Liebe auf den 2. Blick von abgemeldet (wenn man sich in den Freund seiner besten Freundin verliebt...) ================================================================================ Traum der Vergangenheit ----------------------- Kapitel 27 Völlig erschöpft saß Lucie am Morgen auf der Stufe vor ihrer Haustür und lehnte ihren Kopf an Chris´ Schulter. Ein vollgestopfter Rucksack und eine Umhängetaschen standen vor ihr, während Erika hastig auf und ab rannte, während sie nach dem Taxi Ausschau hielt, was in wenigen Minuten da sein müsste. Es war sieben Uhr morgens, nicht gerade die beste Zeit für einen Morgenmuffel. „Wenn dieses blöde Taxi nur endlich kommen würde.”, knurrte Erika und drehte sich wieder um, sodass ihre lange Tunika wie ein Reifen um sie herum wehte. „Frank und Stella werden mir bei lebendigem Leib die Haut abziehen, wenn sie sehen, dass du nun mit mir mitkommst.” Lucie war immer noch sauer auf ihre Eltern, also hob sie trotzig das Kinn. „Von denen lass ich mir nichts mehr verbieten.”, besitzergreifend umfasste sie die Hand von Chris. „Solln die nur sehen, was sie davon haben, uns auseinander bringen zu wollen.” „Darüber unterhalten wir uns auch nochmal.”, bemerkte Erika, dann seufzte sie erleichtert auf. „Oh, da kommt das Taxi. Los, los, knutscht euch noch schnell, ich räum schonmal das Gepäck ein.”, und obwohl das Taxi noch einige Meter weit entfernt war, schnappte sie sich die Taschen und hiefte sie zum Straßenrand. „Dann muss ich dir wohl jetzt viel Glück wünschen.”, sagte Chris, stand auf und zog Lucie dabei gleichzeitig mit sich hoch. Traurig schlang er seine Arme um ihre Taille und zog sie fest an sich, sodass er sein Kinn auf ihr Haar legen konnte. „Ein ganzes Wochende sind wir jetzt von einander getrennt. Ich glaub, das werde ich nicht überleben.” Lucie lachte und löste sich leicht von ihm, sodass sie ihm in die Augen gucken konnte. „So schlimm wird es ja nicht werden. Du wirst gleich die erste Person sein, die ich Sonntagabend sehen werde, wenn ich wieder da bin.”, sie gab ihn einen leichten Kuss auf den Mund. Doch damit wollte er sich nicht zufrieden geben, also umfasste er sie wieder fester und bog ihren Kopf nach hinten um den Kuss zu vertiefen. Schon seltsam, dachte er. Da hatte er nun eine wundervolle Nacht mit ihr in seinen Armen verbracht und er konnte trotzdem nie genug von ihr kriegen. Er war kurz davor, sie doch zu bitten, nicht zu gehen. Aber dann schalt er sich einen Idioten, schließlich würden sie nur ein Wochenende getrennt sein. Trotzdem mochte er das Gefühl nicht, was sich bei dem Gedanken daran in seinen Magen ausbreitete. Bisher hatte er sie wirklich jeden Tag gesehen. Lucie verlor sich ganz in dem Kuss und es fiel ihr unendlich schwer, sich von ihm zu lösen. „Vergiss deinen Text nicht, wenn du auf der Bühne stehst.”, murmelte sie und ließ ihre Stirn gegen seine Brust fallen. „Und denk daran, dass ich fest an dich denken werde.” „Vertanz dich dann aber nicht.”, er gab ihr einen letzten Kuss aufs Haupt, dann schob er sie weg und grinste sie an. „Wer hätte gedacht, dass Lucie Gellar mich irgendwann mal vermissen würde.” Bei dem Gedanken musste sie selber lachen und sein Herz schlug dabei höher. Das wollte er doch erreichen, dass sein geliebter Schatz wieder lachte und nicht, wie die letzten Stunden mit einer Kummermiene rumlief. „Habt ihr jetzt endlich fertig geturtelt?”, fragte Erika vom Taxi her und winkte den beiden zu. „Wir müssen los. Zeit ist Geld. Und