Bis(s)- in die Zukunft von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 12: Familienbande Teil 2 -------------------------------- In Rosalies rotem BMW-Caprio rasten wir in Richtung Port Angeles. Sowohl Alice als auch Rosalie schienen darüber sehr verärgert. Wie sie mir zu verstehen gaben hatten sie sich einen pompösen Ausflug in einer Großstadt vorgestellt. Beide stellten des Öfteren klar, dass man in „diesem Minikaff“, wie sie es nannten, nie etwas Anständiges finden würden. Aber Esme hatte sich mit dem Vorwand, dort habe eine neue und gut sortierte Boutique aufgemacht und der Erinnerung an das geplante Baseballspiel durchgesetzt. Als sie davon anfing wurde mir übel: „Muss ich da wirklich mitmachen? Reicht es nicht, wenn ich einfach zuschaue wie beim letzten Mal?“, fragte ich hoffnungsvoll. Obwohl ich jetzt ein Vampir war und zumindest über gerade Flächen ohne Stolpern gehen konnte, traute ich meinen sportlichen Fähigkeiten keineswegs. „Tut mir leid Liebes!“, ließ Esme entschuldigend verlauten, während sie vom Fahrersitz mein Bein tätschelte. „Aber für die Jungs ist das quasi das Aufnahmeritual, damit du richtig zur Familie gehörst. Es ist also Pflicht!“, erklärte mir Alice fröhlich. „Genau wie das Einkaufen.“, ergänzte Rosalie bestimmt. Esme schüttelte nur missbilligend den Kopf: „Das ist alles Unsinn, du gehörst natürlich auch jetzt zur Familie. Aber sie freuen sich schon so darauf, als lass ihnen den Spaß.“ Ich grummelte still vor mich hin. Das war ein blödes Argument. Die Cullens waren für mich meine Familie und es fiel mir schwer ihnen etwas abzuschlagen. Vor allem, wenn ich an Edwards Begeisterung dachte, wenn es um Baseball geht. Nach 45 Minuten kamen wir in Port Angeles an, wo wir auch direkt die Boutique fanden, die Esme gemeint hatte. Sie war ziemlich groß und von Dessous bis zur Abendkleidung bestens ausgestattet. „Also Bella, du gehst brav in eine der Umkleiden und wir bringen dir alles was schön ist zum anprobieren“, befahl Alice. Als ich den Mund öffnen wollte um ihr zu widersprechen sah sie mich nur vernichtend an und drohte: „Keine Widerrede!“ Über vier Stunden verbrachte ich nun damit, wahllos irgendwelche vollkommen überteuerten Dinge anzuprobieren. Die drei hatten sich ein wenig aufgeteilt und brachten mir wahrscheinlich sämtliche Ware im laden. Rosalie hatte sich auf Abendgarderobe und Anziehsachen für feinere Anlässe spezialisiert, was für sie natürlich auch Schuhe, Taschen und Assesoires beinhaltete. So stapelten sich auf dem rechten Haufen, der alles beinhaltete, was Rosalie für unbedingt notwendig und ich für passend hielt, bereits sechs lange Kleider, die zugegebenermaßen sehr schön waren: Eins war ein weinrotes Neckholderkleid, dessen Ausschnitt sehr großzügig ausfiel und das auch fast meinen gesamten Rücken zur Schau stellte. Das Zweite war ein traumhaftes hellblaues Kleid ohne Träger, das ab der Hüfte weit wurde. Ein drittes hatte mir Rosalie aufgeschwätzt, es war schwarz und sehr eng, sodass ich ohne den Schlitz, der an der rechten Seite fast meinen gesamten Oberschenkel präsentierte, keine Chance hätte mich vom Fleck zu rühren. Außerdem gab es da noch ein rosanes, ein lavendelfarbenes und ein dunkelblaues. Zudem hatte sie mir noch ein „Kurzes Schwarzes“ und drei Cocktailkleider aufgedrängt. Doch als ich sie fragte, wann zum Teufel ich all diese Dinge anziehen sollte hatte sie mich nur missbilligend angeschaut und geseufzt. „Mensch Bella, jetzt stell dich mal nicht so an, du wirst jetzt bis in alle Ewigkeit existieren, es werden sich also noch genug Anlässe bieten!