Raise your voice von abgemeldet
(abgebrochen)
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Kapitel 1: Schwedenskiurlaub, wir kommen!
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Raise Your Voice
- Erhebe deine Stimme. Denn nur, wenn du nicht schweigend erträgst, was man
für Spielchen mit dir treibt, kannst du etwas verändern! -
Mit fragendem Blick stand Sora vor ihrem Koffer, überlegend, ob sie irgendetwas
vergessen hatte. Bestimmt. Aber das würde ihr frühestens einfallen, wenn sie
im Flieger saß. Das hatte die Erfahrung sie gelehrt. Resignierend schloss das
Mädchen den Koffer.
Ihren Schrank hatte sie weit aufgerissen, die Klamotten, die sie nicht mitnahm,
lagen wild verstreut davor und um den Koffer herum. Was wohl ihre Mutter dazu
sagen würde?
„Sora, Liebes?“
… ja, sobald man vom Teufel sprach. Vorsichtig streckte ihre Mutter den Kopf
durch die Tür, ein Lächeln im Gesicht. „Telefon. Mimi will dich sprechen.“
Sie reichte ihrer Tochter den Hörer, ehe ihr Blick auf Soras Chaos fiel. Doch
statt zu schimpfen, schüttelte Soras Mutter nur seufzend den Kopf. Seit ihre
Tochter ein Teenie war, sah es bei ihr dauernd aus, als wäre eine Bombe
eingeschlagen.
Soras Mutter, auf dem Weg zurück in die Küche, um das Abendessen fertig zu
bekommen, hoffte, dass das bald besser wurde.
Währenddessen hatte Sora die nicht benötigten Klamotten zusammengesucht, das
Telefon dabei zwischen ihr linkes Ohr und ihre Schulter geklemmt, und ließ sich
von Mimi zuheulen. „Sora, ich hab überhaupt nichts zum Anziehen“,
schluchzte die Brünette soeben, und Sora musste einen Seufzer unterdrücken.
„Mimi, du hast sogar mehr Sachen, als du in deine Koffer packen könntest.“
„Ja, aber keine Schönen…“
Da lag der Hase also im Pfeffer. Wahrscheinlich hatte Mimi schon den ganzen Tag
einen Vorbehalt gesucht, um sich ausheulen zu können, und nun hatte die
Nervosität in ihr ein Ventil gefunden. Das brachte sie doch schon einen Schritt
näher zur Lösung. Jetzt war Feingefühl angesagt. Sora räumte den letzten
Pullover in ihren Schrank, schloss dessen Türen und ließ sich dann rücklings
aufs Bett fallen. „Natürlich hast du schöne Klamotten.“, sagte sie mit
liebem Tonfall. „Erinnerst du dich an den Punkterock, den wir gemeinsam
gekauft haben?“ „Den nehm ich nicht mit, das ist viel zu kalt!“, kam
schniefender Prostest vom anderen Ende der Leitung. „Und erinnerst du dich an
die süße Strumpfhose, die ich dir letzten Valentinstag geschenkt habe, weil du
meine beste Freundin bist und ich dir an dem Tag zeigen wollte, wie wichtig du
mir bist?“ „Ja, aber – …“ „Kein Aber. Pack die Strumpfhose und den
Rock ein, sonst lass ich dich morgen früh am Gartenzaun stehen, statt dich
aufzusammeln.“, drohte Sora. Das wirkte. Mimi schluckte, kurz darauf war ein
Geraschel in der Leitung zu hören. Offenbar hatte Mimi, genau wie vorhin schon
Sora, ihre Klamotten kreuz und quer im Zimmer verteilt.
„Was hast dein Schrank noch ausgespuckt?“, fragte Sora diplomatisch.
„Turnschuhe“, kam die karge Antwort von Mimi. „Die kannst du morgen früh
anziehen. Wir fliegen ziemlich lange, du solltest bequeme Schuhe tragen, wenn du
nicht willst, dass dir deine Füße unterwegs irgendwann abfallen.“
Wieder ein Rascheln. „Was meinst du, soll ich auch den Pullover mit dem
breiten Schulterrollkragen mitnehmen?“, kam Mimi Sora zaghaft entgegen
entgegen. Sora konnte sich förmlich vorstellen, wie Mimi den Pulli kritisch
hochhielt und betrachtete. Na bitte, funktionierte doch. Zufrieden lächelte das
Mädchen. „Gute Idee. Und was hältst du außerdem von…“
So ging das eine ganze Weile weiter, bis schließlich Soras Mutter erneut den
Kopf in den Raum streckte, mit einem Lächeln das Aufräumen quittierte und zu
Sora gewandt die Worte „Das Essen steht auf dem Tisch, Liebes“ formte.
„Mimi, ich muss auflegen. Wenn irgendwas ist, kannst du nachher ja noch mal
anrufen. Ansonsten bis morgen.“ „Bis morgen, Sora. Und danke für deine
Hilfe. Ciao.“
Es klickte in der Leitung, dann war ein langgezogenes Tuten zu hören – Mimi
hatte aufgelegt. Sora tat es ihr gleich, richtete sich auf und legte das Telefon
auf dem Weg in die Küche auf dem Flur in seine Ladestation.
Nicht, dass sich ihre Mutter noch beschwerte, der Telefonakku wäre leer und sie
könne deswegen ihre Tochter nicht erreichen…
~
Am nächsten Morgen waren Sora und ihre Mutter pünktlich um halb sieben bei
Mimi, die verschlafen am Gartenzaun wartete, begleitet von zwei schwer
aussehenden Koffern und einer Reisetasche und in Gesellschaft ihrer verliebt
miteinander turtelnden Eltern.
„Bereit?“, fragte Sora ihre Freundin und diese nickte. „Ja.“ „Gut,
dann lass uns deine Koffer verstauen, damit wir schnell loskommen. Wer weiß, ob
um diese Uhrzeit die Autobahn nicht schon total verstopft ist…“ „Mach dir
da mal keine Sorgen“, winkte Mimi ab und half ihrer Freundin, ihre –
wirklich schweren – Koffer und die Tasche zum Kofferraum des Vans der
Takenuchis zu hieven. „Hast du Backsteine eingepackt?“, ächzte Sora,
während sie Mimi half, auch die zentnerschwere Tasche zu verstauen. „Nein“,
keuchte Mimi und errötete leicht ob der Anstrengung, „nur die Klamotten, die
ich mit deiner Hilfe eingepackt habe.“ „Aber die allein können unmöglich
so schwer sein…“
Mimi zog es vor, darauf nicht zu antworten.
Aber Sora ahnte ohnehin schon, was Mimi da mit sich schleppte. Immerhin, nicht
nur in Mimis Reisetasche rumorte es verdächtig, auch Soras großer
Wanderrucksack wackelte ab und an ein wenig…
Mimi verabschiedete sich noch eilig von ihren Eltern, die ihr nachwinkten und
sie daran erinnerten, ihnen ja zu schreiben, dann stieg das Mädchen zu ihrer
Freundin auf die Rückbank und Frau Takenuchi startete den Van.
Drei Stunden später kamen sie am Flughafen an.
„Ich hab es doch gesagt“, jammerte Sora, verzweifelt nach einem
Gepäckkarren Ausschau halten. „Das ist aber doch eigentlich total absurd,
dass die Autobahnen so voll sind“, seufzte Mimi, ihre sich bewegende Tasche
aus dem Kofferraum ziehend. „Ist jetzt nicht mehr zu ändern. Hilf mir mal
grad, die Koffer zu verladen.“ Sora hatte einen Gepäckkarren entdeckt, eilte
darauf zu und wenige Minuten später hatten Mimi und Sora sämtliches Gepäck
darauf gestapelt. „Hoffentlich hält das“, meinte Mimi mit skeptischen Blick
auf die wankende Fracht. „Darauf wirst du aufpassen, während ich den Wagen
schiebe“, befand Sora, winkte noch einmal ihrer Mutter, die im Auto geblieben
war – die Kinder hatten es auch ohne ihre Hilfe geschafft, mit dem Gepäck
fertig zu werden, und in Schweden mussten sie es sowieso alleine schaffen –
und nach kurzem Zurückwinken davonfuhr.
Und Sora seufzte erleichtert auf. „Ferien, wir kommen!“
Dem konnte Mimi nur gut gelaunt zustimmen.
~
Die Flughalle war für die Uhrzeit reichlich gut besucht und es dauerte ein
wenig, bis Sora und Mimi mit dem eigensinnigen Gepäckkarren den richtigen
Schalter zum Einchecken gefunden hatten. „Ich hasse diese Teile“, meinte
Sora entnervt und gab dem Gepäckkarren einen leichten Tritt, woraufhin die
Koffer auf ihm bedenklich zu schwanken begannen. „Sora!“, rief Mimi
erschrocken und konnte gerade noch ihrer herab fallenden Tasche ausweichen.
„Aua, Mimi, was soll das?“, kam sogleich von drinnen Protest. Sora stutzte,
blickte Mimi an. Diese hustete sofort verlegen und meinte ausweichend: „Ich
konnte es doch nicht einfach für zwei Wochen zuhause lassen…“ „Du bist
mir eine“, seufzte Sora, sich in ihrem Verdacht um den Inhalt dieser suspekt
anmutenden Reisetasche bestätigt sehend. „Pass auf, dass die Tasche nicht
aufs Eincheckband gerät. Und wo wir schon dabei sind“, sie nahm ihren
Rucksack vom Gepäckkarren und warf ihn Mimi zu, die dank des unerwarteten
Gewichts ziemlich einknickte in den Knien, „darauf bitte auch aufpassen.“
„Sora…“ Mimi guckte die Freundin gespielt streng an, hielt das aber keine
drei Sekunden durch, dann brach sie in Gelächter aus. „Ich hätte es wissen
müssen. Du bringst es auch nicht über’s Herz, oder?“ „Nein“, gestand
Sora errötend. „Ah, wir können übrigens aufrücken“, lenkte sie dann
schnell ab und schob mit Mimis Hilfe den nach links ausschlagenden Gepäckkarren
ein paar Schritte vor.
„Ob das hier noch lange dauert?“, dachte Mimi laut, klatschte dann in die
Hände. „Ich hab da vorn einen Saftstand entdeckt. Ich geh uns Orangensaft
holen, okay?“ Und bevor Sora dagegen protestieren konnte, war Mimi schon
verschwunden. Kaum war sie jedoch weg, da legte jemand Sora von hinten eine Hand
auf die Schulter. „Guten Morgen! Wo hast du deine Begleitung gelassen?“
Tais strahlendes Gesicht blickte Sora keck an. Der Sechzehnjährige war in
Begleitung von Matt, Davis und – zu Matts großem Ärgernis – Davis
achtzehnjähriger Schwester Jun angekommen, Matts Vater hatte die vier gebracht
und hielt sich nun im Hintergrund.
„Jun war leider Gottes nicht davon abzubringen gewesen, mitzukommen“,
seufzte Tai leise auf Soras Frage, warum das Mädchen auch hier war. „Sie will
aber doch nicht mit nach Schweden, oder?“ „Ich hoffe es nicht…“
Das war Matt. Er hatte sich zu Tai gestellt und lächelte Sora gequält an.
„Guten Morgen erstmal. Ist das alles dein Gepäck?“ „Um Gottes willen,
nein“, erwiderte Sora und musste lachen. „Der meiste Kram gehört Mimi.“
„Mimi?“ Verwundert drehte Matt den Kopf. „Wo hast du sie denn
gelassen?“
„Sie ist Saft holen“, wollte Sora schon antworten, aber im selben Moment
wurde die Aufmerksamkeit der drei auf lautstarkes Theater ein paar Schritte
weitergelenkt. Mimi, die Jun natürlich gesehen hatte, war mit voller Absicht
auf das Mädchen zugelaufen, unterwegs gestolpert und so gefallen, dass Jun nun
zwei Plastikbecher Orangensaft auf dem T-Shirt hatte.
Worüber diese alles andere als erbaut war. „Nun sieh dir diese Schweinerei
mal an!“, quietschte sie und besah sich entsetzt ihr Shirt. „Ausgerechnet
mein Lieblingsshirt! Du dämliche Kuh, kannst du nicht aufpassen?!“
Schien Mimi nicht viel zu interessieren, denn betont locker richtete sie sich
auf, klopfte Staub und Dreck von ihrer Kleidung, schenkte Jun ein strahlendes
Lächeln und antwortete süß: „Nö.“
Beeindruckt tauschten Matt, Tai und Sora einen Blick. „Du bist mutig“,
meinte Matt anerkennend, als Mimi neben ihm und Sora stehen blieb. „Ach
was“, erwiderte Mimi locker und warf sich das brünette Haar über die
Schulter. „Ich war nur der Meinung, die Tussi verdient endlich einen Dämpfer
und hab die Chance genutzt. Leider haben wir jetzt keinen Saft, ich hab meine
letzten Yen gerade ausgegeben.“ Gespielt bedauernd zeigte Mimi ihre leeren
Taschen, stimmte dann in das Gelächter der anderen ein.
„Das macht nichts, ich geb dir in Schweden einen aus, als
Dankbarkeitserkennung.“, meinte Matt und legte einen Arm um sie, den Mimi
nicht von den Schultern schob, wusste sie doch genau, dass Jun sie beobachtete.
Jun war bekannt und verschrieen bei den DigiRittern, was sie letztendlich allein
ihrer penetranten Nervigkeit verdankte. Wo auch immer Matt hinging, Jun folgte
ihm wie ein Schatten. Sie ließ sich nicht davon abhalten, dem Blonden
nachzustellen und hatte sich bereits einige Male Ärger mit Tai und dem Rest
eingefangen. Mittlerweile war sie ziemlich unten durch bei den 11 Teenies.
„Guten Morgen. Wie viel Koffer werden eingecheckt?“, erinnerte sie eine
freundliche Stimme daran, dass sie nicht zur Freude in der Warteschlange
standen. Überrascht stellte Sora fest, dass sie bereits an der Reihe waren mit
der Gepäckaufgabe. „Ähm… ich hab zwei Koffer, genau wie Mimi. Jungs, wie
viel lasst ihr einchecken?“
„Lass uns mal machen“, meinte Tai energisch, schob Sora sanft aus dem Weg
und baute sich vor dem Tresen auf, an dem eingecheckt wurde. „Wir haben
insgesamt sieben Koffer, davon vier mit Übergewicht“ – Sora musste Mimi
abhalten, auf Tai loszugehen wegen des Seitenhiebes – „und drei Taschen.“
Während Tai sich ums Einchecken kümmerte und die Schlange hinter ihm immer
länger wurde, hatten Sora, Matt, Mimi und Davis, der sich bisher nur im
Hintergrund gehalten hatte, auf der Suche nach Kari, sich zu einem kleinen
Flughafencafé keine zwanzig Meter entfernt begegeben.
„Ich hab Hunger“, seufzte Davis, die Kari-Suche aufgebend. Sicherlich war
das Mädchen, das bei Yolei übernachtet hatte, noch unterwegs auf der Autobahn.
Heute war wirklich viel Verkehr. Kein Wunder eigentlich, die Weihnachtsferien
hatten heute begonnen, aber dass so viele verreisen würden, damit hatte keiner
von den DigiRittern gerechnet.
„Nicht nur du“, lachte Mimi. „Komm, Sora, wir holen was zum Frühstücken.
Ihr anderen haltet Plätze für Tai und den Rest frei, einverstanden?“
Sich an Mimis Seite einreihend, beobachtete Sora, wie die zeternde Jun von Matts
und T.K.s Vater angesprochen wurde. Offenbar wollte er allmählich nach Hause,
und er konnte Jun ja schlecht auf dem Flughafen stehen lassen. „Die ist doch
keine Konkurrenz für dich“, meinte Mimi entschlossen, als sie Soras Blicke
bemerkte. „Wie… was?“ Irritiert drehte Sora den Kopf in Richtung der
Freundin, die soeben das Tablett großzügig mit duftenden Croissants belud und
auch der Marmelade reichlich zusprach. „Ach, nichts…“ Mimi grinste ihre
Freundin frech an, deutete dann auf die Saftmaschine. „Guck mal, wir kommen
doch noch an unseren Orangensaft. Holst du welchen? Ich stell mich schon mal bei
der Kasse an.“ „Warte aber auf mich“, bat Sora, woraufhin Mimi zwinkerte.
„Klar. Immerhin hab ich kein Geld mehr.“
Sora konnte dem brünetten Quirlkopf nicht böse sein. Lächelnd füllte sie
fünf Gläser mit verschiedenen Säften, mogelte sich dann durch zu Mimi.
Nachdem die Mädchen bezahlt hatten und wieder am Gemeinschaftstisch der
DigiRitter saßen, stieß auch Tai zur Gruppe. „Das sieht lecker aus“,
meinte er, über der Brüstung, die das Café abgrenzte, hängend, und mopste
sich ein Croissant. „Wie viel schulden wir dir?“, mümmelte er dann mit
vollem Mund. „Ähm… ich hab für die Croissants, Marmelade und den Saft
zusammen 2500 Yen bezahlen.“, antwortete Sora. „Das wären dann 500 Yen für
jeden.“
„So viel müsste ich noch haben“, meinte Tai, immer noch über der Brüstung
lehnend, und fischte nach seinem Portemonnaie in der linken hinteren
Hosentasche. „Herrje. Ich kann meine Schulden leider erst in Schweden
begleichen.“, meinte Mimi. „Das macht nichts, du schuldest mir nichts.
Immerhin war deine Aktion mit Jun einmalig, eigentlich hättest du zumindest den
Tapferkeitsorden verdient“, lächelte Sora und Mimi strahlte dankbar zurück.
„Was hat sie denn mit Jun gemacht?“, fragte eine belustigte Stimme neben Tai
und bevor dieser erschrocken von der Brüstung rutschen und schimpfen konnte,
dass Kari sich nicht so anschleichen solle, hatte Davis das Mädchen bereits
überschwänglich begrüßt. „Und was ist mit mir?“, wollte Yolei pikiert
wissen, die hinter Kari auftauchte.
„Du wirst natürlich auch begrüßt, stell dich hinten an.“ Das war
eindeutig Ken. Zusammen mit Joe, T.K. und Cody war er einer der letzten, die am
Flughafen ankamen. „Hallo T.K.“, machte Kari seine Aufforderung jedoch
sofort zunichte. Das Mädchen stürmte auf den blonden Dreizehnjährigen zu,
flog in seine Arme und ließ sich einen verstohlenen schnellen Kuss auf die
Wange drücken. Das gefiel Davis natürlich überhaupt nicht und grollend kehrte
er T.K. den Rücken. Kari quittierte es mit einem vergnügten Lächeln.
Sora und Mimi schauten sich nur wissend an. „Das wird sicherlich ein sehr
unvergesslicher Urlaub“, flüsterte Mimi. Sora nickte nur, nicht ahnend, dass
das Schicksal auch für sie ein Abenteuer der Extrasuperlative bereit hielt…
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To be continued!! *kräh*
Wie hat's gefallen?
Kapitel 2: Herzklopfen an Board
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Vielen Dank für die Kommentare, Leute! *sich sehr gefreut hat*
Sorry, dass ich mit der Fortsetzung so lang auf mich hab warten lassen *schäm*
*vieles um die Ohren hatte*
- Vorhang auf! -
Raise Your Voice
Sie wusste, warum sie Flugzeugen so irgendwie rein gar nichts abgewinnen
konnte… Sora schluckte, als sie hinter Mimi durch die engen Reihen ging, auf
der Suche nach ihrem Sitzplatz. Nachdem sie sich eine Stunde vor Abflug in der
Wartehalle versammelt hatten, waren sie vor wenigen Minuten durch eine Gangway
ins Flugzeug gelassen worden. „Business Class“, hatte Mimi gestrahlt und
hinzugefügt, dass diese Klasse bequemer war als die Economy Class. Sora, die
mit den Bezeichnungen nicht viel anfangen konnte, fühlte sich trotzdem nicht so
wirklich wohl, als Mimi ihre Sitzplätze ausfindig gemacht und Sora großzügig
den Fensterplatz angeboten hatte, den Sora jedoch dankend ablehnte.
Nein, sie musste nicht auch noch direkt nach draußen gucken können, ihr würde
es reichen, aus geringer Entfernung des eiförmigen Flugzeugfensters die Erde
entschwinden zu sehen… Leicht zitternd half sie ihrer Freundin, das
‚Handgepäck’ vorsichtig in der Ablage über ihren Köpfen zu verstauen,
dabei sichergehend, dass für ausreichend Sauerstoff gesorgt war, dann setzte
sie sich mit einem schweren Seufzen, das Mimi natürlich nicht verborgen blieb.
„Angst?“, fragte sie mitleidig, aber in dem Moment kamen Tai, Matt und Izzy
an ihnen vorbei, und Tai grinste frech zu ihnen rüber. „Sora und Flugangst?
Ach was! Die Frau ist mutig, im Gegenteil zu dir, Mimi.“ „Also, das ist
doch…“, regte Mimi sich auf, aber bevor sie Tai beschimpfen konnte, hatte
Matt diesen schon weiter geschoben. „Wir haben die Plätze direkt hinter euch,
sorry. Ich verspreche euch, dass ich auf Tai und sein loses Mundwerk aufpassen
werde.“ „Das würd ich dir auch dringendst raten“, fauchte Mimi, wandte
sich dann ab.
Und so kam es, dass Sora Matt einen Moment lang allein verlegen gegenüberstand.
„Ja, dann… ich…“, fing sie an und verfluchte die abrupte Röte, die sich
ungebeten auf ihren Wangen breit machte. „Du brauchst wirklich keine Angst zu
haben“, flüsterte Matt jedoch, bevor Sora einen Weg fand, das peinliche
Schweigen zu überbrücken. „Flugzeuge sind das sicherste Verkehrsmittel
überhaupt. Und wenn dir schlecht werden sollte, entspann dich einfach und trink
einen Schluck Wasser, das hat zumindest mir immer geholfen.“
Perplex starrte Sora ihn an, sich nicht einmal zu einem „Danke“ durchringen
könnend.
Dafür zerrte Mimi an ihrem Ärmel. „Sieh mal, Sora!“
Sie hatte im Netz, das an die Hinterseite der vorderen Sitze angebracht war,
einen Katalog mit den neusten Modetrends entdeckt und freute sich jetzt wie eine
Schneekönigin über ein Modell, das einen ähnlichen Rollkragenpulli trug, wie
Mimi ihn auf Soras Rat hin eingepackt hatte. „Ich muss mich sowieso darum
kümmern, dass Tai sich nicht auf meinen Fensterplatz setzt“, murmelte Matt,
und Sora konnte ihr Lächeln nicht länger verbergen. Das verliebte Aufseufzen
in ihrer Kehle jedoch fand keinen Weg nach draußen – immerhin, ein bisschen
Selbstbeherrschung hatte das rothaarige Mädchen auch. Wenn auch nur ein ganz
klein wenig…
Sie kam nicht einmal dazu, sich darüber zu wundern, dass ihre Freunde alle so
versessen auf diese verflixten Plätze am Fenster waren.
~
Stundenlang, so kam es Sora vor, waren sie nun schon viel zu viele Meter über
der Erde, und allmählich ging ihr der Lesestoff aus… Mimi neben ihr war schon
vor zweieinhalb Stunden eingeschlafen und schnarchte nun ab und an leise, der
Platz neben Sora war nach wie vor leer. „Wer fliegt schon kurz vor Weihnachten
nach Schweden, wenn diese Saison chillen am Strand und Proletenskisport in den
Alpen hoch im Kurs steht?“, hatte Mimi argumentiert und Sora die
Modetrend-Zeitschrift unter die Nase gehalten. „Dieser Flieger ist nicht
einmal ansatzweise ausgebucht, weswegen wir auch an diese Plätze gekommen sind.
Sei froh, die Economy Class ist total eng“ – wie nannte sie dann bitte das
hier, wenn nicht eng? – „und freu dich darüber, dass wir so viel Platz für
uns haben!“
Sie hatte sich gestreckt, anschließend ausgiebig gegähnt und dann verlauten
lassen, dass sie müde sei. Wenig später war das Essen serviert worden und auf
Nachfrage hatte man Mimi ein kleines Kissen mit farblich dazupassender Decke
gegeben. Und nun schlief die Brünette seelenruhig, während Sora sich
aufrichtete, um ihre Beine zu strecken. Zufall, dass auch Matt sich gerade
erhoben hatte, der seinen Fensterplatz nicht hatte anfechten können und
zwischen einem schnarchenden Tai und einem im Schlaf leise redenden Izzy saß.
Reichlich angenervt, seiner Miene nach zu urteilen.
Doch das änderte sich schlagartig, als er Sora wahrnahm, die sich mit einem
Lächeln zu ihm umgedreht hatte. „Kannst du auch nicht schlafen?“, fragte
sie und auf sein Nicken deutete sie auf ihre Leselektüre. „Mir gehen die
Beschäftigungsmethoden aus…“ „Kommt mir bekannt vor“, grinste Matt, der
den gesamten Inhalt seines MP3-Players bereits auswendig kannte, so oft hatte er
ihn schon während des Fluges gehört. „Weißt du zufällig, wo die Toiletten
sind?“, wollte Sora wissen, ehe sich wieder eine so unangenehme Stille
ausbreitete wie vor einigen Stunden, kurz bevor das Flugzeug abgehoben war.
„Nein, das weiß ich leider nicht. Aber ich helfe dir natürlich gern beim
Suchen.“ Der Blonde zwinkerte ihr zu und leicht errötend folgte sie ihm über
den schmalen Gang. Die Toiletten waren schnell gefunden, und nachdem Sora sich
ein wenig frisch gemacht hatte mithilfe von Taschentüchern und einer Flasche
Mineralwasser – die Hygiene in dem kleinen Raum, in den eine Hochschwangere
garantiert nicht hereingepasst hätte, ließ doch ein wenig zu wünschen über.
Wahrscheinlich hatte derjenige, der vor ihr hier gewesen war, keinen Sinn darin
gesehen, die Toilette so zu hinterlassen, wie er sie vorgefunden hatte.
„Eklig“, raunte Sora Matt zu, als sie wieder im Gang stand. Sie wollte auf
den Blonden warten, der sich ebenfalls nur auf das Nötigste beschränkte und
schon nach nicht mal drei Minuten wieder neben ihr stand.
„Bin ich froh, wenn wir in der Hütte in Schweden angekommen sind“, seufzte
er. „Ich kenn jemanden, der dann erst einmal das Badezimmer für sich
beansprucht.“ „Ich auch“, lachte Sora und ließ offen, ob sie Matt mit der
Aussage zustimmte oder ihm klar machte, dass sie ihm das Badezimmer nicht
kampflos überlassen würde.
An ihren Plätzen angekommen, stellte Matt fest, dass Tai mittlerweile halb im
Sitz des Blonden hing, und jeglicher Versuch, Tai in eine andere Position zu
bewegen, schon von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. „Hättest du was
dagegen, wenn ich mich zu dir setze?“, fragte Matt nach einer Weile
resultatlosen Agieren, in der Hoffnung, Tai vielleicht mithilfte der von Mimi
geklauten Decke auf der anderen Seite zu fixieren – chancenlos. Tai hatte mit
einem Grunzen den Deckenerhalt zur Kenntnis genommen, sprich sich darin
festgekrallt, und war dann noch ein bisschen mehr zur Seite gesunken.
Sora musste ein Lachen zurückhalten, nickte dann. „Ich hab sowieso keine
Idee, wie ich mich die restlichen vier Stunden beschäftigen soll. Hättest du
Lust auf ein Kartenspiel?“
Und so vertrieben sich die beiden einen Großteil der verbleibenden Flugzeit mit
Mau-Mau, 31, und was Sora sonst noch für einfache Kartenspiele konnte –
sowohl spielen als auch Matt lehren.
~
In Schweden lag zentimetertiefer Schnee, wie Mimi nach der Landung entzückt
feststellte. Sie war als Erste erwacht, hatte sich über die verschwundene Decke
gewundert und dann die beiden Schlafenden zu ihrer linken entdeckt. ‚Süß’,
dachte das Mädchen und bedachte Sora, deren Kopf an Matts Schulter gekuschelt
lag, mit einem liebevollen Blick. Matts Kopf hatte sich in Soras Haaren
vergraben, und wie er so schlafen konnte, war Mimi ein Rätsel. Sie ließ den
beiden noch ein wenig Zeit, aber dann leuchteten die Zeichen über ihrem Kopf
auf, dass sie sich anschnallen sollte. Der Pilot schien ein paar Worte an die
Flugpassagiere gewandt zu haben, denn soeben wünschte er ihnen „noch einen
schönen Aufenthalt“, und dann sah Mimi sich gezwungen, Sora und Matt zu
wecken. „Aufwachen, wir landen“, flüsterte sie Sora zu, die daraufhin
unwillig seufzte. „Noch ein paar Minuten, Mam, bitte…“
Kopfschüttelnd beugte Mimi sich über die Rothaarige. „Sora, ich bin’s,
Mimi! Du liegst nicht in deinem Bett, das, woran du dich so zufrieden schmiegst,
ist Matts Schulter, und wenn du nicht willst, dass er selbst herausfindet, was
du für ihn empfindest, dann solltest du dich mal langsam in eine
unverfänglichere Position bemühen!“
Das wirkte – Sora öffnete die Augen, um Mimi zu erklären, dass sie nicht in
Matt verliebt war, realisierte dann, wo sie sich befand und wessen angenehmer
Männerduft sie da in solch angenehmen Träumen taumeln ließ, und richtete sich
so schnell auf, dass Matt im Schlaf schnaubte, blinzelnd die Augen öffnete und
dann wissen wollte, wo sein Bett abgeblieben war.
„Wir sind im Flugzeug nach Schweden, und wir landen“, wies Mimi ihn zurecht,
ließ ihm keine Zeit, klarer im Kopf zu werden, sondern drehte sich auf dem Sitz
um. „Wieso sitzt du bei uns und nicht bei dem Idioten und Izzy?“
Matt, sich allmählich wieder erinnernd, gähnte. „Der *Idiot*, wie du ihn
vorziehst zu bezeichnen, hat im Schlaf halb über meinem Sitz gehangen, als ich
vom Klo zurückkam. Und er war nicht dazu zu bewegen, sich wieder vernünftig
hinzu-…“ Doch er kam nicht dazu, den Satz zu beenden, denn soeben entdeckte
Mimi, wer ihr da vermeintlich die Decke entwendet hatte, und quietschte
entrüstet auf. „Was bildet der sich eigentlich ein?!“ Sie beugte sich über
die Lehne, bekam ein Ende der Decke zu fassen und zog so ruckartig daran, dass
Tai abrupt aufrecht saß. Verschlafen blinzelte er zweimal, schüttelte dann
langsam den Kopf und sank zurück – natürlich nicht, ohne die Decke dabei
noch fester an sich zu nehmen, was Mimi fast zur Weißglut brachte. „Na
warte“, fauchte sie, stand auf, kämpfte sich an Matt und Sora vorbei und nahm
auf Matts Sitz Platz. „Das ist meine Decke, du Blödmann!“
Doch ehe sie den Jungen aufwecken konnte, stand plötzlich eine lächelnde
Stewardess vor ihrer Sitzreihe, die ihr nahe legte, sich bitte anzuschnallen.
„Aber…“, wollte Mimi protestieren, doch die unerbittliche Stewardess ging
erst wieder, als der Gurt nicht nur um Tais, Izzys, Soras und Matts, sondern
auch um Mimis Hüften lag. „So ein Pech“, grinste Matt, in Richtung Sora und
meinte Mimi, die schmollend zwischen Tai und Izzy saß und die Stewardess mit
nicht allzu netten Namen bezeichnete.
Und dann kam der Erdboden endlich wieder näher. Während Sora beinahe das
Gefühl hatte, der Flugzeugrumpf streife jeden Moment die Bäume des
verschneiten Waldes unter ihnen, kam der Flughafen in Sicht und keine zwanzig
Minuten später war der Flieger gelandet.