wir haben zwar Geld, aber keine Zeit.” „Hetz doch nicht so.”, grummelte Lucie, trotzdem ging sie zum Taxi, nicht aber ohne Chris´ Hand zu nehmen. Sie wusste nicht warum, aber plötzlich war ihre der körperliche Kontakt zu ihm sehr wichtig. Beim Taxi angekommen, stieg Erika schon einmal auf der Rückbank ein. „Gesell dich lieber zu ihr, sonst fesselt sie dich noch an eine Leine und zerrt dich rein.”, scherzte Chris und schob Lucie weiter zur anderen Beifahrertür. „Meld dich, wenn du angekommen bist. Und wenn das Vortanzen zuende ist. Und wenn du sie so vom Hocker gehaun hast, dass sie dich mit Kusshand entgegen nehmen. Denn du kannst das.”, schließlich hatte er sie oft genug tanzen sehen. „Ich glaub an dich.” Lucie lächelte. „Danke.”, sie seufzte und wusste, das ein Abschied jetzt unausweichlich war. „Grüß die andern von mir.”, damit stieg sie ins Taxi und knallte die Tür zu. Chris blieb noch so lange an der Straße stehen, bis er das Taxi nicht mehr sah, dann steckte er seine Hände in die Jeanstaschen und machte sich auf den Weg zu Maik. Spätestens in einer Stunde würde er ebenfalls im Auto sitzen und auf dem Weg nach Berlin sein. Seinem Traum ein Stückchen näher. Und trotzdem freute er sich nicht richtig, denn ein Teil von ihm war gerade auf den Weg in eine ganze andere Richtung. „Soso, interessante Geschichte mit dir und Chris.”, bemerkte Erika und machte es sich so bequem wie es ging. „Hätte nicht erwartet, dass mich hier so ein Drama erwartet. Und das auch noch wegen einen Jungen.” Lucie schnaufte und verschränkte die Arme. „Eigentlich ist ja nur das Tanzen das Problem. Ich verstehe nicht, was Dad plötzlich für ein Problem hatte. Ich meine, wie kommt er darauf, Chris plötzlich in die ganze Sache mit rein zu ziehen? Er hat nun am allerwenigsten damit zu tun, dass ich Tänzerin werden will.” „Ich weiß zwar nicht, wie Eltern sich so fühlen, schließlich habe ich keine Kinder, aber ich kann mir vorstellen, dass sie sich nur Sorgen um dich machen.” Verständnislos schaute Lucie zu ihrer Tante. „Sorgen? Um mich? Und wenn schon, das ist noch lange kein Grund, mich so fertig zu machen. Wo er seine Hand gehoben hat, hab ich doch wirklich gedacht, er würde mir eine überpfeffern.” Erika nickte. „Es sah so aus, aber er würde weder dich, noch die Zwillinge und am allerwenigsten Stella schlagen. Das würde er nie tun.” „Mum versteh ich auch nicht.”, ereiferte sich Lucie, ohne ihre Tante wirklich gehört zu haben. Sie wusste doch genau, dass ich Chris liebe. Naja oder zumindest sehr viel für ihm empfinde und sie hat mir bis heute Nacht auch keine Vorwürfe draus gemacht. Ich versteh die beiden wirklich nicht mehr.” „Vielleicht ist es ja ganz gut, dass du das Wochenende weg bist. So kann jeder von euch wieder einen klaren Kopf kriegen. Lass uns später weiterreden. Du siehst müde aus, und wenn du nachher alles geben willst, musst du fit sein. Schlaf, ich weck dich, wenn wir da sind.” „Du willst ganz bis nach Bayern mit dem Taxi fahren?”, fragte Lucie erstaunt. „Wird das nicht ein bisschen viel?” Erika machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ich hab da so meine Beziehungen. Und jetzt mach endlich deine Augen und Klappe zu.” Lucie grinste und lehnte sich mit dem Kopf an die kühle Fensterscheibe. Die Sonne war gerade dabei aufzugeben und als sie den bunten Himmel sah, vergaß sie für einen Moment ihre Sorgen. Erst jetzt realisiert sie, dass sie wirklich nur noch Stunden entfernt war, ihren ewigen