkaufen würde. Geschwächt von den paar wenigen Worten schloss er erneut die Augen, spürte wie ihm sein Bewusstsein entgleiten zu drohte. Als er plötzlich eine kühle Hand auf seiner glühenden Stirn spürte, Kurogane diese dort wohl zu seiner Beruhigung dort ruhen ließ, huschte ein leises „Danke“ über seine Lippen bevor sein Verstand seinem geschwächtem Körper endlich nachgab, die Stimmen um ihn herum langsam leiser wurden und er schließlich im wohlverdienten Schlaf versank. Dass Syaoran verzweifelt versuchte ihm die Feder zu entwenden, die er mit eisernem Griff in den Händen hielt, in seinem schlafenden Zustand versuchte sie vor Fremden zu beschützen, bekam er ebenso wenig mit, wie die Tatsache, dass es diesem schließlich gelang sie seinen Händen zu entnehmen und der Prinzessin zu übergeben. Auch den Aufbruch in die nächste Welt, die Reise in dem bunten Tunnel, all das bekam der blonde Magier nicht mehr mit, verzog im Schlaf zwar einige male vor Schmerz das Gesicht, wachte aber nicht auf und sobald Kurogane ihm mit seiner Handfläche beruhigend über die Stirn strich lösten sich auch seine verkrampften Gesichtszüge. +~+~+~ Während Mokona seinen Mund weit aufsperrte und ihre Flügel ausbreitete, in den Gefährten das altbekannte Gefühl der nahenden Reise aufstieg, stellte der Ninja erleichtert fest, dass der Mann in seinen Armen endlich eingeschlafen war. Mit einem schwachen Lächeln strich er diesem über die glühende Stirn. Es tat gut, zu wissen, dass der Magier ihm wenigsten so weit vertraute, dass er sich von ihm beschützen ließ. Die ganze Zeit, während sie in Mokonas Schlund gesogen wurden, während der Reise durch den leuchtend farbigen Tunnel, der ihm heute Kopfschmerzen verursachte, ließ er den Blonden nicht los, hatte das auch so bald nicht vor. Fays Zustand bereitete ihm Sorgen. Das Fieber schien gestiegen zu sein, und obwohl sich die verkrampften Gesichtszüge sobald er Fay sanft über die Wange strich etwas lösten sah man ihm dennoch an, dass er Schmerzen hatte. Als sie in der nächsten Welt ankamen, landete er wie immer etwas unsanft auf dem Boden, hatte aber nicht mal Zeit, sich darüber aufzuregen. Mit einem gequälten Stöhnen kniff er die Augen zusammen, lehnte sein Gesicht für einen Moment gegen die schmale Schulter des Magiers, den er nach wie vor fest hielt und versuchte das Flimmern vor seinen Augen los zu werden. Nach den dunklen, schummrigen Gängen in Ceres war die hoch am Himmel stehende Sonne ein regelrechter Schock. Nach einigen Augenblicken hatten sich Kuroganes Augen auf die neuen Lichtverhältnisse eingestellt und er hob den Kopf wieder. Mit einem bitteren Lächeln registrierte er, das es Syaoran auch nicht besser ergangen war als ihm, sie in diesem Moment wahrhaftig ein perfektes Ziel abgaben. Gott sei Dank wurden sie nicht angegriffen, sonst hätte dies wohl das Ende ihrer Reise bedeutet. Während sich der Schwarzhaarige umsah wurde ihm gewahr, dass sie sich an einem See befanden. Bunte Blumen, zwitschernde Vögel, alles ziemlich kitschig und alles in allem idyllisch ohne Ende. Normalerweise hätte er jetzt ein angewidertes Gesicht gezogen, aber nach all den Geschehnissen war er viel zu froh über die Tatsache, dass sie scheinbar in einer friedlichen Welt gelandet waren. Zumindest im Augenblick konnte er keine Feinde ausmachen. Am liebsten wäre er gleich hier ins Gras gesunken und auf der Stelle eingeschlafen, allerdings war ihm das selbst in seinem übermüdeten Zustand zu gefährlich. Langsam stand er auf, sorgsam darauf bedacht, dem blonden Mann in seinen Armen keine Schmerzen zuzufügen, oder ihn zu wecken. In der Ferne, wohl gut zwei, drei Kilometer von dem See entfernt konnte der Ninja ein kleines Dorf, oder besser eine Ansammlung von drei bis vier heruntergekommener Hütten ausmachen und wortlos einigte er sich mit Syaoran, dass sie sich dort eine Bleibe suchen würden. Obwohl der Marsch zum Dorf nur wenige Kilometer betrug hatte Kurogane zeitweise das Gefühl selbst diese Distanz nicht mehr überwinden zu können. Sowohl er, als auch der Junge hatten ihre Grenzen schon lange erreicht, wahrscheinlich sogar überschritten. Dennoch schafften sie es schließlich das Ziel ihres