Mord auf der Hochzeit von Hotepneith (Der siebente Dämonenkrimi) ================================================================================ Kapitel 6: Mord und andere Irrtümer ----------------------------------- Einige von euch sind auf der richtigen Spur. Und der Mörder hat nicht nur einen Fehler begangen. Arme Sakura. Aber überlassen wir Seiner Lordschaft die Aufklärung: 6. Mord und andere Irrtümer Prinzessin Nanako stand vor ihrem Zimmer, ein Dämonenkrieger neben ihr. Sie weinte, als sie die beiden Hundedämonen sah, kam heran: „Ach, das ist meine Schuld, nur meine Schuld, wenn etwas mit Sakura geschehen ist.“ „Warum?“ fragte Sesshoumaru prompt, als er neben dem Fleck auf dem Boden stehen blieb. Das war Sakuras Blut, in der Tat. Und er spürte erneut ein seltsames Gefühl in sich aufsteigen. „Ich…sie war so nett gewesen, und da wollte ich ihr ein Geschenk machen. Ich gab ihr einen meiner Kimonos. Und da sie meinte, sie sähe dann ja wie eine Prinzessin aus…“ Nanako nahm sich zusammen. Sie wusste, dass das wichtig war: „Ich machte ihr daher den Vorschlag, ihre Haare auch so empor zu stecken, wie meine, mit meinen Nadeln.“ „Sie zog Euren Kimono an und hatte die Haare wie Ihr frisiert?“ wiederholte der Inu no Taishou und betrachtete die Prinzessin. „Ja. Sie ging dann...“ „Der Mörder hielt sie für Euch, Prinzessin“, erklärte Sesshoumaru sachlich: „Oder er wollte verhindern, dass Sakura über irgendetwas Bericht erstattet, das sie sah oder hörte.“ Der Hundefürst warf ihm einen raschen Blick zu. Das waren in der Tat die beiden Möglichkeiten. Sein Sohn blieb objektiv, das war gut. „Und nun?“ Der Hundeprinz blickte den Gang entlang, wo sich die Familie Takahara, ihre Berater und die Angestellten der Suzuka deutlich langsamer näherten. „Jetzt wird mir jemand eine Frage beantworten.“ Der Ton in seiner Stimme erinnerte nicht nur seinen Vater an Stahl unter Nordlicht. So sagte dieser: „Überführe ihn zunächst als Mörder in den Augen der Menschen. Danach hast du freie Hand.“ „Sagt Ihr dies Fürst Takahara, Herr Vater.“ Der Hundeprinz bückte sich kurz. Sakura war noch am Leben gewesen, als das Blut geflossen war. Aber es fehlte jede Spur, wie sie von hier verschwunden war. Sie musste getragen worden sein. Aber an keinem der herangekommenen Menschen war außer dem Brandgeruch etwas zu wittern. Der Mörder hatte sich gut gegen die Nasen von Hundedämonen vorgesehen. Das würde ihm allerdings nicht helfen. In Anbetracht der eisigen Mienen von Vater und Sohn hatte keiner der Menschen einen Einwand gewagt, zumal diese zumeist daran interessiert waren, den Mord an Fürst Suzuka aufzuklären. Nicht zuletzt, damit diese ganzen Dämonen hier wieder verschwunden sein würden. So gingen alle in das Arbeitszimmer des Fürst Takahara. Dieser überließ seinen Sitzplatz allerdings höflich dem Inu no Taishou. Sesshoumaru blieb daneben stehen. „Mein edler Herr und Vater hat mir die Ermittlungen im Mordfalls an Fürst Suzuka übertragen“, begann er: „Ich möchte Euch, Fürst Takahara, kurz schildern, wie dieser Mord an Eurem Gast geschehen ist.“ „Und wer dafür verantwortlich ist!