Liebe auf den 2. Blick von abgemeldet (wenn man sich in den Freund seiner besten Freundin verliebt...) ================================================================================ Nichts als Probleme ------------------- Kapitel 11 "Wirklich Chris, ich wünschte, ich könnte jetzt bei dir sein.", beteuerte Anna zum wahrscheinlich Hundertsten Mal. "Aber ich denke, mit Lucie hast du es schon ganz gut getroffen." "Oh, das steht außer Frage. Es ist total lieb von ihr und ihrer Familie. Das hätte ich nie erwartet. Vor all dem haben sie mir angeboten, noch ein paar Tage zu bleiben, bis ich bereit bin, es den andern zu sagen." "Das wirst du schaffen Chris. Ich glaub an dich. Sie werden es schon verstehen. Schließlich sind Maik und die andern keine Unmenschen und werden es mit einem Megafon in die Welt hinausschreien." Chris lachte. "Nein, das werden sie gewiss nicht tun, aber ich weiß nicht. Ich hab so ein komisches Gefühl. Vielleicht halten sie mich dann für schwach oder so. Ach ich weiß auch nicht." Und genau das ärgert ihn, dachte Anna und wickelte sich mitfühlend einer ihrer nassen Haarsträhnen um den Finger. "Aber du hast es doch auch Lucie gesagt. Und wenn du es bei ihr schaffst, dann schaffst du es auch bei den andern." "Nun, sie hat mich aber auch bestochen." "Na und? Wenn du drauf reinfällst?", drang plötzlich von Lucie die Stimme durch den Hörer zu Anna. "Du hättest ja auch schweigen können. Aber dann würdest du jetzt auf der Straße sitzen." Anna lachte plötzlich auf. Hatte sie es sich nicht schon seit so langer Zeit gewünscht, zwei der wichtigsten Menschen in ihrem Leben zusammen zu hören? Durch ein Telefon? Ohne Streit? Na ja zumindest kein ganz so ernst gemeinter. "Mich hatte mehr der Kuchen bei dir gehalten.", sagte Chris und Anna musste schmunzeln. "Ja, der Kuchen von Stella ist Weltmeisterklasse. Damit kann man sich wirklich ohne schlechtes Gewissen Rundfuttern." "Oh, da fällt mir gerade was ein, Anna, was ich dir unbedingt erzählen muss. Es ist heute Nachmittag passiert, als ich mit Mama beim Friseur war." "Oh nein du kleine Zicke, das wirst du schön sein lassen.", mischte sich Chris ein, ehe Lucie weiter sprechen konnte. "Das wirst du ihr nicht erzählen." "Doch werde ich.", sagte Lucie, die schon allein bei der Erinnerung wieder anfangen musste zu lachen. "Davon hätte ich ein Foto machen müssen. Er hat nämlich auf die Zwillinge aufgepasst. Und - und -" "Und?", fragte Anna nach, als Lucie beim Lachen zu ersticken drohte. "Mir ist eine Blumenvase runter gefallen.", sagte Chris schnell. "Die schönste. Und teuerste." Anna runzelte die Stirn. "Das ist aber nicht besonders komisch." "Ach Liebes, du kennst doch den Humor von Lucie." "Ja, genau deshalb weißt ich auch, dass das nicht das ist, worüber Lucie so lacht." "Die Zwillinge haben ihn geschminkt.", platze es aus Lucie heraus. "Oh Gott, er sah so ulkig aus. Zum Totlachen. Und dann haben sie bei Marie die Haare abgeschnitten und an Lenas herangeklebt." Obwohl Anna alle Sätze sehr wohl mitbekommen hatte konzentrierte sie sich nur auf den ersten. Ihr Schatz, der immer so auf hart machte, wurde von zwei den frechsten Zwillingen angemalt, die sie je kannte. Und da sie sich das bildlich vorstellen konnte, musste auch sie anfangen zu lachen. "Hey, ich bin eingeschlafen!", versuchte Chris sich zu verteidigen. Doch Lucie und Anna lachten schon um die