Lebenstraum zu verwirklichen. Und sie würde ihr Bestes geben. Für sich, für Chris und am allermeisten für ihre Eltern. Sie würde ihnen beweisen, dass sie es schaffen konnte. Sie würde nicht nach Hause angekrochen kommen und um Almosen betteln. Sie würde lernen auf eigenen Beinen zu stehen, sodass Frank und Stella später stolz sein konnten auf ihre Tochter. „Uuuuh, ich bin so aufgeregt.”, quietschte Sarah und hüpfte vor dem kleinen VW Bus, in den die Jungs gerade ihre Geräte verfrachteten, auf und ab. „Wir fahren nach Berlin, wir fahren nach Berlin.”, sang sie und fing an um Lilia rumzutanzen, die noch ganz verschlafen dastand und gähnte. „Ich will ja nichts sagen, aber ich glaube, deine Freundin hat einen Flummi verschluckt. Hast du ihr zu viel Kaffee gegeben?” John schaute Kai grummelig an. „Ich will garnicht wissen, was die alles intus hat.” „Hey!”, Sarah hielt kurz an und zog einen Schmollmund. „Ich hab euch genau gehört.” „Fein.”, John zog die Augenbrauen hoch. „Kannst du dann auch bitte nochmal zuhören, wenn ich dir sage, dass du dich schonmal ins Auto setzen und die Klappe halten sollst? Du nervst.” „Genau wie du, mit deinem Rumgezicke.”, fauchte Sarah und man hörte genau, wie verletzt sie war. Trotzdem setzte sie sich schonmal in den Bus, zog ein Buch aus ihrer Tasche, die zu ihren Füßen stand und hielt es so demonstrativ vor ihr Gesicht, dass allen klar war, dass sie bis auf weiteres nicht mehr ansprechbar war. „Ich bin wirklich froh, dass Cindy nicht mit von der Partie ist.”, versuchte Maik das Thema zu wechseln und packte das letzte Teil vom Schlagzeug in den sowieso schon überquellenden Kofferraum. „Sie ist zwar in letzter Zeit ziemlich still geworden, aber nerven tut sie trotzdem noch.” „Vergessen wir Cindy, vergessen wir Bremen hier und konzentrieren wir uns nur noch auf Berlin.”, sagte nun auch Chris endlich mal und bedeutete Lilia, zu Sarah zu steigen, sodass er noch ein paar letzte Worte zu seinen Bandmitgliedern und gleichzeitig besten Freunden sagen konnte. „Dieser Auftritt, den wir da haben werden, wird vielleicht über unsere ganze Zukunft bestimmen. Falls wir wirklich gewinnen sollten, dann wird sicher so einiges auf uns zukommen.” „Was heißt denn hier falls, hm?”, Maik schlang überschwänglich einen Arm um Chris´ Schulter. „Wir werden gewinnen. Mit Vollgas werden wir die andern von der Bühne haun, sodass jeder nur über Heaven reden wird. Wir werden den andern so gewaltig in den Arsch treten, dass-” „Danke, ausführlicher brauchst du nicht zu werden.”, unterbrach ihn Kai lachend. „Na dann mal auf in den Kampf, Jungs.”, rief John und die andern stimmten gröllend, wie nur Jungs es konnten, ein. Wärend Kai sich schonmal hinters Steuer pflanzte und Maik neben Lilia platz nahm, zog Chris John nochmal zur Seite. „Du solltest dich bei Sarah entschuldigen.”, meinte er. „Ich weiß, dass du das nicht so zu ihr gemeint hast. Ich seh doch, wie nervös du bist und wie balnk deine Nerven liegen. Mir gehts doch genauso.” John atmete ruhig ein und aus. „Ich dachte echt, ich bin schon soweit, aber jetzt, wo es wirklich ernst wird, zittern mir die Knie. Ich kann immer nur daran denken, was passiert, wenn wir verlieren. Wenn wir ausgebuht werden und wie peinlich das sein wird.” „Dann denk lieber daran, wie gut wir sein werden. Und wenn wir nicht gewinnen, bin ich sicher, dass wir trotzdem jemanden auf uns aufmerksam machen. Ich will ja jetzt nicht eingebildet klingen, oder so.”, er hob verteidigend