Mord auf der Hochzeit von Hotepneith (Der siebente Dämonenkrimi) ================================================================================ Kapitel 1: Zwischenfall auf der Hochzeit ---------------------------------------- Ein neuer Krimi um den jungen Hundeprinzen Sesshoumaru, der im Auftrag seines Vaters Mörder sucht. Wie immer sind die Hinweise für euch im gleichen Augenblick angegeben, in dem sie auch der Ermittler bekommt. In der Charakterbeschreibung stehen die wichtigen Personen und ihr Status, diesmal allerdings mit dem Nachnamen zuerst, um deutlicher zu machen, wer zu welcher der verfeindeten Familien gehört. Viel Spaß mein Mitraten! 1. Zwischenfall auf der Hochzeit Sakura und ihr Lehrer Neigi verneigten sich höflich, als sie erkannten, dass der Schlossherr sich ihnen näherte. Der Inu no Taishou blieb stehen. „Guten Morgen. Mein lieber Neigi, ich möchte, dass Sakura mit mir geht.“ „Natürlich, Herr, “ erwiderte der Heiler höflich, ohne seine Überraschung zu erkennen zu geben. Bislang hatte er nur auf seine Schülerin verzichten müssen, wenn diese mit Lord Sesshoumaru einen Mord aufklären sollte. Sakura besaß nicht die Selbstbeherrschung eines Dämons und hatte verblüfft aufgesehen, allerdings rasch wieder zu Boden geblickt. Es ziemte sich nicht, einen Fürsten anzustarren. Wollte der Herr diesmal etwa selbst ermitteln? Oder was war sonst geschehen? Der Hundefürst konnte sich ihre Verwunderung denken: „Ich bin zu einer Hochzeitsfeier zweier bislang verfeindeter Menschenclans eingeladen. Packe eine Tasche, dann geh zum Haushofmeister. Ich habe ihm bereits gesagt, dass er dir ein passendes Gewand für die Feierlichkeiten heraussuchen soll.“ „Danke, Herr“, brachte Sakura hervor. Warum auch immer ein Dämonenfürst mit einem menschlichen Mädchen zu einer menschlichen Hochzeit gehen wollte - in jedem Fall war es nett, dass er daran gedacht hatte, dass sie kein Festkleid besaß. Und wohl auch die Kosten dafür übernehmen wollte. Im nächsten Moment war der Inu no Taishou verschwunden und sie blickte ein wenig ratlos zu ihrem Lehrer. Neigi nickte. „Das ist sehr freundlich vom Herrn. Kannst du dir denken, warum er dich mitnehmen will? Ich glaube, es handelt sich um diese Hochzeit zwischen dem Clan der Takahara und der Suzuka.“ „Ich…ich versteh nicht so recht, sensei.“ „Zwei menschliche Fürstenhäuser. Ich denke, der Herr möchte, dass du die Gelegenheit bekommst, einmal andere Menschen zu kennen zu lernen.“ „Oh.“ Sakura hatte nicht die Absicht, einzugestehen, dass sie nach ihren Erfahrungen die Arbeit mit Dämonen vorzog. Selbst Lord Sesshoumaru strafte sie nur bei einem Fehler, nie aus einer Laune heraus. Und die Ermittlungen mit ihm hatten ihr Spaß gemacht. „Das…das ist nett vom Fürsten.“ „Ja. Jetzt geh.“ Er wollte ihr nicht sagen, dass sie sich anständig benehmen sollte, um den Fürsten nicht zu blamieren. Immerhin hatte sie schon Tage, ja, Wochen, in unmittelbarer Umgebung des Prinzen überlebt. Sie würde schon wissen, was sich gehörte. So wanderte Sakura nur Stunden später hinter dem Inu no Taishou durch die Wälder. Dieser blickte sich nicht um: „Sakura?“ Und da er merkte, dass sie sich prompt niederknien wollte: „Komm weiter. – Die beiden Clans der Fürsten Takahara und Suzuka waren seit Jahren verfeindet. Nun habe ich es geschafft, dass diese Hochzeit arrangiert wurde. Daher bin ich als Ehrengast eingeladen. So soll nun die Versöhnung gefeiert werden. Aber natürlich wird es noch Spannungen geben. Es gab genügend Tote in der Vergangenheit. Hüte also deine Zunge und lass dich auf nichts ein.“ „Gewiss, Herr.“ Sie fand es nett, dass er sie warnte. „Ich schätze deine Intelligenz.“ Er war sicher, dass er nichts weiter sagen musste. Ein Grund, warum er sie mitgenommen hatte. Ein zweiter war, dass er einmal herausfinden wollte, wie sie es geschafft hatte, Sesshoumaru so zufrieden zu stellen, dass er sie weder umgebracht noch auch nur hart bestraft hatte. Ihr Pflichtbewusstsein, ihr Gehorsam in allen Ehren, aber das hatte noch nie einen Diener vor der Strafe seines Sohnes bewahrt. So blieb nur, dass sie klug genug war, auch Unausgesprochenes zu erraten. Und einen dritten Grund gab es auch noch. Er hatte Gerüchte vernommen, Sakura sei Sesshoumarus Geliebte. Das war sicher falsch, aber das Mädchen würde in seinem Schloss sicher nie einen Ehemann finden. Vielleicht konnte sie auf einer solchen Reise jemanden kennen lernen. Verliebte Menschen waren stets etwas Amüsantes. Er blieb stehen: „Ich nehme an, du bist schon einmal mit meinem Sohn auf Dämonenart gereist?“ „Durch dieses schwarze Loch, ja, Herr.“ „Dann komm zu mir.“ Sie gehorchte, fühlte sich ohne jede Mühe hochgehoben. Aber wo Lord Sesshoumaru sie über seine Schulter geworfen hatte, hielt sie der Hundefürst vor sich in beiden Armen. Sie sah fast vorsichtig zu ihm auf. Irgendwie war das unschicklich. Oder? Aber dann schloss sie hastig die Augen, als sie erkannte, dass er ein Portal erschuf. Kurz darauf wurde sie sanft abgesetzt, nicht zu Boden fallen gelassen. „Danke, Herr“, sagte sie daher, ehe sie sich rasch niederkniete. Der Inu no Taishou nickte etwas. Er erkannte die Unterweisung durch seinen Sohn. „Dann komm, Sakura. Vor uns liegt das Schloss des Takahara-Clans.“ Er wandte sich um und ging. Sie folgte ihm hastig. Bei dem Empfang im Schlosshof konnte die junge Heilerin nicht umhin, einen Vergleich zwischen Vater und Sohn zu ziehen. Natürlich wurde der Dämonenfürst mit äußerster Höflichkeit begrüßt, aber was bei Sesshoumaru mehr aus Angst geschah, war bei seinem Vater eindeutig tiefer Respekt, ja, Ehrfurcht. Die Menschen hier wussten, dass sie einem viel mächtigeren Wesen gegenüberstanden, aber sie achteten ihn nicht nur darum. Die große Halle des Schlosses war bereits feierlich geschmückt, gedeckt, aber Fürst Takayuki Takahara führte seinen Gast in einen Nebenraum. Dort waren die engeren Familienmitglieder der Takaharas versammelt, und hier sollte auch der eigentliche Hochzeitsablauf stattfinden. Sakura entdeckte an der Seite Berge von Geschenken, offenbar Brautgeschenke. Von jedem gab es zwei und sie vermutete, dass auf Betreiben des Inu no Taishou jede Familie haargenau das gleiche Präsent gegeben hatte, um sich nicht erneut gegenseitig zu beleidigen. Es musste den Herrn eine Menge Zeit gekostet haben, die menschlichen Familien zueinander zu führen. Warum tat er dies? Warum war es ihm nicht gleich, ob sich zwei menschliche Clans massakrierten? Aber dann achtete sie mehr auf die Takaharas, versuchte sich unwillkürlich zu merken, wer welche Stellung einnahm, welche Aufgabe hatte, dabei höflich hinter dem Dämonenfürsten bleibend. Da hier alle standen, tat sie es auch, zumal sie keinen anderen Befehl erhalten hatte. Fürst Takayuki Takahara hatte sie bereits im Hof gesehen, war ihm als: „dies ist meine Heilerin, Sakura“, vorgestellt worden. Der Fürst hatte ihr kurz zugenickt, was sie ein wenig überrascht hatte. Aber entweder nahm er an, der Dämonenfürst sei krank und benötige eine Heilerin oder er hielt sie für dessen Geliebte. Peinlich, aber wohl nicht zu ändern. Auch jetzt schienen die anderen Herren der Takaharas über ihre Anwesenheit ein wenig verwirrt, aber niemand sagte natürlich etwas dazu. Sie bekam rasch mit, wer zu welcher Familie gehörte, welche Aufgaben hatte. Da waren Yukihiro Takahara, der älteste Sohn des Fürsten, der Erbprinz, und sein jüngerer Bruder Takashi. Dieser trug die Kleidung des Bräutigams. Es war also seine Hochzeit. Dann waren da noch zwei Berater des Fürsten, Naohiro Takahara, dem Namen nach vermutlich ein Verwandter, und Akira Oguro. Naohiro wirkte sehr zurückhaltend, sehr vorsichtig in seinen Bewegungen, um nicht zu sagen, steif. Sakura fand, dass er sehr auf seine Würde bedacht war. Akira Oguro dagegen zwinkerte ihr ein wenig zu. Sie blickte rasch weg. Frauen waren keine anderen anwesend. Ein Diener meldete, dass nun die Suzukas aus den Gästezimmern kommen würden. Die empfangende Familie stellte sich in einer Reihe auf. Der Inu no Taishou bedeutete Sakura mit einer Handbewegung, sich zurückzuziehen. So ließ sie sich im Hintergrund an der Wand nieder. Wozu sie wohl mit gesollt hatte? Aber sie beobachtete den Einzug der vier Suzukas. Fürst Yoshikatsu Suzuka begrüßte mit gebotener Zurückhaltung seinen Amtskollegen, ehe er kurz seine Frau Yuriko vorstellte. Die Braut war seine Tochter Nanako, wie es sich gehörte, in weißem Kimono, mit Schleier. Der vierte der Familie war Keiji Nogi, von Fürst Suzuka als sein Sekretär vorgestellt, was Sakura verwunderte. Oder hatte der Suzuka-Clan keinen Erben? Es wäre doch sicher angebracht gewesen, bei einer solchen Hochzeit, die Frieden bringen würde, auch den Erbprinzen mitzubringen? Aber die Erklärung folgte sofort: „Ich danke Euch für den gastfreundlichen Empfang, Takahara. - Und ich möchte auch Euch, Inu no Taishou danken, dass Ihr zu dieser Hochzeit hergekommen seid. Ich bedauere, dass mein Sohn heute nicht daran teilnehmen kann, aber gewisse Probleme mit...mit dem Shogun zwangen mich unerwartet, ihn dorthin zu schicken.“ Also mit dem Regenten, gar mit dem Kaiser? Sakura fand das eine sehr einleuchtende Erklärung. Suzuka musste in der Klemme gesessen haben, entweder den neuen Frieden zu gefährden und selbst nach Edo zu gehen oder den Kaiser zu verärgern. Der Shogun regierte doch für den Kaiser? Sie verstand nicht viel von der hohen Politik. Fürst Suzuka fuhr fort: „Und mein Sekretär kam soeben, um mir Bericht zu erstatten. Ich würde Euch daher um kurze Minuten allein mit ihm bitten, um diesen Bericht hören zu können. Möglicherweise kommt darin auch etwas vor, das Euch, Inu no Taishou, oder Euch, Fürst Takahara betrifft.“ „Natürlich“, sagte der Gastgeber, der anscheinend ahnte, um was es bei den Probleme mit dem Shogun ging: „Akira, begleite den Fürsten bitte in den Vorbereitungsraum. - Er ist gleich dort hinten.“ „Danke.“ Fürst Suzuka, sein Sekretär Keiji Nogi und der zweite Berater der Takaharas, Akira Oguro, verließen den Empfangsraum. Fürst Takahara sah sich um: „Vielleicht sollte Nanako-hime sich inzwischen dort niederlassen. Sobald Fürst Suzuka zurückkehrt, werde ich den Priester kommen lassen.“ Die Prinzessin der Suzukas gehorchte. Ihre Mutter ließ sich neben ihr nieder, allerdings auf der Matte den Platz des Bräutigams freilassend. Takashi Takahara betrachtete seine Braut, so weit er konnte, ohne taktlos zu werden. Sakura konnte das nachvollziehen. Sie hatten sich ja noch nie gesehen. Der Schleier und die Schminke ließen allerdings fast keine Rückschlüsse auf das Aussehen der Prinzessin zu. So blickte Sakura ein wenig vorsichtig zum Bräutigam. Er mochte Anfang Zwanzig sein, und sah nicht schlecht aus. Nun, ihr eigener Geschmack wäre er nicht unbedingt gewesen, aber sie wusste, dass man sich glücklich schätzen konnte, wenn man den Ehemann auch nur ein wenig sympathisch fand. Ihr war nicht bewusst, mit wem sie unwillkürlich immer verglich. Oguro betat den Raum wieder, verneigte sich vor seinem Fürsten, ehe er auf seinen Platz zurückging. Es herrschte verlegenes Schweigen. „Lasst Euch doch ebenfalls schon neben Eurer Braut nieder, Prinz Takashi“, schlug der Inu no Taishou vor: „Und Fürst Takahara, lasst den Priester holen. Ich bin überzeugt, Fürst Suzuka wird so rasch zurückkehren, wie es ihm möglich ist.“ Der Eintritt des Sekretärs schien das zu bestätigen. Keiji Nogi machte eine allgemeine Verneigung, ehe er zu den beiden Suzuka-Damen ging, sich hinter ihnen niederließ. So taten die Takaharas, was der Dämonenfürst empfohlen hatte. Kurz darauf kam der Priester in den Empfangsraum. Falls er überrascht war, den Inu no Taishou zu sehen, so zeigte er es nicht. Sakura nahm allerdings an, dass der Hundefürst schon öfter hier gewesen war, und sich der Priester auch im Klaren darüber war, dass dies ein Wesen mit einer Macht war, von der er nur träumen konnte. Gleichzeitig mit ihm betrat allerdings ein Mann in staubiger Reisekleidung den Raum, verneigte sich kurz: „Ich bitte um Vergebung, hier so hereinzustürzen, Fürst Takahara.“ Erst jetzt konnte er anhand der Kleidung erkennen, wer der Gastgeber wirklich war und verbeugte sich erneut: „Ich bin Atsushi Kaji und bringe eine wichtige Botschaft für meinen Herrn, den Fürsten Suzuka.“ Dann erkannte er den Dämonenfürsten und machte nochmals eine tiefe Verneigung: „Edler Inu no Taishou...