Am Set des Lebens von abgemeldet
(...was wir spielen)
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Kapitel 13: 13. In der obersten Station
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13. In der obersten Station
Vogel, Vogel, zarter Vogel.
Vogel der von Liebe singt,
Vogel, Vogel, zarter Vogel.
Kann er sie nicht finden!
Vogel, Vogel, zarter Vogel.
Vergessen von der Welt bestimmt,
Vogel, Vogel, zarter Vogel.
Weinet in den Linden!
Eine helle Mädchenstimme hallte munter durch den kleinen Garten auf der gut
versteckten Lichtung. Der Sommer hatte begonnen; und die hohen Pinienbäume
warfen schützend ihre kühlenden Schatten auf den ausgetrockneten Waldboden.
Die Luft war schwülwarm und staubig. Ausgetrocknete Äste knarrten unter der
schwer lastenden Stille. Nur ein einsamer Kuckuck schrie aufgeschreckt in die
Mittaghitze, welche ausnahmsweise selbst den Grillen die Lust am Musizieren zu
nehmen schien.
Alle Aufmerksamkeit der jungen Sängerin galt momentan den Strohblumen, die als
einzige dem heißen Wetter standgehalten hatten. Mit kritischem Gesichtsausdruck
wählte sie die schönsten Blüten für ihr Sträußchen, denn heute hatte ihre
Großmutter Geburtstag! Kyokos Blick flog hinüber zu der weißen Villa, welche
im Sonnenlicht flackerte und flimmerte als könne sie jeden Augenblick
verschwinden. Der daran empor rankende Wein begann bereits sich zu verfärben.
Das Windspiel rechts neben der Tür hing reglos schweigend an seinem gewohnten
Platz… Dies alles gehörte zu ihrem großen Geheimnis!
Eigentlich war das Paar Zhaohui nicht wirklich mit ihr verwandt. Aber die
Eheleute hatten das niedliche Mädchen vor einiger Zeit als ihre Enkelin
„adoptiert“. Einfach weil sie sie mochten! Seit ihrem ersten Besuch im Mai
kam das Kind nämlich regelmäßig hierher um Tee zu Trinken und zu Reden. Wie
schön, wenn einem so zugehört wurde! Dank der Sommerferien und der
phlegmatischen Art ihres „Prinzen“ (welcher die meiste Zeit schlafend in
seinem abgedunkelten Zimmer verbrachte) konnte das alles ohne aufzufallen
geschehen und Kyoko genoss es ein paar eigene Heimlichkeiten zu haben.
Ihre O-bāchan (jap./bed. Oma) war eine herzliche, gemütliche Frau von rund 60
Jahren, die wunderbar backen, kochen und vor allem musizieren konnte! Früher
hatte sie im Orchester eines sehr angesehenen Opernhauses mitgespielt, aber eine
schlimme Sehnenscheidentzündung setzte der steilen Karriere der Violinistin ein
vorzeitiges Ende und so arbeitete sie bis zu ihrer Pensionierung nur noch als
Dozentin an verschiedenen chinesischen Musikhochschulen.
Dabei geschah es, dass sie eines Tages Herrn Zhaohui kennen lernte, welcher ein
Seminar über die Geschichte der Musik im alten Kaiserreich hielt. Fasziniert
lauschte sie seinen Vorträgen, wann immer sich diese nicht mit ihren eigenen
Vorlesungszeiten schnitten, wagte es jedoch nie den wenig geselligen und
obendrein ziemlich eigenartig aussehenden Mann anzusprechen. Die Zeit verging
mit zahllosen Blicken und beiläufigen Berührungen unter dem Vorwand
kollegialen Miteinanders und hätte der Zufall sie nicht eines schönen Abends
zusammen in den botanischen Garten ausgesperrt, es wäre möglicherweise niemals
etwas geworden aus der wohl gerundeten Musikerin und dem hageren
Geschichtsprofessor und Doktor für Pharmazie!
