Ima o Ikiro von ButterFay (KuroFay) ================================================================================ Kapitel 4: Memories ------------------- Vielen Dank für euren lieben Kommis^__^ Was Fays ersten Wunsch betrifft, darauf wird in diesem und späteren Chapter noch eingangen^^ Hab mich extra beeilt mit dem überarbeiten da ich das ganze Wochenende nicht zu Hause bin und damit keine Zeit dafür hätte^^ Darum gehts dieses mal ziemlich fix und hier habt ihr auch bereits das neue Kapitel^^ Also dann, viel Spaß beim lesen^__^ ~+~+~ Es überraschte Kurogane schon etwas, als der Magier sich einfach in Bewegung setzte, und zielstrebig eine Richtung einschlug, so als wisse er genau, wohin er wollte. Wohin er musste, korrigierte sich der Ninja im Stillen, nachdem er Fays letzte Worte gehört hatte und sofort betrachtete er ihre Umgebung noch etwas aufmerksamer. Obwohl es schon ziemlich dunkel war hatte der Krieger kaum Probleme etwas zu erkennen. Als Ninja war er an Dunkelheit gewöhnt, nutzte sie zu seinem Vorteil und hatte so mit der Zeit eine sehr gute Nachtsicht entwickelt. Allerdings gab es um sie herum nicht viel zu sehen. Sie liefen über einen weite Ebene, auf der vereinzelt Bäume und Baumgruppen standen, die in einiger Entfernung an einen scheinbar riesigen Wald angrenzte. Anzeichen auf Leben waren nicht zu entdecken. Nun, mal abgesehen von dem riesigen Schloss dem sie sich näherten, und das mit seiner monströsen Größe fast schon etwas bedrohliches hatte. Für den Schwarzhaarigen stand außer Frage, wem dieses Schloss gehörte. Dann war es zwar verwunderlich, dass der Blonde gerade dort hin wollte, aber zum andern auch logisch, denn wenn der König schon auf der Suche nach Fay war, würde er nicht dort sein. Außerdem brauchten sie dringend einen Ort, an dem es warm war. Seine Hände wurden langsam taub, und er konnte sehen, das die der Prinzessin, obwohl sie verzweifelt versuchte sie mit Reiben warm zu halten, langsam eine bläuliche Farbe annahmen. Es war schon ein wenig absurd. Da hatte Fay nun alles daran gesetzt, um vor diesem Herrscher zu fliehen, hatte sogar versucht ihre Gruppe zu verlassen und gerade dann, wo die jüngsten Ereignisse ihm, und auch dem Ninja, noch durch und durch gingen, landeten sie ausgerechnet hier. „War es nicht dein aller erster Wunsch nie wieder hier her zurück zu kehren?“, brach er schließlich die Stille. ~+~+~+ Als der Ninja diese Frage aussprach sah Fay ihn erst verwirrt an, bevor der Sinn der Worte ihn erreichten und auch ihm bewusst wurde, dass es absolut seltsam war, dass sie genau in dieser Welt, seiner Heimat gelandet waren. Kurogane hatte Recht, er hatte Yûko darum gebeten nie wieder hierher zurück kehren zu müssen, wieso also war Ceres ihr derzeitiges Reiseziel? Als der Magier bemerkte, dass der Blick des Ninjas noch immer auf ihm ruhte zuckte er nur schwach mit den Schultern. Ohne ein weiteres Wort setzte der blonde Mann sich dann wieder in Bewegung, wandte sich aber nach wenigen Meter um, vergewisserte sich, dass ihm die anderen auch folgten, und merkte dabei sofort, dass die Prinzessin in ihrem leichtbekleideten Outfit am ganzen Körper zitterte, kaum mehr in der Lage war ihnen zu folgen. Obwohl Syaoran das zarte Mädchen schützend an sich gezogen hatte, war er selbst viel zu durchgefroren um ihm wirklich Wärme spenden zu können. Ohne lange zu überlegen schälte Fay sich aus seinem gefütterten Pelzmantel, zuckte unwillkürlich zusammen als die eiskalte Luft seine nun teilweise nackte Haut streifte, und reichte diesen dann Sakura. Die Prinzessin schien erst den Kopf schütteln und ablehnen zu wollen, griff dann allerdings doch dankbar nach dem wärmenden Kleidungsstück und zog es sich über. Lächelnd betrachtete der blonde Magier das Mädchen, bevor er sich wieder umwandte um seinen Weg fortzusetzen. Die Kälte fühlte sich wie winzige Nadelstiche auf seiner ungeschützten Haut an, und er schlang zähneklappernd seine Arme um seinen schmalen Körper um sich wenigstens ein bisschen zu wärmen. Die kleinen Wölkchen die ihr warmer Atem bildete waren ein weiteres Zeichen dafür wie kalt es war, und jeder weitere Schritt fiel noch schwerer. Obwohl er das Leben in dieser Eiseskälte gewöhnt gewesen war, ohne seinen Mantel setzte ihm diese genauso stark zu wie seinen Reisegefährten. Um sie herum herrschte Totenstille, die nur durch das knirschende Geräusch, das sie selbst durch das Stapfen durch den hohen Schnee verursachten, gebrochen wurde. Niemand von ihnen fühlte sich im Stande zu reden, jeder versuchte seine Kräfte so gut es ging einzuteilen um das Schloss heil zu erreichen. Mit einem erneuten kurzen Blick über seine Schultern vergewisserte sich der vor Kälte zitternde Magier ein weiteres mal, dass die anderen noch immer hinter ihm waren, und ein aufrichtiges Lächeln stahl sich Gesicht als er sah, dass Sakura sich eng an Syaoran schmiegte, um den frierenden Jungen ebenfalls mit Hilfe seines Mantels etwas Wärme zu schenken. Scheinbar hatte das Mädchen durch den verzweifelten Versuch des Jungen den Wettbewerb zu gewinnen, etwas an Scheu vor ihm überwunden. Trotz allem merkte man sehr wohl, dass noch immer eine gewisse Distanz zwischen den beiden Kindern vorhanden war. Obwohl die Prinzessin eng an Syaoran gedrängt hinter ihm her stolperte, merkte man sehr wohl dass sie jeglichen überflüssigen Körperkontakt vermied, den Blick kontinuierlich auf den Boden gerichtet hatte, was wohl nicht nur alleine dem Zweck diente auf diverse Stolperobjekte vor ihr zu achten. Fay war sich bewusst, dass das Mädchen den Verlust des