Eine Mission mit Folgen von abgemeldet (Neji x Tenten) ================================================================================ Kapitel 12: Es tut mir Leid --------------------------- 12. Kapitel: Es tut mir Leid Schmerzen. Tentens Wahrnehmung wurde von ihnen beherrscht, bei der kleinsten Bewegung schossen sie wie Feuer aus ihrer Seite in den ganzen Körper. Völlig benommen versuchte sie angestrengt, ihre Gedanken zu ordnen, aber sie war selbst zu schwach, um die Augen mehr als einen Spalt weit zu öffnen. Weiße Augen blickten sie an. „Neji?“ flüsterte sie schwach, doch dann wurde sie wieder ohnmächtig. ----------- „Ist sie zwischendurch wenigstens einmal aufgewacht, Hinata?“ Tsunade blickte auf Tenten nieder, die immer noch besinnungslos dalag. Hinata erhob sich von dem Stuhl, auf dem sie den Tag verbracht hatte und nickte. „Ja, aber nur sehr kurz. Sie hat irgendwas unverständliches über Neji gemurmelt und ist wieder bewusstlos geworden…sollte sie nicht langsam richtig aufwachen?“ Sorge schlich sich in ihre Stimme; mittlerweile war Abend, am Morgen hatte Tsunade die Heilung beendet und Neji hatte endlich aufgehört, im Flur herumzustreifen. Als hätte die Hokage ihre Gedanken gehört, fragte sie: „Und was macht unser Hyuuga? Ist der inzwischen aufgewacht?“ „Nein, der schläft immer noch.“ Tsunade seufzte. Gai hatte ihr einen kurzen Bericht über den Verlauf der Mission gegeben und sie konnte es immer noch nicht fassen, dass eine anscheinend doch sehr starke Gruppe von Nuke-nins, die Itsukas, es bis jetzt geschafft hatten, sich vor Konoha verborgen zu halten. ‚Aber immerhin ist es keine zweite Akatsuki…wenn noch eine derartige Organisation irgendwo auftauchen sollte, kündige ich mein Amt!’ Ihr Blick fiel auf Hinatas besorgtes Gesicht und ihr fiel ein, dass sie der Hyuuga immer noch nicht geantwortet hatte. „Mach dir keine Sorgen, ihr Körper muss durch Schlaf seine Energien erneuern, ich schätze, dass sie in ungefähr einer Stunde aufwachen wird…Du kannst ruhig so lange nach Hause gehen, wenn du hier die selbe Nummer wie Neji abziehen solltest, werde ich ernsthaft böse!“ Mit diesen Worten rauschte die Hokage aus dem Krankenzimmer; die Büroarbeit wartete auf sie. Hinata blickte zu ihrer Freundin und gähnte. Da sie merkte, wie müde sie war, beschloss sie, Tsunades Zorn nicht zu riskieren und das Krankenhaus zu verlassen. ‚In spätestens zwei Stunden komme ich wieder, und wehe, du bist dann immer noch nicht aufgewacht!’ Diese Gedanken richtete sie noch an Tenten und ging endgültig. ----------------------------- Langsam schlug Tenten die Augen auf und versuchte, ihre Umgebung zu erkennen. ‚Ich bin im Krankenhaus?’ Erstaunt setzte sie sich vorsichtig auf. Sofort bereute sie diese Bewegung; Von ihrer Seite aus schienen Wellen von Schmerzen auszugehen. ‚Ach ja…Ijiwaru hat mich vergiftet!’ Tenten fragte sich, warum sie überhaupt noch lebte. ‚Was ist bloß alles passiert? Und wie lange war ich bewusstlos?’ Nach dem Sonnenstand zu urteilen, war es Abend, aber der Abend welchen Tages? Da keiner anwesend war, bedeutete das anscheinend, dass sie das Schlimmste überstanden hatte und so stellte sie sich vorsichtig auf die Beine. Erst dachte sie, sie würde sofort wieder umfallen, aber mit der Zeit fühlte sie sich sicherer. Langsam machte sie ein paar Schritte. ‚Sehr gut, das klappt schon mal…’ Ihre Gedanken kehrten wieder zu der Frage zurück, was geschehen sein mochte, nachdem sie ohnmächtig geworden war. Bestürzt kam sie nur zu einer Schlussfolgerung: Neji musste sie wohl wieder einmal gerettet haben. ‚Verdammt, ich bin echt zu gar nichts nütze! Und mit meiner Schwäche habe ich diesmal das gesamte Team in Gefahr gebracht, dass ist doch wohl unglaublich!’ Ihre Schuldgefühle wurden immer stärker, aber auch ihre Trauer. ‚Dabei habe ich so viel trainiert! Anscheinend war das alles umsonst, ich werde einfach nicht stärker! Statt selber meine Gegner zu besiegen, lasse ich mich verwunden und vergiften und Neji muss meine Angreifer auch noch übernehmen…Jetzt wird er mich endgültig für schwach und unfähig halten…und zu Recht.’ Das deprimierte sie noch mehr. Traurig verließ sie ihr Zimmer, musste jedoch feststellen, dass sie noch lange nicht so fit war, wie sie gedacht hatte. Taumelnd hielt sie sich an der nächstbesten Tür fest, die aber unter ihrem Gewicht nach innen aufschwang. Leise fluchend wollte sie sie wieder schließen, als sie die Gestalt erkannte, die in dem Bett lag. „Neji!“ Entsetzt eilte sie so schnell wie möglich an seine Seite. Er konnte nur aus einem Grund im Krankenhaus liegen: Er musste ebenfalls bei dem Kampf ernsthaft verletzt worden sein. „Oh nein, dass ist alles meine Schuld!“ Sich selber verfluchend, blieb sie neben seinem Bett stehen und suchte hektisch nach Anzeichen, die ihr sagen konnten, wie schwer er verletzt worden war. Sie sah keine Verbände oder ähnliches, aber das bedeutete nicht viel. Der Hyuuga bewegte sich nicht. Tenten sank auf den Stuhl, der neben ihm stand und vergrub seufzend den Kopf in den Händen. „Neji…es tut mir Leid!“ Ihre Stimme war leise und verzweifelt. „Wenn ich stärker gewesen wäre, wäre das alles nicht passiert…das ist alles meine Schuld! Warum musste ich mich auch so leicht besiegen lassen? Wäre ich doch so stark wie du, dann lägst du jetzt nicht hier und wärst verletzt!“ Verbissen bemühte sie sich, die Tränen, die in ihre Augen gestiegen waren, zurückzuhalten, sie wollte keine Schwäche vor Neji zeigen. Als ihr aufging, was sie gerade gedacht hatte, schnaubte sie verächtlich. ‚Ich habe schon gezeigt, wie schwach ich bin, außerdem schläft er sowieso.’ Kaum hatte sie zu Ende gedacht, als sich auch schon die erste Träne aus ihrem Auge löste. Stumm saß Tenten da und weinte leise, das Gesicht in den Händen verborgen. -------------- Neji verstand die Welt nicht mehr. Er hatte meditierend in dem Krankenhausbett gelegen, als sich die Tür geöffnet hatte. Sofort hatte er gespürt, dass Tenten in den Raum gekommen war. Auf einmal hatte er das dringende Bedürfnis gehabt, aufzuspringen und sie in die Arme zu nehmen und sie danach postwendend wieder zurück ins Bett zu verfrachten; sie durfte doch nach so einer Vergiftung noch nicht durch die Gegend laufen! Aber dann ging ihm auf, dass so eine Gefühlsregung sehr untypisch für ihn gewesen wäre und er war krampfhaft damit beschäftigt gewesen, sich zu überlegen, wie er sich jetzt Tenten gegenüber verhalten sollte, als diese auf einmal angefangen hatte zu sprechen und schließlich zu weinen. Um es kurz zu sagen: Neji war hoffnungslos überfordert. ‚Was hat sie denn da eben für einen Schwachsinn geredet? Sie ist schuld daran, dass ich verletzt bin??? Ich bin doch gar nicht verletzt! SIE ist verletzt, verdammt noch mal! Und was faselt sie da, sie sei so schwach?’ Er wusste echt nicht, was er davon halten sollte; Und Tenten weinen zu hören, verbesserte die Situation nicht gerade. ‚Sie hat noch nie geweint…und jetzt weint sie…doch nicht etwa…wegen mir??’ Neji versuchte, die Lage zu analysieren, aber er kam zu keinem guten Ergebnis. ‚Da sie ja anscheinend denkt, dass ich schlafe, tue ich wohl weiter so und erkundige mich erst einmal bei Hinata, was hier überhaupt los ist!’ Glücklich, endlich zu einer Entscheidung gekommen zu sein, bemerkte er erst jetzt, dass Tenten im Begriff war, seinen Raum schon wieder zu verlassen. Vorsichtig öffnete er die Augen und sah gerade noch, wie sie anfing zu straucheln. ------------ Tenten schluchzte; durch den Tränenschleier vor ihren Augen konnte sie nicht mehr scharf sehen und kurz vor der Tür bemerkte sie entsetzt, wie ihre Kräfte sie endgültig wieder verließen. Sie schwankte und erwartete schon, den harten Boden unter sich zu spüren, als sie plötzlich aufgefangen und hochgehoben wurde. Als sich ihre Sicht wieder klärte, sah sie in zwei pupillenlose weiße Augen, die sie musterten. Der erste Gedanke, der ihr durch den Kopf schoss war: ‚Oh nein, jetzt sieht er mich so mit verheulten Augen und völlig fertig, spätestens jetzt muss ich vollkommen bei ihm unten durch sein!’ Und als zweites fragte sie sich, wieso er, wenn er auch verletzt war, so schnell vom Bett bis hierher gekommen war. Und dann endlich fiel ihr auf, dass er es unmöglich geschafft hätte, sie aufzufangen, wenn er nicht schon vorher wach gewesen wäre. „Du hast ja gar nicht geschlafen!“ Tenten wusste nicht, was sie davon halten sollte; er hatte also höchstwahrscheinlich alles gehört, was sie gesagt hatte und im Nachhinein war es ihr ziemlich peinlich, so offensichtlich ihre Schwäche eingestanden zu haben. Sie lief leicht rot an. ‚Das ist so furchtbar peinlich, kaum habe ich eine Schwächephase und erzähle Mist, dann hört natürlich dieser dämliche Hyuuga zu!’ „Wieso hast du denn nichts gesagt?“ Tenten konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme genauso jämmerlich klang, wie sich gerade fühlte; dazu fehlte ihr einfach die Kraft. „Ich war damit beschäftigt gewesen zu überlegen, was du da für einen Schwachsinn erzählst.“ Neji hatte sich einfach für die Wahrheit entschieden. Vorsichtig legte er seine erschöpfte Teamkameradin auf dem Bett ab und setzte sich daneben. Er musterte sie und konnte nicht umhin, ganz leicht zu lächeln. ‚Sie sieht mit offenen Haaren und Tränenspuren im Gesicht so anders aus als ich sie kenne, regelrecht verletzlich…sonst spielt sie immer die Kunoichi, der nichts etwas anhaben kann.’ Dabei dachte er vor allem auch daran, wie sie aus übertriebenen Stolz dem restlichen Team nichts von den Peitschenstriemen erzählt hatte. Sie erwiderte seinen Blick nicht. Für einen Moment herrschte Stille, dann sagte Neji: „Tenten…es tut mir Leid!“ I hr Kopf fuhr herum. Sie starrte ihn ungläubig an. „Was?