O-jīchan (Opa) war ein belesener Mann, der sich, sobald er von seinen
Fachgebieten erzählen durfte, von einem äußerst mürrischen in einen sehr
begeisterungsfähigen Zeitgenossen verwandelte. Kyoko von Natur aus neugierig
ließ sich natürlich gern die Welt von ihm erklären und zeigte dabei schnell,
wie gut sie verstand, wenn ihre Nachfragen über kurz oder lang immer mehr in
die Tiefe gingen und den „Lehrer“ gar manches Mal an seine Grenzen trieben.
Somit wurde sie im Haushalt der beiden älteren Herrschaften bald zu einem
unabdingbaren Element. Herr Zhaohui bemühte sich, ihr soviel wie möglich über
die Heilkräfte der Natur, die Geschichte seines Landes und seiner Vorfahren
sowie deren besondere Errungenschaften beizubringen. Seine Frau tauchte mit ihr
ab in die Welt Märchen und der Phantasie oder sie machten alle gemeinsam Musik
im gemeinsam bewirtschafteten Garten. Zumindest kehrte wieder ganz neues Leben
in das kleine Elfenbeinschloss ein, wie man die Villa auf Anraten jenes Kindes
getauft hatte, welches dort so glücklich war, dass es kaum merkte, was für
eine umfassende Ausbildung ihm in der kurzen Zeit, die dieses Glück anhalten
sollte, geschenkt wurde!
Sofort saß Kyoko schnurstracks gerade im Bett. „DU!!?“ Platze es aus ihr
heraus und rasch zog sie, mit entsetztem Blick auf ihr Gegenüber, ihre Hand an
sich.
Im Zimmer nebenan horchte Isamu interessiert auf.
„Das war doch eben Kyoko-chan, oder?“ Dachte sie laut und fühlte sich einen
Moment lang versucht hinzugehen.
Aber da redete plötzlich noch eine zweite Stimme, welche die Dreizehnjährige
nicht einordnen konnte. So blieb sie unschlüssig auf ihrem Bett sitzen…
„Was denn? Darf ich mir keine Sorgen um dich machen, wenn du im Krankenhaus
liegst?“ Kam es in provokant beleidigtem Ton zurück, nachdem die gerade erst
aus langer Ohnmacht Erwachte ihr entgleistes Gesicht wieder einigermaßen in den
Griff bekommen hatte.
„N-…! Wieso, woher?“ Viel zu verwirrt um irgendetwas zu begreifen blickte
Kyoko bei diesen Worten um sich, wobei sie allerdings bitter feststellen musste,
dass sie tatsächlich in einem Krankenbett lag und noch dazu mit einer Infusion
am Arm!
„Was ist hier los?“ Fragte sie schon leicht resigniert. „Du bist in der
Stadtklinik. Die Polizei hat dich bewusstlos im Wald gefunden. Und naja, die
Sache mit der Entführung läuft momentan sowieso überall in den Medien, dazu
muss ich dir jetzt sicher nichts weiter sagen, hm? Die haben die Story mit
ordentlich Gerüchten gewürzt, wie ich denke… Jedenfalls herrscht draußen
ein Riesenandrang an Journalisten! Das kann noch lustig werden, versprech ich
dir. War ja sogar für MICH ein echt hartes Stück Arbeit, unbemerkt hier rein
zu gelangen!!“
Das Antlitz der Patientin verfinsterte sich zusehends. „Oh DU hättest
wirklich nicht kommen brauchen!“ Versetzte sie grob. Beruhigender Weise kehrte
anscheinend so langsam ihre Schlagfertigkeit zurück! „Was willst du wirklich
von mir? Und was genau läuft in den Medien?“ Forderte die Schauspielerin
schließlich mit betont abgeneigter Körperhaltung von ihrem ehemaligem
Jugendfreund zu erfahren. „Oh, also…“ Mit immer noch eingeschnappter Miene
und einem ausgiebigen Seufzer überlegte Sho, wie er am Besten anfangen sollte.
Eigentlich hatte er ja gehofft, sie in besserer oder zumindest weniger
aggressiver Laune vorzufinden, nach allem was passiert war. Immerhin hatte er
doch ehrlich Angst gehabt! Aber das würde sie ihm wohl kaum glauben…
Immerhin ging es ihr offensichtlich schon wesentlich besser und um ausnahmsweise
einmal ungestört über etwas ganz Anderes reden zu können, musste er wohl oder
übel erst noch abwarten bis sie die Situation kapiert hatte. Der schnellste Weg
dorthin jedenfalls lag in einer guten Erklärung: „Im Radio…“
KRAWAMMMMM!!!