“ Unermüdlich hatte sie nun auch noch zwei Hosenanzüge besorgt und zum Jacket des einen einen Rock. Esme hatte sich auf die Alltagskleidung spezialisiert und brachte mir ebenfalls unermüdlich immer wieder Blusen, Jeans, Röcke, Hosen, T-Shirts und alles was sie sonst noch fand. Im Gegensatz zu Rosalie besprach sie allerdings mit mir, ob wir die einzelnen Stücke jetzt nehmen sollten oder nicht und bestimmte nicht einfach über meinen Kopf hinweg, wobei sie mich allerdings immer wieder daran erinnerte nicht aufs Geld zu achten. Auch Alice war nicht untätig: sie schleppte alle möglichen Dessous an, in jeder Form und Farbe. Zudem hatte sie sich bereit erklärt, nach Schuhen, Taschen und Jacken für mich zu schauen. Am Anfang hatte ich einmal gewagt vorzuschlagen, die drei sollten doch ruhig auch mal was für sich suchen, worauf Rosalie nur gelacht und Alice die Augen verdreht hatte. Esme erklärte mir dann, ich brächte erst mal ein paar Basics, doch das war reine Untertreibung. Die Tüten, die wir vier und die zwei Bedienungen zum Auto schleppten, waren keine Basics, es waren die vollkommen übertriebenen Einkäufe von drei Kaufsüchtigen. Es passte natürlich nicht alles ins Auto, obwohl wir sowohl Kofferraum als auch den Mittelplatz auf der Rückbank und die Fußbereiche voll stopften. Schließlich rief Esme Carlisle an und verdonnerte ihn und die Jungs, die sich auf dem Rückweg von ihrer Jagd befanden, bei der jetzt fast leer gekauften Boutique vorbeizufahren und die restlichen Tüten abzuholen. Ich war vollkommen erschöpft, Esme, Rosalie und Alice hingegen schienen bester Laune und fit wie eh und je. Der anfängliche Nieselregen, verwandelte sich in eine richtige Sinnflut, als die ersten Blitze über den Himmel zuckten. Auf meinem Gesicht breitete sich ein erleichtertes Lächeln aus, da ich überzeugt davon war, dass keiner in diesem Auto bei diesem Wetter Baseball spielen würde. Alice zerstörte meine Hoffnungen jedoch sofort wieder: „Keine Chance Bella. Bis wir kommen hat es sich drüben schon ausgeregnet. Dem Spiel steht also nichts mehr im Weg!“ Ich stöhnte: Baseball und das auch noch auf nassem Untergrund! Das würde eine entwürdigende Erfahrung werden. Doch Alice behielt Recht. Wir fuhren durch den Regenschauer hindurch. Dahinter war sogar einigermaßen schönes Wetter. Als Esme den Wagen neben Carlisles Mercedes und Edwards Volvo parkte und wir ausstiegen, schlug mir der Duft von frischem Regen entgegen. Ich roch geradezu meine dampfende Umgebung. Wir schlugen uns durch den Wald und obwohl ich jetzt ebenfalls ein Vampir war, mussten die andern ständig auf mich warten. Ich rutschte des Öfteren aus oder stolperte über tief hängende Zweige oder hochgewachsene Wurzeln. Es war zum schreien. Als wir die Lichtung endlich erreichten, waren meine Anziehsachen vollkommen durchnässt und verdreckt. Überall klebte Matsch an mir und meine Laune hatte den Tiefpunkt erreicht. Doch als wir aus der Böschung heraustraten schnellte Edwards Kopf herum und er war so schnell bei mir, dass ich ihn nur unförmig kommen sah. Er begutachtete mich von Kopf bis Fuß und wandte sich dann an seine Mutter: „Was zum Henker habt ihr mit ihr angestellt.“ „Deine Süße hat immer noch Probleme mit dem aufrechten Gang, sie will immer auf allen vieren laufen.“, scherzte Alice. Emmet und Jasper, die uns nun auch erreicht hatten bogen sich vor lachen und auch Edward musste hüsteln um nicht laut loszuprusten. Ich hingegen fand das gar nicht komisch. Ich drehte mich um und stakste in ungefähre Richtung des Autos. Doch Edward ließ mich nur wenige Schritte weit gehen, bis er mich einholte, mir einem seiner langen, starken Arme um die Hüfte legte und mich zu sich umdrehte. Als er schließlich sprach, schaute er mir tief in die Augen: „Es tut mir leid, Bella. Dass sollte doch nur ein Scherz sein.“ Ich grummelte ein „Ich weiß!“, in meine Jacke woraufhin er mein Kinn anhob, um mir erst einen Kuss auf die Nasenspitze zu geben und mich dann an sich zu ziehen. Wir küssten uns lange und leidenschaftlich, was all meine trübsinnigen Gedanken verdrängte. Bis Carlisles melodische Stimme erklang und er uns zum mannschaftenbilden aufrief. Da Edward und Emmet die stärksten Spieler waren durften sie wählen. Nach kurzer Zeit standen Edward, Alice, Jasper und mir also Emmet, Rosalie, Esme und Carlisle gegenüber. Ich spielte grauenvoll. Anstatt wie Edward schnell wie ein Pfeil über das Spielfeld zu huschen oder den Ball wie Alice einfach zu fangen, fiel ich bei jedem Lauf bestimmt zweimal