“ betonte dieser, mit allem Mut, den er aufbringen konnte. „Auch dieses“, bestätigte der Hundeprinz kühl. „Hat man das Wie eines Mordes, hat man auch den Wer. Zunächst einmal war in diesem Fall bemerkenswert, dass alle Hauptverdächtigen, nämlich die Angehörigen des Takahara-Clans und auch die Frauen der Suzuka sich gemeinsam in einem Raum aufhielten und sich so gegenseitig beobachten konnten. Das besagt, dass weder Fürstin Suzuka, noch Prinzessin Nanako schuld an dem Mord an ihrem Familienoberhaupt sein können. Sie kannten niemanden im Schloss, dem sie einen solchen Auftrag hätten erteilen können. In Bezug auf die Familie Takahara sah das natürlich anders aus. Ein Auftragsmörder hätte eine so gute Gelegenheit, den Fürst Suzuka allein zu sehen, sicher ausgenutzt. Die Feindschaft zwischen den Familien geht tief, und gerade Prinz Yukihiro Takahara oder auch Keiji Nogi von den Suzukas sind noch lange nicht zu einem Frieden bereit. Ich fasse die Tatsachen zusammen: niemand wusste zuvor, dass der Sekretär Nogi so kurzfristig vor der angesetzten Hochzeit kommen würde. Niemand konnte zuvor wissen, welchen Raum Ihr, Fürst Takahara, Eurem Gast zum Lesen des Berichtes zuweisen würdet. Der Mord musste also äußerst kurzfristig geplant und ausgeführt werden. Das Mittel zum Mord wurde bislang nicht gefunden, aber es handelt sich wohl um ein Stück einer Stange eines Akrobaten, die in dem Vorbereitungsraum lag. Jeder, der das Zimmer betrat, konnte sich dieses Rohr aneignen. Die Tür gleitet lautlos und während das Opfer den Brief las, musste er nicht zwangsläufig bemerken, dass jemand den Raum betrat. Als Fürst Suzuka gefunden wurde, war allerdings der Brief, den er gelesen hatte, verschwunden. Das bedeutet, dass in diesem etwas stand, das dem Mörder so wichtig war, dass er ihn mitnahm. Es ist davon auszugehen, dass es sich um das Mordmotiv handelt. Ich habe den nunmehrigen Fürsten Suzuka ersucht, mitzuteilen, was er seinem Vater schrieb. Aber das ist nicht unbedingt nötig, um den Täter zu überführen. Nogi gab an, nicht zu wissen, was in dem Schreiben stand, und das nahm ich ihm ab. Überdies, falls er auch nur die Vermutung gehabt hätte, etwas gegen ihn stünde darin, wäre es ihm, als Boten, ein Leichtes gewesen, den Brief zu öffnen, zu vernichten, und anzugeben, er sei überfallen worden, oder gar selbst zu fliehen. Die Tatsache, dass der Brief verschwunden war, entlastete also Nogi, der durchaus eine Gelegenheit zum Mord gehabt hätte, war er doch allein mit Fürst Suzuka gewesen. Das Gleiche gilt allerdings auch für einen Diener des Takahara-Clans. Welches Interesse hätte ein Auftragsmörder an einem Brief seines Opfers gehabt. Ich behielt allerdings die Möglichkeit im Auge, dass dies unbewusst geschehen sein konnte. Die Tatsache, dass auch die Mordwaffe spurlos verschwunden war, lenkte meinen Verdacht auf Atsushi Kaji. Auch er war Minuten lang allein mit dem Opfer gewesen. Er hatte den Toten angeblich gefunden, hatte Blut auf seiner Kleidung. So wäre es möglich gewesen, das mit Sicherheit blutige Rohr in dieser zu verbergen, ohne dass mein Herr und Vater dies am Geruch bemerken konnte. Überdies widersprach er sich selbst. Als er in das Empfangszimmer kam, sagte er nur: der Fürst liege dort. Anschließend war ihm vermutlich aufgefallen, dass das nicht das Blut auf seiner Kleidung erklären würde. So berichtete er mir später, er habe den Kopf des Toten angehoben, ihn untersucht.“ Kaji presste die Lippen zusammen: „Ich...ich war eben überrascht und habe nicht so darauf geachtet, was ich gesagt habe.“ „Genau so überrascht, wie Fürst Suzuka es war. Du hast angegeben, seine Unterschrift unerwartet dringend zu benötigen und darum hergekommen zu sein. Der Fürst rechnete also nicht mit dir. Und er las mit Sicherheit gerade etwas über dich. Soll ich dir auch sagen, was? Oder willst du es selbst erzählen?“ Der Finanzverwalter winkte ab: „Was sollte denn da drin gestanden sein? Ihr müsst schon warten, bis die neuen Nachrichten aus Edo da sind…“ „Muss ich das?