Kaum, dass sie aus dem Flieger heraus waren, fühlte Sora sich gleich besser. So
schlimm, wie sie sich vorgestellt hatte, war der Flug zwar nicht gewesen, aber
fester Boden unter ihren Füßen war ihr einfach lieber.
Mimi neben ihr bewunderte den Schnee, der sich, schmutzig und zu einzelnen
Bergen aufgetürmt, auf dem Flugplatz ansammelte und stolperte dabei fast über
ihre eigenen Füße, vor den beiden Mädchen ließ Tai sich verschlafen von Matt
stützen, und hinter ihnen ging der Rest der Clique. Karis verliebtes Lachen war
durch die gesamte verglaste Gangway zu hören.
‚Niedlich’, dachte Sora bei sich und erwischte sich dabei, wie sie Kari
insgeheim um so eine unbeschwerte Verliebtheit beneidete. Die Kleine musste sich
wenigstens keine Sorgen darüber machen, ob ihre Gefühle auch erwidert
wurden… TK war ja ganz offensichtlich genauso in Kari verschossen wie sie in
ihn. Bei seinem Bruder sah das ja nur leider ganz anders aus. „Verwandt und
doch so verschieden“, dachte Sora bedauernd. ‚Aber andererseits, wenn er gar
nicht in mich verliebt ist, dann kann er das natürlich auch nicht zeigen…’
Sie seufzte, lenkte damit unbeabsichtigt Mimis Aufmerksamkeit auf sich. „Was
ist los?“, fragte sie besorgt, einen Moment den Schnee außer Acht lassend.
Sora antwortete ihr jedoch nicht, und so zuckte die Brünette nur die Schultern,
und richtete ihr Augenmerk wieder auf die nicht ganz so weiße Pracht dort
draußen, wo es nicht nur verschneit, sondern auch verdammt kalt war, wie Tai
wenig später feststellte. „Wie gut, dann wirst du wenigstens richtig wach“,
meinte Matt und zwinkerte Mimi und Sora hinter ihm zu. Die gläserne Gangway
hatte an einem Terminal geendet, das ganz am Ende des Flughafens lag. Nun ging
es per Bus weiter zum Hauptgebäude, wo sich auch das Gepäckband befand, auf
dem ihre Taschen und Koffer hergebracht werden würden. Sora und Mimi, froh
darüber, das als Handgepäck getarnte Transportmittel für ihre Digimon endlich
abstellen zu können – dass Piyomon und Palmon auch so schwer sein würden!
– atmeten erleichtert auf. Matt, der das offenbar missdeutete, lächelte die
beiden Mädchen an. „Das wird der schönste Urlaub, den wir je gemeinsam
erlebt haben“, meinte er. Und Sora konnte es wieder einmal nicht verhindern,
dass seine Worte ihr die Röte ins Gesicht trieben.
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To be continued!
Kapitel 3: Hüttenromantik im verschneiten Bergland
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Vielen Dank für die Kommentare!
Aber haben einige von euch mich vergessen? ;____;'
Egal, Vorhang auf für's nächste Kapitel!
Kapitel 3: Hüttenromantik im verschneiten Bergland
Es hatte gedauert, bis sie ihre Koffer hatten. „Ist es denn nicht machbar
gewesen, unsere Koffer zusammen auf das Band zu legen?“, stöhnte Matt, dem es
gar nicht gefiel, dass Soras Koffer zwar als Allererstes, Mimis
Schminkköfferchen jedoch zuletzt, neben Tais Tasche und einem rosa Beutelchen,
das verdammt parfümiert stank, über das Band gezogen wurde.
Tai, ganz den Gentleman gebend, hatte heroisch nicht nur seine Tasche, sondern
auch den Koffer von Mimi herunter geholt, dabei aber, schusselig wie er nun
einmal war, auch das rosa Beutelchen vom Band geragt. „Pass doch auf!“, rief
Sora und wollte das parfümvernebelte Etwas wieder aufs Band legen, aber da rief
schon eine Mädchenstimme: „Entschuldige, das ist meiner!“
Und dann stand Sora einem gebräunten Mädchen in etwa ihrem Alter gegenüber,
dessen Blondhaar gepflegt aussah und derselbe Duft umgab wie der rosa Beutel.
„Vielen Dank“, lächelte die Blonde, zwinkerte ihr zu und ehe Sora perplex
etwas erwidern konnte, stand schon Matt neben ihr, sie am Arm fassend.
„Schicke Tasche“, meinte er ironisch und Sora musste lachen. „Aber das
Mädchen klang nicht unfreundlich“, meinte sie und ging an Matts Seite zurück
zu den Anderen. Dabei ließ er ihren Arm nicht los, und Soras Herz schlug wilde
Kapriolen.
Sie brauchten drei Taxen, um zu ihrem Urlaubsziel zu gelangen. Nachdem sich
einige der Koffer der Mädchen als echte Herausforderung in Punkto Verstauen
herausgestellt hatten und Davis sich schließlich dazu bereit erklärt hatte,
die zwei Taschen von Kari in seinem Fußraum zu verstauen, ging es gegen halb
sieben Ortszeit auf in Richtung schwedisches Hochland. Drei Stunden würde die
reine Fahrt dauern. ‚Hoffentlich’, dachte Sora geschafft, die auf dem
Vordersitz des ersten Taxis Platz genommen hatte, auf dessen Rückbank sich
Mimi, Kari und Yolei quetschten, ‚geraten wir jetzt nicht noch in einen
Stau…’
~
Der Stau war nicht das Problem, stellte Sora fest, als sie um halb neun auf
einem freundlichen, gemütlichen Rastplatz eine Frühstückspause einlegten und
sie zum ersten Mal seit vielen Stunden unverfälschte frische Luft atmen konnte.
Statt des Staus sollte sich nämlich alsbald unliebsame Konkurrenz für sie
anbahnen… Sora kam gerade von den Toiletten zurück, gemeinsam mit Mimi, und
wollte das kleine Restaurant, in dem sie einen warmen Früchtetee zu bekommen
hoffte, betreten, als sie das Mädchen vom Flughafen wieder sah. „Hey!“,
begrüßte die Blonde sie und schien sich aufrichtig zu freuen. „Du bist doch
diejenige, die meine Tasche gefunden hat! Ich bin Yuki, freut mich.“ Sie hielt
Sora die Hand hin, die diese daraufhin zaghaft schüttelte. „Sora“,
antwortete sie dann schüchtern – sie mochte es nicht so gern, von Fremden
angesprochen zu werden, das verunsicherte sie jedes Mal aufs Neue.
Und auch jetzt wusste sie nicht, was sie sagen sollte, um das verlegene
Schweigen zu verscheuchen – aber Yuki sorgte bereits dafür, dass Sora sich
darüber keine Gedanken machen brauchte.
„Seid ihr auch zum Skifahren hier? Ich bleibe mit meiner Familie über
Weihnachten, das wird so romantisch! Ich freu mich richtig! Wunderschöne weiße
Schneelandschaft, Ski fahren, danach Après-Ski in einer Talstation, abends
gemütlich in der Hütte am Feuer sitzen… das wird so genial!“
Sora nickte, beeindruckt von so viel ansteckender Begeisterung. „Kannst du gut
Ski fahren?“, wollte sie von Yuki wissen, während sie gemeinsam mit Mimi ins
Restaurant gingen und sich in der Schlange vor dem Buffet einreihten. „Nicht
so sonderlich toll, aber es reicht, um heile die grünen Pisten
herabzurutschen“, lachte Yuki und belud ihr Tablett mit Croissants und
Nutellaschälchen, griff dann zum frisch angeschnittenen Obst. „Ich liebe
Orangen“, seufzte sie verzückt, ehe sie wieder zum Gesprächsthema
zurückkehrte. „Was ist mit dir? Kannst du Ski fahren?“ „Das nicht, aber
ich hab vor einigen Jahren mit meiner Mama in den japanischen Bergen Urlaub
gemacht und dort ein bisschen Snowboarden erlernt.“ „Snowboarden, wie
cool.“ Yuki sah bewundernd aus. „Das würde ich auch so gern können…“
„Was hält dich ab, es zu lernen?“, fragte Mimi, sich von Yuki ein Croissant
reichen lassend. „Meine Feigheit“, meinte Yuki seufzend. „Ich trau mich ja
nicht einmal von den grünen Pisten herunter…“
„Grüne Piste, was ist das eigentlich? Eine nicht verschneite Grasstecke?“
Fragend blickte Mimi die Blonde an, die daraufhin kichernd einen Blick mit Sora
tauschte. „Nee, die grünen Pisten sind die ‚Strecken’ für Anfänger,
total sacht und kaum hügelig. Sie werden deswegen auch Babyhügel genannt.
Perfekt für mich und meine Skifahrkünste.“ Yuki grinste, und Mimi grinste
zurück. Und Sora stellte bei sich fest, dass sie in Yuki vielleicht eine neue
Freundin gefunden hatten.
Dieses Gefühl hielt jedoch nicht lange, nur bis zu dem Zeitpunkt, als sie ihr
Frühstück an der Kasse bezahlt hatten (wie gut, dass Sora und Mimi in Japan
schon ein paar Yen in schwedische Kronen gewechselt hatten) und dann den Tisch
entdeckten, den Tai, Matt, Joe und Davis schon für sich beanspruchten. „Ist
hier noch Platz?“, wollte Mimi wissen und bevor Tai erwidern konnte, dass für
jemand so Breiten wie Mimi wohl kaum noch Platz wäre, meinte Joe:
„Natürlich, setzt euch.“ Mimi nahm die Einladung sofort an, aber Sora und
Yuki blieben unschlüssig stehen. „Was ist mit dir? Möchtest du dich zu uns
setzen?“, bot Sora der Blonden an, aber Yuki zögerte. „Ich weiß nicht…
meine Familie sucht mich vielleicht schon.“
Und als hätte sie es heraufbeschworen, rief in dem Moment jemand: „Yuki!“
– und kurz darauf stand ein etwas kleineres Mädchen neben der Blonden. „Mam
fragt, wo du bleibst, Yuki. Ich soll dir sagen… oh.“ Das Mädchen, das Yuki
ziemlich ähnlich sah, hatte Sora, Mimi und die Jungs bemerkt. „Hast du schon
Freundschaften geschlossen?“, meinte es neckend, wandte sich dann der Clique
zu. „Ich bin Natsu, Yukis Schwester. Meine zwei Jahre ältere Sis ist total
kontaktfreudig, wundert euch nicht, dass sie sich an euch hängt wie eine
Klette.“ „Natsu!“ Yuki errötete leicht, meinte dann entschuldigend:
„Ich geh dann mal. War nett, euch kennen gelernt zu haben. Vielleicht sehen
wir uns ja mal wieder!“
Und in dem Moment geriet die anfängliche Sympathie für Yuki seitens Sora
gefährlich ins Schwanken, denn noch bevor sie sich umdrehen und gehen konnte,
meinte Matt: „Natsu? So heißt du doch, oder? Könntest du deiner Familie
ausrichten, dass Yuki mit uns frühstücken kann, wenn sie möchte?“
Ungläubig guckten Yuki und Sora gleichzeitig zu ihm. Matt, sich am Kopf
kratzend, hustete verlegen. „Na ja, immerhin scheinst du dich mit Sora gut zu
verstehen, Yuki… wäre doch schade, wenn sich das im Sand verläuft.“
Und durch Soras Herz ging ein schmerzhafter Kratzer, als Yuki Matts intensiven
Blick mit einem strahlenden Lächeln erwiderte und der Blonde daraufhin den
Blick eilig abwandte, um seine Röte zu verstecken.
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Nach dem dann eher schweigsam verlaufenen Frühstück verabschiedete sich Yuki,
die in der Zwischenzeit erfahren hatte, dass sie im selben Ferienort wie Sora,
Mimi und die anderen, die sie während des Frühstücks ebenfalls kennen gelernt
hatte, wohnen würde, mit einer Einladung für einen gemütlichen Abend mit von
ihr gebackenem Apfelstrudel. „Wenn es eins gibt, das ich kann, dann ist es
Backen. Auch wenn es mein einziges Talent ist“, hatte sie gelacht und Sora zum
Abschied umarmt. „Bis in wenigen Stunden“, meinte sie, drehte sich dann um
und lief zu ihrer Familie zurück, die, neben ihren Eltern und der
fünfzehnjährigen Natsu, aus einem Babybruder, drei Hunden und einer Katze
bestand.
„Ich verreise nie ohne meine Maria“, hatte Yuki Matt erklärt, als dieser
nachhakte, ob sie tatsächlich eine Perserkatze mit im Flugzeug gehabt hatte.
Matt. Da lag das Problem, das Sora wie einen Kloß in ihrer Kehle spürte. Er
hatte Yuki lange angesehen, als sie sich unterhalten hatten, vorhin, im
Restaurant. Er hatte sie angelächelt und beim Zurückkehren zum Parkplatz immer
wieder wie zufällig ihren Arm berührt. Und Yuki schien es nichts ausgemacht zu
haben – im Gegenteil. Es war nicht zu übersehen gewesen, wie sie immer wieder
nach unauffälligen Möglichkeiten gesucht hatte, ihm näher zu kommen.
Gegen die Tränen ankämpfend, nahm Sora schweren Herzens wieder Platz im Taxi.
Vor ihnen lag noch ein Weg von 150km, wie der Taxifahrer ihnen mit gebrochenem
Englisch mitteilte.
150 lange Kilometer noch… und wer weiß, vielleicht würde Sora Matt, wenn sie
am Ziel angekommen waren, an Yuki verlieren… Immerhin – Yuki war
aufgeschlossen und offenherzig, freundlich und bestimmt, aber nicht
aufdringlich, und sie hatte diese Art, die diverse Jungs wie Magneten auf sich
zog. Dagegen würde sie, Sora, nie eine Chance haben. Was konnte sie Matt denn
besonderes bieten? Fußballerwaden? Sportliche Arme? Kurze Tennisröcke? Sie
wusste ja nicht einmal, wie man sich richtig schminkte, sodass man nicht
angemalt aussah…
Gegen ein Mädchen wie Yuki, das perfekt gebräunt war, süß geschminkt und
sehr modisch und körperbetont angezogen, hätte Sora nicht einmal den leisesten
Hauch einer Vergleichsmöglichkeit. Sie konnte ja nicht einmal mit dem
Kurvenreichtum Yukis mithalten! Und es war keine Resignation und kein
Selbstmitleid, als Sora feststellte, dass sie nicht einmal glanzloser
Durchschnitt war, sondern noch weit darunter lag. Es grenzte fast an Selbsthass,
als es durch Soras Kopf spukte: „Welcher Junge wie Matt will schon eine
sportliche Freundin mit dem Körper eines Mannes?“
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Das verschlafene Ferienörtchen, in das es die Kids verschlagen hatte, lag in
einer ansehnlichen Höhe von 1200 Metern und bestand aus vielleicht zwanzig
Häusern, davon einer Pension, einem kleinen Tante-Emma-Laden, einer Ski-Schule
mit Verleih und dem Center, das die sieben Hütten vermietete, von denen zwei
für Sora, Mimi und den Rest reserviert war.
Die Rothaarige, die gemeinsam mit Tai und Kari die Schlüssel in Empfang nahm
und sich in die Hausordnung einweisen ließ, nahm aus den Augenwinkeln durch die
verglaste Eingangstür des Centers wahr, wie Matt, der zusammen mit den anderen
Jungs die Koffer aus den Taxen hievte – oder es zumindest sollte – auf Yuki
getroffen war, die ebenfalls gerade angekommen zu sein schien. Zumindest standen
ihre Eltern vor Sora, Tai und Kari in der Schlange, um die Schlüssel abzuholen.
„Diese Yuki scheint Interesse an Matt zu haben“, bemerkte Kari und warf
einen Blick auf Sora. Doch hatte Kari sich eine Antwort erhofft, so wurde sie
bitter enttäuscht. Sora kniff die Lippen zusammen und sah demonstrativ weg.
Sollte Matt doch tun und lassen, was er wollte! Er war nicht ihr Freund, es ging
sie dementsprechend nichts an, was er tat und ließ.
Und während Sora versuchte, zu ignorieren, was keine zwanzig Meter weiter
geschah, übersah Mimi es definitiv nicht. Dass Yuki Interesse an Matt zeigte,
hatte die Brünette von Anfang an mitbekommen, und es gefiel ihr ebenso wenig
wie Sora, dass Matt nicht nur auf ihre Avancen einging, sondern sogar selbst
aktiv war, was Flirten und Interesse bekunden betraf.
‚Der hat doch zwei Eisen im Feuer’, dachte Mimi und formte, als niemand
hinsah, aus dem Schnee, der sich auf einer Mauer in ihrer unmittelbaren Nähe
gehäuft hatte, einen Schneeball, der wenig später zielsicher in Matts Visage
landete. Doch bevor dieser den Täter ausmachen konnte, hatte Mimi sich schnell
eine Alibi liefernde Beschäftigung gesucht – irgendjemand musste sich ja
schließlich darum kümmern, dass ihrem Schminkköfferchen nichts passierte.
Doch hatte Mimi sich erhofft, der Schneeball würde Yuki und Matt eine Warnung
sein, so hatte sie sich getäuscht. „Warte, ich mach das schon“, hörte sie
Yuki sagen und als sie über den Kofferrand spähte, glaubte sie, sich verguckt
zu haben. Yuki hatte ihren Schal um den Hals gelöst, und trocknete damit nun
Matts Gesicht. Dabei kam sie ihm näher als nötig, aber bevor sie sich noch
dazu erdreisten konnte, ihn womöglich gar zu küssen, warf Mimi Matt mit einem
leisen Schrei zu Boden. „Hilfe, ich falle!“ – und schon lang sie quer
über ihm. „Tut mir Leid, ich Schussel bin über meinen Koffer gestolpert“,
meinte sie gespielt verlegen und half Matt auf die Beine. „Oh, Yuki, wie gut,
dass ich dich sehe. Ich hab da ein paar Fragen bezüglich Schminke und so… du
hast da doch sicherlich Ahnung von, nicht wahr?“
„Ich bin kein Make-up-Lexikon, aber ein wenig Knowledge besitze ich schon“,
meinte das blonde Mädchen erfreut und stürzte sich begeistert auf jede Frage,
die Mimi sich aus den Fingern sog. Das Meiste wusste sie bereits, was Yuki ihr
verklickerte, aber das war ihr egal. Hauptsache, Yuki war nicht bei Matt! Dann
konnten die zwei sich nämlich wenigstens nicht näher kommen… und es würde
leichter für Sora werden, sich Matt zu schnappen, bevor Yuki das tat.
Matt schaute den beiden nur kopfschüttelnd nach, murmelte: „Mädchen,
tse.“, und erinnerte sich dann daran, dass er Davis, Joe und Izzy mit den
Koffern helfen sollte. „Wo ist eigentlich Cody abgeblieben?“, ächzte er,
bepackt mit einem von Mimis Zenterschwerkoffern, den Joe ihm aufgedrückt hatte.
Gleiches Unrecht für alle, aber Cody schien sich daran ebenso wenig halten zu
wollen wie vorhin Matt… Allerdings hatte Cody keine Yuki, die eine
Arbeitsunterbrechung rechtfertigte.
Seufzend stellte Matt den Koffer in den Schnee.
Ob das so ein schöner Urlaub, wie er ihn Sora und Mimi prophezeit hatte, werden
würde, war plötzlich fraglich für ihn – er spürte genau, in welches
Gefühlschaos er dabei war zu stürzen… und kein Fallschirm, der den freien
Fall bremsen konnte. Schöner Mist… jetzt war Matt wirklich bedauernswert
aufgeschmissen.
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Dachte sich auch Mimi, nicht ohne eine gewisse Schadenfreude, nachdem die
Freunde ihre Hütten bezogen hatten.
Zu ihrem Pech – Glück? – hatten sie sich ungleich aufteilen müssen. In der
kleineren Hütte hatten nur fünf Personen Platz. Und so hatte Joe sich bereit
erklärt, zu der *zweiten Generation*, die das größere Häuschen belagerte, zu
ziehen. Sehr zu Karis und TKs Ungnaden – die zwei hatten sich ein bisschen
mehr Ungestörtheit erhofft. Aber die hatten sie dank Davis ohnehin nicht, wie
Tai seine kleine Schwester auf den Störenfried hinwies. Dass Kari nicht umher
kam, das Zimmer mit Yolei zu teilen, die eigentlich viel lieber neben Ken
schlafen würde, dafür sorgte jedoch nicht nur Tai. Ausgerechnet Mimi
unterstützte ihn tatkräftig. „Ihr seid doch gerade erst dreizehn Jahre
alt“, hatte sie vorwurfsvoll gemeint und die Mädchen in eins der Schlafzimmer
im Untergeschoss geschoben, danach die Tür verriegelt und eine volle halbe
Stunde Krisenrat mit ihnen gehalten. Und egal wie sehr Tai sich das Ohr an der
Tür platt drückte, mitbekommen vom Gespräch, das innen im Raum stattfand,
hatte er nichts.
Nachdem das Problem mit den Jüngeren geklärt war – Davis hatte sich zudem
auch geweigert, im selben Raum wie TK zu schlafen, woraufhin Joe sich kurzerhand
das andere Bett in TKs Schlafzimmer gekrallt hatte – konnten sich die Älteren
dem Wesentlichen widmen. Dass Mimi und Sora sich ein Schlafzimmer teilen
würden, stand von vornherein fest, aber Tai passte es nicht, dass die beiden
sich das Zimmer im oberen Stockwerk mit Balkon und malerischer Sicht über das
Dorf gesichert hatten. Es gab ein langes Hin- und Herdiskutiere zwischen Mimi
und Tai, das, hätten Sora und Matt nicht rechtzeitig eingegriffen, sicherlich
in einem handfesten Streit eskaliert wäre. Letztendlich bestach Matt Tai, den
Mädchen das Zimmer zu überlassen, und dafür würde der Braunhaarige das erste
Stück Apfelstrudel bekommen, den Yuki ihnen am Abend vorbei bringen wollte,
sozusagen als Kostprobe für ihre Backkünste.
„Das hat sie also vorhin am Center mit ihm besprochen. So eine Intrigantin“,
murmelte Mimi und malträtierte dabei fröhlich das wehrlose Bett, das sich nur
schwer beziehen ließ. Doch das war Mimi egal, so sehr war sie mittlerweile in
Rage. ‚Kleiner Hitzkopf’, dachte Sora liebevoll und war dankbar, wenigstens
ihre beste Freundin dabei zu haben, wenn ihr Herz zu zerbrechen drohte. Allein
würde sie wahrscheinlich verzweifeln, aber jetzt hatte sie immerhin noch Mimi,
die ihr wieder Mut zusprechen und sie aufmuntern und trösten konnte.
„Lass mich das machen“, meinte die Brünette nun barsch und nahm Sora das
widerspenstige Kissen ab. „Und nachher kann diese blöde eingebildete Yuki was
erleben“, schnaubte sie, und Sora schien es fast so, als spräche Mimi nicht
zum Kopfkissen, sondern sähe in dem blütenweißen Teil die Blonde
höchstpersönlich. „Blöde Zuckerbarbie!“ – und sie warf das fertig
bezogene Kissen, ziemlich heftig, wie Sora fast beeindruckt feststellt, aufs
Bett. „Fertig“, meinte Mimi grimmig, seufzte dann auf.
„Bin ich froh, dass ich mich definitiv nie verlieben werde…“
Das war ja mal wohl die dreisteste Behauptung überhaupt seit ihrer Ankunft,
aber Sora musste trotzdem lachen. „Was denn?“, wollte Mimi misstrauisch
wissen, kam aber auch nicht umher, zu schmunzeln. „Was denkst du dir schon
wieder, du unmögliche Person?!“ „Die unmögliche Person denkt, dass sie
ihre noch viel unmöglichere Freundin verdammt lieb hat“, lächelte Sora, zog
Mimi, die sich aufs Bett hatte sinken lassen, wieder auf die Beine. „Lass uns
gucken, was die Jungs machen, okay?“
Matt und Tai hatten das Schlafzimmer neben ihnen erwischt in der Blockhütte,
aber Izzy, der undankbarer Weise allein das größte Schlafzimmer der
Blockhütte im unteren Geschoss bewohnte – Matt und Tai hatten das Reservebett
in ihrem Schlafzimmer gefunden, und statt dass sich die beiden das wesentlich
geräumigere Schlafzimmer unten teilten, quetschten sie sich zu zweit ins
Einzelschlafzimmer, während Izzy nun im Doppelbett schlief, das für mindestens
zwei ziemlich korpulente Personen ausgelegt war.
Aber sei’s drum, der Rothaarige nahm es den Jungs nicht krumm, dass er so viel
Platz nur für sich hatte, auch wenn er sich ein wenig verloren vorkam, inmitten
der leeren Koffer, die man bei ihm abgeladen hatte. „Du hast immerhin den
meisten Platz“, hatte Tai gegrinst und zu guter Letzt Mimis Schminkköfferchen
abgeliefert. Die Schminkutensilien tummelten sich mittlerweile auf dem aus
hellem Holz gebauten Schminktischchen, wie es die Stars in ihren Garderoben
besaßen – was Mimi schier entzückte – im Mädchenzimmer. Sora hatte sich
dabei ertappt, wie sie mit dem Gedanken spielte, Mimi einfach mal zu bitten, ihr
ein wenig Nachhilfe in *Mädchensachen* zu geben, nachher, wenn die Jungs mit
Yukis bescheuertem Apfelstrudel beschäftigt sein würden. Sora würde keinen
Bissen davon anrühren, garantiert nicht! Das grenzte ja hart an Selbstverrat.
Und so tief war sie noch nicht gesunken.
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Bis auf Sora war noch niemand von den Kids jemals in den Bergen gewesen. Sora
hatte in den japanischen Bergen nur gutes Wetter gehabt – und dementsprechend
wusste niemand, wie schnell das Wetter umschlagen konnte und schon gar nicht,
wie schnell ein so dichtes Schneetreiben aufziehen konnte, dass sich niemand,
dem sein Leben lieb war, mehr nach draußen traute.
Sora und Mimi waren soeben dabei, aus mitgebrachten Vorräten – was Soras
zweite schwere Handgepäcktasche erklärte – ein köstliches Abendessen zu
zaubern in der süßen, hellen Holzküche, als es an der Tür mit kleinem
Fensterrahmen, vor dem ein rot karierter Vorhang befestigt war, klopfte, und
Matt, der die Person hereinließ, eine Yuki mit Schnee in den Haaren begrüßte.
„Wir kriegen Neuschnee über Nacht“, meinte das Mädchen zur Begrüßung und
drückte dem Blonden das vom noch dampfenden Apfelstrudel erwärmte Tablett in
die Hände.
„Ist das irgendwie… schlimm?“, wollte Matt wissen, den Apfelstrudel auf
der Anrichte ablegend, die Küche und Wohnraum miteinander verband. „Nein“,
meinte Yuki, „aber ich fände es angenehmer, wenn es bis morgen Früh
aufhören würde zu schneien, du siehst nämlich sonst nur sehr sehr schlecht
auf der Piste. Egal ob mit oder ohne Schneebrille.“
Das Mädchen seufzte, schnupperte dann und strahlte im nächsten Moment. „Das
riecht aber lecker. Was wird das, wenn’s fertig ist?“ „Zickenragout“,
raunte Mimi Sora zu. „Irgendwas Italienisches, ein Rezept von Mimis Mutter“,
antwortete Sora, der Höflichkeit halber. Immerhin, egal wie sehr Yuki ihr gegen
den Strich ging, sie wollte keine Zicke sein. Und das setzte gewisse Grundregeln
voraus, beispielsweise, dass sie keine Antworten verweigerte. Da konnte Mimi
noch so grimmig dreinblicken.
„Willst du vielleicht mitessen?“, bot Tai, der seinen Wuschelkopf über die
Lehne des gemütlichen Sessels streckte, den er schon seit geraumer Zeit
belagerte, Yuki an, aber sie meinte nur abwägend: „Ich weiß nicht, ich
müsste erst einmal meine Mam fragen – eigentlich habe ich nämlich
Babysitting, weil Mam und Dad heute Abend noch in der Dorfkneipe vorbei schauen
wollen. Wisst ihr, wir machen hier jetzt seit drei Jahren Winterurlaub und meine
Eltern haben im Dorf ein paar Freunde.“ „Was ist mit deiner Schwester?“,
warf Matt ein, woraufhin Yuki den Kopf schüttelte. „Natsu hat angekündigt,
dass sie früh schlafen will. Sie kann in Flugzeugen nicht schlafen, das macht
sie nervös. Dementsprechend müde ist sie also – hat den Vorteil, dass sie
kaum was vom Jetlag abbekommt, im Gegensatz zu mir.“
Yuki seufzte, erzählte noch ein bisschen von ihrer Abendplanung – Lesen am
Kamin, während ihr Babybruder in seinem Bettchen in ihrer Nähe schlafen
würde, das Rollen hatte und bequem jederzeit vom Elternschlafzimmer in den
Wohnbereich geschoben werden konnte.
Die blonde Yuki berichtete noch ein bisschen mehr von ihrer Familie, die sie
wirklich sehr zu lieben schien und verbrachte ungefähr zwanzig Minuten bei den
Kids – und als sie dann rausschaute, erschrak sie. „Das ist nicht wahr. Seht
euch das mal an!“
Sie stürmten alle zu den Fenstern, bis auf Mimi, die, immer noch über Yukis
Anwesenheit verärgert, weiterhin in den Töpfen rührte. Draußen hatte sich
das Wetter verschlimmert, die Schneeflocken wirbelten wild am Fenster vorbei und
der scharfe Wind pfiff nur so um die Häuser.
„Hoffentlich kriegen Kari und die Anderen keine Angst“, meinte Tai, dem
plötzlich die Großer-Bruder-Rolle bewusst wurde, und griff zum Telefon. Wenig
später hatte er Joe am anderen Ende der Leitung, der offenbar soeben den
Jüngeren seine Theorien vom Weltuntergang vorgejammert hatte und mit diesen nun
nahtlos Tai zuheulte. „Halt die Klappe, Joe, und gib mir mal Kari“, meinte
Tai jedoch energisch, gar nicht auf die Schwarzmalereien des Siebzehnjährigen
eingehend, und stellte den Lautsprecher an. „Tai? Hast du irgendwelche
Beruhigungsmittel dabei? Joe macht uns alle wahnsinnig“, seufzte seine
Schwester kurz darauf in den Hörer. „Nein, leider nicht.“ Tai schüttelte
den Kopf, obwohl Kari das nicht sehen konnte. „Aber ihr könntet
rüberkommen… dann braucht ihr keine Angst haben, weil wir euch beschützen
werden.“ „Tai, du bist vielleicht lustig.“ Kari klang tatsächlich
amüsiert, was Tai nicht so wirklich behagte. „Sie mal nach draußen. Wenn wir
jetzt da raus gehen, kommen wir garantiert nicht heil bei dir und den anderen
an. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, wir haben doch Davis und TK, und
wenn Joe weiterhin nervt“, ihre Stimme war merklich lauter geworden, „dann
knebeln und fesseln wir ihn und dann essen wir vor seinen Augen das
Schokoragout, das Yolei und Ken vorbereiten. Und er kriegt nichts ab.“
„So kommen wir nicht weiter“, meinte Matt und nahm Tai den Hörer ab.
„Kari, gib mir mal bitte TK.“ „Kein Problem“, antwortete das Mädchen,
rief nach dem Blonden und dann hatte Matt seinen jüngeren Bruder am Telefon.
