Hellsing goes School von abgemeldet (International McKay School of England For Young Pupil) ================================================================================ Kapitel 5: Theorien ------------------- Physikunterricht. Es gab nichts schlimmeres für Vlad, auch wenn er die Naturwissenschaften als Schwerpunkt gewählt hatte, er hasste dieses dumme Fach über alles. Dieses dämliche Formelgeschwätz. Ein Ding kann man für zwanzig verschiedene Rechnungen verwenden. So ein schwachsinniges Gelaber! Noch schlimmer war, dass der Lehrer durch und durch ein Schwachkopf war. So ein Dussel dürfte keinen Unterricht machen! Das Internat prahlt mit dessen guten Lehrern, ist bekannt bei vielen anderen Rektoren, jeder Lehrer prügelt sich um eine Stelle bei ihnen, aber bei dem ist absolut nichts gut. Um ja nicht in Dessen nähe zu sein, hat sich Vlad nach der dritten Stunde, von der zweiten Reihe, in die Letzte gesetzt, also in die Vierte. Dort verbrachte er die meiste Zeit mit Musik hören und/oder zeichnete in seinem Collegeblock herum. Manchmal wünschte er sich, er hätte besser Geschichte genommen, wie Walter auch, weil die durften sich gerade einen interessanten Film über die Azteken anschauen, und er durfte bei dem schlimmsten Lehrer der Welt versauern. Noch zwei Stunden durfte er sich das antun, ob er das überleben würde hatte er Zweifel mit. Wenn er doch nur wenigstens Chemie hätte... Der einzige Lichtblick, den er hatte, war Integral, die einen Platz rechts vor ihm saß. Bisher konnte er sich mit dem wundervollen Anblick ihrer Haare ablenken, wie sie das Licht reflektierten, einem Spiegel gleich. Sie wirkten so seidig und glatt, wie gerne würde er einmal seine Hände hindurch gleiten lassen und den angenehmen Geruch genaustens aufnehmen, den er bisher nur schwach erfassen konnte, wenn sie an ihm vorbei lief. Jede Bewegung von ihr konnte er graziös nennen, wenn sie schrieb, sich nach hinten lehnte oder sich ganz einfach nur am Kopf kratzte. Er traute sich nicht Musik anzumachen, denn sie könnte sich ja melden und eine Frage des Lehrers beantworten... dann würde er den harmonischen Klang ihrer Stimme nicht hören. Oh, wie schmalzig und kitschig das doch klang. Er schämte sich fast schon für diese Gedanken und war froh, dass niemand sie lesen konnte. Zwar war er sich sicher, man sah ihm alles an, konnte quasi von den Augen ablesen, aber bisher wurde er noch nicht von Walter oder Pip oder sonst wen dumm desswegen angemacht. Noch eine ganze lange Weile starrte er sie an, seine Gedanken überschlugen sich geradezu und wurde erst zur Realität zurückgeworfen, als die zwei gemischten Klassen plötzlich begannen zu lachen. Er sah auf, von ihr weg und fragte sich, was passiert war. Allerdings konnte er es nicht erfahren, denn bis nach ganz vorne hin konnte er nicht gucken, seine Sicht war total verschwommen auf größere Entfernungen. Er blinzelte ein paar mal, aber es nützte nichts und nun begann auch Integral etwas zu verschwimmen. Den Stift, den er unbewusst die ganze Zeit in der Hand hatte, entglitt ihm und Vlad rieb sich die Augen. Sie brannten, stachen und tränten. Ein genervtes und etwas verzweifeltes Stöhnen konnte man von ihm hören und sein Banknachbar, mit dem er eigentlich kaum was zu tun hatte aber immerhin etwas Unterstützung in Sachen „Ich hab keinen Bock!