“ Das klang scharf: „Das war das Allererste, was mir auffiel. Als ich hörte, wie die Leiche gefunden worden war, lenkte etwas, das Akira Oguro gesagt hatte, meine Aufmerksamkeit auf Atsushi Kaji.“ „Wieso? Ich habe doch gar nicht über ihn gesagt?“ erkundigte sich der zweite Berater der Takahara verwirrt. „Zu ihm. Fürstin Yuriko und Prinzessin Nanako waren über den Toten schockiert. Und du hast Kaji befohlen, sie wegzubringen.“ „Das war doch nett von mir gemeint. Ich verstehe nicht…“ „Du hast seinen Namen gewusst, obwohl er ein Suzuka ist, sich nur kurz vorgestellt hatte. Wie sollte er sich überhaupt in diesem Schloss auskennen? Es wäre nahe liegender gewesen, eine Dienerin kommen zu lassen, oder den Haushofmeister. Oder auch selbst zu gehen. Aber du kanntest ihn ja. Nicht wahr? Du hast ihn bestochen gehabt, Informationen über die Finanzen der Suzuka weiterzugeben. Vielleicht auch erpresst, denn sein Lebenswandel ist wohl nicht sehr…zulässig.“ Oguro und Kaji tauschten einen Blick, ehe der Erste sagt: „Es war Fehde und es ist meine Pflicht, Informationen zu sammeln.“ „Die Fehde ist nun beendet. – Nogi erwähnte, er vermute, dass der Shogun dem nunmehrigen Fürsten Suzuka etwas mitteilte, das die Fehde zu Gunsten der Suzukas beenden könnte. Der verstorbene Fürst Suzuka las wohl gerade den Brief seines Sohnes, in dem stand, dass du, Kaji, den Clan verraten hast, als ausgerechnet du zur Tür hereinkamst. Wurde er wütend?“ „Wütend ist gar kein Ausdruck. Er sprang auf, wollte mich schlagen! Ich gebe zu, dass ich das Rohr gefasst habe, aber es war Notwehr!“ Atsushi Kaji rang nach Luft: „Es war reine Notwehr.“ „Und Sakura?“ Sesshoumaru klang eisig. „Was?“ „Hast du sie mit Prinzessin Nanako verwechselt?“ „Ich…“ Kaji brach ab. „Ich sage gar nichts mehr.“ „Lebt Sakura noch?“ Der Finanzverwalter verschränkte die Arme. Vielleicht gab es doch noch Verhandlungsspielraum für ihn. Er hatte einen Fehler gemacht, als er eine weitere Ablenkung durch eine Verletzung der Prinzessin hervorrufen wollte, das sah er nun ein. Sesshoumaru verengte die Augen, blickte aber zu seinem Vater. Der Inu no Taishou wusste sich das zu deuten: „Kaji, du kannst diese und die Frage, wo sie ist, sofort beantworten oder ein wenig später unter Schmerzen. Mir ist das gleich, und, wenn ich mich im Raum umsehe, wohl allen anderen auch.“ Das entsprach den Tatsachen. Alle Mitglieder des Takahara-Clans starrten den Mann finster an, der ihren Gast ermordet hatte, ihnen jetzt auch noch zusätzlichen Ärger mit den Dämonen wegen der Heilerin bescherte. Selbst Keiji Nogi, der Sekretär der Suzukas, schien abgeneigt, seinem Freund beizustehen. Aber dieser war ja auch der Mörder des Herrn, der Verräter am Clan. Der Dämonenfürst ergänzte ruhig: „Aber du machst dir wirklich selbst eine Menge überflüssige Unannehmlichkeiten.“ „Wenn ich sage, wohin ich sie gebracht habe….dann kann ich gehen.“ Verhandeln, dachte der Finanzbeamte. Diesen Hunden schien ja wirklich etwas an der Heilerin zu liegen. Kein Mensch im Raum hatte die Bewegung gesehen, aber im nächsten Augenblick schrie Kaji auf. Er lag auf dem Boden, der Dämonenprinz stand über ihm, einen Fuß auf seiner Brust. Sesshoumaru hob langsam die rechte Hand, nur drei Finger ausgestreckt, ließ diese knacken. Der Finanzverwalter starrte mit seltsamer Faszination die Klauen an, die plötzlich grünlich schimmerten. Flüssigkeit tropfte hinunter, fraß sich zischend in seine Kleidung und die Schulter. Erneut schrie Kaji auf. Sakura erwachte mühsam. Sie hatte entsetzliche Kopfschmerzen. Noch unfähig, die Augen zu öffnen, griff sie