beschwerlichen Fußmarsches zu erreichen, und sobald sie auf die Häuser zutraten, kamen ihnen sofort ein paar Leute entgegen. Sie trugen zerschlissene Kleider, wirkten schmutzig und abgemagert, doch in ihren Gesichtern konnte man Aufrichtigkeit und Besorgnis lesen. Sofort wurden sie gefragt ob sie Hilfe benötigen würden und was denn vorgefallen sei. Während der braunhaarige Junge mit müder Stimme ihr Anliegen für einen Platz an dem sie sich ausruhen konnten vorbrachte stand Kurogane neben ihm und musterte die Bewohner der Gebäude misstrauisch. „Unsere Häuser sind nicht groß, und wir besitzen nicht viel, aber das was wir haben teilen wir gerne.“, reagierte schließlich eine ältere Frau auf Syaorans Bitte. „Du und das Mädchen, ihr kommt mit zu mir. Und ihr beiden werdet bei Runa Ostara unter kommen.“ Mit diesen, an den Krieger gerichteten Worten fasste sie Syaoran sachte am Arm und deutete ihm ihr zu folgen, was dieser auch tat, nachdem Kurogane ihm kurz zugenickt hatte. Eine weißhaarige Frau winkte den Schwarzhaarigen zu sich und ein wenig stolpernd setzte dieser sich wieder in Bewegung. Als einer der Männer an ihn heran trat, um ihm Fay abzunehmen, bedachte er diesen mit einem rotglühenden Blick, schüttelte den Kopf und drückte den Magier etwas fester an sich. Er würde ihn nicht hergeben. Die alte Frau führte ihn um eines der Häuser herum, und deutete auf eine Leiter, die nach oben, anscheinend auf den Dachboden führte. „Manchmal übernachten Reisende hier. Dort oben liegt eine Matratze und eine Decke, mehr kann ich euch leider nicht anbieten.“ Mit einem gemurmelten „Danke“ machte sich Kurogane an den Aufstieg, welcher ihm, da er Fay noch immer in den Armen hielt, nur mit Müh und Not gelang. Oben angekommen, musste er durch die niedrige Decke gezwungen den Kopf einzuziehen, blickte sich dann erst einmal in dem winzigen Dachboden um. Nicht wirklich viel Platz, aber zum Schlafen würde es in seinem übermüdeten Zustand schon reichen. Müde bückte er sich nach der zerschlissenen Decke, hüllte den Blonden darin ein. Dann ließ er sich, ohne einen weiteren Gedanken an etwaige Feinde zu verschwenden auf die Matratze sinken und zog den, immer noch eiskalten Mannsacht in seine Arme. Es dauerte kaum Minuten, da schlief der Ninja auch schon wie ein Stein. +~+~+~ Als Fay seine Augen verschlafen öffnete, musste er sie zuerst geblendet wieder schließen, da ihn strahlender Sonnenschein begrüßte. Der kupferartige Geruch von Blut der in Ceres in der Luft gelegen hatte war einem angenehmen Blumenduft gewichen und als der Magier sich vorsichtig aufsetzte merkte er sofort dass die Schmerzen in seinem Arm viel besser geworden waren, der Ninja mit seinen erste Hilfe Kenntnissen gute Arbeit geleistet hatte. Die Decke, die sorgsam um ihn gewickelt worden war, rutschte ihm als er sich aufsetzte von den Schultern, entblößte den schwarzen Stoff des Mantels, mit dem seine Wunde notdürftig verbunden worden war. Da das Schwarz an keiner einzigen Stelle eine dunklere Farbe angenommen hatte, hatte die Verletzung nach Kuroganes Behandlung wohl auch zu bluten aufgehört, er ihm damit wohl das Leben gerettet. Als Fay neben plötzlich eine Bewegung spürte, er einen Blick auf seine improvisierte Schlafstätte warf, die eine einfache Matratze gepaart mit einem Kissen bildete zuckte er überrascht zusammen als er sah, dass auf der schmalen Unterlage noch jemand lag, Kurogane wohl, um ihn die Nacht über zu wärmen und sich zu vergewissern, dass sein Zustand sich nicht verschlechterte neben ihm geschlafen hatte. Der schwarzhaarige Ninja, der selbst im Schlaf den Griff seines Schwertes umklammert hielt um gegen jeglichen Angriff gewappnet zu sein, schien am Vortag wirklich an seine Grenzen gegangen zu sein, anders konnte sich Fay nicht erklären, dass der sonst so vorsichtige Reisegefährte durch seine Bewegungen nicht aufgewacht war. Es musste diesem wirklich große Überwindung gekostet haben, auf der Matratze neben ihm Platz zu nehmen, schlief Kurogane doch normalerweise nur in sitzender Position, von welcher aus er im Falle eines Angriffs viel schneller auf die Beine kam um sich zu verteidigen. So leise wie möglich, ein Aufstöhnen erfolgreich