“ „Fürst Suzuka hat sich einen Moment zurückgezogen, da er bereits einen Bericht erhielt. Geh wieder in den Gang hinaus, dann das zweite Zimmer rechts.“ Prinz Yukihiro Takahara antwortete für seinen Vater. Atsushi Kaji verbeugte sich dankend und verließ den Empfangsraum. Der Priester ließ sich abwartend vor dem Brautpaar nieder, das sich nicht mehr anblickte. Sakura hatte fast Mitleid mit den beiden. Sie waren bestimmt aufgeregt, kannten sich nicht, und dann solche Verzögerungen. Aber wenn es um Politik ging, war es sicher wichtig, für beide Clans. Keine fünf Minuten später kam Atsushi Kaji in den Raum ohne sich zu verneigen. Sein Blick ging sofort zu dem Hundefürsten: „Edler Inu no Taishou…“ Seine Stimme klang heiser. Der Angesprochene stand schon neben ihm: „Du riechst nach frischem Blut.“ „Fürst Suzuka…er liegt dort drüben.“ „Sakura!“ Auf den Befehl ihres Herrn stand diese sofort auf, lief hinter ihm hinüber in ein kleineres Zimmer. Dort lag Fürst Suzuka auf dem Boden, Blut rann aus einer tiefen Kopfwunde. Sie kniete rasch nieder, untersuchte die Verletzung, obwohl sie die Diagnose schon ahnte. Der Schädelinhalt war zu sehen. Die Takaharas und Suzukas waren hinterhergelaufen. „Oh nein!“ brachte die Fürstin hervor. „Dies ist nichts für Euch“, sagte Akira Oguro, der zweite Berater der Takaharas prompt: „Kaji, bringt Eure Fürstin und die Prinzessin weg!“ „Kaji bleibt, er hat ihn schließlich gefunden.“ Der Sekretär von Fürst Suzuka nickte ein wenig: „Und ich werde auch dabei bleiben, um herauszufinden, wer von den Takaharas solch einen feigen Anschlag geplant hat!“ Sakura hatte nur mit halbem Ohr zugehört. Der Frieden schien ja nur äußerst kurz gehalten zu haben. Aber sie blickte zu dem Hundefürsten: „Er ist tot, mein Herr.“ „Das ist ja...“ Fürst Takahara schien sprachlos. Der Inu no Taishou klang eisig: „Ich mag es nicht, meine Zeit zu verschwenden. Und ich habe genug Zeit benötigt, diese Hochzeit zu arrangieren, diesen Frieden zu sichern. Die Hochzeit findet auf der Stelle statt. Danach geht jeder auf sein Zimmer. Ich werde unterdessen Krieger kommen lassen, die jeden der hier Anwesenden bewachen werden, bis wir herausgefunden haben, wer der Mörder ist.“ Falls jemand etwas dagegen gehabt hätte, Dämonenwachen in ein Menschenschloss kommen zu lassen, so wagte niemand dies zu sagen. „Und ich werde meinen Sohn kommen lassen. Er soll die Ermittlungen führen.“ Das wurde immer besser, dachten die Menschen, die die Gerüchte um den Erbprinzen schon gehört hatten. Einer unter ihnen wurde allerdings neugierig, seinen Verstand mit dem eines Dämons messen zu können. ***************************************** Da scheint jemand Optimist zu sein. Oder lebensmüde. Wer so nett ist, mitzuraten, dem schicke ich wie gewohlt eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 2: Erste Ermittlungen ----------------------------- 2. Erste Ermittlungen Sesshoumaru folgte unverzüglich dem Befehl seines Vaters und kam in das Takahara-Schloss, zu diszipliniert, um seinen Ärger zu zeigen. Fürst Takahara hatte dem Inu no Taishou ein Zimmer zur Verfügung gestellt, in dem dieser nun seinen Sohn empfing. Sakura kniete neben der Tür, wie es sich für eine Dienerin ziemte. „Übernimm du die Ermittlungen, Sesshoumaru“, lautete die Begrüßung. „Wie Ihr befehlt.“ Es wäre auch zu schön gewesen, wenn sein Vater so etwas einmal selbst übernommen hätte. Aber eine solche Kritik würde er nie laut aussprechen. „Darf ich fragen, was genau geschehen ist? In Eurer Botschaft hieß es nur, Fürst Suzuka sei ermordet worden.“ „Komm her, Sakura.“ Und als sie sich auf die gedeutete Stelle niedergelassen hatte: „Berichte du.“ „Ja, Herr.“ Sie war ein wenig überrascht. Traute der Inu no Taishou ihr mehr als seinen eigenen Beobachtungen? Oder nahm er an, dass er abgelenkt gewesen sei? Aber sie gehorchte, berichtete vom Empfang der Familie Suzuka durch die Takaharas: „Fürst Suzuka erklärte dann, dass sein Sohn zum Shogun, gar zum Kaiser, gereist sei, er nun von seinem Sekretär Keiji Nogi, einen Bericht erhalten habe, den er hören wolle. Fürst Takahara erlaubte dies und schickte seinen zweiten Berater, Akira Oguro mit, um ihm das Zimmer zu zeigen, den so genannten Vorbereitungsraum. Oguro kehrte unverzüglich zurück, nur wenige Minuten später auch der Sekretär der Suzukas. Auf Vorschlag des edlen Herrn wurde daraufhin der Priester geholt, der auch kam. Gleichzeitig mit ihm betrat allerdings Atsushi Kaji den Raum. Er bat den Fürsten Takahara zu Fürst Suzuka gebracht zu werden, da er eine wichtige Nachricht für ihn habe. Der ältere der Takahara-Prinzen, Prinz Yukihiro, beschrieb ihm den Weg in das Zimmer. Nur wenige Minuten später erschien Kaji wieder, und meldete aufgeregt, dass er Fürst Suzuka gefunden habe. Er hatte Blut an der Brust.“ Sie blickte ein wenig zögernd auf. Was sollte sie noch berichten? „Fürst Suzuka wurde erschlagen“, bestätigte der Inu no Taishou. „Die Tatwaffe konnte ich nicht im Zimmer wittern. Was hältst du davon?“ Sesshoumaru brauchte nicht nachzudenken: „Auf den ersten Blick können nur zwei Männer den Mord begangen haben. Keiji Nogi oder Atsushi Kaji. Beide waren Minuten allein mit dem Opfer. Aber beide gehören zum Suzuka-Clan. Wenn sie vorgehabt hätten, ihren Fürsten zu töten, aus welchen Gründen auch immer, wäre das eigene Schloss eine passendere Gelegenheit gewesen. Es sei denn, der Mord geschah aus dem Augenblick heraus. Sinnvoller wäre es allerdings anzunehmen, dass der Mord von einem der Takaharas in Auftrag gegeben wurde, um das Oberhaupt des verfeindeten Clans zu beseitigen. Die Tatsache, dass niemand zuvor wusste, dass Fürst Suzuka allein in dem Zimmer sein würde, besagt nichts. Wenn Fürst Takahara oder ein anderer einem Diener befohlen hätte, eine günstige Gelegenheit abzupassen, stets unauffällig in der Nähe der Suzukas zu bleiben, würde das genügen.“ „Das erschwert die Suche. Hier im Schloss sind viele Diener und auch Samurai.“ Der Inu no Taishou nickte ein wenig: „Du hast es klar dargelegt. In Anbetracht der langen Feindschaft der beiden Clans hatte ich bereits befürchtet, dass es dem einen oder anderen nicht passen würde, dass nun Frieden geschlossen werden soll. Sakura, du gehst darum zu Prinzessin Nanako und wirst die gesamte Nacht bei ihr bleiben.“ „Ja, Herr.“ Aber sie wurde rot. Das war immerhin die Hochzeitsnacht und ihr war nicht klar, wie die Prinzessin oder auch Prinz Takashi Takahara eine solche Beobachtung finden würden. „Ich möchte sicher gehen, dass das Brautpaar diese Nacht überlebt. Beide.“ Dem Dämonenfürsten war ihre Verlegenheit nicht entgangen. „Danke, Herr“, konnte sie daher nur noch murmeln. Es war mehr als freundlich, einen Befehl zu erklären. So verneigte sie sich vor Vater und Sohn, ehe sie sich erhob. Sesshoumaru wartete, bis sie das Zimmer verlassen hatte, bevor er zum Hundefürsten blickte: „Ihr zieht in Erwägung, dass Prinz Takashi den Mord veranlasst hat?“ „Nun, er wäre direkt betroffen. Prinzessin Nanako ist zwar nicht gerade hässlich, aber wer weiß schon, wie er das sieht. Und so lange nicht klar ist, warum Fürst Suzuka sterben musste, möchte ich kein Risiko eingehen. Ich habe zu viel Zeit für diesen Frieden gebraucht.“ Der Dämonenprinz hätte gern gefragt, warum sein Vater überhaupt eine solche Zeitvergeudung betrieben hatte, aber das wäre mehr als unhöflich gewesen: „Könnte die Ursache für den Mord auch in der Politik liegen? In den Nachrichten aus Edo?“ „Das wirst du herausfinden.“ „Wie Ihr wünscht.“ „Gut. Du hast Wachen mitgebracht?“ „Ja, Herr Vater. Die Suzukas und Takaharas stehen unter Zimmerarrest.“ „Gab es Einwände?“ Der Inu no Taishou bemerkte den Ausdruck, der über das gewöhnlich ruhige Gesicht seines Sohnes huschte: „Natürlich nicht“, ergänzte er daher. Niemand war so lebensmüde. „Wo wünscht Ihr zu beginnen?“ „Du führst die Ermittlungen. Ich werde zusehen.“ Sesshoumaru wurde klar, dass das eine erneute Prüfung für ihn darstellen würde. Die Frage war nur, was geprüft werden sollte. „Dann möchte ich mit Fürst Takahara sprechen. Er ist immerhin der Gastgeber. Aber zunächst werde ich mir das Mordzimmer ansehen. Nicht, dass ich denke, es sei Euch etwas entgangen...“ „Zwei Nasen riechen mehr als eine. Morgen früh wird dir Sakura auch gewiss Bericht erstatten, falls die Prinzessin oder Prinz Takashi etwas erwähnt haben.“ Da sich der Hundefürst erhob, folgte sein Sohn. Das Mordzimmer, der so genannte Vorbereitungsraum, trug seinen Namen zu Recht, dachte Sesshoumaru. Hier hatten Künstler, Akrobaten, die bei der Hochzeitsfeier in der großen Halle hätten auftreten sollen, bereits ihre Instrumente, ihre Werkzeuge bereitgestellt. Der Mörder hatte nur einen festen Gegenstand ergreifen müssen. Bewies das, dass der Mord ungeplant geschehen war? Es war nur eine Möglichkeit. Da die Tatwaffe noch nicht gefunden wurde, wäre es auch möglich, dass der Mörder sie mitgebracht hatte. Zu riechen waren verschiedene Menschen und er bemühte sich, die einzelnen Düfte zu sortieren, für den Fall, dass er einen wieder treffen würde. Aber er war sicher, dass das auch sein Vater getan hatte. Die Witterung des Toten hing noch in der Luft, nach menschlichem Blut und Schädelinhalt. Der Mörder hatte fest zugeschlagen, war entweder kein Risiko eingegangen oder hatte mit einem starken menschlichen Gefühl, wie Zorn oder Hass, gehandelt. Sesshoumaru wandte den Kopf: „Wo ist die Leiche?“ „Ich habe sie zum Priester bringen lassen, damit die Todesriten vollzogen werden können. Willst du ihn noch sehen?“ „Wie groß war Fürst Suzuka?“ „Er würde dir bis zur Schulter gehen. Was meinst du?“ „Ich überlege, ob der Täter auch eine Frau sein könnte.“ „Die Fürstin und die Prinzessin waren bei uns. Eine Dienerin? Möglich. Er saß ja.“ „Was macht Euch so sicher, dass er saß?“ Der Inu no Taishou schien überrascht: „Ich gebe zu, ich bin davon ausgegangen. Ein Fürst steht nicht, während sein Sekretär einen Bericht abgibt.“ Interessant. Seit den ersten Mordfällen war sein Sohn deutlich erwachsener geworden, erfahrener. Und er schien nichts mehr als gegeben hinzunehmen, bis ein Beweis dafür erbracht worden war. „Gewöhnlich nicht“, gab Sesshoumaru zu, betrachtete die Stelle am Boden, deren dunklere Färbung das Blut verriet. Hatte Fürst Suzuka gesessen? Warum an dieser Stelle? Hier gab es keine Matte, nun, im gesamten Raum nicht. Und hatte das überhaupt etwas zu sagen? Die Tür des Zimmers war eine Schiebetür und sie war geräuschlos beiseite geglitten. Angenommen der Fürst war hier gesessen, hatte gelesen, so hätte er nicht notwendigerweise hören müssen, dass jemand den Raum betreten hatte. Oder auch, selbst falls er einen Diener, einen Akrobat bemerkt hätte, aufmerksam werden müssen. Er, Sesshoumaru, müsste auch den Sekretär befragen und Kaji, der den Toten gefunden hatte. Nein. Keine Theorien aufstellen, ermahnte er sich. Keine Fehler machen, wenn Vater daneben stand. „Ich möchte dann mit Fürst Takahara sprechen.“ „Natürlich.“ Die beiden Dämonen machten sich auf den Weg. Sakura war etwas verlegen in das neue Zimmer von Prinzessin Nanako gekommen. Auch hier stand ein Dämon Wache vor der Tür. Sie kniete nieder: „Ich…vergebt, Prinzessin. Der Befehl der Inu no Taishou, meines Herrn, lautet, dass ich bei Euch sein soll, die gesamte Nacht. Es…es tut mir Leid.“ „Oh, das macht nichts.“ Nanako trug nun nicht mehr den Hochzeitskimono sondern einen gewöhnlichen, wenn auch aus mehreren Lagen. „Um ehrlich zu sein, bin ich froh, im Moment nicht allein sein zu müssen. Oder eine Dienerin von den...den Takaharas um mich zu haben. Ich….Vater ist tot und ich bin verheiratet, mit einem Mitglied der Familie seines Mörders.“ Ihre Stimme schwankte. „Oh, verzeiht“, bat Sakura hastig. Daran hatte sie gar nicht gedacht. Natürlich war es für die Prinzessin durch die Ermordung ihres Vaters nicht einfacher geworden. Sie betrachtete Nanako. Diese war vielleicht so alt wie sie selbst. Hätte sie nicht geweint, wäre sie durchaus hübsch zu nennen gewesen. Unwillkürlich wollte sie ihr helfen: „Darf ich Euch einen Rat geben, Prinzessin?“ „Natürlich. Du bist Heilerin, nicht wahr?“ „Ja. Aber….Euer Ehemann wird bald kommen, vermute ich.