Raise your voice von abgemeldet (abgebrochen) ================================================================================ Kapitel 1: Schwedenskiurlaub, wir kommen! ----------------------------------------- Raise Your Voice - Erhebe deine Stimme. Denn nur, wenn du nicht schweigend erträgst, was man für Spielchen mit dir treibt, kannst du etwas verändern! - Mit fragendem Blick stand Sora vor ihrem Koffer, überlegend, ob sie irgendetwas vergessen hatte. Bestimmt. Aber das würde ihr frühestens einfallen, wenn sie im Flieger saß. Das hatte die Erfahrung sie gelehrt. Resignierend schloss das Mädchen den Koffer. Ihren Schrank hatte sie weit aufgerissen, die Klamotten, die sie nicht mitnahm, lagen wild verstreut davor und um den Koffer herum. Was wohl ihre Mutter dazu sagen würde? „Sora, Liebes?“ … ja, sobald man vom Teufel sprach. Vorsichtig streckte ihre Mutter den Kopf durch die Tür, ein Lächeln im Gesicht. „Telefon. Mimi will dich sprechen.“ Sie reichte ihrer Tochter den Hörer, ehe ihr Blick auf Soras Chaos fiel. Doch statt zu schimpfen, schüttelte Soras Mutter nur seufzend den Kopf. Seit ihre Tochter ein Teenie war, sah es bei ihr dauernd aus, als wäre eine Bombe eingeschlagen. Soras Mutter, auf dem Weg zurück in die Küche, um das Abendessen fertig zu bekommen, hoffte, dass das bald besser wurde. Währenddessen hatte Sora die nicht benötigten Klamotten zusammengesucht, das Telefon dabei zwischen ihr linkes Ohr und ihre Schulter geklemmt, und ließ sich von Mimi zuheulen. „Sora, ich hab überhaupt nichts zum Anziehen“, schluchzte die Brünette soeben, und Sora musste einen Seufzer unterdrücken. „Mimi, du hast sogar mehr Sachen, als du in deine Koffer packen könntest.“ „Ja, aber keine Schönen…“ Da lag der Hase also im Pfeffer. Wahrscheinlich hatte Mimi schon den ganzen Tag einen Vorbehalt gesucht, um sich ausheulen zu können, und nun hatte die Nervosität in ihr ein Ventil gefunden. Das brachte sie doch schon einen Schritt näher zur Lösung. Jetzt war Feingefühl angesagt. Sora räumte den letzten Pullover in ihren Schrank, schloss dessen Türen und ließ sich dann rücklings aufs Bett fallen. „Natürlich hast du schöne Klamotten.“, sagte sie mit liebem Tonfall. „Erinnerst du dich an den Punkterock, den wir gemeinsam gekauft haben?“ „Den nehm ich nicht mit, das ist viel zu kalt!“, kam schniefender Prostest vom anderen Ende der Leitung. „Und erinnerst du dich an die süße Strumpfhose, die ich dir letzten Valentinstag geschenkt habe, weil du meine beste Freundin bist und ich dir an dem Tag zeigen wollte, wie wichtig du mir bist?“ „Ja, aber – …“ „Kein Aber. Pack die Strumpfhose und den Rock ein, sonst lass ich dich morgen früh am Gartenzaun stehen, statt dich aufzusammeln.“, drohte Sora. Das wirkte. Mimi schluckte, kurz darauf war ein Geraschel in der Leitung zu hören. Offenbar hatte Mimi, genau wie vorhin schon Sora, ihre Klamotten kreuz und quer im Zimmer verteilt. „Was hast dein Schrank noch ausgespuckt?“, fragte Sora diplomatisch. „Turnschuhe“, kam die karge Antwort von Mimi. „Die kannst du morgen früh anziehen. Wir fliegen ziemlich lange, du solltest bequeme Schuhe tragen, wenn du nicht willst, dass dir deine Füße unterwegs irgendwann abfallen.“ Wieder ein Rascheln. „Was meinst du, soll ich auch den Pullover mit dem breiten Schulterrollkragen mitnehmen?“, kam Mimi Sora zaghaft entgegen entgegen. Sora konnte sich förmlich vorstellen, wie Mimi den Pulli kritisch hochhielt und betrachtete. Na bitte, funktionierte doch. Zufrieden lächelte das Mädchen. „Gute Idee. Und was hältst du außerdem von…“ So ging das eine ganze Weile weiter, bis schließlich Soras Mutter erneut den Kopf in den Raum streckte, mit einem Lächeln das Aufräumen quittierte und zu Sora gewandt die Worte „Das Essen steht auf dem Tisch, Liebes“ formte. „Mimi, ich muss auflegen. Wenn irgendwas ist, kannst du nachher ja noch mal anrufen. Ansonsten bis morgen.“ „Bis morgen, Sora. Und danke für deine Hilfe. Ciao.“ Es klickte in der Leitung, dann war ein langgezogenes Tuten zu hören – Mimi hatte aufgelegt. Sora tat es ihr gleich, richtete sich auf und legte das Telefon auf dem Weg in die Küche auf dem Flur in seine Ladestation. Nicht, dass sich ihre Mutter noch beschwerte, der Telefonakku wäre leer und sie könne deswegen ihre Tochter nicht erreichen… ~ Am nächsten Morgen waren Sora und ihre Mutter pünktlich um halb sieben bei Mimi, die verschlafen am Gartenzaun wartete, begleitet von zwei schwer aussehenden Koffern und einer Reisetasche und in Gesellschaft ihrer verliebt miteinander turtelnden Eltern. „Bereit?“, fragte Sora ihre Freundin und diese nickte. „Ja.“ „Gut, dann lass uns deine Koffer verstauen, damit wir schnell loskommen. Wer weiß, ob um diese Uhrzeit die Autobahn nicht schon total verstopft ist…“ „Mach dir da mal keine Sorgen“, winkte Mimi ab und half ihrer Freundin, ihre – wirklich schweren – Koffer und die Tasche zum Kofferraum des Vans der Takenuchis zu hieven. „Hast du Backsteine eingepackt?“, ächzte Sora, während sie Mimi half, auch die zentnerschwere Tasche zu verstauen. „Nein“, keuchte Mimi und errötete leicht ob der Anstrengung, „nur die Klamotten, die ich mit deiner Hilfe eingepackt habe.“ „Aber die allein können unmöglich so schwer sein…“ Mimi zog es vor, darauf nicht zu antworten. Aber Sora ahnte ohnehin schon, was Mimi da mit sich schleppte. Immerhin, nicht nur in Mimis Reisetasche rumorte es verdächtig, auch Soras großer Wanderrucksack wackelte ab und an ein wenig… Mimi verabschiedete sich noch eilig von ihren Eltern, die ihr nachwinkten und sie daran erinnerten, ihnen ja zu schreiben, dann stieg das Mädchen zu ihrer Freundin auf die Rückbank und Frau Takenuchi startete den Van. Drei Stunden später kamen sie am Flughafen an. „Ich hab es doch gesagt“, jammerte Sora, verzweifelt nach einem Gepäckkarren Ausschau halten. „Das ist aber doch eigentlich total absurd, dass die Autobahnen so voll sind“, seufzte Mimi, ihre sich bewegende Tasche aus dem Kofferraum ziehend. „Ist jetzt nicht mehr zu ändern. Hilf mir mal grad, die Koffer zu verladen.“ Sora hatte einen Gepäckkarren entdeckt, eilte darauf zu und wenige Minuten später hatten Mimi und Sora sämtliches Gepäck darauf gestapelt. „Hoffentlich hält das“, meinte Mimi mit skeptischen Blick auf die wankende Fracht. „Darauf wirst du aufpassen, während ich den Wagen schiebe“, befand Sora, winkte noch einmal ihrer Mutter, die im Auto geblieben war – die Kinder hatten es auch ohne ihre Hilfe geschafft, mit dem Gepäck fertig zu werden, und in Schweden mussten sie es sowieso alleine schaffen – und nach kurzem Zurückwinken davonfuhr. Und Sora seufzte erleichtert auf. „Ferien, wir kommen!“ Dem konnte Mimi nur gut gelaunt zustimmen. ~ Die Flughalle war für die Uhrzeit reichlich gut besucht und es dauerte ein wenig, bis Sora und Mimi mit dem eigensinnigen Gepäckkarren den richtigen Schalter zum Einchecken gefunden hatten. „Ich hasse diese Teile“, meinte Sora entnervt und gab dem Gepäckkarren einen leichten Tritt, woraufhin die Koffer auf ihm bedenklich zu schwanken begannen. „Sora!“, rief Mimi erschrocken und konnte gerade noch ihrer herab fallenden Tasche ausweichen. „Aua, Mimi, was soll das?“, kam sogleich von drinnen Protest. Sora stutzte, blickte Mimi an. Diese hustete sofort verlegen und meinte ausweichend: „Ich konnte es doch nicht einfach für zwei Wochen zuhause lassen…“ „Du bist mir eine“, seufzte Sora, sich in ihrem Verdacht um den Inhalt dieser suspekt anmutenden Reisetasche bestätigt sehend. „Pass auf, dass die Tasche nicht aufs Eincheckband gerät. Und wo wir schon dabei sind“, sie nahm ihren Rucksack vom Gepäckkarren und warf ihn Mimi zu, die dank des unerwarteten Gewichts ziemlich einknickte in den Knien, „darauf bitte auch aufpassen.“ „Sora…“ Mimi guckte die Freundin gespielt streng an, hielt das aber keine drei Sekunden durch, dann brach sie in Gelächter aus. „Ich hätte es wissen müssen. Du bringst es auch nicht über’s Herz, oder?“ „Nein“, gestand Sora errötend. „Ah, wir können übrigens aufrücken“, lenkte sie dann schnell ab und schob mit Mimis Hilfe den nach links ausschlagenden Gepäckkarren ein paar Schritte vor. „Ob das hier noch lange dauert?“, dachte Mimi laut, klatschte dann in die Hände. „Ich hab da vorn einen Saftstand entdeckt. Ich geh uns Orangensaft holen, okay?“ Und bevor Sora dagegen protestieren konnte, war Mimi schon verschwunden. Kaum war sie jedoch weg, da legte jemand Sora von hinten eine Hand auf die Schulter. „Guten Morgen! Wo hast du deine Begleitung gelassen?“ Tais strahlendes Gesicht blickte Sora keck an. Der Sechzehnjährige war in Begleitung von Matt, Davis und – zu Matts großem Ärgernis – Davis achtzehnjähriger Schwester Jun angekommen, Matts Vater hatte die vier gebracht und hielt sich nun im Hintergrund. „Jun war leider Gottes nicht davon abzubringen gewesen, mitzukommen“, seufzte Tai leise auf Soras Frage, warum das Mädchen auch hier war. „Sie will aber doch nicht mit nach Schweden, oder?“ „Ich hoffe es nicht…“ Das war Matt. Er hatte sich zu Tai gestellt und lächelte Sora gequält an. „Guten Morgen erstmal. Ist das alles dein Gepäck?“ „Um Gottes willen, nein“, erwiderte Sora und musste lachen. „Der meiste Kram gehört Mimi.“ „Mimi?“ Verwundert drehte Matt den Kopf. „Wo hast du sie denn gelassen?“ „Sie ist Saft holen“, wollte Sora schon antworten, aber im selben Moment wurde die Aufmerksamkeit der drei auf lautstarkes Theater ein paar Schritte weitergelenkt. Mimi, die Jun natürlich gesehen hatte, war mit voller Absicht auf das Mädchen zugelaufen, unterwegs gestolpert und so gefallen, dass Jun nun zwei Plastikbecher Orangensaft auf dem T-Shirt hatte. Worüber diese alles andere als erbaut war. „Nun sieh dir diese Schweinerei mal an!“, quietschte sie und besah sich entsetzt ihr Shirt. „Ausgerechnet mein Lieblingsshirt! Du dämliche Kuh, kannst du nicht aufpassen?!“ Schien Mimi nicht viel zu interessieren, denn betont locker richtete sie sich auf, klopfte Staub und Dreck von ihrer Kleidung, schenkte Jun ein strahlendes Lächeln und antwortete süß: „Nö.“ Beeindruckt tauschten Matt, Tai und Sora einen Blick. „Du bist mutig“, meinte Matt anerkennend, als Mimi neben ihm und Sora stehen blieb. „Ach was“, erwiderte Mimi locker und warf sich das brünette Haar über die Schulter. „Ich war nur der Meinung, die Tussi verdient endlich einen Dämpfer und hab die Chance genutzt. Leider haben wir jetzt keinen Saft, ich hab meine letzten Yen gerade ausgegeben.“ Gespielt bedauernd zeigte Mimi ihre leeren Taschen, stimmte dann in das Gelächter der anderen ein. „Das macht nichts, ich geb dir in Schweden einen aus, als Dankbarkeitserkennung.“, meinte Matt und legte einen Arm um sie, den Mimi nicht von den Schultern schob, wusste sie doch genau, dass Jun sie beobachtete. Jun war bekannt und verschrieen bei den DigiRittern, was sie letztendlich allein ihrer penetranten Nervigkeit verdankte. Wo auch immer Matt hinging, Jun folgte ihm wie ein Schatten. Sie ließ sich nicht davon abhalten, dem Blonden nachzustellen und hatte sich bereits einige Male Ärger mit Tai und dem Rest eingefangen. Mittlerweile war sie ziemlich unten durch bei den 11 Teenies. „Guten Morgen. Wie viel Koffer werden eingecheckt?“, erinnerte sie eine freundliche Stimme daran, dass sie nicht zur Freude in der Warteschlange standen. Überrascht stellte Sora fest, dass sie bereits an der Reihe waren mit der Gepäckaufgabe. „Ähm… ich hab zwei Koffer, genau wie Mimi. Jungs, wie viel lasst ihr einchecken?“ „Lass uns mal machen“, meinte Tai energisch, schob Sora sanft aus dem Weg und baute sich vor dem Tresen auf, an dem eingecheckt wurde. „Wir haben insgesamt sieben Koffer, davon vier mit Übergewicht“ – Sora musste Mimi abhalten, auf Tai loszugehen wegen des Seitenhiebes – „und drei Taschen.“ Während Tai sich ums Einchecken kümmerte und die Schlange hinter ihm immer länger wurde, hatten Sora, Matt, Mimi und Davis, der sich bisher nur im Hintergrund gehalten hatte, auf der Suche nach Kari, sich zu einem kleinen Flughafencafé keine zwanzig Meter entfernt begegeben. „Ich hab Hunger“, seufzte Davis, die Kari-Suche aufgebend. Sicherlich war das Mädchen, das bei Yolei übernachtet hatte, noch unterwegs auf der Autobahn. Heute war wirklich viel Verkehr. Kein Wunder eigentlich, die Weihnachtsferien hatten heute begonnen, aber dass so viele verreisen würden, damit hatte keiner von den DigiRittern gerechnet. „Nicht nur du“, lachte Mimi. „Komm, Sora, wir holen was zum Frühstücken. Ihr anderen haltet Plätze für Tai und den Rest frei, einverstanden?“ Sich an Mimis Seite einreihend, beobachtete Sora, wie die zeternde Jun von Matts und T.K.s Vater angesprochen wurde. Offenbar wollte er allmählich nach Hause, und er konnte Jun ja schlecht auf dem Flughafen stehen lassen. „Die ist doch keine Konkurrenz für dich“, meinte Mimi entschlossen, als sie Soras Blicke bemerkte. „Wie… was?“ Irritiert drehte Sora den Kopf in Richtung der Freundin, die soeben das Tablett großzügig mit duftenden Croissants belud und auch der Marmelade reichlich zusprach. „Ach, nichts…“ Mimi grinste ihre Freundin frech an, deutete dann auf die Saftmaschine. „Guck mal, wir kommen doch noch an unseren Orangensaft. Holst du welchen? Ich stell mich schon mal bei der Kasse an.“ „Warte aber auf mich“, bat Sora, woraufhin Mimi zwinkerte. „Klar. Immerhin hab ich kein Geld mehr.“ Sora konnte dem brünetten Quirlkopf nicht böse sein. Lächelnd füllte sie fünf Gläser mit verschiedenen Säften, mogelte sich dann durch zu Mimi. Nachdem die Mädchen bezahlt hatten und wieder am Gemeinschaftstisch der DigiRitter saßen, stieß auch Tai zur Gruppe. „Das sieht lecker aus“, meinte er, über der Brüstung, die das Café abgrenzte, hängend, und mopste sich ein Croissant. „Wie viel schulden wir dir?“, mümmelte er dann mit vollem Mund. „Ähm… ich hab für die Croissants, Marmelade und den Saft zusammen 2500 Yen bezahlen.“, antwortete Sora. „Das wären dann 500 Yen für jeden.“ „So viel müsste ich noch haben“, meinte Tai, immer noch über der Brüstung lehnend, und fischte nach seinem Portemonnaie in der linken hinteren Hosentasche. „Herrje. Ich kann meine Schulden leider erst in Schweden begleichen.“, meinte Mimi. „Das macht nichts, du schuldest mir nichts. Immerhin war deine Aktion mit Jun einmalig, eigentlich hättest du zumindest den Tapferkeitsorden verdient“, lächelte Sora und Mimi strahlte dankbar zurück. „Was hat sie denn mit Jun gemacht?“, fragte eine belustigte Stimme neben Tai und bevor dieser erschrocken von der Brüstung rutschen und schimpfen konnte, dass Kari sich nicht so anschleichen solle, hatte Davis das Mädchen bereits überschwänglich begrüßt. „Und was ist mit mir?“, wollte Yolei pikiert wissen, die hinter Kari auftauchte. „Du wirst natürlich auch begrüßt, stell dich hinten an.“ Das war eindeutig Ken. Zusammen mit Joe, T.K. und Cody war er einer der letzten, die am Flughafen ankamen. „Hallo T.K.“, machte Kari seine Aufforderung jedoch sofort zunichte. Das Mädchen stürmte auf den blonden Dreizehnjährigen zu, flog in seine Arme und ließ sich einen verstohlenen schnellen Kuss auf die Wange drücken. Das gefiel Davis natürlich überhaupt nicht und grollend kehrte er T.K. den Rücken. Kari quittierte es mit einem vergnügten Lächeln. Sora und Mimi schauten sich nur wissend an. „Das wird sicherlich ein sehr unvergesslicher Urlaub“, flüsterte Mimi. Sora nickte nur, nicht ahnend, dass das Schicksal auch für sie ein Abenteuer der Extrasuperlative bereit hielt… ------ To be continued!! *kräh* Wie hat's gefallen? Kapitel 2: Herzklopfen an Board ------------------------------- Vielen Dank für die Kommentare, Leute! *sich sehr gefreut hat* Sorry, dass ich mit der Fortsetzung so lang auf mich hab warten lassen *schäm* *vieles um die Ohren hatte* - Vorhang auf! - Raise Your Voice Sie wusste, warum sie Flugzeugen so irgendwie rein gar nichts abgewinnen konnte… Sora schluckte, als sie hinter Mimi durch die engen Reihen ging, auf der Suche nach ihrem Sitzplatz. Nachdem sie sich eine Stunde vor Abflug in der Wartehalle versammelt hatten, waren sie vor wenigen Minuten durch eine Gangway ins Flugzeug gelassen worden. „Business Class“, hatte Mimi gestrahlt und hinzugefügt, dass diese Klasse bequemer war als die Economy Class. Sora, die mit den Bezeichnungen nicht viel anfangen konnte, fühlte sich trotzdem nicht so wirklich wohl, als Mimi ihre Sitzplätze ausfindig gemacht und Sora großzügig den Fensterplatz angeboten hatte, den Sora jedoch dankend ablehnte. Nein, sie musste nicht auch noch direkt nach draußen gucken können, ihr würde es reichen, aus geringer Entfernung des eiförmigen Flugzeugfensters die Erde entschwinden zu sehen… Leicht zitternd half sie ihrer Freundin, das ‚Handgepäck’ vorsichtig in der Ablage über ihren Köpfen zu verstauen, dabei sichergehend, dass für ausreichend Sauerstoff gesorgt war, dann setzte sie sich mit einem schweren Seufzen, das Mimi natürlich nicht verborgen blieb. „Angst?“, fragte sie mitleidig, aber in dem Moment kamen Tai, Matt und Izzy an ihnen vorbei, und Tai grinste frech zu ihnen rüber. „Sora und Flugangst? Ach was! Die Frau ist mutig, im Gegenteil zu dir, Mimi.“ „Also, das ist doch…“, regte Mimi sich auf, aber bevor sie Tai beschimpfen konnte, hatte Matt diesen schon weiter geschoben. „Wir haben die Plätze direkt hinter euch, sorry. Ich verspreche euch, dass ich auf Tai und sein loses Mundwerk aufpassen werde.“ „Das würd ich dir auch dringendst raten“, fauchte Mimi, wandte sich dann ab. Und so kam es, dass Sora Matt einen Moment lang allein verlegen gegenüberstand. „Ja, dann… ich…“, fing sie an und verfluchte die abrupte Röte, die sich ungebeten auf ihren Wangen breit machte. „Du brauchst wirklich keine Angst zu haben“, flüsterte Matt jedoch, bevor Sora einen Weg fand, das peinliche Schweigen zu überbrücken. „Flugzeuge sind das sicherste Verkehrsmittel überhaupt. Und wenn dir schlecht werden sollte, entspann dich einfach und trink einen Schluck Wasser, das hat zumindest mir immer geholfen.“ Perplex starrte Sora ihn an, sich nicht einmal zu einem „Danke“ durchringen könnend. Dafür zerrte Mimi an ihrem Ärmel. „Sieh mal, Sora!“ Sie hatte im Netz, das an die Hinterseite der vorderen Sitze angebracht war, einen Katalog mit den neusten Modetrends entdeckt und freute sich jetzt wie eine Schneekönigin über ein Modell, das einen ähnlichen Rollkragenpulli trug, wie Mimi ihn auf Soras Rat hin eingepackt hatte. „Ich muss mich sowieso darum kümmern, dass Tai sich nicht auf meinen Fensterplatz setzt“, murmelte Matt, und Sora konnte ihr Lächeln nicht länger verbergen. Das verliebte Aufseufzen in ihrer Kehle jedoch fand keinen Weg nach draußen – immerhin, ein bisschen Selbstbeherrschung hatte das rothaarige Mädchen auch. Wenn auch nur ein ganz klein wenig… Sie kam nicht einmal dazu, sich darüber zu wundern, dass ihre Freunde alle so versessen auf diese verflixten Plätze am Fenster waren. ~ Stundenlang, so kam es Sora vor, waren sie nun schon viel zu viele Meter über der Erde, und allmählich ging ihr der Lesestoff aus… Mimi neben ihr war schon vor zweieinhalb Stunden eingeschlafen und schnarchte nun ab und an leise, der Platz neben Sora war nach wie vor leer. „Wer fliegt schon kurz vor Weihnachten nach Schweden, wenn diese Saison chillen am Strand und Proletenskisport in den Alpen hoch im Kurs steht?“, hatte Mimi argumentiert und Sora die Modetrend-Zeitschrift unter die Nase gehalten. „Dieser Flieger ist nicht einmal ansatzweise ausgebucht, weswegen wir auch an diese Plätze gekommen sind. Sei froh, die Economy Class ist total eng“ – wie nannte sie dann bitte das hier, wenn nicht eng? – „und freu dich darüber, dass wir so viel Platz für uns haben!“ Sie hatte sich gestreckt, anschließend ausgiebig gegähnt und dann verlauten lassen, dass sie müde sei. Wenig später war das Essen serviert worden und auf Nachfrage hatte man Mimi ein kleines Kissen mit farblich dazupassender Decke gegeben. Und nun schlief die Brünette seelenruhig, während Sora sich aufrichtete, um ihre Beine zu strecken. Zufall, dass auch Matt sich gerade erhoben hatte, der seinen Fensterplatz nicht hatte anfechten können und zwischen einem schnarchenden Tai und einem im Schlaf leise redenden Izzy saß. Reichlich angenervt, seiner Miene nach zu urteilen. Doch das änderte sich schlagartig, als er Sora wahrnahm, die sich mit einem Lächeln zu ihm umgedreht hatte. „Kannst du auch nicht schlafen?“, fragte sie und auf sein Nicken deutete sie auf ihre Leselektüre. „Mir gehen die Beschäftigungsmethoden aus…“ „Kommt mir bekannt vor“, grinste Matt, der den gesamten Inhalt seines MP3-Players bereits auswendig kannte, so oft hatte er ihn schon während des Fluges gehört. „Weißt du zufällig, wo die Toiletten sind?“, wollte Sora wissen, ehe sich wieder eine so unangenehme Stille ausbreitete wie vor einigen Stunden, kurz bevor das Flugzeug abgehoben war. „Nein, das weiß ich leider nicht. Aber ich helfe dir natürlich gern beim Suchen.“ Der Blonde zwinkerte ihr zu und leicht errötend folgte sie ihm über den schmalen Gang. Die Toiletten waren schnell gefunden, und nachdem Sora sich ein wenig frisch gemacht hatte mithilfe von Taschentüchern und einer Flasche Mineralwasser – die Hygiene in dem kleinen Raum, in den eine Hochschwangere garantiert nicht hereingepasst hätte, ließ doch ein wenig zu wünschen über. Wahrscheinlich hatte derjenige, der vor ihr hier gewesen war, keinen Sinn darin gesehen, die Toilette so zu hinterlassen, wie er sie vorgefunden hatte. „Eklig“, raunte Sora Matt zu, als sie wieder im Gang stand. Sie wollte auf den Blonden warten, der sich ebenfalls nur auf das Nötigste beschränkte und schon nach nicht mal drei Minuten wieder neben ihr stand. „Bin ich froh, wenn wir in der Hütte in Schweden angekommen sind“, seufzte er. „Ich kenn jemanden, der dann erst einmal das Badezimmer für sich beansprucht.“ „Ich auch“, lachte Sora und ließ offen, ob sie Matt mit der Aussage zustimmte oder ihm klar machte, dass sie ihm das Badezimmer nicht kampflos überlassen würde. An ihren Plätzen angekommen, stellte Matt fest, dass Tai mittlerweile halb im Sitz des Blonden hing, und jeglicher Versuch, Tai in eine andere Position zu bewegen, schon von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. „Hättest du was dagegen, wenn ich mich zu dir setze?“, fragte Matt nach einer Weile resultatlosen Agieren, in der Hoffnung, Tai vielleicht mithilfte der von Mimi geklauten Decke auf der anderen Seite zu fixieren – chancenlos. Tai hatte mit einem Grunzen den Deckenerhalt zur Kenntnis genommen, sprich sich darin festgekrallt, und war dann noch ein bisschen mehr zur Seite gesunken. Sora musste ein Lachen zurückhalten, nickte dann. „Ich hab sowieso keine Idee, wie ich mich die restlichen vier Stunden beschäftigen soll. Hättest du Lust auf ein Kartenspiel?“ Und so vertrieben sich die beiden einen Großteil der verbleibenden Flugzeit mit Mau-Mau, 31, und was Sora sonst noch für einfache Kartenspiele konnte – sowohl spielen als auch Matt lehren. ~ In Schweden lag zentimetertiefer Schnee, wie Mimi nach der Landung entzückt feststellte. Sie war als Erste erwacht, hatte sich über die verschwundene Decke gewundert und dann die beiden Schlafenden zu ihrer linken entdeckt. ‚Süß’, dachte das Mädchen und bedachte Sora, deren Kopf an Matts Schulter gekuschelt lag, mit einem liebevollen Blick. Matts Kopf hatte sich in Soras Haaren vergraben, und wie er so schlafen konnte, war Mimi ein Rätsel. Sie ließ den beiden noch ein wenig Zeit, aber dann leuchteten die Zeichen über ihrem Kopf auf, dass sie sich anschnallen sollte. Der Pilot schien ein paar Worte an die Flugpassagiere gewandt zu haben, denn soeben wünschte er ihnen „noch einen schönen Aufenthalt“, und dann sah Mimi sich gezwungen, Sora und Matt zu wecken. „Aufwachen, wir landen“, flüsterte sie Sora zu, die daraufhin unwillig seufzte. „Noch ein paar Minuten, Mam, bitte…“ Kopfschüttelnd beugte Mimi sich über die Rothaarige. „Sora, ich bin’s, Mimi! Du liegst nicht in deinem Bett, das, woran du dich so zufrieden schmiegst, ist Matts Schulter, und wenn du nicht willst, dass er selbst herausfindet, was du für ihn empfindest, dann solltest du dich mal langsam in eine unverfänglichere Position bemühen!“ Das wirkte – Sora öffnete die Augen, um Mimi zu erklären, dass sie nicht in Matt verliebt war, realisierte dann, wo sie sich befand und wessen angenehmer Männerduft sie da in solch angenehmen Träumen taumeln ließ, und richtete sich so schnell auf, dass Matt im Schlaf schnaubte, blinzelnd die Augen öffnete und dann wissen wollte, wo sein Bett abgeblieben war. „Wir sind im Flugzeug nach Schweden, und wir landen“, wies Mimi ihn zurecht, ließ ihm keine Zeit, klarer im Kopf zu werden, sondern drehte sich auf dem Sitz um. „Wieso sitzt du bei uns und nicht bei dem Idioten und Izzy?“ Matt, sich allmählich wieder erinnernd, gähnte. „Der *Idiot*, wie du ihn vorziehst zu bezeichnen, hat im Schlaf halb über meinem Sitz gehangen, als ich vom Klo zurückkam. Und er war nicht dazu zu bewegen, sich wieder vernünftig hinzu-…“ Doch er kam nicht dazu, den Satz zu beenden, denn soeben entdeckte Mimi, wer ihr da vermeintlich die Decke entwendet hatte, und quietschte entrüstet auf. „Was bildet der sich eigentlich ein?!“ Sie beugte sich über die Lehne, bekam ein Ende der Decke zu fassen und zog so ruckartig daran, dass Tai abrupt aufrecht saß. Verschlafen blinzelte er zweimal, schüttelte dann langsam den Kopf und sank zurück – natürlich nicht, ohne die Decke dabei noch fester an sich zu nehmen, was Mimi fast zur Weißglut brachte. „Na warte“, fauchte sie, stand auf, kämpfte sich an Matt und Sora vorbei und nahm auf Matts Sitz Platz. „Das ist meine Decke, du Blödmann!