“, brachte sie noch hervor. „Erinnerst du dich nicht an das Versprechen, das ich Hinata gegeben habe? Beinahe hätte ich es gebrochen…“ Ernst sah er Tenten an und fühlte, wie all der Schmerz, den er in den vergangenen Tagen gespürt hatte bei der Vorstellung, sie würde sterben, wieder zurückkam. „Ich dachte in den letzten Tagen, du würdest sterben…es sah nicht gut für dich aus.“ Tenten konnte den Blick nicht abwenden, sie war regelrecht gefesselt von seinen weißen Augen. Sie hatte noch nie so viele Gefühle in ihnen wahrgenommen, vor allem noch nie so viel verborgenen Schmerz. „Ich habe mir die Schuld an dem gegeben, was geschehen ist, ich hätte mehr auf dich achten sollen, dann wärst du nicht beinahe gestorben.“ Unglauben bereitete sich jetzt auf Tentens Gesicht aus. ‚Er hat also so ähnlich gedacht wie ich! Nur eben umgekehrt!’ Gerade wollte sie etwas erwidern, als er unerwartet wieder das Wort ergriff. „Ich hätte es mir niemals verziehen, wenn du den feigen Angriff Ijiwarus nicht überlebt hättest.“ ‚Seit wann ist er so offen geworden? Ich kann es kaum glauben, es spricht so halbwegs über seine Gedanken und Gefühle!’ „Wieso hast du dir solche Sorgen gemacht?“, wagte Tenten leise zu fragen. Sie erwartete keine konkrete Antwort, doch erneut überraschte er sie. „Du bist meine beste Freundin, ohne dich wäre mein Leben wieder leer und einsam.“ Geschockt war sie zu keiner Erwiderung fähig. ‚Beste Freundin? Ich???’ Sie war vollkommen fassungslos; der Eisblock hatte wohl gerade eine sentimentale Phase! Als sie jedoch genauer hinschaute, bemerkte sie sein müdes Gesicht und die Ringe, die unter seinen Augen lagen. ‚Er hat wohl die ganze Zeit über mich gewacht….anscheinend lag ich wirklich im Sterben!’ Kein Wunder, dass sein Eispanzer bei dieser psychischen Belastung einen Knacks bekommen hatte. Aus einer spontanen Eingebung heraus ergriff sie seine Hand, die neben ihr auf der Bettdecke lag. „Danke, Neji!“ Er schaute auf seine Hand hinab und blickte ihr wieder in die Augen. „Wofür bedankst du dich?“ „Dafür, dass du mich gerettet hast…und dafür, dass du mich nicht verachtest!“ Bildete sie sich das nur ein, oder entstand da ein klitzekleines Lächeln auf seinem sonst immer so ernsten und unnahbaren Gesicht? Auf jeden Fall lächelte Tenten jetzt. Innerlich beschäftigte sie sich noch immer mit seinem Ausspruch: Du bist meine beste Freundin! Sie fühlte, dass sie natürlich glücklich darüber war, aber tief in ihrem Inneren war da noch was anderes…er unterbrach jedoch ihre Gedankengänge: „Das war selbstverständlich, Tenten, Freunde lassen einander nicht im Stich! Und außerdem“, er fixierte sie wieder mit seinen unvergleichbaren Augen, „habe ich dich noch nie verachtet.“ Dankbar strahlte sie ihn an und sie war gerade in Versuchung geraten, ihn zu umarmen; doch er stand abrupt auf. „Du musst dich jetzt ausruhen, eigentlich solltest du gar nicht hier sein! Also schlaf jetzt!“ Tenten verspürte ein kurzes Gefühl der Enttäuschung, das jedoch schnell verging, als er sich zu ihr hinabbeugte. Ihr Herz begann zu rasen. ‚Was hat er denn jetzt vor? Er wird doch nicht…?’ Sie spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde. Sein Gesicht kam immer näher und Tenten schloss die Augen, bereit hinzunehmen, was immer da jetzt kommen möge. Sie spürte seine Hände an ihren Schultern, die sie sanft zurückdrückten, und wurde von ungewohnten Empfindungen überschwemmt. Gerade als sie die Augen gespannt öffnen wollte, um zu sehen, was Neji jetzt tat, flog die Tür auf. „Tenten! Tenten, mein Schatz! Wie geht es dir?“ Erschrocken schaute sie auf. Ihre Eltern stürmten in ihr Zimmer. Zum ersten Mal in ihrem Leben spürte sie einen gewissen Unmut darüber, ihre Eltern zu sehen. ‚Sie stören gerade!’, dachte sie ärgerlich. Plötzlich registrierte sie, dass Neji keine Anstalten machte, sie loszulassen. Bevor sie aber noch röter anlaufen konnte, als sie sowieso schon war, drückte Neji sie sanft in eine liegende Position zurück ins Bett und zog auch noch fürsorglich eine Decke hoch. Mit den leisen Worten „Ruh dich gut aus, wenn sie weg sind.“, verließ er, ohne sich noch einmal umzugucken, das Zimmer. Tenten war wie erstarrt. ‚Wollte er mich wirklich nur zum Hinlegen bringen?’ Sie war selber überrascht, wie sehr sie dieser Gedanke enttäuschte. „Bitte, Tenten, sag doch was! Wir sind gerade erst von einer Mission wiedergekommen und Tsunade-sama erzählte, dass du fast gestorben wärst!“ Sie verschob ihre konfusen Gedanken über Neji auf später und widmete sich ganz ihren Eltern, die ihre volle Aufmerksamkeit verlangten. Spätestens, als auch Hinata und Gai zusammen mit Lee auftauchten, war der letzte Gedanke an Neji erst einmal verschwunden. Bis Hinata damit anfing. „Ich glaube, seit Neji damals nach dem Kampf mit den Oto-nins so schwer verwundet war, habe ich mir keine solchen Sorgen wie in letzter Zeit gemacht! Kiba kam nur ganz aufgelöst angerannt, dass Neji wie ein Irrer zum Krankenhaus gerast sei, dich auf dem Rücken tragend. Der Arme Akamaru ist auch ein Opfer seiner Geschwindigkeit geworden, ebenso wie zahlreiche unschuldige Passanten!“ Jetzt konnte Hinata darüber lachen, aber ihr Lächeln verging schnell wieder, als sie weitererzählte: „Mein Vater hat mich nicht sofort gehen lassen, er meinte, ich könne sowieso nichts weiter für dich tun…aber als ich dann endlich ins Krankenhaus geeilt bin, bekam ich nur die Information, dass Tsunade dich immer noch behandelt…du kannst dir denken, dass ich mit dem Schlimmsten gerechnet habe!“ Tenten nahm ihre Freundin fest in den Arm. Ihr grauste es bei der Vorstellung, sie müsste im Krankenhaus warten und Hinata läge in Sterben. „Das war bestimmt schrecklich für dich!“, sagte sie leise. „Ich wäre an deiner Stelle wahrscheinlich durchgedreht…wenn ich mir nur so eine Situation vorstelle, in der du so arg vergiftest worden bist, krieg ich schon nen Nervenzusammenbruch!“ Hinata schaffte ein leichtes Lächeln. „Du hättest den armen Neji sehen müssen…er war vollkommen am Ende! Er hat dich den ganzen restlichen Weg in unglaublicher Geschwindigkeit nach Konoha getragen und war die ganze Nacht wach, er ist ständig ruhelos im Korridor vor der Operationstür hin und her gelaufen, schließlich war er so fertig, dass er mich nicht einmal wahrgenommen hat. Erst als du außer Lebensgefahr warst, ist er selber umgefallen.“ Tenten schaute nachdenklich aus dem Fenster. ‚Ich hätte nie gedacht, dass er sich solche Sorgen um mich macht!’ Ihre Gedanken wanderten zurück zu der Situation eben; Sein Gesicht war wie in ihr inneres Auge festgebrannt; ständig sah sie seine Augen und spürte seine Arme… „Wie sollten jetzt alle gehen!“ Tenten zuckte zusammen; sie hatte vollkommen vergessen, dass sie keineswegs alleine war. Ihr Vater hatte sie beobachtet. „Sie ist müde und braucht ihren Schlaf, um sich zu erholen! Ich denke, wir können dich bald mit nach Hause nehmen. Tsunade hat zugestimmt, uns erst einmal keine neuen Missionen aufzutragen!“ „Das ist Klasse!“ Tenten verspürte ein unbändiges Glücksgefühl. Übers ganze Gesicht strahlend, umarmte sie erst ihre Eltern, dann Hinata und Lee. „Ich wusste, dass du es schaffst! Die Kraft der Jugend hat dich gerettet!“, sagte letzterer und hängte zusammen mit Gai die Nice-Guy-Pose als Abschied hintendran. Tenten wusste, dass sie eigentlich schlafen sollte, aber erst musste sie sich über ihre Gefühle klar werden. ‚Was war das eben bloß?’ Nachdenklich starrte sie an die weiße Decke über sich und erforschte ihre Gefühlswelt. ‚Seit wann empfinde ich so, wenn Neji in der Nähe ist?’ Auf diese Frage konnte sie keine Antwort finden, aber Tatsache war, dass sie auf jeden Fall gerade eben etwas gefühlt hatte, was eindeutig über freundschaftliche Liebe hinausging. ‚Ich kann mich doch nicht in Neji Hyuuga, den Eisblock und meinen langjährigen Teamkameraden und Trainingskollegen verliebt haben! Das ist absolut völlig unmöglich!’ Aber Tenten wusste, dass es allen Anschein hatte, dass genau das passiert war. ‚Wieso sonst würde ich so fühlen?’ Resigniert schloss sie die Augen wieder. ‚Ich muss mich der Wahrheit stellen…die aber leider so oder so ziemlich unerfreulich ist.’ Entweder versuchte sie ihre neu entdeckten Gefühle so schnell wie möglich wieder zu vergessen, oder sie…ja was? Gestand dem Obergenie aus ihrem Team, dass sie sich während der letzten Mission (anders konnte Tenten sich das nicht erklären) in ihn verliebt hatte? Seine Reaktion konnte sie sich gut vorstellen: Erst würde sie einen seiner berühmten Eisblicke kassieren und dann würde so etwas kommen wie: „Liebe ist etwas für Schwache, sie macht einen nur blind für die Tatsachen und eine Tatsache ist, dass Liebe keinen Bestand hat, sie ist vergänglich. Ich brauche keine Liebe und du solltest das auch wieder schnell vergessen!“ Irgendwie so etwas in der Art. ‚Aber warum hat er dann das gesagt, was er gesagt hat? ‚Du bist meine beste Freundin, ohne dich wäre mein Leben wieder leer und einsam.’ So etwas sagt niemand, der keinerlei Gefühle hat!’ Tenten rollte sich herum. Ihre Gedanken liefen im Kreis, sie kam zu keiner Entscheidung. ‚Ich mache erst einmal gar nichts, ich verhalte mich so wie immer.’, beschloss sie schließlich. ‚Auch wenn er mich sogar als Freundin ansieht, Liebe wird daraus von seiner Seite her nie werden, also bevor ich mir Hoffnungen mache, sollte ich die ganze Sache echt einfach wieder vergessen!’ Aber trotz dieses Vorsatzes wusste sie genau, dass das schwieriger werden würde als gedacht. Möglicherweise hätte sie besser einschlafen können, wenn sie gewusst hätte, dass eine gewisse Person im Hyuuga-Anwesen auch nicht einschlafen konnte. Neji lag wach da und starrte ins Nichts. Er konnte immer noch nicht so recht glauben, dass Tenten überlebt hatte. ‚Bald ist alles wieder so wie früher.’ Sie würden wieder als Team zusammenarbeiten, Gai und Lee würden zusammen trainieren und Tenten zusammen mit ihm. ‚Aber irgendwie ist es anders…diese Mission hat etwas verändert.’ Er kam nur nicht darauf, was. Die Mission noch einmal Revue passieren lassen, blieb er vor allem an Erinnerungen mit Tenten hängen. Ihre Anreise und der Vorfall im Zelt, die Sache mit Yukidaruma und ihre Zeit bei den Itsukas. Schon da hatte er sich große Sorgen um sie gemacht, fiel ihm nun auf. Was ihm aber am meisten beschäftigte, war Tentens Verhalten ihm gegenüber. ‚Es hat sich verändert.’ Da war er sich ganz sicher. Es hatte ihn schon irritiert, wenn sie ihn, vor allem auf der Rückreise, so gedankenverloren angestarrt hatte und dann hochrot angelaufen war, wenn er ihren Blick erwiderte oder sie ansprach. ‚Wieso verhält sie sich so?’ Und dann der Vorfall eben im Krankenhaus. Er hatte sich lediglich zu ihr vorgebeugt, um sie endlich dazu zu bringen, sich wieder hinzulegen. Sie jedoch war förmlich erstarrt und war dann rot geworden. Und hatte die Augen geschlossen. Das merkwürdigste an der Sache war, dass er ihre enttäuschten Blicke richtiggehend in seinem Rücken spüren konnte, als er das Zimmer verließ. ‚Was hat sie denn gedacht, was ich mache?’, fragte er sich. Bis ihm plötzlich ein völlig abwegiger Gedanke kam. Selbst hier in seinem eigenen Bett, in völliger Dunkelheit und allein, lief er leicht rot an. ‚Sie kann ja wohl nicht gedacht haben, dass ich sie…dass ich sie…küssen wollte?????’ Kaum war ihm dieser Gedanke gekommen, ergaben auch ihre restlichen Reaktionen einen Sinn. Leichte Panik ergriff Neji nun. ‚Denkt sie etwa ich sei in sie verliebt?’ Und da kam ihm ein weiterer Gedankenblitz: Lee! Das war es, die Stachelbraue musste Andeutungen über seine Lieblingstheorie Neji-liebt-Tenten gemacht haben. ‚Lee, ich bringe dich um!’ Neji war momentan fest entschlossen, diesen Schwur in die Tat umzusetzen, sein vornehmliches Problem hieß jedoch Tenten. ‚Ich muss ihr unbedingt klarmachen, dass Lee Unrecht hat! Sonst denkt sie noch, ich sei so wie Yukidaruma!’ Aber eine Sache störte ihn noch…er hatte das Gefühl, dass er eine wichtige Sache vergessen hatte. Angestrengt dachte er nach und da fiel es ihm wieder ein. ‚Wenn sie tatsächlich gedacht hatte, dass ich sie küssen will…sie hat nichts dagegen unternommen…und was waren das dann für enttäuschte Blicke? Wollte sie etwa, dass ich…sie küsse??’ Neji reichte es jetzt. Er blickte da überhaupt nicht mehr durch, aber es gab auch keinen, den er um Hilfe fragen konnte, außer… Hinata schreckte auf. Sie hatte gedacht, jemand sei in ihr Zimmer gekommen, aber anscheinend war da niemand. Gerade wollte sie sich wieder hinlegen und weiter von Naruto träumen, als sie die Silhouette von Neji wahrnahm. Sofort richtete sie sich wieder auf. „Neji?“, fragte sie ungläubig. ‚Was will der denn um diese Zeit hier?’ „Ich brauche deine Hilfe bei einem Problem…“ Neugierig starrte sie dorthin, wo sie das Gesicht ihres Cousins vermutete. „Worum geht es denn?“ „Um Tenten.“ ‚Um Tenten?’ Jetzt fing Hinata an zu grinsen. Das versprach ein sehr interessantes Gespräch zu werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)