Zum Inhalt der Seite

Alles wird gut

"Ma, ma, Sakura-Chan." Eine Kaka/Saku-Story
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Stille

Moinsen Folks!

Hier das nächste Kapitel und meinen freundlichen Dank für die aufbauenden und positiven Reviews. :)))

Meine absurde Mischung aus Musik beim Schreiben: Rob Dougan: Furious Angels - Clubbed to death 2, Evan and Kayleigh & Kayleighs Funeral aus The Butterfly Effect und Mumford and Sons: After the Storm. Und noch ein paar andere. ;)
 


 

Kapitel 34
 

~Stille~
 

Die Stille ist ein Zwitschern

der nicht vorhandenen Vögel

Die Stille ist Brandung und Sog

des trockenen Meeres
 

Er konnte nicht gegen sie kämpfen. Nicht gegen Rin. Nicht gegen sie.

Wie eine Welle drängten all der Frust und die Anstrengung der letzten Tage und Monate in einem kurzen, gequälten Aufschrei an seine Kehle. Das rote Sharingan drehte sich und suchte – all dies war keine Illusion.

Seine Fäuste ballten sich. Was sollte er tun? Was konnte er tun?

Bei jedem war er in der Lage sich zu konzentrieren, auf das Wesentliche zu blicken. Nur bei einer Person wusste er nie, wie er reagierte. Und das war Rin. Tief sog er die Luft ein und stieß sie langsam wieder aus.

Er wusste nicht, wie er handeln sollte. Er wusste nicht wie er handeln sollte ohne all das zu verraten, an dass er glaubte.
 

Sakura trat einen Schritt zurück und beobachtete auf diese Weise Kakashi aus den Augenwinkeln. Sie sorgte sich um ihn genauso wie um Rin – nein, vielleicht um ihn noch mehr. Und sie hatte Mitleid mit den beiden. So überwältigend großes Mitleid, dass sie sich völlig hilflos vorkam. Es war nicht fair. Wie sollten sie Rin von dem Parasiten trennen, wenn sie nicht im Vollbesitz ihrer physischen und mentalen Kräfte war? Sie mussten so schnell wie möglich handeln, nur wusste sie nicht wie.

Welche Chance hatten sie, die junge Frau zu retten? Die Frau, um die sich Kakashi so sehr sorgte.

Rin streifte die störende Kapuze zurück und hob das Kunai. Es war ihre einzige Waffe. Orochimaru hatte sich nicht einmal dir Mühe gemacht, sie mit irgendetwas auszustatten, mit dem sie sich gegen Kakashi und Sakura würde zur Wehr setzen können. Es war vom dunklen Sanin nicht bedacht, dass Rin überleben sollte.

„Rin.“, versuchte es Kakashi leise aber eindringlich, und die müden, erschöpften Augen der ehemaligen Ärztin legten sich auf ihn. Trübe war ihr Blick, aussage- und kraftlos. Dann griff sie ihn an.

Sakura stürzte vor Kakashi. Er sollte nicht in die Situation kommen, seine ehemalige Teamgefährtin verletzen zu müssen. Sie würde sie von ihm fernhalten und eine Lösung finden!

Sakura parierte den Kunaiangriff mit einem eigenen Wurfmesser. Es fiel ihr nicht schwer, die wenig kraftvollen Angriffe abzuwehren. Dennoch erkannte sie, dass Vorsicht geboten war – nur zu schmerzlich brannte die Schnittwunde an ihrer Seite und erinnerte sie daran, dass sie es mit einer ehemaligen Jonin zutun hatte. Nicht mehr im Training, aber dennoch eine ehemalige Jonin.

„Kakashi, rede weiter mit ihr!“, drängte Sakura. „Die Zeit läuft ihr davon, rede mit ihr!“ Auf Sakura hatte Kakashi vor einer Stunde gehört, als er selbst in Rins Situation war. Vielleicht würde Rin auf Kakashis Stimme reagieren.