“ Nun, da der Inu no Taishou auf der Heirat bestanden hatte, würde Prinz Takashi gewiss kommen, um nicht den mächtigen Dämonenfürsten zu verärgern. „Und man sieht Eure Tränen. Vielleicht solltet Ihr Euch mit kaltem Wasser waschen. Immerhin erblickt Euch Euer Gemahl das erste Mal ohne den Schleier und da solltet Ihr hübsch aussehen.“ „Ja, du hast bestimmt Recht. Nein, ich sollte wohl Ihr sagen. Sakura-san, nicht wahr?“ „Sagt nur du.“ „Dann tue du das aber auch. Ich heiße Nanako. Ich bin so froh, dass du hier bist.“ Sie sah, wie die Heilerin den Wasserkrug nahm: „Eine solche Situation, ich meine, die Hochzeit an sich und das Warten auf den Ehemann…das ist schon schwierig, das war mir nie zuvor so bewusst. Aber nun, Vaters Tod….“ Wieder musste sie sich mit Gewalt zur Ruhe bringen: „Vater sagte, ich sei das Opfer für den Frieden. Warum nur ist das passiert?“ „Der Herr und Lord Sesshoumaru werden das herausfinden.“ „Bist du ganz sicher?“ „Ja. Lord Sesshoumaru hat noch jeden Mord aufgeklärt.“ Sakura reichte das feuchte Tuch hinüber: „Und Hundedämonen haben eine gute Nase.“ „Du lebst unter lauter Dämonen?“ „Nein, es leben auch andere Menschen dort.“ Sakura zögerte einen Moment, ehe sie sagte: „Prinzessinnen wird kaum etwas von Politik erzählt, nicht wahr? Aber du kannst dir keinen Grund denken, warum dein Vater ermordet wurde?“ „Nein. Außer natürlich, dass es ein Gegner des Friedens war. Und ein Takahara.“ „Ja, natürlich.“ Davon schien die Prinzessin aus dem Haus Suzuka überzeugt. Aber, das gab Sakura gern zu, wer hätte auch sonst ein Interesse daran gehabt. Jetzt war es erst einmal wichtig, Nanako zu beruhigen. Fürst Takayuki Takahara saß in seinem Zimmer, neigte jedoch höflich den Kopf, als Vater und Sohn hereinkamen. Vor seiner Tür stand ebenfalls eine Dämonenwache. Es war dem Fürsten unangenehm, im eigenen Schloss unter Arrest zu stehen, aber er hatte auch wenig Lust, den Hundefürsten zu verärgern. Über den Prinzen liefen sowieso einige mörderische Gerüchte um, solche, dass er verwundert gewesen war, wie jung dieser eigentlich zu sein schien. Die beiden Hundedämonen nahmen Platz. „Fürst Takahara, ich möchte Euch meinen Sohn Sesshoumaru vorstellen. Wie ich erwähnte, hat er die Leitung der Ermittlungen übernommen.“ „Danke, edler Inu no Taishou. - Willkommen, Lord Sesshoumaru. Ich wünschte, ich würde Euch unter anderen Vorzeichen kennen lernen.“ „Das denke ich mir.“ Dem Prinzen wäre es weitaus lieber gewesen, er hätte niemanden der Takaharas je kennen gelernt. Aber das konnte er kaum sagen. „Ich möchte Euch einige Fragen stellen.“ „Natürlich.“ „Als Fürst Suzuka nach einem ruhigen Raum fragte, habt ihr ihn in dieses Vorbereitungszimmer geschickt. Warum?“ „Es liegt nahe bei dem Empfangsraum, im gleichen Gang. Und ich war sicher, dass sich dort niemand aufhielt.“ „Die Künstler sollten sich vorbereiten.“ „Ja. Aber sie hatten schon ihre Sachen abgelegt. Und während der eigentlichen Zeremonie wurden sie nicht gebraucht, so dass sie alle im hinteren Hof waren, zum Essen.“ „Und Diener?“ „Ich konnte und kann mir keine Arbeit vorstellen, die einen zu diesem Zeitpunkt in das Zimmer geführt hätte. Sie sollten ja alle das Festessen vorbereiten, oder sich um die Akrobaten kümmern.“ Der Fürst zögerte: „Und, um ehrlich zu sein, Lord Sesshoumaru: ich kann mir auch nicht vorstellen, dass einer meiner Leute so ehrlos ist, meinen Gast unter meinem Dach zu töten.“ „Es fragt sich nur, ob dazu nicht ein Befehl gegeben wurde.“ „Ihr meint, einer meiner Söhne oder meiner Berater…? Nein, das glaube ich nicht. Ich habe, ebenso wie Fürst Suzuka, Euch, Inu no Taishou, zugeschworen, dass wir Frieden haben wollen. Und ich bin das Familienoberhaupt.“ Fürst Takahara seufzte: „Allerdings wird es bald im ganzen Land die Runde machen, dass mein Gast ermordet wurde. Wie ungemein peinlich.“ „Könnt Ihr mir sagen, wie die Ereignisse aus Eurer Sicht abgelaufen sind?“ „Äh, natürlich. Ich begrüßte Euren Herrn Vater und dessen. ..Heilerin, ist sie? Dann gingen wir in den Empfangsraum. Nur kurz darauf kamen die Suzukas und der Fürst sagte, er habe seinen Sekretär dabei, bekomme von ihm einen Bericht aus Edo. Sein Sohn sei dort. Und er bat um einen ruhigen Raum. Ich schickte meinen Berater, Akira Oguro, mit den beiden, um ihnen den Weg zu zeigen. Der kam auch gleich zurück. Der Sekretär erschien im Empfangsraum vielleicht zehn Minuten später. Inzwischen war auch der Priester eingetroffen und wir warteten eigentlich nur noch auf Fürst Suzuka. Nein, gleichzeitig mit dem Priester kam dieser Kaji, einer von den Suzukas, und fragte nach dem Fürsten, da er einen Bericht hätte. Mein Sohn Yukihiro beschrieb ihm den Weg und er ging weg. Dann kehrte er zurück, um uns, um dem Inu no Taishou zu sagen, dass Fürst Suzuka erschlagen wurde.“ „Daraufhin gingen alle aus dem Empfangsraum in diesen Vorbereitungsraum?“ „Ja, alle, auch die Fürstin und Prinzessin Nanako. Und da lag er dann…Die beiden Frauen waren natürlich entsetzt und so sagte Oguro, mein Berater, zu diesem Kaji, er solle sie wegbringen. Aber der Sekretär der Suzukas meinte, dass Kaji dableiben müsse, weil er den Toten gefunden habe. Also blieben sie alle da.“ Unwillkürlich blickte der menschliche Fürst zu seinem dämonischen Amtskollegen: „Ich glaube, das war auch schon alles. Danach befahlt Ihr, Inu no Taishou, dass die Hochzeit dennoch vollzogen werden solle und rieft Eure…Eure Wachen.“ „Wo sind eigentlich die Frauen Eurer Familie?“ Sesshoumaru klang gleichmütig. „Im Sommerschloss.“ „Ihr wolltet sie der Hochzeit fernhalten?“ „Ja. Also, nicht, weil ...ich meine, wegen Prinzessin Nanako, sondern um…um….“ „Um?“ Fürst Takahara holte einmal kurz Luft. Aber die Dämonen vor ihm würden sicher auf Antwort bestehen. Hoffentlich verstand der mächtige Hundefürst das: „Sie waren immer schon wie ein Haufen aufgeschreckter Hühner, wenn sie wussten, dass Ihr, edler Inu no Taishou, im Schloss wart. Ich wollte vermeiden, dass sie sich bei einem direkten Zusammentreffen so verhalten, dass Ihr Euch beleidigt fühlt.“ „Ich verstehe“, sagte der. Sesshoumaru nickte leicht: „Eine Frage habe ich noch, Fürst Takahara. Ich sehe in diesem Zimmer keinen Diener.“ „Dies ist mein privates Zimmer. Ich bin den gesamten Tag von Dienern umgeben. Und ich empfinde es manchmal als sehr angenehm, niemanden um mich zu haben. So habe ich keinen persönlichen.“ „Das wäre es zunächst.“ ********************************************** Auch der Inu no Taishou legt mehr Wert auf Ermittlungen als auf sittliche Bedenken. Arme Sakura. Das nächste Kapitel heisst: Fragen in der Hochzeitsnacht und wird wieder einige neue Hinweise bringen. Wer so nett ist, mitzuraten, bekommt, wie gewohnt, eine Nachricht von mir, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel on ist. Bislang gibt es zwei Indizien, was passiert ist.^^ Seine Lordschaft wird sie in der Fallaufklärung natürlich erwähnen. bye hotep Kapitel 3: Fragen in der Hochzeitsnacht --------------------------------------- Ja, mit menschlichem Schamgefühl haben es die Dämonen nicht sonderlich... Arme Sakura. 3. Fragen in der Hochzeitsnacht Als Prinz Takashi Takahara das Zimmer seiner neu angetrauten Frau betrat, sah er erstaunt, dass eine Dienerin neben dieser kniete. Dann erst erkannte er sie. „Du kannst gehen.“ Sakura verneigte sich: „Vergebt, Prinz, mein Befehl lautet, diesen Raum nicht zu verlassen.“ Aber sie zog sich hastig an die rückwärtige Wand zurück. „Befürchtet der Inu no Taishou, dass ich Prinzessin Nanako umbringen wolle?“ Das klang spöttisch. „Ich weiß nicht, was mein Herr denkt. Aber er erwähnte, dass er sicher gehen wolle, dass Ihr alle beide morgen früh am Leben seid. Jemand versuchte bereits, die Hochzeit zu verhindern, edler Prinz, “ ergänzte sie dann erklärend, mit einer Handbewegung zu den bereitgestellten Getränken. Hoffentlich musste sie nicht lügen, verstand er diesen Hinweis. „In der Tat.“ Er ließ sich nieder. Der Inu no Taishou befürchtete, jemand wolle das Brautpaar vergiften? Unwahrscheinlich, aber, nach dem heutigen Vorfall, denkbar. Er betrachtete die Prinzessin: „Ich will ehrlich sein. Ich hätte ohne den Befehl meines Vaters nie eine Verbindung mit den Suzukas in Erwägung gezogen. Aber zum einen steht es mir nicht zu, ihm nicht zu gehorchen. Und zum zweiten…ich habe deinen Vater nicht getötet.“ Nanako atmete unwillkürlich etwas auf, sagte jedoch: „Auch ich gehorche nur den Wünschen meiner Familie. Der…der Abgrund zwischen unseren Häusern soll ja so geschlossen werden.“ Sie sah zu Boden. Sakura wusste, welche Angst die Prinzessin hatte. Sie hatte selbst nur sehr wenig Ahnung vom Ablauf einer Hochzeitsnacht, aber zumindest etwas in der Theorie. So hatte sie Nanako versichert, dass sie nur ruhig bleiben solle, entkrampft. Aber auch Prinz Takashi wirkte ein wenig angespannt, obwohl der immerhin wissen würde, wie so etwas ablaufen sollte. Junge Männer wurden diesbezüglich doch ausgebildet. „Ja.“ Der Bräutigam warf einen Blick seitwärts. Die Heilerin starrte zu Boden, ganz offenbar mehr als verlegen, hier sein zu sollen. Aber sie hatte ihren Befehl, und der Prinz wollte sich nicht vorstellen, wie ein Dämonenfürst unfolgsame Diener bestrafte, da schon menschliche sie schlagen lassen würden. Nun, was sollte es, ob eine Dienerin, ein Nichts, hier war oder nicht. Immerhin bot diese ganze Sache für ihn einen gewissen vergnüglichen Vorteil. Mit einem leisen Lächeln wandte er sich seiner Frau zu. Vater und Sohn benötigten keinen Schlaf. Und sie nahmen auch nicht an, dass die Menschen im Schloss in dieser Nacht Ruhe finden würden. So hatte Sesshoumaru beschlossen, die Befragungen fortzusetzen, zunächst mit weiteren Takaharas zu reden. Der Erbprinz, Yukihiro, sah auf, als die Tür beiseite geschoben wurde: „Ich habe Euch erwartet“, sagte er und fuhr zu seinem Diener hin fort: „Geh, Toshiro.“ Dieser gehorchte eilig, verschloss die Tür hinter den Hundedämonen. Mit einem vorsichtigen Blick auf die ebenfalls dämonische Wache vor der Tür verschwand er. Der Erbe der Takaharas verneigte sich zeremoniell vor dem Dämonenfürsten, eine Kopfneigung zu dessen Sohn: nicht unhöflich, aber nicht sehr herzlich. Dies war Sesshoumaru allerdings gleichgültig. Er wartete, bis sein Vater Platz genommen hatte, ehe er sich ebenfalls niederließ. „Mir wurden die Ermittlungen übertragen“, sagte er nur. „Schildert die Ereignisse aus Eurer Sicht.“ „Ab wann?“ Nur ein unmerkliches Zögern des Hundeprinzen verriet dessen Stutzen: „Ab wann macht es einen Unterschied?“ „Nun, wollt Ihr den Ablauf hören, nachdem die Suzukas im Schloss ankamen? Oder nur den gestrigen Tag? Oder auch erst, nach dem diese Ban...die Suzukas den Empfangsraum betreten hatten?“ Das klang spöttisch. „Ihr seid nicht mit der Hochzeit einverstanden?“ „Natürlich nicht.“ Und mit einem Blick auf den Dämonenfürsten: „Vergebt, edler Inu no Taishou, ich weiß, welche Mühe Ihr Euch mit dem Frieden gemacht habt. Und gegen einen Friedenschluss an sich hätte ich auch kaum etwas einzuwenden. Nur, unser Blut mit denen zu vermischen…“ Er merkte an den seltsamen Goldfunken in den vier Augen vor sich plötzlich, dass er auf dünnem Eis war: „In jedem Fall: ich werde nie meine Sohnespflicht vergessen. Und da mein Herr und Vater unter dieser Bedingung dem Frieden zustimmte, hätte ich nie etwas dagegen unternommen, das kann ich Euch versichern. Und weil Prinzessin Nanako nun die Frau meines Bruders ist, ist sie ein Mitglied der Takaharas. Schon aus diesem Grund ist sie vor mir sicher. Selbst, wenn ich eines Tages das Familienoberhaupt sein werde.“ Sesshoumaru ging nicht darauf ein: „Wann kamen die Suzukas an?“ „Heute morgen. Sie hatten es wohl vorgezogen, in einem Gasthaus zu übernachten. Nach der üblichen Begrüßung ließ mein Herr Vater ihnen Zimmer zuweisen. In der Halle und im Empfangsraum wurde bereits alles von unseren Dienern vorbereitet. Dann kamt Ihr an, edler Inu no Taishou, und wir gingen alle in den Empfangsraum. Nein, umgekehrt. Kurz danach kamen auch die Suzukas, die sich umgezogen hatten, Prinzessin Nanako konnte ja unmöglich im Hochzeitskimono reisen. Tja, Suzuka meinte dann, er brauche ein ruhiges Zimmer, um den Bericht seines Sekretärs hören zu können. Oguro zeigte ihnen eins, kam zurück, kurz darauf auch der Sekretär. Es war also wohl ein schriftlicher Bericht gewesen, da Suzuka nicht mit zurückkehrte. Mit unserem Priester kam dann noch einer von den Suzukas, ein Beamter oder was der ist. Er wollte auch mit seinem Herrn reden. Ich beschrieb ihm den Weg in das Vorbereitungszimmer. Kurz darauf kam er zurück und sagte, der sei tot. Nein, er sagte nur, er liege da. Und natürlich liefen dann alle hinüber. Ja, und die Heilerin meinte, er sei tot. Mehr kann ich Euch nicht sagen.