“ Doch ehe sie den Jungen aufwecken konnte, stand plötzlich eine lächelnde Stewardess vor ihrer Sitzreihe, die ihr nahe legte, sich bitte anzuschnallen. „Aber…“, wollte Mimi protestieren, doch die unerbittliche Stewardess ging erst wieder, als der Gurt nicht nur um Tais, Izzys, Soras und Matts, sondern auch um Mimis Hüften lag. „So ein Pech“, grinste Matt, in Richtung Sora und meinte Mimi, die schmollend zwischen Tai und Izzy saß und die Stewardess mit nicht allzu netten Namen bezeichnete. Und dann kam der Erdboden endlich wieder näher. Während Sora beinahe das Gefühl hatte, der Flugzeugrumpf streife jeden Moment die Bäume des verschneiten Waldes unter ihnen, kam der Flughafen in Sicht und keine zwanzig Minuten später war der Flieger gelandet. Kaum, dass sie aus dem Flieger heraus waren, fühlte Sora sich gleich besser. So schlimm, wie sie sich vorgestellt hatte, war der Flug zwar nicht gewesen, aber fester Boden unter ihren Füßen war ihr einfach lieber. Mimi neben ihr bewunderte den Schnee, der sich, schmutzig und zu einzelnen Bergen aufgetürmt, auf dem Flugplatz ansammelte und stolperte dabei fast über ihre eigenen Füße, vor den beiden Mädchen ließ Tai sich verschlafen von Matt stützen, und hinter ihnen ging der Rest der Clique. Karis verliebtes Lachen war durch die gesamte verglaste Gangway zu hören. ‚Niedlich’, dachte Sora bei sich und erwischte sich dabei, wie sie Kari insgeheim um so eine unbeschwerte Verliebtheit beneidete. Die Kleine musste sich wenigstens keine Sorgen darüber machen, ob ihre Gefühle auch erwidert wurden… TK war ja ganz offensichtlich genauso in Kari verschossen wie sie in ihn. Bei seinem Bruder sah das ja nur leider ganz anders aus. „Verwandt und doch so verschieden“, dachte Sora bedauernd. ‚Aber andererseits, wenn er gar nicht in mich verliebt ist, dann kann er das natürlich auch nicht zeigen…’ Sie seufzte, lenkte damit unbeabsichtigt Mimis Aufmerksamkeit auf sich. „Was ist los?“, fragte sie besorgt, einen Moment den Schnee außer Acht lassend. Sora antwortete ihr jedoch nicht, und so zuckte die Brünette nur die Schultern, und richtete ihr Augenmerk wieder auf die nicht ganz so weiße Pracht dort draußen, wo es nicht nur verschneit, sondern auch verdammt kalt war, wie Tai wenig später feststellte. „Wie gut, dann wirst du wenigstens richtig wach“, meinte Matt und zwinkerte Mimi und Sora hinter ihm zu. Die gläserne Gangway hatte an einem Terminal geendet, das ganz am Ende des Flughafens lag. Nun ging es per Bus weiter zum Hauptgebäude, wo sich auch das Gepäckband befand, auf dem ihre Taschen und Koffer hergebracht werden würden. Sora und Mimi, froh darüber, das als Handgepäck getarnte Transportmittel für ihre Digimon endlich abstellen zu können – dass Piyomon und Palmon auch so schwer sein würden! – atmeten erleichtert auf. Matt, der das offenbar missdeutete, lächelte die beiden Mädchen an. „Das wird der schönste Urlaub, den wir je gemeinsam erlebt haben“, meinte er. Und Sora konnte es wieder einmal nicht verhindern, dass seine Worte ihr die Röte ins Gesicht trieben. _____________________ To be continued! Kapitel 3: Hüttenromantik im verschneiten Bergland -------------------------------------------------- Vielen Dank für die Kommentare! Aber haben einige von euch mich vergessen? ;____;' Egal, Vorhang auf für's nächste Kapitel! Kapitel 3: Hüttenromantik im verschneiten Bergland Es hatte gedauert, bis sie ihre Koffer hatten. „Ist es denn nicht machbar gewesen, unsere Koffer zusammen auf das Band zu legen?“, stöhnte Matt, dem es gar nicht gefiel, dass Soras Koffer zwar als Allererstes, Mimis Schminkköfferchen jedoch zuletzt, neben Tais Tasche und einem rosa Beutelchen, das verdammt parfümiert stank, über das Band gezogen wurde. Tai, ganz den Gentleman gebend, hatte heroisch nicht nur seine Tasche, sondern auch den Koffer von Mimi herunter geholt, dabei aber, schusselig wie er nun einmal war, auch das rosa Beutelchen vom Band geragt. „Pass doch auf!“, rief Sora und wollte das parfümvernebelte Etwas wieder aufs Band legen, aber da rief schon eine Mädchenstimme: „Entschuldige, das ist meiner!“ Und dann stand Sora einem gebräunten Mädchen in etwa ihrem Alter gegenüber, dessen Blondhaar gepflegt aussah und derselbe Duft umgab wie der rosa Beutel. „Vielen Dank“, lächelte die Blonde, zwinkerte ihr zu und ehe Sora perplex etwas erwidern konnte, stand schon Matt neben ihr, sie am Arm fassend. „Schicke Tasche“, meinte er ironisch und Sora musste lachen. „Aber das Mädchen klang nicht unfreundlich“, meinte sie und ging an Matts Seite zurück zu den Anderen. Dabei ließ er ihren Arm nicht los, und Soras Herz schlug wilde Kapriolen. Sie brauchten drei Taxen, um zu ihrem Urlaubsziel zu gelangen. Nachdem sich einige der Koffer der Mädchen als echte Herausforderung in Punkto Verstauen herausgestellt hatten und Davis sich schließlich dazu bereit erklärt hatte, die zwei Taschen von Kari in seinem Fußraum zu verstauen, ging es gegen halb sieben Ortszeit auf in Richtung schwedisches Hochland. Drei Stunden würde die reine Fahrt dauern. ‚Hoffentlich’, dachte Sora geschafft, die auf dem Vordersitz des ersten Taxis Platz genommen hatte, auf dessen Rückbank sich Mimi, Kari und Yolei quetschten, ‚geraten wir jetzt nicht noch in einen Stau…’ ~ Der Stau war nicht das Problem, stellte Sora fest, als sie um halb neun auf einem freundlichen, gemütlichen Rastplatz eine Frühstückspause einlegten und sie zum ersten Mal seit vielen Stunden unverfälschte frische Luft atmen konnte. Statt des Staus sollte sich nämlich alsbald unliebsame Konkurrenz für sie anbahnen… Sora kam gerade von den Toiletten zurück, gemeinsam mit Mimi, und wollte das kleine Restaurant, in dem sie einen warmen Früchtetee zu bekommen hoffte, betreten, als sie das Mädchen vom Flughafen wieder sah. „Hey!“, begrüßte die Blonde sie und schien sich aufrichtig zu freuen. „Du bist doch diejenige, die meine Tasche gefunden hat! Ich bin Yuki, freut mich.“ Sie hielt Sora die Hand hin, die diese daraufhin zaghaft schüttelte. „Sora“, antwortete sie dann schüchtern – sie mochte es nicht so gern, von Fremden angesprochen zu werden, das verunsicherte sie jedes Mal aufs Neue. Und auch jetzt wusste sie nicht, was sie sagen sollte, um das verlegene Schweigen zu verscheuchen – aber Yuki sorgte bereits dafür, dass Sora sich darüber keine Gedanken machen brauchte. „Seid ihr auch zum Skifahren hier? Ich bleibe mit meiner Familie über Weihnachten, das wird so romantisch! Ich freu mich richtig! Wunderschöne weiße Schneelandschaft, Ski fahren, danach Après-Ski in einer Talstation, abends gemütlich in der Hütte am Feuer sitzen… das wird so genial!“ Sora nickte, beeindruckt von so viel ansteckender Begeisterung. „Kannst du gut Ski fahren?“, wollte sie von Yuki wissen, während sie gemeinsam mit Mimi ins Restaurant gingen und sich in der Schlange vor dem Buffet einreihten. „Nicht so sonderlich toll, aber es reicht, um heile die grünen Pisten herabzurutschen“, lachte Yuki und belud ihr Tablett mit Croissants und Nutellaschälchen, griff dann zum frisch angeschnittenen Obst. „Ich liebe Orangen“, seufzte sie verzückt, ehe sie wieder zum Gesprächsthema zurückkehrte. „Was ist mit dir? Kannst du Ski fahren?“ „Das nicht, aber ich hab vor einigen Jahren mit meiner Mama in den japanischen Bergen Urlaub gemacht und dort ein bisschen Snowboarden erlernt.“ „Snowboarden, wie cool.“ Yuki sah bewundernd aus. „Das würde ich auch so gern können…“ „Was hält dich ab, es zu lernen?“, fragte Mimi, sich von Yuki ein Croissant reichen lassend. „Meine Feigheit“, meinte Yuki seufzend. „Ich trau mich ja nicht einmal von den grünen Pisten herunter…“ „Grüne Piste, was ist das eigentlich? Eine nicht verschneite Grasstecke?“ Fragend blickte Mimi die Blonde an, die daraufhin kichernd einen Blick mit Sora tauschte. „Nee, die grünen Pisten sind die ‚Strecken’ für Anfänger, total sacht und kaum hügelig. Sie werden deswegen auch Babyhügel genannt. Perfekt für mich und meine Skifahrkünste.“ Yuki grinste, und Mimi grinste zurück. Und Sora stellte bei sich fest, dass sie in Yuki vielleicht eine neue Freundin gefunden hatten. Dieses Gefühl hielt jedoch nicht lange, nur bis zu dem Zeitpunkt, als sie ihr Frühstück an der Kasse bezahlt hatten (wie gut, dass Sora und Mimi in Japan schon ein paar Yen in schwedische Kronen gewechselt hatten) und dann den Tisch entdeckten, den Tai, Matt, Joe und Davis schon für sich beanspruchten. „Ist hier noch Platz?“, wollte Mimi wissen und bevor Tai erwidern konnte, dass für jemand so Breiten wie Mimi wohl kaum noch Platz wäre, meinte Joe: „Natürlich, setzt euch.“ Mimi nahm die Einladung sofort an, aber Sora und Yuki blieben unschlüssig stehen. „Was ist mit dir? Möchtest du dich zu uns setzen?“, bot Sora der Blonden an, aber Yuki zögerte. „Ich weiß nicht… meine Familie sucht mich vielleicht schon.“ Und als hätte sie es heraufbeschworen, rief in dem Moment jemand: „Yuki!“ – und kurz darauf stand ein etwas kleineres Mädchen neben der Blonden. „Mam fragt, wo du bleibst, Yuki. Ich soll dir sagen… oh.“ Das Mädchen, das Yuki ziemlich ähnlich sah, hatte Sora, Mimi und die Jungs bemerkt. „Hast du schon Freundschaften geschlossen?“, meinte es neckend, wandte sich dann der Clique zu. „Ich bin Natsu, Yukis Schwester. Meine zwei Jahre ältere Sis ist total kontaktfreudig, wundert euch nicht, dass sie sich an euch hängt wie eine Klette.“ „Natsu!“ Yuki errötete leicht, meinte dann entschuldigend: „Ich geh dann mal. War nett, euch kennen gelernt zu haben. Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder!“ Und in dem Moment geriet die anfängliche Sympathie für Yuki seitens Sora gefährlich ins Schwanken, denn noch bevor sie sich umdrehen und gehen konnte, meinte Matt: „Natsu? So heißt du doch, oder? Könntest du deiner Familie ausrichten, dass Yuki mit uns frühstücken kann, wenn sie möchte?“ Ungläubig guckten Yuki und Sora gleichzeitig zu ihm. Matt, sich am Kopf kratzend, hustete verlegen. „Na ja, immerhin scheinst du dich mit Sora gut zu verstehen, Yuki… wäre doch schade, wenn sich das im Sand verläuft.“ Und durch Soras Herz ging ein schmerzhafter Kratzer, als Yuki Matts intensiven Blick mit einem strahlenden Lächeln erwiderte und der Blonde daraufhin den Blick eilig abwandte, um seine Röte zu verstecken. ~ Nach dem dann eher schweigsam verlaufenen Frühstück verabschiedete sich Yuki, die in der Zwischenzeit erfahren hatte, dass sie im selben Ferienort wie Sora, Mimi und die anderen, die sie während des Frühstücks ebenfalls kennen gelernt hatte, wohnen würde, mit einer Einladung für einen gemütlichen Abend mit von ihr gebackenem Apfelstrudel. „Wenn es eins gibt, das ich kann, dann ist es Backen. Auch wenn es mein einziges Talent ist“, hatte sie gelacht und Sora zum Abschied umarmt. „Bis in wenigen Stunden“, meinte sie, drehte sich dann um und lief zu ihrer Familie zurück, die, neben ihren Eltern und der fünfzehnjährigen Natsu, aus einem Babybruder, drei Hunden und einer Katze bestand. „Ich verreise nie ohne meine Maria“, hatte Yuki Matt erklärt, als dieser nachhakte, ob sie tatsächlich eine Perserkatze mit im Flugzeug gehabt hatte. Matt. Da lag das Problem, das Sora wie einen Kloß in ihrer Kehle spürte. Er hatte Yuki lange angesehen, als sie sich unterhalten hatten, vorhin, im Restaurant. Er hatte sie angelächelt und beim Zurückkehren zum Parkplatz immer wieder wie zufällig ihren Arm berührt. Und Yuki schien es nichts ausgemacht zu haben – im Gegenteil. Es war nicht zu übersehen gewesen, wie sie immer wieder nach unauffälligen Möglichkeiten gesucht hatte, ihm näher zu kommen. Gegen die Tränen ankämpfend, nahm Sora schweren Herzens wieder Platz im Taxi. Vor ihnen lag noch ein Weg von 150km, wie der Taxifahrer ihnen mit gebrochenem Englisch mitteilte. 150 lange Kilometer noch… und wer weiß, vielleicht würde Sora Matt, wenn sie am Ziel angekommen waren, an Yuki verlieren… Immerhin – Yuki war aufgeschlossen und offenherzig, freundlich und bestimmt, aber nicht aufdringlich, und sie hatte diese Art, die diverse Jungs wie Magneten auf sich zog. Dagegen würde sie, Sora, nie eine Chance haben. Was konnte sie Matt denn besonderes bieten? Fußballerwaden? Sportliche Arme? Kurze Tennisröcke? Sie wusste ja nicht einmal, wie man sich richtig schminkte, sodass man nicht angemalt aussah… Gegen ein Mädchen wie Yuki, das perfekt gebräunt war, süß geschminkt und sehr modisch und körperbetont angezogen, hätte Sora nicht einmal den leisesten Hauch einer Vergleichsmöglichkeit. Sie konnte ja nicht einmal mit dem Kurvenreichtum Yukis mithalten! Und es war keine Resignation und kein Selbstmitleid, als Sora feststellte, dass sie nicht einmal glanzloser Durchschnitt war, sondern noch weit darunter lag. Es grenzte fast an Selbsthass, als es durch Soras Kopf spukte: „Welcher Junge wie Matt will schon eine sportliche Freundin mit dem Körper eines Mannes?“ ~ Das verschlafene Ferienörtchen, in das es die Kids verschlagen hatte, lag in einer ansehnlichen Höhe von 1200 Metern und bestand aus vielleicht zwanzig Häusern, davon einer Pension, einem kleinen Tante-Emma-Laden, einer Ski-Schule mit Verleih und dem Center, das die sieben Hütten vermietete, von denen zwei für Sora, Mimi und den Rest reserviert war. Die Rothaarige, die gemeinsam mit Tai und Kari die Schlüssel in Empfang nahm und sich in die Hausordnung einweisen ließ, nahm aus den Augenwinkeln durch die verglaste Eingangstür des Centers wahr, wie Matt, der zusammen mit den anderen Jungs die Koffer aus den Taxen hievte – oder es zumindest sollte – auf Yuki getroffen war, die ebenfalls gerade angekommen zu sein schien. Zumindest standen ihre Eltern vor Sora, Tai und Kari in der Schlange, um die Schlüssel abzuholen. „Diese Yuki scheint Interesse an Matt zu haben“, bemerkte Kari und warf einen Blick auf Sora. Doch hatte Kari sich eine Antwort erhofft, so wurde sie bitter enttäuscht. Sora kniff die Lippen zusammen und sah demonstrativ weg. Sollte Matt doch tun und lassen, was er wollte! Er war nicht ihr Freund, es ging sie dementsprechend nichts an, was er tat und ließ. Und während Sora versuchte, zu ignorieren, was keine zwanzig Meter weiter geschah, übersah Mimi es definitiv nicht. Dass Yuki Interesse an Matt zeigte, hatte die Brünette von Anfang an mitbekommen, und es gefiel ihr ebenso wenig wie Sora, dass Matt nicht nur auf ihre Avancen einging, sondern sogar selbst aktiv war, was Flirten und Interesse bekunden betraf. ‚Der hat doch zwei Eisen im Feuer’, dachte Mimi und formte, als niemand hinsah, aus dem Schnee, der sich auf einer Mauer in ihrer unmittelbaren Nähe gehäuft hatte, einen Schneeball, der wenig später zielsicher in Matts Visage landete. Doch bevor dieser den Täter ausmachen konnte, hatte Mimi sich schnell eine Alibi liefernde Beschäftigung gesucht – irgendjemand musste sich ja schließlich darum kümmern, dass ihrem Schminkköfferchen nichts passierte. Doch hatte Mimi sich erhofft, der Schneeball würde Yuki und Matt eine Warnung sein, so hatte sie sich getäuscht. „Warte, ich mach das schon“, hörte sie Yuki sagen und als sie über den Kofferrand spähte, glaubte sie, sich verguckt zu haben. Yuki hatte ihren Schal um den Hals gelöst, und trocknete damit nun Matts Gesicht. Dabei kam sie ihm näher als nötig, aber bevor sie sich noch dazu erdreisten konnte, ihn womöglich gar zu küssen, warf Mimi Matt mit einem leisen Schrei zu Boden. „Hilfe, ich falle!“ – und schon lang sie quer über ihm. „Tut mir Leid, ich Schussel bin über meinen Koffer gestolpert“, meinte sie gespielt verlegen und half Matt auf die Beine. „Oh, Yuki, wie gut, dass ich dich sehe. Ich hab da ein paar Fragen bezüglich Schminke und so… du hast da doch sicherlich Ahnung von, nicht wahr?“ „Ich bin kein Make-up-Lexikon, aber ein wenig Knowledge besitze ich schon“, meinte das blonde Mädchen erfreut und stürzte sich begeistert auf jede Frage, die Mimi sich aus den Fingern sog. Das Meiste wusste sie bereits, was Yuki ihr verklickerte, aber das war ihr egal. Hauptsache, Yuki war nicht bei Matt! Dann konnten die zwei sich nämlich wenigstens nicht näher kommen… und es würde leichter für Sora werden, sich Matt zu schnappen, bevor Yuki das tat. Matt schaute den beiden nur kopfschüttelnd nach, murmelte: „Mädchen, tse.“, und erinnerte sich dann daran, dass er Davis, Joe und Izzy mit den Koffern helfen sollte. „Wo ist eigentlich Cody abgeblieben?“, ächzte er, bepackt mit einem von Mimis Zenterschwerkoffern, den Joe ihm aufgedrückt hatte. Gleiches Unrecht für alle, aber Cody schien sich daran ebenso wenig halten zu wollen wie vorhin Matt… Allerdings hatte Cody keine Yuki, die eine Arbeitsunterbrechung rechtfertigte. Seufzend stellte Matt den Koffer in den Schnee. Ob das so ein schöner Urlaub, wie er ihn Sora und Mimi prophezeit hatte, werden würde, war plötzlich fraglich für ihn – er spürte genau, in welches Gefühlschaos er dabei war zu stürzen… und kein Fallschirm, der den freien Fall bremsen konnte. Schöner Mist… jetzt war Matt wirklich bedauernswert aufgeschmissen. ~ Dachte sich auch Mimi, nicht ohne eine gewisse Schadenfreude, nachdem die Freunde ihre Hütten bezogen hatten. Zu ihrem Pech – Glück? – hatten sie sich ungleich aufteilen müssen. In der kleineren Hütte hatten nur fünf Personen Platz. Und so hatte Joe sich bereit erklärt, zu der *zweiten Generation*, die das größere Häuschen belagerte, zu ziehen. Sehr zu Karis und TKs Ungnaden – die zwei hatten sich ein bisschen mehr Ungestörtheit erhofft. Aber die hatten sie dank Davis ohnehin nicht, wie Tai seine kleine Schwester auf den Störenfried hinwies. Dass Kari nicht umher kam, das Zimmer mit Yolei zu teilen, die eigentlich viel lieber neben Ken schlafen würde, dafür sorgte jedoch nicht nur Tai. Ausgerechnet Mimi unterstützte ihn tatkräftig. „Ihr seid doch gerade erst dreizehn Jahre alt“, hatte sie vorwurfsvoll gemeint und die Mädchen in eins der Schlafzimmer im Untergeschoss geschoben, danach die Tür verriegelt und eine volle halbe Stunde Krisenrat mit ihnen gehalten. Und egal wie sehr Tai sich das Ohr an der Tür platt drückte, mitbekommen vom Gespräch, das innen im Raum stattfand, hatte er nichts. Nachdem das Problem mit den Jüngeren geklärt war – Davis hatte sich zudem auch geweigert, im selben Raum wie TK zu schlafen, woraufhin Joe sich kurzerhand das andere Bett in TKs Schlafzimmer gekrallt hatte – konnten sich die Älteren dem Wesentlichen widmen. Dass Mimi und Sora sich ein Schlafzimmer teilen würden, stand von vornherein fest, aber Tai passte es nicht, dass die beiden sich das Zimmer im oberen Stockwerk mit Balkon und malerischer Sicht über das Dorf gesichert hatten. Es gab ein langes Hin- und Herdiskutiere zwischen Mimi und Tai, das, hätten Sora und Matt nicht rechtzeitig eingegriffen, sicherlich in einem handfesten Streit eskaliert wäre. Letztendlich bestach Matt Tai, den Mädchen das Zimmer zu überlassen, und dafür würde der Braunhaarige das erste Stück Apfelstrudel bekommen, den Yuki ihnen am Abend vorbei bringen wollte, sozusagen als Kostprobe für ihre Backkünste. „Das hat sie also vorhin am Center mit ihm besprochen. So eine Intrigantin“, murmelte Mimi und malträtierte dabei fröhlich das wehrlose Bett, das sich nur schwer beziehen ließ. Doch das war Mimi egal, so sehr war sie mittlerweile in Rage. ‚Kleiner Hitzkopf’, dachte Sora liebevoll und war dankbar, wenigstens ihre beste Freundin dabei zu haben, wenn ihr Herz zu zerbrechen drohte. Allein würde sie wahrscheinlich verzweifeln, aber jetzt hatte sie immerhin noch Mimi, die ihr wieder Mut zusprechen und sie aufmuntern und trösten konnte. „Lass mich das machen“, meinte die Brünette nun barsch und nahm Sora das widerspenstige Kissen ab. „Und nachher kann diese blöde eingebildete Yuki was erleben“, schnaubte sie, und Sora schien es fast so, als spräche Mimi nicht zum Kopfkissen, sondern sähe in dem blütenweißen Teil die Blonde höchstpersönlich. „Blöde Zuckerbarbie!“ – und sie warf das fertig bezogene Kissen, ziemlich heftig, wie Sora fast beeindruckt feststellt, aufs Bett. „Fertig“, meinte Mimi grimmig, seufzte dann auf. „Bin ich froh, dass ich mich definitiv nie verlieben werde…“ Das war ja mal wohl die dreisteste Behauptung überhaupt seit ihrer Ankunft, aber Sora musste trotzdem lachen. „Was denn?“, wollte Mimi misstrauisch wissen, kam aber auch nicht umher, zu schmunzeln. „Was denkst du dir schon wieder, du unmögliche Person?!“ „Die unmögliche Person denkt, dass sie ihre noch viel unmöglichere Freundin verdammt lieb hat“, lächelte Sora, zog Mimi, die sich aufs Bett hatte sinken lassen, wieder auf die Beine. „Lass uns gucken, was die Jungs machen, okay?“ Matt und Tai hatten das Schlafzimmer neben ihnen erwischt in der Blockhütte, aber Izzy, der undankbarer Weise allein das größte Schlafzimmer der Blockhütte im unteren Geschoss bewohnte – Matt und Tai hatten das Reservebett in ihrem Schlafzimmer gefunden, und statt dass sich die beiden das wesentlich geräumigere Schlafzimmer unten teilten, quetschten sie sich zu zweit ins Einzelschlafzimmer, während Izzy nun im Doppelbett schlief, das für mindestens zwei ziemlich korpulente Personen ausgelegt war. Aber sei’s drum, der Rothaarige nahm es den Jungs nicht krumm, dass er so viel Platz nur für sich hatte, auch wenn er sich ein wenig verloren vorkam, inmitten der leeren Koffer, die man bei ihm abgeladen hatte. „Du hast immerhin den meisten Platz“, hatte Tai gegrinst und zu guter Letzt Mimis Schminkköfferchen abgeliefert. Die Schminkutensilien tummelten sich mittlerweile auf dem aus hellem Holz gebauten Schminktischchen, wie es die Stars in ihren Garderoben besaßen – was Mimi schier entzückte – im Mädchenzimmer. Sora hatte sich dabei ertappt, wie sie mit dem Gedanken spielte, Mimi einfach mal zu bitten, ihr ein wenig Nachhilfe in *Mädchensachen* zu geben, nachher, wenn die Jungs mit Yukis bescheuertem Apfelstrudel beschäftigt sein würden. Sora würde keinen Bissen davon anrühren, garantiert nicht! Das grenzte ja hart an Selbstverrat. Und so tief war sie noch nicht gesunken. ~ Bis auf Sora war noch niemand von den Kids jemals in den Bergen gewesen. Sora hatte in den japanischen Bergen nur gutes Wetter gehabt – und dementsprechend wusste niemand, wie schnell das Wetter umschlagen konnte und schon gar nicht, wie schnell ein so dichtes Schneetreiben aufziehen konnte, dass sich niemand, dem sein Leben lieb war, mehr nach draußen traute. Sora und Mimi waren soeben dabei, aus mitgebrachten Vorräten – was Soras zweite schwere Handgepäcktasche erklärte – ein köstliches Abendessen zu zaubern in der süßen, hellen Holzküche, als es an der Tür mit kleinem Fensterrahmen, vor dem ein rot karierter Vorhang befestigt war, klopfte, und Matt, der die Person hereinließ, eine Yuki mit Schnee in den Haaren begrüßte. „Wir kriegen Neuschnee über Nacht“, meinte das Mädchen zur Begrüßung und drückte dem Blonden das vom noch dampfenden Apfelstrudel erwärmte Tablett in die Hände. „Ist das irgendwie… schlimm?“, wollte Matt wissen, den Apfelstrudel auf der Anrichte ablegend, die Küche und Wohnraum miteinander verband. „Nein“, meinte Yuki, „aber ich fände es angenehmer, wenn es bis morgen Früh aufhören würde zu schneien, du siehst nämlich sonst nur sehr sehr schlecht auf der Piste. Egal ob mit oder ohne Schneebrille.“ Das Mädchen seufzte, schnupperte dann und strahlte im nächsten Moment. „Das riecht aber lecker. Was wird das, wenn’s fertig ist?“ „Zickenragout“, raunte Mimi Sora zu. „Irgendwas Italienisches, ein Rezept von Mimis Mutter“, antwortete Sora, der Höflichkeit halber. Immerhin, egal wie sehr Yuki ihr gegen den Strich ging, sie wollte keine Zicke sein. Und das setzte gewisse Grundregeln voraus, beispielsweise, dass sie keine Antworten verweigerte. Da konnte Mimi noch so grimmig dreinblicken. „Willst du vielleicht mitessen?“, bot Tai, der seinen Wuschelkopf über die Lehne des gemütlichen Sessels streckte, den er schon seit geraumer Zeit belagerte, Yuki an, aber sie meinte nur abwägend: „Ich weiß nicht, ich müsste erst einmal meine Mam fragen – eigentlich habe ich nämlich Babysitting, weil Mam und Dad heute Abend noch in der Dorfkneipe vorbei schauen wollen. Wisst ihr, wir machen hier jetzt seit drei Jahren Winterurlaub und meine Eltern haben im Dorf ein paar Freunde.“ „Was ist mit deiner Schwester?“, warf Matt ein, woraufhin Yuki den Kopf schüttelte. „Natsu hat angekündigt, dass sie früh schlafen will. Sie kann in Flugzeugen nicht schlafen, das macht sie nervös. Dementsprechend müde ist sie also – hat den Vorteil, dass sie kaum was vom Jetlag abbekommt, im Gegensatz zu mir.“ Yuki seufzte, erzählte noch ein bisschen von ihrer Abendplanung – Lesen am Kamin, während ihr Babybruder in seinem Bettchen in ihrer Nähe schlafen würde, das Rollen hatte und bequem jederzeit vom Elternschlafzimmer in den Wohnbereich geschoben werden konnte. Die blonde Yuki berichtete noch ein bisschen mehr von ihrer Familie, die sie wirklich sehr zu lieben schien und verbrachte ungefähr zwanzig Minuten bei den Kids – und als sie dann rausschaute, erschrak sie. „Das ist nicht wahr. Seht euch das mal an!“ Sie stürmten alle zu den Fenstern, bis auf Mimi, die, immer noch über Yukis Anwesenheit verärgert, weiterhin in den Töpfen rührte. Draußen hatte sich das Wetter verschlimmert, die Schneeflocken wirbelten wild am Fenster vorbei und der scharfe Wind pfiff nur so um die Häuser. „Hoffentlich kriegen Kari und die Anderen keine Angst“, meinte Tai, dem plötzlich die Großer-Bruder-Rolle bewusst wurde, und griff zum Telefon. Wenig später hatte er Joe am anderen Ende der Leitung, der offenbar soeben den Jüngeren seine Theorien vom Weltuntergang vorgejammert hatte und mit diesen nun nahtlos Tai zuheulte. „Halt die Klappe, Joe, und gib mir mal Kari“, meinte Tai jedoch energisch, gar nicht auf die Schwarzmalereien des Siebzehnjährigen eingehend, und stellte den Lautsprecher an. „Tai? Hast du irgendwelche Beruhigungsmittel dabei? Joe macht uns alle wahnsinnig“, seufzte seine Schwester kurz darauf in den Hörer. „Nein, leider nicht.“ Tai schüttelte den Kopf, obwohl Kari das nicht sehen konnte. „Aber ihr könntet rüberkommen… dann braucht ihr keine Angst haben, weil wir euch beschützen werden.“ „Tai, du bist vielleicht lustig.“ Kari klang tatsächlich amüsiert, was Tai nicht so wirklich behagte. „Sie mal nach draußen. Wenn wir jetzt da raus gehen, kommen wir garantiert nicht heil bei dir und den anderen an. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, wir haben doch Davis und TK, und wenn Joe weiterhin nervt“, ihre Stimme war merklich lauter geworden, „dann knebeln und fesseln wir ihn und dann essen wir vor seinen Augen das Schokoragout, das Yolei und Ken vorbereiten. Und er kriegt nichts ab.“ „So kommen wir nicht weiter“, meinte Matt und nahm Tai den Hörer ab. „Kari, gib mir mal bitte TK.“ „Kein Problem“, antwortete das Mädchen, rief nach dem Blonden und dann hatte Matt seinen jüngeren Bruder am Telefon. „TK? Alles okay bei euch?