Syaoran, den sie bereits seit Kindertagen an gekannt hatte, noch immer nicht überwunden hatte und ihrem entschlossenen Blick zufolge spielte sie auch jetzt noch mit dem Gedanken ihm zu folgen und ihn zurückzuholen. Unbewusst strich Fay über die schwarze Augenklappe während ihm ein leises Seufzen entfuhr. War es wirklich möglich, dass die Prinzessin den Jungen, der ihm eiskalt sein Auge entrissen hatte, wieder zu dem machen konnte, der er früher gewesen war? Er bezweifelte es. Nach schier endlos langem Fußweg näherte sich die kleine Gruppe schließlich endlich dem Haupttor des Schlosses. Obwohl Fay verzweifelt versuchte seinen Körper weiterhin bis ans äußerste zu bringen, die wenigen Schritte die sie noch von ihrem Ziel trennten durchzuhalten, spürte er plötzlich wie seine Beine nachgaben, hörte noch den entsetzten Aufschrei der Prinzessin bevor alles um ihn herum in tiefer Schwärze verschwand. ~+~+~+~ Er hatte es doch gewusst! Dieser verdammte Idiot! Wie konnte der Magier nur so verdammt stur sein, und kein Wort sagen, wenn ihm die Kälte doch so sehr zusetzte. Sakura ließ Syaoran sofort los und lief zu dem blonden Mann, der so plötzlich und ohne jegliche Vorwarnung zusammengebrochen war. Er selbst blieb einen Moment stehen und musterte die Szene während er Besorgnis gemischt mit Ärger darüber, dass der Magier auf sich selbst einfach nicht acht gab, in sich hoch steigen spürte, bevor er sich ebenfalls in Bewegung setzte um sich zu den Kindern, die neben dem leblosen Körper Fays in die Knie gegangen waren, zu begeben. „Kurogane-san! Was ist mit ihm?“ Die Prinzessin sah ihn verzweifelt an und automatisch wollte er etwas beruhigendes zu ihr sagen, ließ es aber vor erst. Lieber wollte er sich erst selbst davon überzeugen wie es um Fay stand, bevor er das Mädchen mit leeren Worten beruhigte. Dieser war verdammt blass und atmete nur unregelmäßig. „Liegt wahrscheinlich an der Kälte.“, teilte er Sakura und dem Jungen schließlich mit. „Oh nein! Und das nur, weil er mir seinen Mantel gegeben hat!“ Die Prinzessin machte Anstalten den Mantel wieder auszuziehen, aber der Schwarzhaarige signalisierte ihr es zu lassen. „Was bringt es uns, wenn du auch noch umfällst.“ Stattdessen hob er den Blonden behutsam hoch, wobei er erschrak, wie leicht dieser war und hüllte ihn so gut es ging mit in seinen eigenen Umhang. „Lasst uns weiter gehen, er muss schnell ins Warme... Und wir ebenfalls.“ Mit den Worten setzte er sich wieder in Bewegung und Sakura und Syaoran folgten ihm wortlos. Er bereitete Kurogane wirklich Sorgen, wie kalt sich der Mann in seinen Armen anfühlte. ~+~+~+ Fay bekam von alledem nichts mit. Sein geschwächter Körper benötigte Ruhe und unbewusst schmiegte sich der noch immer bewusstlose Magier enger an die Wärmequelle, die mit ihm im Arm und einem verbissenen Ausdruck im Gesicht weiter auf das Schloss zustapfte. Langsam beruhigte sich die Atmung des blonden Mannes, bis er schließlich wieder regelmäßig atmete, beinahe so wirkte als würde er schlafen. Gerade als sie das Schloss erreichten machte ein leises Stöhnen Kurogane und die Kinder darauf aufmerksam, dass das Bewusstsein des Magiers zurückkehrte, und keine Sekunde später öffnete Fay langsam die Augen. Sofort war Sakura an seiner Seite und lächelte ihn mit Tränen in den Augen an. „Fay-san... Ich bin so froh, dass alles in Ordnung ist... Es tut mir leid... Nur wegen mir...“ Noch immer nicht völlig bei klarem Verstand blickte er das Mädchen verständnislos an, bevor er lächelnd den Kopf schüttelte. „Jetzt weine doch nicht, Sakura-chan! Ein Lächeln steht dir viel besser!“ Langsam kehrten die Erinnerungen an den beschwerlichen Fußmarsch zurück, wie ihm plötzlich Schwarz vor Augen geworden war und... Entsetzt zuckte er zusammen, realisierte erst jetzt, in welcher Position er sich befand. Kurogane hatte ihn wohl die restliche Strecke lang getragen. Der Magier merkte, dass er sich mit einer Hand noch immer an das schwarze Hemd des Ninjas klammerte, er wohl unbewusst die Körperwärme des Schwarzhaarigen gesucht hatte. Augenblicklich ließ Fay den rauen Stoff los. „Tja, da habe ich mich wohl etwas übernommen!“ Selbst in seinen eigenen Ohren klang die betont fröhliche Stimme falsch und unecht. „Aber da Kuro-py... Kurogane ja so liebenswert war und mich getragen hat geht es mir schon wieder viel besser! Du kannst mich also runterlassen, ich bin schon okay!“ Obwohl er verzweifelt versuchte den Ninja wieder bei seinen Spitznamen zu nennen, um sowohl den Kindern als auch Kurogane zu zeigen, dass alles in Ordnung war, kamen ihm die verniedlichten Formen des Namens nicht mehr über die Lippen. Das Wissen, dass der Schwarzhaarige jede einzelne seiner Lügen ohnehin durchschauen würde, verunsicherte ihn und machte es ihm beinahe unmöglich seine Fassade den Kindern gegenüber aufrecht zu erhalten. ~+~+~ Als er spürte, wie Fay langsam wieder zu Bewusstsein kam, spannte sich der Schwarzhaarige unbewusst etwas an, erwartete er doch, das er Magier gleich kratzbürstig werden würde. Dieser brauchte zwar einen Moment, um die Situation zu realisieren, aber als er das dann endlich hatte, wirkte er merklich entsetzt. Wie Kurogane erwartet hatte, verlangte der Blonde auch fast augenblicklich, dass er ihn wieder runter ließ. Das hieß, er verlangte es nicht direkt, sondern tarnte seine Forderung mit ein paar fröhlichen, beruhigenden Floskeln, die sehr nach dem alten Fay klangen, und versuchte sogar, ihn bei einem dieser nervtötenden Spitznamen zu nenne, bloß um die Kinder und den Ninja davon zu überzeugen, das alles wieder in Ordnung mit ihm war. Nicht das Kurogane ihm dieses Schauspiel auch nur einen Moment lang abnahm. Er bezweifelte, das der Magier überhaupt auf seinen eigenen Beinen stehen, geschweige denn laufen konnte. „Nichts da.