“ brachte, sagte etwas, fragte was los sei, aber Vlad hatte in diesem Augenblick andere Probleme als ihm zu antworten. Es war, als hätte ein Gas seine Augen angeätzt, oder so etwas in der Richtung. Aber da er von den Anderen kein Klagen hörte, war diese Theorie schonmal ausgeschlossen. Vlad begriff, dass es keinen Sinn hatte sich weiter die Augen zu reiben, also verschränkte er die Arme über den Tisch und legte seinen Kopf, mit geschlossenen Augen, auf sie. Er hoffte, es würde in den nächsten zwei Schulstunden besser werden, indem er einfach die ganze Zeit die Augen kein Stück bewegte. Vielleicht würde er ja einschlafen, schließlich hatte er letzte Nacht nicht all zu gut geschlafen... „Nein, keine Widerrede mehr!“ Andrej Dimitriu schlug mit beiden Händen auf den Tisch, Blätter segelten auf den Parkettboden. „Ihr könnt mich nicht gegen meinen Willen auf so ein scheiß...“ sein Sohn erhob nun auch die Stimme, brüllte quasi seinen Missmut ihm entgegen. „Es ist Tradition! Wenn dein Bruder 18 ist, wird er genauso wie du auf ein Internat gehen! Lerne gefälligst Verantwortung und leiste deines Vaters Worte folge!“ Vlad hielt inne. Noch nie hatte es Sinn mit dem zu streiten, wenn es sich um dieses Thema handelte. Wohl oder übel war es Zeit für ihn, auf das Internat zu gehen. Aus gerechnet auf das, was am weitestem von seinem zu Hause entfernt war. Reichlich im Norden von England, auf dem Land. Er war Großstadt gewöhnt, groß London. Also lag eine langweilige Zeit vor ihm – seine Freunde waren nicht mehr da, was hieß, er konnte keinen Unsinn mehr treiben. Er konnte sein schwer verdientes Geld nicht mehr am Camden Market (Stadtteil von London, in dem man ziemlich gut einkaufen kann ;) ) hinauswerfen, nicht mehr Nachts durch belebte Straßen laufen und einfach nur abhängen. Er war an diesem Mittag nach Hause gelaufen von der Schule, wenige Tage bevor er seinen Abschluß machte, hatte er sich in ein Mädchen verguckt, war auch kurz davor mit ihr etwas zu unternehmen und dann brachte sein verklemmter Vater diesen Mist! Dieses beknackte Internat... Vlad stellte auf stille Wut um, drehte sich zur Türe und ging hinaus. Andrej brüllte ihm etwas hinterher, aber es war ihm egal. Er wollte nichts mehr davon hören, wollte nur noch in sein Zimmer und sich mit Musik zudröhnen. Wenn er sich beruhigt hatte, würde er noch einmal herauskommen und vielleicht mal was essen. Zwar kam es ihm vor als würde er jeden Moment verhungern, aber das Geschwafel wollte er sich nicht weiter antun. Er ging die Treppe hinauf, sagte seiner Mutter, Vater würde mal wieder einen Wutanfall haben, die fragte was los sei und verschwand dann kurz darauf auch in seinem Zimmer. „Pack schon mal deine Koffer!“ hörte Vlad es noch von unten herauf brüllen, bevor die Musik durch das Zimmer krachte. Er lag auf dem relativ großen Bett, eingewickelt in einer schwarz-roten Decke und döste vor sich hin. Er träumte von dem Mädchen, diesem schwarzhaarigen süßen Ding, als eine Hand auf seine Schulter gelegt wurde und Jemand etwas sagte. Kurz fragte sich Vlad wie das sein konnte, weil er doch eigentlich abgeschlossen hatte. „Schön, dass du meinen Unterricht so magst, dass du gar nicht gehen möchtest.“ Mister Matthew schüttelte den schlafenden Schüler ein wenig, „Aber leider muss ich dich jetzt aus den Raum bitten!“ Vlad regte sich, schreckte auf und sah ihn an. Mister Matthew stand vor ihm mit nun verschränkten Armen, der Gesichtsausdruck wütend. Hatte er es doch tatsächlich geschafft, den Rest der Stunden zu schlafen. Vlad war sich Rekordsicher! Und nebenbei fiel ihm auf, dass seine Augen nicht mehr stachen, seine Sicht war klar wie eh und je. Warum er von seinem Vater geträumt hatte, wusste er nicht, aber es war ihm egal. Schließlich waren seine Augen wieder in Ordnung, also stand er auf, sagte dem Matthew noch Tschüs und ging dann auch schon. Er dachte daran, dass er verpasst hatte, Integral