“ „Ja, alles ganz wunderbar. Joe ist zwar sichtlich erbleicht, als Kari ihm mit Fesseln und Knebeln gedroht hat, aber wenigstens ist er jetzt still. Davis und Ken haben die Türen abgeschlossen und im Haus nachgeschaut, ob alle Fenster zu sind. Für den Fall eines Stromausfalles haben wir im Wohnraum Kerzen und unsere Taschenlampen bereit gelegt und wir haben Kaminholz für mindestens drei Tage.“ Das hatte Matt doch hören wollen. „Gut. Wenn irgendwas sein sollte, verlasst bloß nicht im Haus.“ „Es sei denn, es brennt.“, ergänzte TK und sein Lachen war im ganzen Raum zu hören. Matt grinste schief, beendete das Telefonat dann, jedoch nicht ohne TK vorher darauf hingewiesen zu haben, dass, sollte die Leitung zusammenbrechen, er über Handy erreichbar sei. „Ich glaube nicht, dass wir uns Sorgen machen brauchen“, meinte Sora zuversichtlich und drückte Tai sechs Teller in die Hand. „Deck den Tisch, dann hast du was zu tun und keine Zeit, dich um Kari zu sorgen.“ Das half. Nachdem Tai mit Matts Hilfe den Tisch fertig gedeckt und Mimi und Sora das Essen aufgetragen hatten, saßen die sechs Teenager in gemütlicher Runde am Tisch. Sie hatten dieselben Sicherheitsvorkehrungen für den Fall eines Stromausfalles getroffen wie die Jüngeren, und sahen der Nacht eher ruhig entgegen. Per Handy hatte Yuki ihre Schwester und die Eltern erreicht und ihnen bescheid gegeben, dass sie bei erstbester Möglichkeit wieder zurückkam. „Wie es aussieht, musst du über Nacht bleiben“, meinte Matt allerdings, nachdem er nach dem leckeren Abendessen nach draußen schaute, während Izzy und Mimi sich um den Abwasch kümmerten, dem Tai sich gezwungenermaßen anschließen musste, weil er Mimi als „perfekte Hausfrau“ bezeichnet hatte – eigentlich hatte er es versöhnlich gemeint, aber Mimi, die immer noch über Yukis Anwesenheit grollte, hatte ihn mit dem Abwaschlappen im Gesicht getroffen und an die Spüle beordert. „Geschieht ihm Recht“, befand Sora lachend, während sie sich darum kümmerte, dass das Feuer im Kamin nicht erlosch. Gegen halb acht war die Küchenfraktion, wie Tai sie getauft hatte, fertig mit der „unzumutbaren Schufterei“, und Mimi verkündete, dass sie als Nächstes einen Küchenplan ausarbeiten würde. „Damit nicht immer dieselben Leute die gleiche Arbeit machen müssen, das wäre langweilig und unverantwortlich.“, zwinkerte die Brünette und Sora war sicher, dass es Mimi eine Genugtuung war, Yuki auszuschließen. Immerhin wohnte die Blonde ja nicht in der Hütte, und Mimis Meinung nach hatte sie ergo auch nichts hier verloren. Wenig später saßen die Kids bei gedämmten versammelt um den Wärme spendenden Kamin, und die Langeweile drohte Einzug zu halten. Yuki, die, wie Sora vermutete, nur auf so einen Augenblick gewartet hatte, schlug vor, Flaschendrehen zu spielen und nach anfänglichem Gemurre waren Tai und Izzy überstimmt und Sora, die sich enthalten hatte, holte aus der Küchenecke eine geeignete Flasche. „Wer fängt an?“, fragte Yuki in die Runde, die Flasche in der Hand, und da niemand protestierte, drückte sie Tai die Flasche in die Hand. „Auf einen angenehmen Abend!“, lächelte das Mädchen und machte es sich gemütlich auf dem kuschelweichen Teppich. Nachdem die Flasche nach einer sehr schwungvollen Runde vor Matt stoppte, setzte Tai sich auf, seinen besten Kumpel fixierend. „Wie sieht’s aus, Wahrheit oder doch lieber Pflicht…?“ Lag wohl an dem diabolischen Glanz in Tais Augen, dass Matt leicht verunsichert Wahrheit wählte… bei Tai wusste man schließlich nie. Nachher wollte er, dass Matt Mimi draußen im Schneesturm einen Heiratsantrag stellte… „Wie langweilig“, gähnte Tai, meinte dann aber mit weniger teuflischen Ausdruck in den Augen: „Hattest du schon einmal… du weißt schon, einen feuchten Traum?“ „Tai!“, rief Mimi vorwurfsvoll, doch Tai wehrte ab: „Was denn? Wir spielen hier nicht die Babyvariante, oder irre ich mich da?“ „Im Gegenteil, ich hab erwartet, dass wir uns nicht gegenseitig dumme Pflichten wie *dreimal ums Sofa laufen und dabei den aktuellen Tophit der japanischen Charts singen* oder Fragen wie *Würdest du lieber Spaghetti mit Nutellasauce oder Apfelmus mit Senf essen* stellen…“ Yuki sah unschuldig in die Runde, und die Jungs nickten. „Also gut“, seufzte Matt ergeben. „Ja, ich hatte schon mal einen feuchten Traum. Aber ich verrate dir nicht, dass du darin in rosa Spitzenwäsche für mich gestrippt hast.“ Damit hatte er die Lacher auf seiner Seite und auch Tai stimmte mit ein. Und dann wurde die anfangs noch leicht angespannte Atmosphäre wirklich lockerer. Matt ließ sich die Flasche reichen und drehte sie schwungvoll genug, dass sie nicht, wie vorhin bei Tai, anfing zu eiern. Und wie das Schicksal es wollte, stoppte die Flasche halbwegs gerade vor Yuki, woraufhin Matt leicht errötete und die Frage eher stammelnd stellte. „Wahrheit“, entschied die Blonde mit leicht ironischem Augenaufschlag, und Matt musste tief durchatmen. Er schien mit sich zu ringen, beobachtete Sora unruhig, und seufzte leise. Hoffentlich, hoffentlich, hoffentlich stellte er die Frage, die sie stellen würde – und hoffentlich hatte Yuki auch die richtige Antwort parat! Doch Matt wollte offensichtlich gar nicht wissen, ob Yuki einen Freund hatte. Über die Gründe konnte Sora nur spekulieren – vielleicht hatte er ja Angst, dass Yuki bereits vergeben war. Sora käme das ja nur Recht… „Wir spielen es *richtig*, nicht wahr?“, sicherte Matt sich ab, und auf zustimmendes Nicken meinte er mit Blick gen Boden gerichtet: „Bist du noch Jungfrau, Yuki?“ Angespanntes Schweigen. Während sich alle Blicke auf das Mädchen richtete, war es errötet, vergrub den Kopf hinter den angewinkelten Knien. „Du etwa…?“, flüsterte es verlegen. „Kein Grund, dich zu schämen“, meinte Tai aufmunternd und Yuki schenkte ihm ein Lächeln, ehe sie die Flasche drehte, die daraufhin vor Sora stoppte. ‚Oh Gott’, dachte das Mädchen, sich erschreckend. Was sollte sie sagen? Und was würde Yuki fragen…? Welche Entscheidung war unverfänglicher? Sora spürte, wie sie nervös wurde. Yuki währenddessen hatte ein liebes Lächeln aufgesetzt und sah Sora nun im Halbdunkel an, während der Schein des Feuers sie von der Seite anstrahlte und wie ein Engel aussehen ließ, der ihr mit einem freundlichen Lächeln die Hölle schmackhaft machte… „Wahrheit oder Pflicht?“, fragte Yuki. Und Sora fühlte sich mit ihrer zaghaften Antwort, „Wahrheit“, ins kalte Wasser gestoßen. ___________ Lasst mich raten: ihr habt Yuki schon jetzt allesamt ins Herz geschlossen? Kapitel 4: Wahrheit oder Pflicht? --------------------------------- Vielen Dank für die lieben Kommentare ^-^ Ab diesem Kapitel kommt die eigentliche Handlung so richtig ins Rollen. Ich hatte total viel Spaß beim Schreiben, und ihr habt ihn hoffentlich beim Lesen =) Vorhang auf! PS.: Freut mich, dass ihr Yuki alle so abgöttisch liebt *lach* xP Kapteil 4: Wahrheit oder Pflicht? „Wahrheit“, hatte Sora sich entschieden, und schon im nächsten Augenblick bereute sie diese Entscheidung. In Yukis Augen flackerte es wissbegierig auf – aber was hätte sie verlangt, wenn Sora sich für „Pflicht“ entschieden hätte? Vielleicht hätte sie demjenigen, der ihr Herz in Flammen gesetzt hatte, vor allen ein Liebesgeständnis machen müssen… oder Matt ihren ersten Kuss geben… oder noch schlimmer, Tai! „Sora, Süße. Sag die Wahrheit…“ Vielleicht wäre es jetzt eine gute Idee, zur Toilette zu laufen, damit sie sich nicht vor allen übergab… doch bevor Sora aufstehen konnte, hatte Yuki bereits ihre Frage gestellt. „Bist du schon mal geküsst worden?“ Einen Moment schwieg Sora perplex – was auch immer sie erwartet hatte, das hier war es bei weitem nicht gewesen – schüttelte dann den Kopf. „Nein. Von wem denn auch?“ Sie lächelte schief, atmete erleichtert auf. Vielleicht mochte Yuki ja ungebetene Konkurrenz sein, aber immerhin schubste sie Sora nicht ins Haifischbecken, und das rechnete die Rothaarige ihr hoch an. Das Spiel ging danach eine Weile ruhig weiter, bis die Flasche vor Mimi stoppte und Tai, der sie gedreht hatte, auf ihre Wahl – Pflicht – entschied, dass sie demjenigen, für den sie romantische Gefühle hegte, einen Kuss auf die Wange geben sollte. Gespannt, ob Mimi sich wohl traute, Tai diesen Kuss zu schenken, vergrub Sora die Fingernägel in dem weichen Kissen auf ihrem Schoß – aber Mimi stand auf und hielt schnurstracks auf Matt zu. Sie warf Yuki einen Blick zu, den diese leicht überrumpelt erwiderte, und küsste den Blonden dann triumphal auf die Wange. „Du?“, flüsterte Yuki ihr kurz darauf zu, als Mimi wieder zwischen ihr und Sora Platz genommen hatte. „Aber ich dachte, Sora…“ „Dann hast du wohl falsch gedacht“, grinste Mimi und Sora beschloss, sie vorm Schlafengehen einmal fest zu drücken. Wenn Yuki dachte, Mimi wäre scharf auf Matt, dann würde sie sich ein wenig zurückhalten, während Sora freie Bahn hatte – Mimi hatte Yuki heute Abend schließlich oft genug gezeigt, dass sie sehr hartnäckige Konkurrenz war und sich als harter Brocken herausstellen konnte – und gleichzeitig war Sora nicht in Gefahr, dass Matt sie verdächtigen könnte… Indessen hatte Mimi schon weitergemacht und die Flasche so gedreht, dass sie – wieder einmal – vor Matt stoppte, der „zur Abwechslung mal“ Pflicht wählte. Yuki atmete angespannt ein und Sora vermutete, dass sie erwartete, dass Mimi einen Kuss einfordern würde, aber zumindest im Punkt des Empfängers irrte sie sich gewaltig. „Wir haben heute Abend ja erfahren, wer alles ungeküsst ist und wer nicht mehr, ebenso wie die Tatsache, dass Matt eben auch noch nie geküsst wurde“, fing Mimi verheißungsvoll an. „Und ich möchte, dass Matt sich jemand Ungeküssten aussucht, dem er seinen ersten Kuss gibt.“ Aus Richtung Yuki drang ein schlecht unterdrücktes Aufquietschen, das jedoch in Tais Protest unterging. „Und wenn er MICH küsst?!“ „Dann wissen wir, dass Matt schwul ist“, grinste Mimi – die sich ebenfalls nicht mehr zu den Ungeküssten zählte, da es diese Sache in der fünften Klasse gab, wie sie unter Lachtränen gebeichtet hatte. Sora war es dabei fast so vorgekommen, als wäre ein Hauch grüner Neid in Tais Gesicht zu sehen gewesen. Doch jetzt hatte die Rothaarige andere Sorgen – die einzig Ungeküssten, außer Matt, waren Tai, Yuki und sie selbst, Sora! Da der Junge wegfiel, musste Matt sich nun entscheiden… Zaghaft erhob sich der Blonde von seinem Sessel, bewegte sich vorsichtig auf Yuki und Sora, die dicht beieinander saßen, zu… er atmete tief durch, schloss die Augen, kam einem der beiden Mädchen langsam näher – und hatte keine Chance, den letzten Abstand zu überwinden, denn in dem Moment klingelte das Telefon und die sechs schraken fürchterlich zusammen. „Kari!“, japste Tai und hechtete zum Telefon, meldete sich hastig und lauschte dann angespannt. „Warte kurz“, murmelte er wenig später, drückte dann auf den Lautsprecherknopf. „Bei uns ist der Strom ausgefallen, aber wir haben noch genügend Kerzen und die Taschenlampen müssten auch noch ausreichen. Wir werden aber gleich ins Bett gehen, ich wollte nur Bescheid geben, damit du dich nicht wunderst, wenn du gegen Mitternacht auf die Idee kommen solltest, hier anzurufen, und geschockt bist, weil sich niemand meldet.“ Karis Stimme klang unbeschwert und Tai wurde merklich lockerer, als sie ihm und den Anderen eine gute Nacht und süße Träume wünschte. „Dir auch!“, riefen Sora und Mimi, dann legte Tai mit einem lieben „Gute Nacht, kleine Schwester“ auf. „Wie spät haben wir’s?“, wollte Izzy gähnend wissen. „Halb zwölf“, meinte Mimi, streckte sich, seufzte dann müde auf. „Ich glaub, ich hör mein Bett nach mir rufen…“ „Wir sollten lieber alle schlafen gehen“, stimmte Matt zu, immer noch vor Yuki und Sora hockend. „Immerhin haben wir, wenn das Wetter morgen früh wieder besser wird, noch einiges vor.“ Damit hatte er nicht Unrecht: Die Kids hatten keine Skier oder Skistöcke, nur Sora und Matt hatten ihre Snowboards mitgebracht. Die Anderen wollten Ski fahren lernen, was insbesondere Yolei in helle Aufregung versetzte. „Ich wollte schon immer mal Ski fahren können!“, hatte sie gejubelt und nicht nur Mimi und Sora waren froh gewesen, dass sie in der größeren Hütte einquartiert war. „Wo soll ich schlafen?“, wollte Yuki wissen. Der Schneesturm draußen war nicht besser geworden… sie würde heute Nacht also nicht mehr in ihre eigene Hütte kommen. „Nimmst du mit mir Vorlieb? Ansonsten können wir dir nur das Sofa anbieten“, meinte Izzy, und Yuki wollte schon zustimmen, aber da hatte sie nicht mit Matt gerechnet, der vehement den Kopf schüttelte. „Wir können Yuki doch nicht einfach allein im Wohnraum auf dem schmalen Sofa schlafen lassen. Nachher bekommt sie Angst.“ „Soll das ein Seitenhieb sein?“, meinte Yuki belustigt. „Nein“, schüttelte Matt ernst den Kopf. „Wenn du nachts aufwachst, und niemand ist bei dir, das könnte vielleicht doch ein bisschen gruselig sein.“ „Worauf willst du hinaus? Du bist doch sonst nicht so kleinlich“, meinte Mimi, die ahnte, was Matt vorhatte. „Bevor du bei Izzy oder im Wohnzimmer schläfst, können wir dir ein Bett in Soras und Mimis Zimmer stellen. Nichts gegen Izzy, aber dir ist die Gesellschaft von Mädchen sicherlich lieber, oder?“ „Ich fall schon nicht über sie her“, lachte Izzy. „Davor hatte ich auch ehrlich gesagt keine Angst“, zwinkerte Yuki ihm zu, meinte dann an Matt gewandt: „Ist lieb von dir, aber du solltest erst einmal Sora und Mimi fragen, was sie davon halten.“ Die Blicke schwangen auffordernd zu den beiden Mädchen. Mimi wollte den Mund aufmachen, um zu sagen, dass Yuki auf keinen Fall in ihr Zimmer kam, aber da hatte Sora schon gehandelt. „Kein Problem. Wenn die Jungs das Feldbett aufgebaut bekommen, das ich vorhin im Kleiderschrank entdeckt habe…“ Eine halbe Stunde später stand Yukis Schlafstatt. Sie hatte die zweite Decke und eins der Kissen aus dem Doppelbett von Izzy bekommen, Matt hatte ihr ein, ihr zugegebenermaßen viel zu großes, schwarzes Schlafshirt geliehen, die Hose hatte Sora ihr gegeben. Ziemlich verloren sah Yuki plötzlich auf, wie sie im Türrahmen von Soras und Mimis Zimmer lehnte und nicht so recht wusste, was sie sagen sollte. Matt stand ebenso unschlüssig vor ihr, hatte Tai gesagt, er käme gleich nach, er habe noch etwas zu ‚erledigen’. Mimi war im Bad, Sora noch unten in der Küche, ein Glas Wasser trinken. Und im Flur gab Yuki Matt einen sanften Gute-Nacht-Kuss, gerade als Mimi aus dem Bad zurückkam. ~ Der nächste Morgen begann mit Sonnenschein. Sora war noch vor acht Uhr wach, stand leise auf und gab sich Mühe, Mimi und Yuki nicht zu wecken. Sie zog sich einen warmen weißen Kuschelpulli und ihre dunkelblaue Lieblingsjeans mit wildem Muster drauf an, und auf Wollsocken schlich sie sich ins Badezimmer, wo sie erst einmal das Gesicht mit eisig kaltem Wasser wusch. Vielleicht spülte das klare Wasser ja ihre Alpträume davon – und das brennende Gefühl, das sie gestern Nacht in den Schlaf gewiegt hatte. Mimi hatte Matt und Yuki eng umschlungen erwischt. Sora konnte sich denken, was passiert war – und das Gefühl, das sich seitdem in ihr breit machte, raubte ihr die Sinne, brachte sie dazu, nichts gegen ihre Tränen unternehmen zu können. Doch sie war entschlossen, diese Tränen nicht vor Matt und Yuki zu zeigen. Die Blonde stellte sich naiv, was ihr etwas Unberechenbares verlieh. Und Matt? Was Matt dachte, wusste wohl niemand so genau… Wahrscheinlich konnte sie nicht einmal seinen kleinen Bruder um Rat bezüglich des blonden Herzensbrechers fragen. Sora seufzte, trocknete sich das Gesicht. Nein, niemand würde ihr ansehen, dass ihr Herz entzwei war… Vielleicht sollte sie Mimi nachher bitten, ihr zumindest die Tränenspuren aus dem Gesicht zu schminken. Bemüht unbeschwert ging das Mädchen die Holztreppe hinunter in die Küchenecke, suchte Mimis fertigen Plan heraus und schaute nach, wer für heute eingetragen war. „Frühstück zubereiten: Sora & Matt“, las Sora leise vor, stöhnte dann auf. „Was denn? Hat Mimi aufgeschrieben, dass sie ein Fünfsternemenü serviert haben will oder sollen wir ihr das Frühstück auf Knien ins Schlafzimmer bringen?“ Matts amüsierter Klang in der warmen Stimme ließ Sora zusammenzucken. Wo kam der denn so plötzlich her? „Tais Geschnarche hält doch kein Mensch länger als nötig aus“, gähnte Matt und öffnete die Kühlschranktür. „Möchtest du auch Kakao?“ Sora nickte, dabei versuchend, sich ihr Herzklopfen nicht anmerken zu lassen. Das wäre doch die Chance, wisperte ihre innere Stimme. Die Chance, Matt zu fragen, was da gestern zwischen ihm und Yuki passiert war. Sie war allein mit ihm in der Küche, und die anderen schliefen noch tief und fest – so wie Sora ihre Freunde kannte, stand keiner von denen freiwillig vor acht Uhr morgens auf. Und es war gerade mal fünf vor halb, wie sie mit flüchtigem Blick auf die digitale Anzeige am Herd feststellte. Was sollte sie also davon abhalten, Matt einfach geradeheraus zu fragen? Ihr Herz, stellte sie fest. Es schlug so schnell, dass Sora fürchtete, im nächst besten Moment umzukippen, weil ihre Beine sie nicht mehr tragen wollten, so sehr zitterten sie. „Sollen wir Yuki fürs Frühstück miteinplanen?“, fing sie an. Vorsichtshalber erst einmal in die grobe Richtung, sie würde den Schwerpunkt schon früh genug auf letzte Nacht fixieren können… „Ich weiß nicht. Sie hat nichts gesagt, und ich denke, sie will so schnell zu ihrer Familie zurück, wie halt möglich.“ Matt schaute aus dem Fenster, lächelte. „Sieh mal, alles weiß.“ Sora folgte seinem Blick und musste ebenfalls lächeln. „Das glitzert ja in der Sonne!“ „Wusstest du, dass unberührt frischer Schnee bläulich leuchtende Schatten wirft?“ Matt sah sie an und Sora wich seinem Blick diesmal nicht aus. „Nee“, schüttelte sie den Kopf. „Aber ich kann mir vorstellen, dass das wunderschön aussieht.“ „Ja.“, meinte Matt und goss kochende Milch in zwei große Tassen, die er im Schrank über der Herdplatte entdeckt hatte. „Yuki hat mir das erzählt, als ich ihr mein T-Shirt geliehen habe. Sie meinte, ihr Name passe nicht umsonst perfekt zu ihr, und hat mir alles über Schnee erzählt, was sie weiß. Das Mädel kann dir einen Koffer ans Knie quatschen, wenn du nicht aufpasst.“ Er rührte jeweils drei Löffel Kakaopulver in die Tassen, reichte Sora dann einen der dampfenden Becher. „Ich bin gespannt, ob sie wenigstens auf der Piste etwas weniger redselig ist.“ Matt lehnte sich gegen die Anrichte, nippte am Kakao. „Vorsicht, sehr heiß“, stellte er dabei fest und grinste schief. „Ich find Yuki sehr nett“, begann Sora, das Gespräch in die beabsichtigte Richtung zu lenken. „Aber das Spiel, Wahrheit oder Pflicht, ich weiß nicht… ich hätte es an ihrer Stelle wahrscheinlich nicht vorgeschlagen.“ „Warum nicht?“ Matt warf ihr einen prüfenden Blick zu und Sora errötete. „Ich meine… wen geht es denn was an, ob sie noch Jungfrau ist oder ob du… du weißt schon…“ „Hast du ihr irgendwas ausgeplaudert, das sie nicht hätte wissen sollen?“, fragte Matt. Sora zögerte – schüttelte dann wahrheitsgemäß den Kopf. „Nein. Ich hab die Wahrheit dann halt ein bisschen gedehnt…“ Ihre Röte glühte, und peinlich berührt versuchte sie, ruhiger zu werden. Vielleicht half es ja, einmal tief durchzuatmen. „Siehst du, ich hab auch nicht immer jedes Detail erwähnt. Und ich war heilfroh, dass Kari letztendlich dazwischengeplatzt ist, als ich dich oder Yuki küssen sollte.“ Fast verschwörerisch lächelte Matt und Soras Herz schlug eine Kapriole. Feststellung: Durchatmen brachte rein gar nichts. Wenn das nicht bald aufhörte, würde Sora noch halb wahnsinnig vor Nervosität und Aufregung werden! „Wen hättest du denn geküsst, wenn ich so neugierig sein darf?“, hakte sie vorsichtig nach. Matt lachte leise auf. „Kannst du dir das nicht denken?“ Er stellte seine leere Tasse in die Spüle, streckte sich. „Wir sollten anfangen mit dem Frühstück, in einer halben Stunde werden die Verrückten hier unten stehen und auf ihre allmorgendliche Fütterung bestehen.“ Sora seufzte, trank den letzten Rest des Kakaos, der wirklich köstlich schmeckte, aus. „Was wollen wir machen? Croissants aufbacken und dazu Erdbeermarmelade servieren?“ „Ich wäre auch stark für Cornflakes und Müsli.“ Matt hatte gefunden, was er suchte, und präsentierte Sora nun zwei leere Tuppaschüsseln, die verschließbar waren. „Eine für gezuckerte Cornflakes, die ich mitgebracht habe, eine für Mimis Müsli, das ich gestern in deinen Vorräten entdeckt hab.“ „Spionierst du mir nach?“ Sora wollte empört klingen, konnte den Unterton in ihrer Stimme aber nicht unterdrücken und so hörte Matt nur zu klar heraus, dass sie darüber belustigt zu sein schien. „Dir? Nein, nur deinem Essen“, foppte er zurück, nahm ihr dann die Aufbackcroissants ab, die sie aus einer der von Mimi und Tai eingeräumten Schubladen geholt hatte. „Auf mein Essen bist du also scharf“, lachte Sora und hieb mit dem Tuch nach ihm, das für den Abwasch gedacht war. „Hilfe, man attackiert mich“, kommentierte Matt und wich ihr aus. Sora scheuchte ihn einmal um den Küchentisch, hatte dann aber doch Erbarmen mit ihm, als er auf den Knien um Gnade flehte. „Vergib mir, verehrte Sora!“, winselte er grinsend und sie musste sich die Lachtränen aus den Augen wischen. „Du bist ein blöder Idiot“, kicherte sie, verfrachtete das Tuch wieder an dem Platz, wo es hingehörte. „Wieso bin ich jetzt bitte ein Idiot?“ Die Croissants in den vorgeheizten Backofen schiebend, blickte Matt sie tadelnd an. Sora atmete tief durch – „weil du mit mir flirtest, obwohl du gestern Nacht vorm Schlafengehen mit Yuki geküsst hast“ – und beeilte sich dann, einen Grund zum Flüchten zu finden. „Ich deck schon mal den Tisch, okay?“ Doch kaum war sie davongeeilt, beladen mit kleinen Tellern und Müslischüsseln, meinte Matt: „Der Kuss hatte doch nichts zu bedeuten, Sora.“ Sie hielt inne in ihrer Bewegung, traute sich nicht, zu ihm zu blicken. „Nicht?“ Ihre Stimme war zu hoch, und die Aufregung brachte sie um den Verstand. „Nein“, meinte Matt und stand plötzlich hinter ihr. „Yuki hat, bevor ich wusste, was geschah, mir einen schnellen Kuss auf die Lippen gedrückt, als Dankeschön, dass ich mich so lieb um sie kümmere. Sie sagt, sie hätte einen Freund daheim.“ Sora konnte nicht sagen, welche Emotionen dabei aus seiner Stimme herausklangen. Yuki war vergeben. Und sie hatte Matt einfach so geküsst. Ein seltsames Gefühl breitete sich in ihr aus, aber bevor sie etwas erwidern oder fragen konnte, erschien plötzlich eine schlanke Gestalt im Wohnraum und Yukis Stimme wollte gähnend wissen, ob das Mädchen behilflich sein könnte. Jaja, wenn man vom Teufel sprach… „Nein, wir sind so gut wie fertig. Aber du könntest die Anderen wecken“, meinte Matt, drückte Sora einen Brötchenkorb in die Hände, in den er die duftenden Croissants gelegt hatte, und setzte dann Teewasser auf. „Du auch?“ Sora, in der festen Überzeugung, er meine sie, nickte begeistert – sie liebte Früchtetee! Aber auch Yuki schien sich angesprochen zu fühlen, denn sie meinte: „Solange du mir keinen Pfefferminztee anbietest…“ „Okay, einmal Früchte, einmal kein Pfefferminz, macht also zweimal Früchtetee. Kommt sofort.“ Und Sora konnte nicht anders, sie musste einfach lachen beim Anblick von Matt, wie er salutierte, ihr dann die Teetassen in die Hand drückte mit dem Kommando, ja nicht die ‚Verrückten’ zu übergehen, und sich dann wieder vollends seiner Aufgabe als selbsternannter Küchenchef widmete. „Woher weißt du, dass ich Früchtetee mag?“, wollte sie dennoch wissen, nachdem sie auch die Tassen auf den Tisch gestellt hatte, lehnte sich an die Spüle und beobachtete weiter amüsiert sein geschäftiges Treiben. „Das kann ich dir an deinen Augen ablesen“, grinste er, schüttelte dann den Kopf. „Ich kenn dich jetzt seit gut fünf Jahren. Du zählst zu meinem engsten Freundeskreis. Glaubst du nicht, dass ich dich da allmählich mal kennen würde?“ Es klang so lieb, was er sagte, und Sora wünschte sich, sie könne ihm ihre Gefühle für ihn anvertrauen – und noch viel mehr wünschte sie, er würde sie erwidern… __________________ To be continued! *vorsichtig aus dem Versteck lugt* Nicht hauen bitte! Ich weiß, dass Yuki 'ne Bitch ist (und ich dieses Wort nicht schreiben kann *doof sei* ;____;') Ich hoffe, euch hat's gefallen ^-^ Mögt ihr mir Kommentare schreiben? Bin auch immer offen für Vorschläge und Kritik! *mit Zaunpfahl wedelt* Kapitel 5: Auf der Flucht vor Yuki ---------------------------------- Tehe, vielen Dank für eure Kommentare! Jaaaaaah, Yuki ist voll beliebt *lach* xP Und ich bin sicher, nach diesem Kapitel werdet ihr sie noch viel mehr vergöttern *mit Ironie um sich schmeiß* Vorhang auf! ^-^ Kapitel 5: Auf der Flucht vor Yuki Die Sache mit den Skiern ausleihen war schneller vonstatten gegangen, als Sora gedacht hatte. Kari, TK, Davis, Yolei, Ken, Joe und Izzy hatten einen Skikurs gebucht, aber Tai, der für die Verhältnisse sehr gut lief, und Mimi, die auch über den Anfängerstatus hinaus war, schlossen sich Sora und Matt an. Mit einer kleinen Gondel, in deren runde Kabinen vier Personen passten, ging es noch höher in die Berge, und während sie so dahinschwebten und Mimi feststellte, dass sie nie wieder rückwärts fuhr in „diesen Dingern“, weil ihr dann nur schlecht wurde, dachte Sora bei sich, dass dieser Urlaub vielleicht doch schöner werden würde als erwartet. In einigen Tagen war Weihnacht, und wenn sie es richtig anstellte, dann würde sie Matt vielleicht einen Heilig-Abend-Spaziergang abschwatzen können und ihn in der Nacht des 24. Dezember das süße Geschenk überreichen, mit dem sie sich so viel Mühe gegeben hatte, und… Hach ja, Tagträumereien konnten so schön sein. Auf der Station in etwas über 2.000m Höhe im Freien angekommen, atmete Sora tief durch, prüfte noch einmal, ob der Schal auch saß, und suchte dann an Mimis Seite die grüne Piste heraus. „Wir fangen erstmal vorsichtig an. Wir müssen ja nicht gleich am ersten Tag große Brötchen backen, ne?“ Mimi nickte Sora zu, lächelte dabei unsicher. „Wird schon werden“, meinte die Rothaarige zuversichtlich. „Wir gucken mal, was die anderen Pisten machen, okay?“, beschlossen Matt und Tai. „Treffen wir uns zum Mittagessen hier wieder?“ Damit waren die Mädchen einverstanden, und so winkten sie den Jungs noch nach, ehe sie sich ihrer Abfahrt widmeten. „Du wartest aber auf mich, wenn ich nicht schnell genug mitkomme, ja?