„TK? Alles okay bei euch?“ „Ja, alles ganz wunderbar. Joe ist zwar
sichtlich erbleicht, als Kari ihm mit Fesseln und Knebeln gedroht hat, aber
wenigstens ist er jetzt still. Davis und Ken haben die Türen abgeschlossen und
im Haus nachgeschaut, ob alle Fenster zu sind. Für den Fall eines
Stromausfalles haben wir im Wohnraum Kerzen und unsere Taschenlampen bereit
gelegt und wir haben Kaminholz für mindestens drei Tage.“
Das hatte Matt doch hören wollen. „Gut. Wenn irgendwas sein sollte, verlasst
bloß nicht im Haus.“ „Es sei denn, es brennt.“, ergänzte TK und sein
Lachen war im ganzen Raum zu hören. Matt grinste schief, beendete das Telefonat
dann, jedoch nicht ohne TK vorher darauf hingewiesen zu haben, dass, sollte die
Leitung zusammenbrechen, er über Handy erreichbar sei. „Ich glaube nicht,
dass wir uns Sorgen machen brauchen“, meinte Sora zuversichtlich und drückte
Tai sechs Teller in die Hand. „Deck den Tisch, dann hast du was zu tun und
keine Zeit, dich um Kari zu sorgen.“ Das half. Nachdem Tai mit Matts Hilfe den
Tisch fertig gedeckt und Mimi und Sora das Essen aufgetragen hatten, saßen die
sechs Teenager in gemütlicher Runde am Tisch.
Sie hatten dieselben Sicherheitsvorkehrungen für den Fall eines Stromausfalles
getroffen wie die Jüngeren, und sahen der Nacht eher ruhig entgegen. Per Handy
hatte Yuki ihre Schwester und die Eltern erreicht und ihnen bescheid gegeben,
dass sie bei erstbester Möglichkeit wieder zurückkam. „Wie es aussieht,
musst du über Nacht bleiben“, meinte Matt allerdings, nachdem er nach dem
leckeren Abendessen nach draußen schaute, während Izzy und Mimi sich um den
Abwasch kümmerten, dem Tai sich gezwungenermaßen anschließen musste, weil er
Mimi als „perfekte Hausfrau“ bezeichnet hatte – eigentlich hatte er es
versöhnlich gemeint, aber Mimi, die immer noch über Yukis Anwesenheit grollte,
hatte ihn mit dem Abwaschlappen im Gesicht getroffen und an die Spüle
beordert.
„Geschieht ihm Recht“, befand Sora lachend, während sie sich darum
kümmerte, dass das Feuer im Kamin nicht erlosch.
Gegen halb acht war die Küchenfraktion, wie Tai sie getauft hatte, fertig mit
der „unzumutbaren Schufterei“, und Mimi verkündete, dass sie als Nächstes
einen Küchenplan ausarbeiten würde. „Damit nicht immer dieselben Leute die
gleiche Arbeit machen müssen, das wäre langweilig und unverantwortlich.“,
zwinkerte die Brünette und Sora war sicher, dass es Mimi eine Genugtuung war,
Yuki auszuschließen. Immerhin wohnte die Blonde ja nicht in der Hütte, und
Mimis Meinung nach hatte sie ergo auch nichts hier verloren.
Wenig später saßen die Kids bei gedämmten versammelt um den Wärme spendenden
Kamin, und die Langeweile drohte Einzug zu halten. Yuki, die, wie Sora
vermutete, nur auf so einen Augenblick gewartet hatte, schlug vor,
Flaschendrehen zu spielen und nach anfänglichem Gemurre waren Tai und Izzy
überstimmt und Sora, die sich enthalten hatte, holte aus der Küchenecke eine
geeignete Flasche. „Wer fängt an?“, fragte Yuki in die Runde, die Flasche
in der Hand, und da niemand protestierte, drückte sie Tai die Flasche in die
Hand. „Auf einen angenehmen Abend!“, lächelte das Mädchen und machte es
sich gemütlich auf dem kuschelweichen Teppich.
Nachdem die Flasche nach einer sehr schwungvollen Runde vor Matt stoppte, setzte
Tai sich auf, seinen besten Kumpel fixierend. „Wie sieht’s aus, Wahrheit
oder doch lieber Pflicht…?“ Lag wohl an dem diabolischen Glanz in Tais
Augen, dass Matt leicht verunsichert Wahrheit wählte… bei Tai wusste man
schließlich nie. Nachher wollte er, dass Matt Mimi draußen im Schneesturm
einen Heiratsantrag stellte…
„Wie langweilig“, gähnte Tai, meinte dann aber mit weniger teuflischen
Ausdruck in den Augen: „Hattest du schon einmal… du weißt schon, einen
feuchten Traum?“
„Tai!“, rief Mimi vorwurfsvoll, doch Tai wehrte ab: „Was denn? Wir spielen
hier nicht die Babyvariante, oder irre ich mich da?“ „Im Gegenteil, ich hab
erwartet, dass wir uns nicht gegenseitig dumme Pflichten wie *dreimal ums Sofa
laufen und dabei den aktuellen Tophit der japanischen Charts singen* oder Fragen
wie *Würdest du lieber Spaghetti mit Nutellasauce oder Apfelmus mit Senf essen*
stellen…“ Yuki sah unschuldig in die Runde, und die Jungs nickten.
„Also gut“, seufzte Matt ergeben. „Ja, ich hatte schon mal einen feuchten
Traum. Aber ich verrate dir nicht, dass du darin in rosa Spitzenwäsche für
mich gestrippt hast.“ Damit hatte er die Lacher auf seiner Seite und auch Tai
stimmte mit ein. Und dann wurde die anfangs noch leicht angespannte Atmosphäre
wirklich lockerer.
Matt ließ sich die Flasche reichen und drehte sie schwungvoll genug, dass sie
nicht, wie vorhin bei Tai, anfing zu eiern.
Und wie das Schicksal es wollte, stoppte die Flasche halbwegs gerade vor Yuki,
woraufhin Matt leicht errötete und die Frage eher stammelnd stellte.
„Wahrheit“, entschied die Blonde mit leicht ironischem Augenaufschlag, und
Matt musste tief durchatmen. Er schien mit sich zu ringen, beobachtete Sora
unruhig, und seufzte leise. Hoffentlich, hoffentlich, hoffentlich stellte er die
Frage, die sie stellen würde – und hoffentlich hatte Yuki auch die richtige
Antwort parat!
Doch Matt wollte offensichtlich gar nicht wissen, ob Yuki einen Freund hatte.
Über die Gründe konnte Sora nur spekulieren – vielleicht hatte er ja Angst,
dass Yuki bereits vergeben war. Sora käme das ja nur Recht…
„Wir spielen es *richtig*, nicht wahr?“, sicherte Matt sich ab, und auf
zustimmendes Nicken meinte er mit Blick gen Boden gerichtet: „Bist du noch
Jungfrau, Yuki?“ Angespanntes Schweigen. Während sich alle Blicke auf das
Mädchen richtete, war es errötet, vergrub den Kopf hinter den angewinkelten
Knien. „Du etwa…?“, flüsterte es verlegen. „Kein Grund, dich zu
schämen“, meinte Tai aufmunternd und Yuki schenkte ihm ein Lächeln, ehe sie
die Flasche drehte, die daraufhin vor Sora stoppte.
‚Oh Gott’, dachte das Mädchen, sich erschreckend. Was sollte sie sagen? Und
was würde Yuki fragen…? Welche Entscheidung war unverfänglicher? Sora
spürte, wie sie nervös wurde. Yuki währenddessen hatte ein liebes Lächeln
aufgesetzt und sah Sora nun im Halbdunkel an, während der Schein des Feuers sie
von der Seite anstrahlte und wie ein Engel aussehen ließ, der ihr mit einem
freundlichen Lächeln die Hölle schmackhaft machte…
„Wahrheit oder Pflicht?“, fragte Yuki. Und Sora fühlte sich mit ihrer
zaghaften Antwort, „Wahrheit“, ins kalte Wasser gestoßen.
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Lasst mich raten: ihr habt Yuki schon jetzt allesamt ins Herz geschlossen?
Kapitel 4: Wahrheit oder Pflicht?
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Vielen Dank für die lieben Kommentare ^-^
Ab diesem Kapitel kommt die eigentliche Handlung so richtig ins Rollen.
Ich hatte total viel Spaß beim Schreiben, und ihr habt ihn hoffentlich beim
Lesen =)
Vorhang auf!
PS.: Freut mich, dass ihr Yuki alle so abgöttisch liebt *lach* xP
Kapteil 4: Wahrheit oder Pflicht?
„Wahrheit“, hatte Sora sich entschieden, und schon im nächsten Augenblick
bereute sie diese Entscheidung. In Yukis Augen flackerte es wissbegierig auf –
aber was hätte sie verlangt, wenn Sora sich für „Pflicht“ entschieden
hätte? Vielleicht hätte sie demjenigen, der ihr Herz in Flammen gesetzt hatte,
vor allen ein Liebesgeständnis machen müssen… oder Matt ihren ersten Kuss
geben… oder noch schlimmer, Tai!
„Sora, Süße. Sag die Wahrheit…“
Vielleicht wäre es jetzt eine gute Idee, zur Toilette zu laufen, damit sie sich
nicht vor allen übergab… doch bevor Sora aufstehen konnte, hatte Yuki bereits
ihre Frage gestellt. „Bist du schon mal geküsst worden?“
Einen Moment schwieg Sora perplex – was auch immer sie erwartet hatte, das
hier war es bei weitem nicht gewesen – schüttelte dann den Kopf. „Nein. Von
wem denn auch?“ Sie lächelte schief, atmete erleichtert auf. Vielleicht
mochte Yuki ja ungebetene Konkurrenz sein, aber immerhin schubste sie Sora nicht
ins Haifischbecken, und das rechnete die Rothaarige ihr hoch an.
Das Spiel ging danach eine Weile ruhig weiter, bis die Flasche vor Mimi stoppte
und Tai, der sie gedreht hatte, auf ihre Wahl – Pflicht – entschied, dass
sie demjenigen, für den sie romantische Gefühle hegte, einen Kuss auf die
Wange geben sollte. Gespannt, ob Mimi sich wohl traute, Tai diesen Kuss zu
schenken, vergrub Sora die Fingernägel in dem weichen Kissen auf ihrem Schoß
– aber Mimi stand auf und hielt schnurstracks auf Matt zu. Sie warf Yuki einen
Blick zu, den diese leicht überrumpelt erwiderte, und küsste den Blonden dann
triumphal auf die Wange.
„Du?“, flüsterte Yuki ihr kurz darauf zu, als Mimi wieder zwischen ihr und
Sora Platz genommen hatte. „Aber ich dachte, Sora…“ „Dann hast du wohl
falsch gedacht“, grinste Mimi und Sora beschloss, sie vorm Schlafengehen
einmal fest zu drücken. Wenn Yuki dachte, Mimi wäre scharf auf Matt, dann
würde sie sich ein wenig zurückhalten, während Sora freie Bahn hatte – Mimi
hatte Yuki heute Abend schließlich oft genug gezeigt, dass sie sehr
hartnäckige Konkurrenz war und sich als harter Brocken herausstellen konnte –
und gleichzeitig war Sora nicht in Gefahr, dass Matt sie verdächtigen
könnte…
Indessen hatte Mimi schon weitergemacht und die Flasche so gedreht, dass sie –
wieder einmal – vor Matt stoppte, der „zur Abwechslung mal“ Pflicht
wählte. Yuki atmete angespannt ein und Sora vermutete, dass sie erwartete, dass
Mimi einen Kuss einfordern würde, aber zumindest im Punkt des Empfängers irrte
sie sich gewaltig.
„Wir haben heute Abend ja erfahren, wer alles ungeküsst ist und wer nicht
mehr, ebenso wie die Tatsache, dass Matt eben auch noch nie geküsst wurde“,
fing Mimi verheißungsvoll an. „Und ich möchte, dass Matt sich jemand
Ungeküssten aussucht, dem er seinen ersten Kuss gibt.“
Aus Richtung Yuki drang ein schlecht unterdrücktes Aufquietschen, das jedoch in
Tais Protest unterging. „Und wenn er MICH küsst?!“ „Dann wissen wir, dass
Matt schwul ist“, grinste Mimi – die sich ebenfalls nicht mehr zu den
Ungeküssten zählte, da es diese Sache in der fünften Klasse gab, wie sie
unter Lachtränen gebeichtet hatte. Sora war es dabei fast so vorgekommen, als
wäre ein Hauch grüner Neid in Tais Gesicht zu sehen gewesen.
Doch jetzt hatte die Rothaarige andere Sorgen – die einzig Ungeküssten,
außer Matt, waren Tai, Yuki und sie selbst, Sora! Da der Junge wegfiel, musste
Matt sich nun entscheiden… Zaghaft erhob sich der Blonde von seinem Sessel,
bewegte sich vorsichtig auf Yuki und Sora, die dicht beieinander saßen, zu…
er atmete tief durch, schloss die Augen, kam einem der beiden Mädchen langsam
näher – und hatte keine Chance, den letzten Abstand zu überwinden, denn in
dem Moment klingelte das Telefon und die sechs schraken fürchterlich zusammen.
„Kari!“, japste Tai und hechtete zum Telefon, meldete sich hastig und
lauschte dann angespannt.
„Warte kurz“, murmelte er wenig später, drückte dann auf den
Lautsprecherknopf. „Bei uns ist der Strom ausgefallen, aber wir haben noch
genügend Kerzen und die Taschenlampen müssten auch noch ausreichen. Wir werden
aber gleich ins Bett gehen, ich wollte nur Bescheid geben, damit du dich nicht
wunderst, wenn du gegen Mitternacht auf die Idee kommen solltest, hier
anzurufen, und geschockt bist, weil sich niemand meldet.“ Karis Stimme klang
unbeschwert und Tai wurde merklich lockerer, als sie ihm und den Anderen eine
gute Nacht und süße Träume wünschte. „Dir auch!“, riefen Sora und Mimi,
dann legte Tai mit einem lieben „Gute Nacht, kleine Schwester“ auf.
„Wie spät haben wir’s?“, wollte Izzy gähnend wissen. „Halb zwölf“,
meinte Mimi, streckte sich, seufzte dann müde auf. „Ich glaub, ich hör mein
Bett nach mir rufen…“ „Wir sollten lieber alle schlafen gehen“, stimmte
Matt zu, immer noch vor Yuki und Sora hockend. „Immerhin haben wir, wenn das
Wetter morgen früh wieder besser wird, noch einiges vor.“ Damit hatte er
nicht Unrecht: Die Kids hatten keine Skier oder Skistöcke, nur Sora und Matt
hatten ihre Snowboards mitgebracht. Die Anderen wollten Ski fahren lernen, was
insbesondere Yolei in helle Aufregung versetzte. „Ich wollte schon immer mal
Ski fahren können!“, hatte sie gejubelt und nicht nur Mimi und Sora waren
froh gewesen, dass sie in der größeren Hütte einquartiert war.
„Wo soll ich schlafen?“, wollte Yuki wissen. Der Schneesturm draußen war
nicht besser geworden… sie würde heute Nacht also nicht mehr in ihre eigene
Hütte kommen. „Nimmst du mit mir Vorlieb? Ansonsten können wir dir nur das
Sofa anbieten“, meinte Izzy, und Yuki wollte schon zustimmen, aber da hatte
sie nicht mit Matt gerechnet, der vehement den Kopf schüttelte. „Wir können
Yuki doch nicht einfach allein im Wohnraum auf dem schmalen Sofa schlafen
lassen. Nachher bekommt sie Angst.“ „Soll das ein Seitenhieb sein?“,
meinte Yuki belustigt. „Nein“, schüttelte Matt ernst den Kopf. „Wenn du
nachts aufwachst, und niemand ist bei dir, das könnte vielleicht doch ein
bisschen gruselig sein.“
„Worauf willst du hinaus? Du bist doch sonst nicht so kleinlich“, meinte
Mimi, die ahnte, was Matt vorhatte. „Bevor du bei Izzy oder im Wohnzimmer
schläfst, können wir dir ein Bett in Soras und Mimis Zimmer stellen. Nichts
gegen Izzy, aber dir ist die Gesellschaft von Mädchen sicherlich lieber,
oder?“
„Ich fall schon nicht über sie her“, lachte Izzy. „Davor hatte ich auch
ehrlich gesagt keine Angst“, zwinkerte Yuki ihm zu, meinte dann an Matt
gewandt: „Ist lieb von dir, aber du solltest erst einmal Sora und Mimi fragen,
was sie davon halten.“
Die Blicke schwangen auffordernd zu den beiden Mädchen. Mimi wollte den Mund
aufmachen, um zu sagen, dass Yuki auf keinen Fall in ihr Zimmer kam, aber da
hatte Sora schon gehandelt. „Kein Problem. Wenn die Jungs das Feldbett
aufgebaut bekommen, das ich vorhin im Kleiderschrank entdeckt habe…“
Eine halbe Stunde später stand Yukis Schlafstatt. Sie hatte die zweite Decke
und eins der Kissen aus dem Doppelbett von Izzy bekommen, Matt hatte ihr ein,
ihr zugegebenermaßen viel zu großes, schwarzes Schlafshirt geliehen, die Hose
hatte Sora ihr gegeben. Ziemlich verloren sah Yuki plötzlich auf, wie sie im
Türrahmen von Soras und Mimis Zimmer lehnte und nicht so recht wusste, was sie
sagen sollte. Matt stand ebenso unschlüssig vor ihr, hatte Tai gesagt, er käme
gleich nach, er habe noch etwas zu ‚erledigen’. Mimi war im Bad, Sora noch
unten in der Küche, ein Glas Wasser trinken. Und im Flur gab Yuki Matt einen
sanften Gute-Nacht-Kuss, gerade als Mimi aus dem Bad zurückkam.
~
Der nächste Morgen begann mit Sonnenschein. Sora war noch vor acht Uhr wach,
stand leise auf und gab sich Mühe, Mimi und Yuki nicht zu wecken. Sie zog sich
einen warmen weißen Kuschelpulli und ihre dunkelblaue Lieblingsjeans mit wildem
Muster drauf an, und auf Wollsocken schlich sie sich ins Badezimmer, wo sie erst
einmal das Gesicht mit eisig kaltem Wasser wusch. Vielleicht spülte das klare
Wasser ja ihre Alpträume davon – und das brennende Gefühl, das sie gestern
Nacht in den Schlaf gewiegt hatte.
Mimi hatte Matt und Yuki eng umschlungen erwischt. Sora konnte sich denken, was
passiert war – und das Gefühl, das sich seitdem in ihr breit machte, raubte
ihr die Sinne, brachte sie dazu, nichts gegen ihre Tränen unternehmen zu
können. Doch sie war entschlossen, diese Tränen nicht vor Matt und Yuki zu
zeigen. Die Blonde stellte sich naiv, was ihr etwas Unberechenbares verlieh. Und
Matt? Was Matt dachte, wusste wohl niemand so genau… Wahrscheinlich konnte sie
nicht einmal seinen kleinen Bruder um Rat bezüglich des blonden Herzensbrechers
fragen.
Sora seufzte, trocknete sich das Gesicht. Nein, niemand würde ihr ansehen, dass
ihr Herz entzwei war… Vielleicht sollte sie Mimi nachher bitten, ihr zumindest
die Tränenspuren aus dem Gesicht zu schminken. Bemüht unbeschwert ging das
Mädchen die Holztreppe hinunter in die Küchenecke, suchte Mimis fertigen Plan
heraus und schaute nach, wer für heute eingetragen war. „Frühstück
zubereiten: Sora & Matt“, las Sora leise vor, stöhnte dann auf.
„Was denn? Hat Mimi aufgeschrieben, dass sie ein Fünfsternemenü serviert
haben will oder sollen wir ihr das Frühstück auf Knien ins Schlafzimmer
bringen?“
Matts amüsierter Klang in der warmen Stimme ließ Sora zusammenzucken. Wo kam
der denn so plötzlich her?
„Tais Geschnarche hält doch kein Mensch länger als nötig aus“, gähnte
Matt und öffnete die Kühlschranktür. „Möchtest du auch Kakao?“ Sora
nickte, dabei versuchend, sich ihr Herzklopfen nicht anmerken zu lassen. Das
wäre doch die Chance, wisperte ihre innere Stimme. Die Chance, Matt zu fragen,
was da gestern zwischen ihm und Yuki passiert war. Sie war allein mit ihm in der
Küche, und die anderen schliefen noch tief und fest – so wie Sora ihre
Freunde kannte, stand keiner von denen freiwillig vor acht Uhr morgens auf. Und
es war gerade mal fünf vor halb, wie sie mit flüchtigem Blick auf die digitale
Anzeige am Herd feststellte.
Was sollte sie also davon abhalten, Matt einfach geradeheraus zu fragen?
Ihr Herz, stellte sie fest. Es schlug so schnell, dass Sora fürchtete, im
nächst besten Moment umzukippen, weil ihre Beine sie nicht mehr tragen wollten,
so sehr zitterten sie.
„Sollen wir Yuki fürs Frühstück miteinplanen?“, fing sie an.
Vorsichtshalber erst einmal in die grobe Richtung, sie würde den Schwerpunkt
schon früh genug auf letzte Nacht fixieren können…
„Ich weiß nicht. Sie hat nichts gesagt, und ich denke, sie will so schnell zu
ihrer Familie zurück, wie halt möglich.“ Matt schaute aus dem Fenster,
lächelte. „Sieh mal, alles weiß.“
Sora folgte seinem Blick und musste ebenfalls lächeln. „Das glitzert ja in
der Sonne!“ „Wusstest du, dass unberührt frischer Schnee bläulich
leuchtende Schatten wirft?“ Matt sah sie an und Sora wich seinem Blick diesmal
nicht aus. „Nee“, schüttelte sie den Kopf. „Aber ich kann mir vorstellen,
dass das wunderschön aussieht.“ „Ja.“, meinte Matt und goss kochende
Milch in zwei große Tassen, die er im Schrank über der Herdplatte entdeckt
hatte.
„Yuki hat mir das erzählt, als ich ihr mein T-Shirt geliehen habe. Sie
meinte, ihr Name passe nicht umsonst perfekt zu ihr, und hat mir alles über
Schnee erzählt, was sie weiß. Das Mädel kann dir einen Koffer ans Knie
quatschen, wenn du nicht aufpasst.“
Er rührte jeweils drei Löffel Kakaopulver in die Tassen, reichte Sora dann
einen der dampfenden Becher. „Ich bin gespannt, ob sie wenigstens auf der
Piste etwas weniger redselig ist.“ Matt lehnte sich gegen die Anrichte, nippte
am Kakao. „Vorsicht, sehr heiß“, stellte er dabei fest und grinste schief.
„Ich find Yuki sehr nett“, begann Sora, das Gespräch in die beabsichtigte
Richtung zu lenken. „Aber das Spiel, Wahrheit oder Pflicht, ich weiß nicht…
ich hätte es an ihrer Stelle wahrscheinlich nicht vorgeschlagen.“ „Warum
nicht?“ Matt warf ihr einen prüfenden Blick zu und Sora errötete. „Ich
meine… wen geht es denn was an, ob sie noch Jungfrau ist oder ob du… du
weißt schon…“
„Hast du ihr irgendwas ausgeplaudert, das sie nicht hätte wissen sollen?“,
fragte Matt. Sora zögerte – schüttelte dann wahrheitsgemäß den Kopf.
„Nein. Ich hab die Wahrheit dann halt ein bisschen gedehnt…“ Ihre Röte
glühte, und peinlich berührt versuchte sie, ruhiger zu werden. Vielleicht half
es ja, einmal tief durchzuatmen.
„Siehst du, ich hab auch nicht immer jedes Detail erwähnt. Und ich war
heilfroh, dass Kari letztendlich dazwischengeplatzt ist, als ich dich oder Yuki
küssen sollte.“ Fast verschwörerisch lächelte Matt und Soras Herz schlug
eine Kapriole. Feststellung: Durchatmen brachte rein gar nichts. Wenn das nicht
bald aufhörte, würde Sora noch halb wahnsinnig vor Nervosität und Aufregung
werden!
„Wen hättest du denn geküsst, wenn ich so neugierig sein darf?“, hakte sie
vorsichtig nach. Matt lachte leise auf. „Kannst du dir das nicht denken?“ Er
stellte seine leere Tasse in die Spüle, streckte sich. „Wir sollten anfangen
mit dem Frühstück, in einer halben Stunde werden die Verrückten hier unten
stehen und auf ihre allmorgendliche Fütterung bestehen.“
Sora seufzte, trank den letzten Rest des Kakaos, der wirklich köstlich
schmeckte, aus. „Was wollen wir machen? Croissants aufbacken und dazu
Erdbeermarmelade servieren?“ „Ich wäre auch stark für Cornflakes und
Müsli.“ Matt hatte gefunden, was er suchte, und präsentierte Sora nun zwei
leere Tuppaschüsseln, die verschließbar waren. „Eine für gezuckerte
Cornflakes, die ich mitgebracht habe, eine für Mimis Müsli, das ich gestern in
deinen Vorräten entdeckt hab.“ „Spionierst du mir nach?“ Sora wollte
empört klingen, konnte den Unterton in ihrer Stimme aber nicht unterdrücken
und so hörte Matt nur zu klar heraus, dass sie darüber belustigt zu sein
schien.
„Dir? Nein, nur deinem Essen“, foppte er zurück, nahm ihr dann die
Aufbackcroissants ab, die sie aus einer der von Mimi und Tai eingeräumten
Schubladen geholt hatte. „Auf mein Essen bist du also scharf“, lachte Sora
und hieb mit dem Tuch nach ihm, das für den Abwasch gedacht war. „Hilfe, man
attackiert mich“, kommentierte Matt und wich ihr aus. Sora scheuchte ihn
einmal um den Küchentisch, hatte dann aber doch Erbarmen mit ihm, als er auf
den Knien um Gnade flehte.
„Vergib mir, verehrte Sora!“, winselte er grinsend und sie musste sich die
Lachtränen aus den Augen wischen. „Du bist ein blöder Idiot“, kicherte
sie, verfrachtete das Tuch wieder an dem Platz, wo es hingehörte.
„Wieso bin ich jetzt bitte ein Idiot?“ Die Croissants in den vorgeheizten
Backofen schiebend, blickte Matt sie tadelnd an. Sora atmete tief durch –
„weil du mit mir flirtest, obwohl du gestern Nacht vorm Schlafengehen mit Yuki
geküsst hast“ – und beeilte sich dann, einen Grund zum Flüchten zu finden.
„Ich deck schon mal den Tisch, okay?“
Doch kaum war sie davongeeilt, beladen mit kleinen Tellern und Müslischüsseln,
meinte Matt: „Der Kuss hatte doch nichts zu bedeuten, Sora.“
Sie hielt inne in ihrer Bewegung, traute sich nicht, zu ihm zu blicken.
„Nicht?“ Ihre Stimme war zu hoch, und die Aufregung brachte sie um den
Verstand. „Nein“, meinte Matt und stand plötzlich hinter ihr. „Yuki hat,
bevor ich wusste, was geschah, mir einen schnellen Kuss auf die Lippen
gedrückt, als Dankeschön, dass ich mich so lieb um sie kümmere. Sie sagt, sie
hätte einen Freund daheim.“
Sora konnte nicht sagen, welche Emotionen dabei aus seiner Stimme herausklangen.
Yuki war vergeben. Und sie hatte Matt einfach so geküsst. Ein seltsames Gefühl
breitete sich in ihr aus, aber bevor sie etwas erwidern oder fragen konnte,
erschien plötzlich eine schlanke Gestalt im Wohnraum und Yukis Stimme wollte
gähnend wissen, ob das Mädchen behilflich sein könnte. Jaja, wenn man vom
Teufel sprach…
„Nein, wir sind so gut wie fertig. Aber du könntest die Anderen wecken“,
meinte Matt, drückte Sora einen Brötchenkorb in die Hände, in den er die
duftenden Croissants gelegt hatte, und setzte dann Teewasser auf. „Du
auch?“
Sora, in der festen Überzeugung, er meine sie, nickte begeistert – sie liebte
Früchtetee! Aber auch Yuki schien sich angesprochen zu fühlen, denn sie
meinte: „Solange du mir keinen Pfefferminztee anbietest…“
„Okay, einmal Früchte, einmal kein Pfefferminz, macht also zweimal
Früchtetee. Kommt sofort.“
Und Sora konnte nicht anders, sie musste einfach lachen beim Anblick von Matt,
wie er salutierte, ihr dann die Teetassen in die Hand drückte mit dem Kommando,
ja nicht die ‚Verrückten’ zu übergehen, und sich dann wieder vollends
seiner Aufgabe als selbsternannter Küchenchef widmete.
„Woher weißt du, dass ich Früchtetee mag?“, wollte sie dennoch wissen,
nachdem sie auch die Tassen auf den Tisch gestellt hatte, lehnte sich an die
Spüle und beobachtete weiter amüsiert sein geschäftiges Treiben. „Das kann
ich dir an deinen Augen ablesen“, grinste er, schüttelte dann den Kopf.
„Ich kenn dich jetzt seit gut fünf Jahren. Du zählst zu meinem engsten
Freundeskreis. Glaubst du nicht, dass ich dich da allmählich mal kennen
würde?“
Es klang so lieb, was er sagte, und Sora wünschte sich, sie könne ihm ihre
Gefühle für ihn anvertrauen – und noch viel mehr wünschte sie, er würde
sie erwidern…
__________________
To be continued!
*vorsichtig aus dem Versteck lugt*
Nicht hauen bitte! Ich weiß, dass Yuki 'ne Bitch ist (und ich dieses Wort nicht
schreiben kann *doof sei* ;____;')
Ich hoffe, euch hat's gefallen ^-^
Mögt ihr mir Kommentare schreiben? Bin auch immer offen für Vorschläge und
Kritik! *mit Zaunpfahl wedelt*
Kapitel 5: Auf der Flucht vor Yuki
----------------------------------
Tehe, vielen Dank für eure Kommentare!
Jaaaaaah, Yuki ist voll beliebt *lach* xP
Und ich bin sicher, nach diesem Kapitel werdet ihr sie noch viel mehr
vergöttern *mit Ironie um sich schmeiß*
Vorhang auf! ^-^
Kapitel 5: Auf der Flucht vor Yuki
Die Sache mit den Skiern ausleihen war schneller vonstatten gegangen, als Sora
gedacht hatte. Kari, TK, Davis, Yolei, Ken, Joe und Izzy hatten einen Skikurs
gebucht, aber Tai, der für die Verhältnisse sehr gut lief, und Mimi, die auch
über den Anfängerstatus hinaus war, schlossen sich Sora und Matt an.
Mit einer kleinen Gondel, in deren runde Kabinen vier Personen passten, ging es
noch höher in die Berge, und während sie so dahinschwebten und Mimi
feststellte, dass sie nie wieder rückwärts fuhr in „diesen Dingern“, weil
ihr dann nur schlecht wurde, dachte Sora bei sich, dass dieser Urlaub vielleicht
doch schöner werden würde als erwartet.
In einigen Tagen war Weihnacht, und wenn sie es richtig anstellte, dann würde
sie Matt vielleicht einen Heilig-Abend-Spaziergang abschwatzen können und ihn
in der Nacht des 24. Dezember das süße Geschenk überreichen, mit dem sie sich
so viel Mühe gegeben hatte, und…
Hach ja, Tagträumereien konnten so schön sein.
Auf der Station in etwas über 2.000m Höhe im Freien angekommen, atmete Sora
tief durch, prüfte noch einmal, ob der Schal auch saß, und suchte dann an
Mimis Seite die grüne Piste heraus. „Wir fangen erstmal vorsichtig an. Wir
müssen ja nicht gleich am ersten Tag große Brötchen backen, ne?“ Mimi
nickte Sora zu, lächelte dabei unsicher. „Wird schon werden“, meinte die
Rothaarige zuversichtlich.