Es dauerte einen Moment, bis Kakashi sich so weit im Griff hatte, es erneut zu versuchen. „Rin, wehr dich dagegen. Du möchtest uns doch gar nicht angreifen. Rin.“

Seine Worte gingen scheinbar ins Leere. Nur Rins leises, angestrengtes Keuchen drang über die schmalen Lippen. Ein wenig Blut floss dunkel aus ihrer kleinen Stupsnase.

„Rin!“

Sakura musste immer schneller reagieren, denn Rins Angriffe kamen immer gezielter, schneller und gemeiner. Die ehemalige Medi-Nin wusste genau, welche Muskelpartien einem Angriff ungeschützt ausgeliefert waren. Mit einem plötzlichen Aufschrei ging Sakura in die Knie.

Abgelenkt durch einen weiteren Kunaiangriff, hatte sie die freie Hand Rins nicht rechtzeitig abwehren können, als diese Chakra in ihrer Hand wie ein Skalpell formte und damit eine Sehne in ihrem Knöchel durchtrennte. Rin war sofort über ihr, und aus reinem Reflex stieß Sakura die kranke Frau mit ihrer chakraverstärkten Hand vor die Brust.

Rin rammte eine Hand in den Boden und bremste damit die Wucht des Angriffs, die sie nach hinten geworfen hatte. Katzengleich kam sie auf die Beine und machte in Bewegungen, die sehr viel Übung verrieten, Handzeichen. Plötzlich erschienen neben ihr noch weitere Rins und stürzten alle auf Sakura zu, die sich humpelnd von ihrem Standort flüchtete.

Dennoch war sie sogleich umzingelt.

Sakura packte ihr Kunai und stieß es einer der Rins in den Oberschenkel, doch sie traf auf keinen Widerstand – es waren Illusionen. Atemlos blickte Sakura im Kreis: welche war die echte, und würde ein Angriff von den unechten sie dennoch verletzen können?

Ein plötzliches, instinktives Gefühl ließ sie zur Seite blicken. Gerade so konnte sie die echte Rin hinter den Illusionen ausmachen, die die Zeit genutzt hatte, ein Jutsu zu vollführen, mit dem sie lilafarbenen Giftnebel aus dem Mund blasen konnte.

Sakuras Augen weiteten sich. Shizune-senpai konnte dieses Jutsu auch. Hatte sie es etwa von Rin gelernt?

Die Illusionen lösten sich zitternd auf. Hastig riss Sakura den Stoff ihres Oberteils vor den Mund und flüchtete sich außer Reichweite. Wie sich herausstellte, geschah dies gerade rechtzeitig, denn glühende Chakranadeln aus Rins Fingern fraßen sich dort zischend in den Boden und verfolgten Sakuras Fluchtweg.

Die junge Chunin wendete auf der Stelle, als sie begriff, dass sie in Kakashis Richtung unterwegs war. „Rede mit ihr, Kakashi! Rede mit ihr! Sie verbraucht zu viel Chakra, aber dafür ist sie zu krank! Rede endlich!“, brüllte sie und wich gerade so erneut glühenden Nadeln aus.

Dann stieß sie sich mit den Händen am Boden ab und machte einen riesigen Satz in Rins Richtung, kam hinter ihr auf und durchbrach mit einem Rundtritt die kraftlose Deckung.

Wie ein gewichtloser Ast taumelte Rin durch die Luft und wäre unsanft zu Boden gekracht, wenn Kakashi sie nicht aufgefangen hätte.

Unwirsch befreite sich Rin erneut aus seinem Griff wie flüssiges Quecksilber, das er nicht halten konnte. Atemlos und unsicher zeigte sie mit der Spitze des verschrammten Kunais auf sein Gesicht, die andere Hand glühte in schneidend scharfem Chakra. Sie müsste nur die Hand ausstrecken.

Etwas schien sie zu irritieren, denn sie starrte nur, ohne etwas zu unternehmen.

Kakashi blickte sie aus seinen unterschiedlichen Augen eindringlich an. „Rin. Erinnere dich.

Erinnere dich daran wer du bist. Wer ich bin.“

Immer mehr Blut tropfte aus ihrer Nase, das schlanke Kinn hinab und bildete auf dem feinen Stoff des dünnen Mäntelchens, das sie trug, einen krassen Kontrast.