nach oben. Ihre Haare waren klebrig und feucht. Blut. Was war geschehen? Sie schlug die Augen auf, aber um sie war nur Schwärze. Wo war sie? Sie wollte sich aufsetzen, aber ihr Kopf prallte gegen etwas Hartes. Das genügte, um sie wieder ohnmächtig werden zu lassen. Als sie erneut aufwachte, war es um sie noch immer dunkel. Vorsichtig tastete sie mit der rechten Hand. Holzbretter. Auch über ihr war Holz, das sie nicht öffnen konnte. War sie in einer Kiste? Die Luft war stickig, das Atmen fiel ihr schwer. Plötzlich kam ihr ein unguter Gedanke. Hatte man etwa geglaubt, sie sei tot? War sie begraben worden? Nein, sicher nicht, tröstete sie sich dann. Lord Sesshoumaru oder der Inu no Taishou hätten doch bemerkt, dass sie noch lebte und so etwas nie zugelassen. Aber wo war sie dann? Sie wollte rufen, aber sie musste rasch feststellen, dass das keine gute Idee war. Die Luft war schon so schlecht, dass ihr übel wurde. Sie geriet in Panik, wollte um sich schlagen, stoßen….und musste erfahren, dass sie weder ihre Beine noch ihren linken Arm bewegen, geschweige denn spüren konnte. Verzweifelt versuchte sie, mit der Rechten zu tasten, ob diese überhaupt noch da waren. Sie lag eng zusammengekrümmt. Ihr medizinisches Wissen sagte ihr, dass darum wohl die Gliedmaßen taub geworden waren. Erneut versuchte sie, den Deckel zu öffnen. Aber dieser bewegte sich nicht. Sie war hier eingesperrt, und die Luft wurde immer schlechter. Ihr wurde klar, dass sie bald ersticken würde. Trotz aller angelernten Selbstbeherrschung fühlte sie, dass Tränen über ihr Gesicht liefen, als sie zu zittern begann, in der Angst jeden Lebewesens vor dem nahen Ende. Lord Sesshoumaru, dachte sie: bitte kommt. „Also, wie kam er nur auf diese Idee?“ Akira Oguro konnte es nicht fassen. Er eilte kopfschüttelnd durch das Schloss, gefolgt von den beiden Hundedämonen: „Die Heilerin ausgerechnet in meine Kiste zu stecken.“ Aber er wusste, warum. Kaji war bereits einmal in seinem Zimmer gewesen, als er den Auftrag übernommen hatte, Mitteilungen über die Finanzen der Suzukas zu senden. Und das war außer dem Gästezimmer der einzige Raum im Schloss gewesen, den Kaji problemlos hatte auffinden können, zumal er nahe am Frauentrakt lag. Vermutlich war dieser in Eile gewesen, als er bemerkt hatte, dass er nicht Prinzessin Nanako sondern die Heilerin der Dämonen erwischt hatte. Jeder auch nur einigermaßen schlaue Mensch hatte sich ausrechnen können, dass der Inu no Taishou kaum erbaut über einen Angriff auf seine Dienerin wäre. Falls das jemand bezweifelt hätte, hatte man nur zusehen müssen, was Lord Sesshoumaru mit Kaji angestellt hatte. Oguro schauderte unwillkürlich. Diese komische Säure….mit der musste man wirklich nicht näher in Kontakt kommen. Er schob die Tür zu seinem Zimmer beiseite. Seine gewöhnlich unverschlossene Kiste war nun mit einem Metallrohr zugehebelt worden. Das Rohr war rot und er war sicher, dass das Blut war. „Öffnen!“ befahl der Inu no Taishou. Er konnte Sakura wittern - und ihr Blut. Oguro gehorchte eilig, schlug den Deckel zurück. Im nächsten Moment standen die Hundedämonen rechts und links von ihm, sahen in die Kiste. Beide hätten nicht den keuchenden Atemzug hören müssen, um zu erkennen, dass Sakura kurz vor dem Ersticken gewesen war. Sie hatte eine Kopfverletzung, war aber bei Bewusstsein. Akira Oguro wollte sich bücken, um sie aus der Kiste zu holen. Ein Fürst oder ein Prinz würden das sicher nicht tun. „Hol den Heiler!“ befahl Sesshoumaru knapp: „Und fass sie nicht an.“ Ein wenig irritiert gehorchte der Takahara-Berater. „Hörst du mich, Sakura?