“ „Ihr habt einen privaten Diener?“ „Ja, Toshiro.“ „Er ist Euch treu ergeben?“ „Er würde alles für mich tun.“ „Das genügt zunächst einmal.“ Sesshoumaru sah kurz seitwärts. Da sein Vater diesen Wink verstand und sich erhob, tat es auch der Prinz. Er wäre nie so unhöflich gewesen, vor seinem Erzeuger aufzustehen. Vor der Tür meinte der Inu no Taishou: „Und, etwas gefunden?“ „Ich weiß nicht, wer der Mörder war, Herr Vater, zumal noch immer die Mordwaffe fehlt.“ Sein Erstaunen lag nicht in seiner Stimme. Sein Vater war gewiss ebenso klug wie er selbst. Hatte der schon einen Hinweis entdeckt? War das etwa die Prüfung für ihn? Ob er alle Anhaltspunkte finden würde, die auch dem Herrn der Hunde auffielen? So meinte er langsam: „Aber eine Sache kommt mir seltsam vor.“ „Und?“ Nur keinen Fehler machen, dachte der Prinz, nur nicht voreilig werden: „Ich bin mir nicht sicher. Etwas, das jemand gesagt hat. Unterhalten wir uns zunächst einmal mit den Beratern der Takaharas.“ Das Gespräch mit Naohiro Takahara, dem ersten Berater des Fürsten brachte nichts, das nicht auch schon der Erbprinz erwähnt hatte. Und es gelang dem Ratgeber, ohne jedoch im Mindesten unhöflich zu sein, zu vermitteln, dass erstens niemand seiner Familie den Mord begangen haben könne, da sich alle an die Anweisung des Fürsten halten würden und um zweiten, sich die Dämonen alle sonst wohin scheren mögen. Der zweite Berater, Akira Oguro, lächelte dagegen, als die Hundedämonen sein Zimmer betraten: „Ich habe Euch schon erwartet, edler Inu no Taishou…Lord Sesshoumaru…Wie kann ich Euch behilflich sein?“ Als beide saßen, meinte der Dämonenprinz: „Du willst helfen? Dann gehst du nicht davon aus, dass ein Mitglied des Takahara-Clans den Mord verursacht hat?“ „Aber natürlich nicht. Niemand von uns wäre so…so impertinent, den Befehl des Fürsten zu missachten. Außerdem ist diese Angelegenheit natürlich für unser ganzes Haus schrecklich peinlich. Ein Gast ermordet, so was spricht sich herum. Und am allerpeinlichsten ist es mir. Der Fürst hatte mich mit den Vorbereitungen der Hochzeit beauftragt. Das war nun alles umsonst.“ „Dann weißt du auch, wo die Künstler und die Diener zum Zeitpunkt des Mordes waren?“ „Natürlich.“ „Und?“ „Die Künstler waren alle bestimmt im hinteren Hof, wo sie vor ihren Vorführungen noch auf Kosten des Fürsten etwas zu essen und zu trinken bekommen sollten. Auch das sind nun Ausgaben, die umsonst waren.“ Er seufzte: „Aber ich bin sicher, dass alle dort waren. Akrobaten nagen gewöhnlich am Hungertuch und sind froh, sich einmal satt essen zu können. Was die Diener betrifft…sie hatten entweder bei den Akrobaten zu tun oder deckten die Speisen schon in der Halle auf. Da war niemand, der nichts zu tun hatte. Aber ich kann gern den Haushofmeister noch befragen, wenn Ihr es wünscht, Lord Sesshoumaru.“ „Tu das.“ Der Hundeprinz dachte kurz nach: „Der Hass zwischen den Takaharas und den Suzukas dauert schon für Menschen recht lange und geht tief. Wäre es möglich, dass ein Diener ohne Befehl handelte, sich gehen ließ, als er zufällig auf Fürst Suzuka traf?“ Oguro sah unwillkürlich zum Inu no Taishou: „Ihr wisst es doch, wie tief der Hass zwischen den Familien ist. Oder war, “ korrigierte er sich hastig: „Lord Sesshoumaru, auch, wenn die Fürsten sich nun einig waren, ihre Kinder verheirateten….das konnte niemand erwarten, dass alle Gefühle verschwinden. Und ich verrate sicher kein Geheimnis, dass alle Angehörigen des Takahara-Clans diejenigen des Suzuka-Clans hassen. Prinz Yukihiro, der Erbprinz besonders. Aber kein einziger der Dienstboten wäre so vermessen, auch kein Mitglied der Familie, dem Befehl des Fürsten zuwiderzuhandeln.“ „Prinz Yukihiro?“ „Naja…ja. Seine Gefühle gegenüber Fürst Suzuka waren eher sehr… tiefgründig. Es ging da wohl mal um etwas Persönliches. Ich bin allerdings überzeugt, er hätte ihn nie erschlagen, eher ihm die Pulsadern aufgeschnitten, damit es länger dauern würde, wenn Ihr wisst, was ich meine. Aber der Prinz würde nie seinem Vater zuwiderhandeln, undenkbar.“ „Wie stehst du zu den Suzukas?“ „Ich hasse sie natürlich.“ Da war kein Lächeln: „Aber ich würde nie den Gast meines Herrn töten.“ „Prinzessin Nanako?“ „Sie ist, wenn diese Nacht vorüber ist, Mitglied des Takahara-Clans. Ich würde niemals der Frau meines Prinzen etwas antun.“ „Das war es zunächst. Frag den Haushofmeister morgen früh und erstatte mir Bericht.“ „Wie Ihr wünscht, Lord Sesshoumaru. …Edler Inu no Taishou…“ Akira Oguro verneigte sich höflich, als seine Besucher gingen. In einem Vorzimmer blieben Vater und Sohn stehen, sahen sich an. „Deine Meinung?“ fragte der Dämonenfürst. „Ein Schwätzer.“ „In der Tat. Und so etwas ist Berater. – Aber der eigentliche Berater ist ja Naohiro Takahara. Hast du etwas herausgefunden?“ Kam diese Frage jetzt etwa nach jedem Verhör? Aber Sesshoumaru war zu selbstbeherrscht, um seinen Unmut erkennen zu lassen, zumal er immer deutlicher sah, dass sein Vater verärgert war, ohne freilich die Contenance zu verlieren. „Es gibt einige Merkwürdigkeiten, Herr Vater. Und ich frage mich immer mehr, wo die Tatwaffe sein kann. Ich gab allen Dämonen den Auftrag nach Dingen zu wittern, die nach menschlichem Blut riechen. Der Mörder muss recht schlau vorgegangen sein. Es war ein harter, stumpfer Gegenstand, den offenkundig bislang niemand vermisst. Gehörte er dem Mörder? Oder nutzte er ihn nur? War er in dem Vorbereitungsraum oder brachte er ihn mit?“ Er schwieg einen Moment, ehe er ehrlich fortfuhr: „Aber ich wage fast zu bezweifeln, dass uns der Fund der Tatwaffe weiterbringen wird. Der Mörder hatte entweder viel Glück oder war sehr geschickt. Die Nacht ist bald zu Ende. Ich möchte auf Sakuras Bericht warten, danach die Suzuka-Männer befragen.“ „Das liegt bei dir. Du führst diese Ermittlungen, mein Sohn. Ich wäre sicher nicht neutral.“ Zum ersten Mal lag etwas in der Stimme des Hundefürsten, das seinem Sohn verriet, dass dieser am liebsten das Schloss dem Erdboden gleichgemacht hätte. Darum also hatte er, Sesshoumaru, wohl die Aufschlüsse übernehmen sollen: um sie sachlich, nüchtern zu halten, den wirklichen Täter überführen zu können. „Kehren wir in Eure Zimmer zurück, Herr Vater“, sagte der Hundeprinz daher nur. Als Sakura das Zimmer der Prinzessin verließ, bemerkte sie auf dem Gang eine Gruppe Menschen, einen Dämon, die miteinander diskutierten. Sie erkannte zwei Diener der Takahara und die Fürstin Yuriko Suzuka. Der dämonische Krieger hielt Wache vor dem Frauentrakt, in dem sich im Augenblick allerdings nur Prinzessin Nanako aufhielt. „Ich will doch nur nach meiner Tochter sehen!“ sagte deren Mutter und wollte an den Männern vorbei. Der Dämon fasste sie und sie erstarrte: „Niemand darf die Räume betreten.“ „Ich bin doch ihre Mutter!“ „Sie ist eine Prinzessin der Takahara und kein Mitglied der Suzukas geht zu ihr“, erklärte auch ein Diener. Sakura ging hin. Sie konnte sich vorstellen, wie besorgt die Mutter war. Aber der Inu no Tahou hatte ganz eindeutig Besuchsverbote für alle verhängt. Wo war eigentlich der Dämon, der die Fürstin Suzuka bewachen sollte? „Fürstin, verzeiht. Wenn Ihr mit mir in Euer Zimmer kommen würdet…Ich war bei Prinzessin Nanako.“ Die Fürstin starrte sie an, ehe sie meinte: „Du...Ihr seid doch Heilerin?“ Ihre Besorgnis stieg an. „Es geht Nanako-hime gut, wirklich. Bitte, kommt.“ Sakura sah zu dem Dämon auf: „Bitte, lasst sie los.“ Dieser tat es, da er durchaus Gerüchte gehört hatte, sie sei die Geliebte des Hundeprinzen und nicht ausprobieren wollte, ob sie diesem berichten würde, täte er nicht, was sie verlangte. Lord Sesshoumaru hatte seine eigenen Ansichten über tödliche Beleidigungen. **************************************************** Damit könnte er Recht haben. Im nächsten Kapitel: Die Suzuka-Seite, plaudert Sakura mit der Fürstin, der Inu no Taishou und Seine Lordschaft mit den Männern. Man soll ja immer beide Seiten hören.... Wer so nett ist, mitzuraten, dem schicke ich, wie immer, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet ist. bye hotep Kapitel 4: Die Suzuka-Seite --------------------------- Die Tatwaffe nicht aufzutreiben, dafür jede Menge potentieller Motive... Und alles wegen einer Fehde, die schon so lange lief, dass sich kein Mensch mehr an den urspünglichen Anlaß erinnern kann. 4. Die Suzuka-Seite Der Dämonenkrieger, der vor dem Zimmer der Fürstin stand, atmete tief ein, als er sie mit Sakura kommen sah. Er war nur kurz weg gewesen, hatte jedoch nicht bemerkt, dass sie in dieser Zeit ausgegangen war. Allen Göttern sei dank war sie wieder da. Hoffentlich würde die Heilerin ihn nicht an den Herrn der Hunde oder gar Lord Sesshoumaru verraten. Aber vermutlich wüssten es die beiden sowieso schon und er konnte sich auf eine Bestrafung gefasst machen. In ihrem Zimmer drehte sich Fürstin Yuriko Suzuka fast händeringend um: „Bitte, Heilerin, wie geht es Nanako? Warum musstest du zu ihr? Hat ihr Prinz Takashi...“ „Bitte, beruhigt Euch, Fürstin“, sagte Sakura hastig: „Bitte. Ich verstehe, dass Ihr durch den Tod Eures Gatten erschüttert seid, aber es geht Nanako gut. Wirklich. Bitte, nehmt Platz. Sie brauchte keine Heilerin, ist nicht verletzt. Ich war nur da auf Befehl meines Herrn, um bei einer möglichen Vergiftung des Brautpaares eingreifen zu können.“ Sie musste der hochgradig nervösen Frau ja nicht mehr erzählen. „Oh.“ Die Fürstin ließ sich nieder: „Und meine Kleine…war der Prinz nett zu ihr?“ „Ich…ja.“ Was sollte sie dazu sagen? Sie konnte es nicht abschätzen. Aber Nanako war relativ ruhig gewesen. Und Prinz Takashi hatte, ehe er ging, sogar gefragt, ob sie Schmerzen habe. Nein, er hatte sich Mühe gegeben, da war Sakura sicher. Überdies wollte sie die offenkundig sowieso schon verängstigte Fürstin beruhigen. „Oh, meine arme Kleine…und mein armer Gemahl! Geopfert, ermordet…“ Fürstin Yuriko rang diesmal wirklich die Hände: „Ach, an allem ist dieser verdammte Dämonenfürst schuld…Oh, verzeih. Du arbeitest ja für ihn.“ „Fürstin, bitte, mäßigt Euch,“ sagte Sakura hastig, die sich nicht vorzustellen wagte, was passieren würde, machte die Fürstin ähnliche Bemerkungen in anderer Gesellschaft: „Bitte. Der mächtige Inu no Taishou wünschte Frieden, das ist kaum verwerflich, nicht wahr?“ „Frieden mit den Takaharas. Ich sagte schon damals zu meinem Gemahl, dass das nie gut gehen würde, dass er nicht Nanako opfern solle. Aber er meinte, Fürst Takahara sei ein Ehrenmann. Nun, das haben wir ja alle gesehen. Schon, als…als gewünscht wurde, wir sollen mit den Dienern und Samurai im Gasthof übernachten, diese nicht hier mit ins Schloss bringen, hätte mein armer Fürst misstrauisch werden sollen. Aber er sehnte sich so nach Frieden nach den Jahrzehnten der Fehde…“ Fürstin Yuriko kämpfte gegen die Tränen. Sakura meinte behutsam: „Ihr trauert sehr um Euren Herrn.“ „Oh ja. Ich habe ihn so gern gehabt. Wir waren nun schon dreißig Jahre verheiratet. Und nie ein böses Wort von ihm, immer höflich, immer freundlich, trotz meiner Schwäche.“ „Verzeiht, Fürstin. Schwäche?“ „Oh...ich konnte lange keine Kinder bekommen. Und dennoch hat er mich nie deswegen auch nur getadelt. Wir waren schon fast zehn Jahre verheiratet, ehe ich ihm den ersehnten Erben zur Welt brachte. Schon daraus kannst du sehen, wie freundlich er war.“ „Ja, das ist sehr geduldig“, murmelte Sakura, die schon ganz andere Sachen gehört hatte. „Und jetzt hat ihn ein Takahara auf dem Gewissen!“ „Da seid Ihr sicher? Bedenkt, dass sie alle mit Euch in dem Empfangsraum waren.“ „Ach, ein Befehl an einen Diener und schon…Nein, das waren die Takaharas. Und mein armes Kind ist nun mit einem verheiratet.“ Fürstin Yuriko schluchzte. „Das ist eben so. Und ich bin sicher, meine Herren werden herausfinden, wer Fürst Suzuka getötet hat. Lord Sesshoumaru hat noch jeden Mord aufgeklärt.“ „Meinst du, Heilerin? Sollten sie daran wirklich interessiert sein?“ „Kein Fürst liebt es, wenn jemand seine Pläne hintertreibt, nicht wahr? Benötigt Ihr noch etwas, Fürstin?