die Hände. „Aber wir sind verdammt gut, falls du das schon vergessen haben solltest.” John grinste. „Nein, Mann. Das hab ich nicht vergessen.” „Dann schwing deinen knochigen Arsch neben deine Prinzessin, gib ihr einen Kuss und denk positiv.”, Chris gab seinen Freund einen Schubs, ehe er zu der Beifahrertür ging. Als endlich alle auf ihren Plätzen saßen, stellte Kai den Motor an, drehte die Musik auf und gab Gas. Maik jubelte plötzlich auf und sang: „Wir fahren nach Berlin. Wir fahren nach Berlin!” Bis auf Sarah und John stimmten alle lachend ein. Müdigkeit und Nervosität war mit einem Mal verschwunden. „Bitte verzeih mir.”, sagte John leise und legte seinen Kopf an Sarahs Schulter.Obwohl sie sich nicht regte und die andern immer noch sangen, wusste er, dass sie ihn verstanden hatte, schließlich starrten ihre Augen nur noch gerade aus in das Buch, anstatt sich zu bewegen. „Ich bin einfach nur nervös und hab tierisch Angst zu versagen. Und du hast natürlich nicht genervt. Ich weiß doch, wie sehr du dich freust, endlich mal nach Berlin zu kommen. Bitte verzeih mir, Sarah.” Noch immer sagte sie nichts und sie schaute ihn auch nicht an. Doch immerhin legte sie ihr Buch auf den Schoß und umfasste mit einer Hand seine. Sie legte ihre ineinander verschlungenen Hände auf ihren Schoß und mit einem Mal grinste sie und stieg in dem Gesang der anderen mit ein. Erleichterung durchflutete John und mit einem Mal wusste er, was er eigentlich an Sarah hatte. Hinter einem starken Mann stand eine noch stärkere Frau. Wie sehr dieser Spruch doch zu ihnen passte. Und wie sehr er sie liebte. Er hätte es garnicht in Worten ausdrücken können, doch er hoffte, dass sie es trotzdem wusste. Allein schon wie er sie immer ansah musste doch Bände sprechen, oder? Genauso sieht auch Chris Lucie an, schoss es ihm durch den Kopf. Langsam verstand er seinen Freund besser, auch wenn er noch immer nicht gut hieß, was er trieb. Wenn der Wettbewerb vorbei war, so nahm er sich vor, würde er ihn mal zur Seite ziehen und ihn zu einer Entscheidung drängen. Wenn sie müde war, konnte sie überall schlafen. So auch nach wenigen Minuten Fahrt in dem Taxi. Erschöpft hatte Lucie ihre Jacke als Kopfkissen umgewandelt und schlief nun mit dem Kopf an der kühlen Scheibe und träumte ... „Ich kann wirklich nicht nachvollziehen, was du an so einem Weiberheld toll findest! Ich meine, schau ihn dir doch mal an, er ist so-” „Süüß”, schwärmte Anna und stützte verträumt das Kinn auf ihre Hand. „Und er ist so nett, das kannst du dir garnicht vorstellen.” Lucie schnaufte. „Nein, das kann ich mir defenitiv nicht vorstellen. Hast du vergessen, was die andern Mädchen immer über ihn erzählen?” „Lucie.”, ernst setzte Anna sich wieder aufrecht hin und schaute von dem Computerbildschirm weg, auf dem sie gerade ihre große Liebe betrachtet hatte. „Du solltest Chris wirklich nicht nach dem beurteilen, was die anderen so erzählen. Ich hab ihn ganz anders kennengelernt. Er ist so lustig, höflich und klüger als viele denken.” „Das ist doch alles nichts als Fassade bei dem. Warts ab, wenn du dich mit ihm mal alleine treffen solltest, ohne seine ach so tolle Clique um euch, wird er schon sein wahres Ich zeigen. Er spielt doch nur mit den Mädels. Warum solltest du da eine Ausnahme sein?” Verletzt biss Anna sich auf ihre Unterlippe und fing an, mit einer Strähne ihres langen, blonden Haares zu spielen. „Hälst du so wenig von meiner Menschenkenntnis? Und warum sollte ich nicht