“, antwortete er schlicht und fasste den Blonden noch ein wenig fester, für den Fall dass dieser auf die Idee kommen sollte zu zappeln und sich zu wehren. „Lass dich lieber noch etwas tragen, Fay-san.“, meldete sich nun auch Sakura erneut zu Wort. „Auch wenn es dir besser geht, du bist immer noch ziemlich blass. Nicht dass du noch einmal zusammenbrichst.“ Sie lächelte dem Blonden aufmunternd zu, bevor sich wieder an Syaoran wandte, der ebenfalls zustimmend nickte. Ohne abzuwarten, ob ihr geschwächter Begleiter mit ihrem Vorschlag einverstanden war, setzten sich die beiden wieder in Bewegung, wollten scheinbar so schnell es ging endlich ins Warme. Während Kurogane ihnen folgte vermied er bewusst jeglichen Blickkontakt mit dem Magier. Er wollte lieber gar nicht wissen, was für einen Gesichtsausdruck dieser gerade hatte. Sowohl eines dieser falschen Lächeln, als auch ein total verzweifeltes Gesicht waren denkbar, und er würde im Moment beides nicht ertragen können. ~+~+~ Statt ihn wie gebeten runterzulassen festigte Kurogane seinen Griff, wohl in der Annahme dass er sich wehren würde um so seinen Willen durchzusetzen. Einen Moment lang spielte Fay auch eben mit diesem Gedanken, fügte sich dann aber, wenn auch widerstrebend seinem Schicksal. Da er sich noch immer ziemlich schwach fühlte war es wohl ohnehin eine schlechte Idee die letzten Meter auf eigenen Beinen zurück zu legen. So unangenehm es ihm auch war, es war besser wenn er sich weiterhin von dem Ninja tragen ließ. Damit verursachte er der Gruppe wohl am wenigsten Probleme und sie kamen am schnellsten voran. Außerdem musste er sich eingestehen, dass es gut tat in der Eiseskälte ein bisschen Wärmen gespendet zu bekommen. Früher war es kein Problem für ihn gewesen dem Schwarzhaarigen nahe zu kommen, es war immer Kurogane gewesen der jegliche körperliche Nähe verabscheut, ihn immer auf Distanz gehalten hatte. Und nun fühlte er selbst sich bei jeder noch so kleinen Berührung befangen und durcheinander. Soviel war passiert, so viele Dinge die verhinderten, dass sie sich so verhielten wie zu Beginn ihrer Reise. Einen Moment lang versuchte er den Blick des Schwarzhaarigen einzufangen, doch dieser starrte stur gerade aus auf die vor ihnen immer deutlicher erscheinende Festung, wich ihm wohl bewusst aus. Was hatte Kurogane nicht alles aufgegeben, nur um ihn davon abzuhalten die Gruppe zu verlassen? So sehr er sich auch anstrengte, es würde ihm nie gelingen den Ninja auch nur ansatzweise zu hassen. Wie sollte man eine Person, die ihre eigene Heimat opferte auch verabscheuen? Wie konnte er diese Schuld nur jemals begleichen? Gut, er hatte den Schwarzhaarigen nie darum gebeten, dieser hatte sogar gegen seinen Willen gehandelt, trotz allem fühlte er sich verantwortlich. Verantwortlich dafür, dass Kurogane das Land, in dem er aufgewachsen war, in dem die Leute lebten die ihm etwas bedeuteten, nie wieder sehen würde. Alleine bei dem Gedanken daran krampfte sich sein Herz schmerzhaft zusammen. Als der blonde Magier seinen Blick von dem ihn noch immer ignorierenden Ninja losriss, merkte er, dass sie das schmiedeeiserne Tor des Schlosses erreicht hatten. Die Zugbrücke war heruntergelassen und auch das Tor, das normalerweise zum Schutz vor möglichen Feinden immer geschlossen war stand sperrangelweit offen. Auch als sie schweigend die Zugbrücke passiert hatten und in den riesigen Schlosshof traten, wurde Fay das Gefühl nicht los das hier etwas nicht stimmte. Obwohl schon zur Zeit als die Festung sein zuhause gewesen war kaum jemand hier gelebt hatte, die Stille die nun herrschte war selbst dafür unheimlich. Der blonde Magier merkte dass sowohl Kurogane, dessen Blick angespannt durch den verlassen Hof wanderte, als auch Syaoran, der beim Betreten des Schlossgebäudes reflexartig nach seinem Schwert gegriffen hatte, das Gefühl, dass hier eindeutig etwas nicht stimmte mit ihm teilten. Auch die Prinzessin hatte sich enger an den Jungen an ihrer Seite gedrängt, während sich auf ihrem Gesicht ein verängstigter Ausdruck zeigte. In stiller Übereinkunft sprach keiner von ihnen ein Wort und sie durchschritten schweigend den Hof, achteten dabei auf das kleinste Geräusch, das ihnen verraten konnte, dass sich ihnen jemand näherte. Als plötzlich ein leises Knarren zu hören war zuckte Fay entsetzt zusammen, spürte wie Kurogane seinen Körper anspannte, ihn dabei unbewusst enger an sich drückte. Der blonde Magier konnte deutlich den muskulösen Oberkörper des Ninjas unter dem schwarzen, dünnen Shirt spüren, versuchte allerdings die Tatsache wie nahe er diesem war zu ignorieren und wandte seinen Blick stattdessen in die Richtung aus der er das Geräusch gehört hatte. Erleichtert stellte Fay fest, dass eine der hölzernen Türen, die einen der zahlreichen Eingänge in das Schlossinnere darstellen nur angelehnt war und nun durch den eisigen Wind, der selbst hier im Hof wehte, leise knarrend hin und her schwang. Der blonde Magier deutete seinen Reisegefährten diesen Eingang zu nehmen und weiterhin schweigend setzte sich die kleine Gruppe wieder in Bewegung. Als sie durch die Türe schritten fühlte Fay nun doch einen Hauch von Nostalgie in sich hochsteigen. Die wohlbekannte Wendeltreppe, beleuchtet von bereits beinahe völlig runtergebrannten Fackeln, die massiven Steinmauern, und die Gemälde früherer Herrscher