Wette, ohne dass ein Ende zu sehen war. "Och haltet den Mund, alle beide." "Ooooh, jetzt schmollt er.", sagte Lucie und lachte sich nur noch mehr kaputt. Noch eine ganze Weile ging das noch so weiter, ehe Chris dann endlich auflegen wollte und sich von der immer noch lachenden Anna verabschiedete. Diese legte dann auf und lachte noch eine kurze Weile weiter, ehe sie dann aufstand um das Telefon wegzubringen. Wie gerne wäre sie dabei gewesen. Sie seufzte. Sie musste sich einfach daran gewöhnen jetzt Dinge nicht miterleben zu können, wo sich ihre Freunde stundenlang drüber amüsieren konnten. Es würde nichts bringen, jedem verpassten Erlebnis nachzutrauern. Dazu blieb auch keine wirkliche Zeit, denn gerade als Anna in der Küche ankam, klingelte es an der Haustür. So spät? dachte sie sich und schaute auf die Uhr. Es war bereits acht. Sie zuckte die Schultern und war gerade auf den Weg in ihr Zimmer, als Lex an ihr vorbei die Treppe runter gerannt kam. "So spät gehst du noch aus?", fragte sie. Erst da schien er sie bemerkt zu haben. Erschreckt stolperte er, konnte sich aber gerade noch so am Treppengeländer festhalten. "Ähm ja, ich - ähm, treffe mich mit Freunden", er wuschelte ihr kurz übers Haar und rannte dann schnell die restliche Treppe herunter. Und noch kurz bevor er die Tür aufmachte, drehte er sich zu ihr um und sagte leise. "Ach ja, mit nassen Haaren siehst du übrigens sehr sexy aus." damit öffnete er schnell die Tür, schlüpfte hindurch und ward für diesen Abend nicht wieder gesehen. Mit geröteten Wangen verschwand Anna in ihr Zimmer. Eigendlich müsste sie noch etwas lernen für die nächste Erdkundearbeit, aber ihr Gehirn war schon so voll an Informationen, dass sie das Gefühl hatte, es würde platzen, wenn sie nur noch ein Wort davon aufnehmen würde. Zum Glück musste sie das auch nicht, denn nach einer Zeit kam Robyn reingeplatzt, in ihrem weißen Pyjama mit blauen Hasen bedruckt. Ihre Haare standen in alle Himmelsrichtungen, was ein Zeichen dafür war, dass sie sich über ein ganz wichtiges Thema viel zu viele Gedanken gemacht hat. "Du musst mir helfen.", verlange sie gleich als erstes, sobald sie das Zimmer betreten hatte. Erfreut lehnte sich Anna in ihrem Stuhl zurück. "Aha, und wobei?" "Ich brauche deinen Rat." "Und wofür?" "Es geht um einen Jungen." "Oh.", entzückt richtete sie sich wieder auf. "Und worum gehts?" "Er will etwas von mir.", nervös setzte sich Robyn auf Annas Bett und fing wieder an, in ihren Haaren rumzuwühlen. "Wie schön." "Nein!" "Wie grauenhaft.", sagte Anna sofort und musste ein Grinsen unterdrücken. "Ja!" Seufzend stand Anna auf und ging auf ihre Gastschwester zu. "Hey, wenn du endlich einen Rat von mir willst, bringt es nicht nur ein Ein-Worts-Gespräch zu führen. Was ist los? In ganzen Sätzen bitte." "Also, es geht da um einen Jungen, George. Er ist wirklich total süß und nett, für einen Jungen zumindest. Und er hat mir heute gesagt, dass er sich in mich verknallt hat." Anna nickte, als ob sie alles verstehen würde. "Aber das ist doch wirklich toll." "Eben nicht.", Robyn versteckte ihr hübsches Gesicht in ihren Händen. Mitfühlend stricht Anna ihr über den Rücken, "Aber warum denn nicht?" "Er ist mit meiner besten Freundin zusammen. Gwen, die Blonde, die immer so viel lacht." "Oh, das ist wirklich ein Problem. Und, weiß sie denn, dass er in dich verknallt ist?" "Natürlich