unterdrückend, hievte der blonde Magier sich von der zerschlissenen Matratze, zog die dünne Decke, die noch bis vor wenigen Minuten ihm selbst als Schutz vor Kälte gedient hatte, über Kuroganes muskulösen Körper, bedachte den schlafenden Ninja noch mit einem sanften, beinahe zärtlichen Lächeln bevor er den winzigen Raum in Augenschein nahm. Bis auf ihre Schlafunterlage, dem Kissen und der Decke war der niedrige Raum, dessen Dachschräge ihn veranlasste leicht gebückt zu stehen um sich nicht den Kopf zu stoßen, völlig leer. Als er an das kleine Fenster trat, durch das wärmendes Sonnenlicht in das Zimmer fiel, stellte er fest, dass sie sich auf dem Dachboden eines aus einfachem, aus Holz gezimmerten Hauses befanden, und nachdem er den Raum ein weiteres Mal mit seinem Blick abgesucht hatte, fiel ihm nun auch die schmale Öffnung im Boden auf, an der eine Leiter platziert worden war, über die er höchstwahrscheinlich ins Freie gelangen würde. Er vergewisserte sich, dass Kurogane noch immer tief und fest schlief, er seine wohlverdiente Ruhe nicht gestört hatte, ließ den schwarzhaarigen Reisegefährten dann alleine zurück um sich umzusehen und nach den Kindern zu suchen. Er fröstelte leicht als er über die Leiter nach draußen gelangte, erinnerte sich erst jetzt daran, dass er sein blutbeflecktes Shirt ja in Ceres zurück gelassen hatte und der schwarze Mantel des Ninjas nun in Fetzen gerissen und einer dieser Stücke um seine Wunde gewickelt worden war. Es war also nur zu verständlich, dass er aufgrund seines nacktem Oberkörpers trotz des wärmenden Sonnelichts fror. Dies und die Tatsache, dass er trotz Kuroganes schnellen und professionellen Hilfe Fieber bekommen hatte, war wohl für das Kältegefühl verantwortlich. Allerdings hielt ihn das nicht von seinem ursprünglichen Vorhaben, die Umgebung zu erkunden, die Kinder zu suchen und wenn möglich auch Lebensmittel aufzutreiben, ab und vorsichtig stieg er die letzten Sprossen der Leiter hinab, um sich unten angekommen erst einmal umzusehen. Der Dachboden, auf dem sie Unterkunft gefunden hatten, gehört zu einer beinahe halb verfallenen Holzhütte, vor der sich ein kleiner Garten befand, in dem eine bereits etwas ältere Frau eifrig damit beschäftigt war Unkraut aus dem Boden zu rupfen und wie er erkannte als er näher trat, Karotten und andere selbst angebaute Gemüsesorten von Erde zu befreien. Er räusperte sich leise um die weißhaarige Frau auf sich aufmerksam zu machen, die bei diesem Geräusch ihre Arbeit unterbrach und sich überrascht zu ihm umwandte. Als ihr Blick auf den blonden Magier fiel, sie sich aufrichtete, ihre von harter Arbeit gezeichneten Hände an ihrer zerschlissenen Schürze abwischte und freundlich lächelnd auf ihn zukam, war sich Fay nun völlig sicher, dass der Sonnenschein und die stille, harmonische Landschaft ihn nicht trogen, sie wohl wirklich in einem friedlichen Land gelandet waren. „Du bist also aufgewacht? Ich hoffe du hast einigermaßen gut geschlafen... Wir konnten euch leider nicht mehr anbieten als diesen kleinen Raum...“ Fay schüttelte auf ihre entschuldigenden Worte hin sofort den Kopf, lächelte ihre freundliche Gastgeberin dann an. „Wir sind wirklich dankbar, dass wir uns bei Ihnen ausruhen dürfen...“ Die ältere Dame kehrte ihm einen Augenblick den Rücken zu, holte aus dem Garten das geerntete Gemüse und deutete Fay dann ihm zu folgen. „Du hast doch bestimmt Hunger, oder?“ Als sie bemerkte, dass der blonde Magier zwar nickte, allerdings stehen blieb, sich einen Moment lang etwas beunruhigt umblickte, interpretierte sie seine suchenden Blicke sofort richtig und beantwortete seine unausgesprochene Frage. „Falls du dir Sorgen um die beiden Kinder machst die dich und den schwarzhaarigen Mann begleitet haben, die sind bei einer guten Freundin untergebracht... Sie werden bestimmt hierher kommen sobald sie sich ausgeschlafen haben... Die beiden schienen genauso müde und mit ihren Kräften am Ende zu sein wie ihr beide... Du willst wahrscheinlich nicht darüber reden, was euch wiederfahren ist, oder?