wirklich mal jemanden so viel bedeuten, dass er sich für mich ändert?” Lucie seuftze schwer und stand auf, um in dem Zimmer ihrer besten Freundin rum zu gehen. Hier sah es aus wie in dem Zimmer einer Prinzessin. Auf den cremefarbenen Tapeten waren blasse Rosenknospen abgebildet, das Himmelbett stand in einer Ecke, ragte diagonal in den Raum herein und wurde links und recht von weißen Vorhängen schaffiert. Eine große, weiße Kommode mit eingebauten Schminktisch und ovalem Spiegel beherrschte neben dem Schreibtisch und dem Tisch mit einer Musikanlage und einem Fernseher die eine Seite der Wand. Das Fenster und die Balkontür waren mit seidenen Vorhängen ausgestattet, ein großer brauner Teddybär saß in einer Ecke, der Teppich war weich und in einem hellen rosa gehalten. An den Wänden hingen Fotos von Familie, Landschaften oder Bücherregale. Nirgendswo lagen Klamotten verstreut, die Zeitschriften waren ordentlich auf einem kleinen Tischchen gestapelt, jede kleine Dekofigur war abgestaubt. So ganz anders, als in ihrem eigenen Zimmer. „Du bist wirklich nicht die Richtige für Chris.”, bemerkte sie erneut. „Er sucht immer nur ein Mädchen für eine Nacht, oder eine Woche. Er ist einfach nicht bindungsfähig.” „Lern ihn doch ersteinmal kennen, dann wirst du deine Meinung sicher ändern. Wir treffen uns nachher zum Eis essen. Komm doch einfach mit. Das wird bestimmt lustig.” „Na gut, meinetwegen.”, Lucie stellte sich kampfbereit auf. „Aber sollte ich auch nur annährend merken, dass an dem was nicht stimmt, zerre ich dich von dem weg und sorge dafür, dass der sich auf tausend Kilometer nicht mehr nähert.” Lächelnd stand Anna auf und ging auf ihre beste Freundin zu. Das ist wirklich süß, aber absolut nicht nötig. Du wirst sehn, er ist ganz anders, als du denkst. Er ist einfach nur toll.” „Na hoffentlich hast du recht. Ich könnte es nicht ertragen, wenn er dir weh tun sollte.”, bekräftigte Lucie ihre Meinung und schnappte sich Annas Hand. „Als deine beste Freundin ist es schließlich meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass es dir gut geht. Nie und nimmer darf dir auch nur irgendjemand weh tun.” „Du wirst mich nicht vor jedem Schmerz beschützen können.”, sagte Anna und strich eine Strähne von Lucies kurzen schwarzen Haaren zurück. „Irgendwann wird jeder von uns auf eigenen Beinen stehen müssen. Wenn wir erwachsen sind können wir uns sicher nicht mehr jeden Tag sehen. Du wirst Leute kennenlernen, die ich nicht kennen werde und umgekehrt. Du willst Tänzerin werden, ich Lehrerin. Das geht so ziemlich auseinander, wie zwei gleiche Pole.” „Aber wir werden trotzdem unzertrennlich sein, weil wir, als Person, unterschiedlicher nicht sein könnten.”, sie nahm ihre beste Freundin in den Arm und genoss das Gefühl, sich wohl zu fühlen. Es gab nicht viele Personen, denen sie sich so offen zeigen konnte. Im Grunde waren es nur ihre Familie, Anna und Tim. Seit dem Kindergarten kannte sie ihren blonden Engel und in der Grundschule kam dann Tim dazu. Ihr großer Bruder, wie sie ihn immer gerne nannte. Angst überkam sie, wenn sie daran dachte, jemals ohne diese Personen zu sein. Sie wusste, dass man es nicht verhindern konnte, irgendwann würde jeder seinen eigenen Weg gehen und trotzdem würde sie sich immer in irgend einer Weise verantwortlich fühlen. Besonders für Anna. Und jetzt, da irgendso ein Casanova wie Chris daherkam und ihrer besten Freundin schöne Augen machte, waren ihre Instinkte geweckt. Und so befand sie