nicht.", Robyn hob den Kopf wieder und Tränen schimmerten in ihren Augen. "Sie würde mich umbringen. Vielleicht auch ihn, oder uns beide. Oh Anna, was soll ich nur tun?" "Da kann ich dir leider nicht weiterhelfen. Wirklich, ich habe so etwas noch nie erlebt. Ich hab zwar schon erlebt, dass sich welche in meinen Freund verliebt haben, aber es war nie meine beste Freundin.", bei dem Gedanken musste sie sich ein grinsen unterdrücken. "Wie empfindest du denn für ihn?" Robyn die Schultern. "Keine Ahnung, wie gesagt er ist ganz okay, für einen Jungen." "Dann sag ihn, dass das nie etwas aus euch beiden werden wird. Er soll sich doch keine falschen Hoffnungen machen." "Aber...", Robyn brach ab. Anna erkannte das Schweigen sofort und seufzte. "Du magst ihn, hm? Und er ist mehr als nur okay. Für einen Jungen." "Was soll ich denn bloß tun? Ich will Gwen nicht wehtun." "Du musst dich zwischen Freundschaft und Liebe entscheiden." "Wofür würdest du dich denn entscheiden?" Anna musste nicht lange überlegen. "Wenn ich in deinem Alter wäre für Freundschaft. Es wird jetzt vielleicht hart klingen, aber in eurem Alter kann man noch gar keine richtige Liebe empfinden. Jedenfalls nicht für die, mit dem man sein restliches Leben verbringen will. Wenn du dich jetzt für diesen George entscheiden würdest, würdest du höchstwahrscheinlich Gwen verlieren. Und nach ein paar Monaten sicher auch wieder George, weil ich nicht besonders sicher bin, wie man in eurem Alter eine Beziehung führen kann, die nicht aus mehr als Händchenhalten besteht. Ihr beide würdet euch schnell langweilen. Und in Null Komma Nichts seid ihr wieder getrennt. Und dafür hast du deine beste Freundin verloren. Für einen Jungen, dem du am Ende nicht einmal hinterher trauern wirst." "Wow.", Robyn machte große Augen. "Ich hab zwar nur die Hälfte verstanden, aber es ist genug um mich für meine beste Freundin zu entscheiden." Anna lächelte etwas gezwungen. So eine schöne Rede hatte sie gehalten, und das auch noch in Englisch und dann wird sie nicht einmal gemessen anerkannt. "Eine Freundin sollte man nie wegen eines Jungen verlieren." "Danke, Anna. Ich weiß gar nicht, was ich ohne dich gemacht hätte.", freudig umarmte sie ihre Gastschwester und schloss die Augen. Robyn hatte sich schon immer eine große Schwester gewünscht. Und Anna war da ganz nach ihren Vorstellungen. Dass sie in weniger wie einem halben Jahr schon wieder weg war, wollte sie nicht wahr haben. Den Gedanken verdrängte sie ganz einfach. Jeden Tag eine gute Tat, dachte Anna, als Robyn ihr Zimmer nach einer weiteren halben Stunde verließ. In Gedanken versunken ließ sie sich zurück aufs Bett fallen. Zum Glück hatte sie nie solche Probleme gehabt, wie Robyn. Ihre beste Freundin war noch nie in ihren Freund verliebt gewesen. Wäre auch zu komisch, wenn sie sich vorstellte, dass Lucie sich in Chris verliebt. So etwas würde in hundert Jahren nie passieren. Anna war naiv zu glauben, dass Lucie für Chris immer noch ein bisschen Hass empfindet, damit sie sich nicht in ihn verliebt, selbst wenn die beiden richtig gute Freunde werden. Was mach ich mir über so etwas überhaupt Gedanken, dachte sie und kuschelte sich in ihre Kissen. Es wird nichts passieren. Chris und ich werden glücklich, Lucie wird ewig meine beste Freundin bleiben und wir leben bis ans Lebensende. Und damit schlief sie ein. "Also, ich verstehe