“ Obwohl er aufrichtige Sorge aus der Stimme der Frau hören, und er ihre Neugierde auch nachvollziehen konnte, schüttelte er nur den Kopf, war dankbar dass ihre Gastgeberin nicht weiter nachhakte und folgte ihr schließlich in das spärlich eingerichtete Haus. +~+~+~ Kurogane, der bis eben noch tief und fest geschlafen hatte, rührte sich allmählich. Die Augen noch geschlossen lag er da und suchte sich langsam einen Weg aus dem tiefen Schlaf. Noch halb im Dös spürte er, wie sich seine Hand fester um den Schwertgriff legte, da aber kein Anzeichen von Gefahr zu erkennen war lockerte er seinen Griff wieder etwas und überlegte stattdessen, was ihn geweckt hatte. Mit dieser Frage, auf die er momentan keine Antwort, außer die dass er irgendwann eine flüchtige Bewegung gespürt hatte, wusste, stellte sich auch die Nächsten. Wo war er? Und wie war er hierher gekommen? Desorientiert blinzelte er, hob dann die Hand um seine Augen gegen das helle Sonnenlicht abzuschirmen. Die halbvermoderten Deckenbalken über ihm weckten langsam seine Erinnerung und der Ninja erinnerte sich schemenhaft an einen See, einige heruntergekommene Hütte und an eine Leite, die er kaum hochsteigen können hatte. Wo zum Teufel steckte Fay?! So schnell wie Kurogane auf den Beinen war, ließ es keinen vermuten, dass er eben noch wie tot geschlafen hatte. Allerdings vergaß der Schwarzhaarige in seiner Hektik, dass er viel zu groß für den niedrigen Raum war und mit einem unangenehm lauten Krachen stieß er sich den Kopf an einem Deckenbalken. Mit schmerzverzerrtem Gesicht sank Kurogane wieder auf die Knie und presste sich beide Hände an die Schläfe. Nach schätzungsweise zwölf Stunden Schlaf war sein Kreislauf am Boden, außerdem hatte er immer noch Kopfschmerzen, die von der eher unsanften Begegnung mit der Decke nicht unbedingt besser wurden und die flimmernden Sternchen, die vor seinen Augen tanzten taten den Rest. Allerdings war seine Besorgnis, wo der Magier abgeblieben war doch größer als die Schmerzen. Langsam richtete er sich wieder auf, diesmal sorgsam darauf bedacht gebeugt zu stehen. Sein Kreislauf protestierte sofort und er schwankte leicht. Taumelnd machte er einen Schritt rückwärts, dann noch einen und als er beim Nächsten dann plötzlich ins Leere trat, konnte er nur noch perplex blinzeln, bevor er den Halt verlor und mit einem überraschten Aufschrei abstürzte. Der Aufprall auf den Erdboden war alles andere als sanft, presste ihm die Luft aus den Lungen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht blieb der Schwarzhaarige liegen, hoffte einfach, das er sich jetzt nichts gebrochen hatte und bedachte die Dachbodenluke über sich, durch die er gerade gestürzt war in Gedanken mit einer ganzen Reihe unschöner Flüche. +~+~+~ Der Innenraum der kleine Holzhütte, deren undichte Stellen notdürftig mit Brettern verdeckt worden waren, durch die aber bei stürmischen Wetter wohl trotzdem der eiskalte Wind durch alle Ritzen pfeifen würde, bestand aus einem einzigen Raum, auf dessen einer Seite sich eine schmale Pritsche, auf der sich eine der im Dachboden ähnlichen Matratze lag, befand. Gegenüber erblickte Fay einen kleinen, abgenützten Holzofen, mit dessen Hilfe sich ihre Gastgeberin sofort daran machte mit all den frischen Zutaten in einem riesigen Topf Suppe zu zubereiten. Ein wackeliger Tisch und zwei wohl selbst zusammen gezimmerte Stühle vervollständigten das sich ihm bietende Bild. Es rührte den blonden Magier zutiefst, dass die weißhaarige Frau trotz ihres ärmlichen Lebenstandart ohne mit den Wimpern zu zucken ihre kostbaren Lebensmittel mit ihnen teilen wollte. Bevor er sich allerdings dazu äußern konnte war von draußen ein lauter Aufschrei zu hören, gefolgt von einem dumpfen Aufprall. Fay, der gerade auf einem der Stühle Platz genommen hatte, stand mit einer so plötzlichen Bewegung auf, dass er den Stuhl umriss, achtete aber nicht weiter darauf sondern stolperte sofort aus dem Haus. Hatte ihn der ruhige Anblick seiner Umgebung getäuscht? War er in eine Falle getappt und hatte Kurogane womöglich schutzlos einem feindlichen Angriff ausgeliefert? Obwohl die Schmerzen in seinem Arm durch seine hektischen Bewegungen wieder heftiger wurden verlangsamte er sein Tempo nicht, bog mit vor Sorge verzerrtem Gesichtsausdruck um die Ecke... und stolperte beinahe