In remembrance of my brotherly love von monophobie (In Erinnerung an meine Bruderliebe) ================================================================================ Kapitel 4: Be buried in oblivion -------------------------------- Wochenende, Hikaru. Du hasst das Wochenende, weil du sie dann nicht sehen kannst. Wochenende. Ich liebe das Wochenende, da es die einzigsten Tage sind, die du nur mit mir verbringst. Hikaru, es ist die Zeit, die uns noch geblieben ist. Auch wenn du bereits alles zurückgelassen hast, in diesen Stunden bist du doch wieder da. Ein wildes Tier, dass sich nicht zähmen lässt und dennoch vor Hunger bettelnd wieder nach Hause zieht. Keine Ketten der Welt könnten dich weiter an mich binden, keine Mauern wären hoch genug und keine Meile wäre zu weit für dich. Du hast dein Ziel schon so lange ins Auge gefasst, Hikaru, es war klar, dass du dich deswegen entfernst. Dein Ziel liegt nur noch wenige Meter vor dir, Hikaru. Dein nächster Schlag wird ein Treffer. Die nächste Entscheidung eine Richtige. Doch richtig für wen, Hikaru? Ich sah deinem Spiel nur stumm zu, unfähig einzugreifen, dich bei mir zu behalten. Es waren meine stummen Schreie, mein kaltes Blut, dass dir zum Opfer fiel. Hikaru, solang ich hier gefangen war, hätte ich nichts bewirken können. Und so sehr meine eisernen Fesseln auch schmerzten, wie lang auch schon meine Seele blutete, ich habe es überlebt, weil deine Heilung, wenn auch von kurzer Dauer, für mich erreichbar war. Das Wochenende, Hikaru, die Stunden die ich gemeinsam mit dir verbrachte, dass war der Balsam für meine geschundenen Wunden. Hikaru, diese Zeit bedeutete alles für mich. Wie konntest du sie mir nehmen? ~Be buried in oblivion~ Ein Samstagmorgen wie sonst keiner. Als ich erwachte, lagst du noch neben mir, Hikaru und schliefst tief und fest. Deine Arme lagen immer noch um mich, verschränkten sich hinter meinem Rücken und wie friedlich du aussahst, Hikaru. Ich hätte in diesem Moment schreien können vor Freude. Du lagst noch hier, Hikaru, lagst bei mir. Ich konnte es nicht glauben, traute meinen Augen nicht, dass du wirklich noch bei mir warst. Jedes vorherige Wochenende, bist du vor mir aufgewacht, bist gegangen. Einfach so. Und nun, Hikaru? Du lagst bei mir, hast in allen Zügen diese Wärme genossen. Ich betete, hoffte, für alles was ich noch besaß, dass wieder alles normal sei, dass du für immer bei mir bleiben würdest. Oh, ich flehte um eine Besserung, ich flehte um Erlösung. Hikaru, hörtest du meinen stummen Hilferuf wirklich? Hattest du endlich verstanden, dass ich es genauso wollte? Du an meiner Seite, Hikaru, du allein in meinem Leben. Gib mir wieder Halt, Hikaru, ich habe ihn solang schon vermisst. Lass mich nieder wieder los, Hikaru. Lass mich nie wieder fallen. Vergiss mich nie wieder. ~Be buried in oblivion~ Vorsichtig löste ich eine Hand, strich durch deinen Nacken, bis du anfingst zu schmunzeln. Nur langsam hast du deine Augen geöffnet, mich dabei angelächelt. Du unterdrücktest ein Gähnen, hast dich näher an mich gekuschelt und wieder die Augen geschlossen. „Wie spät, Kaoru?“, fragtest du mich murmelnd und zogst die Decke etwas höher. „Gleich Zehn.“, antwortete ich, während ich dein Haar ordnete, mich zu dir kuschelte. Ein leiser Seufzer entkam deiner Kehle, dicht aneinander geschmiegt genossen wir die morgendliche Sonne. „Lass uns noch ein bisschen liegen bleiben, OK?“, seufztest du leise an mein Ohr, wandest dann den Rücken zu mir. „Kaoru? Kraulst du mich noch ein bisschen?