ehrlich nicht, wie du es schaffst, deine Haare so glänzend aussehen zu lassen.", bemerkte Mary in der Pause und zupfte an Annas Harren rum. "Ich brauche dazu immer viertausend Stunden bei dem Friseur." Anna grinste verlegen. "Nun, vielleicht liegt es in den Genen. Keine Ahnung, ich hab da noch nie so wirklich drüber nachgedacht." "Solltest du aber vielleicht mal machen.", schlug Mary vor, doch ihre Aufmerksamkeit wurde sofort von Anna auf eine ganz andere Person gelenkt. "Oh, seht mal Mädels, da ist Josh.", und sofort starrten alle auf den blonden Jungen, der sich gerade zu seinen Kumpels einen Tisch weiter setzte. Reihenweise fingen sie an zu seufzen und Anna runzelte die Stirn. Josh schien anscheinend der englische Chris zu sein und sie verkniff sich ein Lächeln. "Ist er nicht super süß.", schwärmte Mary und die andern nickten. "Dieser Body und dieses unwiderstehliche Lächeln. Den würde ich zu gerne mal für nur fünf Minuten unter meine Fittiche nehmen, dann hat er nie wieder ein anderes Mädchen im Kopf." "Na ja, ich habe da neulich erst gehört, dass Jude Morrigan ihn neulich nach dem Footballtraining angesprochen und um ein Date gebeten hat.", sagte Katelin, die immer alles wusste, nur nicht den Lernstoff. Mary sah sie entsetzt an. "Jude Morrigan? Diese hässliche kleine -", sie unterbrach sich und schüttelte stattdessen angewidert den Kopf. "Das ist doch wohl ein Witz, oder?" "Nein, ich habs auch gehört.", mischte sich nun Deborah ein. "Von Craig. Der, der mit Josh in einer Mannschaft spielt. Er soll sogar gehört haben, wie er ja gesagt hat." "Was?", das ungläubige Wort klang eher wie ein spitze Schrei. "Ich bitte euch. Guckt sie euch doch mal an, wie die in der Freizeit rumlauft. Mit ausgefransten Jeans und diesen langweiligen T-Shirts. Grauenhaft. Ich wette, sie kann keine drei Sekunden auf Pumps laufen. Sie würde sicher hinfallen und ihr strahlender Josh wird sie nicht auffangen, weil er bald nur noch Augen für mich haben wird." "Genau, Jude verblasst neben dir doch wie ein Gespenst. Sie ist so ein Mauerblümchen. Versteckt sich hinter Bücher und tut immer so neunmalklug. Nur du, Mary, bist perfekt für Josh." Mary richtete sich größer auf ihren Stuhl auf und zog ihren Pullover der Schuluniform weiter nach unten. "Ich weiß, und das werd ich euch jetzt auch beweisen.", damit stand sie elegant auf und ging unvermittelt auf den Jungentisch zu. Von hinten beugte sie sich über Josh und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Die anderen Mädchen, die noch mit Anna an einem Tisch saßen schauten gespannt zu. "Ich wette, sie bekommt ihn rum.", sagte Deborah. "Sie kriegt einfach jeden Jungen. Na ja, so wie sie auch aussieht, wie aus der Cosmopolitan entsprungen. Findet ihr nicht auch?" Katelin und Francy nickten. "Wunderschön." Anna schaute sie mit gerunzelter Stirn an. "Aber man beurteilt Menschen doch nicht nur nach dem Aussehen.