Kakashi sah es und ein gequältes Seufzen entrang sich seiner Kehle.

„Erinnere dich. Rin. Du bist Rin, ich bin Kakashi. Ich habe dir immer deine Lieblingspralinen ins Krankenhaus gebracht. Ich habe auf dich aufgepasst. Wir waren immer zusammen. Erinnere dich an Minato-Sensei und an Obito.“

Das Sharingan arbeitete.

Rin schien das Atmen vergessen zu haben, denn einen scheinbar endlosen Augenblick regte sie sich überhaupt nicht. Dann zitterten ihre Augenbrauen ein wenig und noch mehr Blut floss in Strömen aus der Nase und tropfte auch ihr Ohrläppchen herab. „O…“

Kakashi trat näher und ließ die Spitze des zittrigen Kunais seine Brust berühren. Seine Stimme war gefasst, aber rauer als sonst. „Obito. Rin, was du sagen willst ist Obito.“

„O…“

Ihre Augen blickten zu Kakashis auf, und ihr Blick war nur eine Nuance klarer als zuvor. Doch diese Nuance genügte. Ihre Augen wurden feucht. „Kaka-shi…?“

Es war, als hätte ein Sturm angehalten und alles wäre plötzlich ohrenbetäubend still.

Kakashi lächelte schwach und nickte. Seine Hand legte sich auf das Kunai an seiner Brust und drückte es herab, doch sie trat einen hastigen Schritt zurück und presste sich eine Hand vor das Gesicht. „Nicht! Nicht! NICHT!“

Dann floss Blut zwischen ihren Fingern auf dem Gesicht hervor, und mit einem schmerzverzerrten Schrei fasste sie sich an die Schläfen und wiegte ihren Körper wie in einem unsichtbaren Kampf hin und her, als ringe sie mit sich selbst.

Dann war es so plötzlich vorbei, wie es begonnen hatte. Denn ihr ausgemergelter Körper konnte den defekten Parasiten nicht länger am Leben erhalten. Er starb. Seine Zeit war abgelaufen. Und das war der einzige Grund, warum sie es schaffte, ihn abzustreifen.

Das Kunai entglitt ihren Fingern und fiel beinahe lautlos in das hohe feuchte Gras, wo es in einer Ameisenstraße dunkel schimmernd liegen blieb.

Ihre Arme schlangen sich um ihren bebenden Leib, und sie krümmte sich unter einem heftigen Husten. Ihre Knie gaben nach und sie verlor das Gleichgewicht. Bevor ihre Schultern die ersten Grasspitzen berührten, stützten sie starke, warme Hände und fingen sie auf. Wie eine Illusion – lautlos, und verschwommen.

Blut und eine helle zähe Flüssigkeit tropften aus Rins Ohren und auf den Boden. Von der hellen Substanz würde bald an der Luft nichts mehr geblieben sein.

Rin schlug die braunen Augen auf und drehte den Kopf so, dass sie Kakashi sehen konnte. Das viele Blut wirkte fürchterlich auf ihrer elfenbeinfarbenen Haut. Es war wie aus einem langen Traum zu erwachen und gleich in den nächsten zu gleiten. Sie lächelte müde. „Kakashi.“

Er erwiderte ihr Lächeln warm.

„Mein geliebter Kakashi… Ich war ein böses Mädchen…“ Sie streckte schwach die Zunge heraus. „Der Sturm is vorbei. Meine Gedanken sind so klar… Wie die Luft nach einem Regen. Es… es tut mir Leid, ich… mache dir ja bloß Ärger.“

„Das macht nichts, Rin. Und dafür ward ihr beide schon immer gut, du… und Obito.“

Ihre Hand wanderte zu seinem Arm, und drückte ihn schwach. „Ich… Schelm, was?

Danke, Kakashi.“, wisperte sie. Ihre Haut wirkte unglaublich grau und blass, als wäre sie durchscheinend wie die eines Geistes.

Sakura trat an die beiden heran, doch bei diesem Anblick zog sich ihr die Brust zusammen, und ihre Hand legte sich ohne ihr Zutun auf den Mund.