zu zugucken, wie sie aufstand und den Raum verließ. Vlad mochte die Art wie sie sich bewegte, so elegant, aber bevor er wieder in eine Kette von schmalzigen Schwärmereien geriet machte er sich lieber Gedanken über den nächsten Unterricht. Als Vlad ins Klassenzimmer ging, war es reichlich belebt von den Leuten aus seinem Jahrgang und dem Ersten. Die Horde anderer Schüler machten es ihm schwer direkt zu seinem Sitzplatz zu gelangen, sondern musste erst einen reichlich großen Bogen an einer Traube von Menschen vorbeiziehen, das ihn allerdings an Maxwell zu nah heranbrachte. Neben seinem Platz war die Truppe, mit der er sonst immer zusammenhing, versammelt und hatten eine rege Unterhaltung. Aus irgendeinem Grund schwätzten Pip und Walter gleichzeitig auf Integral ein, während Seras daneben stand und sich einen abgrinste. Allerdings als sie Vlad antraben sah, tappte sie Pip auf die Schulter, der auch seinen Kopf hob und verstummte. Auch Walter hielt sofort den Mund. „Na, was heckt ihr denn für Verschwörungen gegen mich aus?“ fragte Vlad matt, als er seine Tasche auf den Tisch absetzte, „Und warum belabert ihr sie?“ er nickte zu dem fragil wirkendem Mädchen mit den langen platinblonden Haaren, „Macht lieber was gescheites und ärgert das Schnipselgesicht!“ Damit meinte er Andersen, mit seiner Narbe auf der Wange. Integral lachte leise in sich hinein. „Die beiden Herren haben versucht mich davon zu überzeugen was für ein netter Kerl du doch in Wirklichkeit bist.“ Vlad hatte das Gefühl er würde vor Scham sofort rot anlaufen, während Walter und Pip eine offensichtliche Bleiche vor Schock bekamen, „Auf der Klassenfahrt sollte ich doch mal mit dir...“ Walter fiel ihr ins Wort, gedrängt kratze er sich am Hinterkopf und suchte krampfhaft nach einem Grund warum er sie unterbrochen hatte. „Ach ja, ha ha, die Klassenfahrt... eh...“ man könnte meinen er kratzte sich blutig, „Du hast dich doch sicher gefragt, was hier so los ist, nich? Eh he. Nun... eeehm.“ Vlads böse Blicke ließen ihn kurzzeitig verstummen. „Der Colin war hier und hat gesagt wir beiden Klassen sollen uns hier versammeln, damit man uns damit voll labern kann.“ sagte dann Pip schließlich, weil Walter immer noch so verstört wirkte. Vlad seufzte und setzte sich an seinen Platz. Er fühlte sich unwohl. Diese vielen Menschen um sich herum, Integral direkt neben ihm. Er wollte nicht wissen, was die beiden ihr noch erzählt hatten... es konnte nur schlimm sein. Und da wünschte er sich doch nichts sehnlicher als mal ganz alleine mit ihr in einem Raum zu sein, wo sie sich ganz in Ruhe unterhalten könnten; und vielleicht auch mehr. Aber als er sie ansah vergingen ihm sofort wieder diese unzüchtigen Gedanken. Er wünschte sich nichts sehnlicher als den starken Zwang in ihm zu befreien. Aber wenn die beiden weiter versuchen würden sie zu verkuppeln, dann, und er war sich todsicher, würde sie sich nur verschließen. Zwar konnte man sie einfach nicht einschätzen, das könnte man wohl erst nach einigen Monaten, aber sie war ganz sicher nicht einer dieser leichtzuhabenen Hühner, die sofort auf alles eingehen. Walter meinte auch, dass er sich genau das gedacht hatte... beim ersten Blick. Für Vlad war er sowieso immer ein Spezialfall. Das der Colin schon anwesend war, bemerkte er erst, als die Unruhe um ihn herum langsam abklang. Das Gesicht vom Sklaven des Direktor war ernst, er hatte wohl schlechte Nachrichten. Für ihn lag es auf der Hand... die Kennenlernfahrt würde ausfallen; und genau dies sagte der Strauß ganz vorne auch als allerersten Satz, was wieder für Unruhe sorgte. „Das kann der nicht bringen!