“ bemerkte sie vorsichtig und erntete erstaunte Blicke von den drei Blondierten Mädchen, die unbedingt so sein wollten wie Mary. "Ach nein? Und warum glaubst du dann, sitzt du an diesem Tisch? Das hier ist der coolste Tisch der Schule, nur die allerhübschesten Mädchen dürfen hier sitzen. Und diese werden von Mary persönlich ausgewählt.", erklärte Francy und schlug die Beine übereinander. Anna legte den Kopf etwas zur Seite und betrachtete die drei Mädchen. "Aber ist es denn nicht ein seltsames Gefühl, vielleicht nur gemocht zu werden, weil ihr hübsch ausseht? Einige Menschen legen auch Wert auf den Charakter." Katelin wischte das Thema mit einer Handbewegung beiseite. "Paris Hilton wird auch von jedem bewundert, obwohl man sagt sie sei ein Dummchen. Heutzutage muss man wirklich Schön sein, um dazu zu gehören. Also fühl dich gefälligst geehrt." Anna schüttelte verständnisvoll den Kopf. "Ich versteh euch nicht.", sie packte ihre Bücher zusammen, stand auf und ging dann, sie brauchte dringend etwas Normalität. Und die fand sie auch, als sie mit einem Mädchen zusammenstieß, dass in ihre Klasse ging. Sie hatte ihre schwarzen Haare zu einem Bob geschnitten und ein wunderschönes Lächeln. "Anna, entschuldige, ich habe nicht aufgepasst." Anna schüttelte den Kopf und sammelte die Bücher auf, die ihr vor Schreck runter gefallen waren. "Ist doch schon okay, Nora.", sie grinste zurück. Dann fiel ihr plötzlich etwas ein. "Ach ja, könntest du mir vielleicht einen Gefallen tun? Dieses neue Thema in Mathe, da komm ich absolut nicht mit, kannst du mir das noch einmal erklären?" Nora nickte. "Klar, kein Problem. Komm, lass uns einen freien Raum suchen, wo wir den Rest der Pause ungestört sind." "Oh, du bist ein Engel." "Chris, wenn du mir was sagen willst, sag es endlich.", Maik fuchtelte etwas ungeduldig mit den Drummersticks rum. Da hatte Chris ihn nun schon eine halbe Stunde vor der eigendlichen Bandprobe herbestellt und noch immer schwieg er. Es waren bereits zehn Minuten vergangen. "Ja, ja lass mich doch erstmal überlegen, wie ich anfangen soll." Maik seufzte. "Jetzt komm schon, Alter. So schlimm kann es nicht sein. Fang einfach mit den Grund an, warum du jetzt jeden Morgen mit Lucie zur Schule kommst. Und zwar schon seit drei Tagen." Chris setzte sich seufzend auf den Rand der Bühne und legte den Stift beiseite. "Na ja, das ist nicht so einfach für mich." Maik setzte sich neben seinen Freund und ließ die Füße baumeln. Beruhigend legte er eine Hand auf Chris´ Schulter. "Hey, du bist mein bester Kumpel und du kannst mir echt alles erzählen. Ich freu mich, wenn ich endlich mal dir helfen kann und es nicht immer umgekehrt ist. Also, was ist los?" "Ich bin für eine Weile bei Lucie eingezogen.", platze es aus Chris heraus und verlegen schaute er zu Boden. Maik wollte etwas sagen, öffnete den Mund und schloss ihn anschließend. Dann versuchte er es noch einmal, aber er brachte nur ein kleines "a" heraus. Dann nickte er und schüttelte doch wieder den Kopf. "Ähm - was?", fragte er am Ende dann ungläubig. "Entschuldige, ich hatte gerade einen seltsamen Traum, was hast du eben gesagt?" "Maik, mach dich nicht lächerlich, du hast genau verstanden was ich gesagt habe." "Ja, aber das klang so absurd, dass es nicht wahr ist. Also, Scherz beiseite, was ist wirklich los?" Chris seufzte. "Das ist die Wahrheit!", beharrte er und schaute Maik fest in die Augen. "Und - warum? Ich meine, dass kann ja wohl schlecht etwas damit zu tun haben, dass ihr Freunde werden wollt. Oder?" Chris schüttelte den Kopf. Komm schon, dachte er. Bring es hinter dich. Er ist dein Kumpel, er wird dich verstehen. Verdammt, jetzt sei doch nicht so dumm und schweige. "Chris, jetzt sag endlich was los ist. Du weißt, du kannst mir alles erzählen." "Ich hab Stress Zuhause. Mein Vater hat mich rausgeworfen, also bin ich gegangen. Dann