Liebe auf den 2. Blick von abgemeldet (wenn man sich in den Freund seiner besten Freundin verliebt...) ================================================================================ Abschied -------- Kapitel 2 Cindy, dachte sie gequäelt. Sie war nicht nur die feste Freundin von Goofie, sondern auch eine angeberische, selbstverliebte Tussie. Als sie sich vor Lucie aufbaute, lächelte sie wütend. "So, so, die kleine Tänzerin will also in unsere Clique." "Scheiße zu labern, scheint dein Hobby zu sein.", sagte Lucie und ging einfach an Cindy vorbei. "Goofie hat mir alles erzählt, doch ich werde es nicht zulassen." "Du solltest mal deinen Psychater aufsuchen. Du hast nämlich ´nen gehörigen Dachschaden in deinem hohlen Kopf." Cindy blieb unbeiirt. "Goofie hat erzählt, du willst dich mit Chris anfreunden und dich in unsere Clique drängen. Aber das werde ich nicht zulassen. Nienmals. Soetwas Unfreundliches wie du, hat bei uns nichts zu suchen." "Mit wem ich mich anfreunde, und mit wem nicht, ist meine Sache.", Lucie löste das Schloss von ihrem Fahrrad. Cindy stemmte die Hände in die Hüften. "Aber nicht mit Chris. Vielleicht willst du die beiden ja nur auseinander bringen. Genau!", ihr schien ein Licht aufzugehen. "Du bist heimlich in Chris verliebt. Aber du überspielst es mit Hass und wenn Anna weg ist, angelst du ihn dir." Lucie lachte so plötzlich los, dass Cindy erschrocken zusammenfuhr. ,,Du hast wirkliche einen dicken Schaden." , sie war so belustigt, dass sie nichtmal Wut verspürte. "Keine Angst, ich nehme Anna ihren Casanova nicht weg. Und jetzt will ich nach Hause. Man sieht sich.", damit schwang sie sich auf ihr Rad und radelte an einer empörten Cindy vorbei. "Leute, das geht garnicht!", sagte Chris, als die letzten Akkorde verklungen waren. Er liebte seine Band Heaven , aber in letzter Zeit wurde sie immer mehr zur Last. Es funktionierte einfach nichts so, wie er wollte. Der Text, den er geschrieben hatte, klang zu der Melodie nur kindisch, einfach grauenhaft. ,,Wir sollten jetzt einfach aufhören.", sagte John der Drummer und drehte das Becken von seinem heißgeliebten Schlagzeug. "Heute kriegen wir eh nichts mehr Zustande." "Du hast Recht", Chris nickte. "Wir machen Schluss für heute.", und am liebsten hätte er sich von der nächsten Brücke geschmissen. "Wir müssen den Raum jetzt sowieso für die Tänzerinnen freimachen.", Kai, der Bassist sprang von der hüfthohen Bühne. ,,Hey Maik, nimmst du mich mit und setzt mich bei mir ab?" Der andere Bassiest zuckte die Schultern. "Hey, da kommen die sexy Ladies.", wäre John ein Hund gewesen, würde er sich sabbernd niederlegen und wild mit dem Schwanz wackeln. Chris sah, wie Lucie nach der Trainerin die Halle betrat. Sie trug weite Sporthosen, eng auf der Hüfte sitzend und ein knappes rotes Top. Wie konnte er nur immer wieder vegessen, wie schmal und feingliedrig sie war? Ihre schulterlangen schwarzen Haare hatte sie zu einem Zopf zurückgebunden, wobei ihr ein paar Strähnen locker ins Gesicht fielen. Lucie wäre am liebsten wieder in der Umkleidekabiene verschwunden, als sie Chris auf der Bühne stehen sah. Noch dazu, wie er sie musterte. Am liebsten hätte sie ihm eine reingeschlagen. Als er von der Bühne sprang, blieb sie von außen kalt und ließ sich ihre Nervosität nicht anmerken. Dass die Mädels hinter ihr Scharenweise aufseufzten ignorierte sie. "Hast du kurz Zeit?", fragte Chris. Das, was er zu sagen hatte, wollte er so schnell wie möglich hinter sich bringen. "Zwei Minuten.", sagte Lucie knapp. Unbewusst fasste er sie am Ellbogen und zog sie in eine ruhige Ecke. Er achtete garnicht auf die fragenden Blicke seiner Bandkollegen und ihren Tanzpartnerinnen. "Hör mal, wegen dieser Sache, von wegen du willst dich mit mir anfreunden", begann er und hörte Lucie aufseufzen. "Müssen eigendlich alle auf diesem Thema rumreiten?", sie verdrehte die Augen. Sie hatte ein paar Stunden Zeit gehabt, über diese Sache nachzudenken