“ Diese schüttelte den Kopf: „Ich möchte meine Tochter sehen, aber das wirst du kaum veranlassen können.“ „Nein. Sprecht mit Fürst Takahara, vielleicht genehmigt er es Euch. Und…falls ich noch einmal zu Prinzessin Nanako geschickt werde…soll ich ihr etwas ausrichten?“ „Dass ich sie vermisse. Und hoffe, dass alles gut wird.“ Sakura verneigte sich höflich: „Das werde ich tun.“ „Danke.“ Sakura beeilte sich, in die Räume zu gelangen, die dem Inu no Taishou zugeteilt worden waren. Sie war spät dran, aber sie hoffte, dass sie nicht bestraft werden würde. Immerhin hatte sie ein Gespräch mit der Fürstin schlecht verweigern können. Aber wer wusste schon, wie das Lord Sesshoumaru sah. Der Hundefürst und sein Sohn schwiegen, als sie hereinkam, eilig die Tür zuschob, sich niederkniete, den Blick zu Boden gerichtet. Auf den Wink seines Vaters meinte der Prinz: „Wie war die Hochzeitsnacht?“ „Wie gewöhnlich, denke ich.“ Sie wurde unwillkürlich ein wenig rot. „Gab es Probleme zwischen den beiden?“ präzisierte der Inu no Taishou. „Nein, Herr. Prinz Takashi schien mir recht…einfühlsam. Er sprach Prinzessin Nanako gegenüber sogar aus, dass nicht er ihren Vater getötet habe.“ „Du solltest bei Sonnenaufgang die Räume der Prinzessin verlassen und Bericht erstatten“, kam es vom Dämonenprinzen. Sakura zuckte unwillkürlich etwas zusammen, berührte mit der Stirn den Boden: „Bitte, Lord Sesshoumaru, hört mich an, ehe Ihr straft.“ „Ich höre.“ „Fürstin Yuriko Suzuka versuchte, zu ihrer Tochter zu gelangen. Ich...ich überredete sie, zurück in ihr Zimmer zu gehen.“ Sie berichtete das Gespräch Wort für Wort, so, wie er es verlangte, unterschlug nur das Wort „verdammt“ vor Dämonenfürst, da ihr dies denn doch zu riskant vorkam. Als sie geendet hatte, wartete sie etwas ängstlich. „Dass die Diener und Samurai der Suzukas im Gasthaus bleiben sollten, war in der Tat meine Idee“, erklärte der Inu no Taishou: „Ich gedachte so, Schlägereien und Ärgeres zwischen den Gefolgsleuten zu verhindern.“ „Das habt Ihr verhindert“, erwiderte sein Sohn höflich, wenn auch sichtlich in Gedanken: „Sakura, warte hier. Du darfst schlafen.“ „Danke, Lord Sesshoumaru“, meinte sie erleichtert. Sie war in der Tat müde, hatte auch Hunger. Aber sie wartete selbstverständlich, bis die beiden Hundedämonen den Raum verlassen hatten, ehe sie einen Diener bat, ihr etwas zu essen zu besorgen. Der Inu no Taishou sah gespannt zu seinem Sohn. Soweit er bislang wusste, hatte dieser noch jeden Diener bestraft, der zu spät gekommen war. Warum nicht Sakura? Gut, diese Unterhaltung mit der Fürstin hatte eine Heilerin schlecht verweigern können, aber das hatte Sesshoumaru doch noch nie interessiert. Es gab nur eine logische Erklärung, wollte man nicht auf romantische Gefühle schließen: „Was sagte dir Sakuras Gespräch mit der Fürstin?“ „Das liegt doch auf der Hand. - Verzeiht, Herr Vater. Ich war in Gedanken.“ „Offenbar. Nun?“ „Der Krieger, der Wache bei der Fürstin halten sollte, hat augenscheinlich versagt. Übernehmt Ihr dies?“ „Ja.“ Sonst hatte er sicher einen Krieger weniger: „Weiter.“ „Wenn niemand aus dem Gefolge der Suzukas mit in dieses Schloss durfte, waren die Fürstin und die Prinzessin allein. Denn der Sekretär kam erst, als die Familie schon im Takahara-Schloss war, noch später der andere Beamte. Für die beiden war es daher unmöglich, einen Diener zu beauftragen, Fürst Suzuka umzubringen. Und sie selbst waren in Eurer Gegenwart.“ „Also schließen wir diese beiden aus.“ „Ich möchte hören, was Nogi und Kaji zu sagen haben.“ „Du führst die Ermittlungen, mein Sohn.“ Keiji Nogi, der Sekretär, verneigte sich hastig, als die beiden sein Zimmer betraten, wie es sich vor einem Fürsten ziemte. Er war schon öfter mit dem Inu no Taishou zusammengetroffen. „Mein Sohn, Lord Sesshoumaru, hat die Leitung der Ermittlungen übernommen. Er möchte dir einige Fragen stellen.“ Der Hundefürst nahm Platz. Nogi verneigte sich erneut, diesmal in Richtung des Hundeprinzen, ohne zu wagen, etwas zu sagen. Da gab es so Gerüchte über diesen… „Du kamst aus Edo? Was für einen Bericht brachtest du Fürst Suzuka?“ „Ich…das weiß ich nicht, Lord Sesshoumaru.“ Sachlich bleiben, ermahnte er sich. Dieser Dämon wollte nichts von ihm persönlich. „Dann war der Bericht nicht mündlich?“ Es war zwar ein Brief erwähnt worden, aber das hieß nicht, dass es nicht auch einen zusätzlichen mündlichen Bericht gegeben hatte. „Nein, Lord Sesshoumaru. Es...“ Er brach ab. „Es?“ „Es war ein versiegelter Brief, den mir der junge Herr, der jetzige Fürst Suzuka, in Edo gab, mit der Bitte, dies seinem Vater, unserem Herrn, zu übergeben. Ich war mit ihm auf Befehl des Kaisers in Edo.“ „Warum? Welches Interesse hatte der Kaiser an dir?“ „Vergebt meine falsche Ausdruckweise, Lord Sesshoumaru. Der Befehl des Kaisers, vertreten durch den mächtigen Shogun, lautete an den Prinzen, den nunmehrigen Fürsten. Ich wurde auf Befehl des…verstorbenen Herrn mitgeschickt, um gegebenenfalls einen Bericht überbringen zu können. Fürst Suzuka, mein verstorbener Herr, vertraute mir.“ „Dann ging es um menschliche Politik?“ „Ich bedauere, Lord Sesshoumaru. Ich habe keine Ahnung, was in dem Brief stand. Ich vermute nur, dass es darum ging, diese Fehde zugunsten der Suzukas zu beenden.“ Vermutungen halfen nicht weiter. „Du gingst also mit dem Fürsten in dieses Vorbereitungszimmer.“ „Ja, Lord Sesshoumaru.“ „Weiter.“ „Dort sah sich Fürst Suzuka kurz um, ehe er mitten im Raum Platz nahm, um gewissen Abstand von den ganzen ….nun, die Sachen, die die Akrobaten haben…zu halten. Ich kniete nieder, überreichte meinen Brief. Er bedankte sich und sandte mich fort. Als ich die Tür zuschob, sah ich noch, dass er ihn öffnete.“ „Wo ist dieser Brief nun?“ „Ich…Das weiß ich nicht.“ Keiji Nogi klang erstaunt: „Das ist wahr….Ich habe ihn seither nicht mehr gesehen. Aber vielleicht liegt er noch in dem Zimmer.“ „Nein. – Mein Herr und Vater, lag der Brief da, als Ihr bei der Leiche gewesen seid?“ „Nein“, erwiderte der Hundefürst sofort: „Du hast recht. Schon da war er verschwunden.“ Der Sekretär dachte kurz nach, ehe er sich vorneigte. So sagte Sesshoumaru: „Was ist dir eingefallen?“ „Mein nunmehriger Herr muss wissen, was er seinem Vater schrieb. Wenn Ihr die Güte hättet, einen Boten nach Edo zu schicken…“ „In der Tat.“ Dieser Nogi schien nicht ungeschickt zu sein. „Aber ich führe diese Ermittlungen. Wie stehst du zu den Takaharas?“ „Leute dieses Clans haben meine Eltern getötet.“ Der Blick des Sekretärs glitt zum Inu no Taishou: „Ich verstehe Euer Bemühen um Frieden nicht so ganz, edler Fürst. Aber natürlich hätte ich nie dem Wunsch meines Gebieters zuwidergehandelt. Dennoch wäre ich froh, dieses Schloss verlassen zu können.“ „Sobald der Mörder gefunden ist.“ Sesshoumaru betrachtete ihn kühl: „Falls dich das interessiert.“ „Oh, natürlich, natürlich, vergebt. Aber im Endeffekt ist es mir gleich, ob der Fürst oder der Erbprinz den Mordbefehl gab. Takahara ist und bleibt eben Takahara.“ Das klang sachlich, aber entschieden. Im Gang sahen sich Vater und Sohn an. „Dir fiel der Geruch auch auf?“ „Ja, Herr Vater. Aber ich kann ihn nicht einordnen. Gehen wir zu diesem Atsushi Kaji. Er fand den Fürsten tot auf und sagte es Euch?“ „Ja.“ Als die Hundedämonen das Zimmer des letzten Mitglieds des Suzuka-Clans betraten, tauschten sie einen raschen Blick. Der Geruch Kajis war bei Nogi gewesen. Und an Kaji hing wiederum die Witterung Nogis. Nicht frisch, aber immerhin. Sie schienen sehr vertraut miteinander zu sein. Atsushi Kaji verneigte sich hastig: „Wie darf ich Euch behilflich sein, einen der Takaharas als Mörder zu überführen?“ Vater und Sohn nahmen Platz. Sesshoumaru meinte: „So sicher, dass es einer von ihnen war?“ „Ja, natürlich. Wer denn sonst?“ „Warum kamst du her?“ „Ich bin der Finanzverwalter des Fürsten...nun, wohl gewesen. Vor seiner Abreise hatte er vergessen, die Anweisung für die Auszahlung einer größeren Summe zu unterschrieben. Das Geld war für Arbeiter bestimmt. Und diese Summe überstieg meine Vollmacht. Daher benötigte ich seine Unterschrift.“ „Das konnte nicht warten?“ „Vergebt...Lord Sesshoumaru, ist Euer Name? - wenn Menschen nicht rechtzeitig ausbezahlt werden, können sie nichts zu essen kaufen. Und man bekommt keine guten Arbeiter, wenn man nicht pünktlich zahlt.“ „Warum bist du Finanzverwalter gewesen?“ Sachlich bleiben, ermahnte sich der junge Dämonenprinz und entspannte langsam seine Hand. „Der Prinz, der nunmehriger Fürst, wird doch gewiss jemand seiner Mitschüler dazu machen.“ Kaji stockte: „Und ich glaube, er mag mich nicht besonders.“ „Du hast deinen Herrn gefunden?“ „Ja. Ich kam her und wurde in den Raum geführt, in dem sich die Hochzeitsgesellschaft schon versammelt hatte. Ihr, edler Inu no Taishou, ward ja auch dabei. Ich fragte nach Fürst Suzuka. Jemand sagte mir, er sei in diesem Vorbereitungsraum und beschrieb den Weg. Dann ging ich hin.“ Er zögerte ein wenig: „Ich… ich hob den Kopf des Fürsten an, um zu sehen, ob er noch am Leben sei, aber dann merkte ich, dass er tot war. So informierte ich eilends Euch, Herr der Hunde.“ „Wie lag der Fürst?“ fragte Sesshoumaru. „Was…was meint Ihr?“ „Wie er lag. Auf dem Rücken, seitwärts?“ Dieser Finanzverwalter schien bei weitem nicht so geistig beweglich zu sein, wie der Sekretär. Unter Umständen wusste der nunmehrige Fürst Suzuka tatsächlich, warum er seine Finanzen jemand anderem überantworten wollte. „Äh……auf dem Rücken, seitwärts.“ „Was soll der Unsinn?“ Nur ein vollendeter Trottel hätte die Drohung überhört. „Verzeihung, Lord Sesshoumaru, aber er…Er lag so…“ Kaji legte sich zu Boden, auf den Rücken, ehe er sich ein wenig seitwärts drehte. „Das bedeutet, dass er von vorne, seitwärts erschlagen wurde.“ Und dass er seinen Angreifer gesehen haben musste. Warum hatte er sich nicht gewehrt? Oder hatte er dies? „Richte dich wieder auf.“ „Ja, Lord Sesshoumaru, wie Ihr meint.“ Kaji gehorchte. „Lag neben ihm ein Brief?“ „Äh...nein.“ Er dachte nach: „Nein….Ja, hatte ihm denn Keiji, ich meine Nogi, einen Brief gebracht?“ „Ja. Das war zunächst alles.“ Vor der Tür sagte der Inu no Taishou: „Er scheint recht intim mit dem Sekretär zu sein. Das wäre ein Mordmotiv.“ Er wusste, dass sein Sohn davon keine Ahnung hatte. „Was meint Ihr?“ „Eine solche Beziehung wird unter Menschen mit dem Tode bestraft. Falls Fürst Suzuka davon Kenntnis erhalten hätte…“ „Ein Motiv, ja.“ Sesshoumaru dachte nach, als sie in ihr Zimmer zurückkehrten. Das hatte im Schloss wohl fast jeder. Aber seine gewöhnliche Ermittlungsmethode, das „Wie“ des Mordes zu suchen, und daraus abzuleiten, wer der Täter war, funktionierte hier nicht. Die Hand, die Fürst Suzuka erschlagen hatte, mochte zu einem namenlosen Diener oder Samurai gehören. Aber wenn es sich vermeiden ließ, wollte er nicht alle diese Menschen einzeln befragen. Und wo war der Brief abgeblieben, den Nogi gebracht hatte? Was hatte darin gestanden, dass es dem Mörder so wichtig schien, ihn mitzunehmen? Man müsste dazu wirklich den nunmehrigen Fürsten Suzuka befragen. Aber das würde dauern. Und es widerstrebte ihm, bei der Klärung eines Rätsels auch nur möglicherweise auf einen Menschen angewiesen zu sein. *********************************************************** Also wird er selbst noch einmal nachdenken müssen. Im nächsten Kapitel verliert nicht nur ein Fürst die Nerven... Wer so nett ist, mitzuraten, bekommt, wie immer, eine Infoens, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 5: Neue Hinweise ------------------------ Ja, in dem Schloss hatten wahrlich viele Leute ein Motiv, den Verstorbenen umzubringen. Ob die Tatwaffe weiterhelfen könnte? Oder muss Seine Lordschaft samt nervösem Papa in der Tat auf den Brief eines Menschen aus Edo warten? 5. Neue Hinweise Auf dem Weg zurück in die Räume, die dem Dämonenfürsten zugewiesen worden waren, verneigte sich ein Mann vor Vater und Sohn, warf sich dann zu Boden. „Was gibt es?“ fragte der Inu no Taishou. Irgendetwas an dem Mann kam ihm bekannt vor. Er hatte ihn doch schon einmal gesehen? „Ich...vergebt, edler Herr…ich bin der Haushofmeister. Der ehrenwerte Berater Oguro sagte, dass Ihr mich sprechen wollt, wo sich welche Diener aufhielten, und auch die Akrobaten.“ „Mein Sohn, Lord Sesshoumaru, führt die Ermittlungen.