“ fragte der Inu no Taishou. Sie nickte matt, noch immer nach Luft ringend. Allein aus dieser Kiste zu kommen, wäre ein Ding der Unmöglichkeit, zumal ihre Glieder taub waren. „Nach allem, was ich über menschliche Körper weiß, wird es dir sehr wehtun, wenn du aus der Kiste bist. Willst du warten, bis der Heiler hier ist?“ Sie schaffte es, den Kopf zu schütteln. Nein, keine Sekunde länger in dieser Lage. Und wenn es wehtun würde…lieber sich vor Dämonen als weich erweisen, als vor Menschen. Dennoch war sie überrascht, als sich der Hundefürst bückte, seine Hände behutsam unter sie schob. Allein das schmerzte schon und sie holte zischend Luft. Aber es würde gewiss noch viel schlimmer werden. Er hob sie ohne jede Mühe auf: „Richte ihre Arme und Beine, Sesshoumaru.“ Dieser war überrascht, gehorchte jedoch. Anscheinend war sie nicht in der Lage, ihre Gliedmaßen selbst zu bewegen. Menschen waren wirklich zerbrechliche Wesen. Sakura konnte den Gedanken nicht unterdrücken, dass sie vermutlich der einzige Mensch war, der gleichzeitig vier Hände von zwei Dämonen spürte, und das überlebte. Die Berührung des Hundeprinzen tat ihr weh, aber irgendwie schaffte sie es, sich darüber zu freuen. Dann floss doch wieder Blut, waren ihre Glieder noch nicht völlig abgestorben. Sie wurde auf die Matte abgelegt. „Danke…“ brachte sie hervor. „Weißt du, wer dich niedergeschlagen hat?“ Sie schüttelte den Kopf: „Verzeiht, Herr…“ „Es war Kaji.“ Der Hundefürst sah seitwärts: „Kümmere dich um sie, bis der Heiler da ist. Ich werde Fürst Takahara sagen, dass meine Krieger sein Schloss verlassen.“ Er ging mit gewissem Amüsement über den doch recht fassungslosen Gesichtsausdruck seines Sohnes. Sakura hatte etwas verwirrt zugehört, sah nun mit Tränen in den Augen zu dem Dämonenprinzen auf. Er sollte sich um sie kümmern? Wie sollte er das denn tun? Sie wusste, dass er so gut wie nichts von Menschen verstand. Wäre er ein Mann ihrer eigenen Art gewesen, hätte sie vielleicht gebeten, sie in den Arm zu nehmen, oder wenigstens ihre Hand zu halten. Aber das würde er sicher nicht tun. Und blamieren wollte sie sich auch nicht vor ihm, nun, mehr als sie es so schon getan hatte. Er sollte sie doch nicht verachten. Daher meinte sie mühsam: „Bitte, Lord Sesshoumaru, dreht Euch um. “ Ein wenig verwundert wandte er ihr den Rücken zu. Dann glaubte er zu begreifen. Sie wollte nicht, dass er sie weinen, ihre Schwäche sah. Eigentlich ein überraschender Charakterzug bei einem Menschen. Sakura war erleichtert. Natürlich würde er riechen können, dass sie weinte, aber er würde sie wenigstens nicht so kalt und verächtlich ansehen. Die Schmerzen setzten jetzt voll ein, und sie konnte nur noch mit Mühe verhindern, dass sie sich wimmernd zusammenkrümmte. Einige Zeit später kehrte der Inu no Taishou mit einem Dämonenkrieger zurück. Sesshoumaru drehte sich sofort um, neigte höflich den Kopf vor seinem Vater. „Der Heiler ist mit Kaji beschäftigt,“ erklärte dieser: „Fürst Takahara will ihn nach deiner…Behandlung...am Leben erhalten, bis der nunmehrige Fürst Suzuka hier eingetroffen ist und entscheiden kann, was mit dem Mörder seines Vaters geschehen soll.“ Ein Seitenblick zu dem Krieger: „Nimm die Heilerin und bringe sie ins Schloss, zu Neigi.