hin, was dem gegnerischen Team die Möglichkeit gab, weit mehr Punkte zu sammeln. Der Boden war aber auch verdammt rutschig. Ich konnte also weder rennen noch fangen, denn obwohl der Ball meine Hände des Öfteren berührte, war ich immer so verschreckt, das es mir nicht gelang ihn sauber zu fangen. Aber am schlimmsten war das Werfen. Ich hatte noch nie werfen können, aber trotz der Demütigung, die mich meine Kurzstreckenbälle beim Weitwurf eingebracht hatten, war ich damit immer ganz zufrieden gewesen. Ich verletzte nämlich niemanden. Doch hier im Kreis der Cullens, in dem ausnahmslos alle den Ball aus menschlicher Sicht unmöglich weit schleuderten, war es mir furchtbar peinlich. Obwohl ich, wie erhofft deutlich weiter warf als bis vor meiner Verwandlung, erreichte mein Ball immer nur ungefähr die Mitte des Spielfeldes. Wobei ich mich im Laufe des Spieles (wir wechselten die Positionen immer) verbesserte und der Ball am Schluss wenigsten einigermaßen grade flog und nicht wie am Anfang nach rechts oder links weg. Emmet und die anderen kugelten sich vor lachen, während Edward immer missmutiger schaute, da sein Spieltrieb mit mir als Krücke eindeutig nicht erfüllt wurde. Wie vorhersehbar verlor mein Team also haushoch und selbst Edward fand keine positiven Worte. Emmet und sein Team klopften mir jedoch immer wieder auf die Schulter und bedankten sich bei mir für die Loyalität ihrer Mannschaft gegenüber. Nur Esme nahm mich in den Arm und versicherte mir, ich hätte gar nicht schlecht gespielt und man könne alles lernen. Nach kurzer Zeit und einigem Johlen Emmets hatte Edward seine Enttäuschung überwunden, nahm mich bei der Hand und brach mit mir zu seinem Auto auf. Er merkte jedoch bald, dass es keinen Sinn hatte weiter mit mir zu gehen, da ich erschöpft noch öfter fiel, als zuvor. Etwas ruppig lud er mich auf seinen Rücken und sprintete zu seinem Auto. Trotz mir als Last waren wir vor den andern da. Schweigend stiegen wir in das silberne Auto ein. Ich fühlte mich gedemütigt und war zu enttäuscht, als dass ich den ersten Schritt hätte machen können. Erst als wir in seinem Zimmer waren begann er zu reden. „Du spielst schaurig Bella, ich hoffe das weißt du!“, fing er an. Ich ließ ihn nicht aussprechen sondern stolzierte ins Bad und schloss die Tür hinter mir. Ich entledigte mich meiner vollkommen verschmutzten Klamotten und sprang unter die Dusche. Ich verstand ihn einfach nicht. Er hatte gewusst, dass ich unsportlich war, wieso also verhielt er sich so seltsam.“ Ich bemerkte gar nicht, dass er rein kam, zu sehr war ich mit meinen finsteren Gedanken beschäftigt. Erst als ich das Wasser abstellte und er mich von hinten in ein Handtuch einwickelte und an sich zog registrierte ich seine Anwesenheit. „Es tut mir leid, Liebste. Ich wollte dich nicht kränken.“, entschuldigte er sich. „Nein, du bist einfach nur enttäuscht, weil du bemerkt hast wie wenig perfekt ich bin.“, giftete ich. Er drehte mich zu sich um und schaute mir tief in die Augen. Und als er sprach bebte seine Stimme vor Ehrlichkeit: „Das ist es nicht Liebling. Bella wirklich. Für mich bist du perfekt. Ich habe noch nie etwas Schöneres, Besseres oder Vollkommeneres gesehen wie dich. Ich liebe dich. Und deshalb mache ich mir Sorgen um dich.“ Als ich ihn fragend ansah, zog er mich auf seinen Arm und trug mich ins Bett und drückte mich an sich. Während er sprach kraulte er mir sanft mit den Fingern durchs Haar: „Es ist mir vollkommen egal ob du Baseball spielen kannst oder nicht. Bitte glaub mir das. Ich habe nur Angst, dass es gar nichts mit deinen Schwächen als Mensch zu tun hat.“ Als er merkte, dass ich immer noch keine Ahnung hatte, worauf er hinaus wollte, sprach er weiter: „Ich hab einfach Angst, dass es an deiner Ernährung liegt. Außer dir kann kein Vampir ohne Blut leben. Ich habe einfach Angst, dass es ungesund für dich ist. Das ich dich verliere.“ Bei seinen letzten Worten, war seine Stimme ungewöhnlich rau und er nahm mich fest in seinen Arm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)