über den am Boden liegenden Körper seines Reisegefährten. Nach Luft ringend ging er in die Knie, beugte sich zu Kurogane hinunter um sich zu vergewissern dass dieser in Ordnung war und blickte direkt in die ihn wütend anfunkelnden, glutroten Augen des Ninjas. Verwirrt hob Fay seinen Kopf zur Luke über ihnen hoch, versuchte festzustellen ob sich dort jemand befand der den muskulösen Mann durch diese gestoßen hatte, was dessen auf dem Boden liegende Position erklären würde. Allerdings war dort niemand zu sehen und bis auf das Vogelgezwitscher und dem keuchenden Atem Kuroganes war auch kein einziges Geräusch zu hören. Als dem blonden Magier klar wurde was dies nur bedeuten konnte, stahl sich ein amüsiertes Lächeln auf sein Gesicht. Sein Reisegefährte hatte doch wohl nicht wahrhaftig die Luke übersehn? „Alles in Ordnung?“ Er richtete seinen Blick wieder auf den schwarzhaarigen Ninja, der den Sturz vom Dachboden einigermaßen unbeschadet überstanden zu haben schien, sich bereits leise stöhnend aufrichten versuchte und streckte ihm hilfsbereit seinen gesunden Arm entgegen um ihm zu helfen. +~+~+~ Mit einem leisen Stöhnen versuchte Kurogane sich aufzusetzen. Gebrochen hatte er sich anscheinend nichts, aber der Aufprall war so hart gewesen, das er momentan noch nicht in der Lage war aufzustehen. Dass der Magier um die Ecke geflitzt kam und ihn zu allem Überfluss auch noch fast über ihn stolperte, machte es auch nicht besser. Na, wenigstens hatte er den Blonden so nicht lange zu suchen brauchen. Dieser ging sogleich neben ihm in die Hocke und musterte ihn besorgt, was Kurogane doch etwas überraschte, dann sah er nach oben zu der Quelle des Übels. Als Fay sich ihm wieder zuwandte blitzte es in seinen blauen Augen amüsiert und ein Lächeln umspielte die Lippen des blonden Mannes. Na, ganz toll, da hatte er sich mal wieder zum Affen gemacht... Dennoch stellte der Ninja erleichtert fest, dass es seinem Gegenüber relativ gut zu gehen schien. Er wirkte ziemlich ausgeschlafen, war nicht mehr so extrem blass, sondern hatte wieder seinen charakteristischen elfenbeinfarbenen Hautton und ein kurzer Blick auf den provisorischen Verband bestätigte dem Schwarzhaarigen, dass sich auch die Wunde nicht geöffnet zu haben schien. Das deutlichste Zeichen dafür dass es dem Magier besser ging, war allerdings das Lächeln mit dem er den Krieger nun bedachte. Nicht auf das Ziehen in seinem Rücken achtend, setzte sich dieser nun langsam auf, ignorierte die ihm hingehaltene Hand. Wenn er es drauf anlegen würde, konnte er den dünnen, blonden Mann mit einem kurzen ruck von den Füßen holen, wog er doch einiges mehr als dieser und war vor allem um einiges stärker. Endlich in einer sitzenden Position, betrachtete den ihm gegenüber Knieenden kurz, dann hob er die Hand und legte sie gegen Fays Stirn. Das Fieber war noch nicht ganz verschwunden, aber eigentlich nur noch als erhöhte Temperatur anzusehen. Erleichtert seufzte der Schwarzhaarige. „Scheint so als ob du das schlimmste überstanden hättest...“ Ob die Tatsache, dass Fays Wunde relativ gut und schnell zu verheilen schien darauf zurück zuführen war, dass er als Vampir sich schneller regenerierte oder wirklich auf sein Talent Verletzungen zu versorgen, wusste er nicht, spielte im Endefekt aber auch keine Rolle. +~+~+~ Als Kurogane seine hilfsbereit hingestreckte Hand ignorierte, sich ohne seine Hilfe in eine sitzende Position gebracht hatte, zog er diese mit einem nun etwas ernsterem Gesichtsaudruck zurück. Obwohl er einen Moment lang gedacht hatte, dass der Ninja aus verletztem Stolz, weil er sich über seinen Sturz durch die Dachluke amüsiert hatte, seine hilfsbereite Geste verschmäht hatte, war dem blonden Magier schnell klar geworden, dass dieser ihm nur nicht zutraute ihn hochziehen zu können, er wohl nur deshalb auf seine Hilfe verzichtet hatte. Erneut wurde dem Magier bewusst wie viel sich zwischen ihnen geändert hatte. Früher hätte der Ninja ihm für sein amüsiertes Grinsen mit Sicherheit eine wüste Beschimpfung an den Kopf geknallt. Nun hatte jeder von ihnen Angst mit jeder noch so kleinen Bemerkung die Verbindung zwischen ihnen völlig zu zerstören, den Hass des jeweils anderen auf sich zu ziehen. Bevor ihm weitere deprimierende Gedanken durch den Kopf schießen konnte, beugte Kurogane sich plötzlich vor, legte ihm ohne jegliche Vorwarnung seine angenehm kühle Hand auf die Stirn und Fay glaubte sogar ein besorgtes Funkeln in den glutroten Augen ausmachen zu können. Überrascht zuckte er zurück, sah seinen Gegenüber einen Moment lang verwirrt an bevor er sich aus seiner knienden Position aufrichtete. „Ich bin in Ordnung...