“, wimmerste du, schobst dich an mich und wieder lachte ich nur leise, fing an dich zu kraulen, wie unter einer Selbstverständlichkeit. Ich hätte mir wünschen sollen, dass diese Stunden nie vorbeigehen sollten. Wir lagen bis Mittag im Bett, alberten rum, so wie wir es früher gern getan haben. Auch den restlichen Tag wichst du mir nicht mehr von der Seite, wir waren wieder eins, wir waren Mensch und Schatten zugleich. Endlich wieder Brüder, Hikaru. Du warst auf einmal wie ausgewechselt, dein Lächeln ehrlich und deine Freude immens. Du vergrubst dich nicht in irgendeinem Zimmer, sondern kamst zu mir, wolltest bei mir sein. Ich wusste nicht wieso, ich wusste nicht, was geschehen war, doch es freute mich. Ich freute mich wie ein Wahnsinniger, dass ich endlich das wieder hatte, was sonst ein so großes Loch bei mir hinterließ. Meine Freude war so groß, so riesig, dass ich vollkommen vergaß nachzudenken. Ich hatte einen Fehler begangen. Ich würde es spüren. Der Tag hätte nicht besser laufen können, Hikaru. Die Sonne schien so heiter wie dein Gemüt und heute machte mir auch ausnahmsweise die Hitze nichts aus. Ich hätte dich Ewigkeiten beim Bräunen beobachten können oder wie du dann im Pool herumgeplanscht hattest. Ich hätte diesen Tag am liebsten immer und immer wieder abgespielt. In meiner Erinnerung, Hikaru, da lebe ich ihn heute noch. Zum Abendbrot konntest du gar nicht mehr aufhören zu erzählen, kamst fast gar nicht zum essen, weil wir soviel lachten. Wären die Stunden nur nicht so verflogen, Hikaru, ich wäre noch bei dir. Als du fertig warst, hast du dich zurückgelehnt und gelächelt, sahst stumm zur Uhr, hast nebenbei deinen Kragen gerichtet. „Kaoru?“ Ich sah auf, aß gerade mein letztes Stück vom Fisch, schluckte es hinunter und erwiderte nur ein „Ja?“. Du sahst zur Seite, strichst dir dein Haar zurück. „Ich geh dann weg.“ Und sofort kehrte wieder diese Stimmung zurück. Aufbruch, Vergänglichkeit... dein neues Leben, Hikaru. „Wohin?“, wollte ich wissen, schob meinen Teller beiseite. Du sahst wieder zu mir, seufztest leise. „Ich wollte mit Haruhi in so eine neue Bar gehen...“ , drucktest du dich rum, neigtest den Kopf und sahst zu mir. Ich unterdrückte einen Aufschrei, bewahrte meine Fassung. „Ahja.“, erwiderte ich, atmete tief ein, „Wann gehst du los?“ Du erhobst dich, schobst deinen Stuhl wieder an den Tisch. „Jetzt.“ Du nicktest mir einfach nur zu, gingst dann hinaus in den Flur und nahmst deine Jacke. Ich hörte wie die Tür ins Schloss fiel und sofort, war die einstige Traurigkeit auf dieses Haus zurückgekehrt. Du und Haruhi, allein. Ich allein. Hikaru, ich spürte es. All deine Lügen, all dein Spiel. Wieso tatst du mir so weh, Hikaru? Hatte ich das wirklich verdient? Auf einmal zogen die Stunden nur so schleppend dahin, ich wälzte mich von einer Seite auf die andere, ohne Sinn und ohne darüber nachzudenken. Ich fühlte mich so im Stich gelassen. So allein. Hikaru, wie konntest du erst so fröhlich tun und mich nur einen Augenblick später so bitter verletzen? War das, dieses Date, der Grund für deine Freude? War es Haruhi an die du den ganzen Tag denken musstest? Das alles nur wegen ihr? Was schmerzte mehr, Hikaru? Diese Erkenntnis? Dein Blick? Dein Verhalten? Ich wusste es nicht. Wusste nichts mehr, spürte nichts mehr. Alles so leer, Hikaru. Geh aus meinem Kopf, verlass mein Leben; ich halte es nicht mehr aus. Die Sonne war schon lang untergegangen, da lag ich noch hier und starrte sinnlos in die Luft, mit den Gedanken bei dir. Es war bereits 23 Uhr. Du warst immer noch nicht Zuhause. Ich hielt die Bettedecke in der Hand, wartete auf das leise Fußtappen. Doch es regte sich nichts. Kein Licht, kein Geräusch. Ich starrte die Tür an, wartete, dass du wie jeden Abend kommen würdest, mich heilst, alles wieder gut machst. Hikaru, du musst doch kommen. Hikaru, komm bitte. Doch