hat Lucie mich aufgelesen und für ein paar Tage bin ich bei ihr untergekommen." "Okay, jetzt mal eins nach dem anderen. Dein Vater hat dich rausgeschmissen?" Chris nickte. "Jap." "Und warum?" "Na ja, wir hatten uns gestritten und dann...", so gut er konnte gab er den Streit wider und erzählte dann, wie er auf Lucie gestoßen ist. Als er fertig war, fragte Maik: "Und wieso hast du mir das alles nicht früher erzählt? Glaubst du etwa, ich würde dich auslachen? Wenn ja, ist das völliger Quatsch." "Ach ich hab keine Ahnung, ich konnte es einfach nicht." Maik grinste. "Du bist echt so etwas von einem Idiot.", er lachte. "Oh Mann, sicher hast du auch noch gedacht, dass wir dich als schwach sehen würden, dass auch du Probleme hast. Du, der du ständig eigendlich nur als Kummerkasten dienst und dann plötzlich selber Probleme hat, mit denen du nich wirklich gut fertig wirst. Ist dir das peinlich?" "Ich weiß es wirklich nicht. Und ich weiß auch nicht, warum ich es Lucie eher erzähle wie euch." "Na ja, auch du hast deinen Stolz. Und anscheinend kann nur Lucie ihn brechen. Aber mal ´ne andere Frage: Wie lange willst du jetzt bei ihr wohnen bleiben?" Chris zuckte die Schultern. Er schämte sich irgendwie. Wieso hatte er wirklich von Anfang an gedacht, dass es so unangenehm werden würde, wenn er Maik alles gestand. Das war ja so etwas von bescheuert. Was war nur los mit ihm? Warum überschlugen sich manchmal seine Gedanken einfach und warum, zum Teufel, konnte er keine richtigen Entscheidungen mehr treffen? Das hatte er doch sonst auch immer gekonnt. Wieso nicht jetzt, wo Anna weg war? Er war so in Gedanken, dass er Maiks Stimme nur gedämpft wahrnahm. Er kam erst wieder zu sich, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte und den fragenden Blick von Maiks hellblauen Augen sah. "Hm? Hast du etwas gesagt?" "Ja, ich hab dich sogar was gefragt." "Entschuldige, was denn?" "Du kannst gerne eine Weile bei mir wohnen.", schlug Maik nun vor. "Der Dachboden ist soweit schon ausgebaut, dass man daran wohnen kann. Und keine Angst, du fällst mir nicht zur Last. Ganz im Gegenteil, ich würd mich wirklich freun." "Könnt ihr mich auch leisten? Ich meine das Geldliche." Maik verdrehte die Augen. "Ach, das Geld wird schon kein Problem sein, meine Mum konnte uns bis jetzt immer gut durchfüttern, da wird einer mehr oder weniger keinen Unterschied machen." "Na ich weiß nicht.", sagte Chris. "Karin mag mich zwar, aber ob das reicht?" "Chris, du beleidigst mich, wenn du nicht bei mir wohnen willst nur weil du denkst wir haben nicht genug Geld. Sobald wir den Plattenvertrag haben, müssen wir uns darum eh keine Sorgen mehr machen. Also? Wann willst du einziehen?" "Man, jetzt kann ich euch gar nicht mehr voneinander unterscheiden.", sagte Tim zu den beiden Zwillingen und betrachtete deren Kurzhaarfrisuren. Dadurch dass die beiden die Frisuren hatten wechseln wollen haben sie natürlich alles nur noch schlimmer gemacht und so hatten beide nur noch eine Bobfrisur, mit der Lena alles andere als begeistert war. "Das haben die beiden nun mal davon.", sagte Lucie und betrachtete die schmollende Lena und glückliche Marie, die über ihr kurzes Haar mehr als zufrieden war. "Mama war richtig ausgerastet, nachdem sie mit ihren Schreianfall zu Ende war." "Sie hat uns ja nicht zugehört.", sagte Lena trotzig. "Natürlich hat sie das, aber wie