“, antwortete er schließlich mit einem schwachen Lächeln. „Egal wie viele Tränen ich vergießen würde, es würde Ashuras Tat nicht ungeschehen machen, die getöteten Bewohner des Schlosses nicht wieder zurück bringen... Du brauchst dir keine Sorgen machen, ich werde kein weiteres mal Zusammenbrechen und Schwäche zeigen, unserer Gruppe damit Schwierigkeiten bereiten...“ Fay war längst klar geworden, dass Kuroganes einziger Grund ihn weiterhin in der Gruppe haben zu wollen wohl einzig allein der war, dass er magische Fähigkeiten besaß. Der wahre Syaoran hatte ihm zwar eines seiner Augen, die die Quelle seiner Magie darstellten geraubt, und er hatte Yûko sein Tattoo, dass seine Kräfte kontrolliert hatte als Preis für seinen Wunsch übergeben, doch trotz allem besaß er noch immer geringe Fähigkeiten die ihnen auf der Suche nach Sakuras Federn behilflich sein konnten. Welchen anderen Grund sollte es für den schwarzhaarigen Ninja sonst geben ihn immer wieder zu beschützen, sogar in Kauf zu nehmen, dass er seine Heimat nie wieder sehen würde, wenn nicht diesen? Gut, es ergab auch diese Theorie wenig Sinn, da der Ninja das Ziel seiner Reise mit seinem letzten Wunsch geopfert hatte, es also nichts gab, das nach Beendigung ihrer Suche nach den Federn auf diesen warten würde. Falls der Schwarzhaarige ihn also wirklich weiterhin in der Gruppe haben wollte um die Suche so schnell wie möglich abzuschließen, wieso hatte er dann seine Heimat geopfert? Egal wie man es drehte und wendete, es ergab keinen Sinn... Dass Kurogane ihn aus Sympathie in seiner Nähe haben wollte, erschien ihm allerdings noch viel unglaubwürdiger. +~+~+~ Kurogane hatte, in dem Moment, als er sich vorbeugte und Fays Fieber zu fühlen, nicht daran gedacht dass der Magier sich wahrscheinlich nur ungern von ihm berühren ließ. Dennoch spürte er einen kurzen Stich in der Brust, als dieser vor seiner Hand zurückzuckte. Er hätte es besser wissen müssen. Diese unüberlegten Berührungen machten ihm immer wieder klar, wie viel sich eigentlich geändert hatte. Früher war er es gewesen, der den Magier nicht gern in seiner Nähe gehabt, ihn höchstens geduldet hatte. Irgendwann hatte er sich dann daran gewöhnt, merkte erst seit sich das Verhältnis zwischen ihnen um hundertachtzig Grad gedreht hatte, wie vertraut ihm diese, meist ziemlich nervigen Rituale eigentlich geworden waren, dass er sie sogar zeitweise vermisste. Schwer zu sagen, was der Blonde früher gemacht hätte, hätte Kurogane ihn so selbstverständlich berührt, aber sicher wäre er nicht zurückgeschreckt. Während er die Hand langsam wieder sinken lies, beobachtete er wie Fay aufstand, ihn matt anlächelte. Wortlos hörte der Ninja sich an, was das Magier ihm zu sagen hatte. Nachdem dieser geendet hatte, stützte der Schwarzhaarige das Gesicht in die Hände und stieß einen frustrierten, langgezogenen Seufzer aus. „Wie kann man nur so ein Idiot sein?“ Das leise Lachen, das diese Worte begleitete klang traurig. Glaubte Fay wirklich, das er ihn als Last empfand? Dass er sich nur deswegen um ihn sorgte, weil es der Gruppe Unannehmlichkeiten bereitete, wenn es ihm schlecht ging? Wie kam er bloß darauf. Ständig redeten sie aneinander vorbei. Keiner von ihnen beiden, er nicht und der Blonde auch nicht, konnte Gedanken lesen, und keiner von ihnen brachte es fertig, das zu sagen, was er dacht. Kurogane hatte zeitweise das Gefühl, dass sie sich mit jedem Wort was zwischen ihnen gesagt wurde nur immer fremder wurden. Würden sie bald miteinander umgehen als würden sie einander nicht kennen? Niedergeschlagen schaute der Ninja auf, fing den verwirrten Blick des Blonden ein. „Wenn du weinen willst, dann darfst du weinen. Wenn es dir schlecht geht, dann darfst du zusammenbrechen. Und wenn du einen Ort brauchst, wo du Schwäche zeigen kannst ohne verletzlich zu sein, dann verkriech dich nicht in irgend einer dunklen Ecke, sondern komm zu mir.