und am Ende war sie zu dem Entschluss gekommen, es zu probieren. Dann konnte sie wenigstens herausfinden, was Anna so toll an ihm fand. Außerdem konnte sie dann beweisen, dass er doch nur ein Spiel trieb und hinterlistig und gemein ist. "Es glaubt eben keiner.", bemerkte Chris. "Ich am allerwenigsten." "Und jetzt lauerst du mir auf, um irgendetwas aus mir herauszubekommen? Jetzt hör mal", sie schloss die Augen und holte einmal tief Luft. Sie durfte sich jetzt keinen Fehler erlauben. "Ich würde dich wirklich gerne näher kennenlernen. Ob daraus am Ende wirklich Freundschaft wird, müssen wir einfach sehen." "Wenn du deine Augen nicht hättest, würde ich dir diese Lüge glatt abkaufen.", meinte Chris und Lucie biss die Zähne zusammen. Er war ja so ein arroganter Sturkopf. "Ich meine es ernst." Chris verschränkte die Arme und legte den Kopf schräg. Lucie verwirrte ihn ein wenig. Es war offensichtlich das sie log, keiner änderte so schnell eine Meinug in der er sich festgebissen hatte. Nur jetzt beharrte sie darauf, die Wahrheit zu sagen. Sie musste Anna echt mögen. "Ich meine es auch ernst.", sagte er dann nach einer Weile. "Ich glaube sogar, dass du mich nur im Auge behalten sollst." Im Stillen rechnete er es ihr hoch an, dass sie sich nicht bewegte oder in irgendeiner Weise zusammenzuckte. ,,Es ist zwar irgendwie verletztend, dass sie mir nicht so doll vertraut, aber verständlich. Ein halbes Jahr ist eine lange Zeit und ich hab bei Typen wie dich keinen besonders guten Ruf." Lucie schmollte. "Was soll das denn heißen, Typen wie mich?" "Ist doch erstmal egal. Also, habe ich Recht mit meiner Vermutung?", er fragte sich selber, woher er diese plötzliche Geduld hernahm. Doch Lucie schwieg beharrlich weiter und seine Geduld verschwand wieder. "Du machst einen wirklich kirre. Okey, behalten wir das Gespräch unter uns, ja? Anna muss nicht wissen, dass ich die Wahrheit weiß." "Vielleicht lüge ich ja garnicht.", sagte Lucie plötzlich und hoffte, dass es so ehrlich wie möglich klang. Chris würde sicher ein gutes Testkaninchen sein, was ihre Lügversuche anging. "Lass es uns doch versuchen." "Du gibst nicht auf, was? Aber okey, versuchen wir es. Nachdem Anna in der Luft ist, wird für dich und mich eine neue Situation da sein, mit der wir erst lernen müssen umzugehen. Lass es uns so gut wie möglich meistern." "Okey.", sie lächelte so lieb wie möglich. "Und jetzt entschuldige mich, ich habe Training." Erst als Chris den Raum verlassen hatte, kam in Lucie die ganze angestaute Wut hoch, sodass sie alles am liebsten zu Kleinholz zerschlagen hätte. Sie hasste, hasste hasste ihn! Eine Woche verging wie im Flug. Und obwohl man versuchte, soviel Zeit wie möglich miteinander zu verbringen, schaffte man es kaum. Am meisten sah man sich dann nur in der Schule oder wenn man es schaffte, eins bis zwei Stunden in der Freizeit. Nichteinmal die Abschiedsfeier für Anna machte alle verlorenen Stunden wieder wett. "Und du bist sicher, dass du das alles für ein gaaanzes halbes Jahr verlassen willst?", fragte Lucie und schaute sich in dem Partyraum um, den sie gemietet hatte. Er war voller Leute in ihrem Alter. Papiergierlanden hingen im überfluss von der Decke, Biergartentische und -bänke standen überall rum und bunte Lampen spendeten Licht. Aus der großen Anlage drang laute Musik und es roch nach Rauch und verschiedenen Getränken. Anna folgte ihrem Blick und lächelte. "Ich denke schon." "Spätestens in einem Monat bist du wieder da.", prophezeite Lucie und nahm sich wahllos einen Becher mit einer roten Flüßigkeit. "Und du wirst sicher die Erste sein, die-", Anna verstummte, als die Musik leiser wurde und nur noch leises Gemurmel zu hören war. "Leute, hört mir mal zu.", ein schriller Piepton erklang und alle hielten sich die Ohren zu. Chris räusperte sich ins Mikrophon und sprach dann: "Ich denke, ihr wisst alle, warum wir hier sind? Richitg, um mich zu bewundern." Er grinste, als