“ Der Dämon warf einen vorsichtigen Blick in Richtung auf den Prinzen. Wie alle hatte er gehört, die Heilerin sei dessen Geliebte. So hob er Sakura fast behutsam auf, bemüht, jede unnötige Nähe zu vermeiden. Sie schloss die Augen. Nach Hause, zu Neigi...alles würde gut werden. Ihr Lehrer verstand sich auf Tränke, die die Schmerzen lindern würden. Alls würde gut werden. Ihre letzte Selbstbeherrschung gab nach und sie versank in tiefer Bewusstlosigkeit. Ihr Träger bemerkte es erschreckt. Unsicher, ob diese Menschenfrau schon tot war, beeilte er sich, sie bei Neigi-san abzuliefern. Hoffentlich würde niemand ihm die Schuld geben, wenn etwas schief gelaufen war. Er machte, dass er davonkam, während sich Neigi schon besorgt über seine Schülerin beugte. Vater und Sohn standen in der Halle des Schlosses im Westen, als sich der dämonische Heiler mit Verneigungen näherte. „Nun?“ Fragte der Inu no Taishou. Neigi kam heran: „Sakura ist jung und kräftig. Ich denke, sie wird den Zwischenfall ohne weitere Schäden überstehen, wenn Ihr ihr einige Tage Ruhe gestattet, Herr.“ „Genehmigt.“ „Danke.“ Während sich der Heiler zurückzog, meinte Sesshoumaru langsam: „Ich werde sie nicht mehr auf Ermittlungen mitnehmen.“ Der Hundefürst warf ihm einen raschen Blick zu, ehe er sachlich äußerte: „Diesmal hatte ich sie mitgenommen.“ „Verzeiht. Ich dachte nicht daran.“ Es war äußerst taktlos, einen Fürsten zu kritisieren. „Komm. Gehen wir baden. Und das andere werden wir sehen.“ Fast eine Woche später arbeitete Sakura wieder bei Neigi. Sie hatte die Haare aufgesteckt, um die Stelle zu verbergen, an der der Heiler sie hatte abschneiden müssen. Zum Glück hatte er ihr versprechen können, dass sie wieder nachwachsen würden. Neigi sah zur Tür, als diese geöffnet wurde und verneigte sich hastig: „Lord Sesshoumaru!“ „Lass mich mit Sakura allein.“ Dagegen gab es keinen Einwand und so erhob sich der Heiler und gehorchte. Seine Gehilfin spürte, wie ihr Herz rascher schlug. Wollte der Prinz sie tadeln, weil sie sich hatte niederschlagen lassen, Probleme verursacht hatte? Sie gar bestrafen? Sesshoumaru konnte ihre Aufregung wittern. Fürchtete sie, wieder zu einer Mörderjagd zu müssen? So sagte er: „Ich habe nicht die Absicht, dich noch einmal mitzunehmen.“ „Verzeiht mein Versagen“, brachte sie hervor. Das war die Höchststrafe, dachte sie unwillkürlich. Nicht mehr mit ihm reisen zu dürfen, nicht mehr bei ihm sein zu dürfen… Ihr Versagen? Er war erstaunt. Er hätte eher gedacht, dass sie ihm vorwerfen würde, er habe sie zu wenig geschützt. Nun, Sakura würde das nie aussprechen, das war ihm auch klar. Aber, dass sie sich für seinen Fehler entschuldigte? Das ließ eigentlich nur einen Rückschluss zu: „Du hast einmal gesagt, dass es dir Spaß machen würde, wenn ich einen Mörder überführe. Hat dein Erlebnis deine Meinung nicht geändert?“ Sakura hätte fast zu ihm empor gestarrt, senkte aber hastig wieder den Blick: „Nein, Lord Sesshoumaru.“ Er hatte doch nicht etwa Rücksicht auf sie nehmen, sie darum nicht mehr mitnehmen wollen? „Gut.“ Er drehte sich um und ging. Sie konnte nicht anders, als ihm mit klopfendem Herzen nachzublicken. Sie würde alles tun, um wenigstens ab und an in seiner Nähe sein zu können. ************************************************************ Da scheint sich jemand zu mögen. Ich hoffe, euch hat die Raterei Spaß gemacht. Wer Lust auf einen neuen Krimi hat: In wenigen Wochen werde ich den nächsten hochladen: Sie waren 12. Ein Mord im Kreis der ranghöchsten Dämonen, ein prominenter Angeklagter - und Sakura mittendrin. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält eine ENS, wenn dieser Krimi on kommt. Zunächst aber wird nächste Woche eine kleine Hundeyoukai-Kurzgeschichte kommen: Shiros Abschlussprüfung. Und "Es kann nur einen geben" gibt es ja auch noch^^ bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)