die an den Wänden platziert waren. Allerdings zerstörte der Geruch, der in der Luft lag diesen fast idyllischen Anblick. Der blonde Magier erschauderte als ihm augenblicklich klar wurde weswegen ihm der Gestank so bekannt vorkam – es roch eindeutig nach frischem Blut. Sofort wand er sich aus Kuroganes Griff, schaffte es wohl nur deshalb, da der Ninja zu überrascht war um zu reagieren, und weder auf die Rufe des Schwarzhaarigen und der Kinder noch auf mögliche Angreifer achtend stürzte er die Stufen der Wendeltreppe hinauf, riss die Türe am Ende auf und stolperte in den riesigen gewölbeähnlichen Raum, in dessen Mitte ein kleiner künstlicher See glitzerte, das Gewässer auf dessen Grund er Ashura versiegelt hatte. Bei dem Anblick dem sich ihm nun bot konnte er ein Würgen nicht unterdrücken und reflexartig wich er einige Schritte zurück, stieß dabei unsanft gegen Kurogane, der ihm mittlerweile gefolgt war. Die weißen Fließen des Raumes waren durchtränkt mit rotem Blut, überall lagen leblose, teilweise entsetzlich entstellte Körper. Fassungslos schüttelte der blonde Magier den Kopf, war aber nicht in der Lage seinen Blick von dem Schlachtfeld vor sich zu wenden. Als er sich schließlich dem hinteren Teil des Raumes zuwandte spürte Fay wie ihm schlagartig eiskalt wurde. Bei dem Mädchen mit den langen blonden Haaren und den markanten Ohren, das direkt neben der glitzernden Wasseroberfläche lag, handelte es sich eindeutig um Chii. ~+~+~+~ Im Inneren des Schloss sah es genau so aus, wie es seine Äußeres schon vermuten ließ. Etwas sperrig, ziemlich weitläufig und rar möbliert. Der Ninja hatte sich teil interessiert, teils misstrauisch umgesehen, aber niemanden entdecken können. Dass weit und breit niemand zu sehen war bereitete Kurogane fast noch mehr Sorgen, als der Gedanke an mehrere sich ihnen in den Weg stellende Bewaffnete. Das beinahe idyllische Bild das sich ihnen bot, wurde von dem kupferartigen Geruch, der in der Luft hing und den der Krieger sofort als Blutgeruch erkannte zerstört. Dem intensiven Gestank zufolge handelte es sich um eine beträchtliche Menge Blut, die zudem auch noch frisch zu sein schien. Wo kam das her? Und was noch viel wichtiger war: Drohte ihnen irgendwelche Gefahr? Wenn der Verursacher dieser blutigen Tat, wie auch immer diese auch aussehen mochte, noch hier im Schloss war, dann sollten sie so schnell wie möglich hier weg, Kälte hin oder her. Noch während de Schwarzhaarige darüber nachdachte, riss sich Fay so plötzlich von ihm los, dass er zu überrumpelt war ihn festzuhalten. Der Magier rannte mit, für seinen Zustand erstaunlicher Geschwindigkeit die Wendeltreppe hoch, reagierte dabei nicht auf ihre entsetzten Rufe. Wie gedankenlos konnte man denn nur sein? Jeder, der es drauf angelegt hätte, hätte Fay ohne weiteres angreifen und wahrscheinlich schwer verletzten können. Der Ninja jagte ihm hinterher, stoppte in der Türe, hinter der sich ein riesiger runder Raum erstreckte allerdings so abrupt, dass Syaoran, der direkt hinter ihm war, in ihn hineinlief. Er war an den Anblick von Leichen gewöhnt, hatte selbst unzählige Male getötet, sodass ihm das Bild das sich ihnen bot höchstens einen bitteren Geschmack in den Mund trieb. Allerdings verriet ihm ein ersticktes Keuchen, dass der Junge das, was sich ihnen hier bot, gesehen hatte und es nicht so einfach wegstecken konnte. Kurogane hob ganz automatisch seinen Umhang, womit er die Sicht in den Raum versperrte und zumindest die Prinzessin von diesem grausigen Szenario verschont bleiben würde. Der Junge packte Sakura, und schob sie raus aus dem Raum, verließ mit ihr den Ort des Massaker. Im Stillen lobte der Schwarzhaarige Syaoran für seine schnelle Reaktion, während er selbst, durch den plötzlich gegen ihn taumelnden Magier fast das Gleichgewicht verlor. Fay war erstarrt, hatte die Augen weit aufgerissen, schien außerstande seinen Blick von dem grausigen Szenario abzuwenden. ‚Sieh nicht hin.’, hätte Kurogane am liebsten gesagt, aber da er befürchtete, das der Klang seiner Stimme doch noch irgendjemanden auf sie aufmerksam machen konnte, hob er nur die Hand und legte sie dem zitternden Blonden sanft auf die Augen. ~+~+~+~ Fay bemerkte die Anwesenheit des Ninjas erst gar nicht, war viel zu sehr in dem Schock gefangen den der Anblick des Schlachtfelds vor ihm ausgelöst hatte. Noch immer schüttelte er fassungslos den Kopf, als würde diese Bewegung die schrecklichen Bilder daraus vertreiben können. Erschrocken zuckte er dann zusammen als sich plötzlich eine Hand über sein nicht von der Augenklappe verborgene Auge legte, war einen Moment lang fest davon überzeugt, dass der Veranstalter dieses Gemetzels nun auch ihm dem Garaus machen würde, bevor er realisierte wie sanft diese Bewegung vorgenommen worden war und ihm bewusst wurde, dass die Person hinter ihm, bei der es sich ohne Zweifel um Kurogane handelte, ihn nur davor bewahren wollte die verunstalteten Körper weiter ansehen zu müssen. In diesem Moment war alles vergessen was zwischen ihm und dem Ninja vorgefallen war, Fay war einfach froh, dass jemand an seiner Seite war, eine Person vor der er sich genötigt fühlte nicht völlig die Fassung zu verlieren. Trotz allem erlaubte er sich mehr unbewusst als gewollt ein kleines Anzeichen der Schwäche, trat noch einen weiteren Schritt zurück, spürte Kuroganes muskulösen Körper direkt hinter sich und lehnte sich noch immer leicht zitternd gegen den Ninja. Nachdem sie einige Minuten in dieser Position verharrt hatten, der Schwarzhaarige einfach ruhig hinter ihm stand ohne seine Hand von seinem Gesicht zu nehmen, hob Fay schließlich seinen eigenen Arm, legte seine Handfläche einen Augenblick lang auf die des Reisegefährten, bevor er dessen Hand dann von seinem Auge schob. Als der blonde Magier sich zu Kurogane umwandte zwang er sich zu einem Lächeln, in seinem Gesicht spiegelten sich allerdings noch immer Fassungslosigkeit und Entsetzen wieder. Er konnte sich nicht einmal daran erinnern wann er das letzte mal geweint hatte, er würde auch diese Situation ohne Zusammenbruch meistern. „Er ist wohl nicht mehr hier...