“, verlangte Mimi, als sie an der grünen Piste standen – und Sora kam nicht mehr dazu, zu antworten. Denn gleichzeitig hatten die beiden Freundinnen ein wohlbekanntes Gesicht entdeckt. In ein rosa Skioutfit gekleidet und mit dazu passender Mütze und einem zartpinkfarbenen Schal ausgerüstet, stand Yuki keine zwanzig Schritte von ihnen entfernt und winkte ihnen lebhaft zu. „Hey, Mimi, Sora! Wartet ihr auf mich? Ich wollte noch etwas mit euch klären, ohne die Jungs!“ „Auch das noch“, meinte Mimi genervt. Und Sora konnte ihr nur Recht geben. Doch im selben Moment hatte sie plötzlich einen Geistesblitz, der nach Umsetzungs schrie. „Mimi?“ „Ja?“ „Wir tun jetzt etwas total Verrücktes, aber das funktioniert nur, wenn du mitmachst und deine Angst überwindest, okay?“ Purer Schalk blitzte in Soras Augen auf, und ein diebisches Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. „Was hast du vor, Sora?“ Misstrauen spiegelte sich in Mimis Augen, aber Sora schüttelte nur intrigantisch lächelnd den Kopf. „Keine Zeit zum Erklären, Yuki ist verdammt schnell auf den Skiern.“ Tatsächlich hatte sich die Blonde erstaunlich weit vorgekämpft mit den klobigen Skischuhen und den sperrigen, schweren und sehr einschränkenden Skiern. „Vertrau mir einfach, wenn ich dir sage, dass du gut genug Ski fährst, um diese Aktion heil zu überstehen!“ Und daraufhin stupste sie Mimi in den Rücken, sodass diese abwärts rutschte, erschrocken die Skistöcker umklammernd und immer mehr an Fahrt gewinnend. Dann schloss Sora eilig den Klettverschluss an ihrem Snowboard, nahm selbst Schwung und holte Mimi in großen Bögen ein. „Was tust du da?!“, schrie Mimi gegen den Wind. „Siehst du doch“, lachte Sora. „Vor Yuki flüchten! So schnell kommt die nicht nach.“ Und wie Recht sie damit hatte: Yuki stand, sich wie ein begossener Pudel fühlend (und auch so aussehend) immer noch am Hügel, ihnen irritiert nachstarrend und sich fragend, ob Sora und Mimi sie wohl nicht bemerkt hatten. [Ja, die ist tatsächlich so dumm.] Währenddessen hatten Sora und Mimi die erste Kurve erreicht und sausten in angenehm hohen und noch kontrollierbaren Tempo weiter gen Talstation, von wo aus sie mit einem Sessellift zur nächsten Abfahrtspiste gebracht werden würden, die – wie sie mit leichtem Schrecken feststellten – nicht so grün war, wie es den Anschein hatte. „Blau!“, stöhnte Mimi und deutete auf die Karte, an der sie verschnaufte, aber Sora hatte längst der Ehrgeiz gepackt. „Wer weiß, wie lange Yuki noch braucht, um zu merken, dass wir vor ihr abhauen. Sie wird uns bald eingeholt haben, und ich habe keine Lust darauf, mir anhören zu müssen, dass sie überhaupt kein Interesse an Matt habe. Ich glaube ihr nicht so wirklich, dass sie zuhause einen Freund hat. Oder sie nimmt’s mit der Treue nicht so genau, sonst würde sie ja wohl kaum andere Jungs küssen.“ Sora griff nach Mimis Arm, zog sie mit sich in die Warteschlange. Zwei Minuten später passierten sie die Schranke, welche die Leute zurückhielt, wenn es zu gefährlich war, noch zu versuchen, den Lift zu bekommen, und kaum dass Mimi und sie sicher in einem der Lifte saßen, den Bügel heruntergelassen und ihre Skier, bzw. das Snowboard drauf abgestellt hatten, erblickte Sora über ihre Schulter das Objekt des Flüchtens. Yuki war soeben angekommen, mit reichlich Schnee auf der Mütze und den darunter hervorlugenden, glatten Haaren. „Wahrscheinlich ist sie im Eifer des Gefechtes desöfteren in den Schnee gefallen“, lachte Mimi schadenfroh, merkte dann, wie der Blick ins Tal ihr klarmachte, dass das Bergdorf wieder weiter entschwand und es erneut höher ging, und drehte sich schnell um. „Ich hasse Lifte! Und noch viel mehr hasse ich Yuki, wegen der ich jetzt in dieser Klemme stecke…“ „Ach Mimi, du hast die grüne Piste total super gemeistert, dann wird die Blaue auch kein Problem werden. Vertrau mir einfach.“ Sora lächelte die Freundin an und Mimi lächelte zaghaft zurück. „Okay, dann vertrau ich dir. Aber wehe, ich lande mit Knochenbrüchen im Krankenhaus!“ ~ Natürlich passierte Mimi nichts, bis auf dass sie in einer Kurve eine Schneewehe übersah und einmal kopfüber im Schnee landete und dann unglücklicherweise so auf einer eisigen Stelle landete, dass sie prompt ins Krankenhaus… – just kidding! Mimi und Sora waren über die blaue Piste, die über eine bewaldete Strecke zur nächsten grünen Abfahrt und anschließend zu einem der vielen Lifte führte, zurück zur Bergstation gelangt, von wo aus sie sich die nächste Möglichkeit suchten, den Berg herunter zu sausen. Inzwischen hatte Mimi Freude daran gewonnen, systematisch Yuki abzuhängen, und machte sogar eine sportliche Figur auf den Skiern. Ihre Angst schien wie weggeweht vom Fahrtwind. „Das ist so toll!“, jubelte sie und Sora lachte zu ihr rüber. „Und noch haben wir längst nicht jede Piste ausprobiert in diesem riesigen Skigebiet!“ „Noch nicht!“, schrie Mimi zurück, schnitt eine Kurve – und krachte dann fast in Matt, der, offenbar auf der Suche nach seinem besten Kumpel Tai, auf einer kleinen Anhöhe der Piste stand und sie kaum bemerkt hatte. „Hui, was für eine stürmische Begrüßung“, meinte er überrascht, aber Mimi grinste ihn nur an. „Tai kannst du später noch suchen, du solltest lieber mitkommen.“ „Warum?“, wollte der Blonde wissen, aber da hatte Mimi ihn schon links und Sora ihn rechts gepackt und gemeinsam ging es weiter den Berg hinunter, zum nächsten Skilift, wo Mimi die Umsaustechnik dann gleich noch mal beim von Matt gesuchten Tai ausprobierte. „Habt ihr Matt gesehen?“, wollte er von Mimi wissen, half ihr auf und schüttelte sich dann den Schnee aus den Haaren. „Ich hab dich gesucht“, tadelte Matt und Tai drehte sich um. „Hier bist du! Und ich dachte schon…“ „Das könnt ihr später klären, Jungs“, befand Mimi, die mittlerweile wieder sicher auf ihren Skiern stand, und schob die beiden mit Soras Hilfe auf den Lift zu. „Wovor fliehen wir?“, wollte Matt wissen, aber Mimi schüttelte den Kopf. „Keine Zeit, erklär ich dir beim Mittagessen“ – und dann fasste sie der Sicherheitsmann, der vorn an den Schranken stand, durch die Tai schon durchgelassen worden war, Mimi am Arm und bugsierte sie zu dem Brünetten. „Was soll das?“, keifte Mimi. „Ich will mit Sora… hey. Hey!“ Aber zu spät. Sie hatte sich im Eifer des Gefechtes so ungeschickt hingestellt, dass sie zusammen mit Tai durch die Schranke gerutscht war, und musste nun zwangsweise denselben Liftsessel nehmen wie er. Und so kam es, dass Sora und Matt gemeinsam die Strecke hinauffuhren, direkt hinter den beiden Streitköpfen. Mimis Gezeter war über den ganzen Berg zu hören, prophezeite Tai ihr, woraufhin Mimi verkündete, sie führe nie wieder mit ihm Lift. Sora und Matt grinsten sich nur viel sagend an. „Was sich neckt…“ ~ Wie – und auch, dass – sie es geschafft hatten, Yuki abzuhängen, war ihnen später beim gemütlichen Mittagessen zu elft ein Rätsel. Natürlich hatten Sora und Mimi den Anderen sofort berichtet, was geschehen war, und bei einer Runde Germknödeln mit warmer Himbeersoße und heißem Kakao mit viel Sahne amüsierten sich die Kids prächtig. Sie hatten den Rundtisch am Fenster im gemütlichen Bergstationsrestaurant ergattern können, und wenig später war auch Yukis Familie mit den Hunden eingetrudelt – nur von Natsu und Yuki fehlte jede Spur. „Nicht unser Problem“, befand Matt und schob sich noch einen Löffel der köstlichen Süßspeise in den Mund. „Wir hatten nämlich einen kleinen *Zwischenfall* mit dieser Natsu“, erklärte Tai zwischen zwei Schlücken Kakaos. „Dieser Abklatsch von Yuki hat es auf mich abgesehen, glaube ich. Jedenfalls hat Natsu, kaum dass sie sich an uns gehängt hatte, mich keine Sekunde in Frieden gelassen – die quatscht sogar noch mehr als ihre Schwester.“ „Mein Beileid“, meinte Kari und legte ihre Hand auf die Tais, aber Mimi lachte nur. „Geschieht dir Recht!“ Doch Sora sah genau, wie sehr es Mimi gegen den Strich ging, dass Natsu sich so offen für Tai interessierte. „Wann habt ihr wieder Skikurs?“, fragte sie zur Ablenkung. „Um zwei, noch mal drei volle Stunden“, stöhnte Kari und lehnte sich an TK, der ihr über die Stirn streichelte. „Der Skilehrer ist ein Sadist, zumindest der von Yolei und mir…“ „Habt ihr getrennt Unterricht?“, hakte Sora nach, und Yolei, die in Kens Armen lag, nickte bedauernd. „Kari und ich haben so einen alten Oberfeldwebel erwischt, während die Jungs einen total hübschen, jungen Skilehrer abbekommen haben…“ „Hey, du willst mir doch wohl keinen Grund zur Eifersucht liefern?“, meinte Ken liebevoll und küsste Yoleis linkes Ohr, woraufhin sie ihn anstrahlte. „Das könnte ich doch nie!“ „Verliebtheit muss schön sein“, seufzte Sora und merkte nicht, wie Matt ihr einen fragenden Blick zuwarf. ~ Nachdem die sieben zurück zum Skikurs waren, meinte Mimi, dass sie noch eine Pause bräuchte, und Matt entschied sich, bei ihr zu bleiben, „damit sie keinen Blödsinn anstellt und Yukis Eltern nachher noch die Hunde abspenstig macht.“, wie er lachend meinte, woraufhin Mimi ihm die Zunge rausstreckte. „Idiot.“ „Wollen wir mal die blauen Pisten ausprobieren?“, schlug Tai Sora vor, diese nickte und winkte Mimi und Matt. „Wir kommen in gut einer dreiviertel Stunde am Center vorbei und gabeln euch auf, okay?“ „Einverstanden. Bis nachher!“ Mimi grinste sie an und zwinkerte ihr zu, aber Sora hatte sich schon umgedreht und war mit Tai ins Freie getreten. Sie musste tief durchatmen, um ihr klopfendes Herz zu beruhigen. Mimi würde Matt auf den Zahn fühlen, das wusste sie. Und sie konnte nur hoffen, dass die Brünette dabei nichts verriet, was Sora zum Verhängnis werden könnte… Wenn sie sie nachher am Center, wo sie über Nacht ihre Skier unterbringen konnten, abholten, wäre sie Matt vielleicht einen Schritt näher gekommen. Vorausgesetzt, Mimi hatte in der Zwischenzeit wirklich nichts Dummes angestellt… „Sora, kommst du?“, riss Tai sie aus den Gedanken, und sie nickte. „Bin unterwegs.“ Die Abfahrten mit Tai waren entspannend, und auch wenn sie nicht viel redeten, das Schweigen war nicht unangenehm. Während sie mit verschiedenen Liften wieder bergaufwärts fuhren, verwickelte Tai sie in belangloses Geplauder, aber als sie mit dem Achterlift, der Sora stark an eine schwebende Hollywoodschaukel mit Exklusivblick auf die unter ihnen verlaufenden Pisten erinnerte – wo sie irgendwo etwas sehr Rosafarbiges entdeckte – meinte Tai plötzlich: „Matt hat sich verliebt, aber er will nicht sagen, in wen.“ Sora glaubte fast, aus dem Lift zu fallen, wäre da nicht der sie zurückhaltende Bügel. Schlagartig kehrte die bei Yukis Anblick ihrem Gesicht entwichene Farbe zurück, aber stärker als sie es vorher gewesen war. Sora war sicher, dass sie glühte wie einer der Holzscheite im Kamin, vor dem sie gestern Wahrheit oder Pflicht gespielt hatten, dieses verfluchte Stalkerspiel. Hoffentlich hatte sie wirklich nicht zu viel preisgegeben, als… „Ich hoffe für dich, dass es nicht Yuki ist, für die er sich entschieden hat“, meinte Tai leise und seufzte. Sora blickte ihn erstaunt an. Er schien das Mädchen doch zu mögen… Unverstehend schüttelte sie den Kopf. „Warum nicht?“ „Das fragst du? Schau sie dir doch an.“ Tai wies mit einem Nicken auf das Mädchen, das in gekonnten Bögen schwungvoll die – und Sora musste dreimal hingucken – schwarze Piste hinabwedelte. „Die gibt vor, schusselig und unsportlich zu sein. Süßen Mädchen hilft ein Gentleman doch gern, und wenn sie nichts kann, dann hat sie einen Grund, sich dankbar an ihn zu schmiegen und sich *erkenntlich* zu zeigen für seine Hilfe.“ Tai schnaubte, und Sora stellte verwundert fest, dass er Yuki total zu durchschauen schien, dem eben Gesehenen nach zu urteilen. „Seit wann bist du so ein Frauenversteher?“, wollte sie beeindruckt wissen, aber Tai winkte ab. „Mimis Theorien, aber sie klingen plausibel, wenn du dir mal ansiehst, wie geschickt Yuki über die gefährlichsten Pisten saust, ganz ohne Angst und auch ohne sich dabei irgendwas zu brechen.“ Es klang fast bedauernd. Sora musste lachen, was Tai wiederum nicht nachvollziehen konnte. „Was ist daran so lustig?“ „Nichts. Ich hab nur grad festgestellt, dass ich dich verdammt gern hab. Du bist so etwas wie ein Großer-Bruder-Ersatz für mich.“ „Nur ein Ersatz?“ Tai guckte gekränkt, woraufhin Sora sich an ihn lehnte. „Okay, streich das *Ersatz*. Du bist ein großer Bruder für mich.“ „Bin ich doch gern.“ Tai lächelte versonnen und als sie ausstiegen aus dem Lift meinte Sora eine Spur keck: „Und wenn das Problem mit Matt geklärt ist, dann kümmern wir uns darum, dass das mit Mimi und dir mal was wird!“ Dafür jagte Tai sie über die gesamte Piste und hatte auch kein Erbarmen, als Sora kopfüber im Schnee landete, aber er half ihr lachend auf und dann ging’s weiter, durch Wälder, vorbei an roten und schwarzen Pisten, immer die blauen hinunter. Sora hatte viel Spaß und als sie zur verabredeten Zeit zurück bei Mimi und Matt waren, war keine Spur mehr von der Sorge zu erkennen, die sich noch beim Frühstück in ihrem Gesicht abgezeichnet hatte. Mimi kam fröhlich hüpfend, so gut es ihre Skischuhe zuließen, auf ihre Freundin zu und zerrte sie mit sich zu den Wandschränken, die man abschließen konnte und wo die Kids ihre Geldbörsen verstaut hatten. „Wir haben Yuki eben gesehen, mit einem zugegebenermaßen relativ gutaussehenden Typen. Sie hat uns nicht bemerkt, aber wir haben gehört, wie sie ihm vorgeprotzt hat, wie gut sie die schwarzen Pisten runterkommt.“ „Damit hat sie nicht gelogen, Tai und ich haben sie gesehen“, raunte Sora zurück, Mimi weiter zur Seite bugsierend. Sie hatte entdeckt, dass die Blonde Tai und Matt bemerkt hatte und nun auf die zwei Jungs zuhielt. „Du hast Tai deine Theorien unterbreitet?“ „Ja. Irgendwer musste ihm ja die Augen öffnen. Vielleicht schnallt er dann, dass Yuki sich nur aus egoistischen Gründen bei uns einschleimen wollte. Die will doch niemals unsere Freundin sein, die ist nur scharf auf Matt. Wozu sonst dieses Theater, von wegen ‚Ich kann nichts und brauche dringend überall Hilfe’?“ Mimi schnaubte. „Apropos Matt“, fing Sora an, aber da winkte Mimi nur ab. „Den hab ich auch bearbeitet, aber er wollte nichts hören in Punkto Yuki und Liebe, und so sind wir dann auf unverfänglichere Themen ausgewichen. Leider konnte ich nicht mehr rausfinden, als dass er sich verliebt hat. Nachdem er sich nämlich verplappert hatte, wollte er partout nicht damit rausrücken, in wen.“ Das hatte also nichts gebracht. Sora seufzte auf. Andererseits, dann hatte Mimi auch nichts verraten, und das war nur positiv zu sehen. „Wir sollten mal zusehen, dass wir hier unbeschadet wegkommen“, meinte Mimi mit Blick auf Yuki, die sich schon suchend umsah. Hinter den Wandschränken waren Sora und Mimi jedoch nicht zu entdecken. „Die Jungs werden schon einen Weg finden, aber sie guckt gerade nicht in diese Richtung – weg hier!“ Sie eilte auf ihren Skischuhen aus dem Gebäude, dicht gefolgt von Sora, die ihr Snowboard unter die Arme geklemmt hatte. Mimi nahm ihre Skier aus dem Schnee vor dem Gebäude, schnallte sie sich eilig unter und hielt dann mit Sora an ihrer Seite auf die grüne Piste zu, wo sie Yuki bereits heute Morgen hinter sich gelassen hatten. Nachdem auch Sora auf ihrem Brett stand, gab Mimi das Startzeichen, im selben Moment, wo Tai und Matt fluchtartig das Center verließen, verfolgt von Yuki, die sie offenbar nicht allzu lange hatten ablenken können. Lachend rief sie ihnen etwas nach, aber das verstand Sora schon nicht mehr, denn im selben Moment stürmte Matt auf sie zu, das Snowboard bereits unter den Füßen, und riss sie mit sich. „Weg hier!“, lachte er. Und während Mimi und Tai ihnen nachschauten und sich darüber ärgerten, dass Yuki zumindest sie eingeholt hatte, rauschten Matt und Sora davon, immer dichter hinein in den aufziehenden Nebel, der hinter einer Kurve kurz vor dem ersten Lift lauerte – nicht ahnend, in welche Gefahr sie sich damit begaben. Kapitel 6: Nebelnacht --------------------- Boah! "Im Moment warten 400 Kapitel auf Freischaltung, davon sind 151(!!!) in den letzten 6 Stunden hinzugekommen" O.o' Shit, das kann dauern mit dem Freischalten... »' *I'm sorry* Jetzt füg ich da noch Arbeit hinzu... *shame on me* Vielen Dank für eure Kommentare! ^-^ Freut mich, dass ihr so begeistert lest, was ich schreibe =) [und auch ein Dank an die 11 Leute, die diese Fanfic auf der Favoliste haben *riesenfreu* (schließlich neigen die Storys auf Mexx ja dazu, in dem ganzen Gewühl unterzugehen *seufzt*)] Nah, genug gelabert ^^° Hier habt ihr Kapitel 6! (Vorsicht, seeeeeeeeehr romantisch und kitschig xD) Kapitel 6: Nebelnacht „Ich seh kaum was… weißt du, wo wir hier sind?“ Sora sah sich unbehaglich um, dicht an Matts Seite, der nur den Kopf schüttelte. „Ich fürchte fast, wir sind von der Piste abgekommen…“ Sie hatten den Lift, der von der blauen Piste zur nächsten Grünen führte, genommen und müssten eigentlich jeden Moment am letzten Lift ankommen, der sie zurück zur Bergstation bringen würde… doch so irgendwie war plötzlich nur noch Wald zu sehen, wenn überhaupt irgendwas erkennbar war… Sora spürte, dass die Panik in ihr aufstieg, aber sie versuchte sie, so gut es ging zu unterdrücken. „Und wenn wir hier jetzt nicht mehr wegkommen? Gibt es hier Bären oder Wölfe…?“ Sie klang ängstlich, was Matt dazu bewegte, einen Arm um sie zu legen. „Keine Sorge, die gibt’s hier nicht“, meinte er, wobei er sich aber selbst nicht richtig glauben konnte. Er wusste nicht, was hier in den Bergen lebte, er konnte nicht einmal ausschließen, dass ihnen nichts passierte, während sie sich herunter kämpften vom Berg. „Müssen wir hier übernachten…?“ Aus Soras Stimme schwang ein zitternder Unterton mit. Matt drückte sie schützend an sich, ihr über das Haar streichend. „Keine Angst, ich bring uns hier raus.“ Irgendwie… irgendwie würden sie hier schon wegkommen… irgendwie… ganz sicher. Ganz sicher… ~ „Wo bleiben die bloß?“ Ungeduldig blickte Mimi auf die Uhr des Restaurants, in dem sich die Kids wieder getroffen hatten. Der Skikurs war für heute beendet, wie Kari und Yolei mit erleichterten Seufzern verkündeten, und sie wollten den Nachmittag bei einer Tasse Tee ausklingen lassen und anschließend mit einer der letzten Gondeln zurück ins Bergdorf fahren. Doch während Mimi und Tai anhand des immer dichter werdenden Nebels beschlossen hatten, dass die Abfahrt von der grünen Piste, über die sie Matt und Sora hatten folgen wollen, keine gute Idee wäre, und stattdessen gemeinsam mit Yuki eine der blauen ausgewählt hatten, waren Sora und Matt bisher nicht wieder erschienen. Die Blonde war schon mit ihrer Familie zurückgekehrt ins Dorf – „mein Babybruder braucht regelmäßige Uhrzeiten für sein Essen, und sein Abendbrot bekommt er nun einmal pünktlich um halb sechs“, hatte sie gemeint und die Schultern gezuckt. „Vielleicht melde ich mich heute Abend noch mal bei euch, wenn ihr da nichts gegen habt.“ „Haben wir nicht, ganz sicher nicht“, hatte Izzy gemeint und sich gefreut, aber Tai und Mimi hätten ihn mit ihren Blicken erdolchen können. „Schön“, hatte Yuki gelächelt und sich verabschiedet. „Dann bis nach dem Abendessen. Passt es euch gegen halb neun?“ Und dann war sie verschwunden und Tai und Mimi hatten sich genervt angesehen. „Auch das noch…“ Doch jetzt war jedes Grollen über Yuki vergessen, und stattdessen breitete sich die Sorge in Mimis Gesicht aus. „Was, wenn sie sich verirrt haben? Die kennen sich hier doch gar nicht aus…“, meinte sie und ließ die Uhr nicht aus den Augen. „Ganz ruhig, Mimi. Wir geben ihnen noch eine halbe Stunde, dann werden wir mal im Center nachfragen, die werden uns sicherlich helfen können, sollten Matt und Sora bis dahin noch nicht wieder aufgetaucht sein. Aber ich glaube eher, die haben die Uhrzeit vergessen und vergnügen sich jetzt auf den Pisten, während du dir unnötig Panik machst.“ „Ach, lass mich doch in Ruhe!“, keifte Mimi, bereute es aber im nächsten Moment schon wieder. „Tut mir Leid, ich bin nur so angespannt“, seufzte sie und Tai schob ihr ihre Tasse Tee zu. „Trink was, das beruhigt.“ Mimi tat, was er sagte, aber es half ihr nicht viel. Fünfunddreißig Minuten später war immer noch nichts von Sora und Matt zu sehen und es reichte Mimi endgültig mit dem Warten. „Ich geh jetzt zum Center und frag nach, wie es aussieht“, meinte sie entschlossen und erhob sich. „Wir kommen mit“, meinte Kari mit Blick zu Yolei, diese nickte. „Wartet ihr hier?“, wollte Mimi von Tai wissen, dieser stimmte zu. „Wenn Sora und Matt doch noch herkommen sollten, brauchen sie nicht denken, wir wären ohne sie gegangen.“ „Gut. Dann kommt, Mädels.“ Die drei Mädchen eilten durch den einsetzenden Schneefall rüber zum Center, wo Mimi am Verleihschalter für die Wandschränke eine junge Frau erspähte, die zu ihrem Glück gutes Englisch sprach. „Wir suchen unsere Freunde“, erklärte Mimi ihr. „Sie sind wahrscheinlich in Nebel geraten und wir haben Angst, dass sie nicht zurückfinden. Ist da irgendwas zu machen?“ Die junge Frau lächelte bedauernd, schüttelte den Kopf. „Ich kann euch da auch nicht viel weiterhelfen. Ihr könntet euch jedoch an die Bergwacht wenden.“ „Danke“, keuchte Mimi und hechtete, Kari und Yolei im Gepäck, auf das niedrige Gebäude zu, auf dem in gut lesbaren Lettern „BERGWACHT“ stand. Dort drinnen konnte man ihnen wirklich weiterhelfen. „Welche Piste könnten sie denn genommen haben?“, fragte einer der drei Männer, der, genau wie seine zwei Kollegen, in einen Schneeanzug gekleidet war, und nachdem Mimi ihm die richtige Piste auf der Karte gezeigt hatte, versprach er, sich darum zu kümmern, dass Matt und Sora gesucht wurden. „Macht euch keine Sorgen, wenn eure Freunde schlau sind, dann werden sie bleiben, wo sie sind, und dann haben wir gute Chancen, sie zu finden.“ Mimi nickte dankbar. „Dürfen wir hier warten?“ „Natürlich. Setzt euch da vorn an einen der Tische. Wir melden uns bei euch, sobald wir eure Freunde gefunden haben.“ Und dann begannen die langen Momente des Wartens für Mimi, Kari und Yolei. ~ Bibbernd rieb Sora sich die Arme. Es wurde allmählich dunkel, und sie fing an, erbärmlich zu frieren unter ihrer dicken Jacke. Matt hatte verkündet, dass es nichts brachte, noch weiter zu versuchen, allein wieder rauszukommen aus der dichten Nebelsuppe. Und nun saßen sie im Schnee, dicht aneinander geschmiegt und sich gegenseitig Wärme spendend. „Bist du sicher, dass es hier keine Wölfe oder anderen wilden Tiere gibt?“, fragte Sora mit zitternden Lippen, die Hände aneinander reibend, in der Hoffnung, sie so zu wärmen. „Hier gibt es nur einen Wolf, und der sitzt neben dir“, meinte Matt und stupste sie zärtlich an, woraufhin Sora sich an ihn schmiegte. „Wäre mir wärmer, würde ich darüber sicherlich schmunzeln können“, meinte sie und streifte sich wieder ihre Handschuhe über. Die Luft fühlte sich an, als lägen die Temperaturen weit unter null Grad… und sie hatte Angst davor, die Nacht hier zu verbringen. „Wir haben nicht mal eine Möglichkeit, uns vor eventuellem Neuschnee zu schützen“, stellte sie fest, aber da zog Matt sie näher an sich, sah ihr, so gut das bei der Dämmerung ging, in die Augen und meinte dann mit fester Stimme: „So darfst du nicht denken. Sicherlich haben die Anderen längst gemerkt, dass was nicht stimmt, dass wir gar nicht so lange wegbleiben können, und haben sich hilfesuchend an jemanden gewendet, der uns hier rausholen wird. Du darfst keine Angst haben, Sora.“ „Und wenn eine Lawine kommt? Oder wir hier noch tagelang festsitzen?“ „Das wird nicht, hörst du? Das wird nicht passieren!“ Matt drückte das vor Angst bebende Mädchen an sich, streichelte ihr über das Haar. „Es wird alles gut werden, Sora… versprochen.“ „Und selbst wenn… wenn wir hier wieder raus sind, dann siehst du mich nur noch an, wenn’s sich nicht vermeiden lässt und Yuki gerade nicht da ist“, meinte Sora, sich aus der Umarmung lösend. Sie wusste nicht, wie sie gerade jetzt, in dieser Situation, auf dieses brisante Thema kam, aber es war ihr plötzlich ein innerer Drang, das jetzt klarzustellen. Matt sah reichlich verwirrt aus. Er fuhr sich durch sein Blondhaar, atmete tief durch. „Das mit Yuki… ich weiß selbst nicht, was mit mir los ist. Sie ist faszinierend, ehrlich – ich bin noch nie so einem Mädchen begegnet. Aber du kannst sie nicht mit dir vergleichen. Sie würde niemals den Stellenwert in meinem Leben einnehmen, der für dich reserviert ist…“ Sora errötete, aber das durfte sie jetzt nicht abhalten! Sie war ihrem Ziel, wie es schien, schlagartig zum Greifen nahe… Aber da hatte Matt bereits weitergeredet und ihr kurzer Jubelmoment zerfloss wie Eis in der ersten Frühlingssonne. „Du und die anderen DigiRitter, ihr seid mir wichtiger als alles Andere auf der Welt. Ihr seid meine Freunde – da kann sich keine Yuki der Welt zwischendrängen. Selbst wenn wir zusammenkommen sollten, sie würde dir nie das Wasser reichen können. Ich werde dich doch nicht so einfach vergessen, Sora…“ Er lächelte, und da stand sie einfach auf. Hatte er es so falsch verstanden? Sah er denn überhaupt nicht, was mit ihr los war? Sah er denn einfach nur eine gute Freundin in ihr? Verletzt schloss Sora die Augen, hob mit bitterer Stimme an. „Eine gute Freundin? Bin ich denn wirklich nur eine gute Freundin für dich…?“ Doch Matt sollte nicht mehr zum Antworten kommen, denn im selben Moment spürte Sora, wie ihr Körper schwächelte – und dann fiel sie ohnmächtig in seine Arme. ~ Matt wusste nicht, wie lange er mit der bewusstlosen Sora im Schnee ausgeharrt hatte – es kam ihm ewig vor. Irgendwann leuchteten irgendwo weit oben zwei runde Lichter auf, aber zuerst tat er sie als Hirngespinst ab. Ein Geräusch von Motoren näherte sich ihm und dem Mädchen, die Lichter, anfangs nur kleine Punkte im Nirgendwo, wurden immer größer – und dann hielt, und Matt kam es wie eine göttliche Fügung vor, ein Schneemobil vor ihm. „Yamato Ishida?“, fragte eine Stimme und auf sein Nicken kam der Fahrer, der abgestiegen war von dem seltsamen Gefährt, auf ihn zu. „Das hatte ich gehofft. Ihr zwei, du und deine Freundin, seid nicht die Einzigen, die wir heute Nacht suchen mussten. Ich hatte schon befürchtet, ein noch nicht als vermisst gemeldetes Pärchen aufgefunden zu haben… Hilf mir mal kurz mit dem Mädchen.