„Wir gucken mal, was die anderen Pisten machen, okay?“, beschlossen Matt und
Tai. „Treffen wir uns zum Mittagessen hier wieder?“ Damit waren die Mädchen
einverstanden, und so winkten sie den Jungs noch nach, ehe sie sich ihrer
Abfahrt widmeten. „Du wartest aber auf mich, wenn ich nicht schnell genug
mitkomme, ja?“, verlangte Mimi, als sie an der grünen Piste standen – und
Sora kam nicht mehr dazu, zu antworten.
Denn gleichzeitig hatten die beiden Freundinnen ein wohlbekanntes Gesicht
entdeckt. In ein rosa Skioutfit gekleidet und mit dazu passender Mütze und
einem zartpinkfarbenen Schal ausgerüstet, stand Yuki keine zwanzig Schritte von
ihnen entfernt und winkte ihnen lebhaft zu. „Hey, Mimi, Sora! Wartet ihr auf
mich? Ich wollte noch etwas mit euch klären, ohne die Jungs!“
„Auch das noch“, meinte Mimi genervt. Und Sora konnte ihr nur Recht geben.
Doch im selben Moment hatte sie plötzlich einen Geistesblitz, der nach
Umsetzungs schrie. „Mimi?“ „Ja?“ „Wir tun jetzt etwas total
Verrücktes, aber das funktioniert nur, wenn du mitmachst und deine Angst
überwindest, okay?“ Purer Schalk blitzte in Soras Augen auf, und ein
diebisches Lächeln stahl sich auf ihre Lippen.
„Was hast du vor, Sora?“ Misstrauen spiegelte sich in Mimis Augen, aber Sora
schüttelte nur intrigantisch lächelnd den Kopf. „Keine Zeit zum Erklären,
Yuki ist verdammt schnell auf den Skiern.“ Tatsächlich hatte sich die Blonde
erstaunlich weit vorgekämpft mit den klobigen Skischuhen und den sperrigen,
schweren und sehr einschränkenden Skiern. „Vertrau mir einfach, wenn ich dir
sage, dass du gut genug Ski fährst, um diese Aktion heil zu überstehen!“
Und daraufhin stupste sie Mimi in den Rücken, sodass diese abwärts rutschte,
erschrocken die Skistöcker umklammernd und immer mehr an Fahrt gewinnend. Dann
schloss Sora eilig den Klettverschluss an ihrem Snowboard, nahm selbst Schwung
und holte Mimi in großen Bögen ein. „Was tust du da?!“, schrie Mimi gegen
den Wind. „Siehst du doch“, lachte Sora. „Vor Yuki flüchten! So schnell
kommt die nicht nach.“
Und wie Recht sie damit hatte: Yuki stand, sich wie ein begossener Pudel
fühlend (und auch so aussehend) immer noch am Hügel, ihnen irritiert
nachstarrend und sich fragend, ob Sora und Mimi sie wohl nicht bemerkt hatten.
[Ja, die ist tatsächlich so dumm.]
Währenddessen hatten Sora und Mimi die erste Kurve erreicht und sausten in
angenehm hohen und noch kontrollierbaren Tempo weiter gen Talstation, von wo aus
sie mit einem Sessellift zur nächsten Abfahrtspiste gebracht werden würden,
die – wie sie mit leichtem Schrecken feststellten – nicht so grün war, wie
es den Anschein hatte. „Blau!“, stöhnte Mimi und deutete auf die Karte, an
der sie verschnaufte, aber Sora hatte längst der Ehrgeiz gepackt. „Wer weiß,
wie lange Yuki noch braucht, um zu merken, dass wir vor ihr abhauen. Sie wird
uns bald eingeholt haben, und ich habe keine Lust darauf, mir anhören zu
müssen, dass sie überhaupt kein Interesse an Matt habe. Ich glaube ihr nicht
so wirklich, dass sie zuhause einen Freund hat. Oder sie nimmt’s mit der Treue
nicht so genau, sonst würde sie ja wohl kaum andere Jungs küssen.“
Sora griff nach Mimis Arm, zog sie mit sich in die Warteschlange. Zwei Minuten
später passierten sie die Schranke, welche die Leute zurückhielt, wenn es zu
gefährlich war, noch zu versuchen, den Lift zu bekommen, und kaum dass Mimi und
sie sicher in einem der Lifte saßen, den Bügel heruntergelassen und ihre
Skier, bzw. das Snowboard drauf abgestellt hatten, erblickte Sora über ihre
Schulter das Objekt des Flüchtens.
Yuki war soeben angekommen, mit reichlich Schnee auf der Mütze und den darunter
hervorlugenden, glatten Haaren. „Wahrscheinlich ist sie im Eifer des Gefechtes
desöfteren in den Schnee gefallen“, lachte Mimi schadenfroh, merkte dann, wie
der Blick ins Tal ihr klarmachte, dass das Bergdorf wieder weiter entschwand und
es erneut höher ging, und drehte sich schnell um. „Ich hasse Lifte! Und noch
viel mehr hasse ich Yuki, wegen der ich jetzt in dieser Klemme stecke…“
„Ach Mimi, du hast die grüne Piste total super gemeistert, dann wird die
Blaue auch kein Problem werden. Vertrau mir einfach.“ Sora lächelte die
Freundin an und Mimi lächelte zaghaft zurück. „Okay, dann vertrau ich dir.
Aber wehe, ich lande mit Knochenbrüchen im Krankenhaus!“
~
Natürlich passierte Mimi nichts, bis auf dass sie in einer Kurve eine
Schneewehe übersah und einmal kopfüber im Schnee landete und dann
unglücklicherweise so auf einer eisigen Stelle landete, dass sie prompt ins
Krankenhaus… – just kidding!
Mimi und Sora waren über die blaue Piste, die über eine bewaldete Strecke zur
nächsten grünen Abfahrt und anschließend zu einem der vielen Lifte führte,
zurück zur Bergstation gelangt, von wo aus sie sich die nächste Möglichkeit
suchten, den Berg herunter zu sausen. Inzwischen hatte Mimi Freude daran
gewonnen, systematisch Yuki abzuhängen, und machte sogar eine sportliche Figur
auf den Skiern. Ihre Angst schien wie weggeweht vom Fahrtwind.
„Das ist so toll!“, jubelte sie und Sora lachte zu ihr rüber. „Und noch
haben wir längst nicht jede Piste ausprobiert in diesem riesigen Skigebiet!“
„Noch nicht!“, schrie Mimi zurück, schnitt eine Kurve – und krachte dann
fast in Matt, der, offenbar auf der Suche nach seinem besten Kumpel Tai, auf
einer kleinen Anhöhe der Piste stand und sie kaum bemerkt hatte. „Hui, was
für eine stürmische Begrüßung“, meinte er überrascht, aber Mimi grinste
ihn nur an. „Tai kannst du später noch suchen, du solltest lieber
mitkommen.“ „Warum?“, wollte der Blonde wissen, aber da hatte Mimi ihn
schon links und Sora ihn rechts gepackt und gemeinsam ging es weiter den Berg
hinunter, zum nächsten Skilift, wo Mimi die Umsaustechnik dann gleich noch mal
beim von Matt gesuchten Tai ausprobierte.
„Habt ihr Matt gesehen?“, wollte er von Mimi wissen, half ihr auf und
schüttelte sich dann den Schnee aus den Haaren. „Ich hab dich gesucht“,
tadelte Matt und Tai drehte sich um. „Hier bist du! Und ich dachte
schon…“
„Das könnt ihr später klären, Jungs“, befand Mimi, die mittlerweile
wieder sicher auf ihren Skiern stand, und schob die beiden mit Soras Hilfe auf
den Lift zu.
„Wovor fliehen wir?“, wollte Matt wissen, aber Mimi schüttelte den Kopf.
„Keine Zeit, erklär ich dir beim Mittagessen“ – und dann fasste sie der
Sicherheitsmann, der vorn an den Schranken stand, durch die Tai schon
durchgelassen worden war, Mimi am Arm und bugsierte sie zu dem Brünetten.
„Was soll das?“, keifte Mimi. „Ich will mit Sora… hey. Hey!“
Aber zu spät. Sie hatte sich im Eifer des Gefechtes so ungeschickt hingestellt,
dass sie zusammen mit Tai durch die Schranke gerutscht war, und musste nun
zwangsweise denselben Liftsessel nehmen wie er. Und so kam es, dass Sora und
Matt gemeinsam die Strecke hinauffuhren, direkt hinter den beiden Streitköpfen.
Mimis Gezeter war über den ganzen Berg zu hören, prophezeite Tai ihr,
woraufhin Mimi verkündete, sie führe nie wieder mit ihm Lift.
Sora und Matt grinsten sich nur viel sagend an. „Was sich neckt…“
~
Wie – und auch, dass – sie es geschafft hatten, Yuki abzuhängen, war ihnen
später beim gemütlichen Mittagessen zu elft ein Rätsel. Natürlich hatten
Sora und Mimi den Anderen sofort berichtet, was geschehen war, und bei einer
Runde Germknödeln mit warmer Himbeersoße und heißem Kakao mit viel Sahne
amüsierten sich die Kids prächtig. Sie hatten den Rundtisch am Fenster im
gemütlichen Bergstationsrestaurant ergattern können, und wenig später war
auch Yukis Familie mit den Hunden eingetrudelt – nur von Natsu und Yuki fehlte
jede Spur. „Nicht unser Problem“, befand Matt und schob sich noch einen
Löffel der köstlichen Süßspeise in den Mund.
„Wir hatten nämlich einen kleinen *Zwischenfall* mit dieser Natsu“,
erklärte Tai zwischen zwei Schlücken Kakaos. „Dieser Abklatsch von Yuki hat
es auf mich abgesehen, glaube ich. Jedenfalls hat Natsu, kaum dass sie sich an
uns gehängt hatte, mich keine Sekunde in Frieden gelassen – die quatscht
sogar noch mehr als ihre Schwester.“
„Mein Beileid“, meinte Kari und legte ihre Hand auf die Tais, aber Mimi
lachte nur. „Geschieht dir Recht!“ Doch Sora sah genau, wie sehr es Mimi
gegen den Strich ging, dass Natsu sich so offen für Tai interessierte. „Wann
habt ihr wieder Skikurs?“, fragte sie zur Ablenkung. „Um zwei, noch mal drei
volle Stunden“, stöhnte Kari und lehnte sich an TK, der ihr über die Stirn
streichelte. „Der Skilehrer ist ein Sadist, zumindest der von Yolei und
mir…“ „Habt ihr getrennt Unterricht?“, hakte Sora nach, und Yolei, die
in Kens Armen lag, nickte bedauernd. „Kari und ich haben so einen alten
Oberfeldwebel erwischt, während die Jungs einen total hübschen, jungen
Skilehrer abbekommen haben…“ „Hey, du willst mir doch wohl keinen Grund
zur Eifersucht liefern?“, meinte Ken liebevoll und küsste Yoleis linkes Ohr,
woraufhin sie ihn anstrahlte. „Das könnte ich doch nie!“
„Verliebtheit muss schön sein“, seufzte Sora und merkte nicht, wie Matt ihr
einen fragenden Blick zuwarf.
~
Nachdem die sieben zurück zum Skikurs waren, meinte Mimi, dass sie noch eine
Pause bräuchte, und Matt entschied sich, bei ihr zu bleiben, „damit sie
keinen Blödsinn anstellt und Yukis Eltern nachher noch die Hunde abspenstig
macht.“, wie er lachend meinte, woraufhin Mimi ihm die Zunge rausstreckte.
„Idiot.“
„Wollen wir mal die blauen Pisten ausprobieren?“, schlug Tai Sora vor, diese
nickte und winkte Mimi und Matt. „Wir kommen in gut einer dreiviertel Stunde
am Center vorbei und gabeln euch auf, okay?“ „Einverstanden. Bis nachher!“
Mimi grinste sie an und zwinkerte ihr zu, aber Sora hatte sich schon umgedreht
und war mit Tai ins Freie getreten. Sie musste tief durchatmen, um ihr
klopfendes Herz zu beruhigen. Mimi würde Matt auf den Zahn fühlen, das wusste
sie. Und sie konnte nur hoffen, dass die Brünette dabei nichts verriet, was
Sora zum Verhängnis werden könnte… Wenn sie sie nachher am Center, wo sie
über Nacht ihre Skier unterbringen konnten, abholten, wäre sie Matt vielleicht
einen Schritt näher gekommen. Vorausgesetzt, Mimi hatte in der Zwischenzeit
wirklich nichts Dummes angestellt…
„Sora, kommst du?“, riss Tai sie aus den Gedanken, und sie nickte. „Bin
unterwegs.“
Die Abfahrten mit Tai waren entspannend, und auch wenn sie nicht viel redeten,
das Schweigen war nicht unangenehm. Während sie mit verschiedenen Liften wieder
bergaufwärts fuhren, verwickelte Tai sie in belangloses Geplauder, aber als sie
mit dem Achterlift, der Sora stark an eine schwebende Hollywoodschaukel mit
Exklusivblick auf die unter ihnen verlaufenden Pisten erinnerte – wo sie
irgendwo etwas sehr Rosafarbiges entdeckte – meinte Tai plötzlich: „Matt
hat sich verliebt, aber er will nicht sagen, in wen.“
Sora glaubte fast, aus dem Lift zu fallen, wäre da nicht der sie
zurückhaltende Bügel. Schlagartig kehrte die bei Yukis Anblick ihrem Gesicht
entwichene Farbe zurück, aber stärker als sie es vorher gewesen war. Sora war
sicher, dass sie glühte wie einer der Holzscheite im Kamin, vor dem sie gestern
Wahrheit oder Pflicht gespielt hatten, dieses verfluchte Stalkerspiel.
Hoffentlich hatte sie wirklich nicht zu viel preisgegeben, als…
„Ich hoffe für dich, dass es nicht Yuki ist, für die er sich entschieden
hat“, meinte Tai leise und seufzte. Sora blickte ihn erstaunt an. Er schien
das Mädchen doch zu mögen… Unverstehend schüttelte sie den Kopf. „Warum
nicht?“ „Das fragst du? Schau sie dir doch an.“ Tai wies mit einem Nicken
auf das Mädchen, das in gekonnten Bögen schwungvoll die – und Sora musste
dreimal hingucken – schwarze Piste hinabwedelte. „Die gibt vor, schusselig
und unsportlich zu sein. Süßen Mädchen hilft ein Gentleman doch gern, und
wenn sie nichts kann, dann hat sie einen Grund, sich dankbar an ihn zu schmiegen
und sich *erkenntlich* zu zeigen für seine Hilfe.“
Tai schnaubte, und Sora stellte verwundert fest, dass er Yuki total zu
durchschauen schien, dem eben Gesehenen nach zu urteilen. „Seit wann bist du
so ein Frauenversteher?“, wollte sie beeindruckt wissen, aber Tai winkte ab.
„Mimis Theorien, aber sie klingen plausibel, wenn du dir mal ansiehst, wie
geschickt Yuki über die gefährlichsten Pisten saust, ganz ohne Angst und auch
ohne sich dabei irgendwas zu brechen.“ Es klang fast bedauernd. Sora musste
lachen, was Tai wiederum nicht nachvollziehen konnte. „Was ist daran so
lustig?“ „Nichts. Ich hab nur grad festgestellt, dass ich dich verdammt gern
hab. Du bist so etwas wie ein Großer-Bruder-Ersatz für mich.“
„Nur ein Ersatz?“ Tai guckte gekränkt, woraufhin Sora sich an ihn lehnte.
„Okay, streich das *Ersatz*. Du bist ein großer Bruder für mich.“ „Bin
ich doch gern.“ Tai lächelte versonnen und als sie ausstiegen aus dem Lift
meinte Sora eine Spur keck: „Und wenn das Problem mit Matt geklärt ist, dann
kümmern wir uns darum, dass das mit Mimi und dir mal was wird!“
Dafür jagte Tai sie über die gesamte Piste und hatte auch kein Erbarmen, als
Sora kopfüber im Schnee landete, aber er half ihr lachend auf und dann ging’s
weiter, durch Wälder, vorbei an roten und schwarzen Pisten, immer die blauen
hinunter. Sora hatte viel Spaß und als sie zur verabredeten Zeit zurück bei
Mimi und Matt waren, war keine Spur mehr von der Sorge zu erkennen, die sich
noch beim Frühstück in ihrem Gesicht abgezeichnet hatte.
Mimi kam fröhlich hüpfend, so gut es ihre Skischuhe zuließen, auf ihre
Freundin zu und zerrte sie mit sich zu den Wandschränken, die man abschließen
konnte und wo die Kids ihre Geldbörsen verstaut hatten. „Wir haben Yuki eben
gesehen, mit einem zugegebenermaßen relativ gutaussehenden Typen. Sie hat uns
nicht bemerkt, aber wir haben gehört, wie sie ihm vorgeprotzt hat, wie gut sie
die schwarzen Pisten runterkommt.“ „Damit hat sie nicht gelogen, Tai und ich
haben sie gesehen“, raunte Sora zurück, Mimi weiter zur Seite bugsierend. Sie
hatte entdeckt, dass die Blonde Tai und Matt bemerkt hatte und nun auf die zwei
Jungs zuhielt.
„Du hast Tai deine Theorien unterbreitet?“ „Ja. Irgendwer musste ihm ja
die Augen öffnen. Vielleicht schnallt er dann, dass Yuki sich nur aus
egoistischen Gründen bei uns einschleimen wollte. Die will doch niemals unsere
Freundin sein, die ist nur scharf auf Matt. Wozu sonst dieses Theater, von wegen
‚Ich kann nichts und brauche dringend überall Hilfe’?“ Mimi schnaubte.
„Apropos Matt“, fing Sora an, aber da winkte Mimi nur ab. „Den hab ich
auch bearbeitet, aber er wollte nichts hören in Punkto Yuki und Liebe, und so
sind wir dann auf unverfänglichere Themen ausgewichen. Leider konnte ich nicht
mehr rausfinden, als dass er sich verliebt hat. Nachdem er sich nämlich
verplappert hatte, wollte er partout nicht damit rausrücken, in wen.“
Das hatte also nichts gebracht. Sora seufzte auf. Andererseits, dann hatte Mimi
auch nichts verraten, und das war nur positiv zu sehen. „Wir sollten mal
zusehen, dass wir hier unbeschadet wegkommen“, meinte Mimi mit Blick auf Yuki,
die sich schon suchend umsah. Hinter den Wandschränken waren Sora und Mimi
jedoch nicht zu entdecken. „Die Jungs werden schon einen Weg finden, aber sie
guckt gerade nicht in diese Richtung – weg hier!“
Sie eilte auf ihren Skischuhen aus dem Gebäude, dicht gefolgt von Sora, die ihr
Snowboard unter die Arme geklemmt hatte. Mimi nahm ihre Skier aus dem Schnee vor
dem Gebäude, schnallte sie sich eilig unter und hielt dann mit Sora an ihrer
Seite auf die grüne Piste zu, wo sie Yuki bereits heute Morgen hinter sich
gelassen hatten.
Nachdem auch Sora auf ihrem Brett stand, gab Mimi das Startzeichen, im selben
Moment, wo Tai und Matt fluchtartig das Center verließen, verfolgt von Yuki,
die sie offenbar nicht allzu lange hatten ablenken können. Lachend rief sie
ihnen etwas nach, aber das verstand Sora schon nicht mehr, denn im selben Moment
stürmte Matt auf sie zu, das Snowboard bereits unter den Füßen, und riss sie
mit sich. „Weg hier!“, lachte er.
Und während Mimi und Tai ihnen nachschauten und sich darüber ärgerten, dass
Yuki zumindest sie eingeholt hatte, rauschten Matt und Sora davon, immer dichter
hinein in den aufziehenden Nebel, der hinter einer Kurve kurz vor dem ersten
Lift lauerte – nicht ahnend, in welche Gefahr sie sich damit begaben.
Kapitel 6: Nebelnacht
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Boah! "Im Moment warten 400 Kapitel auf Freischaltung, davon sind 151(!!!) in
den letzten 6 Stunden hinzugekommen" O.o'
Shit, das kann dauern mit dem Freischalten... »' *I'm sorry* Jetzt füg ich da
noch Arbeit hinzu... *shame on me*
Vielen Dank für eure Kommentare! ^-^ Freut mich, dass ihr so begeistert lest,
was ich schreibe =) [und auch ein Dank an die 11 Leute, die diese Fanfic auf der
Favoliste haben *riesenfreu* (schließlich neigen die Storys auf Mexx ja dazu,
in dem ganzen Gewühl unterzugehen *seufzt*)]
Nah, genug gelabert ^^°
Hier habt ihr Kapitel 6!
(Vorsicht, seeeeeeeeehr romantisch und kitschig xD)
Kapitel 6: Nebelnacht
„Ich seh kaum was… weißt du, wo wir hier sind?“ Sora sah sich unbehaglich
um, dicht an Matts Seite, der nur den Kopf schüttelte. „Ich fürchte fast,
wir sind von der Piste abgekommen…“
Sie hatten den Lift, der von der blauen Piste zur nächsten Grünen führte,
genommen und müssten eigentlich jeden Moment am letzten Lift ankommen, der sie
zurück zur Bergstation bringen würde… doch so irgendwie war plötzlich nur
noch Wald zu sehen, wenn überhaupt irgendwas erkennbar war…
Sora spürte, dass die Panik in ihr aufstieg, aber sie versuchte sie, so gut es
ging zu unterdrücken. „Und wenn wir hier jetzt nicht mehr wegkommen? Gibt es
hier Bären oder Wölfe…?“ Sie klang ängstlich, was Matt dazu bewegte,
einen Arm um sie zu legen. „Keine Sorge, die gibt’s hier nicht“, meinte
er, wobei er sich aber selbst nicht richtig glauben konnte. Er wusste nicht, was
hier in den Bergen lebte, er konnte nicht einmal ausschließen, dass ihnen
nichts passierte, während sie sich herunter kämpften vom Berg.
„Müssen wir hier übernachten…?“ Aus Soras Stimme schwang ein zitternder
Unterton mit. Matt drückte sie schützend an sich, ihr über das Haar
streichend. „Keine Angst, ich bring uns hier raus.“ Irgendwie… irgendwie
würden sie hier schon wegkommen… irgendwie… ganz sicher. Ganz sicher…
~
„Wo bleiben die bloß?“ Ungeduldig blickte Mimi auf die Uhr des Restaurants,
in dem sich die Kids wieder getroffen hatten. Der Skikurs war für heute
beendet, wie Kari und Yolei mit erleichterten Seufzern verkündeten, und sie
wollten den Nachmittag bei einer Tasse Tee ausklingen lassen und anschließend
mit einer der letzten Gondeln zurück ins Bergdorf fahren. Doch während Mimi
und Tai anhand des immer dichter werdenden Nebels beschlossen hatten, dass die
Abfahrt von der grünen Piste, über die sie Matt und Sora hatten folgen wollen,
keine gute Idee wäre, und stattdessen gemeinsam mit Yuki eine der blauen
ausgewählt hatten, waren Sora und Matt bisher nicht wieder erschienen.
Die Blonde war schon mit ihrer Familie zurückgekehrt ins Dorf – „mein
Babybruder braucht regelmäßige Uhrzeiten für sein Essen, und sein Abendbrot
bekommt er nun einmal pünktlich um halb sechs“, hatte sie gemeint und die
Schultern gezuckt. „Vielleicht melde ich mich heute Abend noch mal bei euch,
wenn ihr da nichts gegen habt.“ „Haben wir nicht, ganz sicher nicht“,
hatte Izzy gemeint und sich gefreut, aber Tai und Mimi hätten ihn mit ihren
Blicken erdolchen können.
„Schön“, hatte Yuki gelächelt und sich verabschiedet. „Dann bis nach dem
Abendessen. Passt es euch gegen halb neun?“ Und dann war sie verschwunden und
Tai und Mimi hatten sich genervt angesehen. „Auch das noch…“
Doch jetzt war jedes Grollen über Yuki vergessen, und stattdessen breitete sich
die Sorge in Mimis Gesicht aus. „Was, wenn sie sich verirrt haben? Die kennen
sich hier doch gar nicht aus…“, meinte sie und ließ die Uhr nicht aus den
Augen. „Ganz ruhig, Mimi. Wir geben ihnen noch eine halbe Stunde, dann werden
wir mal im Center nachfragen, die werden uns sicherlich helfen können, sollten
Matt und Sora bis dahin noch nicht wieder aufgetaucht sein. Aber ich glaube
eher, die haben die Uhrzeit vergessen und vergnügen sich jetzt auf den Pisten,
während du dir unnötig Panik machst.“
„Ach, lass mich doch in Ruhe!“, keifte Mimi, bereute es aber im nächsten
Moment schon wieder. „Tut mir Leid, ich bin nur so angespannt“, seufzte sie
und Tai schob ihr ihre Tasse Tee zu. „Trink was, das beruhigt.“
Mimi tat, was er sagte, aber es half ihr nicht viel. Fünfunddreißig Minuten
später war immer noch nichts von Sora und Matt zu sehen und es reichte Mimi
endgültig mit dem Warten. „Ich geh jetzt zum Center und frag nach, wie es
aussieht“, meinte sie entschlossen und erhob sich. „Wir kommen mit“,
meinte Kari mit Blick zu Yolei, diese nickte. „Wartet ihr hier?“, wollte
Mimi von Tai wissen, dieser stimmte zu. „Wenn Sora und Matt doch noch
herkommen sollten, brauchen sie nicht denken, wir wären ohne sie gegangen.“
„Gut. Dann kommt, Mädels.“
Die drei Mädchen eilten durch den einsetzenden Schneefall rüber zum Center, wo
Mimi am Verleihschalter für die Wandschränke eine junge Frau erspähte, die zu
ihrem Glück gutes Englisch sprach. „Wir suchen unsere Freunde“, erklärte
Mimi ihr. „Sie sind wahrscheinlich in Nebel geraten und wir haben Angst, dass
sie nicht zurückfinden. Ist da irgendwas zu machen?“
Die junge Frau lächelte bedauernd, schüttelte den Kopf. „Ich kann euch da
auch nicht viel weiterhelfen. Ihr könntet euch jedoch an die Bergwacht
wenden.“ „Danke“, keuchte Mimi und hechtete, Kari und Yolei im Gepäck,
auf das niedrige Gebäude zu, auf dem in gut lesbaren Lettern „BERGWACHT“
stand. Dort drinnen konnte man ihnen wirklich weiterhelfen. „Welche Piste
könnten sie denn genommen haben?“, fragte einer der drei Männer, der, genau
wie seine zwei Kollegen, in einen Schneeanzug gekleidet war, und nachdem Mimi
ihm die richtige Piste auf der Karte gezeigt hatte, versprach er, sich darum zu
kümmern, dass Matt und Sora gesucht wurden.
„Macht euch keine Sorgen, wenn eure Freunde schlau sind, dann werden sie
bleiben, wo sie sind, und dann haben wir gute Chancen, sie zu finden.“ Mimi
nickte dankbar. „Dürfen wir hier warten?“ „Natürlich. Setzt euch da vorn
an einen der Tische. Wir melden uns bei euch, sobald wir eure Freunde gefunden
haben.“
Und dann begannen die langen Momente des Wartens für Mimi, Kari und Yolei.
~
Bibbernd rieb Sora sich die Arme. Es wurde allmählich dunkel, und sie fing an,
erbärmlich zu frieren unter ihrer dicken Jacke. Matt hatte verkündet, dass es
nichts brachte, noch weiter zu versuchen, allein wieder rauszukommen aus der
dichten Nebelsuppe. Und nun saßen sie im Schnee, dicht aneinander geschmiegt
und sich gegenseitig Wärme spendend.
„Bist du sicher, dass es hier keine Wölfe oder anderen wilden Tiere gibt?“,
fragte Sora mit zitternden Lippen, die Hände aneinander reibend, in der
Hoffnung, sie so zu wärmen. „Hier gibt es nur einen Wolf, und der sitzt neben
dir“, meinte Matt und stupste sie zärtlich an, woraufhin Sora sich an ihn
schmiegte. „Wäre mir wärmer, würde ich darüber sicherlich schmunzeln
können“, meinte sie und streifte sich wieder ihre Handschuhe über. Die Luft
fühlte sich an, als lägen die Temperaturen weit unter null Grad… und sie
hatte Angst davor, die Nacht hier zu verbringen.
„Wir haben nicht mal eine Möglichkeit, uns vor eventuellem Neuschnee zu
schützen“, stellte sie fest, aber da zog Matt sie näher an sich, sah ihr, so
gut das bei der Dämmerung ging, in die Augen und meinte dann mit fester Stimme:
„So darfst du nicht denken. Sicherlich haben die Anderen längst gemerkt, dass
was nicht stimmt, dass wir gar nicht so lange wegbleiben können, und haben sich
hilfesuchend an jemanden gewendet, der uns hier rausholen wird. Du darfst keine
Angst haben, Sora.“ „Und wenn eine Lawine kommt? Oder wir hier noch tagelang
festsitzen?“ „Das wird nicht, hörst du? Das wird nicht passieren!“ Matt
drückte das vor Angst bebende Mädchen an sich, streichelte ihr über das Haar.
„Es wird alles gut werden, Sora… versprochen.“
„Und selbst wenn… wenn wir hier wieder raus sind, dann siehst du mich nur
noch an, wenn’s sich nicht vermeiden lässt und Yuki gerade nicht da ist“,
meinte Sora, sich aus der Umarmung lösend. Sie wusste nicht, wie sie gerade
jetzt, in dieser Situation, auf dieses brisante Thema kam, aber es war ihr
plötzlich ein innerer Drang, das jetzt klarzustellen.
Matt sah reichlich verwirrt aus. Er fuhr sich durch sein Blondhaar, atmete tief
durch. „Das mit Yuki… ich weiß selbst nicht, was mit mir los ist. Sie ist
faszinierend, ehrlich – ich bin noch nie so einem Mädchen begegnet. Aber du
kannst sie nicht mit dir vergleichen. Sie würde niemals den Stellenwert in
meinem Leben einnehmen, der für dich reserviert ist…“
Sora errötete, aber das durfte sie jetzt nicht abhalten! Sie war ihrem Ziel,
wie es schien, schlagartig zum Greifen nahe…
Aber da hatte Matt bereits weitergeredet und ihr kurzer Jubelmoment zerfloss wie
Eis in der ersten Frühlingssonne. „Du und die anderen DigiRitter, ihr seid
mir wichtiger als alles Andere auf der Welt. Ihr seid meine Freunde – da kann
sich keine Yuki der Welt zwischendrängen. Selbst wenn wir zusammenkommen
sollten, sie würde dir nie das Wasser reichen können. Ich werde dich doch
nicht so einfach vergessen, Sora…“ Er lächelte, und da stand sie einfach
auf.
Hatte er es so falsch verstanden? Sah er denn überhaupt nicht, was mit ihr los
war? Sah er denn einfach nur eine gute Freundin in ihr? Verletzt schloss Sora
die Augen, hob mit bitterer Stimme an. „Eine gute Freundin? Bin ich denn
wirklich nur eine gute Freundin für dich…?“
Doch Matt sollte nicht mehr zum Antworten kommen, denn im selben Moment spürte
Sora, wie ihr Körper schwächelte – und dann fiel sie ohnmächtig in seine
Arme.
~
Matt wusste nicht, wie lange er mit der bewusstlosen Sora im Schnee ausgeharrt
hatte – es kam ihm ewig vor. Irgendwann leuchteten irgendwo weit oben zwei
runde Lichter auf, aber zuerst tat er sie als Hirngespinst ab. Ein Geräusch von
Motoren näherte sich ihm und dem Mädchen, die Lichter, anfangs nur kleine
Punkte im Nirgendwo, wurden immer größer – und dann hielt, und Matt kam es
wie eine göttliche Fügung vor, ein Schneemobil vor ihm.