“, brach er schließlich die Stille, während er krampfhaft darum bemüht war das Lächeln weiter in seinem Gesicht zu behalten. Die Hände des Magiers waren zu Fäusten geballt, und seine Augen glänzten verräterisch, dennoch versuchte er weiterhin stark zu bleiben. ~+~+~ Auf die Worte des Magiers hin nickte Kurogane nur schweigend. Er hatte eigentlich nicht erwartet, dass Fay sich seine Berührung gefallen lassen würde, allerdings hatte er dem blonden Mann mit dieser Geste wohl zumindest etwas von dem Schreck genommen und dieser hatte sein Angebot etwas Trost gespendet zu bekommen angenommen und sich an ihn gelehnt. Der Ninja verharrte einfach nur schweigend, spürte, wie das Zittern des anderen Mannes langsam abgeflaute. Während Fay sich langsam wieder beruhigte nutzte er die Zeit sich das Massaker genauer anzusehen. Diese Menschen waren auf bestialische Weise abschlachtet worden. Ihre Körper waren teilweise zerstückelt, entstellt, regelrecht zerfetzt. Wer das getan hatte kannte wirklich keinerlei Skrupel und Respekt vor der Würde eines Menschen. Der Schwarzhaarige war der Meinung, dass es in Ordnung war, seine Feinde zu töten, aber wenn dann sollte man dies schnell tun und sein Opfer nicht lange leiden lassen. Als der Magier eine Hand auf die seine legte und sie langsam zur Seite schob um sich umdrehen zu können, wandte er den Blick ihm zu. Wie erwartet, zeigte sich ein Lächeln auf den Gesichtszügen seines Gegenübers, aber es war bei weitem nicht so sicher, wie er es normalerweise von ihm gewöhnt war. Seine Stimme zitterte, als er seine Vermutung äußerte. Kurogane nickte nur, machte er sich doch momentan viel mehr sorgen um den Blonden, als wegen irgendwelchen Gefahren. Fay schien sichtlich um Fassung zu ringen. „Es ist okay.“ Sagte er mit leiser, ruhiger Stimme. „Du darfst ruhig weinen und wenn du willst, dann werde ich dich allein lassen.“ ~+~+~+~ Als Kurogane ihm mit ruhiger Stimme versicherte, dass es okay war zu weinen, dass er ihn sogar alleine lassen würde wenn er es so wünschte, kostete es dem blonden Magier noch größere Anstrengung seinen Worten nicht einfach Folge zu leisten, sich einfach fallen zu lassen, all die Emotionen, die er verborgen hielt, an denen er innerlich zu zerbrechen drohte, einfach herauszulassen. Doch die Furcht davor, dass seine Tränen nicht mehr versiegen würden sobald er diese Schwelle überschritt, veranlassten ihn dazu tapfer den Kopf zu schütteln. „Ich bin okay... Es geht schon wieder...“ Er wandte sich ab, konnte nicht verhindern dass ihm eine einzelne Träne über die Wange lief, die er aber sofort entschlossen wegwischte. Was war sein Leid schon im Vergleich mit dem was die Bewohner des Schlosses ertragen haben mussten? Er musste stark bleiben, sollte er die Kontrolle über sich selbst verlieren würde man das seiner magischen Aura anmerken und Ashura würde ihn noch schneller finden. Für den Moment waren sie wohl sicher, der Herrscher rechnete bestimmt nicht damit, dass er jemals hierher zurück kehren würde. Die Frage war für wie lange... Sie mussten schnellstens die in Ceres verborgene Feder finden um hier verschwinden zu können. Fay atmete einmal tief durch, straffte seine Schultern und schritt dann ohne auf Kurogane zu achten, der ihn noch zurückhalten wollte, seinen Blick stur auf den glitzernden See gerichtet um bloß keine der Leichen genauer betrachten zu müssen, auf die Mitte des gewölbeartigen Raumes zu. Als er schließlich sein Ziel erreichte, kniete er sich neben dem blonden, regungslosen Mädchen auf den Boden, hob ihren schmächtigen Körper an und drückte diesen an sich ohne darauf zu achten, dass ihr Blut nun seine Kleidung befleckte. „Danke für alles... Es tut mir so leid, dass ich nichts tun konnte um dich zu retten...“ Der blonde Magier biss sich auf die Lippen als sein Blick auf die weit aufgerissenen Augen, die noch immer Schmerz und Furcht widerzuspiegeln schienen, fiel und fuhr mit seiner Handfläche dann über Chiis Gesicht um mit dieser sanften Bewegung ihre Augen zu schließen und ihr den wohlverdienten, immerwährenden Schlaf zu schenken. ~+~+~+~ Aus welchem Grund auch immer, der Magier gestand sich keine Schwäche ein, auch wenn Kurogane die einzelne Träne, die über seine Wange lief und die er schnell wegwischte trotzdem bemerkte. Wortlos beobachtete er wie Fay die Schultern straffte. Als dieser sich dann plötzlich in Bewegung setzt hob er automatisch die Hand um ihn zurück zu halten, aber der Blonde war schon aus seiner Reichweite. Zielstrebig steuerte er auf das blonde Mädchen zu, das neben dem künstlichen See in der Mitte des Raumes lag und kniete sich zu ihr. Aus den Worten, die dann folgten entnahm der Ninja, dass er die junge Frau mit den seltsamen Ohren wohl gut gekannt hatte. Kurogane beschloss, den Magier in seiner Trauer nicht zu stören, sondern bewegte sich stattdessen langsam an den aufgehäuften Leichen vorbei, blieb ab und zu stehen, um sich zu vergewissern, ob manche von ihnen nicht doch noch lebten. In regelmäßigen Abständen beugte er