Sie musste das Gesicht abwenden, es war so schmerzlich, diese beiden zu sehen, und sie konnte und wollte sich in diesem Moment nicht dazudrängen. Es war nicht fair von Orochimaru gewesen, sie in diese Angelegenheit mit hineinzuziehen. Es war nicht fair, dass er Rin gegen Kakashi hatte kämpfen lassen. Als wären Menschenleben, die sie zerbrechlich waren, nicht mehr wert als Schachfiguren aus Glas auf einem großen Spielbrett. Es war alles nicht fair.

„Kakashi, du… hast so viel für mich getan… Immer auf mich aufgepasst… Könnte Obito dich nur so sehen… Er wäre… er wäre sehr zufrieden mit dir… Wie ich. Glaub mir, er wäre es.“

„Rin… Ich weiß nicht, wie ich jemals wieder gut machen soll, was ihr für mich geopfert habt… Obito und du… Wie soll ich mein Leben leben, damit ich all das rechtfertigen kann? Ich habe unendlich viele Fehler gemacht und viele Dinge getan, die ich niemals vergessen darf. Ich bin kein guter Mensch, Rin. Aber ich wollte immer, dass es dir gut geht.“

Da lächelte sie. „Ich weiß. Du bist es bereits. Du bist das alles bereits wert, was Obito… und ich…“

Auch wenn Kakashi wusste, dass es zu anstrengend war für Rin zu sprechen, wollte er ihre Worte nicht stoppen, konnte es nicht. Er war für ihren Zustand verantwortlich, er hatte sie zu dem gemacht was sie jetzt war, er hatte sie bei jedem Schritt begleitet. Alles was sie sagen würde, war etwas Besonderes. Und es würden doch niemals genug Worte sein können.

Seine Arme schlossen sich ein wenig fester um seinen und Obitos Schatz, vorsichtig, stets behutsam, und versuchten sie bei sich zu halten. Nicht nur ihren Körper, sondern auch seine Rin, ihren Geist.

„All die Jahre hast du dich um mich gekümmert… egal wie ich zu dir war. Das weiß ich alles. Manchmal wollte ich dich vergraulen, dich zum gehen zwingen,… damit du mich vergisst. Dich absichtlich vor den Kopf stoßen. Ich war so oft gemein zu dir. Aber selbst… wenn es unabsichtlich war, bist du nie gegangen. Du… kennst mich einfach zu gut, nich wahr? Mir war immer so kalt, so schrecklich kalt.

Ich liebe dich, Kakashi.“ Sie drückte ihm mit den blutverschmierten Lippen einen Kuss auf den Mundwinkel. „Ich liebe dich so sehr. Du warst, bist… all die Jahre… da. Das habe ich dir nie vergessen.“ Ihre Hand nahm seine und legte sie auf ihre Brust. Deutlich spürte er unter seiner Hand das Schlagen ihres Herzens. Dann beugte sie sich vor und küsste ihn auf den Mund.

Sakura spürte einen Stich des Neids, schämte sich aber sogleich für ihre Gefühle.

Rin schaute Kakashi ruhig und zufrieden in die Augen. „Ich liebe dich. Du bist die Wärme meines Lebens.

Ich habe… auch etwas… ein …Geschenk für dich. Zum Dank. Für deine Jahre.“ Sie krümmte sich und wimmerte, dann erbrach sie sich, und Kakashi hielt ihr besorgt den Kopf zur Seite und die Haare aus dem Gesicht, damit sie keine Schwierigkeiten bekam. Er wünschte er wäre in der Lage, irgendetwas zu tun.

Schwer atmend lag die abgemagerte junge Frau in seinen Armen und kämpfte gegen den heftigen Schwindel an. Ihre Haut wurde noch blasser. Schweißperlen traten ihr ins aschfahle Gesicht und liefen die erhitzte Haut hinab. Sie hatte Probleme das Gesicht des anderen zu fokussieren, und versuchte sich schließlich am roten, vertrauten Sharingan zu orientieren und festzuhalten.

Ein Lächeln.