“ Dieser sah auf den Mann hinunter, der sich nicht zu bewegen wagte: „Und? Wo waren die Dienstboten?“ „Jeder auf seinem Platz, Lord Sesshoumaru. Ich habe alle befragt, und für jeden gab es mit Sicherheit mindestens zwei andere, die ihn oder sie gesehen hatten.“ „Hat jemand von den Leuten etwas gefunden, das als Schlaginstrument gedient haben kann?“ „Nein, Lord Sesshoumaru. Überdies…“ „Überdies?“ „Niemand von allen wäre so vermessen, den Gast des Herrn umzubringen. Sogar, wenn es ein Suzuka ist.“ „Jemand tat es.“ „Das war bestimmt ein Suzuka, nur um unseren Clan in Schwierigkeiten zu bringen.“ Der Haushofmeister unterließ es wohlweislich, darauf hinzuweisen, dass für die Menschen schon die ganzen Dämonenwachen im Schloss, aber auch die schlichte Anwesenheit dieser beiden hier vor ihm schon Probleme bereiteten. „Kein Akrobat vermisst etwas?“ „Soweit ich weiß nein, Lord Sesshoumaru. Niemand erstattete bislang Meldung.“ „Frage du sie nochmals. Falls jemand etwas aus Metall oder Holz vermisst, soll er mir unverzüglich Bericht erstatten.“ „Ja, Lord Sesshoumaru.“ Erleichtert erkannte der Haushofmeister, dass die beiden Dämonen weitergingen. Im Zimmer fuhr Sakura aus tiefem Schlaf auf. Mit dem geübten Reflex einer Dienerin kniete sie bereits, ehe sie ganz wach war, verneigte sich höflich. Sesshoumaru ging an ihr vorbei, zum Fenster, blickte hinaus, während sich sein Vater an der Wand niederließ. Sie hatten nun mit fast allen geredet, außer dem Brautpaar selbst. Aber natürlich wäre es unpassend gewesen, deren Hochzeitsnacht so zu stören. Das müssten sie nachholen. Es würde allerdings kaum angehen, mit Prinzessin Nanako zu sprechen. Nicht, dass ihn das gewöhnlich gestört hätte, aber direkt unter den Augen seines Vaters würde er sich doch ein wenig mehr den menschlichen Gepflogenheiten anpassen müssen. „Sakura!“ Sie senkte den Kopf: „Lord Sesshoumaru?“ Ohne sich umzudrehen fuhr er fort: „Geh noch einmal zu Prinzessin Nanako. Ich möchte die Antwort auf folgende Fragen: wie stand sie zu ihrem Vater? Zu dieser Hochzeit? Hatte sie andere Verehrer? Möglicherweise den Sekretär oder diesen Kaji?“ „Ja, Lord Sesshoumaru.“ Sie war ein wenig überrascht. Soweit sie sich erinnern konnte, neigte er dazu, solche Verhöre eher selbst zu führen. Aber schon im Yamashida-Schloss hatte er sie in den Frauentrakt geschickt. Hatte er etwa verstanden, wie peinlich so etwas für weibliche Menschen war und nahm darauf Rücksicht? Das konnte sie zwar kaum glauben, aber es freute sie. So sah sie nur rasch zum Inu no Taishou. Da er der Ranghöhere war, durfte sie ohne seine Erlaubnis das Zimmer nicht verlassen. Dieser nickte: „Geh.“ Und als sie draußen war: „Nogi oder Kaji? Ich sagte schon, dass ich vermute, dass diese beiden miteinander…“ „Es ist keine Tatsache. Nur der Geruch allein.“ Der Hundeprinz drehte sich um: „Vergebt, Herr Vater.“ „Ich verstehe. Du willst sicher sein, nichts zu übersehen.“ „Ja. Ich habe einen Dämon mit einem Menschen nach Edo geschickt, zu dem nunmehrigen Fürsten Suzuka. Was auch immer dieser in dem Brief schrieb, muss wichtig sein, womöglich das Mordmotiv.“ „Ja. Das wird schon dadurch bewiesen, dass der Brief verschwunden ist.“ Kurz darauf kam der Haushofmeister mit einem Mann in einfacher Kleidung, der die Dämonen ängstlich anstarrte, sich aber auf Wink seines Begleiters hastig niederkniete. „Edler Inu no Taishou“, begann der Haushofmeister: „Lord Sesshoumaru, vergebt die Störung. Aber dieser Akrobat sagte mir jetzt erst, dass er ein Stück einer Metallstange vermisst.“ Der Prinz drehte sich um: „Und das fiel dir jetzt erst auf?“ „J…ja…“ brachte der Akrobat heraus: „Ich…verzeiht.“ „Warum?“ Der Mann begriff gerade noch, dass sich diese Frage nicht auf die Verzeihung bezog, und erklärte eilig: „Ich laufe auf einem gespannten Seil. Dabei halte ich eine Stange in der Hand, um das Gleichgewicht zu halten. Die ist fast zwei Meter lang. Damit ich sie transportieren kann, sind es Einzelteile, die ineinander gesteckt werden. Eines dieser Teile fehlt nun, das stabile Mittelteil.“ Und er hatte es erst vermisst, als er nun zusammenpacken wollte. „Wie schwer ist es?“ „Nicht sonderlich, Herr.“ „Sag Lord Sesshoumaru. Wie schwer?“ „Ich...ich weiß nicht, Lord Sesshoumaru. Es ist so vierzig Zentimeter lang und recht massiv, wenn auch hohl, da es den Schwerpunkt bilden soll.“ „Aber aus Metall.“ „Ja. Aus Stahl.“ Wieder glitt der Blick des Akrobaten vom Sohn zum Vater. Er war noch nie in einem Raum mit Dämonen gewesen, hatte nur von unheimlichen Wesen gehört, die im Walde hausten und Menschen fraßen. Aber diese beiden sahen doch recht menschenähnlich aus. „Wo warst du, als der Mord geschah?“ „Bei den anderen. Wir bekamen doch im Hinterhof etwas zu essen, ehe die Veranstaltung beginnen sollte.“ Das klang verwundert. „Ihr könnt gehen.“ Sesshoumaru sah bereits wieder aus dem Fenster und dachte nach. Warum hatte der Mörder dieses Rohr mitgenommen? Hatte er vermutet, dass die feine Nase eines Hundedämons seinen Geruch daran wahrnehmen konnte? Wo war dieses Metallstück jetzt? Ein Schloss bot dutzende Möglichkeiten, ein solches Rohr zu verbergen. Und da bislang auch keiner der Dämonen es gewittert hatte, war es wohl abgewaschen worden. Gleich, ob man es finden würde oder nicht - es würde nichts zur Klärung des Falles beitragen können. Nein. Er musste anders vorgehen. Zur Sicherheit müsste er noch abwarten, was Sakura bei Prinzessin Nanako herausfinden würde, und den Bericht aus Edo, was in dem Brief stand. Aber dennoch….er hatte einen Fehler begangen. Gewöhnlich suchte er einen Mörder dadurch, dass er das „Wie“ einer Tat ergründete. Diesmal hatte er geglaubt, das sei nicht möglich. Warum nur hatte er das angenommen? Es war mit Sicherheit falsch, von einer erfolgreichen Linie abzuweichen. Er musste sich noch einmal alle Aussagen ins Gedächnis rufen. Was hatte der Haushofmeister gesagt, was die Berater der Takaharas, was diese selbst? Was hatten der Sekretär und der Finanzverwalter der Suzukas angegeben? Wie war es abgelaufen? Ein Dämonenkrieger kam herein, kniete höflich nieder. „Was gibt es?“ erkundigte sich der Hundefürst. „Fürst Takahara schickt mich zu Euch, mit der Bitte, dass Ihr den Zimmerarrest für die Familie Takahara aufheben mögt. Er bietet Euch an, dass jeder Betroffene gern weiterhin einen unserer Krieger bei sich haben könne, um der Sicherheit willen, aber es läge Arbeit an. Zumal Prinz Takashi hier auch der Burgvogt ist.“ „Ist das so. Gut.“ Ein Seitenblick zu seinem Sohn, der sich nicht umwandte: „Ich glaube auch nicht, dass der Mörder jetzt noch verhindern kann, dass die Tat aufgeklärt wird. Keine direkte Überwachung mehr.“ Spätestens, wenn die Nachricht kam, was in dem Brief gestanden hatte, müsste man ihn zu fassen bekommen. Und Prinz Takashi war der Burgvogt? Dann hatte er auch die Samurai unter sich. Als der Dämon draußen war, fuhr der Hundefürst fort: „Oder siehst du das anders? Du weißt doch schon, wer es war?“ „Eine Vermutung ist kein Beweis, wie Ihr mir gesagt habt.“ Aber Sesshoumaru drehte sich um. Verdächtigte sein Vater den gleichen Täter? „Da wir die Tatwaffe nicht haben, brauchen wir den Briefinhalt, um den Beweis vor den Menschen zu haben.“ Gewöhnlich hätte er andere Methoden, den Täter zu einem Geständnis zu bewegen. „Ja, das ist wahr.“ Also wusste sein Sohn, was geschehen war, wer die Unverschämtheit besessen hatte, seine jahrelange Mühe um ein Haar zunichte zu machen. Prinzessin Nanako war erfreut, als Sakura zu ihr kam, bot ihr von ihrem Essen an: „Was führt dich denn noch einmal her?“ „Ich soll dir noch einige Fragen stellen. - Danke.“ „Dann…dann wissen die Dämonen noch nicht, wer meinen Vater getötet hat?“ „Lord Sesshoumaru ermittelt noch. Das geht nicht so schnell, fürchte ich. Hier leben doch viele Menschen im Schloss. Du hast deinen Vater wohl sehr gern gehabt?“ „Oh, ja. Er war sehr nett. Stell dir vor, er ließ mich zu sich rufen und erklärte mir unter vier Augen genau, warum ich hierher heiraten soll. Er hätte es auch einfach so befehlen können, aber er wollte, dass ich es verstehe.“ Nanako sah zu Boden: „Er wünschte sich so den Frieden. Er sagte mir, dass genug Blut geflossen sei und der…der Herr der Hunde recht habe, dass es für die Familien, für die ganze Provinz der Ruin wäre, wenn diese Fehde weitergehen würde.“ „Um ehrlich zu sein, glaube ich das auch. - Es war doch solange schon dieser Streit, nicht wahr?“ „Oh, ich denke, seit der Zeit meines Urgroßvaters.“ „Das ist wirklich lange. - Ich soll dich fragen, ob du einen Verehrer hattest, der es vielleicht übel nehmen könnte, dass dein Vater dich an die Takaharas gab.“ Unwillkürlich musste die Prinzessin lächeln: „Dein Herr versteht wenig von menschlichen Schlössern, nicht wahr? Männer kommen doch nie in den Frauentrakt…nun, so gut wie nie.“ Sakura schwieg dazu lieber. „Und dein Bruder?“ „Oh….er war nicht so angetan, das stimmt. Aber natürlich hatte Vaters Wille Vorrang. Genauso gut könntest du fragen, ob Nogi dagegen war.“ „Der Sekretär deines Vaters?“ „Ja. Er hasst alles, was Takahara heißt. Ich bezweifle, dass er mit mir jetzt noch reden würde. Weißt du, seine Eltern wurden in der Clanfehde getötet. Aber er würde nie etwas gegen den Clan Suzuka unternehmen, schon gar nicht gegen meinen Vater.“ „Danke, Nanako. Ich werde dann wieder gehen.“ „Kannst du nicht noch ein bisschen bleiben? Ich würde dir gern ein Geschenk machen. Du warst so nett zu mir.“ „Was meinst du?“ „Moment.“ Ein Mensch blickte auf das Metallrohr, das in einem Tuch eingehüllt auf dem Boden lag. Bislang war alles gut verlaufen. Nicht einmal die Nasen der Hundedämonen hatten es gewittert. Und niemand schien auch nur einen annähernden Verdacht in die richtige Richtung zu haben. Die Tatsache, dass der Hundefürst seinen so jungen Sohn mit den Ermittlungen beauftragt hatte, war offenkundig ein Fehler gewesen. Nun, das machte die Sache für ihn selbst nur besser. Und jetzt war der Zimmerarrest aufgehoben worden, kein Dämon stand mehr vor der Tür. Vielleicht wäre es ganz gut, dafür zu sorgen, dass der Verdacht noch weiter zerstreut wurde. Ein wenig Aufregung, ein wenig Ablenkung… Bald würde dieser junge, arrogante Schnösel von Hundeprinz einsehen, dass er keine Chance hatte, den wahren Mörder von Fürst Suzuka zu finden. Und waren die Dämonen erst einmal weg, war sowieso alles in Ordnung. Sesshoumaru blickte aus dem Fenster. Er hatte sich alles überlegt, alle Aussagen sortiert. Und er war davon überzeugt, dass es wirklich nur eine Möglichkeit gab, wie der Mord an Fürst Suzuka abgelaufen sein konnte. Alle Aussagen, alle Tatsachen passten genau in die Theorie. Sobald die Boten wieder da waren, der Brief den letzten Beweis brachte, würde er den Mörder für die Menschen überführen. Schreie im Hof ließen ihn aufsehen: „Feuer!“ sagte er, als der Geruch in seine Nase stieg. Feuer in einem hölzernen Schloss war stets äußerst gefährlich. So erhob sich der Inu no Taishou: „Komm. Lassen wir unsere Männer bei der Brandbekämpfung helfen.“ Als die beiden in den Hof kamen, herrschte dort bereits hektische Aktivität. Prinz Takashi schrie hastig Befehle. In seiner Eigenschaft als Burgvogt oblag ihm auch die Bekämpfung eines solchen Feuers. Diener und Samurai hetzten heran, brachten Wasser aus dem Brunnen auf der anderen Seite des Hofes, wo der Frauentrakt lag. Immerhin war dieser sicher. Fürst Takahara kam herangeeilt: „Du liebe Zeit, wie konnte das denn passieren? Das ist doch weit vom Küchentrakt. Und jetzt ist Tag, da hat doch niemand auch nur eine Kerze an…“ Jetzt erinnerte er sich an seine Pflichten als Gastgeber: „Äh, danke, edler Inu no Taishou, dass Ihr uns den gewöhnlichen Tagesablauf wieder gestattet habt. Habt Ihr schon eine Ahnung, wer der Mörder gewesen ist?“ „Mein Sohn leitet die Ermittlungen.“ Der Hundefürst blickte zu seinem Gastgeber: „Aber ich kann Euch versichern, dass es nicht mehr lange dauern wird.“ „Das Feuer wurde gelegt“, stellte Sesshoumaru fest. Und da ihn beide Fürsten prompt anblickten: „Seht, dort liegt eine verkohlte Fackel, daneben Asche von Papier.“ „Wer sollte denn so verrückt sein, das Schloss anzünden zu wollen? Das ist doch eine zu große Gefahr für alle Menschen hier!“ Fürst Takahara rang die Hände: „Erst ermordet man meinen Gast, dann will mir jemand das Dach über dem Kopf anzünden...das gibt es doch gar nicht.