“ Die Frau, die zu der Stimme gehörte, hob Sora mit Matts Unterstützung auf den Schlitten, der an das Schneemobil gekoppelt war, beorderte ihn dann auf den Rücksitz. Die Snowboards hatten sie bereits sicher verstaut. „Sora kann da nicht rausfallen…?“, wollte Matt wissen, ehe er die Arme um den Bauch der Frau legte, um nicht abzurutschen während der Fahrt. Die Frau schüttelte den Kopf. „Nein, keine Sorge, deiner Freundin geschieht nichts. Wir sollten nur zusehen, dass wir zur Bergstation kommen…“ Eine gute halbe Stunde später erreichten sie die Bergwacht neben dem Center, wo eine aufgelöste Mimi sie schon erwartete. Das Mädchen hatte in Tais Armen gelegen, und es schien, als hätte es geweint. Jetzt jedoch löste Mimi sich von Tai, eilte auf sie zu. „Matt, Sora! Wie konntet ihr nur?!“, schrie sie, Tränen glitzerten in ihren Augen. „Beruhig dich, Mädchen“, meinte die Frau, die Matt und Sora zurückgebracht hatte, begütigend, und lächelte ihr zu. Die Kids folgten Matt und der Frau, die Sora trug, in die Bergwachtstation, wo Matt einen warmen Tee vorgesetzt bekam, den er austrinken musste. Sora wurde auf eine Trage gelegt, und der hier oben stationierte Arzt untersuchte sie. „Hat sie Blutdruckprobleme oder etwas in der Richtung?“, wollte er von Mimi wissen, die nicht mehr von Soras Seite wich. Mimi schüttelte den Kopf. „Nicht, dass ich wüsste… Aber in einer Stresssituation in der Schule ist sie schon einmal umgekippt…“ „Gut möglich, dass das auch diesmal der Grund sein kann. Auf jeden Fall solltet ihr mit der Abfahrt ins Dorf warten, bis eure Freundin wieder bei Bewusstsein ist. Achtet gut auf sie.“ „Das werden wir“, versprach Mimi, und dann verabschiedete sich der Arzt. Während die Kids darauf warteten, dass Sora ihre Augen öffnete, musste Matt berichten, wie sie es in der Kälte und im Nebel ausgehalten hatten, und Yolei wollte wissen, ob es nicht wahnsinnig romantisch gewesen sei. „Wir können dich ja mal mit Ken im Nebel auf einer dir völlig unbekannten Piste aussetzen“, schlug Matt zynisch vor, „dann siehst du, wie *romantisch* das ist.“ „Also wirklich, ich habe das nur nett gemeint, und dann kommt der mir mit…“ Viel weiter kam Yolei nicht, denn in dem Moment war ein leises Stöhnen aus Richtung Sora zu hören und Mimi, die immer noch an ihrer Seite saß, lächelte zu den Anderen herüber. „Sie kommt zu sich!“ Zwanzig Minuten später saßen die elf Freunde in vier Gondeln verteilt und erreichten per letzter Gondel für den heutigen Tag das Bergdorf. Sora hatte sich schnell von ihrer Ohnmacht erholt, und auch wenn sie noch ein bisschen blass war, schien es ihr für die Verhältnisse recht gut zu gehen. In der Hütte angekommen, verfrachteten Mimi und Tai sie, gemeinsam mit Matt, vor dem schnell angeheizten Kamin. „Abendessen kochen übernehme ich“, hatte sie angekündigt und Izzy dazu beordert, ihr zu helfen. Tai sollte Sora und Matt bringen, was sie brauchten. Die beiden waren in Decken gemummelt, schwiegen sich gegenseitig an und nahmen nicht viel davon wahr, was um sie herum geschah. Das Abendessen fand, ausnahmsweise, wie Mimi streng betonte, vor dem Kamin statt und in gemütlicher Runde hatten sie fast vergessen, dass Izzy selbstgerecht Yuki eingeladen hatte. Pünktlich um halb neun klopfte es an ihre Tür, und eine völlig in Fliedertönen gekleidete Yuki begrüßte die fünf. „Was macht die denn schon wieder hier?“, wollte Sora von Mimi wissen, aber die deutete nur missmutig auf Izzy. „Frag den, der hat Yuki schließlich eingeladen…“ „Ich hab gehört, was euch passiert ist“, schnurrte Yukis Stimme im selben Moment dicht neben ihr und besorgt schaute die Blonde Sora an. „Mein Vater hat es von der Frau im Dorfladen erfahren, deren Mann auf der Bergwache arbeitet. Mein Gott, das tut mir so Leid – es muss schrecklich gewesen sein, so einsam und allein im Schnee…“ „Das war es“, nickte Matt und nippte an seinem heißen Früchtetee, den Mimi ihm vorgesetzt hatte. „Du musst wieder warm werden, sonst holst du dir noch eine Lungenentzündung!“, hatte sie gemeint und auch Sora einen Becher in die Hände gedrückt. „Dasselbe gilt für dich. Und glaub mir, *ich* besuche euch dann nicht im Krankenhaus!“ Sie schien irgendwie etwas gegen Krankenhäuser zu haben… aber das war im Moment nicht Soras Sorge. Viel eher beschäftigte sie, dass hier offenbar kaum etwas geschehen konnte, ohne dass Yuki es nicht mitbekam… beunruhigend. Das blonde Mädchen setzte sich mit einigem Abstand neben Matt, seufzte. „Ich hab nicht viel Zeit, ich muss gleich wieder auf meinen Bruder aufpassen. Natsu hat für eine halbe Stunde übernommen, und eigentlich wollte ich auch gar nichts Besonderes.“ Das glaubten Mimi und Sora ihr zwar nicht, aber Matt, der plötzlich wieder so wie schon vor ihrem gemeinsamen Festsitzen war, hing ihr an den Lippen, dabei Soras Blicke nicht bemerkend. Yuki begann ein belangloses Gespräch, aber als Matt meinte, er würde schon mal seinen Schlafanzug anziehen gehen, er sei müde und wolle nicht mehr allzu lange wachbleiben, sprang Yuki auf und verkündete, dass sie aufs Klo musste. Und nicht nur Sora war sicher, dass Yuki dabei war, ihre Pläne in die Tat umzusetzen… ~ Matt hatte seinen Schlafanzug schneller gefunden, als er gedacht hätte. Im Zimmer von Tai und ihm sah es schon jetzt aus, als habe eine Bombe eingeschlagen… aber das war nichts Ungewöhnliches, waren beide doch nicht gerade für ihre Versessenheit auf Ordnung bekannt. Er schüttelte den Kopf über das systematische Chaos, gähnte, verließ das Zimmer – und rannte fast in Yuki, die ihm im Halbdunkel entgegenkam. „Oh, entschuldige“, meinte er verlegen, aber Yuki schüttelte den Kopf, murmelte: „Macht doch nichts, ich hätte besser aufpassen sollen“, und drückte ihm dann etwas in die Hand, das sich nach Briefumschlag anfühlte. „Ich hoffe, du kannst es verstehen“, meinte sie und klang wehmütig, und ehe er wusste, was geschah, hatte sie ihn geküsst – es dauerte nicht lange, aber es durchzuckte Matt wie einen Blitz. „Bis bald“, flüsterte Yuki und eilte davon. Und Matt stand unschlüssig im Flur und wusste nicht, was er davon halten sollte. --- Soppsa. Damit ist wohl 'ne Lawine losgetreten *am Kopf kratz* (im wahrsten SInne des Wortes *spoiler* *noch einiges vorhat mit den DigiKids* muahaha, die Macht eines Autors *abdreh* To be continued ^-^ *jetzt die Fanbriefe an Yuki-chan einsammeln geht* Kapitel 7: Liebesbriefe & Jungfrauengeheimnisse ----------------------------------------------- Huch - 63 Geschichten in der Warteschleife, das muss genutzt werden >-< Sorry für ein Viertel Kapitel, der Rest kommt, sobald ich ihn aufgeschrieben habe *welche Logik, Ruky* *sich selbst lob* @.@' Vielen Dank für eure Kommentare! Und wui, ein Favo mehr!! *sich wahnsinnig freu* Das ist zu lieb!! Danke! *'ne Runde Kekse spendier* Kapitel 7: Liebesbriefe und Jungfrauengeheimnisse In der Nacht schlief Sora nicht gut, und als sie am Morgen in aller Frühe aufwachte und mit Blick auf die Uhr auf ihrem Nachttisch feststellte, dass es gerade mal zwanzig nach fünf war, fühlte sie sich wie durch die Mangel gedreht. Ihr Kopf glühte, und sie hatte schrecklichen Durst. Vielleicht sollte sie aufstehen und sich einen Tee kochen, ging es ihr durch den Kopf, aber in ihrer Verfassung kam sie kaum die Treppe runter, übersah die letzten beiden Stufen und weckte die ganze Hütte mit ihrem lautstarken Sturz. „Sora, um Himmels willen!“ Izzy war als Erster bei ihr, erschrocken darüber, was ihn da so unsanft aus dem Schlaf gerissen hatte. „Mein Knöchel“, keuchte Sora, sich den linken Fußknöchel haltend. „Verdammter Mist… ich wollte doch nur Tee machen…“ Izzy, der sichtlich mit der Situation überfordert war, meinte unschlüssig, sie solle sich erst einmal aufs Sofa legen, aber Matt, der kurz nach ihm herbeigeeilt war, wollte vorwurfsvoll wissen, wie sie das allein schaffen sollte und trug sie kurzerhand vor den Kamin. „Mit dir hat man auch nichts als Ärger“, meinte er, aber es klang liebevoll. „Tut mir Leid“, murmelte Sora, die Augen geschlossen. „Kann ich bitte ein Glas Wasser haben?“ Matt brachte ihr das Gewünschte, deckte sie dann mit einer der Decken zu, die im Wohnzimmer lagen. „Warum bist du so früh schon auf den Beinen?“, wollte er wissen, aber Sora antwortete nicht. Sie wusste auch nicht, warum sie kaum hatte schlafen können… „Mir ist zu warm“, meinte sie stattdessen, wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Tatsächlich, du glühst förmlich“, stellte Matt fest, eine Hand auf ihrer Stirn. „Warte, ich hab irgendwo das Mittel gegen Fieber eingepackt, ich geh’s holen.“ Als er wiederkam, hatte er nicht nur die Arznei, sondern auch Tai und Mimi dabei, Letztere kniete sich zu Sora herunter und strich ihr mitleidig über den Arm. „Du Schusselchen hättest mich ruhig wecken können…“, meinte sie und Sora nickte halbherzig. „Ja, aber du hast noch so schön geschlafen.“ „Dein Knöchel könnte höchstens geprellt sein“, stellte Matt fest, und brachte ihr den Tee, den er aufgesetzt hatte. „Vor der Treppe liegt schließlich Teppichboden, und der Sturz war nicht allzu tief.“ „Dann bin ich aber erleichtert“, meinte Sora halbwegs ironisch. „Wie es aussieht, kannst du heute ohnehin nicht mit auf den Berg.“, beschloss Tai. „Wer so fiebrig ist, dass er sogar schon Treppenstufen übersieht, hat auf der Piste nichts verloren. Nachher gerätst du von der Bahn ab und wir müssen die Bergrettung rufen…“ „Die kennt uns doch mittlerweile schon“, meinte Mimi, aber Matt schüttelte den Kopf. „Was wir kennen, nennt sich Bergwacht. Das sind diejenigen mit den Bernhardinern mit den Fässchen um den Hals. Die Bergrettung kommt mit Hubschraubern.“ „Hast du das auch von deiner geliebten Yuki?“, stichelte Mimi, aber Sora meinte leise: „Lass es gut sein. Es ist seine Sache, wem er sein Herz schenkt.“ Mimi kniff die Lippen zusammen, doch obwohl sie nur zu gern etwas erwidert hätte, nahm sie Rücksicht auf Sora, die jetzt einmal nicht an ihre Konkurrenz denken wollte. Nein, jetzt hatte sie ganz andere Sorgen. Wenn sie heute nicht mitkonnte auf den Berg, dann würde Yuki freie Bahn haben… und Sora wollte partout nicht einfallen, wie sie zumindest Yukis Möglichkeiten schmälern konnte. Es sei denn… ~ „Nie im Leben lass ich dich allein hier in dieser Hütte“, hatte Mimi protestiert und sich weigern wollen, aber Tai war Sora unerwartet zu Hilfe gekommen und hatte schlussendlich darauf bestanden, dass Kari und Yolei sich um Sora kümmern sollten. Die beiden waren heilfroh, um die Skistunde rumzukommen, beauftragten TK, die Stunde abzusagen und winkten den acht dann, ehe sie sich um das Beschäftigungsprogramm für Sora kümmerten. Das Mädchen hatte sich in der letzten Nacht eine handfeste Erkältung zugezogen, wie der Dorfmediziner, der vorbeigekommen war, nachdem Matt sich beim Brötchenkaufen nach einem Arzt erkundet hatte, feststellte. „Die nächsten zwei Tage strenge Bettruhe und viele Vitamine, dann wirst du wieder schnell fit sein.“ Der alte Mann lächelte und ließ sich dann von Kari zur Tür geleiten, während Yolei dabei war, alles an Lebensmitteln zusammen zu suchen, was auch nur ansatzweise Vitamine enthalten konnte. „Das werden zwei verdammt lange Tage“, hörte sie Sora seufzen. Und zu allem Übel kam hinzu, dass in drei Tagen Heilig Abend sein würde… ~ Ohne Sora auf den Berg zu fahren, war, als hätten sie einen wichtigen Teil vergessen – zumindest kam es Tai, Mimi und Matt so vor, als sie in der Schlange standen, um eine Gondel zu bekommen. Mimi und Tai hatten ihre Skier auf der Bergstation gelassen, aber für Matts Snowboard hätten sie einen Aufpreis zahlen müssen, der einfach nicht drin war. Seufzend lehnte der Blonde sich an das Brett, seine zwei Gefährten dabei betrachtend. „Irgendwie komisch, Sora in der Hütte zu lassen“, meinte er und Mimi nickte. „Wie konnte ich mich nur dazu überreden lassen, Kari und Yolei bei ihr zu lassen! *Ich* bin ihre beste Freundin, eigentlich sollte *ich* bei ihr sein und mich um sie kümmern.“ Sie klang beleidigt, aber sowohl Matt als auch Tai wussten genau, dass sie damit nur überspielen wollte, dass sie besorgt um Sora war. „Sieh’s doch mal positiv: Kari und Yolei hatten sowieso keine Lust auf ihren Skikurs.“ Tais Diplomatie war wirklich unerschütterlich, was Mimi dazu veranlasste, ihm Hintergedanken zu unterstellen. Während Matt sein Snowboard in dem Fach außen an der Gondel befestigte, zog die Brünette Tai schon ins Gondelinnere, ihm dabei zuzischend: „Was hast du eigentlich vor? Du bist doch sonst nicht so erpicht auf meine Gesellschaft. Ich erinnere mich nur zu gut, dass du gestern auf dem Rückweg mit Matt getuschelt hast: Papis Prinzesschen sollte doch eigentlich lieber mit dem gepuderten Po zuhause bleiben.“ Tai errötete leicht. „So war das nicht gemeint, und das weißt du auch…“ „Ach?“ Mimi zog eine Augenbraue hoch, fixierte ihn mit ihrem stechenden Blick. „Dann gib mir endlich eine Antwort auf meine Frage!“ „Schrei nicht so…“ Tai sah sich unbehaglich um, senkte dann die Stimme. „Falls du’s vergessen haben solltest, Sora ist nicht konkurrenzlos und jemand von uns muss darauf aufpassen, dass Matt der hinterhältigen Intrigantin nicht ins Netz geht…“ „Und das soll ausgerechnet *ich*?!“ Mimi glaubte, sich verhört zu haben, aber Tai nickte nur besänftigend. „Wer außer dir käme dafür in Frage?“ Vielleicht meinte er es ja schmeichelnd, aber er besaß nun einmal keine Feinfühligkeit und hatte mit blinder Treffsicherheit die falschen Worte gewählt. Mimi schnaubte, funkelte ihn dann an. „Wer außer mir?! Was soll das denn heißen? Nur weil ich ein Mädchen bin“ – sie kam nicht weiter dazu, sich aufzuregen, denn im selben Moment, als Tai beschwichtigend korrigierte: „Ich meinte damit, dass du als Einzige geschickt und clever genug bist“, bemerkten beide ein rosafarbiges Wesen neben Matt. Und gleichzeitig stießen die zwei Streithähne einen abgrundtiefen Seufzer aus. Vergessen war jede Auseinandersetzung. „Lass mich raten“, setzte Tai an, Mimi fuhr fort: „Die setzt sich nicht nur in unsere Gondel, weil ihre ja mit ihren Eltern, dem Babybruder, den Hunden und Natsu schon überfüllt ist…“ „Die haben wir auch noch während der Mittagspause am Hacken, wenn nicht sogar auf den Pisten“, beendete Tai. Die beiden tauschten einen genervten Blick, lehnten sich dann resignierend zurück. „Du hast vielleicht Recht“, meinte Mimi nach einigen Sekunden erschöpften Schweigens. „Ich mach’s – ich seh zu, dass Yuki Matt nicht zu nah kommt. Aber dafür…“ „Ja?“ Tai richtete sich wieder auf, das Mädchen ansehend. Mimi grinste. „Dafür kochst du heute Abend zusammen mit mir das Abendessen!“ „Abgemacht“, willigte Tai widerwillig ein. ~ Es bedurfte wirklich keiner hellseherischen Fähigkeiten, um zu erraten, dass Tai und Mimi Recht behielten mit dem, was sie über Yukis Vorhaben spekuliert hatten. Nicht nur in der Mittagspause, auch auf den Pisten und selbstredend auch in den Liften war Yuki allgegenwärtig, und wenn Tai es nicht schnell genug gedeichselt bekam, dann saß Yuki im Lift neben Matt, während Mimi und er missmutig im Liftsitz hinter ihnen lauerten, bereit, jederzeit lautstark die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, sollte Yuki irgendwelche Annäherungsversuche wagen. Doch all die Mühe hätte nicht sein müssen – denn als es zur gefühlsbeeinflussten Eskalation kam, hatten Tai und Mimi nicht den Hauch einer Chance, etwas gegen Yuki zu unternehmen. Es hatte in der Nacht geschneit und die Schlepplifte waren deswegen mit Vorsicht zu genießen, wie Yuki noch angemahnt hatte, als sie sich an den Doppelanker neben Matt klinkte, und dann waren Matt und Yuki außer Sichtweite und dann – und Tais Fluchen war weit über den Berg zu hören, wie Mimi ihm schadenfroh prophezeite – wurde der Lift für unbestimmte Zeit gesperrt und sie mussten über eine rote Piste – wofür Mimi Tai am Liebsten geröstet hätte – hinunter zum nächsten Sessellift, während Yukis Liebesbahn nun freigeräumt war. ~ „Ich hasse diese Lifte“, keuchte Matt, als es gen frühen Abend zu zweit zurück ins Dorf ging. Die Zeit, in der er mit Yuki allein gewesen war, hatte das Mädchen dazu genutzt, ihm ein Versprechen abzuluchsen. Und nun saß er in einer Gondel mit ihr und ihrem Babybruder, während ihre Eltern, die Hunde und Natsu bei einer Runde Kakao Tai, Mimi und die Anderen kennen lernten. „Welche Lifte meinst du genau?“, wollte Yuki wissen, ihren Babybruder dabei liebevoll in den Armen wiegend. „Diese Schlepplifte. Da kriegst du mich nie wieder rein!“ Matt schnaubte, lehnte sich abgespannt zurück. Sie hatten die Gondel für sich allein und saßen mit dem Rücken zum Berg, sodass sie das Dorf immer näher kommen sehen konnten. „Romantisch, nicht wahr?“, seufzte Yuki, ehe sie auf Matt einging. „Ehrlich gesagt, ich wusste, dass der Lift gesperrt werden würde. Es stand an der kleinen Tafel vor dem Lifthäuschen, aber das habt ihr nicht gesehen und ich wollte ein bisschen mit dir allein sein.“ Sie errötete, wich seinem Blick aus. „Ich wollte mit dir über den Brief reden, aber ich… ich hab mich nicht getraut.“ Sie schien verlegen, was Matt dazu veranlasste, ihr aufmunternd zuzulächeln. „Willst du jetzt vielleicht reden?“ Immerhin hatte sie das Thema schon angeschnitten – und so viel wusste Matt mittlerweile von Mädchen: Sie erwähnten nichts einfach so; wenn sie auf ein Thema zu sprechen kamen, wollten sie auch drüber reden. „Du bist nicht sauer auf mich, weil ich dir so unverblümt geschrieben habe, was… was mit mir los ist?“ Sie hob den Blick, schaute in seine blauen Augen. Matts Lächeln war liebevoll und warm, als er den Kopf schüttelte. „Wieso sollte ich? Ich habe selten so einen süßen Liebesbrief bekommen.“ „Aww!“, quietschte Yuki auf und wandte den Blick ab, „sag nicht dieses Wort!“ „Warum nicht?“ Matt klang amüsiert, rutschte ihr vorsichtig näher und legte einen Arm um sie. „Weil… oh mein Gott, das klingt so… so klischeemäßig und kitschig und überladen und romantiktriefend und…-“ Viel weiter kam sie nicht, denn da hatte Matt einfach ihren Kopf gedreht und seine Lippen auf ihre gedrückt. Und während sie weiter gen Dorf schwebten, ahnten die Anderen nichts von dem, was geschah, außerhalb jeglicher Reichweite und ohne, dass es hätte verhindert werden können…. ~ Der nächste Morgen begann verschneit, sonnig und mit duftendem Kakao, der durch die Flure des Holzhauses zog und sogar Morgenmuffel Tai aus dem Bett lockte. Gut gelaunt stand Matt summend in der Küche, rührte in verschiedenen Töpfen und kommandierte Izzy mit dem Geschirr herum. „Wir brauchen auch Müslischüsseln, hast du die Müslischüsseln irgendwo in einem der vielen Schränke gesehen?“ „Was ist hier denn los?“, gähnte Mimi, die, Sora stützend, noch nicht einmal angezogen war. Sie hatte ihrer Freundin die Treppe herunter geholfen und ließ sich jetzt auf einen der Stühle sinken. „Hab ich was verpasst? Feiern wir Geburtstag oder hast du im Kalender auf den falschen Tag geguckt, oder wie?“ „Darf ich nicht einfach aus einer Laune heraus ein Adventsfrühstück zaubern?“ Matt reichte Izzy die entdeckten Müslischüsseln, stellte die Flamme unter dem Haferflockentopf aus und reichte dem rothaarigen Jungen, der kaum hinterher kam mit dem Arbeitseifer des Blonden, einen Topflappen. „Haferflocken sind auch fertig. Wer hat den Zuckersirup geklaut?“ Er schaute sich suchend um, aber Izzy keuchte: „Den hast du mir schon vor zwei Minuten gegeben, der steht bereits auf dem Tisch.“ „Ist heute Sonntag?“, wollte Mimi mit Blick auf den kleinen Kranz in der Mitte des Tisches wissen. „Erraten“, zwinkerte Matt ihr zu und servierte höchstpersönlich den frischen Obstsalat, deren Zutaten er auf magische Weise erstanden hatte – niemand von den Kids konnte sich erklären, wo er zu dieser Jahreszeit in diesem verschneiten Dorf an Melonen gekommen war. Wahrscheinlich würde es auch Matts Geheimnis bleiben, denn er gab keine Antworten auf diesbezügliche Frage, sondern drückte Izzy, den er mittlerweile als seinen persönlichen Laufburschen anzusehen schien, die Feuerhölzer in die Hand. „Kümmer dich mal um die Kerzen. Alle, heute ist der vierte Advent.“ Und wenig später saßen die fünf in gemütlicher Runde am Frühstückstisch und Sora stellte bei sich fest, dass sie glücklich war. ~ Yuki und Matt gingen den ganzen Tag über seltsam vertraut miteinander um, was zumindest Mimi mehr als stutzig machte, aber zumindest hing Yuki nicht mehr wie eine Klette an Matt. Sora, unter dem Versprechen, nur auf dem kleinen Schlitten, den Tai und Matt ergattert hatten, die sanftesten Pisten runterzusausen, thronte wie eine Schneekönigin auf ihrem Holzgefährt, das Mimi hinter sich herzog Richtung Center, wo ihre Skier verstaut waren. Die Mädchen hatten beschlossen, den Tag miteinander zu verbringen. Wenn Sora schon gehandicapt war, dann wollte Mimi zumindest das Beste draus machen. „Ich halte es nicht aus, noch einen Tag in der Hütte zu vertrödeln“, hatte Sora gemeint und klagend auf die Spielkarten gezeigt. „Noch eine Stunde mehr und die landen im Kamin, weil ich sie nicht mehr sehen kann!“ So sahen sich die Jungs, denen ihre Karten heilig zu sein schienen, gezwungen, eine Methode zu finden, wie Sora mitkonnte auf den Berg, ohne dabei ihren Knöchel zu überanstrengen. Warm eingemummelt freute sie sich über ihren Schlitten und brauchte gar keine Skier, um einen lustigen Vormittag zu verbringen. Mimi hatte hinter dem Skikindergarten, wo Natsus und Yukis Babybruder betreut wurde und wirklich zu drollig aussah in seinem hellblauen Schneeanzug, einen kleinen Hügel entdeckt, den sie und Sora hinunterrutschten konnten, ohne dass sie zum Raufkommen einen Lift brauchten – genau das Richtige, befand Mimi zufrieden und half ihrer Freundin, den Schlitten hochzuziehen. Von dem Fleckchen hatten sie besten Überblick über die Ankunftsstation der Gondeln und das Restaurant, ebenso wie die nicht weit abschüssig vom Center liegende Bergwacht und natürlich die Kinderskischule, die am Skikindergarten angrenzte. „Schön hier“, seufzte Sora. Sie saß auf ihrem Schlitten, hatte die Augen geschlossen und hielt das Gesicht in die Sonne. Und Mimi brachte es nicht übers Herz, ihr von Yuki und Matt zu berichten, die, sich küssend, an der Piste standen, an welcher Sora und Mimi Yuki vorgestern abgehängt hatten. Dass Matt mit Yuki allein gewesen war, gefiel Mimi überhaupt nicht, ebenso wenig wie sie erbaut gewesen war, als sie davon erfahren hatte, dass Matt Yuki versprochen hatte, sich gemeinsam mit der Blonden um den Babybruder zu kümmern, damit Yukis Eltern ein bisschen länger auf dem Berg bleiben und Yukis und Natsus ‚neue Freunde’ kennen lernen konnten. Durch Zufall war Mimi über den Brief von Yuki gestolpert, als sie gestern Nacht vor dem Schlafengehen die durchnässten Jacken, die zum Trocknen in die Nähe des Kamins gelegt worden waren, wieder an die Garderobe gehängt hatte und ihr dabei ein nicht mehr ganz weißer, verknitterter Umschlag entgegenflatterte. Und sie erinnerte sich nur zu gut an die Passagen, die sich in ihre Denkvermögen eingebrannt hatten wie sonst nichts. „Lieber Matt, es fällt mir nicht leicht, aber ich denke, du hast ein Anrecht darauf, es zu erfahren. Vielleicht hast du ja längst gemerkt, dass ich deine Nähe suche. Es tut mir Leid, wenn ich dir damit auf die Nerven falle… ich kann einfach nicht anders. Deine Art zu lächeln macht mich schwach und ich hab manchmal das Gefühl, ich ertränke in deinen Augen. Wie machst du das? Du ziehst mich magisch in deinen Bann und ich kann nichts dagegen tun, egal wie sehr ich es auch versuchen mag.“ ‚Heuchlerin’, hatte Mimi verächtlich geschnaubt und ungläubig den Rest gelesen. „Ich weiß, dass ich dir gesagt habe, ich hätte einen Freund daheim – das war gelogen. Ich wollte vor dir nicht dastehen wie ein unerfahrenes Reh. Ebenso wie es nicht die Wahrheit war, als du mich beim Spiel gefragt hast, ob ich noch Jungfrau sei – ja, ich hüte meine Unschuld wie einen kostbaren Schatz, ich will sie demjenigen schenken, dem mein Herz gehört. Erst, wenn mein Herz ‚ja’ sagt, werde ich diesen Schritt wagen. Und mein Herz sagt, du bist ein potentieller Kandidat für dieses Geschenk. Verstehst du, was ich damit sagen will? Es tut mir so leid, Matt. Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt. Yuki“ Sie hätte den Brief am Liebsten ins fast erloschene Feuer geworfen, auf dass die schändlichen Worte von den Flammen gefressen würden und die Gefühlsduseleien am Besten gleich mit! – Aber sie hatte es nicht getan, stattdessen den Brief wieder verstaut und beschlossen, vor allem Sora nichts davon zu sagen, was sie da erfahren hatte. Yuki war nicht zu unterschätzen. Wie es schien, war Matt bereits auf die ersten Manipulationen hereingefallen… ‚Vielleicht solltest du darüber nachdenken, es ihr gleichzutun und sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen’, dachte Mimi mit Blick auf Sora, die so entspannt auf ihrem Schlitten saß und die Tränen nicht wahrhaben wollte, die ihr über das unentwegt lächelnde Gesicht flossen. Und in dem Moment beschloss Mimi, dass Matt einen Liebesbrief von Sora kriegen würde. Auch wenn Sora ihn nicht selbst schreiben würde… __________ Seid ihr vollkommen wahnsinnig?! NEUNZEHN Favoriten?! Ich dachte, ich guck nicht recht!! *quietsch* *sich so geehrt fühlt* Woah... Leute, ihr macht mich glücklich >.-< Ich hatte etwas Stress in Sachen Liebe *seufzt* Aber jetzt ist alles wieder einigermaßen okay. Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen ^-^ (auch wenn's sehr kitschig geworden ist *drop* »') ... 24 Favoriten, ihr spinnt doch! *alle mal drück* DANKE!! *Freude herrscht* Kapitel 9: Mein einziger Wunsch dieses Jahr ------------------------------------------- Vielen Dank für eure tollen Kommentare ;____; Ähm, das mit dem "Kommentare bitte erst am Ende" war auf das Kapitel bezogen *sorry, wenn ich mich doof ausdrücke .___.