Sakura erkannte die Symptome von Rins Körper auf den Verlust des… Orochimarus Experimentes. In Rins derzeitigem, ohnehin geschwächtem Zustand, musste es furchtbar für die kranke Frau sein.

„Hab keine Sorge, Kakashi, ich bin kein gebrochener Mensch. Ich war glücklich mit euch in einem Team, mit Obito, Minato-Sensei und dir. Die Zeit danach… sie war hart, aber sie war nie unmöglich. Du warst es, der mich durch alles hin begleitet hat… Bei jedem Schritt. Sogar jetzt bist du an meiner Seite, the… Ich werde sterben, Kakashi. Daran führt kein Weg… kein Weg vorbei. Ich bin Ärztin, ich weiß das. Die Gewissheit macht mich stark und ich fühle mich sehr ruhig. Ich habe keine Angst, denn jetzt ist meine Zeit gekommen. Geh jetzt ohne mich weiter und lass mich…gehen. Lebe und werde …werde… auf jeden Fall… glück-…lich. Ich darf das von dir verlangen.“

Sie schloss ihre Augen und kämpfte gegen den viel zu starken Schwindel an. Dann hatte sie sich wieder etwas beruhigt, und mit Nachdruck und Belehrung in der Stimme wisperte sie ihm Worte ins Ohr. „Jetzt darf ich alles sagen, was ich will. Und so viel ich will. Sei stark, hörst du? Und hab keine Angst, ich sterbe nicht als gebrochene Frau. Wirklich nicht. Und du versprich mir, dass du das ebenso nicht tust. Und vor allem, dass ich dich erst sehr viel, sehr viel später …wiedersehen werde, versprich das, …ja?“ Er nickte langsam, jedoch ohne Zögern. Da lächelte sie zufrieden, und Tränen stiegen ihr in die Augen. „Dann ist gut. Dann ist gut. Meine Liebe. Wenn ich dich nicht als alten Mann mit unendlich vielen Falten überall und richtig w- weißen Haaren wiedersehe, dann werde ich… sehr böse sein auf dich, weißt du? Weil ich das verlangen darf.“ Sie musste wieder würgen. Blut mischte sich in ihren anschließenden Husten, und ihr Körper begann erst leicht, dann immer stärker zu zittern. Ihre Worte kamen schwerfälliger und undeutlicher, aber drängender.

„Kakashi… Ich hab… hab noch ein Geschenk für dich… Nich vergessen… Ein Dankeschön für all d-die Jahre, in denen du immer… bei mir wars… Ich hab lang…lange darüber nachgedacht, habs mir extra aufgeschriebn, damit ich es nich vergesse wenn …wenn mein Kopf nich klar ist, un jetz… is es fertig un…-d… so weit. Ich will, dassu stark bis. Du sollso stark sein, dass dich nieman so leichd besiegn k-kann.“ Der Druck ihrer Fingerspitzen auf seinen Arm wurde wie ihr Blick intensiver, und sie kämpfte um jedes einzelne Wort. Tränen liefen ihr die Wangen hinab. „Du solls…-t …der Stärkste auf der ganzen Welt sein- der Stärkste! Damit ich Obito nich sagen muss, sein Sharingan hätte …nich ausgereicht.“ Jetzt weinte sie wirklich. Was hätte nur sein können, wäre all dies nie passiert. Wären Obito, Minato, und sie… „Das, was dir dazu fehlt… is Kraft, Kakashi… Ich habe ein Jutsu erfundn, extra für dich… für dich. Ein Jutsu, meine Kraft dir ßu gebn, damidu, damit du das Sharinga benutzn kanns, so lange du wills…-t…“ Sie lächelte. „So lange du willst. Diese Kraft werde ich jetz nich mehr…brauchen.

Es is…mein, mein Chakra.“ Mit dem bebenden Fingerrücken fuhr sie ihm voll aufrichtiger Zuneigung über die Wange. Sie wusste, dass er nichts sagen konnte, dass er keine Worte hatte für einen Augenblick wie diesen - woher hätte er sie auch nehmen können. Sie wusste, dass er diesen Augenblick immer gefürchtet hatte und nie hatte erleben wollen, und doch war er jetzt gekommen. Sie würde ihn verlassen. Sie würde fortgehen. Für immer.