sich auch eine Stunde später schon auf der Terasse eines kleinen Cafés und hielt nach dem Jungen Ausschau, der Annas Herz gestohlen hatte. „Von Pünktlichkeit versteht er ja wohl nicht viel.”, sagte sie sarkastisch und zog eine Schnute. Anna verdrehte die Augen. „Das kommt davon, dass wir eine viertel Stunde zu früh dran sind. Und jetzt entkrampf dich mal. Du siehst aus wie eine Schlange, die darauf wartet, dass ihr ein Kaninchen über den Weg hüpft. Ah, siehst du, da kommt er schon.”, sofort fingen ihre Augen an zu strahlen und ein verträumtes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Sie setzte sich aufrechter hin und hob einen Arm um auf sich aufmerksam zu machen. Sofort wurde sie auch schon von Chris entdeckt. „Hey, mein Engel.”, begrüßte er Anna freudig, umschlang mit einen Arm ihren Hals, zog sie an sich und gab ihr einen schmatzenen Kuss auf den Mund. Diese errötete prompt und schaute dann kurz verlegen auf ihre Füße, nachdem er sich von ihr gelöst hat. Dann erinnerte sie sich wieder an Lucie und schaute sie dann an. „Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass ich Lucie mitgebracht habe?”, fragte sie schüchtern und setzte sich in ihren Stuhl zurück. Lässig nahm Chris neben ihr platz und nahm ihre Hand. Dann schaute er zu Lucie. „Deine beste Freundin?”, fragte er. „Will sie den Anstandswauwau spielen und darauf achten, dass ich meine Hände bei mir lasse?”, provozierend rutschte er noch näher an Anna ran und grinste. „Freut mich, dich kennenzulernen. Ich glaube, wir sind uns nocht nicht oft über den Weg gelaufen.” Wütend stand Lucie auf. „Glaub mir, das wird auch zukünftig der Fall sein. Mit Typen wir dir gebe ich mich nicht ab. Sorry Anna, aber mir ist der Appetit vergangen. Wir telefonieren heute Abend nochmal.”, damit schnappte sie sich ihre Tasche und ging. Doch sie blieb nicht lange allein. Eine Minute später, als sie an der Haltestelle ihrer Sraßenbahn stand, gesellte sich Chris schwer atmend zu ihr. „Du hast ein ordentliches Tempo drauf.” „Was willst du?” „Kurz mit dir reden. Anna ist ziemlich verunsichert, weil du jetzt einfach abgerauscht bist. Sie meint, du magst mich nicht?”, er lächelte gewinnend, doch bei ihr zog das nicht. Im Gegenteil es machte sie nur wütender. „Da hat sie auch vollkommen recht. So jemand wie du, bist nicht für eine längere Beziehung geeignet. Du siehst gut aus, und das nutzt du auch aus. Ich kenn die Geschichten über dich, das reicht.” „Man, fahr deine Krallen mal wieder ein, ich will Anna ja nicht irgendwo in eine dunkle Gasse locken und wie ein Tier über sie herfallen.” „Nein.”, sie drehte sich energisch zu ihm um und funkelte ihn an. „Du wirst sie mit Samthandschuhn anfassen, sie auf Händen tragen und sie anschaun, als wäre sie das einzige Mädchen, dass es für dich gibt. Und wenn du genug hast, wirst du sagen, dass du doch nach etwas anderes suchst, es dir leid tut, dass du ihr das Herz brechen musst, ihr aber Freunde bleiben könnt. Ihr Typen seid immer gleich. Und jetzt lass mich in Ruhe, geh zu Anna zurück, nehm sie mir weg. Ich werd sie spätestens wiedersehen, wenn sie heulend zu mir kommt und ich sie trösten muss.” „Du bist doch echt nicht mehr klar im Kopf.”, sagte Chris, schüttelte den Kopf und vergrub seine Hände in der Jeans. „So negativ wie du kann echt keiner denken. Wer sagt denn überhaupt, dass ich Anna weh tun werde?” „Ich.”, sagte Lucie bestimmt und war erleichtert, als ihre Bahn endlich zu sehen war. „Früher oder