* "Kleines Örtchen" mit Klo assoziiert? xD Wie süß *lach* ...heißt Klo nicht "stilles Örtchen"? - nah, egal. x3 Vorsicht, jetzt kommt Vorweihnachtskitsch. Und bitte nicht hauen wegen der Sache da mit Matt und Sora... (die Szene ist mit Absicht so geworden *Ruky nämlich lernt, nach Konzepten zu schreiben* das ist zwar etwas schwer, aber machbar >--<) Thehe, beruhigt mich, dass ich nicht die Einzige bin, die jetzt schon (storybedingt!!) Weihnachtssongs höre ^^' Jaaaa, die Kapitel sind beim Posten alle abgeschlossen! Ich splitte nicht mehr »' (das find ich irgendwie doof... das bringt doch nix, außer Stress) Ich hoffe, ihr verzeiht mir dieses miese Kapitel... (Lückenbüßer >-<) Aber dann haben wir den Eiertanz mit Sora und Matt endlich hinter uns ^^' Vorhang auf =) Kapitel 11: Ein Weihnachtsmorgen im Schneegestöber Sie würde sich nicht so behandeln lassen, definitiv nicht. Sie hatte ihren Stolz, und wer den verletzte, würde dafür bitteres Blutgeld sühnen. So einfach war das! Yuki nickte ihrem Spiegelbild zu. Es war gegen halb neun am Weihnachtsmorgen und die Siebzehnjährige stand soeben vor ihrem Spiegel und bürstete sich das schöne Blondhaar, sang dabei laut mit, was gerade im Radio lief. Ihr war eine diabolische Idee gekommen, die nach Umsetzung schrie… und dann würden wir ja sehen, wer sich hier das Herz brechen ließ. Mit jemandem wie ihr spielte man nicht! Sie war dabei, in die Vollen zu gehen – rücksichtslos, Verluste eiskalt einkalkulierend… Sie war eine Kämpfernatur, eine Einzelgängerin. Sora und Mimi hatten ihr einmal klar gemacht, dass sie nichts auf eine Freundschaft mit ihr gaben. Schön und gut, das passte ihr sogar in den Kram. Wenn sie psychoterroristische Kriegsfehde wollten, konnten sie das haben. Jetzt hielt sie nichts mehr davon ab, ihre Abneigung den beiden gegenüber offen zu zeigen. Wenn sie mit den beiden fertig war, würden wir ja sehen, wer hier über wen triumphiert. „Und dann wirst du bereuen, mich abgeschoben zu haben, Yamato Ishida“, flüsterte Yuki und in den Augen ihres Spiegelbildes glomm es teuflisch auf. „Frohe Weihnachten, mein Süßer…“ ~ Nach einem himmlisch weihnachtlichem Frühstück und einem anschließenden, schrecklichen Einmal-um-die-Hütte-gescheucht-werdens fühlte Tai sich wie das menschlich gewordene Rentier Rudolf. „Erst mästen, dann abtrainieren – so etwas nennt man Folter!“, keuchte der Brünette und ging vor einem weiteren Schneeball aus Richtung links neben ihm in Deckung. Der Grund für seinen unfreiwilligen Frühsport? Der stand keine zehn Meter weiter, guckte ihn grimmig an und drohte damit, ihm die nächste Ladung Schnee direkt ins Gesicht zu feuern. „Sag das noch einmal, und du bist fällig!“, keifte Mimi, den Schneeball bereits in den Händen haltend. „Aber das ist doch nur die Wahrheit…“ Erbärmlicher Versuch, sich zu rechtfertigen. Mimi schnaubte, kam auf ihn zu. „Wenn du nicht endlich ein bisschen taktvoller wirst, dann war’s das mit uns, du Idiot!“ „Das ist Erpressung…“ „Nein, Taktik. Und jetzt entschuldigst du dich bei Sora, aber dalli!“ Sie deutete auf die Hütte, wo Sora auf dem Sofa saß, den Kopf in den Händen vergraben. „Dass sie aber auch gar keinen Spaß versteht…“, seufzt Tai, leise genug, dass Mimi es nicht mitbekam – ganz leichtsinnig war er schließlich nicht, auch wenn er einem Spiel mit dem Feuer meist nicht gänzlich abgeneigt war, wie die Situation nur zu deutlich bewies. „Damit ist nicht zu spaßen“, zischte Mimi ihm dennoch zu, als sie die Hütte betraten – sie kannte Tai schließlich lange genug und konnte sich denken, was ihm durch sein [hohles] Köpfchen ging –, schubste ihn dann Richtung Sora. „Los jetzt, entschuldigen!“ „Ist ja gut.“ Tai ging zu dem rothaarigen Mädchen, setzte sich neben es auf das Zweiersofa. „Sora?“ „Hm?“ Sie sah nicht auf und ihre Stimme verriet nicht, ob sie weinte oder einfach nur still dasaß. „Es… sorry. Das meinte ich nicht so.“ Er legte einen Arm um sie – und dann konnte Sora nicht mehr. „Du bist manchmal wirklich zu dämlich, großer Bruder!“ Und lachend fiel sie ihm um den Hals und eine verdatterte Mimi tauschte einen perplexen Blick mit Tai, der ebenso überrascht zu seiner Freundin sah, wie diese den Blick erwiderte. „Wie jetzt?“ „Als ob ich keinen Humor besäße – es juckte mir einfach in den Fingern, mal zurückzuschlagen. Und die Sache mit der Haarspange… erinnerst du dich? Wir hatten schon einmal so etwas.“ „Stimmt…“ Dunkel stiegen alte Bilder vor Tais innerem Auge auf – Sora, die sich erst wieder bei ihm gemeldet hatte, nachdem er ihr eine Email geschickt hatte, in der er sie ganz süß auf Schüchterne-Jungs-Art um Verzeihung gebeten hatte… „Du nimmst es mir also nicht krumm, dass…“ „Dass du gesagt hättest, meine Spange stände Yuki sicherlich viel besser? Ach Tai…“ Kopfschüttelnd stand Sora auf, hakte sich bei Mimi unter und grinste den Brünetten an, der gar nichts mehr zu verstehen schien. „Nein, wieso sollte ich? Yukis Aussehen ist mir relativ egal.“ Sora zwinkerte Mimi zu, die zurückgrinste. „Das ist die richtige Einstellung.“ So wollte sie ihre Freundin doch hören! Wieso hatte sie noch gleich geglaubt, durch Tais zufällige Bemerkung am Frühstückstisch würde Soras Welt wieder einstürzen? So instabil war sie nicht mehr – der Kampf gegen Yuki hatte sie stärker gemacht. In Soras Augen war ganz deutlich abzulesen, dass sie Matt nicht so leicht wieder aufgeben würde. „Seid ihr jetzt eigentlich zusammen?“, wollte Mimi wissen, als die zwei wenig später auf ihrem Zimmer waren, um sich für den Morgen auf dem Berg umzuziehen. „Ich weiß es nicht.“ Seufzend ließ Sora sich auf ihr Bett fallen, starrte die Decke an. Matt hatte ihr ein Geständnis gemacht, das sie aus der Bahn warf – damit hatte sie nicht gerechnet. Und außerdem – er hatte soeben Yuki den Laufpass gegeben, dann konnte er doch nicht erwarten, dass er gleich darauf die nächste Bettgespielin haben konnte! „Ich versteh, wie du das meinst“, antwortete Mimi auf Soras laut geäußerten Gedanken. „Du willst kein Ersatz für Yuki sein. Wenn Matt dich wirklich liebt, wie er behauptet, warum ist er dann überhaupt erst mit Yuki zusammen gekommen? Wenn er wirklich schon so lange in dich verliebt ist, warum merkt er das erst jetzt? Und wieso bildet der sich ein, auf so ein plötzliches Geständnis sofort eine Antwort zu bekommen?! Weißt du, wie das für mich aussieht?“ Sora wollte es nicht hören, aber Mimi war nicht zu bremsen. Sie hatte sich wieder einmal warm aufgeregt und sie würde erst wieder verstummen, wenn sie ihrem Unmut Luft gemacht hatte… „Du weißt doch sicher noch, was ich dir über das Jagdverhalten von Jungs gesagt habe. Yuki war eine Herausforderung für Matt, weil sie auf derselben Ebene spielen – beides Herzbrecher und darauf aus, ihr Opfer schnellstmöglich ins Bett zu bekommen. Yuki ist ein weiblicher Matt – nicht nur vom Äußeren, sondern auch von der Einstellung. Sie leben nur für den Moment, nehmen alles, was sie kriegen können… das Problem ist, dass Yukis Herz ihr ein Strich durch die Rechnung gemacht hat, die so nicht aufgeht, was ihr natürlich überhaupt nicht in den Kram passt. Und so musste umgeplant werden – statt einen auf Verführerin zu machen, hat sie nun das niedliche Mädchen zum Besten gegeben. Selbstinszenierung, vermischt mit intrigantischem Ränkeschmieden – in so etwas ist sie sicherlich geübt. Und glaub mir, das Mädchen hat nicht aufgegeben. Die nächsten Tage können verdammt hart werden.“ Mimi schnaubte verächtlich auf, sah aus dem Fenster. Die Sonne schien und ließ den Schnee fast leuchten. „Eigentlich sollte sie Matt behalten, dann können sie sich gegenseitig unglücklich machen, statt dich in diese Schlammschlacht reinzuziehen. Was, wenn Matt dich mit seinem Geständnis nur um den Finger wickeln will? Yuki bietet ihm keine Herausforderung mehr, wie er sie braucht – das ist seine Droge, und Yuki kann ihm keinen Kick mehr geben. Und deswegen lässt er sie fallen und sucht sich etwas Neues. Er wird dich nur so lange beachten, bis er bekommen hat, was er wollte – dann ist das nächste Mädchen fällig. Das Spiel funktioniert so lange, wie beide Seiten nur auf ihre Kosten aus sind. Sobald es anfängt zu funken zwischen den Parts, wird dieses Spielchen gefährlich. Wir sollten Yuki also keinesfalls überschätzen… Sie wird bereit sein, über Leichen zu gehen, um ihr Herz unbeschadet zurückzubekommen – oder um Matts Herz zu stehlen…“ Mimi sah Sora eindringlich an, diese wich ihrem Blick aus, seufzte abgrundtief. „Es ist zu spät – ich bin da bereits zu tief drin, als dass wir das Programm „Vergiss ihn!“ abspielen könnten… das mag bei anderen Jungs funktioniert haben, bei denen die Gefühle noch oberflächlich genug waren. Matt ist mehr als ein simpler Crush – er ist leider Gottes meine erste große Liebe, und die wird immer ihre Spuren hinterlassen. Ich werde nie ganz von ihm loskommen, egal wie sehr ich es auch versuche.“ Ihre Verzweiflung tropfte aus jedem einzelnen Wort heraus und löste in Mimi den Drang aus, Sora zu umarmen und nie wieder loszulassen, damit ihr niemand mehr wehtun konnte. „Das ist so ein blöder Mist…“ Die Brünette schloss die Augen, lehnte sich zurück an die Wand am Kopfende ihres Bettes. „Sora, das ist nicht unsere Liga. Wenn du dich auf das Niveau ziehen lässt, bist du schutzlos ausgeliefert. Das ist Yukis Revier, und sie weiß, nach welchen Regeln gespielt wird. Sie ist geübt darin, während du als blutige Anfängerin zum Abschuss freigegeben bist…“ „Das weiß ich selbst!“ Sora klang verzweifelt. „Aber was soll ich denn tun? Ich weiß es doch auch nicht…“ „Aber ich“, meinte Mimi plötzlich und richtete sich auf. „Wir müssen stärkere Geschütze auffahren… und mir ist gerade ein dummer Gedanke gekommen, wie wir Yuki letztendlich endgültig aus dem Rennen kicken können. Sobald wir auf dem Berg angekommen sind, fangen wir an mit der Umsetzung des Planes, den wir im Café geschmiedet haben. Einverstanden?“ „Ja.“ Sie wusste nicht, woher es kam, dass plötzlich der Kampfgeist in ihr aufloderte, aber schlagartig war sie fest entschlossen, zu zeigen, was in ihr steckte. Sie hatte genug eingesteckt… sie wollte nicht mehr zusehen, wie man ihr Herz in seine Einzelteile zerlegte. Jetzt war Sora am Zug – und sie würde dem Schachkönig zeigen, wer hier seine Königin war! „Stiehl’ sein Herz“, meinte Mimi mit leuchtenden Augen und hielt Sora ihre Hand hin. „Dein Wunsch sei mir befehl…“ Sora schlug ein und grinste verschwörerisch zurück. „Der wird sich noch wünschen, dieses unfaire Spiel niemals begonnen zu haben, wenn wir mit ihm fertig sind…“ ~ Auf dem Berg schneite es, wie die beiden Mädchen verzückt feststellten. Piyomon und Palmon, die es kaum noch ausgehalten hatten, immer im Zimmer eingesperrt zu sein, hatten sie erklärt, dass sie nur noch bis zum Abend durchhalten mussten, danach durften sie – als Überraschungsgäste – auf der Weihnachtsparty erscheinen. „Was für ein herrlicher Morgen“, streckte Sora sich genüsslich und auch Mimi gefiel, was sich ihnen darbot. „Das lockt richtig zum Pistenruntersausen!“ Sie sahen sich an, warfen dann einen Blick zu Matt und Tai, die noch mit den Anderen an den Gondeln standen. „Wenn die noch lange warten, ist Yuki bald da und wird sich aufopferungsvoll um Matt bemühen“, seufzte Mimi mit finsterem Blick auf den Blonden. „Egal – der trübt meine Weihnachtsfreude nicht!“, beschloss sie dann und schubste Sora in seine Richtung, ehe sie sich Tai schnappte und verkündete: „Du bringst mir jetzt bei, wie ich unfallfrei im Gleitpflug den Berg runterkomme.“ „Das heißt nicht Gleitpflug“, kritisierte Tai und damit war die Diskussionsrunde der zwei eröffnet. Und während sie den Berg zu zweit unsicher machten, gesellte sich Sora zu Matt, dem ihre Anwesenheit alles andere als unangenehm war. „Tja, meine Partner hat sich leider davon gemacht… hast du was dagegen, wenn ich die Abfahrten mit dir mache?“ Matt lächelte umwerfend, aber Sora, die sich darauf vorbereitet hatte, ließ sich dadurch nicht irritieren. ‚Jetzt stelle ich die Spielregeln auf’, dachte sie und lächelte zuckersüß zurück. ‚Wenn ich dich auf meine Ebene bekomme, bist du der Unsichere, während ich das Spiel im Griff habe – wir drehen den Spieß jetzt um, Matt.’ Wirklich sonderbar, was so ein bisschen mehr Selbstvertrauen doch helfen konnte… Sie hatte da auch schon eine Ahnung, wie sie ihn am Besten ködern konnte. Sie musste es nur schaffen, Yuki das Fahrwasser zu klauen – wenn die Blonde einsah, dass Sora die besseren Karten hatte, würde es sie verunsichern und wenn sie ihre überhebliche Selbstsicherheit einbüßte, dann kämen die Fehler, die sie unweigerlich machen würde, von ganz allein… und dann war sie aufgeschmissen. Yuki war am Einfachsten mit ihren eigenen Waffen zu schlagen, und selbst wenn es Sora da an Erfahrung mangelte, Einfallsreichtum machte allemale wett, was an Experimentierungen noch fehlte. Wenn das geglückt war, konnte Sora ja immer noch ausprobieren, was noch alles funktionierte, ehe Matt an der Reihe war. Es war fies, was sie sich da ausgedacht hatte, aber wenn es der einzige Weg war, um ans Ziel zu kommen, wieso sollte sie dann immer zurückstecken? Yuki und Matt nahmen doch auch keine Rücksicht – derjenige, der zu sensibel war, konnte nur verlieren. Und Sora wollte das jetzt durchziehen, komme, was wolle. Solange sie sich selbst treu blieb, würde alles halb so wild werden. Dass das auch ein harter Kampf mit sich selbst werden würde, ahnte das Mädchen bereits, als es Matt vorschlug, mit ihr nach ganz oben ins „Grassjoch“ zu fahren… ~ ‚Ich kann das nicht – ich kann nicht einfach gewissenlos über die Gefühle anderer hinwegsehen…’ Sie kamen der Bergspitze immer näher – und mit jedem Meter in die Höhe schmolz Soras Selbstbewusstsein dahin wie Eis in der Sonne… ‚Was hat mich bloß geritten?! Ich bin so dumm!’ Sie traute sich kaum, Matt, der direkt neben ihr saß in dem Zweiersessellift, anzuschauen – hoffentlich tauchte jetzt nicht noch zu allem Überfluss Yuki auf! Zu dumm, dass sie zu feige war, sich einmal umzudrehen. Denn das würde heißen, sie würde sehen, wie hoch sie bereits waren, und so weit traute sie ihrer Gott sei Dank nicht vorhandenen Höhenangst dann doch nicht. Nachher sank sie ohnmächtig in Matts Arme – oder noch schlimmer: Sie fiel aus dem Lift… nicht auszudenken. „Hey Sora, träumst du?“, riss Matts Stimme sie da aus ihren Gedanken und zwang sie, ihn doch anzusehen. „Ähm, was? Sorry, ich war grad… ich meine, diese Aussicht…“ Sie brach ab, errötete. Verflixt, warum war sie jetzt wieder so schüchtern? Und nirgends eine Mimi, die ihr aus dieser Situation heraushelfen konnte… „Die Aussicht kannst du später noch genießen“, lächelte Matt. „Du solltest jetzt erst einmal die Skier vom Bügel nehmen, damit wir gleich rauskommen aus dem Lift.“ „Oh… ja, Moment.“ Sora beeilte sich, ihre Skier von der als Stütze gedachten Metallstange zu nehmen – sie hatte immer noch Angst, irgendwann einmal nicht schnell genug aus dem Lift herauszukommen… besser nicht dran denken, was dann geschehen könnte! Sora machte drei Kreuze, als sie wenig später an Matts Seite unbeschadet aus dem Lift rauskletterte, übersah dabei allerdings eine leichte Erhebung im Schnee, stolperte drüber – und dann lag sie in Matts Armen und, unvorbereitet wie sie darauf war, wusste sie nicht so recht, was sie jetzt tun sollte… aber da hatte ihr Herz das Kommando übernommen. Wann sie sich voneinander lösten, wusste Sora später nicht mehr – sie wusste nur, dass sie sich wie auf Wolken gehoben fühlte. Und Matt schien es offenbar nicht anders zu gehen, seinem Blick nach zu urteilen. Er seufzte leise, sah tief in ihre Augen. „Ich meine es ernst mit dir, Sora. Und ich wünsche mir, dass du mir irgendwann vertraust und glaubst… Weißt du, wie schwer es für mich ist, dich immer in meiner Nähe zu haben und genau zu wissen, dass du mich nicht willst?“ „Matt, bitte…“ Sora wandte sich ab, bevor er noch mehr solcher Worte sagen konnte, die sie nicht hören wollte. Sie wollte jetzt nicht damit konfrontiert werden – nicht jetzt, wo die Gefühlsstürme in ihr tobten. Ihr Herz schrie nach seiner Nähe, schrie danach, ihm endlich zu glauben; aber der Verstand hatte seine Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Worte Matts. Was, wenn das alles nur eine Inszenierung war? Wer garantierte ihr, dass sie ihm glauben konnte? Er konnte jedes Mädchen haben… und wenn sie ihm keine Herausforderung mehr bot, dann wäre es aus und vorbei… Es setzte sie sichtlich unter Druck, aber sie war entschlossen, durchzuhalten. ‚Was mich nicht umbringt, macht mich stark’, versuchte sie, sich selbst Mut zuzureden – aber es klappte nicht. Es scheiterte, sobald Matt ihr in die Augen sah; sobald sein Blick in ihre Richtung ging, war alles andere plötzlich unwichtig. Und wenn er nur flüchtig zu ihr guckte, ohne dabei zu lächeln… es war zum Verrücktwerden. Sora atmete tief durch, stieß die Skistöcke in den Schnee – und dann hallte ihr Schrei über den Berg. „Bleib bloß bei mir!“ Erschrocken hatte Matt das Mädchen im letzten Moment festhalten können, ehe es kopfüber in den Abgrund gestürzt wäre. Sora hatte eine zweite Schneewehe übersehen, aber dank Matts schneller Reaktion war ihr nichts geschehen. Der Blonde war rücklings im Schnee gelandet, Sora auf ihm, und als sie aufstehen wollte, verhedderten sich ihre Skier und die beiden Teenager drehten sich einmal, sodass Matt nun oben lag. Unter die Erschrockenheit in seinem Blick mischten sich Verzweiflung und Begierde – Sora konnte ihnen ablesen, was in Matt vorging. Ihr verdammtes Herz raste (garantiert nicht nur vor Schrecken darüber, dass sie fast abgestürzt wäre), und noch während sie zögerte, Matt einfach von sich zu stoßen, hatte dieser einen Entschluss gefasst. „Ahnst du überhaupt, was du mit mir machst?!“ Er befreite ihre linke Hand aus dem Handschuh, führte sie blitzschnell hinunter zu seinem Schritt. „Das machst du allein durch deine Anwesenheit mit mir.“ Es fühlte sich hart an und irgendwie… es löste etwas in Sora aus, das sich unbeschreiblich anfühlte. Unbeschreiblich schön, unbeschreiblich magisch. „Ich möchte so gern mit dir schlafen… es verzehrt mich so sehr nach dir, dass ich manchmal glaube, den Verstand zu verlieren. Es hat nicht funktioniert, diese schmerzhafte Leidenschaft auf Yuki zu übertragen, wie ich gehofft habe – ich war sicher so, dass du mich zurückweisen würdest… Verdammt! Sora, ich hab mich in dich verliebt! Ich begehre dich und ich liebe dich. Bitte, glaub mir das endlich…“ „Das… Nein, hör auf. Wenn du hoffst, dass das der richtige Weg ist, dann tut es mir Leid, dich enttäuschen zu müssen. Lass mich endlich los!“ „Nein, Sora, du hörst mir jetzt erst zu.“ Er hatte ihre Hand freigegeben, aber Sora zog sie trotzdem nicht zurück. Ihre sadistische Ader entdeckend, genoss sie es für einen Augenblick, ihn in ihrer Gewalt zu haben – wortwörtlich. Was es wohl bewirken würde, wenn sie ihre Hand einmal vorsichtig auf und ab bewegte…? Augenblicklich drang ein leises Stöhnen über Matts Lippen und nicht nur er war froh, dass sie zu dieser Tageszeit die Einzigen im Grassjoch waren. Dass diese simple Bewegung so viel auslösen würde… irgendwie fand Sora das faszinierend. „Du quälst mich“, keuchte Matt, die Augen schließend. „Das merke ich“, flüsterte Sora zurück, aber sie dachte nicht daran, ihn freizugeben. „Jetzt erlebst du mal, wie ich mich gefühlt habe in den letzten Tagen, Matt.“ ‚Nicht’, schrie die Vernunft in ihr. ‚Offenbar ihm nicht dein Herz!’ Aber Sora hörte nicht darauf und irgendwann gab der Verstand auf, und stattdessen übernahm ihr Herz das Ruder. „Erklär mir, warum du dich auf Yuki eingelassen hast, wenn du doch wusstest, dass du dich in mich verliebt hast!“, forderte sie und drückte dabei einmal sanft zu – die Antwort kam wie von selbst über Matts zitternde Lippen. „Ich bin leider nicht davor verschont worden, eine gewisse Neigung zum triebgesteuerten Verhalten zu besitzen. Yukis Reize haben ihre Wirkung auf mich gezeigt, aber wie du siehst, habe ich es nicht lange mit ihr ausgehalten. Sora, nicht…“ „Soll ich dir mal was sagen, Matt? Ich glaube dir kein Wort. Du hast mich enttäuscht! Meine Welt ist in Scherben zersprungen, als du Yuki ‚deine Freundin’ genannt hast. Wie soll ich dir jetzt plötzlich abkaufen, dass du dich in mich verliebt hast – wer sagt mir denn, dass dir der Sinn nicht bloß nach einer neuen Bettgefährtin steht? Du hast es nie lange mit demselben Mädchen ausgehalten. Die Jahre, in denen wir nun schon befreundet sind, hattest du mehr Mädchen als das Jahr Wochen hat. Und du weißt genauso gut wie ich, dass du den Mädchen die Herzen gebrochen hast, weil du nur mit ihnen gespielt hast – egal, wie nett du sie auch behandelt haben magst. Den Laufpass hast du bisher jeder gegeben. Woher soll ich wissen, dass ich nicht dein neustes Opfer bin und noch vor Silvester verzweifelt mein zersprungenes Herz versuche zu kitten?“ Sie hatte mit einem schnellen Streicheln begonnen und Matts Miene hatte sich verändert – die Augen zugekniffen, Schweiß auf der Stirn… – „Sora, bitte – wenn du nicht aufhörst, kann ich für nichts mehr garantieren…“ „Dann leg mich endlich flach, dann haben wir es hinter uns!“ Sie funkelte ihn wütend an, bemüht, ihre Tränen zurückzuhalten. „Wenn du hast, was du wolltest, dann bin ich das Problem mit dir vielleicht endlich los. Wenn du meine Unschuld geraubt hast, wirst du dich nach einer Anderen umsehen, die du rumkriegen willst. Überlass mich ruhig mir selbst! Das ist dann ja nicht mehr dein Problem!“ Sie atmete heftig, und da reichte es Matt endgültig. „Kapier es endlich, Sora! ICH LIEBE DICH!“, schrie er und der Berg gab das Echo seiner Worte tausendfach wieder. Matts Lippen brannten auf den ihren, aber Sora schubste ihn nicht von sich herunter, sondern erwiderte den Kuss, während etwas Warmes plötzlich ihre Hand benetzte. Matts Wangen waren gerötet und sein Atem ging merklich schneller, als er ihre Hand vorsichtig aus seiner Hose zog. „Du wolltest ja nicht auf mich hören…“, seufzte er ermattet und suchte in seiner Hosentasche nach Taschentüchern. Fasziniert starrte Sora auf die milchig zähige Flüssigkeit auf ihren Fingern. So sah es also aus… irgendwie hatte sie es sich vollkommen anders vorgestellt. Wonach es wohl schmeckte…? Aber bevor sie probieren konnte, hatte Matt ihr mit dem Taschentuch über die Hand gewischt. „Es tut mir Leid, das wollte ich nicht…“ Er wirkte beschämt, traute sich nicht, ihr in die Augen zu sehen. „Wir sollten vielleicht versuchen, den Berg hinunterzukommen“, erwiderte Sora, ihm wie schon vor einigen Nächten in ihrem Schlafzimmer ausweichend. Matts Hände fühlten sich warm an und der Gedanke an das, was da gerade geschehen war, ließ Schmetterlinge in Soras Bauch flattern. Hatte sie ihm etwa gerade… ‚Oh mein Gott.’ Röte schoss ihr ins Gesicht. Was hatte sie da nur getan?! „Sag den Anderen nichts davon“, bat sie den Blonden, welcher nickte. „Natürlich nicht…“ Er half ihr auf und dann machten sie sich daran, heile aus dem Joch herauszukommen. Und während sie sich hinunterkämpften und es vermieden, sich anzuschauen, dachte Sora, dass sie dringend mit Tai sprechen musste. Wenn ihr jetzt einer weiterhelfen konnte in Sachen Matt, dann war es dessen langjähriger bester Freund… vielleicht konnte er ja endlich Ordnung in diese Verworrenheiten an Gefühlen bringen. …hatte Matt wirklich „ich liebe dich“ gesagt…? ~ Unten angekommen, wurden Matt und Sora schon sehnlichst erwartet. „Kari und Yolei haben festgestellt, dass sie die Geschenke noch nicht verpackt haben!“ Dramatisch sank Mimi in Soras Arme. „Dabei hatte ich nur eine einzige Abfahrt mit Tai allein… Sora, sag da mal was gegen.“ „So stimmt das doch gar nicht“, protestierte Kari sofort. „Ich habe lediglich gesagt, dass ich nicht sicher bin, ob das Geschenkpapier angebracht ist für die Jungs!“ „Nicht alle auf einmal“, wehrte Sora ab, Mimi in die Arme nehmend. Das verrückte Mädchen verströmte den vertrauten Geruch von Rosenshampoo und dem Duschgel, das Sora ihr vor Jahren mal zum Geburtstag geschenkt hatte. „Bricht hier jetzt die Weihnachtshektik aus?“, wollte Izzy belustigt von Tai und Matt wissen, die sich dezent im Hintergrund hielten. Matt hatte in Ruhe mit Tai reden wollen, aber das ging ja nun schlecht. „Scheint so“, seufzte Tai und ging dann zu Mimi, die aufgelöst in Soras Armen lag. „Komm mit, wir gehen jetzt erstmal einen Kakao trinken. Kari, Yolei, das gilt auch für euch! Mitkommen, hopp, hopp!“ Ohne zu widersprechen folgten die Mädchen ihm, begleitet von Soras staunendem Blick. „Der hat die drei aber gut im Griff…“ „Nein, er weiß einfach, wie er hyperventilierende Mädchen beruhigen kann.“ Das war Joe, der gemeinsam mit David und TK, die sich gerade in die Wolle zu kriegen drohten, gerade auf der Bergstation angekommen war. „Hilf mir mal wer, diese Streithähne zu trennen – die mosern sich schon die ganze Zeit wegen Karis Weihnachtsgeschenk an.“ Seufzend kam Sora ihm zu Hilfe. Wie es aussah, würde sie in absehbarer Zeit erstmal nicht mit Tai reden können… Dabei brauchte sie seinen Rat wirklich dringend – zumal soeben Yuki, woher auch immer sie so schnell gekommen war, auf die Freunde aufmerksam wurde und fast schüchtern zu ihnen herüberschlenderte. ‚Das gibt Ärger’, dachte Sora. ‚Yuki will uns bestimmt nicht auf ein Weihnachtskaffeetrinken einladen…’ Wie Recht sie hatte, wurde ihr im selben Moment klar, als Yuki mit Tränen in den Augen an ihr vorbei ging, direkt auf Matt zuhielt, und, noch bevor sie vor ihm stand, leise aufschluchzte. „Matt, es… oh mein Gott, es ist so schrecklich. Ich – ich bin schwanger von dir!“ ______________________ Waaaaaaaaaaaaaaaaaah, nicht hauen nicht hauen nicht hauen!!! Kapitel 12 ist schon in der Mache!! *flücht* *sich vor Yukihassern in Sicherheit bringt* Als nächstes kommt endlich das Christmas-Chapter, und dann *händereib*... ja. Ich sag nur: Silvester. xD (das kommt noch viel besser) *abdreh* *rumspinn* VIELEN DANK FÜR 65 KOMMENTARE UND 30 FAVORITEN!! Ihr seid so verrückt! *mit Kuchen angerannt komm* DAAAAAAAAAAAAAAAAAANKE!!! ;O; *das doch gar nicht verdient* Kapitel 12: Um Mitternacht erklingen die Weihnachtsglocken ---------------------------------------------------------- *tief Luft hol* Waaaaaaaaah, ihr seid so wahnsinnig!! 34 Favoriten?! Ihr spinnt! Ich spinne! Wir spinnen alle! Ich webe im Hochsommer eine Weihnachtswinterromanze und ihr lest sie auch noch! *wir sollten uns alle schämen* Joah... *geheimnisvoll lächel* Vorhang auf für das Weihnachtsabendkapitel, mit extrawenig Yuki (weil sie mir selbst im Weg ist). Kapitel 12: Um Mitternacht erklingen die Weihnachtsglocken Sora hatte mit etwa fünf Jahren schwimmen gelernt und seither große Freude daran gehabt, übermütig im Wasser zu spielen. Doch den einen Sommer im Freibad hatte sie es übertrieben mit dem Nach-Ringen-Tauchen – die Beule an ihrem Hinterkopf konnte sie heute noch spüren, ebenso wie der betäubende Schmerz unvergessen war. Und eben solch einen Schmerz fühlte sie gerade ihr Herz belagern. Was hatte Yuki da verlauten lassen? Das… das konnte doch nicht… ‚Tu doch was, Matt…’, dachte sie verzweifelt, den Blick fest auf Yuki gerichtet. „Matt?