sich hinunter und fühlte nach, ob die Toten einen Puls hatten. Es machte ihm nichts aus, dass er Leichen anfasste, die schon fast vollständig kalt waren auch wenn die fahle Haut, die er berührte auf seiner Hand ein unangenehmes Kribben verursachte. Hier lebte niemand mehr, gestand er sich schließlich nach einer Weile ein. Wer auch immer das getan hatte, und er konnte sich denken, auf wessen Rechnung dies ging, hatte ganze Arbeit geleistet. Nachdem er seinen Rundgang durch den Raum abgeschlossen hatte, blieb er an der Tür stehen und blickte dann nach draußen in den Flur, um nach den beiden Kindern zu sehen. Syaoran saß neben der Tür auf dem Boden, die Prinzessin im Arm, die bitterlich weinte. Anscheinend ahnet das Mädchen auch ohne das Elend gesehen zu haben, was in diesem Raum vorging. Dunkel erinnerte sich der Schwarzhaarige an die Ereignisse damals in Spirit, wo Sakura den Geist der goldhaarigen Prinzessin gesehen hatte. Vielleicht erkannte sie wieder die Seelen all derer, die vor kurzen hier verstorben waren. Dann war das arme Mädchen wirklich nicht zu beneiden. Mit einem niedergeschlagenen Seufzer wandte sich Kurogane wieder in den Raum, um sich zu vergewissern, dass Fay sich von dem blonden Mädchen verabschiedet hatte, und sie dieses Schlachtfeld endlich verlassen konnten. ~+~+~+~ Nachdem Fay das blonde Mädchen noch einige Minuten lang im Arm gehalten hatte, zwang er sich Chii loszulassen, schaffte es sich trotz seiner noch immer leicht zitternden Beine aufzurichten und wandte sich von dem blutbefleckten leblosen Körper ab. So sehr es ihm auch widerstrebte die auf dem weiß gefliesten weit läufigen Boden einsam und verloren wirkende Gestalt hier in diesem Raum bei all den anderen Leichen liegen zu lassen, es blieb keine Zeit das Mädchen angemessen zu bestatten oder auch einfach nur von diesem Ort weg zu transportieren. Bevor er den Rückweg antrat fiel sein Blick noch wie automatisch auf den Grund des künstlichen Sees, auf dem nun nur mehr das komplizierte Mosaik, mit dem der Boden verziert worden war, zu sehen war. Das sargähnliche Gefäß, in dem er Ashura versiegelt hatte, war wie erwartet mitsamt dem Herrscher verschwunden. Der blonde Magier riss sich von dem Anblick des glitzernden, absolut kristallklaren Wassers los und wandte sich zum Gehen. Erneut versuchte er die teilweise bis zur völligen Unkenntlichkeit verstümmelten Körper auszublenden, merkte wie er automatisch sein Schritttempo erhöhte um den Raum so schnell wie möglich zu verlassen. Hektisch blickte er sich um, suchte panisch nach Kurogane und den anderen, legte die letzten Meter die ihn noch von der Türe, die hinaus in den Flur führte trennten, beinahe im Laufschritt zurück. Etwas außer Atem erreichte er diese, war erleichtert als er die Stimmen der Reisegefährten vernahm. Er hielt einen Augenblick inne um seine Atmung wieder zu beruhigen, strich sich über die Wangen um auch die letzten Tränenspuren zu beseitigen, und trat dann durch den Türrahmen. Sein Herz krampfte sich sofort zusammen, als er die Prinzessin leise schluchzend auf dem Boden sitzen sah, und ohne nachzudenken beugte er sich zu ihr hinunter und strich ihr sanft über die Haare. „Es wird alles wieder gut... Weine nicht, Sakura-chan... Wir werden diese Welt so schnell wie möglich verlassen...“ Er versuchte so gut es ging, das Zittern in seiner Stimme zu verbergen, dem zierlichen Mädchen einen so optimistischen Eindruck wie nur möglich zu vermitteln. Erst als er den leicht schockierten Blick, den Syaoran ihm zuwarf bemerkte, sah er an sich herunter und bemerkte, dass seine Kleidung überall befleckt mit Chiis Blut war. Augenblicklich ließ er von Sakura ab, war froh, dass das Mädchen ihr Gesicht noch immer in ihren Händen verborgen hielt und ihr dieser Anblick somit verwehrt geblieben war. Der blonde Magier zog sich das blutdurchtränkte Shirt ohne zu Zögern über den Kopf, ließ es dann achtlos auf den Boden fallen. Hier im Schloss herrschte wohlige Wärme, da fror er selbst so leicht bekleidet nicht. Und bis sie die Festung wieder verlassen würden, würde er bestimmt einen Ersatz für seine nun unbrauchbare Kleidung gefunden haben. Immerhin würde es ihnen nicht erspart bleiben die Räumlichkeiten nach Sakuras Feder, die sich laut Mokona, das nun völlig einschüchtert zu Füßen der Prinzessin saß, ganz in ihrer Nähe befinden musste. ~+~+~+~ Na bestens! Gerade war Fay vor Kälte noch ohnmächtig geworden, und jetzt zog er sich aus. Seufzend schüttelte Kurogane den Kopf. Aber immerhin war es hier warm genug und es würde niemanden von ihnen schaden, wenn der Magier NICHT mit einem blutbefleckten Oberteil durch die Gegend lief. Bei dem abscheulichen Geruch der auch hier im Gang noch viel zu intensiv in der Luft hing verzog den Ninja angewidert das Gesicht. Mit diesem ekelerregenden Aroma verband er Gefahr und Tod, da er früher oft selbst solche ähnlichen Gemetzel veranstaltet hatte. So eine Situation ließ angespannt werden und er befürchtete, bei dem kleinsten Anzeichen eines feindlichen Angriffes die Kontrolle zu verlieren. Und das wollte hier sicherlich niemand erleben. Denn dann war es durchaus möglich, dass auch die zu Schaden kamen, die er eigentlich nicht verletzen, sondern beschützen wollte. Um seine Gedanken wieder auf ungefährlichere Bahnen zurück zu lenken, blickte er sich im Korridor um, suchte nach etwas das ihn ablenken würde. Allerdings gab es nicht wirklich viel zu sehen. An den Wänden hingen pompöse, aber dennoch steril langweilig wirkende Gemälde irgendwelche Männer, schwach beleuchtet von fast zur Gänze herunter gebrannten Fackeln, von denen die ersten bereits erloschen. Letztendlich kehrte der Blick des Schwarzhaarigen wieder zu Fay zurück. Es wunderte ihn immer wieder, wie dünn dieser eigentlich war. Für seine Größe fast schon dürr. Mit einer geübten Bewegung streifte sich Kurogane den Umhang von den Schultern und warf ihn dem Magier über den Kopf. „Zieh an.