„Yamato Ishida?“, fragte eine Stimme und auf sein Nicken kam der Fahrer, der
abgestiegen war von dem seltsamen Gefährt, auf ihn zu. „Das hatte ich
gehofft. Ihr zwei, du und deine Freundin, seid nicht die Einzigen, die wir heute
Nacht suchen mussten. Ich hatte schon befürchtet, ein noch nicht als vermisst
gemeldetes Pärchen aufgefunden zu haben… Hilf mir mal kurz mit dem
Mädchen.“
Die Frau, die zu der Stimme gehörte, hob Sora mit Matts Unterstützung auf den
Schlitten, der an das Schneemobil gekoppelt war, beorderte ihn dann auf den
Rücksitz. Die Snowboards hatten sie bereits sicher verstaut. „Sora kann da
nicht rausfallen…?“, wollte Matt wissen, ehe er die Arme um den Bauch der
Frau legte, um nicht abzurutschen während der Fahrt. Die Frau schüttelte den
Kopf. „Nein, keine Sorge, deiner Freundin geschieht nichts. Wir sollten nur
zusehen, dass wir zur Bergstation kommen…“
Eine gute halbe Stunde später erreichten sie die Bergwacht neben dem Center, wo
eine aufgelöste Mimi sie schon erwartete. Das Mädchen hatte in Tais Armen
gelegen, und es schien, als hätte es geweint. Jetzt jedoch löste Mimi sich von
Tai, eilte auf sie zu. „Matt, Sora! Wie konntet ihr nur?!“, schrie sie,
Tränen glitzerten in ihren Augen. „Beruhig dich, Mädchen“, meinte die
Frau, die Matt und Sora zurückgebracht hatte, begütigend, und lächelte ihr
zu.
Die Kids folgten Matt und der Frau, die Sora trug, in die Bergwachtstation, wo
Matt einen warmen Tee vorgesetzt bekam, den er austrinken musste. Sora wurde auf
eine Trage gelegt, und der hier oben stationierte Arzt untersuchte sie. „Hat
sie Blutdruckprobleme oder etwas in der Richtung?“, wollte er von Mimi wissen,
die nicht mehr von Soras Seite wich. Mimi schüttelte den Kopf. „Nicht, dass
ich wüsste… Aber in einer Stresssituation in der Schule ist sie schon einmal
umgekippt…“
„Gut möglich, dass das auch diesmal der Grund sein kann. Auf jeden Fall
solltet ihr mit der Abfahrt ins Dorf warten, bis eure Freundin wieder bei
Bewusstsein ist. Achtet gut auf sie.“ „Das werden wir“, versprach Mimi,
und dann verabschiedete sich der Arzt.
Während die Kids darauf warteten, dass Sora ihre Augen öffnete, musste Matt
berichten, wie sie es in der Kälte und im Nebel ausgehalten hatten, und Yolei
wollte wissen, ob es nicht wahnsinnig romantisch gewesen sei. „Wir können
dich ja mal mit Ken im Nebel auf einer dir völlig unbekannten Piste
aussetzen“, schlug Matt zynisch vor, „dann siehst du, wie *romantisch* das
ist.“
„Also wirklich, ich habe das nur nett gemeint, und dann kommt der mir
mit…“
Viel weiter kam Yolei nicht, denn in dem Moment war ein leises Stöhnen aus
Richtung Sora zu hören und Mimi, die immer noch an ihrer Seite saß, lächelte
zu den Anderen herüber. „Sie kommt zu sich!“
Zwanzig Minuten später saßen die elf Freunde in vier Gondeln verteilt und
erreichten per letzter Gondel für den heutigen Tag das Bergdorf. Sora hatte
sich schnell von ihrer Ohnmacht erholt, und auch wenn sie noch ein bisschen
blass war, schien es ihr für die Verhältnisse recht gut zu gehen.
In der Hütte angekommen, verfrachteten Mimi und Tai sie, gemeinsam mit Matt,
vor dem schnell angeheizten Kamin. „Abendessen kochen übernehme ich“, hatte
sie angekündigt und Izzy dazu beordert, ihr zu helfen. Tai sollte Sora und Matt
bringen, was sie brauchten.
Die beiden waren in Decken gemummelt, schwiegen sich gegenseitig an und nahmen
nicht viel davon wahr, was um sie herum geschah. Das Abendessen fand,
ausnahmsweise, wie Mimi streng betonte, vor dem Kamin statt und in gemütlicher
Runde hatten sie fast vergessen, dass Izzy selbstgerecht Yuki eingeladen hatte.
Pünktlich um halb neun klopfte es an ihre Tür, und eine völlig in
Fliedertönen gekleidete Yuki begrüßte die fünf.
„Was macht die denn schon wieder hier?“, wollte Sora von Mimi wissen, aber
die deutete nur missmutig auf Izzy. „Frag den, der hat Yuki schließlich
eingeladen…“
„Ich hab gehört, was euch passiert ist“, schnurrte Yukis Stimme im selben
Moment dicht neben ihr und besorgt schaute die Blonde Sora an. „Mein Vater hat
es von der Frau im Dorfladen erfahren, deren Mann auf der Bergwache arbeitet.
Mein Gott, das tut mir so Leid – es muss schrecklich gewesen sein, so einsam
und allein im Schnee…“
„Das war es“, nickte Matt und nippte an seinem heißen Früchtetee, den Mimi
ihm vorgesetzt hatte. „Du musst wieder warm werden, sonst holst du dir noch
eine Lungenentzündung!“, hatte sie gemeint und auch Sora einen Becher in die
Hände gedrückt. „Dasselbe gilt für dich. Und glaub mir, *ich* besuche euch
dann nicht im Krankenhaus!“
Sie schien irgendwie etwas gegen Krankenhäuser zu haben… aber das war im
Moment nicht Soras Sorge. Viel eher beschäftigte sie, dass hier offenbar kaum
etwas geschehen konnte, ohne dass Yuki es nicht mitbekam… beunruhigend.
Das blonde Mädchen setzte sich mit einigem Abstand neben Matt, seufzte. „Ich
hab nicht viel Zeit, ich muss gleich wieder auf meinen Bruder aufpassen. Natsu
hat für eine halbe Stunde übernommen, und eigentlich wollte ich auch gar
nichts Besonderes.“
Das glaubten Mimi und Sora ihr zwar nicht, aber Matt, der plötzlich wieder so
wie schon vor ihrem gemeinsamen Festsitzen war, hing ihr an den Lippen, dabei
Soras Blicke nicht bemerkend. Yuki begann ein belangloses Gespräch, aber als
Matt meinte, er würde schon mal seinen Schlafanzug anziehen gehen, er sei müde
und wolle nicht mehr allzu lange wachbleiben, sprang Yuki auf und verkündete,
dass sie aufs Klo musste. Und nicht nur Sora war sicher, dass Yuki dabei war,
ihre Pläne in die Tat umzusetzen…
~
Matt hatte seinen Schlafanzug schneller gefunden, als er gedacht hätte. Im
Zimmer von Tai und ihm sah es schon jetzt aus, als habe eine Bombe
eingeschlagen… aber das war nichts Ungewöhnliches, waren beide doch nicht
gerade für ihre Versessenheit auf Ordnung bekannt.
Er schüttelte den Kopf über das systematische Chaos, gähnte, verließ das
Zimmer – und rannte fast in Yuki, die ihm im Halbdunkel entgegenkam.
„Oh, entschuldige“, meinte er verlegen, aber Yuki schüttelte den Kopf,
murmelte: „Macht doch nichts, ich hätte besser aufpassen sollen“, und
drückte ihm dann etwas in die Hand, das sich nach Briefumschlag anfühlte.
„Ich hoffe, du kannst es verstehen“, meinte sie und klang wehmütig, und ehe
er wusste, was geschah, hatte sie ihn geküsst – es dauerte nicht lange, aber
es durchzuckte Matt wie einen Blitz.
„Bis bald“, flüsterte Yuki und eilte davon.
Und Matt stand unschlüssig im Flur und wusste nicht, was er davon halten
sollte.
---
Soppsa. Damit ist wohl 'ne Lawine losgetreten *am Kopf kratz* (im wahrsten SInne
des Wortes *spoiler* *noch einiges vorhat mit den DigiKids* muahaha, die Macht
eines Autors *abdreh*
To be continued ^-^
*jetzt die Fanbriefe an Yuki-chan einsammeln geht*
Kapitel 7: Liebesbriefe & Jungfrauengeheimnisse
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Huch - 63 Geschichten in der Warteschleife, das muss genutzt werden >-<
Sorry für ein Viertel Kapitel, der Rest kommt, sobald ich ihn aufgeschrieben
habe *welche Logik, Ruky* *sich selbst lob* @.@'
Vielen Dank für eure Kommentare! Und wui, ein Favo mehr!! *sich wahnsinnig
freu* Das ist zu lieb!! Danke! *'ne Runde Kekse spendier*
Kapitel 7: Liebesbriefe und Jungfrauengeheimnisse
In der Nacht schlief Sora nicht gut, und als sie am Morgen in aller Frühe
aufwachte und mit Blick auf die Uhr auf ihrem Nachttisch feststellte, dass es
gerade mal zwanzig nach fünf war, fühlte sie sich wie durch die Mangel
gedreht. Ihr Kopf glühte, und sie hatte schrecklichen Durst. Vielleicht sollte
sie aufstehen und sich einen Tee kochen, ging es ihr durch den Kopf, aber in
ihrer Verfassung kam sie kaum die Treppe runter, übersah die letzten beiden
Stufen und weckte die ganze Hütte mit ihrem lautstarken Sturz.
„Sora, um Himmels willen!“ Izzy war als Erster bei ihr, erschrocken
darüber, was ihn da so unsanft aus dem Schlaf gerissen hatte. „Mein
Knöchel“, keuchte Sora, sich den linken Fußknöchel haltend. „Verdammter
Mist… ich wollte doch nur Tee machen…“
Izzy, der sichtlich mit der Situation überfordert war, meinte unschlüssig, sie
solle sich erst einmal aufs Sofa legen, aber Matt, der kurz nach ihm
herbeigeeilt war, wollte vorwurfsvoll wissen, wie sie das allein schaffen sollte
und trug sie kurzerhand vor den Kamin. „Mit dir hat man auch nichts als
Ärger“, meinte er, aber es klang liebevoll. „Tut mir Leid“, murmelte
Sora, die Augen geschlossen. „Kann ich bitte ein Glas Wasser haben?“
Matt brachte ihr das Gewünschte, deckte sie dann mit einer der Decken zu, die
im Wohnzimmer lagen. „Warum bist du so früh schon auf den Beinen?“, wollte
er wissen, aber Sora antwortete nicht. Sie wusste auch nicht, warum sie kaum
hatte schlafen können… „Mir ist zu warm“, meinte sie stattdessen, wischte
sich den Schweiß von der Stirn. „Tatsächlich, du glühst förmlich“,
stellte Matt fest, eine Hand auf ihrer Stirn. „Warte, ich hab irgendwo das
Mittel gegen Fieber eingepackt, ich geh’s holen.“
Als er wiederkam, hatte er nicht nur die Arznei, sondern auch Tai und Mimi
dabei, Letztere kniete sich zu Sora herunter und strich ihr mitleidig über den
Arm. „Du Schusselchen hättest mich ruhig wecken können…“, meinte sie und
Sora nickte halbherzig. „Ja, aber du hast noch so schön geschlafen.“
„Dein Knöchel könnte höchstens geprellt sein“, stellte Matt fest, und
brachte ihr den Tee, den er aufgesetzt hatte. „Vor der Treppe liegt
schließlich Teppichboden, und der Sturz war nicht allzu tief.“ „Dann bin
ich aber erleichtert“, meinte Sora halbwegs ironisch. „Wie es aussieht,
kannst du heute ohnehin nicht mit auf den Berg.“, beschloss Tai. „Wer so
fiebrig ist, dass er sogar schon Treppenstufen übersieht, hat auf der Piste
nichts verloren. Nachher gerätst du von der Bahn ab und wir müssen die
Bergrettung rufen…“
„Die kennt uns doch mittlerweile schon“, meinte Mimi, aber Matt schüttelte
den Kopf. „Was wir kennen, nennt sich Bergwacht. Das sind diejenigen mit den
Bernhardinern mit den Fässchen um den Hals. Die Bergrettung kommt mit
Hubschraubern.“
„Hast du das auch von deiner geliebten Yuki?“, stichelte Mimi, aber Sora
meinte leise: „Lass es gut sein. Es ist seine Sache, wem er sein Herz
schenkt.“ Mimi kniff die Lippen zusammen, doch obwohl sie nur zu gern etwas
erwidert hätte, nahm sie Rücksicht auf Sora, die jetzt einmal nicht an ihre
Konkurrenz denken wollte.
Nein, jetzt hatte sie ganz andere Sorgen. Wenn sie heute nicht mitkonnte auf den
Berg, dann würde Yuki freie Bahn haben… und Sora wollte partout nicht
einfallen, wie sie zumindest Yukis Möglichkeiten schmälern konnte. Es sei
denn…
~
„Nie im Leben lass ich dich allein hier in dieser Hütte“, hatte Mimi
protestiert und sich weigern wollen, aber Tai war Sora unerwartet zu Hilfe
gekommen und hatte schlussendlich darauf bestanden, dass Kari und Yolei sich um
Sora kümmern sollten. Die beiden waren heilfroh, um die Skistunde rumzukommen,
beauftragten TK, die Stunde abzusagen und winkten den acht dann, ehe sie sich um
das Beschäftigungsprogramm für Sora kümmerten.
Das Mädchen hatte sich in der letzten Nacht eine handfeste Erkältung
zugezogen, wie der Dorfmediziner, der vorbeigekommen war, nachdem Matt sich beim
Brötchenkaufen nach einem Arzt erkundet hatte, feststellte. „Die nächsten
zwei Tage strenge Bettruhe und viele Vitamine, dann wirst du wieder schnell fit
sein.“ Der alte Mann lächelte und ließ sich dann von Kari zur Tür geleiten,
während Yolei dabei war, alles an Lebensmitteln zusammen zu suchen, was auch
nur ansatzweise Vitamine enthalten konnte.
„Das werden zwei verdammt lange Tage“, hörte sie Sora seufzen.
Und zu allem Übel kam hinzu, dass in drei Tagen Heilig Abend sein würde…
~
Ohne Sora auf den Berg zu fahren, war, als hätten sie einen wichtigen Teil
vergessen – zumindest kam es Tai, Mimi und Matt so vor, als sie in der
Schlange standen, um eine Gondel zu bekommen. Mimi und Tai hatten ihre Skier auf
der Bergstation gelassen, aber für Matts Snowboard hätten sie einen Aufpreis
zahlen müssen, der einfach nicht drin war. Seufzend lehnte der Blonde sich an
das Brett, seine zwei Gefährten dabei betrachtend.
„Irgendwie komisch, Sora in der Hütte zu lassen“, meinte er und Mimi
nickte. „Wie konnte ich mich nur dazu überreden lassen, Kari und Yolei bei
ihr zu lassen! *Ich* bin ihre beste Freundin, eigentlich sollte *ich* bei ihr
sein und mich um sie kümmern.“ Sie klang beleidigt, aber sowohl Matt als auch
Tai wussten genau, dass sie damit nur überspielen wollte, dass sie besorgt um
Sora war.
„Sieh’s doch mal positiv: Kari und Yolei hatten sowieso keine Lust auf ihren
Skikurs.“ Tais Diplomatie war wirklich unerschütterlich, was Mimi dazu
veranlasste, ihm Hintergedanken zu unterstellen. Während Matt sein Snowboard in
dem Fach außen an der Gondel befestigte, zog die Brünette Tai schon ins
Gondelinnere, ihm dabei zuzischend: „Was hast du eigentlich vor? Du bist doch
sonst nicht so erpicht auf meine Gesellschaft. Ich erinnere mich nur zu gut,
dass du gestern auf dem Rückweg mit Matt getuschelt hast: Papis Prinzesschen
sollte doch eigentlich lieber mit dem gepuderten Po zuhause bleiben.“
Tai errötete leicht. „So war das nicht gemeint, und das weißt du auch…“
„Ach?“ Mimi zog eine Augenbraue hoch, fixierte ihn mit ihrem stechenden
Blick. „Dann gib mir endlich eine Antwort auf meine Frage!“
„Schrei nicht so…“ Tai sah sich unbehaglich um, senkte dann die Stimme.
„Falls du’s vergessen haben solltest, Sora ist nicht konkurrenzlos und
jemand von uns muss darauf aufpassen, dass Matt der hinterhältigen Intrigantin
nicht ins Netz geht…“ „Und das soll ausgerechnet *ich*?!“ Mimi glaubte,
sich verhört zu haben, aber Tai nickte nur besänftigend. „Wer außer dir
käme dafür in Frage?“
Vielleicht meinte er es ja schmeichelnd, aber er besaß nun einmal keine
Feinfühligkeit und hatte mit blinder Treffsicherheit die falschen Worte
gewählt. Mimi schnaubte, funkelte ihn dann an. „Wer außer mir?! Was soll das
denn heißen? Nur weil ich ein Mädchen bin“ – sie kam nicht weiter dazu,
sich aufzuregen, denn im selben Moment, als Tai beschwichtigend korrigierte:
„Ich meinte damit, dass du als Einzige geschickt und clever genug bist“,
bemerkten beide ein rosafarbiges Wesen neben Matt.
Und gleichzeitig stießen die zwei Streithähne einen abgrundtiefen Seufzer aus.
Vergessen war jede Auseinandersetzung. „Lass mich raten“, setzte Tai an,
Mimi fuhr fort: „Die setzt sich nicht nur in unsere Gondel, weil ihre ja mit
ihren Eltern, dem Babybruder, den Hunden und Natsu schon überfüllt ist…“
„Die haben wir auch noch während der Mittagspause am Hacken, wenn nicht sogar
auf den Pisten“, beendete Tai.
Die beiden tauschten einen genervten Blick, lehnten sich dann resignierend
zurück. „Du hast vielleicht Recht“, meinte Mimi nach einigen Sekunden
erschöpften Schweigens. „Ich mach’s – ich seh zu, dass Yuki Matt nicht zu
nah kommt. Aber dafür…“ „Ja?“ Tai richtete sich wieder auf, das
Mädchen ansehend. Mimi grinste. „Dafür kochst du heute Abend zusammen mit
mir das Abendessen!“
„Abgemacht“, willigte Tai widerwillig ein.
~
Es bedurfte wirklich keiner hellseherischen Fähigkeiten, um zu erraten, dass
Tai und Mimi Recht behielten mit dem, was sie über Yukis Vorhaben spekuliert
hatten.
Nicht nur in der Mittagspause, auch auf den Pisten und selbstredend auch in den
Liften war Yuki allgegenwärtig, und wenn Tai es nicht schnell genug gedeichselt
bekam, dann saß Yuki im Lift neben Matt, während Mimi und er missmutig im
Liftsitz hinter ihnen lauerten, bereit, jederzeit lautstark die Aufmerksamkeit
auf sich zu ziehen, sollte Yuki irgendwelche Annäherungsversuche wagen.
Doch all die Mühe hätte nicht sein müssen – denn als es zur
gefühlsbeeinflussten Eskalation kam, hatten Tai und Mimi nicht den Hauch einer
Chance, etwas gegen Yuki zu unternehmen.
Es hatte in der Nacht geschneit und die Schlepplifte waren deswegen mit Vorsicht
zu genießen, wie Yuki noch angemahnt hatte, als sie sich an den Doppelanker
neben Matt klinkte, und dann waren Matt und Yuki außer Sichtweite und dann –
und Tais Fluchen war weit über den Berg zu hören, wie Mimi ihm schadenfroh
prophezeite – wurde der Lift für unbestimmte Zeit gesperrt und sie mussten
über eine rote Piste – wofür Mimi Tai am Liebsten geröstet hätte –
hinunter zum nächsten Sessellift, während Yukis Liebesbahn nun freigeräumt
war.
~
„Ich hasse diese Lifte“, keuchte Matt, als es gen frühen Abend zu zweit
zurück ins Dorf ging. Die Zeit, in der er mit Yuki allein gewesen war, hatte
das Mädchen dazu genutzt, ihm ein Versprechen abzuluchsen. Und nun saß er in
einer Gondel mit ihr und ihrem Babybruder, während ihre Eltern, die Hunde und
Natsu bei einer Runde Kakao Tai, Mimi und die Anderen kennen lernten.
„Welche Lifte meinst du genau?“, wollte Yuki wissen, ihren Babybruder dabei
liebevoll in den Armen wiegend. „Diese Schlepplifte. Da kriegst du mich nie
wieder rein!“ Matt schnaubte, lehnte sich abgespannt zurück. Sie hatten die
Gondel für sich allein und saßen mit dem Rücken zum Berg, sodass sie das Dorf
immer näher kommen sehen konnten. „Romantisch, nicht wahr?“, seufzte Yuki,
ehe sie auf Matt einging.
„Ehrlich gesagt, ich wusste, dass der Lift gesperrt werden würde. Es stand an
der kleinen Tafel vor dem Lifthäuschen, aber das habt ihr nicht gesehen und ich
wollte ein bisschen mit dir allein sein.“ Sie errötete, wich seinem Blick
aus. „Ich wollte mit dir über den Brief reden, aber ich… ich hab mich nicht
getraut.“
Sie schien verlegen, was Matt dazu veranlasste, ihr aufmunternd zuzulächeln.
„Willst du jetzt vielleicht reden?“ Immerhin hatte sie das Thema schon
angeschnitten – und so viel wusste Matt mittlerweile von Mädchen: Sie
erwähnten nichts einfach so; wenn sie auf ein Thema zu sprechen kamen, wollten
sie auch drüber reden.
„Du bist nicht sauer auf mich, weil ich dir so unverblümt geschrieben habe,
was… was mit mir los ist?“ Sie hob den Blick, schaute in seine blauen Augen.
Matts Lächeln war liebevoll und warm, als er den Kopf schüttelte. „Wieso
sollte ich? Ich habe selten so einen süßen Liebesbrief bekommen.“
„Aww!“, quietschte Yuki auf und wandte den Blick ab, „sag nicht dieses
Wort!“ „Warum nicht?“ Matt klang amüsiert, rutschte ihr vorsichtig näher
und legte einen Arm um sie. „Weil… oh mein Gott, das klingt so… so
klischeemäßig und kitschig und überladen und romantiktriefend und…-“ Viel
weiter kam sie nicht, denn da hatte Matt einfach ihren Kopf gedreht und seine
Lippen auf ihre gedrückt.
Und während sie weiter gen Dorf schwebten, ahnten die Anderen nichts von dem,
was geschah, außerhalb jeglicher Reichweite und ohne, dass es hätte verhindert
werden können….
~
Der nächste Morgen begann verschneit, sonnig und mit duftendem Kakao, der durch
die Flure des Holzhauses zog und sogar Morgenmuffel Tai aus dem Bett lockte. Gut
gelaunt stand Matt summend in der Küche, rührte in verschiedenen Töpfen und
kommandierte Izzy mit dem Geschirr herum. „Wir brauchen auch Müslischüsseln,
hast du die Müslischüsseln irgendwo in einem der vielen Schränke gesehen?“
„Was ist hier denn los?“, gähnte Mimi, die, Sora stützend, noch nicht
einmal angezogen war. Sie hatte ihrer Freundin die Treppe herunter geholfen und
ließ sich jetzt auf einen der Stühle sinken. „Hab ich was verpasst? Feiern
wir Geburtstag oder hast du im Kalender auf den falschen Tag geguckt, oder
wie?“
„Darf ich nicht einfach aus einer Laune heraus ein Adventsfrühstück
zaubern?“ Matt reichte Izzy die entdeckten Müslischüsseln, stellte die
Flamme unter dem Haferflockentopf aus und reichte dem rothaarigen Jungen, der
kaum hinterher kam mit dem Arbeitseifer des Blonden, einen Topflappen.
„Haferflocken sind auch fertig. Wer hat den Zuckersirup geklaut?“ Er schaute
sich suchend um, aber Izzy keuchte: „Den hast du mir schon vor zwei Minuten
gegeben, der steht bereits auf dem Tisch.“
„Ist heute Sonntag?“, wollte Mimi mit Blick auf den kleinen Kranz in der
Mitte des Tisches wissen. „Erraten“, zwinkerte Matt ihr zu und servierte
höchstpersönlich den frischen Obstsalat, deren Zutaten er auf magische Weise
erstanden hatte – niemand von den Kids konnte sich erklären, wo er zu dieser
Jahreszeit in diesem verschneiten Dorf an Melonen gekommen war. Wahrscheinlich
würde es auch Matts Geheimnis bleiben, denn er gab keine Antworten auf
diesbezügliche Frage, sondern drückte Izzy, den er mittlerweile als seinen
persönlichen Laufburschen anzusehen schien, die Feuerhölzer in die Hand.
„Kümmer dich mal um die Kerzen. Alle, heute ist der vierte Advent.“
Und wenig später saßen die fünf in gemütlicher Runde am Frühstückstisch
und Sora stellte bei sich fest, dass sie glücklich war.
~
Yuki und Matt gingen den ganzen Tag über seltsam vertraut miteinander um, was
zumindest Mimi mehr als stutzig machte, aber zumindest hing Yuki nicht mehr wie
eine Klette an Matt.
Sora, unter dem Versprechen, nur auf dem kleinen Schlitten, den Tai und Matt
ergattert hatten, die sanftesten Pisten runterzusausen, thronte wie eine
Schneekönigin auf ihrem Holzgefährt, das Mimi hinter sich herzog Richtung
Center, wo ihre Skier verstaut waren. Die Mädchen hatten beschlossen, den Tag
miteinander zu verbringen. Wenn Sora schon gehandicapt war, dann wollte Mimi
zumindest das Beste draus machen.
„Ich halte es nicht aus, noch einen Tag in der Hütte zu vertrödeln“, hatte
Sora gemeint und klagend auf die Spielkarten gezeigt. „Noch eine Stunde mehr
und die landen im Kamin, weil ich sie nicht mehr sehen kann!“
So sahen sich die Jungs, denen ihre Karten heilig zu sein schienen, gezwungen,
eine Methode zu finden, wie Sora mitkonnte auf den Berg, ohne dabei ihren
Knöchel zu überanstrengen. Warm eingemummelt freute sie sich über ihren
Schlitten und brauchte gar keine Skier, um einen lustigen Vormittag zu
verbringen.
Mimi hatte hinter dem Skikindergarten, wo Natsus und Yukis Babybruder betreut
wurde und wirklich zu drollig aussah in seinem hellblauen Schneeanzug, einen
kleinen Hügel entdeckt, den sie und Sora hinunterrutschten konnten, ohne dass
sie zum Raufkommen einen Lift brauchten – genau das Richtige, befand Mimi
zufrieden und half ihrer Freundin, den Schlitten hochzuziehen.
Von dem Fleckchen hatten sie besten Überblick über die Ankunftsstation der
Gondeln und das Restaurant, ebenso wie die nicht weit abschüssig vom Center
liegende Bergwacht und natürlich die Kinderskischule, die am Skikindergarten
angrenzte.
„Schön hier“, seufzte Sora. Sie saß auf ihrem Schlitten, hatte die Augen
geschlossen und hielt das Gesicht in die Sonne. Und Mimi brachte es nicht übers
Herz, ihr von Yuki und Matt zu berichten, die, sich küssend, an der Piste
standen, an welcher Sora und Mimi Yuki vorgestern abgehängt hatten.
Dass Matt mit Yuki allein gewesen war, gefiel Mimi überhaupt nicht, ebenso
wenig wie sie erbaut gewesen war, als sie davon erfahren hatte, dass Matt Yuki
versprochen hatte, sich gemeinsam mit der Blonden um den Babybruder zu kümmern,
damit Yukis Eltern ein bisschen länger auf dem Berg bleiben und Yukis und
Natsus ‚neue Freunde’ kennen lernen konnten.
Durch Zufall war Mimi über den Brief von Yuki gestolpert, als sie gestern Nacht
vor dem Schlafengehen die durchnässten Jacken, die zum Trocknen in die Nähe
des Kamins gelegt worden waren, wieder an die Garderobe gehängt hatte und ihr
dabei ein nicht mehr ganz weißer, verknitterter Umschlag entgegenflatterte.
Und sie erinnerte sich nur zu gut an die Passagen, die sich in ihre
Denkvermögen eingebrannt hatten wie sonst nichts.
„Lieber Matt,
es fällt mir nicht leicht, aber ich denke, du hast ein Anrecht darauf, es zu
erfahren. Vielleicht hast du ja längst gemerkt, dass ich deine Nähe suche. Es
tut mir Leid, wenn ich dir damit auf die Nerven falle… ich kann einfach nicht
anders. Deine Art zu lächeln macht mich schwach und ich hab manchmal das
Gefühl, ich ertränke in deinen Augen. Wie machst du das? Du ziehst mich
magisch in deinen Bann und ich kann nichts dagegen tun, egal wie sehr ich es
auch versuchen mag.“
‚Heuchlerin’, hatte Mimi verächtlich geschnaubt und ungläubig den Rest
gelesen.
„Ich weiß, dass ich dir gesagt habe, ich hätte einen Freund daheim – das
war gelogen. Ich wollte vor dir nicht dastehen wie ein unerfahrenes Reh. Ebenso
wie es nicht die Wahrheit war, als du mich beim Spiel gefragt hast, ob ich noch
Jungfrau sei – ja, ich hüte meine Unschuld wie einen kostbaren Schatz, ich
will sie demjenigen schenken, dem mein Herz gehört.
Erst, wenn mein Herz ‚ja’ sagt, werde ich diesen Schritt wagen.
Und mein Herz sagt, du bist ein potentieller Kandidat für dieses Geschenk.
Verstehst du, was ich damit sagen will?
Es tut mir so leid, Matt.
Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt.
Yuki“
Sie hätte den Brief am Liebsten ins fast erloschene Feuer geworfen, auf dass
die schändlichen Worte von den Flammen gefressen würden und die
Gefühlsduseleien am Besten gleich mit! – Aber sie hatte es nicht getan,
stattdessen den Brief wieder verstaut und beschlossen, vor allem Sora nichts
davon zu sagen, was sie da erfahren hatte.
Yuki war nicht zu unterschätzen. Wie es schien, war Matt bereits auf die ersten
Manipulationen hereingefallen…
‚Vielleicht solltest du darüber nachdenken, es ihr gleichzutun und sie mit
ihren eigenen Waffen zu schlagen’, dachte Mimi mit Blick auf Sora, die so
entspannt auf ihrem Schlitten saß und die Tränen nicht wahrhaben wollte, die
ihr über das unentwegt lächelnde Gesicht flossen.
Und in dem Moment beschloss Mimi, dass Matt einen Liebesbrief von Sora kriegen
würde. Auch wenn Sora ihn nicht selbst schreiben würde…
__________
Seid ihr vollkommen wahnsinnig?! NEUNZEHN Favoriten?! Ich dachte, ich guck nicht
recht!! *quietsch* *sich so geehrt fühlt* Woah... Leute, ihr macht mich
glücklich >.-<
Ich hatte etwas Stress in Sachen Liebe *seufzt* Aber jetzt ist alles wieder
einigermaßen okay.
Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen ^-^ (auch wenn's sehr kitschig geworden
ist *drop* »')
... 24 Favoriten, ihr spinnt doch! *alle mal drück* DANKE!! *Freude herrscht*
Kapitel 9: Mein einziger Wunsch dieses Jahr
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Vielen Dank für eure tollen Kommentare ;____;
Ähm, das mit dem "Kommentare bitte erst am Ende" war auf das Kapitel bezogen
*sorry, wenn ich mich doof ausdrücke .___.*
"Kleines Örtchen" mit Klo assoziiert? xD Wie süß *lach*
...heißt Klo nicht "stilles Örtchen"? - nah, egal. x3
Vorsicht, jetzt kommt Vorweihnachtskitsch. Und bitte nicht hauen wegen der Sache
da mit Matt und Sora... (die Szene ist mit Absicht so geworden *Ruky nämlich
lernt, nach Konzepten zu schreiben* das ist zwar etwas schwer, aber machbar >--<)
Thehe, beruhigt mich, dass ich nicht die Einzige bin, die jetzt schon
(storybedingt!!) Weihnachtssongs höre ^^'
Jaaaa, die Kapitel sind beim Posten alle abgeschlossen! Ich splitte nicht mehr
»' (das find ich irgendwie doof... das bringt doch nix, außer Stress)
Ich hoffe, ihr verzeiht mir dieses miese Kapitel... (Lückenbüßer >-<) Aber
dann haben wir den Eiertanz mit Sora und Matt endlich hinter uns ^^'
Vorhang auf =)
Kapitel 11: Ein Weihnachtsmorgen im Schneegestöber
Sie würde sich nicht so behandeln lassen, definitiv nicht. Sie hatte ihren
Stolz, und wer den verletzte, würde dafür bitteres Blutgeld sühnen. So
einfach war das! Yuki nickte ihrem Spiegelbild zu. Es war gegen halb neun am
Weihnachtsmorgen und die Siebzehnjährige stand soeben vor ihrem Spiegel und
bürstete sich das schöne Blondhaar, sang dabei laut mit, was gerade im Radio
lief. Ihr war eine diabolische Idee gekommen, die nach Umsetzung schrie… und
dann würden wir ja sehen, wer sich hier das Herz brechen ließ. Mit jemandem
wie ihr spielte man nicht!
Sie war dabei, in die Vollen zu gehen – rücksichtslos, Verluste eiskalt
einkalkulierend… Sie war eine Kämpfernatur, eine Einzelgängerin. Sora und
Mimi hatten ihr einmal klar gemacht, dass sie nichts auf eine Freundschaft mit
ihr gaben. Schön und gut, das passte ihr sogar in den Kram. Wenn sie
psychoterroristische Kriegsfehde wollten, konnten sie das haben. Jetzt hielt sie
nichts mehr davon ab, ihre Abneigung den beiden gegenüber offen zu zeigen.
Wenn sie mit den beiden fertig war, würden wir ja sehen, wer hier über wen
triumphiert.
„Und dann wirst du bereuen, mich abgeschoben zu haben, Yamato Ishida“,
flüsterte Yuki und in den Augen ihres Spiegelbildes glomm es teuflisch auf.
„Frohe Weihnachten, mein Süßer…“
~
Nach einem himmlisch weihnachtlichem Frühstück und einem anschließenden,
schrecklichen Einmal-um-die-Hütte-gescheucht-werdens fühlte Tai sich wie das
menschlich gewordene Rentier Rudolf. „Erst mästen, dann abtrainieren – so
etwas nennt man Folter!“, keuchte der Brünette und ging vor einem weiteren
Schneeball aus Richtung links neben ihm in Deckung. Der Grund für seinen
unfreiwilligen Frühsport? Der stand keine zehn Meter weiter, guckte ihn grimmig
an und drohte damit, ihm die nächste Ladung Schnee direkt ins Gesicht zu
feuern.
„Sag das noch einmal, und du bist fällig!“, keifte Mimi, den Schneeball
bereits in den Händen haltend. „Aber das ist doch nur die Wahrheit…“
Erbärmlicher Versuch, sich zu rechtfertigen. Mimi schnaubte, kam auf ihn zu.
„Wenn du nicht endlich ein bisschen taktvoller wirst, dann war’s das mit
uns, du Idiot!“ „Das ist Erpressung…“ „Nein, Taktik. Und jetzt
entschuldigst du dich bei Sora, aber dalli!“ Sie deutete auf die Hütte, wo
Sora auf dem Sofa saß, den Kopf in den Händen vergraben.
„Dass sie aber auch gar keinen Spaß versteht…“, seufzt Tai, leise genug,
dass Mimi es nicht mitbekam – ganz leichtsinnig war er schließlich nicht,
auch wenn er einem Spiel mit dem Feuer meist nicht gänzlich abgeneigt war, wie
die Situation nur zu deutlich bewies.
„Damit ist nicht zu spaßen“, zischte Mimi ihm dennoch zu, als sie die
Hütte betraten – sie kannte Tai schließlich lange genug und konnte sich
denken, was ihm durch sein [hohles] Köpfchen ging –, schubste ihn dann
Richtung Sora. „Los jetzt, entschuldigen!“ „Ist ja gut.“ Tai ging zu dem
rothaarigen Mädchen, setzte sich neben es auf das Zweiersofa. „Sora?“
„Hm?“ Sie sah nicht auf und ihre Stimme verriet nicht, ob sie weinte oder
einfach nur still dasaß. „Es… sorry. Das meinte ich nicht so.“ Er legte
einen Arm um sie – und dann konnte Sora nicht mehr. „Du bist manchmal
wirklich zu dämlich, großer Bruder!“ Und lachend fiel sie ihm um den Hals
und eine verdatterte Mimi tauschte einen perplexen Blick mit Tai, der ebenso
überrascht zu seiner Freundin sah, wie diese den Blick erwiderte. „Wie
jetzt?“
„Als ob ich keinen Humor besäße – es juckte mir einfach in den Fingern,
mal zurückzuschlagen. Und die Sache mit der Haarspange… erinnerst du dich?
Wir hatten schon einmal so etwas.“ „Stimmt…“ Dunkel stiegen alte Bilder
vor Tais innerem Auge auf – Sora, die sich erst wieder bei ihm gemeldet hatte,
nachdem er ihr eine Email geschickt hatte, in der er sie ganz süß auf
Schüchterne-Jungs-Art um Verzeihung gebeten hatte…
„Du nimmst es mir also nicht krumm, dass…“ „Dass du gesagt hättest,
meine Spange stände Yuki sicherlich viel besser? Ach Tai…“ Kopfschüttelnd
stand Sora auf, hakte sich bei Mimi unter und grinste den Brünetten an, der gar
nichts mehr zu verstehen schien.
„Nein, wieso sollte ich? Yukis Aussehen ist mir relativ egal.“ Sora
zwinkerte Mimi zu, die zurückgrinste. „Das ist die richtige Einstellung.“
So wollte sie ihre Freundin doch hören! Wieso hatte sie noch gleich geglaubt,
durch Tais zufällige Bemerkung am Frühstückstisch würde Soras Welt wieder
einstürzen? So instabil war sie nicht mehr – der Kampf gegen Yuki hatte sie
stärker gemacht. In Soras Augen war ganz deutlich abzulesen, dass sie Matt
nicht so leicht wieder aufgeben würde. „Seid ihr jetzt eigentlich
zusammen?“, wollte Mimi wissen, als die zwei wenig später auf ihrem Zimmer
waren, um sich für den Morgen auf dem Berg umzuziehen.
„Ich weiß es nicht.“ Seufzend ließ Sora sich auf ihr Bett fallen, starrte
die Decke an. Matt hatte ihr ein Geständnis gemacht, das sie aus der Bahn warf
– damit hatte sie nicht gerechnet. Und außerdem – er hatte soeben Yuki den
Laufpass gegeben, dann konnte er doch nicht erwarten, dass er gleich darauf die
nächste Bettgespielin haben konnte! „Ich versteh, wie du das meinst“,
antwortete Mimi auf Soras laut geäußerten Gedanken. „Du willst kein Ersatz
für Yuki sein. Wenn Matt dich wirklich liebt, wie er behauptet, warum ist er
dann überhaupt erst mit Yuki zusammen gekommen? Wenn er wirklich schon so lange
in dich verliebt ist, warum merkt er das erst jetzt? Und wieso bildet der sich
ein, auf so ein plötzliches Geständnis sofort eine Antwort zu bekommen?!
Weißt du, wie das für mich aussieht?“
Sora wollte es nicht hören, aber Mimi war nicht zu bremsen. Sie hatte sich
wieder einmal warm aufgeregt und sie würde erst wieder verstummen, wenn sie
ihrem Unmut Luft gemacht hatte…
„Du weißt doch sicher noch, was ich dir über das Jagdverhalten von Jungs
gesagt habe. Yuki war eine Herausforderung für Matt, weil sie auf derselben
Ebene spielen – beides Herzbrecher und darauf aus, ihr Opfer schnellstmöglich
ins Bett zu bekommen. Yuki ist ein weiblicher Matt – nicht nur vom Äußeren,
sondern auch von der Einstellung. Sie leben nur für den Moment, nehmen alles,
was sie kriegen können… das Problem ist, dass Yukis Herz ihr ein Strich durch
die Rechnung gemacht hat, die so nicht aufgeht, was ihr natürlich überhaupt
nicht in den Kram passt. Und so musste umgeplant werden – statt einen auf
Verführerin zu machen, hat sie nun das niedliche Mädchen zum Besten gegeben.
Selbstinszenierung, vermischt mit intrigantischem Ränkeschmieden – in so
etwas ist sie sicherlich geübt. Und glaub mir, das Mädchen hat nicht
aufgegeben. Die nächsten Tage können verdammt hart werden.“
Mimi schnaubte verächtlich auf, sah aus dem Fenster. Die Sonne schien und ließ
den Schnee fast leuchten.
„Eigentlich sollte sie Matt behalten, dann können sie sich gegenseitig
unglücklich machen, statt dich in diese Schlammschlacht reinzuziehen. Was, wenn
Matt dich mit seinem Geständnis nur um den Finger wickeln will? Yuki bietet ihm
keine Herausforderung mehr, wie er sie braucht – das ist seine Droge, und Yuki
kann ihm keinen Kick mehr geben. Und deswegen lässt er sie fallen und sucht
sich etwas Neues. Er wird dich nur so lange beachten, bis er bekommen hat, was
er wollte – dann ist das nächste Mädchen fällig. Das Spiel funktioniert so
lange, wie beide Seiten nur auf ihre Kosten aus sind. Sobald es anfängt zu
funken zwischen den Parts, wird dieses Spielchen gefährlich. Wir sollten Yuki
also keinesfalls überschätzen… Sie wird bereit sein, über Leichen zu gehen,
um ihr Herz unbeschadet zurückzubekommen – oder um Matts Herz zu
stehlen…“
Mimi sah Sora eindringlich an, diese wich ihrem Blick aus, seufzte abgrundtief.
„Es ist zu spät – ich bin da bereits zu tief drin, als dass wir das
Programm „Vergiss ihn!“ abspielen könnten… das mag bei anderen Jungs
funktioniert haben, bei denen die Gefühle noch oberflächlich genug waren. Matt
ist mehr als ein simpler Crush – er ist leider Gottes meine erste große
Liebe, und die wird immer ihre Spuren hinterlassen. Ich werde nie ganz von ihm
loskommen, egal wie sehr ich es auch versuche.“
Ihre Verzweiflung tropfte aus jedem einzelnen Wort heraus und löste in Mimi den
Drang aus, Sora zu umarmen und nie wieder loszulassen, damit ihr niemand mehr
wehtun konnte.
„Das ist so ein blöder Mist…“
Die Brünette schloss die Augen, lehnte sich zurück an die Wand am Kopfende
ihres Bettes. „Sora, das ist nicht unsere Liga. Wenn du dich auf das Niveau
ziehen lässt, bist du schutzlos ausgeliefert. Das ist Yukis Revier, und sie
weiß, nach welchen Regeln gespielt wird. Sie ist geübt darin, während du als
blutige Anfängerin zum Abschuss freigegeben bist…“
„Das weiß ich selbst!“ Sora klang verzweifelt. „Aber was soll ich denn
tun? Ich weiß es doch auch nicht…“ „Aber ich“, meinte Mimi plötzlich
und richtete sich auf. „Wir müssen stärkere Geschütze auffahren… und mir
ist gerade ein dummer Gedanke gekommen, wie wir Yuki letztendlich endgültig aus
dem Rennen kicken können. Sobald wir auf dem Berg angekommen sind, fangen wir
an mit der Umsetzung des Planes, den wir im Café geschmiedet haben.
Einverstanden?“
„Ja.“ Sie wusste nicht, woher es kam, dass plötzlich der Kampfgeist in ihr
aufloderte, aber schlagartig war sie fest entschlossen, zu zeigen, was in ihr
steckte. Sie hatte genug eingesteckt… sie wollte nicht mehr zusehen, wie man
ihr Herz in seine Einzelteile zerlegte. Jetzt war Sora am Zug – und sie würde
dem Schachkönig zeigen, wer hier seine Königin war!
„Stiehl’ sein Herz“, meinte Mimi mit leuchtenden Augen und hielt Sora ihre
Hand hin. „Dein Wunsch sei mir befehl…“ Sora schlug ein und grinste
verschwörerisch zurück.
„Der wird sich noch wünschen, dieses unfaire Spiel niemals begonnen zu haben,
wenn wir mit ihm fertig sind…“
~
Auf dem Berg schneite es, wie die beiden Mädchen verzückt feststellten.
Piyomon und Palmon, die es kaum noch ausgehalten hatten, immer im Zimmer
eingesperrt zu sein, hatten sie erklärt, dass sie nur noch bis zum Abend
durchhalten mussten, danach durften sie – als Überraschungsgäste – auf der
Weihnachtsparty erscheinen.
„Was für ein herrlicher Morgen“, streckte Sora sich genüsslich und auch
Mimi gefiel, was sich ihnen darbot. „Das lockt richtig zum
Pistenruntersausen!“ Sie sahen sich an, warfen dann einen Blick zu Matt und
Tai, die noch mit den Anderen an den Gondeln standen. „Wenn die noch lange
warten, ist Yuki bald da und wird sich aufopferungsvoll um Matt bemühen“,
seufzte Mimi mit finsterem Blick auf den Blonden. „Egal – der trübt meine
Weihnachtsfreude nicht!“, beschloss sie dann und schubste Sora in seine
Richtung, ehe sie sich Tai schnappte und verkündete: „Du bringst mir jetzt
bei, wie ich unfallfrei im Gleitpflug den Berg runterkomme.“ „Das heißt
nicht Gleitpflug“, kritisierte Tai und damit war die Diskussionsrunde der zwei
eröffnet.
Und während sie den Berg zu zweit unsicher machten, gesellte sich Sora zu Matt,
dem ihre Anwesenheit alles andere als unangenehm war. „Tja, meine Partner hat
sich leider davon gemacht… hast du was dagegen, wenn ich die Abfahrten mit dir
mache?“ Matt lächelte umwerfend, aber Sora, die sich darauf vorbereitet
hatte, ließ sich dadurch nicht irritieren. ‚Jetzt stelle ich die Spielregeln
auf’, dachte sie und lächelte zuckersüß zurück. ‚Wenn ich dich auf meine
Ebene bekomme, bist du der Unsichere, während ich das Spiel im Griff habe –
wir drehen den Spieß jetzt um, Matt.’
Wirklich sonderbar, was so ein bisschen mehr Selbstvertrauen doch helfen
konnte…
Sie hatte da auch schon eine Ahnung, wie sie ihn am Besten ködern konnte.
Sie musste es nur schaffen, Yuki das Fahrwasser zu klauen – wenn die Blonde
einsah, dass Sora die besseren Karten hatte, würde es sie verunsichern und wenn
sie ihre überhebliche Selbstsicherheit einbüßte, dann kämen die Fehler, die
sie unweigerlich machen würde, von ganz allein… und dann war sie
aufgeschmissen.
Yuki war am Einfachsten mit ihren eigenen Waffen zu schlagen, und selbst wenn es
Sora da an Erfahrung mangelte, Einfallsreichtum machte allemale wett, was an
Experimentierungen noch fehlte. Wenn das geglückt war, konnte Sora ja immer
noch ausprobieren, was noch alles funktionierte, ehe Matt an der Reihe war. Es
war fies, was sie sich da ausgedacht hatte, aber wenn es der einzige Weg war, um
ans Ziel zu kommen, wieso sollte sie dann immer zurückstecken? Yuki und Matt
nahmen doch auch keine Rücksicht – derjenige, der zu sensibel war, konnte nur
verlieren. Und Sora wollte das jetzt durchziehen, komme, was wolle. Solange sie
sich selbst treu blieb, würde alles halb so wild werden.
Dass das auch ein harter Kampf mit sich selbst werden würde, ahnte das Mädchen
bereits, als es Matt vorschlug, mit ihr nach ganz oben ins „Grassjoch“ zu
fahren…
~
‚Ich kann das nicht – ich kann nicht einfach gewissenlos über die Gefühle
anderer hinwegsehen…’ Sie kamen der Bergspitze immer näher – und mit
jedem Meter in die Höhe schmolz Soras Selbstbewusstsein dahin wie Eis in der
Sonne… ‚Was hat mich bloß geritten?! Ich bin so dumm!’
Sie traute sich kaum, Matt, der direkt neben ihr saß in dem Zweiersessellift,
anzuschauen – hoffentlich tauchte jetzt nicht noch zu allem Überfluss Yuki
auf! Zu dumm, dass sie zu feige war, sich einmal umzudrehen. Denn das würde
heißen, sie würde sehen, wie hoch sie bereits waren, und so weit traute sie
ihrer Gott sei Dank nicht vorhandenen Höhenangst dann doch nicht. Nachher sank
sie ohnmächtig in Matts Arme – oder noch schlimmer: Sie fiel aus dem Lift…
nicht auszudenken.
„Hey Sora, träumst du?“, riss Matts Stimme sie da aus ihren Gedanken und
zwang sie, ihn doch anzusehen. „Ähm, was? Sorry, ich war grad… ich meine,
diese Aussicht…“ Sie brach ab, errötete. Verflixt, warum war sie jetzt
wieder so schüchtern? Und nirgends eine Mimi, die ihr aus dieser Situation
heraushelfen konnte…
„Die Aussicht kannst du später noch genießen“, lächelte Matt. „Du
solltest jetzt erst einmal die Skier vom Bügel nehmen, damit wir gleich
rauskommen aus dem Lift.“ „Oh… ja, Moment.“ Sora beeilte sich, ihre
Skier von der als Stütze gedachten Metallstange zu nehmen – sie hatte immer
noch Angst, irgendwann einmal nicht schnell genug aus dem Lift herauszukommen…
besser nicht dran denken, was dann geschehen könnte!
Sora machte drei Kreuze, als sie wenig später an Matts Seite unbeschadet aus
dem Lift rauskletterte, übersah dabei allerdings eine leichte Erhebung im
Schnee, stolperte drüber – und dann lag sie in Matts Armen und, unvorbereitet
wie sie darauf war, wusste sie nicht so recht, was sie jetzt tun sollte… aber
da hatte ihr Herz das Kommando übernommen.
Wann sie sich voneinander lösten, wusste Sora später nicht mehr – sie wusste
nur, dass sie sich wie auf Wolken gehoben fühlte.
Und Matt schien es offenbar nicht anders zu gehen, seinem Blick nach zu
urteilen. Er seufzte leise, sah tief in ihre Augen. „Ich meine es ernst mit
dir, Sora. Und ich wünsche mir, dass du mir irgendwann vertraust und glaubst…
Weißt du, wie schwer es für mich ist, dich immer in meiner Nähe zu haben und
genau zu wissen, dass du mich nicht willst?“
„Matt, bitte…“ Sora wandte sich ab, bevor er noch mehr solcher Worte sagen
konnte, die sie nicht hören wollte. Sie wollte jetzt nicht damit konfrontiert
werden – nicht jetzt, wo die Gefühlsstürme in ihr tobten. Ihr Herz schrie
nach seiner Nähe, schrie danach, ihm endlich zu glauben; aber der Verstand
hatte seine Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Worte Matts. Was, wenn das alles
nur eine Inszenierung war? Wer garantierte ihr, dass sie ihm glauben konnte? Er
konnte jedes Mädchen haben… und wenn sie ihm keine Herausforderung mehr bot,
dann wäre es aus und vorbei…
Es setzte sie sichtlich unter Druck, aber sie war entschlossen, durchzuhalten.
‚Was mich nicht umbringt, macht mich stark’, versuchte sie, sich selbst Mut
zuzureden – aber es klappte nicht. Es scheiterte, sobald Matt ihr in die Augen
sah; sobald sein Blick in ihre Richtung ging, war alles andere plötzlich
unwichtig. Und wenn er nur flüchtig zu ihr guckte, ohne dabei zu lächeln… es
war zum Verrücktwerden.
Sora atmete tief durch, stieß die Skistöcke in den Schnee – und dann hallte
ihr Schrei über den Berg. „Bleib bloß bei mir!“ Erschrocken hatte Matt das
Mädchen im letzten Moment festhalten können, ehe es kopfüber in den Abgrund
gestürzt wäre. Sora hatte eine zweite Schneewehe übersehen, aber dank Matts
schneller Reaktion war ihr nichts geschehen. Der Blonde war rücklings im Schnee
gelandet, Sora auf ihm, und als sie aufstehen wollte, verhedderten sich ihre
Skier und die beiden Teenager drehten sich einmal, sodass Matt nun oben lag.
Unter die Erschrockenheit in seinem Blick mischten sich Verzweiflung und
Begierde – Sora konnte ihnen ablesen, was in Matt vorging.
Ihr verdammtes Herz raste (garantiert nicht nur vor Schrecken darüber, dass sie
fast abgestürzt wäre), und noch während sie zögerte, Matt einfach von sich
zu stoßen, hatte dieser einen Entschluss gefasst. „Ahnst du überhaupt, was
du mit mir machst?!“ Er befreite ihre linke Hand aus dem Handschuh, führte
sie blitzschnell hinunter zu seinem Schritt. „Das machst du allein durch deine
Anwesenheit mit mir.“ Es fühlte sich hart an und irgendwie… es löste etwas
in Sora aus, das sich unbeschreiblich anfühlte. Unbeschreiblich schön,
unbeschreiblich magisch.
„Ich möchte so gern mit dir schlafen… es verzehrt mich so sehr nach dir,
dass ich manchmal glaube, den Verstand zu verlieren. Es hat nicht funktioniert,
diese schmerzhafte Leidenschaft auf Yuki zu übertragen, wie ich gehofft habe
– ich war sicher so, dass du mich zurückweisen würdest… Verdammt! Sora,
ich hab mich in dich verliebt! Ich begehre dich und ich liebe dich. Bitte, glaub
mir das endlich…“
„Das… Nein, hör auf. Wenn du hoffst, dass das der richtige Weg ist, dann
tut es mir Leid, dich enttäuschen zu müssen. Lass mich endlich los!“
„Nein, Sora, du hörst mir jetzt erst zu.“ Er hatte ihre Hand freigegeben,
aber Sora zog sie trotzdem nicht zurück. Ihre sadistische Ader entdeckend,
genoss sie es für einen Augenblick, ihn in ihrer Gewalt zu haben –
wortwörtlich. Was es wohl bewirken würde, wenn sie ihre Hand einmal vorsichtig
auf und ab bewegte…?
Augenblicklich drang ein leises Stöhnen über Matts Lippen und nicht nur er war
froh, dass sie zu dieser Tageszeit die Einzigen im Grassjoch waren. Dass diese
simple Bewegung so viel auslösen würde… irgendwie fand Sora das
faszinierend. „Du quälst mich“, keuchte Matt, die Augen schließend. „Das
merke ich“, flüsterte Sora zurück, aber sie dachte nicht daran, ihn
freizugeben. „Jetzt erlebst du mal, wie ich mich gefühlt habe in den letzten
Tagen, Matt.“ ‚Nicht’, schrie die Vernunft in ihr. ‚Offenbar ihm nicht
dein Herz!’ Aber Sora hörte nicht darauf und irgendwann gab der Verstand auf,
und stattdessen übernahm ihr Herz das Ruder.
„Erklär mir, warum du dich auf Yuki eingelassen hast, wenn du doch wusstest,
dass du dich in mich verliebt hast!“, forderte sie und drückte dabei einmal
sanft zu – die Antwort kam wie von selbst über Matts zitternde Lippen. „Ich
bin leider nicht davor verschont worden, eine gewisse Neigung zum
triebgesteuerten Verhalten zu besitzen. Yukis Reize haben ihre Wirkung auf mich
gezeigt, aber wie du siehst, habe ich es nicht lange mit ihr ausgehalten. Sora,
nicht…“
„Soll ich dir mal was sagen, Matt? Ich glaube dir kein Wort. Du hast mich
enttäuscht! Meine Welt ist in Scherben zersprungen, als du Yuki ‚deine
Freundin’ genannt hast. Wie soll ich dir jetzt plötzlich abkaufen, dass du
dich in mich verliebt hast – wer sagt mir denn, dass dir der Sinn nicht bloß
nach einer neuen Bettgefährtin steht? Du hast es nie lange mit demselben
Mädchen ausgehalten. Die Jahre, in denen wir nun schon befreundet sind, hattest
du mehr Mädchen als das Jahr Wochen hat. Und du weißt genauso gut wie ich,
dass du den Mädchen die Herzen gebrochen hast, weil du nur mit ihnen gespielt
hast – egal, wie nett du sie auch behandelt haben magst. Den Laufpass hast du
bisher jeder gegeben. Woher soll ich wissen, dass ich nicht dein neustes Opfer
bin und noch vor Silvester verzweifelt mein zersprungenes Herz versuche zu
kitten?“
Sie hatte mit einem schnellen Streicheln begonnen und Matts Miene hatte sich
verändert – die Augen zugekniffen, Schweiß auf der Stirn… – „Sora,
bitte – wenn du nicht aufhörst, kann ich für nichts mehr garantieren…“
„Dann leg mich endlich flach, dann haben wir es hinter uns!“ Sie funkelte
ihn wütend an, bemüht, ihre Tränen zurückzuhalten. „Wenn du hast, was du
wolltest, dann bin ich das Problem mit dir vielleicht endlich los. Wenn du meine
Unschuld geraubt hast, wirst du dich nach einer Anderen umsehen, die du
rumkriegen willst. Überlass mich ruhig mir selbst! Das ist dann ja nicht mehr
dein Problem!“ Sie atmete heftig, und da reichte es Matt endgültig. „Kapier
es endlich, Sora! ICH LIEBE DICH!“, schrie er und der Berg gab das Echo seiner
Worte tausendfach wieder. Matts Lippen brannten auf den ihren, aber Sora
schubste ihn nicht von sich herunter, sondern erwiderte den Kuss, während etwas
Warmes plötzlich ihre Hand benetzte. Matts Wangen waren gerötet und sein Atem
ging merklich schneller, als er ihre Hand vorsichtig aus seiner Hose zog. „Du
wolltest ja nicht auf mich hören…“, seufzte er ermattet und suchte in
seiner Hosentasche nach Taschentüchern.
Fasziniert starrte Sora auf die milchig zähige Flüssigkeit auf ihren Fingern.
So sah es also aus… irgendwie hatte sie es sich vollkommen anders vorgestellt.
Wonach es wohl schmeckte…? Aber bevor sie probieren konnte, hatte Matt ihr mit
dem Taschentuch über die Hand gewischt. „Es tut mir Leid, das wollte ich
nicht…“ Er wirkte beschämt, traute sich nicht, ihr in die Augen zu sehen.
„Wir sollten vielleicht versuchen, den Berg hinunterzukommen“, erwiderte
Sora, ihm wie schon vor einigen Nächten in ihrem Schlafzimmer ausweichend.
Matts Hände fühlten sich warm an und der Gedanke an das, was da gerade
geschehen war, ließ Schmetterlinge in Soras Bauch flattern. Hatte sie ihm etwa
gerade…
‚Oh mein Gott.’
Röte schoss ihr ins Gesicht. Was hatte sie da nur getan?! „Sag den Anderen
nichts davon“, bat sie den Blonden, welcher nickte. „Natürlich nicht…“
Er half ihr auf und dann machten sie sich daran, heile aus dem Joch
herauszukommen. Und während sie sich hinunterkämpften und es vermieden, sich
anzuschauen, dachte Sora, dass sie dringend mit Tai sprechen musste. Wenn ihr
jetzt einer weiterhelfen konnte in Sachen Matt, dann war es dessen langjähriger
bester Freund… vielleicht konnte er ja endlich Ordnung in diese
Verworrenheiten an Gefühlen bringen. …hatte Matt wirklich „ich liebe
dich“ gesagt…?
~
Unten angekommen, wurden Matt und Sora schon sehnlichst erwartet. „Kari und
Yolei haben festgestellt, dass sie die Geschenke noch nicht verpackt haben!“
Dramatisch sank Mimi in Soras Arme. „Dabei hatte ich nur eine einzige Abfahrt
mit Tai allein… Sora, sag da mal was gegen.“
„So stimmt das doch gar nicht“, protestierte Kari sofort. „Ich habe
lediglich gesagt, dass ich nicht sicher bin, ob das Geschenkpapier angebracht
ist für die Jungs!“ „Nicht alle auf einmal“, wehrte Sora ab, Mimi in die
Arme nehmend. Das verrückte Mädchen verströmte den vertrauten Geruch von
Rosenshampoo und dem Duschgel, das Sora ihr vor Jahren mal zum Geburtstag
geschenkt hatte. „Bricht hier jetzt die Weihnachtshektik aus?“, wollte Izzy
belustigt von Tai und Matt wissen, die sich dezent im Hintergrund hielten. Matt
hatte in Ruhe mit Tai reden wollen, aber das ging ja nun schlecht. „Scheint
so“, seufzte Tai und ging dann zu Mimi, die aufgelöst in Soras Armen lag.
„Komm mit, wir gehen jetzt erstmal einen Kakao trinken. Kari, Yolei, das gilt
auch für euch! Mitkommen, hopp, hopp!“
Ohne zu widersprechen folgten die Mädchen ihm, begleitet von Soras staunendem
Blick. „Der hat die drei aber gut im Griff…“ „Nein, er weiß einfach,
wie er hyperventilierende Mädchen beruhigen kann.“ Das war Joe, der gemeinsam
mit David und TK, die sich gerade in die Wolle zu kriegen drohten, gerade auf
der Bergstation angekommen war. „Hilf mir mal wer, diese Streithähne zu
trennen – die mosern sich schon die ganze Zeit wegen Karis Weihnachtsgeschenk
an.“
Seufzend kam Sora ihm zu Hilfe. Wie es aussah, würde sie in absehbarer Zeit
erstmal nicht mit Tai reden können…
Dabei brauchte sie seinen Rat wirklich dringend – zumal soeben Yuki, woher
auch immer sie so schnell gekommen war, auf die Freunde aufmerksam wurde und
fast schüchtern zu ihnen herüberschlenderte. ‚Das gibt Ärger’, dachte
Sora. ‚Yuki will uns bestimmt nicht auf ein Weihnachtskaffeetrinken
einladen…’
Wie Recht sie hatte, wurde ihr im selben Moment klar, als Yuki mit Tränen in
den Augen an ihr vorbei ging, direkt auf Matt zuhielt, und, noch bevor sie vor
ihm stand, leise aufschluchzte. „Matt, es… oh mein Gott, es ist so
schrecklich. Ich – ich bin schwanger von dir!“
______________________
Waaaaaaaaaaaaaaaaaah, nicht hauen nicht hauen nicht hauen!!!
Kapitel 12 ist schon in der Mache!! *flücht* *sich vor Yukihassern in
Sicherheit bringt*
Als nächstes kommt endlich das Christmas-Chapter, und dann *händereib*... ja.
Ich sag nur: Silvester. xD (das kommt noch viel besser) *abdreh* *rumspinn*
VIELEN DANK FÜR 65 KOMMENTARE UND 30 FAVORITEN!! Ihr seid so verrückt! *mit
Kuchen angerannt komm* DAAAAAAAAAAAAAAAAAANKE!!! ;O; *das doch gar nicht
verdient*
Kapitel 12: Um Mitternacht erklingen die Weihnachtsglocken
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*tief Luft hol* Waaaaaaaaah, ihr seid so wahnsinnig!! 34 Favoriten?! Ihr spinnt!
Ich spinne! Wir spinnen alle! Ich webe im Hochsommer eine
Weihnachtswinterromanze und ihr lest sie auch noch! *wir sollten uns alle
schämen*
Joah... *geheimnisvoll lächel* Vorhang auf für das Weihnachtsabendkapitel, mit
extrawenig Yuki (weil sie mir selbst im Weg ist).