“ Selbst in Kuroganes Ohren klangen diese Worte seltsam, gerade aus seinem Mund so ein Angebot, dennoch war es vollkommen ernst gemeint. Er hatte sich geschworen, den Magier zu beschützen, und das konnte er nur, wenn dieser es auch zu ließ. +~+~+~ „Wie kann man nur so ein Idiot sein?“ Verwirrt blickte Fay zu Kurogane hinunter der noch immer auf dem Boden saß, keine Anstalt machte aufzustehen bevor sie dieses Gespräch beendet hatten. Irrte er sich oder klang das leise Lachen, das dieser rhetorischen Frage folgte traurig? Bevor der blonde Magier reagieren konnte, fuhr der schwarzhaarige Ninja allerdings bereits fort. „Wenn du weinen willst, dann darfst du weinen. Wenn es dir schlecht geht, dann darfst du zusammenbrechen. Und wenn du einen Ort brauchst, wo du Schwäche zeigen kannst ohne verletzlich zu sein, dann verkriech dich nicht in irgend einer dunklen Ecke, sondern komm zu mir.“ Einen Augenblick lang herrschte Stille zwischen ihnen, glutrote Augen hielten eisblaue gefangen, und Fay glaubte in diesen ehrliche Zuneigung zu lesen, war sich nun nicht mehr sicher ob hinter Kuroganes Handlungen wirklich nur eiskalte Berechnung steckte, klangen seine Worte doch so aufrichtig. „Ich...“ „Hier seit ihr beide also! Ich habe mir bereits Sorgen gemacht als ich den Krach draußen gehört habe und du so plötzlich aus dem Haus gerannt bist!“ Bevor Fay seinen Satz, von dem er selbst nicht wusste wie er ihn überhaupt weitergeführt hätte, aussprechen konnte, bog plötzlich ihre Wohltäterin um die Ecke, sah sie mit vorwurfsvollen Blick an, der durch ihren warmherzigen Gesichtsausdruck aber weitgehend entschärft wurde. Durch die Worte des Ninjas weitgehend aus dem Konzept gebracht wandte er sich zu der weißhaarigen vom Leben gezeichneten alten Frau um, schenkte ihr ein entschuldigendes Lächeln, was diese mit einem bloßen Schulterzucken quittierte, wohl um ihnen zu zeigen, dass sie ihnen nicht weiter böse war. Mittlerweile duftete es aus der Hütte bereits köstlich, und ihre Gastgeberin verkündete ihnen, dass das Essen bereits angerichtet war, blieb abwartend stehen, sodass sie dazu gezwungen waren ihr zu folgen ohne ihr unterbrochenes Gespräch fortsetzen zu können. Fay spürte den durchdringenden Blick seines Reisegefährten einen Moment lang auf sich ruhen, bevor sich dieser leise seufzend vom Boden hievte, an ihm vorbei schritt und der alten Frau folgte. Scheinbar hatte er selbst verstanden, dass es sinnlos war nun noch weiter zu diskutieren. +~+~+~ Mit einem resignierten Seufzer stand Kurogane auf. Am liebsten hätte er der weißhaarigen Frau, deren Name wie er sich dunkel erinnerte seltsam altertümlich geklungen hatte, den Kopf abgerissen. Das war verdammt wichtig gewesen! Wieso musste die alte Schreckschraube sie unterbrechen? Die Antwort des Magiers hätte alles einfacher machen können, oder auch sehr viel komplizierter. Es war ja nicht mal sicher, ob die Worte der Wahrheit entsprochen hätten, oder nur wie meist gelogen waren. Fay hatte ihm ja selbst gesagt, dass er aus seinen alten Verhaltensmustern nicht ausbrechen würde können. Während er der alten Frau jetzt ins Innere der Hütte folgte, sich umsah und feststellte, das es in diesem einen vorhandenen Raum auch nicht viel besser aussah, als oben auf den Dachboden, schob er seine ganzen Gedanken bezüglich des eben Gesagten einfach beiseite. Er würde nicht erfahren, was der Blonde ihm hatte antworten wollen, außer wenn er das Thema irgendwann mal wieder aufgriff. Jetzt würde er sich jedenfalls nur verrückt machen und sich am Ende noch in irgendwas hineinsteigern. Also würde er später darauf zurück kommen. Obwohl Kurogane bezweifelte, dass der Magier da überhaupt zum Reden bereit war. Das dieser gerade eben beinahe auf seine Worte reagiert hätte lag wahrscheinlich nur daran, dass der Schwarzhaarige ihn mit seinem Angebot total überrumpelt hatte. Fay hatte völlig verwirrt ausgesehen. „Setzt euch, ihr zwei. Setzt euch nur.