Seine letzte, verbliebene Verbindung zu Obito und Minato und all den anderen. Seine letzte Verbindung zu seiner Vergangenheit. Wenn sie fort wäre, wäre er der letzte aus seiner Zeit, seiner Art. Der letzte Hatake, der letzte des Teams Minato. Der Einzige.

„Rin…“, seine Stimme war rau und leise, und tief innen besorgt, doch klang sie gleichzeitig gefasst. So war er, ihr Kopier-Ninja. Stark…

Sie nickte zufrieden, ihre Augen strahlten. Einen Moment tat er ihr unendlich leid, hatte er sie doch nie aufgegeben, hatte soviel von sich selbst gegeben. Doch sie wusste, dass es besser für sie beide wäre. „Es geht weiter für dich. Gerade aus. Immer… mutig gerade aus weiter. Lebe wohl, Kakashi. Eines Tages …s-sehen wir uns wieder. Ich …ge-he nur schon mal vor und grüße die anderen von dir, denn du komm ßu spät. Un wag es, wag es ja nich, einmal ßu früh… nachßukommn, das wär…untypisch!“

Er schmunzelte kurz, dann drückte er sie fest an sich und vergrub sein Gesicht tief in ihren braunen Haaren. Ihre dünnen Arme schlossen sich um ihn, drückten ihn ein letztes Mal, und ihre perfekten weißen Hände begannen dann zitternd, Fingerzeichen um Fingerzeichen zu formen.

Sakuras Tränen rannen frei die Wangen hinab, als Rins Chakra schließlich in Kakashis Körper floss, sanft, wie eine leise Anfrage, die sich warm und liebevoll an einen schmiegt. Hell bläulich und grün leuchteten die Chakrastränge, die sich an Kakashis Oberarm zu einem kleinen Siegel formten, das stark an eine bläuliche ANBU-Spirale erinnerte. Es dauerte ewig, und war doch innerhalb weniger Herzschläge getan. So plötzlich war es dann vorbei. Die Welt verstummte, und das Chakra verlosch. Nur noch ein winziger Rest blieb in ihr zurück.

Das Siegel blieb dunkelblau auf der braungebrannten Haut zurück wie eine dumpfe, warm pochende Erinnerung.

Kakashi legte die zu Tode ermüdete Frau in seinen Armen auf den Boden, und blickte in ihr lächelndes, wunderschönes Gesicht. Ohne hinzuschauen riss er sich etwas Stoff aus seinem Hemd um ihren blutverschmierten Mund zu säubern. Kurz blitzten Trauer und Bedauern in den warmen braunen Augen auf, dann schimmerten sie wieder zuversichtlich. „Ein bisschen wünschte ich, es wäre anders gelaufen. Aber es is gut so, weil alles gut wird… Bis dann, mein geliebter, starker Kakash-i.“, flüsterte sie. „Und dein Versprechn, …denk daran, Ka…-shi, denk daran…“ Sie hustete nass, bekam keine Luft mehr und schnappte panisch nach Atem. Sakura war sofort bei ihr, auch wenn sie wusste, dass sie Rin nicht retten konnte. Sie konnte ihr nur die Schmerzen erleichtern, den bevorstehenden, langsamen und qualvollen Tod etwas angenehmer machen. Ihr Chakra floss in den Körper der Kunoichi, und Rins Atem beruhigte sich wieder.

Für weitere Worte fehlten der Sterbenden die Kraft. Ein gnadenvolles Ende in Würde blieb ihr verwehrt, der Tod trat nicht sofort ein. Klinisch saubere Tode waren selten. Es dauerte. Allein der Chakraverlust würde es am Ende unbarmherzig vorantreiben. Nach und nach versagte ihre Muskulatur die Funktion, und ihr Tastsinn schwand. Sie hatte Angst, Kakashi sah es in ihren Augen, obwohl sie es niemals zugeben würde. Da nahm er fest ihre Hand, ihr Kopf auf dem Schoß gebettet, aber sie sah es mehr als dass sie es fühlte. Sie weinte. Aber s war nicht wichtig. Nicht zu spüren.