Kapitel 12: Um Mitternacht erklingen die Weihnachtsglocken
Sora hatte mit etwa fünf Jahren schwimmen gelernt und seither große Freude
daran gehabt, übermütig im Wasser zu spielen. Doch den einen Sommer im Freibad
hatte sie es übertrieben mit dem Nach-Ringen-Tauchen – die Beule an ihrem
Hinterkopf konnte sie heute noch spüren, ebenso wie der betäubende Schmerz
unvergessen war.
Und eben solch einen Schmerz fühlte sie gerade ihr Herz belagern.
Was hatte Yuki da verlauten lassen? Das… das konnte doch nicht…
‚Tu doch was, Matt…’, dachte sie verzweifelt, den Blick fest auf Yuki
gerichtet. „Matt?“, flüsterte diese soeben und blinzelte verunsichert ein
paar Tränen aus ihren Augen, umarmte ihn dann aufschluchzend. Er hatte die
ganze Zeit regungslos dagestanden und ihre Kuscheleien über sich ergehen
lassen, doch jetzt schob er sie weg, sah ihr fest in die Augen. „Ich habe dir
geglaubt, als du gesagt hast, du würdest…“ „Selbst diese Methode ist
nicht Hundertprozent sicher… willst du den Test sehen? Oh mein Gott, Matt…
es ist so furchtbar… was soll ich nur tun?“
Sein Blick verdunkelte sich, aber er gab Yuki keine Antwort, sondern löste nur
ihre Umklammerung, sie dabei ansehend. „Ich habe dir vertraut, als du gesagt
hast, es könnte nichts passieren. Du warst dagegen, als ich dir vorgeschlagen
habe, das Kondom zu nehmen. Ich hab dir vertraut, dass du nicht schwanger werden
kannst! War das mit dem negativen HIV-Test auch gelogen?“
„Nein, natürlich nicht! Matt, bitte…“
Verzweifelt erwiderte Yuki seinen Blick, aber Matt wandte sich von ihr ab.
„Ich hasse Lügen“, war alles, was er noch zu ihr sagte, dann drehte er sich
um und ging. Und überließ Yuki sich selbst, die daraufhin in die Knie sank,
ungläubig in den Schnee starrend. In dem Moment tat sie Sora einfach nur Leid.
„Das wird wieder“, meinte sie leise und reichte der Blonden ihre Hand, die
Yuki jedoch ausschlug. „Was weißt du denn schon?! Er hat mich für dich
abserviert, du blöde Kuh!“ Ihre Tränen glänzten im Sonnenlicht, ließen
Yuki fast aussehen wie einen gefallenen Engel. Es musste hart sein,
festzustellen, ungewollt ein Baby zu erwarten – und zu allem Überfluss auch
noch kurz vorm Heiligen Abend…
Sora atmete tief durch, kniete sich dann zu Yuki hinunter. „Ich kann
verstehen, dass du nicht gut auf mich zu sprechen bist, aber ich möchte dir
trotzdem helfen. Hör endlich auf, wegen diesem Arschloch zu heulen, das ist der
überhaupt nicht wert!“ Sie klang heftiger als beabsichtigt, doch zumindest
hatte sie nun Yukis Aufmerksamkeit. Feindselig starrte die Blonde sie an,
erwiderte nichts auf Soras Worte. Die Rothaarige atmete tief durch, gab sich
dann einen Ruck und umarmte Yuki.
„Es ist dämlich, sich wegen eines Kerls nicht leiden zu können. Im Endeffekt
triumphiert Matt, wenn du zulässt, dass er sich solche Aktionen leisten kann.
Vielleicht hast du ihn angelogen, aber du bist schließlich auch nur ein Mensch
mit Gefühlen, und wenn das deine Art ist, glücklich zu sein, dann kann dir das
niemand verbieten. Jeder Mensch empfindet Glück anders und ich finde, dass
jeder ein Recht darauf hat, glücklich zu sein. Matt darf so nicht mit dir
umspringen!“
Und da drückte Yuki Sora an sich. „Wenn wir keine Konkurrenten werden“,
schniefte sie, „dann würde ich Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um deine
Freundin zu werden.“
Sora lächelte matt, strich Yuki über das Blondhaar. „Wir finden eine
Lösung, versprochen. Und danach können wir uns weiterhin anzicken,
einverstanden? Solange wird das Kriegsbeil begraben.“ „Einverstanden.“
Yuki wischte sich die Tränen weg, versuchte ein Lächeln. Sora half ihr
aufstehen, meinte dann: „Wir sollten den Anderen nichts davon sagen, das
würde nur unnötige Aufregung geben.“ Joe, Davis, Ken und TK, die sich im
Abseits gehalten hatten, nickten. „Besonders Mimi verraten wir nichts“,
fügte Sora hinzu. Sie wollte sich lieber nicht vorstellen, wie die Brünette
auf diese Hiobsbotschaft reagierte…
~
Yuki wollte allein mit Matt reden, hatte sie gesagt. Und so fand Sora dann doch
die Zeit, Tai um Rat zu fragen bezüglich des Dilemmas, in dem sie steckte. Sora
hatte sich dem Paar angeschlossen, das heute die roten Pisten ausprobieren
wollte – „Auf deine Verantwortung, und wehe dir, du bleibst dann nicht Tag
und Nacht an meinem Krankenhausbett!“, hatte Mimi gedroht, ehe sie nachgegeben
hatte. Und nun saß die Brünette in dem Sessellift vor ihnen und deklarierte
ihre Abscheu gegen Pisten, die für ihren Geschmack zu steil nach unten gingen,
während Sora nach Worten suchte, mit denen sie Tai ihr Problem schildern
konnte.
„Tai, du kennst Matt doch ziemlich gut, oder?“, begann sie. Tai nickte,
nicht verstehend, was das jetzt sollte. „Ja, und?“ „Dann kannst du mir
doch sicherlich auch eine Frage beantworten, oder?“ Schüchtern wich sie
seinem Blick aus, räusperte sich. Und wenig später schrak Mimi vor ihnen
einmal fürchterlich zusammen und unterbrach ihren Lamentierfluss für zwei
Sekunden, als Tais überraschtes „WAAAAAS?!“ an ihr Ohr drang. „Idiot“,
murmelte Mimi, den Kopf schüttelnd, und setzte ihr Jammern über
grottenschlechtes Krankenhausessen fort (sie war immer noch der felsenfesten
Überzeugung, die roten Pisten nicht heile zu überstehen).
Indessen hatte Tai sich wieder gefangen, starrte Sora nun entgeistert an, die
total perplex zurückstarrte. „Hä? Ist das etwa etwas so besonderes…?“,
wollte sie unsicher wissen, woraufhin Tai tief durchatmete. „Verrat ihm bloß
nicht, dass ich dir das gesagt habe, das ist eigentlich ein geheimer Schwur
zwischen ihm und mir“, senkte er seine Stimme. Sora nickte und der Brünette
fuhr fort: „Matt und ich haben uns mal geschworen, dass wir, egal was
passiert, nur dann zu einem Mädchen ‚ich liebe dich’ sagen, wenn wir es
wirklich so meinen. Das war in der Zeit, als Matt jeden Abend mehrere Mädchen
mit aufs Zimmer genommen hat… du weißt schon, als es ihm psychisch mies ging,
vor ca. einem Jahr, und er drauf und dran war, nicht nur sich selbst kaputt zu
machen, sondern auch den Mädchen wehtat, die eine Nacht mit ihm verbrachten,
indem er ihnen falsche Hoffnungen machte. Ich hatte gehofft, ihn so bremsen zu
können und er hat dieses Versprechen noch nie gebrochen – ich hab ihm gesagt,
dass ich ihm die Freundschaft kündigen werde, sollte er sich nicht daran
halten. Andersrum gilt es natürlich genauso.“
Tai seufzte, lächelte Sora an, die kaum glauben konnte, was Tai ihr da soeben
verklickert hatte. „Matt mag vielleicht manchmal ein Macho sein, aber seine
Versprechen sind ihm heilig. Hat er dir wirklich gesagt, dass er dich liebt?“
„Ja, hat er.“ Sora musste lachen, als sie Tais Miene registrierte. Der
Brünette guckte, als sei ihm soeben ein rosa Pferdchen mit Engelsflügeln über
den Weg gelaufen.
„Sora, wenn er das gesagt hat, dann kannst du ihm glauben, dass er es ernst
meint mit dir. Er liebt dich, und selbst wenn er seine Gefühle nicht immer
offen zur Schau trägt, kannst du sicher sein, dass sich hinter seiner Fassade
ein sensibler Typ verbirgt. Gib dir einen Ruck und öffne ihm dein Herz – er
wird dir nicht wehtun. Indem er dir gesagt hat, dass er dich liebt, hat er auch
riskiert, die Freundschaft mit mir zu verlieren – und die würde er nicht so
einfach aufs Spiel setzen.“
Tai legte einen Arm um Sora, die sich, so gut es ging, an ihn schmiegte.
„Danke“, flüsterte sie und Tai winkte ab. „Ach was, nicht dafür. Wofür
hast du denn einen großen Bruder?“
~
Worauf Yuki und Matt sich geeinigt hatten, würde Sora wohl nie erfahren, aber
als sich die Dämmerung über das Land legte, war nichts mehr davon zu sehen,
dass Matt vor wenigen Stunden einen ziemlichen Schrecken eingejagt bekommen
hatte.
Strahlend wie der personifizierte Weihnachtsengel stand er summend in der
Küche, rührte in verschiedenen Töpfen und sang zusammen mit Mimi Soras
Lieblingsweihnachtslied, „Santa, can you hear me“.
„She’s all I want, just for me, underneath my christmas tree…“ Er
umrundete Sora, drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und freute sich darüber,
dass sie so süß erröten konnte. Nachdem die Kids wieder in ihren Hütten
angekommen waren, hatte Sora Matt um ein Gespräch unter vier Augen gebeten.
„Ich habe mich entschieden“, hatte sie gesagt und war seinem Blick verlegen
ausgewichen. „Wehe dir, du brichst mein Herz!“ Und da hatte Matt sie umarmt
und zwischen sanft fallenden Schneeflocken hatten sie sich im letzten Tageslicht
geküsst. Und auf Mimis Frage, ob Sora ihre Planung vergessen hätte, meinte
Sora dann nur locker: „Halten wir sie in Reserve und hoffen wir, dass wir sie
nicht brauchen.“ „Du lässt dich also tatsächlich auf ihn ein.“, hatte
Mimi gestaunt und sie einmal gedrückt. „Dann wünsch ich dir viel Glück mit
ihm!“
‚Manchmal’, dachte Sora nun bei sich, ‚ist es vielleicht überflüssig,
sich so viele Gedanken zu machen. Planen lässt sich sowieso nichts im Voraus,
was so undurchschaubar ist wie der Weg der Liebe. Und wenn wir schon über so
dünnes Eis balancieren, sollten wir uns zumindest von dem Einzigen leiten
lassen, das den sicheren Weg darüber kennt: unserem Herzen.’
Sie war soeben dabei, den Nachtisch zu dekorieren mit den Marzipanröschen, die
Mimi unbedingt noch gepudert haben wollte – „danach dann vielleicht auch
deinen Prinzesinnenpo?“, hatte Tai angedroht, woraufhin Mimi ihrem Freund die
Zunge herausgestreckt und verkündet hatte, wenn er nicht allmählich mal netter
zu ihre wäre, er dann sein Geschenk im Schnee suchen dürfte, was Matt dazu
veranlasst hatte, zu kritisieren, es sei doch längst noch nicht Ostern und Mimi
abschließend meinte, dass Tai doch so oder so bis zum Osterfest brauchen
würde, bis er das Geschenk gefunden hätte.
Nicht erwähnenswert, dass Tai nun vergrätzt am Küchentisch saß und sich mit
seiner Lieblingsbeschäftigung Nummer 2, die gleich nach ‚Essen vernichten’
folgte, aufhielt – nichts tun. „Du könntest mir wenigstens mit diesem
dämlichen Puderzucker helfen“, meinte Sora und wich einer Wolke aus, die sie
aufgewirbelt hatte, als sie das Puderpäckchen öffnete. Es staubte rüber zu
Tai, der niesten musste. „Hilfe, Smog überm Weihnachtshäuschen“,
quietschte er und flüchtete. „Faules Pack“, kommentierte Sora mit
gerunzelter Stirn, wandte sich dann Izzy zu, der am Fenster saß und
sehnsüchtig rüberstarrte zur Hütte von Joe und den Jüngeren.
…vielleicht war es doch keine gute Idee, ausgerechnet den jetzt um Hilfe zu
bitten… in seinem Zustand – nervös und aufgeregt und das ungeschickt zu
verstecken versuchend – würde er letztendlich nur den Kuchen runterschmeißen
und das brauchte Sora so irgendwie gar nicht. Dann doch lieber allein mit dem
krümeligen Unterfangen abplagen…
„Fertig!“, rief Mimi in dem Moment aus Richtung Küche und kniete vor dem
Backofen nieder. „Damit hätten wir alles“, meinte Matt, der soeben den
letzten Topf vom Herd genommen hat. „Trommelt mal jemand Izzy und Tai
zusammen? Wir müssen das Essen noch rübertransportiert bekommen.“
Wenig später hatten die Fünf ihre Mäntel an und jeder war beladen wie ein
kleiner Packesel – wie gut nur, dass sie beschlossen hatten, die
Geschenkübergabe getrennt zu machen, denn jetzt auch noch die ganzen Päckchen
zu Kari und den anderen bringen, nein danke! Sie schwankten ja jetzt schon unter
ihrer Last…
„Warum haben wir nicht gemeinsam bei den Anderen gekocht?“, ächzte Mimi und
hatte Mühe, im tiefen Schnee nicht das Gleichgewicht zu verlieren. „Weil Ken
und TK den Platz zum Kochen selbst benötigen?“, keuchte Matt zurück und
seine Stimmlage jagte Sora einen Schauer über den Rücken. Mit dieser Stimme
hatte er heute Morgen auch im Schnee gekeucht, als sie ihm…
Oh Gott, nicht dran denken! Sora kniff die Augen zu, was zur Folge hatte, dass
sie in Matt lief, der genau vor ihr ging – „Hoppla“, meinte der Blonde
erschrocken und konnte sie gerade noch halten, ehe sie mitsamt des Essens
Bekanntschaft mit dem Schnee gemacht hätte. „Entschuldige“, murmelte Sora,
ihn verlegen anlächelnd – der Gedanke daran, dass er jetzt ihr Freund war,
ließ ihr Herz vor Glück schneller schlagen.
„Kein Problem“, erwiderte Matt sanft. Und dann stand Tai hinter ihnen und
nörgelte, dass sie ihm den Weg versperrten. „Nicht stehen bleiben, ich will
auch mal bei meiner Schwester ankommen!“ „Ist ja gut.“ Lachend streckte
Sora dem Brünetten die Zunge raus, und als sie bei den Jüngeren angekommen
waren, seufzte sie glücklich: „So sollte jeder Abend sein – nette
Gesellschaft, gutes Essen in Aussicht – was will der Mensch mehr?“
„Poetisch werden darfst du erst nach dem ersten Glas Wein“, wies Tai sie
zurecht und stimmte ein in das Lachen der Anderen.
„Frohe Weihnachten!“ Wie ein kleines Engelchen aussehend, kam Kari auf die
Fünf zugehüpft, umarmte jeden einmal und gab Tai und den Mädchen sogar ein
Küsschen auf die Wangen. „Hey, und wir?“, beschwerte sich Izzy, woraufhin
auch er und Matt einen Schmatzer bekamen. „Zufrieden?“ Das brünette
Mädchen zwinkerte, deutete dann auf den Tisch in der Mitte des Raumes.
„Stellt die Sachen dort ab, wo die Brettchen liegen. Und wehe euch, einer
macht die Deko kaputt, Yolei und ich haben stundenlang daran gesessen!“
Der Tisch war wirklich schön dekoriert. Kunstschnee lag verstreut auf der
durchsichtigen Decke, überall standen lange weiße Kerzen in silbernen Haltern
und ein paar Tannenzweige, geschmückt mit silbrigen Kugeln und Engelchen mit
Trompeten und Harfen, lagen zwischen den verschnörkelten Tellern, die Kari von
ihrer Mam geliehen bekommen hatte. „Unser Reserve-Weihnachtsgeschirr“,
erklärte sie. „Wunderschön“, seufzten Mimi und Sora einstimmig.
Die beiden Mädchen trugen noch ihre Klamotten von heute Morgen – erst für
den Abend mit den beiden Jungs wollten sie sich umziehen. Was Mimi vorhatte,
konnte Sora nicht sagen, aber sie selbst… würde Matt sie wohl heute fragen,
ob sie mit ihm…? Und wenn, was würde sie sagen? Sie hatte immer noch Angst,
dass wenn sie Matt ihre Unschuld geschenkt hatte, er sich nach einem Ersatz für
sie umsehen würde…
Andererseits, wenn sie sich ihm heute öffnete, und er sich danach wirklich nach
einem anderen Mädchen umschaute, dann waren seine Worte keinen Pfifferling wert
und Sora wusste wenigstens, woran sie war, statt dass sie ihre Zweifel immer
weiter mit sich trug, weil sie Matt nicht vertrauen konnte.
Ihr Entschluss war gefallen, ehe sie es überhaupt realisiert hatte.
„Sora?“ „Ja?“ Aus ihren Gedanken schreckend, sah sie auf, blickte in
Karis strahlendes Gesicht. „Kommst du? Wir wollen anfangen.“ Tatsächlich
saßen die Anderen alle schon am Tisch und schauten nun auffordernd zu ihr, die
immer noch vor ihrem Stuhl stand und verträumt in die Gegend guckte. „Wie?
Oh, ja, ja natürlich.“ Sie verscheuchte die Gedanken an später und
beschloss, diesen Abend zu genießen. Das erste Weihnachtsfest mit all den
Menschen, die ihr wichtig waren… es sollte, wie Mimi schon heute Morgen geahnt
hatte, unvergesslich werden. Nicht nur, weil Matt ihr immer wieder diese Blicke
zuwarf, die ihre eigene Sprache sprachen…
~
Mit den elf anderen Verrückten konnte es nie traurig werden, stellte Sora
ziemlich schnell fest. Kari und TK, die sich über den ganzen Tisch foppten,
weil Davis es so gedreht hatte, dass sie ziemlich weit auseinander saßen,
hatten die Lacher auf ihrer Seite und als Tai sich darüber mokierte, dass die
Kirschen im Reisragout, das Matt gekocht hatte, nicht halb so gut schmeckten wie
die, welche er selbst aufgetaut hatte, erwiderte der Blonde nur kühl, dass
Kirschen aufkochen eine Idiotenarbeit sei, sie aber weiter zu verarbeiten
hingegen das Werk eines Meisters – bei so viel Selbstverliebtheit hagelte es
die Seitenhiebe ganz von selbst.
Sora konnte kaum essen, weil sie ständig lachen musste. Als ihr der Reis zum
dritten Mal vom Löffel gerieselt war, hatte sie genug – sie räusperte sich,
meinte laut: „Könnt ihr einen Moment bitte die Luft anhalten, ich möchte
zumindest diesen einen Löffel Reis in meinen Mund und nicht irgendwo an die
Nase befördern!“ – und die Kids fingen schon wieder an zu lachen. Soviel
dazu.
„Du kommst heute nicht mehr zum Essen“, stieß Mimi sie kichernd an,
woraufhin Sora lachend meinte: „Denkst du, das merke ich nicht?“
Nach der Vorspeise – besagtem Reiskirschragout, das sie wider Erwarten doch
irgendwann aufgegessen hatten – wurde der Hauptgang – schwedischer
Weihnachtsschinken, Kartoffelauflauf und alkoholfreier Weihnachtspunsch aus
Finnland und Piroggen mit Pilzen und Kraut aus Polen – serviert und beim
köstlichen Nachtisch, bestehend aus internationalen Kuchen, ließ Matt
zufällig fallen, dass heute um Mitternacht „Drei Nüsse für Aschenbrödel“
gezeigt wurde – seine restlichen Worte gingen im begeisterten Quietschen der
Mädchen unter.
„Danke, Matt, damit ist unser Abend gerettet“, meinte Tai mit Blick auf Sora
und seine Freundin, die sich anstrahlten und keine Zweifel zuließen, dass sie
sich nicht umstimmen lassen und unter gar keinen Umständen auf den Film
verzichten würden.
„Ich liebe diesen Film! Diese Musik, die so zum Träumen einlädt, die ganze
Umgebung, Nikolaus, Kasper, Rosalie… und Aschenbrödel ist so
wunderschön…“ Mimi seufzte schwärmend. „Du hast den Prinzen
vergessen“, meinte Sora mit verklärtem Blick und Tai und Matt sahen sich
perplex an. „Die werden uns hier abspenstig für so einen Typen in
Strumpfhosen!“ „Für einen gut aussehenden Typen in Strumpfhosen“,
korrigierte Kari lachend.
„Den müssen wir uns erstmal ansehen“, setzte Tai kritisch fest und Matt
nickte, während Kari sich ins Ästchen lachte – na also, so bekam man auch
die Jungs dazu, sich den Film anzusehen. Schließlich mussten sie ja wissen, auf
wen sie da so grundlos eifersüchtig werden konnten.
Nach dem rundum gelungenen Festmahl machten es sich die zwölf unter dem
Weihnachtsbaum gemütlich, tauschten Weihnachtskarten mit lieben Wünschen aus
und sangen gemeinsam Weihnachtslieder, begeleitet von Matt und Ken mit ihren
Gitarren. Irgendwann stimmte der Blonde „Last Christmas“ an und Mimis Stimme
erfüllte den Raum, als die Brünette mit ihrer hellen, kräftigen Stimme den
Text zum Besten gab. Die Mädchen spendeten ihr begeistert Beifall und sogar Tai
meinte anerkennend, dass Mimi wirklich gut sänge…
Und dann wurde es Zeit für Mimi, Tai, Sora und Matt, zu ihrer eigenen Hütte
zurückzukehren. An der Tür musste Kari ihrem großen Bruder versprechen,
darauf zu achten, dass niemand zu viel vom Weihnachtswein kostete und ihnen
nachher noch den Abend ruinierte, aber Kari winkte nur locker ab. „Mach dir da
mal keine Sorgen drum. Wir sind alle vernünftig.“
Das glaubte Tai zwar mit Blick auf Izzy und Joe, die dicht nebeneinander auf dem
Sofa vor dem Kamin saßen und selbstvergessen Händchen hielten, nicht so
wirklich, aber was konnte er Anderes tun, als seiner Schwester zu vertrauen und
ihr die Verantwortung in ihre Hände zu legen?
„Bis morgen“, verabschiedete sie sich von Mimi und Sora, zwinkerte beiden zu
und hatte die Tür dann geschlossen. Die vier Teenager kämpften sich durch den
tiefen Schnee zurück zu ihrer Hütte und dort angekommen, kümmerten sich die
Jungs als Erstes um ein wärmendes Feuer im Kamin, während Sora und Mimi
Weihnachtstee aufsetzten und ihn gemeinsam mit köstlichem Gebäck zu den Jungs
auf den Sofas brachten, mit denen sie es sich anschließend gemütlich machten.
Bis Mitternacht war es noch ein bisschen hin, und als Sora begann, sich
vorsichtig an Matt zu kuscheln, zog Tai Mimi unauffällig auf die Beine und
flüchtete mit ihr ins Jungenschlafzimmer, während Matt seine Freundin auf dem
Sofa in die Arme schloss und ihr leise ins Ohr flüsterte, dass sie ihm alles
auf der Welt bedeute.
Und als sich der Heilige Abend dann doch dem Ende neigte, blitzte der schlichte
silberne Ring an Soras linker Hand im Kerzenlicht zu ihrer Linken auf, und
während Tai sich darum kümmerte, das richtige Programm im Fernsehen zu finden,
saß Mimi auf dem Sofa ihr gegenüber und lächelte verklärt zu ihrer besten
Freundin, welche dieses Lächeln inbrünstig erwiderte.
Kurz bevor Mimi und Tai zurückgekehrt waren, hatte Matt Sora ein kleines
Geschenk überreicht, in welchem sich der Ring verborgen hatte – sie war ihm
vor Freude um den Hals gefallen und wollte nicht wissen, wie er auf die Schnelle
an solch ein schönes Schmuckstück gekommen war.
Und nun kuschelte sie sich an den Blonden, der sie geborgen in seinen Armen
hielt, und fühlte sich in romantische Weihnachtsstimmung gehoben. „Ich liebe
dich“, hauchte sie und lächelte Matt an, der sanft zurücklächelte, ihr
einen Kuss auf die Stirn drückte und dann meinte: „Ich dich auch, Sora.“
Und einen Augenblicke später hatte Tai den richtigen Sender gefunden und es
erklangen die ersten Töne der verzauberten Melodie von Drei Nüsse für
Aschenbrödel, und obwohl sie Sora gefangen nahmen und in eine Traumwelt aus
weißen Winterlandschaften, romantischen Ritten durch verschneite Wälder und
langen rosa Ballkleidern entführten, war ihr bewusst, dass ihr ganz eigener
Prinz ihre Hand hielt – und in dem Moment realisierte sie, was ihr dieses Fest
der Liebe geschenkt hatte und sie hatte plötzlich Mühe, ihre Tränen des
Glücks zu unterdrücken.
Und während das Aschenbrödel singend auf dem schneeweißen Nikolaus durch den
verschneiten Wald stob, fanden Matts Lippen sanft die Soras und in dem
Augenblick setzte leiser Schneefall, begleitet von dem Geläut der
Mitternachtsglocken, vor dem Fenster ein und ließ einen Abend ausklingen, den
Sora nie wieder vergessen würde…
________________________
Woah... was für ein romantiktriefender Kitsch...
Ich glaub, das ist mein erklärtes Lieblingskapitel dieser gesamten Geschichte
Auf Kommentare antworte ich noch! (Und das mit Yukis "Schwangerschaft"... tehe.
*nicht spoilern wird* wartet es ab ;])
Kapitel 13: Konkurrenz belebt das Geschäft
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**in Stress** (ich muss noch aufräumen **bääääh**)
Vielen Dank für eure tollen Kommentare! **alle mal knuffel** ihr seid total
lieb! xD Ich freu mich über jeden einzelnen Review **rumhops**
Vorhang auf!
Kapitel 13: Konkurrenz belebt das Geschäft
„Wir werden auf den Richtigen warten“, hatten Sora und Mimi sich im zarten
Alter von dreizehn Jahren geschworen, nachdem sie mitbekommen hatten, wie eine
ihrer Mitschülerinnen, die vor ihren Freundinnen damit angegeben hatte, letzte
Nacht ihre Unschuld an ihren Freund verloren zu haben, später mit Tränen in
den Augen am Waschbecken im Toilettenraum im Erdgeschoss stand und bittere Reue
geschmeckt hatte, weil ihr Freund sie vor wenigen Minuten abserviert hatte.
„Das darf uns niemals geschehen!“, hatte Mimi mit fester Miene gemeint und
Sora hatte entschlossen genickt. „Derjenige, dem wir unser Herz öffnen, darf
dankbar sein, dass wir ihn so weit gehen lassen – wenn er uns wie Dreck
behandelt, wird er schneller den Laufpass bekommen, als er gucken kann.“
Und an diesen Schwur erinnerte Sora sich, als sie neben Matt im Bett lag,
schweigend an die Decke sah und nicht fassen konnte, was geschehen war. Tai
hatte Mimi am Weihnachtsabend ins Jungenschlafzimmer entführt, aber was so
offensichtlich nach Eindeutigkeiten aussah, war harmlos verlaufen. „Ich
brauche dafür Zeit“, hatte Mimi ihm erklärt und Tai empört wissen wollen,
was sie denn von ihm denke, dass sie ihm unterstelle, sie schon in der ersten
Woche ihrer frischen Beziehung ins Bett bekommen zu wollen.
Nein, Mimi war noch genauso jungfräulich wie sie selbst, doch heute Nacht war
sie ihrem Unschuldsraub näher gekommen, als sie sich ausgemalt hatte. „Wenn
du es nicht willst, musst du es nur sagen, dann höre ich auf“, hatte Matt
gesagt und wie der Wolf im Schafspelz geklungen. Sora schloss die Augen, ließ
es zu, dass die Erinnerungen in ihr aufströmten.
~
Das gedämmte Licht verbreitete eine angenehm entspannte Atmosphäre und die
Duftkerzen auf dem Nachttisch vernebelten ihre Sinne auf vorsichtige Art. Doch
weder Paspatouts noch Atmosphäre waren es, was sie wie berauscht machte. Matts
Wärme erkundete ihren Körper, strich über ihre Haut und hinterließ das
angenehm warme Kribbeln überall, wo seine Finger sie berührt hatten.
Seine Augen waren geschlossen und er wirkte auf seine Weise wie auf Wolken
gehoben. Ab und an drang ein leises Seufzen über seine Lippen und dann drängte
sie sich ihm noch mehr entgegen. Es kitzelte ein wenig, aber das war nicht
unangenehm.
Sora lag auf dem Rücken, ließ ihn gewähren und genoss das absolute Neuland,
welches es nun zu erkunden galt. Matt war sanft und einfühlsam und darauf
bedacht, ihr nicht wehzutun. „Du sagst mir, wie weit ich gehen darf“, hatte
er gelächelt und Sora hatte ihm ihr Okay gegeben.
Seine Finger waren vorsichtig gewesen und ebenso waren es seine Lippen, die sie
liebkosten, während seine Zunge sie streichelte – es war unbeschreiblich. Sie
liebte es, von ihm geküsst zu werden, und noch mehr liebte sie es, wenn er
dabei solch eine Romantik um sie herum aufziehen ließ, wie er es gerade tat.
Sie seufzte leise auf, bemerkte dann Matts Blick und lächelte. „Das war sehr
schön…“ „Freut mich, dass es dir gefallen hat.“ Er strich mit dem
linken Zeigefinger über ihren nackten Bauch, legte sich dann neben sie.
Und so klang ein Weihnachtsabend aus, wie Sora ihn sich immer gewünscht hatte.
~
„Und aus ebendiesem Grund habe ich jetzt ein Problem.“ Entrüstet warf Mimi
ihre Skistöcke in den Schnee und sah Sora klagend an. „Verstehst du das? Ich
auch nicht! Ich meine, schön und gut, aber dass er mit Matt wettet und ICH das
dann ausbügeln darf…“
Schnaubend nahm sie ihre Skibrille ab und wenig später gesellten sich auch die
Skier zu den Stöcken. „Ich hab kein Bock auf dieses ständige Geplänkel.
Soll Tai doch sehen, wie er seine *Ehrenschulden* beglichen bekommt. Ich halte
da definitiv nicht für hin!“ „Nee, dafür nicht.“, meinte Sora
plötzlich. Ihr war da eine schräge Idee gekommen…
Soeben tauchte nämlich Yukis blonder Haarschopf an der Bergstation, unweit der
die beiden Mädchen verschnauften, auf. Nein, Mimi würde nicht herhalten für
Tais und Matts Kinderspiele, aber mit Yuki hatte sie ohnehin noch einiges zu
begleichen…
Doch bevor Sora ihren Namen rufen und auf die Siebzehnjährige zuhalten konnte,
erspähte diese schon Matt, dessen Ankunft irgendwie an Sora und Mimi
vorbeigegangen sein musste (wahrscheinlich hätten sie ihn nicht einmal bemerkt,
wenn er im Eisbärkostüm steppend um sie herumgerannt wäre, so vertieft war
Mimi in ihren Groll und Sora bemüht gewesen, die Freundin zu beruhigen) – und
wollte auf ihn zugehen, was dann auch Soras Aufmerksamkeit auf den Blonden
lenkte.