das Licht blieb aus, die Tür geschlossen. Die Bettdecke in meiner Hand wurde mit jeder Minute kälter, der Wind strich einsam durch mein Haar. Ich wartete, Hikaru, wartete auf meinen Retter, auf meinen Held, der wieder zu mir ins Bett kroch und Liebe verlangte. Ich wartete auf deine Nähe, den Moment in dem du wieder nur mir gehörtest. Ich wollte dich wieder bei mir haben, Hikaru, und dabei merken, dass man Prinzen nicht wachküssen kann. Ich rollte mich rum, sah auf den leeren Platz neben mir und seufzte schwer, strich über das leere Kissen. Wenn ich die Augen schloss, Hikaru, dann sah ich dich, dann spürte ich dich noch immer bei mir, obwohl du dich doch gerade in jeder Minute von mir entferntest. Du warst drauf und dran mich zu vergessen. Was wäre geschehen, wenn du es getan hättest? Ich kann die Leere, die ich fühlte, nicht mehr beschreiben, Hikaru. Diese eisige Kälte, die sich in mir ausbreitete, stechender als eine Nadel und so bittersüß, wie du einst schmecktest. Ich dachte ich kenne dich, ich dachte ich würde dich hören, doch anscheinend, Hikaru, war das alles nur eine Illusion. Und in dieser Nacht verblasste alles, was noch übrig war, Hikaru. Ich klammerte die Decke an mich, zitterte, doch längst nicht mehr aus Kälte, längst nicht mehr aus Müdigkeit. Ich zitterte vor Angst, Hikaru. Ich fürchtete, dass du nicht mehr zu mir zurück kamst. Angst und Verzweiflung sind ein tödliches Gemisch. Sie lassen dir die Tränen kommen, bis du daran erstickst, bis du in deiner Not doch zum Handy greifst und versuchst deinen Liebsten zu erreichen. Und mit einem noch größeren Schreck stellst du fest, dass er es ausgeschaltet hat. Ich wählte deine Nummer immer und immer wieder, wartete... doch es besserte nichts, es war aus, du wolltest nicht gestört werden. Angst und Verzweiflung sind ein tödliches Gemisch. Gepaart mit Wut und all deiner Liebe, wird es ungehalten. In meinem Rausch zertrümmerte ich das Handy, bereute es einen Moment später schon wieder. Ich stand auf, lief umher, legte mich wieder hin, rastete aus. All die ungesehenen Tränen, die ich in dieser Nacht verlor, fanden deinen Ursprung. Gegen Drei lag ich wieder im Bett, sah stumm der Uhr zu, wartete... Jede Sekunde schien eine Ewigkeit mit sich herzuschleppen. Die Nacht schien dunkler, der Wind kälter und doch alles so leer, so ohne Gefühl. Ich sah von der Uhr zur Tür, wieder zurück. Die Dunkelheit schien alles zu verschlucken. Bald hätte sie auch mich gefunden, Hikaru. Früher hast du mich beschützt nicht wahr? Vor dieser grausigen Einsamkeit, vor diesem Nichts und auf einmal... starb mein Held. Hikaru, alles wäre egal... wenn du nur wieder kommst, zurück kommst zu mir. Ich kann nicht ohne dich. Ich schlafe ohne dich nicht ein. Ich schloss die Augen, drückte das Kissen an mich. Hikaru, gib mir noch einen Blick. Deinen letzten Blick. Nur einen Augenblick für mich. Als ich die Augen wieder öffnete, waren zwei Stunden vergangen. Der Platz neben mir war immer noch leer und kalt, verlassen, unbewohnt. So war es also nun, Hikaru. Das hatte man aus uns gemacht. Zwei Fremde. Ich fühlte mich unerkannt, unverstanden. Du würdest mich nie wieder so sehen, Hikaru. Würdest mich nie wiedersehen. Selbst wenn ich dich suchen würde, würde dir folgen, egal wohin, bis an das Ende der Welt, Hikaru. Du hättest mich nicht mehr erkannt. Ich wäre ein Fremder, weder dein Liebster, noch dein Freund. Kein Bruder mehr. Du hast mich vergessen. Tbc ©-Dini *olé* A/N: Das war also der vorletzte Teil. :D Mit dem nun folgenden Epilog endet diese Fiction also hamstert euch schon mal einen genügenden Vorrat Taschentücher an. ;P Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)