“, flüsterte diese soeben und blinzelte verunsichert ein paar Tränen aus ihren Augen, umarmte ihn dann aufschluchzend. Er hatte die ganze Zeit regungslos dagestanden und ihre Kuscheleien über sich ergehen lassen, doch jetzt schob er sie weg, sah ihr fest in die Augen. „Ich habe dir geglaubt, als du gesagt hast, du würdest…“ „Selbst diese Methode ist nicht Hundertprozent sicher… willst du den Test sehen? Oh mein Gott, Matt… es ist so furchtbar… was soll ich nur tun?“ Sein Blick verdunkelte sich, aber er gab Yuki keine Antwort, sondern löste nur ihre Umklammerung, sie dabei ansehend. „Ich habe dir vertraut, als du gesagt hast, es könnte nichts passieren. Du warst dagegen, als ich dir vorgeschlagen habe, das Kondom zu nehmen. Ich hab dir vertraut, dass du nicht schwanger werden kannst! War das mit dem negativen HIV-Test auch gelogen?“ „Nein, natürlich nicht! Matt, bitte…“ Verzweifelt erwiderte Yuki seinen Blick, aber Matt wandte sich von ihr ab. „Ich hasse Lügen“, war alles, was er noch zu ihr sagte, dann drehte er sich um und ging. Und überließ Yuki sich selbst, die daraufhin in die Knie sank, ungläubig in den Schnee starrend. In dem Moment tat sie Sora einfach nur Leid. „Das wird wieder“, meinte sie leise und reichte der Blonden ihre Hand, die Yuki jedoch ausschlug. „Was weißt du denn schon?! Er hat mich für dich abserviert, du blöde Kuh!“ Ihre Tränen glänzten im Sonnenlicht, ließen Yuki fast aussehen wie einen gefallenen Engel. Es musste hart sein, festzustellen, ungewollt ein Baby zu erwarten – und zu allem Überfluss auch noch kurz vorm Heiligen Abend… Sora atmete tief durch, kniete sich dann zu Yuki hinunter. „Ich kann verstehen, dass du nicht gut auf mich zu sprechen bist, aber ich möchte dir trotzdem helfen. Hör endlich auf, wegen diesem Arschloch zu heulen, das ist der überhaupt nicht wert!“ Sie klang heftiger als beabsichtigt, doch zumindest hatte sie nun Yukis Aufmerksamkeit. Feindselig starrte die Blonde sie an, erwiderte nichts auf Soras Worte. Die Rothaarige atmete tief durch, gab sich dann einen Ruck und umarmte Yuki. „Es ist dämlich, sich wegen eines Kerls nicht leiden zu können. Im Endeffekt triumphiert Matt, wenn du zulässt, dass er sich solche Aktionen leisten kann. Vielleicht hast du ihn angelogen, aber du bist schließlich auch nur ein Mensch mit Gefühlen, und wenn das deine Art ist, glücklich zu sein, dann kann dir das niemand verbieten. Jeder Mensch empfindet Glück anders und ich finde, dass jeder ein Recht darauf hat, glücklich zu sein. Matt darf so nicht mit dir umspringen!“ Und da drückte Yuki Sora an sich. „Wenn wir keine Konkurrenten werden“, schniefte sie, „dann würde ich Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um deine Freundin zu werden.“ Sora lächelte matt, strich Yuki über das Blondhaar. „Wir finden eine Lösung, versprochen. Und danach können wir uns weiterhin anzicken, einverstanden? Solange wird das Kriegsbeil begraben.“ „Einverstanden.“ Yuki wischte sich die Tränen weg, versuchte ein Lächeln. Sora half ihr aufstehen, meinte dann: „Wir sollten den Anderen nichts davon sagen, das würde nur unnötige Aufregung geben.“ Joe, Davis, Ken und TK, die sich im Abseits gehalten hatten, nickten. „Besonders Mimi verraten wir nichts“, fügte Sora hinzu. Sie wollte sich lieber nicht vorstellen, wie die Brünette auf diese Hiobsbotschaft reagierte… ~ Yuki wollte allein mit Matt reden, hatte sie gesagt. Und so fand Sora dann doch die Zeit, Tai um Rat zu fragen bezüglich des Dilemmas, in dem sie steckte. Sora hatte sich dem Paar angeschlossen, das heute die roten Pisten ausprobieren wollte – „Auf deine Verantwortung, und wehe dir, du bleibst dann nicht Tag und Nacht an meinem Krankenhausbett!“, hatte Mimi gedroht, ehe sie nachgegeben hatte. Und nun saß die Brünette in dem Sessellift vor ihnen und deklarierte ihre Abscheu gegen Pisten, die für ihren Geschmack zu steil nach unten gingen, während Sora nach Worten suchte, mit denen sie Tai ihr Problem schildern konnte. „Tai, du kennst Matt doch ziemlich gut, oder?“, begann sie. Tai nickte, nicht verstehend, was das jetzt sollte. „Ja, und?“ „Dann kannst du mir doch sicherlich auch eine Frage beantworten, oder?“ Schüchtern wich sie seinem Blick aus, räusperte sich. Und wenig später schrak Mimi vor ihnen einmal fürchterlich zusammen und unterbrach ihren Lamentierfluss für zwei Sekunden, als Tais überraschtes „WAAAAAS?!“ an ihr Ohr drang. „Idiot“, murmelte Mimi, den Kopf schüttelnd, und setzte ihr Jammern über grottenschlechtes Krankenhausessen fort (sie war immer noch der felsenfesten Überzeugung, die roten Pisten nicht heile zu überstehen). Indessen hatte Tai sich wieder gefangen, starrte Sora nun entgeistert an, die total perplex zurückstarrte. „Hä? Ist das etwa etwas so besonderes…?“, wollte sie unsicher wissen, woraufhin Tai tief durchatmete. „Verrat ihm bloß nicht, dass ich dir das gesagt habe, das ist eigentlich ein geheimer Schwur zwischen ihm und mir“, senkte er seine Stimme. Sora nickte und der Brünette fuhr fort: „Matt und ich haben uns mal geschworen, dass wir, egal was passiert, nur dann zu einem Mädchen ‚ich liebe dich’ sagen, wenn wir es wirklich so meinen. Das war in der Zeit, als Matt jeden Abend mehrere Mädchen mit aufs Zimmer genommen hat… du weißt schon, als es ihm psychisch mies ging, vor ca. einem Jahr, und er drauf und dran war, nicht nur sich selbst kaputt zu machen, sondern auch den Mädchen wehtat, die eine Nacht mit ihm verbrachten, indem er ihnen falsche Hoffnungen machte. Ich hatte gehofft, ihn so bremsen zu können und er hat dieses Versprechen noch nie gebrochen – ich hab ihm gesagt, dass ich ihm die Freundschaft kündigen werde, sollte er sich nicht daran halten. Andersrum gilt es natürlich genauso.“ Tai seufzte, lächelte Sora an, die kaum glauben konnte, was Tai ihr da soeben verklickert hatte. „Matt mag vielleicht manchmal ein Macho sein, aber seine Versprechen sind ihm heilig. Hat er dir wirklich gesagt, dass er dich liebt?“ „Ja, hat er.“ Sora musste lachen, als sie Tais Miene registrierte. Der Brünette guckte, als sei ihm soeben ein rosa Pferdchen mit Engelsflügeln über den Weg gelaufen. „Sora, wenn er das gesagt hat, dann kannst du ihm glauben, dass er es ernst meint mit dir. Er liebt dich, und selbst wenn er seine Gefühle nicht immer offen zur Schau trägt, kannst du sicher sein, dass sich hinter seiner Fassade ein sensibler Typ verbirgt. Gib dir einen Ruck und öffne ihm dein Herz – er wird dir nicht wehtun. Indem er dir gesagt hat, dass er dich liebt, hat er auch riskiert, die Freundschaft mit mir zu verlieren – und die würde er nicht so einfach aufs Spiel setzen.“ Tai legte einen Arm um Sora, die sich, so gut es ging, an ihn schmiegte. „Danke“, flüsterte sie und Tai winkte ab. „Ach was, nicht dafür. Wofür hast du denn einen großen Bruder?“ ~ Worauf Yuki und Matt sich geeinigt hatten, würde Sora wohl nie erfahren, aber als sich die Dämmerung über das Land legte, war nichts mehr davon zu sehen, dass Matt vor wenigen Stunden einen ziemlichen Schrecken eingejagt bekommen hatte. Strahlend wie der personifizierte Weihnachtsengel stand er summend in der Küche, rührte in verschiedenen Töpfen und sang zusammen mit Mimi Soras Lieblingsweihnachtslied, „Santa, can you hear me“. „She’s all I want, just for me, underneath my christmas tree…“ Er umrundete Sora, drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und freute sich darüber, dass sie so süß erröten konnte. Nachdem die Kids wieder in ihren Hütten angekommen waren, hatte Sora Matt um ein Gespräch unter vier Augen gebeten. „Ich habe mich entschieden“, hatte sie gesagt und war seinem Blick verlegen ausgewichen. „Wehe dir, du brichst mein Herz!“ Und da hatte Matt sie umarmt und zwischen sanft fallenden Schneeflocken hatten sie sich im letzten Tageslicht geküsst. Und auf Mimis Frage, ob Sora ihre Planung vergessen hätte, meinte Sora dann nur locker: „Halten wir sie in Reserve und hoffen wir, dass wir sie nicht brauchen.“ „Du lässt dich also tatsächlich auf ihn ein.“, hatte Mimi gestaunt und sie einmal gedrückt. „Dann wünsch ich dir viel Glück mit ihm!“ ‚Manchmal’, dachte Sora nun bei sich, ‚ist es vielleicht überflüssig, sich so viele Gedanken zu machen. Planen lässt sich sowieso nichts im Voraus, was so undurchschaubar ist wie der Weg der Liebe. Und wenn wir schon über so dünnes Eis balancieren, sollten wir uns zumindest von dem Einzigen leiten lassen, das den sicheren Weg darüber kennt: unserem Herzen.’ Sie war soeben dabei, den Nachtisch zu dekorieren mit den Marzipanröschen, die Mimi unbedingt noch gepudert haben wollte – „danach dann vielleicht auch deinen Prinzesinnenpo?“, hatte Tai angedroht, woraufhin Mimi ihrem Freund die Zunge herausgestreckt und verkündet hatte, wenn er nicht allmählich mal netter zu ihre wäre, er dann sein Geschenk im Schnee suchen dürfte, was Matt dazu veranlasst hatte, zu kritisieren, es sei doch längst noch nicht Ostern und Mimi abschließend meinte, dass Tai doch so oder so bis zum Osterfest brauchen würde, bis er das Geschenk gefunden hätte. Nicht erwähnenswert, dass Tai nun vergrätzt am Küchentisch saß und sich mit seiner Lieblingsbeschäftigung Nummer 2, die gleich nach ‚Essen vernichten’ folgte, aufhielt – nichts tun. „Du könntest mir wenigstens mit diesem dämlichen Puderzucker helfen“, meinte Sora und wich einer Wolke aus, die sie aufgewirbelt hatte, als sie das Puderpäckchen öffnete. Es staubte rüber zu Tai, der niesten musste. „Hilfe, Smog überm Weihnachtshäuschen“, quietschte er und flüchtete. „Faules Pack“, kommentierte Sora mit gerunzelter Stirn, wandte sich dann Izzy zu, der am Fenster saß und sehnsüchtig rüberstarrte zur Hütte von Joe und den Jüngeren. …vielleicht war es doch keine gute Idee, ausgerechnet den jetzt um Hilfe zu bitten… in seinem Zustand – nervös und aufgeregt und das ungeschickt zu verstecken versuchend – würde er letztendlich nur den Kuchen runterschmeißen und das brauchte Sora so irgendwie gar nicht. Dann doch lieber allein mit dem krümeligen Unterfangen abplagen… „Fertig!“, rief Mimi in dem Moment aus Richtung Küche und kniete vor dem Backofen nieder. „Damit hätten wir alles“, meinte Matt, der soeben den letzten Topf vom Herd genommen hat. „Trommelt mal jemand Izzy und Tai zusammen? Wir müssen das Essen noch rübertransportiert bekommen.“ Wenig später hatten die Fünf ihre Mäntel an und jeder war beladen wie ein kleiner Packesel – wie gut nur, dass sie beschlossen hatten, die Geschenkübergabe getrennt zu machen, denn jetzt auch noch die ganzen Päckchen zu Kari und den anderen bringen, nein danke! Sie schwankten ja jetzt schon unter ihrer Last… „Warum haben wir nicht gemeinsam bei den Anderen gekocht?“, ächzte Mimi und hatte Mühe, im tiefen Schnee nicht das Gleichgewicht zu verlieren. „Weil Ken und TK den Platz zum Kochen selbst benötigen?“, keuchte Matt zurück und seine Stimmlage jagte Sora einen Schauer über den Rücken. Mit dieser Stimme hatte er heute Morgen auch im Schnee gekeucht, als sie ihm… Oh Gott, nicht dran denken! Sora kniff die Augen zu, was zur Folge hatte, dass sie in Matt lief, der genau vor ihr ging – „Hoppla“, meinte der Blonde erschrocken und konnte sie gerade noch halten, ehe sie mitsamt des Essens Bekanntschaft mit dem Schnee gemacht hätte. „Entschuldige“, murmelte Sora, ihn verlegen anlächelnd – der Gedanke daran, dass er jetzt ihr Freund war, ließ ihr Herz vor Glück schneller schlagen. „Kein Problem“, erwiderte Matt sanft. Und dann stand Tai hinter ihnen und nörgelte, dass sie ihm den Weg versperrten. „Nicht stehen bleiben, ich will auch mal bei meiner Schwester ankommen!“ „Ist ja gut.“ Lachend streckte Sora dem Brünetten die Zunge raus, und als sie bei den Jüngeren angekommen waren, seufzte sie glücklich: „So sollte jeder Abend sein – nette Gesellschaft, gutes Essen in Aussicht – was will der Mensch mehr?“ „Poetisch werden darfst du erst nach dem ersten Glas Wein“, wies Tai sie zurecht und stimmte ein in das Lachen der Anderen. „Frohe Weihnachten!“ Wie ein kleines Engelchen aussehend, kam Kari auf die Fünf zugehüpft, umarmte jeden einmal und gab Tai und den Mädchen sogar ein Küsschen auf die Wangen. „Hey, und wir?“, beschwerte sich Izzy, woraufhin auch er und Matt einen Schmatzer bekamen. „Zufrieden?“ Das brünette Mädchen zwinkerte, deutete dann auf den Tisch in der Mitte des Raumes. „Stellt die Sachen dort ab, wo die Brettchen liegen. Und wehe euch, einer macht die Deko kaputt, Yolei und ich haben stundenlang daran gesessen!“ Der Tisch war wirklich schön dekoriert. Kunstschnee lag verstreut auf der durchsichtigen Decke, überall standen lange weiße Kerzen in silbernen Haltern und ein paar Tannenzweige, geschmückt mit silbrigen Kugeln und Engelchen mit Trompeten und Harfen, lagen zwischen den verschnörkelten Tellern, die Kari von ihrer Mam geliehen bekommen hatte. „Unser Reserve-Weihnachtsgeschirr“, erklärte sie. „Wunderschön“, seufzten Mimi und Sora einstimmig. Die beiden Mädchen trugen noch ihre Klamotten von heute Morgen – erst für den Abend mit den beiden Jungs wollten sie sich umziehen. Was Mimi vorhatte, konnte Sora nicht sagen, aber sie selbst… würde Matt sie wohl heute fragen, ob sie mit ihm…? Und wenn, was würde sie sagen? Sie hatte immer noch Angst, dass wenn sie Matt ihre Unschuld geschenkt hatte, er sich nach einem Ersatz für sie umsehen würde… Andererseits, wenn sie sich ihm heute öffnete, und er sich danach wirklich nach einem anderen Mädchen umschaute, dann waren seine Worte keinen Pfifferling wert und Sora wusste wenigstens, woran sie war, statt dass sie ihre Zweifel immer weiter mit sich trug, weil sie Matt nicht vertrauen konnte. Ihr Entschluss war gefallen, ehe sie es überhaupt realisiert hatte. „Sora?“ „Ja?“ Aus ihren Gedanken schreckend, sah sie auf, blickte in Karis strahlendes Gesicht. „Kommst du? Wir wollen anfangen.“ Tatsächlich saßen die Anderen alle schon am Tisch und schauten nun auffordernd zu ihr, die immer noch vor ihrem Stuhl stand und verträumt in die Gegend guckte. „Wie? Oh, ja, ja natürlich.“ Sie verscheuchte die Gedanken an später und beschloss, diesen Abend zu genießen. Das erste Weihnachtsfest mit all den Menschen, die ihr wichtig waren… es sollte, wie Mimi schon heute Morgen geahnt hatte, unvergesslich werden. Nicht nur, weil Matt ihr immer wieder diese Blicke zuwarf, die ihre eigene Sprache sprachen… ~ Mit den elf anderen Verrückten konnte es nie traurig werden, stellte Sora ziemlich schnell fest. Kari und TK, die sich über den ganzen Tisch foppten, weil Davis es so gedreht hatte, dass sie ziemlich weit auseinander saßen, hatten die Lacher auf ihrer Seite und als Tai sich darüber mokierte, dass die Kirschen im Reisragout, das Matt gekocht hatte, nicht halb so gut schmeckten wie die, welche er selbst aufgetaut hatte, erwiderte der Blonde nur kühl, dass Kirschen aufkochen eine Idiotenarbeit sei, sie aber weiter zu verarbeiten hingegen das Werk eines Meisters – bei so viel Selbstverliebtheit hagelte es die Seitenhiebe ganz von selbst. Sora konnte kaum essen, weil sie ständig lachen musste. Als ihr der Reis zum dritten Mal vom Löffel gerieselt war, hatte sie genug – sie räusperte sich, meinte laut: „Könnt ihr einen Moment bitte die Luft anhalten, ich möchte zumindest diesen einen Löffel Reis in meinen Mund und nicht irgendwo an die Nase befördern!“ – und die Kids fingen schon wieder an zu lachen. Soviel dazu. „Du kommst heute nicht mehr zum Essen“, stieß Mimi sie kichernd an, woraufhin Sora lachend meinte: „Denkst du, das merke ich nicht?“ Nach der Vorspeise – besagtem Reiskirschragout, das sie wider Erwarten doch irgendwann aufgegessen hatten – wurde der Hauptgang – schwedischer Weihnachtsschinken, Kartoffelauflauf und alkoholfreier Weihnachtspunsch aus Finnland und Piroggen mit Pilzen und Kraut aus Polen – serviert und beim köstlichen Nachtisch, bestehend aus internationalen Kuchen, ließ Matt zufällig fallen, dass heute um Mitternacht „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ gezeigt wurde – seine restlichen Worte gingen im begeisterten Quietschen der Mädchen unter. „Danke, Matt, damit ist unser Abend gerettet“, meinte Tai mit Blick auf Sora und seine Freundin, die sich anstrahlten und keine Zweifel zuließen, dass sie sich nicht umstimmen lassen und unter gar keinen Umständen auf den Film verzichten würden. „Ich liebe diesen Film! Diese Musik, die so zum Träumen einlädt, die ganze Umgebung, Nikolaus, Kasper, Rosalie… und Aschenbrödel ist so wunderschön…“ Mimi seufzte schwärmend. „Du hast den Prinzen vergessen“, meinte Sora mit verklärtem Blick und Tai und Matt sahen sich perplex an. „Die werden uns hier abspenstig für so einen Typen in Strumpfhosen!“ „Für einen gut aussehenden Typen in Strumpfhosen“, korrigierte Kari lachend. „Den müssen wir uns erstmal ansehen“, setzte Tai kritisch fest und Matt nickte, während Kari sich ins Ästchen lachte – na also, so bekam man auch die Jungs dazu, sich den Film anzusehen. Schließlich mussten sie ja wissen, auf wen sie da so grundlos eifersüchtig werden konnten. Nach dem rundum gelungenen Festmahl machten es sich die zwölf unter dem Weihnachtsbaum gemütlich, tauschten Weihnachtskarten mit lieben Wünschen aus und sangen gemeinsam Weihnachtslieder, begeleitet von Matt und Ken mit ihren Gitarren. Irgendwann stimmte der Blonde „Last Christmas“ an und Mimis Stimme erfüllte den Raum, als die Brünette mit ihrer hellen, kräftigen Stimme den Text zum Besten gab. Die Mädchen spendeten ihr begeistert Beifall und sogar Tai meinte anerkennend, dass Mimi wirklich gut sänge… Und dann wurde es Zeit für Mimi, Tai, Sora und Matt, zu ihrer eigenen Hütte zurückzukehren. An der Tür musste Kari ihrem großen Bruder versprechen, darauf zu achten, dass niemand zu viel vom Weihnachtswein kostete und ihnen nachher noch den Abend ruinierte, aber Kari winkte nur locker ab. „Mach dir da mal keine Sorgen drum. Wir sind alle vernünftig.“ Das glaubte Tai zwar mit Blick auf Izzy und Joe, die dicht nebeneinander auf dem Sofa vor dem Kamin saßen und selbstvergessen Händchen hielten, nicht so wirklich, aber was konnte er Anderes tun, als seiner Schwester zu vertrauen und ihr die Verantwortung in ihre Hände zu legen? „Bis morgen“, verabschiedete sie sich von Mimi und Sora, zwinkerte beiden zu und hatte die Tür dann geschlossen. Die vier Teenager kämpften sich durch den tiefen Schnee zurück zu ihrer Hütte und dort angekommen, kümmerten sich die Jungs als Erstes um ein wärmendes Feuer im Kamin, während Sora und Mimi Weihnachtstee aufsetzten und ihn gemeinsam mit köstlichem Gebäck zu den Jungs auf den Sofas brachten, mit denen sie es sich anschließend gemütlich machten. Bis Mitternacht war es noch ein bisschen hin, und als Sora begann, sich vorsichtig an Matt zu kuscheln, zog Tai Mimi unauffällig auf die Beine und flüchtete mit ihr ins Jungenschlafzimmer, während Matt seine Freundin auf dem Sofa in die Arme schloss und ihr leise ins Ohr flüsterte, dass sie ihm alles auf der Welt bedeute. Und als sich der Heilige Abend dann doch dem Ende neigte, blitzte der schlichte silberne Ring an Soras linker Hand im Kerzenlicht zu ihrer Linken auf, und während Tai sich darum kümmerte, das richtige Programm im Fernsehen zu finden, saß Mimi auf dem Sofa ihr gegenüber und lächelte verklärt zu ihrer besten Freundin, welche dieses Lächeln inbrünstig erwiderte. Kurz bevor Mimi und Tai zurückgekehrt waren, hatte Matt Sora ein kleines Geschenk überreicht, in welchem sich der Ring verborgen hatte – sie war ihm vor Freude um den Hals gefallen und wollte nicht wissen, wie er auf die Schnelle an solch ein schönes Schmuckstück gekommen war. Und nun kuschelte sie sich an den Blonden, der sie geborgen in seinen Armen hielt, und fühlte sich in romantische Weihnachtsstimmung gehoben. „Ich liebe dich“, hauchte sie und lächelte Matt an, der sanft zurücklächelte, ihr einen Kuss auf die Stirn drückte und dann meinte: „Ich dich auch, Sora.“ Und einen Augenblicke später hatte Tai den richtigen Sender gefunden und es erklangen die ersten Töne der verzauberten Melodie von Drei Nüsse für Aschenbrödel, und obwohl sie Sora gefangen nahmen und in eine Traumwelt aus weißen Winterlandschaften, romantischen Ritten durch verschneite Wälder und langen rosa Ballkleidern entführten, war ihr bewusst, dass ihr ganz eigener Prinz ihre Hand hielt – und in dem Moment realisierte sie, was ihr dieses Fest der Liebe geschenkt hatte und sie hatte plötzlich Mühe, ihre Tränen des Glücks zu unterdrücken. Und während das Aschenbrödel singend auf dem schneeweißen Nikolaus durch den verschneiten Wald stob, fanden Matts Lippen sanft die Soras und in dem Augenblick setzte leiser Schneefall, begleitet von dem Geläut der Mitternachtsglocken, vor dem Fenster ein und ließ einen Abend ausklingen, den Sora nie wieder vergessen würde… ________________________ Woah... was für ein romantiktriefender Kitsch... Ich glaub, das ist mein erklärtes Lieblingskapitel dieser gesamten Geschichte Auf Kommentare antworte ich noch! (Und das mit Yukis "Schwangerschaft"... tehe. *nicht spoilern wird* wartet es ab ;]) Kapitel 13: Konkurrenz belebt das Geschäft ------------------------------------------ **in Stress** (ich muss noch aufräumen **bääääh**) Vielen Dank für eure tollen Kommentare! **alle mal knuffel** ihr seid total lieb! xD Ich freu mich über jeden einzelnen Review **rumhops** Vorhang auf! Kapitel 13: Konkurrenz belebt das Geschäft „Wir werden auf den Richtigen warten“, hatten Sora und Mimi sich im zarten Alter von dreizehn Jahren geschworen, nachdem sie mitbekommen hatten, wie eine ihrer Mitschülerinnen, die vor ihren Freundinnen damit angegeben hatte, letzte Nacht ihre Unschuld an ihren Freund verloren zu haben, später mit Tränen in den Augen am Waschbecken im Toilettenraum im Erdgeschoss stand und bittere Reue geschmeckt hatte, weil ihr Freund sie vor wenigen Minuten abserviert hatte. „Das darf uns niemals geschehen!“, hatte Mimi mit fester Miene gemeint und Sora hatte entschlossen genickt. „Derjenige, dem wir unser Herz öffnen, darf dankbar sein, dass wir ihn so weit gehen lassen – wenn er uns wie Dreck behandelt, wird er schneller den Laufpass bekommen, als er gucken kann.“ Und an diesen Schwur erinnerte Sora sich, als sie neben Matt im Bett lag, schweigend an die Decke sah und nicht fassen konnte, was geschehen war. Tai hatte Mimi am Weihnachtsabend ins Jungenschlafzimmer entführt, aber was so offensichtlich nach Eindeutigkeiten aussah, war harmlos verlaufen. „Ich brauche dafür Zeit“, hatte Mimi ihm erklärt und Tai empört wissen wollen, was sie denn von ihm denke, dass sie ihm unterstelle, sie schon in der ersten Woche ihrer frischen Beziehung ins Bett bekommen zu wollen. Nein, Mimi war noch genauso jungfräulich wie sie selbst, doch heute Nacht war sie ihrem Unschuldsraub näher gekommen, als sie sich ausgemalt hatte. „Wenn du es nicht willst, musst du es nur sagen, dann höre ich auf“, hatte Matt gesagt und wie der Wolf im Schafspelz geklungen. Sora schloss die Augen, ließ es zu, dass die Erinnerungen in ihr aufströmten. ~ Das gedämmte Licht verbreitete eine angenehm entspannte Atmosphäre und die Duftkerzen auf dem Nachttisch vernebelten ihre Sinne auf vorsichtige Art. Doch weder Paspatouts noch Atmosphäre waren es, was sie wie berauscht machte. Matts Wärme erkundete ihren Körper, strich über ihre Haut und hinterließ das angenehm warme Kribbeln überall, wo seine Finger sie berührt hatten. Seine Augen waren geschlossen und er wirkte auf seine Weise wie auf Wolken gehoben. Ab und an drang ein leises Seufzen über seine Lippen und dann drängte sie sich ihm noch mehr entgegen. Es kitzelte ein wenig, aber das war nicht unangenehm. Sora lag auf dem Rücken, ließ ihn gewähren und genoss das absolute Neuland, welches es nun zu erkunden galt. Matt war sanft und einfühlsam und darauf bedacht, ihr nicht wehzutun. „Du sagst mir, wie weit ich gehen darf“, hatte er gelächelt und Sora hatte ihm ihr Okay gegeben. Seine Finger waren vorsichtig gewesen und ebenso waren es seine Lippen, die sie liebkosten, während seine Zunge sie streichelte – es war unbeschreiblich. Sie liebte es, von ihm geküsst zu werden, und noch mehr liebte sie es, wenn er dabei solch eine Romantik um sie herum aufziehen ließ, wie er es gerade tat. Sie seufzte leise auf, bemerkte dann Matts Blick und lächelte. „Das war sehr schön…“ „Freut mich, dass es dir gefallen hat.“ Er strich mit dem linken Zeigefinger über ihren nackten Bauch, legte sich dann neben sie. Und so klang ein Weihnachtsabend aus, wie Sora ihn sich immer gewünscht hatte. ~ „Und aus ebendiesem Grund habe ich jetzt ein Problem.“ Entrüstet warf Mimi ihre Skistöcke in den Schnee und sah Sora klagend an. „Verstehst du das? Ich auch nicht! Ich meine, schön und gut, aber dass er mit Matt wettet und ICH das dann ausbügeln darf…“ Schnaubend nahm sie ihre Skibrille ab und wenig später gesellten sich auch die Skier zu den Stöcken. „Ich hab kein Bock auf dieses ständige Geplänkel. Soll Tai doch sehen, wie er seine *Ehrenschulden* beglichen bekommt. Ich halte da definitiv nicht für hin!“ „Nee, dafür nicht.“, meinte Sora plötzlich. Ihr war da eine schräge Idee gekommen… Soeben tauchte nämlich Yukis blonder Haarschopf an der Bergstation, unweit der die beiden Mädchen verschnauften, auf. Nein, Mimi würde nicht herhalten für Tais und Matts Kinderspiele, aber mit Yuki hatte sie ohnehin noch einiges zu begleichen… Doch bevor Sora ihren Namen rufen und auf die Siebzehnjährige zuhalten konnte, erspähte diese schon Matt, dessen Ankunft irgendwie an Sora und Mimi vorbeigegangen sein musste (wahrscheinlich hätten sie ihn nicht einmal bemerkt, wenn er im Eisbärkostüm steppend um sie herumgerannt wäre, so vertieft war Mimi in ihren Groll und Sora bemüht gewesen, die Freundin zu beruhigen) – und wollte auf ihn zugehen, was dann auch Soras Aufmerksamkeit auf den Blonden lenkte. Matt war jedoch nicht allein, wie sowohl Sora als auch Yuki schnell realisierten. Doch statt dass Tai neben ihm erschien, mit dem er eigentlich den Lift zurück auf die Bergstation hatte nehmen wollen, war da ein Mädchen in etwa Soras Alter, das ihn untergehakt hatte und munter auf ihn einzureden schien. „Oh nein, bitte keine zweite Yuki“, dachte Sora und konnte nicht glauben, womit man sie da schon wieder konfrontierte. Allmählich reichte es mal… „Wer ist das?