Matt war jedoch nicht allein, wie sowohl Sora als auch Yuki schnell
realisierten. Doch statt dass Tai neben ihm erschien, mit dem er eigentlich den
Lift zurück auf die Bergstation hatte nehmen wollen, war da ein Mädchen in
etwa Soras Alter, das ihn untergehakt hatte und munter auf ihn einzureden
schien.
„Oh nein, bitte keine zweite Yuki“, dachte Sora und konnte nicht glauben,
womit man sie da schon wieder konfrontierte. Allmählich reichte es mal…
„Wer ist das?“ Yukis Blick war ebenso skeptisch wie der von Sora, die gar
nicht mitbekommen hatte, dass die Blonde sich angeschlichen hatte – was in
Anbetracht ihrer erheblich klobigen Skier eine ziemlich reife Leistung war –
und die Siebzehnjährige schien auch ebenso wenig begeistert über neue
Konkurrenz zu sein wie Sora selbst.
„Das werden wir rausfinden“, meinte diese soeben und wollte schon zu ihrem
Freund gehen, aber da hielt Yuki sie zurück. „Nicht, warte…“, zischte
sie, den Blick fest auf Matt und das fremde Mädchen gerichtet, das soeben
Anstalten machte, wieder zu verschwinden, allerdings nicht ohne Matt vorher ein
Küsschen auf die Wange zu geben und ihm noch einmal keck zugewunken zu haben.
„Das ist doch wohl…“, stießen Yuki und Sora gleichzeitig aus, blickten
sich dann an. „Lassen wir zu, dass ihn sich eine Dritte schnappt, während wir
uns gegenseitig an die Kehle gehen?“ „Natürlich nicht!“ Sora klang
entrüstet, was Yuki ein Lächeln auf die Lippen trieb. ‚Zeit, umzuplanen’,
dachte sie. „Gut, dann werden wir der Schnepfe mal zeigen, mit wem sie sich da
anlegt, wenn sie sich Matt krallen will…“ „Was hast du vor?“, fragte
Sora und wich einen Schritt zurück. Irgendwie behagte ihr das Glimmen in Yukis
Augen nicht…
„Wirst du bald sehen“, meinte diese gerade und es klang, als sollten die
Worte eine Drohung sein. Zumindest reichten sie, um Soras Alarmglocken schrillen
zu lassen. Flüchten!, schrie alles in ihr und dem Instinkt eilig nachkommend,
verabschiedete sie sich von der Blonden, die selbstvergessen im Schnee stand,
ein böses Lächeln auf den Lippen, und ihr zerstreut nachwinkte. „Ja, bis
bald, Sora. Lass mich nur machen…“
Vielleicht doch beruhigend, dass sie Yuki nicht gegen sie selbst aufgehetzt
hatte – irgendwie behagte ihr die Vorstellung nicht, Yuki gegen sich
intrigieren zu wissen…
Matt hatte inzwischen Mimi ausgemacht und stand wild gestikulierend neben ihr,
als Sora zu den beiden zurückkehrte, mit den Gedanken ganz woanders. „Hey,
Sora.“, begrüßte Matt sie und sie schrak auf. „Ähm, was? Ja, hallo, Matt.
Wo ist Tai abgeblieben?“
„Das ist ja gerade die Sache“, schimpfte Mimi und schenkte Matt einen
finsteren Blick. „Der wurde einfach von so einer blöden Tussi abgedrängt,
die dann mit Matt den Berg hochgefahren ist.“ „Akemi hat gesagt, sie hätte
ihre Freundin in dem Gewusel am Lift da unten verloren und dann gesehen, dass
sie schon im Lift saß, ohne Akemi, und wollte halt schnellstmöglich
hinterher.“, erklärte Matt leicht genervt und Mimi schnappte zurück: „Ah
ja, und ganz rein zufällig waren Tai und du dann die Nächsten und blöd, wie
Tai nun mal ist, hat er sich wegschubsen lassen, oder wie?“
„Warum fragst du mich eigentlich, wenn du’s längst weißt?“ Matt rollte
mit den Augen, meinte dann an Sora gewandt: „Viel Spaß noch, ich lass dich
jetzt mit Mimi allein. Meine Nerven brauchen etwas Süßes, glaube ich…“
„Nicht nur deine“, murmelte Sora, hakte Mimi unter und schleppte sie kurz
entschlossen mit sich mit Matt hinterher.
„Und was sollte das mit dieser dämlichen Wette?“, keifte Mimi auf dem Weg
zum Restaurant und als sie wenig später mit Kakao und Schokocappuccino
bewaffnet einen süßen Ecktisch ergattert hatten, seufzte Matt auf und begann,
ihr die näheren Umstände zu erklären.
„Eigentlich hat Tai sich nur darüber beschwert, dass du sogar Angst vor den
roten Pisten hast.“ „Hab ich gar nicht“, protestierte Mimi und klang
entrüstet. „Das ist allerhöchstens Respekt und richtige Einschätzung des
eigenen Nichtkönnens!“ „So kann man das natürlich auch ausdrücken…
Jedenfalls hab ich Tai dann vorgeschlagen, dich einfach mal ins Grass Joch zu
entführen.“
Bei der Erwähnung des höchsten Punkts des Berges lief Sora rosarot an und
verschluckte sich prompt an ihrem Kakao, sodass Matt ihr erst auf den Rücken
klopfen musste, ehe er fortfahren konnte.
„Was ist ein Grass Joch?“, wollte Mimi skeptisch wissen. Matt gönnte sich
einen Schluck seines Cappuccinos, räusperte sich dezent. „Das ist ganz oben
auf dem Berg. Du hast von dort eine gigantische Aussicht, aber du solltest
schwindelfrei sein. Die Abfahrten dort oben sind sehr angenehm und du hast die
Wahl zwischen einer roten Piste oder einer blauen, die durch einen der längsten
Skitunnel der Welt führt.“ [durch so einen Tunnel bin ich auch öfters
gesaust, als ich mit Daddy samt Freundin und kleinem ‚Schwesterchen’ vor
zwei Jahren in Schruns war xD]
„Klingt ganz akzeptabel… aber mir sind überschaubare Pisten lieber.“,
wich Mimi aus und Matt lachte. „Ein Grund mehr, hochzufahren. Na los, Mimi,
überwinde dich und fahr mit Tai ins Joch. Du wirst es nicht bereuen,
ehrlich.“ „Sora, was meinst du dazu?“ Mimi blickte die Freundin
verzweifelt an und Sora wusste genau, wie hin- und hergerissen das Mädel war.
Einerseits wollte Mimi nicht als feige Zimtzicke dastehen, sich aber auch
andererseits nicht blamieren, indem sie dort oben eine Panikattacke erlitt und
den ganzen Berg zusammenkreischte…
„Ich weiß nicht“, seufzte die Rothaarige und vermied es, Matt anzuschauen.
„Du warst doch schon mal da, sag schon, war’s schlimm?“ Ob es daran lag,
dass Mimi so flehend klang? Sora sah plötzlich vor ihren inneren Augen, wie
Matt sich im Schnee gewunden hatte, wie seine Mimik sich von Sekunde zu Sekunde
plötzlich änderte von fast wimmernd zu keuchend und stöhnend und dann zu
einer Erschrockenheit, auf die ein unterdrückter Schrei gefolgt war. An der
Stelle, wo es warm über ihre Finger gelaufen war, begann es jetzt zu prickeln
und erfolglos gegen die Röte ankämpfend, sah sie Matts Gesicht vor sich,
hörte seinen keuchenden Atem, beobachtete, wie er den Spuren seiner Erregung
fahrig mit einem Taschentuch beseitigte, ehe er an Boxershorts, Skiunterwäsche
und Schneehose nestelte und sich nicht traute, sie anzublicken.
Dodom, dodom…
„Sora…? Hallo, Erde an Sora, jemand anwesend?“ Mimi wedelte mit der Linken
vor Soras Gesicht herum. ‚Jetzt reiß dich mal zusammen’, rief die
Rothaarige sich zur Ordnung. „Nein, es war nicht schlimm“, presste sie eilig
hervor, nicht auf Matts Miene eingehend. „Es war sehr schön da oben, ich
hatte wirklich eine geniale Aussicht“ – ‚auf Matts Christbaum’ –
„und heile herunter gekommen bin ich auch.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln
und verscheuchte ihre anzüglichen Gedanken.
Niemand brauchte wissen, was sie dort oben mit Matt gemacht hatte – nicht
einmal Mimi hatte sie es erzählt. Das war ihr kleines Geheimnis…
Und apropos: Matt, dem ganz auf Spätzünderart gerade einzufallen schien,
weswegen Sora das Grass Joch so ablenkte, verschluckte sich prompt an seinem
Cappuccino und war froh, dass im selben Moment Kari und die Anderen vom Skikurs
zurückkamen. „Hey, ihr!“, begrüßte die Brünett sie, quetschte sich
zwischen Mimi und Sora und legte ihre Arme um die beiden. „Wisst ihr, was wir
heute Abend machen werden?“
„Wie wäre es damit, die Umgebung zu erkunden und auf Matt zu verzichten, um
den ich mich dann solange kümmere…?“
Niemand hatte bemerkt, wie sich ihnen eine weitere Person genähert hatte.
Verwundert drehten sich die Mädchen um zu dem Jemand, der da gesprochen hatte,
und Sora glaubte, dass sich alle Heiligen nun endgültig gegen sie verschworen
hatten. Das war doch das Mädchen, welches Matt vorhin so belagert hatte!
„Hallo“, grüßte es lächelnd und fügte dann hinzu: „Das war natürlich
nur ein Scherz, ihr dürft Matt selbstverständlich behalten. Ich bin übrigens
Alex, freut mich, eure Bekanntschaft zu machen.“
Ziemlich aufdringlich, dieses Mädel. Seine brünetten Haare waren zu zwei
lockeren Zöpfen geflochten, die ihm auf der Schulter langen, und seine
tiefgrünen Augen sagten nur zu deutlich, dass es zielstrebig war und meist
bekam, worauf es zuarbeitete.
Aber das würde definitiv nicht Matt sein, da hatte Sora ein Wörtchen
mitzureden!
Und wo wir schon beim Thema waren… Alex, wie sie sich vorgestellt hatte,
zupfte ihre eisblaue Steppjacke zurecht, lächelte Matt an und händigte ihm ein
zerknülltes Papier aus. „Ich wollte dir nur gerade meine Handynummer geben,
ich hab den Zettel wiedergefunden, auf dem sie steht.“
‚Handynummer…?’, dachte Sora und spürte, wie die Empörung in ihr
aufstieg. Was erlaubte diese Alex sich eigentlich? Matt war Soras Freund, und
das hatte die Mädchenwelt gefälligst zu akzeptieren! Es reichte ihr langsam,
immer um ihn kämpfen zu müssen…
„Entschuldige mal, Alex“, mischte sich da auch Mimi ein, der wohl Ähnliches
durch den Kopf gespukt sein musste, ihrem Gesichtsausdruck, der einer reichlich
angesäuerten Zitrone glich, nach zu schließen. „Falls er es dir noch nicht
mitgeteilt hat: Matt hat eine Freundin und wird wohl kaum an anderen Mädchen
interessiert sein.“ Mimis Lächeln war nichtsdemzutrotze Zucker pur und Alex
schluckte bemerkbar. „Oh, das wusste ich nicht. Wenn es seine Freundin stört,
dass ich an einer Freundschaft mit ihm interessiert bin, dann werde ich mich
selbstverständlich zurückhalten.“
„Freundschaft, ja klar“, zischte Mimi Sora zu, während Alex unauffällig in
die Runde schaute, wahrscheinlich in der Hoffnung, diejenige ausfindig zu
machen, die sich Matts Freundin nennen durfte. Aber Sora hatte noch nicht vor,
sich erkenntlich zu zeigen. Sollte Alex doch raten! Denn wenn sie nicht wusste,
wer Matts Freundin war, dann musste sie sich zurückhalten, um ihrer Worte keine
Lügen zu strafen, indem sie sich an ihn ranmachte. Sie musste damit rechnen,
dass jedes der am Tisch anwesenden Mädchen – Mimi, Sora, Yolei und Kari –
diejenige sein konnte, der Matts Herz gehörte.
„Wir dürfen ihn nur nie ohne weibliche Begleitung loslassen, dann ist diese
Alex auch gar kein Problem.“, murmelte Kari, die zu verstehen schien, was sich
da wieder zusammenbraute und auch Yolei gab ihren Curry dazu. „Sorgen wir
dafür, dass Alex keine Chance bekommt, sich an Matt ranzuschmeißen!“
Woher wussten die beiden Jüngeren eigentlich über das Misere Soras in Sachen
Liebe Bescheid…?
„Wir sind auch vom Planeten Venus“, meinte Kari nur zwinkernd auf Soras
leise geäußerte Frage, wandte sich dann wieder dem aufkeimenden Gespräch
Alex’ und Matts zu und kümmerte sich um dessen Unterbrechung. „Matt, wärst
du so lieb, mir zu helfen? Ich bin dran mit Essen bestellen, und ich brauche
jemanden, der das zweite Tablett trägt.“ Sie wirkte so liebenswert, wie sie
ihn anblickte, da konnte er gar nicht anders, als ihr zuzustimmen.
„Ich wollte sowieso los“, nickte Alex und konnte ihre Enttäuschung doch
nicht überspielen. Sora sah ihr nur zu genau an, wie gern sie Matt noch weiter
umgarnt hätte…
Aber so nicht, und schon gar nicht mit ihr. Und wenn Alex erst mal feststellen
würde, dass sie in Yuki noch eine Konkurrentin mehr gefunden hatte – die auch
wesentlich rücksichtsloser vorgehen konnte als sie selbst, wie Sora im Gefühl
hatte – dann würde sie hoffentlich nicht mehr so selbstsicher Flirtversuche
in Richtung Matt starten.
„Seid ihr noch länger hier?“, wollte sie wissen und stand auf, immer noch
das beständige Lächeln auf den in rosa Lipgloss getauchten Lippen. „Bis
Neujahr“, antwortete Yolei wahrheitsgemäß und erntete dafür von Mimi einen
Stupser in die Rippen.
„Wir haben diese Woche einiges vor, die Umgebung erkunden, ein bisschen Kultur
schnuppern, für Silvester einkaufen… ich glaub nicht, dass wir so oft auf dem
Berg sein werden“, lächelte sie, das zuvorkommende, stets höfliche Mädchen
‚von nebenan’ zum Besten gebend.
Schauspielern konnte Mimi in manchen Situationen verdammt gut…
„Ach so, schade“, schluckte Alex den Köder. „Ich glaube, ihr seid ’ne
total coole Truppe, ich hätte gern ein wenig Zeit mit euch verbracht.“
„Tja, tut uns Leid, wir sind ziemlich ausgebucht.“ Mimis Schulterzucken
drückte aufrichtiges Bedauern aus, während sie sich innerlich ins Ästchen
lachte.
Alex nickte verständnisvoll. „Ihr seid das erste Mal hier, nehme ich an? Dann
habt ihr noch einiges vor euch, ich kann verstehen, dass ihr dem Geschichtlichen
und Kulturellen da den Vorzug gebt.“ ‚Und ich dachte, Joe hat die olympische
Disziplin Geschwollenes Schwafeln perfektioniert…’ Sora schüttelte sich
leicht – es überstieg ihre Auffassungsgabe, wie jemand so penetrant
salbungsvoll mit Worten um sich schmeißen konnte, die sie erst im Lexikon
hätte nachschlagen müssen.
„Habt ihr schon Ideen, wo ihr hinwollt? Ich könnte euch einige Städte sehr
empfehlen, allerdings solltet ihr euch einen ganzen Tag gönnen, um in Ruhe die
Historie genießen zu können. Die alten Gemäuer dieser einen Stadt, dessen
Name mir gerade entfallen ist, sind bemerkenswert imposant. Man bekommt direkt
das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein, so wie alles auf einen einwirkt. Das
ist faszinierend, ich kann es euch wirklich nur nahe legen, diese Stadt zu
besuchen. Ich werd den Namen mal raussuchen und Matt dann über SMS schicken,
ich hab ja seine Nummer.“
Was sollte das denn heißen…? Sora wollte schon den Mund aufmachen, um
nachzuhaken, wieso Alex denn bitte Matts Handynummer besaß, aber in dem Moment
kehrten Kari und der Blonde zurück, beladen mit zwei schweren Tableaus, auf
denen ihr Mittagsessen stand. „Essen kommt!“, rief Kari gut gelaunt und
schenkte Matt einen dankbaren Blick für seine Hilfe, den Alex auch leicht
falsch interpretieren konnte. „Ich geh dann mal“, verabschiedete sie sich
auch sogleich und verschwand hüftschwingend. „So eine nervige Tussi!“,
stieß Mimi geladen aus. Und es gab niemanden, der ihr da widersprach.
~
Am Abend ging es zurück ins Dorf. Matt, der darauf spekulierte, sich um den
Abwasch zu drücken, bot selbstlos an, sich ums Essen zu kümmern, aber Mimi,
die seinen Vorhaben mit ihrer unnachahmlichen Art sofort durchschaut hatte,
wusste dem einen Riegel vorzuschieben. „Nix da, du kümmerst dich mit Tai ums
Abwaschen. Heute kochen Sora und ich.“
Und so kam es, dass sich die Jungs erst einmal grollend in ihr Schlafzimmer
zurückzogen, während Mimi und Sora genügend Zeit für ein bisschen Plaudern
übrig hatten. „Weißt du was? Mir gefällt Karis Vorschlag mit der Sauna
richtig gut.“ Mimi warf summend die Nudeln in den Topf mit sprudelndem Wasser
und tanzte einmal um Sora, die in einem anderen Topf eine köstliche Sauce nach
Eigenrezept anrührte, herum, um an die Gewürze zu kommen.
„Dass es hier in der Nähe ein Saunenpark gibt, überrascht mich irgendwie ein
bisschen… ich hätte gedacht, die Sauna gehöre eher zu Finnland.“ Sora sah
auf von ihrem Kochlöffel, an dessen Stiel bereits Tomatenmark klebte und warf
Mimi einen schelmischen Blick zu. „Als ob du nicht genau wüsstest, dass
Finnland ebenso skandinavisch ist wie Schweden, es demnach also ganz egal ist,
wessen Land du die Sauna eher beimisst.“ Mimi stupste ihre lachende Freundin
an, widmete sich dann wieder den Nudeln, aus denen sie einen Auflauf nach
italienischer Art zaubern wollte.
„Was genau wird das?“, fragte Izzy, der soeben von der Hütte der Jüngeren
zurückgekehrt war, und sog schnuppernd die Luft ein. „Riecht sehr viel
versprechend.“ „Na, wo der herkommt, wollen wir lieber nicht wissen“,
wisperte Mimi Sora kichernd zu, meinte dann an Izzy gewandt: „Das ist ein
Rezept von meiner Mama. Lass dich einfach überraschen und sag Tai und Matt
gleich im Voraus, dass sie gar nicht versuchen brauchen, den Abwasch dir aufs
Auge zu drücken – wenn’s nötig ist, überwache ich die zwei Faulpelze
höchstpersönlich. Außerdem können sie sich darauf gefasst machen, morgen
für den Hausputz arrangiert zu werden, und derjenige, der zuerst mosert,
bekommt die unangenehmsten Aufgaben, dafür sorg ich.“
„Soll das eine Drohung sein?“ Beeindruckt sah Izzy in Mimis Richtung, aber
Mimi warf sich nur schnippisch das lange Haar über die Schulter und machte
einmal „tse“, bevor Sora dem Fünfzehnjährigen erklärte, dass Mimi die
Hütte für Silvester pikobello blanka haben wollte – „Neujahr wird unsere
Hütte noch viel mehr vermüllt sein, und dem kann man zumindest ansatzweise
vorbeugen, indem man jetzt schon mal aufräumt, was aufgeräumt werden kann. Ich
will nicht im Müll leben und ich weigere mich, unsere Hütte im Staub und
Schmutz untergehen zu lassen“, hatte Mimi heute Morgen direkt nach dem
Aufstehen einem noch vollkommen verpennten Tai mitgeteilt, dessen Antwort auf
den Beschluss seiner Freundin die Frage nach Uhrzeit und Frühstück gewesen war
– nicht erwähnenswert, dass Mimis Empörung auch die drei anderen
Jugendlichen aus den Träumen gerissen hatte.
Sora hatte sich in Matts Armen wiedergefunden und das Erste, was sie vom Tag
mitbekommen hatte, war sein Lächeln und die Tatsache, dass durch das Fenster
hinter ihm die ersten Sonnenstrahlen des Tages ins Zimmer fielen. Kurz darauf
hatte es einmal laut gekracht und nach einem zweiten Poltern standen die zwei
Verliebten auf den Beinen, um nachzuschauen, wer da wen aus den Federn
geschmissen hatte.
Sie fanden Tai auf dem Boden hockend vor, sich eine Stelle an der Stirn reibend.
Mimi, schnaufend und mit einem Kissen bewaffnet, saß auf ihren Knien auf ihrer
Matratze, auf der Tai geschlafen hatte (während Sora Mimi die ihre überlassen
hatte), und murmelte in Richtung Matt und Sora: „Das war so überfällig
gewesen.“
„Sadistin“, kam es aus Richtung Boden gejammert und ein leicht lädiert
wirkender Tai rappelte sich auf, um seine Verwundung im Spiegel betrachten zu
können, der vom Bett aus betrachtet links neben dem Kleiderschrank hing.
„Möchtegern-Invalide“, zischte Mimi, das Kissen zurück an seinen Platz –
das Kopfende ihres Bettes; wenn schon, denn schon das eigene Kissen – legend
und stand ebenfalls auf. „Nervensäge“, schleuderte sie Tai im Vorbeigehen
noch an den Kopf, dann war sie samt ihrem Badehandtuch in Richtung Bad
verschwunden.
„Was ist passiert?“, wollte Matt von Tai wissen, während Sora sich ein paar
ihrer Klamotten heraussuchte, um sich anziehen zu können. „Das Bad gehört
als nächstes mir“, kündigte sie an und überließ Tai, der Matt gerade sein
frühmorgendliches Leid klagte, und den Blonden, der angenervt zuhörte und Tai
dann darauf hinwies, dass er selbst Schuld war, wenn er bei Mimi übernachtete,
sich selbst.
Über den Flur war das Lamentieren des Brünettes und Matts Antworten – „du
weißt doch, dass ihr im Schlaf die dümmsten Ideen kommen, die sie, sobald sie
ihre Augen öffnet, ihrem nächstbesten Opfer mitteilen muss“ (Memo an Sora:
Matt für diese Bemerkung rupfen!) – noch zu hören, aber in der Küche
herrschte angenehme Ruhe. Sora, sich ein Glas Milch eingießend, drehte das
kleine Radio auf dem Fensterbrett an, durch das man, wenn man an Spüle und Herd
stand, hinaus in den Schnee und rüber zur Hütte von Kari und Co. schauen und
sogar einen Teil der Hütte Yukis Familie konnte.
Der Song, welcher soeben gespielt wurde, kam ihr bekannt vor, und sie konnte
sogar die ersten Strophen mitsingen.
„Yesterday my life was duller, now everthing’s techicolor…“
„Na, da hat aber wer gute Laune…“ Izzy, mit verschlafenem Ausdruck in den
müden Augen, stand gähnend im Türrahmen seines Schlafzimmers und lächelte
sie an. „Ebenfalls guten Morgen“, grüßte Sora fröhlich. „Willst du auch
’n Glas Milch?“ „Nee danke, lass mal. Ich warte lieber aufs
Frühstück…“ „Oh, das kann aber noch dauern.“ Sora dachte daran, dass
es wieder mal Tais Aufgabe war, die Bande zu verköstigen, und zwar diesmal
allein, wie Mimi ihm wenige Minuten später frisch geduscht klar machte. „Als
Strafe.“, grollte sie und verweigerte jede weitere Konversation mit dem
Brünetten, der mittlerweile angezogen war.
Matt hatte sich ins Jungenschlafzimmer zurückgezogen, als Sora die Treppen
hochkam. „Ist das Bad frei?“, wollte sie von Tai wissen, der über Mimis
Sturheit den Kopf schüttelte. „Ja, ja, passt schon“, antwortete er ihr
abwesend und Sora nahm an, dass er nicht einmal kapiert hatte, wer ihn da gerade
in seinem Ärger über seine Freundin störte.
Na egal, sollte nicht ihr Problem sein. Vorsichtshalber, da sie Tais
Unaufmerksamkeit nach jahrelanger Freundschaft nur zu gut kannte, schloss sie
die Badezimmertür an, widmete sich dann ihrer Morgentoilette. Sie war gerade
unter die Dusche geschlüpft, da drückte auch schon wer die Klinke runter und
Tais Stimme beschwerte sich darüber, dass er nicht hineinkam. „Gedulde dich
noch zehn Minuten“, rief Sora lachend und drehte den Duschstahl auf. Sie
beeilte sich mit der Körperwäsche, wusch auch ihre roten Haare mit dem gut
duftenden Shampoo, das seidigen Glanz und weiches, leicht kämmbares Haar
versprach.
Keine sieben Minuten später hatte sie vor dem vom Duschdampf beschlagenen
Spiegel ein paar hübsche Haarspangen in ihr geföntes Haar geschoben und
öffnete einem ungeduldig auf- und abtigernden Tai die Tür. „Hereinspaziert,
der Herr“, lachte sie und Tai jammerte: „Na endlich, ich muss mal!“
Fiel ihm früh ein. „Vor zehn Minuten war das Bad frei, selbst Schuld“,
kicherte Sora mitleidslos, begab sich dann ins Mädchenschlafzimmer, wo keine
Mimi mehr vorfindbar war. Gut, versuchte Sora es eben selbst mit der Schminke.
Mehr als schief gehen konnte es ja nicht…
~
„Du hast dich wirklich selbst geschminkt?“, wollte Mimi nun beeindruckt von
ihr wissen und musterte sie genauer. „Sieht gut aus, wirklich.“ Sie nickte
zufrieden. „Siehst du, so schwer ist das gar nicht. Du machst erhebliche
Fortschritte.“ „Vielen Dank für das Lob“, freute Sora sich. Mimi
lächelte sie an, bis ihr einfiel, dass sie ihre Nudeln vielleicht nicht ganz
ohne Beaufsichtigung lassen sollte und quietschte erschrocken auf, als sie sah,
dass das Wasser bereits überkochte. Es tropfte zischend auf die Herdplatte und
eilig griff Mimi nach ihren Topflappen und hob den Topf mit ihrer Hilfe hoch.
„Sora, die Butter, schnell“, rief sie.
Sora brachte ihr das Gewünschte und Mimi bat sie, ein Stückchen ins
Nudelwasser zu geben. „Wieso das?“, hakte Sora nach, als die Butter an der
Oberfläche schwamm und so schnell schmolz, dass man zusehen konnte. „Das
macht meine Mam auch immer, wenn sie merkt, dass das Wasser überkocht. Keine
Ahnung, wieso das hilft… ich glaub, das hängt mit dem Fett der Butter
zusammen.“ Mimi streute eine Prise Salz in den Topf, rührte einige Momente im
Topf herum und ließ Sora dann nach einem Abgießsieb suchen.
„Wie weit ist deine Sauce?“, fragte sie, als die Nudeln mit einem Guss
kaltem Wasser abgeschreckt waren, und Sora probierte prüfend eine Löffelspitze
der Sauce. „Scheint fertig zu sein, auf jeden Fall schmeckt sie gut.“
„Wunderbar. Hilfst du mir, die Backform einzufetten?“ Mimi stellte die
Herdplatte aus, verfrachtete den Saucentopf auf eine andere Platte und stellte
auf die noch Warme einen altmodischen Wasserkocher, der immerzu mit ein bisschen
Leitungswasser gefüllt war. „Nicht, dass jemand noch aus Versehen auf die
Herdplatte fasst, das tut ziemlich weh.“
„Denkst du da an wen Bestimmtes?“ Sora war der bedauernde Blick in Mimis
Augen nicht entgangen, aber Mimi wehrte nur lachend ab: „Nein, natürlich
nicht, was denkst du denn von mir?“ ‚Also doch, Wusst’ ich’s doch.’
Grinsend beobachtete Sora, wie Mimi geschäftig die eingefettete Backform mit
den durch die Sauce gerührten Nudeln füllte, dann nach Parmesan verlange und
wenig später einen passenden Deckel auf die Backform legte, ehe sie diese in
den vorgeheizten Backofen schob.
„Du kannst wirklich gut kochen“, meinte Sora anerkennend. Mimi schüttelte
den Kopf. „Du weißt doch noch gar nicht, wie’s überhaupt schmecken
wird.“ „Es riecht aber schon verdammt gut, und ich glaube kaum, dass jemand,
der solch tolle Rezepte, wie du sie uns in den letzten Tagen aufgetischt hast,
mit einem Auflauf überfordert ist.“ „Danke für das Lob.“ Mimi freute
sich sichtlich, als sie Sora ein Tomatenmesser in die Hände drückte und sie
damit beauftragte, Tomaten und Mozzarella für die Appetizer zu schneiden,
während sie selbst sich um die Häppchen, bestehend aus kleinen Pizzabrötchen
mit Kräuterbutter, Oliven und Tomatensuppe in niedlichen Schälchen bestand.
Für den Nachtisch hatte Mimi schon am Vortag mit den Vorbereitungen für ein
Tiramisù begonnen, dazu wollte sie Espresso und Latte macchiato servieren.
„Wir leben hier im Paradies“, seufzte Sora in Vorfreude auf das
Drei-Gänge-Menüs, das sie mit Mimis Hilfe zauberte. „Was trinkt man
eigentlich zum Hauptmenü?“ „Das fragst du? Wirf mal einen Blick hier
drauf.“ Mimi öffnete den Kühlschrank und präsentierte ihr eine Flasche
originalitalienischen Rotweins. „Trocken, sonnengereift, aus dem Weinherzen
Italiens. Ein Geschenk meines Daddys, für besondere Anlässe. Aber da ich für
Silvester ein Raclette beabsichtige, zu dem nicht unbedingt Wein passt, denke
ich, wird es ganz in seinem Sinne sein, die Flasche schon jetzt anzubrechen.“
Mimis Augen leuchteten und Sora ahnte, dass Mimi für den Abend noch etwas
Anderes vorhatte, als den Saunapark, der zum Center gehörte, einen Besuch
abzustatten.
„Lass uns mal sehen, wie weit der Hauptgang schon ist.“ Mimi verfrachtete
die Flasche wieder im Kühlschrank, piekte wenig später in den Auflauf, den sie
mit ihren Topflappen aus dem Ofen geholt hatte, und beschloss, dass er noch
fünf Minuten vertragen konnte. „Bis dahin bin ich auch mit den Vorspeisen
fertig“, meinte Sora und Mimi warf einen Blick auf ihr Tiramisù. „Ja, doch,
fünf Minuten sollten mir auch reichen. Wo ist Izzy abgeblieben? Tai und Matt
sollen ihm helfen, den Tisch zu decken.“
Und während Mimi sich auf die Suche nach dem Rothaarigen machte, warf Sora
einen Blick nach draußen zur hell erleuchteten Hütte Yukis. Und irgendwie
freute sie sich plötzlich auf den Saunenabend, obwohl – oder vielleicht
gerade weil? – sie fest damit rechnete, dass auch Yuki von den Plänen der
Kids mitbekommen hatte sie und wohl oder übel mit ihrer Anwesenheit beehren
würde.
- - -
To be continued!
Damdidamdidamdidee, that's the way that my heart goes~ **lalala**
Heyjo, der Sommer ist ausgebrochen und morgen geht für mich endlich die Schule
wieder los! (nach 8 Monaten Abstinzen und Langeweile en masse... beurk.)
Ich freu mich richtig und bin total aufgeregt >-.<'**
Eine wunderschöne Weihnachtszeit wünsche ich euch! **=D**
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