“ Es war zwar nicht kalt hier im Schloss, im Gegenteil, sogar angenehm warm, aber der Blonde musste trotzdem nicht so herum rennen. Mokona, das ein paar Hopser von der Gruppe weg gemacht hatte, blieb am Ende des Ganges stehen und schaute zu ihnen. „Hier lang spüre ich Sakuras Feder am stärksten...“ ~+~+~+ Geduldig lehnte sich Fay an die Steinwand des Flurs um abzuwarten bis die Prinzessin sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, zuckte dabei leicht zusammen als er mit seinem nackten Rücken die rauen und kalten Felsen berührte. Er war froh, dass sie dank dem zierlichen Mädchen eine kurze Pause einlegen konnten, da er sich selbst noch nicht in der Lage fühlte sofort die restlichen Räumlichkeiten zu durchsuchen, aus Angst vor den Dingen, die sie dort noch erwarten würden. Als der blonde Magier aufsah traf sein Blick den ihn musternden des Ninjas, und keine Sekunde später warf dieser ihm seinen Mantel über den Kopf, begleitet von einem Befehl der keine Widerworte duldete. Mit einem schwachen Lächeln streifte Fay sich den aus schwarzen Stoff gefertigten Umhang über, wirkte in dem für ihn viel zu großen Kleidungsstück sofort noch schmächtiger als er ohnehin bereits war. Unbewusst sog er den Geruch des Schwarzhaarigen ein, der natürlich an seinem Mantel haftete ein, stellte verwirrt fest, dass dieser ihn augenblicklich etwas beruhigte, das kaum merkliche Zittern seines Körpers nach und nach völlig abebbte. Obwohl sich die schrecklichen Bilder, die sich ihnen in dem gewölbeartigen Raum geboten hatten, in sein Gedächtnis eingebrannt hatten, war das Gefühl nicht mehr Herr über seinen Körper zu sein verschwunden und er hatte sich, wenn auch mehr Schlecht als Recht, wieder unter Kontrolle. Er fühlte sich zwar noch immer nicht bereit dafür die restlichen Räume des Schlosses zu durchsuchen, folgte Mokona aber trotz allem als dieses auf das Ende des Ganges zusteuerte, und ihnen bekannt gab, dass es dort die Feder am stärksten spürte. Als er sich umwandte um sich zu vergewissern dass die anderen ihm folgten, sah er dass die Prinzessin noch immer zusammengekauert auf dem Boden saß, Syaoran ihr ohne Unterlass beruhigende Worte ins Ohr flüstert und ihr dabei tröstend über die Haare strich. Kurogane stand etwas ratlos neben ihnen, war sich wohl im Klaren darüber dass er das Mädchen auf keinen Fall mit Gewalt dazu zwingen konnte mit zu kommen. So sehr ihm die Idee sich zu trennen, die beiden Kinder alleine hier zurück zu lassen und sich mit dem Ninja alleine auf die Suche nach der Feder zu begeben, widerstrebte, musste sich der blonde Magier trotz allem eingestehen, dass es wohl das beste war. Immerhin wussten sie nicht was sie noch erwarten würde, und er wollte dem Mädchen nun wirklich jeglichen weiteren Schock ersparen. Nach einigen Sekunden des Überlegens räusperte sich Fay schließlich und teilte den anderen seinen Vorschlag mit. Syaoran und Kurogane schienen zwar alles andere als begeistert darüber zu sein, sahen aber dann wohl ein, dass dies wohl die beste Lösung war und nickten beide. Sakura, die sich noch immer an den Jungen an ihrer Seite drängte, äußerte sich gar nicht weiter zu ihrem Gespräch, der Schock über das eben erlebte hatte sie wohl völlig erschöpft. Fay, dem die Aussicht darauf die Suche nach der Feder alleine mit Kurogane durchführen zu müssen alles andere als rosig erschien, spürte ein leicht mulmiges Gefühl in der Magengegend als er mit dem Ninja an seiner Seite und Mokona als Führer in den schwach beleuchtenden Gang aufbrach. So dankbar er dem Schwarzhaarigen für seinen Beistand nachdem er den Anblick der abgeschlachteten Körper ertragen hatte müssen, gewesen war, so unwohl fühlte er sich nun in der Gegenwart dieser Person, die ihn nun schon sooft kurz vor dem Zusammenbruch erlebt hatte. Der Magier war beinahe froh darüber, dass wenigstens Mokona, das bereits seit sie die düsteren Gänge betreten hatten, einen nicht enden wollenden Monolog führte, und damit die alles andere als angenehme Stille zwischen ihm und Kurogane brach. Der schwarzhaarige Ninja hingegen wirkte alles andere als zufrieden über den monotonen Singsang des weißen Knäuel, musste sich wohl stark beherrschen um es nicht an den hasenähnlichen Ohren zu packen und es zum Schweigen zu bringen. Ein schwaches Lächeln stahl sich auf das Gesicht des blonden Magiers als er den nur allzu gut bekannten finsteren Gesichtsausdruck bemerkte. Es war gut zu wissen, dass es doch noch einige wenige Dinge gab, die sich auch in den schlimmsten Situationen nicht zu ändern schienen. Obwohl das Schloss jahrelang sein zu Hause gewesen war musste Fay sich selbst eingestehen, dass er keine Ahnung hatte wohin sie sich bewegten. Die dunklen Gänge, durch die sie nun schon eine geraume Zeit irrten, hatte er immer gemieden, war nur selten in diesen Teil der Festung vorgedrungen. Glücklicherweise schien Mokona den Aufenthaltsort der Feder ziemlich genau ausmachen zu können und führte sie zielsicher durch die für ihn alle gleich aussehnenden Gänge. Doch keine Sekunde später wurde er schon vom Gegenteil überzeugt. Das weiße Manjuu hatte vor einer weiteren Abzweigung inne gehalten, blickte verwirrt von dem einen Gang zum anderen, bevor es zitternd zurück wich und sich mit einem plötzlichen Sprung in Kuroganes Kragen flüchtete. Er beantworteten den fragenden Blick des Ninjas mit einem einfachen Schulterzucken, konnte sich selbst keinen Reim aus dem Verhalten des kugelförmigen Wesen machen. „Die Feder... Mokona weiß wo sie ist! Aber... sie bewegt sich!