Verloren von Tio (Drei Stories unter einem Titel) ================================================================================ Kapitel 2: Part II ------------------ „Ehrlich gesagt bin ich ganz froh mal meine Ruhe zu haben…“, sagte sie mit klarer sicherer Stimme, bevor sie nach einer letzten Verabschiedung den Hörer zurück auf die Gabel ihres alten Telefons legte. Noch immer zierte das sanfte Lächeln ihre Lippen, das sich kurz nach Beginn des Telefonats dort bemerkbar gemacht hatte. Gelogen hatte sie nicht. Ruhe war es wirklich wonach sie sich sehnte. Doch das setzte nicht voraus, dass sie auch allein sein wollte. Die meisten Menschen konnten ihr nur im Moment ohnehin nicht das Gefühl der Einsamkeit nehmen und so saß sie heut ein weiteres Mal ganz allein auf ihrem großen Sofa in ihrem hellen Wohnzimmer. Die letzten orangen Strahlen der untergehenden Sonne fielen noch durch ihr Fenster an die Wände. Gleich würde sie allein und in völliger Dunkelheit da sitzen. Dann würde auch endlich dieses Zimmer so wirken, wie sie sich längst fühlte. Verloren saß sie da, die langen dünnen Finger in ein Kissen gedrückt und stumm auf ihrer Unterlippe kauend. Zwanghaft versuchte sie das Brennen aus ihren Augen zu verbannen, das sich dort nach einigen hilflosen Gedanken bemerkbar gemacht hatte. Sie wollte jetzt nicht weinen, schoss es ihr durch den Kopf bis ein anderer Gedanke alle vorher da gewesenen überdeckte. „Du bist allein!“, klang eine kalte Stimme aus ihrem Hinterkopf. Und noch während diese Worte in ihrem Kopf wiederhallten, lösten sich die ersten Tränen von ihren Augen und liefen heiß und langsam ihre Wangen hinab. Sie schlang die Arme fester um das Kissen und ließ sich zur Seite fallen. Schweigend lag sie so da und gab dem Drang ihrer brennenden Augen immer Widerstandsloser nach, bis sie schließlich hemmungslos in ihr Kissen weinte. Ein Anruf und jemand wäre bei ihr gewesen. Doch niemand hätte sie so trösten könne, wie sie es sich wünschte. Alle hätten mit ihr reden wollen, oder sie zum reden bringen wollen. Dabei wäre es so viel einfacher gewesen sie zu trösten. Warum taten sich nur alle so schwer sie mal in den Arm zu nehmen? War es so unverständlich, dass jemand wie sie auch einfach mal nur umarmt werden wollte? All das fragte sie sich, während sie weiter ihren Tränen nachgebend langsam einschlief. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)