“ Walter war drauf und dran seinen Kuli nach vorne zu werfen, „Hallo!? Die Fahrt ist wichtig!“ „Zum kuppeln?“ Vlad lehnte sich zu ihm herüber. Zuerst schien er nicht zu verstehen, aber dann bekam Vlad anstelle von Colin den Kuli an den Kopf. Einer der Schüler fragte, warum die Fahrt abgesagt wurde und ob sie stattdessen etwas anderes vorhatten, oder ob sie nur verschoben wurde. „Es wurde abgesagt! Sie wurde nicht verschoben und wir haben auch nichts anderes geplant. Den Grund dafür kann ich euch jetzt leider nicht sagen, aber später werdet ihr noch erfahren warum.“ Vlad hatte das Gefühl, dass er vom Colin böse angefunkelt wurde. Aber da er sicher nicht der ausschlaggebende Punkt war dafür, machte er sich nichts weiter daraus. „Der Unterricht wird regulär fortgesetzt. Heute, sowie die Zeit, in der ihr weg wolltet! Ich wünsche euch noch einen schönen Tag.“ Ohne weitere Worte verschwand er und hinterließ zwei ratlose Klassen. Der restliche Unterricht verlief schnell, da ständig welche protestierten und sich bei verschiedenen Lehrern beschwerten. Vlad, Walter und Pip saßen nach dem Unterricht in ihrem Wohnraum und diskutierten heftig, was nun der Grund sein könnte. Während Walter mal wieder bei irgendwelchen Zombiegeschichten war, meinte Pip nur, dass die schlicht und ergreifend keinen Bock hatten... oder keinen Plan von irgendetwas. Vlad war ab und zu dumme Kommentare in die Runde und Strafte Walter teilweise mit Tritten, wenn seine blödsinnigen Erfindungen zu abgedreht wurden. Auch wenn seine Theorie nachvollziehbarer war, klang es, besonders für Außenstehende, seltsam. „Aber wisst ihr was mir heute aufgefallen ist?“ Walter versuchte Spannung aufzusetzen durch eine lange Pause, bis Pip ihn boxte und meinte, er solle sofort damit raus rücken, „Kathy war heute nicht da!“ Er tat so als hätte er gerade etwas fantastisches gesagt und die Aussage ließ die beiden Anderen ziemlich stutzig gucken, aber als er wieder mit laufenden Leichen begann, verflog das Verdutzen. „Wir haben sie gestern aus Colins Büro kommen sehen.“ erklärte Vlad Pip, der immer noch doof guckte. Ihm war zwar auch aufgefallen, dass er sie am diesen Tag noch nicht gesehen hatte, obwohl das eigentlich eine kleine Schleimerin und Streberin war, aber ob daran was nun so bombastisch war konnte er sich nicht denken. „Wusste sie was? Der Kettley sagte doch, der, der was weiß, soll zum Colin.“ Walter sprang auf, streckte die Hände in die Höhe. „Und genau deswegen musste sie aus dem Weg geräumt werden!“ Stille. „Vom Colin...“ Walter wandte sich zu Vlad und meinte nur, „Korrekt.“ Pip lachte, jeder auf der Schule würde dem Spinner einen ganzen Haufen seltsamer Dinge zutrauen, aber das war zu abgefahren. „Und was soll er mit einem Zwerg anfangen? Jetzt sag bloß nicht seinen Hauszombies verfüttern!“ er verschränkte die Arme, wusste aber eigentlich schon, dass Walter ganz sicher das gedacht hat. Aber Walter hielt inne, „Ich will es weder wissen noch herausfinden...“ sagte er schließlich. Der grünäugige Rumäne räusperte sich, lehnte sich zurück und schüttelte dabei nur den Kopf, „Der hat doch nicht den Mumm dazu. Der kann nichts anderes als Arsch kriechen und seinem Herrchen folgen. Als ob ein Weichei wie der eine Schülerin entführen würde. Bitte, so ein Schwachsinn.“ „Man kann ja nie wissen.“ meinte Walter trotzig und sah zu, wie Pip aufstand. Grad wollte er einen auf beleidigt spielen, da er wohl eindeutig genug Kram gehört hatte, als dieser nur sein Handy zückte, annahm, und mit einem „Na Schatz“ seine Zimmertüre knallen ließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)