Die ganze Zeit über schaute sie in Kakashis Gesicht, fand Kraft und Unterstützung in beiden, seinen unterschiedlich gefärbten Augen, und in der Hand, die ihre fest und ruhig umschloss. Und auch in den prickelnden, warmen Chakrawellen Sakuras, die ihren Körper durchfluteten.

Er war sich sicher, dass sie ihn irgendwann nicht einmal mehr sehen konnte, aber dass Zittern ihres Körpers wurde nach und nach ruhiger durch Sakuras Zutun, und Entspannung machte sich in den müden Gliedmaßen breit. So lange war sie so müde gewesen.

Kakashi wusste nicht einmal, dass Rin auf einmal fort war. Ihr Blick hatte sich nicht verändert, und sie hatte ihn mit einem Lächeln im Gesicht lautlos wie ein Sonnenstrahl verlassen. Er bemerkte es erst, als Sakuras grünes Chakra aufhörte zu leuchten. Die junge Frau faltete ihre Hände auf dem Schoß zusammen und starrte mit fest zusammengepressten Lippen auf einen Punkt im Gras neben Rins friedlichem Gesicht.

~“Ich geh nur schon mal vor und werde die anderen von dir grüßen. Und wag es ja nicht, zu schnell nach zu kommen, Kakashi! Sonst werd ich nämlich böse.“

Das Gelächter eines zwölfjährigen Jungen mischte sich mit Rins Stimme, und Minatos weiße Zähne leuchteten auf, als er breit grinste. „Du bist ja heute viel zu spät, Kakashi. Gewöhn dir das bloß nicht an, eines Tages wirst du diese Eigenschaft noch ganz schrecklich bereuen. Man, warum muss ausgerechnet ich mit solchen Pflaumen in einem Team sein!“ „Hey!“, empörte sich Obito über ihre Worte. „Ich bin keine Pflaume. Über den da sag was du willst, aber vergleich mich bloß nicht mit ihm!“ Rin stemmte die Hände in die Hüften. „Ihr beide seid doch genau gleich – unterbrich mich nicht, Obito!- Und wann kann ich mal über dich sagen, du hättest gutes Timing! Niemals! Wenigstens Kakashi kriegt das sonst immer hin, er ist …eigentlich ganz toll. Ja, ihr beide seid wirklich überhaupt nicht zu vergleichen!“ „Bäh!“ „Bist du endlich fertig, Rin? Wir müssen los.“, sagte Kakashi und schritt desinteressiert über ihre Rede an ihr vorbei. Beleidigt schnappte sie nach Luft, sah Obito, der ihr eine hämische Grimasse schnitt, und rannte ihm wütend und wilde Drohungen ausstoßend hinterher. Minato schüttelte den Kopf und folgte seinem Team gutgelaunt. „Nicht wahr, Jiraiya-Sensei, so waren wir früher auch, unser Team unter deiner Führung… Ich bin also zuversichtlich.“ Das Lachen eines Hokages mischte sich unter das lautstarke Gezeter eines jungen, unbeschwerten Teams, das gerade an seinem Anfang stand. Am Anfang einer großen, sehr langen Reise.


 

Kakashi betrachtete einen Moment länger Rins Gesicht. Es wirkte beinahe so, als würde sie schlafen. So wirkte es oft, dachte er sich. Der Sturm war vorbei. Alles war still und ruhig. Sie hatte ihren Frieden gefunden.

Mit dem Zeigefingerrücken strich er ihr über die zarte Wange.

Wie warmes Porzellan.

Rin.

Dann umarmte er sie und vergrub sein Gesicht in ihrer Nackenbeuge. Das Weiß der Finger trat hervor, als sein Griff um sie fester wurde.
 

~“Du bist die Wärme meines Lebens.“~
 

Dumpf konnte er Sakuras schluchzen hören.

Der Mond strahlte kräftig und kühl.

Es wirkte alles so unwirklich. So wenig real.

Sein Sharingan war wie immer das erste, das weinte. Das andere Auge blieb trocken.