soll sie dir lange Haare wachsen lassen? Also echt, ich dachte du bist alt genug um zu wissen, dass das nicht geht." "Jetzt hack doch nich so auf sie rum.", sagte Tim und schnappte sich noch ein paar Kekse, ehe sie in das Zimmer von Lucie verschwanden. Lucie zuckte die Schultern und verschloss die Tür. Tim hatte sie heute in der Schule gebeten sich mit ihm zu treffen, da er ihr etwas Wichtiges mitzuteilen hätte. Da sie von Natur aus neugierig war, hatte sie zugesagt und nun saßen sie sich auf dem Boden gegenüber, der Teller Kekse zwischen ihnen. "Entweder hast du deine Sprache von einer Sekunde auf die andere verloren oder du hast es dir anders überlegt, mit dem, was auch immer du mir sagen wolltest." Tim wrang sich die Hände und schaute leicht errötet zur Seite. "Na ja, das ist nicht gerade einfach für mich. Lass mir ein wenig Zeit." "Du hattest ganze eineinhalb Stunden, die du schon hier bist.", bemerkte Lucie. "Aber lass dir ruhig noch mehr Zeit, ich bin ja von der Sorte Mensch, die geduldig warten können.", was natürlich so was von nicht stimmte. "Ist ja gut, ist ja gut. Also", er holte tief Luft und sagte dann doch nichts, sondern atmete nur wieder schwer aus. Geknickt ließ Lucie den Kopf sinken. "Tim!" "Na gut. Also..." "Da waren wir grade schon." "Lässt du mich jetzt mal anfangen? Also-" "Dann fang nicht immer gleich an." "Dann unterbricht mich nicht immer." "Wenn du immer gleich anfängst und dann doch wieder abbrichst!" "Das hatte ich diesmal eigendlich nicht vor." "Gut, dann fang endlich an." "Hatte ich grade vor." "Dann mach es auch." "Dann halt die Klappe." "Wieso ich? Halt du sie doch!" "Wie denn? Ich dachte ich soll endlich reden?!" "Na, wenn du es nich tust." "Lucie!" "Tim." "Du bist eine dumme Kuh, also, halt die Klappe und lass mich reden." "Bitte, fang an." "Was würdest du sagen, wenn ich mich verliebt hätte?", sagte Tim so plötzlich, dass Lucie ihn eine kurze zeitlang nur sprachlos ansehen konnte. "Was denn? Is´ das so ungewöhnlich?" Lucie schüttelte den Kopf. "Nein nein, nur, bist du es wirklich?" Tim zuckte die Schultern. "Ich denke schon." "Und warum hast du dich dann so schwer getan es mir vorhin zu sagen? Jeder verliebt sich einmal, das ist ganz normal." "Na ja, bei mir ist es etwas problematischer.", Tim schaute Lucie so fest in die Augen, dass sie plötzlich errötete und sich an die Umarmung vor ein paar Tagen erinnerte. Oh Gott, dachte sie und weitete die Augen. Hoffendlich liege ich mit meiner Vermutung falsch. Rasch stand sie auf und trat an ihr Fenster. "Und wer ist die Unglückliche, wenn ich fragen darf?" "Nun, das ist ja gerade das Problem." Oh Gott, dachte sie und kniff die Augen zu. Dann drehte sie sich aber wieder zu ihm um und lächelte etwas gequält. "Was denn? Haste dich verliebt, aber deine Auserwählte noch nicht gefunden?" "Nein, also doch schon, gefunden ja. Aber-", er stand seufzend auf und ging auf sie zu. "Es gibt da noch eine kleine Frage, ob ich wirklich in die Person verliebt bin oder vielleicht doch in eine andere." Lucie lachte nervös. "Oho, also gleich zwei, du bist ja ein ganz Flotter, wenn dann richtig, was?" Tim packte sie an den Schultern und schaute ihr fest in die Augen. "Lucie, es gibt nur eine Lösung, dass Problem zu lösen." "Hehe, und wie sehe diese Lösung aus? Musst du jemanden umbringen." "Nein, nur endlich über meinen Schatten springen." Lucie