Amerikanischer Traum von -Ayla- (Yami x Yugi) ================================================================================ Kapitel 3: Am Flughafen ----------------------- 3. Am Flughafen Ich steige aus dem Taxi und schwinge mir den Rucksack über die Schulter. Während ich warte, dass der Fahrer mir netterweise dabei hilft, meinen Koffer aus dem Kofferraum zu hieven, werfe ich einen letzten Blick auf die Stadt, die Stadt, in der ich aufgewachsen bin, in der ich so viel Zeit meines Lebens verbracht habe, die Stadt, die mir so viel bedeutet. Nachdem ich den Mann bezahlt habe, betrete ich alleine das Flughafengebäude. Es ist schmerzlich, dass niemand hier ist, der mich verabschiedet. Meine Freunde wären gerne bei mir gewesen, doch sie sitzen jetzt in der Schule. Sie wollten sich extra dafür frei nehmen, doch man hatte es ihnen nicht erlaubt und dass sie deswegen blau machten, dass hatte ich nicht gewollt. Dann hätten sie wegen mir riesigen Ärger bekommen und ich ein schlechtes Gewissen. Resignierend seufzend gebe ich dem Mann am Schalter meinen Ausweis und die Flugpapiere und stemme mit aller Kraft den Koffer auf das Laufband. Der Herr kennzeichnet meinen Koffer und weist mir meinen endgültigen Sitzplatz zu. Ich nehme die Papiere wieder entgegen und wende mich ab. Dann gehe ich über den glatten Steinboden zu einer Schiebetür, hinter der ich meinen Rucksack auf ein Band lege, damit dieser auf Gefahrengut durchleuchtet wird und gehe selbst durch den Metalldetektor. Obwohl das Gerät keinen Ton von sich gibt, werde ich danach aufgefordert, meine Arme auszubreiten und mich mit einem Handgerät elektronisch abtasten zu lassen. Momentan geht es mir nicht so gut. Es ist, als würde die Luft schwer auf meine Schultern drücken, gleichzeitig fühle ich mich innerlich ganz leer. Alles, was ich tue, geschieht automatisch, wie ferngesteuert. Die Menschen um mich herum scheinen ganz weit weg zu sein, in einer anderen Daseinsebene. Langsam schlurfe ich auf die nächste Glastür zu, über der in großen Lettern USA steht. Dort werde ich schließlich die nächsten Jahre meines Lebens verbringen. Angekommen merke ich schnell, dass mein Handgepäck und meine Kleidung erneut durchleuchtet werden, denn die Amerikaner sind seit ein paar Jahren sehr gründlich, weshalb ich es vermieden habe, eine Flasche mit Flüssigkeit einzustecken, nicht dass noch jemand glaubt, ich hätte Flüssigsprengstoff in meinem Gepäck. Während ich das alles teilnahmslos über mich ergehen lasse, fühle ich plötzlich Frust in mir hochsteigen. Diese ganzen Sicherheitsvorkehrungen bringen doch nichts. Selbst wenn die Transportmittel sicher sind, sind noch immer menschliche Fehler möglich. Oder der Körper eines Menschen versagt, was Auswirkungen auf das Transportmittel haben kann. Ich lasse mich auf einen der nichts sagend trist grauen Plastikschalen, die als Sitze dienen, nieder. Plötzlich fühle ich einen schweren Druck auf meiner Brust. Es ist, als würde jemand meinen Brustkorb zusammenpressen. Eine Welle heißen Schmerzes durchfährt mich. Ich könnte schreien. Doch ich weiß genau, was das ist. Aber wieso muss die Trauer jetzt so unerwartet über mich hereinbrechen? Hätte sie nicht noch auf sich warten lassen können? Die ganze Zeit war ich einfach nur betäubt gewesen, habe gar nichts fühlen können. Umso schlimmer trifft es mich nun. Unvorbereitet. Mit voller Wucht. Ich krümme mich unter Schmerzen zusammen. Für mich sind diese Schmerzen real, körperlich. Immerhin habe ich meine komplette Familie auf einen Schlag verloren. Und im Grunde verliere ich, sobald ich das Flugzeug betrete, auch meine Freunde und letztendlich auch meine Heimat. Mein zu Hause war meine Familie, das habe ich mit ihnen verloren. Doch Japan ist mein Heimatland. Ich weiß nicht, was mich in Amerika erwarten wird. Meine Ungewissheit ist grenzenlos. Heiße Tränen rinnen mir immer wieder über die Wangen, laute Schluchzer entreißen sich meiner Kehle, obwohl ich es gar nicht will, nicht hier, nicht in der Öffentlichkeit, doch ich bin machtlos. Mein Herz rast, mein Körper zittert unkontrolliert, mein Gesicht ist ganz heiß. Schnell schlage ich mir meine Hände vors Gesicht, will meinen erbärmlichen Zustand verbergen. Denn niemand der Leute um mich herum würde mich verstehen, kann nur annähernd nachvollziehen, was ich in den letzten Wochen durchgemacht habe. Und nun brechen alle aufgestauten Gefühle über mich herein, ausgerechnet an einem solchen Ort, der eigentlich Fröhlichkeit ausstrahlen sollte, da jeder sich auf seinen wohlverdienten Urlaub freut. Doch niemand weiß was in mir vorgeht. Langsam hebe ich meinen Kopf und versuche, durch den Tränenschleier die nächsten Toiletten ausfindig zu machen, um mich dorthin zurückzuziehen. Ich bin einfach nur fertig und als ich mich hochstemmen will, will mir mein Körper nicht gehorchen. Stattdessen sackt er noch weiter in den Sitz hinein. Meine Beine zittern so stark, dass sie mich wahrscheinlich sowieso nicht gehalten hätten, vermutlich sollte ich über den Streik meines Körpers noch dankbar sein. Aber irgendwas muss ich doch tun können, um mein Elend zu verbergen. Auch meine Hände wollen mir nicht mehr so recht gehorchen, aber immerhin noch soweit, dass ich endlich ein Taschentuch aus meinem Rucksack herausfischen kann. Mit bebenden Händen wische ich mir schnell über das Gesicht und komme, nun mit klarem Blick, nicht umhin festzustellen, dass ich einige neugierige, manche aber auch desinteressierte Blicke der anderen meist amerikanischen Reisenden auf mir kleben habe. Ich hoffe, dass dieser Gefühlsausbruch der einzige zumindest für diese Reise sein würde, doch ich merke schon, wie sich mein Körper und mein Geist langsam beruhigen. Hosted by Animexx e.V. 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