“ „Eure Männer haben das Feuer bereits unter Kontrolle“, sagte der Inu no Taishou: „Aber wer hat es gelegt? Und was verspricht er sich davon?“ Aus seiner Stimme klang deutlich Groll. Jemand war eifrig dabei, seine Pläne zu stören. Und die schlichte Tatsache, dass er solche Gedanken aussprach, verriet seinem Sohn, dass sich die Beherrschung seines Vaters ihrer Grenze näherte. Sesshoumaru drehte sich abrupt um: „Er hat sein Ziel erreicht.“ „Was meinst du?“ „Wir sind fast alle hier.“ „Ablenkung?“ Der Hundefürst warf einen Blick in die Runde. Fürst Takahara war da, seine beiden Söhne, Naohiro Takahara, sein erster Berater. Akira Oguro, der zweite, kam gerade herangeeilt. Auch Keiji Nogi, der Sekretär der Suzukas war anwesend, Atsushi Kaji stand am Brunnen, schien zu überlegen, ob er einen Eimer tragen sollte. „Keine Frau ist hier…“ Er zog ein wenig die Augen zusammen: „Prinzessin Nanako!“ Er sah zu einem seiner Dämonenkrieger: „Gehe sofort in die Räume der Prinzessin. Sakura, die Heilerin, sollte auch noch bei ihr sein.“ Der Tonfall genügte, dass der Dämon mit Höchsttempo davon schoss. Nur selten hatte man den Herrn der Hunde so erbost erlebt. Die Takaharas hatten es gehört, kamen heran. „Ihr glaubt doch nicht, dass meine Frau in Gefahr ist?“ erkundigte sich Prinz Takashi: „Und jemand so verrückt wäre, deswegen Feuer zu legen?“ „Jemand tat es.“ Der Inu no Taishou klang kalt, versuchte seine gewöhnliche Selbstbeherrschung zu wahren. „Und Sakura fehlt auch“, warf Sesshoumaru sachlich ein. Aber in ihm stieg ein eigenartiges Gefühl auf. Es passte nicht zu ihr, länger als notwendig wegzubleiben, sich ihrer Pflicht zu entziehen. Sie war zu Nanako gegangen. War den beiden etwas geschehen? Hatte der Mörder sich die Gelegenheit zunutze gemacht? Sein Hauptverdächtiger war allerdings anwesend. Fragte sich nur, wie lange schon. Der ausgesandte Dämonenkrieger kam heran gelaufen, warf sich fast ängstlich vor seinem Fürsten zu Boden, was diesen Übles ahnen ließ: „Die Prinzessin?“ Für die Menschen um ihn schien die Lufttemperatur deutlich abzusinken, als seine Energie anstieg. Die Dämonen spürten das Potential direkt. Der Krieger schluckte daher: „Sie ist gesund“, beteuerte er eilig, sicher, dass ihm das nichts mehr nützen würde. Mit einem raschen Seitenblick zum Hundeprinzen fuhr er fort: „Aber im Gang vor ihrem Zimmer ist ein Fleck mit Blut der Heilerin. Diese ist verschwunden.“ Im nächsten Moment wirbelte der Sand des Hofes um den Inu no Taishou auf, als seine Beherrschung bröckelte, seine Macht teilweise ausbrach. Sofort warfen sich alle Menschen und Dämonen im Hof auf den Boden, instinktiv in Demut ihr Überleben suchend. Selbst Sesshoumaru ließ sich hastig auf ein Knie nieder, neigte den Kopf – eine Geste, die die restlichen Anwesenden fast noch mehr erschreckte. Im nächsten Augenblick hatte sich der Hundefürst wieder unter Kontrolle. Sachlich sagte er: „Komm, mein Sohn.“ ******************************************* Da hat jemand nicht nur einen Fehler gemacht. Alle Hinweise liegen nun vor. Im nächsten und letzten Kapitel wird Lord Sesshoumaru den Täter überführen. Und ihr werdet erfahren, was aus Sakura geworden ist. Wer so nett ist, mitzuraten, dem schicke ich, wie gewohnt eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 6: Mord und andere Irrtümer ----------------------------------- Einige von euch sind auf der richtigen Spur. Und der Mörder hat nicht nur einen Fehler begangen. Arme Sakura. Aber überlassen wir Seiner Lordschaft die Aufklärung: 6. Mord und andere Irrtümer Prinzessin Nanako stand vor ihrem Zimmer, ein Dämonenkrieger neben ihr. Sie weinte, als sie die beiden Hundedämonen sah, kam heran: „Ach, das ist meine Schuld, nur meine Schuld, wenn etwas mit Sakura geschehen ist.“ „Warum?“ fragte Sesshoumaru prompt, als er neben dem Fleck auf dem Boden stehen blieb. Das war Sakuras Blut, in der Tat. Und er spürte erneut ein seltsames Gefühl in sich aufsteigen. „Ich…sie war so nett gewesen, und da wollte ich ihr ein Geschenk machen. Ich gab ihr einen meiner Kimonos. Und da sie meinte, sie sähe dann ja wie eine Prinzessin aus…“ Nanako nahm sich zusammen. Sie wusste, dass das wichtig war: „Ich machte ihr daher den Vorschlag, ihre Haare auch so empor zu stecken, wie meine, mit meinen Nadeln.“ „Sie zog Euren Kimono an und hatte die Haare wie Ihr frisiert?“ wiederholte der Inu no Taishou und betrachtete die Prinzessin. „Ja. Sie ging dann...“ „Der Mörder hielt sie für Euch, Prinzessin“, erklärte Sesshoumaru sachlich: „Oder er wollte verhindern, dass Sakura über irgendetwas Bericht erstattet, das sie sah oder hörte.“ Der Hundefürst warf ihm einen raschen Blick zu. Das waren in der Tat die beiden Möglichkeiten. Sein Sohn blieb objektiv, das war gut. „Und nun?“ Der Hundeprinz blickte den Gang entlang, wo sich die Familie Takahara, ihre Berater und die Angestellten der Suzuka deutlich langsamer näherten. „Jetzt wird mir jemand eine Frage beantworten.“ Der Ton in seiner Stimme erinnerte nicht nur seinen Vater an Stahl unter Nordlicht. So sagte dieser: „Überführe ihn zunächst als Mörder in den Augen der Menschen. Danach hast du freie Hand.“ „Sagt Ihr dies Fürst Takahara, Herr Vater.“ Der Hundeprinz bückte sich kurz. Sakura war noch am Leben gewesen, als das Blut geflossen war. Aber es fehlte jede Spur, wie sie von hier verschwunden war. Sie musste getragen worden sein. Aber an keinem der herangekommenen Menschen war außer dem Brandgeruch etwas zu wittern. Der Mörder hatte sich gut gegen die Nasen von Hundedämonen vorgesehen. Das würde ihm allerdings nicht helfen. In Anbetracht der eisigen Mienen von Vater und Sohn hatte keiner der Menschen einen Einwand gewagt, zumal diese zumeist daran interessiert waren, den Mord an Fürst Suzuka aufzuklären. Nicht zuletzt, damit diese ganzen Dämonen hier wieder verschwunden sein würden. So gingen alle in das Arbeitszimmer des Fürst Takahara. Dieser überließ seinen Sitzplatz allerdings höflich dem Inu no Taishou. Sesshoumaru blieb daneben stehen. „Mein edler Herr und Vater hat mir die Ermittlungen im Mordfalls an Fürst Suzuka übertragen“, begann er: „Ich möchte Euch, Fürst Takahara, kurz schildern, wie dieser Mord an Eurem Gast geschehen ist.“ „Und wer dafür verantwortlich ist!“ betonte dieser, mit allem Mut, den er aufbringen konnte. „Auch dieses“, bestätigte der Hundeprinz kühl. „Hat man das Wie eines Mordes, hat man auch den Wer. Zunächst einmal war in diesem Fall bemerkenswert, dass alle Hauptverdächtigen, nämlich die Angehörigen des Takahara-Clans und auch die Frauen der Suzuka sich gemeinsam in einem Raum aufhielten und sich so gegenseitig beobachten konnten. Das besagt, dass weder Fürstin Suzuka, noch Prinzessin Nanako schuld an dem Mord an ihrem Familienoberhaupt sein können. Sie kannten niemanden im Schloss, dem sie einen solchen Auftrag hätten erteilen können. In Bezug auf die Familie Takahara sah das natürlich anders aus. Ein Auftragsmörder hätte eine so gute Gelegenheit, den Fürst Suzuka allein zu sehen, sicher ausgenutzt. Die Feindschaft zwischen den Familien geht tief, und gerade Prinz Yukihiro Takahara oder auch Keiji Nogi von den Suzukas sind noch lange nicht zu einem Frieden bereit. Ich fasse die Tatsachen zusammen: niemand wusste zuvor, dass der Sekretär Nogi so kurzfristig vor der angesetzten Hochzeit kommen würde. Niemand konnte zuvor wissen, welchen Raum Ihr, Fürst Takahara, Eurem Gast zum Lesen des Berichtes zuweisen würdet. Der Mord musste also äußerst kurzfristig geplant und ausgeführt werden. Das Mittel zum Mord wurde bislang nicht gefunden, aber es handelt sich wohl um ein Stück einer Stange eines Akrobaten, die in dem Vorbereitungsraum lag. Jeder, der das Zimmer betrat, konnte sich dieses Rohr aneignen. Die Tür gleitet lautlos und während das Opfer den Brief las, musste er nicht zwangsläufig bemerken, dass jemand den Raum betrat. Als Fürst Suzuka gefunden wurde, war allerdings der Brief, den er gelesen hatte, verschwunden. Das bedeutet, dass in diesem etwas stand, das dem Mörder so wichtig war, dass er ihn mitnahm. Es ist davon auszugehen, dass es sich um das Mordmotiv handelt. Ich habe den nunmehrigen Fürsten Suzuka ersucht, mitzuteilen, was er seinem Vater schrieb. Aber das ist nicht unbedingt nötig, um den Täter zu überführen. Nogi gab an, nicht zu wissen, was in dem Schreiben stand, und das nahm ich ihm ab. Überdies, falls er auch nur die Vermutung gehabt hätte, etwas gegen ihn stünde darin, wäre es ihm, als Boten, ein Leichtes gewesen, den Brief zu öffnen, zu vernichten, und anzugeben, er sei überfallen worden, oder gar selbst zu fliehen. Die Tatsache, dass der Brief verschwunden war, entlastete also Nogi, der durchaus eine Gelegenheit zum Mord gehabt hätte, war er doch allein mit Fürst Suzuka gewesen. Das Gleiche gilt allerdings auch für einen Diener des Takahara-Clans. Welches Interesse hätte ein Auftragsmörder an einem Brief seines Opfers gehabt. Ich behielt allerdings die Möglichkeit im Auge, dass dies unbewusst geschehen sein konnte. Die Tatsache, dass auch die Mordwaffe spurlos verschwunden war, lenkte meinen Verdacht auf Atsushi Kaji. Auch er war Minuten lang allein mit dem Opfer gewesen. Er hatte den Toten angeblich gefunden, hatte Blut auf seiner Kleidung. So wäre es möglich gewesen, das mit Sicherheit blutige Rohr in dieser zu verbergen, ohne dass mein Herr und Vater dies am Geruch bemerken konnte. Überdies widersprach er sich selbst. Als er in das Empfangszimmer kam, sagte er nur: der Fürst liege dort. Anschließend war ihm vermutlich aufgefallen, dass das nicht das Blut auf seiner Kleidung erklären würde. So berichtete er mir später, er habe den Kopf des Toten angehoben, ihn untersucht.“ Kaji presste die Lippen zusammen: „Ich...ich war eben überrascht und habe nicht so darauf geachtet, was ich gesagt habe.“ „Genau so überrascht, wie Fürst Suzuka es war. Du hast angegeben, seine Unterschrift unerwartet dringend zu benötigen und darum hergekommen zu sein. Der Fürst rechnete also nicht mit dir. Und er las mit Sicherheit gerade etwas über dich. Soll ich dir auch sagen, was? Oder willst du es selbst erzählen?“ Der Finanzverwalter winkte ab: „Was sollte denn da drin gestanden sein? Ihr müsst schon warten, bis die neuen Nachrichten aus Edo da sind…“ „Muss ich das?“ Das klang scharf: „Das war das Allererste, was mir auffiel. Als ich hörte, wie die Leiche gefunden worden war, lenkte etwas, das Akira Oguro gesagt hatte, meine Aufmerksamkeit auf Atsushi Kaji.“ „Wieso? Ich habe doch gar nicht über ihn gesagt?“ erkundigte sich der zweite Berater der Takahara verwirrt. „Zu ihm. Fürstin Yuriko und Prinzessin Nanako waren über den Toten schockiert. Und du hast Kaji befohlen, sie wegzubringen.“ „Das war doch nett von mir gemeint. Ich verstehe nicht…“ „Du hast seinen Namen gewusst, obwohl er ein Suzuka ist, sich nur kurz vorgestellt hatte. Wie sollte er sich überhaupt in diesem Schloss auskennen? Es wäre nahe liegender gewesen, eine Dienerin kommen zu lassen, oder den Haushofmeister. Oder auch selbst zu gehen. Aber du kanntest ihn ja. Nicht wahr? Du hast ihn bestochen gehabt, Informationen über die Finanzen der Suzuka weiterzugeben. Vielleicht auch erpresst, denn sein Lebenswandel ist wohl nicht sehr…zulässig.“ Oguro und Kaji tauschten einen Blick, ehe der Erste sagt: „Es war Fehde und es ist meine Pflicht, Informationen zu sammeln.“ „Die Fehde ist nun beendet. – Nogi erwähnte, er vermute, dass der Shogun dem nunmehrigen Fürsten Suzuka etwas mitteilte, das die Fehde zu Gunsten der Suzukas beenden könnte. Der verstorbene Fürst Suzuka las wohl gerade den Brief seines Sohnes, in dem stand, dass du, Kaji, den Clan verraten hast, als ausgerechnet du zur Tür hereinkamst. Wurde er wütend?“ „Wütend ist gar kein Ausdruck. Er sprang auf, wollte mich schlagen! Ich gebe zu, dass ich das Rohr gefasst habe, aber es war Notwehr!“ Atsushi Kaji rang nach Luft: „Es war reine Notwehr.“ „Und Sakura?“ Sesshoumaru klang eisig. „Was?“ „Hast du sie mit Prinzessin Nanako verwechselt?“ „Ich…“ Kaji brach ab. „Ich sage gar nichts mehr.“ „Lebt Sakura noch?