die andern aufstöhnten. "Nein, war natürlich nur ein Scherz. Also gut, ab morgen will uns ein lieber Mensch verlassen. Für ein seehr langes halbes Jahr. Und diese Person ist Anna, meine Freundin. Anna? Komm doch bitte mal nach vorne." Die Menge teielte sich und mit leicht geröteten Wangen trat Anna neben ihren Freund. Sie wusste nicht, ob sie weinen oder lieber doch lachen sollte. Der große Knoten in ihrem Magen drehte sich einmal um neunzig Grad und in diesem Moment, als sie die ausgestreckte Hand von Chris nahm, wurde ihr mit voller Wucht klar, was sie da tat. Alles würde sie aufgeben müssen für ein halbes Jahr. Niemand von ihrem Freunden könnte ihr helfen, sich in England einzuleben. Mit niemand aus ihrem Freundeskreis könnte sie ihre Sorgen oder Erfolge teilen. Höchstens durch einen Brief oder Telefon. Aber das war einfach nicht dasselbe. "Schaut sie euch ganz genau an.", sagte Chris und legte einen Arm um ihre Schulter. "Damit ihr sie gesund und munter in Gedanken habt. Denn wenn sie wiederkommt, wird sie krank und müde aussehen, weil sie merkte, dass Engalnd nicht gut für sie war." "Jetzt übertreib nicht", lachte Anna und küsste ihn auf die Wange. "Na gut, ich wollte eigendlich auch nur sagen, dass du so schnell wie möglich wiederkommen sollst, wir dich alle schrecklich vermissen werden und dir viel Glück wünschen." "Anna schniefte die Tränen weg. "Danke Leute, dass ist echt süß von euch. Ich werde euch ebenfalls ganz dolle vermissen. Und nun dreht die Musik wieder auf, wir wollen doch meine letzte Nacht in Deutschland feiern!" "Ich liebe dich.", flüsterte Chris Anna ins Ohr, ehe die Musik wieder voll aufgedreht wurde. Sie fiel ihm glücklich um den Hals und küsste ihn lange und ausgiebig. "Sind die beiden nicht süß?", fragte Tim und ließ Lucie zusammenzucken. "Einfach schrecklich, dieses ständige rumgeknutsche.", sagte sie dann und trank einen großen Schluck. "Dieses rumgeknutsche setzt eine menge Glückshormone frei. Das wirst du schon noch rausfinden. Soll ich mit dir üben?" Sie hätte ihn für den Satz kräftig eine gescheuert, wenn er nicht so ein guter Freund wäre und soetwas nur aus Spaß sagte. "Na klar, komm, da ist ne Ecke die recht dunkel ist. Da können wir ungestört üben.", sie grinste frech. "Was wollt ihr üben?", sagte Maik der vor ihnen auftauchte. Normalerweise würde er nie mit Lucie von selbst ein Gspräch anfangen, aber Chris meinte, er solle ihr eine Chance geben, außerdem schien sie grade so schön entspannt. "Oh, wie man sich am besten gegen Nervende Etwase schütz, wie du eines bist.", sagte Lucie mit einem zuckersüßen Lächeln. Maik bewunderte sie im Stillen, dass sie immer einen flotten Spruch auf Lager hatte, egal in welcher Situation. "Tut mir wirklich leid, aber gegen sowas wir mir kann man sich nicht schützen." "Das denke ich leider auch." Lucie seufzte und schreckte auf, als Maik ihr plötzlich einen Arm um die Schulter legte. Erstarrt schaute sie zu Tim, der jedoch nur frech grinste. Maik sagte freudig. :"Na komm schon, jetzt wo du dich mit uns anfreunden willst, solltest du etwas freundlicher zu uns sein." Lucie riss sich von ihm los und sagte spitz: "Wer hat denn gesagt das ich mich mit euch anfreunden will. Du hast ja echt ´n Dachschaden." "Den scheint ja jeder deiner Meinung nach zu haben.", Cindy kam angelatscht, den Arm fest um die Taille von Goffie gelegt. Für Lucies Geschmack war sie etwas zu grell geschminkt. Außerdem war das schwarze Top ihr viel zu eng. Sicher hatte sie es aus der Kinderabteilung mitgehen lassen. "Wenn noch mehr von euch auftauchen, dann ist der Abend wirklich versaut.", Lucie verdrehte die Augen. Sie konnte nicht verstehen,dass Anna sich mit diesen Trupp voller Idioten verstand. "Ihr scheint euch ja prächtig zu amüsieren.", sagte Anna, die gerade neben Lucie trat und ihr einen Arm um die Schulter legte. "Ich bin sicher, dass ihr euch alle bestens verstehen werdet." "Oh ja, und wie.", grummelte Lucie