“ Die Weißhaarige wedelte mit der Hand und blickte sie beide etwas ungeduldig an. Skeptisch betrachtet der Ninja die beiden, reichlich wackelig aussehenden Stühle, bevor er sich einfach auf dem Boden niederließ. Auf den verwirrten Blick des Magiers, und den der alten Frau hin, wedelte er nur mit der hand. „Ich bin gerade erst tief gefallen, da muss ich nicht auch noch mit einem dieser überaus stabil wirkenden Stühle zusammenbrechen.“ Ihre Gastgeberin blickte ihn tadelnd an, protestierte aber nicht, sondern setzte stattdessen zu einer Erklärung an. „Die alten Möbel sind stabiler als man denkt.“ Sie schöpfte Suppe in eine hölzerne, ziemlich abgegriffen wirkende Schale und reichte sie ihm dann. Die Gemüsesuppe roch ausgesprochen gut und sein Magen knurrte leise. „ Aber wie du willst. So können wir beide wenigstens sitzen.“ Lächelnd sah sie zu dem Blonden, der sich etwas zögernd an den Tisch setzte. Dann brachte sie auch ihm eine Schale und nahm ebenfalls Platz. +~+~+~ Als Fay die baufällige Hütte betrat meldete sich hier wo er den köstlichen Geruch der Suppe am intensivsten verspürte augenblicklich sein Magen zu Wort und er nahm, nachdem er Kurogane, der sich ohne viel Umschweifen auf dem Boden platziert hatte, mit hochgezogenen Augenbrauen gemustert hatte, vorsichtig auf dem alles andere als stabil wirkenden Stuhl, der nun nachdem er ihn vorhin unabsichtlich umgerissen hatte, noch lauter knarrte als vorhin, Platz. Kurz darauf wurde auch schon eine kleine, abgenützte Holzschale vor ihm auf den Tisch gestellt in die die weißhaarige Frau ihre dickflüssige Suppe geschöpft hatte. Erneut merkte Fay wir hungrig er war, schenkte ihrer Gastgeberin ein dankbares Lächeln bevor er den ebenfalls reichlich mitgenommenen aus Holz geschnitzten Löffel in der Flüssigkeit versenkte, den Löffel damit füllte und diesen schließlich an seine Lippen führte. Um die noch vor Hitze dampfende Suppe auf eine annehmbare Temperatur zu bringen kühlte er diese indem er sanft darauf pustete, bevor er das köstlich riechende Gericht in seinen Mund schob. Vor Überraschung weiteten sich seine Augen. Gut, er war ausgehungert und sein Magen hatte schon seit geraumer Zeit nach Essen verlangt, aber dies war bestimmt nicht der einzige Grund weswegen ihm diese Suppe ausgezeichnet schmeckte. Man merkte die Liebe die in diesem Gericht stecke, die harte Arbeit mit dem die alte Frau die verschiedenen Gemüsesorten angepflanzt, gepflegt und schließlich geerntet hatte. Hungrig leerte er seine Schüssel, merkte als er schließlich satt seinen Löffel zur Seite legte, dass ihre Wohltäterin ihn und Kurogane, der seine Portion mit selbiger Schnelligkeit geleert hatte, mit einem zufriedenen und erfreuten Gesichtsausdruck musterte. Erneut fühlte Fay Schuldgefühle in sich aufsteigen, dass er ihr für all ihre Gutmütigkeit absolut nichts geben konnte. Nachdem er die Kochkünste ihrer Gastgeberin in höchsten Tönen gelobt hatte, erhob sich der blonde Magier, stapelte die schmutzigen Schalen in einander um sie so besser tragen zu können, und warf der alten Frau dann einen fragenden Blick zu. Diese verstand sein Anliegen sofort, honorierte sein Angebot den Abwasch zu übernehmen mit einem überraschten aber erfreutem Lächeln und führte ihn, nachdem sie Kurogane gebeten hatte im Haus zu warten, falls die Kinder vorbei kommen würden, nach draußen zu einem kleinen Bach, der wohl in den glitzernden See mündete. Fay ließ sich am Rande des glasklaren Wassers nieder, begann die Holzgefäße von den Essensresten zu befreien während ihn die alte Frau mit Adleraugen beobachtete. Als er fragend seinen Kopf hob, lächelte sich nur und warf einen vielsagenden Blick zu ihrer Hütte. „Ich sehen ihn, den roten Faden... Den Schicksalsfaden der eure Zukunft miteinander verbindet... Ihr habt einiges durchmachen müssen, nicht wahr? Und es wird noch vieles geschehen was eure Beziehung auf die Probe stellen wird...“ Die Schüssel in seinen Händen entglitt seinen Fingern, landete mit einem leisen Platschen im Wasser. Gerade noch rechtzeitig gelang es dem Magier sich aus seiner perplexen Erstarrung zu lösen, das Gefäß zu ergreifen bevor es abtrieb. Wer war zum Teufel war diese Frau?! ~tbc~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)