“ Der Finanzverwalter verschränkte die Arme. Vielleicht gab es doch noch Verhandlungsspielraum für ihn. Er hatte einen Fehler gemacht, als er eine weitere Ablenkung durch eine Verletzung der Prinzessin hervorrufen wollte, das sah er nun ein. Sesshoumaru verengte die Augen, blickte aber zu seinem Vater. Der Inu no Taishou wusste sich das zu deuten: „Kaji, du kannst diese und die Frage, wo sie ist, sofort beantworten oder ein wenig später unter Schmerzen. Mir ist das gleich, und, wenn ich mich im Raum umsehe, wohl allen anderen auch.“ Das entsprach den Tatsachen. Alle Mitglieder des Takahara-Clans starrten den Mann finster an, der ihren Gast ermordet hatte, ihnen jetzt auch noch zusätzlichen Ärger mit den Dämonen wegen der Heilerin bescherte. Selbst Keiji Nogi, der Sekretär der Suzukas, schien abgeneigt, seinem Freund beizustehen. Aber dieser war ja auch der Mörder des Herrn, der Verräter am Clan. Der Dämonenfürst ergänzte ruhig: „Aber du machst dir wirklich selbst eine Menge überflüssige Unannehmlichkeiten.“ „Wenn ich sage, wohin ich sie gebracht habe….dann kann ich gehen.“ Verhandeln, dachte der Finanzbeamte. Diesen Hunden schien ja wirklich etwas an der Heilerin zu liegen. Kein Mensch im Raum hatte die Bewegung gesehen, aber im nächsten Augenblick schrie Kaji auf. Er lag auf dem Boden, der Dämonenprinz stand über ihm, einen Fuß auf seiner Brust. Sesshoumaru hob langsam die rechte Hand, nur drei Finger ausgestreckt, ließ diese knacken. Der Finanzverwalter starrte mit seltsamer Faszination die Klauen an, die plötzlich grünlich schimmerten. Flüssigkeit tropfte hinunter, fraß sich zischend in seine Kleidung und die Schulter. Erneut schrie Kaji auf. Sakura erwachte mühsam. Sie hatte entsetzliche Kopfschmerzen. Noch unfähig, die Augen zu öffnen, griff sie nach oben. Ihre Haare waren klebrig und feucht. Blut. Was war geschehen? Sie schlug die Augen auf, aber um sie war nur Schwärze. Wo war sie? Sie wollte sich aufsetzen, aber ihr Kopf prallte gegen etwas Hartes. Das genügte, um sie wieder ohnmächtig werden zu lassen. Als sie erneut aufwachte, war es um sie noch immer dunkel. Vorsichtig tastete sie mit der rechten Hand. Holzbretter. Auch über ihr war Holz, das sie nicht öffnen konnte. War sie in einer Kiste? Die Luft war stickig, das Atmen fiel ihr schwer. Plötzlich kam ihr ein unguter Gedanke. Hatte man etwa geglaubt, sie sei tot? War sie begraben worden? Nein, sicher nicht, tröstete sie sich dann. Lord Sesshoumaru oder der Inu no Taishou hätten doch bemerkt, dass sie noch lebte und so etwas nie zugelassen. Aber wo war sie dann? Sie wollte rufen, aber sie musste rasch feststellen, dass das keine gute Idee war. Die Luft war schon so schlecht, dass ihr übel wurde. Sie geriet in Panik, wollte um sich schlagen, stoßen….und musste erfahren, dass sie weder ihre Beine noch ihren linken Arm bewegen, geschweige denn spüren konnte. Verzweifelt versuchte sie, mit der Rechten zu tasten, ob diese überhaupt noch da waren. Sie lag eng zusammengekrümmt. Ihr medizinisches Wissen sagte ihr, dass darum wohl die Gliedmaßen taub geworden waren. Erneut versuchte sie, den Deckel zu öffnen. Aber dieser bewegte sich nicht. Sie war hier eingesperrt, und die Luft wurde immer schlechter. Ihr wurde klar, dass sie bald ersticken würde. Trotz aller angelernten Selbstbeherrschung fühlte sie, dass Tränen über ihr Gesicht liefen, als sie zu zittern begann, in der Angst jeden Lebewesens vor dem nahen Ende. Lord Sesshoumaru, dachte sie: bitte kommt. „Also, wie kam er nur auf diese Idee?“ Akira Oguro konnte es nicht fassen. Er eilte kopfschüttelnd durch das Schloss, gefolgt von den beiden Hundedämonen: „Die Heilerin ausgerechnet in meine Kiste zu stecken.“ Aber er wusste, warum. Kaji war bereits einmal in seinem Zimmer gewesen, als er den Auftrag übernommen hatte, Mitteilungen über die Finanzen der Suzukas zu senden. Und das war außer dem Gästezimmer der einzige Raum im Schloss gewesen, den Kaji problemlos hatte auffinden können, zumal er nahe am Frauentrakt lag. Vermutlich war dieser in Eile gewesen, als er bemerkt hatte, dass er nicht Prinzessin Nanako sondern die Heilerin der Dämonen erwischt hatte. Jeder auch nur einigermaßen schlaue Mensch hatte sich ausrechnen können, dass der Inu no Taishou kaum erbaut über einen Angriff auf seine Dienerin wäre. Falls das jemand bezweifelt hätte, hatte man nur zusehen müssen, was Lord Sesshoumaru mit Kaji angestellt hatte. Oguro schauderte unwillkürlich. Diese komische Säure….mit der musste man wirklich nicht näher in Kontakt kommen. Er schob die Tür zu seinem Zimmer beiseite. Seine gewöhnlich unverschlossene Kiste war nun mit einem Metallrohr zugehebelt worden. Das Rohr war rot und er war sicher, dass das Blut war. „Öffnen!“ befahl der Inu no Taishou. Er konnte Sakura wittern - und ihr Blut. Oguro gehorchte eilig, schlug den Deckel zurück. Im nächsten Moment standen die Hundedämonen rechts und links von ihm, sahen in die Kiste. Beide hätten nicht den keuchenden Atemzug hören müssen, um zu erkennen, dass Sakura kurz vor dem Ersticken gewesen war. Sie hatte eine Kopfverletzung, war aber bei Bewusstsein. Akira Oguro wollte sich bücken, um sie aus der Kiste zu holen. Ein Fürst oder ein Prinz würden das sicher nicht tun. „Hol den Heiler!“ befahl Sesshoumaru knapp: „Und fass sie nicht an.“ Ein wenig irritiert gehorchte der Takahara-Berater. „Hörst du mich, Sakura?“ fragte der Inu no Taishou. Sie nickte matt, noch immer nach Luft ringend. Allein aus dieser Kiste zu kommen, wäre ein Ding der Unmöglichkeit, zumal ihre Glieder taub waren. „Nach allem, was ich über menschliche Körper weiß, wird es dir sehr wehtun, wenn du aus der Kiste bist. Willst du warten, bis der Heiler hier ist?“ Sie schaffte es, den Kopf zu schütteln. Nein, keine Sekunde länger in dieser Lage. Und wenn es wehtun würde…lieber sich vor Dämonen als weich erweisen, als vor Menschen. Dennoch war sie überrascht, als sich der Hundefürst bückte, seine Hände behutsam unter sie schob. Allein das schmerzte schon und sie holte zischend Luft. Aber es würde gewiss noch viel schlimmer werden. Er hob sie ohne jede Mühe auf: „Richte ihre Arme und Beine, Sesshoumaru.“ Dieser war überrascht, gehorchte jedoch. Anscheinend war sie nicht in der Lage, ihre Gliedmaßen selbst zu bewegen. Menschen waren wirklich zerbrechliche Wesen. Sakura konnte den Gedanken nicht unterdrücken, dass sie vermutlich der einzige Mensch war, der gleichzeitig vier Hände von zwei Dämonen spürte, und das überlebte. Die Berührung des Hundeprinzen tat ihr weh, aber irgendwie schaffte sie es, sich darüber zu freuen. Dann floss doch wieder Blut, waren ihre Glieder noch nicht völlig abgestorben. Sie wurde auf die Matte abgelegt. „Danke…“ brachte sie hervor. „Weißt du, wer dich niedergeschlagen hat?“ Sie schüttelte den Kopf: „Verzeiht, Herr…“ „Es war Kaji.“ Der Hundefürst sah seitwärts: „Kümmere dich um sie, bis der Heiler da ist. Ich werde Fürst Takahara sagen, dass meine Krieger sein Schloss verlassen.“ Er ging mit gewissem Amüsement über den doch recht fassungslosen Gesichtsausdruck seines Sohnes. Sakura hatte etwas verwirrt zugehört, sah nun mit Tränen in den Augen zu dem Dämonenprinzen auf. Er sollte sich um sie kümmern? Wie sollte er das denn tun? Sie wusste, dass er so gut wie nichts von Menschen verstand. Wäre er ein Mann ihrer eigenen Art gewesen, hätte sie vielleicht gebeten, sie in den Arm zu nehmen, oder wenigstens ihre Hand zu halten. Aber das würde er sicher nicht tun. Und blamieren wollte sie sich auch nicht vor ihm, nun, mehr als sie es so schon getan hatte. Er sollte sie doch nicht verachten. Daher meinte sie mühsam: „Bitte, Lord Sesshoumaru, dreht Euch um. “ Ein wenig verwundert wandte er ihr den Rücken zu. Dann glaubte er zu begreifen. Sie wollte nicht, dass er sie weinen, ihre Schwäche sah. Eigentlich ein überraschender Charakterzug bei einem Menschen. Sakura war erleichtert. Natürlich würde er riechen können, dass sie weinte, aber er würde sie wenigstens nicht so kalt und verächtlich ansehen. Die Schmerzen setzten jetzt voll ein, und sie konnte nur noch mit Mühe verhindern, dass sie sich wimmernd zusammenkrümmte. Einige Zeit später kehrte der Inu no Taishou mit einem Dämonenkrieger zurück. Sesshoumaru drehte sich sofort um, neigte höflich den Kopf vor seinem Vater. „Der Heiler ist mit Kaji beschäftigt,“ erklärte dieser: „Fürst Takahara will ihn nach deiner…Behandlung...am Leben erhalten, bis der nunmehrige Fürst Suzuka hier eingetroffen ist und entscheiden kann, was mit dem Mörder seines Vaters geschehen soll.“ Ein Seitenblick zu dem Krieger: „Nimm die Heilerin und bringe sie ins Schloss, zu Neigi.“ Der Dämon warf einen vorsichtigen Blick in Richtung auf den Prinzen. Wie alle hatte er gehört, die Heilerin sei dessen Geliebte. So hob er Sakura fast behutsam auf, bemüht, jede unnötige Nähe zu vermeiden. Sie schloss die Augen. Nach Hause, zu Neigi...alles würde gut werden. Ihr Lehrer verstand sich auf Tränke, die die Schmerzen lindern würden. Alls würde gut werden. Ihre letzte Selbstbeherrschung gab nach und sie versank in tiefer Bewusstlosigkeit. Ihr Träger bemerkte es erschreckt. Unsicher, ob diese Menschenfrau schon tot war, beeilte er sich, sie bei Neigi-san abzuliefern. Hoffentlich würde niemand ihm die Schuld geben, wenn etwas schief gelaufen war. Er machte, dass er davonkam, während sich Neigi schon besorgt über seine Schülerin beugte. Vater und Sohn standen in der Halle des Schlosses im Westen, als sich der dämonische Heiler mit Verneigungen näherte. „Nun?“ Fragte der Inu no Taishou. Neigi kam heran: „Sakura ist jung und kräftig. Ich denke, sie wird den Zwischenfall ohne weitere Schäden überstehen, wenn Ihr ihr einige Tage Ruhe gestattet, Herr.“ „Genehmigt.“ „Danke.“ Während sich der Heiler zurückzog, meinte Sesshoumaru langsam: „Ich werde sie nicht mehr auf Ermittlungen mitnehmen.“ Der Hundefürst warf ihm einen raschen Blick zu, ehe er sachlich äußerte: „Diesmal hatte ich sie mitgenommen.“ „Verzeiht. Ich dachte nicht daran.“ Es war äußerst taktlos, einen Fürsten zu kritisieren. „Komm. Gehen wir baden. Und das andere werden wir sehen.“ Fast eine Woche später arbeitete Sakura wieder bei Neigi. Sie hatte die Haare aufgesteckt, um die Stelle zu verbergen, an der der Heiler sie hatte abschneiden müssen. Zum Glück hatte er ihr versprechen können, dass sie wieder nachwachsen würden. Neigi sah zur Tür, als diese geöffnet wurde und verneigte sich hastig: „Lord Sesshoumaru!“ „Lass mich mit Sakura allein.“ Dagegen gab es keinen Einwand und so erhob sich der Heiler und gehorchte. Seine Gehilfin spürte, wie ihr Herz rascher schlug. Wollte der Prinz sie tadeln, weil sie sich hatte niederschlagen lassen, Probleme verursacht hatte? Sie gar bestrafen? Sesshoumaru konnte ihre Aufregung wittern. Fürchtete sie, wieder zu einer Mörderjagd zu müssen? So sagte er: „Ich habe nicht die Absicht, dich noch einmal mitzunehmen.“ „Verzeiht mein Versagen“, brachte sie hervor. Das war die Höchststrafe, dachte sie unwillkürlich. Nicht mehr mit ihm reisen zu dürfen, nicht mehr bei ihm sein zu dürfen… Ihr Versagen? Er war erstaunt. Er hätte eher gedacht, dass sie ihm vorwerfen würde, er habe sie zu wenig geschützt. Nun, Sakura würde das nie aussprechen, das war ihm auch klar. Aber, dass sie sich für seinen Fehler entschuldigte? Das ließ eigentlich nur einen Rückschluss zu: „Du hast einmal gesagt, dass es dir Spaß machen würde, wenn ich einen Mörder überführe. Hat dein Erlebnis deine Meinung nicht geändert?“ Sakura hätte fast zu ihm empor gestarrt, senkte aber hastig wieder den Blick: „Nein, Lord Sesshoumaru.“ Er hatte doch nicht etwa Rücksicht auf sie nehmen, sie darum nicht mehr mitnehmen wollen? „Gut.“ Er drehte sich um und ging. Sie konnte nicht anders, als ihm mit klopfendem Herzen nachzublicken. Sie würde alles tun, um wenigstens ab und an in seiner Nähe sein zu können. ************************************************************ Da scheint sich jemand zu mögen. Ich hoffe, euch hat die Raterei Spaß gemacht. Wer Lust auf einen neuen Krimi hat: In wenigen Wochen werde ich den nächsten hochladen: Sie waren 12. Ein Mord im Kreis der ranghöchsten Dämonen, ein prominenter Angeklagter - und Sakura mittendrin. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält eine ENS, wenn dieser Krimi on kommt. Zunächst aber wird nächste Woche eine kleine Hundeyoukai-Kurzgeschichte kommen: Shiros Abschlussprüfung. Und "Es kann nur einen geben" gibt es ja auch noch^^ bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)