schmollend. Wütend fiel ihr Blick auf Chris, der hinter Cindy stand und sie scheinheilig angrinste. Dir werd ichs noch zeigen, dachte sie sarkastisch. Dein Lächeln wird dir noch vergehen. Ein Abschied war nie besonders schön, auch wenn es nur für ein halbes Jahr war. Aber wenn man mit diesem Menschen zuvor dreizehn Jahre fast jeden Tag seines Lebens verbracht hatte, kam einen ein halbes Jahr wie eine Ewigkeit vor. "Also wirklich, das diese Mädchen heutzutage immer so ein Gejammer um einen Abschied machen müssen.", seufzte Frank, der Vater von Lucie. Schon um neun Uhr morgens hatte er, samt seiner restlichen Familie, Lucie zum Flughafen gebracht, wo sie sich nun Tränenreich von ihrer besten Freundin verabschiedete. Es war wirklich selten, dass seine Tochter weinte, aber wenn, dann richtig. "Bald stehen wir hier wirklich unter Wasser.", stimmte Eva, die Mutter von Anna zu. "Können wir dann schwimmen?", fragte Marie mit der Naivität eines Kleinkindes." Lucie schniefte. "Ja, aber dann ertränk ich euch." "Dann mag ich dich nicht mehr.", mischte sich nun auch Lena ein. Chris war ehrlich erstaunt, wie ähnlich sich eine Familie sehen konnte. Die gesamte Familie Gellar hatte schwarze dicke Haare, blaue Augen (wenn auch in den verschiedensten Farben), einen schlanken Körper und sie trugen das Herz auf der Zunge. Er war faziniert. Und er wurde auch erst aus den Gedanken gerissen, als Annas Flug angekündigt wurde. "Mensch, jetzt ist es ja schon soweit!", ganz bewusst achtete Anna nicht auf das Bauchkribbeln. Nervös biss sie sich auf die Unterlippe. Sie schluckte schwer. "Tief durchatmen, mein Schatz.", Annas Vater umarmte seine Tochter stürmisch und drückte ihr einen dicken Kuss auf´s Haupt. "Es wird alles gut werden." "Können Flugzeuge nicht abstürzen?", fragte Lena unschuldig und glubschte ihre Zwillingsschwester mit großen Augen an. Diese nickte. "Ja, das hab ich auch gehört. Ganz oft. Und dann sehn sie immer ganz kaputt aus. Und keiner überlebt." Und kaum hatte Marie den Satz ausgesprochen, bekam sie von Lucie einen Klaps auf den Hinterkopf. "Könnt ihr kleinen Schnabbeltanten nicht einmal eure Klappe halten? Keine Angst, Anna nichts wird abstürzen." Anna nickte. "Ich glaubs auch nicht. Außerdem hab ich den Glücksbringer, den Chris mir geschenkt hat.", sie berührte mit zaghaften Fingern den silbernen Ring mit schwarzen Gravierungen, der an ihrer Kette neben den Herz hing, was Lucie ihr vor Jahren geschenkt hatte. "Und jetzt drückt mich doch noch einmal bitte ganz fest!" Lucie vergaß einmal ihre Missachtung gegenüber Chris und umarmte gemeinsam mit ihn Anna. Wieder kullerten Tränen aus ihren Augen und sie schniefte. "Ich werde dich mordsmäßig vermissen, klar? Und wehe du schreibst nicht mindestens einmal in der Woche." Anna lächelte unter Tränen und schniefte ebenfalls. "Ich versprech es.", sie schluchzte. "Und wehe, du vergisst zu antworten." "Ich verspreche es, es nicht zu vergessen.", ein letztes Mal fiel Lucie Anna in die Arme. "Ich hab dich lieb!" "Ich dich auch." Überschwinglich umarmte auch Chris die beiden Mädchen. "Und ich auch!" Lachend lösten die Mädchen sich voneinander und Anna gab Chris einen letzten Abschiedskuss, wobei die Zwillinge es nicht lassen konnten und schmatzende Kussgeräusche von sich gaben. Schnell umarmte Anna noch ihre Eltern, die von Lucie und zu guter Letzt die Zwillinge. Dann ging sie mit dem großen Koffer und der vollgestopften Tragetasche davon. An der Absperrung drehte sie sich nocheinmal um und warf jeden einen Luftkuss zu. "Jetzt können wir sie doch nicht mehr zurückhalten, sie an einem Mast festketten und bitten nicht zu gehen.", sagte Chris. Ausnahmsweise stimmte Lucie ihn einmal zu. "Ja. Echt traurig." Wortlos reichte Chris ihr ein Taschentuch und für einen kurzen Augenblick verstanden die beiden sich. Kommentarlos. Aber wie gesagt, nur für einen kurzen Augenblick... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)