Erschrocken sprang Isamu vom Bett.
„…!!???“
Eben noch hatte man nebenan relativ ruhig miteinander gesprochen und dann!?? War
einer von den Beiden völlig unvermittelt und mit einem verflucht lautem
Türknallen einfach davon gestürmt... !? Taps, taps, taps schnappte sich die
taffe Dreizehnjährige ihre Jacke und ging zur Tür. „Eigenartig.“ Murmelte sie und schlich unnötig leise
den Flur hinab, denn die gesamte Etage war ja für die Stars evakuiert worden.
Ging es ihr gerade durch den Kopf.
„Solltest du nicht im Bett sein und dich erholen, Kleine?“
„EEEEH?“ Langsam aber sicher geriet ihr Kreislauf in bedenkliche Sphären.
„H-Hey! Sag mal! Wollen Sie mich umbringen, oder was!?“ „Oh, entschuldige.
Ich wollte dich nicht erschrecken. Hast du dir wehgetan?“ Junji runzelte die
Stirn. „N-nein. Alles in…Ich meine… Schon okay. Aber Sie, Sie sollten sich
doch wohl mindestens genauso ausruhen, nicht wahr?“ Nervös abwehrend
fuchtelte Isamu mit den Händen.
„Ja. Eigentlich hast du Recht. Aber mir geht’s auch schon wieder ganz
ordentlich. Obwohl ich finde, dass es schon ganz schön wehtut. Bei dir
nicht?“ Freundlich betrachtete er das junge Mädchen, welches tapfer die
Zähne zusammen biss. „Man soll eben nicht kleinlich sein.“ Erwiderte sie
trotzig, denn sein gutväterlicher Blick missfiel ihr doch sehr. „Na gut.“
Lenkte der Schauspieler ein, der wohl merkte, dass er dieses Kind lieber, wie
einen Erwachsene behandeln sollte, auch wenn sie in seinen Augen… Irgendwie
störte ihn dieser Gedankengang und er schüttelte automatisch den Kopf.
I: „Was ist?“
J: „Ach, nichts, Nichts… Oder… Oder doch. Sag mal was läufst du hier so
allein herum, na?“
I: „Das war nicht was Sie fragen wollten!“
J:„Na und? Jetzt will ich eine Antwort.“
Er sollte keine erhalten. Im selben Augenblick nämlich bog eine unübersehbare
Gestalt um die Ecke, wo die zwei Streitenden standen. „Was ist denn hier
los?“ Fragte Ren, der ihre Stimmen gehört und beschlossen hatte nachzusehen.
Aber auch er sollte keine Antwort bekommen, denn „Junji!“ ertönte es im
selben Augenblick von der anderen Seite des Ganges. Bevor der Gerufene nun noch
etwas sagen konnte, kam Kyoko auch schon auf die kleine Versammlung zu gerannt.
„DU!?“ Wurde sie sogleich unisono empfangen und von 6 großen Augen
angestarrt. Unbeeindruckt von dieser allgemeinen Verwunderung über ihr
Erscheinen, plapperte die junge Frau jedoch gleich aufgeregt drauf los. „Was
macht Ihr denn alle hier? Und überhaupt… ähm… Junji-sama, geht’s dir
gut? Ich hab gehört du wurdest erschossen??? Deshalb bin ich gleich los und
äh…wollte… Was wollte ich eigentlich…? Ähhhh…“ Jetzt hatte sie sich
total verhaspelt und schaute etwas betreten in die sprachlose verbliebene Runde,
in der sich gerade jeder etwas anderes fragte…
*Kicher* Hach je! Es war so lustig, wie alle auf Ren gewartet haben und dann
musste ich euch auch noch soooo enttäuschen! Sorry! ^_^“
Aber es geht ja noch ein bisschen weiter und ich denke, da gibt’s noch ein
paar Szene drunter, die das Romantik-Bedürfnis dieser Geschichte etwas
aufpäppeln dürften *_* Murharharharrrr…
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