“ Yukis Blick war ebenso skeptisch wie der von Sora, die gar nicht mitbekommen hatte, dass die Blonde sich angeschlichen hatte – was in Anbetracht ihrer erheblich klobigen Skier eine ziemlich reife Leistung war – und die Siebzehnjährige schien auch ebenso wenig begeistert über neue Konkurrenz zu sein wie Sora selbst. „Das werden wir rausfinden“, meinte diese soeben und wollte schon zu ihrem Freund gehen, aber da hielt Yuki sie zurück. „Nicht, warte…“, zischte sie, den Blick fest auf Matt und das fremde Mädchen gerichtet, das soeben Anstalten machte, wieder zu verschwinden, allerdings nicht ohne Matt vorher ein Küsschen auf die Wange zu geben und ihm noch einmal keck zugewunken zu haben. „Das ist doch wohl…“, stießen Yuki und Sora gleichzeitig aus, blickten sich dann an. „Lassen wir zu, dass ihn sich eine Dritte schnappt, während wir uns gegenseitig an die Kehle gehen?“ „Natürlich nicht!“ Sora klang entrüstet, was Yuki ein Lächeln auf die Lippen trieb. ‚Zeit, umzuplanen’, dachte sie. „Gut, dann werden wir der Schnepfe mal zeigen, mit wem sie sich da anlegt, wenn sie sich Matt krallen will…“ „Was hast du vor?“, fragte Sora und wich einen Schritt zurück. Irgendwie behagte ihr das Glimmen in Yukis Augen nicht… „Wirst du bald sehen“, meinte diese gerade und es klang, als sollten die Worte eine Drohung sein. Zumindest reichten sie, um Soras Alarmglocken schrillen zu lassen. Flüchten!, schrie alles in ihr und dem Instinkt eilig nachkommend, verabschiedete sie sich von der Blonden, die selbstvergessen im Schnee stand, ein böses Lächeln auf den Lippen, und ihr zerstreut nachwinkte. „Ja, bis bald, Sora. Lass mich nur machen…“ Vielleicht doch beruhigend, dass sie Yuki nicht gegen sie selbst aufgehetzt hatte – irgendwie behagte ihr die Vorstellung nicht, Yuki gegen sich intrigieren zu wissen… Matt hatte inzwischen Mimi ausgemacht und stand wild gestikulierend neben ihr, als Sora zu den beiden zurückkehrte, mit den Gedanken ganz woanders. „Hey, Sora.“, begrüßte Matt sie und sie schrak auf. „Ähm, was? Ja, hallo, Matt. Wo ist Tai abgeblieben?“ „Das ist ja gerade die Sache“, schimpfte Mimi und schenkte Matt einen finsteren Blick. „Der wurde einfach von so einer blöden Tussi abgedrängt, die dann mit Matt den Berg hochgefahren ist.“ „Akemi hat gesagt, sie hätte ihre Freundin in dem Gewusel am Lift da unten verloren und dann gesehen, dass sie schon im Lift saß, ohne Akemi, und wollte halt schnellstmöglich hinterher.“, erklärte Matt leicht genervt und Mimi schnappte zurück: „Ah ja, und ganz rein zufällig waren Tai und du dann die Nächsten und blöd, wie Tai nun mal ist, hat er sich wegschubsen lassen, oder wie?“ „Warum fragst du mich eigentlich, wenn du’s längst weißt?“ Matt rollte mit den Augen, meinte dann an Sora gewandt: „Viel Spaß noch, ich lass dich jetzt mit Mimi allein. Meine Nerven brauchen etwas Süßes, glaube ich…“ „Nicht nur deine“, murmelte Sora, hakte Mimi unter und schleppte sie kurz entschlossen mit sich mit Matt hinterher. „Und was sollte das mit dieser dämlichen Wette?“, keifte Mimi auf dem Weg zum Restaurant und als sie wenig später mit Kakao und Schokocappuccino bewaffnet einen süßen Ecktisch ergattert hatten, seufzte Matt auf und begann, ihr die näheren Umstände zu erklären. „Eigentlich hat Tai sich nur darüber beschwert, dass du sogar Angst vor den roten Pisten hast.“ „Hab ich gar nicht“, protestierte Mimi und klang entrüstet. „Das ist allerhöchstens Respekt und richtige Einschätzung des eigenen Nichtkönnens!“ „So kann man das natürlich auch ausdrücken… Jedenfalls hab ich Tai dann vorgeschlagen, dich einfach mal ins Grass Joch zu entführen.“ Bei der Erwähnung des höchsten Punkts des Berges lief Sora rosarot an und verschluckte sich prompt an ihrem Kakao, sodass Matt ihr erst auf den Rücken klopfen musste, ehe er fortfahren konnte. „Was ist ein Grass Joch?“, wollte Mimi skeptisch wissen. Matt gönnte sich einen Schluck seines Cappuccinos, räusperte sich dezent. „Das ist ganz oben auf dem Berg. Du hast von dort eine gigantische Aussicht, aber du solltest schwindelfrei sein. Die Abfahrten dort oben sind sehr angenehm und du hast die Wahl zwischen einer roten Piste oder einer blauen, die durch einen der längsten Skitunnel der Welt führt.“ [durch so einen Tunnel bin ich auch öfters gesaust, als ich mit Daddy samt Freundin und kleinem ‚Schwesterchen’ vor zwei Jahren in Schruns war xD] „Klingt ganz akzeptabel… aber mir sind überschaubare Pisten lieber.“, wich Mimi aus und Matt lachte. „Ein Grund mehr, hochzufahren. Na los, Mimi, überwinde dich und fahr mit Tai ins Joch. Du wirst es nicht bereuen, ehrlich.“ „Sora, was meinst du dazu?“ Mimi blickte die Freundin verzweifelt an und Sora wusste genau, wie hin- und hergerissen das Mädel war. Einerseits wollte Mimi nicht als feige Zimtzicke dastehen, sich aber auch andererseits nicht blamieren, indem sie dort oben eine Panikattacke erlitt und den ganzen Berg zusammenkreischte… „Ich weiß nicht“, seufzte die Rothaarige und vermied es, Matt anzuschauen. „Du warst doch schon mal da, sag schon, war’s schlimm?“ Ob es daran lag, dass Mimi so flehend klang? Sora sah plötzlich vor ihren inneren Augen, wie Matt sich im Schnee gewunden hatte, wie seine Mimik sich von Sekunde zu Sekunde plötzlich änderte von fast wimmernd zu keuchend und stöhnend und dann zu einer Erschrockenheit, auf die ein unterdrückter Schrei gefolgt war. An der Stelle, wo es warm über ihre Finger gelaufen war, begann es jetzt zu prickeln und erfolglos gegen die Röte ankämpfend, sah sie Matts Gesicht vor sich, hörte seinen keuchenden Atem, beobachtete, wie er den Spuren seiner Erregung fahrig mit einem Taschentuch beseitigte, ehe er an Boxershorts, Skiunterwäsche und Schneehose nestelte und sich nicht traute, sie anzublicken. Dodom, dodom… „Sora…? Hallo, Erde an Sora, jemand anwesend?“ Mimi wedelte mit der Linken vor Soras Gesicht herum. ‚Jetzt reiß dich mal zusammen’, rief die Rothaarige sich zur Ordnung. „Nein, es war nicht schlimm“, presste sie eilig hervor, nicht auf Matts Miene eingehend. „Es war sehr schön da oben, ich hatte wirklich eine geniale Aussicht“ – ‚auf Matts Christbaum’ – „und heile herunter gekommen bin ich auch.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln und verscheuchte ihre anzüglichen Gedanken. Niemand brauchte wissen, was sie dort oben mit Matt gemacht hatte – nicht einmal Mimi hatte sie es erzählt. Das war ihr kleines Geheimnis… Und apropos: Matt, dem ganz auf Spätzünderart gerade einzufallen schien, weswegen Sora das Grass Joch so ablenkte, verschluckte sich prompt an seinem Cappuccino und war froh, dass im selben Moment Kari und die Anderen vom Skikurs zurückkamen. „Hey, ihr!“, begrüßte die Brünett sie, quetschte sich zwischen Mimi und Sora und legte ihre Arme um die beiden. „Wisst ihr, was wir heute Abend machen werden?“ „Wie wäre es damit, die Umgebung zu erkunden und auf Matt zu verzichten, um den ich mich dann solange kümmere…?“ Niemand hatte bemerkt, wie sich ihnen eine weitere Person genähert hatte. Verwundert drehten sich die Mädchen um zu dem Jemand, der da gesprochen hatte, und Sora glaubte, dass sich alle Heiligen nun endgültig gegen sie verschworen hatten. Das war doch das Mädchen, welches Matt vorhin so belagert hatte! „Hallo“, grüßte es lächelnd und fügte dann hinzu: „Das war natürlich nur ein Scherz, ihr dürft Matt selbstverständlich behalten. Ich bin übrigens Alex, freut mich, eure Bekanntschaft zu machen.“ Ziemlich aufdringlich, dieses Mädel. Seine brünetten Haare waren zu zwei lockeren Zöpfen geflochten, die ihm auf der Schulter langen, und seine tiefgrünen Augen sagten nur zu deutlich, dass es zielstrebig war und meist bekam, worauf es zuarbeitete. Aber das würde definitiv nicht Matt sein, da hatte Sora ein Wörtchen mitzureden! Und wo wir schon beim Thema waren… Alex, wie sie sich vorgestellt hatte, zupfte ihre eisblaue Steppjacke zurecht, lächelte Matt an und händigte ihm ein zerknülltes Papier aus. „Ich wollte dir nur gerade meine Handynummer geben, ich hab den Zettel wiedergefunden, auf dem sie steht.“ ‚Handynummer…?’, dachte Sora und spürte, wie die Empörung in ihr aufstieg. Was erlaubte diese Alex sich eigentlich? Matt war Soras Freund, und das hatte die Mädchenwelt gefälligst zu akzeptieren! Es reichte ihr langsam, immer um ihn kämpfen zu müssen… „Entschuldige mal, Alex“, mischte sich da auch Mimi ein, der wohl Ähnliches durch den Kopf gespukt sein musste, ihrem Gesichtsausdruck, der einer reichlich angesäuerten Zitrone glich, nach zu schließen. „Falls er es dir noch nicht mitgeteilt hat: Matt hat eine Freundin und wird wohl kaum an anderen Mädchen interessiert sein.“ Mimis Lächeln war nichtsdemzutrotze Zucker pur und Alex schluckte bemerkbar. „Oh, das wusste ich nicht. Wenn es seine Freundin stört, dass ich an einer Freundschaft mit ihm interessiert bin, dann werde ich mich selbstverständlich zurückhalten.“ „Freundschaft, ja klar“, zischte Mimi Sora zu, während Alex unauffällig in die Runde schaute, wahrscheinlich in der Hoffnung, diejenige ausfindig zu machen, die sich Matts Freundin nennen durfte. Aber Sora hatte noch nicht vor, sich erkenntlich zu zeigen. Sollte Alex doch raten! Denn wenn sie nicht wusste, wer Matts Freundin war, dann musste sie sich zurückhalten, um ihrer Worte keine Lügen zu strafen, indem sie sich an ihn ranmachte. Sie musste damit rechnen, dass jedes der am Tisch anwesenden Mädchen – Mimi, Sora, Yolei und Kari – diejenige sein konnte, der Matts Herz gehörte. „Wir dürfen ihn nur nie ohne weibliche Begleitung loslassen, dann ist diese Alex auch gar kein Problem.“, murmelte Kari, die zu verstehen schien, was sich da wieder zusammenbraute und auch Yolei gab ihren Curry dazu. „Sorgen wir dafür, dass Alex keine Chance bekommt, sich an Matt ranzuschmeißen!“ Woher wussten die beiden Jüngeren eigentlich über das Misere Soras in Sachen Liebe Bescheid…? „Wir sind auch vom Planeten Venus“, meinte Kari nur zwinkernd auf Soras leise geäußerte Frage, wandte sich dann wieder dem aufkeimenden Gespräch Alex’ und Matts zu und kümmerte sich um dessen Unterbrechung. „Matt, wärst du so lieb, mir zu helfen? Ich bin dran mit Essen bestellen, und ich brauche jemanden, der das zweite Tablett trägt.“ Sie wirkte so liebenswert, wie sie ihn anblickte, da konnte er gar nicht anders, als ihr zuzustimmen. „Ich wollte sowieso los“, nickte Alex und konnte ihre Enttäuschung doch nicht überspielen. Sora sah ihr nur zu genau an, wie gern sie Matt noch weiter umgarnt hätte… Aber so nicht, und schon gar nicht mit ihr. Und wenn Alex erst mal feststellen würde, dass sie in Yuki noch eine Konkurrentin mehr gefunden hatte – die auch wesentlich rücksichtsloser vorgehen konnte als sie selbst, wie Sora im Gefühl hatte – dann würde sie hoffentlich nicht mehr so selbstsicher Flirtversuche in Richtung Matt starten. „Seid ihr noch länger hier?“, wollte sie wissen und stand auf, immer noch das beständige Lächeln auf den in rosa Lipgloss getauchten Lippen. „Bis Neujahr“, antwortete Yolei wahrheitsgemäß und erntete dafür von Mimi einen Stupser in die Rippen. „Wir haben diese Woche einiges vor, die Umgebung erkunden, ein bisschen Kultur schnuppern, für Silvester einkaufen… ich glaub nicht, dass wir so oft auf dem Berg sein werden“, lächelte sie, das zuvorkommende, stets höfliche Mädchen ‚von nebenan’ zum Besten gebend. Schauspielern konnte Mimi in manchen Situationen verdammt gut… „Ach so, schade“, schluckte Alex den Köder. „Ich glaube, ihr seid ’ne total coole Truppe, ich hätte gern ein wenig Zeit mit euch verbracht.“ „Tja, tut uns Leid, wir sind ziemlich ausgebucht.“ Mimis Schulterzucken drückte aufrichtiges Bedauern aus, während sie sich innerlich ins Ästchen lachte. Alex nickte verständnisvoll. „Ihr seid das erste Mal hier, nehme ich an? Dann habt ihr noch einiges vor euch, ich kann verstehen, dass ihr dem Geschichtlichen und Kulturellen da den Vorzug gebt.“ ‚Und ich dachte, Joe hat die olympische Disziplin Geschwollenes Schwafeln perfektioniert…’ Sora schüttelte sich leicht – es überstieg ihre Auffassungsgabe, wie jemand so penetrant salbungsvoll mit Worten um sich schmeißen konnte, die sie erst im Lexikon hätte nachschlagen müssen. „Habt ihr schon Ideen, wo ihr hinwollt? Ich könnte euch einige Städte sehr empfehlen, allerdings solltet ihr euch einen ganzen Tag gönnen, um in Ruhe die Historie genießen zu können. Die alten Gemäuer dieser einen Stadt, dessen Name mir gerade entfallen ist, sind bemerkenswert imposant. Man bekommt direkt das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein, so wie alles auf einen einwirkt. Das ist faszinierend, ich kann es euch wirklich nur nahe legen, diese Stadt zu besuchen. Ich werd den Namen mal raussuchen und Matt dann über SMS schicken, ich hab ja seine Nummer.“ Was sollte das denn heißen…? Sora wollte schon den Mund aufmachen, um nachzuhaken, wieso Alex denn bitte Matts Handynummer besaß, aber in dem Moment kehrten Kari und der Blonde zurück, beladen mit zwei schweren Tableaus, auf denen ihr Mittagsessen stand. „Essen kommt!“, rief Kari gut gelaunt und schenkte Matt einen dankbaren Blick für seine Hilfe, den Alex auch leicht falsch interpretieren konnte. „Ich geh dann mal“, verabschiedete sie sich auch sogleich und verschwand hüftschwingend. „So eine nervige Tussi!“, stieß Mimi geladen aus. Und es gab niemanden, der ihr da widersprach. ~ Am Abend ging es zurück ins Dorf. Matt, der darauf spekulierte, sich um den Abwasch zu drücken, bot selbstlos an, sich ums Essen zu kümmern, aber Mimi, die seinen Vorhaben mit ihrer unnachahmlichen Art sofort durchschaut hatte, wusste dem einen Riegel vorzuschieben. „Nix da, du kümmerst dich mit Tai ums Abwaschen. Heute kochen Sora und ich.“ Und so kam es, dass sich die Jungs erst einmal grollend in ihr Schlafzimmer zurückzogen, während Mimi und Sora genügend Zeit für ein bisschen Plaudern übrig hatten. „Weißt du was? Mir gefällt Karis Vorschlag mit der Sauna richtig gut.“ Mimi warf summend die Nudeln in den Topf mit sprudelndem Wasser und tanzte einmal um Sora, die in einem anderen Topf eine köstliche Sauce nach Eigenrezept anrührte, herum, um an die Gewürze zu kommen. „Dass es hier in der Nähe ein Saunenpark gibt, überrascht mich irgendwie ein bisschen… ich hätte gedacht, die Sauna gehöre eher zu Finnland.“ Sora sah auf von ihrem Kochlöffel, an dessen Stiel bereits Tomatenmark klebte und warf Mimi einen schelmischen Blick zu. „Als ob du nicht genau wüsstest, dass Finnland ebenso skandinavisch ist wie Schweden, es demnach also ganz egal ist, wessen Land du die Sauna eher beimisst.“ Mimi stupste ihre lachende Freundin an, widmete sich dann wieder den Nudeln, aus denen sie einen Auflauf nach italienischer Art zaubern wollte. „Was genau wird das?“, fragte Izzy, der soeben von der Hütte der Jüngeren zurückgekehrt war, und sog schnuppernd die Luft ein. „Riecht sehr viel versprechend.“ „Na, wo der herkommt, wollen wir lieber nicht wissen“, wisperte Mimi Sora kichernd zu, meinte dann an Izzy gewandt: „Das ist ein Rezept von meiner Mama. Lass dich einfach überraschen und sag Tai und Matt gleich im Voraus, dass sie gar nicht versuchen brauchen, den Abwasch dir aufs Auge zu drücken – wenn’s nötig ist, überwache ich die zwei Faulpelze höchstpersönlich. Außerdem können sie sich darauf gefasst machen, morgen für den Hausputz arrangiert zu werden, und derjenige, der zuerst mosert, bekommt die unangenehmsten Aufgaben, dafür sorg ich.“ „Soll das eine Drohung sein?“ Beeindruckt sah Izzy in Mimis Richtung, aber Mimi warf sich nur schnippisch das lange Haar über die Schulter und machte einmal „tse“, bevor Sora dem Fünfzehnjährigen erklärte, dass Mimi die Hütte für Silvester pikobello blanka haben wollte – „Neujahr wird unsere Hütte noch viel mehr vermüllt sein, und dem kann man zumindest ansatzweise vorbeugen, indem man jetzt schon mal aufräumt, was aufgeräumt werden kann. Ich will nicht im Müll leben und ich weigere mich, unsere Hütte im Staub und Schmutz untergehen zu lassen“, hatte Mimi heute Morgen direkt nach dem Aufstehen einem noch vollkommen verpennten Tai mitgeteilt, dessen Antwort auf den Beschluss seiner Freundin die Frage nach Uhrzeit und Frühstück gewesen war – nicht erwähnenswert, dass Mimis Empörung auch die drei anderen Jugendlichen aus den Träumen gerissen hatte. Sora hatte sich in Matts Armen wiedergefunden und das Erste, was sie vom Tag mitbekommen hatte, war sein Lächeln und die Tatsache, dass durch das Fenster hinter ihm die ersten Sonnenstrahlen des Tages ins Zimmer fielen. Kurz darauf hatte es einmal laut gekracht und nach einem zweiten Poltern standen die zwei Verliebten auf den Beinen, um nachzuschauen, wer da wen aus den Federn geschmissen hatte. Sie fanden Tai auf dem Boden hockend vor, sich eine Stelle an der Stirn reibend. Mimi, schnaufend und mit einem Kissen bewaffnet, saß auf ihren Knien auf ihrer Matratze, auf der Tai geschlafen hatte (während Sora Mimi die ihre überlassen hatte), und murmelte in Richtung Matt und Sora: „Das war so überfällig gewesen.“ „Sadistin“, kam es aus Richtung Boden gejammert und ein leicht lädiert wirkender Tai rappelte sich auf, um seine Verwundung im Spiegel betrachten zu können, der vom Bett aus betrachtet links neben dem Kleiderschrank hing. „Möchtegern-Invalide“, zischte Mimi, das Kissen zurück an seinen Platz – das Kopfende ihres Bettes; wenn schon, denn schon das eigene Kissen – legend und stand ebenfalls auf. „Nervensäge“, schleuderte sie Tai im Vorbeigehen noch an den Kopf, dann war sie samt ihrem Badehandtuch in Richtung Bad verschwunden. „Was ist passiert?“, wollte Matt von Tai wissen, während Sora sich ein paar ihrer Klamotten heraussuchte, um sich anziehen zu können. „Das Bad gehört als nächstes mir“, kündigte sie an und überließ Tai, der Matt gerade sein frühmorgendliches Leid klagte, und den Blonden, der angenervt zuhörte und Tai dann darauf hinwies, dass er selbst Schuld war, wenn er bei Mimi übernachtete, sich selbst. Über den Flur war das Lamentieren des Brünettes und Matts Antworten – „du weißt doch, dass ihr im Schlaf die dümmsten Ideen kommen, die sie, sobald sie ihre Augen öffnet, ihrem nächstbesten Opfer mitteilen muss“ (Memo an Sora: Matt für diese Bemerkung rupfen!) – noch zu hören, aber in der Küche herrschte angenehme Ruhe. Sora, sich ein Glas Milch eingießend, drehte das kleine Radio auf dem Fensterbrett an, durch das man, wenn man an Spüle und Herd stand, hinaus in den Schnee und rüber zur Hütte von Kari und Co. schauen und sogar einen Teil der Hütte Yukis Familie konnte. Der Song, welcher soeben gespielt wurde, kam ihr bekannt vor, und sie konnte sogar die ersten Strophen mitsingen. „Yesterday my life was duller, now everthing’s techicolor…“ „Na, da hat aber wer gute Laune…“ Izzy, mit verschlafenem Ausdruck in den müden Augen, stand gähnend im Türrahmen seines Schlafzimmers und lächelte sie an. „Ebenfalls guten Morgen“, grüßte Sora fröhlich. „Willst du auch ’n Glas Milch?“ „Nee danke, lass mal. Ich warte lieber aufs Frühstück…“ „Oh, das kann aber noch dauern.“ Sora dachte daran, dass es wieder mal Tais Aufgabe war, die Bande zu verköstigen, und zwar diesmal allein, wie Mimi ihm wenige Minuten später frisch geduscht klar machte. „Als Strafe.“, grollte sie und verweigerte jede weitere Konversation mit dem Brünetten, der mittlerweile angezogen war. Matt hatte sich ins Jungenschlafzimmer zurückgezogen, als Sora die Treppen hochkam. „Ist das Bad frei?“, wollte sie von Tai wissen, der über Mimis Sturheit den Kopf schüttelte. „Ja, ja, passt schon“, antwortete er ihr abwesend und Sora nahm an, dass er nicht einmal kapiert hatte, wer ihn da gerade in seinem Ärger über seine Freundin störte. Na egal, sollte nicht ihr Problem sein. Vorsichtshalber, da sie Tais Unaufmerksamkeit nach jahrelanger Freundschaft nur zu gut kannte, schloss sie die Badezimmertür an, widmete sich dann ihrer Morgentoilette. Sie war gerade unter die Dusche geschlüpft, da drückte auch schon wer die Klinke runter und Tais Stimme beschwerte sich darüber, dass er nicht hineinkam. „Gedulde dich noch zehn Minuten“, rief Sora lachend und drehte den Duschstahl auf. Sie beeilte sich mit der Körperwäsche, wusch auch ihre roten Haare mit dem gut duftenden Shampoo, das seidigen Glanz und weiches, leicht kämmbares Haar versprach. Keine sieben Minuten später hatte sie vor dem vom Duschdampf beschlagenen Spiegel ein paar hübsche Haarspangen in ihr geföntes Haar geschoben und öffnete einem ungeduldig auf- und abtigernden Tai die Tür. „Hereinspaziert, der Herr“, lachte sie und Tai jammerte: „Na endlich, ich muss mal!“ Fiel ihm früh ein. „Vor zehn Minuten war das Bad frei, selbst Schuld“, kicherte Sora mitleidslos, begab sich dann ins Mädchenschlafzimmer, wo keine Mimi mehr vorfindbar war. Gut, versuchte Sora es eben selbst mit der Schminke. Mehr als schief gehen konnte es ja nicht… ~ „Du hast dich wirklich selbst geschminkt?“, wollte Mimi nun beeindruckt von ihr wissen und musterte sie genauer. „Sieht gut aus, wirklich.“ Sie nickte zufrieden. „Siehst du, so schwer ist das gar nicht. Du machst erhebliche Fortschritte.“ „Vielen Dank für das Lob“, freute Sora sich. Mimi lächelte sie an, bis ihr einfiel, dass sie ihre Nudeln vielleicht nicht ganz ohne Beaufsichtigung lassen sollte und quietschte erschrocken auf, als sie sah, dass das Wasser bereits überkochte. Es tropfte zischend auf die Herdplatte und eilig griff Mimi nach ihren Topflappen und hob den Topf mit ihrer Hilfe hoch. „Sora, die Butter, schnell“, rief sie. Sora brachte ihr das Gewünschte und Mimi bat sie, ein Stückchen ins Nudelwasser zu geben. „Wieso das?“, hakte Sora nach, als die Butter an der Oberfläche schwamm und so schnell schmolz, dass man zusehen konnte. „Das macht meine Mam auch immer, wenn sie merkt, dass das Wasser überkocht. Keine Ahnung, wieso das hilft… ich glaub, das hängt mit dem Fett der Butter zusammen.“ Mimi streute eine Prise Salz in den Topf, rührte einige Momente im Topf herum und ließ Sora dann nach einem Abgießsieb suchen. „Wie weit ist deine Sauce?“, fragte sie, als die Nudeln mit einem Guss kaltem Wasser abgeschreckt waren, und Sora probierte prüfend eine Löffelspitze der Sauce. „Scheint fertig zu sein, auf jeden Fall schmeckt sie gut.“ „Wunderbar. Hilfst du mir, die Backform einzufetten?“ Mimi stellte die Herdplatte aus, verfrachtete den Saucentopf auf eine andere Platte und stellte auf die noch Warme einen altmodischen Wasserkocher, der immerzu mit ein bisschen Leitungswasser gefüllt war. „Nicht, dass jemand noch aus Versehen auf die Herdplatte fasst, das tut ziemlich weh.“ „Denkst du da an wen Bestimmtes?“ Sora war der bedauernde Blick in Mimis Augen nicht entgangen, aber Mimi wehrte nur lachend ab: „Nein, natürlich nicht, was denkst du denn von mir?“ ‚Also doch, Wusst’ ich’s doch.’ Grinsend beobachtete Sora, wie Mimi geschäftig die eingefettete Backform mit den durch die Sauce gerührten Nudeln füllte, dann nach Parmesan verlange und wenig später einen passenden Deckel auf die Backform legte, ehe sie diese in den vorgeheizten Backofen schob. „Du kannst wirklich gut kochen“, meinte Sora anerkennend. Mimi schüttelte den Kopf. „Du weißt doch noch gar nicht, wie’s überhaupt schmecken wird.“ „Es riecht aber schon verdammt gut, und ich glaube kaum, dass jemand, der solch tolle Rezepte, wie du sie uns in den letzten Tagen aufgetischt hast, mit einem Auflauf überfordert ist.“ „Danke für das Lob.“ Mimi freute sich sichtlich, als sie Sora ein Tomatenmesser in die Hände drückte und sie damit beauftragte, Tomaten und Mozzarella für die Appetizer zu schneiden, während sie selbst sich um die Häppchen, bestehend aus kleinen Pizzabrötchen mit Kräuterbutter, Oliven und Tomatensuppe in niedlichen Schälchen bestand. Für den Nachtisch hatte Mimi schon am Vortag mit den Vorbereitungen für ein Tiramisù begonnen, dazu wollte sie Espresso und Latte macchiato servieren. „Wir leben hier im Paradies“, seufzte Sora in Vorfreude auf das Drei-Gänge-Menüs, das sie mit Mimis Hilfe zauberte. „Was trinkt man eigentlich zum Hauptmenü?“ „Das fragst du? Wirf mal einen Blick hier drauf.“ Mimi öffnete den Kühlschrank und präsentierte ihr eine Flasche originalitalienischen Rotweins. „Trocken, sonnengereift, aus dem Weinherzen Italiens. Ein Geschenk meines Daddys, für besondere Anlässe. Aber da ich für Silvester ein Raclette beabsichtige, zu dem nicht unbedingt Wein passt, denke ich, wird es ganz in seinem Sinne sein, die Flasche schon jetzt anzubrechen.“ Mimis Augen leuchteten und Sora ahnte, dass Mimi für den Abend noch etwas Anderes vorhatte, als den Saunapark, der zum Center gehörte, einen Besuch abzustatten. „Lass uns mal sehen, wie weit der Hauptgang schon ist.“ Mimi verfrachtete die Flasche wieder im Kühlschrank, piekte wenig später in den Auflauf, den sie mit ihren Topflappen aus dem Ofen geholt hatte, und beschloss, dass er noch fünf Minuten vertragen konnte. „Bis dahin bin ich auch mit den Vorspeisen fertig“, meinte Sora und Mimi warf einen Blick auf ihr Tiramisù. „Ja, doch, fünf Minuten sollten mir auch reichen. Wo ist Izzy abgeblieben? Tai und Matt sollen ihm helfen, den Tisch zu decken.“ Und während Mimi sich auf die Suche nach dem Rothaarigen machte, warf Sora einen Blick nach draußen zur hell erleuchteten Hütte Yukis. Und irgendwie freute sie sich plötzlich auf den Saunenabend, obwohl – oder vielleicht gerade weil? – sie fest damit rechnete, dass auch Yuki von den Plänen der Kids mitbekommen hatte sie und wohl oder übel mit ihrer Anwesenheit beehren würde. - - - To be continued! Damdidamdidamdidee, that's the way that my heart goes~ **lalala** Heyjo, der Sommer ist ausgebrochen und morgen geht für mich endlich die Schule wieder los! (nach 8 Monaten Abstinzen und Langeweile en masse... beurk.) Ich freu mich richtig und bin total aufgeregt >-.<'** Eine wunderschöne Weihnachtszeit wünsche ich euch! **=D** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)