Dann öffnete er die Augen, von denen er jetzt erst begriff, dass er sie fest zusammen gepresst hatte, nickte bedächtig und wiederholte im Stillen sein Versprechen. Keine Sorge, Rin, ich werde nachkommen. Aber jetzt noch nicht. Schmerz und Verlust waren unendlich groß. Aber die Notwendigkeit ihrer Situation, die Dringlichkeit der Angelegenheit, die sie überhaupt erst in diese Berge geführt hatte, half. Eine nahe Explosion erinnerte ihn an Naruto und Koshirou.

Er blickte auf zu Sakura, die gerade ihren verletzten Knöchel heilte und ihre Heulkrämpfe nur schwerlich in den Griff bekam.

Nein, jetzt noch nicht, Rin.
 

Keine Sorge.


 

Die Stille ist das

was übrig bleibt von den Schreien

Die Stille ist die Stille

Die Stille ist meine Zukunft

~Erich Fried~
 

~Ende Kapitel 34~
 


 

Ich wünscht, ich wäre ein Vöglein

Und zöge über das Meer,

Wohl über das Meer und weiter,

Bis daß ich im Himmel wär!
 

(J. v. Eichendorff)
 

:)
 

I killed Rin. What a bad person I am.
 

Das nächste Kapitel heißt: "Der finale Stein"



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2010-10-15T15:00:41+00:00 15.10.2010 17:00
Ich brauchte ein Taschentuch. Vielleicht sogar zwei. Aber du kennst mich ja: die hab ich nur dazu genutzt, meinen Computer zu säubern, ich flenne nicht!
Den Kampf hatte ich erneut lebhaft vor Augen. Das Drama war eindrücklich genug. Ich mag die Idee, das Rin Kakashi hilft, dass sein Chakra nicht mehr der limitierende Faktor ist um Obitos Sharingan zu benutzen.
Das Kapitel: sehr betrüblich! Wirklich sehr. Und gut geschrieben.
Von:  fahnm
2010-10-10T22:57:48+00:00 11.10.2010 00:57
*schniff*
Das wird Oro büßen.
Ich bin schon sehr gespannt auf dass nächste kapi!^^
Von:  Shuu_san
2010-10-10T17:00:13+00:00 10.10.2010 19:00
*sinff, hrch hrch glb, schlurz schniff, tropf* also...weißt du..*tastatur trockne* das kapitel war mit abstand das rührendsde was ich jeh gelesen habe ;_______; und ich habe WIRKLICH schon VIELgelesen. selbst in hervoragender literatur hab ich sowas bewegendes selten gefunden,war wirklich undglaublich ergreifend *schluchz* rins tot O.O mann deine art zu schreiben, hatt...sowas...man fühlt richtig mit, man merkt garnichts mehr von dem was um einen rum passiert... das war wirklich ergreifend *sniff*... und wehe die storry kriegt kein rührendes ende ^.~
kannst du mir ne ENS schreiben, wenn das neueste kapitel on kommt, ich kucke immer jeden tag nach ob schon was neues rausgekommen ist ^^""
Von:  Vas
2010-10-10T16:58:52+00:00 10.10.2010 18:58
Du hast mich wirklich an den Rand meiner Beherrschung gebracht.
Wäre das Kapitel länger gewesen, sprich, Rins Tod hätte länger
gedauert hätte ich angefangen zu weinen.
Ich weiß gar nicht genau was ich zu dem Kapitel sagen soll. Es war
ergreifend, voller Traurigkeit.
Schreib weiter so^^
lg Hachi
Von:  neighbours_kid
2010-10-10T16:39:43+00:00 10.10.2010 18:39
Wieder einmal ein berührendes Kapitel.
Bei Rins Tod war ich den Tränen auch sehr nahe.
Tolle Arbeit, mach weiter so.
Ich freue mich immer wieder wie ein Kullerkeks wenn ich sehe, dass ein neues Kapitel zum lesen da ist.
Vielen Dank dafür, dass du immer wieder Zeit aufbringst an diesem Fanfic weiter zu schreiben.
Weiter so.

LG, Minatochen


Zurück