später wird es passieren, da bin ich mir ganz sicher.” „Weil du Kerle wie mich kennst?”, Chris lachte spöttisch. „Du hast sie echt nicht mehr alle.” „Ach was weißt du denn schon. Ich muss jetzt los.”, sie wollte schon zur Tür der haltenden Bahn gehen, doch er hielt sie am Arm fest. „Kannst du deine Griffel mal von mir nehmen? Ich will mit dir nichts mehr zu tun haben.” „Gewöhn dich an mich.”, sagte er nachdrücklich und sein überhebliches Grinsen war wie weg gewischt. „Ich habe nicht vor, Anna irgendwie weh zu tun. Also werden wir uns jetzt wohl öfter über den Weg laufen.” „Wenn du jetzt glaubst, dass wir deswegen die besten Freunde werden können, dann hast du dich geschnitten. Und jetzt lass mich los.”, sie entzog sich und schubste ihn dann von sich weg. Doch wider erwarten, lachte er nur. „Du biste eine ganz schöne Kratzbürste. Wird sicher lustig, mit uns beiden.” Lucie erwiederte nichts mehr. Wortlos stieg sie in die Bahn, suchte sich ein Platz am Fenster und versuchte nicht mehr an den Jungen mit den schönen grünen Augen und dem frechen Grinsen zu denken. Lucie schreckte auf, als sie merkte wie jemand an ihrem Arm rüttelte. „Was ist los?”, fragte sie überrascht und schaute schlaftrunken zu ihrer erschrockenden Tante. „Erika?” „Schätzchen, was hast du geträumt?”, fragte diese sanft und fuhr über Lucies Wange. Erst da merkte sie, dass sie nass waren. Hatte sie etwa geweint, während sie von der Vergangenheit geträumt hatte? Schnell suchte sie in ihren Taschen nach einem Taschentuch, doch fand keins. „Hab ich im Schlaf gesprochen?”, fragte sie und nahm dankend ein Stofftuch von Erika entgegen und fuhr sich damit über die Augen. „Nein, aber als du plötzlich angefangen hast zu weinen und gesagt hast, dass es dir leid tut, hab ich angst bekommen und dich aufgeweckt.” „Wie peinlich.”, murmelte Lucie und schaute auf ihren Schoß. Erika seufzte. „Es muss dir nicht peinlich sein, dass du kein Herz aus Granit hast. Auch dir wächst irgendwann mal was über den Kopf. Aber jetzt musst du wirklich versuchen abzuschalten, verstehst du? Vergiss alles, was in Bremen ist oder war. Und konzentrier dich auf die Zukunft. Nur die zählt jetzt.” Lucie nickte. „Ich werds versuchen.”, sie atmete tief ein und aus, wie sie es immer machte, wenn sie mit dem Aufwärmen ihres Trainings begann. Und langsam wurde sie wieder ruhiger. Sie lehnte den Kopf wieder an die Scheibe und schloss die Augen. Und auch wenn sie sich enredete, alles sein wieder in Ordnung, sah sie noch immer ein Gesicht vor sich, mit traurigen blauen Augen, das sich von ihr abwante. _________________________________________________________________________________ soo, es hat etwas gedauert, aber das nächste kap ist fertig =) diesmal hatte ich absolut keine ahnung, wie das kap werden wird, wenn ich damit fertig bin ... eigendlich hatt ich damit gerechnet, dass ich von beiden noch das vorsingen und -tanzen fertig kriege, aber dann ist mir doch irgendwie was dazwischen gekommen^^ plötzlich hatte ich den einfall doch nochmal in die vergangenheit der drei zu gehen, um nochmal darauf aufmerksam zu machen, wie tief die freundschaft zu lucie und anna ist. und irgendwie soll da auch klar werden, dass es lucie doch nicht ganz so kalt lässt mit der jetzigen dreieckbeziehung. ich hoffe, es hat euch wie immer gefallen =) und das ihr euch genau wie ich schon aufs nächse kap freut=) lg eure Laiya-chan Hosted by Animexx e.V. 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