riss die Augen auf und stemmte die Hände gegen seine Brust. Wehe er tat das, was sie dachte, was er tun würde. Und ehe sie sich versehen konnte, hatte er sie umarmt. Puh, dachte sie etwas erleichtert. Solange es nur eine Umarmung war, war die Welt noch in Ordnung. Na ja, zumindest bis er begann, mit einer Hand über ihren Rücken zu streicheln. "Lucie?" "Hm?", sie schaute auf, was ein Fehler werden würde. Denn noch ehe sie den Kopf richtig erhoben hatte, lag ein weiches kühles Lippenpaar auf ihres und sie riss erschrocken die Augen auf. Sie war so geschockt, dass sie sich eine Weile nicht regen konnte. Tim nutzte die Gelegenheit und fuhr mit der Zungenspitze leicht ihre Konturen nach und ein kalter Schauer fuhr ihr über den Rücken. Langsam löste sie sich aus ihrer Erstarrung und stemmte sich heftiger an Tim ab, doch dieser zog sie nur noch mehr an sich heran und presste seine Lippen einen kurzen Augenblick fast brutal auf ihre. Dann löste er sich abrupt von ihr und noch ehe sie etwas tun konnte, schupste er sie von sich und verließ ohne ein Wort und mit großen Schritten das Zimmer. Lucie sank zu Boden und hörte auch schon wenige Sekunden die Haustür zuschlagen. Was sollte sie jetzt nur tun? Chris betrat mit strahlendem Gesicht das Haus der Gellers (er hatte sich den Haustürschlüssel von Lucie geborgt) und rief ein lautes "Hallo" aus, was natürlich eigendlich nur die Zwillinge und Lucie hören konnten. Stella und Frank waren arbeiten. Ersteres kamen natürlich sofort die Treppe runtergerast und sprangen aufgeregt an Chris herauf. "Chris, Chris, du musst unbedingt mit nach oben kommen. Lucie, sie ist ganz verwirrt." Marie nickte. "Ja, sie stammelt immer nur ein paar Sätze mit Tim vor sich hin." Chris runzelte die Stirn. "Und warum?" "Keine Ahnung, sie sieht so krank aus. Chris bitte, du musst ihr helfen." "Vielleicht stirbt sie ja, sie sieht schon ganz blass aus.", die Zwillinge klammerten sich aufgeregt an jedem seiner Arme fest und zogen ihn Richtig Treppe. Chris bekam langsam ein seltsames Gefühl im Bauch. Sollte er Tim doch anders eingeschätzt haben, als es der Wirklichkeit entsprach? "Seit einer viertel Stunde sitzt sie schon auf dem Boden.", sagte Lena und öffnete sie Zimmertür ihrer großen Schwester. Chris war wirklich erstaunt, als er Lucie am Boden sitzen sah, die Arme auf den Beinen gelegt und mit starren Blick auf einen Punkt an dem Schrank ihr gegenüber gerichtet. "Lucie?", doch sie regte sich nicht. "Das haben wir doch auch schon versucht.", sagte Marie. "Aber sie sabbelt immer nur etwas von Tim." "Lasst mich mal mit ihr alleine.", sagte Chris und schaute die Zwillinge ernst an. "Sie wird doch nicht sterben, oder?" Chris fuhr Lena über die Haare und lächelte sie an. "Nein, ganz bestimmt nicht. Und nun verschwindet." Die Zwillinge nickten etwa unsicher und verschwanden dann leise aus dem Zimmer. Chris holte einmal tief Luft und trat dann auf Lucie zu. _________________________________________________________________________________ ein neues kapi is nun hiermit beendet und ich hoffe doch es hat euch gefallen und ihr freut euch auf eine fortsetzung (die warscheinlich ein bisschen dauern kann, da ich nu arbeiten muss [sowas dummes-.-] und erst spät wieda zuhause bin^^) hoffe ihr habt geduld und versteht mich ^-^ bb sagt eure Laiya-chan *kizz* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)