“ Früher hätte Fay bei der Marotte des Flummis wie ein kleines Kind in der dritten Person über sich selbst zu reden wohl gelächelt, doch in diesem Moment schnürten ihm seine Worte die Kehle zu. Die magische Aura der Feder bewegte sich? Die einzige mögliche Erklärung die es dafür gab ließ ihn erschaudern und er warf einen panischen Blick zu den beiden abzweigenden Gängen „Es ist also doch noch jemand hier... Eine Person die die magische Erinnerung der Prinzessin bei sich hat...“ Obwohl der blonde Magier am liebsten auf der Stelle kehrt machen wollte, widerstand er dem Drang, wusste dass sie Ceres ohne die Feder nicht verlassen konnten. Vielleicht hatten sie sogar Glück und es handelte sich bei dem seltsamen Fremden um einen Überlebenden, der ihnen erzählen konnte was sich schreckliches hier abgespielt hatte. Er atmete tief durch, trat dann an Kurogane heran und strich dem verängstigten Knäuel über das weiche Fell. „Du musst uns weiterführen, sonst können wir der Prinzessin ihre Erinnerung nicht zurück geben... Das willst du doch nicht, oder?“ Das Manjuu beruhigte sich unter den sanften Berührungen langsam und das Zittern hörte allmählich auf, dennoch wagte es sich noch nicht aus Kuroganes Kragen heraus. „Okay...“ piepste Mokona mit leicht schwankender Stimme. „Mokona möchte Sakuras Feder ja auch finden. Aber ihr müsst mich beschützen.“ Die letzte Aussage klang schon fast etwas trotzig, und Fay konnte sehen, dass das weiße Knäuel es schaffte dem schwarzhaarigen Reisgefährten mit dieser Aussage ein leichtes Grinsen zu entlocken. Nachdem das weiße Tierchen sich wieder einigermaßen gefasst hatte und ihnen durch sein Hüpfen in den rechten der beiden vor ihnen liegenden Gänge gezeigt hatte wo sie nun lang mussten, setzten sie ihren Weg fort. Fay, der aufgrund des nun langsam enger werdenden Schachts dicht hinter Kurogane ging, bemerkte, dass die Hand des Ninjas angespannt und jederzeit zum Angriff bereit auf dem Griff seines Schwertes ruhte. Er selbst rechnete ebenfalls bei jeder Wegbiegung mit unliebsamen Überraschungen, musste sich, da er keine Waffe bei sich trug, aber auf seine körperlichen Kräfte verlassen. Da sein gesundheitlicher Zustand noch immer angeschlagen war würde er allerdings, wie er sich wenn auch widerstrebend eingestand, wenn es wirklich zu einer Auseinandersetzung kommen würde, wohl auf die Stärke seines Begleiters angewiesen sein. Nachdem sie einige Minuten schweigend hinter Mokona, dessen Anweisungen dumpf in den Gängen wiederhallten, hergestolpert waren, endete der Gang schließlich vor einer morschen Holztüre. Aufgeregt und furchtsam zugleich hüpfte das weiße Knäuel vor dieser auf und ab, signalisierte ihnen damit, dass sie ihr Ziel beinahe erreicht hatten. Fay spürte, dass seine Hände vor Anspannung zitterten, ballte diese zu Fäusten um diesen Ausdruck von Angst zu unterdrücken, und trat schließlich, nachdem Kurogane und er einen Augenblick lang abwartend vor der Türe verharrt hatten, allerdings bis auf ihre Atemzüge kein einziges Geräusch zu hören war, vor, legte seine Hand auf die Klinke und drückte diese nach unten. Leise quietschend schwang das einzige Hindernis, das sie nun noch von dem Raum dahinter trennte auf, legte den Blick auf einen riesigen Saal, der über und über mit filigranen Verzierungen geschmückt war, frei. Ungläubig schüttelte der blonde Magier, der den weitläufigen Raum sofort als den riesigen Festsaal des Schlosses erkannt hatte, den Kopf. Sein Orientierungssinn hatte ihn in den dunkeln Gängen wohl wirklich völlig im Stich gelassen, hatte er doch vermutet dass sie sich in einem völlig anderen Teil des Schlosses befinden würden. Gerade als er durch den Türrahmen treten wollte, spürte er wie Kurogane sich an ihm vorbei drängte, sich sein Schwert bereits aus der Scheide gezogen schützend vor ihn stellte. Auf seinen verwirrten Blick hin deutete der schwarzhaarige Ninja wortlos auf den hinteren Teil des Raumes. Als Fay seinen Kopf in die gezeigte Richtung wandte zuckte er entsetzt zusammen während ihm ein überraschtes Aufkeuchen entfuhr, als er dort eine beinahe transparente, bläulich schimmernde Gestalt erblickte. Durch dieses plötzliche Geräusch wurde die Person, die ihnen bis eben noch den Rücken zugekehrt hatte, auf sie aufmerksam, drehte sich langsam zu ihnen um, wodurch der blonde Magier erkennen konnte, dass sie Sakuras Feder in ihren Händen hielt. Keine Sekunde später, als sich die unheimliche Gestalt völlig zu ihnen umgewandt hatte und langsam ihren Kopf hob, ihnen damit ihr Gesicht zeigte, war die Erinnerung der Prinzessin aber schlagartig vergessen. Mit einem ungläubigen Ausdruck im Gesicht wich Fay entsetzt einen Schritt zurück, stolperte dabei über Mokona, das hinter ihm gesessen hatte, und landete unsanft auf dem Boden. Er selbst realisierte den Sturz aber kaum, war nicht im Stande seinen Blick von den unbewegten Gesichtszügen der sich ihnen nun nähernden Gestalt zu lösen. Dieses Gesicht, das ihm selbst nur allzu gut bekannt war, sah er es doch täglich im Spiegel. Obwohl die Person merklich jünger aussah, es war dennoch eindeutig er selbst, der ihnen mit Sakuras Feder in den Händen entgegen kam. ~+~+~+~ tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)